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Rich Dad Poor Dad: Was die Reichen ihren Kindern ¼ber Geld beibringen

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BibliografischeInformationderDeutschenNationalbibliothekDieDeutscheNationalbibliothekverzeichnetdiesePublikationinderDeutschenNationalbibliografie;detailliertebibliografischeDatensindimInternetüberhttp://d-nb.deabrufbar.FürFragenundAnregungen:[email protected]©2015byFinanzBuchVerlag,einImprintderMünchnerVerlagsgruppeGmbHNymphenburgerStraße86D-80636MünchenTel.:089651285-0Fax:089652096Copyright©2011byRobertT.KiyosakiThiseditionpublishedbyarrangementwithRichDadOperatingCompany,LLC.Firstedition[11][2014]FirstGermaneditionprintedbyFinanzBuchVerlag,animprintofMünchnerVerlagsgruppeGmbH.AlleRechte,insbesonderedasRechtderVervielfältigungundVerbreitungsowiederÜbersetzung,vorbehalten.KeinTeildesWerkesdarfinirgendeinerForm(durchFotokopie,MikrofilmodereinanderesVerfahren)ohneschriftlicheGenehmigungdesVerlagesreproduziertoderunterVerwendungelektronischerSystemegespeichert,verarbeitet,vervielfältigtoderverbreitetwerden.Übersetzung:neubearb.Aufl.vonKristineKailuweit,Dr.MonikaLubitzundSvenjaSchicklerRedaktion:WernerWahlsKorrektorat:BärbelKnillSatz:CarstenKlein,MünchenE-Book:DanielFörster,BelgernISBNPrint978-3-95972-010-6ISBNE-Book(PDF)978-3-86248-632-8ISBNE-Book(EPUB,Mobi)978-3-86248-633-5WeitereInformationenzumVerlagfindenSieunter

wwww.finanzbuchverlag.deBeachtenSieauchunsereweiterenVerlageunterwww.m-vg.de

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DiesesBuchistallenElternaufderganzenWeltgewidmet–denerstenundwichtigstenLehrerneinesKindes.

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DANKSAGUNG

Wie sagtman »Dankeschön«, wennman so vielenMenschen zu danken hat?Natürlichmöchte ichmit diesemBuchmeinen beidenVätern danken, diemirbeidewichtigeVorbilderwaren–undmeinerMutter,diemichLiebeundGütelehrte.

Zu den Menschen, die unmittelbar zur Verwirklichung dieses Buchesbeigetragenhaben,gehörtauchmeineFrauKim–meineEhefrau,Geschäfts-undLebenspartnerin.Ohnesiewäreichnichtderjenige,derichheutebin.

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INHALT

ImpressumWidmungDanksagungInhalt

VorwortfürdiedeutscheAusgabevonRobertKiyosaki

Einführung

ReicherVater,armerVaterEineLektionvonRobertFrost

1.Kapitel–Lektioneins:DieReichenarbeitennichtfürGeld

DerBeginneinerPartnerschaftDerUnterrichtbeginntDreißigCentspäterSchlangestehenamSamstagLektionNummer1:DieReichenarbeitennichtfürGeldWiemaneinedergrößtenFallenimLebenvermeidetSehen,wasandereübersehen

2.Kapitel–Lektionzwei:WasbringteinsolidesfinanziellesGrundwissen?

RegelNummer1:ManmussdenUnterschiedzwischenVermögenswertenundVerbindlichkeitenkennenundVermögenswertekaufenWiesichderTraumvomfinanziellenGeldregenineinenfinanziellenAlbtraumverwandeltWarumdieReichenimmerreicherwerdenWarumdieMittelschichtzukämpfenhat

3.Kapitel–Lektiondrei:KümmernSiesichumIhreeigenenGeschäfte

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4.Kapitel–Lektionvier:DieGeschichtederSteuernunddieMachtderUnternehmen

5.Kapitel–Lektionfünf:DieReichenerfindendasGeld

6.Kapitel–Lektionsechs:ArbeitenSie,umzulernen,nichtfürGeld

7.Kapitel–Hindernisseüberwinden

ÜberwindenSieIhreAngstÜberwindenSieIhrenZynismusÜberwindenSieIhreFaulheitÄndernSieIhreschlechtenGewohnheitenArroganzistEinbildungplusUnwissenheit

8.Kapitel–DieerstenSchritte

9.Kapitel–Siewollennochmehr?HiernocheinpaarDinge,dieSietunkönnen

ZuguterLetzt

DiedreiEinkommensartenDerSchlüsselzurfinanziellenFreiheitWerdenSieaktiv!

DerAutorRobertT.Kiyosaki

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VORWORTFÜRDIEDEUTSCHEAUSGABEVONROBERTKIYOSAKI

Seit Rich Dad Poor Dad 1997 das erste Mal veröffentlicht wurde, ist in derGeschäfts-und Finanzwelt viel passiert. Geschäfte und Finanzen sind globalgeworden: dieHigh-Tech- und die Immobilienblase platzten,Europa ringtmitder Staatsschuldenkrise und dieUS-Wirtschaft kämpft, um einerRezession zuentkommen. Hinzu kommt eine weite Verbreitung von Arbeitslosigkeit undrekordtiefeZinsendieSparerbestrafen.Nicht zuvergessendieUnsicherheiteninden Immobilien-,Anleihen-,Währungs-undRohstoffmärktendie InvestorenamAktienmarktAchterbahnfahrenlässt.

All daswirft die Frage auf: Sind die Regeln zurVermögensbildung und zumGeldverdienen,dieichvonmeinemreichenVatergelernthabe–underfolgreichinmeinemeigenenLebenangewandthabe–heutenochgültig?MeineAntwortisteinnachdrückliches»Ja«.Undso freue ichmichsehr,dassunserKlassikerRichDadPoorDadalsneueAusgabeaufDeutschveröffentlichtwird.Sie istdazubestimmt,denvielenbegeistertenundkreativenMenscheninDeutschlandzu helfen, den Männern und Frauen, die mich während meiner Besuche inStuttgartundNürnbergsehrbeeindruckthaben.Ichfreuemichdarauf,zusehen,wie sie derHerausforderung, ihre finanzielle Intelligenz zu steigern, begegnenunddieseInformationennutzen,umVerantwortungfürihrfinanziellesLebenzuübernehmen.

WennSieRichDadPoorDad lesen,werdenSieentdecken,dass ich,währendich inHawaii aufwuchs, zweiVäterhatte, einen reichenundeinenarmen. IchbewundertemeinenechtenVater, einhochgebildeterundgutbezahlterLehrer,aber einMann, der immermit denFinanzen zu kämpfen hatte; erwar es, dermich im Alter von neun Jahren dazu ermutigte, alles über Geld vom VatermeinesbestenFreundes zu lernen,den ichmeinen»reichenVater«nenne. Ichhätte keinen besseren Lehrer haben können, dennmein reicherVater tat auch

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das, was er predigte. Er wurde so einer der reichstenMänner in Hawaii undhinterließ seiner Familie, Wohlfahrtsverbänden und seiner Kirche vieleMillionenDollar.

Erbrachtemirbei,dassGeldvorallemMachtist.Erermutigtemich,zulernenreichzusein,zuverstehen,wieGeldarbeitetundwie iches fürmicharbeitenlasse. »Ich arbeite nicht fürGeld«hat er immerund immerwiederholt, »Geldarbeitet für mich.« All das, was er mich über einen Zeitraum von 30 Jahrengelehrthat,habeichinsechsgrundlegendeLektionenzusammengefasst,welcheder Schlüssel dazu war, dass ich für mich selbst erheblichen Reichtumansammeln konnte. Ich habe Rich Dad Poor Dad geschrieben, um dieseLektionenmitMenschenüberall aufderWelt zu teilen, inderHoffnung,dassauchsiediesedazubenutzen,umfinanziellunabhängigzuwerden.

Vielleicht ist die grundlegendsteLektion, diemanüberGeld lernenkann,wiemanmitderMachtumgeht,dieesüberdieMenschenhat.DasisteinedererstenLektionen, die mein reicher Vater mich gelehrt hat: lasse nie zu, dass duemotional gefangen bist zwischen der Notwendigkeit, Geld zu haben und derAngst,eszuverlieren.InmeinernächstenLektionbetonteer,wiewichtigesist,finanziell gebildet zu sein (oder es überhaupt zu werden) und stellte diefinanziellenFähigkeitenvor,dieesbenötigt,umWohlstandaufzubauen.Genauwie ich, werden Sie lernen, wie man Vermögenswerte anhäuft,VerbindlichkeitenminimiertundeinenpositivenCashflowaufbaut.

Gemeinsamwerdenwiruntersuchen,wiesichihrJoboderBerufoderwasauchimmer es ist, mit dem Sie ihr Geld verdienen, von dem unterscheidet, waswirklich »IhrUnternehmen« sein sollte – einPortfolio vonVermögenswerten,dieEinkommenproduzieren.DannwerdeichSieindieGeheimnisseeinweihen,wie die Reichen sprichwörtlich Geld drucken und wie sie ihren Reichtumbewahren.LetztendlichmöchteichIhnenmitteilen,wasmanbeiderSuchenacheinemJobbeachtensollte–undSiewerdenüberraschtsein,dassesnichtGeldist. Ich hoffe, mit allen Lektionen im Gepäck habe ich sie dann so gutausgestattet,dassSieIhreVermögenswertemitBedachtzusammenstellen,Geld

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verdienen(undbehalten)undesfürsicharbeitenlassenkönnen.DasistdasZieldieses Buches und ich fordere Sie auf, es auch zu Ihrem Ziel zu machen.StudierenSiedieLektionenundsetzenSiedieseinIhremLebenum.

Esistratsam,zunächstIhreZeitzuinvestieren,bevorSieIhrGeld investierenund darum empfehle ich Ihnen erst zu lernen, bevor Sie IhrGeld investieren.MeineFrauKimundichhabendasCASHFLOW-Brettspielentworfen,dasIhnendie Möglichkeit gibt zu lernen und Spielgeld zu investieren, bevor Sie dazuechtesGeld in dieHand nehmen.Wenn SieCASHFLOW spielen,werden Siegleichgesinnte Menschen treffen, die wie Sie lernen und ihre finanzielleIntelligenz entwickeln wollen. DieWelt ist voll vonMenschenmit negativenEinstellungen, Ich-weiß-alles-Mentalitäten und Verlierer-Haltungen. Ichempfehle Ihnen, sichmitMenschenzuumgeben,die aufdemselbenWegsindwieSie.DerWegzurfinanziellenUnabhängigkeitwirdeineReiseseinundeskönnteundsollteeineReisemitvielSpaßsein.

DennlernensollSpaßmachen!VielzuoftistfinanzielleBildungstumpfsinnig,langweilig und angstbesetzt. Viele Finanzexperten wollen Ihnen zeigen, wieriskant investieren ist und warum Sie ihnen vertrauen sollten. So zu lernenentsprichtnichtderPhilosophievonRICHDAD.Wirglauben,dassmanbeimLernenSpaßhabenundzusammenarbeitensollteundmöchtenSieanleitendenUnterschiedzwischenguterundschlechterFinanzberatungselbstzuerkennen.

Wenn Sie bereit sind, die Verantwortung für Ihr finanziellesWohlergehen zuübernehmenundIhreReisezubeginnen–oderwennSiebereitsaufIhrerReisezu Wohlstand und einem reichen Leben sind – dann ist die RICH DAD-PhilosophiedasRichtigefürSie.

RobertT.KiyosakiimOktober2014

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EINFÜHRUNG

ReicherVater,armerVater

DaichzweiVäterhatte,ermöglichtemirdiesdieWahlzwischenzweiunterschiedlichenAnschauungen–dereinesreichenunddereinesarmenMannes.

IchhattezweiVäter,einenreichenundeinenarmen.Dereinewarhochgebildetund intelligent. Er hatte einen Doktortitel und eignete sich das Wissen einesvierjährigen Studienganges in gerade einmal zwei Jahren an. AnschließendabsolvierteerseinPromotionsstudiumanderStanfordUniversity,derUniversityofChicagoundderNorthwesternUniversity,woerüberalleinVollstipendiumerhielt.DerandereVaterbrachinderachtenKlassedieSchuleab.

BeideMännerwaren beruflich erfolgreich und arbeiteten ihr Leben lang hart.Beide erzielten beträchtliche Einkommen. Trotzdem hatte der eine sein LebenlangmitfinanziellenSchwierigkeitenzukämpfen.Deranderesolltespätereinerder reichsten Männer Hawaiis werden. Nach seinem Tod hinterließ der eineseiner Familie, verschiedenen Wohltätigkeitsorganisationen und seiner KirchevieleMillionenDollar.DeranderehinterließoffeneRechnungen.

Beide Männer waren stark, charismatisch und einflussreich. Beide Männergaben mir Ratschläge, aber ihre Empfehlungen waren sehr verschieden. Beibeiden Männern hatte Bildung einen hohen Stellenwert, doch sie empfahlennichtdieselbenStudienfächer.

Hätte ich nur einen Vater gehabt, so hätte ich seinen Rat annehmen oderablehnen müssen. Da ich zwei Väter hatte, ermöglichte mir dies die Wahlzwischen zwei unterschiedlichen Anschauungen – der eines reichen und dereinesarmenMannes.

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StattmicheinfachfürdieeineoderandereAnschauungzuentscheidenodersieabzulehnen, dachte ich viel mehr darüber nach, stellte Vergleiche an und trafdanneineeigenständigeEntscheidung.DasProblemwar,dassderreicheMannnoch nicht reich und der armeMann noch nicht arm war. Beide standen amAnfangihrerKarriereundbeideschlugensichmitfinanziellenSchwierigkeitensowiefamiliärenHerausforderungenherum.DochbeimThemaGeldgingenihreMeinungensehrstarkauseinander.

EinermeinerVätersagtezumBeispiel»DieLiebezumGeldistdieWurzelallenÜbels.«Deranderesagte»DerMangelanGeldistdieWurzelallenÜbels.«

Als kleiner Jungewar es nicht leicht fürmich,mit zwei starkenVaterfigurenaufzuwachsen,diemichbeidegleichermaßenbeeinflussten.IchwollteeinguterSohnseinundaufsiehören,aber jedermeinerVätersagteetwasanderes. IhreAnsichten waren so grundverschieden, gerade wenn es ums Geld ging, dassmeineNeugiergewecktwurde.Ichbegann,längerüberdasnachzudenken,wasmeinebeidenVätersagten.

Wenn ichalleinwar,verbrachte ichvielZeitmitNachdenken. Ichfragtemichzum Beispiel »Warum sagt er das?« und stellte anschließend den StandpunktmeinesanderenVatersebenfallsinfrage.Eswäresehrvieleinfachergewesenzusagen»Ja,dahaterrecht.Dasseheichauchso«,odereinenStandpunkteinfachabzulehnenundzusagen»DerAltehatkeineAhnung,wovonerredet.«Dochdaich zwei Väter hatte, die ich beide liebte, war ich stattdessen gezwungen,abzuwägenundletztenEndesmeineneigenenStandpunktzufinden.

AuflangeSichtgesehen,erwiesessichalssehrvielwertvoller,dassichmeineeigenen Entscheidungen traf, statt einfach eine Ansicht zu übernehmen oderabzulehnen.

EinerderGründe,warumdieReichen immer reicher,dieArmen immerärmer

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werden und die Angehörigen der Mittelschicht sich mit Schuldenherumschlagen,liegtdarin,dassderUmgangmitGeldzuHauseundnichtinderSchule unterrichtet wird. Die meisten Menschen lernen das von ihren Eltern.Was aber können armeEltern ihrenKindern überGeld beibringen? Sie sageneinfach:»MachdieSchulefertigundlernefleißig.«MöglicherweiseschließtdasKinddieSchule zwarmit ausgezeichnetenNotenab, abermitder finanziellenPrägung und der geistigen Einstellung eines armen Menschen. Diese hat esschoninjungenJahrenverinnerlicht.

Der Umgang mit Geld wird nicht in der Schule unterrichtet. Die Schulenkonzentrieren sich auf akademische und berufsorientierte Fächer, nicht auffinanziellesWissen.Daserklärt,weshalbklugeBanker,ÄrzteundSteuerberatermit hervorragenden Noten trotzdem ihr Leben lang mit finanziellenSchwierigkeitenkämpfen.UnsereenormeStaatsverschuldunggehtzumgroßenTeil auf unsere hochgebildeten Politiker und Regierungsbeamten zurück, dieohne jedefinanzielleAusbildungodernurmitgeringenKenntnissen inSachenGeldfinanzielleEntscheidungentreffen.

Ich denke oft an das neue Jahrtausend und frage mich, was wohl geschehenwird,wennMillionenvonMenschenfinanzielleundmedizinischeUnterstützungbenötigen werden. Sie werden finanziell auf ihre Familie oder den Staatangewiesen sein. Was wird geschehen, wenn der staatlichenKrankenversicherungoderderRentenversicherungdasGeldausgeht?Wiekanneine Nation überleben, wenn es weiterhin den Eltern überlassen bleibt, ihreKinderimUmgangmitGeldzuunterweisen–unddasobwohlsieselbstmeistarmsindoderesbaldwerden?

DaichzweieinflussreicheVäterhatte,lernteichvonbeiden.IchwargezwungenüberdieRatschlägebeiderVäternachzudenkenundlerntedabei,welcheMachtundwelchenEinflussdaseigeneDenkenaufdasLebenhat.EinermeinerVäterhattezumBeispieldieAngewohnheitzusagen»Daskannichmirnichtleisten.«Der andere verbat uns, diese Formulierung zu verwenden. Er bestand darauf,dass wir uns fragten: »Wie kann ich mir das leisten?« Bei der ersten

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FormulierunghandeltessichumeineAussage,beiderzweitenumeineFrage.Die Aussage entlässt Sie aus der Verantwortung, die Frage zwingt Sie zumNachdenken. Mein Vater, der damals drauf und dran war, reich zu werden,erklärte das folgendermaßen:Wennman automatisch sagt: »Das kann ichmirnichtleisten«,stelledasGehirndieArbeitein.DieFrage»Wiekannichmirdasleisten?« dagegen rege zumNachdenken an. Ermeinte damit nicht, dassmansichmitdieserStrategiealleskaufensollte,wasmansichwünscht.Abererwarbesessen davon, dasGehirn – den leistungsfähigstenComputer derWelt – zutrainieren.

BeideVäterarbeitetenhart.DennochfielmirFolgendesauf:WennesumGeldging, hatte einer von ihnen die Angewohnheit, das Gehirn abzuschalten,währendderandereestrainierte.Langfristigführtedasdazu,dassdereineVaterfinanziell immer stärker,der andere immer schwächerwurde.DerUnterschiedentspricht in etwa dem zwischen einem Menschen, der regelmäßig imFitnessstudio trainiert und einem Menschen, der nur auf dem Sofa sitzt undfernsieht. Regelmäßige körperliche Ertüchtigung erhöht Ihre Chance auf einegute Gesundheit und regelmäßiges geistiges Training erhöht Ihre Chance auffinanziellenReichtum.Faulheitverringertbeides,GesundheitundReichtum.

MeinebeidenVäterhatteninihremDenkenentgegengesetzteEinstellungen.Dereinedachte, dieReichen solltenmehrSteuern zahlen, um sodiewenigervomGlück begünstigten zu unterstützen. Der andere sagte: »Die Steuer bestraftdiejenigen,dieproduzieren,undbelohntdiejenigen,dienichtproduzieren.«

DereineVaterempfahl:»Studierefleißig,damitdueineguteFirmafindest, inder du arbeiten kannst.«Der andere empfahl: »Studiere fleißig, damit du eineguteFirmafindest,diedukaufenkannst.«

Dereinebehauptete:»IhrKinderseidderGrundfürmeineArmut.«Deranderesagte:»IhrKinderseidfürmichderAnspornreichzuwerden.«

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ErermunterteauchdasGesprächüberGeldundGeschäftbeimAbendessen.DerÄrmerehingegenverbotdasRedenüberdasThemaGeldundmeinte:»WennesumGeldgeht,bleibeaufNummersicher,gehekeineRisikenein.«DerReichehingegensagte:»Lerne,mitRisikenumzugehen.«

DerÄrmereglaubte:»UnserHausistunseregrößteInvestitionundunsergrößtesVermögen.« Der andere glaubte: »Mein Haus gehört zu meinenVerbindlichkeitenundwenndeinHausdeinegrößteInvestitionist,steckstduinSchwierigkeiten.«

Beide Väter zahlten ihre Rechnungen fristgerecht, doch der eine zahlte seineRechnungen sofort, während der andere seine zum letztmöglichen Terminbezahlte.

DereineVaterglaubte,dassdieFirmaoderderStaatsichumeinenMenschenund seine Bedürfnisse kümmern müsse. Er machte sich ständig Sorgen umGehaltserhöhungen, Pensionspläne, Krankenversicherungen, Krankengeld,bezahlten Urlaub und andere freiwillige Arbeitgeberleistungen. Er war vonzweien seiner Onkel beeindruckt, die zum Militär gegangen waren und nachzwanzig aktiven Dienstjahren eine Rente und ein Aktienpaket fürs Lebenerhalten hatten. Ihm gefiel die Vorstellung, dass sie eine Krankenversorgunghatten und die besonderen Einkaufsprivilegien genossen, die dasMilitär auchdenPensionierteneinräumte.ErliebteauchdasSystemderAnstellungenanderUniversität.LebenslänglicheArbeitsplatzsicherheitundArbeitsvergünstigungenschienenihmmanchmalwichtigerzuseinalsdieArbeitselbst.Ersagteoft:»IchhabehartfürdenStaatgearbeitetundichhabeeinRechtaufdiesePrivilegien!«

Der andere glaubte an die völlige finanzielle Selbstständigkeit. Er sprach sichgegendas»Anspruchsdenken«ausundmeinte,esmachedieMenschenschwachundfinanziellbedürftig.ErbestandauffinanziellerKompetenz.

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Der eineVater bemühte sich ein paarDollar zu sparen, der andere investierteeinfach.

Der eine brachte mir bei, einen eindrucksvollen Lebenslauf zu schreiben, umeine gute Stelle zu finden, der andere zeigte mir, wie man überzeugendeGeschäfts-undFinanzierungspläneschreibt,umArbeitsplätzezuschaffen.

Dass ich das Produkt von zwei starken Vätern bin, hat mir den Luxusermöglicht, die Auswirkungen, die verschiedene Denkweisen auf das LebeneinesMenschen haben, beobachten zu können. Ich stellte fest, dassMenschentatsächlichihrLebendurchihreGedankengestalten.

EsisteinUnterschied,obmanarmistoderpleite.Pleiteistmanvorübergehend,armbleibtmanbisinalleEwigkeit.

MeinarmerVatersagtezumBeispielimmerwieder:»Ichwerdeniereichsein.«Und seine Prophezeiung bewahrheitete sich. Mein reicher Vater dagegenbezeichnete sich selbst stets als reich.Er sagteDingewie»Ichbin ein reicherMann und reiche Leute tun so etwas nicht.« Auch als er nach einem großenfinanziellenRückschlagtotalpleitewar,bezeichneteersichweiterhinalseinenreichenMann.ErbegründetedasmitfolgendenWorten:»EsisteinUnterschied,obmanarmistoderpleite.Pleiteseinistkurzfristig,armistewig.«

MeinarmerVatersagteauch:»IchinteressieremichnichtfürGeld«oder»Geldistnichtwichtig.«MeinreicherVatersagteimmer»GeldistMacht.«

ObwohldieMachtunsererGedankenniegeschätztodergemessenwerdenkann,wurde es mir als kleiner Junge klar, dass ich darauf achten musste, was ichdachteundwieichmichausdrückte.Ichstelltefest,dassmeinarmerVaternichtaufgrundseinesVerdienstesarmwar–dennderwardurchausbemerkenswert–,

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sondernwegenseinerEinstellungundseinerHandlungen.AlskleinerJungemitzweiVäternwurdemirklar,dassichmirganzgenauüberlegenmusste,welcheGedanken ich mir zu eigen machen wollte. Auf wen sollte ich hören – aufmeinenreichenoderaufmeinenarmenVater?

ObwohlbeidesehrvielWertaufBildungundWissenlegten,stimmtensienichtdarinüberein,waswichtigseizulernen.Dereinewollte,dassichfleißiglernte,einStudiumabschlossundalsFachmanneineguteStellebekäme,umfürGeldzuarbeiten.Derandereermutigtemichzustudieren,umreichzuwerden,umzuverstehen,wieGeldarbeitetundumzulernen,wieichesdazubringenkann,fürmich zu arbeiten. »Ich arbeite nicht für Geld« waren seine Worte, die erregelmäßigwiederholte,»dasGeldarbeitetfürmich!«

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EineLektionvonRobertFrost

Robert Frost ist mein Lieblingsdichter. Ich mag viele seiner Gedichte, meinLieblingsgedicht aber ist »Der unbegangene Weg«. Ich wende die darinenthalteneLehrefasttäglichan:

DerunbegangeneWeg

IneinemgelbenWald,daliefdieStraßeauseinander,undich,betrübt,dassich,einWandrerbleibend,nicht

diebeidenWegegehenkonnte,standundsahdemeinennach,soweitesging:bisdorthin,woersichimUnterholzverlor.

Undschlugdenandernein,nichtminderschönalsjener,undschrittdamitaufdemvielleicht,derhöhergalt,

dennerwargrasigundwolltbegangensein,obgleich,wasdiesbetraf,diedortzugehenpflegten,siebeide,denundjenen,gleichbegangenhatten.

UndbeidelagensieanjenemMorgengleicherweisevollLaubes,daskeinSchrittnochschwarzgetretenhatte.

Oh,füreinandermalhobichmirjenenerstenauf!Dochwissend,wie’smitWegenist,wieWegzuWegführt,erschienmirzweifelhaft,dassichjewiederkommenwürde.

Diesallessageich,miteinemAchdarin,dereinstundirgendwonachJahrundJahrundJahr:

ImWald,dawareinWeg,derWegliefauseinander,undich–ichschlugdeneinenein,derwenigerbegangen,

unddieseswarderganzeUnterschied.

(übersetztvonPaulCelan)

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ImLaufederJahrehabe ichoftüberRobertFrostsGedichtnachgedacht.DemRat und der Einstellung meines hoch gebildeten Vaters über Geld nicht zufolgen,wareineschmerzhafteEntscheidung,diedenRestmeinesLebensprägte.

MitdiesemEntschlussbegannmeineAusbildungüberGeld.MeinreicherVaterunterrichtetemichdreißigJahrelang,bisich39war.Erhörtedamitauf,alsererkannte,dassichBescheidwussteundvölligverstandenhatte,waserinmeinen–oftdicken–Schädelhineinzuklopfenversuchthatte.

GeldisteineFormvonMacht.NochmächtigeristfinanzielleBildung.DasGeldkommtundgeht,dochwennsiegelernthaben,wieGeldarbeitet,gewinnenSieMachtdarüberundkönnenanfangen,Reichtumzuschaffen.Warumfunktioniertpositives Denken allein nicht? Die meisten Menschen sind zwar zur Schulegegangen, haben aber nie gelernt, wie die Finanzwelt funktioniert, und soverbringensieihrLebendamit,fürGeldzuarbeiten.

Da ich erst neun Jahre alt war, als der Unterricht begann, hielt mein reicherVaterdieLektioneneinfach.ImGrundewarenesnursechsHauptlektionen,diesichindendreißigJahrenimmerwiederholten.UmdiesesechsLektionengehtes auch in diesemBuch. Siewerden ebenso leicht verständlich dargelegt,wiemein reicherVater siemir erklärthat.DieLektionen sindnicht alsAntwortengedacht, sondern als Orientierungshilfen, die Ihnen und Ihren Kindern helfenreicher zu werden – egal, was in einer Welt wachsender Veränderung undUnsicherheitgeschieht.

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1.KAPITEL–LEKTIONEINS:DIEREICHENARBEITENNICHTFÜR

GELD

DieArmenunddieAngehörigenderMittelschichtarbeitenfürGeld.DieReichenlassenGeldfürsicharbeiten.

»Papa,kannstdumirsagen,wieichreichwerde?«

Mein Vater legte die Abendzeitung beiseite. »Weshalb möchtest du reichwerden,meinSohn?«

»Weil JimmysMama ihnheutemit ihremneuenCadillacabgeholthatundsieübers Wochenende in ihr Strandhaus gefahren sind. Jimmy hat drei Freundemitgenommen,aberMikeundichwarennichteingeladen.Siesagtenuns,dasswirnichteingeladenwären,weilwirarmsind.«

»Dashabensiegesagt?«,fragtemeinVaterungläubig.

»Ja,habensie«,erwiderteichgekränkt.

MeinVaterschütteltestummdenKopf,rückteseineBrillezurechtundwandtesichwiederseinerZeitungzu.IchstanddaundwarteteaufeineAntwort.

DaswarimJahr1956.IchwarneunJahrealt.DawiraufdereinenStraßenseitewohnten,gehörtenwirzudemEinzugsgebietderselbenöffentlichenSchule, indie die reichen Leute ihre Kinder schickten. Unsere Stadt lebte hauptsächlichvonZuckerplantagen.DiePlantagenverwalter und anderewohlhabendeBürgerwieÄrzte,UnternehmerundBankiersschickten ihreKindervondererstenbis

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zursechstenKlasseindieseSchule.DanachkamenihreKinderinderRegelaufprivateSchulen.Hätte ichaufderanderenStraßenseitegewohnt,hätte icheineandere Schule besucht, mit Kindern aus Familien, die meiner mehr ähnelten.Nach der sechsten Klasse würden diese Kinder und ich weiterhin staatlicheSchulenbesuchen.Die teurenPrivatschulenkamen für sieoder fürmichnichtinfrage.

SchließlichlegtemeinVaterdieZeitungbeiseite.Ichmerke,dassernachdachte.

»Nun,meinSohn«,fingerlangsaman,»wenndureichwerdenwillst,musstdulernen,Geldzumachen.«

»UndwiemacheichGeld?«,fragteich.

»Nun, mein Sohn, benutze deinen Verstand«, sagte er und lächelte. Was inWirklichkeitheißensollte:

»Dasistalles,wasichdirsagenkann«,oder»Ichweißesnicht,alsobringmichnichtinVerlegenheit.«

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DerBeginneinerPartnerschaft

AmnächstenMorgenerzählteichmeinembestenFreundMike,wasmeinVatergesagt hatte. Soweit ich wusste, waren Mike und ich die einzigen ärmerenKinder an dieser Schule. Mike wohnte, wie ich, durch eine Laune desSchicksals,imSprengeldieserSchule.UnsereElternwarennichtwirklicharm,aberwirfühltenunsso,weildieanderenJungsneueBaseballhandschuhe,neueFahrräderundallesandereimmerneuhatten.

UnsereElternversorgtenunsmitdemNotwendigen,wieEssen,WohnungundKleidung, aber das war alles. Mein Vater pflegte zu sagen: »Wenn du etwaswillst,musstdudafürarbeiten.«WirhattenvieleWünsche,aberfürneunjährigeJungengabesnichtvielArbeit.

»Waskönnenwirtun,umGeldzuverdienen?«,fragteMike.

»Ichweißnicht«,sagteich.»AberwillstdumeinPartnerwerden?«

UndsowurdeMikeanjenemSamstagmorgenmeinersterGeschäftspartner.DenganzenMorgen überlegtenwir,wiewirGeld verdienen konnten.VonZeit zuZeit unterhielten wir uns über die »coolen Jungs«, die gerade in JimmysStrandhausihrenSpaßhatten.Dastateinwenigweh,aberderSchmerzwargut,weil er uns dazu inspirierte,weiter nachMöglichkeiten zu suchen,wiewir zuGeldkommenkonnten.Dann,amNachmittag,kamunseinguterGedanke.EineIdee, die inspiriert war durch ein wissenschaftliches Buch, das Mike gelesenhatte.AufgeregtschütteltenwirunsdieHändeunddiePartnerschafthattejetzteinkonkretesZiel.

IndennächstenWochenklappertenMikeundichdieNachbarschaftab,klopftenan Türen und baten unsere Nachbarn, ihre leeren Zahnpastatuben für uns

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aufzuheben.Mit erstaunten Blicken sagten die meisten Erwachsenen lächelndzu. Ein paar von ihnen wollten wissen, was wir damit vorhatten, aber wirerwiderten nur »Das können wir Ihnen nicht sagen, es ist einGeschäftsgeheimnis.«

Mit derZeitwurdemeineMutter immer verzweifelter.Wir hatten einenPlatznebenihrerWaschmaschinealsSammelplatzfürunserRohmaterialgewählt.Ineinem braunen Karton begann jetzt unser kleiner Stapel verbrauchterZahnpastatubenzuwachsen.

Schließlich verlor meine Mutter die Geduld. Der Anblick der dreckigen,zerdrücktenundbenutztenZahnpastatubenihrerNachbarnreichteihr.»Wastutihr da, Jungs?«, fragte sie. »Und erzählt mir nicht wieder, dass das einGeschäftsgeheimnisist.TutetwasmitdiesemDreckoderichwerfeihnweg!«

Mike und ich baten und bettelten, indem wir erklärten, dass wir bald genughabenunddannmitderProduktionanfangenwürden.Wirsagten ihr,dasswirauf einpaarNachbarnwarteten,die ihreZahnpastanochaufbrauchenwollten,sodass wir ihre Tuben haben konnten. Mutter gewährte uns eine WocheAufschub.

Der Produktionsbeginn musste also vorgezogen werden. Wir standen unterDruck.MeineersteGeschäftspartnerschaftwarvonderRäumungunseresLagersseitens meiner eigenen Mutter bedroht! Mike übernahm die Aufgabe, dieNachbarn zu bitten, ihre Zahnpasta schneller aufzubrauchen, indem erbehauptete, dass der Zahnarzt ihnen empfahl, die Zähne öfter zu putzen. IchstelltedieFertigungsstraßezusammen.DieProduktionbegannplanmäßig.

Eines Tages kammeinVatermit einem Freund angefahren und sah in seinerEinfahrt zwei Neunjährige mit einem auf Höchsttouren laufenden Fließband.Alles war von einer feinen weißen Staubschicht bedeckt. Auf einem langen

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Tisch standen kleineMilchkartons von der Schule und unser Grill glühte mitroten,heißenKohlenbeihöchsterHitze.

MeinVater näherte sich langsam,nachdemer dasAuto amEndederEinfahrtgeparkthatte, daunsereFertigungsstraßedenStellplatzblockiert hatte.Erundsein Freund sahen auf den Kohlen einen Stahltopf mit den schmelzendenBleituben. Damals gab es noch keine Plastiktuben. Sobald die Farbeheruntergebrannt war, kamen die Tuben in den kleinen Topf und wurdeneingeschmolzen.DannpacktenwirdenTopfmitMuttersTopflappenundgossendasBleidurcheinkleinesLochinMilchkartons.

DieMilchkartonswarenaufbestimmteWeisemitGipsgefülltunddientenunssoalsGießformen.DerweißeStaubüberallwarGips.BevorwirihnmitWassergemischt hatten, hatte ich inmeiner Eile die Tüte umgestoßen und die ganzeUmgebungsahaus,alsseieinSchneesturmdarüberhinweggefegt.

Mein Vater und sein Freund schauten zu, als wir das flüssige Blei vorsichtigdurcheinekleineÖffnungimoberenTeilderGipswürfelgossen.

»Seidvorsichtig«,sagtemeinVater.

Ichnickte,ohneaufzublicken.

EndlichstellteichdenStahltopfabundlächeltemeinenVateran.

»WasmachtihrJungsdennda?«,fragteermiteinemzaghaftenLächeln.

»Wirmachen,wasdumirgesagthast.Wir sinddabei reichzuwerden«, sagteich.

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»Ja,genau«,sagteMikegrinsendundnicktemitdemKopf.»WirsindPartner.«

»UndwasistindiesenPlastikformen?«,fragtemeinVater.

»Passauf«,sagteich,»ichwerdejetztdieFormlösen.«

Mit einem kleinen Hammer brach ich den Verschluss auf, der die beidenWürfelhälftenzusammenhielt.VorsichtighobichdieobereHälftederGipsformabundeinbleiernesFünfcentstückfielheraus.

»OhmeinGott!«,sagtemeinVater.»IhrgießtFünf-Cent-MünzenausBlei.«

»Genau«, sagte Mike, »wir tun, was Sie uns empfohlen haben. Wir machenGeld.«

DerFreundmeinesVatersdrehtesichumundfinganlauthalszulachen.MeinVater lächelteund schütteltedenKopf.Vor ihmstandeneinFeuer, eineKistemit leeren Zahnpastatuben und zwei kleine Jungs, die von Kopf bis Fuß mitweißemStaubbedecktwarenundvoneinemOhrzumanderengrinsten.

Erbatuns,alleshinzulegenundunsmitihmaufdieVordertreppedesHauseszusetzen.

MiteinemLächelnerklärteeruns,wasdasWort»fälschen«bedeutete.

UnsereTräume schwanden. »Siemeinen, dass das verboten ist?«, fragteMikemitzitternderStimme.

»Lass sie doch weitermachen«, sagte der Freund meines Vaters. »Vielleicht

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entwickelnsiejaeinnatürlichesTalentdafür.«

MeinVaterstarrteihnan.

»Ja, das ist verboten«, sagtemeinVatermild. »Aber ihr Jungs habt sehr vielKreativität und Originalität bewiesen. Macht weiter so. Ich bin wirklich sehrstolzaufeuch!«

EnttäuschtbliebenMikeundichnochetwazwanzigMinutenschweigendsitzen,bevorwir anfingen,dasDurcheinander zubeseitigen.DasGeschäft endete amselbenTag,andemesbegonnenhatte.Als ichdenStaubwegwischte, schauteichMikeanundsagte:»Ichglaube,dassJimmyundseineFreunderechthaben.Wirsindarm.«

MeinVaterginggeradevorbei,alsichdassagte.

»Jungs«, sagte er, »ihr seidnur dann arm,wenn ihr aufgebt.Entscheidend ist,dass ihr etwas unternommen habt.DiemeistenMenschen reden oder träumennurdavon,reichzuwerden.Ihrhabtetwasunternommen.Ichbinsehrstolzaufeuchundichsageesnocheinmal:Machtweiterso.Gebtnichtauf.«

Mike und ich standen schweigend da.Daswaren freundlicheWorte, aberwirwusstenimmernochnicht,waswirtunsollten.

»Wiesobistdunichtreich,Papa?«,fragteich.

»Weilichmichdafürentschiedenhabe,Lehrerzuwerden.Lehrermachensicheigentlich keine Gedanken darüber, reich zu werden. Wir wollen nurunterrichten.Ichwünschte,ichkönnteeuchhelfen,aberichweißwirklichnicht,wiemanzuGeldkommt.«

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MikeundichwandtenunswiederunserenAufräumungsarbeitenzu.

»Da fälltmir etwas ein«, sagtemeinVater. »Wenn ihr lernenwollt,wiemanreich wird, bin ich der falsche Ansprechpartner. Da müsst ihr deinen Vaterfragen,Mike.«

»MeinenVater?«,fragteMikemitzerknirschtemGesicht.

»Ja,deinenVater«,wiederholtemeinVaterlächelnd.»DeinVaterundichhabendenselben Bankberater und der schwärmt geradezu von ihm. Er hat mirmehrmals erzählt, dass deinVater genial ist,wenn es darumgeht, zuGeld zukommen.«

»Mein Vater?«, wiederholte Mike ungläubig. »Wieso haben wir dann keinschönesAutoundkeinschönesHaus,wiediereichenKinderinderSchule?«

»Ein schönesAuto und ein schönesHaus zu haben, bedeutet nicht unbedingt,dassmanreichistoderweiß,wiemanzuGeldkommt«,erwidertemeinVater.»JimmysVaterarbeitetfürdieZuckerplantage.Erunterscheidetsichgarnichtsosehrvonmir.ErarbeitetfüreineFirmaundicharbeitefürdenStaat.DieFirmakauft ihm den Wagen. Aber die Zuckerfirma steckt in finanziellenSchwierigkeiten und JimmysVater könnte schon bald vor demNichts stehen.Dein Vater ist anders, Mike. So wie es aussieht, baut er sich gerade einImperiumaufundichvermute,dasserinwenigenJahreneinsehrreicherMannseinwird.«

DamitkamdieBegeisterungbeiMikeundmirwieder.MitneuerKraft fingenwiran,denvonunseremerstenUnternehmenverursachtenDreckwegzuputzen.BeimAufräumen schmiedetenwir Pläne, wann undwiewirmitMikesVaterredenwollten.DasProblemwar,dassMikesVater langearbeiteteundofterstspätnachHausekam.IhmgehörtenLagerhallen,eineBaufirma,eineLadenkette

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unddreiRestaurants.EswarendieRestaurants,dieihnsolangeaufhielten.

Als wir mit dem Aufräumen fertig waren, fuhr Mike mit dem Bus heim. ErwolltemitseinemVaterreden,sobalddieserabendsnachHausekäme,undihnbitten,unsbeizubringen,wiemanreichwird.Mikeversprach,sofortanzurufen,egalwiespäteswürde.

UmhalbneunklingeltedasTelefon.

»Okay«, sagte ich,»nächstenSamstag«,und legtedenHörerauf.MikesVaterwarmiteinemTreffenmitMikeundmireinverstanden.

AmSamstagmorgenumhalbachtnahmichdenBuszumarmenStadtviertel.

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DerUnterrichtbeginnt

An jenemMorgenhattenMikeund ichumachtUhreinenTerminbei seinemVater.ErwarbereitsanderArbeitundhatteschonmehralseineStundehintersich.SeinBauleiterfuhrgeradeinseinemKleintransporterdavon,alsichaufdaseinfache,kleineundordentlicheHauszuging.MikebegrüßtemichanderTür.

»MeinVaterhatgesagt,dasswirhintenaufderVerandaaufihnwartensollen«,sagteMikeundbatmichherein.

Der alte Holzboden knarrte, als wir über die Schwelle dieses älteren Hausesliefen.UnmittelbarhinterderTürlageinbilligerFußabtreteraufdemBoden.Ersollte die jahrelange Abnutzung durch unzählige Füße verbergen, die bereitsüberdieseDielegelaufenwaren.

Ichfühltemichsehrbeengt,alsichindaskleineWohnzimmergelangte,dasmitalten,muffigenPolstermöbelnvollgestelltwar,dieheuteSammlerstückewären.Auf dem Sofa saßen zwei Frauen, ein wenig älter als meine Mutter. IhnengegenübersaßeinManninArbeitskleidung.ErtrugeinekhakifarbeneHoseundein khakifarbenesHemd, das ordentlich gebügelt, aber nicht gestärktwar undabgeschabte Arbeitshefte. Ich schätzte ihn auf etwa fünfundvierzig, alsoungefährzehnJahreälteralsmeinenVater.Alledreilächelten,alsMikeundichanihnenvorbeiaufdieGartenverandagingen.Schüchternlächelteichzurück.

»WersinddieseLeute?«,fragteich.

»Ach,diearbeitenfürmeinenVater.DerältereMannführtseineLagerunddieFrauenmanagendieRestaurants.UndvorhinhastdudenBauleitergesehen,derungefährfünfzigMeilenvonhieraneinemStraßenprojektarbeitet.SeinandererBauleiter, der für ihn ein paar Reihenhäuser baut, war schon fort, als du

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gekommenbist.«

»GehtdasdieganzeZeitso?«,fragteich.

»Nichtimmer,aberziemlichoft«,sagteMike,alsersicheinenStuhlheranzogundsichnebenmichsetzte.

»IchhabemeinenVatergefragt,oberunsbeibringenwillzuGeldzukommen.«

»Oh,undwashaterdazugesagt?«,fragteichmitunverhohlenerNeugierde.

»Naja,ersthatermichmerkwürdigangeschautunddannhatergesagt,dasserunseinAngebotmachenwird.«

»Aha«,sagteichundschaukeltemitmeinemStuhlgegendieWandzurück.DieVorderbeinedesStuhlshingeninderLuft.

Miketatdasselbe.

»Weißtdu,umwelchesAngebotesgeht?«,fragteich.

»Nein,aberdaswerdenwirbaldherausfinden.«

Plötzlich stürzte Mikes Vater durch die wacklige Außentür auf die Veranda.Mike und ich sprangen auf die Füße, nicht aus Respekt, sondern weil er unserschreckthatte.

»Seidihrbereit?«,fragteMikesVater,alsereinenStuhlheranzog,umsichzu

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unszusetzen.Wirnickten.

ErwareingroßerMann,bestimmtsoumdieeinMeterachtziggroßundhundertKiloschwer.MeinVaterwargrößer,wogungefährgenausovielundwar fünfJahreälter.Siehatteneinigesgemeinsam,wennauchnichtdieselbenethnischenZüge.VielleichtwarihreEnergieähnlich.

»Mikesagt,ihrwolltlernen,wiemanzuGeldkommt.Stimmtdas,Robert?«

Ich nickte schnell und ein wenig verschüchtert. Hinter seinen Worten undseinemLächelnlageineenormeKraft.

»Okay.MeinAngebotsiehtfolgendermaßenaus:Ichwerdeeseuchbeibringen,aberwirmachendasnichtwieinderSchule.Ihrarbeitetfürmichundichwerdeeuch unterrichten. Wenn ihr nicht für mich arbeitet, werde ich es euch nichtbeibringen. Es geht für mich schneller, wenn ihr dabei arbeitet, und ichverschwendemeine Zeit, wenn ihr nur dasitzen und zuhörenwollt wie in derSchule.DasistmeinAngebot.Ihrkönntesannehmenoderablehnen.«

»Ähm…darfichnochetwasfragen?«,warfichein.

»Nein,nimmdasAngebotanoder lassesbleiben.IchhabezuvielArbeit,ummeine Zeit zu verschwenden.Wenn du dich nicht schnell entscheiden kannst,wirstdusowiesonie lernen,zuGeldzukommen.Gelegenheitenkommenundgehen. Zu wissen, wann man schnell entscheiden muss, ist eine wichtigeFähigkeit.DuhasteineGelegenheit,diedugesuchthast.DerUnterrichtbeginntsofort, oder er ist in zehn Sekunden vorbei«, sagte Mikes Vater mit einemneckischenLächeln.

»Ichnehmean«,sagteich.

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»Ichauch«,sagteMike.

»Gut«,sagteMikesVater.»Mrs.MartinwirdinzehnMinutenhiersein.Wennichmitihrfertigbin,fahrtihrmitihrzumeinemGemischtwarenladenundkönntgleichanfangenzuarbeiten.IchzahleeuchzehnCentdieStundeundihrarbeitetjedenSamstagdreiStundenlang.«

»AberichhabeheuteeinBaseballspiel«,sagteich.

MikesVatersenktedieStimmezueinemstrengenTon»NimmdasAngebotanoderlassesbleiben.«

»Ichnehmeesan«,erwiderteichundentschiedmichzuarbeitenundzulernen,anstattBaseballzuspielen.

ZehnCentdieStunde…SogarnachdenStandardsvon1956warenzehnCentdieStundesehrwenig.

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DreißigCentspäter

SeitneunUhrandiesemTagarbeitetenMikeundichfürMrs.Martin.SiewareinefreundlicheundgeduldigeFrau.Siesagteimmer,dassMikeundichsieanihre beiden Söhne erinnerten, die inzwischen erwachsen und aus dem Hausseien. Obwohl sie nett war, hielt sie viel von harter Arbeit und gab uns jedeMengezutun.SiewareineMeisterindarin,Aufgabenzufinden.DreiStundenlangnahmenwirKonservendosenausdenRegalen,entstaubtensieeinenachderanderenmit einemWedel und stellten siewieder ordentlich insRegal zurück.DieArbeitwarschrecklichlangweilig.

Mikes Vater, den ichmeinen reichen Vater nenne, besaß neun dieser kleinenLäden,mitWaren des täglichen Bedarfs. Kleine Lebensmittelgeschäfte in derNachbarschaft, wo die Leute tagtäglich Notwendiges, wieMilch, Brot, Butterund Zigaretten kaufen konnten. An der Rückseite gab es Parkplätze. DasProblemwarnun,dassesdamalsaufHawaiinochkeineKlimaanlagengabunddie Läden zur Abkühlung ihre Türen offen stehen ließen. Wenn ein AutovorbeifuhroderindenParkplatzeinbog,wirbelteesStaubauf,dersichdannimLadenabsetzte.DamithattenwireineArbeit,solangeesdortkeineKlimaanlagegab.

Drei Wochen lang arbeiteten Mike und ich samstags bei Mrs. Martin unserefestgesetztendreiStunden.Mittags,wennwirfertigwaren,zähltesiejedemvonunsdreikleineZehn-Cent-StückeindieHand.AllerdingswarenselbstMittederFünfzigerjahredreißigCent füreinenNeunjährigennichtbesondersaufregend.EinComickostetedamalszehnCent,alsogabichmeinGeldfürgewöhnlichfürComicsausundgingnachHause.

AmMittwochderviertenWochewarichbereitzukündigen.IchhattemichnurdeshalbzumArbeitenbereiterklärt,weilichvonMikesVaterlernenwollte,wiemanGeldverdient,undnunwaricheinSklave,fürzehnCentdieStunde.UndobendreinhatteichMikesVaterseitjenemerstenSamstagnichtmehrgesehen.

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»Ichkündige«,sagte ichmittagszuMike.DasMittagessen inderSchulewarschlecht,dieSchulelangweiltemichundnunkonnteichmichnichteinmalmehraufdieSamstagefreuen.AbereswarendiedreißigCent,diemichaufregten.

DiesmallächelteMike.

»Wasgibt’sdenndazugrinsen?«,fragteichverärgertundfrustriertzugleich.

»Papahatgesagt,dassdaspassierenwird.Erhatgesagt,dassdudichmit ihmtreffensollst,wenndukündigenwillst.«

»Was?«,fragteichentrüstet.»Erhatgewartet,bisichdieNasevollhabe?«

»Soungefähr«, sagteMike. »MeinPapa ist irgendwie anders.Erbringt einemdieDingeandersbeialsdeinVater.DeineElternerklärenviel.MeinVater istruhigundeinMannwenigerWorte.Wart’ einfachbisSamstag. Ich sage ihm,dassdusoweitbist.«

»Dumeinst,eswareinabgekartetesSpiel?«

»Nein, eigentlich nicht, aber vielleicht doch. Papa wird es dir am Samstagerklären.«

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SchlangestehenamSamstag

Ichwarbereit. Ichwarvorbereitet.SogarmeineigenerVaterwar ihmdeshalbböse. Mein eigener Vater, derjenige, den ich als arm bezeichne, dachte, dassmeinreicherVaterdieGesetzeüberKinderarbeitverletzteunddassmangegenihnermittelnsollte.

Mein gebildeter armer Vater sagte mir, was ich verlangen sollte, was mirzustünde.MindestensfünfundzwanzigCentdieStunde.MeinarmerVatersagtemir,dassichsofortkündigensollte,wennichkeineLohnerhöhungbekäme.

»Dubrauchst dieseverdammteArbeit sowiesonicht«, sagtemein armerVaterentrüstet.

AmSamstagmorgenumachtUhrstürmteichdurchdiewackligeTürinMikesHaus.

»Setz’dichundwarte,bisduandieReihekommst«,sagteMikesVater,alsicheintrat. Dann drehte er sich um und verschwand in seinem kleinen Büro, dasnebeneinemderSchlafzimmerlag.

Ich sahmich um, konnteMike aber nirgends sehen.Verlegen setzte ichmichvorsichtignebendieselbenbeidenFrauen,dieauchschonvorvierWochenhiergewesenwaren.Sie lächeltenund rückteneinwenigbeiseite, ummirPlatz zumachen.

Eine Dreiviertelstunde verging und ich kochte vor Wut. Die beiden FrauenhattenmitMikesVater gesprochen undwaren schon vor einer halben Stundegegangen.DerältereHerrwarzwanzigMinutendringewesenundauchschonweg.

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NunwardasHausleerundichsaßaneinemherrlichensonnigenTagaufHawaiiineinemmuffigen,dunklenWohnzimmerundwartete,ummiteinemKnauserzu reden, der Kinder ausbeutete. Ich konnte hören, wie er in seinem Büroherumhantierte, telefonierte und mich ignorierte. Ich war drauf und dran zugehen,aberausirgendeinemGrundbliebichda.

Endlich,fünfzehnMinutenspäter,genauumneunUhr,kammeinreicherVateraus seinem Arbeitszimmer, sagte nichts und bedeutete mir mit einerHandbewegung,inseinschmuddeligesArbeitszimmereinzutreten.

»Ich höre, du willst eine Gehaltserhöhung oder du kündigst«, begann meinreicherVater,währendersichinseinemBürostuhlhin-undherdrehte.

»Ja,Siehaltensichnichtan IhrenTeilderAbmachung«,platzte ich fastunterTränenheraus.EswarganzschönbeängstigendfüreinenNeunjährigen,einemErwachsenendieStirnbietenzumüssen.

»Sie haben gesagt, dass Sie mir einiges beibringen, wenn ich für Sie arbeite.Gut. Ich habe für Sie gearbeitet. Ich habe schwer gearbeitet. Ich habe sogarmeine Baseballspiele aufgegeben, um für Sie zu arbeiten, und Sie haben IhrWortnichtgehalten.NichtshabenSiemirbeigebracht!SiesindeinGauner,wiedie Leute in der Stadt über Sie denken. Sie sind gierig. Siewollen das ganzeGeldfürsichbehalten,IhreAngestelltensindIhnenvollkommenegal.Sielassenmichwartenundbehandelnmichrespektlos.IchbinnureinkleinerJunge,aberichverdienees,besserbehandeltzuwerden.«

MeinreicherVaterhattesichinseinemDrehstuhlzurückgelehnt,dieHändeamKinnundstarrtemichan.Eswar,alsobermichstudierenwürde.

»Nicht schlecht«, sagte er. »Nicht einmal einMonat ist vergangen und schonklingstduwiediemeistenmeinerAngestellten.«

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»Was?«, fragte ich. Ohne zu verstehen, was er sagte, fuhr ich mit meinerBeschwerdefort.»Ichdachte,SiewürdensichanunsereAbmachunghaltenundmiretwasbeibringen,aberstattdessenwollenSiemichquälen?Dasistgemein.Dasistechtgemein.«

»Ichbringedirgeradeetwasbei«,sagtemeinreicherVaterruhig.

»Was haben Sie mir denn beigebracht? Gar nichts!«, gab ich wütend zurück.»Sie haben nicht einmal mit mir gesprochen, seit dem Tag, an dem icheinverstanden war, für nichts und wieder nichts zu arbeiten. Zehn Cent dieStunde. Pah! Ich sollte Sie anzeigen. Es gibt nämlich Gesetze gegenKinderarbeit.UndmeinPapaarbeitetfürdenStaat,wieSiewissen.«

»Oh«, sagtemein reicher Vater. »Jetzt klingst du genau wie der Großteil derLeute, die früher mal für mich gearbeitet haben. Leute, die ich entwederentlassenhabeoderdieselbstgekündigthaben.«

»Und, was haben Sie dazu zu sagen?«, wollte ich wissen. Für einen kleinenJungenfühlteichmichganzschönmutig.»Siehabenmichangelogen.Ichhabefür Sie gearbeitet und Sie haben Ihr Wort gebrochen. Sie haben mir nichtsbeigebracht.«

»Woher weißt du, dass ich dir nichts beigebracht habe?«, fragtemein reicherVaterruhig.

»Naja,Siehabenniemitmirgeredet.IchhabedreiWochenfürSiegearbeitetundSiehabenmirnichtsbeigebracht«,sagteichmiteinemSchmollmund.

»Bedeutet unterrichten denn reden oder einen Vortrag halten?«, wollte meinreicherVaterwissen.

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»Ja…doch…«erwiderteich.

»SounterrichtetmaninderSchule«,sagteerschmunzelnd.»AberdasistnichtdieArt,wiedichdasLebenlehrt,undmeinerMeinungnachistdasLebenderbesteLehrmeister.MeistenssprichtdasLebennichtmitdir,sondernesschubstdich irgendwieherum.JederSchubs ist,alsobdasLebensagenwürde, ›Wachauf!Esgibtetwas,wasdulernensollst.‹«

Worüber spricht dieser Mann?, fragte ich mich, »Wenn das Leben michherumschubst,dannsprichtesmitmir?«Jetztwarichmirsicher,dassichmeineArbeitkündigensollte.IchredetemiteinemMenschen,dereingesperrtgehörte.

»WenndudieLektionendesLebens lernst,wirdesdirgutgehen.Wennnicht,wird dich das Leben einfach immer weiter herumschubsen. Die Menschenreagieren unterschiedlich darauf. Manche lassen es zu, dass sie das Lebenherumschubst,andereärgernsichundwehrensichdagegen.AbersierichtenihreWutgegenihrenChef,ihreArbeit,ihrenMannoderdieFrau.Siewissennicht,dassesdasLebenist,dassiesoherumschubst.«

IchhattekeineAhnung,wovonersprach.

»DasLebenschubstalleMenschenherum.Dieeinengebenaufunddieanderenkämpfen. Manche lernen daraus ihre Lektion und bewegen sich voran. Siebegrüßen es, wenn ihnen das Leben zeigt, was Sache ist. Für diese wenigenMenschenheißtdas,dasssieetwaslernensollenundwollen–aufdieseWeisegehen sie voran. Die meisten aber geben auf und nur wenige, so wie du,kämpfen.«

Mein reicher Vater stand auf und schloss das alte, knarrende undreparaturbedürftige Holzfenster. »Wenn du diese Lektion lernst, wirst du zueinemklugen,reichenundglücklichenjungenMannheranwachsen.Wennnicht,

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wirstdudeinLebendamitzubringen,deineArbeit,deingeringesGehalt,deinenChefoderandere fürdeineProblemeverantwortlichzumachen.DuwirstdeinLeben lang auf den großen Durchbruch hoffen, der alle deine finanziellenProblemelösensoll.«

Mein reicher Vater schaute zu mir herüber, um zu sehen, ob ich ihm nochzuhörte. Unsere Blicke trafen sich. Wir starrten einander an und wahreKommunikationsströme flossen zwischen unserenAugen hin und her. Endlichwandte ichmich ab, nachdem ich seine letzte Botschaft empfangen hatte. Ichwusste,dasserrechthatte.Ichhatteihnbeschuldigtundhatteverlangtzulernen.Ichkämpfte.

