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Risiko und Sicherheit bei BUNDESINSTITUT FÜR ... · Spiller, DLG-Mitteilungen 1/2010, 22 BSE •...

Date post: 19-May-2020
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BUNDESINSTITUT FÜR RISIKOBEWERTUNG PD Dr. Gaby-Fleur Böl Abteilungsleiterin Risikokommunikation Bundesinstitut für Risikobewertung, Berlin BUNDESINSTITUT FÜR RISIKOBEWERTUNG Risiko und Sicherheit bei chemischem Pflanzenschutz - Realität und mediale Verzerrung
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Page 1: Risiko und Sicherheit bei BUNDESINSTITUT FÜR ... · Spiller, DLG-Mitteilungen 1/2010, 22 BSE • jährlicher Fleischkonsum in Deutschland derzeit ~ 58 kg pro Person (~160 g pro Tag)

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PD Dr. Gaby-Fleur Böl

Abteilungsleiterin Risikokommunikation

Bundesinstitut für Risikobewertung, Berlin

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Risiko und Sicherheit bei

chemischem Pflanzenschutz -

Realität und mediale Verzerrung

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PD Dr. G.-F. Böl, 09.03.2016, Rheinische Erzeugergemeinschaft Kartoffeln, Nettetal S. 2

Wahrscheinlichkeiten für Todesfälle (pro Leben)

• Herzkrankheit 1 : 5

• Rauchen (Raucher) 1 : 6

• Krebs 1 : 7

• Verkehrsunfall (weltweit) 1 : 70

• Verbrechen (weltweit) 1 : 148

• Flugzeug-Absturz (4h/a) 1 : 1.834

• Blitzschlag 1 : 12.500

• Ersticken beim Essen 1 : 200.000

• Haifisch-Attacke 1 : 1.000.000

• Meteoriten-Einschlag 1 : 3.750.000.000

Man stirbt nicht an den Dingen, vor denen man sich fürchtet

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PD Dr. G.-F. Böl, 09.03.2016, Rheinische Erzeugergemeinschaft Kartoffeln, Nettetal S. 3

Ausweichverhalten von Verbrauchern nach (gefühlten) Krisen

Spiller, DLG-Mitteilungen 1/2010, 22

BSE

• jährlicher Fleischkonsum in Deutschland derzeit ~ 58 kg pro Person (~160 g pro Tag)

• zu Zeiten der BSE-Krise sank der Rindfleischkonsum bis auf 30% des Vorjahres

• innerhalb weniger Wochen lag der Verbrauch jedoch schon wieder bei 85% des Vorjahres

• medial vermitteltes Ausweichverhalten der Verbraucher u. a. zugunsten von Geflügel

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PD Dr. G.-F. Böl, 09.03.2016, Rheinische Erzeugergemeinschaft Kartoffeln, Nettetal S. 4

Nehmen Ihrer Meinung nach die Qualität und Sicherheit vonLebensmitteln eher zu, eher ab, oder bleiben sie gleich?

n = 1.004

Angaben in Prozent

CATI-Befragung, Februar 2016

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PD Dr. G.-F. Böl, 09.03.2016, Rheinische Erzeugergemeinschaft Kartoffeln, Nettetal S. 5

Welche Themen betrachten Sie persönlich als die größten gesundheitlichen Risiken für Verbraucher?

Klima, Umweltbelastung

Rauchen

Ungesunde/falsche Ernährung

Alkohol

Ungesunde/belastete Lebensmittel

Krebs

Mängel des Gesundheitssystems

Gentechnik, Genmanipulation

Ungenügende Kennzeichnung,Kontrolle von Lebensmitteln

Schad-, Zusatzstoffe n = 1.010

Angaben in Prozent

CATI-Befragung, Januar 2016

hier: bis zu drei Antworten möglich

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PD Dr. G.-F. Böl, 09.03.2016, Rheinische Erzeugergemeinschaft Kartoffeln, Nettetal S. 6

Inwieweit sind Sie persönlich über die folgenden Themen zur Lebensmittelsicherheit beunruhigt oder nicht beunruhigt?

