+ All Categories
Home > Documents > PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT (PLM) › wp-content › uploads › dlm... · 2020-02-06 · PRODUCT...

PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT (PLM) › wp-content › uploads › dlm... · 2020-02-06 · PRODUCT...

Date post: 27-Jun-2020
Category:
Upload: others
View: 3 times
Download: 0 times
Share this document with a friend
36
SONDERTEIL PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT (PLM) Lösungen - Abläufe - Strategie www.it-production.com Bild: © JJAVA/Fotolia.com E-PAPER SONDERTEILE, BRANCHENSPECIALS, THEMENSCHWERPUNKTE
Transcript
Page 1: PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT (PLM) › wp-content › uploads › dlm... · 2020-02-06 · PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT | DIGITALER ZWILLING. 38. IT&Production 2/2020. I. mmer mehr

SONDERTEIL

PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT (PLM)

Lösungen - Abläufe - Strategie

www.it-production.com

Bild: © JJAVA/Fotolia.com

E-PAPERSONDERTEILE, BRANCHENSPECIALS, THEMENSCHWERPUNKTE

Page 2: PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT (PLM) › wp-content › uploads › dlm... · 2020-02-06 · PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT | DIGITALER ZWILLING. 38. IT&Production 2/2020. I. mmer mehr

37IT&Production 2/2020

Der Lebenszyklus eines Produkts umfasst eine Vielzahl techni-scher Disziplinen und Prozesse,

die unterschiedliche Phasen im Entwick-lungsprozess unterstützen wie das An-forderungsmanagement, die Systemar-chitekturentwicklung bis hin zum De-sign. Oft bilden die Domänen weitge-hend isolierte Silos. Die effiziente Ent-wicklung von Produkten erfordert je-doch eine interdisziplinäre Zusammen-arbeit nahezu aller Unternehmensberei-che. Hier setzt Continuous Engineering an. Während das Continuous Enginee-ring schnelle interdisziplinäre Iteratio-nen fokussiert, stellt das Systems Engi-neering das methodische Zusammen-wirken entlang des Entwicklungsprozes-ses in den Vordergrund. In ihrem Zu-sammenspiel ergänzen sich beide An-sätze. Iteratives Vorgehen steigert die Effizienz in der Produktentwicklung, indem komplexe Zusammenhänge in kurzen Schleifen erschlossen werden. Continuous Engineering unterstützt die-sen Ansatz und geht damit einen Schritt weiter als das Systems Engineering und das V-Modell. Eingesetzte Automatis-men wie die Adaption von Informatio-nen aus vorangegangenen Schritten hel-

fen, Prozesse schneller abzusichern und ver kürzen Entwicklungsiterationen

Leitlinie und Voraussetzungen

Continuous Engineering kombiniert Tech-niken wie Agile Development und Lean Engineering sowie Ansätze wie Wasser-fallmodelle und Meilensteine. Dafür müs-sen vier Voraussetzungen gegeben sein:

Der Zugriff auf alle technischen • Informationen. Die Überprüfung der Anforderungen •und des Designs in allen Phasen des Produktlebenszyklus mittels ausführba-rer Systeme und Modelle. Kurze Iterationen in den Entwicklungs-•phasen und -domänen mit Über -prüfung helfen, auf Änderungen zu reagieren und die Produkt- und Pro-zessqualität anzuheben. Die Wiederverwendung von Komponen-•ten hilft, die Effizienz zu steigern und Produktlinien zu entwickeln.

Modellbasierter Digital Thread

Je komplexer die Produkte sind, desto wichtiger ist die Darstellung kausaler Zu-sammenhänge zwischen den Informa-

tionen entlang der Entwicklungspro-zesse. Rein dokumentenbasierte Ent-wicklungsansätze stoßen hier an ihre Grenzen. Die Datenbasis für das interdis-ziplinäre Zusammenwirken im Conti-nuous Engineering profitiert daher von modellbasierten digital Threads. Dieser digitale ‘rote Faden’ setzt sich aus einer Reihe verknüpfter Modelle entlang der gesamten Produktentstehung zusam-men. Durch die punktgenaue Vernetzung von Informationen über Modell- und Dis-ziplingrenzen hinweg lassen sich Abhän-gigkeiten identifizieren und Prozesse be-schleunigen. Die Modelle und Daten des Digital Thread sind häufig auf viele ver-schiedene Autorenwerkzeuge und Da-tenmanagementsysteme verteilt, wes-wegen sie miteinander verbunden wer-den sollten. PLM-Systeme sind in der Lage, sowohl Daten als auch Prozesse entsprechend zu orchestrieren. ■