MeinreicherVatersprachweiter.»OdergibstdujedesMalauf,wenndichdasLeben herumschubst? Dann gehörst du zu der Art von Menschen, die keineSubstanzhaben.DannwirstduimmeraufNummersichergehen,dassogenannteRichtigetununddichfüreinEreignisaufbewahren,dasniekommt.Dannstirbstdualslangweiliger,alterMann.DuwirstvieleFreundehaben,diedichwirklichmögen,weildusoeinnetter,fleißigerKerlbist,aberdieWahrheitist,dassduesdemLebengestattethast,dichzuunterwerfen.TiefindeinemInnerenhattestduAngst,Risikeneinzugehen.Eigentlichwolltestdugewinnen,aberdieAngstvordemVerlierenwargrößeralsdieFreudeübermöglicheGewinne.TiefindeinemInnernweißtdu–undnurduallein–,dassduesnichtangepackthast.Duhattestdichentschieden,aufNummersicherzugehen.«

WiedertrafensichunsereBlicke,bisichdieBotschaftempfangenhatte.

»Siehabenmichherumgeschubst?«,fragteich.

»Das könnte man so sagen.« Mein reicher Vater lächelte. »Doch ich würdesagen,dassichdirnureinenVorgeschmackaufdasLebengegebenhabe.«

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»Was für einen Vorgeschmack auf das Leben?«, fragte ich, immer noch einwenigwütend,abermittlerweileauchneugierig,sogarlernbereit.

»Ihr zwei seid die erstenMenschen, diemich je darum gebeten haben, ihnenbeizubringen, wie man zu Geld kommt… Ich habe mehr als hundertfünfzigAngestellteundkeineinzigerdavonhatmichjegefragt,wasichüberGeldweiß.SieverlangenvonmireineStelleundeinGehalt,abersiebittenmichniemals,ihnen etwas überGeld beizubringen.Soverbringendiemeisten von ihnendiebesten Jahre ihres Lebens damit, für Geld zu arbeiten, ohne eigentlich zuverstehen,wasdasist…«

»AlsMikemirsagte,dassihrlernenwollt,wiemanzuGeldkommt,beschlossich, einen lebensnahen Kurs zusammenzustellen. Ich könnte reden bis ichschwarz würde, aber ihr würdet kein Wort verstehen. Deshalb habe ichbeschlossen,dasseuchdasLebenzuersteinwenigherumschubsensollte,damitihrmichhört.AusdiesemGrundhabeicheuchnurzehnCentbezahlt.«

»Welche Lektion habe ich gelernt, wenn ich für nur zehn Cent die Stundegearbeitet habe?«, fragte ich. »Dass Sie wenig zahlen und Ihre Arbeiterausbeuten?«

MeinreicherVater lehntesichzurückund lachteschallend.Alsersichwiedergefasst hatte, sagte er schließlich: »Du solltest am besten deinen Standpunktändern.Hörauf,mirdieSchuldzugebenundmichfürdasProblemzuhalten.WenndumichfürdasProblemhältst,musstdumichändern.Wennduerkennst,dass du das Problembist, kannst du dich selbst ändern, etwas dazulernen undklügerwerden.DiemeistenMenschenwollenalleanderenaufderWeltändern,außer sich selbst.Lass dir sagen, es ist leichter, sich selbst zu ändern, als alleanderen.«

»Dasversteheichnicht«,sagteich.

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»Mach nicht mich für deine Probleme verantwortlich!«, sagte mein reicherVater,dernunungeduldigwurde.

»AberSiesindesdoch,dermirnurzehnCentzahlt.«

»Und?Waslernstdudaraus?«,fragtemeinreicherVaterschmunzelnd.

»DassSieschlechtzahlen«,meinteich.

»Siehstdu,duglaubst,dassichdasProblembin«.

»AberSiesindesdoch.«

»Na gut. Bleib bei dieser Einstellung und du lernst nichts. Wenn du weiterdaraufbeharrst,dassichdasProblembin,welcheWahlhastdu?«

»Hmm…, nun ja, wenn Sie mir nicht mehr zahlen oder mich respektvollerbehandelnundmirnichtsbeibringen,dannkündigeich.«

»Gut gesagt«, erwiderte mein reicher Vater. »Und genau das tun die meistenLeute auch. Sie kündigen und suchen nach einer anderen Arbeit, nach einerbesserenGelegenheit und nach einemhöherenGehalt,wobei sie denken, dasseine neue Stelle oder ein höheres Gehalt ihre Probleme löst … Aber in denmeistenFällenstimmtdasnicht.«

»Also…WaswürdedasProblem lösen?«, fragte ich. »EinfachdiemickrigenzehnCentnehmenundlächeln?«

Mein reicherVater grinste breit…»Dasmachendie anderen.Sie akzeptieren

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einfach ihrGehalt,wobei ihnenklar ist, dass sieund ihreFamilien sichdamitfinanziell schwer tun. Das war’s dann aber auch. Sie warten auf eineGehaltserhöhung und glauben, dass sich das Problem mit mehr Geld lösenwürde.Diemeistenakzeptierendaseinfach.EinpaarnehmensogarnocheinenzweitenJobanundarbeitennochmehr,aberwiedersindsiemiteinemkleinenGehaltzufrieden.«

Ichsaßda,starrteaufdenBodenundbegannlangsamdieLektionzuverstehen,die mir mein reicher Vater da erteilte. Ich konnte spüren, dass es einVorgeschmack auf das Leben war. Schließlich sah ich auf und wiederholtemeineFrage.»WielöseichdanndasProblem?«

»Damit«,sagteerundtipptemirleichtandieStirn.»MitdiesemDingzwischendeinenOhren.«

In diesem Augenblick sprach mein reicher Vater den entscheidendenGesichtspunktan,derihnvonseinenAngestelltenundvonmeinemarmenVaterunterschied–undderausihmeinenderreichstenMenschenaufHawaiimachte,während mein hoch gebildeter, aber armer Vater sein ganzes Leben lang infinanziellenSchwierigkeitensteckte.

Eswar ein einzigerGesichtspunkt, der für dasLeben den großenUnterschiedmachte. Diese Erkenntnis, die ich als Lektion Nummer eins bezeichne,wiederholtemeinreicherVaterimmerundimmerwieder:»DieArmenundderMittelstandarbeitenfürGeld.DieReichenlassendasGeldfürsicharbeiten.«

An jenem strahlenden Samstagmorgen lernte ich eine Sichtweise kennen, diesich grundlegend von derjenigen unterschied, die mir mein armer Vaterbeigebracht hatte. Im Alter von neun Jahren wurde mir bewusst, dass meinebeidenVäterwollten, dass ich lerne.BeideVäter ermuntertenmich zu lernen,abereswarennichtdieselbenDinge.

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MeingelehrterVaterempfahlmirzu tun,waser tat.»MeinSohn, ichmöchte,dassdufleißiglernstundguteNotenbekommst,damitdueinenfesten,sicherenJob bei einemgroßenUnternehmen bekommst.Und achte darauf, dass sie dirausgezeichneteSozialleistungenbieten.«

Mein reicher Vater wollte, dass ich lerne, wie Geld arbeitet, damit ich es fürmicharbeitenlassenkonnte.DieseLektionensollteich,unterseinerAnleitung,durchdasLebenlernenundnichtimKlassenzimmer.

Mein reicherVater fuhr damalsmitmeiner erstenLektion fort. »Ich bin froh,dassesdichwütendgemachthat,fürzehnCentdieStundezuarbeiten.WenndunichtwütendgewordenwärstunddengeringenLohnfreudigakzeptierthättest,dann müsste ich dir jetzt sagen, dass ich dir nichts beibringen kann.Wie dusiehst, bringtdaswirklicheLernenEnergie,LeidenschaftundeinenglühendenWunschmitsich.WutisteingroßerTeildiesesRezepts,dennLeidenschaftisteine Kombination aus Wut und Liebe. Wenn es um Geld geht, wollen diemeisten Menschen lieber auf der sicheren Seite bleiben und dabei einberuhigendes Gefühl haben. Das heißt, sie lassen sich nicht von ihrerLeidenschaftleiten,sondernvonihrerAngst.«

»DeshalbnehmensieeinenschlechtbezahltenJoban?«,fragteich.

»Ja«, sagte mein reicher Vater. »Manche Leute behaupten, ich würde dieMenschen ausbeuten, weil sie bei mir nicht so viel verdienen wie auf derZuckerplantageoderbeimStaat.Ichbehaupte,dassdieseMenschensichselbstausbeuten.EsistihreAngst,nichtmeine.«

»AberhabenSienichtdasGefühl,dassSieihnenmehrzahlensollten?«,fragteich.

»Ich muss ihnen nicht mehr zahlen und außerdem würde mehr Geld ihre

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Probleme nicht lösen. Sieh dir deinenVater an, er verdient eineMengeGeld,aberseineRechnungenkannertrotzdemnichtbezahlen.DiemeistenMenschenverschuldensichumsomehr,jemehrGeldsiezurVerfügunghaben.«

»Deshalb also die zehn Cent die Stunde«, meinte ich. »Das ist ein Teil derLektion.«

»Richtig«,schmunzeltemeinreicherVater.

»DeinVateristindieSchulegegangenundhateinehervorragendeAusbildungbekommen,umeinengutbezahltenJobzuerhalten.Denhaterjetztauch.AbererhatimmernochGeldprobleme,weilerimLaufseinerAusbildungnieetwasüberGeldgelernthat,unddannglaubterauchnoch,dasserfürGeldarbeitet.«

»UndSienicht?«,fragteich.

»Nein,eigentlichnicht«,antwortetemeinreicherVater.»Wenndulernenwillst,fürGeldzuarbeiten,dannbleibinderSchule.DasistderbesteOrt,umdaszulernen.Wennduaber lernenwillst,wiedudeinGelddazubringst, fürdichzuarbeiten, dann werde ich dir das beibringen. Aber nur, wenn du es wirklichlernenwillst.«

»Würdedasdennnichtjedergernelernen?«,fragteich.

»Nein«,erwiderteer,»weileseinfach leichter istzu lernen,wiemanfürGeldarbeitet. BesonderswennAngst dein vordringlichesGefühl beimThemaGeldist.«

»Dasversteheichnicht«,sagteichstirnrunzelnd.

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»DarüberbrauchstdudirauchjetztnochkeineGedankenzumachen.Begreifenur,dassesdieAngstist,diediemeistenMenschenaneinerArbeitsstellehält.Die Angst, ihre Rechnungen nicht zahlen zu können, die Angst, entlassen zuwerden,dieAngst,nichtgenügendGeldzuhaben,dieAngst,nocheinmalvonvorne anfangen zumüssen.Das ist der Preis dafür, dassman studiert hat, umeinenBeruf oder einHandwerk zu lernen und dann fürGeld zu arbeiten.DiemeistenMenschenwerdenSklavendesGeldes…unddannärgernsiesichüberihrenChef.«

»Lernen, wie man das Geld dazu bringt, für einen zu arbeiten, ist ein völliganderesStudienfach?«fragteich.

»Abersicher!«,antwortetemeinreicherVater,»Ganzbestimmt.«

Schweigend saßen wir an jenem wunderschönen hawaiianischen Morgen da.Meine Freunde hatten vermutlich gerade ihr Baseballspiel in der kleinen Ligabegonnen. Aber aus irgendeinemGrund war ich jetzt dankbar, dass ich michentschieden hatte, für zehn Cent die Stunde zu arbeiten. Ich spürte, dass ichdabei war etwas zu lernen, das meine Freunde in der Schule nie erfahrenwürden.

»Bistdubereitzulernen?«,fragtemeinreicherVater.

»Ja«,antworteteich.

»Ich habe mein Versprechen gehalten. Ich habe dir von Anfang an etwasbeigebracht«, sagte er. »Mit neun Jahren hast du einen Vorgeschmack daraufbekommen,wasesbedeutet, fürGeldzuarbeiten.MultipliziereeinfachdeinenletztenMonatmitfünfzigJahrenundduwirsteineVorstellunghaben,womitdiemeistenMenschenihrLebenverbringen.«

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»Dasversteheichnicht«,erwiderteich.

»Wiehastdudichgefühlt,alsduinderSchlangegewartethast,ummitmirzusprechen?Zuerst,damitichdicheinstellteunddann,ummehrGeldzufordern?«

»Schrecklich«,sagteich.

»Wenn du dich dafür entscheidest, für Geld zu arbeiten, ist es das, was dasLebenfürvieleMenschenist«,meintemeinreicherVater.

»Undwiehastdudichgefühlt,alsMrs.MartindirfürdreiStundenArbeitdreikleineZehn-Cent-MünzenindieHandfallenließ?«

»IchhattedasGefühl,dassesnichtgenugwar.Eserschienmirwienichts,ichwarenttäuscht«,antworteteich.

»UndsofühlensichdiemeistenAngestellten,wennsieihreGehaltsabrechnungansehen. Erst recht, wenn alle Steuern und alle anderen Abgaben abgezogensind.Duhastja100Prozentbekommen.«

»Wollen Sie sagen, dass die meisten Arbeiter nicht alles ausgezahltbekommen?«,fragteicherstaunt.

»Abernatürlichnicht!«, riefmein reicherVater.»DerStaatnimmtsich immerzuerstseinenAnteil.«

»Wiemachtderdas?«

»Steuern«,sagteer.Duwirstbesteuert,wennduverdienst.Duwirstbesteuert,

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wenn du Geld ausgibst. Du wirst besteuert, wenn du etwas sparst. Du wirstbesteuert,wenndustirbst.«

»WarumlassendieMenschenzu,dassihnenderStaatdasantut?«»DieArmenunddieAngehörigenderMittelschicht schon«, sagtemein reicherVater. »DieReichenwehrensichdagegen.«

»Ichwettemitdir,dass ichmehrverdienealsdeinVater,unddochzahltdeinVatermehrSteuernalsich.«

»Wie ist das möglich?«, fragte ich. Für einen neunjährigen Jungen ergab daskeinen Sinn. »Warum sollten die Menschen dem Staat erlauben, ihnen dasanzutun?«

MeinreicherVatersaßschweigendda.Ichvermute,erwollte,dassichzuhörte,anstattzuplappern.Schließlichberuhigteichmich.Wasichgehörthatte,gefielmirnicht. Ichwusste,dass sichmeinVater immerwiederbeklagte,dasserzuviele Steuern bezahlte, aber in Wirklichkeit unternahm er nichts dagegen.Bedeutetedas,dassihndasLebenherumschubste?

Mein reicher Vater schaukelte langsam in seinem Stuhl und sah mich nurschweigendan.

»Bistdubereitzulernen?«,fragteerzumwiederholtenMal.

Ichnicktelangsam.

»Wieichdirgesagthabe,gibtesvielzulernen.WiemandasGelddazubringtfüreinenzuarbeiten,isteinlebenslangesStudium.DiemeistenMenschengehenvieleJahrelangaufsCollegeunddamitendetihreAusbildung.Ichweißbereits,

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dassmeinStudiumdesGeldesmeinLebenlangdauernwird.Jemehrichlerne,destodeutlicherwirdmir,wievielichnochlernenmuss.DiemeistenMenschensetzensichniemitdiesemThemaauseinander.SiegehenzurArbeit,bekommenihre Gehaltsabrechnung, gleichen ihr Konto aus und das war’s. Und dannwundern sie sich, dass sie Geldprobleme haben. Und dann glauben sie, dassmehrGeldihreProblemelösenwürde.Nurwenigeerkennen,dassihrMangelanfinanziellerAusbildungdaseigentlicheProblemist.«

»Dasheißt,dassmeinVaterzuvieleSteuernzahlt,weilersichmitGeldnichtauskennt?«,fragteichverwirrt.

»Schau«, sagte mein reicher Vater, »Die Steuern sind nur ein kleiner Teildessen,wasmanlernenmuss,wennmanGeldfürsicharbeitenlassenmöchte.Heute wollte ich nur herausfinden, ob du noch immer die Begeisterung hast,allesüberGeldzulernen.DiemeistenMenschenhabensienicht.SiewollenzurSchulegehen, einenBeruf erlernen,Spaß an ihrerArbeit habenundvielGeldverdienen.EinesTageswachensiemitgroßenGeldsorgenaufunddannkönnensienichtmehraufhörenzuarbeiten.DasistderPreisdafür,dassmannurweiß,wieman fürGeld arbeitet, statt zu lernen,wiemandasGeld für sich arbeitenlässt.Also,hastdunochdieBegeisterungzulernen?«,fragtemeinreicherVaterwieder.

Ichnickte.

»Gut«, sagte er. »Dann geh’ zurück an deine Arbeit. Diesmal zahle ich euchnichts.«

»Was?«,fragteicherstaunt.

»Duhastmichgehört.Nichts. Ihrwerdet jedenSamstagdreiStundenarbeiten,aberdiesmalbekommtihrkeinezehnCentdieStunde.Duhastgesagt,dassdu

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lernenwillst,nichtfürGeldzuarbeiten,sodassicheuchnichtszahlenwerde.

IchtrautemeinenOhrennicht.

»MikeundichhabendiesesGesprächbereitshinteruns.EristschonwiederanderArbeit,wischtdenStaubundstelltdieDosenindieRegale–fürnichts.DusolltestdichbesserbeeilenundindenLadenzurückgehen.«

»Dasistnichtfair«,riefich.»Siemüssenetwaszahlen.«

»Duhastgesagt,dassdulernenwillst.Wennduesjetztnichtlernst,wirstdualsErwachsenerwiediesezweiFrauenundderältereHerrbeimirimWohnzimmersitzen, fürGeldarbeitenundhoffen,dass ichdirnichtkündige.OderwiedeinVatervielGeldverdienen,nurumbiszumHalsinSchuldenzusteckenundzudenken, dass mehr Geld das Problem löst. Wenn du das willst, gehe ich aufunsere ursprüngliche Abmachung von zehn Cent die Stunde zurück. Oder duwirst das tun, mit dem die meisten Menschen aufwachsen, dich über dieschlechte Bezahlung beklagen, kündigen und dich nach einem anderen Jobumsehen.«

»Aberwassollichdennjetzttun?«fragteich.

MeinreicherVatertipptemirandieStirn.»BenutzedeinenVerstand«,sagteer.»Wennduihnrichtigbenutzt,wirstdumirbalddafürdanken,dassichdireineGelegenheit gegeben habe, und duwirst ein reicherMann.« Ich stand da undkonnte immer noch nicht glauben, was für einen schlechten Handel ichabgeschlossenhatte.IchwargekommenumeineGehaltserhöhungzuverlangenundnunwurdemirgesagt,dassichfürnichtsweiterarbeitensollte.MeinreicherVatertipptemirnocheinmalandieStirnundsagte:»BenutzedeinenKopf.GehjetztandieArbeit.«

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LektionNummer1:DieReichenarbeitennichtfürGeld

MeinemarmenVatererzählteichnicht,dassichnichtbezahltwurde.Erhätteesnicht verstandenund ichwollte ihmnicht etwas erklären,was ich selber nochnichtverstandenhatte.

DreiweitereWochen arbeitetenMikeund ich jedenSamstagdreiStunden fürnichts. Die Arbeit langweilte mich nicht und je routinierter ich wurde, destoleichterfielsiemir.Wasmichjedochstörte,warendieverpasstenBaseballspieleunddassichmirnichteinpaarComicskaufenkonnte.

AmMittagderdrittenWocheschautemeinreicherVatervorbei.WirhörtenihninseinemLasteraufdenParkplatzfahrenunddenstotterndenMotorabstellen.ErkamindenLadenundumarmteMrs.MartinzurBegrüßung.

NachdemersicheinBilddavongemachthatte,wiedieDingeimLadenliefen,gingerzurTiefkühltruheundnahmzweiEisamStielheraus,zahlteundmachteMikeundmireinZeichen.

»Lasstunsspazierengehen,Jungs.«

Ein paar Autos ausweichend überquerten wir die Straße und liefen über einegroßeWiese,aufdereinpaarErwachseneBaseballspielten.WirsetztenunsaneinenabgelegenenPicknicktischunderreichteMikeundmirjeeinEis.

»Na,Jungs,wieläuft’s?«

»Ganzgut«,sagteMike.Ichnicktezustimmend.

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»Lerntihrinzwischenetwas?«fragtemeinreicherVater.

Mike und ich sahen uns an, zuckten mit den Schultern und schütteltengleichzeitigdieKöpfe.

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WiemaneinedergrößtenFallenimLebenvermeidet

»Okay,Jungs,jetztsolltetihrbesseranfangenzudenken.Ihrstehtvoreinerderwichtigsten Lektionen im Leben. Wenn ihr sie lernt, werdet ihr bald in denGenusskommen,einfreiesundsicheresLebenzuführen.WennihrdieLektionnichtlernt,werdetihrendenwieMrs.MartinunddiemeistenMenschen,dieindiesem Park Baseball spielen. Sie arbeiten sehr fleißig für wenig Geld,klammern sich an die Illusion eines sicheren Jobs, freuen sich auf ihrenJahresurlaub und auf ihre mickrige Rente nach fünfundvierzig Arbeitsjahren.Wenneuchdas reizt,gebe icheucheineGehaltserhöhungauf fünfundzwanzigCentdieStunde.«

»Aber das sind gute, hart arbeitende Menschen. Machen Sie sich über sielustig?«,wollteichwissen.

EinLächelnhuschteüberseinGesicht.

»Mrs. Martin ist wie eine Mutter für mich, ich wäre niemals so grausam.Vielleicht höre ichmich unbarmherzig an,weil ichmeinBestes tue, um euchbeideaufetwasaufmerksamzumachen. IchmöchteeurenHorizonterweitern,damitihretwasseht.Etwas,wasdiemeistenMenschenniesehenwerden,weilihrHorizont zu begrenzt ist. DiemeistenMenschenmerken nicht, inwelcherFallesiestecken.«

Mikeundichsaßen,verunsichertüberseineWorte,da.Erklangzwargrausam,aber wir konnten fühlen, dass er mit allen Mitteln versuchte, uns etwasverständlichzumachen.

LächelndfragtemeinreicherVater:»KlingenfünfundzwanzigCentdieStundenichtgut?SchlageneureHerzennichteinwenigschneller?«

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Ich schüttelte den Kopf, aber in Wirklichkeit schlug meines schon schneller.FünfundzwanzigCentdieStundewärenvielGeldfürmich.

»Okay, ich zahle euch einenDollar dieStunde«, sagtemein reicherVatermitleichtemGrinsen.

JetztbegannmeinHerzzu rasen.MeinKopfschrie:»Greifzu!Greifzu!« Ichkonntenichtglauben,wasichhörte,aberichsagtenichts.

»Okay,zweiDollardieStunde.«

Mein kleines, neunjähriges Herz und mein Kopf waren kurz davor zuexplodierten. Schließlich schriebenwir das Jahr 1956 und ein Lohn von zweiDollardieStundehättemichzumreichstenKindderWeltgemacht.Ichkonntemirgarnichtvorstellen, sovielGeldzuverdienen. Ichwollte»Ja« sagen. IchwolltedasAngebotannehmen.VormeinemgeistigenAugekonnteicheinneuesFahrrad,einenneuenBaseballhandschuhunddieBewunderungmeinerFreundesehen,wenn ichmit einembisschenGeldprotzte.Vor allemaberhättenmichJimmy und seine reichen Freunde dann nie wieder arm nennen können. Aberirgendwie kriegte ich den Mund nicht auf. Vielleicht hatte sich mein GehirnüberhitztunddieSicherungwardurchgebrannt,abertiefinmirwünschteichmirsehrdiezweiDollardieStunde.

DasEiswargeschmolzenundmirüberdieHandgelaufen.MeinreicherVatersahaufzweiJungen,dieseinenBlickmitweitaufgerissenenAugenundleerenKöpfenerwiderten.Erwusste,dasserunsaufdieProbe stellteunderwusste,dasseseinenTeil inunsgab,derunsdazudrängte,dasAngebotanzunehmen.Er wusste, dass es in der Seele eines jeden menschlichen Wesens einenschwachen, bedürftigen Teil gibt, der käuflich ist. Und er wusste, dass jedesmenschliche Wesen auch einen Teil seiner Seele hat, der stark und vollerEntschlossenheit ist,derniegekauftwerdenkann.DieFragewarnur,welcher

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Teilstärkerwar.ImVerlaufseinesLebenshatteerTausendevonSeelengeprüft.BeijedemBewerbungsgesprächprüfteerSeelen.

»Okay,fünfDollardieStunde.«

PlötzlichwarinmireineinnereRuhe.Etwashattesichgeändert.DasAngebotwar zu hoch und war lächerlich geworden. Nicht allzu viele Erwachseneverdienten1956mehrals fünfDollardieStunde.DieVersuchungverschwandund Ruhe erfüllte mich. Langsam wandte ich mich nach links zu Mike. Ererwiderte den Blick. Der schwache, bedürftige Teil meiner Seele war zumSchweigengebracht.DerTeilvonmir,dernichtkäuflichwar,hattedieMachtübernommen.RuheundSicherheitbezüglichdesGeldeserfülltenVerstandundSeeleundichwusste,dassauchMikesoweitgekommenwar.

DasganzeLebenlangwerdenMenschenvonzweiEmotionenbeherrscht:AngstundGier.

»Gut«, sagte mein reicher Vater sanft. »Die meisten Menschen haben einenPreis.UndsiehabendiesenPreisinfolgedermenschlichenEmotionen,genanntAngstundGier.ZunächstmotiviertunsdieAngst,keinGeldzuhaben,dasswirfleißig arbeiten und sobald wir unser Gehalt bekommen, veranlassen unsBegierdenundWünsche,analldiewunderbarenDingezudenken,diemanmitGeldkaufenkann.UndschonistdasMusterinunsverankert.«

»WelchesMuster?«,fragteich.

»Aufstehen, zur Arbeit gehen, Rechnungen bezahlen, aufstehen, zur Arbeitgehen, Rechnungen bezahlen…Das Leben dieserMenschen wird ab diesemZeitpunktvonzweiGefühlenbeherrscht,vonAngstundGier.BieteihnenmehrGeld und sie werden den Kreislauf fortsetzen und dabei gleichzeitig ihre

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Ausgabensteigern.Dasistdas,wasichalsHamsterradbezeichne.«

»GibteseinenAusweg?«,fragteMike.

»Ja«, sagte mein reicher Vater langsam. »Aber nur wenige Menschen findenihn.«

»UndwasistdasfüreinWeg?«,wollteMikewissen.

»Dasistder,vondemichhoffe,dassihrJungsihnentdeckenwerdet,wennihrmit mir arbeitet und lernt. Deshalb habe ich euch jede Form von Bezahlunggestrichen.«

»Gibst duunskeinenHinweis?«, fragteMike. »Wir sind irgendwiemüdevonderhartenArbeit,besondersweilwirsieumsonstmachen.«

»Ja,derersteSchrittbestehtdarin,dieWahrheitzusagen«,sagtemeinreicherVater.

»Wirhabennichtgelogen«,warfichein.

»Ichhabenichtgesagt,dassihrgelogenhabt.Ichhabegesagt,esgehtdarumdieWahrheitzusagen«,erwidertemeinreicherVater.

»DieWahrheitüberwas?«,fragteich.

»Wieihreuchfühlt.Ihrbrauchteskeinemanderenzusagen,nureuchselbst.«

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»Sie meinen, dass die Menschen in diesem Park, die Menschen, die für SiearbeitenoderMrs.Martin,nichtdieWahrheitsagen?«,fragteich.

»Ja,ichbezweiflees«,wardieAntwort.»SiefühlenzwardieAngstdavor,keinGeldzuhaben.AberstattsichihrerAngstzustellenunddarübernachzudenken,reagierensienurgefühlsmäßig.Dabeisolltensiebesser ihrenKopfbenutzen.«ErtätschelteunsereKöpfe…»DannstecktmanihneneinpaarGeldscheineindie Hand und wieder überwältigen sie Gefühle von Freude, Wünschen undBegierdenundwiederreagierensienur,anstattzudenken.«

»AlsobestimmenihreEmotionenihrDenken«,meinteMike.

»Dasistrichtig«,sagtemeinreicherVater.»Anstattsichselbsteinzugestehen,wassiefühlen,reagierensiebloßaufihreGefühleundschaffenesnichtdarübernachzudenken.SiefühlendieAngst,gehenzurArbeitundhoffen,dassdasGeldihre Angst lindert. Aber genau das passiert nicht; die alte Angst verfolgt sieweiter. Sie gehen zurück an dieArbeit und hoffenwieder, dass dasGeld ihreÄngsteberuhigt,aberdasgeschiehtwiedernicht.DieAngsthältsieinderFallevon arbeiten, Geld verdienen, arbeiten, Geld verdienen gefangen, in derHoffnung, dass die Angst vergeht. Aber jeden Tag, an dem sie aufwachen,wachen diese Gefühle mit ihnen auf. Millionen von Menschen werden vonHektikundSorgendieganzeNachtüberwachgehalten.DannstehensieaufundgeheninderHoffnungzurArbeit,dassdasverdienteGelddieseanihrerSeelenagendeAngst verschwinden lässt…DasGeldbeherrscht ihrLeben, aber siewollen es sich selbst nicht eingestehen.DasGeld beherrscht ihreGefühle unddamitihreSeelen.«

Mein reicher Vater saß ruhig da und ließ seineWorte wirken. Mike und ichhörten,wasersagte,aberwirverstanden inWirklichkeitnichtganz,wovonersprach. Ich wusste nur, dass ich mich oft gewundert hatte, warum es dieErwachsenensoeilighatten,zurArbeitzukommen.Wieesschien,machtedieArbeit nicht besonders viel Spaß, denn sie sahen nie sehr glücklich aus, aber

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irgendetwaszwangsiedazu,Geldzuverdienen.

Er erkannte, dass wir so viel wie möglich von dem Gesagten aufgenommenhatten undwurde nochmals deutlich: »Jungs, ichmöchte, dass ihr diese Fallevermeidet.ImGrundeistesdas,wasicheuchvermittelnwill.Esgenügtnicht,einfachreichzusein,weilreichseindasProblemnichtlöst.«

»Tutesdasnicht?«,fragteichüberrascht.

»Nein, das tut es nicht. Lasst mich auch noch das andere Gefühl erklären,nämlich das Verlangen. Manche nennen es ›Begierde‹, aber ich bevorzuge›Verlangen‹. Es ist völlig normal, sich etwas Besseres oder Schöneres zuwünschen,etwas,dasmehrSpaßmachtoderaufregender ist.AlsoarbeitendieMenschen auch wegen ihres Verlangens nach Geld. Sie wünschen sich Geld,weilsieglauben,sichdamitFreudekaufenzukönnen.AbermitGelderkaufteFreudeistoftnurvonkurzerDauerundsiebrauchenbaldmehrGeldfürnochmehr Freude, noch mehr Vergnügen, noch mehr Bequemlichkeit, noch mehrSicherheit.Und so arbeiten Sie immerweiter und denken, dassGeld ihre vonÄngsten und Wünschen gebeutelten Seelen erleichtert. Doch das kann Geldnicht.«

»AuchnichtbeireichenLeuten?«,wollteMikewissen.

»Auch nicht bei reichen Leuten«, bekam er zur Antwort. »Viele reicheMenschensindnichtwegen ihrerWünschereich,sondernwegen ihrerÄngste.Sie glauben tatsächlich, dassGeld dieAngst, keinGeld zu haben und arm zusein,beseitigenkann,sodasssieTonnenvonGeldanhäufen,nurumdaraufhinzu entdecken, dass ihre Angst schlimmer wird. Ich habe Freunde, dieweiterarbeiten, obwohl sie eineMengeGeld haben. Ich kenneMillionäre, diejetztmehrAngsthabenalsdamals,alssienocharmwaren.SiefürchtennichtsaufdieserWeltmehr,als ihrganzesGeldwiederzuverlieren.DieÄngste,die

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sie dazu angetrieben haben, reich zuwerden, sind noch schlimmer geworden.Der schwacheundbedürftigeTeil ihrerSeele schreit jetztnurnoch lauter.Siewollen das aufwendige gesellschaftliche Leben, ihre großen Häuser und ihreAutosnichtmehrmissen.Siemachen sichGedanken,was ihreFreunde sagenwürden,wennsieallesverlierenwürden.Vielesindverzweifeltundneurotisch,obwohlsieihrenReichtumzurSchaustellenundimmermehrbesitzen.«

»EinarmerMenschistalsoglücklicher?«,fragteich.

»Nein,dasdenkeichnicht«,erwidertemeinreicherVater.

»Dem Geld aus dem Weg zu gehen ist genauso psychotisch wie vom Geldabhängigzusein.«

AlsobdasseinStichwortgewesenwäre,kameinörtlicherPenneranunseremTisch vorbei, blieb bei der großenMülltonne stehen undwühlte darin herum.Wir drei beobachteten ihn höchst interessiert, obwohl wir ihn vor dieserDiskussionvermutlichkeinesBlickesgewürdigthätten.MeinreicherVaterzogeinenDollar aus seinerGeldbörseundmachtedemälterenManneinZeichen.Als der Obdachlose das Geld sah, kam er sofort zu uns herüber, nahm denGeldschein, bedankte sich überschwänglich bei meinem reichen Vater undentfernesichverzücktvorGlück.

»Er unterscheidet sich nicht sehr vondenmeistenmeinerAngestellten«, sagtemeinreicherVater.»IchhabesovieleMenschengetroffen,diesagen:›Ach,ichhabekein Interesse anGeld…‹Unddoch stehen sie achtStunden täglich amArbeitsplatz.DasisteinVerleugnenderWahrheit.Wiesoarbeitensie,wennsiesich nicht für Geld interessieren? Diese Art zu denken ist vermutlich nochpsychotischer,alsseinGeldzuhorten.«

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SovieleMenschensagen:»Ach,Geldinteressiertmichnicht.«DochdannstehensieachtStundentäglichamArbeitsplatzundmachen

irgendeinenJob.

Ich musste daran denken, wie oft mein armer Vater sagte: »Geld interessiertmich nicht.«Und er schützte sich auch, indemer sagte: »Ich arbeite,weil ichmeineArbeitliebe.«

»Also,wasmachenwirdann?«,fragteich.»Solangeumsonstarbeiten,bisalleAnzeichenvonAngstundGierverschwundensind?«

»Nein, das wäre Zeitverschwendung«, sagte mein reicher Vater. »Emotionenmachen uns menschlich, sie machen uns echt. Das Wort ›Emotion‹ bedeutet›bewegte Energie‹. Steht zu eurenGefühlen, benutzt eurenVerstandund eureEmotionen,undzwarzueurenGunsten,nichtgegeneuch.«

»OhMann«,entfuhresMike.

»Zerbrecht euch nicht denKopf über das,was ich gerade gesagt habe. In einpaarJahrenwerdetihresbesserverstehen.SeideinfachmehrBeobachtereurerGefühleundnichtnurjemand,derreagiert.DiemeistenMenschenwissennicht,dassesdieGefühlesind,diedasDenkenbestimmen.EureGefühlegehörenzueuch,aberihrmüsstlernen,selbstzudenken.«

»KönnenSiemireinBeispielnennen?«,fragteich.

»Klar«,erwidertemeinreicherVater.»Wennjemandsagt:›IchmusseinenJobfinden‹,isteswahrscheinlicheinGefühl,dasseinDenkenleitet.DieAngstkeinGeldzuhaben,gibtihmdiesenGedankenein.«

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»Aber dieMenschenbrauchendochGeld, um ihreRechnungen zu bezahlen«,meinteich.

»Natürlich brauchen sie es«, lächeltemein reicherVater. »Was ich sagenwillist,dassdasDenkenvielzuoftvonAngstangetriebenwird.«

»Dasversteheichnicht«,sagteMike.

»WennzumBeispieldieAngst,nichtgenugGeldzuhaben,ineinemMenschenhochkommt,musserdochnichtgleichausdemHausrennenundsicheinenJobsuchen, nur um ein paar Dollar zu verdienen und die Angst zu besiegen.Stattdessenkönnteer sich fragen,obder Jobauf langeSichtdiebesteLösungist, um diese Angst zu besiegen. Meiner Meinung nach lautet die Antwort›Nein‹,besonderswennmandiegesamteLebenszeiteinesMenschenbetrachtet.EinJobisteigentlichnureinekurzfristigeLösungfüreinlangfristigesProblem.«

»AbermeinVatersagtimmer:›GehzurSchuleundschreibeguteNoten,damitdueinensicherenJobbekommst‹«,wandteichetwasverwirrtein.

»Ja, ich verstehe, dass er das sagt«, sagte mein reicher Vater lächelnd. »DiemeistenMenschenempfehlendas ihrenKindern,undfürdiemeisten isteseinguterRat.AberdaswirdvorallemausAngstfürdaseinzigRichtigegehalten.«

»Siemeinen,dassmeinVaterdassagt,weilerAngsthat?«

»Ja«,erwidertemeinreicherVater.»Erfürchtet,dassdunichtinderLageseinwirst Geld zu verdienen und damit keinen Weg in die Gesellschaft findest.Verstehmichnichtfalsch,erliebtdichundwillnurdasBestefürdich.Auchichhalte eine gute Ausbildung und einen Job für wichtig. Aber sie helfen nichtdabei, mit der Angst besser umzugehen. Siehst du, dieselbe Angst, die ihn

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zwingt, jeden Morgen aufzustehen, um ein paar Dollar zu verdienen, ist dieAngst, die ihn so fanatischwerden lässt, wenn es darum geht, dass du in dieSchulegehst.«

»WasempfehlenSiedann?«,fragteich.

»Ichwilldirbeibringen,dieMachtdesGeldeszubeherrschenundvorihrkeineAngstzuhaben.SiebringendirdarübernichtsinderSchulebei.Wenndudasnichtlernst,wirstduzueinemSklavendesGeldes.«

EndlichbekamdasalleseinenSinn.ErwollteunserenHorizonterweiterten.Wirsolltenerkennen,wasMrs.Martin,seineAngestelltenodermeinVaterindieserHinsicht nicht sehen konnten. Er gebrauchte Beispiele, die sich manchmalherzlosanhörten,aberichhabesienievergessen.AndiesemTagerweitertesichmeinePerspektiveundichfingallmählichan,dieFallezuerkennen,inderdiemeistenMenschengefangenwaren.

»Ihr seht also, letztendlich sind wir alle Angestellte; wir arbeiten nur aufverschiedenenEbenen«, sagtemein reicherVater. »Ichwill nur, dass ihr eineMöglichkeithabt,dieseFallezuvermeiden.SieberuhtaufzweiGefühlen,AngstundGier.VerwendetsiezueurenGunsten,nichtgegeneuch.Dasistes,wasicheuch beibringen will. Es geht mir nicht nur darum, wieman zu einerMengeGeld kommt.Daswürde nicht helfen,mit derAngst oder derGier zurecht zukommen.Wennihrreichwerdet,ohneeureGefühlezubeherrschen,werdetihrnurhochbezahlteSklaven.«

»WievermeidenwirdenndieFalle?«,wollteichwissen.

»DieHauptursachefürArmutoderfürfinanzielleSchwierigkeitenistAngstoderUnwissenheit, nicht dieWirtschaft, der Staat oder die Reichen. Es sind selbstauferlegte Angst und Unwissenheit, die die Menschen in der Falle gefangen

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halten. Ihrwerdet alsoweiter zur Schule gehen und eurenAbschlussmachen.Undichwerdeeuchzeigen,wiemanaußerhalbderFallebleibt.«

JetztallmählichnahmendieTeiledesPuzzlesGestaltan.MeinhochgebildeterVater hatte eine erstklassigeAusbildung und eine brillanteKarriere. Aber dieSchulehatteihmniebeigebracht,mitGeldodermitseinenÄngstenumzugehen.Eswurdedeutlich,dassichunterschiedliche,abersehrwichtigeDingevonzweiVäternlernenkonnte.

»DuhastunsvonderAngst,keinGeldzuhaben,erzählt, aberwiebeeinflusstdasVerlangennachGeldunserDenken?«,fragteMike.

»Wie habt ihr euch gefühlt, als ich euch mit einer Gehaltserhöhung inVersuchunggeführthabe?Habtihrgespürt,wieeureWünschegrößerwurden?«

Wirnickten.

»AberihrhabteurenGefühlennichtnachgegeben,deshalbwartihrinderLage,eureReaktionenhinauszuzögernundnachzudenken.Dasistsehrwichtig.AngstundGierwerdenunsimmerbegleiten.Vonjetztanistessehrwichtigfüreuch,diese Gefühle zu euremVorteil und auf lange Sicht zu gebrauchen und nichteinfach zuzulassen, dass die Emotionen euch leiten, indem sie euer Denkenbeherrschen. Die meisten Menschen gebrauchen Angst und Gier zu ihremNachteil, das ist der Anfang der Unwissenheit. Getrieben von Verlangen undAngst, jagen die meisten Menschen ihr Leben lang Gehaltschecks,GehaltserhöhungenundsicherenJobsnach,ohnesich jemalszu fragen,wohinsiediesesvonGefühlengeleiteteDenkenführt.EsistwieinderGeschichtevondem Esel, der einen Wagen zieht, angetrieben vom Besitzer, der ihm eineKarottevordieNasehält.DerBesitzerdesEselskannfahrenwohinerwill,aberderEseljagteinerIllusionnach.MorgenwirdesnureineandereKarottefürdenEselgeben.«

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»Dumeinst,alsichangefangenhatte,mirneueBaseballhandschuhe,Süßigkeitenund Spielsachen vorzustellen, war das wie die Karotte für den Esel?«, fragteMike.

»Ja. Und je älter ihr werdet, desto teurer werden eure Spielsachen: ein neuesAuto, ein Boot und ein großes Haus, um eure Freunde zu beeindrucken«,antwortete mein reicher Vater lächelnd. »Die Angst treibt dich hinaus, dasVerlangen ruft nach dir, und beide locken dich auf die Klippen. Das ist dieFalle!«

»Undwastutmandagegen?«,fragteMike.

»EsistdieUnwissenheit,dieAngstundVerlangenverstärkt.DarumhabensehrreicheMenschenoftumsomehrAngst, je reichersiewerden.DasGeld istdieKarotte, die Illusion.Wenn der Esel das ganze Bild sehen könnte, könnte ervielleichtseineEntscheidung,derKarottenachzujagen,überdenken.«

Mein reicher Vater fuhr damit fort, das Leben eines Menschen als KampfzwischenUnwissenheitundErkenntniszuerklären.

Ererklärte,dassUnwissenheitsichbreitmacht,sobaldderMenschaufhörtnachInformationundSelbsterkenntniszusuchen.DieserKampfisteineimmeraufsNeuezu treffendeEntscheidung.Zu lernen,seinenVerstandzuöffnenoderzuverschließen.

»Schaut, die Schule ist sehr, sehr wichtig. Ihr geht in die Schule um eineFähigkeit oder einen Beruf zu lernen, damit ihr nützliche Mitglieder derGesellschaftwerdet. JedeKultur brauchtLehrer,Ärzte,Mechaniker,Künstler,Köche,Geschäftsleute,Polizeibeamte,FeuerwehrleuteundSoldaten.DieSchulebildet sie aus, damit unsere Kultur blühen und gedeihen kann. Leider ist dieSchulefürvieleMenschendasEnde–undnichtderAnfang.«

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EinlangesSchweigenfolgte.MeinreicherVaterlächelte.

Ichverstandnichtalles,waserandiesemTagsagte.DochwiebeidenmeistengutenLehrern,derenWortenochjahrelangundoftweitüberihrenTodhinausinunswirken,trageichseineWorteimmernochinmir.

»Ichwaretwasherzlosheute«,sagteer,»unddasausgutemGrund.Ichmöchte,dassihreuchimmerandiesesGesprächerinnert.Ichmöchte,dassihrimmeranMrs.Martindenkt.Ichmöchte,dassihrimmerwiederdenEselvorAugenhabt.Vergesst das nie, weil euch die beiden Gefühle Angst und Verlangen in diegrößteFalle euresLebens lockenkönnen,wenn ihr euchnichtbewusstmacht,dass sie euer Denken beherrschen. Euer Leben in Angst zu verbringen undniemalseureTräumezuerforschen, istgrausam.VielfürGeldzuarbeitenundzuglauben,dassGeldeuchSachenkaufenwird,dieeuchglücklichmachen,istebenfalls schrecklich. Mitten in der Nacht mit klopfendem Herzen wegenunbezahlterRechnungen aufzuwachen, ist eine fürchterlicheArt zu leben. EinLeben,dasvonderHöhedesGehaltesdiktiertwird, istkeinwirklichesLeben.Zuglauben, dass euch eineArbeit dasGefühl vonSicherheit gibt, heißt, euchselbstzubelügen.DasistgrausamunddasistdieFalle,dieihrvermeidensollt.Ichhabegesehen,wieGelddasLebenvonMenschenbeherrscht.Lasstnichtzu,dass euch das ebenfalls passiert. Bitte, lasst euch davon nicht euer Lebenruinieren.«

EinBaseballrollteunterdenTisch.MeinreicherVaterhobihnaufundwarfihnzurück.

»WashatalsoUnwissenheitmitGierundAngstzutun?«,fragteich.

»DieUnwissenheitüberGeldbewirktsovielGierundsovielAngst«,sagteer.»Lasst mich einige Beispiele nennen: Ein Arzt, der mehr Geld verdienenmöchte, um seineFamilie besser zu versorgen, erhöht seinHonorar. Indem er

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sein Honorar erhöht, macht er aber die medizinische Versorgung für jedenteurer.Das trifftdiearmenLeuteamhärtesten, sodassderGesundheitszustandder Armen schlechter ist als der der Reichen. Weil die Ärzte ihr Honorarerhöhen,wollenauchdieRechtsanwältemehr.AlsowollenzumBeispielauchdie Lehrer mehr Gehalt – dann folgen im Laufe der Zeit alle anderen mitForderungen nach Lohnerhöhungen, was dann unsere Steuern erhöht. Und sogeht es immerweiter.Baldwird es eine entsetzlicheKluft zwischenArmundReichgeben.DieFolgewirdunbeschreiblichesChaossein.GroßeZivilisationensindzugrundegegangen,alsdieKluftzwischendenBesitzendenunddennichtBesitzenden zu groß wurde. Amerika befindet sich auf demselben Weg undbeweistwiedereinmal,dasssichdieGeschichtewiederholt,weilwirnichtausderGeschichte lernen.Wir prägen uns nur historischeDaten undNamen ein,nichtdieLektion.«

»WerdendiePreisenichtsteigen?«,fragteich.

»Nicht in einer gebildeten Gesellschaft mit einem gut funktionierenden Staat.DiePreisesollteneigentlichnachuntengehen.Dasstimmtnatürlichmeistnurinder Theorie. Die Preise steigen, weil die Unwissenheit Angst und Gierverursacht.WenndieSchulendenMenschenetwasüberFinanzenbeibrächten,würdeesmehrGeldundniedrigerePreisegeben,aberdieSchulenkonzentrierensichnurdaraufzu lehren,wiemanfürGeldarbeitet,nichtwiemandieMachtdesGeldesfürsichnutzt.«

»AberhabenwirnichtWirtschaftsschulen?«, fragteMike.»Ermutigstdumichnichtimmer,fleißigzulernenundaufeinesolchezugehen?«

»Ja, aber nur allzu oft bilden die Wirtschaftsschulen Angestellte aus, diegescheite Erbsenzähler sind. Gott behüte, dass ein Erbsenzähler einUnternehmen übernimmt. Alles was sie tun, ist auf die Zahlen zu schauen,Menschen zu entlassen und dasUnternehmen kaputt zumachen. Ichweiß es,weil ich Erbsenzähler einstelle. Sie denken nur daran, Kosten zu senken und

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Preise zu erhöhen, was noch mehr Probleme verursacht. Erbsen zählen istdurchaus wichtig. Ich wünschte, noch mehr Leute könnten das. Aber es gibtebenauchnochWichtigeres«,fügteerverärgerthinzu.

»DanngibtesdaeineLösung?«,wollteMikewissen.

»Ja«,sagtemeinreicherVater.»Ihrmüsstlernen,eureGefühlezumDenkenzubenutzen und nicht mit euren Emotionen zu denken. Als ihr eure Gefühlebeherrschthabtundeinverstandenwart,ohneGeldzuarbeiten,wussteich,dassHoffnungbesteht.Undals ihr abermalseurenGefühlenwiderstandenhabt, alsicheuchmitmehrGeldinVersuchungführte,wartihrwiederdabei,denkenzulernen,obwohlihrunteremotionalemDruckstandet.DasistderersteSchritt.«

»WarumistdieserSchrittsowichtig?«,fragteich.

»Nun, es ist eure Sache, das herauszufinden.Wenn ihr wirklich lernen wollt,nehme ich euch auf eine Reise unangenehmer Erfahrungen mit – drastischausgedrückt, auf eineReise in dieHölle. Ich bringe euch an einen Punkt, vordemsichdiemeistenMenschen fürchten.Wenn ihrmir folgt,werdet ihr euchvonderVorstellungverabschieden,fürGeldzuarbeiten,undstattdessenlernen,Geldzuhaben,dasfüreucharbeitet.«

»Und was bekommen wir, wenn wir mit Ihnen gehen? Was ist, wenn wireinverstandensind,vonIhnenzulernen?Wasbekommenwir?«,fragteich.

»Bildlichgesprochen,dieBefreiungvonderAngstvorderHölle.«

»GibtesdenneineHölle?«,wollteichwissen.

»Ja«,sagtemeinreicherVater.»SieistnichtsweiteralsunsereAngstundunsere

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Gier. Wenn wir in unsere Angst hineingehen und uns mit unserer Gierauseinandersetzen, sind unsere Schwächen und unsere Bedürftigkeit der Wegnachdraußen.«

»UnsereGedankenauswählen?«,fragteMikeverblüfft.

»Ja,indemwirkontrollieren,waswirdenken,anstattnuraufunsereGefühlezureagieren.IndemwirunsetwaaufdenWegmachenundzurArbeitgehen,umunsereFinanzproblemezulösen.DasallesnurweilunsdieAngstgefangenhält,keinGeldfürRechnungenundsoweiterzuhaben.Denkenwürdebedeuten,sichZeitfürFragenzunehmen,wiezumBeispiel:›IstimmerhärterzuarbeitendiebesteLösungfürmeinProblem?‹DiemeistenMenschenfürchtennichtsmehr,als sich die Wahrheit einzugestehen – nämlich ihre Angst. So dass sie nichtdenkenkönnenund stattdessen einfach losrennen.Dagegen anzugehen, das istes,wasichunter›Gedankenkontrollieren‹verstehe.«

»Undwiemachenwirdas?«,fragteMike.

»Genaudasmöchteicheuchbeibringen.Esgehtdarum,übereineAuswahlanGedankenzuverfügenundaktivhandelnzukönnen,anstattnurgedankenloszureagieren.«

»Erinnert euch an das, was ich vorhin gesagt habe: Ein Job ist nur einekurzfristigeLösungfüreinlangfristigesProblem.DiemeistenMenschenhabennureinProblemimKopf,unddasisteinkurzfristiges.DassinddieRechnungenamMonatsende,gewissermaßenderschwarzeMann.DasGeldbeherrschtdaherihr Leben. Besser sollte ich sagen, dass es die Angst und die UnwissenheitbezüglichdesGeldessind.AlsotunsiedasselbewieihreEltern,indemsiesichjeden Tag auf den Weg machen und für Geld arbeiten gehen, ohne sich einbisschenZeitzunehmen,umsichzufragen:›Gibtesnichtvielleichtnocheineandere Möglichkeit?‹ Die Gefühle und nicht der Verstand beherrschen ihr

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Denken.«

»KannstduunsdenUnterschiedzwischen›durchGefühledenken‹und›mitdemKopfdenken‹erklären?«,fragteMike.

»Ohja!IchhöreständigSätzewie›Nun,jedermussarbeiten‹oder›DieReichensind Gauner‹, ›Ich werde eine neue Stelle bekommen‹, ›Ich verdiene dieseGehaltserhöhung‹, ›Mankannmichnichtaustricksen ‹oder ›MirgefälltdieserJob,weilersicher ist‹.Das istnachdenGefühlenhandeln.DieFrage›Gibteshieretwas,wasmirfehlt?‹hingegen,durchbrichtdasemotionaleReagierenundgibtdirZeit,klarundruhigdeineSituationzuüberdenken.«Ichmusszugeben,dass das eine großartige Lektion war, die wir bekamen. Zu erkennen, wannjemand ausdemGefühl heraus spricht oder aus klaremVerstand.Eswar eineLehre,diemirfürsganzeLebennützlichwar,besonderswennichderjenigewar,derausdemBauchherausundnichtnachklaremÜberlegenhandelte.

AlswirzumLadenzurückliefen,erklärtemeinreicherVater,dassdieReichenwirklich»Geldmachen«.Siearbeitennichtdafür.ZuunseremVersuch,ausBleiFünf-Cent-Münzenzugießen,meinteer,dassMikeundichmitdemGedanken,Geldzumachen,nahedaranwaren,sowiedieReichenzudenken.DasProblemwarnur,dasssoetwas illegalwar.Eswar legalfürdenStaat, jedochnichtfüruns.Ererklärteuns,dasseserlaubteundverboteneWegegibt,Geldzumachen.

MeinreicherVatererzählteuns,dassdieReichenüberdie IllusiondesGeldesBescheidwüsstenunderinnerteunsandieKarottefürdenEsel.EsgeschiehtnurausAngstundGier,dassdieGeldillusionvonMilliardenvonMenschengeteiltwird, die an die Realität des Geldes glauben. Eigentlich ist Geld jedoch nuretwas Erdachtes, etwas Virtuelles. Das Kartenhaus bleibt nur aufgrund derIllusiondesVertrauensundderUnwissenheitderMassenstehen.

Er sprach weiter über den amerikanischen Goldstandard und dass jede

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Dollarnote eigentlich einSilberzertifikat ist.Was ihn ständigbeschäftigte,wardie verbreiteteMeinung, dasswir irgendwann denGoldstandard verlieren undunsereDollarsdannnichtmehralsSilberzertifikategelten.

»Wenndaspassiert, Jungs, ist dieHölle los.DieArmen,dieAngehörigenderMittelschicht und die Unwissenden werden vor dem Ruin stehen, weil sieweiterhin glauben, dass Geld real sei und sich das Unternehmen, für das siearbeiten,oderderStaatsichumsiekümmernwerden.«

Wirhabenvielesnichtverstanden,waseran jenemTagsagte.Aber imLaufederJahreergaballesimmermehrSinn.

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Sehen,wasandereübersehen

Als er in seinen Kleintransporter kletterte, der vor dem kleinenGemischtwarenladenstand, sagteer:»Arbeitetweiter, Jungs.Aber je schnellerihr vergesst, dass ihr ein Gehalt braucht, desto leichter wird euer Leben alsErwachsenersein.BenutzteuerGehirn.ArbeitetohneEntgeltundeuerVerstandwirdeuchbaldWegezeigen,wiemanGeldmachenkann–undzwarvielmehr,als ich euch je zahlen könnte. Ihr werdet Dinge wahrnehmen, die andereMenschen nie erkennen, Gelegenheiten direkt vor eurer Nase. Die meistenMenschensehenniedieseMöglichkeiten,weilsienurnachGeldundSicherheitschauen,undsobekommensieauchnurdas.IndemAugenblick,indemihreineGelegenheitwahrnehmt,werdet ihr sie für denRest eures Lebens sehen.Unddanachwerdeicheuchetwasanderesbeibringen.LerntdasundihrwerdeteinedergrößtenFallenimLebenvermeiden.Ihrwerdeteuchnie,aberauchnievoneurenÄngstenbeherrschenlassen.«

Mike und ich holten unsere Sachen aus demLaden undwinktenMrs.MartinzumAbschiedzu.WirgingenindenParkzurück,zurselbenPicknickbank,undverbrachten dort noch ein paar Stunden mit Nachdenken und Reden. In dernächstenWocheinderSchulegrübeltenwirweiter.

In den zwei folgendenWochen arbeiteten wir ohne Entgelt und machten unsnebenbeiweiterhinunsereGedankenüberdasGehörte.

AmnächstenSamstag,nachEndeunsererArbeitszeit,verabschiedete ichmichwieder einmal von Mrs. Martin und blickte sehnsüchtig auf das Regal mitComics. Als sich Mrs. Martin von Mike und mir verabschiedete, sah ich sieetwas tun, was ich nie zuvor beobachtet hatte. Ich meine, ich hatte schongesehen,dasssiedastat,aberichhatteesniewirklichwahrgenommen.

Mrs.MartinschnittdenEinbanddesComicsinzweiHälften.DieobereHälfte

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desComicsbehieltsieundwarfdenRestdesBuches ineinengroßenbraunenKarton.Alsichsiefragte,warumsiedasmitdemComicmachte,sagtesie:»Ichwerfe sie weg, die obere Hälfte der Titelseite dient dem Verlagsvertreter alsBeleg,wennerdieneuenComicsbringt.ErkommtineinerStunde.«

Mike und ich beschlossen, solange zu warten. Als der Verlagsvertreterauftauchte,fragtenwirihn,obwirdieComicshabenkönnten.ZumeinergroßenFreude antwortete er »Ihr könnt sie haben,wenn ihr für diesenLaden arbeitetundsienichtweiterverkauft.«

Unsere Partnerschaft wurde wiederbelebt. Mikes Mutter hatte eineAbstellkammer imKeller, die niemand benutzte.Wirmachten sie sauber undbegannenindiesemRaumHundertevonComicszustapeln.BaldwurdeunsereComic-Bibliothek der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Wir stellten MikesjüngereSchwester,diegernelernte,als»Chefbibliothekarin«ein.Sieverlangtevon jedem Kind zehn Cent Eintritt. Die Bibliothek war jeden Tag nach derSchulevonhalbdreibishalbfünfUhrgeöffnet.DieBesucher,KinderausderNachbarschaft, durften in den zwei Stunden so viele Comics lesen, wie siewollten.Für siewar es einGeschäft, da sie jedenComic für zehnCenthättenkaufenmüssen.HieraberkonntensiefürzehnCentfünfodersechsComicsinzweiStundenlesen.

Mikes Schwester durchsuchte die Kinder, wenn sie wieder gingen, umsicherzugehen,dasssiekeineComicsausliehen.SieführteaucheinHeft,indassie eintrug, wie viele und welche Kinder jeden Tag kamen und eventuelleKommentare.

