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Raumwirtschaftliche Betrachtung der Ausbildungssituation der BRD

Date post: 01-Nov-2014
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Ausbildungssituation in Deutschland: demographischer Hintergrund, Markt und Mobilität - eine empirische Analyse für Deutschland – Studienarbeit der Technischen Universität Dresden, Fachrichtung Verkehrswirtschaft.
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Technische Universität Dresden Fakultät Verkehrswissenschaften “Friedrich List” Institut für Wirtschaft und Verkehr Professur für VWL, insb. Makroökonomik und Raumwirtschaftslehre / Regionalwissenschaften Ausbildungssituation in Deutschland: demographischer Hintergrund, Markt und Mobilität - eine empirische Analyse für Deutschland – Seminararbeit Abgabe: 04.01.2010 Betreuer: Prof. Dr. G. Hirte Dipl. Verkehrswirtschaftler
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Page 1: Raumwirtschaftliche Betrachtung der Ausbildungssituation der BRD

Technische Universität Dresden Fakultät Verkehrswissenschaften “Friedrich List”

Institut für Wirtschaft und Verkehr Professur für VWL, insb. Makroökonomik und Raumwirt schaftslehre /

Regionalwissenschaften

Ausbildungssituation in Deutschland: demographische r Hintergrund, Markt und Mobilität

- eine empirische Analyse für Deutschland –

Seminararbeit

Abgabe: 04.01.2010 Betreuer: Prof. Dr. G. Hirte Dipl. Verkehrswirtschaftler

Page 2: Raumwirtschaftliche Betrachtung der Ausbildungssituation der BRD

Inhaltsverzeichnis:

Seite

Inhaltsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Einleitung

1 Theoretische Abbildung des Ausbildungsmarktes

1.1 Funktionsweise der Marktwirtschaft

1.2 Abbildung von Ausbildungsplatzangebot und -nachfrage

2 Demographie

2.1 Verfahren der Erhebung demographischer Daten

2.1.1 Begriffsabgrenzungen und Methodenbeschreibung

2.1.2 Die Volkszählung 2011

2.2 Demographische Lage

2.2.1 Bevölkerungsbilanz aktuell

2.2.2 Darstellung der Entwicklung der Altersstruktur anhand einer

interaktiven Alterspyramide

2.3 Natürliche Bevölkerungsbewegung

2.4 Räumliche Bevölkerungsbewegung

2.5 Bildung und Wissenschaft

3 Ausbildungsmarkt in Deutschland

3.1 Entwicklung auf dem Ausbildungsmarkt 1998/99- 2008/09

3.1.1 Ausbildungsstellenmarktstatistik der Bundesagentur für Arbeit

I

III

IV

1

2

2

3

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Page 3: Raumwirtschaftliche Betrachtung der Ausbildungssituation der BRD

II

3.1.2 BIBB-Erhebung der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge

3.1.3 Angebot und Nachfrage

3.1.4 Probleme und Lücken der Statistiken

3.2 aktuelle Ausbildungssituation

3.2.1 BIBB- Datenreport 2009

3.2.2 Ausbildungssituation 2007/08 in den Ländern und Regionen

3.2.3 Ausbildungssituation 2007/08 nach Zuständigkeitsbereichen

3.2.4 Ausbildungssituation 2007/08 nach Geschlechtern

3.2.5 Angebot und Nachfrage 2007/08

3.2.6 Ausbildungsmarkt 2008/09

4 Ausbildungsmobilität in Deutschland

4.1 Regionale Pendlerverflechtungen

4.1.1 Untersuchung nach Bundesländern und auf Kreisebene

4.1.2 Die Ausmaße der Mobilität

4.1.3 Die zurückgelegten Entfernungen

4.2 Einflussfaktoren des Mobilitätsverhaltens

4.2.1 Ausbildungsplatzangebot

4.2.2 Bevölkerungsdichte

4.2.3 Zusammenhänge zwischen Ausbildungsplatzangebot und

Bevölkerungsdichte

4.3 Ausblick

Fazit

Quellenverzeichnis

Anhang

Eigenwörtliche Erklärung

23

24

25

27

27

27

29

30

31

32

35

36

36

45

46

47

47

47

48

50

51

VII

XII

XIV

Page 4: Raumwirtschaftliche Betrachtung der Ausbildungssituation der BRD

III

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Auszug aus der Vorausberechnung Haushalte des Statistischen Bundesamtes,

Entwicklung der Privathaushalte bis 2025 (Trendvariante) Deutschland, destatis.de

Tabelle 2: neu abgeschlossene Ausbildungsverträge 2007/08 in Bezug zu 2006/07 nach

Bundesländern

Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an BIBB-Datenreport 2009,Übersicht A1-2, S.15

Tabelle 3: Pendlerdaten von Auszubildenden nach Bundesländern 2006

Quelle: IAB-Kurzbericht (09/2008), Tabelle 1: Pendlerdaten von Auszubildenden nach

Bundesländern 2006

Page 5: Raumwirtschaftliche Betrachtung der Ausbildungssituation der BRD

IV

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Gleichgewicht auf dem Gütermarkt

Quelle: Eigene Darstellung nach Mankiw (2008)

Abb. 2: Gleichgewicht auf dem Arbeitsmarkt

Quelle: Eigene und teilweise aus dem Englischen übersetzte Darstellung nach Hubbard

und O´Brien (2006), S. 78 und Baßeler, Heinrich und Utecht (2006), S. 129, 156 und 172

Abb. 3: Bevölkerungsentwicklung 1990 bis 2008 in der BRD in 1000

Quelle: Eigene Darstellung in Bezugnahme auf Daten des Statistischen Jahrbuchs 2009,

S.34-35

Abb. 4: Alterspilz

Quelle: Webseite Geographie Innsbruck, http://tirolatlas.uibk.ac.at

Abb. 5: Schrumpfende Bevölkerung

Quelle: Eigene Darstellung nach Mueller (2000), S.17

Abb. 6: Stabile Bevölkerung

Quelle: Eigene Darstellung nach Mueller (2000), S.17

Abb. 7: Wachsende Bevölkerung

Quelle: Eigene Darstellung nach Mueller (2000), S.17

Abb. 8: interaktive Alterspyramide 2009

Quelle: Screenshot der interaktiven Alterspyramide auf der Internetpräsenz des

Statistischen Bundesamtes

Abb. 9: interaktive Alterspyramide 2009, Geburtsjahrgang 1985

Quelle: Screenshot der interaktiven Alterspyramide auf der Internetpräsenz des

Statistischen Bundesamtes

Abb. 10: interaktive Alterspyramide 2050 mit Geschlechterproportion

Quelle: Screenshot der interaktiven Alterspyramide auf der Internetpräsenz des

Statistischen Bundesamtes

Abb. 11: Überschuss der Fort- und Zuzüge innerhalb Deutschlands 2007, nicht

berücksichtigt sind Ortsumzüge.

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten von destatis.de

Page 6: Raumwirtschaftliche Betrachtung der Ausbildungssituation der BRD

V

Abb. 12: im jeweiligen Berichtsjahr gemeldete Bewerber für Berufsausbildungsstellen und

gemeldete Berufsausbildungsstellen

Quelle: in Anlehnung an Ausbildungsmarktstatistik September 2009, BA

Abb. 13: nicht vermittelte/unversorgte Bewerber sowie unbesetzte

Berufsausbildungsstellen am Ende des jeweiligen Berichtsjahres

Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an Ausbildungsmarktstatistik September 2009,

BA

Abb. 14: Entwicklung der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge

Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an BIBB-Erhebung der neu abgeschlossenen

Ausbildungsverträge zum 30.September

Abb. 15: Entwicklung des Ausbildungsangebotes und der Ausbildungsnachfrage

Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an Ausbildungsmarktstatistik September 2009, BA

und an BIBB-Erhebung der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge zum 30.September

Abb. 16: Erfasste und geschätzte Angebots- und Nachfrage-Volumina in 2004/05

Quelle: in Anlehnung an J.G.Ulrich, Wie groß ist die Lehrstellenlücke wirklich, BWP 3/2006,

S.15

Abb. 17: neu abgeschlossene Ausbildungsverträge nach Zuständigkeitsbereichen

2007/08 im Vergleich zu 2006/07

Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an BIBB-Datenreport 2009 Übersicht A1.1-1,

S.18

Abb. 18: Angebot und Nachfrage 2007/08 nach alter und neuer Definition

Quelle. eigene Darstellung nach eigenen Berechnungen und nach

Ausbildungsmarktstatistik September 2009, BA und an BIBB-Erhebung der neu

abgeschlossenen Ausbildungsverträge zum 30.September

Abb. 19: Auszubildende am Arbeitsort und die Zahl der Einpendler in den acht größten

Städten Deutschlands (Stichtag: 30.09.2006)

Quelle: IAB regional Nord (Nr. 02/2008), Abbildung 8: Auszubildende am Arbeitsort und

die Zahl der Einpendler in den acht größten Städten Deutschlands (Stichtag: 30.09.2006)

Abb. 20: Pendelnde Auszubildende nach Herkunfts- und Ziel-Gemeinden - in NRW mit

min. 100 Auspendlern zum 30.09.2005

Page 7: Raumwirtschaftliche Betrachtung der Ausbildungssituation der BRD

VI

Quelle: IAB regional NRW (Nr. 01/2007), Karte 9: Pendelnde Auszubildende nach

Herkunfts- und Ziel-Gemeinden - in NRW mit min. 100 Auspendlern zum 30.09.2005

Abb. 21: Pendelnde Auszubildende nach Herkunfts- und Ziel-Gemeinden in Deutschland

mit min. 100 Auspendlern zum 30.09.2005

Quelle: IAB regional NRW (Nr. 01/2007), Karte 9: Pendelnde Auszubildende nach

Herkunfts- und Ziel-Gemeinden in Deutschland mit min. 100 Auspendlern zum 30.09.2005

Abb. 22: Durchschnittliche Pendlerdistanzen von Auszubildenden nach

Arbeitsmarktregionen 2006

Quelle: IAB-Kurzbericht (Nr. 09/2008), Karte 2: Durchschnittliche Pendlerdistanzen von

Auszubildenden nach Arbeitsmarktregionen 2006

Abb. 23: Zusammenhang zwischen Ausbildungsplatzangebot bzw. Bevölkerungsdichte

und dem gewichteten Pendlersaldo in den 150 deutschen Arbeitsmarktregionen

Quelle: IAB Kurzbericht (Nr. 09/2008), Abbildung 1: Zusammenhang zwischen

Ausbildungsplatzangebot bzw. Bevölkerungsdichte und dem gewichteten Pendlersaldo in

den 150 deutschen Arbeitsmarktregionen

Page 8: Raumwirtschaftliche Betrachtung der Ausbildungssituation der BRD

1

EINLEITUNG

„Gib einem Hungernden einen Fisch, und er wird einmal satt, lehre ihn Fischen, und er

wird nie wieder hungern.“ - Diese Lebensweisheit von Laotse wurde über zweieinhalb

Jahrtausende von Generation zu Generation übermittelt und musste nie an Realitätsnähe

einbüßen. Im Gegenteil: Eine fundierte Ausbildung ist heute so wichtig wie eh und je. In

den letzten Jahren überstieg die Zahl der älteren Menschen, die aus dem Erwerbsleben

ausschieden, diejenige Zahl der jungen ausgebildeten Menschen, die an deren Stelle

nachrückten.1 Obwohl freie Ausbildungsplätze vorhanden sind, bleibt regelmäßig ein nicht

unerheblicher Prozentsatz an jungen Menschen ohne Lehrstelle. Warum es sowohl eine

große Anzahl an nichtvermittelten Bewerbern, als auch an nicht besetzen

Ausbildungsplätzen gibt, soll in dieser Seminararbeit aufgedeckt werden. Außerdem wird

die aktuelle Situation auf dem Ausbildungsmarkt näher beschrieben, in die Methoden der

Bevölkerungsforschung und Datenermittlung eingetaucht, auf Probleme in der Räumung

des Ausbildungsmarktes hingewiesen, Ein- und Auspendlerströme gegenüber gestellt und

nach Ursachen dieses Ungleichgewichtes geforscht.

Zur Vermittlung grundlegenden Wissens bildet Kapitel 1 erst allgemein die freie

Marktwirtschaft, später auch den Arbeits- und Ausbildungsmarkt theoretisch ab. Um

Bevölkerungsentwicklungen und Statistiken zu erstellen, werden in aufwendigen

Verfahren repräsentative Daten erhoben. Welche Verfahren der demographischen

Erhebung angewandt werden und wodurch sich diese unterscheiden wird in Kapitel 2

beschrieben, welches außerdem auf die bevorstehende Volkszählung 2011 Bezug nimmt.

Desweiteren wird auf die räumliche und natürliche Bevölkerungsentwicklung eingegangen

und Möglichkeiten der graphischen Veranschaulichung

bevölkerungsbewegungsrelevanter Daten aufgezeigt.

Die Entwicklung des Ausbildungsmarktes der letzten zehn Jahre wird in Kapitel 3, sowohl

unter dem Aspekt der Ausbildungsstellenmarktstatistik, der neu abgeschlossenen

Ausbildungsverträge, als auch hinsichtlich des Angebotes und der Nachfrage erörtert.

Außerdem werden Lücken der Statistiken aufgezeigt und detailliert auf die neusten Daten

der Ausbildungssituation eingegangen.

Warum der Ausbildungsmarkt im Vergleich zum Arbeitsmarkt wesentlich stärker räumlich

konzentriert ist und welche Konsequenzen sich daraus ergeben, wird in Kapitel 4

dargestellt. Zudem werden die Determinanten, die Mobilität beeinflussen, erörtert und

regionale Unterschiede in der Zahl der Auszubildenden, die eine große Entfernung zu

ihrem Ausbildungsplatz zurücklegen müssen, aufgedeckt und analysiert.

1 Analyse des Arbeitsmarktes in Deutschland (November 2009), S.4

Page 9: Raumwirtschaftliche Betrachtung der Ausbildungssituation der BRD

1

1 Theoretische Abbildung des Ausbildungsmarktes

Bevor in den nachfolgenden Kapiteln die Situation auf dem Ausbildungsmarkt

durchleuchtet wird, sollen grundlegende Begriffe geklärt und auf die

Gleichgewichtstheorie eingegangen werden.

1.1 Funktionsweise der Marktwirtschaft 2

Um die Reaktionen der Marktwirtschaft auf Preisänderungen des betrachteten Gutes

grafisch abzubilden, wird , wie in Abbildung 1 in einem Preis-Mengen-Diagramm3 erstellt,

an dessen Ordinate der Preis pro Stück und an dessen Abszisse die Stückzahl

abgetragen wird.

Abb. 1: Gleichgewicht auf dem Gütermarkt Quelle: Eigene Darstellung nach Mankiw (2008)

Bei steigenden Preisen weiten Produzenten das Angebot aus, wohingegen Konsumenten

die Nachfrage einschränken. Aufgrund der positiven Abhängigkeit des Angebots vom

Marktpreis der Güter zeigt die Nachfragekurve einen steigenden Verlauf, die

Angebotskurve dagegen fällt mit zunehmendem Preis.4 Am Schnittpunkt der

Angebotskurve mit der Nachfragekurve ergibt sich das Marktgleichgewicht. Bei der

Gleichgewichtsmenge x* und dem Gleichgewichtspreis p* ist der Markt geräumt.5

2 Vgl. Baßeler, Heinrich und Utecht (2006), S. 35 3 Vgl. Beck (2006), S. 84 4 Vgl. Beck (2006), S. 29 5 Vgl. Mankiw (2008)

Page 10: Raumwirtschaftliche Betrachtung der Ausbildungssituation der BRD

2

1.2 Abbildung von Ausbildungsplatzangebot und -nac hfrage

Die beschriebene Darstellung der Marktwirtschaft lässt sich auf den Arbeits- bzw.

Ausbildungsmarkt übertragen. Dabei wird Arbeit von Unternehmen nachgefragt6, die bei

niedrigerem Reallohnsatz w und damit niedrigerem Grenzprodukt der Arbeit in der

Erwartung höherer Gewinne ihre Arbeitsnachfrage Ld steigern. Wie in Abbildung 2 zu

erkennen ist, besteht somit ein negativer Zusammenhang zwischen Reallohnsatz und

Arbeitsnachfrage. Private Haushalte bieten Arbeit als Produktionsfaktor an. Aufgrund

einer allgemein umso höheren Arbeitsbereitschaft bei höherem Reallohnsatz verhält sich

das Arbeitsangebot Ls, anders als die Arbeitsnachfrage, positiv zum Reallohnsatz. Somit

zeigt sich die Arbeitsangebotskurve als steigend.

Abb. 2: Gleichgewicht auf dem Arbeitsmarkt Quelle: Eigene und teilweise aus dem Englischen übersetzte Darstellung nach Hubbard und O´Brien (2006), S. 78 und Baßeler, Heinrich und Utecht (2006), S. 129, 156 und 172

Der in Abbildung 2 zu erkennende Überschuss an Arbeitsangebot zeigt die

Unterbeschäftigung, die angibt, wie hoch die Zahl der Erwerbspersonen über der Zahl der

Arbeitsstellen liegt7.

Laut dem Statistischen Jahrbuch 2009, S.81, des Statistischen Bundesamtes Wiesbaden

ließen sich im Jahr 2008 43,39 Millionen Erwerbspersonen verzeichnen. Der Begriff der 6 Vgl. Baßeler, Heinrich und Utecht (2006), S. 155 7 Vgl. Möller und Walwei (2009), S. 61

Page 11: Raumwirtschaftliche Betrachtung der Ausbildungssituation der BRD

3

Erwerbspersonen umfasst die Erwerbstätigen, die eine Erwerbstätigkeit ausüben8 und

deren Zahl sich 2008 auf rund 40,26 Millionen belief, sowie die Erwerbslosen, das heißt

die nicht erwerbstätigen Personen im erwerbsfähigen Alter von 15 bis 74 Jahren, die in

den vorausgegangenen vier Wochen aktiv auf Arbeitssuche waren9 (2008: 3,13 Millionen).

Demzufolge ergibt sich als Verhältnis der Erwerbslosen zu den Erwerbspersonen eine

Erwerbslosenquote von 7,3%10.