Die Autoren: Lucas Kirsch ist

PLM-MBSE Consultant Produktmanagement bei Contact Software und

Bastian Binder ist Research Associate, Center of Excellence SystemSimulation bei ESI.

www.contact-software.com

Continuous Engineering sorgt für einen reibungs losen Austausch, mehr Transparenz und bessere Zusammenarbeit im Entwicklungsprozess. Um diesen modernen Ansatz zu nutzen, braucht es aber einen Dirigenten für Engineering-Daten und Prozesse. PLM-Systeme sind dafür wie gemacht.

Bild: ©Gorodenkoff/stock.adobe.com

ENGINEERING-KONZEPTE | PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT

Agil und parallel entwickelnContinuous Engineering

037_ITP_1_2020.pdf 27.01.2020 13:40 Seite 37

Page 3: PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT (PLM) › wp-content › uploads › dlm... · 2020-02-06 · PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT | DIGITALER ZWILLING. 38. IT&Production 2/2020. I. mmer mehr

Um das volle Potenzial des digitalen Zwillings zu verste-hen und mögliche Einsatzgebiete zu identifizieren, muss das Konzept umfassend verstanden werden. Und dies vorneweg: Silodenken beim Datenaus-tausch wird dabei zunehmend einer Autofahrt mit angezogener Handbremse gleichen.

PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT | DIGITALER ZWILLING

38 IT&Production 2/2020

Immer mehr Firmen erstellen digitale Zwillinge. Nach einer Umfrage des Analystenhauses Gartner unter rund

600 Unternehmen setzen im IoT-Bereich bereits 75 Prozent auf Digital-Twin-Kon-zepte, sind in der Einführung oder pla-nen diese für die kommenden zwölf Mo-nate. Viele Firmen haben jedoch oft keine konkrete Vorstellung davon, was ein digitaler Zwilling genau ist. Eine klare Definition ist jedoch hilfreich, um das Potenzial des Konzeptes einschätzen zu können. Seine wohl wichtigsten Merk-male werden im Anschluss erörtert:

Kontext schafft den Wert

Zweck: Der digitale Zwilling ist keine Spielerei oder ein Wert an sich. Er muss einen klaren Zweck haben und einen konkreten Nutzen bringen. Eindeutigkeit: Jeder digitale Zwilling hat ein direktes Gegenstück in der physikali-schen Welt, das er möglichst vollständig beschreibt. Er ist also eine virtuelle 1:1-Abbildung. Dabei kann es sich um ein Werkstück, ein Produkt, eine Produkti-onsanlage, ein System oder auch einen Prozess handeln. Das volle Potenzial des digitalen Zwillings lässt sich nur durch diese enge Kopplung von realer und digitaler Welt erschließen. Digitaler Master und digitaler Schatten: Der digitale Zwilling ist eine Kombination verschiedener Datenquellen, die sich in zwei Kategorien einordnen lassen – digi-taler Master und digitaler Schatten. Der

digitale Master umfasst Modelle und Informationen aus der Entwicklungsphase, etwa CAD-Pläne oder Stück-listen. Er stellt die Basis für die Modellierung dar. Der di-gitale Schatten, auch digi-tale Lebenslaufakte ge-nannt, ergänzt und aktuali-siert diese Informationen. Er erfasst dazu kontinuier-lich alle Zustandsdaten des realen Gegenstücks, die im Laufe eines Produkt-lebens anfallen. Digitaler Regelkreis: Digi-taler Zwilling und reales Produkt stehen im stetigen Datenaustausch und beein-flussen sich über Sensoren und Aktoren gegenseitig. Die Analyse der Zustandsdaten ermög-licht es, Nutzungsmuster zu erkennen, deren Auswirkungen auf das physi-sche Produkt vorherzusagen und die-ses so zu beeinflussen, dass die Ge-fahr von Ausfällen minimiert wird. So entsteht ein digitaler Regelkreis, der je nach Integrationsstufe autonom oder teilautonom ablaufen kann.