MikeundichnahmendreiMonatelangdurchschnittlichneunDollarfünfzigproWoche ein. Wir zahlten seiner Schwester einen Dollar wöchentlich underlaubtenihr,dieComicsumsonstzulesen,wassieaberseltentat,dasieimmerlernte.

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MikeundichhieltenunsandieAbmachung,indemwirjedenSamstagimLadenarbeitetenundalleComicsvonverschiedenenLädeneinsammelten.WirhieltenunsereVereinbarungmit demVerlagsvertreter undverkauften keinen einzigenComic.Wennsiezuzerfleddertwaren,verbranntenwirsie.WirversuchteneineFiliale zu eröffnen, aberwir fanden niemandenwieMikes Schwester, die denJobwirklichgernemachteundderwirvertrauenkonnten.So lerntenwir früh,wieschweresist,gutesPersonalzufinden.

Drei Monate nach der Eröffnung unserer Bibliothek brach im Zimmer eineRauferei aus. Ein paar Rabauken aus einer anderenWohngegend verschafftensichEinlassundzettelteneinePrügeleian.MikesVaterschlugvor,dasGeschäftzuschließen.SowurdeunsereComic-Bibliothekdichtgemachtundwirhörtenauf,samstagsimGemischtwarenladenzuarbeiten.

Mein reicher Vater freute sich darauf, uns neue Sachen beizubringen. Er warglücklich,weilwirunsereersteLektionsogutgelernthatten,nämlichGeldfürunsarbeitenzulassen.DawirfürunsereArbeitimLadennichtbezahltwurden,waren wir gezwungen, unsere Fantasie einzusetzen, um eine Gelegenheit zufinden, zu Geld zu kommen. Da wir unser eigenes Unternehmen, die Comic-Bibliothekgründeten,hattenwirunsereFinanzenselbstinderHandundwarenvonkeinemArbeitgeberabhängig.DasBestewar,dassunserGeschäftGeldfüruns abwarf, auch wenn wir körperlich nicht anwesend waren – unser Geldarbeitetefüruns.

AnstattunsGeldzuzahlen,hatteunsmeinreicherVatervielmehrgegeben.

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2.KAPITEL–LEKTIONZWEI:WASBRINGTEINSOLIDES

FINANZIELLESGRUNDWISSEN?

Esgehtnichtdarum,wievielGeldmanverdient,sonderndarum,wievielmandavonbehält.

Im Jahr 1990 übernahmMike das Imperium seinesVaters und leistet seitdemfast bessere Arbeit als er.Wir treffen uns ein-oder zweimal im Jahr auf demGolfplatz.ErundseineFrausindreicher,alsmansichvorstellenkann.DasErbeist in ausgezeichnetenHändenundMikebereitet jetzt seinenSohndaraufvor,seinenPlatzzuübernehmen,sowieseinVateresmitunsgemachthatte.

1994habeichmichimAltervonsiebenundvierzigJahrenvonderregelmäßigenArbeit zurückgezogen. Meine Frau Kim war zu diesem Zeitpunktsiebenunddreißig. Zurückgezogen heißt nicht, dass wir gar nichts mehr tun.Meine Frau und ich arbeiten – abgesehen von unvorhersehbaren undumwälzendenWechselfällen – genau dann,wennwir eswirklichwollen.UndunserReichtumwächstautomatischundschnelleralsdieInflation.DasbedeutetfürmichFreiheit.DasVermögenistgroßgenug,umvonselbstzuwachsen.

Dasist,wiewennSieeinenBaumpflanzen:Siegießenihnjahrelangunddannbraucht er Sie eines Tages nicht mehr. Seine Wurzeln sind tief genuggewachsen. Dann werden Sie für Ihre Mühen belohnt. Der Baum spendetFrüchteundwohltuendenSchatten.

MikesWahlwar,dasImperiumzuführen,meine,michzurückzuziehen.

Wenn ich vor Menschen spreche, werde ich oft gefragt, was ich empfehlenwürdeoderwasmantunkönnte.»Wiefangeichan?«»GibteseingutesBuch,das Sie mir empfehlen können?« »Was sollten wir tun, um unsere Kinder

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vorzubereiten?«»WasistdasErfolgsgeheimnis?«»WiemacheichMillionen?«

Ich erinnere mich immer wieder an den folgenden Artikel, den ich einmalveröffentlichthabe:

DiereichstenGeschäftsmänner

1923trafsicheineGruppewichtigerRegierungsvertreterundreicherGeschäftsleuteimEdgewaterBeachHotelinChicago.UnterihnenwarenCharlesSchwab,ChefdesgrößtenunabhängigenStahlunternehmens;SamuelInsull,PräsidentdesgrößtenDienstleistungsunternehmensderWelt;HowardHopsen,PräsidentdesgrößtenGasversorgungsunternehmens;IvarKreuger,PräsidentderInternationalMatchCompany,einesdergrößtenUnternehmendieserZeit;LeonFrazier,PräsidentderBankfürInternationalenZahlungsausgleich;RichardWhitney,PräsidentderNewYorkerBörse;ArthurCottonundJesseLivermore,zweidergrößtenBörsenspekulanten;sowieAlbertFall,MitglieddesKabinettsvonPräsidentWarrenG.Harding.FünfundzwanzigJahrespäterhattenneunMitgliederderobengenanntenGruppeihrLebenwiefolgtbeendet:Schwabstarbmittellos,nachdemerfünfJahrelangvongeliehenemGeldgelebthatte.InsullwarbankrottundstarbimAusland.KreugerundCottonwarenebenfallspleite,alssiestarben.Hopsenistverrücktgeworden.WhitneyundFallwarengeradeausdemGefängnisentlassenworden.FrazierundLivermorebegingenSelbstmord.

Ich bezweifele, ob jemand sagen kann, was mit diesen Menschen eigentlichgeschehen ist.Wennman sich dasDatum anschaut – 1923 – eswar kurz vordemwirtschaftlichenZusammenbruchvon1929unddergroßenDepression,dievermutlicheinengroßenEinflussaufdieseMenschenundihrLebenhatte.Der

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Punktist,heutelebenwirineinerZeitgrößererundschnellererVeränderungenalsdie,inderdieseMännergelebthaben.Ichvermute,dassesindennächstenfünfundzwanzigJahrenvieleAuf-undAbschwüngegebenwird,inihrenHöhenundTiefenähnlichdenen,welchendieseMännerausgesetztwaren. Ichmachemir Sorgen, dass sich zu vieleMenschen zu sehr aufGeld konzentriert habenund nicht auf ihren größten Reichtum, ihre Bildung. Wenn Menschen daraufvorbereitetsind,flexibelundoffenzuseinundzulernen,werdensiedurchalleVeränderungen hindurch immer reicherwerden.Wenn sie glauben, dassGeldihreProblemelöst,fürchteich,dassdieseMenscheneinenschwerenWeghabenwerden. Intelligenz löst Probleme und schafft Geld. Geld ohne finanzielleIntelligenzbedeutet,dassdasGeldbaldwegist.

DiemeistenLeuteverstehennicht,dassesimLebennichtwichtigist,wievielGeldjemandmacht,sondernwievielGelderbehält.WirallehabenGeschichtenüberLottogewinner gehört, die zuerst armwaren, plötzlich durch denGewinnreich wurden und dann nach kurzer Zeit wieder arm waren. Sie gewinnenMillionen und sind doch bald wieder dort, wo sie angefangen haben. OderGeschichten von Profisportlern, die mitMitte zwanzigMillionen von DollarsverdienenundzehnJahrespäteruntereinerBrückeschlafen.

Währendichdasschreibe,findeichinderheutigenZeitungeineGeschichtevoneinem erst neunundzwanzigjährigen Basketballspieler, der vor einem JahrMillionen auf dem Konto hatte. Heute behauptet er, dass seine Freunde, seinAnwaltundseinBuchhalter ihmseinGeldgenommenhätten.BisvorKurzemarbeiteteerfürdenMindestlohnineinerAutowaschanlage.Erwurdeentlassen,weil er sich weigerte, seinen Meisterschaftsring beim Abwischen der Autosabzulegen, sodass dieGeschichte in derZeitung erschien.Er jammert, dass eramEnde sei, beklagt sich überHärte undDiskriminierung und dass der Ringallessei,was ihmgeblieben ist.Erbehauptet,erbrächezusammen,wennmanihnihmwegnähme.

Ich kenne so viele Leute, die plötzlich Millionäre werden. Es ist, alswiederholtensichdieturbulentenZwanzigernocheinmal.Undobwohlichfroh

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bin,dassdieMenschenimmerreichergewordensind,mussichsiedochwarnen.Denn auf lange Sicht kommt es nicht darauf an, wie viel Geld sie verdienen,sondernwie viel sie behalten undwie vieleGenerationen lang sie es behaltenwerden.

Wenn also dieLeute fragen »Wo fange ich an« oder »SagenSiemir,wie ichschnellreichwerde«,sindsieübermeineAntwortoftsehrenttäuscht.Ichsageihnen einfach,wasmirmein reicherVater geantwortet hat, als ich ein kleinerJungewar: »Wenn du reichwerdenwillst,musst du dich in Sachen Finanzenauskennen.«

DieseIdeegingjedesMalinmeinemKopfum,wennwirzusammenwaren.Wieschonerwähnt,legtemeingebildeterVatergrößtenWertdarauf,dassichBücherlas.MeinreicherVaterbetontedagegen,wiewichtigessei,dassmaninSachenFinanzengebildetseinmüsse.

WennSie dasEmpire StateBuilding bauenwollen,müssen Sie als Erstes eintiefesLochgrabenundeinsolidesFundamentgießen.

BauenSie einHaus amStadtrand, brauchenSie nur eine fünfzehnZentimeterdickeBetonplattezugießen.DiemeistenMenschenversuchen in ihremDrangreich zu werden, das Empire State Building auf einer fünfzehn ZentimeterdickenBodenplattezuerrichten.

Unser Schulsystem, das in der Agrarepoche gegründet wurde, glaubt noch anHäuserohneFundament.EbenerdigeBautensindimmernochderletzteSchrei.So verlassen unsere Kinder die Schule praktisch ohne finanzielleGrundkenntnisse.EinesTagesentscheidensie,schlaflosundtiefverschuldet,inihrem Vorort den amerikanischen Traum lebend, dass die Antwort auf ihrefinanziellen Probleme darin besteht, einen Weg zum schnellen Reichtum zufinden.

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SiefangenandenWolkenkratzerzubauen.Esgehtschnellvorwärts,dochbaldhabenwirstattdesEmpireStateBuildingsdenschiefenTurmdesVororts.UnddieschlaflosenNächtebeginnenerneut.

FürMikeundmichwarenalsErwachsenebeideEntscheidungenmöglich,weilunsschonimKindesalterbeigebrachtwurde,einstarkesfinanziellesFundamentzugießen.

BuchhaltungistvermutlichdaslangweiligsteundverwirrendsteFachderWelt.Aber wenn Sie reich werden und reich bleibenmöchten, könnte es auf langeSicht das wichtigste Fach sein. Die Frage ist, wie man den Kindern ein solangweiligesundverwirrendesFachbeibringt.DieLösung:manmusseseinfachmachenunddurcheinleuchtendeBildererklären.

MeinreicherVaterhatteeinstarkesFundamentfürMikeundmichgegossen.DawirnochKinderwaren,hatteereineeinfacheMöglichkeitentwickeltumunszuunterrichten.

ReicheMenschenerwerbenVermögenswerte.DieArmenunddieAngehörigenderMittelschichterwerbenVerbindlichkeiten,diesiefür

Vermögenswertehalten.

JahrelangzeichneteernurklareBilderunderklärteunsdieDingemiteinfachenWorten. Mike und ich verstanden die Zeichnungen, die Fachbegriffe, dieBewegungvonGeld,unddann, in späteren Jahren,begannmein reicherVaterZahlen zu benutzen. Heute beherrscht Mike natürlich sehr viel komplexereBuchhaltungsanalysen, weil er dazu gezwungen war. Er muss ein Eine-Milliarde-Dollar-Imperium führen. Ichbin langenicht sogeschickt darin,weilmein Imperium kleiner ist. Und doch gehen wir vom selben, einfachenFundamentaus.

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AufdenfolgendenSeitenbiete ichIhnendieselbeneinfachenZeichnungenan,wiesiemein reicherVater fürunsaufmalte.Obwohl sieeinfachwaren,habendiese Zeichnungen zwei kleinen Jungen geholfen, großeVermögen auf einemsolidenFundamentaufzubauen.

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RegelNummer1:ManmussdenUnterschiedzwischenVermögenswertenundVerbindlichkeitenkennenund

Vermögenswertekaufen

Wennman reichwerdenwill, istdasalles,wasmanwissenmuss.Es istnichtnurdieRegelNummereins.EsistdieeinzigeRegel.Magsein,dassdieseRegeljetztinIhrenOhrenlächerlicheinfachklingt,aberdiemeistenMenschenhabeninderTatkeineAhnung,wiebedeutsamdieseRegelist.DiemeistenMenschenbefindensichinfinanziellenSchwierigkeiten,weilsiedenUnterschiedzwischenVermögenswertenundVerbindlichkeitennichtkennen.

»ReicheMenschenerwerbenVermögenswerte.DieArmenunddieAngehörigenderMittelschicht schaffenVerbindlichkeiten an, aber sie denken, dass es sichumVermögenswertehandelt.«

Alsmein reicherVater uns das erklärte, dachtenMike und ich zuerst, dass erSpaßmachte.DawarenwirfastschonTeenagerundwartetenaufdasGeheimnisreichzuwerden,unddaswar seineAntwort.Eswar soeinfach,dasswir langZeitinnehaltenmussten,umdarübernachzudenken.

»WasisteinVermögenswert?«,fragteMike.

»Kümmeredichjetztnichtdarum«,sagtemeinreicherVater.»LasseinfachdieIdeesichsetzen.WennduihreSchlichtheitverstehst,hatdeinLebeneinenPlanundwirdfinanzielleinfach.Esistsoherrlichunkompliziertunddeshalbkommtmannichtdarauf.«

»Siemeinen, es genügt zuwissen,was einVermögenswert ist, ihn zukaufen,unddannreichzusein?«,fragteich.

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MeinreicherVaternickte.»Ja,soeinfachistdas.«

»Wennessoeinfachist,warumsinddannnichtalleMenschenreich?«,wollteichwissen.

Mein reicher Vater lächelte. »Weil die Menschen den Unterschied zwischeneinemVermögenswertundeinerVerbindlichkeitnichtkennen.«

Ich erinnere mich daran, dass ich fragte: »Wie können die Erwachsenen sodummsein?Wennessoeinfachundsowichtigist,warumwürdeesnichtjederherausfindenwollen?«

Um zu erklären, was Vermögenswerte und Verbindlichkeiten sind, brauchtemeinreicherVaternureinpaarMinuten.

Als Erwachsener habe ich Schwierigkeiten, das anderen Erwachsenen zu ‐erklären. Warum? Weil Erwachsene gescheiter sind. Es ist nicht einfach,unkomplizierte Ideen zu erklären,weilErwachsene bereits auf eine bestimmteArt und Weise ausgebildet wurden. Sie bekamen ihre Finanzkenntnisse vonLeuten wie Bankberatern, Buchhaltungsfachleuten, Immobilienmaklern,Finanzplanern und so weiter. Die Schwierigkeit besteht darin, von denErwachsenen zu verlangen, das bereits Gelernte abzulegen. Ein intelligenterErwachsener empfindet es oft als erniedrigend, so einfache Definitionen zulernen.

MeinreicherVaterglaubteandas»KISS«-Prinzip,KeepItSimpleandStupid,zuDeutsch,macheeseinfach.AlsoerklärteeresfürzweikleineJungenaufeinesehreinfacheArtunddasmachtedasfinanzielleFundamentstark.

Aber woher kommt die so verbreitete Verwirrung? Oder wie kann etwas so

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Einfaches so furchtbar kompliziert sein? Warum sollte jemand einenVermögenswert kaufen, der eigentlich eine Verbindlichkeit ist? Die AntwortliegtinderGrundausbildung.

EinVermögenswertfülltmirmeineTaschemitGeld.EineVerbindlichkeitziehtmirGeldausderTasche.

Wir konzentrieren uns auf das Wort »Bildung« und nicht auf finanzielleBildung.WasetwaszueinemVermögenswertodereinerVerbindlichkeitmacht,sind nichtWorte.Wenn Siewirklich konfuswerdenwollen, schlagen Sie dieBegriffe »Vermögenswert« und»Verbindlichkeit« imLexikonnach. Ichweiß,dass dieDefinitionen für einen ausgebildetenBuchhalter gut klingen, aber füreinenNormalbürgerergebensiekeinenSinn.DochwirErwachsenensindoftzustolz,umzuzugeben,dassetwaskeinenSinnmacht.

Als wir kleine Jungs waren, sagte mein reicher Vater: »Was einenVermögenswert ausmacht, sind nichtWorte, sondern Zahlen. Und wenn mankeineZahlenlesenkann,kannmaneinenVermögenswertnichtvoneinemLochimBodenunterscheiden.InderBuchhaltungkommtesnichtaufdieZahlenan,sonderndarauf,wasdieZahlendir sagen.Es istwiebeiWorten,esgehtnichtumdieWorteansich,sondernumdieGeschichte,diedieWörterdirerzählen.DieWorteindasumzusetzen,wassieausdrückenoderbeschreibensollen,heißtTextverständnis. Wenn du reich sein willst, musst du die Zahlen lesen undverstehenkönnen.«

Diesen Satz habe ich bestimmt tausendmal vonmeinem reichen Vater gehörtund auch den bereits erwähnten Satz »Reiche Menschen erwerbenVermögenswerte. Die Armen und die Angehörigen derMittelschicht erwerbenVerbindlichkeiten.«

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Und jetzt erkläre ich Ihnen den Unterschied zwischen einem VermögenswertundeinerVerbindlichkeit.DiemeistenBuchhaltungs-undFinanzprofissindmitmeinen Definitionen nicht einverstanden, aber diese einfachen ZeichnungenhabendenGrundsteinfürdasstarkefinanzielleFundamentzweierJungsgelegt.UmKindernimVorteenageralteretwasbeizubringen,machtemeinreicherVateralles ganz einfach;wobei er so vieleBilder und sowenigWortewiemöglichbenutzteundjahrelangkeineZahlenverwendete.

DasobereRechteckstellteinesogenannteGewinn-undVerlustrechnungdar.EsisteineAufstellungderEinnahmenundAusgaben:WievielGeldkommthereinundwievielGeldfließthinaus.DeruntereTeilderAbbildungstellteineBilanzdar. Sie wird so genannt, weil hier ein Gleichgewicht zwischen denVermögenswerten und denVerbindlichkeiten herrschen sollte. Viele Neulingeim Bereich der Finanzen kennen den Unterschied zwischen der Gewinn-undVerlustrechnung und der Bilanz nicht, obwohl es lebenswichtig ist, diesesVerhältnis zu verstehen. Der Hauptgrund finanzieller Schwierigkeiten bestehteinfachdarin,dassmangenaudiesenUnterschiednichtkennt.DieUrsachederVerwirrungberuhtaufderDefinitionderzweiWörter.

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Wie bereits gesagt, erklärte mein reicher Vater zwei Jungen schlicht, dass»Vermögenswerte unsere Taschen mit Geld füllen«. Schön, einfach undanwendbar.

Jetzt, da wir »Vermögenswerte« und »Verbindlichkeiten« mit Hilfe vonZeichnungen definiert haben, dürfte es einfacher sein,meineWorterklärungenzuverstehen:

Ein Vermögenswert ist etwas, das Geld in meine Tasche bringt, eineVerbindlichkeit istetwas,dasmirGeldausderTaschezieht.Dasisteigentlichalles,wasmanwissenmuss.WennSiereichwerdenwollen,kaufenSieeinfachIhr Leben lang Vermögenswerte. Wenn sie arm sein oder der Mittelschichtangehörenwollen,dannkaufenSieIhrLebenlangVerbindlichkeiten.

DenUnterschiednichtzukennen,verursachtdiemeistenfinanziellenProblemeimwirklichenLeben.DerMangelanBildung,sowohlbezüglichderWortealsauch der Zahlen, ist die Grundlage finanzieller Probleme. Wenn die LeuteGeldproblemehaben,gibtesetwas,dassienichtlesenkönnen:wederinZahlen

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nochinWorten.Etwaswirdfalschverstanden.DieReichensindreich,weilsieinverschiedenenBereicheneinebessereBildunghabenalsdieMenschen,dieinfinanziellen Schwierigkeiten stecken. Wenn Sie reich werden und auch reichbleibenwollen,istesalsowichtig,sichimBereichFinanzen,sowohlinWörternalsauchinZahlen,auszukennen.

DiePfeileindenZeichnungenstellendenFlussdesKapitalsoderdenCashflowdar.Zahlenalleinebedeutenwenig,ebensowieWörteralleinewenigbedeuten.EsistdieGeschichte,diezählt.InFinanzberichtenzulesenheißt,dieHandlung,die Geschichte suchen – die Geschichte darüber, wohin das Geld fließt. Inachtzig Prozent der Familien bedeutet die Finanzgeschichte, immer mehr zuarbeiten,umsovermeintlichvorwärtszukommen.Esistnichtso,dasssienichtgenügend Geld nach Hause tragen, aber sie verbringen ihr Leben damit,VerbindlichkeitenanstattVermögenswertezukaufen.

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Die Diagramme sind natürlich stark vereinfacht. Jeder hat lebensnotwendigeAusgaben,wiedasBedürfnisnachNahrung,UnterkunftundKleidung.AberesistderCashflow,derdieeigentlicheGeschichteerzählt,undzwarüberdieArtund Weise, wie ein Mensch mit seinen Finanzen umgeht, was er also damitmacht,wennerdasGeldindieHandbekommt.

Ich habe eingangs dieGeschichte der reichstenMännerAmerikas erzählt, umeinen weit verbreiteten Denkfehler aufzuzeigen, nämlich dass Geld alle

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Probleme lösen könnte. Darum zucke ich jedes Mal zusammen, wenn michjemandfragt,wieerschnellerreichwerdenkannoderwoeranfangensoll.Ichhöreoft»IchhabeSchulden,alsomussichunbedingtzumehrGeldkommen.«

Aber oft löst mehr Geld das Problem nicht; es kann das Problem sogar nochverschärfen. Geld macht in der Regel unsere tragischen menschlichenSchwächendeutlich.EsbringtunsereWissenslückenansLicht.Deshalbpassiertessooft,dassjemand,derineinenplötzlichenGeldregengerät,etwadurcheineErbschaft, eine Gehaltserhöhung oder einen Lottogewinn, sich bald wieder inderselben Finanzmisere befindet,wenn nicht sogar in einer noch schlimmerenalsfrüher,bevorerdasvieleGeldbekommenhat.

DerCashflowerzähltdieGeschichte,wieeinMenschmitGeldumgeht.

GeldbetontnurdasMusterdesCashflowsinihrenKöpfen.WenndiesesMusterbewirkt, dass sie alles ausgeben, was sie bekommen, wird eine Erhöhung derEinnahmenhöchstwahrscheinlichnur zueinerErhöhungderAusgaben führen.DaherdasSprichwort»EinNarrundseinGeldgebeneingroßesFest«.

Ich habe schonmehrmals darauf hingewiesen, dasswir zur Schule gehen, umklassisches Wissen und berufliche Fähigkeiten zu erwerben, und beides istwichtig.WennjemandindenSechzigerjahren,meinerHighschoolzeit,einguterSchüler war, ging man nahezu automatisch davon aus, dass dieser glänzendeSchülerArztwerdenwürde.Oftfragteihnkeiner,oberüberhauptArztwerdenwollte, es wurde einfach vorausgesetzt. Mediziner war der Beruf mit derAussicht aufdiegrößte finanzielleBelohnung.Heute stehtdieÄrzteschaftvorfinanziellenAnforderungen,dieichmeinemschlimmstenFeindnichtwünsche.Versicherungsgesellschaften, die den Betrieb kontrollieren, verwalteteGesundheitsfürsorge, staatliche Interventionen und Verfahren wegenBerufsvergehen…umnureinigezunennen.

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Heute wollen die Kinder lieber Fußballstars, Tennisspieler,Computerspezialisten, Film-oder Rockstars, Schönheitsköniginnen oderWallstreethändlerwerden.Einfachdeshalb,weildortRuhm,GeldundAnsehenzu erwarten sind. Deshalb ist es ja so schwierig, die Kinder zum Lernen zumotivieren. Sie wissen, dass der berufliche Erfolg nicht mehr nur vomakademischenErfolgabhängt,wieesfrühereinmalderFallwar.

DadieSchülerdieSchuleohnefinanzielleKenntnisseverlassen,übenMillionengebildeter Menschen ihren Beruf erfolgreich aus, haben jedoch finanzielleSchwierigkeiten.Siearbeitenimmermehr,kommenabertrotzdemnichtvoran.IhnenfehltnichtdasWissen,wiemanzuGeldkommt,sondernwiemanGeldausgibt, das heißt, was zu tun ist, wenn man es verdient hat. FinanzielleBegabungbedeutet zuwissen,wasmanmit demverdientenGeld anstellt,wiemandieLeutedavonabhält,eseinemzunehmen,wielangemanesbehältundwie gut dieses Geld für einen arbeitet. Die meisten Menschen können nichterklären, warum sie in finanziellen Schwierigkeiten stecken, weil sie denCashflow nicht verstehen. Ein Mensch kann gut ausgebildet, beruflicherfolgreich und dennoch finanziell ungebildet sein. SolcheMenschen arbeitenoftmehr,alssiemüssen,weilsiegelernthaben,wiemanschwerarbeitet,abernicht,wiesieihrGeldfürsicharbeitenlassenkönnen.

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WiesichderTraumvomfinanziellenGeldregenineinenfinanziellenAlbtraumverwandelt

DerFilmüber schwer arbeitendeMenschenweist ein festgelegtesMuster auf.SeitKurzemverheiratet, ziehtdasglückliche,gutausgebildetePärchen ineineseinerengenMietwohnungenzusammen.Sofortwird ihnenklar,dasssieGeldsparen,weil zwei,wasMiete und laufendeKosten betrifft, so billigwie einerlebenkönnen.

Das Problem ist nur, dass die Verhältnisse sehr beengt sind. Die beidenbeschließen zu sparen, um ihr Traumhaus zu kaufen, damit sie Kinderbekommenkönnen.SiehabenjetztzweiEinkommenundkonzentrierensichaufihre Karrieren. Allmählich steigen ihre Einkünfte und mit ihnen auch ihreAusgaben.

Viele Menschen halten die Steuern für Ausgabe Nummer 1, und als höchstedavon, die Einkommensteuer.Doch für diemeisten ist die Sozialversicherungdie größte Ausgabe. Einem Arbeitnehmer erscheint es so, dass der gesamte

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Sozialversicherungsbetrag durchschnittlich rund einundzwanzig Prozentausmacht, aber eigentlich sind es zweiundvierzig Prozent, da der ArbeitgeberaucheinenentsprechendenBeitragleistenmuss.ImGrundehandeltessichumGeld, das Ihnen Ihr Arbeitgeber nicht zahlen kann. Überdies müssen Sie aufdiesen Betrag, der von Ihrem Lohn oder Gehalt für die Sozialversicherungabgezogenwird, noch Einkommensteuer zahlen, also für ein Einkommen, dassieniebekommen,weil esdurchEinbehaltendirekt andieSozialversicherunggeht.

Kehren wir zu dem Beispiel des jungen Paares zurück: Das Einkommen derbeiden steigt, und so gehen sie auf die Suche nach dem Haus ihrer Träume.Kaum haben sie es gekauft, kommt eine neue Steuer hinzu, die sogenannteGrundsteuer. Als Nächstes kaufen sie ein neues Auto, neue Möbel und neuetechnischeGerätepassendzumneuenHaus.Plötzlichwachensieauf,undihreSpalte mit den Verbindlichkeiten ist voller Hypotheken undKreditkartenschulden.

Jetzt sind sie imHamsterrad gefangen. Bald bekommen sie ein Kind und siearbeitenhärter.DerKreislaufwiederholt sich:HöheresEinkommenverursacht

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höhere Steuern. Eine Kreditkarte kommt mit der Post, sie benutzen sie, daserhöhtdieSchulden.EinKreditinstitutruftanundderAngestelltesagt,dassihrgrößterVermögenswert,ihrHaus,einenziemlichenWerthat.ManbietetihneneinenUmschuldungskreditan,weil ihreKreditwürdigkeitsogut istunderklärtihnenauch,dassesjetztamintelligentestensei,ihreVerbraucherkreditemitdenhohen Zinsen zu annullieren, indem sie alle ihre Kreditkartenschuldenbegleichen.UndaußerdemkönnensiedieHypothekenzinsenauf ihrHausvonderSteuerabsetzten.

Sie gehen darauf ein, zahlen die Kreditkartenschulden ab und atmen vorErleichterungauf.DieSchuldenaufihrenKreditkartensindbeglichen,siehabenihren Verbraucherkredit in eine Hypothek auf ihr Haus umgeschichtet. Diemonatlichen Belastungen sind jetzt ziemlich niedrig, weil sie ihre Schuld aufüberdreißigJahregestreckthaben.Dasistschlau.

IhrNachbarruftan,umsiezumgemeinsamenEinkaufsbummeleinzuladen.EsistSchlussverkauf.EineChanceetwasGeldzusparen.Siewollennichtskaufen,sichnur einwenigumschauen.Aber für denFall, dass sie doch etwas finden,steckensieeineKreditkarteein.

Ich treffe dieses junge Paar immer wieder. Ihre Namen wechseln, aber ihrfinanzielles Dilemma ist stets das gleiche. Sie kommen zu einem meinerVorträgeumzuhören,wasichzusagenhabe.Siefragenmich»KönnenSieunssagen,wiewirzumehrGeldkommen?«

IhreAusgabegewohnheitenhabensiedazugebracht,nachmehrEinkommenzustreben.Siewissennichteinmal,dassihrProblemist,wiesieihrGeldausgeben,unddassdiesdieeigentlicheUrsacheihrerfinanziellenSchwierigkeitenist.Dasalles kommt nur von mangelndem finanziellen Wissen und fehlendemVerständnis vom Unterschied zwischen einem Vermögenswert und einerVerbindlichkeit.

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DieGeldproblemeeinesMenschenlassensichmeistnichtmitmehrGeldlösen,mit Intelligenz aber schon. Es gibt ein Sprichwort, das einer meiner Freundeimmer wieder verschuldeten Menschen sagt: »Wenn du dich in einem Lochbefindest,dannhöraufzugraben.«

AlsicheinKindwar,erzähltemeinVaterunsoft,dassdieJapanerdreiMächtekennen:DieMachtdesSchwertes,diedesJuwelsunddiedesSpiegels.

DasSchwert symbolisiertdieMachtderWaffen.AmerikagibtUnsummen fürWaffenausundistdeshalbdiestärksteMilitärmachtderWelt.

DasJuwelsymbolisiertdieMachtdesGeldes.EsstecktdurchauseinKörnchenWahrheit im Sprichwort, »Denk an die Goldene Regel! Wer das Gold hat,bestimmtdieRegeln.«

DerSpiegelsymbolisiertdieMachtderSelbsterkenntnis.GemäßderjapanischenLegendewardieSelbsterkenntnisdiewertvollstederdreiMächte.

DieArmenunddieAngehörigenderMittelschichtlassensichvielzuoftvonderMacht des Geldes beherrschen. Indem sie sich einfach aufmachen und mehrarbeiten,ohnesichzufragen,obdas,wassie tun,einenSinnhat,schießensiesicheigentlichselbstindenFuß,wennsiedasHausverlassen,umjedenMorgenzurArbeit zu gehen. Da sie dasGeld nicht ganz verstehen, erlaubt die großeMehrheitderMenschenderenormenMachtdesGeldes,siezubeherrschen.DieMachtdesGeldeswirktsichgegensieaus.

EinMenschkannsehrgebildetsein,beruflichhöchsterfolgreich,undtrotzdemeinAnalphabetinBezugaufFinanzen.

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WürdendieseMenschendieMachtdesSpiegelsnutzen,könntensiesichfragen:»MachtdaseinenSinn?«VielzuoftrichtensichdieMenschennachderMasse.StattihrerinnerenWeisheitzuvertrauen,tunsieetwas,nurweilandereesauchtun. Sie passen sich an, statt die Dinge zu hinterfragen. Oft plappern siegedankenlos nach, was ihnen gesagt wurde. Ideen wie: »Du musst breiterstreuen.« »Dein Haus ist ein Vermögenswert.« »Dein Haus ist deine größteInvestition.« »Du erhältst Steuererleichterungen, wenn du dich mehrverschuldest.«»SuchdireinensicherenJob.«»MachkeineFehler.«Oder»GehkeinRisikoein.«

Man sagt, dass für die meistenMenschen die Angst, in der Öffentlichkeit zusprechen,größeristalsdieAngstvordemTod.NachMeinungvonPsychologenwirddasdurchdieAngstvorÄchtungverursacht,dieAngstherauszuragen,dieAngst vor Kritik, die Angst sich lächerlich zu machen und die Furcht, einAusgestoßenerzusein.DieAngst,anderszusein,hindertdiemeistenMenschendaran,neueWegezurLösungihrerProblemezusuchen.

DarumsagtemeingebildeterVater,dassdieJapanerdieMachtdesSpiegelsammeisten schätzten. Denn nur wenn wir bereit sind in den Spiegel zu sehen,finden wir die Wahrheit. Und die Empfehlung »Geh auf Nummer sicher«resultiert hauptsächlich aus der Angst. Das gilt für alle Bereiche, ob Sport,Beziehungen,BerufoderGeld.

EssindgenaudiesePhobien,dievieledazubringen,sichkonformzuverhaltenundallgemeinAnerkanntesoderpopuläreTrendsnichtinfragezustellen.»DeinHaus ist ein Vermögenswert.« »Besorg’ dir einen Umschuldungskredit undwerdedeineSchulden los.«»ArbeitenSiemehr.«»Das ist eineBeförderung.«»Eines Tages werde ich Vice President sein.« »Spare Geld.« »Wenn ich eineGehaltserhöhung bekomme, werde ich ein größeres Haus für uns kaufen.«»OffeneInvestmentfondssindsicher.«

Viele finanzielle Probleme ergeben sich, weil manmit dem Strom schwimmt

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undversucht,mitdemLebensstilanderermitzuhalten.Gelegentlichsolltenwiralle in den Spiegel schauen und mehr unserer inneren Weisheit als unserenÄngstenvertrauen.

AlsMikeund ich sechzehn Jahre altwaren, begannenunsereProbleme in derSchule. Wir waren keine schlechten Schüler im eigentlichen Sinne, aber wirfingengerade an, unsvonderMasse abzuheben.NachderSchuleund andenWochenendenarbeitetenwirfürMikesVater.NachderArbeitsaßenMikeundich oft stundenlang mit seinem Vater am Tisch, wenn er Besprechungen mitseinen Bankern, Anwälten, Buchhaltern, Börsenmaklern, Investoren,FührungskräftenundAngestelltenhatte.

Da saß ein Mann, der die Schule mit dreizehn verlassen hatte und nunRichtlinien,AnweisungenundBefehlegabunddieFragengebildeterMenschenbeantwortete.Siestanden ihmzurVerfügungundzucktenzusammen,wennerihnen nicht zustimmte. Er war nicht mit dem Strom geschwommen, sonderndachte eigenständig und verabscheute Sätze wie »Wir müssen es so machen,weil es alle so machen«. Er verabscheute auch die Worte »Kann ich nicht«.Wennman ihndazubringenwollte,etwasBestimmteszu tun,mussteman ihnprovozieren.»Ichglaubenicht,dassSiedaskönnen.«

Mikeundichlerntenmehr,wennwirbeiseinenBesprechungendabeiwaren,alsin all unseren Jahren in der Schule, einschließlich des Colleges.Mikes Vaterhatte keine Schulbildung, aber er war finanziell gebildet und deshalb aucherfolgreich. Er sagte uns immerwieder »Ein intelligenterMensch stellt Leuteein, die intelligenter sind als er selbst.« So hattenMike und ich den Vorteil,stundenlangzuhörenunddabeivonintelligentenLeutenlernenzukönnen.

Aber deswegen konnten sowohl Mike als auch ich nicht mehr demStandarddogmazustimmen,dasunsereLehrerpredigten.UnddasführtezudenProblemen. Jedes Mal, wenn der Lehrer sagte »Wenn ihr keine guten Notenbekommt,werdetihresdraußenimLebenzunichtsbringen«,zogenMikeund

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ichnurdieAugenbrauenhoch.Wennmanunsanwies,festgelegtenProzedurenzufolgenundvondenRegelnnichtabzuweichen,merktenwir,wiedieseArtderAusbildung die Kreativität erstickte. Langsam fingen wir an zu verstehen,warum unser reicher Vater uns erklärte, dass die Schulen dazu dienten, guteArbeitnehmer auszubilden, aber keine Arbeitgeber. Gelegentlich fragtenMikeoder ich unsere Lehrer, wiewir den aktuellen Stoff in der Realität anwendenkönnten.Oderwirwolltenwissen,warumwirnieetwasüberGeldunddieArt,wieesarbeitet,lernten.AufdieletzteFrageerhieltenwirdannoftdieAntwort,dassGeldunwichtigseiunddaseinguterVerdienstautomatischfolgenwürde,wenn wir unsere Ausbildung hervorragend beendeten. Je mehr wir über dieMachtdesGeldeswussten,destoweiterentferntenwirunsvonunserenLehrernundKlassenkameraden.

Mein hochgebildeter Vater hat mich wegen meiner Noten nie unter Druckgesetzt, aberwir haben angefangen, überGeld zudiskutieren.Als ich16war,hatteichinBezugaufGeldwahrscheinlicheinebessereBasisalsmeineEltern.Ich beherrsche Buchführung und hörte Steuerberatern, Firmenanwälten,Bankern,Immobilienmaklern,Investorenundsoweiterzu.MeinVaterdagegenunterhieltsichmitanderenLehrern.

EinesTageserzähltemirmeinVater,dassunserZuhauseseinebesteInvestitionwar.EsfolgteeinenichtsehrangenehmeDiskussion,alsichihmgezeigthabe,warumichdachte,dassdaskeinsogutesInvestmentwar.

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Die obenstehenden Diagramme zeigen den Unterschied in den SichtweisenmeinesreichenVatersundmeinesarmenVaters,wennesumihrHausging.DereineVaterdachte,seinHausisteinVermögenswertundderanderedachte,esisteineVerbindlichkeit.

Icherinneremich,wieichmeinemVaterdasfolgendeDiagrammaufzeichnete,um ihmzuzeigen, inwelcheRichtungdasGeld fließt. Ichhabe ihmauchdiezusätzlichenKostengezeigt,diemitdemBesitzeinesHauseseinhergehen.EingrößeresHausbedeutetgrößereAusgabenunddasGeldfließtweiterdurchdieAusgabenspaltehinaus.

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HeutestellenimmernochMenschendenGedankeninfrage,dasseinHauskeinVermögenswertist.Ichweiß,dassdasfürvieleMenschensowohlihrTraumalsauch ihrgrößtes Investment ist.UndeinselbstbewohntesHaus zubesitzen istbesser als nichts. Ich biete nur eine alternative Sichtweise auf dieses gängigeDogma an.Wennmeine Frau und ich ein größeres, auffälligeresHaus kaufenwürden, wüssten wir, dass es kein Vermögenswert wäre. Es wäre eineVerbindlichkeit,daesunsGeldausderTascheziehenwürde.

HieristdasArgument,dasichvorbringe.IcherwartevondenmeistenMenschenwirklich nicht, dass sie dem zustimmen, weil ihr Haus eine emotionaleAngelegenheit ist, und wenn es um Geld geht, führen hohe Emotionen zuniedrigerer finanzieller Intelligenz. Ich weiß aus persönlicher Erfahrung, dassGeldeineArthat,jedeEntscheidungemotionalwerdenzulassen.

•ImZusammenhangmitHäuserngiltmeinerErfahrungnach,diemeistenMenschenarbeitenihrganzesLebenlangumeinHausabzuzahlen,dassieniewirklichbesitzen.VielekaufensogarnacheinpaarJahrengrößereHäuser,wobeisiejedesMaleinenneuenKreditmitdreißigjährigerLaufzeitaufnehmen.

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•AuchwennesSteuernachlässeundBaukostenzuschüssegibt,alleanderenKostenmüssenmitdemGeld,dasnachallenAbzügenübrigbleibt,bezahltwerden.AuchwenndieHypothekgetilgtist,bleibendielaufendenKostenfürdasHausbestehenundmüssenbezahltwerden.

•DieElternmeinerFrauwarenschockiert,alsdieGrundsteuerfürihrHausaufmonatlichtausendDollarangehobenwurde.Dasgeschah,nachdemsieinRentegegangenwaren,sodassdiesdenRahmenihresBudgetssprengteundsiesichgezwungensahen,umzuziehen.

•HäusererfahrennichtimmereineWertsteigerung.FreundevonmirhatteneineMillionDollarfüreinHausbezahlt,dasJahrespäternurfürsiebenhunderttausendDollarverkauftwerdenkonnte.

•DiegrößtenVerlusteaberentstehenausverpasstenGelegenheiten.WennIhrganzesGeldinIhremHaussteckt,könnenSiegezwungensein,mehrzuarbeiten,weilIhrGeldimmerausderKostenspalteverpufft,anstattsichinderVermögensspaltezusammeln.DasistdasklassischeMusterdesCashflowsbeiderMittelschicht.WenneinjungesPaarschonfrühmehrGeldinvestierenwürde,umeinVermögenzubilden,hättendiebeidenesspäterleichter,besonders,wennsieihrenKinderneineteureAusbildungsichernwollen.IhreVermögenswertewärendeutlichgewachsenundkönntendannzurDeckungderAusgabenzurVerfügungstehen.

Insgesamt führt die Entscheidung, in ein viel zu teures Haus statt in diefrühzeitigeAnlageeinesWertpapierportfolioszu investieren,zufolgendendreimassivenEinschränkungen:

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1.VerlustderZeit,inderandereVermögenswertehättenwachsenkönnen.

2.VerlustzusätzlichenKapitals,dasanstattderdirektmitdemHausverbundenen,hohenUnterhaltskostenhätteinvestiertwerdenkönnen.

3.VerlustanfinanziellerBildung.VielesehenihrHaus,ihreErsparnisseundihrenPensionsplanalseinzigePostenihrerVermögensspalte.WeilsiekeinGeldzumAnlegenhaben,investierensieeinfachnicht.DaskostetsieInvestitionserfahrung.Diemeistenwerdenniedas,wasInvestorenkreiseeinen»erfahrenenInvestor«nennen.UnddiebestenInvestitionenwerdenüblicherweisezunächstden»erfahrenenInvestoren«angeboten,diesiedanachanMenschenweiterverkaufen,dielieberaufNummersichergehen.

Ich sage nicht, dass man kein Haus kaufen soll. Ich sage, dass Sie denUnterschied zwischen einem Vermögenswert und einer Verbindlichkeitverstehen sollten. Wenn ich ein größeres Haus will, kaufe ich zuerst einenVermögenswert,dermirdenCashflowgeneriert,umdasHauszubezahlen.

Der Finanzstatus meines gebildeten Vaters demonstriert sehr schön, wie dasLeben eines Menschen aussieht, der im Hamsterrad gefangen ist. SeineAusgabenscheinenimmerSchrittmitseinenEinnahmenzuhaltenunderlaubenihm nie, in Vermögenswerte zu investieren. Im Ergebnis sind seineVerbindlichkeiten, wie Hypothek und Kreditkartenschulden, höher als seineVermögenswerte. Die folgende Grafik zeigt mehr, als tausend Worte sagenkönnten. Andererseits spiegelt der Finanzstatus meines reichen Vaters dasErgebnis einesLebenswider, das aufdas InvestierenunddieMinimalisierungvonVerbindlichkeitenausgerichtetwar.

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WarumdieReichenimmerreicherwerdenEin Überblick über die Bilanz meines reichen Vaters zeigt uns, warum dieReichen reicher werden. Die Vermögenswertspalte generiert mehr als genugEinkommen, um die Ausgaben abzudecken, während der Rest wieder in dieVermögensspalte investiert wird. Die Vermögensspalte wächst immer weiterund das Einkommen, das sie produziert, mit ihr. Das Ergebnis ist, dass dieReichenreicherwerden!

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WarumdieMittelschichtzukämpfenhatDieAngehörigen derMittelschicht befinden sich ein einem ständigenZustandfinanziellerSchwierigkeiten.IhrEinkommenbestehtimWesentlichenausihremGehaltundwenndiesessteigt,steigenauchdieSteuern.Normalerweisesteigenauch dieAusgaben im gleichenAusmaßwie das Einkommen, daher auch derAusdruck»Hamsterrad«.DasHauswirdalsprimärerVermögenswertbetrachtet,stattinVermögenswertezuinvestieren,dieEinkünftebringen.

DieseGrafik zeigt dasHandlungsmuster der heutigen vonSchulden geplagtenGesellschaft. Das Haus wird als Investition betrachtet und mit jederGehaltserhöhungwirddavonausgegangen,dassmaneingrößeresHauskaufenodermehrGeldausgebenkann.DiesteigendenAusgaben treibendieFamilienimmer tiefer in die Schuldenfalle und in eine immer größere finanzielleUnsicherheit hinein, auch wenn mit dem beruflichen Vorankommen dasEinkommensteigt.SchuldandiesemsehrriskantenLebensstil istdieschlechtefinanzielleAusbildung.

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Der massive Verlust von Arbeitsplätzen in den Neunzigerjahren, dieVerkleinerung der Unternehmen, hat ans Licht gebracht, wie unsicher diefinanzielle Basis der Mittelschicht tatsächlich ist. Die Sozialversicherungbefindet sich offensichtlich in Schwierigkeiten und kann nicht länger alsGrundlage der Altersversorgung angesehen werden. Daher ist Panikausgebrochen.

DasGutedaran ist jedoch, dassheutevieleMenschendieseProblemeerkannthaben und zumBeispiel immermehr offene Investmentfonds gekauftwerden.Dieses wachsende Investieren ist zum großen Teil für den riesigen Andrangverantwortlich, der sich auf demAktienmarkt beobachten lässt.Heutewerdenimmer mehr offene Investmentfonds geschaffen, um der Nachfrage derMittelschichtnachzukommen.Siesindbeliebt,weilsieSicherheitversprechen.DerDurchschnittskäuferistvielzusehrmitseinerArbeitbeschäftigt,weilerdieSteuernundHypotheken zahlen, für dasStudiumderKinder sparenund seineKreditkartenschulden abzahlen muss. Den Angehörigen des Mittelstands fehltdieZeit,dasInvestierenzuerlernen,deshalbverlassensiesichaufdieExpertisedes Fondsmanagers. Und weil der offene Investmentfonds vieleInvestitionstypeneinschließt,habensiedasGefühl, ihrGeldseisicher,weiles»breit gestreut« oder »diversifiziert« ist. Diese Gruppe hoch gebildeterAngehörigerderMittelschichtbefürwortetdasDogmader»Diversifikation«,dasvondenBrokernderoffenenInvestmentfondsunddenFinanzplanerninUmlaufgebrachtwurde:»GehenSieaufNummersicher.VermeidenSieRisiken.«

DieeigentlicheTragödieistderMangelanfrühzeitigerfinanziellerAusbildung.Sie führt zu dem Risiko, dem sich die durchschnittlichen Mittelschichtlerausgesetzt sehen.Siemüssen aufNummer sicher gehen,weil ihre finanziellenAusgangspositionen bestenfalls schwach sind. Ihre Bilanzen sind nichtausgeglichen. Sie haben jede Menge Verbindlichkeiten, aber keine echtenVermögenswerte, die Einkünfte erzielen. Im Normalfall ist ihr Gehalt ihreeinzige Einkommensquelle. Ihre Existenz hängt völlig von ihrem Arbeitgeberab.Wenn ihnen dann tatsächlich einmal das »Geschäft des Lebens« über denWegläuft,könnensiedieGelegenheitnichtergreifen.SiemüssenaufNummer

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sichergehen,einfachweilsiesovielarbeiten,denSpitzensteuersatzzahlenundhochverschuldetsind.

Wie schon zuBeginn diesesKapitels gesagt, lautet diewichtigsteRegel, dassmandenUnterschiedzwischenVermögenswertenundVerbindlichkeitenkennenmuss. Sobald Sie diesen Unterschied verstanden haben, werden Sie IhreBemühungen darauf konzentrieren, nur Einkünfte erzielende Vermögenswertezukaufen.DasistderbesteWegmitdemReichwerdenzubeginnen.BleibenSiedabei und Ihre Vermögenswertspalte wird wachsen. Konzentrieren Sie sichdarauf, Ausgaben und Verbindlichkeiten niedrig zu halten, dann bleibt IhnenmehrGeldzurVerfügung,umIhreVermögenswerteauszubauen.BaldwerdendieVermögenswerte so hoch sein, dassSie es sich leisten können, nachmehrspekulativen Investitionen Ausschau zu halten, nach Investitionen, dieunglaublicheProfitebringen,Investitionen,dieausfünftausendDollarbaldeineMillion oder mehr machen. Investitionen, die dieMittelschicht für zu riskanthält.EsistderMangelaneinfacherfinanziellerAusbildungundIntelligenz,derdenEinzelfallalszuriskanterscheinenlässt.

WennSietun,wasdiebreiteMassetut,ergibtsichfolgendesBild:

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Als Arbeitnehmer und zugleich Eigenheimbesitzer sehen IhreArbeitsanstrengungenimAllgemeinenfolgendermaßenaus.

1.Siearbeitenfürjemandanderen.DiemeistenMenschen,diefüreinGehaltarbeiten,machendenUnternehmeroderdieAktionärereich.IhreArbeitundihrErfolgtragenzumErfolgdesUnternehmersbeiundfinanzierenseinenRuhestand.

2.SiearbeitenfürdenStaat.DerStaatnimmtsichseinenAnteilvonIhremGehalt,nochbevorSiedasGeldzuGesichtbekommen.WennSiemehrarbeiten,erhöhtsichganzeinfachdieSummederSteuern,diederStaatvonIhnenbekommt.DiemeistenMenschenarbeitenvonJanuarbisMainurfürdenStaat.

3.SiearbeitenfürdieBank.NachdenSteuernsindIhrenächstgrößerenAusgabennormalerweiseIhreHypothekundIhreKreditkartenschulden.

DasProblemmitdem»einfachmehrarbeiten«ist,dassjededieserdreiEbeneneinen größerenAnteil Ihrer intensiverenBemühungen beansprucht. Sie solltenjedoch lernen, wie Sie und Ihre Familie einen direkten Nutzen aus Ihrenvermehrten Bemühungen ziehen können. Die meisten Menschen müssen ihreArbeitsstelle behalten, da sie auf ihr Gehalt angewiesen sind, umVermögenswertezuerwerben.

Wenn Sie sich entschieden haben, sich auf Ihre eigenen Angelegenheiten zukonzentrieren,wie legenSiedann IhreZiele fest?WennIhreVermögenswertewachsen,wiebemessenSiedieGrößeIhresErfolges?Wannerkenntman,dassmanreichist,dassmanReichtumhat?

IchhabemeineeigeneDefinitionvonVermögenswertenundVerbindlichkeiten

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undauchmeineeigeneDefinitionvonReichtum.Tatsächlichhabe ich sievoneinemMannnamensBuckminsterFullerübernommen.Manchebezeichnenihnals einen Quacksalber, für andere ist er ein Genie. Einst versetzte er denBerufsstandderArchitekteninhelleAufregung,alser1961einPatentfürseinegeodätische Kuppel beantragte. In seinem Antrag machte Fuller auch eineBemerkung über Reichtum. Anfangs waren seine Ausführungen rechtverwirrend, aber wennman eineWeile gelesen hatte, bekamen sie allmählicheinenSinn:

ReichtumistdieFähigkeiteinesMenschen,einegewisseAnzahlvonTagenüberlebenzukönnen.Oder:Wenn ichheuteaufhörezuarbeiten,wie langekönnteichdannüberleben?

Anders als Eigenkapital – der Unterschied zwischen Ihren VermögenswertenundVerbindlichkeiten,deroftmitdemkostspieligenGerümpeleinerPersonundihrenAnsichtenüberdenWertderDingeangefüllt ist–bietetdieseDefinitiondieMöglichkeit einenwirklich akkuratenMaßstab zu entwickeln.Damit kannichabmessenundsomitwirklichwissen,woichmichimHinblickaufmeinZielderfinanziellenUnabhängigkeitgeradebefinde.

UnterEigenkapitalverstehtmanoftauchVermögenswerte,diekeineEinnahmenerzielen, Schnickschnack, den Sie irgendwann gekauft haben und der jetzt inIhrer Garage herumliegt. Vermögen hingegen bedeutet, wie viel zusätzlichesGeldIhrGeldbringtunddefiniertsomitIhrefinanzielleÜberlebenschance.

Vermögen ist das Verhältnis zwischen Ihren gesamten Ausgaben und demCashflow,denIhreVermögenswerteerzielen.

Dazu einBeispiel:Angenommen ichhabe einenCashflowvon tausendDollarim Monat aus meiner Vermögensspalte und monatliche Ausgaben vonzweitausendDollar.WiegroßistdannmeinReichtum?

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KehrenwirzurDefinitionvonBuckminsterFullerzurück.WievieleTagekannich seiner Definition zufolge überleben? Gehen wir von einem Monat mitdreißigTagenaus.NachdieserDefinitionreichtmeinCashflowfüreinenhalbenMonat.

Sobald mein Vermögen einen monatlichen Cashflow von zweitausend Dollarerreicht,binichwohlhabend–abernochnichtreich.

IcherzielejetztjedenMonatsovieleEinnahmenausmeinenVermögenswerten,dassmeineAusgabendamitabgedecktsind.WennichmeineAusgabenerhöhenmöchte, muss ich zuerst meinen Cashflow aus den Vermögenswerten auf dasentsprechende Niveau anheben, um dieses Wohlstandsniveau beizubehalten.BeachtenSieauch,dassichjetztnichtmehrvonmeinemGehaltabhängigbin.Ich habe mich erfolgreich darauf konzentriert, eine Vermögensspalteaufzubauen, die mich finanziell unabhängig gemacht hat. Wenn ich heuteaufhören würde zu arbeiten, würde der aus meinem Vermögen erzeugteCashflowausreichen,meinemonatlichenAusgabenzudecken.

MeinnächstesZielwäre,denÜberflussausmeinenVermögenswertenwiederumin Vermögenswerte zu investieren. Je mehr Geld in meine Vermögensspaltegelangt,destomehrwächstmeinVermögen.Jemehresanwächst,destogrößerwird mein Cashflow. Und solange ich meine Kosten niedriger halte als denCashflowausdiesenVermögenswerten,werdeichimmerreicher,undzwarmitmehrundmehrEinkünftenausanderenQuellenalsmeinerkörperlichenArbeit.DadieserInvestitionsprozessweitergeht,binichaufdemrichtigenWegreichzuwerden.DieeigentlicheDefinitiondesReichtumsberuht aufderEinschätzungdes Betrachters. Man kann nie zu reich sein. Erinnern Sie sich an dieseneinfachenUmstand:

1.ReicheMenschenkaufenVermögenswerte.

2.ArmeMenschenhabennurAusgaben.

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3.DieAngehörigenderMittelschichtkaufenVerbindlichkeiteninderÜberzeugung,dassessichumVermögenswertehandle.

Undwie fange ich dann an,mich ummeine eigenenGeschäfte zu kümmern?WasistdieLösung?HörenSie,wasderBegründerdesweltweitenErfolgsvonMcDonald’sdazuzusagenhat.

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3.KAPITEL–LEKTIONDREI:KÜMMERNSIESICHUMIHRE

EIGENENGESCHÄFTE

DieReichenkonzentrierensichaufihreVermögensspalte,währendalleanderensichaufihrEinkommenkonzentrieren.

Ray Kroc, der Gründer von McDonald’s, wurde 1974 gebeten, vor denStudenten des MBA-Studiengangs der Universität von Texas in Austin zusprechen.KeithCunningham,einguterFreundvonmir,gehörtezuihnen.Nacheiner überzeugenden und inspirierenden Rede endete die Vorlesung, und dieStudenten fragten Ray, ob er mit ihnen auf ein Bier in ihre Stammkneipekommenwürde.RaynahmdieEinladungdankendan.

»InwelcherBranche bin ich tätig?«, fragteRay, als alle ihrBier in derHandhatten.

»Allelachten«,sagteKeith.

DiemeistenMBA-Studentendachten,dassRaynureinenScherzmachte.Keinerantwortete,sodasserseineFragewiederholte:»InwelcherBranchebinicheurerMeinungnachtätig?«

DieStudentenlachtenwiederundschließlichplatzteeinemutigeStimmeheraus:»Aber,Ray,dieganzeWeltweiß,dassSieHamburgerverkaufen.«

Raylachte.»Ichhabemirschongedacht,dassihrdassagenwürdet.«ErmachteeinekurzePauseundsetztedannüberraschendhinzu:»LadiesandGentlemen,ichverkaufekeineHamburger.IchbininderImmobilienbranche.«

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Keitherzählte,dasssichRayziemlichvielZeitnahm,umseinenStandpunktzuerläutern. Ray wusste, dass nach dem Geschäftsplan das oberste Ziel war,Hamburgerfranchises zu verkaufen, aber er verlor die Lage jedesFranchiserestaurantsnichtausdenAugen.Erwusste,dassdieImmobilieundihrStandort die wichtigsten Faktoren für den Erfolg jedes Franchiserestaurantswaren.GrundsätzlichzahltederFranchisenehmerauchfürdasGrundstück,aufdemsichdasRestaurantbefand,anRayKrocsOrganisation.

Heute istMcDonald’s, noch vor derKatholischenKirche, derweltweit größteImmobilienbesitzer. Dazu gehören zum Beispiel einige der wertvollstenKreuzungenundStraßeneckeninAmerika,wieauchinanderenTeilenderWelt.

Keithsagte,dasseseinederwichtigstenLektioneninseinemLebenwar.Heutebesitzt er Autowaschanlagen, aber sein Geschäft sind die Grundstücke, aufdenensichdieWaschanlagenbefinden.

DieGrafikenimvorherigenKapitelzeigten,dassdiemeistenMenschenfüralleanderen arbeiten, nur nicht für sich selbst. Sie arbeiten zunächst für dieUnternehmenseigentümer, dann über die Steuern für den Staat und schließlichfürdieBank,dieihreHypothekbesitzt.

