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Schmerz/Schmerztherapie im Bereich der Gynäkologie

Date post: 25-Aug-2016
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Der Gynäkologe 12•2001 | 1165 Weiter- und Fortbildung Schmerztherapie Ein wichtiges Anliegen des Arztes ist es, den unterschiedlichen Arten schmerzhafter Syndrome adäquat zu begegnen. Grundlage jeder Schmerztherapie muss eine Analy- se der schmerzverursachenden Mechanismen sein. Insbesondere ist zu klären, ob es sich um ein akutes oder chronisches Schmerzsyndrom handelt. Schmerzformen Der akute Schmerz z. B. nach einer Operation wird über das nozizeptive Nervensys- tem vermittelt.Es nimmt den auf den Organismus schädigend wirkenden Reiz wahr, um nach Umwandlung des noxischen Reizes in Aktionspotenziale dessen Weiterlei- tung in das zentrale Nervensystem zu bewerkstelligen. Gleichzeitig erfolgt eine zen- trale Informationsverarbeitung, die zur Sinneswahrnehmung “Schmerz” mit seinen kognitiven und emotionalen Komponenten führt. Der adäquate Reiz für das nozi- zeptive System ist die Gewebsschädigung – also der noxische Reiz. Die Entstehungs- weise der verschiedenen Schmerzformen wird im Folgenden kurz dargestellt: Somatische Nozizeptorschmerzen entstehen durch die Erregung von Nozizep- toren der Haut, Skelettmuskulatur, Sehnenfaszien, Gelenke u. a. Viszerale Nozizeptorschmerzen entstehen durch Reizung von Schmerzrezep- toren in den inneren Organen des Brust- und Bauchraums. Neuropathische Schmerzen können durch Kompression oder Irritation peri- pherer Nerven entstehen: Schmerzen bei Polyneuropathien (diabetische Polyn- europathie, iatrogene Polyneuropathien durch bestimmte Chemotherapeutika) oder nach mechanischer Nervenläsion (posttraumatische Neuropathie).Auch das sympathische Nervensystem ist an der Entstehung und Erhaltung neuropa- thischer Schmerzsyndrome beteiligt. Chronische Schmerzen gehen häufig mit einer zusätzlichen Beteiligung des vegetativen Nervensystems einher. Nach der Schmerzdefinition (“der Schmerz ist ein unangenehmes Sinnes- und Ge- fühlserlebnis”) kommt der emotionalen Komponente beim Schmerz eine hohe Be- deutung zu. Die Intensität der Irritation von Schmerzrezeptoren ist nicht gleichbedeu- tend mit dem Ausmaß des wahrgenommenen Schmerzes. Die häufigste psychische Störung im Zusammenhang mit dem Leitsymptom Schmerz ist die anhaltende somatoforme Schmerzstörung, die früher auch als psy- chogenes Schmerzsyndrom bezeichnet wurde. Im Vordergrund steht eine mindes- Somatische Nozizeptorschmerzen Viszerale Nozizeptorschmerzen Neuropathische Schmerzen Chronische Schmerzen Schmerzdefinition Anhaltende somatoforme Schmerzstörung Definition: Schmerzen, die >6 Monate anhalten und durch eine körperliche Störung nicht erklärbar sind Gynäkologe 2001 · 34:1165–1176 © Springer-Verlag 2001 Prof. Dr. P. Dall Heinrich-Heine-Universität, Universitätsfrauenklinik, 40225 Düsseldorf E-Mail: [email protected] Redaktion Prof. Dr. L. Beck, Düsseldorf (Schriftleitung) Prof. Dr. D. Berg, Amberg Prof. Dr.T. Strowitzki, Heidelberg Prof. Dr. A. Pfleiderer, Freiburg (Für den Berufsverband der Frauenärzte e.V.) Prof. Dr. M. Link, Dresden Dr. A. Malter, München Die Beiträge der Rubrik „Weiter- und Fortbildung“ sollen dem Facharzt als Repetitorium dienen und dem Wissenstand der Facharztprüfung für Gynäkologen in Wieterbildung entsprechen. Die Rubrik beschränkt sich auf gesicherte Aussagen zum Thema. P.Dall · Universitätsfrauenklinik, Düsseldorf Schmerz/Schmerztherapie im Bereich der Gynäkologie
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Ein wichtiges Anliegen des Arztes ist es, den unterschiedlichen Arten schmerzhafterSyndrome adäquat zu begegnen. Grundlage jeder Schmerztherapie muss eine Analy-se der schmerzverursachenden Mechanismen sein. Insbesondere ist zu klären, ob essich um ein akutes oder chronisches Schmerzsyndrom handelt.

Schmerzformen

Der akute Schmerz z. B. nach einer Operation wird über das nozizeptive Nervensys-tem vermittelt. Es nimmt den auf den Organismus schädigend wirkenden Reiz wahr,um nach Umwandlung des noxischen Reizes in Aktionspotenziale dessen Weiterlei-tung in das zentrale Nervensystem zu bewerkstelligen. Gleichzeitig erfolgt eine zen-trale Informationsverarbeitung, die zur Sinneswahrnehmung “Schmerz” mit seinenkognitiven und emotionalen Komponenten führt. Der adäquate Reiz für das nozi-zeptive System ist die Gewebsschädigung – also der noxische Reiz. Die Entstehungs-weise der verschiedenen Schmerzformen wird im Folgenden kurz dargestellt:◗ � Somatische Nozizeptorschmerzen entstehen durch die Erregung von Nozizep-

toren der Haut, Skelettmuskulatur, Sehnenfaszien, Gelenke u. a.◗ � Viszerale Nozizeptorschmerzen entstehen durch Reizung von Schmerzrezep-

toren in den inneren Organen des Brust- und Bauchraums.◗ � Neuropathische Schmerzen können durch Kompression oder Irritation peri-

pherer Nerven entstehen: Schmerzen bei Polyneuropathien (diabetische Polyn-europathie, iatrogene Polyneuropathien durch bestimmte Chemotherapeutika)oder nach mechanischer Nervenläsion (posttraumatische Neuropathie). Auchdas sympathische Nervensystem ist an der Entstehung und Erhaltung neuropa-thischer Schmerzsyndrome beteiligt.