Über die aktuelle Arbeitsnachfrage lassen sich nur unzureichende Vermutungen

anstellen, da das Arbeitsamt11 für Jahr 2008 lediglich 560.00012 Stellen (Oktober 2009:

479.10013) verzeichnen konnte, zumal in diese Berechnung nur die vom Arbeitgeber an

die Agentur für Arbeit gemeldeten Stellen eingehen. Da es sich bei den Angaben über die

Zahl der Erwerbspersonen und die Zahl der gemeldeten Stellen um unterschiedliche

Größenordnungen und Ermittlungsmethoden handelt, lassen sich daraus keine

Rückschlüsse auf einen Arbeitsangebotsüberschuss ziehen.

Analog zum Arbeitsmarkt gelten die beschriebenen Funktionsweisen auch für den

Ausbildungsstellenmarkt und auch für Bewerber für Berufsausbildungsplätze stellt die

Agentur für Arbeit eine wichtige Transferposition dar: 515.500 Bewerber haben im

Lehrjahr 2008/09 die Ausbildungsvermittlung bei der Suche nach einer Lehrstelle

eingeschaltet.14 Eine detaillierte Auswertung des Ausbildungsstellenmarktes erfolgt im

nachfolgenden Kapitel, das als Einstieg einen Überblick über den Markt für berufliche

Ausbildung gibt.

8 Vgl. Statistisches Jahrbuch 2009, S. 80 9 Vgl. Statistisches Jahrbuch 2009, S. 79 10 Vgl. Statistisches Jahrbuch 2009, S. 86, Ungenauigkeiten sind auf Rundungsdifferenzen zurückzuführen 11 Vgl. Statistisches Jahrbuch 2009, S. 80 12 Vgl. Statistisches Jahrbuch 2009, S. 73 13 Vgl. Internetpräsenz des Statistischen Bundesamtes destatis.de, Stand: 29. Oktober 2009 14 Vgl. Presse Info 067 vom 01.09.2009, Bundesagentur für Arbeit

Page 12: Raumwirtschaftliche Betrachtung der Ausbildungssituation der BRD

4

2 Demographie

„DEM DEUTSCHEN VOLKE“ – Diese Inschrift ist seit 1915 über dem Hauptportal des

Reichstages in Berlin zu lesen, nach einem Vorschlag des Architekten Paul Wallot von

1894, der sein bis heute als Besuchermagnet geltendes Regierungsgebäude „dem

deutschen Volke“ widmete.15 Doch was genau ist unter dem Begriff Volk bzw.

Bevölkerung zu verstehen? Laut dem Statistischen Jahrbuch 2004 gehören alle

Einwohner, die mit ihrer Hauptwohnung in der BRD gemeldet sind, der Bevölkerung an

und somit sind dazu auch alle hier gemeldeten Ausländer zu zählen. Welche

Bevölkerungsentwicklungen stattgefunden haben oder zukünftig stattfinden werden und

welche Methoden zur demographischen Datenermittlung eingesetzt werden, wird in den

nachfolgenden Kapiteln erläutert.

Abschnitt 2.1 gibt einen Überblick über die Verfahren der Erhebung, grenzt verwendete

Begriffe voneinander ab und bezieht Stellung zur geplanten Volkszählung 2011. Der

Abschnitt 2.2 durchleuchtet die demographische Lage in Bezug auf die aktuelle, räumliche

und natürliche Bevölkerungsentwicklung und weist auf Möglichkeiten der graphischen

Darstellung hin.

2.1 Verfahren der Erhebung demographischer Daten

„Volkszählung war gestern – Zensus ist morgen“ lautete die Pressemitteilung Nr.102 des

Statistischen Bundesamtes vom 18.03.2009. Im nun folgenden Abschnitt soll der

Unterschied zwischen diesen beiden Erhebungsverfahren geklärt und auf die für das Jahr

2011 geplante Zensur eingegangen werden.

2.1.1 Begriffsabgrenzungen und Methodenbeschreibung

Daten demographischer Erhebungen können aus allgemeinen Bevölkerungsregistern

stammen, aus Stichprobenumfragen auf freiwilliger Basis oder aus staatlich organisierten

Erhebungen16, den sogenannten Volkszählungen, bei denen Antwortpflicht besteht17.

Das statistische Bundesamt in Wiesbaden sammelt personenbezogene, von staatlichen

Institutionen ausgestellte Dokumente, wertet sie aus und stellt sie zu Forschungszwecken

zur Verfügung. Zu den typischen registrierten demographischen Prozessen zählen Geburt

und Tod, Eheschließung und Ehelösung, Abwanderung und Einbürgerung,

15 Vgl. Haubrich (1999) 16 Vgl. Mueller (2009) 17 S. ZensG 2011 51a, § 18, Abs. 1, S.1

Page 13: Raumwirtschaftliche Betrachtung der Ausbildungssituation der BRD

5

Wohnungswechsel, Eintritt und Austritt aus religiösen oder sozialen Institutionen sowie

Änderung des Arbeitsverhältnisses.18

Volkszählungen sind staatlich organisierte Erhebungen, bei denen die Bürger für den

größten Teil der Erhebungsmerkmale19 zur Auskunft verpflichtet sind. Dabei werden zu

einem bestimmten Stichtag20 bei allen im Staatsgebiet wohnhaften Personen mit einem

einheitlichen gedruckten Fragebogen oder Online-Fragebogen21 Strukturdaten über

Biografie, Ausbildung, Beruf, Familien-, sowie Wohn- und Arbeitsverhältnisse erhoben.

Ziel der Volkszählung ist die Offenlegung von Ungenauigkeiten im Melderegister und

dessen Aktualisierung22. Die Abgrenzung des geplanten europaweiten Zensus 2011 von

der altbekannten Volkszählung stellt das Statistische Bundesamt als einen grundlegenden

Wandel dar23. Um die Daten der nur in großen Abständen durchgeführten Volkszählung

fortzuschreiben und zur umfassenden Arbeitsmarktbeobachtung werden seit 195724

jährlich ein Prozent25 aller Haushalte im Rahmen des sogenannten Mikrozensus

stichprobenartig befragt. Der Fragenkomplex des Mikrozensus setzt sich zusammen aus

allgemeinen demographischen Angaben wie Alter, Geschlecht, Staatszugehörigkeit,

Unterhalt und Einkommen und den Ergänzungserhebungen mit Angaben zur früheren

Erwerbstätigkeit und Pflegeversicherung26. Dabei treten bei großer zeitlicher Entfernung

zum letzten Zensus starke Abweichungen auf, die auf Ungenauigkeiten in der

Wanderungsstatistik zurückzuführen sind.27

Das statistische Bundesamt ist eine selbstständige Behörde im Geschäftsbereich des

Bundesministeriums des Innern mit zentralem Sitz in Wiesbaden, zu dessen Aufgaben

sowohl die Vorbereitung von Analysen für die Bundesstatistik, als auch die Erarbeitung

der Rechts- und Verwaltungsvorschriften gehören.28 Das seit mittlerweile 58 Jahren im

Herbst erscheinende Statistische Jahrbuch des Statistischen Bundesamtes bildet jeweils

das vorausgegangene Kalenderjahr umfangreich ab (Die Ausgabe von 2009 umfasst

beispielsweise 753 Seiten) bezüglich Geographie und Klima, Bevölkerungsentwicklung,

Arbeitsmarkt, Bildung und Wissenschaft, Wahlen, Sozialleistungen, Bauen und Wohnen,

Land- und Forstwirtschaft, sowie Verkehr, Außenhandel und Preisentwicklung29 und ist

18 Vgl. Mueller (2009) 19 S. ZensG 2011 51a, § 18, Abs. 1, S.2 20 S. ZensG 2011 51a, § 2, Abs. 2 21 S. ZensG 2011 51a, § 18, Abs. 2, S.3 22 S. ZensG 2011 51a, Drucksache zu § 7, Abs. 1 23 Vgl. Pressemitteilung Nr.102 des Statistischen Bundesamtes vom 18.03.2009 24 Vgl. Lüttinger und Riede (1997), S.19 25 Vgl. Rohloff (2005), S.2 26 Vgl. Lüttinger und Riede (1997), S.21 27 Vgl. Münz (2005), S.4 28 Vgl. Internetpräsenz des Statistischen Bundesamtes 29 in Auswahl aus dem Inhaltsverzeichnis des Statistischen Jahrbuches 2009

Page 14: Raumwirtschaftliche Betrachtung der Ausbildungssituation der BRD

6

nach Angaben des Statistischen Bundesamtes „das umfassendste statistische

Nachschlagewerk auf dem deutschen Markt.30“ Sofern nicht anders angeben, beziehen

sich die genannten Daten im nachfolgenden Kapitelabschnitt (2.2) auf das Statistische

Jahrbuch 2009.

2.1.2 Die Volkszählung 2011

Da eine Volkszählung gemäß einer Richtlinie der EU alle 10 Jahre31 durchgeführt werden

sollte und die Vereinten Nationen ihren Mitgliedsstaaten die Durchführung einer

Volkszählung zu Beginn jedes Jahrzehnts nahelegen32, zählten die meisten

Mitgliedsstaaten der Europäischen Union im Jahr 2001. Weil die letzte Volkszählung in

Deutschland im früheren Gebiet der Bundesrepublik am 25. Mai 1987 durchgeführt wurde,

wurde am 8. Juli 200933 das Gesetz über den registergestützten Zensus im Jahre 2011

(Zensusgesetz 2011 – ZensG 2011) veröffentlicht, das auf der Verordnung (EG) Nr.

763/2008 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 9. Juli 2008 über Volks- und

Wohnungszählungen beruht.

Der Art. 1, Abs. 1 ZensG 2011 lautet: „Die statistischen Ämter des Bundes und der Länder

führen eine Bevölkerungs-, Gebäude- und Wohnungszählung (Zensus) mit Stand vom 9.

Mai 2011 (Berichtszeitpunkt) als Bundesstatistik durch.“ Und weiter: „Die statistischen

Ämter der Länder führen zum Berichtszeitpunkt eine Haushaltebefragung auf

Stichprobenbasis (Haushaltsstichprobe) durch“ (§ 7, Abs. 1 ZensG). Beim Zensus 2011

wird auf eine umfassende, alle Individuen betreffende Zählung verzichtet und stattdessen

nur etwa acht Prozent34 der Bevölkerung befragt.

30 Statistisches Jahrbuch 2009, S.12 31 S. Verordnung (EG) Nr. 763/2008 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 9. Juli 2008 über Volks- und Wohnungszählungen, Art. 1 32 S. Begründung des Entwurfs für das Gesetz zur Anordnung des Zensus 2011 sowie zur Änderung des Statistikgesetzes vom 8. Juli 2009(BR-Drucks. Nr. 3/09 vom 2. Januar 2009), Teil A, Abs. 3 33 S. ZensG 2011 51a 34 S. Begründung des Entwurfs für das Gesetz zur Anordnung des Zensus 2011 sowie zur Änderung des Statistikgesetzes vom 8. Juli 2009 (BR-Drucks. Nr. 3/09 vom 2. Januar 2009), Teil A, Abs. 11b

Page 15: Raumwirtschaftliche Betrachtung der Ausbildungssituation der BRD

7

2.2 Demographische Lage

„Im Jahr 2060 wird jeder Siebente 80 Jahre oder älter sein“, so lautete die Kernaussage

der Pressekonferenz des Statistischen Bundesamtes zur Bevölkerungsentwicklung in

Deutschland bis 2060 am 18.11.2009 in Berlin.

Im nachfolgenden Kapitel werden Erkenntnisse zur demographischen Lage erörtert und

belegt. Soweit nicht anders angegeben, stammen die verwendeten Daten aus dem

Statistischen Jahrbuch vom September 2009, da daraus die aktuellsten und

zuverlässigsten Zahlen zu beziehen sind. Abweichende Werte aus anderen Quellen sind

gegebenenfalls mit Fußnote vermerkt.

2.2.1 Bevölkerungsbilanz aktuell

Zur Ermittlung der aktuellen demographischen Lage werden die Statistiken der

natürlichen Bevölkerungsbewegung wie Geburten, Todesfälle, Eheschließungen und

Scheidungen und der räumlichen Bevölkerungsbewegung (Wanderungen) herangezogen,

außerdem die Ausländerstatistik und analytische Vorausberechnungen über Sterblichkeit,

Geburtenzahlen sowie die Heirats- und Scheidungshäufigkeit.

Abb. 3: Bevölkerungsentwicklung 1990 bis 2008 in der BRD in 1000

Quelle: Eigene Darstellung in Bezugnahme auf Daten des Statistischen Jahrbuchs 2009, S.34-35

Laut dem Statistischen Jahrbuch 2009, Seite 28, zählten im Jahre 2008 82.002.000

Personen zur Bevölkerung. Mit einer Bevölkerungsdichte von 230 Personen pro

Quadratkilometer gilt Deutschland als ein dicht besiedeltes Land. Zum Stichtag am 31.

März 2009 schrumpfte die Zahl der Einwohner auf unter 82 Millionen35, was das letzte Mal

im wiedervereinigten Deutschland im Jahre 1995 vorgekommen ist.36

35 Vgl. Pressemitteilung Nr.417 vom 04.11.2009 des Statistischen Bundesamtes 36 Vgl. Statistisches Jahrbuch 2009, S.28

79

75

3 80

97

5

81

53

9

82

01

2

82

03

7

82

26

0

82

53

7

82

50

1

82

31

5

82

00

2

78000

79000

80000

81000

82000

83000

1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008

Bevölkerungsentwicklung 1990 bis 2008 in der BRD

Page 16: Raumwirtschaftliche Betrachtung der Ausbildungssituation der BRD

8

2.2.2 Darstellung der Entwicklung der Altersstruktu r anhand einer interaktiven Alterspyramide

Die wohl am weitesten verbreitete graphische Darstellung der demographischen Lage ist

die Altersgraphik. In ihr wird zu einem bestimmten Zeitpunkt die Zahl der Personen (meist

in 1.000) eines bestimmten Alters nach Geschlechtern getrennt dargestellt. Leben zur

betrachteten Zeit im betrachteten Ort im Verhältnis zur Zahl der älteren Menschen sehr

viele Junge, so spricht man aufgrund des Aufbaus der Graphik von einer Alterspyramide.

Stellen die etwa 60-Jährigen den größten Teil der Bevölkerung dar, so zeigt sich der

sogenannte Alterspilz,37 der auch als Birnen- oder Tropfenform38 bezeichnet wird.

Abb. 4: Alterspilz Quelle: Webseite Geographie Innsbruck

Durch unterschiedlich geformte Alterspyramiden lassen sich Rückschlüsse auf die

zukünftige Entwicklung der Bevölkerung ziehen:39

Abb. 5: Schrumpfende Bevölkerung40

Die graphisch dargestellte schrumpfende Bevölkerung wird auch als Urne bezeichnet.41

37 Vgl. Niederfranke und Nägele (1999) S. 137 38 Vgl. Grolle (2004), S. 12 39 Vgl. Mueller (2000), S.17 40 Eigene Darstellung nach Mueller (2000), S.17 41 Vgl. Iw-Trends (1/2003)

Page 17: Raumwirtschaftliche Betrachtung der Ausbildungssituation der BRD

9

Abb. 6: Stabile Bevölkerung40

Eine stabile Bevölkerung zeichnet sich dadurch aus, dass sowohl Wachstumsrate, als

auch Altersaufbau konstant sind42 und die Sterberate ungefähr der Geburtenrate

entspricht. Diese Form der Bevölkerungspyramide wird auch Bienenstock oder Glocke

genannt.43

Abb. 7: wachsende Bevölkerung40

Eine Pyramide, deren jüngere Jahrgänge wesentlich stärker vertreten sind als die älteren

deutet auf eine wachsende Bevölkerung hin.

42 Vgl. Hoßmann, Lettow und Münz (2009) 43 Vgl. Schmidt (2002)

Page 18: Raumwirtschaftliche Betrachtung der Ausbildungssituation der BRD

10

Das Statistische Bundesamt stellt auf seiner Internetpräsenz destatis.de eine interaktive

Alterspyramide vor, die aus der 12. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung

hervorging und die Entwicklung des Altersaufbaus von 1950 bis 2008 als Fortschreibung

und von 2009 bis ins Jahr 2060 als Vorausberechnung animiert darstellt.

Abb. 8: interaktive Alterspyramide 2009 Quelle: Screenshot der interaktiven Alterspyramide auf der Internetpräsenz des Statistischen Bundesamtes

Abbildung 8 zeigt den Altersaufbau der Bundesrepublik Deutschland im Jahre 2009 mit

den rechtsstehenden Annahmen. In der Matrix ist abzulesen, wie viele Menschen zum

abgebildeten Zeitpunkt einer bestimmten Altersklasse angehören (werden). Dieser

Bevölkerungsaufbau, bei dem die mittleren Altersklassen im Verhältnis zu den höheren

und niedrigeren wesentlich stärker besetzt sind, wird auch als „zerzauste Wettertanne“44

bezeichnet. Hier beträgt die Zahl der 20- bis 64-Jährigen 49,6 Millionen, was einem Anteil

von 61% entspricht. Das Kürzel AQ steht für den Altenquotienten, der das Verhältnis der

Menschen im Alter von 65+ zu den Menschen von 15 bis 64 Jahren angibt. Hier beträgt

der Altenquotient 34.

44 Vgl. Statistisches Bundesamt (2009): Bevölkerung Deutschlands bis 2060, S. 14

Page 19: Raumwirtschaftliche Betrachtung der Ausbildungssituation der BRD

11

Abb. 9: interaktive Alterspyramide 2009, Geburtsjahrgang 1985 Quelle: Screenshot der interaktiven Alterspyramide auf der Internetpräsenz des Statistischen Bundesamtes

Beim Setzen des Mauszeigers auf einen bestimmten Bereich der dargestellten

Altersstruktur, wie in Abbildung 9 zu sehen, ist auf der rechten Seite die Anzahl der

Menschen in dem jeweiligen Lebensalter abzulesen. Im Jahr 2009 gibt es also 490.000

Männer im Alter von 24 (Jahrgang 1985) und 475.000 gleichalte Frauen. Das Verhältnis

von Frauen zu Männern entspricht also 0,97.

In der Graphik können jeweils in Zehnjahresschritten die Werte von 1950 bis 2060

dargestellt werden.