Als ich klein war, hatten wir keinenMcDonald’s in der näheren Umgebung.DennochvermitteltemeinreicherVatermirundMikedieselbeLektion,überdieRayKroc anderUniversität vonTexas redete.Es ist dasGeheimnisNummerdrei der Reichen. »Kümmere dich um deine Geschäfte.« FinanzielleSchwierigkeitensindoftdasdirekteErgebnisderTatsache,dassMenschen ihrganzes Leben lang für jemand anderen arbeiten. Viele werden am Ende ihresArbeitslebensmitleerenHändendastehen.

Unser gegenwärtiges Bildungssystem konzentriert sich darauf, die schulischenFähigkeitenderJugendlichenzufördernundesihnenzuermöglichen,einegute

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Arbeitzufinden.IhrLebenwirdsichumdasGehaltdrehenbeziehungsweise–wieindenGrafikendargestellt–umihreEinnahmenspalte.

Doch es gibt einen großen Unterschied zwischen ihrem Beruf und ihremGeschäft. Oft frage ich »Was ist Ihr Geschäft?« und bekomme zur Antwort»Ach, ich bin Banker.« Und dann frage ich, ob dem Betreffenden die Bankgehört.NormalerweiselautetdieAntwort»Nein,icharbeiteineiner.«IndiesemFall verwechselt derBetreffende seinenBerufmit seinemGeschäft. IhrBerufkannBanker sein, aber siebrauchennoch ihr eigenesGeschäft.RayKrocwarsich über den Unterschied zwischen seinem Beruf und seinen Geschäften imKlaren.SeinBerufwar immerderselbe:ErwarVerkäufer.FrüherverkaufteerMilchshakemaschinen,dannverkaufteerHamburgerfranchises.AberobwohlesseinBerufwar,Franchiselizenzenzuverkaufen,bestandseinGeschäftausdemErwerbvonImmobilien,dieEinkommenerzielten.

EinesderProblememitderAusbildungbestehtdarin,dassmanoftzudemwird,wasmanlerntoderstudiert.WennSie–sagenwirmal–kochenlernen,werdenSie Koch. Wenn Sie Jura studieren, werden Sie Anwalt und wenn Sie Kfz-Mechaniker lernen,machtSiedaszueinemKfz-Mechaniker.DerFehlerdabeiist, dass zu viele Menschen vergessen, sich um ihre eigenen Geschäfte zukümmern.SieverbringenihrganzesLebendamit,sichumdieGeschäfteandererzukümmernundmachendieseMenschenreich.

Wer nach finanzieller Sicherheit strebt, muss sich selbst um seine eigenenGeschäfte kümmern. Das heißt für Sie, Sie haben sich um die Spalte IhrerVermögenswertezukümmern,undzwarinBezugaufIhreSpaltederEinkünfte.Wiebereitserwähnt,lautetdieobersteRegel:DenUnterschiedzwischeneinemVermögenswert und einerVerbindlichkeit zu kennen undVermögenswerte zukaufen. Die Reichen konzentrieren sich auf ihr Vermögen, während sich alleanderenaufdaskonzentrieren,wasnachAbzugderAusgabenvomEinkommenübrigbleibt.

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FinanzielleSchwierigkeitensindoftdieFolgedavon,dassdieMenschenihrLebenlangfürjemandanderenarbeiten.

Darumhörenwirsooft»IchbraucheeineGehaltserhöhung.«»Wennmanmichnur befördern würde.« »Ich werde mich weiterbilden, um eine bessereArbeitsstelle zu bekommen.« »Ich werde Überstunden machen.« »Vielleichtfinde ich eine Nebenbeschäftigung.« »Ich kündige in zweiWochen, denn ichhabeeinenbesserbezahltenJobgefunden.«

In manchen Kreisen sind das durchaus vernünftige Ideen. Doch wenn manberücksichtigt,wasRayKroc sagte,dannkümmern sichauchdieseMenschennoch immer nicht um ihre eigenen Geschäfte. All diese Überlegungenkonzentrieren sich auf IhreEinnahmenundverhelfen Ihnennur dann zumehrfinanzieller Sicherheit, wenn Sie mit dem zusätzlichen Geld Vermögenswerteanschaffen,diewiederumEinkommenerzielen.

Warum ist die Mehrheit der Armen und der Angehörigen der Mittelschichtfinanziellkonservativ?»Ichkannesmirnichtleisten,Risikeneinzugehen.«DerHauptgrundist,dassdieseMenschenüberkeinefinanzielleGrundlageverfügen.SiemüssensichanihreArbeitsplätzeklammernundaufNummersichergehen.

Als der Personalabbau gängige Praxis wurde, fanden viele heraus, dass ihrvermeintlichgrößtesVermögen,ihrHaus,siebeilebendigemLeibeauffraß.EskostetesiemonatlicheineMengeGeld.IhrAuto,einweitererVermögenswert,fraß ihnenebenfallsdieHaarevomKopf.DieGolfschläger inderGarage,dietausendDollargekostethatten,warenkeinetausendDollarmehrwert.Ohnedensicheren Job hatten sie nichts, worauf sie sich stützen konnten. Was sie fürVermögenswertegehaltenhatten,konnte ihnen infinanziellenKrisenzeitendasÜberlebennichtsichern.

Ich nehme an, dass diemeisten von uns schon einmal einenKreditantrag bei

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einerBankausgefüllthaben,umeinHausodereinAutozukaufen.Esistimmerwieder interessant, sich die Tabelle mit dem Eigenkapital anzuschauen.Interessant deshalb, weil daraus hervorgeht, was nach den GrundsätzenordnungsgemäßerBuchführungbeiBankenundBuchhalternalsVermögenswertgilt.

EinesTagessahmeinefinanzielleLagenichtgutgenugaus,umeinDarlehenzubekommen. Also schönte ich die Vermögensseite meiner Bilanz mit meinenneuen Golfschlägern, meiner Kunstsammlung, Büchern, Stereoanlage,Fernsehgerät, Armani-Anzügen, Armbanduhren, Schuhen und anderenpersönlichenGegenständen. DasDarlehen jedochwurde abgelehnt, und zwar,weil ich zu viel in Immobilien investiert hatte. Der Kreditabteilung gefiel esnicht, dass ich durch Mietwohnungen zu so viel Geld gekommen war. Siewollten wissen, warum ich keinen normalen Job mit einem Gehalt hatte. Siestellten weder die Armani-Anzüge noch die Golfschläger oder dieKunstsammlung infrage. Das Leben ist manchmal hart, wenn man nicht demStandardprofilentspricht.

Ich zucke jedes Mal zusammen, wenn ich jemanden sagen höre, dass seinVermögen eineMillion oder etwas Ähnliches beträgt. Einer der Hauptgründedafür,dassdieHöhedesEigenkapitalsnichtgenaugeschätztwird, ist einfach.Ab dem Augenblick, in dem man anfängt Vermögenswerte zu verkaufen,müssenfürjedenGewinnSteuerngezahltwerden.

SohabensichvieleMenscheningroßefinanzielleSchwierigkeitengebracht,alssie kein Einkommenmehr hatten. UmBares aufzutreiben, verkauften sie ihreVermögenswerte.ErstenskonntensiedieseGegenständenurfüreinenBruchteildes Wertes verkaufen, mit dem sie in ihrer persönlichen Bilanz eingetragenwaren. Und zweitens: Wenn sie einen Gewinn aus dem Verkauf derVermögenswerte erzielten, mussten sie diesen versteuern. Wieder nimmt derStaatseinenAnteilvomGewinnundschmälertsodiezurTilgungderSchuldenverfügbareSumme.

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Deshalbsageich,dassdasEigenkapitaloftwenigerwertist,alsmandenkt.

BeginnenSie,sichumIhreeigenenGeschäftezukümmern.BehaltenSieIhrenfesten Arbeitsplatz, aber fangen Sie an Immobilien zu kaufen, nichtVerbindlichkeiten oder Gegenstände zum persönlichen Gebrauch, die keinenwirklichenWertdarstellen,sobaldmansiezuHausehat.EinNeuwagenverlierteinViertel seinesWerts,wennSie ihnvomHofdesHändlers fahren.Er stelltkeinen wirklichen Vermögenswert dar, auch wenn Ihnen Ihr Bankberatererlaubt, ihn als einen solchen einzutragen.Mein neuer Titan-GolfschlägerwarnachdemerstenAbschlagstattvierhundertnurnochhundertfünfzigDollarwert.

Als Erwachsener sollten Sie Ihre Ausgaben niedrig halten, IhreVerbindlichkeitenmindern und eifrig eineGrundlage solider Vermögenswertebilden.JungeMenschen,dienoch in ihremElternhaus leben,solltenvon ihrenEltern den Unterschied zwischen Vermögenswerten und Verbindlichkeitenerklärt bekommen. Helfen Sie Ihren Kindern, mit dem Aufbau eines solidenVermögens zu beginnen, bevor sie aus demHaus gehen, heiraten, ein eigenesHaus kaufen, selbst Kinder bekommen und sich in eine riskante finanziellePositionhineinmanövrieren,sichaneinenArbeitsplatzklammernundallesaufKreditkaufen.IchsehesovielejungePaare,dieheiratenundsichselbstdurcheinenLebensstil eine Falle stellen, die sie fast für denRest ihrerArbeitsjahrenichtmehrausdenSchuldenentlässt.

In den meisten Fällen merken die Eltern erst, wenn das letzte Kind aus demHausist,dasssienichtausreichendfür ihrenRuhestandvorgesorgthaben,undsiefangenanzukämpfen,umeinwenigGeldzurückzulegen.DannwerdenihreeigenenElternkrankundsiesehensichmiteinerneuenVerantwortungbelastet.

Wie lautetalsomeinRataufdieFrage,welcheVermögenswerteSieoder IhreKindererwerbensollten?InmeinerWeltlassensichwirklicheVermögenswerteinmehrereverschiedeneKategorieneinordnen:

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1.Unternehmen,dieohnemeineAnwesenheitauskommenIchbesitzesie,abersiewerdenvonanderenPersonengeführtoderverwaltet.Wennichdortarbeitenmuss,wäreeskeinUnternehmenmehr,eswäremeinArbeitsplatz.

2.Aktien

3.Anleihen

4.OffeneInvestmentfonds

5.EinnahmengenerierendeImmobilien

6.Schuldscheine

7.TantiemenausgeistigemEigentumwiezumBeispielMusik,Drehbüchern,Patenten

8.Allesandere,daseinenWerthat,EinkommenodereinenWertzuwachserzieltundeinenMarktfindet

Als ich ein Kind war, legte mir mein gebildeter Vater nahe, einen sicherenArbeitsplatz zu finden. Mein reicher Vater ermutigte mich dagegen,Vermögenswerte,dieichmochte,zuerwerben.»Wenndusienichtliebst,wirstdudichnichtdarumkümmern.«IchsammleImmobilien,weilichGebäudeundGrundstückeliebe.IchliebeesImmobilienzukaufen.IchkönntesiedenganzenTag anschauen. Wenn irgendwelche Probleme auftauchen, sind sie nie soschwerwiegend, dass siemeine Liebe zu Immobilien beeinträchtigen könnten.Menschen,dieImmobilienhassen,solltenauchkeineImmobilienkaufen.

Ich liebe Aktien von kleinen Unternehmen, besonders von jungen,neugegründeten. Das liegt daran, dass ich ein Unternehmertyp bin und mirFirmenwenigerliegen.

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BeginnenSie,sichumIhreeigenenGeschäftezukümmern.BehaltenSieIhrenArbeitsplatz,aberfangenSiean,echtesVermögenanzuschaffen

undkeineVerbindlichkeiten.

IchsetztedenRatmeinesreichenVatersübervieleJahrehinwegindieTatum,sogarals ichbeiderMarineundbeiXeroxwar. IchmachtemeineArbeitundkümmertemichgleichzeitigummeineeigenenGeschäfte.IchtatimmerwiederetwasfürmeinVermögen.IchhandeltemitImmobilienunddenAktienkleinerUnternehmen. Mein reicher Vater betonte immer die Wichtigkeit in Geld‐angelegenheiten gebildet zu sein. Je besser ich Buchhaltung undGeldmanagement verstand, desto besser wurde ich im Analysieren vonInvestitionenundschließlichdarin,meineigenesUnternehmenzugründenundaufzubauen.

IchwürdeniemandendazuermunterneinUnternehmenzugründen,außer,wenner daswirklichwill.MitmeinemWissenüberUnternehmensführungwünscheich diese Aufgabe niemandem. In Zeiten, in denen die Menschen keineBeschäftigungfindenkönnen,scheintdieGründungeinesUnternehmenseinenAusweg für sie darzustellen.DieErfahrung spricht jedochdagegen.NeunvonzehnUnternehmenscheiternindenerstenfünfJahren.Vondenjenigen,diedieseJahre überleben, scheitern schließlich noch einmal neun von zehn. Deshalbempfehle ich es nur dann, wenn Sie wirklich denWunsch haben, ihr eigenesUnternehmenzubesitzen.AndernfallssolltenSieIhreArbeitsstellebehaltenundsichumIhreeigenenGeschäftekümmern.

Wennichsage,SiesollensichumIhreeigenenGeschäftekümmern,meineichdamit,dieVermögensspalteaufzufüllenundeinesolideGrundlageaufzubauen.Sobald ein Dollar in Ihrer Vermögensspalte erscheint, lassen Sie ihn nichtwiederheraus.DenkenSieso:wenneinDollarinIhreVermögensspaltegelangt,wirderIhrArbeitnehmer.DasBesteamGeldist,dassestäglichvierundzwanzigStunden lang arbeitet, und das über Generationen hinweg. Behalten Sie Ihren

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Arbeitsplatz, seien Sie fleißig, aber arbeiten Sie auch daran, Ihr Vermögenwachsenzulassen.

WennsichIhrCashflowerhöht,dürfenSiesichgerneeinwenigLuxusgönnen.

DabeimüssenSieaberbeachten,dassdieReichenihreLuxusartikelerstkaufen,wennsiewirklichGeldübrighaben,währenddieanderendazutendieren,zuerstLuxusartikelzukaufenunddannnichtsmehrinsVermögensteckenzukönnen.Die Armen und die Angehörigen der Mittelschicht überstrapazieren ihreFinanzenmitgroßenHäusern,Diamanten,Pelzmänteln,SchmuckoderBooten,weil sie reich erscheinen wollen. Das sieht dann auch so aus, aber eigentlichgeraten sie dabei immer tiefer in die Schuldenspirale.Wohlhabende Familien,die schon lange reich sind, haben zuerst ein Vermögen geschaffen.LuxusgegenständekauftensieerstmitdenEinnahmenausihremVermögen.DieArmen und die Angehörigen derMittelschicht kaufen Luxusartikel mit ihremeigenenSchweißundBlutunddemErbeihrerKinder.

Echter Luxus ist eine Belohnung für eine Anlage in einen echtenVermögenswertundseineEntwicklung.AlsunsereMietwohnungenmeinerFrauund mir zusätzliche Einnahmen bescherten, zog sie los und kaufte sich ihrenMercedes.Siemusstedafürwedermehrarbeitennochmehrriskieren,weildasMietshausdenWagengekaufthatte.SiemusstedafürjedochvierJahrewarten,bis das Immobilienportfolio so weit angewachsen war und endlich anfinggenügendzusätzlichenCashflowzuerzeugen,umfürdasAutozuzahlen.AlsowardieserLuxus,derMercedes,eineechteBelohnung,weilsiebewiesenhatte,dass sie wusste, wie sie ihre Vermögensspalte füllen konnte. Für sie ist derWagensehrvielmehralsnureinweitereshübschesAuto.Ererinnertsiedaran,dasssieihnsichmitihrereigenenfinanziellenIntelligenzverdienthat.

DiemeistenMenschengehenimpulsivhinundkaufeneinneuesAutoodereinenanderenLuxusartikel aufKredit.Vielleicht langweilen sie sichundwollen einneuesSpielzeug.DieSchulenfürdenKreditverursachenaberimLaufederZeit

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häufig Ärger gegenüber diesem Luxusartikel, weil sie zu einer immensenfinanziellenBelastungwerden.

NachdemSiesichnundieZeitgenommen,investiertundihreigenesVermögenvermehrt haben, sind sie jetzt für die letzte Berührung mit dem Zauberstabbereit.DasistdasgrößteGeheimnisderReichen.DasGeheimnis,dasdenWegderReichenvondemderMeute scheidet, dieBelohnungamEndedesWegesdafür,sichgewissenhaftdieZeitgenommenundsichumIhreeigenenGeschäftegekümmertzuhaben.

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4.KAPITEL–LEKTIONVIER:DIEGESCHICHTEDERSTEUERN

UNDDIEMACHTDERUNTERNEHMEN

MeinreicherVaterspieltedasSpielaufklugeWeise,undzwarmitUnternehmen–demgrößtenGeheimnisderReichen

Ich erinneremichnochgenau,wiemanuns in derSchule dieGeschichte vonRobin Hood und seinen Gefährten erzählte. Meinem Lehrer gefiel diesewundervolle Geschichte über einen romantischen Helden, so einem Typ wieKevinCostner,derdieReichenbestahlunddenArmengab.FürmeinenreichenVaterwarRobinHoodkeinHeld.ErnannteRobinHoodeinenGauner.

RobinHoodmagschonlangetotsein,aberseineAnhängerlebenweiter.ImmernochhöreichLeutesagen»WarumzahlennichtdieReichendafür?«oder»DieReichensolltenmehrSteuernzahlenunddasGelddenArmengeben!«

EsistdieseIdeevonRobinHood,vondenReichenzunehmenunddenArmenzugeben,diezureinzigenSorgefürdieArmenunddieMittelschichtgewordenist.DerGrund fürdie starkeBesteuerungderMittelschicht ist indiesem Idealvon Robin Hood zu suchen. Die nackteWahrheit ist, dass die Reichen kaumbesteuert werden. Es ist die Mittelschicht, ganz besonders die gebildete undbesserverdienendeMittelschicht,diefürdieArmenzahlt.

Umzuverstehen,wiedasgeschieht,müssenwirunsdieGeschichtederSteuernansehen.Ursprünglich,soerklärteunsmeinreicherVater,gabesinEnglandundAmerikagarkeineSteuern.GelegentlichwurdenbefristeteSteuernerhoben,umKriege zu finanzieren. Der König oder der Präsident erklärten den Krieg undforderten jeden auf, etwas beizusteuern. In Großbritannien wurden Steuernzwischen1799und1816fürdenKrieggegenNapoleonerhobenundinAmerikafinanziertenSteuernvon1861bis1865denBürgerkrieg.

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1874wurdedieEinkommensteuerinEnglandzueinerständigenAbgabefürdieBürger.MitVerabschiedungdes16.VerfassungszusatzesimJahre1913wurdein denVereinigten Staaten dieEinkommensteuer dauerhaft eingeführt. Einmalwaren die Amerikaner gegen Steuern und zwar gegen die überzogenenTeesteuern, die zur berühmten Teaparty imHafen von Boston führten, einemZwischenfall,derzumAusbruchdesBürgerkriegesbeitrug.

Sowohl in England als auch in den Vereinigten Staaten brauchte der Staatungefähr fünfzig Jahre, um die Idee einer regelmäßigen Einkommensteuer zuverbreiten.

DiesehistorischenDatenverschweigendabeieinenwichtigenAspekt:InbeidenLändernwurden diese Steuern ursprünglich nur von den Reichen eingezogen.Daswares,wasmeinreicherVaterunsvermittelnwollte.Ererklärteuns,manhabe die Idee der Steuern populär gemacht und dieUnterstützung der breitenMassedafürgewonnen, indemmandenArmenundderMittelschicht erklärte,dassdieSteuernnureingeführtwürden,umdieReichenzubestrafen.DeshalbstimmtedasVolkdemGesetzzuundeswurdeindieVerfassungaufgenommen.ObwohldieSteuernalsStrafe fürdieReichenbeabsichtigtwaren,bestraftdasSystem letztendlich gerade dieMenschen, die dafür gestimmt hatten, nämlichdieArmenunddieMittelschicht.

»Nachdem der Staat einmal auf den Geschmack gekommen war, wuchs seinAppetit auf Steuergelder«, erzählte mein reicher Vater. »Dein Vater und ichvertreten genau entgegengesetzte Positionen. Er ist ein Staatsbürokrat und ichbin ein Kapitalist. Wir werden bezahlt und unser Erfolg wird anhandgegensätzlicher Verhaltensweisen gemessen. Er wird dafür bezahlt, Geldauszugeben undMenschen einzustellen. JemehrGeld er ausgibt und jemehrMenschen er einstellt, desto größer wird seine Organisation. Je größer seineOrganisation, desto mehr respektiert man ihn in Regierungskreisen. Andersinnerhalb meiner Organisation. Je weniger Menschen ich einstelle und jeweniger Geld ich ausgebe, desto mehr werde ich von meinen Investorenrespektiert. Deshalb mag ich keine Regierungsangestellten. Sie haben andere

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Ziele als die meisten Geschäftsleute. Wenn der Staat wächst, werden immermehrSteuerdollarsgebraucht,umihnzuunterhalten.«

MeingebildeterVaterglaubteaufrichtig,dassderStaatdenLeutenhelfensollte.ErliebteJohnF.KennedyundganzbesondersdieIdeederFriedenstruppen.Erliebte diese Idee so sehr, dass sowohl er als auch meine Mutter für dieFriedenstruppen arbeiteten, indem sie freiwillige Helfer für den Einsatz inMalaysia, Thailand und den Philippinen ausbildeten.Unaufhörlich bemühte ersich um zusätzliche Fördermittel und Budgeterhöhungen, ummehrMenscheneinstellen zu können, sowohl im Bildungsministerium als auch bei denFriedenstruppen.DaswarseineArbeit.

Seit ichetwazehnJahrealtwar,hörteichvonmeinemreichenVater,dassdiestaatlichenAngestellteneinHaufenfaulerDiebeseien,undvonmeinemarmenVater,dassdieReichengierigeGauner seien,diemehrSteuernzahlensollten.BeideSeitenhattenguteArgumente.Eswarschwierig,nachderArbeitfüreinender größten Kapitalisten der Stadt zu einem Vater heimzukommen, der eineführendePosition inderRegierungdesStaatesHawaii innehatte.Eswarnichtleichtzuwissen,wemmanglaubensollte.

MeinreicherVaterbetrachteteRobinHoodnichtalsHelden.ErnannteihneinenGauner.

DochwennmansichmitderGeschichtederSteuernbeschäftigt,ergibtsicheineinteressantePerspektive.Wiebereitsgesagt,wardieEinführungderSteuernnurmöglich,weil die breiteMasse an dieWirtschaftstheorie glaubte, die sich amDenkenvonRobinHoodorientiert,nachdemmanvondenReichennehmenundesallenanderengebensollte.DasProblemwar,dassderAppetitdesStaatesaufGeld sogroßgewordenwar, dass dieSteuernbald auchvonderMittelschichterhobenwerdenmusstenunddannimmerweiternachuntentröpfelten.

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DieReichensahenihreChancen.SiewusstenüberdasWesenvonUnternehmenBescheid,unddasseitJahrhunderten,sodasssienichtnachdenselbenRegelnzuspielen brauchten. Reiche gründeten zum Beispiel schon im Zeitalter derSegelschifffahrtHanseunternehmen,umbeijederSeereisedasInvestitionsrisikofür ihr Vermögen zu begrenzen. Sie legten ihr Geld zur Finanzierung derSeefahrtineinemUnternehmenan.DiesesstelltedanneineMannschaftein,diein die Neue Welt segeln und nach Schätzen suchen sollte. Wenn das Schiffverloren ging,warenMannschaft undFracht zwar verloren, doch dieVerlustederReichenbeschränkten sichaufdieSumme,die sie indiese spezielleReiseinvestierthatten.

Die folgende Grafik zeigt, wie die Unternehmensstruktur außerhalb ihrerpersönlichenGewinn-undVerlustrechnungundihrerBilanzaussieht.

Es ist dieKenntnis von derMacht der Rechtsform derUnternehmen, die denReicheneinengroßenVorteilgegenüberdenArmenunddenAngehörigenderMittelschichtgibt.Dadurch,dassicheinenSozialistenundeinenKapitalistenals

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Lehrer hatte, kam ich schnell zu der Überzeugung, dass die kapitalistischePhilosophiefürmichfinanziellmehrSinnmachte.Esschienmir,alsobsichdieSozialisten aufgrund ihres Mangels an finanzieller Bildung schließlich selbstbestraften.EgalwassichdiebreiteMassemitihrer«NimmvondenReichen«-Philosophieausdachte,dieReichenfandenimmereinenWegsieauszutricksen.Sokamesschließlich,dassdieSteuernvonderMittelschichterhobenwurden.Die Reichen konnten die Intellektuellen nur deshalb austricksen, weil sie dieMachtdesGeldesverstanden,einGebiet,dasindenSchulennichtunterrichtetwird.

Wie haben die Reichen die Armen überlistet? Sobald die «Nimm von denReichen«-Steuer verabschiedet war, begann das Geld in den Staatssäckel zufließen. Zunächst waren die Menschen glücklich. Das Geld wurde an diestaatlichenAngestelltenundandieReichenverteilt.Esgingandie staatlichenAngestellten in Gestalt von Gehältern und Pensionen sowie an die Reichendurch ihreFirmen,dieRegierungsaufträgebekamen.DerStaatwurdezu einergroßenGeldzentrale. Problemwar das finanzielleManagement diesesGeldes.Es gibt eigentlich hier keinen Rückfluss. Mit anderen Worten, die staatlichePolitik bestand für einen Staatsbürokraten darin, einen Geldüberschuss zuvermeiden.WerseinezugewiesenenMittelnichtausgebenkonnte,riskiertedenVerlustdiesesGeldesimneuenBudget.Danngiltmannichtalseffizient.

Geschäftsleute andererseits werden belohnt, wenn sie einen Überschusserwirtschaften, ihre Effektivität wird honoriert. Mit zunehmenderGeschwindigkeitdieserSpiralewachsenderStaatsausgabennahmderfinanzielleBedarfzuunddieIdee,dieReichenzubesteuern,wurdeangepasst,umnunauchniedrigereEinkommensklassen zu umfassen, einschließlich denMenschen, dieursprünglicheinmaldafürgestimmthatten–denArmenunddenAngehörigenderMittelschicht.

DiewahrenKapitalistennutzteneinfachihrefinanziellenKenntnisse,umeinenAuswegzufinden.SiekehrtenzurückzumSchutzdurcheinUnternehmen.Einsolches schützt die Reichen. Aber viele Menschen, die nie ein Unternehmen

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gegründet haben, wissen nicht, dass dies kein richtiges »Ding« ist. EinUnternehmen ist eine virtuelle Sache, lediglich ein Aktenordner mit ein paarjuristischenDokumentendarin,derimBüroirgendeinesNotarsherumstehtundbeieinerstaatlichenAgenturregistriertist.EsistkeingroßesGebäude,dasdenNamenderGesellschaft trägt, es ist keineFabrik oderGruppevonMenschen.EinUnternehmen ist nur ein gesetzlichesDokument,mit dem eine juristischePersonohneSeelebegründetwird.DamitwardasVermögenderReichenwiedergeschützt.WiedereinmalwurdedieVerwendungderUnternehmenbeliebt,weildie Steuerbelastungen eines Unternehmens niedriger waren und sind als diepersönlichenSteuersätze.AußerdemkönnenvieleAusgabendesUnternehmensvonderSteuerabgesetztwerden.

Dieser Krieg zwischenArm und Reich dauert seit Hunderten von Jahren undwird immer weitergehen. Es ist die Schlacht der »Nimm-von-den-Reichen-Meute«gegendieReichen.Siewirdüberallund jederzeitgeführt,woGesetzegemacht werden. Das Problem ist nur, die Menschen, die verlieren, sind dieNichtinformierten,diesich jedenTagaufmachen, fleißigzurArbeitgehenundSteuern zahlen. Wenn sie nur verstehen würden, wie die Reichen das Spielspielen, könnten sie es auch spielen. Dann wären sie auf demWeg zu ihrereigenen finanziellenUnabhängigkeit.Deshalb zucke ich jedesMal zusammen,wennichElternhöre,dieihrenKindernraten,fleißigzulernen,damitsieeinenfesten, sicheren Arbeitsplatz bekommen. Ein Arbeitnehmer mit einem festen,sicheren Arbeitsplatz ohne finanzielles Geschick fällt über kurz oder lang insHamsterradundfindetkeinenAuswegmehr.

FastweltweitarbeitendiemeistenheutefünfbissechsMonatefürdenStaat,bissie genugverdient haben, um ihreSteuern zu zahlen.MeinerAnsicht nach istdas eine lange Zeit. Je mehr sie verdienen, desto mehr zahlen sie dem Staat.Darumglaube ich, dass diePhilosophie des »NimmvondenReichen«geradeden Menschen, die für die Einführung der Steuern stimmten, ein Eigentorbescherte.

BeijedemVersuch,dieReichenzubestrafen,beklagensichdiesenichteinfach

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nur,sondernsiereagieren.SiehabendasGeld,dieMachtunddenWillen,etwaszuverändern.SiesitzennichteinfachdaundzahlenfreiwilligmehrSteuern.SiesuchennachWegen,ihreSteuerlastsoniedrigwiemöglichzuhalten.Siestellenkluge Anwälte und Steuerberater ein und bringen Politiker dazu, Gesetze zuändern oder legale Schlupflöcher zu schaffen. Sie haben die Ressourcen, umVeränderungenherbeizuführen.

Die Finanzgesetzgebung der Vereinigten Staaten sowie auch der meistenanderenStaaten,erlaubtjedochauchWege,umSteuernzusparen.VieledieserMittelstehenjedemoffen,aberessinddieReichen,dienormalerweisedanachsuchen,weilsiesichumihreeigenenGeschäftekümmern.EineImmobiliezumBeispiel ist ein Investitionsmittel, das einen großen Steuervorteil erlaubt. DieSchaffungvonWohneigentumwirddurchSteuervorteileunddiverseZuschüssegefördert und die laufenden Kosten, zum Beispiel einer Mietwohnung,einschließlichZinsundTilgungdesKredits,lassensichmitdenMieteinnahmengegenrechnen, sodass der Mieter die Wohnung für den, der das notwendigeEigenkapital, besitzt, praktisch alleine abbezahlt, der Eigentümer auch nochSteuervorteile hat und nach dreißig Jahren,wenn derKredit abbezahlt ist, dieMieteinnahmen voll kassieren kann. Wohlgemerkt dann, wenn er schon imRuhestandundsomitineinergünstigerensteuerlichenSituationist.ObmandieWohnung verkauft oder von der Miete lebt oder den Enkeln das Studiumfinanziert,kannmandannimmernochentscheiden.

DieArmenunddieAngehörigenderMittelschichthabenimAllgemeinennichtgenügend Eigenkapital. Sie sitzen da und lassen zu, dass der Staat ihnen dieKanüle indenArm sticht unddieunfreiwilligeBlutspendebeginnt.Heutebinich ständig von der Zahl derMenschen schockiert, die zu viel Steuern zahlenoder zu wenige Ermäßigungen in Anspruch nehmen, und das bloß, weil sieAngst vor dem Staat haben. Und ich weiß, wie furchterregend undeinschüchternd ein Finanzbeamter sein kann. Ich hatte Freunde, derenUnternehmenkaputtgemachtundgeschlossenwurden,nurumnacheinigerZeitherauszufinden,dassdasaufFehlernvonStaatsbeamtenberuhte.Sichdagegenzuwehrenistwirklichschwer.AberdafürvonJanuarbisMaizuarbeiten,istein

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hoherPreis fürdieseEinschüchterung.MeinarmerVaterhatsichniegewehrt,mein reicher Vater auch nicht, aber er hat geschickter gespielt – durch seineUnternehmen.DasistdasgrößteGeheimnisderReichen.

Vielleicht erinnern Sie sich an die erste Lektion, die ich vonmeinem reichenVater lernte. Ich war ein kleiner neunjähriger Junge, der sitzen und daraufwartenmusste, dass ermitmir redenwollte. Ich saß oft in seinemBüro undwartete darauf, dass er sich »Zeit für mich nahm«. Er ignorierte mich mitAbsicht.Erwollte,dassichmirseinerMachtbewusstwurdeundmirwünschte,einesTagesselbstüberdieseMachtzuverfügen.

WennSiefürGeldarbeiten,gebenSieIhremArbeitgeberdieMacht.WennGeldfürSiearbeitet,liegtdieMachtinIhrerHand.

Inallden Jahren, indenen ich studierteundvon ihm lernte, erinnerte ermichimmerwieder daran, dassWissenMacht bedeutet.Undmit demGeld kommteine großeMacht, die das richtigeWissen fordert, um es zu behalten und zuvermehren. Ohne diesesWissen schubst einen die Welt umher. Mein reicherVatererinnerteMikeundmichständigdaran,dassdergrößteTyrannnichtderChefoderderVorarbeiter,sonderndasFinanzamtist.Wennmaneszulässt,holtsichdasFinanzamt immermehr.Zu lernen,wie ichdasGelddazubringe, fürmich zu arbeiten, statt umgekehrt, ist eigentlich nur eine Lektion überMacht.WennSiefürGeldarbeiten,überlassenSiedieMachtIhremArbeitgeber.WennIhrGeldfürSiearbeitet,behaltenSieIhreMachtundkontrollierensieselbst.

Als wir uns dieses Wissen über die Macht des für uns arbeitenden Geldesangeeignet hatten, wollte mein reicher Vater, dass wir uns FinanzwissenaneignetenundunsnichtmehrvondenTyrannenherumschubsen ließen.Manmuss die Gesetze und die Funktionsweise des Systems kennen. Solange manunwissendist,wirdmansehrleichttyrannisiert.Wennmanhingegenweiß,wasSacheist,hatmaneinefaireChance.DarumzahltemeinreicherVatersovielfür

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clevereSteuerberaterundAnwälte.DieseLeutezuengagierenkamihnbilliger,als den Staat zu bezahlen.Doch seine fürmichwichtigste Lektion, die ich inmeinemLeben fast immerbeherzige, lautet:»Wennduklugbist, schubstmandich nicht so viel herum.« Er kannte das Gesetz, weil er ein gesetzestreuerBürger war. Er kannte das Gesetz, weil es zu teuer war, es nicht zu kennen.»Wennduweißt,dassduimRechtbist,hastdukeineAngstdichzuwehren.«SelbstwennduesmitRobinHoodundseinenfröhlichenKumpanenaufnehmenmusst.

Mein hoch gebildeter Vater ermunterte mich immer, mir einen gutenArbeitsplatz in einem großen Unternehmen zu suchen. Er sprach über dieTugendendesSich-HochkämpfensaufderKarriereleiter.Erverstandnicht,dassichwie eine fügsameKuh seinwürde, die sich gernemelken lässt, wenn ichmichnuraufdieGehaltsabrechnungeinesUnternehmensverlassenwürde.

JederDollarinmeinerVermögensspaltewareinwunderbarerMitarbeiter,derhartarbeitete,ummehrAngestelltezugewinnenund

demBosseinenneuenPorschezukaufen.

Als ich meinem reichen Vater über den Rat meines Vaters berichtete,schmunzelteernurundsagte:»WarumnichtdieLeiterbesitzen?«

AlskleinerJungeverstandichnicht,wasmeinreicherVaterdamitmeinte,eineigenesUnternehmenzubesitzen.EswareineVorstellung,dieunmöglichundeinschüchternd erschien. Obwohl ich von der Idee erregt war, konnte ichmirnicht vorstellen, dass eines Tages Erwachsene für ein Unternehmen arbeitenkönnten,dasmirgehörte.

Tatsache ist, dass ich vermutlich dem Rat meines gebildeten Vaters gefolgtwäre, wenn es meinen reichen Vater nicht gegeben hätte. Es war eher die

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wiederholte Erinnerung an ihn, die die Idee, mein eigenes Unternehmen zuhaben,amLebenerhieltundmichaufneueIdeenbrachte.

Als ich fünfzehn oder sechzehnwar,wusste ich, dass ich einen anderenWegbeschreitenwürde alsden, denmirmeingebildeterVater empfahl. Ichwusstenicht,wie ich das anstellen sollte, aber ichwar fest entschlossen, eine andereRichtung einzuschlagen als die meisten meiner Klassenkameraden. DieseEntscheidungverändertemeinganzesLeben.

IchwarMittezwanzig,alsderRatmeinesreichenVatersbegannmehrSinnzubekommen.IchwargeradeausderU.S.MarineausgeschiedenundarbeitetefürXerox.IchverdientevielGeld,waraberjedesMalaufsNeueenttäuscht,wennichmeineGehaltsabrechnungansah.DieAbzügewarenenorm,undjemehricharbeitete, desto höher wurden sie. Als ich allmählich beruflich erfolgreicherwurde, sprachen meine Vorgesetzten von Beförderungen undGehaltserhöhungen.Es schmeicheltemir sehr, aber ich konntemeinen reichenVaterhören,wieermirinsOhrflüsterte:»Fürwenarbeitestdu?Wenmachstdureich?«

1974, als ich immer noch ein Angestellter bei Xerox war, gründete ich meinerstes Unternehmen und fing an, mich um meine eigenen Geschäfte zukümmern. Ich besaß bereits einige Vermögenswerte, aber nun war ich wildentschlossen, mich auf deren Erhöhung zu konzentrieren. DieGehaltsabrechnung mit all den Abzügen erfüllte all die Jahre mit denRatschlägenmeinesreichenVatersplötzlichmitSinn.IchkonntemeineZukunftsehen,wennichdemRatmeinesgebildetenVatersfolgenwürde.

VieleArbeitgebermeinen,dassesschlechtfürdasGeschäftist,wennsieihrenAngestelltenraten,sichumihreeigenenGeschäftezukümmern.Ichbinsicher,dass das für einige Menschen zutrifft. Doch als ich mich auf meine eigenenGeschäftekonzentrierteunddarauf,Vermögenzuschaffen,wurdeichzueinembesserenArbeitnehmer,denn ichhatte jetzteinZiel. Ichging frühmorgenszur

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Arbeit,war fleißigund sparte sovielGeldwiemöglich,um in Immobilienzuinvestieren.

In Hawaii begann sich gerade ein Boom abzuzeichnen und man konnte einVermögen verdienen. Je klarer mir wurde, dass wir uns in der Anfangsphaseeines Booms befanden, desto mehr Xerox-Geräte verkaufte ich. Je mehr ichverkaufte, destomehr verdiente ich und selbstverständlich erhöhten sich auchdie Abzüge auf meiner Gehaltsabrechnung. Ich war inspiriert, ich war sobesessendavon,michausdieserFallezubefreien,dassichmehrarbeitete,nichtweniger. Ab 1978 war ichmit schöner Regelmäßigkeit unter den besten fünfVerkäufern,oftNummereins.MeinheißesterWunschwar,demHamsterradzuentkommen.

EsdauertekaumdreiJahre,bis ichmitmeinemeigenenkleinenUnternehmen,einer Immobilienholding,mehrverdientealsbeiXerox.UnddasGeld,das ichmitmeinemVermögenundmeinemeigenenUnternehmenverdiente,warGeld,das für mich arbeitete. Ich musste dafür nicht mehr an Türen klopfen, umKopiererzuverkaufen.DerRatmeinesreichenVatersmachtesovielmehrSinn.Baldwar derCashflow ausmeinemEigentum so groß, dassmirmeine Firmameinen ersten Porsche finanzierte.MeineArbeitskollegen vonXerox dachten,ich hätte meine Provisionen verprasst. Keineswegs. Ich investierte meineProvisioneninVermögenswerte.

Mein Geld arbeitete hart, damit es noch mehr wurde. Jeder Dollar in meinerVermögensspalte war ein wunderbarer Angestellter, der schwer arbeitete, ummehrAngestellteeinzustellenunddemChefeinenneuenPorschezufinanzieren,denervonderSteuerabsetzenkonnte.IcharbeitetenochhärterfürXerox.DerPlanfunktionierteundmeinPorschewarderBeweisdafür.

Indem ichdieLektionenumsetzte, die ichvonmeinem reichenVater erhaltenhatte,konnteichbereitsinfrühenJahrenausdemsprichwörtlichenHamsterraddesAngestelltendaseinsentkommen.

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ErmöglichtwurdemirdasdurchdassolidefinanzielleWissen,dasichmirdurchseineLektionenerworbenhatte.OhnediesesWissen,dasichalsfinanziellenIQbezeichne, wäre mein Weg zur finanziellen Unabhängigkeit sehr vielschwieriger gewesen. Inzwischen bringe ich das jetzt anderen Menschen inFinanzseminarenbei,inderHoffnung,meineKenntnissemitihnenzuteilen.

BeimeinenVorträgenerinnereichdieZuhörerstetsdaran,dassderfinanzielleIQaufdemWissenausvierumfangreichenFachgebietenberuht:

1.BuchhaltungIchbezeichnediesgernalsfinanzielleKenntnisse.EsisteinelebenswichtigeFähigkeit,wennman ein Imperiumaufbauenmöchte. Je höherdieSumme,fürdieSieverantwortlichsind,destomehrGenauigkeitisterforderlich,sonstbricht alles zusammen. Verankert werden diese Einzelheiten in der linkenGehirnhälfte. Daraus entsteht die Fähigkeit, Bilanzen zu lesen und zuverstehen. Diese Fähigkeit wird es Ihnen ermöglichen, die Stärken undSchwächeneinesjedenGeschäftsherauszufinden.

2.InvestierenFürmichistdasdieWissenschaft,wieGeldmehrGeldmacht.HiergehtesumStrategienundRezepte.AngesprochenwirdhierdierechteGehirnhälfteoderdiekreativeSeite.

3.MarktverständnisDas ist die Wissenschaft von Angebot und Nachfrage. Man muss die»technischen«AspektedesMarktskennen,dervonGefühlenbeherrschtwird.Der zweite Marktfaktor ist die »fundamentale« oder wirtschaftlicheAuswirkungeinerInvestition.ObeineInvestitionSinnmachtodernicht, istvon den aktuellen Marktbedingungen abhängig. Viele Menschen glauben,dass die Vorstellungen von »Investieren« und »den Markt verstehen« zukompliziert für Kinder seien. Sie können nicht sehen, dass Kinder dieseThemenintuitivkennen.

4.DasGesetzDieVerwendungbeispielsweiseeinerUnternehmenshülleumdietechnischen

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Fähigkeiten Buchhaltung, Investieren undMarktkenntnisse kann explosivesWachstumunterstützen.EinMensch,derweiß,welchesteuerlichenVorteileundwelchenSchutzeinUnternehmenbietet,kannvielschnellerreichwerdenals jemand, der als Angestellter arbeitet oder alleiniger Eigentümer eineskleinenGeschäftsist.DasistwiederUnterschiedzwischenzuFußunterwegszu seinoder zu fliegen.DerUnterschied istgewaltig,wennman langfristigreichbleibenmöchte.

•Steuervorteile.EinUnternehmenhatvieleMöglichkeiten,dieeinAngestellternichthat.SodarfeszumBeispielKosten indenVorsteuerabzugeinbeziehen.Eshandeltsichumein richtigesFachgebiet,daszwar spannend ist, abermitdemmansich nicht unbedingt beschäftigen muss, sei denn, man hat ziemlich hoheVermögenswerte oder ein großes Unternehmen. Arbeitnehmer verdienenGeld,zahlenSteuernundversuchenmitdemauszukommen,wasübrigbleibt.EinUnternehmenverdientGeld,gibtsovielaus,wieeskann,undwirdaufderGrundlagedessen,wasübrigbleibt,versteuert.DasisteinesdergrößtenlegalenSteuerschlupflöcher,dasdieReichennutzen.Unternehmen sind so einfach zu gründen und nicht teuer, wenn Sie übereigene Investitionen verfügen, die einen ordentlichen Cashflow erzeugen.Wenn Sie zum Beispiel ein eigenes Unternehmen haben, sind Ferien zumBeispiel Treffen desAufsichtsrates inHawaii.DieRaten für IhrenWagen,die Kfz-Versicherung und die Reparaturen sind Kosten des Unternehmens.Die Mitgliedschaft in einem Fitnessstudio ist eine Geschäftsausgabe. DiemeistenEssenimRestaurantlassensichabsetzen.Undsoweiterundsofort.UndSietundaslegal,alsBetriebsausgaben.

•SchutzvorJustizverfolgung.Heutzutage lebenwir in einer prozesssüchtigenGesellschaft. Jederwill einStück von dem, das Sie erschaffen. Die Reichen verbergen viel von ihremVermögen, indem sie die Möglichkeiten wie die Gründung einesUnternehmens oder einer Treuhandgesellschaft nutzen, um ihreVermögenswerte vor Gläubigern zu schützen. Wenn jemand einen reichenMenschen verklagen möchte, wird er meist auf viele juristischeSchutzschichtenstoßen,undoftstelltsichdannheraus,dassdiereichePerson

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selbstnichtsbesitzt.Die Reichen kontrollieren alles, besitzen aber nichts. Die Armen und dieAngehörigenderMittelschichtversuchenalleszubesitzenundverlierenesandenStaatoderanMitbürger,diedieReichengerne juristischverfolgen.Siehaben es von der Geschichte mit Robin Hood gelernt. »Nimm von denReichenundgibdenArmen«.

Es ist nicht Zweck dieses Buches, auf alle Einzelheiten einerUnternehmensgründungeinzugehen,aberichmöchteausdrücklichbetonen,dassichanIhrerStelledarübernachdenkenwürde,wieichsobaldwiemöglichmehrüber die Vorteile und den Schutz herausfinden könnte, den Ihnen einUnternehmenbietenkann,wennSielegaleVermögenswerteirgendwelcherArtbesitzen sollten.Esgibt vieleBücher zudiesemThema, indenendieVorteiledetailliert aufgeführt werden, und die Ihnen sogar die für dieUnternehmensgründungnotwendigenSchritteaufzeigen.

Der finanzielle IQ ist eigentlich die Synergie vieler Fähigkeiten und Talente.Aber meiner Meinung nach ist es vor allem die Kombination der vier obenaufgezählten Fachgebiete, die die Grundlage der finanziellen Intelligenzausmacht. Wenn Sie nach großem Reichtum streben, werden sie mit dieserKombinationIhrefinanzielleIntelligenzwesentlichverbessern.

Zusammenfassendlässtsichsagen:

Großunternehmer AngestelltederUnternehmen

Geldverdienen Geldverdienen

Geldausgeben Steuernzahlen

Steuernzahlen Geldausgeben

Als Teil Ihrer finanziellen Gesamtstrategie empfehle ich Ihnen dringend, ein

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eigenesUnternehmenzubesitzen,dasIhreVermögenswerteumhüllt.

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5.KAPITEL–LEKTIONFÜNF:DIEREICHENERFINDENDASGELD

ImwirklichenLebenkommenoftnichtdieKlugen,sonderndieKühnenvoran.

Letztens habe ich eine Fernsehsendung über die Geschichte eines jungenMannes namens Alexander Graham Bell angesehen. Bell hatte gerade seineErfindung,dasTelefon,patentierenlassenundbekamwachsendeProbleme,dadieNachfrage nach seiner neuenErfindung so enormwar.Da er ein größeresUnternehmenbrauchte,gingerzueinemRiesenjenerZeit,WesternUnion,undfragte sie,obsie seinPatentundseinkleinesUnternehmenkaufenwürden.Erwollte hunderttausend Dollar für alles zusammen. Der Präsident der WesternUnionäußertesichabschätzigundlehntedasAngebotab,daerdengefordertenPreisfürlächerlichhielt.

Der Rest ist Geschichte. Eine Multimilliarden-Dollar-Industrie entstand undAT&Twurdegeboren.

GleichimAnschlussandieGeschichteüberAlexanderGrahamBellwurdendieAbendnachrichten gesendet. Dort wurde über Stellenstreichungen bei einemortsansässigen Unternehmen berichtet. Die Arbeiter waren wütend undbeklagten sich, dass die Eigentümer des Unternehmens unfair wären. EingekündigterManager imAlter von etwa 45 Jahren standmit seiner Frau undzweikleinenKindernvordemWerkstorundflehtedasSicherheitspersonalan,ihn zurUnternehmensleitung vorzulassen, um sie zu bitten, dieKündigung zuüberdenken.ErhattegeradeeinHausgekauftundfürchtetenuneszuverlieren.DieKamerazoomteaufdiesenflehentlichBittenden,sodassihnalleWeltsehenkonnte.Ichbrauchewohlnichtzubetonen,dassmeineAufmerksamkeitgewecktwar.

Seit1984unterrichteich.EsisteinegroßartigeErfahrungundichempfindedies

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als Belohnung. Zugleich ist es sehr beklemmend, da ich Tausende vonMenschenunterrichtethabeundmirdabeiklargewordenist,dasssiealle–unddanehmeichmichnichtaus–einesgemeinsamhaben:Jedervonihnenverfügtüber ein unglaubliches Potenzial, und jeder wurde mit bestimmten Talentengesegnet.DennochhältunsalleeingewisserGradanSelbstzweifelnzurück.Esist nicht so sehr der Mangel an sachlichen Informationen, sondern vielmehrunser mangelndes Selbstvertrauen. MancheMenschen haben stärker damit zukämpfenalsandere.

SobalddiemeistenvonunsSchuleundUniversitätverlassenhaben,wirdihnenaufoftunsanfteWeiseklar,dassderStudienabschlussoderdieNotennichtmehrsowichtigsind. ImwirklichenLebenwirdetwasmehrverlangt.MannenntesMumm, Chuzpe, Courage, Kühnheit, Beherztheit, Gerissenheit, Wagemut,BeharrlichkeitundGenialität.DieseFaktorenentscheidenletztendlichvielmehralsdieSchulnotenüberdieZukunfteinesMenschen.

InunseremInnerentragenwiralleeinendiesermutigen,brillantenundkühnenHelden. Es gibt auch die Kehrseite dieser Wesensart. Charaktere, die vollerAngstaufdieKniesinkenundwennnötigbetteln.NacheinemJahrinVietnamalsPilotbeiderMarinewarenmirdiesebeidenSeitenmeinesCharakterswohlvertraut.Dabeiistdieeinenichtwertvolleralsdieandere.

Doch inmeinerFunktionalsLehrererkannte ich,dassübertriebeneAngstundSelbstzweifeldiegrößtenGegnerderpersönlichenSchöpferkraftsind.Esbrachmir dasHerz,wenn ich sah, dassmeine Schüler dieAntworten kannten, aberkeinenMuthatten,entsprechendzuhandeln.ImwirklichenLebenkommenoftnichtdieKlugen,sonderndieKühnenvoran.

Nach meiner persönlichen Erfahrung erfordert das finanzielle Genie beides,Fachwissen ebenso wie Mut. Wenn die Angst zu groß ist, wird das Genieunterdrückt. In meinen Seminaren dränge ich die Teilnehmer dazu, Risikeneinzugehen, kühn zu sein und zuzulassen, dass ihrGenie ihreAngst inMacht

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undGenialitätverwandelt.Beieinigenfunktioniertesundandereerschrecktes.Ich habe erkannt, dass die meisten Menschen beim Thema Geld eher aufSicherheit bedacht sind. Mir wurden Fragen gestellt wie »Warum soll ichRisiken eingehen?«, »Warum sollte ich mich mit der Entwicklung meinesfinanziellenIQsquälen?«,»WarumsollteichfinanzielleKenntnisseerwerben?«MeineAntwortdarauflautetdann:»EinfachummehrMöglichkeitenzuhaben«.

Gewaltige Veränderungen stehen uns bevor. Es wird in den nächsten JahrenmehrLeutewiedenjungenErfinderAlexanderGrahamBellgeben.Eswerdenhundert Menschen wie Bill Gates auftauchen, und enorm erfolgreicheUnternehmenwerdenjedesJahrüberallaufderWeltgegründetwerden.Undeswird auch viel mehr Pleiten, Schließungen und Verkleinerungen von Firmengeben.

WarumsolltemanalsoseinenfinanziellenIQentwickeln?DieAntwortstecktinIhnen. Ich kann Ihnen jedoch sagen, warum ich selbst es tue: Weil es dieaufregendste Zeit ist, die man erleben kann. Ich würde Änderungen eherbegrüßenalsbefürchten.DiespannendeVorstellungMillionenzuverdienen,istweitausinteressanteralsdieSorge,keineGehaltserhöhungzubekommen.DieseEpoche,inderwirunsbefinden,isteinesehraufregendeZeit,beispiellosinderWeltgeschichte.NachvielenGenerationenwerdendieMenschenaufdieseZeitzurückblicken und bemerken, was für eine aufregende Ära dies gewesen seinwird.SiewirdderToddesAltenunddieGeburtdesNeuengewesensein,vollerDurcheinanderundSpannung.

Warum also sollten Sie sich quälen, um den eigenen finanziellen IQ zuentwickeln?WeilSie enormerfolgreich seinwerden,wennSiedas tun.WennSie nicht aktiv werden, wird diese Zeitperiode für Sie erschreckend sein. Indieser Zeitwirdman beobachten können,wieMenschen kühn voranschreiten,währendsichandereanbrüchigeRettungsringeklammern.

VordreihundertJahrenbedeuteteLandReichtum.WerLandseinEigennannte,

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besaß auch denReichtum.Dann kamen die Fabriken und die Produktion.DerReichtum gehörte den Industriellen. Heute sind es Informationen. Und diePerson, die als Erste die Information verwertet, besitzt den Reichtum. DasProblem ist, dass Informationenmit Lichtgeschwindigkeit um die ganzeWeltverbreitetwerdenkönnen.DerneueReichtumlässtsichnichtmitGrenzenoderZäunen umgebenwie das Land und die Fabriken.DieVeränderungenwerdenschnellerundfolgenschwererausfallen.DieZahlderneuenMultimillionärewirddramatisch ansteigen, ebenso wie die Zahl derjenigen, die den Anschlussverpassen.

Heutesehe ichsovieleMenschen,diekämpfen, indemsieoftmehrundmehrarbeiten,einfachweilsiesichanaltenIdeenfestklammern.Siewollen,dassdieDinge so bleiben, wie sie sind, sie widersetzen sich den Veränderungen. IchkenneMenschen,dieihrenArbeitsplatzoderihreHäuserverlierenunddafürderTechnik oder der Wirtschaft oder ihrem Chef die Schuld geben.Bedauerlicherweise sind sie nicht in derLage zu erkennen, dass sie selbst dasProblem sein könnten. Alte Ideen sind die größte Verbindlichkeit, und zwardeshalb,weildiewenigstenverstehen,dassdieIdeeoderdieArtetwaszutun,gesterndurchauseinVermögenswertwar,aberdassgesternbereitsvorbeiist.

Eines Nachmittags unterrichtete ich Investition und verwendete das BrettspielCashflow als Unterrichtsmaterial. Eine Freundin hatte eine Bekanntemitgebracht. Diese war frisch geschieden und bei der ScheidungsregelungschlimmbenachteiligtwordenundsuchtejetzteinigeAntworten.IhreFreundindachte,dassihrmeinKurshelfenkönnte.

DasSpielwurdeentworfen,umdenMenschenleichterverständlichzumachen,wieGeldfunktioniert.WerdasSpielspielt,lerntvielüberdieWechselwirkungvon Gewinn-und Verlustrechnung sowie Bilanz. Man erfährt, wie das Geldzwischen den beiden fließt und wie der Weg zum Reichtum Bemühungenerfordert,denmonatlichenGeldflussausdenVermögenswertensozuerhöhen,dass er die monatlichen Kosten übersteigt. Wer das erreicht hat, kann demHamsterradentkommenundaufdieÜberholspurgelangen.

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Wieschongesagt,mancheLeutehassendasSpiel,mancheliebenesundanderekönnen es einfach nicht verstehen.DieBekannte der Freundin versäumte einewertvolle Gelegenheit, etwas zu lernen. In der Eröffnungsrunde zog sie eineKarte mit einem Boot. Zunächst war sie glücklich »Oh, ich habe ein Bootbekommen!« Als ihre Freundin dann versuchte ihr zu erklären, wie sich dieZahlenaufihreGewinn-undVerlustrechnungsowieihreBilanzauswirken,warsiefrustriert,weilsieMathematiknochniegemochthatte.DieanderenSpieleran ihrem Tisch warteten, während ihre Freundin ihr weiter die Beziehungzwischen der Gewinn-und Verlustrechnung, der Bilanz und dem monatlichenCashflow erklärte. Plötzlich, als sie verstand, wie die Zahlen funktionierten,dämmerteihr,dassdieKostenihresBootessiebei lebendigemLeibauffraßen.ImweiterenVerlaufdesSpielswurdesiearbeitslosundbekameinKind.FürsiewareseinschrecklichesSpiel.

NachderUnterrichtsstundekamsievorbeiundsagtemir,dasssieverärgertsei.Sie sei zumKurs gekommen, um etwas über Investitionen zu lernen und dieIdee,sovielZeitfüreinblödesSpielzuverplempern,gefalleihrnicht.

IhreFreundinversuchteihrklarzumachen,dasssiesichselbsterforschensolle,um zu erkennen, ob sich ihre eigene Lage irgendwie im Spielwiderspiegelte.DaraufhinverlangtedieFrauihrGeldzurück.Siesagte,dassschondieIdee,einSpiel könne ein Spiegel ihrer selbst sein, lächerlich sei. Sie bekam dieKursgebührumgehendzurückerstattetundging.

SpielekönneneinSpiegeldeseigenenVerhaltenssein,eineArtFeedbacksysteminEchtzeit.

Seit1984habeichMillionendamitverdientnurdaszutun,wasdasSchulsystemnichtleistet.InderSchulehaltendiemeistenLehrerVorträge.AlsSchülerhabe

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ich das gehasst, sie haben mich schnell gelangweilt und meine Gedankenschweiften ab. Daher habe ich begonnen, mit Hilfe von Spielen undSimulationen zu unterrichten. Ich ermunterte die erwachsenenKursteilnehmer,sichSpieleanzusehen,weildiesedaswiederspiegelten,was sie schonwusstenund was sie noch lernen mussten. Genau dieses Wiederspiegeln desmenschlichen Verhaltens ist das Wichtigste dabei. Es ist ein System mitsofortiger Rückmeldung. Statt sich den Vortrag eines Lehrers anhören zumüssen, gibt Ihnen das Spiel über die direkte Rückmeldung eine auf Siezugeschnittene,ganzpersönlicheLektion.