Antibiotikaresistenzen

Gentechnisch veränderte Lebensmittel

Reste von Pflanzenschutzmitteln in Lebensmitteln

Mikroplastik in Lebensmitteln

Lebensmittelvergiftung, -infektionen

Lebensmittelhygiene in der Gastronomie

Hormonähnliche Stoffe in Körperpflegeprodukten

Unausgewogene Ernährung

Pyrrolizidinalkaloide in Tees

Glyphosat in der Lebensmittelkette

Lebensmittelhygiene zuhause

Antwortskala 1 (’nicht beunruhigt’) bis 5 (’beunruhigt’)

Dargestellt: Anteile ‘beunruhigt‘ (Skalenwerte 4 + 5) in Prozent

n = 1.010

Angaben in Prozent

CATI-Befragung, Januar 2016

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PD Dr. G.-F. Böl, 09.03.2016, Rheinische Erzeugergemeinschaft Kartoffeln, Nettetal S. 7

Ich gehe davon aus, dass ich gesundheitlicheRisiken selbst abschätzen kann und brauchedafür eher keine staatliche Einrichtung.

Der Staat sollte wissenschaftlich gesicherteInformationen bereitstellen, auf derenGrundlage ich mich vor gesundheitlichenRisiken schützen kann.

Der Staat sollte mehr konkrete Maßnahmenwie Verbote und Beschränkungen ergreifen,um mich als Verbraucher vor gesundheitlichenRisiken zu schützen.

weiß nicht, keine Angabe

Welcher der folgenden drei Aussagen zum Thema staatlicher Verbraucherschutz würden Sie am ehesten zustimmen?

n = 1.010

Angaben in Prozent

CATI-Befragung, Januar 2016

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PD Dr. G.-F. Böl, 09.03.2016, Rheinische Erzeugergemeinschaft Kartoffeln, Nettetal S. 8

Messbares Risiko

Das sogenannte ‘objektive‘ Risiko beruhtauf naturwissenschaftlich messbarenRisikokriterien.

Klassische Kriterien:

• Eintrittswahrscheinlichkeit eines Schadens

• Schadensumfang

Risiko = Gefährdungspotential x Exposition

Weitere Kriterien:

• Ubiquität: räumliche Verbreitung des potentiellen Schadens

• Persistenz: zeitliche Ausdehnung des potentiellen Schadens

• Reversibilität: Wiederherstellbarkeit

• Verzögerungseffekt: Latenz zwischen Ereignis und Schaden

• Ungewissheit: Indikator für Unsicherheitskomponenten

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PD Dr. G.-F. Böl, 09.03.2016, Rheinische Erzeugergemeinschaft Kartoffeln, Nettetal S. 9

Gesamtwassermenge:rund 50 Billionen Liter im Jahresdurchschnitt

1 Stück Würfelzucker von durchschnittlich 5 g ist im Bodensee nachweisbar

10 Picogrammpro Kilogramm

0,000 000 000 01 g/kg(10-12)

Analytische Messgenauigkeit – Fluch oder Segen?

Fotoquelle: Fotolia

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Beteiligung am Zulassungsverfahrenbei Pflanzenschutzmitteln

Julius Kühn-Institut

Bewertung: Wirksamkeit, Anwendung und Nutzen

Bundesinstitut für Risikobewertung

Bewertung: Gesundheit

Umweltbundesamt

Bewertung: Naturhaushalt, Grundwasser, Abfälle

Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL)

Zulassungsstelle

Risikomanagement

Bewertung: Produktchemie, Analytik

BVL-Daten 2013: 17.473 Proben auf Rückstände von Pflanzenschutzmitteln untersucht

Überschreitungen der Rückstandshöchstgehalte

• bei 1,1 % der Proben deutscher Herkunft

• bei 0,9 % der Proben aus der EU

• bei 6,5 % der Proben aus Drittländern

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Sinn und Unsinn von Standards

Höchstgehalte (bzw. Grenzwerte)

• ADI (acceptable daily intake) - chronische Risiken

Substanzmenge, die man lebenslang und täglich ohne erkennbares

Gesundheitsrisiko aufnehmen kann (TDI bei ungewollten Verunreinigungen)

• ARfD (acute reference dosis) – akute Risiken

Substanzmenge, die man innerhalb eines Tages ohne erkennbares

Gesundheitsrisiko aufnehmen kann

Können Lebensmittel sicherer als sicher sein?