Ein Blick in die Zukunft:

Page 20: Raumwirtschaftliche Betrachtung der Ausbildungssituation der BRD

12

Abb. 10: interaktive Alterspyramide 2050 mit Geschlechterproportion Quelle: Screenshot der interaktiven Alterspyramide auf der Internetpräsenz des Statistischen Bundesamtes

Abbildung 10 zeigt den erwarteten Altersaufbau des Jahres 2050 mit graphisch

dargestelltem Frauen- bzw. Männerüberschuss. Der eben gesetzte Geburtsjahrgang ist

„mitgewandert“: Es wird also für den Jahrgang 1985 etwa 458.000 Männer, 468.000

Frauen und damit eine Frauen-Männer-Verhältnis von 1,02 geben. Außerdem ergibt sich

aus der bei Wegnahme des Mauszeigers wieder sichtbaren Vorausberechnung, dass die

Gesamtzahl der Bevölkerung bis ins Jahr 2050 auf 69,4 Millionen Menschen schrumpfen

wird. Somit verformt sich die Bevölkerungspyramide bis ins Jahr 2050 zu einem Pilz.45

Im Gegensatz zu den erwarteten demographischen Entwicklungen und der sinkenden

Bevölkerungszahl in der Bundesrepublik wird sich die Bevölkerungszahl der Erde von

aktuell 6,5 Milliarden Menschen auf zirka 7,1 Milliarden46 im Jahr 2050 erhöht haben.

Dauerte die Entstehung der ersten Milliarden Menschen noch 500.000 Jahre, so ginge

diese Entwicklung aktuell in nur 15 Jahren vonstatten.

45 Vgl. Lehr (2009) 46 Vgl. Wintermann ( 2006)

Page 21: Raumwirtschaftliche Betrachtung der Ausbildungssituation der BRD

13

2.3 Natürliche Bevölkerungsbewegung

Im Jahre 2007 wurden in Deutschland 684.862 Kinder geboren, was 8,3 Kindern pro

1.000 Einwohnern entspricht. Noch im Jahre 1950 lag die Zahl der Geburten pro 1.000

Einwohner bei 16,3. In diese Statistik gehen alle lebend Geborenen ein47. Die allgemeine

Fruchtbarkeitsziffer, die sich auf die im Jahr 2007 lebendgeborenen Kinder pro 1.000

Frauen bezieht, lag bei 43,248. Neben der eben genannten Stromgröße wird vom

Statistischen Bundesamt außerdem die Geburtenziffer, eine Bestandszahl, veröffentlicht,

welche die durchschnittliche Kinderzahl pro Frau im gebärfähigen Alter von 15 bis 49

angibt. Diese lag im Jahr 2008 mit 1,38 Kindern pro Frau auf dem höchsten Stand seit

200049. Für die dennoch rückläufigen Kinderzahlen ist laut Eckard (2006, S.105) neben

der stetig wachsenden Zahl von Alleinstehenden im mittleren Erwachsenenalter

außerdem die zunehmende Bereitschaft, eine Beziehung zu beenden, verantwortlich zu

machen.

Die Sterberate pro 1.000 Einwohnern betrug 10,1, was 827.155 Personen entspricht.

2007 starben damit ungefähr 100.000 Menschen weniger als 1990, wohingegen der

Gestorbenenüberschuss in diesem Zeitrahmen von 15.770 auf 142.293 anstieg.

Laut Sterbetafeln haben neugeborene Jungen eine Lebenserwartung von 76,86 Jahren,

Mädchen, die heute geboren werden, können sogar durchschnittlich 82,25 Jahre alt

werden, was jeweils eine um 12 Jahre höhere Lebenserwartung als noch im Jahre 1949

bedeutet.

Die Zahl der im Jahre 2008 im Rahmen des 1. Januar 1996 in Kraft getretenen

Schwangeren- und Familienhilfeänderungsgesetz vorzeitig abgebrochenen

Schwangerschaften (114.484) bewegt sich mit einer Quote von 71 pro 10.000 Frauen

etwa auf dem Niveau der Vorjahre.

In der BRD lebten am Stichtag des 31.12.2007 jeweils rund 18 Millionen verheiratete

Männer und Frauen (je etwa 44% der Gesamtpersonen ab 15 Jahren des jeweiligen

Geschlechts). Dies wird aus dem Statistischen Jahrbuch 2009, S.43 deutlich. 45,7% der

Männer und 37% der Frauen waren ledig, was bedeutet, dass sie auch nicht zu früherer

Zeit in ihrem Leben verheiratet waren. Der Anteil der verwitweten Frauen liegt mit 11%

über dem Witweranteil der Männer mit 2,8% und auch bei dem Scheidungsanteil haben

Frauen die Nase vorn: 8% in ihrer Geschlechtergruppe gegen nur 7% bei den Männern. In

der Altersgruppe 30 bis 35 war fast jede zweite Frau verheiratet, dahingegen nur jeder

dritte Mann. Dieser Überschuss an verheirateten Frauen setzt sich auch in den folgenden

47 Vgl. Statistisches Jahrbuch 2009, S.32 48 Vgl. Statistisches Jahrbuch 2009, S.56 49 Vgl. Pressemitteilung Nr.327 vom 04.09.2009 des Statistischen Bundesamtes

Page 22: Raumwirtschaftliche Betrachtung der Ausbildungssituation der BRD

14

Altersgruppen fort, um sich ab dem späten Rentenalter rasch umzukehren: In der

Altersgruppe 65 bis 70 waren 80% der Männer, aber nur 65% der Frauen verheiratet.

Zum Stichtag lebten in Deutschland etwa 7,2 Millionen Single-Männer zwischen 20 und

40 und etwa 5,7 Millionen gleichaltrige Single-Damen50. Setzt man die Zahl der

Eheschließenden, die schon einmal verheiratet waren, ins Verhältnis zu der Zahl der

Geschiedenen der letzten 3 Jahrzehnte, so ergibt sich, dass der Anteil, der erneut

Heiratenden bei 52% (Männer) bzw. 56% (Frauen) liegt51.

Im Vergleich zum Jahr 1985, in dem das durchschnittliche Heiratsalter der Männer bei

29,8 Jahren und das der Frauen bei 26,7 Jahren lag, stieg das Alter, in dem das Ja-Wort

gegeben wurde, von Jahr zu Jahr stetig an, um im Jahre 2007 bei 36,7 Jahre (Männer)

und 33,5 Jahren (Frauen) zu liegen52.

Die Zahl der Privathaushalte in Deutschland wird bis zum Jahr 2025 von aktuell rund 40

Millionen53 auf 40,5 Millionen54 zunehmen, was den Trend der letzten Jahre und

Jahrzehnte fortsetzt. Damit gab es im Jahr 2008 rund 15,7 Millionen

Einzelpersonenhaushalte und rund 24,3 Millionen Mehrpersonenhaushalte, davon 13,6

Millionen Haushalte mit zwei Personen. Nach Schätzungen des Statistischen

Bundesamtes wird es im Jahr 2025 etwa 16,7 Millionen Einpersonenhaushalte (+6%) und

15,0 Millionen Zweipersonenhaushalte geben (+10%)55.

Jahr Insgesamt Einpersonen- haushalte

Mehrpersonenhaushalte mit ... Personen

Durchschnittliche Haushaltsgröße

2 3 4 5 und mehr 1 000

X = Gesperrt, weil Aussage nicht sinnvoll ist. 2010 40.034 15.782 13.670 5.218 3.955 1.408 2,05 2015 40.393 16.185 14.237 4.981 3.711 1.280 2,01 2020 40.541 16.455 14.722 4.720 3.485 1.159 1,98 2025 40.486 16.698 15.018 4.400 3.303 1.067 1,95 in Prozent 2010 100 39,4 34,1 13,0 9,9 3,5 X 2015 100 40,1 35,2 12,3 9,2 3,2 X 2020 100 40,6 36,3 11,6 8,6 2,9 X 2025 100 41,2 37,1 10,9 8,2 2,6 X

Tabelle 1: Auszug aus der Vorausberechnung Haushalte des Statistischen Bundesamtes, Entwicklung der Privathaushalte bis 2025 (Trendvariante) Deutschland, destatis.de

Seit dem Jahr 1991 ist die Anzahl der Personen pro Haushalt rückläufig. Nach damals

2,27 lag sie im Jahr 2008 nur noch bei 2,05, in Großstädten mit mindestens 100.000

50 Vgl. Statistisches Jahrbuch 2009, S.43 51 Vgl. Grünheid (2006), S.27 52 Vgl. Statistisches Jahrbuch 2009, S. 56 53 Vgl. Statistisches Jahrbuch 2009, S.47 54 Vgl. Pressemitteilung Nr.402 vom 05.10.2007 55 Vgl. Tabelle 1

Page 23: Raumwirtschaftliche Betrachtung der Ausbildungssituation der BRD

15

Einwohnern sogar nur noch bei 1,85. Im Ländervergleich lebten mit 2,17 in Baden-

Württemberg die meisten Personen je Haushalt, wohingegen sich die Berliner mit 1,7456

Personen je Haushalt eher als Einzelgänger zeigten. Dass es auch anders geht zeigt die

Zahl von 221.000 Haushalten, in denen im Jahr 2008 drei Generationen

zusammenlebten57.

Dies wird auch durch die Anzahl der Familien bestätigt: Im Jahr 2008 gab es in

Deutschland so wenige Familien wie in den letzten zehn Jahren davor nicht58: 12,1

Millionen Familien, darunter 8,6 Millionen verheiratete Paare und 2,7 Millionen

Alleinerziehende. In diesem Zusammenhang umfasst der Begriff Familie alle Eltern-Kind-

Gemeinschaften, also Ehepaare, nichteheliche Lebensgemeinschaften sowie allein

erziehende Mütter und Väter. Die Zahl der zusammenlebenden Paare ohne Kinder ist mit

11,6 Millionen fast ebenso hoch wie die der Familien. Der Rest der bereits erwähnten 40

Millionen Privathaushalte wird von Alleinstehenden geführt.

56 Vgl. Statistisches Jahrbuch 2009, S.46 57 Vgl. Zahl der Woche Nr.050 des Statistischen Bundesamtes vom 15.12.2009 58 Vgl. Statistisches Jahrbuch 2009, S.47

Page 24: Raumwirtschaftliche Betrachtung der Ausbildungssituation der BRD

16

2.4 Räumliche Bevölkerungsbewegung

In der Pressemitteilung Nr.375 vom 01.10.2009 stellt das Statistische Bundesamt fest,

dass die Zahl der Wanderungen von Ost- nach Westdeutschland im Jahr 2008 im

Vergleich zu den Vorjahren wieder leicht zurückgegangen ist: 136.500 Personen aus den

neuen Bundesländern zogen in die alten Länder, im Jahre 2007 waren es noch 138.100,

während 85.500 Menschen von den alten in die neuen Länder wanderten (2007: 83.300).

Die neuen Bundesländer verloren also rund 51.000 Personen durch Abwanderung. Im

Jahr 2007 zogen 1.077.192 Menschen59 innerhalb Deutschlands um, wobei hier

Ortsumzüge, die sich nur innerhalb der Gemeindegrenzen ereignen, nicht berücksichtigt

werden.59 Zu den Hauptzielländern zählten dabei Bayern und Baden-Württemberg: Fast

jede vierte der Binnenwanderungen60 führte in die südlichen Bundesländer. Ungefähr

ausgeglichen ist die Zahl der Ein- und Abwanderungen in Bremen, die jeweils etwa

21.000 beträgt und als relativ beliebtestes Zielland hat sich Hamburg herausgestellt mit

62.413 Ein-, und nur 51.085 Abwanderungen, nur noch übertroffen von Bayern, wo der

Zuzügeüberschuss über 31.000 beträgt. Dies ist auch in nachfolgendem Schaubild

ersichtlich.

Abb. 11: Überschuss der Fort- und Zuzüge innerhalb Deutschlands 2007, nicht berücksichtigt sind Ortsumzüge. Quelle: Eigene Darstellung nach Daten von destatis.de

59 Vgl. Statistisches Jahrbuch 2009, S.62 60 Vgl. Lohmann (2009), S.5

31

.47

7

11

.32

8

10

.03

9

9.5

40

7.3

77

3.5

16

-29

2

-71

9

-1.8

59

-4.0

21

-5.8

22

-8.4

28

-10

.15

9

-11

.18

7

-13

.33

2

-17

.45

8

-20000

-10000

0

10000

20000

30000

Bay

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bu

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sen

-An

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hl

Diagramm: Überschuss der Fort- und Zuzüge innerhalb

Deutschlands 2007

Page 25: Raumwirtschaftliche Betrachtung der Ausbildungssituation der BRD

17

Somit beträgt der Einwanderungsüberschuss Hamburgs 22%. Die größte Gruppe der

nach Hamburg Wandernden stellen Menschen aus Schleswig-Holstein mit 17.000 und

Niedersachsen mit 12.000 dar. Besonders wegzugsfreudig zeigen sich die

Brandenburger, bei denen etwa jeder 45. Im Jahr 2007 eine Abwanderung in ein anderes

Bundesland angetreten hat. Sachsen-Anhalt bildet in dieser Darstellung das Schlusslicht

mit rund 17.000 mehr Fortzügen als Zuzügen.

Die Zahl der Außenwanderungen60, also der Zuwanderungen aus dem Ausland nach

Deutschland, ist in den letzten 20 Jahren stark zurückgegangen61. Gab es noch 1991 mit

1,2 Millionen Zuzügen und 600.000 Abwanderungen einen Zuwanderungsüberschuss von

100%, so liegt die Zuwanderungszahl im Jahr 2007 mit 680.000 nur noch knapp über der

Abwanderungszahl von 637.000. Fast drei Viertel dieser Fortzüge gehen in europäische

Länder. Fünf von sechs der gesamten oben erwähnten nach Deutschland wandernden

Menschen stammten aus Europa, der größte Anteil unter ihnen aus Polen: mit 30,8% der

Immigranten stellen sie die größte Einwanderergruppe dar. Der Zuzugssaldo polnischer

Menschen ist jedoch sehr gering, da Polen zugleich mit einem Anteil von 26,2% oder

120.791 aller deutschen Europa-Fortzieher (458.935) beliebtestes Zielland der Deutschen

ist.

Das statistische Bundesamt stellte in seiner 11. Koordinierten Bevölkerungs-

Vorausberechnung vom November 2006 auf S. 27 fest, dass „die nach Deutschland

zuziehenden ausländischen Personen […] im Durchschnitt jünger (sein werden,) als die

fortziehenden. Daraus ergibt sich für die in Deutschland verbleibende Bevölkerung ein

Verjüngungseffekt“.

61 Vgl. Statistisches Jahrbuch 2009, S.64

Page 26: Raumwirtschaftliche Betrachtung der Ausbildungssituation der BRD

18

2.5 Bildung und Wissenschaft

Von den im Jahre 2008 rund 71 Millionen Menschen in der BRD im Alter von 15 und mehr

Jahren gaben 28 Millionen einen Hauptschulabschluss als ihre höchste erreichte

Schulbildung an62. Das entspricht rund 40% davon. Einen Realschul- oder gleichwertigen

Abschluss besaßen rund 28% der über 15-Jährigen (20 Millionen Menschen) und die

Hochschulreife erfolgreich absolviert hatten rund 17 Millionen (etwa jeder vierte). Der

Anteil der Menschen ohne Abschluss schlägt mit 4% zu Buche und es gilt zu beachten,

dass der Unterschiedsbetrag auf die noch in der schulischen Ausbildung befindlichen

Personen zurückzuführen ist.

Bezogen auf die 41,8 Millionen Erwerbspersonen entsprach der Anteil der

Hauptschulabsolventen und der Menschen mit Hochschulreife bzw. Fachhochschulreife

jeweils rund 30%, der Menschen mit mittlerer Reife 37% und der Menschen ohne

allgemeinen Schulabschluss rund 3%.

Im Schuljahr 2007/08 war mit rund 9,2 Millionen Schülerinnen und Schülern an 35.56663

Schulen die niedrigste Schülerzahl in allgemeinbildenden Schulen seit 1992 zu

verzeichnen. Der Anteil der beiden Geschlechter an der Gesamtschülerzahl ist ungefähr

ausgeglichen. Ein Drittel der Schüler besuchte in dem betrachteten Schuljahr die

Grundschule und rund 10% die Hauptschule. Rund 13% oder 1.278.092 waren

Realschüler und etwa jeder vierte (2.466.041) besuchte ein Gymnasium. Der Anteil der

Schüler und Schülerinnen auf Förder- und Sonderschulen betrug etwa 4%, zwei von

dreien davon waren männlichen Geschlechts. Auf den Hautschulen sind Jungen

ebenfalls überpräsent mit einem Anteil von 56%, dagegen stellen sie nur einen Anteil von

47% der Gymnasiasten dar64.

Aktuell gibt es in Deutschland rund 4 Millionen Menschen im Alter von 16 bis 20 Jahren,

einem Alter, in dem man für gewöhnlich eine berufliche Ausbildung absolviert65. Schon im

Jahr 2012, so prognostizierte es das Statistische Bundesamt 2006, soll diese Zahl um ein

Viertel zurückgehen. Ob dies tatsächlich so eintreten könnte, wird sich in den

nachfolgenden Kapiteln zeigen und außerdem wird die Aussage „Trotz ungünstiger

konjunktureller Entwicklung im Jahr 2009 ist eine gute Vermittlung von Jugendlichen in

Ausbildung gelungen“66 des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie auf ihren

Wahrheitsgehalt hin untersucht.

62 Vgl. Statistisches Jahrbuch 2009, S.130 63 Vgl. Statistisches Jahrbuch 2009, S.133 64 Vgl. Statistisches Jahrbuch 2009, S.134 65 Vgl. Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (2007): Ratgeber Demographie - Tipps und Hilfen für Betriebe, S.5 66 Vgl. Pressemitteilung vom 13.10.2009 des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie: Ausbildungspakt auch im Krisenjahr 2009 erfolgreich: Weniger unversorgte Bewerber und noch zahlreiche Ausbildungsplatzangebote

Page 27: Raumwirtschaftliche Betrachtung der Ausbildungssituation der BRD

19

3 Ausbildungsmarkt in Deutschland

Als Einführung in die Situation des Ausbildungsmarktes in Deutschland wird die

Entwicklung des Marktes für die Jahre 1997/98-2008/09 im Kapitel 3.1. aufgezeigt.

Im Kapitel 3.2. wird detailliert auf die Ausbildungsmarktlage 2007/08 in den Regionen, den

Zuständigkeitsbereichen und nach Geschlechtern ausgewertet, wobei besonders auf den

Datenreport 2009 des Bundesinstitutes für Berufsbildung (BIBB) zurückgegriffen wird.