Die Freundin der Frau, die gegangen war, rief mich später an, um mir denneustenStandzuberichten.Siesagte,dassesihrerFreundingutgeheunddasssie sich beruhigt hätte. In ihrem entspannten Zustand hatte sie eine gewisseBeziehung zwischen dem Spiel und ihremLeben erkennen können.Wenn sieund ihrMannauchkeinBoothatten, besaßen siedoch allesMögliche andere.Sie war nach der Scheidung einerseits wütend, weil er mit einer Jüngerendurchgebrannt war, andererseits auch, weil sie in zwanzig Ehejahren kaumwirklicheVermögenswertegeschaffenhatten.Esgabtatsächlichnichts,wassieaufteilenkonnten.InzwanzigEhejahrenhattensieunglaublichvielSpaßgehabt,aberalles,was sieangehäufthatten,wareinHaufenSchnickschnack,mitdemsienunnichtsmehranfangenkonntenunddereigentlichvölligwertloswar.

Sie erkannte, dass ihr Ärger beim Umgang mit Zahlen, der Gewinn-undVerlustrechnungsowiederBilanzausihrerBeschämungdarüberkam,diesnichtzuverstehen.Siehattegeglaubt,FinanzenseienMännersache.SiehieltdasHausin Ordnung und kümmerte sich umGeselligkeit und er befasste sichmit denFinanzen.Jetztwarsiesichziemlichsicher,dasserindenletztenfünfEhejahrenGeld vor ihr auf die Seite geschafft hatte. Sie war über sich selbst verärgert,sowohlweil sienichtbesseraufgepassthatte,wodasGeldhingekommenwar,alsauchweilsienichtsvonderanderenFraugewussthatte.

Genau wie ein Brettspiel gibt uns auch die Welt ständig und unmittelbarRückmeldung. Wir könnten eine Menge lernen, wenn wir uns mehr darauf

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einstellenwürden.VorKurzembeklagte ichmichbeimeinerFrau,dassmeineHoseinderReinigungeingegangenseinmusste;meineFraulächeltesanftundpikstemirmitihremFingernindenBauch,ummirklarzumachen,dassnichtdieHose eingelaufenwar, sondern dass etwas anderes in dieBreite gegangenwar,ich.

Das Spiel Cashflow habe ich entworfen, um jedem Spieler eine persönlicheRückmeldungzugeben.DasZielistes,IhnenMöglichkeitenaufzuzeigen.WennSie dieKartemit demBoot gezogen haben und dadurch in Schulden geraten,lautetdieFrage:»Waskannichjetzttun?WievieleunterschiedlichefinanzielleMöglichkeitenfallenmir jetztein?«Das istderZweckdesSpiel:denSpielernbeizubringen, sich neue und unterschiedliche finanzielle Möglichkeitenauszudenken und zu erschaffen. Ich habe bei mehr als tausend Menschenbeobachtet,wiediesesSpielgespieltwurde.Diejenigen,dieindiesemSpielamschnellsten aus dem Hamsterrad herauskommen, sind Menschen, die Zahlenverstehen und kreative wirtschaftliche Gedanken haben. Sie erkennenunterschiedliche finanzielle Möglichkeiten. Am längsten brauchen dieMenschen, die mit Zahlen nicht vertraut sind und dieMacht des Investierensnichtverstehen.ReicheLeutesindoftkreativundgehenkalkulierteRisikenein.

ManchmalbekommteinCashflow-SpielerzuvielGeld,weißabernicht,waserdamitanfangensoll.BeidenmeistenvonihnenbleibtauchimwirklichenLebender finanzielle Erfolg aus. Obwohl diese Spieler Geld haben, scheint es, alszögenalleanderenanihnenvorbei.UnddasgiltauchfürdaswirklicheLeben.Es gibt viele Menschen, die eine Menge Geld haben, aber dennoch keinerleifinanzielleFortschrittemachen.

SeineMöglichkeitenzubegrenzenhatdieselbeWirkung,wieanveraltetenIdeenfestzuhalten. IchhabeeinenSchulkameradenausdemCollege,der inzwischendrei Jobshat.Erwarvorvielen JahrenderReichste inmeinerKlasse.Alsdieörtliche Zuckerplantage schloss, war das auch das Ende der Firma, für die erarbeitete. Für ihn gab es nur eine Möglichkeit, und das war die altbekannte:»Arbeite hart.« Das Problem war, dass er keine gleichwertige Arbeit finden

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konnte,beiderdieErfahrungenausderaltenFirmaanerkanntwurden.Folglichister fürdieAufgabenseinerderzeitigenStelleüberqualifiziertunderhältalsoein niedrigeres Gehalt. Er braucht nun drei Jobs, um genug zum Leben zuverdienen.

IchhabeMenschenbeimSpielenvonCashflowbeobachtet,diesichbeklagten,dass sie nie die richtigenGelegenheits-oderDealkarten in dieHand bekamen.SiesaßennurdaundwartetenaufdievermeintlichgutenChancen.

IchkenneMenschen,diedasauchimwirklichenLebensomachen.Siewartenauf die richtige Gelegenheit. Wenn sie nun im Spiel die richtigeGelegenheitskarte bekommen, haben sie deshalb noch lange nicht genügendGeld.Dannjammernsie,dasssieausdemHamsterradherauskommenwürden,wenn sie nur mehr Geld hätten. Und so sitzen sie da und warten. Ich kenneMenschen, die das auch im echten Leben so machen. Sie sehen all diegroßartigenDeals,abersiehabenkeinGelddafür.

Und ich sahMenschen, die eineKarte für einengroßenDeal zogen, denTextlaut vorlasen und keine Ahnung hatten, dass es sich um eine Riesenchancehandelte.SiehattendasGeld,derZeitpunktstimmte,siehattendieKarte,abersieerkanntendenDeal,dersichihnenbot,nicht.Siesahennicht,wieerinihrenPlan passte, dem Hamsterrad zu entkommen. Ich kenne mehr Menschen vondieserSortealsvonallenanderenzusammen.DiemeistenMenschenhabendieChance ihres Lebens vor ihrer Nase und sehen sie nicht. Ein Jahr später,nachdemalleanderenreichgewordensind,dämmertesihnen,wassieversäumthaben.

FinanzielleIntelligenzbedeuteteinfachmehrereMöglichkeitenzuhaben.WennIhnendieGelegenheitennichtbegegnen,waskönnenSiesonstmachen,umIhrefinanzielleLagezuverbessern?WennIhneneineGelegenheitindenSchoßfällt,SiekeinGeldhabenunddieBankmit Ihnennicht redenwill,waskönnenSiesonsttun,umdieGelegenheitzunutzen?WennIhrGefühlfalschistundnicht

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daseintritt,mitdemSiegerechnethaben,wiekönnenSiedanndieganzeSachezumGutenwenden?Das ist finanzielle Intelligenz!Es kommtweniger daraufan,wasgeschieht,sondernwievieleverschiedenefinanzielleLösungenSiesichvorstellenkönnen,umdasBeste aus IhrerSituation zumachen.DieFrage ist,wiekreativSiebeiderLösungfinanziellerProblemesind.

DenmeistenMenschenfälltnureineLösungein:»Arbeitehart,spareundleihedirGeld.«WeshalbalsosolltenSieihrenfinanziellenIQverbessernwollen?

WeilSieIhreseigenenGlückesSchmiedseinwollen!Sieakzeptierenzwaralles,wasgeschieht,wollenesaberfürsichnutzenunddamitbessermachenalsdieanderen. Viel zu viele Menschen erkennen nicht, dass Sie ihr Glück selbsterschaffenmüssen,dassesihnennichtindenSchoßfällt.GenausowiedasGeld.Wenn Sie glücklicher sein und mehr Geld erschaffen wollen, anstatt hart zuarbeiten,dannkommtesnunmalaufIhrefinanzielleIntelligenzan.

Wenn Sie allerdings zu denMenschen gehören, die darauf warten, dass »dasRichtige«passiert,dannmüssenSievielleicht sehr langewarten.Es ist so, alswürdenSiedaraufwarten,dassalleAmpelnaufdenerstenzehnKilometernaufGrünstehen,eheSieIhreReiseantreten.

Als wir noch Kinder waren, hörtenMike und ich von meinem reichen Vaterständig den Satz »Geld ist nicht wirklich!« Mein reicher Vater erinnerte unsgelegentlichdaran,wienahwirdemGeheimnisdesGeldesanjenemerstenTagunserer Partnerschaft gekommen waren, als wir uns zusammengesetzt undbegonnenhatten,ausBleiGeldzumachen.

»Nichtwirklich?Wasistesdann?«,wareinederFragen,aufdieMikeundichoftzurückkamen.

»Waswirvereinbaren,dassesist«,sagtemeinreicherVaterdannnur.

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Der einzige wirklich mächtige Vermögenswert, den wir alle haben, ist unserDenken.Wennesgut trainiert ist, kannes innerhalbkürzesterZeit gewaltigenReichtumerschaffen.EinenReichtum,derdiekühnstenTräumederKöniginnenund Könige vor drei Jahrhunderten weit übertrifft. Ein ungeschulter VerstandkanndagegenextremeArmutverursachen,diesichüberGenerationenfortsetzt,indemsieindeneigenenFamilienweitergegebenwird.

UnserallermächtigstesGutistunserVerstand.EingeschulterVerstandkanninnerhalbkürzesterZeitgewaltigenReichtumerschaffen.

Im Informationszeitalter wächst das Geld exponentiell. Einige wenige werden»mit nichts«, nur aufgrund von Ideen undVereinbarungen, unglaublich reich.Viele, die beruflich mit Staatspapieren oder anderen Investitionen handeln,sehen es immer wieder. Oft könnenMillionen in einem Augenblick aus dem«Nichts« geschaffen werden. Und wenn ich »Nichts« sage, meine ich damit,dasskeinGelddenBesitzergewechselthat.EsgeschiehtlediglichaufgrundvonVereinbarungen, ein Handzeichen in einem Börsensaal, ein Signal auf demBildschirm eines Händlers in Lissabon, vom Bildschirm eines Händlers inToronto gesendet, ein Anruf bei einem Börsenhändler, zu kaufen oder einenAugenblick später zu verkaufen. Kein Geld hat den Besitzer gewechselt; eswurdenlediglichVereinbarungengetroffen.

Warum Sie Ihr finanziellesGenie entwickeln sollen?Diese Frage können nurSie sich selbst beantworten. Ich kann Ihnen nur sagen, warum ich meineIntelligenz in diesem Bereich laufend weiterentwickle:Weil ich schnell Geldverdienenwill.Nichtweil ich es brauche, sondernweil ich eswill. Es ist einfaszinierender Lernprozess. Ich entwicklemeinen finanziellen IQweil ich amschnellstenundgrößtenSpiel derWelt teilnehmenmöchte.Aufmeine eigene,bescheidene Weise möchte ich ein Teil der beispiellosen Entwicklung derMenschheitsein,jenerZeit,inwelcherderMenschnurnochmitdemVerstandundnichtmehrkörperlicharbeitet.Außerdemgeschiehtesdort,woActionist.

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DasmachtdieSacheecht.Esistvielleichterschreckend,aberesmachtSpaß.

DaruminvestiereichinmeinefinanzielleIntelligenzundentwickledenstärkstenVermögenswert, den ich bekommen kann. Ich möchte zu den Menschengehören, die mutig vorwärtsschreiten, nicht zu denen, die den Anschlussverpassenundzurückbleiben.

Ich werde Ihnen anhand eines einfachen Beispiels zeigen, wie man Gelderschafft: Anfang der Neunzigerjahre war die Wirtschaftslage in Phoenix,Arizona, fürchterlich. Ich sah die Fernsehshow »GutenMorgenAmerika«, alseinFinanzberaterauftratunsdieKatastropheprophezeite.SeinRatwar,Geldzusparen. »Wenn Sie monatlich hundert Dollar zur Seite legen, werden Sie invierzigJahrenMultimillionärsein«,sagteer.

Nun,jedenMonatGeldaufdieSeitezulegenistdurchauseinguterRat.Esisteine Möglichkeit. Die Möglichkeit, für die sich die meisten Menschenentscheiden.DasProblembesteht darin, dass dieseMöglichkeit dieMenschenblendetundsienichtsehenkönnen,wastatsächlichvorsichgeht.Sieverpassenwichtige Chancen für ein sehr viel größeres finanziellesWachstum.DieWeltgehtanihnenvorüber.

Wie gesagt, war die damaligeWirtschaftslage fürchterlich. Für einen InvestorsinddasperfekteMarktbedingungen.EingroßerTeilmeinesGeldes steckte inAktienundinMietwohnungen.IchhattejetztkeineflüssigenMittelmehr.WeiljederseinZeugweggab,kaufteich.IchspartekeinGeld,ichinvestierte.MeineFrauund ichhattenmehralseineMillionDollar flüssiggehabt,dieaufeinemschnell wachsenden Markt arbeiteten. Es war die beste Gelegenheit zuinvestieren, dieWirtschaftslagewar katastrophal, ich konntemir diese kleinenGeschäfteeinfachnichtentgehenlassen.

Häuser, die einst hunderttausend Dollar kosteten, waren jetzt für

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fünfundsiebzigtausend Dollar zu haben. Aber anstatt beimMakler vor Ort zukaufen, tat ich es bei Insolvenzverwaltern oder auf der Treppe vor demGerichtsgebäude.DortkonntemaneinHaus,das fünfundsiebzigtausendDollarwertwar,fürzwanzigtausendDollaroderwenigerbekommen.

Für zweitausend Dollar, die mir ein Freund für neunzig Tage und gegenzweihundertDollarZins lieh, überreichte ich einemAnwalt einenBankscheckalsAnzahlung.WährendderKaufüber einenNotar abgewickeltwurde, setzteich eine Annonce in die Zeitung, in der ich ein Haus im Wert vonfünfundsiebzigtausend Dollar für nur sechzigtausend Dollar und ohneAnzahlung anbot. Das Telefon klingelte wie wild. Die potenziellen Käuferwurden geprüft, und alle ernsthaften Interessenten konnten sich das Hausansehen.Eswar eine tolle, aufregendeSache.DasHauswar in kürzesterZeitverkauft.IchverlangteeineBearbeitungsgebührvonzweieinhalbtausendDollar,dievondenKäufernnurzugernegezahltwurde,undderNotarübernahmdieFormalitäten. Ich zahlte meinem Freund die zweitausend Dollar und dievereinbartenzweihundertDollarZinszurück.Erwarglücklich,derHauskäuferwarglücklich,derNotarwarglücklichundichwarglücklich.IchhatteeinHausfür sechzigtausend Dollar verkauft, das mich zwanzigtausend Dollar gekostethatte.DievierzigtausendDollarGewinnentstandeninFormeinesSchuldscheinsdesKäufers,dernunzumeinemVermögengehörte.GesamtarbeitszeitetwafünfStunden.

DaSiejetztfinanziellgebildetsindundZahlenlesenkönnen,zeigeichIhnenaufdennächstenGrafiken,warumdieseinBeispielfürerfundenesGeldist.

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Die angespannte Marktlage erlaubte meiner Frau und mir in unserer Freizeitsechs solch einfache Transaktionen durchzuführen. Während der LöwenanteilunseresGeldes in größten Immobilien und an derBörse brav arbeite, konntenwirmithilfedieserTransaktionen,beidenenwirkauften,Vermögenschufenundwiederverkauften,mehralshundertneunzigtausendDollaranVermögenswertenschaffen, Schuldscheine mit zehn Prozent Zinsen. Das ergibt ein Einkommenvon annähernd neunzehntausend Dollar jährlich, welches größtenteils durchunsere eigenen privaten Unternehmen geschützt ist. Den Löwenanteil dieserjährlichen neunzehntausend Dollar wenden wir für unsere Dienstwagen, fürBenzin,Reisen,Versicherungen,GeschäftsessenundandereDingeauf.BisderStaat die Gelegenheit bekommt, dieses Einkommen zu besteuern, wurde esbereitsganzlegalfürsteuerlichabsetzbareAufwendungenausgegeben.

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Wie lange würde es dauern, vierzigtausend Dollar anzusparen, und wie vielwürdeSiedasbeieinemSteuersatzvonfünfzigProzentkosten?

DaswareineinfachesBeispieldafür,wiesichmitfinanziellerIntelligenzGelderfinden, erschaffen und schützten lässt. Innerhalb von knapp dreißigArbeitsstunden wurden ungefähr hundertneunzigtausend Dollar in derVermögensspalteerzeugt.

Fragen wir nun mal, wie lange es dauern würde, um hundertneunzigtausendDollar zu sparen.Wie viel könnten Sie monatlich auf die hohe Kante legen?BekämenSiezehnProzentZinsenvonIhrerBank?UndmeinSchuldscheinläuftüber dreißig Jahre. Ich hoffe sehr, dass mir meine Schuldner nie diehundertneunzigtausendDollarbezahlen.IchmussnämlichSteuernzahlen,wennichdiegeschuldeteSummebekomme.AußerdemkommenbeieinemjährlichenEinkommenvonneunzehntausendDollar indendreißigJahrenetwasmehralseinehalbeMillionDollarzusammen.

Oft werde ich gefragt, was geschieht, wenn mein Schuldner nicht zahlt. Daskommt vor, und das ist eine guteNachricht, denn dasHaus fällt jawieder an

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mich zurück. Ich könnte es für siebzigtausend Dollar erneut verkaufen undwieder würden nur etwa zweieinhalbtausend Dollar an Gebühren für dieKreditabwicklung anfallen. Für den neuen Käufer wäre dies immer noch eingutes Geschäft, denn das Haus wäre inzwischen noch mehr wert. Und dieserProzesskönntesoweitergehen.

Wie Sie sehen, habe ich das erste Mal, als ich das Haus verkauft habe, diezweitausendDollarzurückbezahlt.GenaugenommenhatteichkeineigenesGeldin der Transaktion. Meine Anlageverzinsung (Return on Investment) istunendlich.DasisteinBeispieldafür,wiekeinGeldeineMengeGelderzeugt.

Und es ist ganz gewiss besser, als hundert Dollar im Monat zu sparen, dieeigentlich einmal hundertfünfzig Dollar waren, weil es sich dabei um bereitsversteuertes Einkommen handelt. Und wenn Sie vierzig Jahre lang hundertDollarimMonatsparenundfünfProzentZinsendafürbekommen,müssenSieauch dieseZinsen noch einmal versteuern.Das ist nicht allzu intelligent.Magsein,dassessicherist.Klugistesjedenfallsnicht.

Ein paar Jahre später, als der Immobilienmarkt in Phoenix wieder erstarkte,waren die Häuser, die wir für sechzigtausend Dollar verkauft hatten,hundertzehntausend Dollar wert. Natürlich könnte ich säumigen Zahlern mitZwangsvollstreckungen drohen und diese unter Umständen auch bis zumbitteren Ende durchziehen, aber es würde einen wertvollen Vermögenswert,nämlichmeineZeit,kosten.ZudemgibtesheuteTausendevonKäufernaufderSuchenachsolchenGeschäften.Undnureinigewenige,die finanziell sinnvollsind.DerMarkthattesichverändert.EswarZeitweiterzuziehenundsichnachanderenMöglichkeitenumzusehen,umdieVermögensspaltezufüllen.

»DaskönnenSiehiernichtmachen!«»DasistgegendasGesetz!«»Sielügen.«Solche Kommentare höre ich sehr viel öfter als die Frage »Können Sie mirzeigen, wie man das macht?« Die Rechnung ist einfach, man braucht wederAlgebranochhöhereMathematik.DieFirma,diesichumdenfinanziellenund

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rechtlichenTeilderTransaktionkümmert,wickeltalleZahlungenab.Ichmusskeine Dächer reparieren oder verstopfte Toiletten reinigen, weil das dieEigentümermachen.EsistihrHaus.Gelegentlichzahltjemandnichtunddasistwunderbar, weil es dann Verzugszinsen gibt. Oder sie ziehen aus und dasAnwesenwirderneutverkauft,wasdanndasGerichtregelt.

Mag sein, dass dies in Ihrer Region tatsächlich nicht funktioniert. DieMarktbedingungen können unter Umständen anders sein. Doch das Beispielzeigt,wie ein einfacher finanziellerVorgangmit geringemKapitaleinsatz undgeringem Risiko Hunderttausende von Dollars hervorbringen kann. Esverdeutlicht,dassGeldnureineVereinbarungist.JedermitfinanziellerBildungkanndasschaffen.

Doch diemeistenMenschenwürden das nichtmachen. Sie halten sich an dieStandardempfehlung:»ArbeitehartundsparedeinGeld.«

WasklingtfürSiehärter?

1.Arbeitefleißig,zahlefünfzigProzentSteuernundsparedann,wasübrigbleibt.IhreErsparnisseverdienenIhnenvielleichtfünfProzentZinsen,dieauchbesteuertwerden.

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Oder

2.NehmenSiesichdieZeit,IhrefinanzielleIntelligenzzuentwickelnunddieMachtIhresGehirnsunddieVermögensspalteeinzuspannen.

DenkenSiedabeibitteauchandieZeit–einenIhrergrößtenVermögenswerte–diesiebrauchen,umhundertneunzigtausendDollarzusparen,fallsSiesichfürOption1entscheiden.

VielleichtkönnenSiejetztverstehen,warumichnurstummdenKopfschüttle,wenn ich Eltern sagen höre: »MeinemKind geht es in der Schule gut und esbekommteineguteAusbildung.«Siekanngutsein,aberistsieangemessen?

Ichweiß,dassdieobenausgeführteAnlagestrategiebescheidenist.Siesollnurzeigen,wiesichausanfänglichkleinenSummenetwasGroßesentwickelnkann.Auch in diesem Fall zeigt mein Erfolg, wie wichtig eine solide finanzielleGrundlageist,diemiteinerguten,solidenfinanziellenAusbildungbeginnt.

Ich habe es schon einmal gesagt und es ist wert, wiederholt zu werden:Finanzielle IntelligenzsetztsichausdenvierentscheidendenGrundfähigkeiteninfolgendenBereichenzusammen:

1.FinanzielleKenntnisseDieFähigkeit,Zahlenzulesen.

2.InvestitionsstrategienDieWissenschaft,wieGeldGelderzeugt.

3.Marktverständnis

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AngebotundNachfrage.AlexanderGrahamBellgabdemMarkt,waserverlangte,ebensoBillGates.AlsicheinHaus,dasfünfundsiebzigtausendDollarwertwarundmichzwanzigtausendDollarkostete,fürsechzigtausendDollaranbot,nutzteichebenfallseinevomMarktgeschaffeneChance.Einerverkaufteundeinandererkaufte.

4.DasGesetzDasWissenüberBuchhaltung,UnternehmensowienationaleRegelnundVorschriften.Ichempfehle,sichandieseRegelnzuhalten.

Dies ist das grundlegende Fundament bzw. dieKombination der notwendigenFähigkeitenfürdenErfolgbeidemStrebennachWohlstand,obnundurchdenKauf kleiner Häuser, großer Wohnungen, Unternehmen, Aktien, Anleihen,offenerInvestmentfonds,Edelmetallen,BaseballkartenoderÄhnlichem.

Gegen 1996 hatte sich der Immobilienmarkt erholt und jeder beteiligte sichdaran. Der Aktienmarkt erlebte einen Boom und jeder machte mit. Die US-WirtschaftkamallmählichwiederaufdieBeine.Ichbegann1996zuverkaufenund reiste nun nach Peru, Norwegen, Malaysia und auf die Philippinen. DieInvestitionen hatten sich verändert. Wir waren raus dem Immobilienmarkt,zumindestwasdasKaufenbetrifft.Jetztbeobachteichnurnoch,wiederWertinmeiner Vermögensspalte wächst und werde vermutlich später mit demVerkaufen beginnen. Ich vermute, dass einige dieser sechs kleinenImmobiliendeals den Besitzer wechseln und der Schuldschein in Bargeldumgewandeltwird. Ichmussmeinen Steuerberater anrufen, um vorbereitet zuseinundnachWegensuchen,umdasBargeldzuschützen.

Der folgende Punkt ist sehr wichtig: Investitionen kommen und gehen. DerMarkt expandiert und schrumpft. Die Wirtschaft wächst und bricht wiederzusammen. DieWelt bietet Ihnen Ihr ganzes Leben hindurch Chancen, jeden

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TagihresLebens.DochallzuoftwerdendieseChancennichtwahrgenommen.Siesindaberda.Und jemehr sichdieWeltunddieTechnikverändern,destomehrGelegenheitenwerden Sie bekommen, die Ihnen und Ihrer Familie auchüber die kommenden Generationen hinweg finanzielle Sicherheit schenkenkönnen.

WarumsollenSiesichalsodieMühemachen,umIhrefinanzielleIntelligenzzuentwickeln?AuchdieseFragekönnennurSiesichselbstbeantworten.Ichweiß,warumichnichtaufhörezulernenundmichweiterzuentwickeln.Ichmachees,weil ich weiß, dass uns Veränderungen bevorstehen. Ich möchte dieseVeränderungeneherbegrüßenalsmichanderVergangenheitfestklammern.Ichweiß,dassesboomendeMärkteundZusammenbrüchegebenwird.IchmöchtemeinefinanzielleIntelligenzimmerweitersteigern,weilbeijederVeränderungdes Marktes einige Menschen auf den Knien um Arbeit betteln werden.UnterdessennehmenanderedieNieten,dieihnendasLebenbringt–unddiewirallegelegentlichbekommen–undverdienendamitMillionen.DasistfinanzielleIntelligenz.

Ichwerde oft nachmeinenMillionen-Geschäften gefragt.Allerdings führe ichungern weitere Beispiele für eigene Investitionen an. Ich zögere, weil ichfürchte,dassesalsPrahlereiverstandenwerdenkönnte,alswolleichmichselbstloben.DasistnichtmeineAbsicht.IchführedieBeispielenuran,umeinfacheFälle aus dem echtenLebenmitZahlen undDaten illustrieren zu können. Ichverwende dieseBeispiele, damit Sie erkennen, dass es ganz einfach ist. Es istumso einfacher, je vertrauter Sie mit den vier Säulen finanzieller Intelligenzsind.

Was mich betrifft, so nutze ich in erster Linie zwei Investitionsformen, umfinanzielles Wachstum zu erzielen: Immobilien und Aktien kleinerUnternehmen.ImmobilienbildenmeinFundament.MeineImmobilienerzeugentagein tagausCashflow,undvonZeitzuZeit steigensie imWert.DiekleinenAktiengesellschaftendienendemschnellenWachstum.

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Nichts von dem, was ich tue, ist als Empfehlung zu verstehen, es sind nurBeispiele.WennsichmireineInvestitionsmöglichkeitbietet,diemirzukomplexerscheintund ichdasKonzeptnichtverstehe,dann lasse ichdieFingerdavon.Alles, was Sie brauchen, um finanziell erfolgreich zu sein, ist einfacheMathematikundgesunderMenschenverstand.

EsgibtfünfGründe,Beispieleanzuführen:

1.umdieMenschenzuinspirieren,mehrzulernen,

2.umdieMenschenwissenzulassen,dasseseinfachist,wennsieeinsolidesFundamenthaben,

3.umzuzeigen,dassjedergroßenReichtumerlangenkann,

4.umzuzeigen,dassesMillionenvonMöglichkeitengibt,IhreZielezuerreichen,

5.umzuzeigen,dassdasGanzenichthochkompliziertist.

1989joggteichimmerdurcheinhübschesViertelvonPortland,Oregon.Eswarein Vorort mit kleinen, niedlichen Lebkuchenhäuschen. Ich hatte stets dasGefühl, Rotkäppchen könnte jeden Augenblick die Straße entlanggehüpftkommen,umseineGroßmutterzubesuchen.

Überall standen Schilder, auf denen stand »zu verkaufen«. Der Markt fürBauholzwar fürchterlich,dieAktienpreisewarengeradeeingebrochenunddieWirtschaft befand sich in der Depression. Irgendwann bemerkte ich einVerkaufsschild,dasoffensichtlichlängeralsdieanderendastand,essahaltaus,und eines Tages traf ich beim Joggen zufällig den Besitzer, der besorgtdreinblickte.

»WaswollenSiefürdasHaus?«,fragteich.

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Der Hausbesitzer sah mich an und lächelte schwach. »Machen Sie mir einAngebot.Es steht seitüber einemJahr zumVerkauf. Inzwischenkommtnichteinmalmehrjemandvorbei,umessichanzuschauen«.

»Ichseheesmiran«,sagteichundkaufteeinehalbeStundespäterdasHausfürzwanzigtausendDollarunterdemgefordertenPreis.

EswareinniedlicheskleinesHausmitzweiSchlafzimmern,ZierleistenanallenFenstern und einem wunderschönen offenen Steinkamin. Es war hellblau mitgrauen Akzenten und Baujahr 1930, mit anderen Worten: perfekt zumVermieten.

Ich gab dem Eigentümer eine Anzahlung von fünftausend Dollar auf diefünfundvierzigtausend Dollar, die mich das Haus kosten sollte, das eigentlichfünfundsechzigtausendDollarwertwar,nurdassesebenniemandkaufenwollte.EineWochespäterzogderEigentümeraus,überglücklich,dasserdasHausloswar, und mein ersterMieter, ein Professor der örtlichen Universität, zog ein.Nach Abzug der Hypothekenzahlungen, der Ausgaben und derVerwaltungsgebühren hatte ich am Ende eines jeden Monats knapp vierzigDollarinderTasche,alsonichtsweiterAufregendes.

AbereinJahrspäterbegannsichderschwacheImmobilienmarkt inOregonzuerholen. Kalifornische Investoren mit reichlich Bargeld aus ihrem nochflorierendenImmobilienmarktzogenRichtungNordenundkauftenOregonundWashington auf. Dieses kleine Haus überließ ich einem jungen Paar ausKalifornienfürfünfundneunzigtausendDollar,undsiehieltendassogarnochfürein Schnäppchen. Mein Veräußerungsgewinn von annähernd vierzigtausendDollar sollte in einen Neukauf fließen, um nach Paragraf 1031 des USEinkommensteuergesetzes steuerfrei zu bleiben, und ich machte mich auf dieSuchenacheinerneuenMöglichkeit,meinGeldzuinvestieren.

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DasProblem»sicherer«Geldanlagenist,dasssiehäufigzusehrentschärftwerden,dasheißt,siewurdensosichergemacht,dassauchdie

Gewinneentsprechendniedrigausfallen.

NachetwaeinemMonatfandicheinMietshausmitzwölfParteiengleichinderNähe des Intel-Werks in Beaverton, Oregon. Die Eigentümer lebten inDeutschland, hatten keine Vorstellung davon, was das Haus wert war, undwollten es einfach nur loswerden. Ich bot ihnenzweihundertfünfundsiebzigtausend Dollar für ein Gebäude, dasvierhundertfünfzigtausend wert war. Wir einigten uns auf dreihunderttausend.Ich kaufte es und behielt es zwei Jahre lang. Dann verkauften wir es unterAusnutzung sämtlicher steuersparender Möglichkeiten fürvierhundertfünfundneunzigtausend Dollar und erwarben ein Wohnhaus mitdreißig Parteien in Phoenix, Arizona. Da wir schon nach Phoenix gezogenwaren,wolltenwir es sowieso verkaufen.Wie vorher der Immobilienmarkt inOregon,befandsichnunderImmobilienmarktinPhoenixinderKrise.DerPreisdes Wohnhauses mit dreißig Parteien in Phoenix betrugachthundertfünfundsiebzigtausend Dollar mit einer Anzahlung vonzweihundertfünfundzwanzigtausend Dollar. Der Cashflow dieser dreißigWohneinheitenbetrugetwasmehralsfünftausendDollarmonatlich.

Der Markt in Arizona begann sich wieder zu erholen und 1996 bot mir einInvestor ausColorado1,2MillionenDollar fürdasAnwesen.MeineFrauundichzogendenVerkauf inBetracht,aberwirentschiedenunszuwarten,umzusehen,obdasGesetzüberKapitalgewinnevomKongressgeändertwird.Wennes geändert wird, vermuten wir, dass der Wert des Besitzes noch mal umfünfzehn bis zwanzig Prozent wachsen wird. Abgesehen davon, bringen diefünftausendDollarmonatlicheinenhübschenCashflowhervor.

WoraufesbeidiesemBeispielankommt,ist,wieauseinemkleinenBetrageinegroße Summe werden kann. Auch dabei geht es wieder darum, Bilanzen,

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AnlagestrategienundGesetzezuverstehensowieeinGespür fürdenMarktzuhaben.

Wenn jemand auf diesen Gebieten nicht bewandert ist, muss er sichzwangsläufig an das Standarddogma halten, das da lautet, aufNummer sichergehen, das Risiko streuen und nur in sichere Geldanlagen investieren. DasProblem»sicherer«Geldanlagen ist,dass siehäufigzusehrentschärftwerden,das heißt, siewurden so sicher gemacht, dass auch dieGewinne entsprechendniedrigausfallen.

Die meisten großen Brokerfirmen lassen die Finger von spekulativenGeschäften,umsichund ihreKundenzuschützen.Unddas istdurchausklug.Diewirklich heißenDealswerdenNeulingen gar nicht erst angeboten.Häufigsind die besten Geschäfte, mit denen die Reichen noch reicher werden,denjenigenvorbehalten,diedasSpielbeherrschen.Genaugenommenverstößtesgegen die guten Sitten, Anlegern, die nicht als »erfahren« gelten, spekulativeGeschäftedieserArtanzubieten,abereskommtnatürlichvor.Jeerfahrenerichwerde,destomehrguteGelegenheitenergebensich.

Die Entwicklung Ihrer finanziellen Intelligenz imVerlauf Ihres Lebens ergibtsich einfach dadurch, dass IhnenmehrGelegenheiten gebotenwerden.Und jegrößer Ihre finanzielle Intelligenz ist,desto leichter fälltes Ihnenfestzustellen,obdas angeboteneGeschäft gut ist.Es ist Ihre Intelligenz, die Ihnenhilft, einschlechtesGeschäftzuerkennenoder ineinGuteszuverwandeln.Jemehr ichlerne – und es gibt eine Menge zu lernen –, desto mehr Geld verdiene ich,einfachdeshalb,weilichimLaufderJahreanErfahrungundWissengewinne.

Ich habeFreunde, die aufNummer sicher gehen, in ihremBeruf hart arbeitenundaufdieEntwicklungfinanziellenKnow-howsverzichten,denndasbrauchtZeit.

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MeineallgemeineStrategiebestehtdarin,SameninmeinerVermögensspaltezusäen.Das istmeinRezept. Ich fangekleinanundsäeSamen,einigewachsen,andere nicht. Unsere Immobiliengesellschaft besitzt Anwesen im Wert vonmehrerenMillionenDollar.EsistunserganzpersönlicherImmobilienfonds.DasWichtigstedabei ist, dassdiemeistendieserMillionenalskleine Investitionenvon fünftausend oder zehntausend Dollar begonnen haben. Alle diese Gelderhatten das Glück, von einem schnell wachsenden Markt zu profitieren,»steuerfrei« zu wachsen und im Laufe von ein paar Jahren ein paar Malereinvestiertzuwerden.

Wirbesitzen aucheinAktienportfolio, dasvonunseremeigenenUnternehmenverwaltet wird und das meine Frau und ich als unseren persönlichen offenenInvestmentfondsbezeichnen.WirhabenFreunde,diespeziellmitInvestorenwieunsGeschäftemachen,alsomitLeuten,die,wiewir, jedenMonatetwasGeldzum Investieren übrig haben. Wir kaufen uns in hochriskante, spekulativeUnternehmenein,diekurzvordemGanganeinederBörsenindenUSAoderinKanada stehen. Ein Beispiel dafür, wie schnelle Gewinne gemacht werdenkönnen, istderErwerbvoneinhunderttausendAktienzu fünfundzwanzigCentdasStückkurzvordemBörsengangdesUnternehmens.SechsMonatespäteristdas Unternehmen an der Börse notiert und die einhunderttausendAktien sindnunjeweilszweiDollarwert.WenndasUnternehmengutgeführtwird,bestehtdieAussicht,dassderPreisweitersteigtunddieAktienkletternvielleichtsogaraufzwanzigDollarodermehrproStück.InmanchenJahrenhabenwiraufdieseWeise in weniger als zwölfMonaten aus fünfundzwanzigtausend Dollar übereineMilliongemacht.

WennSiewissen,wasSietun,istesauchkeinGlücksspiel.EinGlücksspielistes jedoch, wenn Sie einfach Geld in ein Geschäft stecken und beten, dass esschongutgehenwird.

Esgehtstetsdarum,mitFachwissen,ErfahrungundIhrerLiebezumSpieldieChancen zu erhöhen und das Risiko zu senken. Natürlich gibt es immer eingewissesRisiko.FinanzielleIntelligenzverbessertaberdieChancen.Deshalbist

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dasselbe Geschäft für den einen hochriskant und für den anderen leichtüberschaubar. Das ist der wesentliche Grund, warum ich die Leute ständigermutige, mehr in ihre finanzielle Bildung zu investieren als in Aktien,Immobilien oder andere Märkte. Je klüger Sie sind, desto bessere ChancenhabenSie,dieschlechterenKartenzustechen.

DieAktien, in die ich selbst investiere, sind für diemeistenMenschen höchstriskant,undichrateIhnendringenddavonab.IchspielediesesSpielseit1979undhabemehralsgenugLehrgeldbezahlt.AberwennSienochmalsnachlesen,warumderartigeInvestitionenfürdiemeistenMenschensoriskantsind,werdenSievielleichtinderLagesein,IhrLebensoumzugestalten,dassesauchfürSienur ein geringes Risiko darstellen würde, eine Investition vonfünfundzwanzigtausend Dollar in knapp einem Jahr in eine Million zuverwandeln.

WennSiewissen,wasSietun,istesauchkeinGlücksspiel.EinGlücksspielistesjedoch,wennSieeinfachGeldineinGeschäftstecken

undbeten,dassesschongutgehenwird.

Wiebereitsdargelegt,istnichtsvondem,wasSiehierlesen,alsEmpfehlungzuverstehen.Alles dient nur alsBeispiel dafür,was einfachundmachbar ist. ImGesamtzusammenhangbetrachtet,sindmeineDealsKleinigkeiten.DochfürdenDurchschnittsbürger ist ein passives Einkommen vonmehr als hunderttausendDollarjährlicherstrebenswertundnichtschwerzuerreichen.AbhängigvonderMarktlageundjenachdem,wiecleverSiesind,könnteesinfünfbiszehnJahrengeschafft sein. Wenn Sie Ihre Lebenshaltungskosten niedrig halten, sindhunderttausend Dollar als zusätzliches Einkommen angenehm, unabhängigdavon, ob Sieweiter zurArbeit gehen oder nicht. Sie könnenweiter arbeitengehenodersichnurnochmitIhrenHobbysbeschäftigen,wennSiedaswollen,undgleichzeitigdasstaatlicheSteuersystemzuIhrenGunstennutzen,stattsichzuIhremNachteilbenutzenzulassen.

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Meine eigeneBasiswird von Immobilien gebildet. Ich liebe Immobilien,weilsiebeständigsindundderMarktsichlangsamentwickelt.Ichachtedarauf,dassdieseBasis solidebleibt.DerCashflow ist inetwa immergleichundesgibt–wenn man sie ordentlich verwaltet – gute Chancen auf Wertsteigerung. DasSchönste an einer soliden Immobilienbasis ist, dass sie es mir erlaubt, beimeinenspekulativerenAktiengeschäfteneinetwasgrößeresRisikoeinzugehen.

WennichanderBörseeinengroßenProfitmache,zahleichaufmeinenGewinndie Kapitalertragssteuer und reinvestiere den Rest in Immobilien – und bauemeineVermögensgrundlageaufdieseWeiseweiteraus.

Ein letztesWort zu Immobilien. Ich habe die ganzeWelt bereist und überallInvestmentseminare gehalten. In jeder Stadt höre ich dieLeute sagen, es gebekeine günstigen Immobilien. Ich habe da ganz andere Erfahrungen gemacht,sogar inNewYorkoder inTokiooderdirektamStadtrandgibteserstklassigeAngebote, die den meisten Menschen entgehen. In Singapur, wo dieImmobilienpreise derzeit sehr hoch sind, lassen sich ein paar Autominutenentfernt immer noch hervorragende Schnäppchen finden. Wenn also jemandsagt:»Dasfunktionierthiernicht«undmitdemFingeraufmichzeigt,erinnereichihndaran,dassdieeigentlicheAussagelautenmüsste:»Ichweißnicht,wiedashierfunktionierenkann–nochnicht.«

GroßartigeGelegenheiten erkenntman nichtmit denAugen.Man erkennt siemitdemVerstand.DiemeistenMenschenwerdeneinfachdeshalbniemalsreich,weilihnendieentsprechendeAusbildungfehlt,umdieGelegenheitendirektvorihrerNasezuerkennen.

Ichwerdeoftgefragt»Wiefangeichan?«

GroßartigeGelegenheitenerkenntmannichtmitdenAugen.ManerkenntsiemitdemVerstand.

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Im letzten Kapitel beschreibe ich die zehn Schritte, die ich auf demWeg zumeinerfinanziellenUnabhängigkeitgegangenbin.AberdenkenSiedaran,Spaßzuhaben.Es ist nur einSpiel.Manchmal gewinnenSie undmanchmal lernenSie– aberSpaß sollte schondabei sein.DiemeistenMenschengewinnennie,weilihreAngstzuverlierengrößerist.DeshalbhabeichdieSchulealssoalbernempfunden, denn dort lernen wir, dass Fehler schlecht sind und dass wir fürunsere Fehler bestraft werden. Dochwennman sich ansieht, wie derMenschlernt,stelltmanfest,dassergeradeausseinenFehlernlernt.Wirlernenlaufen,indem wir hinfallen, und wenn wir nie das Risiko eingegangen wärenhinzufallen, hättenwir nie laufen gelernt.Dasselbe gilt für das Fahrradfahren.Die Narben an meinen Knien sind jetzt noch sichtbar, aber heute kann ichFahrrad fahren, ohne darüber nachdenken zu müssen. Und das gilt auch fürsReichwerden. Leider sind diemeistenMenschen in erster Linie deshalb nichtreich, weil sie fürchterliche Angst vor demVerlieren haben. Gewinner habenkeineAngstvordemVerlieren,nurVerlierer.

MisserfolgesindnunmaleinTeildesErfolgs.Menschen,dieAngstvorMiss‐erfolghaben,verzichtenauchaufdenErfolg.

Ich betrachte Geld ganz ähnlich wie mein Tennisspiel. Ich spiele ernsthaft,macheFehler, korrigiere sie,mache andereFehler, korrigiere diese undwerdebesser.Wenn ichdasSpielverliere, trete ichansNetz, reichemeinemGegnerdieHand,schüttlesie,lächleundsage»BisnächstenSamstag.«

EsgibtzweiArtenvonInvestoren.

1.AmweitestenverbreitetenistderTyp,dereinInvestmentpaketkauft.ErrufteinenHändleran–etwaeineImmobilienfirma,einenBörsenmaklerodereinenFinanzberater–undkauftdannirgendetwas.DaskanneinoffenerInvestmentfonds,einImmobilienfonds,eineAktieodereineAnleihesein.Es

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isteinegute,einfacheundsaubereArtzuinvestieren.Dasistso,wiewennmanineinenComputerladengehtundeinenPCvonderStangekauft.

2.ZumzweitenTypgehörendieInvestoren,dieselberInvestitionenschaffen.DieseInvestorenbaueninderRegelselbsteinGeschäftauf,sowiemancheMenschendieBauteilekaufenundselbstihrenComputerzusammenschrauben.EsistwieeinMaßanzug.IchhabenichtdiegeringsteAhnung,wiemaneinenComputerausEinzelteilenzusammenbaut,aberichweiß,wiemanTeilevonChancenzueinemgroßenGeschäftzusammenfügtoderkennejemanden,derdasweiß.

Gerade dieser zweite Typ des Investors ist höchstwahrscheinlich einprofessioneller Investor. Manchmal kann es Jahre dauern, bis alle Teilebeisammensind,undmanchmalkommensieniezusammen.MeinreicherVaterermuntertemich,einInvestordeszweitenTypszuwerden.Dabeiisteswichtigzu lernen, wie man die Teile zusammenfügt, weil man so riesige Gewinneaufbauen kann. Manchmal lauern dort aber auch riesige Verluste, wenn sichallesgegenSieverschworenhat.

Wenn Sie zum zweiten Typ gehören wollen, müssen Sie drei wichtigeFähigkeitenerwerben:

1.DieFähigkeit,eineGelegenheitzufinden,diealleanderenübersehenhabenSiesehenmitdemVerstandetwas,dasdenanderenmitihrenAugenentgeht.EinFreundkauftebeispielsweiseeinaltes,heruntergekommenesHaus.Essahgruselig aus. Jeder fragte sich, warum er es gekauft hatte. Er wusste aberetwas,dasunsentgangenwar:ZudemHausgehörtenvierweitereunbebauteGrundstücke. Das hatte er von der Hypothekenversicherung erfahren.NachdemerdasHausgekaufthatte,ließeresabreißenundverkauftediefünfGrundstücke an einen Bauunternehmer für das Dreifache. Er verdientefünfundsiebzigtausendDollar fürnurzweiMonateArbeit.Das istnichtvielGeld,aberesübertrifftdenMindestlohnumLängen.UndschwierigisteinesolcheTransaktionauchnicht.

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2.DieFähigkeit,GeldzuvermehrenDer Durchschnittsmensch geht nur zur Bank. Investoren des zweiten Typsmüssen wissen, wie man das Kapital vermehrt, und es gibt vieleMöglichkeiten,dasohneBankzutun.Zunächsthabeichgelernt,HäuserohnedieBankzukaufen.Wiesichherausstellte,warennichtsosehrdieHäuser,als vielmehr das Erlernen der Fähigkeit, Geld aufzutreiben, vonunschätzbaremWert.Viel zu oft höre ich jemanden sagen »DieBank leihtmir keinGeld« oder»Mir fehlt das Geld dafür«.Wenn Sie ein Investor des zweiten Typs seinwollen,müssen Sie lernen,wieman noch nicht vorhandenesGeld aktiviertund vermehrt. Die meisten Menschen lassen zu, dass sie ihr Geldmangeldaranhindert,einGeschäftzumachen.WennSiedieseHürdenehmen,habenSie einen riesigen Vorsprung vor den Menschen, die sich diese Fähigkeitnichtaneignen.SchonsoofthabeicheinHaus,eineAktieodereinMietshausgekauft,ohneeinenCentaufderBankzuhaben.IchhabeeinmaleinenWohnblockfür1,2Millionen Dollar gekauft. Ich tat das, was man knebeln nennt, mit einemschriftlichen Vertrag zwischen Verkäufer und Käufer. Dann habe ich einDepot über hunderttausend Dollar angelegt, das mir neunzig Tage Luftverschafft,umdenRestdesGeldesaufzutreiben.Warumichdasgetanhabe?Einfachdeshalb,weil ichwusste,dassdasHauszweiMillionenDollarwertwar.AmEndemusste ich dasGeld gar nicht auftreiben. Stattdessen zahltemir derjenige, der mir die hunderttausend Dollar gegeben hatte,fünfzigtausenddafür,dassichdiesesGeschäftgefundenhatte,nahmmeinenPlatz ein und der Fall war für mich erledigt. Gesamtarbeitszeit drei Tage.Wieder einmal kommt esmehr darauf an,wasmanweiß, als auf das,wasmankauft.Investierenheißtnichtkaufen.EsistmehreineFragedesWissens.

3.DieFähigkeit,klügereLeutezufindenIntelligente Menschen sind diejenigen, die mit klügeren Menschen, als sieselbstessind,zusammenarbeitenodersieeinstellen.WennSieRatbrauchen,solltenSieIhreBeraterklugauswählen.

Esgibtvielzulernen,docheszahltsichmeistensaus.WennSiediegenanntenFähigkeiten nicht lernen wollen oder es sich nicht zutrauen, rate ich Ihnen

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dringend, ein Investor des ersten Typs zu werden. IhrWissen ist Ihr größterReichtum.IhrgrößtesRisikoist,wasSienichtwissen.

EingewissesRisiko ist immerdabei.Also lernenSiemitRisikenumzugehen,anstattsiezuvermeiden.

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6.KAPITEL–LEKTIONSECHS:ARBEITENSIE,UMZULERNEN,

NICHTFÜRGELD

FürmeinengelehrtenVaterwareinsichererJobdasWichtigste,fürmeinenreichenVaterdasLernen.

1995gabicheinerZeitunginSingapureinInterview.DiejungeReporterinundichsaßeninderLobbyeinesLuxushotels,trankenKaffeeundsprachenüberdenGrundmeinesBesuchsinSingapur.IchsolltezusammenmitZigZiglaraufderBühne stehen. Er sprach über das Thema Motivation und ich über die»Geheimnisse«derReichen.

»Eines Tages möchte ich Bestseller schreiben wie Sie«, sagte sie. Ich hatteeinige ihrerArtikelgelesen,die sie fürdieZeitunggeschriebenhatte,undwarbeeindruckt. Sie hatte einen klaren und verständlichenStil, ihreArtikelwarenfesselndgeschrieben.

»Sie haben einen wunderbaren Stil«, antwortete ich. »Was hindert Sie daran,IhrenTraumzuverwirklichen?«

»MeineArbeit scheint nicht voranzugehen«, sagte sie leise. »Alle sagen, dassmeineGeschichtenausgezeichnetsind,aberespassiertnichts,alsobleibeichbeider Zeitung, so kann ich wenigstens meine Rechnungen zahlen. Haben SieirgendwelcheIdeen?«

»Ja,diehabeich«entgegneteichheiter.»EinermeinerFreundehierinSingapurleitet eine Schule, auf derMenschen lernen, wieman etwas verkauft. Er gibtKursefürvielederwichtigstenFirmenhierinSingapurundichdenke,eswürdeIhrerKarrieresehrguttun,wennSieeinenseinerKursebesuchen.«

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Sieversteiftesich.»Siemeinen,ichsolltelernen,wiemanetwasverkauft?«

Ichnickte.

»DasistdochnichtIhrErnst,oder?«

»Wasistdennsofalschdaran?«Siewarverletztundnunwünschteich,dassichnichts gesagt hätte. In meinem Bemühen zu helfen musste ich nun meinenVorschlag verteidigen. »Ich habe einen Magister in EnglischerLiteraturwissenschaft.Warum sollte ich in die Schule gehen und Verkäuferinlernen? IchbinAkademikerin. Ichbin zurSchulegegangenumeine fachlicheAusbildung zu erhalten und brauche deshalb keine Verkäuferin zu sein. IchhasseVerkäufer,diesinddochnurhinterdemGeldher.SagenSiemiralsobitte,warum ich an einer Verkäuferschulung teilnehmen sollte.« Sie packte ihreAktentascheunddasInterviewwarvorbei.

AufdemBeistelltisch lag einermeiner früherenBestseller. Ichgriff nachdemBuchundnachihrenNotizen.

»SehenSiedas?«,fragteichunddeuteteaufihreNotizen.

SiewarfeinenBlickdarauf.»WasmeinenSie«,fragtesieverwirrt.

Ich deutete noch einmal bewusst auf ihre Aufzeichnungen. Auf ihrem Blockstand geschrieben »Robert Kiyosaki, Bestseller-Autor.« »Da steht Bestseller,nichtBestwriter.«

IhreAugenweitetensich.

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»IchbinkeinbesondersguterAutor,SiesindeinegroßartigeAutorin.Ichhabegelernt,wiemanverkauft.SiehabeneinenMagistergemacht.WennSiedieseFähigkeiten kombinieren, werden Sie eine Bestselling-und Bestwriting-Autorin.«

IhreAugensprühtenvorZorn.»Ichwerdeniemalssotiefsinken,dassichlerne,wieman etwas verkauft. Leutewie Sie sind nicht Berufsschriftsteller. Ich bineineausgebildeteAutorinundSiesindeinVerkäufer.Dasistnichtfair.«

SieverstauteihrerestlichenNotizenundeiltedurchdiegroßenGlastürenhinausindenschwülenMorgenSingapurs.

ImmerhinerschienamnächstenMorgeneinfairer,wohlwollenderArtikel.

DieWelt istvollerkluger, talentierter,gebildeterundbegabterMenschen.WirtreffensiejedenTag,sindständigvonihnenumgeben.

VoreinpaarTagenhatte ichSchwierigkeitenmitmeinemWagen. Ichbrachteihn zur Werkstatt und der junge Mechaniker hatte das Problem innerhalbwenigerMinuten behoben. Er erkannte den Fehler amKlang desMotors. Ichwarverblüfft.Die traurigeWahrheit ist jedoch,dassgroßesTalentalleinnichtgenügt.

Ichbinimmerwiederentsetzt,wennichmitbekomme,wiewenigdietalentiertenMenschenverdienen.IchhabevoreinpaarTagengehört,dasswenigeralsfünfProzentallerAmerikanermehralshunderttausendDollarjährlichverdienen.Ichkenne brillante, gut ausgebildete Menschen, die weniger als zwanzigtausendDollar im Jahr verdienen. Ein Unternehmensberater, der sich auf dieMedizinbranche spezialisiert hat, erzähltemir, wie vieleÄrzte, Zahnärzte undChiropraktiker finanziell zu kämpfen haben. Bis dahin dachte ich, dass dieDollars nach dem Universitätsabschluss nur so hereinströmen würden. Von

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diesemUnternehmensberaterstammtauchderSatz»SiesindeineFähigkeitweitwegvomgroßenReichtum«.

Damit möchte er sagen, dass die meisten Menschen nur noch eine einzigeFähigkeit erlernenundbeherrschenmüssten,damit ihrEinkommenauf einmalanfängt exponentiell in dieHöhe zu schnellen. Ich habe bereits erwähnt, dassfinanzielle Intelligenz eine Synergie aus Rechnungswesen, Investitions-,Marketingwissen und Kenntnissen im Rechtswesen ist. Wenn man diese vierFähigkeitenmiteinanderverbindet,istesvielleichter,alsmanglaubt,mitGeldGeldzuverdienen.DochwennesumsGeldgeht,kennendiemeistenMenschennureines:harteArbeit.

Die junge Journalistin ist das klassische Beispiel für das ZusammenspielbestimmterFähigkeiten.Wennsiegewissenhaftlernenwürde,wiemanverkauftund Marketing betreibt, würde sich ihr Einkommen dramatisch erhöhen. Ichwürde an ihrer Stelle nicht nur Verkaufsseminare, sondern auch Kurse fürWerbetexter besuchen. Ich würde nicht bei der Zeitung arbeiten, sondernmireine Stelle bei einer Werbeagentur suchen. Selbst wenn sie Abstriche beimGehalt hinnehmen müsste, würde sie lernen in Spots, wie sie in einererfolgreichenWerbung üblich sind, zu kommunizieren. Sie würde etwas überÖffentlichkeitsarbeitlernen,waseinsehrwichtigerAspektist.SiewürdelernenMillioneninderfreienWerbungzumachen.DannkönntesieabendsundandenWochenendenihrengroßenRomanschreiben.Undwennerfertigwäre,könntesie ihrBuchviel besser andenMannbringen.Vielleichtwäre sie dann schonbaldeine»Bestseller-Autorin«.

Als ichmeinerstesBuch,WennSie reichundglücklichwerdenwollen,gehenSie nicht zur Schule vorstellte, schlug einVerleger vor, ich solle den Titel in»Die Ökonomie der Ausbildung« ändern. Ich sagte ihm, dass ich mit einemsolchenTitelgenauzweiBücherverkaufenwürde.EinesanmeineFamilieundeines an meinen besten Freund. Wir hatten uns für den provokanten Titelentschieden,weilwirwussten,dasserfürjedeMengeAufsehensorgenwürde.

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IchbineingroßerBefürworterderBildungundglaubeandieMöglichkeitderWeiterentwicklungjederUnterrichtsform.Warumsollteichsonstweiterhinaufeine Reform unseres veralteten Ausbildungssystems drängen? Deshalb wählteicheinenTitel,dermirschlichtmehrEinladungenzuTV-undRadiosendungenbringenwürde.VieleLeutehieltenmichfüreinenSpinner,aberdasBuchfandreißendenAbsatz.

»VonvielenDingeneinwenigverstehen«,daswardieDevisemeinesreichenVaters.

Als ich 1969meinenAbschluss bei derUS-Handelsmarinemachte, warmeingelehrter Vater glücklich. Standard Oil of California hatte mich für seineTankerflotte angeheuert. Ich war dritter Maat und die Bezahlung war imVergleich zu meinen Kommilitonen eher niedrig, aber es war für die ersterichtigeAnstellungnachdemCollege inOrdnung.MeinAnfangsgehaltbetrugetwa zweiundvierzigtausendDollar im Jahr, mit Überstunden, und ichmusstenursiebenMonatearbeiten.IchhattefünfMonateUrlaub.Ichhättestattdessenbei einem Tochterunternehmen der Reederei für die Fahrt nach Vietnamanheuern und meine Bezahlung leicht verdoppeln können, wenn ich gewollthätte.

EinegroßartigeKarrierelagvormir,unddochkündigteichnachsechsMonatenundging zurMarine, umdasFliegen zu lernen.MeingelehrterVaterwar amBodenzerstört.MeinreicherVatergratuliertemir.

InderSchuleundimBerufslebenistdieIdeederSpezialisierungweitverbreitet.Das heißt, man muss sich spezialisieren, um mehr Geld zu verdienen oderbefördert zu werden. Deshalb machen sich Ärzte sofort auf die Suche nacheinemSpezialgebietwieOrthopädieoderKinderheilkunde.DasGleichegiltfürSteuerberater,Architekten,Anwälte,Pilotenundandere.

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MeingelehrterVaterhieltebenfallsandiesemDogmafestundwaraußersichvorFreude, als er endlich seinenDoktortitel hatte.Er räumte oft ein, dass dieSchulenjeneMenschenbelohnten,dieimmermehrüberimmerwenigerlernen.