◗ � Chronische Schmerzen gehen häufig mit einer zusätzlichen Beteiligung desvegetativen Nervensystems einher.

Nach der � Schmerzdefinition (“der Schmerz ist ein unangenehmes Sinnes- und Ge-fühlserlebnis”) kommt der emotionalen Komponente beim Schmerz eine hohe Be-deutung zu.Die Intensität der Irritation von Schmerzrezeptoren ist nicht gleichbedeu-tend mit dem Ausmaß des wahrgenommenen Schmerzes.

Die häufigste psychische Störung im Zusammenhang mit dem LeitsymptomSchmerz ist die � anhaltende somatoforme Schmerzstörung, die früher auch als psy-chogenes Schmerzsyndrom bezeichnet wurde. Im Vordergrund steht eine mindes-

�Somatische Nozizeptorschmerzen

�Viszerale Nozizeptorschmerzen

�Neuropathische Schmerzen

�Chronische Schmerzen

�Schmerzdefinition

�Anhaltende somatoformeSchmerzstörung

Definition: Schmerzen, die >6 Monate

anhalten und durch eine körperliche

Störung nicht erklärbar sind

Gynäkologe2001 · 34:1165–1176 © Springer-Verlag 2001

Prof. Dr. P. DallHeinrich-Heine-Universität, Universitätsfrauenklinik, 40225 Düsseldorf

E-Mail: [email protected]

RedaktionProf. Dr. L. Beck, Düsseldorf (Schriftleitung)

Prof. Dr. D. Berg, Amberg

Prof. Dr.T. Strowitzki, Heidelberg

Prof. Dr. A. Pfleiderer, Freiburg

(Für den Berufsverband der Frauenärzte e.V.)

Prof. Dr. M. Link, Dresden

Dr. A. Malter, München

Die Beiträge der Rubrik „Weiter- und

Fortbildung“ sollen dem Facharzt als

Repetitorium dienen und dem Wissenstand

der Facharztprüfung für Gynäkologen in

Wieterbildung entsprechen.

Die Rubrik beschränkt sich auf gesicherte

Aussagen zum Thema.

P.Dall · Universitätsfrauenklinik, Düsseldorf

Schmerz/Schmerztherapie imBereich der Gynäkologie

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tens 6 Monate anhaltende Schmerzsymptomatik, die durch eine körperliche Störungalleine nicht hinreichend erklärt werden kann. So ist häufig bei einem chronischenSchmerz mit einer ununterbrochenen Schmerzdauer von 3–6 Monaten eine Beein-trächtigung der emotionalen Ebene durch Störung der Befindlichkeit, der Stimmungund des Denkens festzustellen. Auf der sozialen Ebene kommt es häufig zu Störun-gen der sozialen Interaktion mit entsprechenden Auswirkungen auf das private undberufliche Leben.

Eine � ausführliche Schmerzanamnese ist die wichtigste Grundlage für die Dia-gnosestellung. Sie beinhaltet:die Schmerzlokalisation,den zeitlichen Ablauf,das Verhalten bei Schmerzen,die bisherige Therapie unddie psychosozialen Begleitumstände.

Nichttumorbedingte Schmerzursachen im Bereich der Gynäkologie

Die meisten akuten Schmerzen sind als Warnsymptom zu werten und sollten dia-gnostisch abgeklärt und einer kausalen Therapie zugeführt werden. Parallel solltefrühzeitig zur raschen Schmerzkontrolle eine � symptomatische Schmerztherapieeingeleitet werden, deren Art von der jeweiligen Schmerzintensität, dem Schmerz-charakter und der zu erwartenden Dauer der schmerzhaften Phase abhängt.Im Rahmen von � Bauchhöhleneingriffen ist in den ersten 48–72 h postoperativ häu-fig eine Kombination peripher und zentral wirkender Analgetika (z. B. Dipidolor/No-valgin, s. auch Stufenplan der Analgesie) indiziert, da die Eröffnung des Peritoneumsper se starke Schmerzen hervorruft. Eingriffe ohne größere Läsionen am Peritoneumund den inneren Organen (z. B. Mammaoperationen, Laparoskopien, vaginale Ope-rationen), sind bezüglich ihrer Schmerzverursachung meistens mit peripheren An-algetika allein zu beherrschen.

Zu den akuten Schmerzen im Bereich der Gynäkologie zählen weiterhin ent-zündlich bedingte Unterbauchbeschwerden,endometriosebedingte Beschwerden undSchmerzen im Zusammenhang mit der Periodenblutung. Eine Sondergruppe dernichttumorbedingten Schmerzen bilden lumbale Schmerzzustände, die nicht chro-nisch und in etwa 10–20% gynäkologisch bedingt sind und als Kreuzschmerzen wahr-genommen werden. Wichtigste Differenzialdiagnose sind Schmerzen mit orthopä-dischen Ursachen im Bereich der Lumbosakralregion.

Neuropathische Schmerzen kommen gelegentlich in Form von � Phantom-schmerzen, z. B. nach Hysterektomie und Mammaablatio, vor. Das chronische Unter-bauchschmerzsyndrom in der Gynäkologie (� Chronic-pelvic-pain-Syndrom, CPPS)ist eine wichtige somatoforme Schmerzstörung, wobei sowohl psychische wie orga-nische Störungen (Adhäsionen nach vorangegangenen Unterbauchoperationen) be-achtet werden müssen (hierzu Der Gynäkologe 34, 2001, S 299). Mit Ausnahme derpostoperativen Schmerztherapie bei ausgedehnten Bauchoperationen per laparoto-miam folgt die Schmerztherapie auch bei nichttumorbedingten Schmerzen dem 3-Stufen-Konzept der WHO (s. unten). Dadurch reduziert sich deutlich die benötigteDosis an morphinartigen Substanzen. Ebenso hilft die kontinuierliche Analgetikag-abe den Gesamtverbrauch herabzusetzen.