Darüber hinaus wird in Gliederungspunkt 3.2.6 der aktuelle Ausbildungsmarkt 2008/09

betrachtet.

3.1 Entwicklung auf dem Ausbildungsmarkt 1998/99- 2 008/09

Um die Situation des heutigen Ausbildungsmarktes besser darstellen zu können, hilft ein

Überblick über den Markt für Berufsausbildung im letzten Jahrzehnt.

3.1.1 Ausbildungsstellenmarktstatistik der Bundesag entur für Arbeit

Daten dazu liefert die Ausbildungsstellenmarktstatistik der Bundesagentur für Arbeit. Die

Erhebungsverfahren und Datenaufbereitung werden laut eigenen Angaben wie folgt

erarbeitet:

„Die Ausbildungsstellenmarktstatistik der Bundesagentur für Arbeit (BA) beinhaltet die

einzigen monatlich verfügbaren Informationen über Angebot und Nachfrage am

Ausbildungsstellenmarkt, und zwar für beide Seiten des Marktes. Die Daten liegen in

tiefer berufsfachlicher und regionaler Gliederung vor. Die Inanspruchnahme der Dienste

der Berufsberatung und der Ausbildungsvermittlung durch Arbeitgeber und Jugendliche ist

freiwillig. In der Ausbildungsstellenmarktstatistik zählt jede Person als Bewerber bzw.

Bewerberin, die sich im Laufe eines Beratungsjahres (jeweils 1.Oktober bis 30.September

des Folgejahres) mindestens einmal zur Vermittlung auf eine Berufsausbildungsstelle bei

einer Agentur oder Arbeitsgemeinschaft gemeldet hat.“67

In Abb. 12 werden gemeldete Bewerber für Berufsausbildungsstellen und gemeldete

Berufsausbildungsstellen im Zeitraum von 1997/1998 – 2008/2009 einander

gegenübergestellt.

67

Ausbildungsstellenmarktstatistik September 2009, Bundesagentur für Arbeit

Page 28: Raumwirtschaftliche Betrachtung der Ausbildungssituation der BRD

20

Abb. 12: im jeweiligen Berichtsjahr gemeldete Bewerber für Berufsausbildungsstellen und gemeldete Berufsausbildungsstellen Quelle: in Anlehnung an Ausbildungsmarktstatistik September 2009, BA

Anhand dieser Abbildung wird deutlich, dass die beiden Kurven nicht identisch sind, d.h. es

hat sich in den letzten Jahren kein Gleichgewicht auf dem Ausbildungsmarkt eingestellt.

Die Anzahl der gemeldeten Bewerber ist höher als die Anzahl der gemeldeten

Berufsausbildungsstellen. In dem Erhebungszeitraum 2000/01 und in den letzten beiden

Zeiträumen 2007/08 und 2008/09 sieht man jedoch eine Annäherung der beiden Kurven.

Zusätzlich kann man einen Rückgang der gemeldeten Bewerber von 802.648 im Zeitraum

1998/99 auf 533.361 im Zeitraum 2008/09 (-33,55%) feststellen. Dies liegt zum einen an

dem demographischen Wandel und zum anderen an der steigenden Anzahl der

Schulabgänger die sich nicht für eine Ausbildung entscheiden sondern auf eine

weiterführende Schule/Universität gehen, Praktika oder ein soziales freiwilliges Jahr im

Ausland absolvieren.

Ebenso hat die Anzahl der Ausbildungsstellen abgenommen. Mit 629.251

Ausbildungsstellen in 1998/99 auf 475.391 Ausbildungsstellen in 2008/09 entspricht dies

24,45%. Gründe hierfür sind beispielsweise der Kostenaspekt, wie gestiegene

Personalkosten aufgrund erhöhter Sozialabgaben und neue kostenpflichtige

Ausbildungsvorschriften.68 Außerdem steigt die Anzahl der IT-Unternehmen, die aufgrund

hoher Anforderungen an das Personal weniger ausbilden und Hochschulabgänger

bevorzugen. Durch die zunehmende Anzahl von Akademikern hat sich ebenfalls der Bedarf

nach betrieblicher Ausbildung geändert und die Nutzung von Praktika und

Traineeprogrammen vorangetrieben. Zusätzlich wird generell die spätere Übernahme von

68

Vgl. Dietrich/Koch/Stops, IAB Kurzbericht 6/2004

Im jeweiligen Berichtsjahr gemeldete Bewerber für Berufsausbildungsstellen und Berufsausbildungsstellen

0100000200000300000400000500000600000700000800000900000

Gemeldete Bewerber fürBerufsausbildungsstellen

802648 770348 737797 711393 719571 736109 740961 763097 733971 620209 533361

GemeldeteBerufsausbildungsstellen

629251 625442 631048 586144 546660 519899 471516 459202 510377 511582 475391

1998/991999/20

002000/01 2001/02 2002/03 2003/04 2004/05 2005/06 2006/07 2007/08 2008/09

Page 29: Raumwirtschaftliche Betrachtung der Ausbildungssituation der BRD

21

Auszubildenden schlechter eingeschätzt und deswegen teilweise ganz auf ein

Ausbildungsstellenangebot verzichtet.

Daraus folgend gibt es in jedem Zeitabschnitt Bewerber die keine Ausbildungsstelle

erhalten. In Abbildung 13 werden diese unversorgten Bewerber den unbesetzten

Berufsausbildungsstellen gegenübergestellt.

Abb. 13: nicht vermittelte/unversorgte Bewerber sowie unbesetzte Berufsausbildungsstellen am Ende des jeweiligen Berichtsjahres Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an Ausbildungsmarktstatistik September 2009, BA

In dieser Abbildung 13 wird deutlich, dass sowohl eine große Anzahl an nichtvermittelten

Bewerbern, jedoch aber auch an freien Ausbildungsplätzen existieren. Es ist erneut zu

erkennen, dass die Anzahl der nicht vermittelbaren Bewerber in 200/01, 2007/08 und

2008/09 stark zurückgeht, vgl. Abbildung 12. Nur zu diesen Zeitpunkten ist die Zahl der

unversorgten Bewerber geringer als die unbesetzten Ausbildungsstätten. Die große

Disparität zwischen den beiden Kurven wie in 2003/04 und 2005/06 ist in den letzten

Jahren weniger ausgeprägt und die Kurve der unversorgten Interessenten ist seit 2005/06

fallend, was als positiv bewertet werden kann.

Doch warum gibt es überhaupt unbesetzte Ausbildungsplätze wenn es noch suchende

Bewerber gibt? Laut Institut für Arbeits- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit

(IAB) fallen mehr als drei Viertel der unbesetzten Ausbildungsstellen auf Betriebe mit

weniger als 50 Beschäftigten und sind überwiegend im Bereich private Dienstleistungen zu

Nicht vermittelte/unversorgte Bewerber sowie unbese tzte Berufsausbildungsstellen am Ende des jeweiligen Ber ichtsjahres

0

10000

20000

30000

40000

50000

nicht vermittelte/unversorgte Bew erber

29365 23642 20462 23383 35015 44084 40504 49487 32660 14479 9603

unbesetzte Berufsausbildungsstellen 23439 25690 24535 18005 14840 13378 12636 15401 18359 19507 17255

1998/991999/20

002000/01 2001/02 2002/03 2003/04 2004/05 2005/06 2006/07 2007/08 2008/09

Page 30: Raumwirtschaftliche Betrachtung der Ausbildungssituation der BRD

22

finden (in 2005: West ~41% und Ost ~46%).69 Grund für die Nichtbesetzung eines

Auszubildenden ist an erster Stelle, dass kein passender Bewerber aufgrund mangelnder

Eignung gefunden wird. Laut den Betrieben entsprechen die Interessenten nicht den

berufsspezifischen Anforderungen und haben fehlende schulische Vorbildung. Weitere

Gründe sind dass der passende Bewerber abgesprungen ist oder es zu wenig Bewerber

für die explizite Stelle gibt.

Zusätzlich gibt es Gründe seitens der Ausbildungsbewerber warum sie keinen

Ausbildungsplatz finden. Dazu zählen die Präferenz für bestimmte Berufe wie z.B. in der

Kommunikations- und Informationswirtschaft, welche nicht genügend Stellen für alle

Bewerber anbieten kann. Außerdem werden die Suchenden durch das Image der Firma,

Arbeitsbedingungen, Aufstiegs- und Verdienstmöglichkeiten und die Erreichbarkeit der

Betriebe und Berufsschulen (z.B. Fahrtkosten) beeinflusst.

3.1.2 BIBB-Erhebung der neu abgeschlossenen Ausbild ungsverträge

Ein weiterer Indikator für die Ausbildungssituation in den letzten 10 Jahren ist die

Entwicklung der Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge. Diese ist in

Abbildung 14 dargestellt.

„Die BIBB-Erhebung über neu abgeschlossene Ausbildungsverträge wird jährlich in

Zusammenarbeit mit den für die Berufsausbildung zuständigen Stellen durchgeführt. Dabei

werden die neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge berücksichtigt, die in der Zeit vom

01. Oktober des Vorjahres bis zum 30. September des Erhebungsjahres neu

abgeschlossen wurden und die am 30.09. auch noch bestanden haben. Ab 2009 sind die

Daten Bestandteil des Datenreports zum Berufsbildungsbericht der Bundesregierung, der

vom BIBB herausgegeben wird.“70

69 Vgl. Bellmann/Hartung, IAB Kurzbericht 27/2005 70 Neu abgeschlossene Ausbildungsverträge zum 30. September Berichtsjahre 1998-2008, Bundesagentur für Arbeit

Page 31: Raumwirtschaftliche Betrachtung der Ausbildungssituation der BRD

23

Abb. 14: Entwicklung der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an BIBB-Erhebung der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge zum 30.September

Rückgange sind v.a. in den Erhebungszeiträumen 2002/03 und 2004/05 feststellen. Dies

liegt daran, dass das Angebot an Ausbildungsplätzen zurückgegangen ist, regionale

Disparitäten sich verstärkten, Konjunktur bedingte Rückgange nach den Boomjahren der

1990-1999 auftraten und, wie schon erwähnt, Kostenfaktoren eine Rolle spielten.

3.1.3 Angebot und Nachfrage

Zusammen mit den Ausbildungsmarktzahlen lassen sich die Marktdaten verbinden und

geben Auskunft in welchem rechnerischen Verhältnis sich Angebot und Nachfrage

befinden.

Das Ausbildungsplatzangebot ist die rechnerische Summe der neu abgeschlossenen

Ausbildungsverträge zzgl. der Zahl der am 30. September nicht besetzten

Ausbildungsplätze. Die Ausbildungsplatznachfrage ist die rechnerische Summe der neu

abgeschlossenen Ausbildungsverträge und der Zahl der am 30. September

nichtvermittelten Bewerber.

Folgende Abbildung fasst die Zahlen der Ausbildungsstellenmarktstatistik der

Bundesagentur für Arbeit und die Zahlen der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge

zusammen und zeigt die Angebots- und Nachfragekurven von 2000/01 bis 2007/08.

500000520000540000560000580000600000620000640000

neu abgeschlossene Ausbildungsverträge

Page 32: Raumwirtschaftliche Betrachtung der Ausbildungssituation der BRD

24

Abb. 15: Entwicklung des Ausbildungsangebotes und der Ausbildungsnachfrage Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an Ausbildungsmarktstatistik September 2009, BA und an BIBB-Erhebung der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge zum 30.September

Wie in Abb. 13 schon dargestellt erfolgt keine Schneidung der beiden Kurven in den Jahren

2002/03 bis 2006/2007 d.h. Angebot und Nachfrage sind nicht ausgeglichen Dies liegt an

der großen Abweichung der nicht besetzten Ausbildungsplätze und nicht vermittelten

Bewerber.

3.1.4 Probleme und Lücken der Statistiken

Abschließend muss nach der Verwendung der einzelnen Statistiken in den vorigen

Kapiteln festgestellt werden, dass diese kritisch zu betrachten sind, da sie teilweise nicht

die Realität auf dem Ausbildungsmarkt wiedergeben. Dies betrifft die ergebnislose

Nachfrage- sowie Angebotsseite, d.h. die nicht vermittelten Bewerber und unbesetzten

Ausbildungsstellen.

Zum einen sind die Betriebe und jungen Menschen die nicht die Bundesagentur für Arbeit

einschalten und keinen Ausbildungsplatz bzw. Auszubildenden finden, in keiner Statistik

berücksichtigt. Zum anderen ergibt sich ein Problem aufgrund des Prinzipes des

Stichtages am 30.09. wie es in der Statistik für „nicht vermittelte/unversorgte Bewerber

sowie unbesetzte Berufsausbildungsstellen am Ende des jeweiligen Berichtsjahres“ (siehe

Abbildung 2) der Bundesagentur für Arbeit verwendet wird. Es werden an diesem Datum

nur diejenigen registriert die einen Monat nach Beginn des neuen Ausbildungsjahres dem

Markt zur Verfügung stehen. Ausbildungsbetriebe die schon vorher vergeblich nach einem

500000520000540000560000580000600000620000640000660000680000700000

Aus

bild

ungs

plät

ze

Zeiträume

Ausbildung: Angebot und Nachfrage

Angebot Nachfrage

Page 33: Raumwirtschaftliche Betrachtung der Ausbildungssituation der BRD

25

passenden Auszubildenden gesucht haben und erfolglos blieben werden nicht

berücksichtigt. Ebenso fehlen die Bewerber die auf der Suche nach einem

Ausbildungsplatz waren und wegen mangelnden Erfolges schon vor dem 30.09. sich für

eine Alternative (Praktikum, Jobben, etc.) entschlossen hatten. Diese gelten als vermittelt

und bleiben unbeachtet.

Dies gilt analog für das errechnete Angebot bzw. die errechnete Nachfrage, da diese auf

die Zahlen der unversorgten Bewerber sowie der nicht besetzten Ausbildungsstellen

zurückgreift. Durch das unberücksichtigte Angebot und die unberücksichtigte Nachfrage

ergeben sich tatsächlich viel größere Zahlen.

In der Zeitschrift BWP 3/2006 des Bundesinstitutes für Bildung wurde von J.G.Ulrich ein

alternativer Berechnungsmodus für 2004/05 vorgeschlagen. Laut J.G.Ulrich hätte „Das

Nachfragevolumen (…) damit 2005 nicht, wie offiziell ausgewiesen, 591.100 betragen (=

550.200 neue Lehrverträge zuzüglich 40.900 Unvermittelte), sondern gut 750.000.“71 Dies

begründet er darin dass die Gesamtzahl der Ausbildungsplatznachfrager die offiziell nicht

registriert wurden weil sie als schon vermittelt gelten, rund 63.000 Personen beträgt. Die

Zahl der Personen die sich nicht in der Bundesagentur für Arbeit gemeldet haben und

trotzdem keinen Ausbildungsplatz erhalten haben beziffert J.G. Ulrich mit ca. 50.000

Personen. Das unberücksichtigte Angebot schätzt er aufgrund von

Stichprobenuntersuchungen der IAB auf ca. 45200 Personen.

Daraus ergibt sich folgende Abbildung 16:

Abb. 16: Erfasste und geschätzte Angebots- und Nachfrage-Volumina in 2004/05 Quelle: in Anlehnung an J.G.Ulrich, Wie groß ist die Lehrstellenlücke wirklich, BWP 3/2006, S.15

71Vgl. Ulrich, BWP (Berufsbildung in Wissenschaft und Praxis) 3/2006

562816 590664

608000750000

0

200000

400000

600000

800000

1000000

1200000

1400000

1600000

Angebot Nachfrage

Aus

bild

ungs

plät

ze

Erfasste und geschätzte Angebots- und Nachfrage-Volumina in 2004/05

geschätzt

erfasst

Page 34: Raumwirtschaftliche Betrachtung der Ausbildungssituation der BRD

26

Ersichtlich wird dass sowohl die Angebots- sowie die Nachfrageberechnung deutlich

höher ausfällt als in den Statistiken angegeben. Selbst wenn J.G.Ulrichs Berechnungen

skeptisch betrachtet werden und die exakten Zahlen nicht nachgewiesen werden können

da es Stichprobenuntersuchungen sind, muss trotzdem von einer höheren Zahl

ausgegangen werden aufgrund der vernachlässigten Bewerber und Ausbildungsbetriebe.

In den folgenden Kapiteln werden jedoch weiterhin die offiziellen Zahlen der

Bundesagentur für Arbeit und des Bundesinstitut für Berufsbildung verwendet, da sie die

einzigen fundierten Daten über einen langen Zeitraum liefern.

Page 35: Raumwirtschaftliche Betrachtung der Ausbildungssituation der BRD

27

3.2 aktuelle Ausbildungssituation

Nun wird die Ausbildungssituation 2007/08 hinsichtlich der Regionen, der

Zuständigkeitsbereiche und nach Geschlechtern betrachtet, und die aktuelle Lage in

2008/09 wiedergegeben. Daten hierzu liefert v.a. der BIBB Datenreport vom

30.September 2009.

3.2.1 BIBB- Datenreport 2009

Der 2009 zum ersten Mal herausgegebene Datenreport des BIBB bietet umfassende

Informationen und Analysen zur Entwicklung der beruflichen Ausbildung in Deutschland

aufbauend auf der Grundlage des „Berufsbildungsbericht 2009" des Bundesministeriums

für Bildung und Forschung (BMBF). Das Bundesinstitut für Berufsbildung hat früher zum

jährlichen Berufsbildungsbericht des BMBF umfassende wissenschaftliche Analysen und

Statistiken geliefert. Aufgrund einer Empfehlung des BIBB-Hauptausschusses hat das

Bundesbildungsministerium 2008 eine neue Strukturierung beschlossen.

Seit 2009 erscheint der Berufsbildungsbericht untergliedert in zwei Teile: einen politischen

Teil, der vom BMBF entworfen und von der Bundesregierung beschlossen wird, und

einem indikatorengestützten Datenteil, der vom BIBB in Eigenverantwortung

herausgegeben wird. Demzufolge entsteht eine deutliche Aufteilung zwischen der

wissenschaftlichen Untersuchung und den daraus abgeleiteten politischen Bewertungen.