Daten entlang des gesamten Lebenszyklus

Um Nutzen aus einem digitalen Zwilling ziehen zu können, gilt es auch einige He-rausforderungen zu meistern. So müs-

sen über den gesamten Produktlebens-zyklus eindeutige und nachvollziehbare Daten vorliegen. Diese Informationen müssen ausreichend geschützt sein. Rechtliche Vorgaben für die Erfassung, Verwaltung und Nutzung sind zu beachten.

Alle notwendigen Datenquellen müssen durchgängig, nutzenorien-tiert und über alle relevanten Bereiche hinweg integriert werden. Zwischen digi-taler und realer Welt muss also eine enge Verbindung bestehen.

Die wichtigsten Anwendungsszenarien

Die Einsatzmöglichkeiten für den digita-len Zwilling reichen von der Qualitätssi-cherung in der Herstellung bis zu nut-zungsbasierten Geschäftsmodellen. Hier einige typische Beispiele:

Produktlebens -zyklus neu denken

Das Potenzial im digitalen Zwilling

Bild: ©chesky/stock.adobe.com

038_ITP_1_2020.pdf 27.01.2020 13:41 Seite 38

Page 4: PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT (PLM) › wp-content › uploads › dlm... · 2020-02-06 · PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT | DIGITALER ZWILLING. 38. IT&Production 2/2020. I. mmer mehr

| PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENTDIGITALER ZWILLING

39IT&Production 2/2020

ein Zylinderkopf, der um wenige Mikro-meter von dem im CAD abgebildeten Idealfall abweicht, im Motor bei Volllast einen höheren Verschleiß verursacht, kann sie diese Information an den rea-len PKW übermitteln. Über den digitalen Regelkreis kann der betroffene Motor

dann automatisch bei etwa 95 Pro-zent Leistung abgeregelt

werden. Der Nutzer be-merkt davon kaum

etwas, das Aggre-gat seines Autos lebt aber dadurch deutlich länger. Ein weiteres Ein-satzgebiet ist die vorausschau-ende Wartung (Predictive Main-tenance). Erkennt der digitale Zwil-

ling, dass eine Komponente, bei-

spielsweise die Was-serpumpe eines LKW,

kurz vor dem Ausfall steht, alarmiert er nicht

nur sein physikalisches Gegenstück, sondern

ordert zugleich das Ersatzteil und

vereinbart einen Austauschter-min in der Werkstatt. So lassen sich Still-standzeiten re-duzieren und die Kosteneffizienz

verbessern. Aber nicht nur Bauteile,

Maschinen oder Fahr-zeuge können durch einen digita-

len Zwilling repräsentiert werden, ge-samte Produktionsanlagen sind als vir-tuelles Abbild modellierbar. Es erfasst neben Maschinen und Werkzeugen die Abläufe und dynamische Wechselwirkun-gen, die im Fertigungsprozess auftreten. Unternehmen können somit Herstel-lungsprozesse im virtuellen Abbild analy-sieren und Änderungen auf ihre Auswir-kungen testen, bevor sie in den Realbe-trieb gehen. Umgekehrt fließen Verände-rungen der realen Produktionsumgebung

in den digitalen Zwilling ein. Droht bei-spielsweise eine Maschine auszufallen, benachrichtigt sie automatisch benach-barte Anlagen, die ihrerseits automatisch die Produktion drosseln oder umplanen können. So lässt sich der Ausfall unter Umständen hinauszögern, bis eine Er-satzmaschine einsatzbereit ist. Auch dies kann autonom und automatisch über den digitalen Zwilling geschehen. Schließlich ist der Einsatz virtueller Abbil-der nicht auf die Optimierung bestehen-der Geschäftsmodelle beschränkt. Unter-nehmen wie der Flugtriebwerkhersteller Rolls Royce, der statt Triebwerken ‘Jet Propulsion as a Service’ verkauft, oder der Kompressorenspezialist Kaeser mit ‘Druckluft as a Service’ sind zwei Bei-spiele für dieses Geschäft. Auch neue Garantie- oder Versicherungsmodelle sind möglich. So wäre etwa bei einem Gebrauchtwagen die bisherige Nutzung über den digitalen Zwilling lückenlos do-kumentierbar. Ein Händler könnte auf Basis dieser Daten und der daraus abzu-leitenden Prognosen eine bestimmte zu-künftige Laufleistung garantieren oder zusätzliche nutzungsabhängige Leis-tungspakete anbieten.