MeinreicherVaterermutigtemichgenaudasGegenteilzutun:»DeinZielmusses sein, von vielen Dingen ein wenig zu verstehen.« Deshalb arbeitete ichjahrelang in den unterschiedlichenAbteilungen seinerUnternehmen.EineZeitlangarbeiteteichinderBuchhaltung.ObwohlichwahrscheinlichnieBuchhalterwerden würde, wollte er, dass ich etwas von Rechnungswesen verstand. Erwusste,dassichdenFachjargonaufschnappenundeinGefühldafürentwickelnwürde,waswichtigwarundwasnicht.IchhabeauchalsBusfahrerundaufdemBau gearbeitet, imVertrieb, imEinkauf und imMarketing. Er bereiteteMikeundmich systematisch auf dasUnternehmertumvor.Deshalb bestand er auchdarauf,dasswirbeidenTreffenmitseinenBankern,Anwälten,SteuerberaternundBörsenmaklern dabeiwaren. Erwollte, dasswir über alleAspekte seinesImperiumseinwenigBescheidwissen.

Als ichmeinengutbezahlten JobbeiStandardOil kündigte, nahmmichmeingelehrterVaterzurSeite.Erwarbestürzt.Erkonntenichtverstehen,weshalbichauf eine Anstellung mit guter Bezahlung, großzügigen Sozialleistungen, vielFreizeit und guten Aufstiegschancen verzichtete. Als er mich eines Abendsfragte,warumichgekündigthatte,konnteichesihmnichtverständlichmachen.So sehr ich es auch versuchte,meineLogik passte nicht zu seinerLogik.DasProblemwar,dassmeineLogikdiemeinesreichenVaterswar.

Für meinen gelehrten Vater war ein sicherer Job das Wichtigste, für meinenreichenVaterdasLernen.

Mein gelehrter Vater dachte, dass ich mich im Studium zum Schiffsoffizierausbilden ließ. Mein reicher Vater wusste, dass ich mich mit internationalemHandel beschäftigte.Deshalb übernahm ich als Student Frachttouren und fuhraufgroßenFrachtern,ÖltankernundPassagierschiffennachFernostundinden

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Südpazifik.Mein reicherVater legteWert darauf, dass ich imPazifik bleibensollte, anstatt Schiffe nach Europa zu übernehmen, weil er wusste, dass dieaufstrebendenNationensichinAsienundnichtinEuropabefanden.

Während die meisten meiner Kommilitonen – einschließlich Mike – in ihrenVerbindungshäusernPartysfeierten,studierteichallesüberHandel,Menschen,Geschäftsstile undKulturen in Japan, Taiwan, Thailand, Singapur,Hongkong,Vietnam,Korea,Tahiti,aufSamoaunddenPhilippinen.IchfeierteauchPartys,abernichtinirgendwelchenVerbindungshäusern.Ichwurdeschnellerwachsen.

Mein gelehrter Vater konnte einfach nicht verstehen, warum ich beschlossenhattezukündigenundzurMarinezugehen.Ichsagteihm,dassichdasFliegenlernen wolle, aber in Wirklichkeit wollte ich Truppenführung lernen. Meinreicher Vater erklärte mir, dass Menschenführung das Schwierigste bei derLeitung eines Unternehmens ist. Er hatte drei Jahre in der Armee verbracht.MeingelehrterVaterwarvomWehrdienstbefreitgewesen.MeinreicherVaterbrachte mir bei, wie wichtig es war, zu lernen, Menschen in gefährlichenSituationen zu führen. »Als Nächstes musst du lernen, wie man Menschenführt«, sagte er. »Wenn du kein guter Anführer bist, wirst du hinterrücksabgeschossen,genauwieimGeschäftsleben.«

Als ich 1973 ausVietnam zurückkehrte, gab ichmeinOffizierspatent zurück,obwohl ich sehr gerne flog, und heuerte bei Xerox an. Ich ging aus einemeinzigen Grund dort hin, nicht wegen irgendwelcher Sachleistungen, sondern,um verkaufen zu lernen. Ich war nämlich sehr schüchtern und der Gedanke,etwasverkaufenzumüssen,machtemirmehrAngstalsallesandere.Xeroxhattezu diesem Zeitpunkt eines der besten Schulungsprogramme für Verkäufer inganz Amerika. Mein reicher Vater war stolz auf mich. Mein gelehrter Vaterschämte sich.Als Intellektueller sah er aufVerkäufer herab. Ich arbeitete vierJahre lang bei Xerox, bis ich meine Angst überwunden hatte, an Türen zuklopfenundmitAblehnungkonfrontiertzuwerden.Als ichregelmäßigzudenfünf bestenVerkäufern gehörte, kündigte ich und ließ eineweitere großartigeKarrierebeieinemhervorragendenUnternehmenhintermir.

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JobisteinAkronymfür»JustOverBroke«,»kurzvorderPleite«.

Stattdessen gründete ich 1977mein erstes eigenesUnternehmen.Mein reicherVater hatteMike undmich auf dieÜbernahme vonUnternehmen vorbereitet.Deshalb musste ich nun lernen, wie man Unternehmen aufbaute undzusammenschloss. Mein erstes Produkt, der Nylongeldbeutel mitKlettverschluss,wurdeinFernostproduziertundperSchiffzueinemLagerhausinNewYork inderNähemeiner früherenSchulegeliefert.DeroffizielleTeilmeinerAusbildungwarabgeschlossenundnunwaresanderZeitzulernen,aufeigenen Beinen zu stehen. Wenn ich versagte, würde ich pleitegehen. MeinreicherVaterhielt es fürdasBeste,nochvordemdreißigstenLebensjahr einePleitezuerleben.»DannhastdunochZeit,dichwiederaufzurappeln«,warseinRat. Am Vorabend meines dreißigsten Geburtstags verließ meine ersteSchiffsladungKoreainRichtungNewYork.

NochheutemacheichinternationaleGeschäfte.UndwiemeinreicherVatermirgeraten hatte, behalte ich die aufstrebendenNationen imAuge.Heute arbeitetmeineInvestmentgesellschaftinSüdamerika,Asien,NorwegenundRussland.

Es gibt ein altes Klischee, das besagt »›Job‹ ist ein Akronym für ›Just OverBroke‹«, zu Deutsch »kurz vor der Pleite«. Und leider trifft diese Redensartmeiner Ansicht nach auf Millionen Menschen zu. Weil das Schulsystemfinanzielle Intelligenz nicht als unterrichtswürdig ansieht, leben die meistenArbeitnehmer»imRahmenihrerVerhältnisse«,dasheißt,dasssiearbeitenundSteuernzahlen.

Eine andere grässlicheManagementtheorie lautet »Arbeiter arbeiten gerade soviel,dasssienichtentlassenwerdenundUnternehmerzahlengeradesoviel,dassdieArbeiter nicht kündigen.«Wennman sich dieGehaltsstruktur dermeisten

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Unternehmen ansieht, gebe ich zu, dass in dieser Behauptung ein großesKörnchenWahrheitsteckt.

DasEndevomLiedist,dassesdiemeistenArbeitnehmerniezuetwasbringen.Sie tun, was ihnen beigebracht wurde: »Such dir einen sicheren Job.« Diemeisten Arbeiter arbeiten in erster Linie für ein Gehalt und für freiwilligeArbeitgeberleistungen, was sich zwar kurzfristig lohnen mag, aber auf langeSichtoftkatastrophaleFolgenhat.

Ich empfehle stattdessen jungenMenschen, einenArbeitsplatz eher unter demAspekt auszuwählen, was sie dort lernen, anstatt danach, wie viel sie dabeiverdienen können. Ich rate ihnen, sich zu überlegen, welche Fähigkeiten sieerlernen wollen, ehe sie sich für einen bestimmten Beruf entscheiden und imHamsterradlanden.

SobaldeinMenscheinmalinderlebenslänglichenNotwendigkeitgefangenist,Rechnungen zu zahlen, ähnelt er diesen Hamstern, die sich in ihren kleinenMetalllaufrädern abstrampeln. Ihre winzigen Füße bewegen sich hektisch unddasRaddrehtsichschnell,aberamnächstenMorgensitzensieimmernochimselbenKäfig.EintollerJob…

ImFilmJerryMaguire – Spiel desLebensmitTomCruise gibt es viele tolleSprüche. Unvergesslich bleibt wohl dieser hier: »Zeig mir das Geld« in dersynchronisiertendeutschenFassung,imOriginal:»Showmethemoney«.Aberes gibt einen anderen Satz, der meiner Meinung nach absolut der Wahrheitentspricht.ErfälltinderSzene,inderMaguiredieFirmaverlässt.Eristgeradeentlassen worden und er fragt die ganze Belegschaft »Wer kommt mit mir?«Undallesitzennurstillundstummda.LediglicheineFraumeldetsichundsagt»Ichwürdegerne,aberichwerdeindreiMonatenbefördert.«

Diese Aussage kommt dem wahren Leben am nächsten. Es ist genau die

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Ausflucht,diedieMenschenverwenden,umbeiderArbeitauszuhalten,damitsieRechnungenzahlenkönnen. Ichweiß,dass sichmeingelehrterVater jedesJahr auf seine Gehaltserhöhung freute und jedes Mal wieder enttäuscht war.Dann machte er eine Fortbildung, um Zusatzqualifikationen zu erwerben undnocheineweitereGehaltserhöhungzubekommen,aberauchdasendeteineinerEnttäuschung.

IchstelledenMenschenoftdieFrage»WasbringtIhnendieBeschäftigung,derSieTagfürTagnachgehen?«WiebeidemkleinenHamsterfrageichmich,obdie Menschen überhaupt darüber nachdenken, wohin sie ihre fleißige Arbeitführt.WashältdieZukunftfürsiebereit?

InseinemBuchTheRetirementMyth(DerRuhestandsmythos)schreibtCraigS.Karpel: »Ich besuchte die Zentrale einer großen landesweitenRentenberatungsfirmaundsprachmiteinerHauptgeschäftsführerin,diesichaufdie Gestaltung lohnender Altersvorsorgepläne für Spitzenmanager spezialisierthatte.Als ich sie fragte,welcheRenteMenschen ohneChefbüros zu erwartenhätten,sagtesiemiteinementwaffnendenLächeln»DiesilberneKugel.«

»WasmeinenSiedamit?«,fragteich.

SiezucktemitdenAchseln.»WenndieBabyboomerdahinterkommen,dassesspäternichteinmalzumLebenreicht,könnensiesichimmernocheineKugelindenKopfjagen.«

Anschließend erklärt Karpel den Unterschied zwischen der bisherigenAltersversorgung mit einer festen Auszahlungssumme und den neuen undriskanteren401kPlänen.DenmeistenMenschen,dieheutearbeiten,bietetsichkeinschönesBild.UndhiergehteslediglichumdiefinanzielleVersorgungimAlter. Nimmt man noch die Kosten für die medizinische Betreuung und dieLangzeitpflegehinzu,werdendieAussichtenbeängstigend.

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Schon heute müssen viele Krankenhäuser in Ländern mit staatlicherKrankenversorgung Entscheidungen darüber fällen, wer leben darf und wernicht. Und sie werden einzig und allein danach getroffen, wie viel GeldvorhandenistundwiealtdiePatientensind.IstderPatientalt,bekommtofteinjüngererdiemedizinischeVersorgung.Dieälteren,armenPatienten landenamEnde derWarteliste. Sowie sich dieReichen eine bessereAusbildung leistenkönnen,werden sie sich auch länger amLeben halten können als diewenigerWohlhabenden.

Deshalbfrageichmich,obdieArbeiterauchindieZukunftschauenodernurbiszumnächstenGehalt,ohnesichdabeijezufragen,wohindieReisegeht.

WennichzuMenschenspreche,diemehrGeldverdienenwollen,empfehleichimmer dasselbe: Ihr Leben langfristig zu planen. Statt einfach für Geld undSicherheitzuarbeiten,waszugegebenermaßenwichtigist,schlageichihnenvor,sicheinenNebenjobzusuchen,beidemsieweitereFähigkeitenerlernen.Wennsie lernenwollen, wieman etwas verkauft, empfehle ichNetworkMarketing,das oft auch als Multilevel Marketing bezeichnet wird. Einige dieserUnternehmen haben ausgezeichnete Schulungsprogramme, die den Menschenhelfen, ihre Angst vor Fehlschlägen und Zurückweisung zu überwinden, dieHauptursachefürErfolglosigkeit.AuflangeSichtgesehenistBildungwertvolleralsGeld.

WennichdiesenVorschlagmache,bekommeichalsAntworthäufigzuhören:»Ach,das ist zuumständlich«oder»Ichmöchtenur etwasmachen,wasmichauchinteressiert.«

BeierstererAussagefrageichzurück»SiewollenalsolieberihrganzesLebenarbeiten und die Hälfte Ihres Einkommens dem Staat überlassen?« Bei derzweitenkontere ich»Es interessiertmichnichtbesonders, insFitnessstudiozugehen, aber ich gehe trotzdem, weil ich mich besser fühlen und länger lebenwill.«

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Leider ist andemaltenSprichwort »Mankann einemaltenHundkeineneuenKunststücke beibringen« etwas Wahres dran. Wenn jemand nicht anVeränderungengewöhntist,tutersichschwerdamit.

Aberfürdiejenigen,diebereitsind,zuarbeiten,umetwasNeueszulernen,habeich etwas sehr Ermutigendes: Das Leben hat große Ähnlichkeit mit demTraining imFitnessstudio.Amschwierigsten istes,den innerenSchweinehundzuüberwindenundsichaufzuraffen.WennSiedaserstmalgeschaffthaben,istallesandereganzeinfach.

Es gibtTage, an denen ich nur ungern insFitnessstudio gehe, aber sobald ichdortbinundmichbewege,machtesdochSpaß.WenndasTrainingvorbei ist,binichimmerfroh,dassichmichüberwundenhabeundhingegangenbin.WennSie nicht arbeiten wollen, um etwas Neues zu lernen und stattdessen daraufbeharren, sich beruflich sehr stark zu spezialisieren, sollten Sie darauf achten,dass das Unternehmen, in dem Sie arbeiten, einen Betriebsrat hat. DieGewerkschaftensinddazuda,Spezialistenzuschützen.

Nachdem mein gelehrter Vater beim Gouverneur in Ungnade gefallen war,wurdeerVorsitzenderderLehrergewerkschaftaufHawaii.Ererzähltemir,dassdasdieschwierigsteArbeitwar,dieer jemalsgehabthabe.MeinreicherVaterdagegen bemühte sich sein ganzes Leben lang, seine Unternehmen vor einergewerkschaftlichen Organisation zu bewahren. Und er schaffte das sogar.Obwohl ihm die Gewerkschaften auf den Pelz rückten, gelang es ihm immerwieder,sieabzuwehren.IchpersönlichergreifehierkeinePartei,weilichweiß,dasswirbeideSeitenbrauchenunddieVorteilefürbeideSeitensehe.

WennSiedemRat derSchule folgenund sich stark spezialisieren, solltenSiesich in den Schutz derGewerkschaft begeben.Hätte ich beispielsweisemeinePilotenkarriere fortgesetzt, hätte ich mir ein Unternehmen mit einer starkenPilotengewerkschaft gesucht. Warum? Weil mein Leben dann daraufausgerichtetgewesenwäre,eineFähigkeitzuerwerben,dienurineinereinzigen

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BrancheWertgehabthätte.WürdemanmichausdiesemBerufherausdrängen,wären meine Fähigkeiten für einen anderen Beruf kaum nützlich. Einabgeschobener, ältererPilotmit hunderttausendFlugstunden auf einemgroßenFlugzeug und einem Verdienst von Hundertfünfzigtausend Dollar würde esschwer haben eine ähnlich gut bezahlte Stelle als Lehrer zu finden. SeinegesammelteErfahrung lässt sichnichtnotwendigerweisevoneinemBereich ineinen anderen übertragen, weil die Kenntnisse, für die die Piloten in derLuftfahrtindustrie bezahlt werden, beispielsweise im Schulsystem nicht sowichtigsind.

Dasselbe gilt heutzutage sogar für Ärzte. Aufgrund all der Neuerungen immedizinischenBereichmüssensichvielespezialisierteÄrzteOrganisationenwieder Human Medicine Organisation HMO (Organisation für Humanmedizin)anschließen.LehrermüssenaufjedenFallGewerkschaftsmitgliedersein.DerzeitistdieLehrergewerkschaft,dieNationalEducationAssociationNEA,diegrößteundreichsteGewerkschaftinAmerikaüberhaupt.UndsiehateinenungeheurenpolitischenEinfluss.LehrerbenötigendenSchutzihrerGewerkschaft,weilihreFähigkeiten ebenfalls von begrenztem Wert für die Branchen außerhalb desErziehungswesens sind. Somit haben wir die Faustregel »Wenn hochspezialisiert–danngewerkschaftlichorganisiert.«DasisteineklugeLösung.

Wenn ichmeine Kursteilnehmer frage, wer von ihnen bessere Hamburger alsMcDonald’smacht,hebenjedesMalfastalledieHand.Dannfrageich»Wennalso die meisten von Ihnen bessere Hamburger machen, wieso verdientMcDonald’sdannmehralsSie?«

Die Antwort ist offensichtlich: McDonald’s hat ein hervorragendesGeschäftssystem. So viele talentierteMenschen sind arm,weil sie sich daraufkonzentrieren, immer bessereHamburger zumachen, aber nurwenig oder garnichtsüberGeschäftssystemewissen.

EinermeinerFreundeaufHawaii ist eingroßartigerKünstlerundverdientmit

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seinerKunstziemlichvielGeld.EinesTagesriefihnderAnwaltseinerMutteran,umihmmitzuteilen,dasssieihmfünfunddreißigtausendDollarhinterlassenhatte. Das war von ihrem ganzen Vermögen übrig geblieben, nachdem derAnwaltundderStaatihrenTeilgenommenhatten.SofortsahmeinFreunddarineine Chance, sein Geschäft zu vergrößern, indem er einen Teil des Geldes inWerbunginvestierte.ZweiMonatespätererschiendieersteganzseitigeAnzeigein einer teuren Zeitschrift, die als Zielgruppe in erster Linie die Superreichenhatte. Die Anzeige lief drei Monate lang und sie brachte ihm keine einzigeAnfrage, aber seine ganze Erbschaft war dahin. Jetzt will er die ZeitschriftwegenfalscherAngabenverklagen.

DiesisteingutesBeispielvonjemandem,dereinenwunderschönenHamburgermacht, aber wenig vom Geschäft versteht. Als ich ihn fragte, was er darausgelernthat,antworteteernur:»AnzeigenverkäufersindGauner.«Ichfragteihn,oberbereitwäre,eineVerkaufsschulungundeinenKursinDirektmarketingzubesuchenundbekamzurAntwort:»IchhabewederdieZeitdafürnochmöchtemeinGeldzumFensterhinauswerfen.«

DieWeltistvollerhochbegabter,aberarmerMenschen.Dasssiearmsindoderfinanziellzukämpfenhaben, liegtnur indenseltenstenFällenanmangelndemKönnen, sondern fast immer an mangelndem Wissen. Sie konzentrieren sicheher darauf, ihre Hamburger zu verbessern, statt den Verkauf und dieAuslieferung ihresProduktes zu perfektionieren.VielleichtmachtMcDonald’snichtdiebestenHamburger,abersiesinddieBestendarin,wennesdarumgeht,einendurchschnittlichenBurgerherzustellenundzuverkaufen.

MeinarmerVaterwollte,dass ichmichspezialisiere.DaswarseinerMeinungnachdieeinzigeMöglichkeit,meinenVerdienstzuerhöhen.Selbstnachdemihmder Gouverneur von Hawaii mitgeteilt hatte, dass er nicht länger beimBundesstaat arbeiten könne, fuhr mein gelehrter Vater fort, mich zurSpezialisierung zu ermutigen. Nach seiner Entlassung verschrieb er sich derLehrergewerkschaft und kämpfte für weitergehenden Schutz und zusätzlicheArbeitgeberleistungen für diese hoch qualifizierten und gebildeten Menschen.

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Wir stritten oft, aber ichwusste, dass ermeineMeinung nicht teilte, dass dieÜberspezialisierungdenBedarfnachgewerkschaftlichemSchutzerstnotwendiggemachthatte.Erverstandnie,dassman,jestärkerdieSpezialisierungist,umsomehrinihrgefangenundvonihrabhängigist.

Mein reicher Vater riet Mike und mir, uns gut auf das Unternehmerdaseinvorzubereiten. Das tun auch viele Unternehmen. Sie suchen einen jungen,aufgeweckten Absolventen der Betriebswirtschaftslehre und bereiten ihnallmählich darauf vor, eines Tages die Leitung des Unternehmens zuübernehmen. Diese klugen jungen Arbeitnehmer spezialisieren sich nicht aufeinenBereich,siedurchlaufenalleAbteilungen,umalleAspektedesGeschäftskennenzulernen.DieReichenbereiten ihreKinder oder dieKinder anderer oftebenso vor. Auf diese Weise erhält der Nachwuchs ein umfassendes Wissendarüber, wie das Geschäft funktioniert und wie die einzelnen AbteilungenzueinanderinBeziehungstehen.

Für dieWeltkriegsgeneration galt es als schlecht, häufig dasUnternehmen zuwechseln.Heutegiltesalsklug.WennArbeitnehmerehervonUnternehmenzuUnternehmenwechseln, anstatt sich stärker zu spezialisieren, könnten sie sichauch gleich vermehrt darum bemühen, dabei mehr zu lernen, anstatt mehr zuverdienen. Kurzfristig betrachtet mag es zutreffen, dass sie bei dieserVorgehensweisewenigerverdienen,aberauflangeSichtwirdessichauszahlen.

DiewichtigstenManagementfertigkeitenfürdenErfolgsind:

1.ManagementdesCashflows

2.ManagementderSysteme,einschließlichdereigenenPersonundderZeitmitderFamilie

3.Menschenführung

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Die wichtigsten speziellen Fähigkeiten sind Vertrieb und Marketing. DieFähigkeit zu verkaufen, alsomit einemanderenMenschen zu kommunizieren,sei es ein Kunde, ein Angestellter, ein Vorgesetzter, ein Ehepartner oder einKind, istdieGrundlagedespersönlichenErfolgs.EssinddiekommunikativenFähigkeiten,wie schreiben, sprechen und verhandeln, die entscheidend für einerfolgreiches Leben sind. Diese Fähigkeiten trainiere ich ständig, indem ichKursebesucheoderMaterialienzurWeiterbildungerwerbe,ummeinWissenzuerweitern.

Wie bereits erwähnt, musste mein gelehrter Vater immer mehr arbeiten, jekompetenter er wurde. Mit zunehmender Spezialisierung saß er auch immertiefer in der Falle. Zwar stieg sein Gehalt, doch wurden seineAuswahlmöglichkeiten dafür immer weiter eingeschränkt. Als seine KarrierebeimStaatabruptbeendetwurde,erkannteer,wieverwundbarerinberuflicherHinsichtwar.EswarwiebeiProfisportlern,diesichplötzlichverletzenoderzualtfürihrenSportgewordensind.DerhochbezahlteJobistwegundsiehabennurbegrenzteMöglichkeitenzurückzukommen.Ichglaube,daswarderGrund,warummeingelehrterVatersichdanachsosehrgewerkschaftlichengagierte.Erhatteerkannt,wievielihmeineGewerkschaftgenützthätte.

Mein reicher Vater ermutigteMike und mich, wenig über viel zu wissen. Erermutigte uns, mit Menschen zusammenzuarbeiten, die klüger waren als wir,undTeamsausklugenMenschenzusammenzustellen.

Heutzutage würde man das als Synergie von Fachbereichen bezeichnen. JetzttreffeichehemaligeLehrer,diejährlichHunderttausendevonDollarsverdienen,und zwar, weil sie sowohl über besondere Fähigkeiten auf ihrenGebieten alsauch über Zusatzqualifikationen verfügen. Sie können sowohl unterrichten alsauchverkaufenundsichvermarkten. Ichwüsstenichts,daswichtigerwärealsVerkauf und Marketing. Aufgrund ihrer Angst vor Zurückweisung haben diemeistenMenschen zunächst ein Problemmit diesen Fähigkeiten. Je besser siekommunizieren und verhandeln können und je besser sie mit ihrer Angst vorZurückweisung umgehen können, desto leichterwird ihr Leben.DenRat, den

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ich jener Journalistingab,dieBestseller-Autorinwerdenwollte,gebe ichauchallenanderen.

DieSpezialisierungaufeinbestimmtesGebiethatihreStärkenundSchwächen.Einigemeiner Freunde sindGenies, können jedoch nicht effektivmit anderenkommunizieren und verdienen demzufolge bemitleidenswert wenig. Ich rateihnen,einganzesJahrzuinvestieren,umdasVerkaufenzulernen.Auchwennsie erst einmal nichts verdienen, wird sich ihre Kommunikationsfähigkeitverbessern,unddasistunbezahlbar.

AbermansolltenichtnureinguterVerkäufersein,sonderndarüberhinausauchein guter Lehrerund ein guter Schüler.Umwirklich reich zu sein,mussmangenauso in der Lage sein zu lehren, wie zu lernen. Bei finanziellen undberuflichenSchwierigkeitenbestehthäufigeinDefizitbeimGebenundNehmen.IchkennevieleMenschen,diearmsind,weilsiewederguteSchülernochguteLehrersind.

MeinebeidenVäterwarenbeidegroßzügigeMänner.Beidehatten es sich zurGewohnheitgemachtzugeben.DasLehrenwarfürsieeineihrerMöglichkeiten,zu geben. Je mehr sie gaben, desto mehr bekamen sie. Ein deutlicherUnterschied bestand im Geben von Geld. Mein reicher Vater verschenktereichlichGeld.ErspendeteesseinerKirche,wohltätigenZweckenundanseineStiftung.Erwusste,dassman,umGeldzubekommen,auchGeldgebenmuss.Geldzugeben istdasGeheimnisdermeistengroßen, reichenFamilien.HierinliegtdieBasisfürEinrichtungenwiederRockefeller-oderderFord-Foundation.DieseOrganisationen sind sowohl dazu da, ihrenReichtum zu vermehren, alsauch,ihnimmerwiederweiterzugeben.

MeingelehrterVatersagteimmer,»WennichetwasGeldübrighabe,spendeiches.«DasProblemwar,dassnieetwasübrigblieb.Soarbeiteteerimmerhärter,umimmermehrGeldzuverdienen,anstattsichaufdaswichtigsteGeldgesetzzukonzentrieren: »Gebet, so wird euch gegeben.« Stattdessen glaubte er

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»Empfanget,sokönntihrgeben.«

Abschließendkannichsagen,dassichgenausobinwiemeinebeidenVäter.EinTeil von mir ist ein überzeugter Kapitalist, der das Spiel, mit Geld Geld zumachen, liebt.DerandereTeil isteingesellschaftlichverantwortungsbewussterLehrer,demdie immergrößerwerdendeKluftzwischenArmundReichgroßeSorgebereitet.IchpersönlichmacheinersterLiniedasveralteteBildungssystemdafürverantwortlich.

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7.KAPITEL–HINDERNISSEÜBERWINDEN

DerHauptunterschiedzwischeneinemReichenundeinemArmenliegtdarin,wiesiemitihrerAngstumgehen.

Auch für Menschen, die sich weitergebildet und ein solides Finanzwissenangeeignet haben, gibt es auf demWeg zur finanziellenUnabhängigkeit nocheinigeHindernissezuüberwinden.EsgibtimWesentlichenfünfGründe,warumesauchfinanziellgebildetenMenschenoftnichtgelingt, ihreVermögensspaltesozufüllen,dasssieeinenstarkenCashflowproduziert,deresihnenermöglicht,dasLebenzuführen,vondemsieträumen,anstattdieganzeZeitzuarbeitenundRechnungenzubezahlen.

DieseGründesind:

1.Angst

2.Zynismus

3.Faulheit

4.SchlechteGewohnheiten

5.Arroganz

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ÜberwindenSieIhreAngst

Ich habe noch nie jemanden kennengelernt, der wirklich gerne Geld verliert.UndinalldenJahrenistmirnochnieeinreicherMenschbegegnet,dernochnieGeld verloren hat.Aber ich habe viele armeMenschen getroffen, die niemalsauchnurzehnCentverlorenhaben…zumindestnichtbeiInvestitionen.

DieAngstvordemfinanziellenVerlustisteineUrangst.Jederhatsie,sogardieReichen.AbernichtdieAngstistdasProblem,sondernwiemanmitderAngstundmitVerlustenumgeht.DieArtundWeise,wieeinMenschmitMisserfolgenumgeht,machtdenUnterschiedimLebenaus.DiesgiltfüralleLebensbereiche,nichtnurfürGeld.DergrundlegendeUnterschiedzwischeneinemreichenundeinemarmenMenschenliegtdarin,wiebeidemitihrerAngstumgehen.

Angstzuhabenistganznormal.EsistinOrdnung,infinanziellenDingenfeigezusein.Siekönnentrotzdemreichwerden.WirallesindmanchmalHeldenundmanchmal Feiglinge. Die Frau eines Freundes ist Krankenschwester in derNotaufnahme, wenn sie Blut sieht, tritt sie in Aktion. Wenn ich über dasInvestieren rede, läuft sie davon.Wenn ich dagegenBlut sehe, laufe ich nichtweg,ichwerdeohnmächtig.

Mein reicher Vater verstand die Ängste ums Geld. »Einige Menschen habenschreckliche Angst vor Schlangen, andere haben große Angst davor, Geld zuverlieren.InbeidenFällenhabenwiresmiteinerPhobiezutun«,sageer.SeineLösungfürdenUmgangmitderAngstvorfinanziellenVerlustendrückteerindiesemkleinen Spruch aus »Hast duRisiko undSorgen – fang früh an,wart´nichtaufmorgen.«

AusdiesemGrundempfehlenBanken,sichdasSparenbereitsinjungenJahrenanzugewöhnen. Wenn man früh anfängt, ist es leicht reich zu werden. Ichmöchte hier nicht in die Details gehen, aber es macht viel aus, ob man mit

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zwanzigJahrenmitdemSparenbeginntodererstmitdreißigJahren.EsisteinunglaublichgroßerUnterschied.Mansagt,einesderWunderdieserWeltseidieMachtdesZinseszinses.DerKaufderInselManhattangiltalseinesdergrößtenSchnäppchen aller Zeiten. New York wechselte für vierundzwanzig Dollar inForm von Perlen und billigem Schmuck den Besitzer. Hätte man aber dievierundzwanzigDollarzuachtProzentjährlichangelegt,wärendarausbis1995mehr als achtundzwanzig TrillionenDollar geworden.Man könnteManhattandamitzurückkaufenundeswürdenochGeldübrigbleiben,umeinenGroßteilvon Los Angeles zu kaufen, besonders wenn man die Immobilienpreise von1995zugrundelegenwürde.

Mein Nachbar arbeitet seit einem Vierteljahrhundert für eine größereComputerfirma. In fünf Jahren wird er das Unternehmen mit einer privatenAltersvorsorge in Höhe von vier Millionen Dollar verlassen. Das Geld isthauptsächlich in offenen Investmentfonds mit hoher Wachstumsrate angelegt,die er dann in Anleihen und Staatsanleihen umwandeln möchte. Er wird erstfünfundfünfzig sein, wenn er aufhört, und über ein passives Einkommen vonmehr als dreihunderttausend Dollar jährlich verfügen. Das ist mehr als seinheutigesGehalt.Esistalsomachbar,auchwennmanVerlusteundRisikenhasst.AberSiemüssenfrühbeginnen,aufjedenFalleinenPensionsplanaufstellenundsicheinenFinanzberaternehmen,demSievertrauenundderSieberät,bevorSieinvestieren.

Aberwas ist,wennSienurnochwenigZeithabenoder sich schon früher zurRuhesetzenwollen?WiegehenSiedannmitderAngstvorGeldverlustenum?

MeinarmerVater tatnichts, ergingdiesenDingeneinfachausdemWegundweigerte sich,darüberzu reden.Mein reicherVaterempfahlmirdagegen,wieeinTexanerzudenken.

»IchmagTexasunddieTexaner«, sagte er immer. »InTexas ist allesgrößer,wennTexanergewinnen,gewinnensieimgroßenStil.Undwennsieverlieren,

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sindihreNiederlagenspektakulär.«

»Texanerverlierengern?«,fragteich

»Dashabeichnichtgesagt.Niemandverliertgern.ZeigemireinenglücklichenVerliererundichzeigedireinenMenschen,derniegewinnenwird«,sagtemeinreicherVater.

»IchsprechevonderEinstellungderTexanerzuRisiko,ErfolgundMisserfolg.EsistdieArt,wiesieihrLebenleben.SielebenimgroßenStil.NichtwiediemeistenMenschenhier,diesichwieKakerlakenbenehmen,wennesumsGeldgeht.Kakerlakenerschreckenvor jedemLichtstrahlunddieseLeutewimmern,wenn ihnen der Angestellte im Lebensmittelladen fünfundzwanzig Cent zuwenigrausgibt.«

Erfuhrfort:»AndenTexanerngefälltmirihreEinstellungambesten.SiesindstolzaufihreGewinneundprahlenmitihrenNiederlagen.InTexasgibteseinSprichwort›Wennduschonpleitegehenmusst,dannrichtig.‹Dumöchtestdochwohl nicht zugebenmüssen, dass du dichmit einer Doppelhaushälfte ruinierthast!«DiemeistenMenschenhierhabensogroßeAngstvordemVerlieren,dasssienichteinmaleineDoppelhaushälftehaben,mitdersiesichruinierenkönnen.

Er sagteMike undmir immerwieder, dass derHauptgrund für die finanzielleErfolglosigkeitdermeistenMenscheninersterLiniedaraufzurückzuführensei,dass sie zu sehr auf Nummer sicher gingen. »Die Menschen haben so großeAngstzuverlieren,dasssiezwangsläufigverlieren.«

FranTarkenton, frühereinhervorragenderNFL-Quarterback, formulierte es so»Gewinnenheißt,keineAngstvorNiederlagenzuhaben.«

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ImVerlaufmeinesLebenshabeicherlebt,dassaufNiederlagenfürgewöhnlichSiege folgen.Bevor ichendlichdasRadfahrenbeherrschte,bin ichvieleMalehingefallen.IchkennekeinenGolfspieler,dernochnieeinenGolfballverlorenhat. Ich kenne keinen Verliebten, der noch nie Liebeskummer hatte, und ichkennekeinenReichen,dernochniefinanzielleVerlusteerlittenhat.

DiemeistenMenschen erzielen also deshalb keine finanziellenGewinne,weilderSchmerz,Geldzuverlierenweitgrößerist,alsihreFreude,reichzusein.

Ein weiteres texanisches Sprichwort lautet »Alle Menschen wollen in denHimmel – nur sterben will niemand.« Die meisten Menschen träumen davonreichzusein,abersiehabeneineHeidenangstdavor,Geldzuverlieren.DeshalbkommensienieindenHimmel.

Mein reicher Vater pflegte Mike und mir von seinen Reisen nach Texas zuerzählen. »Wenn ihr wirklich lernen wollt mit Risiken, Verlusten undNiederlagenumzugehen,dannfahrtnachSanAntonioundbesuchtdasMuseumThe Alamo. The Alamo erzählt die berühmte Geschichte von tapferenMenschen, die sich für den Kampf entschieden, obwohl sie wussten, dass esangesichts einer überwältigenden Überzahl keinerlei Aussicht auf Erfolg gab.Sie entschieden sich also, lieber zu sterben, als sich zu ergeben.Dies ist eineinspirierende Geschichte, mit der man sich unbedingt beschäftigen sollte.DennochhandeltessichumeinetragischemilitärischeNiederlage.Manhatsieaufgerieben–wennmansowill,einMisserfolg,dennsiehabenverloren.Undwie gehen die Texaner damit um? Sie rufen immer noch ›Remember theAlamo!‹«.

NiederlageninspirierenGewinner–undvernichtenVerlierer.

MikeundichbekamendieseGeschichteoftzuhören.SeinVatererzähltesieuns

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immer dann, wenn er vor einem großen Geschäftsabschluss stand und nervöswar,wennerallesgetanhatte,wasinseinerMachtstand,undesanderZeitwar,eszuwagenoderdieFingerdavonzu lassen.JedesMal,wennerAngsthatte,einenFehlerzumachenoderGeldzuverlieren,erzählteerunsdieseGeschichte.Sie gab ihm Kraft, denn sie erinnerte ihn daran, dass er jeden finanziellenVerlust in einen finanziellen Gewinn verwandeln konnte. Mein reicher Vaterwusste,dassihnNiederlagennurstärkerundklügermachenwürden.Nicht,dasserwildaufNiederlagengewesenwäre.Abererwusste,wererwarundwieermit Niederlagen umgehen musste. Er würde einen Verlust akzeptieren unddarauseinenGewinnmachen.DasmachteihnzueinemGewinnerundanderezuVerlierern.DasgabihmdenMutweiterzumachen,dieGrenzezuüberschreiten,wenn andere denRückzug antraten. »Das gefälltmir so an denTexanern. SiehabeneinegroßeNiederlageineineTouristenattraktionverwandelt,mitdersieMillionenverdienen.«

DochdieWorte,diemirheutewahrscheinlichammeistenbedeuten,sinddiese:»Texaner verheimlichen ihre Niederlagen nicht. Sie lassen sich von ihneninspirieren.SieverwandelnihreNiederlageninaufrüttelndeHerausforderungen.NiederlagendienendenTexanernalsInspirationzumSieg.UnddieseStrategiefunktioniertnichtnurinTexas.EsistdieStrategieallerGewinner.«

Ichhabebereitserwähnt,dassbeimFahrradfahren-LernendasHinfallenTeildesLernprozessesist.Icherinneremichnoch,dassmichdieStürzenichtentmutigt,sondern nur noch entschlossener gemacht haben. Und einen SpitzengolferinspiriertderVerlusteinesBallesoderdieNiederlageineinemTurnierlediglichdazu,sichweiterzuverbessern,härterzutrainierenundmehrzulernen.Dasistes,wasihnbessermacht.

Um John D. Rockefeller zu zitieren: »Ich versuche stets, jede Katastrophe ineineChancezuverwandeln.«

AlsAmerikanerjapanischerAbstammungkannichFolgendesbehaupten.Viele

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Menschen sind der Meinung, Pearl Harbor sei ein Fehler der Amerikanergewesen. Ich behaupte, es war ein Fehler der Japaner. Im Film »Tora! Tora!Tora!«sagteinernsterjapanischerAdmiralzuseinenjubelndenUntergebenen:»Ich fürchte,wirhabeneinenschlafendenRiesengeweckt.«»RememberPearlHarbour«wurdezueinemSchlachtruf.DieserSchlachtrufmachteauseinerdergrößtenamerikanischenNiederlageneinenGrundzusiegen.DieNiederlagegabAmerikaKraftundbalddaraufsollteesalsWeltmachtinErscheinungtreten.

NiederlageninspirierenGewinner–undvernichtenVerlierer.DasistdasgrößteGeheimnisderGewinner.DasGeheimnis,dasVerlierernichtkennen.ErinnernwirunsanTarkentonsZitat:»Gewinnenheißt,keineAngstvorNiederlagenzuhaben.« Menschen wie er fürchten sich nicht vor einer Niederlage, weil siewissen, wer sie sind. Sie hassen es zu verlieren und deshalb wissen sie, dassNiederlagen sie nur dazu anregen, besser zu werden. Es ist ein großerUnterschied,obmandasVerlierenhasstoderobmanes fürchtet.DiemeistenMenschen haben so große Angst davor, Geld zu verlieren, dass sie daranscheitern. Sie ruinieren sich mit einer Doppelhaushälfte. Was ihre Finanzenanbelangt,gehensiezusehraufNummersicher,backenallzukleineBrötchen.Sie kaufen große Häuser und große Autos, aber sie machen keine großenInvestitionen. Über neunzig Prozent der Amerikaner sind in finanziellenSchwierigkeiten, und hauptsächlich deshalb, weil sie spielen, um nicht zuverlieren–siespielennicht,umzugewinnen.

Sie gehen zu ihren Finanzberatern, Steuerberatern oder Börsenmaklern undkaufen ein ausgewogenes Portfolio. Die meisten stecken viel Geld inSchatzbriefemitniedrigemZinssatz,offeneInvestmentfonds,dieinnerhalbeinerFondsfamiliegehandeltwerdenkönnen,undeinigewenigeeinzelneAktien.Esist ein sicheres undvernünftigesPortfolio, aber keinGewinnerportfolio.Es istdasPortfolioeinesMenschen,derspielt,umnichtzuverlieren.

VerstehenSiemichnichtfalsch,esistwahrscheinlicheinbesseresPortfolioalsdieRücklagen derMehrheit derBevölkerung und genau das ist erschreckend,weil ein sicheres Portfolio viel besser ist als gar keins. Für einen

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sicherheitsliebendenMenschen ist es sogar eingroßartigesPortfolio.DochaufNummersicherzugehenundnacheinemausgewogenenInvestmentportfoliozustreben, ist nicht dieArt,wie erfolgreiche Investoren das Spiel spielen.WennSie nurwenigGeldhabenund reichwerdenwollen,müssenSie gezielt, nichtausgewogenvorgehen.

Wenn Sie sich einen beliebigen erfolgreichenMenschen ansehen, werden Siebemerken, dass er nicht von Anfang an ausgewogen war. Mit einemausgewogenenPortfolioerreichenSienichts.SietretenaufderStelle.WennSieFortschritte erzielenmöchten, müssen Sie erst einmal aus demGleichgewichtkommen.BeobachtenSiedocheinmal,wieSiebeimLaufenvorankommen.

ThomasEdisonwarnichtausgewogen,erarbeitetegezielt.BillGateswarnichtausgewogen,erarbeitetegezielt.DonaldTrumparbeitetgezielt.GeneralGeorgeS.PattonzogseinePanzernichtweitauseinander,erkonzentriertesieundbrachdurchdieSchwachstellen inderdeutschenFront.DieFranzosenhabensichanderMaginot-LinieweitläufigverteiltundSiewissenja,wiedasendete.

WennSie reichwerdenwollen,müssenSiesichkonzentrieren.SetzenSievielaufeineKarte.MachenSieesnichtwiedieArmenunddieMittelschicht:DiesetzendasWenige,wassiehaben,aufvieleKarten.

SetzenSievielaufeinigewenigeKartenundfokussierenSiesich.FOCUSstehtfür»FollowOneCourseUntilSuccessful«,folgeeinemKursbiszumErfolg.

WennSiedasVerlierenhassen,wennesSieschwächt,gehenSieaufNummersicher. Setzen Sie auf ausgewogene Investitionen. Wenn Sie überfünfundzwanzig sind und schreckliche Angst vor Risiken haben, dann ändernSieIhreStrategienicht!GehenSieaufNummersicher,aberfangenSiefrühan.FangenSiefrühdamitan,IhreSpargroschenzusammeln,dennesbrauchtZeit.

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AberwennSievonderFreiheit träumen–davon,sichausdemHamsterradzubefreien–lautetdieersteFrage,dieSiesichstellenmüssen»WiegeheichmitNiederlagen um?«Wenn Niederlagen Sie zum Sieg anspornen, sollten Sie esvielleicht versuchen – aber nur vielleicht. Wenn Niederlagen Sie schwächenoder Wutanfälle auslösen – wie bei einem verzogenen Fratz, der jedes Mal,wennetwasnichtnachseinemKopfgeht,seinenAnwaltanruft,umjemandenzuverklagen – dann gehen Sie auf Nummer sicher. Behalten Sie Ihren Job oderkaufenSieAnleihenoderoffeneInvestmentfonds,aberbedenkenSie,dassauchdieseFinanzinstrumenteeingewissesRisikobergen,obwohlsiesicherersind.

IchsageIhnenalldas,erzählevonTexasundFranTarkenton,weilesleichtist,Vermögen zu schaffen. Es ist eigentlich ein Spiel ohne hohe Ansprüche anFähigkeiten. Man braucht dazu keine großartige Ausbildung. Das, was einFünftklässler vonMathematik weiß, genügt vollauf. Aber die Aufstellung derSpalte der Einkünfte ist ein Spiel, das die richtige Einstellung erfordert.ManbrauchtMumm,GeduldundmusssouveränmitNiederlagenumzugehenwissen.Verlierer vermeiden Niederlagen. Aber Niederlagen machen Verlierer zuGewinnern.RemembertheAlamo!

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ÜberwindenSieIhrenZynismus

»DerHimmelstürztein!DerHimmelstürztein!«DiemeistenvonunskennendieGeschichtevon»HühnchenJunior«ausdemFilm»HimmelundHuhn«,dasherumrannte und den Bauernhof vor drohendem Unheil warnte. Jeder kenntsolcheMenschen.Aberwiralletragenein»HühnchenJunior«inuns.

DerZynikerist inWirklichkeitsoein»HühnchenJunior«.Wirallewerdenso,wennAngstundZweifeldieOberhandgewinnen.

JederMenschhatseineZweifel.»Ichbinnichtklug.«»Ichbinnichtgutgenug.«»DerSoundso ist besser als ich.«UnsereZweifel lähmenuns oft.Wir spielendas»Waswäre,wenn«-Spiel.»Waswäre,wenndieWirtschaftzusammenbricht,kurznachdem ich investierthabe?«»Waswäre,wennmirdieSacheentgleitetund ichdasGeldnicht zurückzahlenkann?«»Waswäre,wenn sichdieDingenicht wie geplant entwickeln?« Oder aber unsere Freunde oder VerwandtenerinnernunsungefragtanunsereSchwächen,mitSätzenwie»Wiekommstdudarauf, dass du das schaffen könntest?« »Wenn die Idee wirklich so gut ist,wiesoistdannnochniemandanderesdaraufgekommen?«»Dasfunktioniertnie.Duweißtnicht,wovondu redest.«DieseStimmendesZweifelswerdenoft solaut, dass wir einfach nicht ins Handeln kommen. Ein schreckliches GefühlmachtsichinunseremMagenbreit.Manchmalkönnenwirnichtschlafen.Wirschaffenesnicht,dennächstenSchritt zugehen.Sobleibenwirbeidem,wassicheristundlassendieChancenanunsvorüberziehen.Wirsehenzu,wiedasLeben vorbeigeht, während wir reglos mit einem eisigen Knoten im Bauchdasitzen.JederkenntdiesesGefühl–dereinemehr,derandereweniger.

PeterLynch,dermitdemFidelityMagellanInvestmentFondsberühmtwurde,hältWarnungen, dass der Himmel einstürzt, für ein »Geschrei«, und wir allehörenes.

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DiemeistenMenschenerzielendeshalbkeinefinanziellenGewinne,weilderSchmerz,Geldzuverlieren,weitgrößerist,alsihreFreude,reichzu

sein.

Dieses »Geschrei« entsteht entweder in unseren Köpfen oder kommt vonaußerhalb,häufigwirdesvonFreunden,Familienangehörigen,MitarbeiternunddenMedien erzeugt.Lynch erinnert sich andieFünfzigerjahre, als dieGefahreinesAtomkriegsindenNachrichtensoallgegenwärtigwar,dassdieMenschenanfingen, Atomschutzbunker zu bauen und Lebensmittel-und Wasservorräteanzulegen.WennsiedasGeldkluginvestierthätten,statteinenSchutzbunkerzubauen,wärensieheutevermutlichfinanziellunabhängig.

Alsvor einigen JahrendieUnruhen inLosAngeles ausbrachen, schnellten imganzen Land die Waffenverkäufe in die Höhe. Ein Mensch stirbt im US-Bundesstaat Washington an rohem Hamburgerfleisch und dasGesundheitsministerium inArizonaordnet an,Rindfleisch in allenRestaurantsgut durchzubraten. Ein Arzneimittelhersteller zeigt einenWerbespot, wie sichMenscheneineGrippeeinfangen.DerSpotläuftimFebruarimFernsehen.DieZahl der Erkältungen steigt daraufhin genauso an wie der Umsatz desErkältungsmedikaments.

VieleMenschensindarm,dennwennesumsInvestierengeht,istdieWeltvollerMenschen wie »Hühnchen Junior«, die herumlaufen und rufen »Der Himmelstürzt ein! Der Himmel stürzt ein!« Und die »Hühnchen Junior« sindeinflussreich,weiljedervonunssoeinkleinesHühncheninsichherumträgt.EserfordertoftsehrvielMut,nichtzuzulassen,dassGerüchteundpessimistischesGerededieeigenenZweifelundÄngsteschüren.

1992 besuchte uns ein Freund aus Boston in Phoenix. Richard war davonbeeindruckt, was wir mit Aktien und Immobilien erreicht hatten. DieImmobilienpreise inPhoenixwaren imKeller.WirverbrachtenzweiTagemit

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ihmundzeigenihmObjekte,diesichunsererMeinungnachhervorragenddazueigneten,CashflowundWertzuwächsezuerzielen.

Meine Frau und ich sind keine Immobilienmakler, wir sind ausschließlichInvestoren.Nachdemwir einHäuschen in einerFerienanlagegefundenhatten,riefen wir einen Makler an, der es unserem Freund am selben Nachmittagverkaufte. Der Preis betrug lediglich zweiundvierzigtausend Dollar für einHäuschen mit zwei Schlafzimmern. Ähnliche Häuser wurden fürfünfundsechzigtausend Dollar verkauft. Es war ein Schnäppchen. AufgeregtkaufteeresundkehrtenachBostonzurück.

ZweiWochen später rief derMakler an, um uns zu sagen, dass unser Freundeinen Rückzieher gemacht hatte. Ich rief sofort an, weil ich wissen wollte,weshalb.Eswarnurausihmherauszubekommen,dassermitseinemNachbarngesprochen hätte und der hätte ihm gesagt, dass es ein schlechtes Geschäftgewesen sei. Das Haus sei zu teuer. Ich fragte Richard, ob sein Nachbar einInvestorsei.Richardverneinte.Alsichihnfragte,warumeraufihngehörthatte,gingRichardindieDefensiveundsagte,erwollesichweiterumsehen.

MitdemImmobilienmarkt inPhoenixgingesweiteraufwärtsund1994wurdedieseskleineHausfürtausendDollarimMonatvermietet–inderHauptsaison,den Wintermonaten, waren es sogar zweieinhalbtausend. 1995 war dasHäuschen fünfundneunzigtausend Dollar wert. Richard hätte lediglichfünftausendDollarhinterlegenmüssenunderhätteeinenAnfanggemacht,umsich aus demHamsterrad zu befreien. Heute hat er immer noch nichts getan.Und noch immer sind Schnäppchen in Phoenix zu haben.Manmuss nur sehrvielintensiverdanachsuchen.

RichardsRückzieherüberraschtemichnicht.Eskommtoftvor,dasseinKäuferseineEntscheidungbereutunddieskannjedenvonunstreffen.HühnchenJuniorhatgewonnenundeineChanceaufFreiheitistvertan.

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In einem anderen Fall habe ich einen kleinenTeilmeinerVermögenswerte insogenanntenTaxLienCertificates – einerArt Pfandverschreibungen angelegt.(Anmerkung des Übersetzers: Wenn in den USA ein Immobilieneigentümerseine Grundsteuer nicht bezahlt, kann der jeweilige Bundesstaat seinPfändungsrecht anDritte verkaufen.Diese erhalten dann einen festenZinssatzund die Eintragung als Gläubiger ersten Ranges. Das bedeutet, wenn derSchuldner seine Steuerschuld nicht begleicht, geht das Eigentum an derImmobilieaufdenInhaberderPfandverschreibungüber.)IchbekommefürmeinGeld sechzehn Prozent jährlich, was sicher die üblichen Zinsen derSparguthabenübersteigt.DieTaxLienCertificatessinddurchdieImmobiliedesGrundsteuerschuldners abgesichert. Das Geld selbst wird vom Staateingetrieben,undauchdas ist einVorteilgegenüberdenmeistenBanken. IhreStrukturmachtausihneneinesichereInvestition.EsmangeltihnenlediglichanLiquidität. Deshalb betrachte ich sie als Einlagebriefe mit einer Laufzeitzwischen zwei und sieben Jahren. Fast jedesMal, wenn ich erzähle, dass ichmein Geld auf diese Weise angelegt habe, bekomme ich von meinemGesprächspartner zu hören, dass dies ein riskantes Geschäft sei. Besonders,wenn derjenige in Schatzbriefe investiert hat.Wenn ich frage,woher er dieseInformationen hat, sagt er, von einem Freund oder aus einemInvestmentmagazin.Erselbsthatesnochniegemacht,erzähltaber jemandem,der es tut, weshalb er es nicht tun sollte. Der niedrigste Zinsertrag, den icherwarte,sindsechzehnProzent,aberMenschen,dievollerBedenkensind,gebensichmitfünfProzentzufrieden.Bedenkensindteuer.

Es sind immerwieder dieseBedenkenunddieserZynismus, die dafür sorgen,dassMenschenaufNummersichergehenundarmbleiben.DiewirklicheWeltwartet nur darauf, dass sie reichwerden.Nur diesesTrübsalblasen lässt einenMenschen arm bleiben. Wie ich schon sagte, ist es eigentlich gar nicht soschwer, aus dem Hamsterrad zu entkommen. Man braucht keine großartigeBildung, aber die Vorbehalte sind für die meisten Menschen das größteHindernis.

»Zynikergewinnennie«,sagtemeinreicherVater.»UngeprüfteBedenkenund

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Angst bringen einen Zyniker hervor. Zyniker kritisieren und Gewinneranalysieren«, war eine weitere seiner bevorzugten Redensarten. Mein reicherVater behauptete, dass Pessimismus blind macht, während die Analyse dieAugen öffnet. Da Gewinner analysieren, können sie sehen, dass die KritikerblindsindundsiekönnenGelegenheitenentdecken,dieanderenentgehen.UnddasistderSchlüsselzumErfolg.

Immobilien sind ein einzigartiges, mächtiges Investitionsinstrument für jeden,der nach finanzieller Unabhängigkeit und Freiheit strebt. Doch wenn ich dasGespräch auf Immobilien lenke, höre ich oft: »Ich will keine Toilettenreparieren.«Das ist,was Peter Lynch als »Geschrei« bezeichnet.Das ist,wasmeinreicherVater»Zynikergeplauder«nennenwürde,jemand,dernurkritisiert,abernichtanalysiert, jemand,derzulässt,dassseineBedenkenundÄngstedenGeistverschließen,anstattdieAugenzuöffnen.

Wenn also jemand sagt, »Ich will keine Toiletten reparieren«, würde ich amliebstenzurückfragen:»WiesodenkenSie,dass ichdaswill?« ImGrundesagtderBetreffende,dasseineToilettewichtigerseialsseineWünsche.Ichsprechedavon,wieman sich aus demHamsterrad befreien kann, und er denkt nur anToiletten. Dieses Denkmuster sorgt dafür, dass die meisten Menschen armbleiben.Siekritisieren,anstattzuanalysieren.

»Ich-will-nicht-SätzehaltendenSchlüsselzumErfolgfest«würdemeinreicherVater sagen. Weil auch ich keine Toiletten reparieren will, sehe ich michgründlichnacheinemHausverwalterum,derdieseToilettenrepariert.Undwennich einen hervorragenden Hausverwalter gefunden habe, der sich um meineHäuserundApartmentskümmert, nun, dannerhöht sichmeinCashflow.AbervorallemermöglichteingeschickterHausverwalteresmir,weitereImmobilienzu kaufen, da ich mich nicht um Kleinkram kümmern muss. In derImmobilienbranche ist ein hervorragender Hausverwalter der Schlüssel zumErfolg.EinengutenVerwalterzufindenistfürmichwichtigeralsdieImmobilieselbst. Ein guter Hausverwalter erfährt oft noch vor den Maklern von gutenGeschäften,unddasmachtihndannnochwertvoller.

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Dasistes,wasmeinreicherVatermeinte,wennersagte:»Ich-will-nicht-SätzehaltendenSchlüsselzumErfolgfest.«WeilichauchkeineToilettenreparierenwill, habe ich einenWeg gefunden, mehr Immobilien zu kaufen und meinenAusstieg aus dem Hamsterrad zu beschleunigen. Wer immer nur wiederholt,»IchwillkeineToilettenreparieren«,versagtsichselbstoftdiesehervorragendeVermögensanlage.DiesenMenschensindToilettenwichtigeralsihreFreiheit.

AnderBörsehöreichoftLeutesagen,»IchwillkeinGeldverlieren.«Nun,wasbringt diese Menschen dazu zu glauben, dass ich oder irgendjemand anderesGeldverlierenmöchte?Sie kommennicht zuGeld,weil sie es nicht verlierenwollen. Statt zu analysieren, lehnen sie die Börse und damit eine weiteregroßartigeMöglichkeitderVermögensanlageab.

ImDezember 1996 fuhr ichmit einemFreund an einerTankstelle in unseremViertelvorbei.Erblickteaufundsah,dassderBenzinpreisstieg.MeinFreundistjemand,dersichüberallesSorgenmacht,genauwie»HühnchenJunior«.Erfürchtet ständig, der Himmel könne einstürzen, und für gewöhnlichbewahrheitensichseineÄngste–zumindestfürihn.

Alswir nachHause kamen, zeigte ermir jedeMengeStatistiken,wonach derBenzinpreis indennächstenJahrenweitersteigenwürde.EswarenStatistiken,die ich noch nie zuvor gesehen hatte, obwohl ich bereits einen beträchtlichenAnteilaneinerÖlgesellschaftbesaß.AufgrundseinerInformationenmachteichmichsofortaufdieSucheundfandeineneue,unterbewerteteÖlgesellschaft,diedraufunddranwar,weitereÖlvorkommenzuerschließen.MeinBörsenmaklerwar von dem neuen Unternehmen begeistert und ich kaufte fünfzehntausendAktienzufünfundsechzigCentdasStück.

ImFebruar1997fuhrenderselbeFreundundichbeiderselbenTankstellevorbeiund tatsächlichwar der Preis um beinahe fünfzehn Prozent gestiegen.Wieder

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jammerte»HühnchenJunior«undmachte sichSorgen. Ich lächelte,weildiesekleineÖlgesellschaft im Januar aufÖl gestoßenwar und die fünfzehntausendAktienaufmehralsdreiDollardasStückgestiegenwaren,seitermirdenTippgegebenhatte.UndwennmeinFreundrechthat,wirdderÖlpreisweitersteigen.

Anstatt die Situation zu analysieren, schaltet sich bei »Hühnchen Junior« derVerstand ab.Wenn dieMenschenwüssten,wieman eine »StopOrder« setzt,würdenmehrvonihnenanderBörseinvestieren,umzugewinnen,stattlediglichso zu investieren, dass sie nichts verlieren. Eine Stop Order ist ein einfacherComputerbefehl,derdafürsorgt,dassdieAktieautomatischverkauftwird,wennder Preis zu fallen beginnt, der Ihnen also hilft, Verluste zu minimieren undGewinnezumaximieren.EineStopOrderisteintollesWerkzeugfürMenschen,dieverlierenzumGewinnennutzen.