Tumorschmerztherapie

Aus pathophysiologischer Sicht sind Tumorschmerzen überwiegend somatische oderviszerale Nozizeptorschmerzen. Etwa 30% der Patienten klagen zusätzlich über neu-ropathische Schmerzen. Bedeutsam ist die psychische Reaktion des Patienten auf dieSchmerzwahrnehmung. Deshalb müssen alle Faktoren, die die Schmerzintensität be-einflussen können, in die Behandlung der Tumorschmerztherapie mit einbezogenwerden.Die Schmerzintensität und der Analgetikaverbrauch lassen sich senken,wenndie Patienten von � Begleitproblemen befreit sind. Dies bedeutet beispielsweise, dassFamilienangehörige in die Behandlung integriert werden, Patienten nicht alleine ge-lassen werden, soziale Hilfsdienste eingeschaltet werden usw.

�Ausführliche Schmerzanamnese

Die meisten akuten Schmerzen sind ein

Warnsymptom

�Symptomatische Schmerz-therapie

�Bauchhöhleneingriffe

�Phantomschmerzen

�Chronic-pelvic-pain-Syndrom

Auch bei nichttumorbedingten Schmer-

zen: 3-Stufen-Konzept der WHO

Tumorschmerzen können somatische

oder viszerale Nozizeptorschmerzen und

neuropathische Schmerzen sein

�BegleitproblemeDas periphere Analgetikum muss beibe-

halten werden

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Behandlung chronischer Schmerzen

Grundregeln für die medikamentöse Therapie chronischer Schmerzen sind:◗ regelmäßige Einnahme nach festem Zeitschema,◗ individuelle Dosierung und kontrollierte Dosisanpassung und◗ Prophylaxe von Nebenwirkungen durch Begleitmedikamente.

Wichtig ist,dass die Medikamentengabe erfolgen muss,bevor der schmerzstillende Ef-fekt der vorangegangenen Applikation aufgebraucht ist.Nur auf diese Weise ist es mög-lich, die Erinnerung an und die Furcht vor dem Schmerz nicht aufkommen zu lassen.

3-Stufen-Schema der WHO

Die WHO hat 1986 ein 3-Stufen-Schema zur medikamentösen Therapie tumorbe-dingter Schmerzen vorgestellt.An erster Stelle stehen nichtsteroidale Analgetika/An-tiphlogistika (NSAR), gefolgt von Stufe II, bei der ein Stufe I-Analgetikum mit mit-telstark wirksamen Opioiden, wie Tramadol, Dihydrocodein oder Tilidin, kombiniertwird. Im Rahmen der Stufe III werden die Stufe-II-Opioide durch stark wirksameOpioide vom Morphintyp (Morphin, Oxycodon, Buprenorphin, Fentanyl) ersetzt unddas periphere Analgetikum unbedingt beibehalten.

Stufe I: periphere, nichtopioidhaltige Analgetika

Wichtige, nichtopioidhaltige Analgetika sind im Folgenden und in Tabelle 1 darge-stellt:◗ � Acetylsalicylsäure (Aspirin®) ist ein gut wirksames Analgetikum, Antiphlogis-

tikum und Antipyretikum – es kann auch intravenös appliziert werden.◗ � Paracetamol (ben-u-ron®) ist ein gut wirksames Analgetikum mit überwie-

gend peripherem Angriffspunkt. Es wirkt ebenfalls antipyretisch, aber nicht anti-phlogistisch. Es ist gut verträglich und es findet keine Tolerenz- und Abhängig-keitsentwicklung statt.

◗ � Metamizol (Novalgin®) hat eine hohe analgetische Potenz und ist nicht nuranalgetisch und antiinflammatorisch wirksam, sondern auch fiebersenkend undspasmolytisch. Als besonderes Indikationsgebiet sind kolikartige Schmerzen,aber auch Schmerzen bei malignen Tumoren zu nennen.

◗ Die nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) eignen sich auch zur Behandlungvon Knochen-, Gelenk- und Muskelschmerzen (Polyarthritis, Lumbago), wobeiIndometacin, Diclofenac, Naproxen und Ibuprofen in ihrer analgetischen Wir-kung vergleichbar sind. Alle diese � Cyclooxygenase-I-/II-Hemmer tragen einulzerogenes Potenzial über eine Schwächung der Schleimbarriere der Magen-schleimhaut. Seit neuerem ist mit Celecoxib (Celebrex®) ein selektiver COX-II-Inhibitor auf dem Markt, dem bei gleicher analgetischer Potenz eine geringereulzerogne Potenz bescheinigt wird. Ferner liegen präliminäre Daten bezüglichkarzinopräventiver Eigenschaften vor.

Nach Tumoroperationen,Bestrahlung oder bei direkter (Tumorinfiltration) oder indi-rekter (Operation, Bestrahlung) Affektion von Knochen- oder peripheren Gewebenkommt es zur Steigerung der lokalen � Prostaglandinsynthese. Diese führt zur Rei-zung peripherer, sensibler Nervenendigungen. Diese Art des Schmerzes ist somit über� Prostaglandinsynthesehemmer wirksam zu bekämpfen (s.Tabelle 1).Mittel der ers-ten Wahl in dieser Gruppe sind, aufgrund ihres günstigen Nebenwirkungsprofils,◗ Paracetamol,◗ Metamizol und◗ Ibuprofen.