Schluss mit Einbahnstraßen

Der digitale Zwilling dürfte künftig eine weit größere Rolle in der vernetzten di-gitalen Welt einnehmen. Voraussetzung für seinen Erfolg ist allerdings ein inten-siver barrierefreier Datenaustausch nicht nur zwischen Zwilling und realem Abbild, sondern auch zwischen Unter-nehmen, Kunden und den Maschinen selbst. Dazu ist es nötig, Silodenken aufzubrechen, das gerade in Automobil-konzernen heute noch weit verbreitet ist. Der Datentransfer darf keine Ein-bahnstraße sein. Endkunde oder Nutzer, OEM und Zulieferer verschiedener Tiers müssen Daten beisteuern, aber auch er-halten, um das volle Potenzial des digi-talen Zwillings zu heben und bessere Produkte herstellen zu können. ■

Die Autoren: Markus Samarajiwa ist Lead Business Consultant Automotive und

David Salamon ist Senior Business Consultant Automotive bei MSG.

www.msg.de

Bei der Fertigung von Bauteilen gibt es häufig Abweichungen, die noch inner-halb der Spezifikation liegen, die aber dennoch die Stabilität und Zuverlässig-keit des Endprodukts negativ beeinflus-

sen können. Über den di-

gitalen Zwilling können sol-che Toleranzen während der Fertigung registriert und dokumentiert werden. Ist das Werkstück oder Produkt entspre-chend modelliert, können potenzielle Auswirkungen auf Leistung und Lebens-dauer automatisch simuliert und analy-siert werden. Aus den Analysen lassen sich zudem Gruppen ähnlicher Abwei-chungen erkennen und zusammenfas-sen. Stellt die Analyse etwa fest, dass

039_ITP_1_2020.pdf 27.01.2020 13:41 Seite 39

Page 5: PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT (PLM) › wp-content › uploads › dlm... · 2020-02-06 · PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT | DIGITALER ZWILLING. 38. IT&Production 2/2020. I. mmer mehr

PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT |

40 IT&Production 2/2020

Abläufe in der Fertigung ändern sich häufig. Dabei sollen alle Pro-zesse rund um die produzierende

Maschine optimal gestaltet sein. Dazu haben die Unternehmer Kemmler und Riehle aus Reutlingen das ‘Modulare Mon-tagesystem’, kurz MMS, zur Gestaltung von Betriebsmitteln und Vorrichtungen entwickelt. Auf Basis des Profilsystems

lassen sich Ar-beitsplatzsys-teme wie Ti-sche, Schränke oder Schutz-

wände schnell und stabil individuell errich-ten. Aber Logistiksysteme und Förder-technik für die Materialzu- und -abfuhr sind umsetzbar, bis hin zu Montagevor-richtungen, Versuchsständen und kom-pletten Produktionszellen. Auch der zu-nehmend wichtigere Sondermaschinen-bau wird vom Lösungsanbieter beliefert.

Historisch gewachsenes CAD

„Die Gestaltungsmöglichkeiten sind na-hezu unbegrenzt, weshalb unsere Kun-den immer wieder gerne unsere Beratung

suchen. Gemeinsam entwickeln wir dann die jeweils optimale Lösung und liefern das individuell angepasste System, inklu-sive dem gesamten Engineering“, erläu-tert Karl Letzgus. Er ist verantwortlich für die Konstruktion bei Kemmler + Riehle. So erklärt sich auch der relativ hohe An-teil von zehn Konstruktionsarbeitsplätzen, bei etwas mehr als 80 Mitarbeitern. Die vielen Varianten in der Produktgestaltung entwickelte der Hersteller schon sehr früh mit einem CAD-Software. Im Ma-schinenbau war in den Anfängen des CAD-Zeitalters im 2D-Bereich das System

Jeden Tag produzieren unzählige Fertigungen ihre Bauteile mit dem modularen Montagesystem MMS von Kemmler + Riehle. Weiterentwickelt wird das Profilsystem mit dem CAD-System PTC Creo Elements/Direct. Mit der Datenverwaltung Phoenix/PDM von Orcon stehen jedem Nutzer 3D-Daten zur Verfügung.