• Sekundärstandards

zusätzliche Qualitätsanforderungen, die strenger sind als die gesetzlichen

Standards (z. B. 10-fach unter dem gesetzlichen Höchstgehalt)

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PD Dr. G.-F. Böl, 09.03.2016, Rheinische Erzeugergemeinschaft Kartoffeln, Nettetal S. 12

Oft missverstanden: vom Experiment am Tierzur Festlegung von Höchstgehalten

Ermittlung der maximalen Konzentration eines Stoffes, bei deren lebenslangerAufnahme bei Versuchstieren keinerlei gesundheitliche Auswirkungnachgewiesen werden kann: no-observed-adverse-effect-Level (NOAEL)

Toxizitätsprüfung im Tierversuch

Berücksichtigung Unsicherheitsfaktor 100

Ermittlung des ADI in mg/kg Körpergewicht

Festlegung von Höchstmengenin Lebensmitteln

• Höchstgehalte sind nicht die Grenze

zwischen giftig und nicht giftig

• Höchstgehalte entscheiden darüber,

ob ein Lebensmittel frei handelbar ist

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Mögliche Nachteile von Sekundärstandards

Insbesondere dann, wenn Sekundärstandards im Bereich gesetzlich festgelegter

Höchstgehalte definiert werden, können die folgenden nachteiligen Effekte entstehen

• Irreführung, falls der Eindruck entsteht, gesetzliche Standards seien unsicher

• Unsachgemäße Verwendung von Pflanzenschutzmitteln durch ggf. entstehenden

Druck auf Lieferanten, x-fach unter den Höchstgehalten zu liegen:

• Verzicht auf Wirkstoffwechsel

• Einsatz unspezifischer Breitbandwirkstoffe statt mehrerer spezifischer Wirkstoffe

• vorbeugender Einsatz von Wirkstoffen statt bedarfs- und situationsbezogen, um

die bei der Ernte messbare Menge an Rückständen zu minimieren

• dadurch ggf. Ausbildung von Resistenzen

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Mögliche Vorteile von Sekundärstandards

Jenseits des Themenbereiches gesetzlich festgelegter Höchstgehalte können

Sekundärstandards richtungsweisend sein, z. B. beim Thema Nachhhaltigkeit

• Arbeitsbedingungen in den produzierenden Ländern

• CO2-footprint

• Tierwohl

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Risikowahrnehmung

nein

weiss nicht - keine Antwort

ja

„Sollte die Verwendung von Dihydrogenmonoxid in der EU verboten oder reglementiert werden?“

Apfelbaum Marian,1998: Risques et peurs alimentaires. Paris: Èdition Odile Jacob

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Subjektive Risikowahrnehmung – die tägliche Risikobilanz

Sozio-kulturelle Faktoren

• Wahlmöglichkeit: erzwungene vs. freiwillige Risikoübernahme

• Kontrollierbarkeit: eigene Handlungsmöglichkeit zur Vermeidung

• Risiko-Nutzen-Verhältnis

• persönliche Betroffenheit

• Schrecklichkeit des Schadens

• Vertrauen: Glaubwürdigkeit der verantwortlichen Institution

• Verantwortlichkeit: natürliche vs. anthropogene Risiken

• Art des Schadenseintritts: zeitlich lokalisierbar vs. zeitlich diffus

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Wahrnehmung von Risiken: Über- bzw. Unterschätzung

Im Jahr 2014 starben in Deutschland im Straßenverkehr

3.377 Personen = 9 Tote durch PKW-Unfälle täglich

‘So etwas passiert anderen, nicht mir.‘

• Optimistischer Fehlschluss: Unterschätzung des persönlichen Risikos,

häufig bei gesundheitsschädlichem Verhalten (Völlerei, Bewegungsmangel, Rauchen)

Defensiver Optimismus: Leugnung einer Gefährdung, Glaube an Mutter Natur(gütig und sicher)

Funktionaler Optimismus: Überschätzung der eigenen Handlungsmöglichkeiten

(illusorische Kontrolle)