Immerwenn ichMenschenhöre,die ihr»Ichwillnicht«mehrbetonenals ihr»Ich möchte«, weiß ich, dass das »Geschrei« in ihren Köpfen sehr laut seinmuss. »Hühnchen Junior« hat die Kontrolle über ihr Denken an sich gerissenundruft:»DerHimmelstürztein,unddieToilettengehenkaputt.«Sovermeidensiezwardas,wassienichtwollen,abersiezahleneinensehrhohenPreisdafür.Möglicherweisebekommensienie,wassiesichimLebengewünschthaben.

Mein reicher Vater zeigte mir eine Möglichkeit, wie man mit »HühnchenJunior«fertigwerdenkann.»Macheinfach,wasColonelSandersgetanhat.«ImAlter von 66 Jahren verlor er seineBeschäftigung undmusste vonSozialhilfeleben. Das Geld reichte nicht, also fuhr er im ganzen Land umher, um seinRezept für Brathähnchen zu verkaufen. Er wurde 1009 Mal abgewiesen, ehejemand »Ja« sagte. Daraufhin wurde er in einem Alter, in dem die meistenMenschen in den Ruhestand gehen, Multimillionär. »Er war ein tapferer,beharrlicherMann«,urteiltemeinreicherVaterüberHarlanSanders.

WennSie also zweifeln und sich einwenig ängstlich fühlen,machenSie das,was Colonel Sanders mit seinem »Hühnchen Junior« getan hat. Er hat es

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gebraten.

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ÜberwindenSieIhreFaulheit

VielbeschäftigteMenschensindhäufigdiefaulsten.WirallekennenMenschen,dievielarbeiten,umGeldzuverdienen.EinMannarbeitethart,umgutfürseineFrauundseineKinderzusorgen.ErverbringtvielZeitimBüroundnimmtamWochenendeArbeitmitnachHause.EinesTageskommternachHauseunddasHausist leer.SeineFrauhat ihnmitdenKindernverlassen.Erwusste,dasserundseineFrauProblemehatten,aberanstattanderBeziehungzuarbeiten,umsiezustärken,flüchteteersich indieArbeit.DieTrennungerschütterte ihnsosehr,dassseineberuflicheLeistungnachließunderseinenJobverlor.

IchtreffeheutzutageoftMenschen,diezubeschäftigtsind,umsichumihrGeldzukümmern.UndesgibtMenschen,die zubeschäftigt sind, umsichum ihreGesundheit zu kümmern. Der Grund ist der gleiche, diese Menschen sindbeschäftigtundsiebleibenbeschäftigt,umdenDingenausdemWegzugehen,denensiesichnichtstellenmöchten.Dasbrauchtihnenabereigentlichniemandzusagen,denntiefinihremInnernwissensiees.Wennmansiejedochdaraufanspricht,reagierensieoftgereiztoderwütend.

WennsienichtmitderArbeitoderdenKindernbeschäftigtsind,sehensieoftfern,gehenzumAngeln,zumGolfenoderEinkaufen.Unddoch,tiefimInnernwissensie,dass siedabei sind, sichvoretwasWichtigemzudrücken.Dies istdieamweitestenverbreiteteArtderFaulheit:Faulheit,indemmansichständigbeschäftigt.

WielässtsichdieFaulheitbekämpfen?DieAntwortlautet:MiteinwenigGier.

Viele von uns wurden erzogen, Gier oder Verlangen für schlecht zu halten.»GierigeMenschensindschlechteMenschen«,sagtemeineMutterimmer.UnddennochhabenwirinunsdieSehnsucht,hübsche,neueoderaufregendeDingezubesitzen.

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Um diese Wünsche unter Kontrolle zu halten, wurden sie mithilfe vonSchuldgefühlen unterdrückt. »Du denkst immer nur an dich. Weißt du dennnicht, dassdu auchnochGeschwister hast?«Daswar einer derLieblingssätzemeinerMutter.»Dumöchtest,dass ichdirwaskaufe?Denkstdu,Geldwächstauf Bäumen? Wir sind nicht reich, weißt du!« Das war der LieblingsspruchmeinesVaters.EswarenwenigerdieWorte,alsdiedamitverbundenenzornigenSchuldvorwürfe,diemirzuschaffenmachten.EbenfallsbeliebtistdieelterlicheOpferhaltung»Ichopferemichauf,umdirdaszukaufen.Ichkaufeesdir,weilichsoetwasalsKindniehatte.«

MeinreicherVaterglaubte,dassdieWorte»Ichkannmirdasnichtleisten«denVerstandabschalten.DieFrage»Wiekannichmirdas

leisten?«eröffnetMöglichkeiten,VorfreudeundTräume.

IchhabeeinenNachbarn,dervollkommenpleiteist,aberseinenWagennichtindieGaragestellenkann,weilsiemitdemSpielzeugderKindervollgestopftist.DieseverzogenenGörenbekommenalles,wassiesichwünschen.»Ichmöchtenicht, dass sie das Gefühl desMangels kennenlernen«, sagt er immer. Er hatwederetwasfürihreAusbildungnochfürseineAltersversorgungzurückgelegt,aberseineKinderhabenallesanSpielzeug,wasesjegab.NeulichhatermitderPost eine neueKreditkarte bekommen und er fuhrmit denKindern nach LasVegas.»IchtueesfürdieKinder«,sagteervollerAufopferungsbereitschaft.

Mein reicherVaterverbat sichdieWorte»Daskann ichmirnicht leisten«. Inmeinem eigentlichen Zuhause hörte ich nichts anderes. Mein reicher Vaterverlangte stattdessen, dass sich seine Kinder fragten: »Wie kann ich mir dasleisten?« SeinerMeinung nach blockieren dieWorte »Das kann ichmir nichtleisten«denVerstand.Manbraucht nichtmehr zudenken. »Wie kann ichmirdasleisten?«wirktdagegenanregend,zwingteinenzumNachdenkenunddazu,nachLösungenzusuchen.

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Aber am wichtigsten war zu fühlen, dass die Worte »Ich kann es mir nichtleisten«eineLügesind.UndunserGehirnweißdas.»DermenschlicheGeististsehr, sehrmächtig«, pflegte er zu sagen. »Erweiß, dass er alles kann.«WennmaneinenfaulenVerstandhat,dersagt,»Daskannichmirnichtleisten«,brichtimInnereneinKriegaus.DerGeistwirdwütendundderfauleVerstandmussseine Lüge verteidigen. Der Geist schreit, »Vorwärts, gehen wir insFitnessstudio und trainieren wir«, und der faule Verstand sagt, »Aber ich binmüde, ichhabeheutewirklichschwergearbeitet.«OderdermenschlicheGeistsagt:»Ichleidedarunterundhabeessattarmzusein,komm,wirunternehmenjetzt was und werden reich«, woraufhin der faule Verstand sagt: »ReicheMenschen sind gierig und außerdem ist das viel zu anstrengend. Es ist eineunsichere Sache. Es könnte sein, dass ich Geld verliere. Ich arbeite sowiesoschonhartgenug. Ichhabe schon inderArbeit soviel zu tun.Schau,was ichheuteNachtnochmachenmuss.MeinChefwill,dassdasbismorgenfertigist.«

UndabgesehenvonalldemmachtunsderSatz»Daskannichmirnichtleisten«traurig.ErweckteinGefühlderHilflosigkeit,daszuNiedergeschlagenheitundoft zu Depressionen führt.Man könnte es auch »Apathie« nennen. Die Frage»Wiekannichesmirleisten?«eröffnetunsMöglichkeiten,AnreizeundwecktTräume.EsinteressiertemeinenreichenVaternichtsosehr,waswirunskaufenwollten, sondern dass die Frage »Wie kann ich mir das leisten?« unserDenkvermögenstärktunddenGeistanregt.

DeshalbbekamenMikeundichnurseltenetwasvonihmgeschenkt.Stattdessenfragte er: »Wie kannst du dir das leisten?«Und die Frage galt auch für unserStudium, daswir selbst finanzierten. Ihmkam esweniger auf dasZiel an, alsvielmehrdarauf,dasswirlerntenherauszufinden,wiewireingewünschtesZielerreichenkonnten.

IchseheheutedasProblemdarin,dassesvielzuvieleMenschengibt,diesichwegen ihrer Gier schuldig fühlen. Es ist eine alte Konditionierung aus ihrerKindheit.IhrVerlangendiebestenDingezuhaben,diedasLebenbietet,stufensiealsnegativundunpassendeinundfühlensichdaherschuldig.Manchesind

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unbewusst konditioniert worden zu sagen: »Das kannst du nicht haben« oder»Daswirstdudirniemalsleistenkönnen«.

Als ich mich entschieden hatte, das Hamsterrad zu verlassen, stellte ich mireinfachnurdieFrage»Wiekannichesmirleisten,niewiederzuarbeiten?«Undmein Verstand begann, Antworten und Lösungen auszuspucken. AmschwierigstenwarderKampfgegendieDogmenmeinereigenenEltern,die,wiewir gesehen haben, schnell Schuldgefühle produzierten, weil ich nicht an»anderedachte«,sondernnurmeiner»Gierfolgte«.

WiekannmanalsoFaulheitbesiegen?DieAntwortist–wiebereitsgesagt–miteinwenigGier.EsgibtbeiunseineRadiosendung»What‘sinitforme?«(»Wasbringtmirdas?«).EinePersonmusssichhinsetzenundsichfragen:»Wasbringtesmir,wenn ich gesund bin, sexy und gut aussehe?« oder »WiewürdemeinLeben aussehen,wenn ichniewieder arbeitenmüsste?«oder»Waswürde ichtun, wenn ich so viel Geld hätte, wie ich brauche?« Ohne ein bisschen Gier,ohnedenWunschnachetwasBesserem,gibteskeinenFortschritt.UnsereWeltentwickeltsichweiter,weilwirunsalleeinbesseresLebenwünschen.AufderSuche nach etwas Besserem machen wir neue Erfindungen. Wir gehen zurSchuleundlernenfleißig,weilwiresbesserhabenwollen.WannimmerSiesichalsodabeiertappen,dassSiesichvoreinerSachedrücken,dieSieeigentlichtunsollten,müssenSiesichnurfragen:»Wasbringtmirdas?«SeienSieeinweniggierig.GieristdasbesteMittelgegendieFaulheit.

ZuvielGieristjedochnichtgut–wiealles,waswirimÜbermaßhaben.DenkenSieeinfachandas,wasMichaelDouglasindemFilm»WallStreet«sagt:»Gierist gut.«Mein reicherVater formulierte es so: »Schuldgefühle sind schlimmerals Gier, denn sie vertreiben die Seele aus dem Körper.« PräsidentengattinEleanorRooseveltbrachtees,meinerAnsichtnach,sehrpointiertaufdenPunkt:»Tu,wasduindeinemHerzenfürrichtighältst–Kritikerntestdusowieso.Dubistverdammt,wennduestustundverdammt,wenndueslässt.«

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ÄndernSieIhreschlechtenGewohnheiten

Unser Leben spiegelt eher unsere Gewohnheiten als unsere Erziehung wider.Nachdemwir uns den Film »Conan, der Barbar«mitArnold Schwarzeneggerangesehen hatten, sagte ein Freund: »Ich hätte gerne einen Körper wieSchwarzenegger.«DiemeistenKumpelsnicktenzustimmend.

»Ichhabesogargehört,dasserfrühereinmalkleinundschmächtiggewesenseinsoll«,fügteeinFreundhinzu.

»Ja,dashabeichauchgehört«,ergänzteeinanderer.»ErsollfastjedenTagimFitnessstudiotrainieren.«

»Hm,ichwette,dasmusserauch.«

»Achwas«, sagteder»Spötter«derGruppe.»Ichwette,derwar schon immerso.RedenwirliebervonwasanderemundholenunseinBier.«

Das ist ein Beispiel dafür,wieGewohnheiten dasVerhalten prägen. Ichweißnoch,wieichmeinenreichenVaternachdenGewohnheitenderReichenfragte.Statt mir eine direkte Antwort zu geben, wollte er es mir, wie gewöhnlich,anhandeinesBeispielsklarmachen.

»WannzahltdeinVaterseineRechnungen?«,fragtemeinreicherVater.

»AmMonatsersten«,antworteteich.

»Istdanachnochetwasübrig?«

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»Nichtviel«,erwiderteich.

»DasistderHauptgrund,warumermitfinanziellenProblemenzukämpfenhat«,meinte mein reicher Vater. »Er hat schlechte Angewohnheiten. Dein Vaterbezahlt alleanderenzuerst.Sich selbstbezahlt erzuletzt, abernurdann,wennnochetwasübrigbleibt.«

»WasgewöhnlichnichtderFallist«,sagteich.»AberseineRechnungenmusserdoch zahlen, oder?WollenSie damit sagen, dass er keineRechnungen zahlensoll?«

»Natürlichnicht«, erwidertemein reicherVater. »Ichbindurchausdafür, dassmanseineRechnungenrechtzeitigzahlensollte,nurbezahleichstetsmichselbstzuerst.SogarnochvorderSteuer.«

»Aber was passiert, wenn Sie nicht genug Geld haben?«, fragte ich. »WasmachenSiedann?«

»DasGleiche«,erwidertemeinreicherVater.»Ichbezahlemichtrotzdemimmerzuerst.Selbst,wennichknappbeiKassebin.MeinVermögenistmirwichtigeralsdieSteuer.«

»Aber«,wollteichwissen,»holtsichderStaatdasGelddennnicht?«

»Klar,wenndunichtzahlst«,antwortetemeinreicherVater.»Hörzu,ichhabenichtgesagt,dassichnichtzahle.Ichsagtenur,dassichmichselbststetszuerstbezahle,auchwennichknappbeiKassebin.«

»AberwiemachenSiedas?«,entgegneteich.

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»DieFragelautetnicht›wie?‹,sielautet›warum?‹.«

»Alsogut,warum?«

»Motivation«,sagtemeinreicherVater.»Werwirdwohl lauterschreien,wennerseinGeldnichtbekommt:IchodermeineGläubiger?«

»Ihre Gläubiger werden auf alle Fälle lauter schreien«, gab ich dieoffensichtlicheAntwort. »Sie selberwürden überhaupt nichts sagen,wennSiesichnichtbezahlenwürden.«

»Du siehst also, nachdem ich mich selbst bezahlt habe, ist der Druck, meineSteuernunddieanderenForderungenzubezahlen,sogroß,dasichgezwungenbin, zusätzliche Einkommensquellen zu erschließen. Der Druck, zahlen zumüssen, motiviert mich. Ich habe zusätzliche Arbeiten angenommen, weitereUnternehmengegründetundmitAktiengehandelt,allesnur,umsicherzugehen,dass mich diese Typen nicht anschreien. Dieser Druck hat mich dazugezwungen, härter zu arbeiten und nachzudenken und er hat mich inFinanzdingenallesinallemschlauerundaktiverwerdenlassen.Wennichmichselbstzuletztbezahlthätte,hätteichzwarkeinenDruckverspürt,aberichwäreimmerpleitegewesen.«

»Siewerden also von derAngst vor dem Staat oder vor den anderen Leuten,denenSieGeldschulden,motiviert?«

»Stimmt«,sagtemeinreicherVater.»Steuereintreibersindnämlichganzschönfurchterregend.DassinddieGeldeintreiberimAllgemeinen.DeshalbgebendiemeistenMenschenauchnach.Siebezahlenundvergessendabei,sichselbstzubezahlen und gönnen sich niemals etwas. Kennst du die Geschichte von demAchtundvierzig-Kilo-Schwächling, dem man Sand ins Gesicht geschleuderthat?«

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Ichnickte.»IchsehedieseWerbungfürGewichthebenundBodybuildingimmerindenComics.«

Wennichmichzuerstbezahle,werdeichfinanziellgesehenstärker,sowohlgeistigalsauchwirtschaftlich.

»Nun, die meisten Menschen wehren sich nicht, wenn ihnen irgendwelcheSchlägertypenSandinsGesichtwerfen.Ichhabebeschlossen,anmeinerAngstvordiesenTypenzuwachsen.AnderelassensichvondieserAngstschwächen.Wenn ich mich zwinge, darüber nachzudenken, wie ich noch mehr Geldverdienenkann, istdas,alswürde ich insFitnessstudiogehenundmitHantelntrainieren. Je mehr ich meine geistigen ›Geldmuskeln‹ trainiere, desto stärkerwerdeich.InzwischenhabeichkeineAngstmehrvordiesenTypen.«

Das gefielmir,wasmein reicherVater da sagte. »Wenn ichmich also zuerstbezahle, werde ich finanziell gesehen stärker, sowohl geistig als auchwirtschaftlich.«

MeinreicherVaternickte.

»Undwennichmichselbstzuletztodergarnichtbezahle,werdeichschwächer.Dann werde ich mein Leben lang von Menschen wie meinen Chefs, vonManagern,Steuerbeamten,GerichtsvollziehernundVermieternherumgeschubst,undzwarnur,weilichkeinegutenfinanziellenAngewohnheitenhabe.«

MeinreicherVaternickte.»Genau,wiederAchtundvierzig-Kilo-Schwächling.«

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ArroganzistEinbildungplusUnwissenheit

»Mit dem,was ichweiß, verdiene ichGeld.Alles,was ich nichtweiß, kostetmichGeld.JedesMal,wennichüberheblichwar,habeichGeldverloren.Dennwenn ich arrogant bin, halte ich das, was ich nicht weiß, allen Ernstes fürunwichtig«,sagtemeinreicherVatergern.

Ich habe festgestellt, dass die meisten Menschen ihre Unwissenheit hinterArroganzverstecken.Daserlebeichoft,wennichmichmitSteuerberaternoderanderenInvestorenüberFinanzaufstellungenunterhalte.

Sie versuchen in derDiskussion eine guteFigur zumachen, abermir ist klar,dasssieoftkeineAhnungdavonhaben,worübersiesprechen.Sie lügennicht,abersiesagenauchnichtdieWahrheit.

In der Welt des Geldes, der Finanzen und des Investierens gibt es vieleMenschen,dieüberhauptkeinenblassenSchimmerhaben,wovonsiesprechen.Die meistenMenschen in der Finanzbranche speien ihreWerbespots aus wieGebrauchtwagenhändler.

WennSiemerken,dassSievoneinerSachekeineAhnunghaben,dannsolltenSie sich schleunigst darüber informieren. Suchen Sie sich einen Experten aufdemGebietoderlesenSieeinBuchüberdasThema.

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8.KAPITEL–DIEERSTENSCHRITTE

Goldgibtesüberall.DiemeistenMenschenhabennurnichtgelernt,eszusehen.

Ichwünschte,ichkönntesagen,reichzuwerdenseimirleichtgefallen,aberdaswarnichtso.

Deshalb verrate ich Ihnen als Antwort auf die Frage »Wie fange ich an?«,welche Betrachtungen ich Tag für Tag anstelle. Gute Geschäfte sindwirklichleicht zu finden.Dasverspreche ich Ihnen.Es istgenausowiedamals, alsSiedasRadfahrenlernten,amAnfangwareseinbisschenwackelig,dochdannwares kinderleicht. Aber wenn es ums Geld geht, ist die Entschlossenheit, diewackeligePhasezuüberstehen,einesehrpersönlicheAngelegenheit.

Wennwir immerwiedervonNeuemdas»GeschäftunseresLebens«ausfindigmachen und Millionen von Dollars verdienen möchten, müssen wir unserfinanzielles Genie erwecken. Ich glaube, dass in jedem Menschen einfinanziellesGeniesteckt.DasProblemist,dassesschläftunddaraufwartet,vonuns geweckt zu werden. Es schläft, weil unsere Kultur uns den Glaubenssatzvermittelt hat, dass die Liebe zum Geld die Wurzel allen Übels ist. UnsereKultur ermutigt uns, einen Beruf zu erlernen, damit wir für Geld arbeitenkönnen,abersiebringtunsnichtbei,wiewirunserGeldfürunsarbeitenlassenkönnen.Siehatunsgelehrt,unskeineSorgenumunserefinanzielleZukunftzumachen, da sich unsereFirma oder der Staat umuns kümmern,wennwir ausdem Arbeitsleben ausscheiden. Am Ende werden unsere Kinder, die dasselbeSchulsystem durchlaufen, die Rechnung dafür zu zahlen haben. Denn dieBotschaft lautet immernoch:Arbeite fleißig,verdieneGeldundgib eswiederaus, undwenn dasGeldmal knappwird, kannst du dir jederzeitmehr davonleihen.

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LeiderglaubenneunzigProzentderMenscheninderwestlichenWeltandiesesDogma,schlichtundeinfachdeshalb,weiles leichter ist,eineStellezu findenundfürGeldzuarbeiten.

WennSienichtzurbreitenMassegehörenwollen,bieteichIhnendiefolgendenzehnSchrittean,mitdenenSieIhrfinanziellesGenieerweckenkönnen.Essindeinfach die Schritte, die meine finanzielle Ausbildung bestimmten.Wenn Sieeinigen davon folgenwollen,wunderbar.Wenn nicht, überlegen Sie sich Ihreeigenen Schritte. Ihr finanzielles Genie ist klug genug, sich eine eigene Listeaufzustellen.

InPeru fragte ich einen fünfundvierzigjährigenMann in einemGoldbergwerk,wiesoersichsosichersei,dassereineGoldminefindenwürde.Erantwortete:»Gold gibt es überall. Die meisten Menschen haben nur nicht gelernt, es zusehen.«

Demstimmeichzu.WennichmichaufdieSuchenacheinerImmobiliemache,entdecke ichaneinemTagvieroder fünfvielversprechendeObjekte,währendanderegarnichts finden.Selbstwennwiruns imselbenViertelumsehen.DerGrund dafür ist, dass das finanzielle Genie der meistenMenschen keine Zeitbekam,sichzuentwickeln.

Ich biete Ihnen die folgenden zehn Schritte als einen Prozess an, um Ihre inIhnen schlummernden Kräfte zu entwickeln. Kräfte, die ganz allein IhrerKontrolleunterstehen.

1.IchbraucheeinMotiv,dasstärkeralsdieWirklichkeitist–dieMachtdesGeistes

Die Frage, ob man gern reich und finanziell unabhängig wäre, wird von denmeisten Menschen bejaht. Aber dann setzt die Wirklichkeit ein. Der Wegerscheint lang undmühsam. Es ist eben leichter, einfach fürGeld zu arbeiten

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unddas,wasübrigbleibt,einemBörsenmakleranzuvertrauen.

Ich habe einmal eine junge Frau getroffen, die davon träumte, für dasolympischeTeamderUSAzuschwimmen.JedenMorgenstandsieumvierUhrauf,umdreiStundenzutrainieren,bevorsiezurSchuleging.AmSamstagabendgingsienichtmitihrenFreundenaufPartys.Siemusstelernen,umihreNoteneinigermaßenzuhalten.

Als ich sie fragte, weshalb sie mit so übermenschlichem Ehrgeiz und einersolchenOpferbereitschaft trainierte, sagte sienur:»Ichmachees fürmichunddieMenschen,dieichliebe.DieLiebehilftmir,HindernissezuüberwindenundOpferzubringen.«

Ein Motiv oder ein Zweck ist eine Kombination von Wünschen undAbneigungen.Wenn ich gefragt werde, warum ich reich sein möchte, ist dieAntwort eine Mischung aus emotional tief verwurzelten Wünschen undAbneigungen.

IchmöchteeinigemeinerBeweggründenennen.ZunächstverrateichIhnendieAbneigungen,dennsiebringendieWünschehervor.IchwillnichtmeinganzesLeben lang arbeiten. Ich will nicht das, was meine Eltern für mich wollten,nämlicheinensicherenArbeitsplatzundeinHäuschenamStadtrand.Ichmöchtekein Angestellter sein. Ich habe es gehasst, dass mein Vater all meineFootballspieleverpasste,weilersosehrmitseinerKarrierebeschäftigtwar.Ichhasste es, dassmeinVater sein ganzesLeben hart arbeitete und der Staat denGroßteildessen,wofürergearbeitethatte,nachseinemTodansichriss.Alserstarb,konnteerdas,wofürersohartgearbeitethatte,nichtweitergeben.BeidenReichen ist das anders. Sie arbeiten hart und geben das Erarbeitete an ihreKinderweiter.

Nun verrate ich Ihnen, was ich will: Ich möchte frei sein, um die Welt zu

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bereisenundsolebenkönnen,wieichesmag.Ichwilldastun,solangeichjungbin.Ichmöchteeinfachunabhängigsein.IchwilldieKontrolleübermeineZeitundübermeinLebenhaben.Ichwill,dassmeinGeldfürmicharbeitet.

DassindmeinetiefverwurzeltenemotionalenMotive.WielautenIhre?

WennIhreBeweggründenichtstarkgenugsind,dannkönnteIhnenderWeg,dervor Ihnen liegt, zu mühsam erscheinen. Ich habe oft Geld verloren undRückschlägeerlitten,dochweilichguteGründehatte,rappelteichmichimmerwieder auf und machte weiter. Ich wollte noch vor meinem vierzigstenLebensjahrfinanziellfreisein,brauchteaberbissiebenundvierzigundlerntevielaufmeinemWeg.

Wieschongesagt:ichwünschte,ichkönntesagen,dassesleichtwar.Dochdaswaresnicht.Allerdingswaresauchnichtschwer.AberohneeinstarkesMotivodereingroßesZielistallesimLebenschwer.

WennSiekeinengutenGrundhaben,machteskeinenSinnweiterzulesen,Siewerdeneseinfachzuanstrengendfinden.

2.Ichentscheidemichtäglich–dieMachtderWahl

EntscheidungsfreiheitistderHauptgrund,warumdieMenschenineinemfreienLandlebenwollen.WirwollendieMachthaben,freizuwählen.

MitjedemDollar,derdurchunsereHändegeht,habenwirdieMachtzuwählen,obwirinZukunftreichoderarmseinoderderMittelschichtangehörenwollen.Wie wir unser Geld ausgeben, verrät, wer wir sind. Arme Menschen habeneinfach schlechte Ausgabegewohnheiten. Als Kind spielte ich immer gerneMonopoly.Niemandsagtemir,dassMonopolynuretwasfürKindersei,undso

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spielte ich es auch als Erwachsener einfachweiter. Außerdem hatte ich einenreichen Vater, der mir den Unterschied zwischen einem Vermögenswert undeiner Verbindlichkeit erklärte. Deshalb entschied ich mich schon als kleinerJunge, reich zu werden, und ich wusste, dass ich einfach nur lernen musste,Vermögenswerte – echteVermögenswerte – zu erwerben.Mein bester FreundMikebekamseinVermögen,ohnees sich selbstverdienenzumüssen, aberermusste trotzdem erst noch lernen, es auch zu behalten. Viele reiche Familienverlieren ihr Vermögen in der zweiten Generation nur deshalb, weil derNachwuchsnichtdazuausgebildetwurde,diesesVermögenzuverwalten.

Die meisten Menschen beschließen, niemals reich zu werden. Für neunzigProzent der Bevölkerung bedeutet reich sein zu vielKopfzerbrechen.DeshalbdenkensiesichSprücheauswie»Geldinteressiertmichnicht«oder»Ichwerdeniemals reich sein«oder»IchmussmirkeineSorgenmachen, ichbin janochjung«oder»Wenn ich einmal zuGeldkomme,denke ichübermeineZukunftnach«oder»MeinMannodermeineFraukümmertsichumdieFinanzen«.

DasProblemmitderartigenAussagenist,dasssiedenjenigen,dersichfüreinesolcheArtzudenkenentscheidet,zweierDingeberauben:DaseineistdieZeit,die ihr kostbarstesGut ist, unddas andere ist dasLernen.DassSie keinGeldhaben, sollte Ihnen nicht als Ausrede dienen, nichts zu lernen. Dies ist dieEntscheidung,diewiralletäglichtreffen–dieWahl,waswirmitunsererZeit,mitunseremGeldundmitdem,womitwirunserenVerstandfüttern,anfangenwollen. Das ist dieMacht derWahl.Wir können alle wählen. Ich entscheidemicheinfachdafür,reichzusein,undichtreffedieseWahltäglich.

InvestierenSiezuerst inIhreBildung.InWirklichkeit istdereinzigewirklicheVermögenswert,denSiebesitzen, IhrVerstand,dasmächtigsteWerkzeug,daswirbesitzen.WieichschonbezüglichderMachtderfreienEntscheidungsagte,steht jedervonunsvorderWahl,waswir inunseremGehirnspeichern,wennwir reif genug sind. Sie können den ganzen Tag fernsehen, Golfzeitschriftenlesen,Töpferkurse besuchenoder etwas überFinanzplanung lernen.Sie habendieWahl.DiemeistenMenschenkaufeneinfach irgendwelcheKapitalanlagen,

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stattzuerstinihrWissenüberdasInvestierenzuinvestieren.

BeieinerFreundin,einerreichenFrau,wurdekürzlicheingebrochen.DieDiebenahmenFernseherundVideorecordermitund ließendieBücher stehen.DieseWahl hat jeder von uns, aber auch hier gilt wieder, dass neunzig Prozent derBevölkerung Fernsehgeräte, aber nur ungefähr zehn Prozent Fachbücher überWirtschaftkaufen.

Undwastueich?IchbesucheSeminare.IchmagSeminare,diemindestenszweiTage dauern, weil ich mich gerne in ein Thema vertiefe. 1973 sah ich imFernsehen einenWerbespot mit einemMann, der für ein dreitägiges SeminarüberdenKaufvonImmobilienohneAnzahlungwarb.DerKurskosteteknappvierhundert Dollar und brachte mir im Endeffekt wenigstens zwei MillionenDollar,wennnichtmehr.Abernochwichtigerwar,dassermirdamitLebenszeitkaufte.DankdiesesSeminarsmussichmeinLebenlangnichtmehrarbeiten.IchbesuchemindestenszweisolcherSeminareimJahr.

Ich mag CDs und Hörbücher. Der Grund: ich kann die gleiche Stelle leichtimmerwiederhören.IchhörteeinBandmitPeterLynchundersagteetwas,mitdem ich ganz und gar nicht einverstanden war. Statt arrogant und kritisch zureagieren,hörteichmirdiesenfünfminütigenAbschnittmindestenszwanzigmalan,vielleichtauchnochöfter.IchbemühtemichumgeistigeOffenheit,undmiteinemMalverstandich,warumerdasallessagte.EswarwieMagie.IchhattedasGefühl, dieGedankengänge eines der größten Investoren unsererZeitwiedurch ein Fenster betrachten zu können. Ich gewann eine ungeheuer tiefeEinsichtinseineenormenRessourcenanWissenundErfahrung.

ImEndergebnis verfüge ichnoch immerübermeine altenDenkgewohnheiten,verfügeaberzusätzlichüberPetersBlickwinkel,dasselbeProblemoderdieselbeSituationanzusehen.IchverfügeüberzweiDenkweisen,stattnureine.MitjederneuenWeise ein Problem oder eine Entwicklung zu analysieren, die ich vonFachleuten lerne, bekomme ichmehrEntscheidungsmöglichkeiten, und das ist

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unbezahlbar.Heute frage ichmich gerne,wasDonald Trump,WarrenBuffettoderGeorgeSorosindieserSituationtunwürden.UmZugangzuihrerenormengeistigenMachtzufinden,mussmanfolgendenWeggehen,bescheidengenugzu sein, zu lesen oder zu hören, was sie zu sagen haben. Überhebliche oderkritische Menschen haben oft eine geringe Selbstachtung und Angst davor,Risiken einzugehen. Denn wenn man etwas Neues erlernt, ist es notwendig,Fehlerzumachen,umdasErlerntewirklichzuverstehen.

WennSiebishierhergelesenhaben,gehörtArroganznichtzuIhrenProblemen.ArroganteMenschenlesenwenigoderkaufenkaumHörbücher.Warumsolltensieauch?SiesindderMittelpunktdesUniversums.

Soviele»intelligente«Menschenstreitenoderverteidigensich,wenneineneueVorstellungihrerArtzudenkenwiderspricht.IndiesemFallistihresogenannteIntelligenzkombiniertmitArroganzgleichUnwissenheit. Jeder vonunskenntMenschen, die hoch gebildet sind oder sich für besonders clever halten.Dochihre Bilanz zeigt ein ganz anderes Bild. Ein wirklich intelligenter Menschbegrüßt neue Ideen, denn sie können das Zusammenspiel der anderen, bereitsvorhandenenGedankenverbessern.Zuhören istwichtiger als reden.Wenndasnicht stimmte, hätteGott uns nicht zweiOhren und nur einenMundgegeben.VielzuvieleMenschendenkenmit ihremMund, statt zuzuhörenundsichmitneuen Vorstellungen und Möglichkeiten auseinanderzusetzen. Sie streiten,anstattFragenzustellen.KennenSiedenSpruch»Wiekannichwissen,wasichdenke,bevorichhöre,wasichsage?«ErtrifftgenauaufdiesenMenschenschlagzu.

Ich nehmemir Zeit für dieGrundlagenmeinesReichtums. Ich habe nicht dieWerde-schnell-reich-Mentalität eines Lottospielers oder Kasinobesuchers. Eskann sein, dass ich Aktien kaufe und schnell wieder verkaufe, aber was dasLernen angeht, halte ich es mit einer langfristigen Strategie. Wenn Sie einFlugzeug fliegen wollen, rate ich Ihnen, es zuerst zu lernen. Ich bin immerentsetzt, wennMenschenAktien oder Immobilien kaufen, ohne in ihr größtesGut zu investieren, ihren Verstand. Nur weil sie schon ein oder zwei Häuser

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gekaufthaben,machtdasausihnennochlangekeineImmobilienexperten.

3.WählenSieIhreFreundesorgfältigaus–dieMachtderAssoziation

Lassen Siemich zuallererst einmal sagen, dass ichmeine Freunde nicht nachihremFinanzstatusauswähle.IchhabeFreunde,dietatsächlichdasGelübdederArmutabgelegthaben,undebensoFreunde,diejedesJahrMillionenverdienen.DasEntscheidende ist, dass ich von ihnen allen lerne undmich auch bewusstdarumbemühe.

Nun, ich gebe zu, dass ich im einen oder anderen Fall die Begegnung nurdeshalb suchte, weil der Betreffende Geld hatte. Aber ich war nicht hinterseinem Geld her, sondern hinter seinemWissen. Manchmal, aber nicht allenFällen,wurdendiesebetuchtenMenschen auch liebeFreunde.Auf eineSachewürdeichindiesemZusammenhanggernehinweisen:Mirfälltauf,dassmeinereichen Freunde auch gerne überGeld reden.Damitmeine ich nicht, dass siedamitprahlen.SieinteressierensichebenfürdasThema.AufdieseWeiselerneich von ihnen und umgekehrt. Die Freunde, von denen ich weiß, dass siefinanziell in der Klemme stecken, sprechen nur ungern über Geld, Geschäfteoder das Investieren. Sie glauben oft, dass das unanständig und nichtintellektuellsei.Ichlerneauchvonihnen.Ichlerne,wiemanesnichtmacht.

Einige meiner Freunde haben im Laufe ihrer kurzen Lebensspanne über eineMilliardeDollar verdient.Drei davon berichten über dasselbe Phänomen. IhremittellosenFreundekommenniezuihnen,umsiezufragen,wiesieesgemachthaben.Siekommen,umsieumeinDarlehenodereinenJoboderumbeideszubitten.

WARNUNG

HörenSienichtaufarmeoderverängstigteMenschen!IchhabesolcheFreundeundichhabesieauchsehrgern,abersiesind

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genauwie»HühnchenJunior«.WennesumsGeldgeht,besondersumInvestitionen,stürztstetsderHimmelein.DieseMenschenkönnenIhnenimmererklären,warumetwasnichtfunktioniert.DasProblemist,dassvielzuvieleMenschentatsächlichaufsiehören.AberMenschen,diediesepessimistischenInformationenunbesehenakzeptieren,sindselbstwie»HühnchenJunior«.WiedasalteSprichwortschonsagt:»Gleichundgleichgeselltsichgern.«

BeiWirtschaftssendungenimFernsehengibtesoft»Expertenrunden«.DereineExperte vertritt die Meinung, der Markt werde bald zusammenbrechen, deranderebehauptet,derMarktwerdeboomen.WennSieklugsind,hörenSieaufbeideundbewahrensicheinenoffenenGeist,dennbeideExpertenhabenguteGründe.LeiderhörendiemeistenMenschenauf»HühnchenJunior«.

Ich habemehrere enge Freunde gehabt, die versuchtenmir ein Geschäft odereineInvestitionauszureden.VoreinpaarJahrenerzähltemireinFreund,dasserganz aufgeregt sei, weil er ein Einlagezertifikat mit sechs Prozent Renditegefundenhabe. Icherzählte ihm,dass ichsechzehnProzentvonderRegierungdes Bundesstaates bekäme. Am nächsten Tag schickte er mir einen Artikeldarüber, weshalb meine Investition riskant sei. Ich bekomme nun schon seitJahrensechzehnProzentjährlich,erbekommtimmernochseinesechsProzent.

MeinerAnsichtnachisteinedergrößtenSchwierigkeitenbeimReichwerden,zusich selbst ehrlichzu seinundnichtmitderMassegehenzuwollen,dennaufdemMarkt steigt die breiteMasse für gewöhnlich zu spät ein und zahlt danndrauf.WenneseintollesGeschäftaufdieTitelseitengeschaffthat,istesindenmeistenFällenschonzuspät.SuchenSiesichetwasanderes.WieSurferimmerzusagenpflegen:»DienächsteWellekommtbestimmt.«Diejenigen,dieeinerWelle hinterherpaddeln und sehr spät noch einsteigen, sind meist auchdiejenigen,dieamEndevomBrettplumpsen.

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Ein kluger Investor versucht nicht, den günstigsten Zeitpunkt an denAktienmärkten abzupassen. Wenn er eine Welle verpasst, sucht er nach dernächstenundbringtsichinPosition.DenmeistenInvestorenfälltdasdeshalbsoschwer,weilsieAngsthaben,etwaszukaufen,wassonstkaumjemandbesitzt.ÄngstlicheInvestorensindwieSchafe,diemitderHerdelaufenodervonihrerGier dazu getriebenwerden einzusteigen,wenn kluge Investoren bereits ihrenProfit gemacht haben und schonweitergezogen sind.Kluge Investoren kaufeneineAnlage,wennsienichtpopulärist.Siewissen,dasssieihreProfitemachen,wenn sie kaufen, nicht wenn sie verkaufen. Sie warten geduldig. Wie schongesagt, versuchen sie nicht, den optimalen Moment an den Aktienmärktenabzupassen.GenauwieeinSurferbringensiesichfürdienächstegroßeWelleinPosition.

ImGrundesindalleGeschäfte»Insidergeschäfte«.MancheInsidergeschäftesindillegal, andere nicht. Aber es sind immer Insidergeschäfte. Der Unterschiedbesteht darin, wie weit man vomGeschehen entfernt ist. Sie brauchen reicheFreunde,dienaheamGeschehensind,weildortdasGeldverdientwird.Esisteine Frage der Information. Wenn Sie etwas über den nächsten Aufschwunghörenmöchten,gehenSiehineinundvordemnächstenBankrottwiederheraus.Ich sage nicht, dass Sie zu illegalenMitteln greifen sollen, aber je früher Sieüber dieseDingeBescheidwissen, desto besser sind IhreChancen auf ProfitebeiminimalemRisiko.DafürsindFreundedaunddasistfinanzielleIntelligenz.

4.BeherrschenSieeinRezeptundlernenSiedanneinneues–dieMachtdesschnellenLernens

BeimBrotbacken hält sich jeder Bäcker an ein Rezept, selbstwenn es nur inseinemKopfexistiert.DasGleichegiltauchfürdasGeldverdienen.

DeshalbwirdGeldbeiunsoftauch»dough«(»Teig«)genannt.DiemeistenvonunskennendasSprichwort»Dubist,wasduisst.«IchgebediesemSprichwortgerne eine etwas andere Wendung, nämlich »Du wirst, was du lernst«. MitanderenWorten,überlegenSiesichgenau,welcheFähigkeitenSieerwerbenund

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wasSielernenmöchten,dennIhrGeististsomächtig,dassSiezudemwerden,womitSiesichbeschäftigen.WennSiezumBeispielkochenlernen,strebenSiedanach zu kochen, Sie werden ein Koch. Wenn Sie kein Koch sein wollen,müssen Sie etwas anderes studieren, zumBeispiel Lehrer und soweiter.AlsowählenSiesorgfältigaus,wasSielernen.

WennesumsGeldgeht,kenntdieMehrzahlderMenschenimAllgemeinennurdieeineStrategie,diesieinderSchulegelernthaben,unddielautet,fürGeldzuarbeiten. IchhabedasGefühl,aufderWelt istsieverbreitet.JedenTagstehenMillionen vonMenschenmorgens auf und gehen zur Arbeit, verdienen Geld,zahlenRechnungen, gleichen ihreKonten aus, investieren einwenig in offeneInvestmentfonds und gehen am nächsten Tag wieder zur Arbeit. Das ist diegrundlegendeStrategieoderdasRezept.

Wenn Sie das satthaben oder wenn Sie nicht genug verdienen, müssen SieschlichtIhreStrategiefürsGeldverdienenändern.

Als ich sechsundzwanzig war, besuchte ich ein Wochenendseminar mit demTitel »Wieman Immobilien aus Zwangsversteigerungen kauft«. Ich lernte einRezeptundwandtedennächstenTrickan,dasGelernteauchwirklichindieTatumzusetzen.AndiesemPunkt ist fürdiemeistenMenschenSchluss.WährendichbeiXeroxarbeitete,übte ichmichdreiJahre lang inmeinerFreizeit inderKunst,ObjektebeiZwangsversteigerungenzukaufen.MitdieserStrategiehabeich mehrere Millionen Dollar verdient. Heutzutage gibt es weniger AngeboteundzuvieleandereLeute,diedieseStrategiefahren.

Nachdem ichdieseStrategiebeherrschte,machte ichmichaufdieSuchenachneuenMöglichkeiten.Vielesvondem,wasichindenSeminarenlernte,wandteichnichtdirektan,aberichlerntestetsetwasNeuesdazu.

IchhabeKursebesucht,dienurfürHändlervonOptionenwaren,sowohlKurse

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fürWaren als auch für Aktienoptionen, und zusätzlich an einem Seminar fürChaosbewältigung teilgenommen. Ich befand mich weit außerhalb meinereigentlichenWelt,ineinemRaumvollerLeutemitzumBeispieleinemDoktorinKernphysikundWeltraumforschung,unddochhabeicheineMengegelernt,wasmeineInvestitioneninAktienundImmobiliensinnvollerundeinträglichermachte.

DiemeistenUniversitätenundörtlichenBildungseinrichtungenbietenKursezudenThemenFinanzplanungundtraditionelleKapitalanlagenan.SiesindfürdenEinstieg ganz wunderbar geeignet. Ich aber suche immer nach einer nochschnellerenStrategie.DeshalbverdieneichmitgroßerRegelmäßigkeitaneinemTagmehrGeldalsvieleMenscheninihremganzenLeben.

Noch eine Bemerkung am Rande: In unserer heutigen Welt der schnellenVeränderungen spielt das Wissen nach wie vor eine große Rolle, aber da esschnellüberholtist,sindNeugierdeundeineschnelleAuffassungsgabefastnochwichtiger.Siehelfeneinem,immerwiederneueStrategienzufinden,umseineZielezuerreichen.

5.BezahlenSiesichselbstzuerst–dieMachtderSelbstdisziplin

WennesIhnenanSelbstbeherrschungfehlt,sollenSienichtversuchenreichzuwerden.DannsolltenSievielleichtzuerstzumBeispielderMarineodereinemreligiösenOrdenbeitreten,umSelbstdisziplinzulernen.EsmachtkeinenSinn,zu investieren und damit Geld zu verdienen, um es dann zum Fensterhinauszuwerfen. Mangel an Selbstdisziplin ist schuld daran, dass die meistenLotteriegewinner schon bald nach dem Millionengewinn wieder pleite sind.Mangel anSelbstdisziplin ist auch schulddaran, dass sichMenschen, die eineGehaltserhöhungbekommenhaben,oftsoforteinneuesAutokaufenodereineKreuzfahrtmachen.

Esistschwerzusagen,welcherderzehnSchrittederWichtigsteist.Dochvon

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allenSchritten ist dasMeisterndiesesSchritteswohl am schwierigsten, sofernIhnen diesesVorgehen nicht bereits in Fleisch undBlut übergegangen ist. Ichwagezubehaupten,dassSelbstdisziplinderentscheidendeFaktor ist,umreichzuwerden.

Kurz gesagt, Menschen, die eine geringe Selbstachtung haben und nurschwerlich finanziellenDruck aushalten, können niemals – und ichmeine daswirklich,wieichessage–niemalsreichwerden.WieSiewissen,lauteteinederLektionenvonmeinemreichenVater:»DieWeltschubstdichherum.«DieWeltschubsteinenMenschennichtdeshalbherum,weildieanderenTyrannensind,sondern weil es dem Einzelnen an innerer Kontrolle und Disziplin mangelt.Menschen,denendieseinnereStärkefehlt,werdenhäufigOpferderjenigen,dieSelbstdisziplinhaben.

In meinen Kursen für Existenzgründer erinnere ich die Teilnehmer immerwiederdaran,dass sie sichnicht auf ihrProdukt, ihreDienstleistungoderwasauch immer konzentrieren dürfen, sondern die Entwicklung ihrerManagementfähigkeitenindenVordergrundstellenmüssen.

Will man ein eigenes Unternehmen gründen, lauten die drei wichtigstenManagementfähigkeiten:

1.Cashflow-Management

2.Menschenführung

3.ManagementdereigenenZeit

MeinerMeinungnachhandeltessichhierumallgemeingültigeFähigkeiten,dienicht nur für Unternehmer interessant sind. Diese drei Fähigkeiten habenEinflussdarauf,wieSieihrLebenführen,obalsEinzelpersonoderalsTeileinerFamilie,einesUnternehmens,einerWohltätigkeitsorganisation,einerStadtodereinesLandes.

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JededieserFähigkeitengewinntdurchSelbstdisziplin.

IchnehmedenRat»Bezahlezuerstdichselbst«nichtaufdieleichteSchulter.

ErstammtausdemBuchDerreichsteMannvonBabylonvonGeorgeClason.Das Buch wurde millionenfach verkauft, und dennoch befolgen den Rat nurwenige. Wie schon gesagt, befähigt uns ein solides finanzielles Grundwissendazu,Zahlenzu lesen,ZahlenerzählenmireineGeschichte.Wenn ichmirdieGewinn-undVerlustrechnung und die Bilanz einesMenschen ansehe, erkenneichschnell,oberdiesenRatschlagbeherzigtodernicht.

EinBildsagtmehralstausendWorte.Vergleichenwirdeshalbnocheinmaldiebetriebswirtschaftliche Auswertung der finanziellen Situation einesMenschen,dersichselbstzuerstbezahlt,mitdereinesMenschen,derdasnichttut.

SehenSiesichdiebeidenGrafikengenauanundversuchenSiedieUnterschiedeherauszufinden.AuchhiergehteswiederumdasVerständnisfürdenCashflow,

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der zeigt,wie dieSituation tatsächlich aussieht.DiemeistenMenschen achtennuraufdieZahlenundverlierendabeidieGeschichteausdenAugen.

SehenSiees?DieersteGrafikspiegeltdieHandlungeneinesMenschenwider,dersichselbstzuerstzubezahlt.JedenMonaterhöhterseinVermögenumeinengewissenBetrag,eheerseinemonatlichenAusgabenbezahlt.ObwohlMillionenvonMenschenClasonsBuchgelesenunddieWorte»Bezahlezuerstdichselbst«verstandenhaben,bezahlensiesichselbstinWirklichkeitzuletzt.

Ich kann schon denAufschrei all derjenigen hören, die ehrlich daran glauben,dassesrichtigsei,zuerstseineRechnungenzubegleichen.Undichkannalldieverantwortungsbewussten Menschen hören, die ihre Rechnungen immerrechtzeitig zahlen. Ich sagenicht, dass sieverantwortungsloshandelnund ihreRechnungennichtzahlensollen.Ichrateihnennur,daszutun,wasinClasonsBuchsteht,nämlichzuerstsichselbstzubezahlen.UnddasersteDiagrammistdiekorrektebuchhalterischeDarstellungdiesesVorgangs.

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Wenn Sie allmählich beginnen, die Macht des Cashflows zu verstehen, wirdIhnenbaldklar,wasmitderzweitenGrafiknicht stimmtoderwarumneunzigProzent der Menschen ihr Leben lang hart arbeiten und dann auf staatlicheUnterstützung wie beispielsweise Sozialhilfe angewiesen sind, wenn sie nichtmehrarbeitenkönnen.

MeineFrauund ichhattenvieleBuchhalter,SteuerberaterundBanker,dieeinRiesenproblem mit unserer Interpretation des Spruchs »Bezahle zuerst dichselbst« hatten.Das liegt daran, dass diese Finanzprofis imGrunde genommennichtsanderestunalsdiebreiteMasse,dasheißt,siebezahlensichselbstzuletzt.

In meinem Leben hat es immer wieder Zeiten gegeben, in denen ausirgendwelchen Gründenmein Cashflowweitaus niedriger war als die Summemeiner Rechnungsbeträge. Trotzdem bezahlte ich mich selbst zuerst. MeinSteuerberater undmeinBuchhalter schrien inPanik auf: »Siewerden sichdasGeldholen.DasFinanzamtbringtSieinsGefängnis.«»SiebringensichumIhreKreditwürdigkeit.« »Manwird Ihnen den Strom abstellen.« Ich bezahltemichtrotzdemzuerst.

»WarumtunSiedas?«,fragenSievielleicht.WeildasBuchDerreichsteMannvonBabylon genau davon handelt.Von derMacht der Selbstdisziplin und derMachtderinnerenStärke.WiemirmeinreicherVaterimerstenMonat,denichfür ihn arbeitete, beibrachte, lassen sich die meistenMenschen von derWeltherumschubsen.EinInkassobeauftragterruftanundfordertSieaufzu»zahlen,sonst könnenSie etwas erleben«.Also bezahlenSie ihn und nicht sich selbst.EineVerkäuferin sagte»BezahlenSiedocheinfachmit IhrerKreditkarte.« IhrImmobilienmakler rät »Greifen Sie zu – ein eigenes Haus verschafft IhnenSteuervorteile.«Darumgehteseigentlich indemBuch:DenMummzuhaben,gegendenStromzuschwimmenundreichzuwerden.SiesindvermutlichkeinschwacherMenschen,aberwennesumsGeldgeht,verlässtvieleMenschenderMut.

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Ich sage nicht, dass Sie verantwortungslos handeln sollen.DerGrund,warumichkeinehohenSchuldenjedwederArthabe,istganzeinfachder,dassichmichimmer erst selbst bezahlenwill. Ichminimieremein Einkommen, weil ich esnicht dem Staat schenken möchte. Deshalb erziele ich mein Einkommen ausmeinemVermögen,dasineinemUnternehmeninNevadasteckt.WennichfürGeldarbeite,holtessichderStaat.

IchbezahlemeineRechnungenzwarimmerzuletzt,binaberfinanziellerfahrengenug,michnichtinfinanzielleSchwierigkeitenhineinzumanövrieren.Ichhabeeine Abneigung dagegen, Dinge auf Kredit zu kaufen. Ich habe tatsächlichhöhere Verbindlichkeiten als neunundneunzig Prozent der Bevölkerung, mussihnenabernichtselbstnachkommen.Dastunanderefürmich.DieseMenschennenntmanMieter.

Wenn Sie zuerst sich selbst bezahlen, lautet Regel Nummer eins deshalb, garnicht erst Schulden zumachen. Obwohl ichmeine Rechnungen zuletzt zahle,richte ich es so ein, dass ich nur kleine, unbedeutendeRechnungen zu zahlenhabe.AuchwennichgelegentlichknappbeiKassebin,bezahleichimmernochzuerstmichselbst.IchlassedieGläubigerundsogardenStaatschreien,ichmages,wennsieunangenehmwerden.Warum?WeilsiemireinenGefallentun.Sieinspirieren mich dazu, mir etwas einfallen zu lassen und noch mehr Geld zuverdienen.Deshalbbezahleichmichselbstzuerst,investieredasGeldundlassedieGläubigerschreien.InderRegelbezahleichsiedochirgendwierechtzeitig.KimundichhabeneineausgezeichneteBonität.WirwiderstehenlediglichdemDruck, unsere Ersparnisse anzugreifen oder unsere Aktien zu verkaufen, umdamit die Schulden für irgendwelche Dinge zu begleichen, die auf Kreditgekauftwurden.Dasistfinanziellnichtbesondersintelligent.

Umerfolgreichsichselbstzubezahlen,solltenSieaberFolgendesbeachten:

1.MachenSiekeinehohenSchulden,dieSiedannabstotternmüssen.MinimierenSieIhreAusgaben.SchaffenSiezuerstVermögenswerteund

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kaufenSiedanndasgroßeHausoderdentollenWagen.

2.WennSieknappbeiKassesind,haltenSiedemwachsendenDruckstandundlassenSieIhreErsparnisseoderInvestitionenunangetastet.NutzenSiedenzunehmendenDruckalsInspirationfürihrfinanziellesGenie,damitesneueMöglichkeitenfindet,GeldzuverdienenundzahlenSiedannIhreRechnungen.AufdieseWeiseverbessernSiesowohlIhreFähigkeit,Geldzuverdienen,alsauchIhrefinanzielleIntelligenz.

Mir stand finanziell des Öfteren das Wasser bis zum Hals, und jedes Malbenutzte ichmeinenVerstand, ummeinEinkommen zu steigern,während ichgleichzeitig unerschrocken mein Vermögen verteidigte. Mein Buchhalterjammerteundging inDeckung, aber ichverteidigtedasFort,wie sichdas füreinengutenSoldatengehört–dasFort»Vermögen«.

Eine weit verbreitete schlechte Angewohnheit versteckt sich hinter derunschuldigen Formulierung »an die Ersparnisse gehen«. Die Reichen wissen,dass Ersparnisse nur dazu dienen, mehr Geld zu produzieren, und nicht umRechnungenzubezahlen.

Ich weiß, das klingt hart, aber wie schon gesagt: Wenn Sie nicht über einegewisseinnereStärkeverfügen,wirddasLebenSieimmernurherumschubsen.

WennSiefinanziellenDrucknichtmögen,suchenSiesicheineStrategie,diebeiIhnen funktioniert. Eine gute Möglichkeit wäre: Senken Sie Ihre Ausgaben,sparenSie IhrGeld,zahlenSienichtmehrEinkommensteueralsnötig,kaufenSie sichere offene Investmentfonds und verpflichten Sie sich zu lebenslangerDurchschnittlichkeit.AllerdingsverstoßenSiedamitgegendieRegel»Bezahlezuerstdichselbst«.

Diese Regel fordert weder Selbstaufopferung noch finanzielle Abstinenz. Sieverlangtnicht,dassSiezuerstsichselbstbezahlenunddannverhungernsollen.WirdürfenunsdesLebensfreuen.WennSieIhrfinanziellesGeniebeschwören,

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könnenSiealleAnnehmlichkeitendesLebensgenießen,reichwerdenundIhreRechnungenzahlen,ohneaufdasSchöneimLebenverzichtenzumüssen.DasistfinanzielleIntelligenz.

6.BezahlenSieIhreMaklergut–dieMachtdesgutenRates

Ich sehe oft Menschen, die vor ihr Haus ein Schild stellen, auf dem »VomBesitzerzuverkaufen«steht,oder ichseheheutzutage imFernsehenPersonen,diesichalsBilligbrokeranpreisen.

Mein reicher Vater hat seine Fachleute immer sehr gut bezahlt und ich habedieseGepflogenheitübernommen.HeutehabeichteureAnwälte,Steuerberater,Immobilien-undBörsenmakler.Warum?Weil,wennsiewirklichFachleutesind,solltenIhnenderenDiensteGeldbringen.UndjemehrGelddiesemachen,umsomehrGeldmachenSie.

Wir leben im Informationszeitalter. Information ist unbezahlbar. Ein guterMakler sollte Sie nicht nur informieren, sondern sich auch die Zeit nehmen,Ihnenetwasbeizubringen.IchhabemehrereMakler,diedasgernefürmichtun.Manchewarenschonda,als ichnochwenigodergarkeinGeldhatte,und icharbeiteauchheutenochmitihnenzusammen.

DerBetrag,denicheinemMaklerzahle,istverschwindendgeringimVergleichzudemGeld,das ichaufgrund seiner Informationenverdienenkann. Ich liebees,wennmeinImmobilienmaklerodermeinBörsenmaklervielGeldverdienen,dennesbedeutetfürgewöhnlich,dassichauchvielGeldverdienthabe.

EinguterMaklerbringtIhnenabernichtnurGeld,sondernspartaußerdemZeit–wiedamals,alsicheinunbebautesGrundstückfürneuntausendDollargekauftund es unmittelbar darauf für mehr als fünfundzwanzigtausend Dollarweiterverkaufthabe,damitichmirmeinenPorscheschnellerleistenkonnte.

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EinMakler ist IhrAuge undOhr amMarkt.EinMakler verbringt seineTagedamit,sodassichesnichttunmuss.IchspielelieberGolf.

Zudem dürfte einMensch, der sein Haus selbst verkauft, seine Zeit als nichtbesonders wertvoll erachten.Warum sollte ich ein paar Dollar sparenwollen,wennichdieseZeitnutzenkann,umweitausmehrGeldzuverdienenodersiemitdenMenschenzuverbringen,dieichliebe?

Ichfindeesseltsam,dasssovieleMenschendaraufbestehen,derBedienungimRestaurant auch für schlechten Service bis zu zwanzig Prozent Trinkgeld zugebenund sichgleichzeitigdarüberbeschweren, einemMaklerdrei bis siebenProzentbezahlenzumüssen.EsmachtihnenSpaß,Trinkgeldzubezahlen,wennessichumeineAusgabehandelt, aber sie sindunfreundlichzuMenschen,diefür ihr Vermögen arbeiten und wollen ihnen lieber nichts zahlen. Das istfinanziellnichtintelligent.