Alle 3 Präparate können im 4- bis 6-stündlichen Abstand verabreicht werden. Meta-mizol verursacht in seltenen Fällen eine Agranulozytose; regelmäßige Blutbildkon-trollen sind erforderlich. Bei Erkrankungen mit ausgeprägter Leberschädigung istParacetamol relativ kontraindiziert, da es in höherer Dosierung (mehrere Grammtäglich), wegen ausschließlicher Metabolisierung über die Leber, diese schädigen

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�Acetylsalicylsäure

�Paracetamol

�Metamizol

�Cyclooxygenasehemmer

�Prostaglandinsynthese

�Prostaglandinsynthesehemmer

CAVE: Metamizol verursacht in seltenen

Fällen eine Agranulozytose

Paracetamol: Bei ausgeprägter Leber-

schädigung relativ kontraindiziert

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Vorteil der geringen Sedierung

�Codeinderivate

�Tramadol

Tramadol nicht mit Morphin oder

Fentanyl kombinieren

kann. Deshalb ist insbesondere bei Zustand nach Hepatitis B oder -Non-A-Non-B,bei Leberzirrhose oder Lebermetastasierung Vorsicht geboten. Kontrollen der Lebe-renzyme sind in diesem Falle notwendig.

Wenn trotz ausreichender Dosierung und adäquater onkologischer Therapie dieSchmerzen nicht über reine periphere Analgetika beherrschbar sind, sollte in einem2. Schritt die Einnahme eines dieser Präparate mit einem schwach opioidhaltigen An-algetikum der Stufe II kombiniert werden [8].

Tabelle 1Stufe I der Analgesie: Pheriphere, nichtopioidhaltige Analgetika

Freiname Handelsname (Beispiele) Einzeldosis Dosisintervall [h] Bemerkungen, NW, KI

ASS Aspirin Tbl. 500–1000 mg 4–6 Gastrointestinale NW nach dem Essen, mit MilchASS Ratiopharm KI: Ulcus pepticum, Blutungsneigung

(z. B.Thrombopenie)Acesal Tbl. CAVE: Asthma bronchiale

Gut wirksam bei KnochenschmerzenParacetamol Benuron Tbl. 500–1000 mg 4–6 Lebertoxizität bei >6–10 g/Tag

Paracetamol ratiopharm 500–1000 mg; 4–6 Leukopenie/allerg. Agranulozytose möglich! Metamizol Novalgin Tbl.; Trpf. 20–40 Trpf. Blutbildkontrolle

(1 ml = 20 Trpf. = 500 mg);Supp. (1 g)Analgin Tbl. CAVE: AnaphylaxieBaralgin Tbl. i. v. auch spasmolytische Wirkung

Diclofenac Voltaren 25–100 mg 6–8 Schwindel, OhrensausenKI s. ASS

Ibuprofen ret. Imbun ret. 800 mg 12 Bei ASS-Unverträglichkeit versuchenFlurbiprofen Froben Drg. (50/100 mg); 50–100 mg 4–12 Schwindel, Somnolenz, Störungen der

Supp. (100 mg) HämatopoeseNaproxen Proxen Tbl. 500 mg 12 Gastrointestinale BeschwerdenCelecoxib Celebrax 200–400 mg 24 Selektiver COX-II-Hemmer

Ödeme, gastrointestinale BeschwerdenCAVE: Nieren- und LeberfunktionsstörungenCAVE: gleichzeitige Warfarin-Medikation

Stufe II: mittelstark wirksame Opioide plus NSAR

Die schwachen, opioidhaltigen Analgetika (Tabelle 2) haben gegenüber den stärkerenPräparaten den Vorteil, dass sie kaum sedierend wirken. Hier sind hauptsächlich dieCodeinderivate und das Tramadol zu nennen. Die � Codeinderivate sind neben ih-rer analgetischen Wirkung sehr gut einzusetzen bei:◗ unproduktivem Reizhusten im Rahmen von Bronchialkarzinomen,◗ Lungenmetastasen oder◗ einer entzündlichen oder malignen Pleuraaffektion.

Die antitussive Wirkung führt zu einer Entspannung,verbessert die nächtliche Schlaf-tiefe und verlängert somit die Erholungsphasen der Patientinnen. Codein oder Dihy-drocodein können in 4-stündlichen Intervallen appliziert werden. Die etwas obstipie-rende Wirkung sollte über stuhlregulierende Maßnahmen ausgeglichen werden.

Das stärkste Antitussivum der Codeinderivate ist das Hydrocodon, welches im8- bis 12-stündlichen Intervall gegeben werden kann. Tramal® (� Tramadol) findetvornehmlich Anwendung bei Patientinnen mit mäßig ausgeprägten Schmerzsyndro-men, bei denen alleine verabreichte periphere Analgetika nicht ausreichend oder auf-grund von Nebenwirkungen (Magenulkus) absolut oder relativ kontraindiziert sind.In Tropfenform ist eine 2- bis 4-stündliche Gabe möglich. Das Retardpräparat hat ei-ne Wirkdauer von 8–12 h.. Tramadol sollte nicht mit Morphin oder Fentanyl kombi-niert werden, da es partialantagonistische Wirkungen ausübt.

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Häufig flexibler Wechsel der

Darreichung nötig

�Orale Morphinpräparate

�Suppositorien

�Transdermale Systeme

Obstipation seltener

�Compliance

Ausgeprägte Infiltrationen des Periosts oder peripherer Nervenplexus – um nur2 Beispiele langfristig bestehender Schmerzsyndrome zu nennen – führen zu solchausgeprägten Schmerzen, dass hier nur noch die Anwendung eines starken Opioids(Tabelle 3) Linderung verschafft (bezogen auf alle nichtinvasiven Möglichkeiten), [5].Hier ist ebenfalls eine Kombination mit peripheren Analgetika indiziert.