Wahrnehmungsunterschiede abhängig von Medienberichten,

Gewöhnlichkeit des Risikos sowie Schrecklichkeit

• Risikofaktor Risiko-Kompensation: hier Autofahren statt Fliegen

1.500 mehr Personen starben bei Auto-Unfällen

in den folgenden 12 Monaten in den USA

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14

16

40

14

8

8

Vergleichende Risikoeinschätzung: EHEC vs. Dioxin

Risiko von Dioxin ist sehr viel höher

Risiko von Dioxin ist etwas höher

beide Risiken sind gleich hoch

das Risiko von EHEC ist etwas höher

das Risiko von EHEC ist sehr viel höher

weiß nicht/keine Angabe

n = 803

Angaben in Prozent

Wie würden Sie ihr persönliches Risiko gesundheitliche Schäden zu erleiden, beim

Vergleich der beiden Ereignisse – Dioxin in Lebensmitteln und EHEC – einschätzen?

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Mikrobielle Risiken - unterschätzte Gefahr

‘My home is my castle‘

68% der Bevölkerung befürchtet

unhygienische Bedingungen

außerhalb des Hauses

nur 27% der Bevölkerung sorgt sich

um unhygienische Bedingungen in

der eigenen Küche

Quelle: Special Eurobarometer (EU) Risk Issues

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Unterschätzte versus überschätzte Gefahren

‘Intuitive Toxikologie‘

Eurobarometer 2010 - mit Ernährung assoziierte Risiken

Pflanzenschutzmittelreste in Lebensmitteln (19%)

Lebensmittelkeime (12%)

Gentechnik (8%)

Neue Technologien (1%)

Unterschätzung natürlicher Gefahren wie z. B. Schimmelpilzgifte

Mythos der gütigen Natur

Schimmelpilze bilden Aflatoxine,

die zu Leberkrebs führen

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Treffen die folgenden Eigenschaften eher auf Lebensmittel zu,die mit oder ohne Pflanzenschutzmittel hergestellt wurden?

trifft eher auf Lebensmittelhergestellt ohne

Pflanzenschutzmittel zu

trifft auf beide Produktgruppen

gleichermaßen zu

weiß nicht/keine Angabe

trifft eher auf Lebensmittelhergestellt mit

Pflanzenschutzmitteln zu

85

63

61

48

45

9

6

15

22

11

12

5

6

9

7

13

22

8

3

13

10

28

21

78

n = 1.003; Angaben in Prozent

gesund

teuer

schmackhaft

fortschrittlich

innovativ

giftig

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Dürfen Ihres Wissens nach generell Pflanzenschutzmittelrückständein Lebensmitteln enthalten sein?

weiß nicht

ja, Pestizid-Rückstände dürfen enthalten sein

nein, Pestizid-Rückstände dürfen nicht enthalten sein

n = 1.004

Angaben in Prozent

CATI-Befragung, Februar 2016

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Wie schätzen Sie das Verhältnis von Risiko zu Nutzen von

Pflanzenschutzmitteln ein?

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Gab es in der Vergangenheit Ereignisse im Zusammenhang mit Pflanzenschutzmitteln, die dazu geführt haben, dass Sie Ihr Kaufverhalten von Lebensmitteln verändert haben?

ja, Kaufverhalten geändert

weiß nicht

1

74

25

nein, Kaufverhalten nicht geändert

n = 1.003; Angaben in Prozent

zu 60% aufgrundvon Medienberichten

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Medienanalyse zu Pflanzenschutzmittelresten in Lebensmitteln

28

53

80

88

94

384

492

533

556

743

0 100 200 300 400 500 600 700 800

BILD

Focus

Financial Times Deutschland

Der Spiegel

Die Zeit

Frankfurter Rundschau

Frankfurter Allgemeine Zeitung

Die Welt

taz.die tageszeitung

Süddeutsche Zeitung

n = 3.051

Anzahl aller Artikel, die mindestens einen der definierten Suchbegriffe enthielten

Datenbasis: Anzahl aller Artikel 2003-2010

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Nennung des Risikos in Artikeln über Pflanzenschutzmittel

188

1

1

3

10

27

28

95

283

0 50 100 150 200 250 300

kein Risiko erwähnt

ökonomisches Risiko

ethisch-mor. Risiko

wissenschaftliches Risiko

öffentliches/soziales Risiko

Ökologisches Risiko

Politisch/rechtliches Risiko

Diffuses Risiko

Gesundheitliches Risiko

n = 636 Anzahl bzw. Nennungen

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Nennung des Nutzens in Artikeln über Pestizidrückstände

554

0

3

5

7

8

10

31

18

0 100 200 300 400 500 600

Kein Nutzen erwähnt.