NichtalleMaklersindgleich.LeidersinddiemeistenMaklernurVerkäufer.Ichwürdesagen,dassdie Immobilienmaklerdieschlechtestensind,dieverkaufen,aber selbst nur kleine oder gar keine Immobilien besitzen. Es gibt einengewaltigenUnterschiedzwischeneinemMakler,derHäuserverkauft,undeinemMakler,derKapitalanlagenverkauft.GleichesgiltauchfürMaklervonAktien,Anleihen, offenen Investmentfonds und Versicherungen, die sich selbstFinanzberater nennen. Es ist wie imMärchen, wo man viele Frösche küssenmuss,umeinenPrinzenzufinden.

WennicheinenFachmannengagierenmöchteundVorstellungsgesprächeführe,findeichzuerstheraus,wiegroßseinpersönlicherImmobilien-oderAktienbesitzundwiehochseinSteuersatzist.DasgiltfürmeineSteuerberaterebensowiefürmeine Buchhaltungsexperten. Ich habe einen Buchhalter, der sich um seineeigenenGeschäftekümmert.SeinBerufistBuchhalter,aberseinGeschäftsindImmobilien.FrüherhatteicheinenanderenBuchhalter,derFachmannfürkleineUnternehmenwar, aber er hatte keine Immobilien. Ichwechselte,weil unsere

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LiebenichtderselbenBranchegalt.

Finden Sie einenMakler, dem Ihre wichtigsten Interessen am Herzen liegen.VieleMaklernehmensichdieZeit,Ihnenetwasbeizubringenundkönntensichso als Ihre beste Investition erweisen. Seien Sie fair und die meistenMaklerwerdenfairzuIhnensein.WeshalbsolltendieseMenschenIhnenhelfenwollen,wenn Sie nur darüber nachdenken, wie Sie deren Provision kürzen können?Logisch,odernicht?

Wie bereits gesagt, ist Menschenführung eine der wichtigenManagementfähigkeiten. Viele Menschen führen nur Menschen, denengegenübersiesichintellektuellüberlegenfühlenundüberdiesieMachthaben.VielemittlereFührungskräftebleibendasundwerdennichtbefördert,weilsieeszwarverstehen,mitMenschenuntersichzuarbeiten,nichtabermitMenschenübersich.DiewahreKunstbestehtdarin,Menschenzuführenundzubelohnen,dieaufeinemFachgebietbessersindalsmanselbst.DarumhabenUnternehmeneinen Vorstand. Auch Sie sollten einen Vorstand haben. Das ist finanzielleIntelligenz.

7.SeienSieein»indianischerGeber«–dieMacht,etwasumsonstzubekommen

Als die ersten weißen Siedler nach Amerika kamen, waren sie von einemkulturellen Brauch einiger Indianer überrascht. Wenn zum Beispiel einemSiedlerkaltwar,gaben ihmdie IndianereineWolldecke.DerSiedlerhieltdieDecke irrtümlich für ein Geschenk und fühlte sich oft gekränkt, wenn derIndianersiezurückverlangte.

AuchdieIndianerwarenaufgebracht,alsihnenklarwurde,dassdieSiedlerdieDecken nicht zurückgebenwollten. Daher kommt der Ausdruck »indianischerGeber«fürjemanden,dereinGeschenkzurückverlangt.

EshandeltsichschlichtumeineinfacheskulturellesMissverständnis.Wennes

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umdas eigeneVermögen geht, kommtman nicht umhin, das investierteGeldzurückzuverlangen, wenn man reich werden will. Die erste Frage eineserfahrenen Investors lautet: »Wie schnell bekomme ich mein Geld wiederheraus?«Außerdemwill er auchwissen,was er alsTeil desHandels umsonstdazubekommt.DeshalbistderROI,derReturnonInvestment,auchsowichtig,erbeschreibtdasprozentualeVerhältniszwischendeminvestiertenKapitalunddemGewinn.

DieersteFrageeineserfahrenenInvestorslautet:»WieschnellbekommeichmeineInvestitionwiederheraus?«

So fand ich beispielsweise ein kleines Haus einige Straßenblocks von mirentfernt, das zwangsversteigertwerden sollte.DieBankwollte sechzigtausendDollar,ichbotfünfzigtausendDollar.SienahmendasAngeboteinfachdeshalban,weilmeinemAngeboteinBarschecküberfünfzigtausendDollarbeilag.Sieerkannten, dass ich ernsthaft interessiert war. Die meisten Investoren würdennunkritischfragen,obichaufdieseWeisenichtetwasvielGeldbindenwürde?WäreesnichtbessereinDarlehenaufzunehmen?DieAntwortlautet,indiesemFall nicht. Meine Investmentgesellschaft vermietet diese Wohnung in denWintermonaten als Ferienwohnung, wenn die »Zugvögel« vor der Kälte nachArizona fliehen, vierMonate fürmonatlich zweieinhalbtausendDollar. In derNebensaisonbeträgtdieMietenurtausendDollarmonatlich.InetwadreiJahrenhatte sichdieWohnungamortisiert,undnunverdiene ichweiterhinMonat fürMonatGelddamit.

DasselbelässtsichmitAktienmachen.HäufigruftmichmeinBörsenmakleranundempfiehltmireinebeträchtlicheSummeindieAktieneinesUnternehmenszu investieren, von dem er glaubt, dass es kurz davor steht, einen Schritt zumachen,durchdenderWertderAktiesteigenwird.EskannzumBeispielsein,dass das Unternehmen die Einführung eines neuen Produkts ankündigt. IchsteigeeinundhaltedieAktieeineWocheodereinenMonat, solange sieeben

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steigt.Dann hole ichmir das ursprünglich investierteGeldwieder heraus undmachemirkeineSorgenmehrüberMarktschwankungen,weilichdasanfänglichinvestierte Kapital zurückhabe und es nun bereit ist, anderweitig für mich zuarbeiten. So fließt mein Geld hinein und fließt heraus und ich besitzeanschließendVermögenswerte,diepraktischkostenloswaren.

Natürlichzahle ichauchoftLehrgeld.Aber ichspielenurmitBeträgen,derenVerlust ich mir leisten kann. Ich schätze, dass ich im Durchschnitt bei zehnInvestitionenzweioderdreiVolltrefferschaffe,währendfünfodersechsnichtsbringenundichbeizweioderdreidraufzahle.AberichbegrenzemeineVerlusteaufdasGeld,dasichzudiesemZeitpunktauchtatsächlichübrighabe.

WerRisikenhasst,bringtseinGeldaufdieBank.UndauflangeSichtsindeinpaar Ersparnisse besser als nichts. Doch es dauert lange, bis Sie ihr Geldzurückbekommen,und indenmeistenFällenbekommenSieauchnichtsgratisdazu.

Allemeine Investitionenmüssenmir einen zusätzlichenVorteil bieten, etwas,das ich gratis dazubekomme. Eine Eigentumswohnung, ein SB-Lagerhaus, einStückunbebautesLand,einHaus,AktienodereinBürogebäude.DarüberhinausmussdasRisikobegrenztsein.

EsgibtBücher,diesichnurmitdiesemThemabefassen,weshalbichhiernichtweiterdaraufeingehenwerde.RayKroc,dermitMcDonald’sberühmtwurde,wurde nicht deshalb Franchisegeber für Hamburgerrestaurants, weil erHamburger liebte, sondern weil er die Grundstücke, auf denen dieFranchiseunternehmenstanden,umsonstdazuhabenwollte.

KlugeInvestorenmüssenalsoaufmehrachtenalsaufdenReturnonInvestment,die Anlageverzinsung. Interessant sind die Vermögenswerte, die Sie gratisdazubekommen,wennSieIhrGeldersteinmalzurückhaben.Dasistfinanzielle

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Intelligenz.

8.VermögenswertekaufenLuxusartikel–dieMachtderKonzentration

Der Sohn eines Freundes hatte seit einiger Zeit die schlechte Angewohnheitentwickelt, Schulden zu machen. Er war gerade sechzehn geworden undwünschtesichnatürlichseineigenesAuto.AlleseineFreundehättenvonihrenEltern ein Auto bekommen. Für die Anzahlung wollte er seine Ersparnisseangreifen.DawandtesichseinVateranmich.

»Meinstdu,dassichihndasmachenlassensollteodersollteichihmeinfacheinAutokaufen,wiedieanderenElternauch?«

Ich antwortete ihm: »Dadurch wäre der Druck zwar kurzfristig von ihmgenommen, aber was hätte er langfristig daraus gelernt? Kannst du dasVerlangendeinesSohnesnacheinemAutonicht irgendwiedazubenutzen, ihnzumLernenzumotivieren?«

PlötzlichgingihmeinLichtauf,undereiltenachHause.

ZweiMonatespätertrafichmeinenFreundzufälligwieder.»HatdeinSohnseinneuesAuto?«,fragteich.

»Nein,haternicht.Aber ichhabe ihmstattdessendreitausendDollargegeben.Ichsagteihm,ichwürdeihmdasGeldgeben,damiternichtdieErsparnissefürseinStudiumdafürhernehmenmuss.«

»Wiegroßzügigvondir«,meinteich.

»Nein,eigentlichnicht.DieSachehatnämlicheinenHaken.Ichhabemirdeinen

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Rat zuHerzengenommen,dieEnergie seines sehnlichstenWunsches, sich einAutozukaufen,sozulenken,dasseretwasdabeilernenkonnte.«

»UndwasistderHaken?«

»Nun,zuersthabenwirdeinSpielCashflowwiedereinmalhervorgeholt.BeimSpielen haben wir uns lange über den klugen Umgang mit Geld unterhalten.DannhabeichihmeinAbonnementfürdasWallStreetJournalgeschenktundeinpaarBücherüberdenAktienmarktgegeben«.

»Unddann?WiehastduseinInteressegeweckt?«

»Ich habe ihm gesagt, er könne die dreitausend Dollar haben, sie aber nichtdirektfüreinAutohernehmen.Erkönnesiebenutzen,umAktienzukaufenundzuverkaufen,sichseineneigenenBörsenmaklersuchen,undsobalderausdendreitausend Dollar sechstausend gemacht hätte, würde das Geld für das Autoihm gehören und die restlichen dreitausend würden für sein Studiumbeiseitegelegt.«

»Undwiesiehtesjetztaus?«

»Nun,erhattegleichzuBeginnGlückbeiseinenBörsengeschäften,verlordasVerdienteabereinpaarTagespäterwieder.Dannhatesihnrichtiggepackt.Ichschätze,dassermittlerweilezweitausendDollarverlorenhat,aberseinInteresseisthoch.ErhatalleBüchergelesen,dieichihmgekaufthabe,underhatsichinderBibliothekNachschubgeholt.ErliesteifrigdasWallStreetJournal,umdieIndikatoren zu beobachten. Er hat nur noch tausend Dollar übrig, aber seinInteresseistriesengroß,underhatenormvielgelernt.Erweiß,wennerdasGeldverliert,mussernochzweiJahrelangzuFußgehen.Aberwieesscheint,machtihmdasnichtsaus.Offenbaristesihmsogaregal,obereinAutohatodernicht,weileretwasentdeckthat,dasihmnochmehrSpaßmacht.«

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»Waspassiert,wennerdasganzeGeldverliert?«

»Darübermachenwir unsGedanken,wennes soweit ist.Mir ist es lieber, erverliert jetzt seinganzesGeld, als dass erwartet, bis er so alt istwiewir unddannGefahrläuft,sichvollendszuruinieren.AußerdemsinddiesedreitausendDollardiebesteInvestitioninseineBildung,dieichjegemachthabe.Das,waser jetzt lernt, wird ihm sein Leben lang von Nutzen sein und offenbar hat erneuenRespektvorderMachtdesGeldesgewonnen.Ichglaube,erhataufgehörtSchuldenzumachen.«

Wie bereits gesagt: Es ist besser, wenn ein Mensch, dem es nicht gelingt,Selbstbeherrschungzuüben,garnichterstversucht,reichzuwerden.Dennesistzwartheoretischleicht,mitdemeigenenVermögenGeldzuverdienen,aberesist schwer, die für denUmgangmitGeld nötige geistige Stärke aufzubringen.WegenderäußerenVersuchungenistesinunsererheutigenkonsumorientiertenWelt viel leichter, es einfach in Form von Ausgaben zum Fensterhinauszuwerfen. Mangels geistiger Stärke nimmt dieses Geld den Weg desgeringsten Widerstandes. Das ist die Ursache von Armut und finanziellenSchwierigkeiten.

Betrachten Sie bitte folgendes Zahlenbeispiel für finanzielle Intelligenz, indiesem Fall die Fähigkeit, das Geld dazu zu bringen, noch mehr Geld zuproduzieren.

WennmanhundertMenschenamJahresbeginnjeweilszehntausendDollargäbe,hättemanmeinerMeinungnachamJahresendefolgendesErgebnis:

•achtzigvonihnenhättenkeinenCentmehr.VieledavonhättensichsogarnochtieferinSchuldengestürzt,indemsiedasGeldalsAnzahlungfüreinneuesAuto,einenKühlschrank,einenFernseheroderUrlaubsreisenhergenommenhätten.

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•sechzehnvonihnenhättendiezehntausendDollarumfünfbiszehnProzentvermehrt.

•viervonihnenhättenzwanzigtausendDollarodergarMillionendarausgemacht.

WirgehenzurSchule,umeinenBerufzuerlernen,damitwirfürGeldarbeitenkönnen.IchbinderAnsicht,dassesebensowichtigistzulernen,Geldzuhaben,dasfüreinenarbeitet.

Ich liebe den Luxus so sehr wie jeder andere Mensch auch. Mit demUnterschied,dassichihnmirnichtmithilfeeinesKreditsleiste.DieFallebestehtdabeiimGlauben,mitalldenMenschenumeinenherummithaltenzumüssen.AlsicheinenPorschehabenwollte,wäreeseinfachergewesen,meinenBankeranzurufenundeinDarlehenaufzunehmen.AberstattmichinVerbindlichkeitenzustürzen,konzentriereichmichaufmeinVermögen.

Es ist meine Gewohnheit, meine Wünsche dazu zu nutzen, mein finanziellesGeniezumInvestierenzuinspirierenundzumotivieren.

Heutzutagefälltunsvielzuoftnurein,unsdasGeldfürdieDinge,diewirunswünschen, zu leihen, anstatt uns darauf zu konzentrieren, Geld zu schaffen.Ersteres ist kurzfristig betrachtet zwar leichter, aber auf lange Sicht sehr vielanstrengender.EsisteineschlechteAngewohnheit,diewiralsEinzelneundalsVolkerworbenhaben.DenkenSiedaran,derleichteWegwirdoftschwierigundderschwierigeoftleicht.

Je früher Sie selbst und Ihre Lieben lernen, das Geld zu beherrschen, destobesser.Geldistsehrmächtig.LeiderrichtendieMenschendieMachtdesGeldesgegensich.WennesIhnenanfinanziellerIntelligenzfehlt,wirdIhnendasGelddavonlaufen. Es wird klüger sein als Sie. Wenn das Geld klüger ist als Sie,werdenSieIhrganzesLebendafürarbeitenmüssen.

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UmHerrdesGeldeszusein,müssenSiegescheiterseinalsdasGeld.Dannwirdestun,wasSieihmsagen.EswirdIhnengehorchen.StattderSklavedesGeldeszusein,werdenSieseinMeistersein.DasistfinanzielleIntelligenz.

9.DerBedarfanHelden–dieMachtdesMythos

AlsicheinkleinerJungewar,verehrteichdieBaseballspielerWilliMays,HankAaronundYogiBerra.DaswarenmeineHelden.Wenn ichalsKindBaseballspielte,wollteichgenausoseinwiesie.IchhüteteihreBaseballkartenwieeinenSchatz. Ich wollte alles über sie wissen. Ich kannte die Positionen, dieTrefferquoteder einzelnenSpieler, diedurchschnittlicheAnzahl ihrerSchläge,wievielsiebekamenundwiesievonuntenhochkamen.Ichwollteallesübersiewissen,weilichgenausoseinwolltewiesie.

JedesMal,wennichalsNeun-bisZehnjährigerzumSchlagmalging,wennichalsVerteidiger der erstenBase oder alsCatcher aufgestelltwar,war ich nichtich,ichwarYogioderHank.

DasNachahmenisteinederbestenLernmethoden,diewirspäteralsErwachseneoftverlernen.WirverlierenunsereHelden,wirverlierenunsereNaivität.

Heute sehe ich den Kindern zu, die in der Nähe meines Hauses Basketballspielen.Sie tunso,alsobsie ihreLieblingsheldenseien.Heldennachzuahmenoder ihnen nachzueifern heißtwirklich zu lernen,wasMacht ist.Und deshalbgibt es einen so ungeheuren Aufschrei, wenn jemand wie O.J. Simpson inUngnade fällt. Eswarmehr als nur einGerichtsverfahren.Eswar derVerlusteinesHelden,dasheißteinerPerson,mitderMenschenaufwuchsen,zudersieaufschautenunddersiegleichenwollten.AufeinmalmüssenwirunsvondieserPersonbefreien.

Ältergeworden,habeichneueHeldengefunden.IchhabeGolfhelden.IchahmeihreSchlägenachundbemühemichdarum, soviel über sie zu lesen,wie ich

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kann. Ichhabe auchHeldenwieDonaldTrump,WarrenBuffett,PeterLynch,GeorgeSorosundJimRogers.IchkennederenDatengenausogutwiefrüherdiemeinerBaseballhelden.Ichbeobachte,worinWarrenBuffettinvestiert,undlesealles,was ichüber seineMarktphilosophie findenkann. Ich lesePeterLynchsBuchumzuverstehen,wie erAktienauswählt.Und ich informieremichüberDonaldTrump und versuche herauszufinden,wie er verhandelt undGeschäftemiteinanderverbindet.

Genausowieichnichtichselbstwar,wennichzumSchlagmalging,agiereichbeiGeschäftenoderVerhandlungenunbewusstmitderKühnheit einesDonaldTrump.WennicheinenTrendanalysiere,seheichihn,wieesPeterLynchwohltun würde. Mithilfe unserer Helden können wir eine unglaubliche QuellegewaltigenKnow-howsanzapfen.

AberHeldendienennichtnurder Inspiration.Helden lassendieDingeeinfachaussehen.Unddadurchwollenwirgenausoseinwiesie.

»Wenndiedaskönnen,kannichesauch.«

Was das Investieren angeht, tun vieleMenschen so, als sei es sehr schwierig.SuchenSiesichHelden,dieeseinfachaussehenlassen.

10.Lehre,undduwirsternten–dieMachtdesGebens

Meine Väter waren beide Lehrer, aber mein reicher Vater lehrte mich eineLektion,dieichschonmeinganzesLebenlanginmirtrage,nämlichdassmanwohltätig sein und großzügig geben soll. Mein gebildeter Vater gab viel vonseinerZeitundseinemWissen,spendeteaberfastnieGeld.

Wieschongesagt,erklärteerfürgewöhnlich,erwürdespenden,soferneretwasGeldübrighabe.Abernatürlichwarfastnieetwasübrig.

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MeinreicherVaterverschenktesowohlGeldalsauchWissen.ErglaubtefestandasWechselspiel von Geben und Nehmen. »Wenn du etwas willst, musst duzuerst etwas geben«, sagte er immer. War er knapp bei Kasse, spendete ereinfachGeldanseineKircheoderseineLieblingswohltätigkeitsorganisation.

KönnteichIhnennureineeinzigeIdeeweitergeben,dannwäreesdiese.SobaldSiedasGefühlhaben,zukurzzukommenoderetwaszubrauchen,verschenkenSiedasGewünschteundeswirdinMassenzuIhnenzurückkehren.DasgiltfürGeld,einLächeln,dieLiebe,dieFreundschaft.Ichweiß,dassesmanchmaldasLetzteist,wasmanindieserSituationtunmöchte,aberbeimirfunktioniertesimmer. IchvertraueeinfachaufdasPrinzipderGegenseitigkeitundgebe,wasich mir wünsche. Wenn ich Geld will, gebe ich Geld, und bekomme einVielfaches davon zurück. Wenn ich etwas verkaufen will, helfe ich einemanderen,etwaszuverkaufenunddannmacheichUmsatz.IchmöchteKontakte,also verhelfe ich jemand anderem zu Kontakten und plötzlich – als wäre esMagie–ergebensichKontaktefürmich.VorJahrenhörteichfolgendenSpruch»Gotthatesnichtnötig,dassihmgegebenwird;derMenschabermussgeben.«

Mein reicher Vater sagte gerne »Arme sind gieriger als die Reichen.« Erbegründete es so, dass ein reicher Mensch deshalb reich sei, weil er denMenschenetwasgebe,dassiehabenwollten. Immer,wenn ichetwasbrauche,knapp bei Kasse bin oder Hilfe benötige, gehe ich folgendermaßen vor: IchmachemichaufdieSuchenachdem,wasichwirklichwill,manchmalfindeiches in meinem Herzen. Und wenn ich es gefunden habe, lasse ich es zuerstanderenMenschenzukommen.Undwasichgebe,bekommeichstetszurück.

EserinnertmichandieGeschichtevondemMann,derineinereiskaltenNachtmitFeuerholzaufdenArmenvorseinemKanonenofensitztundihnanschreit:»WenndumiretwasWärmegibst,kriegstduvonmireinpaarScheiteHolz.«Wenn es umGeld, Liebe,Glück,Umsatz undKontakte geht,müssenwir unslediglichdaranerinnern,dasswirerstgebenmüssen,waswirerhaltenmöchten.

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Häufiggenügtesschon,wennichdarübernachdenke,wasichwillundwieichesanderengebenkann,umeineLawinedesÜberflussesloszutreten.Wennichdas Gefühl habe, dass mich niemand anlächelt, mache ich einfach selbst denAnfang. Ich lächleundsage»Hallo«undwiedurchZaubereibin ichplötzlichvon lächelndenMenschenumgeben.DieWelt ist in derTat oft genugnur IhreigenerSpiegel.Deshalbsageich»Lehre,undduerhältst.«

Meiner Erfahrung nach lerne ich selbst umsomehr, je mehr ich bestrebt bin,Menschenzuunterrichten,dieetwaslernenwollen.WennSieetwasüberGeldlernen wollen, sollten Sie es jemand anderem beibringen. Sie werden eineMengeneuerIdeenbekommenundeinvielfeineresGespürfürdieDinge.

Es gibt Zeiten, da gebe ich, ohne etwas zurückzubekommen, oder bekommeetwas, was ich eigentlich nicht wollte. Bei genauerer Betrachtung undGewissensprüfungstelleichdannfest,dassichindiesenFällenoftnichtumdesGebenswillengegebenhatte,sondernumetwaszubekommen.

Mein leiblicher Vater unterrichtete andere Lehrer und wurde selbst einmeisterhafterLehrer.Mein reicherVater gab seineArt,Geschäfte zumachen,stetsan jungeLeuteweiter.DieseFreigiebigkeitmit ihremWissenmachtesie,rückblickend betrachtet, klüger. Es gibt Kräfte auf dieser Welt, die sehr vielklüger sind als wir. Sie können es auch allein schaffen, aber mit derUnterstützungdieserKräftegehtesleichter.Siemüssennurmitdemfreigiebigsein,wasSiehaben.

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9.KAPITEL–SIEWOLLENNOCHMEHR?

HIERNOCHEINPAARDINGE,DIESIETUNKÖNNEN

VieleMenschen sindvielleichtmitmeinen zehnSchritten nicht zufrieden.SiesehendarinmehreinePhilosophiealsechteHandlungsanweisungen.Ichhalteesfür ebenso wichtig, die Philosophie zu verstehen, wie zu handeln. VieleMenschen handeln lieber, als nachzudenken und dann gibt es Menschen, diedenkennach,aberkommennicht insHandeln. Ichwürdesagen,dassaufmichbeideszutrifft:Ichliebees,michmitneuenIdeenzubeschäftigenundichliebeauchdasHandeln.

DeshalbwerdeichfürdiejenigenunterIhnen,diesichkonkreteAnregungenfürdenEinstiegwünschen, in verkürzter Form einige derDinge erklären, die ichtue.

•HörenSieaufzutun,wasSiegeradetun.MitanderenWorten,haltenSieinneundprüfenSie,wasfunktioniertundwasnicht.EineDefinitionvonWahnsinnlautet,dassjemandstetsdasselbetut,aberimmerandereErgebnisseerwartet.StreichenSie,wasnichtfunktioniertundsehenSiesichnachneuenMöglichkeitenum.

•MachenSiesichaufdieSuchenachneuenIdeen.WennichmichnachneuenAnlageideenumsehe,geheichinBuchlädenundsuchenachBüchernüberausgefallene,einzigartigeThemen.IchnennesieRezepte.IchkaufeAnleitungen,indenenmirerklärtwird,wiebestimmteStrategienfunktionieren,dieichnochnichtkenne.AufdieseWeisefandichzumBeispieldasBuchThe16PercentSolutionvonJoelMoskowitz.Ichkaufteesundlases.

•HandelnSie.AmdarauffolgendenDonnerstagtatichgenaudas,wasimBuchstand.SchrittfürSchritt.Genausobinichauchvorgegangen,alsichlernte,

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wiemanImmobilienschnäppcheninAnwaltskanzleienundbeiBankenfindet.DiemeistenMenschenhandelnnichtoderlassensichdieStrategie,mitdersiesichgeradebeschäftigen,vonanderenausreden.MeinNachbarerklärtemir,warumdasmitdensechzehnProzentnichtfunktionierenkönne.Ichhörtenichtaufihn,weileresnochniegemachthatte.

•FindenSieeinenMenschen,derdasschoneinmalgemachthat,wasSievorhaben.LadenSieihnzumEssenein.BittenSieihnumTipps,umdiekleineneinschlägigenTricksbeimGeschäft.WasdiemitsechzehnProzentverzinstenTaxLienCertificatesanging,sobegabichmichzumFinanzamtundmachtedortdiezuständigeSachbearbeiterinausfindig.Ichfandheraus,dassauchsieinTaxLienCertificatesinvestierteundludsiesofortzumMittagessenein.Bereitwilligerzähltesiemiralles,wassiewusste.NachdemEssenzeigtesiemirdenganzenNachmittaglang,waszutunwar.ImLaufedesnächstenTagesfandichmitihrerHilfezweiwunderbareAnwesenundseitjenemTagbekommeichjährlichsechzehnProzentZinsen.IchbrauchteeinenTag,umdasBuchzulesen,einenTagumzuhandeln,eineStundefürsMittagessenundeinenTag,umzweigroßartigeGeschäfteanLandzuziehen.

•BesuchenSieKurse,lesenSieundgehenSieaufSeminare.IchdurchsuchedieZeitungennachneuenundinteressantenKursen.VieleSeminaresindkostenlosoderkostennureinegeringeTeilnahmegebühr.IchbesucheundbezahleaberauchteureSeminarezuThemen,überdieichetwaslernenmöchte.DieseKursehabenmichwohlhabendgemachtundmichvonderNotwendigkeitzuarbeitenbefreit.IchhabeFreunde,diedieseKursenichtbesuchtundalsGeldverschwendungbezeichnethaben–unddieimmernochamselbenArbeitsplatzsitzen.

•MachenSievieleAngebote.WennicheineImmobiliekaufenmöchte,seheichmirvieleObjekteanundmachefürgewöhnlichstetseinAngebot.FallsSienichtwissen,waseinAngebotist,nun,dasweißichauchnicht.DasistAufgabedesImmobilienmaklers.ErschreibtdieAngebote.IchsteckesowenigArbeithineinwiemöglich.

Eine Freundin bat mich, ihr zu zeigen, wie man Mietshäuser kauft. Einesschönen Samstags zogen sie, ihr Makler und ich los, um sechs Mietshäuser

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anzusehen.VierdavonwarenFlops,aberzweiwareninOrdnung.Ichsagte,siesolle für alle sechs einAngebotmachen und ihnen dieHälfte des gefordertenPreisesbieten.SieundihrMaklerbekamenfasteinenHerzinfarkt.Siedachten,esseiunhöflich,unddassichdieVerkäuferkränkenwürde,aberichglaube,derMaklerwolltesicheinfachvorderArbeitdrücken.SieunternahmenalsonichtsundmachtensichaufdieSuchenacheinembesserenAngebot.

SiehabenniemalsauchnureineinzigesAngebotgemachtunddieBetreffendesucht immernochnachdem»richtigen«Hauszum»richtigen«Preis.Nun,Siewissen nicht,wie hoch der »richtige Preis« ist, solangeSie keineGegenparteihaben,diehandelnmöchte.DiemeistenVerkäufersetzendenPreiszuhochan.Eskommtseltenvor,dasseinVerkäuferwenigerverlangt,alsdasHauswertist.

Die Moral von der Geschichte: machen Sie Angebote. Menschen, die selbstnicht investieren, haben keine Ahnung, wie man sich fühlt, wenn man etwasverkaufenwill.IchhatteeinmaleineImmobilie,diemonatelangaufdemMarktwar. Ichhätteallesakzeptiert,egalwieniedrigderPreisgewesenwäre.Wennman mir zehn Schweine angeboten hätte, wäre ich glücklich gewesen. NichtwegendesAngebots,sondernweiljemandInteressegezeigthätte.IchhätteeinGegenangebot gemacht und die Tiere vielleicht an eine Schweinefarmweitergegeben.Aber so läuftdasSpiel.DasSpielvomKaufenundVerkaufenmachtSpaß.DenkenSiedaran.EsmachtSpaßundesistnureinSpiel.MachenSieAngebote.Eskönntesein,dassirgendjemand»Ja«sagt.

ZudemsindallemeineAngebotemiteinerRücktrittsklauselversehen.Wennicheine Immobilie kaufe, enthält dasAngebot stets dieWorte »Vorbehaltlich derZustimmung meines Geschäftspartners«. Ich schreibe nie hinein, wer dieserGeschäftspartnerist.DiemeistenMenschenwissennicht,dassderPartnermeineKatze ist.Wenn siedasAngebot annehmen, ichdasGeschäft abernichtmehrabschließenmöchte, rufe ich zuHause an und sprechemitmeinerKatze. IcherzähleIhnenhierdieseabsurdeGeschichte,umIhnenzuzeigen,wielächerlichsimpelundeinfachdasSpiel ist.SovieleMenschenmachensichdieDingezuschwierigundnehmensiezuernst.

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DieSuchenacheinemgutenGeschäft,derrichtigenFirma,denrichtigenLeuten,den richtigen Investoren oder einer beliebigen anderen Sache funktioniertgenauso wie die Partnersuche. Sie müssen auf dem Markt präsent sein, mitvielen Menschen sprechen, viele Angebote machen, Gegenangebote anhören,verhandeln, ablehnen und annehmen. Ich kenne Alleinstehende, die zu Hausesitzenunddaraufwarten,dassdasTelefonklingeltundderTraumpartnerdranist.IchhalteesaberfürdasBeste,wennSieaufdemMarktpräsentsind–undwenn es nur der Supermarkt ist. Suchen, bieten, ablehnen, verhandeln undakzeptierensindBestandteilefastallerVorgängeimLeben.

•Joggen,spazierenoderfahrenSieeinmalimMonatzehnMinutenlangdurcheinbestimmtesViertel.EinpaarmeinerbestenImmobilieninvestitionenhabeichbeimJoggengefunden.Wasmichdabeiinteressiert,sindVeränderungen.DamiteinGeschäftProfitabwirft,sindzweiDingeerforderlich:eineGelegenheitundeineVeränderung.Gelegenheitengibtesviele,abererstdieVeränderungmachtauseinerGelegenheiteinegewinnbringendeChance.Wennichalsojogge,sucheichmirdafüreinViertelaus,indemichgerneinvestierenwürde.DaichimmerdiegleicheStreckelaufe,registriereichkleineVeränderungen.IchseheVerkaufsschilder,dieschonlangestehen.Dasbedeutet,derVerkäuferkönnteunterUmständenmitsichhandelnzulassen.IchhaltenachMöbelwagenAusschau,nachMenschen,diekommenodergehen.IchbleibestehenundsprechemitdenFahrern.IchredemitdenBriefträgern,esisterstaunlich,wievielsieübereinViertelwissen.IchsuchemireinewenigerfreulicheGegend,vielleichteinViertelmiteinemschlechtenRuf,undfahreeinpaarMalimJahrmitdemAutodurch,achteaufHinweise,dasssichetwaszumBesserenverändert.IchsprechemitdenEinzelhändlern,besondersdenneuen,umherauszufinden,warumsiesichdortniedergelassenhaben.DaskostetmichnurwenigeMinutenimMonatundichverbindeesmitanderenAktivitäten,zumBeispielsportlicherBetätigungoderEinkäufen.

•WarumVerbraucherimmerarmwerden.WennesimSupermarkteinSonderangebotfür,sagenwirmal,Toilettenpapiergibt,stürmtder

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VerbraucherhineinundstocktseinenVorratauf.WennesanderBörseoderdemImmobilienmarktSonderangebotegibt,wasoftalsBörsencrashoderKorrekturbezeichnetwird,läuftderVerbraucherdavon.WennderSupermarktdiePreiseerhöht,kauftderVerbraucherwoanders.WennaufdemImmobilienmarktoderderBörsediePreisesteigen,kommtderVerbrauchergelaufenundkauft.

•SuchenSieamrichtigenOrt.EinNachbarkaufteeineEigentumswohnungfürhunderttausendDollar.IchkauftediegleicheEigentumswohnungnebenanfürnurfünfzigtausendDollar.Ersagtemir,erwartedarauf,dassdiePreisesteigen.Icherklärteihm,dassmanseinenProfitbeimKaufenundnichtbeimVerkaufenmacht.ErwarmiteinerImmobilienmaklerinunterwegsgewesen,dieselberkeineImmobilienbesitzt.IchhattemichbeiderBank,AbteilungfürZwangsversteigerungen,umgesehen.IchhabefünfhundertDollarineinSeminarzudiesemThemainvestiert.MeinemNachbarnwarenfünfhundertDollarfüreinenKursüberImmobilieninvestitionenzuvielgewesen.Erhattegesagt,dassersichdasSeminarwedervomfinanziellennochvomzeitlichenAufwandherleistenkann.Alsowarteterdarauf,dassderPreissteigt.

•SuchenSieerstnachKaufinteressenten,dannnachLeuten,dieverkaufenwollen.EinFreundsuchteeinganzbestimmtesGrundstück.ErhattedasGeld,abernichtdieZeit.IchfandeingroßesGrundstück,größeralsdas,wasmeinFreundkaufenwollte,sichertemirdasVorkaufsrechtundriefmeinenFreundan.ErwollteeinStückdavonhaben.AlsoverkaufteichzuerstdengewünschtenTeildavonanihnunderwarbdanndasganzeGrundstück.MeinenTeildesGrundstücksbekamichumsonst.DieMoralvonderGeschichte:KaufenSiedenganzenKuchenundteilenSieihnauf.DiemeistenMenschensuchennachDingen,diesiesichleistenkönnen,undsteckendenRahmendeshalbzueng.SiekaufennureinStückvomKuchenunddeshalbzahlensieamEndeeinenhöherenPreisfüreinegeringereGegenleistung.WerinkleinenDimensionendenkt,schafftniedengroßenDurchbruch.WennSiereicherwerdenwollen,müssenSiezuerstingrößerenDimensionendenken.

•DenkenSieingrößerenDimensionen.EinzelhändlergebendeshalbgerneMengenrabatt,weildiemeistenGeschäftsleuteMenschenmögen,dieviel

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Geldausgeben.AuchwennSiealleinsind,könnenSieingroßenDimensionendenken.AlsmeineFirmaComputerbrauchte,rieficheinpaarFreundeanundfragte,obsiesichmiranschließenwollten.DanngingenwirzueinpaarHändlernundhandelteneinengroßartigenPreisaus,weilwirzusammengleichsovielePCskaufenwollten.IchhabedasauchschonmitAktiengemacht.KleineMenschenbleibenklein,weilsiekleindenken.HandelnSieeinfachoderhandelnSieüberhauptnicht.

•LernenSieausderGeschichte.AllegroßenbörsennotiertenUnternehmenhabeneinmalkleinangefangen.ColonelSanderswurdenichtreich,bevorernichtalsüberSechzigjährigerallesverlorenhatte,BillGateswareinerderreichstenMännerderWelt,bevorerdreißigwar.

•Esistimmerbesserzuhandeln,alsuntätigzubleiben.

DiessindnureinigeBeispielefürdas,wasichgetanhabeundnochimmertue,um Gelegenheiten ausfindig zu machen. Die entscheidenden Worte sind hier»Getan habe« und »tue«.Wie bereitsmehrfach erwähnt,müssen Sie handeln,eheSieIhrenfinanziellenLohneinstreichenkönnen.HandelnSiejetzt!

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ZUGUTERLETZT

NunmöchteichnocheinigeabschließendeGedankenmitIhnenteilen.

Ich habe dieses Buch vor allem aus einem Grund geschrieben, der auch derHauptgrunddafürist,dassesseitdemJahr2000einBestsellerblieb:Ichwolltemeine Erkenntnisse zu dem Thema weitergeben, wie sich dank einergesteigerten finanziellen Intelligenz viele Probleme im Leben lösen lassen.Wenn es uns an finanziellemWissen fehlt, halten wir uns viel zu oft an dieStandardstrategien,umunserLebenzubewältigen:Arbeitehart,spare,leihedirGeld und zahle Steuern. Heute ist es so wichtig wie noch nie zuvor, besserinformiertzusein.

Die folgendeGeschichte soll alsBeispiel für eine finanzielleHerausforderungdienen,vorderheutevielejungeFamilienstehen.Wiekannmanessichleisten,seinen Kindern eine gute Ausbildung zu ermöglichen und für den eigenenRuhestand vorzusorgen?Dazu brauchtman finanzielle Intelligenz, anstatt hartdafürzuarbeiten.

EinesTagesbeklagtesicheinermeinerFreundedarüber,wieschweressei,dasGeld für das Studium seiner vier Kinder zusammenzusparen. Er zahlte jedenMonat dreihundert Dollar in einen offenen Investmentfonds ein und hatte aufdieseWeise etwa zwölftausend Dollar angespart. Er ging davon aus, dass ervierhunderttausendDollarbrauchenwürde,umallenvierKinderndasStudiumzuermöglichen. Ihmbliebennochzwölf Jahre,umdieSummeanzusparen,daseinältestesKinddamalsgeradesechsJahrealtwar.

Eswar imJahr1991undder Immobilienmarkt inPhoenixwar imKeller.DieLeute verkauften ihreHäuser. Ich schlugmeinem Freund also vor,mit einemTeildesGeldesausseinemoffenenInvestmentfondseinHauszukaufen.

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Erwar von der Idee fasziniert undwir fingen an, uns darüber zu unterhalten.Seine Hauptsorge war, dass ihm die Bank wegen seiner angespanntenfinanziellenLagekeinGeld fürdenKaufeinesweiterenHausesgebenwürde.Ich versicherte ihm, dass es andere Möglichkeiten gebe, eine Immobilie zufinanzieren.

Wir suchten zwei Wochen lang nach einem Haus, das alle erforderlichenKriterien erfüllte. Die Auswahl war groß, deshalb machte die Suche Spaß.Schließlich fanden wir ein Haus mit drei Schlafzimmern und zwei Bädern ineinervorzüglichenLage.DerEigentümerhatteseinenJobverlorenunderwolltedringendverkaufen,dennermusstemitseinerFamilienachKalifornienziehen,woeineneueArbeitaufihnwartete.ErwolltehundertzweitausendDollar,aberwirbotennurneunundsiebzigtausend.ErnahmdasAngebotsofortan.DasHauswarmiteinemDarlehenohneBedingungenbelastet,dasheißt,dassessogareinarbeitsloser Vagabund ohne Zustimmung der Bank kaufen konnte. DerEigentümer schuldete zweiundsiebzigtausend Dollar, sodass mein Freund nursiebentausend Dollar, die Differenz zwischen der Schuld und demVerkaufspreis, herbeischaffenmusste.SobaldderEigentümer ausgezogenwar,vermietete mein Freund das Haus. Nach Abzug aller Ausgaben undeinschließlich der Hypothekenzahlungen flossen ungefährhundertfünfundzwanzigDollarmonatlichinseineTasche.

Sein Plan war es, das Haus zwölf Jahre lang zu halten und die Hypothekbesonders schnell abzuzahlen, indem er auch die zusätzlichenhundertfünfundzwanzig Dollar im Monat zur Tilgung verwendete. Wirrechneten aus, dass die Hypothek in zwölf Jahrenweitgehend abbezahlt wäreunddasHausmöglicherweisemonatlichachthundertDollarzahlenkönnte,wennsein erstes Kind aufs College ging. Falls der Wert des Hauses bis dahingestiegenwäre,könnteeresauchverkaufen.

DreiJahrespätergingesmitdemImmobilienmarktinPhoenixplötzlichwiederaufwärts, und der Mieter, der in dem Haus wohnte, bot ihmhundertsechsundfünfzigtausendDollar dafür.Wieder fragtemein Freundmich

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umRat. Ich riet ihm, zuverkaufenunddasGeld sofortwieder zu investieren,damiterseinenGewinnnichtversteuernmusste.

Plötzlichhatte er fast achtzigtausendDollar,mit denen er arbeitenkonnte. Ichrief eine Freundin in Austin, Texas an, die dieses steuerfreie Geld in eineMiniwarenlagerGmbH,diesiegeradezusammenstellte,transferierte.InnerhalbvondreiMonatentrudeltenjedenMonatSchecksvonetwaswenigeralstausendDollarein.DiesesGeldstecktemeinFreundindenoffenenInvestmentfonds,derfür das Studium seiner Kinder gedacht war und der nun sehr viel schnellerwuchs.

1996wurdedaskleineLagerhausverkauftunderbekameinenErlösvonknappüber dreihundertdreißigtausend Dollar heraus, den er wiederum in ein neuesObjekt investierte, das ihm nun ein monatliches Einkommen von überdreitausendDollar bescherte. Auch diesesGeld kam dem Studienfonds seinerKinder zugute. Inzwischen ist er zuversichtlich, dass er sein Ziel müheloserreichenwird.

FürdenEinstiegwarenlediglichsiebentausendDollarundeinwenigfinanzielleIntelligenznötig.SeineKinderwerdensichdieAusbildungleistenkönnen,diesiesichwünschen.UndihmselbstwirddaszugrundeliegendeVermögen,dasermit einemUnternehmen geschützt hat, alsAltersvorsorge dienen.Dank diesererfolgreichenAnlagestrategiewirdersichschonfrühzurRuhesetzenkönnen.

Ich danke Ihnen, dass Sie diesesBuch gelesen haben. Ich hoffe, es hat Ihneneinige Einsichten vermittelt, wie Sie dieMacht des Geldes zu Ihren Gunstennutzenkönnen.

Heutzutagebrauchtmanviel finanzielle Intelligenz,umauchnurüberlebenzukönnen. Die Vorstellung, dass man Geld benötigt, um Geld zu verdienen,entstammtdemDenkenfinanziellunerfahrenerMenschen.Dasheißtnicht,dass

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dieseMenschennichtintelligentwären.Siehabennureinfachnichtgelernt,wiemanausGeldmehrGeldmacht.

GeldistnureineIdee.WennSiemehrdavonhabenwollen,müssenSienurihrDenkenändern.JederSelfmademanhateinmalkleinangefangen,miteinerIdee,undhatdannetwasGroßesdarausgemacht.DasselbegiltauchfürsInvestieren.EsbedarfnureinpaarDollar,umanzufangenundausdiesemStartkapitaletwasGroßeszumachen.IchhabeschonsovieleMenschengetroffen,die ihrLebenlangdemganzgroßenGeschäfthinterherjagenoderversuchen,großeSummenfür das ganz großeGeschäft anzuhäufen, aber das istmeinesErachten töricht.Vielzuofthabeichmitansehenmüssen,wieunerfahreneInvestorendieganzegoldeneGansaufeineneinzigenDealgesetzthabenunddanneinenGroßteildesWertesschnellverlorenhaben.SiemögenguteArbeitergewesensein,abersiewarenkeinegutenInvestoren.

AusbildungundWissenüberGeldsindwichtig.FangenSiefrühan.KaufenSieFachbücher.BesuchenSieSeminare.ÜbenSie.FangenSiekleinan.IchhabeinwenigeralssechsJahrenausfünftausendDollarinbareinVermögenvoneinerMillionDollargemacht,daseinenmonatlichenCashflowvonfünftausendDollarerzeugt.AberichhabeauchschonalsKindangefangenzulernen.IchermutigeSiedazu,denUmgangmitGeldzuerlernen,Siewerdensehen,esistgarnichtsoschwer.WennSiedenBogenersteinmalheraushaben, istes imGrundesogarrechteinfach.

Ichdenke,meineBotschaftistklar.WasSiedenken,entscheidet,wievielSieinihrenHändenhalten.Geldist,wiegesagt,nureineIdee.EsgibteingroßartigesBuchmitdemTitel,DenkenachundwerdereichvonNapoleonHill.DerTitellautet nicht Arbeite fleißig und werde reich. Lernen Sie, Geld hart für sicharbeiten zu lassen, und Sie werden ein leichteres und glücklicheres Lebenführen.GehenSienichtaufNummersicher,sonderngehenSiemitKöpfchenandieSacheheran!

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DiedreiEinkommensarten

ImRechnungswesengibtesdreiverschiedeneArtenvonEinkommen:

1.LohnoderGehalt

2.EinkommenauseinemWertpapierdepot(Portfolio-Einkommen)

3.PassivesEinkommen

Als mein armer Vater mir sagte, »Geh’ zur Schule, schreibe gute Noten undfinde einen sicherenArbeitsplatz«, riet ermir, für Einkommen in Form einesGehaltszuarbeiten.Alsmein reicherVater sagte,»DieReichenarbeitennichtfürGeld.Sie lassen ihrGeldfürsicharbeiten«,sprachervonEinkommenauseinemWertpapierdepotundpassivemEinkommen.Letzteres stammtmeist ausInvestitionen in Immobilien. Portfolio-Einkommen fließt aus Aktien undRentenpapieren.

MeinreicherVatersagteimmer,»DerSchlüsselzumReichtumliegtdarin,dasGehalt so schnell wie möglich in passives Einkommen oder Portfolio-Einkommenzuverwandeln.«Erpflegtefortzufahren:»LohnundGehaltwerdenam höchsten besteuert. Am wenigsten Steuern zahlt man auf passivesEinkommen. Das ist ein weiterer Grund, dein Geld hart für dich arbeiten zulassen.DieRegierung erhebt höhereSteuern auf dein hart verdientesGeld alsaufdasGeld,dasdirdeinGelderwirtschaftethat.«

InmeinemzweitenBuch,CashflowQuadrant,erkläreichdievierverschiedenenTypenvonMenschen,ausdenendieGeschäftsweltbesteht.EssinddiesdieE(Employee,dieAngestellten),dieS(Self-employed,dieSelbstständigen),dieB(Business Owner, die Unternehmer) und die I (die Investoren). Die meistenMenschen gehen zur Schule und lassen sich zu einemE oder S ausbilden. InCashflowQuadrantgehtesumdiefundamentalenUnterschiedezwischendiesenvierTypenvonMenschenundwiemanvoneinemQuadrantenineinenanderen

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wechselt.TatsächlichwurdendiemeistenunsererProduktefürdieMenschenimB-oderI-Quadrantenentwickelt.

ImdrittenBuchderRich-Dad-Serie,inRichDad´sInvestmentguide,geheichimDetail darauf ein,wiewichtig es ist, seinenLohnoderGehalt in passivesundPortfolio-Einkommen umzuwandeln. Mein reicher Vater sagte immer: »Einechter Investor tut nichts anderes als sein Gehalt in passives und Portfolio-Einkommenumzuwandeln.Wennduweißt,wasdutust,istdasInvestierennichtriskant.ManbrauchtdafürnurseinengesundenMenschenverstand.«

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DerSchlüsselzurfinanziellenFreiheit

Der Schlüssel zu finanzieller Freiheit und großem Reichtum liegt in derFähigkeit einer Person, Arbeitseinkommen in passives und/oder Portfolio-Einkommenzuverwandeln.MeinreicherVaterverbrachtevielZeitdamit,MikeundmirdieseFähigkeitbeizubringen.MitihrerHilfesindmeineFrauKimundichfinanziellfreiundmüssenniemalsmehrarbeiten.Wirarbeitenweiter,weilwir es wollen. Heute besitzen wir eine Immobilien-Investitionsfirma, die unspassivesEinkommengeneriert,undmachenbeiprivatenIPOsmit,umPortfolio-Einkommenzugenerieren.

EinweitererGrund,weiterzuarbeiten,wardieGründungunseresUnternehmensfürfinanzielleBildung,mitdemwirweiterhinSpieleaufdenMarktbringenundBücher veröffentlichen. Alle unsere Lehrmaterialien wurden geschaffen, umdieselben Fähigkeiten zu lehren, die mein reicher Vater mir beibrachte – dieFähigkeiten, Lohn und Gehalt in passives und Portfolio-Einkommen zuverwandeln.

DieSpiele lehrenetwas,dasBüchernichtvermittelnkönnen.SiekönntenzumBeispielniemalsdasFahrradfahrennurdurchdasLesenvonBüchernerlernen.UnsereCashflow-SpielefürErwachseneundfürKindersindausgelegt,umdenSpielern die grundlegenden Fähigkeiten zu vermitteln, Arbeitseinkommen inpassivesundPortfolio-Einkommenumzuwandeln.SielehrenauchdiePrinzipienderBuchhaltungundwiemandieZahlen liest.DieseSpiele sinddie einzigenLehrmaterialien,diealledieseFähigkeitengleichzeitigfördern.

Cashflow202istdiefortgeschritteneVersionvonCashflow101.Essetztvoraus,dassmandasSpiel101vollständigbegriffenhat.Cashflow101 undCashflowfor Kids weihen in die Prinzipien des auf fundamentalen Daten basierendenInvestments ein.Cashflow 202 vermittelt die Grundlagen der auf technischenDaten basierenden Investmentstrategien. Technisches Investieren erfordertfortgeschrittene Trading-Techniken, wie zum Beispiel Leerverkäufe, Call-und

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Put-Optionen sowie Stellage. Wer diese fortgeschrittenen Strategien versteht,kannGeldverdienen,wenndieAktienpreisesteigen,aberauchwennsiefallen.MeinreicherVaterwürdesagen:»EinechterInvestorverdientimAufwärtstrendund im Abwärtstrend. Deshalb verdient er auch so viel.« Einer der Gründe,warum solche Investoren so viel verdienen, liegt darin, dass sie einfachmehrSelbstvertrauenhaben.»SiehabenmehrSelbstvertrauen,weilsiewenigerAngstvordemVerlierenhaben«,würdemeinreicherVatersagen.

Der gewöhnliche Investor denkt, Investieren sei riskant,weil er keine formaleAusbildung zum professionellen Investor hat. Warren Buffett, der reichsteInvestorAmerikas,sagt:»Risikoentsteht,wennmannichtweiß,wasmantut.«Durch meine Brettspiele können die Spieler mit Spaß die Grundlagen derfundamentalenundtechnischenInvestmentstrategienlernen.

Manchmalhöre ich jemandensagen,»IhreLernspielesind teuer«,wasunsaufdieFragenachdemROIbringt,demReturnon InvestmentoderdemWert imVergleich zum gezahlten Preis. Ich nicke dann und sage »Ja, siemögen teuersein, besonders wenn man sie mit den Unterhaltungsspielen vergleicht. Abermeine Spiele sind nicht so teuer,wie eineAusbildung an einerUniversität zudurchlaufen,seinganzesLebenlangfüreinGehaltzuarbeiten,hoheSteuernzuzahlenunddannmitderAngstzuleben,seinganzesGeldbeimInvestierenzuverlieren.«

WenndannirgendjemandüberdenPreisdenKopfschüttelndweggeht,höreichmeinen reichen Vater sagen: »Wenn Sie reich werden wollen, müssen Siewissen, für welcheArt von Einkommenman hart arbeiten sollte, wieman esbehalten und vor Verlust schützen kann. Das ist der Schlüssel zu großemReichtum.« Und er würde hinzufügen: »Wenn Sie die Unterschiede zwischendiesenEinkommensarten nicht kennen und nicht die Fähigkeiten erlernen, umdieses Einkommen zu erwerben und zu schützen, werden Sie Ihr Leben langwenigerverdienen,alsSieeigentlichkönnten,undhärterarbeitenalsnötig.«

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MeinarmerVaterdachte,eineguteAusbildung,einguterArbeitsplatzundvieleJahre harter Arbeit würden ausreichen, um erfolgreich zu sein. Auch meinreicherVater hielt eine guteAusbildung fürwichtig, aber für ihnwar es auchwichtig, dass Mike und ich die Unterschiede zwischen den dreiEinkommensarten kannten undwussten,wofür es sich lohnt, hart zu arbeiten.Für ihn stellte das die Grundlage der finanziellen Bildung dar. DieseUnterschiede zu kennen und die Fähigkeiten zu erlernen, die verschiedenenEinkommensarten zu erwerben, gehört zur Grundausbildung eines jeden, dergroßenWohlstanderlangenundfinanzielleFreiheiterreichenmöchte,dieseganzbesondereFreiheit,dienurwenigejemalserreichenwerden.WieesmeinreicherVater in seinerLektionNummer eins ausdrückte: »DieReichen arbeiten nichtfürGeld.Siewissen,wiesieihrGeldhartfürsicharbeitenlassenkönnen.«

MeinreicherVatersagte:»LohnoderGehaltistGeld,fürdasSiearbeiten,aberpassivesundPortfolio-Einkommenentstehtdadurch,dassGeldfürSiearbeitet.«DiesenkleinenUnterschiedzukennen,warüberauswichtig inmeinemLeben.Oder, wie Robert Frost sein Gedicht beendet: »Und dieses war der ganzeUnterschied.«

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WerdenSieaktiv!

SieallehabenzweigroßeGabenmitbekommen, IhrenVerstandund IhreZeit.EsliegtanIhnenmitbeidenzutun,wasSiewollen.MitjedemGeldschein,denSieinIhreHandbekommen,habenSieundnurSie,dieMachtIhrSchicksalzubestimmen.WennSieihntörichtverwenden,entscheidenSiesichdafür,armzusein.WennSieihnfürVerbindlichkeitenausgeben,entscheidenSiesichfürdieMittelschicht.WennSieihninIhrenVerstandinvestierenundlernen,wiemanVermögenswerte erwirbt, nehmen Sie sich Reichtum als Ihr Ziel und IhreZukunft vor. Es ist Ihre – und nur Ihre – Entscheidung. Tag für Tag undmitjedemCententscheidenSie sich reichoderarmzu seinoderderMittelschichtanzugehören.

TeilenSiediesesWissenmitIhrenKindernundSiebereitensiefürdieWelt,diesieerwartet,vor.Niemandsonstwirdestun.

IhreZukunftunddieIhrerKinderwerdenvonEntscheidungenbestimmt,dieSieheuteundnichtmorgentreffen.

IchwünscheIhnengroßenReichtumundvielGlückmitdieserfabelhaftenGabe,genanntLeben.

RobertKiyosaki

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DERAUTORROBERTT.KIYOSAKI

Robert Kiyosaki ist der Autor des Buches Rich Dad Poor Dad, einesinternationalen Bestsellers, in dem es vor allem darum geht, was die Reichenihren Kindern über Geld beibringen – Dinge, welche die Armen und dieAngehörigen der Mittelschicht ihre Kinder nicht lehren. Er ist zudem derErfindervonCashflow,einemSpielzumThemaGeldundFinanzen.

»Der Hauptgrund dafür, dass sich Leute finanziell abrackern, ist, dass siejahrelang zur Schule gehen, aber nichts über Geld lernen. Das Ergebnis:Menschenlernen,fürGeldzuarbeiten–abernicht,wiemanesschafft,dasGeldfürsicharbeitenzulassen«,sagtKiyosaki.

Robert Kiyosaki ist Amerikaner japanischer Herkunft der vierten Generation,geboren und aufgewachsen auf Hawaii. Er entstammt einer prominentenPädagogenfamilie.SeinVaterwarLeiterdesErziehungswesensimBundesstaatHawaii.NachBeendigungderHighschoolsetzteKiyosakiseineAusbildung inNewYorkfort.NachdemerseinStudiumabgeschlossenhatte,musterteerbeimUS-Marinekorps an und ging als Offizier und Kampfhubschrauberpilot nachVietnam.

NachKiyosakisRückkehrausdemKriegbegannseineberuflicheKarriere.1977gründete er eine Gesellschaft, welche die ersten Nylon-»Surfer«-Brieftaschenmit Klettverschluss auf den Markt brachte – ein Produkt, das sich zu einemweltweitenMillionengeschäftentwickelte.ErundseineProduktewurdenindenMagazinen»Runner’sWorld«,»Gentleman’sQuarterly«,»SuccessMagazine«,»Newsweek«undsogarim»Playboy«vorgestellt.

1985 wurde er Mitbegründer eines internationalen Ausbildungsunternehmens,dasinsiebenLändernTausendenvonInteressiertenFachkenntnissezumThemaHandelundInvestierenvermittelt.

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Im Alter von 47 Jahren zog sich Kiyosaki aus dem Berufsleben zurück undwidmete sich seiner Leidenschaft – dem Investieren. Besorgt über diewachsendeKluftzwischendenBesitzendenunddenMittellosen,konzipierteerdasBrettspielCashflow, indemdieTeilnehmerdas»Geld-Spiel«erlernen,daszuvornurdenReichenbekanntwar.Fürdieses innovativepädagogischeSpielwurdeKiyosakieinUS-Patentzuerkannt.

Obwohl Kiyosakis eigentliches Geschäft der Immobilienhandel und dieGründungkleinerOptionsfirmensind,gilt seinewahreLiebeundLeidenschaftdem Lehren. Er ist ein außerordentlich geschätzter Redner zu denThemenbereichen Ausbildung und Trends in der Wirtschaft. SeinelebensveränderndeArbeithatdasPublikumseinerVorträge–zwischen50und35 000 Zuhörer pro Vortrag – auf der ganzenWelt ermutigt und angespornt.KiyosakisBotschaftistklar:»EntwederSieübernehmendieVerantwortungfürIhre finanzielle Situation oder Sie empfangen Ihr ganzes Leben langAnordnungen.SiesindentwederHerroderSklavedesGeldes.«

InunsererZeitgroßerökonomischerUmwälzungenistKiyosakisBotschaftvonunschätzbaremWert.

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