Stufe III: stark wirksame Opioide plus NSAR

Bei ihnen steht ein ganzes Spektrum von verschiedenen Präparaten und v. a. auchDarreichungsformen zur Verfügung. Der oft reduzierte Allgemeinzustand der Pati-entinnen erfordert zu diesem Zeitpunkt häufig die Möglichkeit eines flexiblen Wech-sels der Darreichung. Besonders bei der oralen Applikation ist sorgfältig darauf zuachten, ob die gastrointestinale Resorption durch die Grunderkrankung ggf. beein-trächtigt ist und ob nicht, statt die orale Dosis zu erhöhen, auf ein transdermales Sys-tem umgestellt werden sollte.

Bei den � oralen Morphinpräparaten unterscheidet man◗ kurzwirksame Präparate,◗ mittellangwirksame Präparate und◗ langwirksame Präparate.

Kurzwirksame Präparate sind z. B. das Morphinsulfat in Sevredol® (4-stündlichesDosisintervall) und die Morphintropfen (dito). Beide können zur Linderung akuterSchmerzattacken und zur flexiblen Ersteinstellung und Dosisfindung beitragen.

Bei eingeschränkter gastraler Resorption ist neuerdings auch die Gabe von� Suppositorien im 4-stündlichen Intervall möglich. Ein mittellangwirksames, im12-stündlichen Dosisintervall zu verabreichendes Präparat stellt das MST®-Retard-Granulat dar, das besonders geeignet ist für Patienten mit Schluckbeschwerden odermit einer Abneigung gegen Tabletteneinnahme. Einmal täglich gegeben werden kanndas langwirksame MST Continus®, welches jedoch nur bei Tagesdosierungen bis180 mg sinnvoll ist.

Diesen oralen oder rektalen Präparaten steht die Gruppe der � transdermalentherapeutischen Systeme gegenüber.Das Fentanyl TTS ist in verschiedenen Dosierun-gen erhältlich, die zwischen 25 und 100 µg/h Fentanyl in den Körper abgeben.Vortei-le sind die praktische Handhabung und das Umgehen einer Tabletteneinnahme. Zu-sätzlich verursacht es seltener Obstipation als Morphinderivate. Die � Compliance

Tabelle 2Stufe II: Schwache, opioidhaltige Analgetika (in Kombination mit Stufe-I-Analgetikum!)

Freiname Handelsname (Beispiele) Einzeldosis Dosisintervall [h] Bemerkungen, NW, KI

Codein Codeinum phosph. comp. 30/50 30–100 mg 4 Antitussive Wirkung (bereits bei nochnicht analgetischer Dosis), Obstipation

Dihydrocodein Paracodin Trpf. 7,5–10 mg 4(= 15–20 Trpf.)

DHC mundipharma ret. 60–180 mg 12 Antitussive Wirkung, Obstipation,Tbl. 60/90/120 Übelkeit

Hydrocodon Dicodid (10 mg Tbl./ 7,5–15 mg 12 Antitussivum der Wahl bei starkem/ 15 mg Lsg. s.c.) schmerzhaftem Husten, der zu schweren

Komplikationen oder lebensbedrohlichen Zuständen führt, besonders bei Lungenliliae und/oder Pleuraerguss

Tramadol Tramal Trpf./Kps. 50–100 mg 2–4 Übelkeit, Erbrechen, Schwitzen,(20–40 Trpf.; bis 400 mg/Tag) Mundtrockenheit, Obstipation

Tramundin Tbl. 12 Partialantagonist, nicht mit Morphin/ Fentanyl kombinieren

Tramundin ret. Kaum anfängliche VigilanzminderungTramal long Kreislaufstabilität

Gut für Alterspatienten geeignet

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der Patienten ist in der Regel recht hoch, weil die Einnahme eines Schmerztherapeu-tikums über ein Pflaster weniger invasiv erscheint. Die Haltbarkeit eines Pflasters be-trägt 72 h, die Kombination zweier oder mehrerer Pflaster ist möglich.

Für kurzfriste, akute Schmerzereignisse bietet sich � Buprenorphin als Sublin-gualtablette an.Aufgrund seines partialantagonistischen Effekts sollte es jedoch nichtmit Morphinpräparaten kombiniert werden. Die Wirkdauer beträgt 6–8 h. Als Dau-ertherapie ist Buprenorphin jedoch nicht zu empfehlen.

Aufgrund der chronisch obstipierenden Wirkungen der Morphinderivate ist aufeine regelmäßige Darmtätigkeit zu achten. Hier sind milde Laxantien als Begleitme-dikation erforderlich. Die Dosierung kann individuell an die Situation und den Be-darf des Patienten angepasst werden. Typische Präparate sind die Lactulose- bzw. La-xoberal®-Tropfen sowie das Agarol®. Da alle 3 Präparate eine rein lokale, intestinale

Kombination mehrerer Pflaster möglich

�Buprenorphin

Laxantien als Begleitmedikation

Tabelle 3Stufe III: Starke opioidhaltige Analgetika (rezeptpflichtige Betäubungsmittel)

Freiname Handelsname (Beispiele) Einzeldosis Dosisintervall [h] Bemerkungen, NW, KI

Morphin MST mundipharma ret. Ab 10 mg nach 8–12 Retardpräparat10/30/60/100/200 Tbl. oben offen

Oral Als Ganzes schluckenObstipation, Übelkeit, Erbrechen,MüdigkeitBei stabilen Schmerzzuständen in der Regel 12 stündiges Intervall ausreichend

Sevredol 10/20 Tbl. Ab 10 mg nach oben offen 4 Zur Ersteinstellung auf Morphin (Dosisfindung) und Kupierung akuter Schmerattacken

Morphintropfen 5–40 mg, 1 ml = 5 mg 4 Rezeptur z. B.: Morphinum hydrochlo-ricum 500 mg, Aqua des. ad 100 ml

MST Retard-Granulat 20/30 Btl. Ab 20 mg 12 s. MSTGeeignet für Patienten mit Schluck-beschwerden oder Abneigung gegen Tabl.