„Ziel (…) ist es, einen Datenreport herauszubringen, der eine differenzierte Darstellung

von Indikatoren und Zeitreihen enthält, Schwerpunkte fokussiert und sich auf Programme

und Aktivitäten zur Förderung von Innovationen in der beruflichen Bildung konzentriert.“72

Berichte von BIBB-Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie externe Betriebe wurden

aufgenommen um zusätzliche Quellen erschließen zu können. Durch stetige

Verbesserungen wird angestrebt 2011 die Entwicklungsphase abgeschlossen und die

Zielsetzung erreicht zu haben.

3.2.2 Ausbildungssituation 2007/08 in den Ländern u nd Regionen

Im Erhebungszeitraum 01.10.2007 bis 30.09.2008 wurden bundesweit 616.259 neue

Ausbildungsverträge abgeschlossen, was 9626 weniger als 2006/07 entspricht. In

Ostdeutschland sank die Anzahl der neuen Ausbildungsverhältnisse mit insgesamt

72

Neustrukturierung Berufsbildungsbericht, BIBB

Page 36: Raumwirtschaftliche Betrachtung der Ausbildungssituation der BRD

28

113.818 auf den drittniedrigsten Wert seit der Wiedervereinigung (um -11280 d.h.-9,0 %

gegenüber 2006/07) während in den alten Ländern die Zahl der neuen Verträge stieg (um

+1654 d.h.+0,3 % gegenüber 2006/07) und mit 502.441 den höchsten Stand seit 1992

erreichte.73

Aufgeteilt nach Bundesländern ergibt sich folgende Tabelle:

Bundesland neu abgeschlossene Ausbildungsverträge 2007/08 in Bezug zu 2006/07

Veränderungen zu 2006/07 in %

alte Bundesländer Baden Württemberg 916 1,1% Bayern 783 0.8% Bremen 197 3,1% Hamburg 629 4,4% Hessen -711 -1,6% Niedersachsen 1070 1,8% Nordrhein-Westfalen -130 -0,1% Rheinland-Pfalz -1147 -3,6% Saarland -28 -0,3% Schleswig-Holstein 75 0,3% neue Bundesländer Berlin -540 -2,5% Brandenburg -769 -4,2% Mecklenburg-Vorpommern -1746 -10,9% Sachsen-Anhalt 8008 -8,7% Sachsen -14564 -15,3% Thüringen -1669 -9,4%

Tabelle 2: neu abgeschlossene Ausbildungsverträge 2007/08 in Bezug zu 2006/07 nach Bundesländern Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an BIBB-Datenreport 2009,Übersicht A1-2, S.15

Es ist erkenntlich, dass die größten Zuwächse Hamburg mit +4,4%, Bremen mit +3,1%

und Niedersachsen mit +1,8% verzeichnen. Dagegen haben alle neuen Bundesländer

einen Rückgang in den neu abgeschlossenen Ausbildungsplätzen zu verbuchen,

besonders schlimm trifft es hierbei Sachsen mit -15,3%, Mecklenburg Vorpommern mit -

10,9% und Thüringen mit -9,4%.74

Gründe hierfür sind, dass in Ostdeutschland in den letzten Jahren ein starker Rückgang

an Klein- und Kleinstbetrieben zu verzeichnen ist.75 Weiterhin beeinträchtigten die

Unsicherheit der Betriebe ob sie Auszubildende einstellen, eine Tendenz zum

Fachkräfteeinsatz und die generelle schlechtere Situation auf dem Arbeitsmarkt im Osten,

die rückläufigen Zahlen.

73 Vgl. BIBB-Datenreport 2009, S. 18 74 Vgl. BIBB-Datenreport 2009, S. 18 75 Vgl. Seibert/Kleinert, IAB Kurzbericht 10/2009

Page 37: Raumwirtschaftliche Betrachtung der Ausbildungssituation der BRD

29

3.2.3 Ausbildungssituation 2007/08 nach Zuständigke itsbereichen

Eine weitere Einteilung der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge (wie oben erwähnt

-9626 in 2007/08 im Vergleich zu 2006/07) erfolgt nach Zuständigkeitsbereichen.

Abb. 17: neu abgeschlossene Ausbildungsverträge nach Zuständigkeitsbereichen 2007/08 im Vergleich zu 2006/07 Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an BIBB-Datenreport 2009 Übersicht A1.1-1, S.18

Den einzigen Zuwachs mit +0,5% (+1710) von 2006/07 zu 2007/08 bundesweit

verzeichnete der Bereich Industrie und Handel. Dies ermittelt sich durch +2,6 (+7561) in

Westdeutschland und -7,5% (-5851) in Ostdeutschland. Zuwächse gab es dabei in den

alten Bundesländern in den Berufen Verkäufer/-in (+999), Industriemechaniker/-in (+960),

Fachinformatiker/-in (+911), Zerspannungs-mechaniker/in (+809), Bankkaufmann/frau

(+659) und Fachkraft für Lagerlogistik (+551). Stark betroffen von den Rückgängen in

Ostdeutschland waren die Berufe Koch/Köchin (-1.093), Kaufmann/frau im Einzelhandel (-

571), Fachkraft im Gastgewerbe (-486), Verkäufer/in (-446), Restaurantfachmann/frau (-

428) und Bürokaufmann/frau (-420).76

Die Rückgange gegenüber 2006/07 der einzelnen Zuständigkeitsbereiche lauten wie folgt:

Freie Berufe –1,4%, öffentlicher Dienst –1,8%, Landwirtschaft -4,3%, Hauswirtschaft -

4,5%, Handwerk -5,3% und Seeschifffahrt -15,0%.77

Den größten Rückgang hatte der Bereich Handwerk zu verzeichnen. Bundesweit waren

dies folgende Berufe: Kraftfahrzeugmechatroniker/in (-1.787), Friseur/in (-1.200),

76 Vgl. BIBB-Datenreport 2009, S.19 77 Vgl. BIBB-Datenreport 2009 Übersicht A1.1-1, S.18

Industr. /HandelHandw.

öffentl. DienstLandw.

freie BerufeHausw.

Seeschifffahrt

-10000 -9000 -8000 -7000 -6000 -5000 -4000 -3000 -2000 -1000 0 1000 2000

Ausbildungsplätze

Zus

tänd

igke

itsbe

reic

he

Industr. /Handel

Handw. öffentl. Dienst

Landw. freie Berufe Hausw. Seeschifffahrt

bundesweit 1710 -9183 -247 -684 -609 -203 -54

neu abgeschlossene Ausbildungsverträge nach Zuständ igkeitsbereichen 2007/08 im Vergleich zu 2006/07

Page 38: Raumwirtschaftliche Betrachtung der Ausbildungssituation der BRD

30

Tischler/in, (-740), Anlagemechaniker/in für Sanitär-, Heizungs- u Klimatechnik (-679),

Maler/-in und Lackierer/in (-675), Metallbauer/in (-534), Dachdecker/in (-527) und

Maurer/in (-521). Grundsätzlich kann festgestellt werden, dass die

Ausbildungsplatzverluste in den neuen Ländern deutlich höher sind (-13,9%) als in den

alten Ländern (-3,4%).78

3.2.4 Ausbildungssituation 2007/08 nach Geschlechtern

Den Rückgang von -9626 neu abgeschlossenen Ausbildungsberufen in 2007/08 betrafen

allein die männlichen Nachfrager. Die Anzahl der jungen Männer, die einen

Ausbildungsvertrag unterschrieben haben, beträgt 357.338 und ist damit um 9.678 (-2,6

%) niedriger als 2006/2007.79 Die weiblichen Nachfrager hingegen konnten sich mit +52

neu abgeschlossenen Ausbildungsplätzen leicht steigern auf insgesamt 258.921 weibliche

neu abgeschlossenen Ausbildungsplätze (~ 42%) in 2007/08.80

Vor allem in den Fertigungsberufen lassen sich deutliche Rückläufe seitens der

männlichen Nachfrager erkennen (-7.954 bzw.- 3,6% zum Vorjahr). Besonders deutlich

wird dies in den neuen Bundesländern. „Dort begannen 6.404 junge Männer weniger (-

13,6 %) eine entsprechende Ausbildung als im Jahr 2007.“81 Als Hintergrund muss

gesehen werden, dass in Berufen wie Metallbauer, Fahrzeuglackierer, Teilezurichter,

Maler und Lackierer, etc. überdurchschnittlich häufig außerbetrieblich ausgebildet wird

und außerbetriebliche Stellen stark rückläufig (besonders im Osten) sind.

Dennoch sieht man in diesen Berufszweig auch einen klaren Anstieg des Frauenanteils

und die wachsende Auflösung der geschlechterspezifischen Berufszweige. Mit insgesamt

+903 (bzw. +3,7%) neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen waren die jungen Frauen

in den Berufen des Fertigungsbereiches vertreten. „In den Metallberufen nahm die Zahl

der weiblichen Ausbildungsanfänger um +11,2 % (von 5.886 auf nunmehr 6.545) und in

den Elektroberufen sogar um +15,9 % (von 1.751auf 2.030) zu. Die deutlichen

Steigerungen wurden sowohl in den alten als auch in den neuen Ländern registriert.“82

Der große Anteil der Ausbildungsplätze für junge Frauen liegt trotz dieser Tendenzen im

Bereich der Dienstleistungen. 75,8% der weiblichen Ausbildungsverträge sind in 25

Berufsgruppen aufgeteilt, wobei im besonderen Kauffrau im Einzelhandel, Medizinische

Fachangestellte, Bürokauffrau, Verkäuferin und Friseurin gefragt sind.

78

vgl. BIBB-Datenreport 2009, S.19 79

vgl. BIBB-Datenreport 2009, S.24 80 vgl. BIBB-Datenreport 2009, S.24 81 Vgl. BIBB-Datenreport 2009, S.24 82 Vgl. BIBB-Datenreport 2009, S.24

Page 39: Raumwirtschaftliche Betrachtung der Ausbildungssituation der BRD

31

Bei den jungen Männern hingegen konnten nur 59,6% der männlichen

Ausbildungsverträge auf die 25 beliebtesten Berufe aufgeteilt werden, d.h. die Verteilung

war gleichmäßiger. Darunter waren ebenfalls zahlreich die Dienstleistungsberufe

vertreten, wie z.B. Kaufmann im Einzelhandel, Verkäufer, Kaufmann im Groß- und

Außenhandel, Bankkaufmann, etc., jedoch aber auch 16 Berufe aus den

Fertigungsbereichen.

3.2.5 Angebot und Nachfrage 2007/2008

Wie schon in Kapitel 3.1.3 ersichtlich gab es 2007/08 eine Verminderung des Angebotes

und der Nachfrage zu 2006/07.

Das Ausbildungsplatzangebot, bestehend aus der Summe der nicht besetzten

Ausbildungsplätze (19.507 in 2007/08) und der neu abgeschlossenen

Ausbildungsverträgen (616.259 in 2007/08), betrug 635.766, d.h. 8478 weniger als im

vorigen Berechnungszeitraum.83

Problematisch wird es bei der Berechnung der Ausbildungsplatznachfrage (entspricht der

Summe der nicht vermittelten Bewerber und der neu abgeschlossenen

Ausbildungsverträge). Wie in Kapitel 3.1.4 erläutert, wurden bisher in den Statistiken der

letzten Jahre und Jahrzehnte nicht alle Suchenden berücksichtigt. Bis heute wurden

lediglich die Bewerber beachtet die bis zum 30.September eines Jahres weder in eine

Berufsausbildungsstelle oder in eine Alternative eingemündet waren. Dabei

ausgeschlossen wurden diejenigen die in einem Praktikum, Berufsvorbereitung, etc.

verblieben aber trotzdem weiter einen Ausbildungsplatz suchten. Nach alter Definition

ergibt sich eine Nachfrage nach 630.738 Ausbildungsplätzen in 2007/08, und entspricht

27.807 weniger als 2007/06.

Nach neuen Berechnungen und einer erweiterten Definition ergeben sich genauere Daten

wenn „neben den bei der BA gemeldeten und „unversorgten“

Ausbildungsstellenbewerbern als erfolglose Nachfrager/-innen auch jene Bewerber/-innen

berücksichtigt (werden), die vorläufig in eine Alternative zu einer Berufsausbildung

einmünden (z. B. erneuter Schulbesuch, Praktikum, Jobben), aber von dort aus weiter

nach einer Ausbildungsstelle suchen.“84 Das waren in 2007/08 laut BIBB-Datenreport

81.777 Personen. Dadurch ergibt sich die neue erweiterte Ausbildungsplatznachfrage mit

712.515 in 2007/08. Berechnet man dies ebenfalls für 2006/07 ergibt sich in diesem

83 vgl. BIBB-Datenreport 2009 84 Vgl. BIBB-Datenreport 2009, S.64

Page 40: Raumwirtschaftliche Betrachtung der Ausbildungssituation der BRD

32

Zeitraum mit +78.600 Bewerbern, die in einer Alternative weiterhin einen Ausbildungsplatz

suchen, eine Nachfrage nach 737.145 Ausbildungsplätzen, d.h. 24.630 mehr als nach

alter Berechnung.

Folgende Abbildung 18 verdeutlicht die Berechnungsunterschiede:

Abb.18: Angebot und Nachfrage 2007/08 nach alter und neuer Definition Quelle. eigene Darstellung nach eigenen Berechnungen und nach Ausbildungsmarktstatistik September 2009, BA und an BIBB-Erhebung der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge zum 30.September

Dabei wird ersichtlich dass nach alter Definition mehr Ausbildungsplätze angeboten als

nachgefragt werden. Nach der neuen Definition mit der erweiterten Berechnung kann

gezeigt werden dass dies nicht der Fall ist, sondern die Nachfrage deutlich höher ist als

das Angebot. Die alte Berechnung verzerrt damit die tatsächlichen Zahlen indem nicht alle

Ausbildungssuchenden mit in die Berechnungen einbezogen sind. Dies ergab in den

letzten Jahren ein zu optimistisches Ergebnis bei der Angebots- und Nachfragedarstellung

wieder, wie auch in Kapitel 3.1.4 dargestellt wurde.

Trotz dieser neuen Nachfrageberechnung müssten zusätzlich Umfrageergebnisse mit

herangezogen werden, die auch die Suchenden betrachten welche nicht in ein

Ausbildungsverhältnis eintreten und nicht bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldet

sind. Dies würde ein realistischeres Ergebnis liefern.

3.2.6 Ausbildungsmarkt 2008/09

Im Berechnungsjahr von Oktober 2008 bis September 2009 zeigt sich eine relativ

ausgeglichene Situation der Ausbildungsplätze trotz der Wirtschaftskrise.

alte Definition neue Definition

Angebot 635766 635766

Nachfrage 630738 712515

100000200000300000400000500000600000700000800000

Aus

bild

ungs

plät

ze

Angebot und Nachfrage 2007/08 nach alter und neuer Definition

Angebot

Nachfrage

Page 41: Raumwirtschaftliche Betrachtung der Ausbildungssituation der BRD

33

Wie schon in Abbildung 12 ersichtlich beträgt die Zahl der gemeldeten

Berufsausbildungsstellen 475.391. Zwar sind dies 36.191 Stellen(~ -7,1%) weniger als

2007/08, jedoch fällt dieser Rückgang aufgrund der Krise ziemlich moderat aus. Davon

wurden in Westdeutschland ca. 381.500 Stellen (~-5,1%) und in Ostdeutschland ca.

93.600 Stellen (~-14,5%) gemeldet.85

Jedoch ist auch die Zahl der gemeldeten Bewerber, v.a. aufgrund demographischer

Auswirkungen, geringer als im Vorjahr. 533.361 Bewerber haben bei der Suche nach

einer Ausbildungsstelle die Arbeitsagentur oder die Ausbildungsvermittlung der BA

einbezogen. Dies sind 86.848 Bewerber (~-14,0%) weniger als 2007/08 und laut dem

Monatsbericht für Oktober der Bundesagentur für Arbeit „über ein Viertel weniger als noch

im Berufberatungsjahr 2006/2007.“86 In Westdeutschland verringerte sich die Zahl auf ca.

430.600 Suchende (~-10,7%) und in Ostdeutschland auf ca. 102.600 Suchende (~-

25,6%).87

Die rechnerische Differenz ergibt 57.970 Personen. Da vor einem Jahr die Differenz noch

bei 108.627 Personen lag, kann man von einer positiven Tendenz sprechen. Grund ist die

durch geburtenschwache Jahrgänge sinkender Bewerberzahl. Zusätzlich ist eine

Neigung zu höheren Schulabschlüssen zu verzeichnen, die zu einem längeren Verbleib

der Jugendlichen im Schulsystem bedeutet. Dies wird durch die Wirtschaftskrise noch

intensiviert, da sich die jungen Menschen schlechtere Chancen auf dem

Ausbildungsmarkt ausrechnen.

Im Vergleich zu 2007/08 liegt die Zahl der gemeldeten unversorgten Bewerber mit 9603

um 33,8% niedriger. In Westdeutschland fanden ca. 6.900 Bewerber (~-32,0%) und in

Ostdeutschland ca. 2.700 Bewerber (~-38,1%) keine Ausbildungsstätte.

Die Anzahl noch unbesetzten Ausbildungsstellen lag mit 17.255 (~-11,5 %) unter dem

Wert im Vorjahr. Die Verringerung sieht man sowohl in West- als auch in Ostdeutschland.

In den alten Bundesländern sind ca.14.500 Stellen noch nicht besetzt, d.h. ~ 13,0 %

weniger als im vorigen Jahr. In Ostdeutschland gibt es noch 2.600 freie Stellen, d.h. ~

4,50 % weniger als 2007/08.

Der rechnerische Unterschied zwischen der gemeldeten unversorgten Bewerber und der

unbesetzten Berufsausbildungsstellen beträgt somit -7.652 Personen, d.h. es ist wie im

Vorjahr ein Stellenüberhang zu verzeichnen. „Diese gute Bilanz gilt allerdings nur für

Westdeutschland. Hier liegt die „Lücke“ bei -7.600. In Ostdeutschland gab es dagegen

85 vgl. Arbeits- und Ausbildungsmarkt Monatsbericht Oktober 2009,Bundesagentur für Arbeit, S.27 86 Arbeits- und Ausbildungsmarkt Monatsbericht Oktober 2009,Bundesagentur für Arbeit, S.28 87 vgl. Arbeits- und Ausbildungsmarkt Monatsbericht Oktober 2009,Bundesagentur für Arbeit, S.28

Page 42: Raumwirtschaftliche Betrachtung der Ausbildungssituation der BRD

34

100 mehr unversorgte Bewerber als unbesetzte Stellen.“88 Anhand dieses

Stellenüberhangs lässt sich die positive Tendenz für 2008/09 darstellen. In der

Wirtschaftskrise profitiert der Ausbildungsmarkt von den geburtenschwachen Jahrgängen,

die weniger Ausbildungsplätze suchen als noch in den letzten Jahren.