Parametrieren und modellieren unter einem Hut

Wie Kemmler + Riehle Konstruktionsdaten verwaltet

Bild: Kemmler + Riehle GmbH & Co. KG

Firmenzentrale in Reutlingen

Karl Letzgus, Konstruktions-leiter bei Kemmler + Riehle.

Bild:

Thom

as Lö

ffler, T

L Tex

t | Ide

e | K

onze

ption

PRODUKTDATENMANAGEMENT

174100_ORCON GmbH_RPEW_PLM_ITP 28.01.2020 11:07 Seite 40

Page 6: PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT (PLM) › wp-content › uploads › dlm... · 2020-02-06 · PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT | DIGITALER ZWILLING. 38. IT&Production 2/2020. I. mmer mehr

| PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT

41IT&Production 2/2020

PRODUKTDATENMANAGEMENT

ME10 von Hewlett-Packard führend. Spä-ter kam das 3D-Pendant SolidDesigner hinzu. Nach der Ausgründung der HP-CAD-Entwicklung in die CoCreate Soft-ware GmbH wurde diese 2007 von PTC aufgekauft. Dort wird die Software heute unter dem Namen Creo Elements/Direct Drafting und Direct Modeling geführt. Für die Konstruktionsdatenverwaltung wurde der CoCreate Model Manager verwendet.

Performance litt zusehens

Die Performancedaten des Direct Model Managers stießen bei Kemmler + Riehle an ihre Grenzen. Im Profilbaukastensys-tem werden Standardelemente verwen-det. Eines der häufigsten heißt MMS44, ein Profil mit den Maßen 40x40mm. „Dieses Profil verbauen wir zehntau-sendfach in zig Konstruktionen. Wir haben also einen Stammdatensatz mit einer Bezeichnung für ein Teil, welches sich wiederum in tausenden Modellen befindet. Die Systemarchitektur des Di-rect Model Managers ist so konzipiert, dass dies zu langen Wartezeiten bei Ab-fragen führte“, bemängelt Karl Letzgus.

Zukunftssicherheit mit PDM

Mit der Entscheidung für ein neues PDM-System sollte gleichzeitig die Offenheit in Richtung anderer 3D-CAD-Systeme be-wahrt werden: „Eventuell kommt für uns zukünftig auch ein Wechsel auf ein ande-res 3D-CAD-System in Frage. Wir wollten uns bei der Auswahl des PDM-Systems daher nicht einschränken und suchten ein modernes PDM, welches mit gängi-gen CAD-Systemen kompatibel ist“, schil-

dert Letzgus. „Das von PTC angebotene PLM, Windchill, war für unsere Anforde-rungen zu mächtig, weshalb wir nach weiteren Lösungen Ausschau hielten.“ Von einer früheren Tätigkeit kannte er be-reits das Systemhaus Orcon und dessen Anwendung Phoenix/PDM: „Der Sitz der Firma und die Entwicklung in Kirchentel-linsfurt kommt uns sehr entgegen, weil dies für kurze Wege und ein hohes Maß an Verständnis für die Konstruktionspro-zesse in deutschen Unternehmen spricht. Als dann klar wurde, wie viel Erfahrung speziell mit PTC Creo Elements vorhan-den ist und wie breit Orcon im Mittel-stand aufgestellt ist, waren wir über-zeugt.“ Orcon begann in den 1990er Jah-ren mit der Implementierung von PDM-Lösungen für HP ME10 und SolidDesig-ner. Inzwischen ist Phoenix/PDM Multi-CAD fähig und unterstützt gleichermaßen PTC Creo, Autodesk und SolidWorks.

Parametrik über PDM-System

Karl Letzgus erklärt die Herausforderun-gen: „Für uns hat die direkte Modellie-rung in 3D ohne Parametrik im Sonder-maschinenbau große Vorteile, da wir re-lativ frei an unsere Entwicklungen heran-gehen können, ohne auf eine Historie achten zu müssen. Im Bereich der Kon-struktionen aus unserem MMS-Alumini-umprofilsystem hingegen wären Para-metrikfunktionen durchaus hilfreich, um schnell verschiedene Varianten generie-ren zu können. Tatsächlich haben wir es geschafft, beides unter einen Hut zu be-kommen. Den Schlüssel hierfür liefert Phoenix/PDM. Wir haben mit einer Kom-bination aus geschickter CAD-Program-

mierung und leistungsstarkem PDM, Pa-rametrik dort verfügbar gemacht, wo wir sie brauchen. Baugruppen wie Maschi-nengestelle, Regale, Arbeitstische, etc. lassen sich in der Variantenkonstruktion in Windeseile durch Kopieren erstellen und korrekt neu abspeichern. Außerdem haben wir unsere Teile mit Attributen an den Flächen versehen, die Phoenix/PDM gleich mitverwaltet. Somit lassen sich wichtige Bearbeitungsanweisungen oder Informationen, wie z.B. die Endenbear-beitung der Profile (Stanzung, Gewinde usw.), weitergeben. Die automatisch beim Abspeichern generierten Stücklis-ten sind damit vollständig, genau und fertigungsgerecht.“

