Date post: | 06-Apr-2015 |
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Prof. Dr. Jutta Hagen
Umsteuerung der Hamburger Jugendhilfe Aus der Perspektive von Professionellen aus der Praxis
Lehrforschung an der HAW
Lernziele:
- Kennen aktueller Fragestellungen in wichtigen Feldern der Sozialen Arbeit
- Entwicklung eigner praxisbezogener Forschungskonzepte
Lehrforschung an der HAW
17 Qualitative Experten-Interviews mit- 9 SozialarbeiterInnen der Allgemeinen Sozialen
Dienste, darunter 5 Leitungspersonen- 8 SozialarbeiterInnen, die bei freien Trägern
beschäftigt sind
Offene leitfadengestützte Interviews- zu Erwartungen, Hoffnungen, Erfahrungen,
Befürchtungen, Chancen und Probleme im Zusammenhang mit SHA
Sozialraumorientierung programmatisch gut!
SHA ist eine notwendige, präventive Intervention, da Sozialraumnähe garantiert, dass KlientInnen
als ExpertInnen anerkannt werden.
SHA trägt zur „Entsäulung“ von Hilfeangeboten bei.
SHA ermöglicht präventiv und verbindlich zugleich zu arbeiten.
Sozialraumorientierung programmatisch gut!
SHA ist eine gute Ergänzung zu HzE.
Mit niedrigschwelligen Hilfen wird auch „misstrauisches“ Klientel erreicht.
Anonymität garantiert Niedrigschwelligkeit.
Kritisch jedoch……
Rechtsanspruch auf HzE wird unterhöhlt, obwohl er (zunächst) formal bestehen bleibt.
Durch Budgetfinanzierung der SHA wird die Verantwortung für die Hilfeauswahl auf die
Träger abgewälzt. Hilfen werden für das Erreichen der Fallzahlen als verbindliche
Einzelfallhilfen definiert.
Kritisch jedoch….Mit SHA wird so getan, als hätte man jemals ohne
Sozialraumbezug gearbeitet.
SHA ist „HzE light“ und insofern ein „Etikettenschwindel“.
„Da gibt es dann halt einen Fallmanager, der ganz klar auf der Linie ist: Ich will hier einsparen und
ich schreibe dann den Fall um“. Dennoch……… Wenn es ein Fall für HzE ist, wird
das vom Fallmanager beim ASD akzeptiert.
Kritisch jedoch
Intensive Hilfen bleiben unverzichtbar. SHA als vorrangige Hilfe verzögert nur die intensive Hilfe
im Rahmen von HzE.
Prognostiziert wird sogar eine Verteuerung durch Steigen der Fallzahlen im stationären Bereich.
Kritisch jedoch
Nicht alle Träger werden bei der Entwicklung von SHA einbezogen.
Gute Projekte werden gestrichen. Dadurch Einschränkung der Wahlfreiheit der Adressaten
Sparpolitik und unübersichtliche Umsteuerungen verunsichern die Professionellen und verunmöglichen Planungssicherheit.
Mehr Quantität als Qualität wegen politischem Sparprimat
Hohe Dynamik in der Kinder- und Jugendhilfe verhindert notwendige Trägersicherheit mit gutem Personal kontinuierlich arbeiten zu
können.
Konkurrenz unter den Träger nur gut, wenn es um Ideen geht und nicht um Arbeitsplätze und
Qualifikationen.
Kritisch jedoch…
Strukturelle Probleme
Überfrachtung der Professionellen mit Dokumentationspflichten und dauernden
Umbrüchen„Das ist ein gigantischer Umbruchprozess, der stattfindet, wo viele schlichtweg an ihre Grenzen
kommen.“
„Aufgeblähter“ Dokumentationsaufwand bei immer weniger finanziellen Mitteln
Strukturelle Probleme
Budgetierung der Hilfezeit pro Klient verhindert Flexibilität.
Fehlende Anonymität widerspricht Niedrigschwelligkeit der Hilfen. Bei
niedrigschwelligen Kontakten verändert das „Formularwesen die Kultur“ der bisherigen
Arbeit negativ.