MST Continus 30/60 Tbl. 30–120 mg 24 Bei Tagesdosierungen ab 180 mg ist MST ret. sinnvoller

Rektal MSR 10/20/30 Ab 10 mg 4mundipharma Supp.

Parenteral Morphin merck 10/20/100 Amp. Ab 10 mg 4 (s.c.) Äquivalenzdosierung: 1/3 bis 1/4 der oralen Morphindosis i.v.Kontinuierliche Gabe über Perfusor/Pumpe

Fentanyl TTS Durogesic Pfl. 25/50/75/100 µg/h 25 bis ca. 500 µg 72 s. GebrauchsinformationSinnvoll etwa ab MST Tagesdoosierung von 60 mgÄquivalenzdosierung laut Tabelle des HerstellersSeltener Obstipation als bei Morphin,höhere TagesvigilanzWirkt auch bei gastrointestinalen Resorptions- und SchluckstörungenEinfachere Handhabung, höhere Compliance

Oxycodon Oxygesic Ab 10 mg 12 Seit 1998 auf dem MarktIn Deutschland nur begrenzte Erfahrung

Hydromorphon Dilaudid p.o. ab 4 mg 12 Gute Verträglichkeit bei s.c.-Applikation (8 mg p.o. = 2 mg s.c. )

s.c. ab 2 mg 4–6i.v. ab 0,2 mg 4–6

Buprenorphin Temgesic subl.Tbl. 0,2–0,4 mg 6–8 Ceiling-Effekt bei 4–5 mg/Tag (Wirkung nimmt wieder ab)Partialantagonist, nicht mit Morphin/Fentanyl kombinieren

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�Laxantienabusus�Übelkeit

�Dauerverweilkathetersystem

�Kontinuierliche Morphintherapie

�Operation�Nervenblockade

�Periduralanästhesie

�Akupunktur

�Kortikosteroide

�Antidepressiva

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Wirkung ausüben, besteht hier die geringste Gefahr für Nebenwirkungen durch chro-nischen � Laxantienabusus. Eine durch Morphinderivate hervorgerufene � Übel-keit kann durch zentralwirksame Antiemetika wie Haloperidol 0,3–0,5 mg in Inter-vallen von 8–12 h oder Paspertin®-Tropfen (Metoclopramid) alle 4–5 h wirksam be-handelt werden.

Kontinuierliche invasive Verfahren der Analgesie

Onkologische Patientinnen erreichen oft einen Zeitpunkt während ihres Krankheits-verlaufs, an dem eine Kombination von oralen und transdermalen Analgetika nichtausreichend wirksam ist. Bei diesen Patientinnen ist eine intravenöse Dauertherapiemit Morphin zu empfehlen. Dazu wird in Lokalanästhesie ein Portsystem als i.v.-� Dauerverweilkathetersystem infraklavikulär implantiert (Zeitaufwand:30–40 min). Der infraklavikulär subkutan gelegene Port kann mit einer speziellenPortnadel viele tausend Mal punktiert werden und ermöglicht neben der Durchfüh-rung von Blutentnahmen und der Infusionstherapie die � kontinuierliche Morphin-therapie [6Dazu wird über das Portsystem eine Morphinpumpe in Taschenformatangeschlossen, die individuell dosiert werden kann und in jede Jackentasche passt.Die Patientin muss die Schmerzen nicht mehr länger als Ursache ihrer Immobilitäterleben. Vielen Patientinnen kann dieses Verfahren zu unverhoffter Mobilität auchin therapeutisch ausweglosen Situationen verhelfen.

Wenn eine effektive Schmerzausschaltung durch eine gezielte invasive Methodeerreicht werden kann, besteht eine Indikation zur � Operation. Eine periphere oderzentrale � Nervenblockade kann, zur längerfristigen oder endgültigen Blockade ein-zelner Nervenfasern, mit langwirkenden Lokalanästhetika bzw. mittels Alkohol oderPhenol durchgeführt werden. Ein Problem stellen die gemischt innervierten, moto-rischen und sensiblen Nerven dar, da es neben der möglichen Missempfindung zustörenden motorischen Ausfällen kommen kann. Die � Periduralanästhesie kannausgeprägte Schmerzsydrome beispielsweise im Bereich des Abdomens und Retro-peritoneums effektiv blockieren. Hier werden Morphinderivate eingesetzt, welchemittels Katheter direkt in den Periduralraum appliziert werden [4].

Die � Akupunktur gehört zu den Gegenirritationsverfahren mit segmentalenHemmechanismen und scheint eine endogene Opioidfreisetzung zu stimulieren. DieTherapie stärkerer Schmerzen ist mit dieser Methode jedoch meist nicht möglich.

Koanalgetika mit spezifischen Zielsetzungen

Neben diesen Standardanalgetika gibt es verschiedene Substanzgruppen, die er-wünschte Begleiteffekte hervorrufen, die analgetische Wirkung verstärken und so dienotwendige Dosis der Analgetika vermindern können [1, 14].

� Kortikosteroide sind indiziert bei:erhöhtem intrakraniellen Druck (Hirnmetastasen),perineuralem Ödem,Verdacht auf Nerven- oder Weichteilinfiltration,Leberkapselspannungschmerz und zurStimmungsaufhellung und Aktivitätssteigerung.Viele Patientinnen fühlen sich nach Kortikosteroideinnahmen subjektiv besser. Stan-dardpräparat ist das Dexamethason (Fortecortin®) in einer Dosierung von 1- bis 2-mal 8 mg/Tag.