Varianten konstruieren

Der Einsatz von Phoenix/PDM erlaubte nun auch die Programmierung von CAD-Modulen zur Generierung von Standard-Baugruppen, wie Schutzzäune von Ma-schinen. Der Anwender gibt hierfür in einer Eingabemaske nur noch die ent-sprechenden Parameter ein. Auf Knopf-druck entsteht dann das entsprechende CAD-Modell mit Zeichnung. Parallel gene-riert Phoenix/PDM selbsttätig die pas-sende Stückliste mit den jeweiligen Profi-len und den Angaben zu Länge, Geh-rungssägeinformationen und Endenbear-beitung. „Früher waren wir in der Kon-struktion mit einem solchen Schutzzaun-system viele Stunden beschäftigt, wäh-rend wir diese heute in kürzester Zeit ge-nerieren“, sagt Karl Letzgus. Da das PDM-System das zugehörige 3D-PDF oder die STEP-Datei ausgibt, können die Kunden der Firma das 3D-Modell für die Freigabe

Grafik einer Brechanlage Das Quadratprofil MMS 44 kommt hunderttausendfach zum Einsatz.

Bilder: Kemmler + Riehle GmbH & Co. KG

041_ITP_1_2020.pdf 27.01.2020 13:47 Seite 41

Page 7: PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT (PLM) › wp-content › uploads › dlm... · 2020-02-06 · PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT | DIGITALER ZWILLING. 38. IT&Production 2/2020. I. mmer mehr

PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT |

42 IT&Production 2/2020

PRODUKTDATENMANAGEMENT

im Detail begutachten und in 3D-Modelle der gesamten Anlage einbinden.

Modulare Konstruktion

Auch der Blechfertigung hilft die modulare Konstruktion: Hier entstehen mit wenigen Mausklicks Blechkassetten, ohne dass eine Zeichnung erstellt werden muss. Beim Speichern erfasst die Lösung Refe-renzinformationen gleich mit. Anhand die-ser erkennt das System, ob eine solche Blechkassette in ähnlicher Form bereits besteht, verweist gegebenenfalls darauf und macht das Teil sofort fertigungsge-recht. Dass tausende Teile unter einem Stammdatensatz liegen, bereitet der An-wendung aufgrund ihrer Systemarchitek-tur keine Performance-Probleme. Problemlose ERP-Anbindung Die Verbindung zum ERP-System von Abas ist über Phoenix/PDM geregelt. Die Schnittstelle funktioniert bidirektional und gleicht Teilenummern ab. Bei Kauf- und Katalogteilen werden Bestelltexte mitge-neriert. Letzgus beschreibt die Qualität der Schnittstelle: „Die Schnittstelle zum ERP funktioniert so gut, dass wir sogar die

Eplan-Stücklisten aus der Elektrokonstruk-tion mit über das PDM an Abas-ERP wei-tergeben. Das System wird in der Firma überall dort genutzt, wo 3D-Informationen hilfreich sind. Externe Mitarbeiter wurden per Remote-Server angebunden.