Vorteile sind jedoch…
SHA ermöglicht sofortige Hilfen ohne Antragswesen.
Wird durch SHA Mehrbedarf aufgedeckt, kann dieser beim ASD geltend gemacht werden.
Dokumentation der verbindlichen Einzelfallhilfen ermöglicht das Erforschen der tatsächlichen Bedarfe
und der Gründe für Kontaktabbrüche.
Die Berichtspflicht gibt zeitnah Aufschluss über die Bedarfe des jeweiligen Sozialraums.
Strukturelle Probleme
Es fehlen Ressourcen für Netzwerkarbeit.
Der ASD ist zu wenig im Stadtteil präsent.
Beim ASD sind Stellen unbesetzt, Entscheidungen erscheinen personenabhängig und
unzuverlässig.
Qualität der Kooperationen im Sozialraum unterschiedlich
Kein „partnerschaftlicher Umgang“ seitens des ASD
keine gemeinsame Bedarfsermittlung, Angebotsentwicklung und Fallarbeit mit dem
ASD. Statt dessen „Zweckzuweisung von oben“
Es gibt Regionalteams, die sich als gut einbezogen bezeichnen und schon länger im Stadtteil
vernetzt sind sowohl untereinander als auch mit dem ASD.
Strukturelle Probleme
Praxisproblem in der Sozialen Gruppenarbeit: Freie Träger müssen bevorzugt Kinder, für die
SHA vorgesehen ist, in Gruppenangebote aufnehmen. Das führt zu Überforderung,
Überfüllung, Fluktuation
Strukturelle Lösungen
Gruppenangebote sind ein niedrigschwelliges Angebot und besonders geeignet, Betroffene
durch Austausch zu entlasten.
Eine positive Erfahrung von Flexibilität: Nachdem sich Gruppenangebote als unrealisierbar
herausgestellt haben, war der ASD sofort bereit, wieder einzelfallbezogene Hilfen zu akzeptieren.
Sparnotwendigkeiten
SHA soll dafür sorgen, dass die Kosten für HzE nicht steigen.
Wegen des insgesamt knappen Budgets müssen die laufenden Angebote permanent auf
Sinnhaftigkeit überprüft und ggf. beendet und neue installiert werden.
Sicherheitsdenken und mangelndes Wissen führen dazu, dass HzE statt SHA zu oft als Hilfeform
bevorzugt wird.
Misstrauen
Der Zweck des Selbsterhaltes der Freien Träger steht im Vordergrund.
Verdacht, dass nicht die Interessen der BewohnerInnen, sondern die der Träger bei der
Angebotsentwicklung dominieren würden.
Kooperationsnotwendigkeiten
Der ASD kann nicht von oben durchgreifen, da er angewiesen ist auf das Können und die Motivation der Professionellen vor Ort.
Stabile Träger als kontinuierliche Ansprechpartner notwendig, statt, dass ein Träger kurzfristig für
ein Angebot in den Sozialraum kommt und danach wieder geht.
Kommunikation über Fälle läuft aber nicht gut. Daher sind Workshops geplant zur Verbesserung
der Kooperation im Sozialraum.
Perspektiven
„Gute Ideen“, die „konzeptionell noch nicht zu Ende gedacht sind“
Es muss noch für mehr Kooperation und Kontinuität im Prozess gesorgt werden.
Die Kooperationen mit Schulen lohnen ausgebaut zu werden.
Der Einsatz Sozialer Gruppenarbeit muss konzeptionell weiterentwickelt werden.
Forschungsertrag
Ausbildungsertrag: - Vertiefte Kenntnisse zu aktuellen Prozessen in
der Hamburger Jugendhilfe- Erfahrungen in der Entwicklung eines
Forschungsdesigns- Selbständiger Feldzugang- Kommunikative Kompetenzen
Forschungsertrag:- Interessante Ergebnisse mit wichtigen Aspekten
für unser geplantes Forschungsprojekt
Dankean die an der Forschung beteiligten Studierenden und PraktikerInnen der Jugendhilfe!