Diesen stimmungsaufhellenden Charakter der Begleitmedikation kann der The-rapeut durch � Antidepressiva verstärken. Insbesondere bei neuropathischenSchmerzen mit Brennschmerzkomponente, bei operativen Nervenläsionen oder Po-lyneuropathien nach Chemotherapie oder Radiatio ist die zusätzliche Gabe von An-tidepressiva hilfreich und sinnvoll. Am häufigsten wird das Amitryptilin (Saroten®)in einer Dosierung von 10 bis maximal 75 mg/Tag verwandt.Auf folgende Nebenwir-kungen ist zu achten!◗ Müdigkeit,◗ Mundtrockenheit,◗ Obstipation und◗ orthostatische Regulationsstörungen.

Page 8: Schmerz/Schmerztherapie im Bereich der Gynäkologie

Als Alternative gilt das Doxepin (Aponal®) in gleicher Dosierung mit ähnlichem Wir-kungs- und Nebenwirkungsprofil.

Neuropathische Schmerzen durch Nerveninfiltration oder Nervenkompressionkönnen mittels Einnahme von � Antikonvulsiva abgeschwächt werden. Carbamaze-pin (Tegretal®) führt so auch zu einer Reduktion der erforderlichen Analgetikadosis.Falls es im Falle einer Opioidtherapie zu starker Übelkeit oder Erbrechen kommt,kann diese häufig mit der Einnahme von Neuroleptika abgeschwächt werden. Hiersind insbesondere zu nennen:◗ Haloperidol (Haldol®),◗ Promethazin (Atosil®) und◗ Levomepromazin (Neurocil®).

Letztere 2 Substanden sind auch indiziert zur Sedierung bei präfinalen Patienten [11].Klassische Nebenwirkung der Neuroleptika sind das Auftreten eines Parkinsonoidsund parasympatholytische Effekte.

� Bisphosphonate greifen aktiv in den Knochenstoffwechsel ein, indem sie dieAktivität von Osteoklasten hemmen und die Aktivität von Osteoblasten und somitden Knochenaufbau fördern. Diesbezüglich senken sie die Frakturgefährdung bei os-teolytischen Metastasen und mindern eine metastasenbedingte Hyperkalzämie. EinVertreter dieser Art ist die Pamidronsäure (Aredia®), die in einer Dosierung von 60oder 90 mg alle 3 Wochen i.v. appliziert werden sollte. Neben einer Stabilisierung desKnochens kommt es zu einer deutlichen Reduktion der Knochenschmerzen.

Die Übersicht der Möglichkeiten einer effektiven Schmerzbehandlung zeigt dasenorme Spektrum an Möglichkeiten auf, die dem in Praxis und Klinik tätigen Arztheutzutage zur Verfügung stehen. Jeder Arzt sollte sich dieser entscheidenden Hilfenim Hinblick auf eine Verbesserung der Lebens- (wie Sterbens)qualität der Patientin-nen bewusst sein [2, 3, 5, 7, 9, 10, 12, 13, 15, 15].

Literatur1. Adamietz A, Beck D, Gralow I et al. (1999) Leitlinien zur Tumorschmerztherapie.Tumordiagn Ther 20:

105–129

2. Angell M (1982) The qualitiy of mercy. N Engl J Med 306: 98–99

3. Bodden-Heidrich R (2001) Chronische Unterbauchschmerzen “chronic pelvic pain syndrome”. Ein multifak-

torielles Krankheitsbild mit Indikation zur interdisziplinären Behandlung. Gynäkologe 34: 299–306

4. Brown DV,Mc Carthy RJ (1995) Epidural and spinal opioids. Curr Opin Anaesth 8: 337–341

5. Cherny NI, Portenoy RK et al. (1994) Medikamentöse Therapie von Tumorschmerzen. Schmerz 8: 195–209

6. Dall D (2000) Schmerztherapie in der Praxis. Gynäkologe 33: 483–488

7. Egle UT (2000) Die somatoforme Schmerzstörung. Dtsch Ärzteblatt 97: 1121–1125

8. Freye E (1998) Opioide in der Medizin: Wirkung und Einsatzgebiete zentraler Analgetika, 4. Aufl. Springer,

Berlin Heidelberg New York Tokio

9. Klaschik E (1998) Medikamentöse Schmerztherapie bei Tumorpatienten – Ein Leitfaden, 5. überarbeitete

Aufl.

10. Kütemeyer M (2001) Phantomartige Schmerzen nach Hysterektomie und Mammaablatio. Gynäkologe, 34:

220–22

11. Link J, Eyrch H (Hrsg) (1989) Analgesie und Sedierung in der Intensivmedizin. Springer, Berlin Heidelberg

New York Tokio

12. Müller-Schwefe G (1999) Ein Risiko für ältere Patienten? Klinikarzt 30: 4

13. Schröder W (1999) Supportive, palliative Therapie beim metastasierten Mammakarzinom. Gynäkologe 32:

710–723

14. Striebel HW (1999) Therapie chronischer Schmerzen: Ein praktischer Leitfaden, 3. Aufl. Schattauer, Stutt-

gart New York

15. Wörz R (2000) Rückenschmerzen: Leitlinien der medikamentösen Therapie, Urban & Vogel, München,

S 7–33

16. Zenz M (2001) Lehrbuch der Schmerztherapie.Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart

�Antikonvulsiva

�BisphosphonateEffiziente Schmerzbehandlung

ist möglich

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Fragen zur Zertifizierung

1. Welche Aussage trifft zu? Laxantiensollen bei der Dauertherapie mitmorphinergen Substanzen gege-ben werden:

a) Niemals.

b) Bei Obstipation.

c) Bei abdominalen krampfartigen

Beschwerden.

d) Immer nach individueller Anpassung

der Laxantienart und –dosis.

e) Nur bei i.v.-applizierten Opioiden.