Unter diesem Umstand können mehr Ausbildungssuchende versorgt werden und diese

Trendwende wird sich voraussichtlich in den nächsten Jahren verstärken. Besonders in

Ostdeutschland wird es zu einer ungefähren Halbierung der Zahlen führen. Zugleich wird

in ein paar Jahren die Zahl der altersbedingten Austritte aus dem Arbeitsleben stark

ansteigen. Daraus zeichnet sich damit für die neuen Bundesländer ein Personalengpass

ab, der unter den momentanen Verhältnissen des Arbeitsmarktes unvorstellbar erscheint.

Weitere Gründe sind wie schon erwähnt die steigende Anzahl der Jugendlichen die statt

einer Ausbildung eine weiterführende Schule oder Universität besuchen oder in einem

Job oder Praktika arbeiten.

88

Arbeits- und Ausbildungsmarkt Monatsbericht Oktober 2009,Bundesagentur für Arbeit, S.30

Page 43: Raumwirtschaftliche Betrachtung der Ausbildungssituation der BRD

35

4 Ausbildungsmobilität in Deutschland

Um die Struktur des Marktes für Ausbildungsplätze in Deutschland umfassend betrachten

und beurteilen zu können, spielt auch die räumliche Mobilität der Auszubildenden eine

bedeutende Rolle. Der deutsche Ausbildungsmarkt ist geprägt durch eine sehr hohe

räumliche Konzentration, da gerade Institutionen zur außerbetrieblichen Ausbildung,

schulischen Ausbildung und Hochschulausbildung in Agglomerationen konzentriert sind.

Dies ist ein entscheidender Unterschied zum Arbeitsmarkt Deutschlands, der zu Folge

hat, dass deutsche Auszubildende wesentlich mehr pendeln als Berufstätige. Dieses

Kapitel soll die Binnenwanderungen der Jugendlichen zu ihrem Ausbildungsplatz, deren

Ausmaße, Richtungen und Ursachen näher erläutern und bewerten und sich auch mit den

daraus folgenden Konsequenzen auseinander setzen. Untersucht werden sollen dabei die

Pendlerströme der Auszubildenden und damit auch die regionalen Unterschiede vor allem

zwischen den alten und den neuen Bundesländern, sowie Nord- und Süddeutschland.

Die Daten auf die sich diese Analyse bezieht, stammen aus Statistiken über

sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, der gemeldeten Bewerber für

Berufsausbildungsstellen und gemeldeten Berufsausbildungsstellen der Bundesagentur

für Arbeit. Schwierig gestaltet sich hierbei die Datenverfügbarkeit, so dass sich mit Hilfe

der genannten Statistiken beinahe alle dualen Ausbildungen und eine Reihe von

schulischen Ausbildungen, letztendlich Zwei Drittel aller Ausbildungsmöglichkeiten,

abbilden lassen. Hochschulausbildungen werden dagegen aufgrund nicht vorhandener

Daten nicht einbezogen und da schulische Ausbildungen ohnehin eher zentralisiert sind,

wird die durch die bereits genannten Daten ermittelte Ausbildungsmobilität eher

unterbewertet.89 Außerdem kann man aus den vorliegenden Daten nicht schließen, ob die

Jugendlichen täglich, wöchentlich, monatlich etc. pendeln. Ein wesentliches Problem

besteht weiter darin, dass aus den Daten nicht hervorgeht, wie viele Auszubildende für

ihre Ausbildungsstelle den Wohnort komplett wechseln, was überwiegend auf volljährige

Bewerber zutreffen könnte.

Als Pendler werden dabei diejenigen Auszubildenden bezeichnet, deren gemeldeter

Wohnort nicht mit dem Arbeitsort übereinstimmen. Unterschieden wird zwischen Ein- und

Auspendlern, wobei diese Pendlerströme sich wiederum u. a. auf Kreise,

Arbeitsmarktregionen oder Bundesländer beziehen können. Zur Bewertung der

räumlichen Mobilität wird je nach verfügbarer Quelle ein einfacher oder gewichteter

Pendlersaldo genutzt, der in den folgenden Abschnitten eingehender betrachtet werden

soll.

89

Vgl. IAB regional Sachsen (Nr. 01/2007)

Page 44: Raumwirtschaftliche Betrachtung der Ausbildungssituation der BRD

36

4.1 Regionale Pendlerverflechtungen

In der Bundesrepublik Deutschland lässt sich eine ausgeprägte Heterogenität des

Angebots des Ausbildungsmarktes feststellen (vgl. Kapitel 3). Dies führt zu sehr

unterschiedlichen Mobilitätsmaßen für die einzelnen Bundesländer. Laut einem IAB-

Kurzbericht pendelten 2006 etwa 120.000 Auszubildende zu einem Ausbildungsort

außerhalb ihres Bundeslandes, ca. 600.000 verließen ihren Heimatkreis. Dabei

überschritten in Westdeutschland etwa Ein Drittel der Auszubildenden ihre Kreisgrenze,

im Osten waren es sogar im Schnitt 41 Prozent, wobei in den sehr schwach besiedelten

Kreisen Brandenburgs und Mecklenburg-Vorpommerns sogar eine durchschnittliche

Entfernung von 150 km zum Ausbildungsort zurückgelegt wurde.90 Bereits diese Werte

deuten bezogen auf die Mobilitätsbereitschaft auf einen erheblichen Unterschied

zwischen den neuen und den alten Bundesländern hin. Die gewonnenen Daten beziehen

sich mehrheitlich auf das Jahr 2006, in einigen Ausnahmen auch auf 2005.

4.1.1 Untersuchung nach Bundesländern und auf Kreis ebene

Zu allererst soll in diesem Abschnitt die Ausbildungsmobilität auf der Ebene der

Bundesländer und innerhalb dieser auf Kreisebene untersucht werden. Mit den daraus

gewonnenen Ergebnissen lässt sich dann die Lage in den neuen und alten

Bundesländern einfacher vergleichen und das Ausmaß der Mobilität beurteilen. Begonnen

wird mit den alten Bundesländern, zuerst betrachten wir Schleswig-Holstein.

Wie man in Tabelle 3 erkennen kann, lag in Schleswig-Holstein im Jahr 2006 die

Auspendlerquote der Auszubildenden bei 12,0 Prozent, in das Bundesland eingependelt

sind dagegen 9,8 Prozent. Um diese Bewegungen besser beurteilen zu können, kann

man den gewichteten Pendlersaldo zur Hilfe nehmen. Mit diesem ist es möglich, die

Pendlerquote ins Verhältnis mit der Gesamtzahl der im jeweilig betrachteten Gebiet

befindlichen Auszubildenden zu setzen. Der gewichtete Pendlersaldo berechnet sich also

folgendermaßen:91

Gewichteter Pendlersaldo = ((Einpendler – Auspendler)/Auszubildende im Gebiet) x 1000

90 Vgl. IAB-Kurzbericht (09/2008) 91 Vgl. IAB-Kurzbericht (09/2008)

Page 45: Raumwirtschaftliche Betrachtung der Ausbildungssituation der BRD

37

Bundesländer Einpendler Auspendler Pendlersaldo

absolut Quote in %

Absolut Quote in %

Absolut gewichtet

Schleswig-Holstein 5.713 9,8 7.162 12,0 -1.449 -25

Hamburg 13.131 34,7 3.337 11,9 9.794 259

Niedersachsen 13.399 8,2 14.958 9,0 -1.559 -9

Bremen 6.482 39,6 1.412 12,5 5.070 309

Nordrhein-Westfalen 11.846 3,4 7.377 2,1 4.469 13

Hessen 12.013 10,3 6.920 6,2 5.093 44

Rheinland-Pfalz 6.110 7,2 10.463 11,7 -4.353 -51

Baden-Württemberg 12.870 5,5 6.892 3,0 5.978 26

Bayern 11.308 4,1 7.083 2,6 4.225 15

Saarland 1.804 8,1 1.072 5,0 732 33

Berlin 10.980 18,8 4.906 9,4 6.074 104

Brandenburg 5.061 10,0 14.634 24,3 -9.573 -189

Mecklenburg-Vorpommern 1.624 3,7 6.039 12,4 -4.415 -100

Sachsen 4.147 4,4 8.269 8,4 -4.122 -43

Sachsen-Anhalt 2.967 5,8 9.770 17,0 -6.803 -134

Thüringen 2.256 4,4 8.417 14,8 -6.161 -121

Tabelle 3: Pendlerdaten von Auszubildenden nach Bundesländern 2006 Quelle: IAB-Kurzbericht (09/2008)

Es pendeln demnach mehr Auszubildende aus dem Bundesland in ein anderes, als nach

Schleswig-Holstein hinein. Dies zeigt sich im negativen Pendlersaldo. Der gewichtete

Pendlersaldo von -25 sagt also aus, dass bezogen auf 1.000 Auszubildende im

betrachteten Gebiet 25 Ausbildungsplätze weniger angeboten werden, als nötig wären,

um allen im Gebiet ansässigen Lehrstellensuchenden einen Ausbildungsplatz vor Ort

anbieten zu können. Laut einem IAB-Bericht zur Lage der Ausbildungsmobilität in

Schleswig-Holstein, ist dabei mit einem Anteil von 84 Prozent Hamburg die

Hauptzielregion der Pendlerbewegungen und jeder sechste Auszubildende in Hamburg

kommt aus Schleswig-Holstein.92 Aus den an die Hansestadt angrenzenden Kreisen

kommen dabei 86 Prozent der nach Hamburg pendelnden Auszubildenden. Hier zeigt

sich also bereits, dass vor allem Großstädte und Stadtstaaten Ausbildungszentren sind

und daher vor allem aus Nachbarregionen Auszubildende anziehen. Dagegen zeigt sich

die Struktur der Einpendler in das nördlichste Bundesland wesentlich breiter gefächert, mit 92 Vgl. IAB regional Nord (Nr. 03/2008)

Page 46: Raumwirtschaftliche Betrachtung der Ausbildungssituation der BRD

38

nicht annähernd so ausgeprägten Dominanzen. Hier ist der Anteil der aus Hamburg

kommenden Auszubildenden mit rund 39 Prozent wesentlich geringer, als der Anteil der

nach Hamburg pendelnden Jugendlichen. 34 Prozent kommen außerdem aus

Mecklenburg-Vorpommern und mit etwa neun Prozent liegt Niedersachsen an dritter

Stelle.

Wie sich bereits aus dem letzten Abschnitt vermuten lässt, ist die Lage in der Hansestadt

Hamburg völlig anders. Die Pendlerströme sind hier gekennzeichnet durch einen

deutlichen Einpendlerüberschuss. Den in Hamburg lebenden 28.000 Auszubildenden

stehen knapp 38.000 Ausbildungsplätze gegenüber. Allerdings findet trotzdem nicht jeder

Ausbildungssuchende in Hamburg eine Ausbildungsstelle, da „es bedingt durch die engen

Verflechtungen mit dem Umland zu einem Verdrängungswettbewerb zwischen den in der

Hansestadt wohnenden Ausbildungssuchenden und mobilen, gut qualifizierten

Ausbildungssuchenden aus anderen Regionen kommt.“93 Aus Abbildung 19 lässt sich

erkennen, dass Hamburg im Vergleich mit den sieben anderen größten Städten

Deutschlands die zweithöchste Zahl an Einpendlern aufweist, aber in der Einpendlerquote

auf Platz sieben liegt. Das heißt, dass der Anteil der Einpendler an allen Auszubildenden

am Arbeitsort dennoch verhältnismäßig klein im Vergleich zu den anderen Großstädten

ist. Insgesamt lässt sich deutschlandweit feststellen, dass Städte einen ausgeglichenen

bis positiven gewichteten Pendlersaldo aufweisen, periphere Regionen hingegen durch

deutlich höhere Auspendler- als Einpendlerquoten gekennzeichnet sind.

Abb. 19: Auszubildende am Arbeitsort und die Zahl der Einpendler in den acht größten Städten Deutschlands (Stichtag: 30.09.2006) Quelle: IAB regional Nord (Nr. 02/2008), Abbildung 8: Auszubildende am Arbeitsort und die Zahl der Einpendler in den acht größten Städten Deutschlands (Stichtag: 30.09.2006)

93 IAB regional Nord (Nr. 02/2008)

Page 47: Raumwirtschaftliche Betrachtung der Ausbildungssituation der BRD

39

Ähnlich wie in der Hansestadt Hamburg sieht es im Bundesland Bremen aus. Die

Auspendlerquote liegt laut der IAB Analyse zur Mobilität von Auszubildenden in

Niedersachsen und Bremen bei 12,5 Prozent, aber die Einpendlerquote von 39,6 Prozent

liegt deutlich höher. Allerdings besitzt Bremen eine Innenpendlerquote von 88 Prozent,

das heißt, dass von den Auszubildenden aus Bremen, die einen Ausbildungsplatz

bekommen konnten, nur etwa jeder achte die Stadtgrenzen überqueren muss.94

Außerdem lässt sich in Tabelle 3 erkennen, dass Bremen den höchsten positiven

gewichteten Pendlersaldo aufweist. Zudem finden die Pendelprozesse fast ausschließlich

mit den angrenzenden Regionen und Bundesländern statt.

Da auch Niedersachsen umgeben von Stadtstaaten ist, könnte man annehmen, dass sich

auch hier ein deutlicher Auspendlerüberschuss zeigt, was aber nicht der Fall ist. Mit

einem gewichteten Pendlersaldo von -9, sind die Pendelbewegungen relativ

ausgeglichen. Das heißt also, dass den hohen Auspendlerströmen in die Stadtstaaten ein

nahezu ebenso hoher Wert an Einpendlern gegenüberstehen muss. Das kommt mit

einem absoluten Wert von 6.000 Auszubildenden vor allem durch einen sehr hohen Anteil

von Einpendlern aus den neuen Bundesländern zustande.95 Vor allem aus dem

angrenzenden Sachsen-Anhalt fließen erhebliche Pendlerströme nach Niedersachsen.

Etwas anders dagegen stellt sich die Lage im Bundesland Nordrhein-Westfahlen dar. Hier

lag im Jahr 2005 die Auspendlerquote bei 2,1 Prozent und die Einpendlerquote bei 3,2

Prozent. Von und nach Nordrheinwestfahlen wurde also relativ wenig gependelt. Wie in

den bereits genannten Bundesländern pendeln Auszubildende aus Nordrhein-Westfahlen

vorrangig in die angrenzenden Bundesländer und nur 4 Prozent gingen für ihre

Ausbildung in eines der neuen Bundesländer.96 Ein ähnliches Bild ergeben auch die

Einpendlerströme. Innerhalb des Bundeslandes liegen bei fast 50 Prozent der Lehrlinge

Wohn- und Arbeitsort in der gleichen Gemeinde. Laut der Analyse zur

Ausbildungsmobilität in Nordrhein-Westfahlen ist der der Durchschnitt der gewichteten

Pendlersalden der einzelnen Kreise mit 12,0 leicht positiv, wobei allerdings extreme

Unterschiede zwischen den einzelnen Landkreisen bestehen. Hier zeigt sich, dass vor

allem in den großen kreisfreien Städten des Ruhrgebietes der Anteil der Einpendler aus

anderen Kreisen des Bundeslandes beinahe die Hälfte der Auszubildenden ausmacht.

Ausbildungszentren mit sehr großen Einpendlerströmen sind zum Beispiel Essen,

Bochum, Dortmund, Mühlheim etc. In Abbildung 20 ist außerdem ersichtlich, dass es ein

hohes Maß an Mobilität zwischen diesen Zentren gibt, wobei dies vermutlich vorrangig auf

94 Vgl. IAB regional NSB (Nr. 01/2008) 95 Vgl. IAB regional NSB (Nr. 01/2008) 96 Vgl. IAB regional NRW (Nr. 01/2007)

Page 48: Raumwirtschaftliche Betrachtung der Ausbildungssituation der BRD

40

die polyzentrische Struktur in Verbindung mit einem gut ausgebauten Verkehrsnetz

zurückzuführen ist.

Abb. 20: Pendelnde Auszubildende nach Herkunfts- und Ziel-Gemeinden - in NRW mit min. 100 Auspendlern zum 30.09.2005 Quelle: IAB regional NRW (Nr. 01/2007), Karte 9: Pendelnde Auszubildende nach Herkunfts- und Ziel-Gemeinden - in NRW mit min. 100 Auspendlern zum 30.09.2005

Auch bei Hessen lässt sich mit 10,4 Prozent eine Einpendlerquote feststellen, die deutlich

über der Auspendlerquote von 6,0 Prozent liegt. Damit ergibt sich auch für dieses

Bundesland ein positiver gewichteter Pendlersaldo von 44, wie sich aus Tabelle 1

entnehmen lässt. Überraschend hier ist jedoch, dass im Gegensatz zu den meisten

anderen Bundesländern sowohl die Einpendlerquote als auch die Auspendlerquote von

Auszubildenden unter den Werten der in diesem Bundesland insgesamt Beschäftigten

liegen und damit die Auszubildenden sogar weniger mobil als

sozialversicherungspflichtige Beschäftigte sind.97 Außerdem lässt sich feststellen, dass

94 Prozent der Auspendler aus Hessen in die alten Bundesländer auspendeln, auch hier

wieder vor allem in die angrenzenden Gebiete Baden-Württembergs und Rheinland-Pfalz.

97 Vgl. IAB regional Hessen (Nr. 02/2007)

Page 49: Raumwirtschaftliche Betrachtung der Ausbildungssituation der BRD

41

Die nach Hessen einpendelnden Auszubildenden dagegen stammen zu Einem Drittel aus

den neuen Bundesländern, hier vorrangig aus dem angrenzenden Thüringen.