Wissenschaftlicher Nutzen

Ethisch-mor. Nutzen

Sonstiger Nutzen

Ökologischer Nutzen

Gesundheitlicher Nutzen

Diffuser Nutzen

Öffentlicher/sozialer Nutzen

Ökonomischer Nutzen

N = 674 Anzahl bzw. Nennungen

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Und jetzt auch noch Glyphosat im Bier?

• bereits 2015 gab es Fehlmeldungen zu angeblichen Funden von

Glyphosat in Muttermilch

• nachgewiesen wurden 0,21 bzw. 0,43 ng Glyphosat pro ml

Muttermilch (n = 16 Proben)

• ab ca. 4.000 Liter Muttermilch pro Tag gesundheitlich bedenklich

für Säuglinge

• Medialer Aufreger am 24.02.2016: Glyphosat im Bier

• Höchste Gehalte: 30 Mikrogramm Glyphosat pro Liter

• Um gesundheitlich bedenkliche Mengen an Glyphosat aufzunehmen,

müsste ein Erwachsener pro Tag rund 1.000 Liter Bier trinken

• Nachweismethode geeignet für wässrige Proben und Mengen ab 75 ng/ml

• Nachweismethode für fettlösliche Proben ab 1 ng/ml in 2016 verfügbar

• Kein Glyphosat in Muttermilch nachweisbar (n = 114)

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PD Dr. G.-F. Böl, 09.03.2016, Rheinische Erzeugergemeinschaft Kartoffeln, Nettetal S. 29

Giftige Pflanzeninhaltsstoffe

Die Natur hat viele Gifte parat, u. a. als Fraßgifte -

diese sollten nur in Maßen genossen werden

• Cumarin – Zimt, Waldmeister

• Estragol, Methyleugenol – Estragon, Basilikum, Fenchel

• Amygdalin – Mandeln, Marzipan

• Safrol – Muskatnuß, Zimt, Anis, schwarzer Pfeffer

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Risikofrüherkennung – Neue Zubereitungsmethoden

Zubereitung

Das Hähnchen waschen und von innen gut mit Wasser ausspülen. Trocken tupfen. Eine Bierdose öffnen und etwa 3 EL weggießen.

Den Backofen auf 150°C vorheizen. Das Hähnchen mit der Öffnung auf die Bierdose setzen. In den Ofen stellen (auf einem Backblech) und ca. 1 Stunde backen. Dazu passen Kartoffeln oder ein schöner Salat.

Mögliches gesundheitliches Risiko durch Druckfarben bzw. Aluminium

BfR-Mitteilung 01.07.2014: ‘BfR rät vom Bierdosen-Hähnchen ab‘

‘Bierdosen-Hähnchen‘

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PD Dr. G.-F. Böl, 09.03.2016, Rheinische Erzeugergemeinschaft Kartoffeln, Nettetal S. 31

Stefan EngertAstrid EppSuzan FiackAnne-Katrin HermannTorsten HeroldMark LohmannFrederic MüllerJürgen Thier-Kundke

Abteilung RisikokommunikationBundesinstitut für Risikobewertung

Carl Vierboom, Ingo HärlenWirtschafts- und Kommuni-kationspsychologie, Bonn

Dirk Scheer, Ulrich Petschow, Gerd SchollInst. f. ökologische Wirtschaftsforschung, Berlin

Ortwin RennDialogik gGmbH, Stuttgart

Oliver Pfirrmannprognos AG, Berlin

Christopher CoenenInst. f. Technikfolgenabschätzung u. Systemanalyse, Forschungszentrum Karlsruhe

Mario HoppKommunikationsforschung, Berlin

Danke

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Danke für Ihre Aufmerksamkeit !

PD Dr. Gaby-Fleur Böl

Bundesinstitut für Risikobewertung

Max-Dohrn-Straße 8-10 � D-10589 Berlin

Tel. 0 30 - 184 12 - 3229 � Fax 0 30 - 184 12 - 1243

[email protected] � www.bfr.bund.de


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