2. Welche Aussage trifft zu? Bei derWHO-Stufe-III-Analgesie von Tu-morschmerzen:

I. wird das periphere Analgetikumdurch ein schwaches Opioid ersetzt;

II. wird das periphere Analgetikumdurch ein starkes Opioid ersetzt;

III. wird das periphere Analgetikumbelassen;

IV. wird ein schwaches durch ein star-kes Analgetikum ersetzt.

a) Nur I ist richtig.

b) III und IV sind richtig.

c) II und IV sind richtig.

d) Nur IV ist richtig.

e) I und IV sind richtig.

3. Welche Aussage trifft zu? FolgendeSubstanz ist ein schwaches Opioid:

a) MST 30 mundipharma®,

b) Tramal®,

c) Temgesic®,

d) Celebrex®,

e) Novalgin®.

4. Welche Aussage trifft zu? COX II-Hemmer:

I. sind starke Opioide;II. sind nichtsteroidale

Antirheumatika;III. verursachen seltener Magenulzera

bei Dauertherapie als unselektiveCyclooxygenase-Hemmer (z. B. Diclofenac);

IV. verursachen niemals entzündlicheMagenerkrankungen;

V. können sinnvoll mit Novalgin®kombiniert werden.

a) I und III sind richtig.

b) II und IV sind richtig.

c) II und III sind richtig.

d) II, III und IV sind richtig.

e) I und V sind richtig.

5. Welche Aussage trifft zu? WelcheSymptome sprechen typischerwei-se für eine Morphinintoxikation?

I. Miosis,II. Zittern,III. Würgen/Erbrechen,IV reduzierte Atemfrequenz,V. aggressives Verhalten,

a) II und III sind richtig.

b) I und III sind richtig.

c) IV und V sind richtig.

d) I, IV und V sind richtig.

e) I und IV sind richtig.

6. Welche Aussage trifft zu? Das Dososintervall beträgt für Fentanyl TTS (Durogesic®):

a) 12 h,

b) 24 h,

c) 48 h,

d) 72 h,

e) 96 h.

7. Welche Aussage trifft zu? Kortikos-teroide sind als Begleitmedikationbesonders wichtig bei:

a) Hirnmetastasen,

b) Lungenmetastasen,

c) Peritonealkarzinose,

d) Knochenmetastasen,

e) Lebermetastasen.

Einsendeschluss: 6.2.2002

Die Auflösung der Fragen zurZertifizierung finden Sie in „DerGynäkologe“, Heft 2/2002.

Lösungen der Fragen zur Zertifizierungaus Der Gynäkologe Heft 10/01 (Beitrag„Andrologische Diagnostik beiunerfülltem Kinderwunsch“):1c, 2e, 3b, 4b, 5d, 6a, 7d, 8c, 9b, 10a

Page 10: Schmerz/Schmerztherapie im Bereich der Gynäkologie

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Page 11: Schmerz/Schmerztherapie im Bereich der Gynäkologie

Der Gynäkologe 12•2001 | 1175

s 0 0 1 2 9 - 0 0 1 - 1 1 1 7 - 9

Dieser Antwortbogen bezieht sich auf die Fragen des vorausgehenden

Weiterbildungsbeitrags.

Aus Gründen der korrekten Identifizierung können an dieser Aktion nur

Individualabonnenten von DER GYNÄKOLOGE teilnehmen; deswegen ist die

Angabe Ihrer Abonnentennummer obligatorisch.Ihre Abonnentennummer

finden Sie auf dem Adressaufkleber Ihrer Zeitschrift zu Beginn der dritten

Zeile bzw. auf Ihrer Rechnung neben dem Wort „Auftragsnummer“. Ihre

Abonnentennummer besteht aus bis zu sieben Ziffern, einem Schrägstrich

und zwei darauffolgenden Ziffern (siehe rechts).

(In Ausnahmefällen fragen Sie nach Ihrer Abonnentennummer unter 06221/3450.)

Nicht komplett ausgefüllte oder unleserliche Fragebögen bzw. Fragebögen

mit falscher Abonnentennummer bzw. falscher Faxnummer können nicht

berücksichtigt werden. Darum sollte auf dem maschinenlesbaren Bogen

nichts durchgestrichen oder überschrieben werden.

Die richtigen Antworten erscheinen in der übernächsten Ausgabe von

DER GYNÄKOLOGE am Ende der Rubrik „Weiter- und Fortbildung“.

/ / /Ihre Abonnentennummer

Der GynäkologeZertifizierungsfragebogen

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Druckschrift erforderlich

Im Dezember 2001 faxen wir Ihnen das nächste Mal die AuswertungIhrer eingesandten Antwortbögen zu. Darum benötigen wir zwin-gend Ihre Faxnummer.

Noch einfacher ist die Teilnahme online unter www.medizinonline.de.Wenn

Sie Ihren Fragebogen online ausfüllen, erhalten Sie die Auswertung per

E-Mail.Zusätzlich können Online-Nutzer Ihren aktuellen Ergebnisstand jederzeit

abrufen;das aktuelle Ergebnis natürlich erst nach dem Einsendeschluss.

Mit dem Absenden des Antwortbogens stimme ich zu,dass meine Daten für

die Auswertung der Zertifizierungsbögen gespeichert werden und ich an

die angegebene Faxnummer eine Auswertung geschickt bekomme. Der

Verlag versichert, dass die Daten nur zu diesem Zweck verwendet werden.

Einsendeschluss (Eingang im Verlag) ist der 6.2.2002

Senden Sie den Fragebogen bitte nicht auf dem Postweg zurück,sondern an: Fax-Nummer: 06221/616477(nur in Originalgröße faxen)

Ort, Datum Unterschrift

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maschinenlesbaren Originalfragebogen aus Ihrer Zeitschrift.Der hier in LINK

aufgelegte Fragebogen ist nicht maschinenlesbar und kann deswegen für die

Auswertung nicht berücksichtigt werden. Alternativ besteht auch die Mög-

lichkeit der Online-Zertifizierung unter http://www.medizinonline.de


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