Aber auch innerhalb Hessens zeigt sich wieder das bekannte Bild, dass vor allem die

kreisfreien Städte wie Darmstadt, Offenbach, Frankfurt a. M. sowie Kassel als

Ausbildungszentren fungieren und Einpendlerquote aufzeigen, die deutlich über denen

der Auspendler liegen. Des Weiteren kann man in Abbildung 19 erkennen, dass Frankfurt

a. M. im Vergleich der acht größten Städte Deutschlands mit 65,3 Prozent die höchste

Einpendlerquote Am Ausbildungsort aufweist. Im Landkreis Fulda hingegen, findet sich

die niedrigste Auspendlerquote im gesamten Bundesland aber auch die Einpendlerquote

ist verhältnismäßig gering, so dass man sagen kann, dass die zu besetzenden Lehrstellen

hier vorrangig mit aus diesem Kreis stammenden Auszubildenden besetzt werden.

Leider liegen für die Bundesländer Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Saarland

keine IAB Regionalanalysen zur Ausbildungsmobilität oder anderer auf Ausbildungen

bezogenen räumlichen Reports dieser Bundesländer vor. Des Weiteren sind in den von

der Bundesagentur für Arbeit veröffentlichten Statistiken keine ausreichenden

raumstrukturellen Daten verfügbar. Daher wird sich die Kurzanalyse dieser Bundesländer

auf die Daten aus dem IAB Kurzbericht „Die Suche nach Lehrstellen macht junge

Menschen mobil“ (09/2008) beziehen.

Aus Tabelle 3 kann man entnehmen, dass die Einpendlerquote im Saarland 8,1 Prozent

beträgt, die Auspendlerquote dagegen ist mit 5,0 Prozent etwas geringer. Damit ergibt

sich ein gewichteter Pendlersaldo von 33. Es herrscht hier also ein geringer

Einpendlerüberschuss. Im Bundesland Baden-Württemberg pendeln mit einer Quote von

5,5 Prozent Auszubildende in das Bundesland ein, 3,0 Prozent beträgt hier die

Auspendlerquote. Damit ergibt sich auch hier ein leicht positiver gewichteter Pendlersaldo

von 26, die Mobilität über die Landesgrenze hinweg ist also eher gering. In Abbildung 19

lässt sich für die Landeshauptstadt Stuttgart eine fast so hohe Einpendlerquote wie für

Frankfurt a. M. feststellen. Aufgrund der aber relativ geringen Einpendlerquote in das

Bundesland lässt sich vermuten, dass ein Großteil der Auszubildenden aus dem Rest von

Baden-Württemberg nach Stuttgart für die Ausbildung pendelt, und ein geringerer Teil

sollte daher aus dem restlichen Bundesgebiet kommen. Da aber wie bereits erwähnt die

verfügbare Datenlage eher schlecht ist, bleibt dies eine Vermutung. Jedoch lässt sich in

Abbildung 21 (im Anhang) erkennen, dass die Hauptströme der pendelnden

Auszubildenden nach Stuttgart auch aus Baden-Württemberg kommen.

Aus Tabelle 3 kann man entnehmen, dass im Jahr 2006 die Einpendlerquote für das

Bundesland Bayern bei 4,1 Prozent lag und 2,6 Prozent der Auszubildenden pendelten

Page 50: Raumwirtschaftliche Betrachtung der Ausbildungssituation der BRD

42

aus dem Bundesland in andere. Laut der IAB Regionalanalyse zur Lage der

Ausbildungsmobilität in Bayern, hat sich damit die Situation im Vergleich zum Vorjahr nur

geringfügig geändert. 2005 pendelten mit 12.100 Auszubildenden von 275.800 etwa 4,4

Prozent in das Bundesland ein, mit einer Quote von 2,5 Prozent pendelten nur 6.700

Lehrlinge zu ihrer Lehrstelle aus dem Bundesland in ein anderes. Das ergibt mit 19,6

einen etwas höheren gewichteten Pendlersaldo im Vergleich zu 2006 und damit sind die

Pendlerströme nach Bayern sogar im Verhältnis noch ein wenig gestiegen. Im Jahr 2005

kamen dabei 25 Prozent der Einpendler aus Baden-Württemberg, mit 21 Prozent der

Einpendler steht Sachsen an zweiter Stelle. Die Auspendlerströme gingen hingegen mit

Baden-Württemberg und Hessen vorrangig in die alten Bundesländer. Allerdings lässt

sich innerhalb des Bundeslandes ein sehr ausgeprägtes Pendleraufkommen feststellen,

wo die Pendlerquote über die Grenzen der Gemeinden hinweg im Durchschnitt bei 66,5

Prozent lag. Auffällig sind hier vor allem Städte wie Schweinfurth, Coburg und Bamberg

die im Jahr 2005 Einpendlerquoten zwischen 79,8 und 75,1 Prozent aufwiesen. Die

Landkreise Würzburg, Fürth und Schweinfurth weisen hingegen sehr hohe

Auspendlerquoten auf. Diese hohe Mobilität innerhalb des Bundeslandes, könnte auch

auf das „Fit for Work“ – Programm der Staatsregierung Bayerns sein, wo Auszubildende

Fördermittel erhalten, wenn sie bei „ungünstiger Ausbildungsmarktlage weiter entfernte

Ausbildungsplätze annehmen“.98

Brandenburg weist mit einem Wert von 24,3 Prozent mit Abstand die höchste

Auspendlerquote im gesamten Bundesgebiet auf. Allerdings pendelt ein Großteil dieser

Auszubildenden nach Berlin und wenn man diese herausrechnet, liegt die Quote nur noch

bei 15,0 Prozent. Zur regionalen Betrachtung Brandenburgs, muss man also die enge

Verflechtung des Bundeslandes mit Berlin beachten. Die Einpendlerquote liegt hingegen

nur bei 10,0 Prozent, wodurch sich letztendlich ein gewichteter Pendlersaldo von -189

ergibt. Dieser Saldo ist im Vergleich mit den anderen Bundesländern mit Abstand der

schlechteste Wert. Auch in Brandenburg weisen alle kreisfreien Städte wie

Frankfurt/Oder, Cottbus und Potsdam positive gewichtete Pendlersalden auf. Negative

Pendlersalden weisen dagegen die ländlichen Kreise wie zum Beispiel Spree-Neiße mit

einem Wert von -947 auf. Das bedeutet, dass im Spree-Neiße Kreis zu den für die

Berechnung angesetzten 1.000 Ausbildungsplätzen noch einmal 947 weitere

Ausbildungsplätze angeboten werden müssten, damit alle in diesem Kreis ansässigen

Lehrlinge zur Ausbildung ihren Heimatkreis nicht verlassen müssten.99 Zudem lassen sich

innerhalb der Kreise Mittelzentren feststellen, wie zum Beispiel Eberswalde im Nordosten

Brandenburgs, sowie kleine Ausbildungszentren die meist Standorte überbetrieblicher

98 Vgl. IAB regional Bayern (Nr. 01/2007) 99 Vgl. IAB regional Berlin-Brandenburg (Nr. 01/2007)

Page 51: Raumwirtschaftliche Betrachtung der Ausbildungssituation der BRD

43

Ausbildungsstätten sind. Rechnet man die Pendler zwischen Brandenburg und Berlin zu

den Pendlern aus Brandenburg hinzu, so pendeln fast 80 Prozent innerhalb der Region

Berlin-Brandenburg und über ein Viertel aller Brandenburger Auszubildenden pendeln aus

den äußeren Regionen Brandenburgs ins Berliner Umland. Außerhalb des Bundeslandes

und ohne Berlin zu betrachten, besuchen die Brandenburger Auszubildenden in einem

anderen ostdeutschen Bundesland vorrangig Sachsen, aber auch nach Sachsen-Anhalt

und Mecklenburg-Vorpommern. In die alten Bundesländer pendeln sie am Häufigsten

nach Niedersachsen, Nordrhein-Westfahlen und München in Bayern.

Die Landeshauptstadt Berlin hingegen, weiß wie zu erwarten im Jahr 2006 einen

gewichteten Pendlersaldo von 104 auf. Dieser Wert kommt zu Stande aus einer

Einpendlerquote von 18,8 und einer Auspendlerquote von 9,4 Prozent. Berlin stellt also

wie bereits im letzten Abschnitt schon erwähnt, zusätzliche Ausbildungsplätze für nicht

aus der Hauptstadt stammende Jugendliche bereit. Ein Großteil dieser Auszubildenden

stammt allerdings mit 78,6 Prozent aus den Bundesland Brandenburg, insbesondere aus

dem so genannten „Speckgürtel“, den Berlinnahen Gemeinden. Außerhalb Brandenburgs

kommen die nach Berlin einpendelnden Auszubildenden vorrangig aus den angrenzenden

neuen Bundsländern. Aus Thüringen hingegen ist der Anteil nach Berlin pendelnder

Jugendlicher sehr gering, was vermutlich auf die Nähe zu den alten Bundesländern und

deren bessere Erreichbarkeit zurückzuführen ist.100

Ein weiteres neues Bundesland mit einem negativen gewichteten Pendlersaldo von -100

ist Mecklenburg-Vorpommern. Hier liegt die Einpendlerquote mit 3,7 Prozent deutlich

unter der Auspendlerquote mit einem Wert von 12,4 Prozent. Die Jugendlichen pendeln

dabei zu etwa Einem Drittel nach Schleswig-Holstein, Ein weiteres Viertel geht zur

Ausbildung nach Hamburg. Außerdem gehen weiter beträchtliche Auspendlerströme nach

Niedersachsen, Berlin und Brandenburg. Ein Grossteil der aus Mecklenburg-Vorpommern

auspendelnden Auszubildenden besucht also eine Ausbildungsstätte in einem alten

Bundesland. Im Gegensatz dazu stammen aber die in das Bundesland einpendelnden

Auszubildenden vorrangig aus Brandenburg und Berlin und damit aus den neuen

Bundesländern. Neben den neuen Bundesländern kommt mit 9,4 Prozent ein

bedeutender Pendlerstrom aus Schleswig-Holstein. Leider liegen im Bericht IAB regional

Nord Nr. 02/2007 keine gewichteten Pendlersalden vor, sondern nur einfache

Pendlersalden (Differenz von Ein- und Auspendlern), auf die sich folgende Betrachtungen

beziehen. Auf Kreisebene wies im Jahr 2006 innerhalb des Bundeslandes

Neubrandenburg einen hohen Pendlersaldo von 2.670 auf, das heißt, hier wurden 2.670

mehr junge Menschen ausgebildet als Auszubildende in der Stadt wohnten. Ebenfalls

100 Vgl. IAB regional Berlin-Brandenburg (Nr. 01/2007)

Page 52: Raumwirtschaftliche Betrachtung der Ausbildungssituation der BRD

44

hohe Pendlersalden wiesen die Städte Schwerin, Rostock und Stralsund auf. Auf der

anderen Seite zeigen auch hier die Landkreise wieder die negativsten Pendlersalden, wie

zum Beispiel Nordwestmecklenburg mit einem Wert von -1698, gefolgt von Mecklenburg-

Strelitz, Nordvorpommern und Ludwigslust.101

Sachsen hingegen weist im Vergleich mit den anderen neuen Bundesländern mit -43

einen etwas weniger schlechten gewichteten Pendlersaldo auf. Hier sind im Jahr 2006

4.147 Auszubildende in das Bundesland eingependelt, was einer Einpendlerquote von 4,4

Prozent entspricht. Die Auspendlerquote lag hingegen bei 8,4 Prozent. Hauptzielregionen

der sächsischen Auszubildenden sind Bayern mit ca. 24 Prozent, gefolgt von Sachsen-

Anhalt mit etwa 16 Prozent und Brandenburg mit reichlich 11 Prozent. Der Großteil der

Auspendler besucht also auch hier wieder eine Ausbildung in einem angrenzenden

Bundesland. Die meisten Einpendler hingegen kommen mit 37,7 Prozent aus Sachsen-

Anhalt, gefolgt von Brandenburg mit 27,2 Prozent und Thüringen mit einem Wert von 23,7

Prozent. Aus Bayern kommen hingegen lediglich 2,3 Prozent der Jugendlichen, die in

Sachsen eine Ausbildung absolvieren. Innerhalb Sachsen weisen auch hier wieder die

kreisfreien Städte Dresden, Leipzig, Chemnitz und Plauen positive Pendlersalden auf.

Etwa 44 Prozent der Auszubildenden verlassen auf dem Weg zu ihrer Lehrstelle ihren

Heimatkreis. Die Einpendlerquote liegt bei 42 Prozent. In den Gebieten die nahe an der

tschechischen Grenze liegen, ist die Auspendlerquote hingegen sehr niedrig, da weniger

nahe liegende Pendelziele zur Verfügung stehen.102

Schlechter sieht hingegen die Lage in Sachsen-Anhalt aus. Der Einpendlerquote von 5,8

Prozent steht hier eine Auspendlerquote von 17,0 Prozent gegenüber, was zusammen

einen gewichteten Pendlersaldo von -134 ergibt. Auch hier besteht also ein deutlicher

Unterschied zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Ausbildungsmarkt. Die beliebteste

Zielregion für Auspendler aus dem Bundesland ist das einzige angrenzende alte

Bundesland Niedersachsen mit etwa 46 Prozent. Mit einem Anteil von 11,8 Prozent folgt

das Bundesland Sachsen, an dritter Stelle steht Thüringen mit 6,6 Prozent. Die

Einpendler kommen auf der anderen Seite zu 85,2 Prozent aus den neuen

Bundesländern, vor allem aus Sachsen. Wie zu erwarten war, weisen auch hier Dessau,

Halle (Saale) und Magdeburg einen positiven Pendlersaldo auf. Betrachtet man allerdings

den gewichteten Pendlersaldo, weist auch Halle (Saale) einen negativen Wert auf. Die

schlechtesten Werte waren hier jedoch die Landkreise Anhalt-Zerbst (-89), Weißenfels (-

101 Vgl. IAB regional Nord (Nr. 02/2007) 102 Vgl. IAB regional Sachsen (Nr. 01/2007)

Page 53: Raumwirtschaftliche Betrachtung der Ausbildungssituation der BRD

45

85) und Saalkreis (-79) aufzufinden, wobei hier der gewichtete Pendlersaldo in Bezug auf

100 und nicht 1.000 Ausbildungsplätze berechnet wurde. 103

Zuletzt wird das Bundesland Thüringen betrachtet. Hier ergibt sich aus einer

Einpendlerquote von 4,4 Prozent und einer Auspendlerquote von 14,8 Prozent ein ähnlich

schlechter Wert für den gewichteten Pendlersaldo wie in Sachsen-Anhalt von -121. Wie

auch in Sachsen-Anhalt ist auch hier die begehrteste Zielregion außerhalb des

Bundeslandes Bayern mit 24,8 Prozent, dicht gefolgt von Niedersachsen mit einem Wert

von 24,7 Prozent. An dritter Stelle steht hier Niedersachsen mit 15,3 Prozent. Erst an

vierter Stelle folgt mit Sachsen eines der neuen Bundesländern mit einem Wert von 11,2

Prozent. Die Einpendler außerhalb des Bundeslandes stammen dagegen vorrangig aus

Sachsen-Anhalt (31,2 Prozent), danach folgen Sachsen (30,1 Prozent) und Bayern (10,6

Prozent). Betrachtet man die Landkreise innerhalb Thüringens, so zeigen Erfurt, Jena und

Gera die besten gewichteten Pendlersalden. Starke Defizite weisen hingegen die Kreise

Greiz, Saale-Holzland-Kreis und Sömmerda auf.104

4.1.2 Die Ausmaße der Mobilität

Aus der Analyse der einzelnen Bundesländer lassen sich einige Gemeinsamkeiten, aber

vor allem auch räumliche Differenzen feststellen. Zum einen scheinen in größeren

Städten fast immer positive Pendlersalden zu bestehen, wohingegen periphere Gebiete

nahezu immer negative Pendlersalden aufweisen. Das heißt aus diesen Gebieten

pendeln wesentlich mehr Auszubildende aus und das Ausbildungsangebot bleibt weit

hinter der Nachfrage zurück. Die Mobilität wird also hier durch Stadt-Umland-Beziehungen

geprägt, in denen Städte ab ca. 50.000 Einwohnern Ausbildungsplätze für Jugendliche

vor Ort, aber auch für aus dem Umland stammende Auszubildende bereitstellen. In den

ländlichen Gebieten herrscht dagegen nahezu immer ein Auspendlerüberschuss, wobei

vor allem in den sehr dünn besiedelten ostdeutschen Kreisen die Auspendlerquote sogar

durchschnittlich bei 46 Prozent liegt.105 Man kann die Mobilität aber auch auf

Arbeitsmarktebene untersuchen. Dies hat den Vorteil, dass wirtschaftlich eigenständige

Funktionsräume abgegrenzt werden, die „das Kriterium einfacher Pendlerzeiten von

maximal 45 bis 60 Minuten erfüllen und eine Größe von mindestens 50.000 Einwohnern

besitzen.“106 Bei der Betrachtung der durchschnittlichen Auspendlerquoten dieser

Arbeitsmarktregionen wird deutlich, wie unterschiedlich das Mobilitätsverhalten in den

103 Vgl. IAB regional Sachsen-Anhalt-Thüringen, (Nr. 01/2007) 104 Vgl. IAB regional Sachsen-Anhalt-Thüringen, (Nr. 02/2007) 105 Vgl. IAB Kurzbericht (Nr. 09/2008) 106 IAB Kurzbericht (Nr. 09/2008)

Page 54: Raumwirtschaftliche Betrachtung der Ausbildungssituation der BRD

46

neuen und alten Bundesländern ist. Während im Westen im Durchschnitt 14 Prozent der

Auszubildenden die Grenzen der Arbeitsmarktregionen überschreiten, sind es im Osten

sogar 23 Prozent. Auch hier finden sich in den ländlich geprägten und peripheren

Arbeitsmarktregionen eher die negativen gewichteten Pendlersalden wieder. Außerdem

befinden sich die Arbeitsmarktregionen mit einem gewichteten Pendlersaldo kleiner gleich

-250 ausschließlich in den neuen Bundesländern.

Was allerdings noch auffälliger ist, ist der deutliche Unterschied des Mobilitätsverhaltens

der Auszubildenden in den alten und neuen Bundesländern, also zwischen West und Ost.

Während in den meisten alten Bundesländern im Durchschnitt die Mobilität über die

Grenzen hinaus eher gering ausfällt und eher innerhalb des Bundeslandes gependelt

wird, ist deutlich zu erkennen, dass mit der Ausnahme von Sachsen - aus den bereits

genannten Gründen - viele Auszubildende aus dem Osten auf dem Weg zur

Ausbildungsstätte die Ländergrenzen überqueren. Gerade die Bundesländer, die an der

früheren innerdeutschen Grenze liegen, weisen erhebliche Auspendlerströme in die

angrenzenden alten Bundesländer auf, während die Attraktivität für Jugendliche die aus

den alten Bundesländern stammen im Osten Deutschlands eine Ausbildung zu

absolvieren nach wie vor sehr niedrig zu sein scheint. In den westlichen Bundesländern

gibt es dagegen meist dort Ausnahmen, wo große Städte in Grenznähe liegen, aber auch

Stadtstaaten ziehen Auszubildende aus weiter entfernten Regionen an und fungieren so

als Ausbildungszentren.

4.1.3 Die zurückgelegten Entfernungen

Die Ausbildungsmobilität unterscheidet sich auch in den Distanzen, die die Lehrlinge zu

ihren Ausbildungsstätten zurücklegen. In Abbildung 22 (im Anhang) lässt sich erkennen,

dass von 14 Arbeitsmarktregionen, in denen Auszubildende durchschnittlich mehr als 150

Straßen-Kilometer zur Ausbildungsstätte zurücklegen, allein 13 in den neuen

Bundesländern liegen. Auch in den anderen Arbeitsmarktregionen der östlichen

Bundesländer müssen zum Großteil Entfernungen zwischen 100 und 150 Straßen-

Kilometern zurückgelegt werden, während vor allem der Westen und Süden mit der

Ausnahme von München eher durch zurückzulegende Entfernungen bis 99 Straßen-

Kilometern geprägt sind.107

107 Vgl. IAB Kurzbericht (Nr. 09/2008)

Page 55: Raumwirtschaftliche Betrachtung der Ausbildungssituation der BRD

47

4.2 Einflussfaktoren des Mobilitätsverhaltens

Da nun deutlich wurde, dass sich das Mobilitätsverhalten regional sehr stark

unterscheidet, sollen nun die Determinanten untersucht werden, die die Pendelströme

maßgeblich beeinflussen. In diesem Abschnitt soll also betrachtet werden, wodurch sich

die Attraktivität einzelner Regionen für Auszubildende auszeichnet und wie diese

Faktoren zusammenhängen.

4.2.1 Ausbildungsplatzangebot

Das relative Ausbildungsplatzangebot wird gemessen an der „Anzahl der Auszubildenden

bezogen auf die 15- bis 19-jährige Wohnbevölkerung“.108 Dabei ist auch hier wieder

auffällig, dass in den westlichen Arbeitsmarktregionen ein wesentlich höheres Angebot an

Ausbildungsplätzen herrscht, wobei es auch im Osten Ausnahmen gibt, die vor allem

durch außerbetriebliche Ausbildungsträger ein relativ hohes Angebot aufweisen. Diese

sind maßgeblich darauf zurückzuführen, dass nach der Wende viele öffentliche Mittel vom

Bund bereitgestellt wurden, um so vergleichbare Ausbildungsmöglichkeiten in Ost und

West zu schaffen.109 Außerdem finden sich im Ausbildungsplatzangebot nicht nur

erhebliche Unterschiede zwischen den alten und neuen Bundesländern, sondern auch

zwischen dem Norden und Süden Deutschlands. Dabei findet sich relativ gesehen

aufgrund kleinerer Betriebsgrößen, einer allgemein günstigeren Arbeitsmarktlage und

einem höheren Anteil ausbildungsintensiver Wirtschaftszweige in Süddeutschland ein

höheres Ausbildungsplatzangebot als im Norden. Ein überdurchschnittliches relatives

Ausbildungsplatzangebot sollte erwartungsgemäß zu einem Einpendlerüberschuss

führen, während ein niedriges relatives Ausbildungsplatzangebot einen

Auspendlerüberschuss zu Folge haben sollte.

4.2.2 Bevölkerungsdichte

Der zweite wesentliche Einflussfaktor auf die Mobilität von Ausbildungsplatzsuchenden ist

die Dichte der Bevölkerung, da diese ebenfalls ein Indiz für den Agglomerationsgrad einer

Region ist. In Gebieten mit höherer Bevölkerungsdichte und somit einher gehender

höherer Betriebsdichte sowie einer größeren Anzahl an Einrichtungen des tertiären 108 IAB Kurzbericht (Nr. 09/2008) 109 Vgl. BIBB Report (Nr. 12/09)

Page 56: Raumwirtschaftliche Betrachtung der Ausbildungssituation der BRD

48

Sektors, findet man auch ein größeres Angebot an betrieblichen Ausbildungsstätten,

welche wiederrum hauptsächlich in größeren Städten zu finden sind. Daher sind

Jugendliche aus weniger dicht besiedelten Regionen eher zur Mobilität veranlasst als

Auszubildende in Agglomerationsräumen. Außerdem trägt allein der Umstand, dass viele

der Ausbildungssuchenden einen Dienstleistungsberuf anstreben zu einer hohen

Mobilitätserfordernis, da diese Berufe eher in dichter besiedelten Regionen angeboten

werden. 110

4.2.3 Zusammenhänge zwischen Ausbildungsplatzangebo t und Bevölkerungsdichte

Betrachtet man diese beiden Einflussgrößen also zusammen, so lässt sich in Regionen

mit großem Ausbildungsplatzangebot und hoher Bevölkerungsdichte eine geringere

Mobilität von ansässigen Ausbildungsplatzsuchenden und ein Einpendlerüberschuss und

somit ein positiver Pendlersaldo erwarten. Dies trifft auch auf 71 Prozent der

Arbeitsmarktregionen zu. Ein relativ ausgeglichener Pendlersaldo lässt sich hingegen bei

einer Region mit überdurchschnittlichem Angebot an Ausbildungsplätzen aber niedriger

Bevölkerungsdichte und im genau umgekehrten Fall erwarten. Betrachtet man die

Pendlersalden der Arbeitsmarktregionen die diese Kombination der Determinanten

aufweisen, so kann man bei Werten von 39 bzw. 31 Prozent positiver Pendlersalden von

relativ ausgeglichenen Pendlersalden sprechen. Sind allerdings sowohl die

Bevölkerungsdichte als auch das Ausbildungsplatzangebot unterdurchschnittlich

ausgeprägt, so ist ein Auspendlerüberschuss zu erwarten, was auch in 97 Prozent der

Arbeitsmarktregionen zutreffend ist. Die einzige Region auf die das nicht zutrifft, ist Goslar

im Harz, da diese Arbeitsmarktregion von Regionen umgeben ist, in denen das

Ausbildungsplatzangebot noch schlechter ist und die daher dennoch einen

Einpendlerüberschuss aufweist.

In Abbildung 23 kann man erkennen, dass der Pendlersaldo bei zunehmender

Ausbildungsplatzdichte wie auch Bevölkerungsdichte zunimmt, die Einwirkung der

Bevölkerungsdichte allerdings wesentlich geringer ausfällt. Diese beiden Determinanten

sind hingegen nicht selbst miteinander korreliert und nehmen unabhängig voneinander

Einfluss auf die Ausbildungsmobilität. Die Distanz die ein Auszubildender zur

Ausbildungsstätte zurück legt, ist nur mit der Dichte der Bevölkerung korreliert und nimmt

mit abnehmender Bevölkerungsdichte zu. Dass das Ausbildungsangebot hingegen nicht

mit der zurückgelegten Entfernung zusammen hängt, zeigt Abbildung 24, da hier kein

signifikanter Verlauf der Wertepaar erkennbar ist.

110 Vgl. IAB Kurzbericht (Nr. 09/2008)

Page 57: Raumwirtschaftliche Betrachtung der Ausbildungssituation der BRD

49

Abb. 23: Zusammenhang zwischen Ausbildungsplatzangebot bzw. Bevölkerungsdichte und dem gewichteten Pendlersaldo in den 150 deutschen Arbeitsmarktregionen Quelle: IAB Kurzbericht (Nr. 09/2008), Abbildung 1: Zusammenhang zwischen Ausbildungsplatzangebot bzw. Bevölkerungsdichte und dem gewichteten Pendlersaldo in den 150 deutschen Arbeitsmarktregionen

Abb. 24: Zusammenhang zwischen Ausbildungsplatzangebot bzw. Bevölkerungsdichte und dem Durchschnitt der zurückgelegten Distanzen von Auspendlern aus der jeweiligen Arbeitsmarktregion Quelle: IAB Kurzbericht (Nr. 09/2008), Abbildung 2: Zusammenhang zwischen Ausbildungsplatzangebot bzw. Bevölkerungsdichte und dem Durchschnitt der zurückgelegten Distanzen von Auspendlern aus der jeweiligen Arbeitsmarktregion

Page 58: Raumwirtschaftliche Betrachtung der Ausbildungssituation der BRD

50

4.3 Ausblick

Wie deutlich wurde, herrschen in der Bundesrepublik Deutschland große räumliche

Disparitäten zwischen Angebot an und Nachfrage nach Ausbildungsplätzen im dualen

Bereich. Die Mobilität Jugendlicher die eine Lehrstelle suchen gleicht diese

Ungleichheiten aus, denn ohne die Bereitschaft für eine Ausbildungsstelle entsprechend

der eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten weitere Wege auf sich zu nehmen, wäre die

Situation für Jugendliche vor allem in den neuen Bundesländern noch wesentlich

schlechter, als sie sich bereits darstellt. Allerdings besteht durch diese Mobilität die

Gefahr, dass sich Auszubildende die ein Bundesland verlassen nicht zurückkehren,

wodurch wiederum Fachkräftemangel in den Gebieten mit Auspendlerüberschüssen und

somit ohnehin schon schlechter wirtschaftlicher Ausgangslage entsteht. Der Mangel an

qualifizierten Kräften ist aber vor allem der Knappheit von Ausbildungsstellen

zuzurechnen. Außerdem verstärkt dieser Effekt wiederum die geschilderten

demografischen Veränderungen, da dann junge Menschen - potentielle Eltern - das

Gebiet verlassen und damit die Geburtenraten weiter sinken und die Alterung der

Bevölkerung weiter zunimmt. Zwar entwickelte sich in den letzten Jahren die Lage auf

dem Ausbildungsmarkt positiv, da aber den Schulabsolventen fast eine ebenso große

Zahl an Altbewerbern gegenüber steht, resultieren daraus weitere langfristige Probleme.

Insgesamt lässt sich allerdings für die folgenden Jahre eine Entspannung des deutschen

Ausbildungsmarktes erwarten, da wie erwähnt "da die Zahl der ostdeutschen

Schulabgänger demographisch bedingt stark zurückgeht" und die regionale Mobilität von

Ost nach West sich aufgrund der hohen Zahl an außerbetrieblichen

Ausbildungsplatzangeboten verringert.111

111 Vgl. IAB Kurzbericht (Nr. 09/2008)

Page 59: Raumwirtschaftliche Betrachtung der Ausbildungssituation der BRD

51

FAZIT

Ziel der Seminararbeit war es, zu ermitteln, warum trotz freier Ausbildungsplätze

regelmäßig ein nicht unerheblicher Prozentsatz an jungen Menschen ohne Lehrstelle

bleibt. Es wurden Hintergründe recherchiert, welche Hinweise auf das Missverhältnis der

großen Anzahl an nichtvermittelten Bewerbern zu der Anzahl an nicht besetzen

Ausbildungsplätzen geben.

Kapitel 2 gab einen Überblick über die Methoden der Bevölkerungsforschung und

Datenermittlung, zu denen zum einen die Volkszählung gehört, die in Abständen von

mehreren Jahren bundesweit durchgeführt wird und bei der für jeden Bürger Antwortpflicht

besteht, und zum anderen der Mikrozensus, bei dem die stichprobenartig ermittelten Daten

von etwa einem Prozent der Haushalte fortgeschrieben werden. Ähnlich wird auch der für

2011 geplante Zensus vonstatten gehen, bei dem etwa acht Prozent der Bevölkerung

befragt werden sollen.

Die vom Statistischen Bundesamt durch Fortschreibung ermittelte Zahl von 82.002.000

Personen, die im Jahre 2008 zur Bevölkerung zählten, schrumpfte ein Jahr später auf unter

82 Millionen, was sowohl auf die natürliche, als auch die räumliche Bevölkerungsbewegung

zurückzuführen ist. Der Gestorbenenüberschuss, das heißt der Überhang der Zahl der

Gestorbenen über die Zahl der Lebendgeborenen, stieg von Jahr zu Jahr an. Anhand der

interaktiven Alterspyramide des Statistischen Bundesamtes wurde die graphische

Darstellung der Bevölkerungsstruktur erörtert und den unterschiedlichen Ausprägungen

dieser Visualisierungen Prognosen über zukünftige Bevölkerungsentwicklungen

zugewiesen.

Der deutsche Ausbildungsmarkt, der sich aufgrund von Agglomeration von

Ausbildungsstätten sehr stark räumlich konzentriert, fordert mobile Auszubildende, die

zwischen ihrem Wohnort und der Lehrstätte pendeln, was in Kapitel 4 detailliert erläutert

wurde. Im Gegensatz zu Berufstätigen herrscht bei Lehrlingen oftmals keine

Übereinstimmung des Wohnorts mit dem Ausbildungsort, weshalb im Jahr 2006 etwa

600.000 Auszubildende ihren Heimatkreis zur Erreichung der Lehrstätte verließen und

sogar 120.000 zu einem Ausbildungsplatz außerhalb ihres Bundeslandes pendelten.

Insbesondere auf die Situation auf dem Ausbildungsmarkt wird in Kapitel 3 eingegangen.

Beim Vergleich von Angebot und Nachfrage vom Lehrjahr 2000/01 bis 2008/09 kann

festgestellt werden, dass die Anzahl der Bewerber die Anzahl der Ausbildungsstellen

überstieg und sich in erst in den letzten beiden Jahren ein Stellenüberhang auf dem

Ausbildungsmarkt eingestellt hat. Dennoch muss diese Auswertung sehr kritisch betrachtet

Page 60: Raumwirtschaftliche Betrachtung der Ausbildungssituation der BRD

52

werden, da nicht alle Bewerber in die Berechnungen mit einbezogen wurden und erst seit

dem Datenreport 2009 genauere Berechnungen durchgeführt werden. Generell sinken

Angebot und Nachfrage stetig.

Dies liegt zum einen am demographischen Wandel und dem damit verbundenen Rückgang

der Zahl der jungen Menschen. Von Seiten der Bewerber ist dies auf die steigende Anzahl

der Schulabgänger zurückzuführen, die sich nicht für eine Ausbildung entscheiden,

sondern auf eine weiterführende Schule oder Universität gehen, Praktika oder ein

freiwilliges soziales oder ökologisches Jahr absolvieren. Betriebe, die weniger ausbilden,

begründen dies oft mit steigenden Ausbildungskosten oder damit, dass die spätere

Übernahme von Auszubildenden teilweise schwer möglich sei und deswegen ganz auf ein

Ausbildungsstellenangebot verzichtet werde. Grund für die Nichtbesetzung eines

Auszubildenden trotz Ausbildungsstellenangebots sei außerdem, dass kein passender

Bewerber aufgrund mangelnder Eignung gefunden werde. Laut den Betrieben entsprechen

die Interessenten nicht den berufsspezifischen Anforderungen oder ihnen fehle schulische

Vorbildung.

Damit auch in den kommenden Jahren und Jahrzehnten ein ausreichendes Angebot an

qualifizierten Arbeitskräften zur Verfügung steht, muss rechtzeitig für nachwachsendes

Fachpersonal gesorgt und das Erlernen eines Berufes möglich gemacht werden. „Gib

einem Hungernden einen Fisch, und er wird einmal satt, lehre ihn Fischen, und er wird nie

wieder hungern.“

Page 61: Raumwirtschaftliche Betrachtung der Ausbildungssituation der BRD

VII

Quellenverzeichnis

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Page 66: Raumwirtschaftliche Betrachtung der Ausbildungssituation der BRD

XII

Anhang

Abb. 21: Pendelnde Auszubildende nach Herkunfts- und Ziel-Gemeinden in Deutschland mit min. 100 Auspendlern zum 30.09.2005

Quelle: IAB regional NRW (Nr. 01/2007), Karte 9: Pendelnde Auszubildende nach Herkunfts- und Ziel-Gemeinden in Deutschland mit min. 100 Auspendlern zum 30.09.2005

Page 67: Raumwirtschaftliche Betrachtung der Ausbildungssituation der BRD

XIII

Abb. 22: Durchschnittliche Pendlerdistanzen von Auszubildenden nach

Arbeitsmarktregionen 2006

Quelle: IAB-Kurzbericht (Nr. 09/2008), Karte 2: Durchschnittliche Pendlerdistanzen von Auszubildenden nach Arbeitsmarktregionen 2006

Page 68: Raumwirtschaftliche Betrachtung der Ausbildungssituation der BRD

XIV

Eigenwörtliche Erklärung (Evelyn Thömel) Ich erkläre hiermit, dass ich diese Arbeit selbständig verfasst, keine anderen als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel verwendet und diese Arbeit nicht bereits in derselben oder einer ähnlichen Fassung an einer anderen Fakultät oder einem anderen Fachbereich zur Erlangung eines akademischen Grades eingereicht habe. Die aus fremden Quellen direkt oder indirekt übernommenen Gedanken sind als solche kenntlich gemacht. _____________________________________________________________________ Ort, Datum Unterschrift

Eigenwörtliche Erklärung (Kathrin Viergutz) Ich erkläre hiermit, dass ich diese Arbeit selbständig verfasst, keine anderen als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel verwendet und diese Arbeit nicht bereits in derselben oder einer ähnlichen Fassung an einer anderen Fakultät oder einem anderen Fachbereich zur Erlangung eines akademischen Grades eingereicht habe. Die aus fremden Quellen direkt oder indirekt übernommenen Gedanken sind als solche kenntlich gemacht. ______________________________________________________________________ Ort, Datum Unterschrift

Eigenwörtliche Erklärung (Kristina Westerheide) Ich erkläre hiermit, dass ich diese Arbeit selbständig verfasst, keine anderen als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel verwendet und diese Arbeit nicht bereits in derselben oder einer ähnlichen Fassung an einer anderen Fakultät oder einem anderen Fachbereich zur Erlangung eines akademischen Grades eingereicht habe. Die aus fremden Quellen direkt oder indirekt übernommenen Gedanken sind als solche kenntlich gemacht. ______________________________________________________________________ Ort, Datum Unterschrift


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