Plot-Management

„Wir sind mit unserer Entscheidung für Phoenix/PDM hoch zufrieden, zumal wir von Routineaufgaben entlastet sind und die Qualität in der Zusammenarbeit ge-steigert werden konnte. Orcon ist bereits viele Jahre am Markt vertreten und Phoe-nix/PDM wird ständig weiterentwickelt. Man erkennt einfach, wie viel an Praxiser-fahrung und Kundenwünschen in das Pro-dukt eingeflossen sind.“ Das Plotmanage-ment Phoenix/SPOOL mit Auftragsdaten-Bestempelung ist so ein Beispiel. Wenn Lieferanten oder die eigene Arbeitsvorbe-reitung Dokumente benötigen, kommt die Baugruppe bei Phoenix/PDM in den vir-tuellen Behälter von Phoenix/SPOOL. Dort wird die dazugehörige Modellansicht, die Werkstattzeichnung, ein Neutralformat und die passende Stückliste generiert und in ein ZIP-Archiv gepackt. Außerdem wer-den diese gleich geplottet und mit den Auftragsdaten bestempelt. In der Ferti-gung finden sich deshalb bei Kemmler + Riehle mobile Informationsstationen für Monteure, ausgestattet mit Phoenix/PDM und WLAN. So konnte die Firma Rückfra-gen an die Konstruktion drastisch senken.

Beitrag zur Produktqualität

Das Produktdatenmanagement-System leistet inzwischen einen wertvollen Bei-trag zur Qualitätssteigerung bei Kemmler + Riehle. Wenn ein Fehler in der Ferti-gung, der Montage oder in der Beschaf-fung im Zusammenhang mit einer Kon-struktion auffällt, dann kann jeder mit Zu-griff auf die Software ein Teil ‘zur Korrek-tur’ setzen. Damit werden das Modell und die Zeichnung mit einem Hinweis zur Ursache gesperrt. Der Hinweis kann ein Text sein, eine eingescannte Hand-skizze oder Bilder. Sollte das Teil zu einem späteren Zeitpunkt wieder verbaut werden, kann die entsprechende Korrek-tur erfolgen. Erst dann wird es wieder freigegeben. Erkenntnisse aus der Mon-tage fließen so in zukünftige Konstruktio-

nen ein – allerdings nur wenn sie tat-sächlich wieder gebraucht werden. Zu-künftig sollen auch die Maschinendaten der NC- und Blechfertigung in System hinterlegt werden, um dort ebenfalls eine Sperr- und Korrekturinstanz einzurichten.

Zusammenarbeit mit Kunden

In der Zusammenarbeit mit Kunden er-leichtert die PDM-Software die Kommu-nikation mit externen Materialdatensys-temen. Die kundenspezifischen Bezeich-nungen und Nummern werden dafür pa-rallel mit den hauseigenen von Kemmler + Riehle verwaltet. Bei der Übergabe der Daten an das Materialdatensystem des Kunden konvertiert Phoenix/PDM diese automatisch in die jeweilige Systematik, die projektbezogen wechseln kann. Das beschleunigt die Arbeit und verringert gleichzeitig Fehler. Sehr effektiv ist auch das grafische Suchen mit der visuellen Klassifizierung. So erkennt der Konstruk-teur an kleinen Vorschaubildern, wie die Katalog- und Normteile aussehen, oder wie die angelegte Abstützplatte konzi-piert ist, ohne kryptische Nummernlisten durchsuchen zu müssen.

Entscheidung bekräftigt

„Phoenix/PDM von Orcon bietet uns viele gute Möglichkeiten der Konstruktionsda-tenverarbeitung. Diese Flexibilität und die Offenheit haben für uns einen wichtigen Grundstein für unsere zukünftige CAD-Entwicklung gelegt. Darüber hinaus un-terstützt uns das PDM-System im Ver-trieb, der Fertigung und der Montage. Projektordner mit allen Daten, Bildern und Dokumenten geben einen umfassen-den Überblick. Wir sind absolut bestärkt worden in unserer Entscheidung und pro-fitieren von einem hervorragenden Ser-vice, der auf unsere Wünsche eingeht und Anpassungen schnell realisiert. Phoenix/PDM ist leicht zu bedienen, Masken lassen sich einfach anpassen und selbst Mehrsprachigkeit ist keine Hürde mehr für uns“, fasst Karl Letzgus seine Erfahrungen zusammen. ■

Der Autor Thomas Löffler ist

für TL Text | Idee | Konzeption tätig.

www.orcon.de

Bild: Thomas Löffler, TL Text | Idee | Konzeption

Mobile Arbeitsstation mit Phoenix/PDM in der Montage von Kemmler + Riehle.

042_ITP_1_2020.pdf 27.01.2020 13:47 Seite 42

Page 8: PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT (PLM) › wp-content › uploads › dlm... · 2020-02-06 · PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT | DIGITALER ZWILLING. 38. IT&Production 2/2020. I. mmer mehr

- Anzeige - Engineering Consulting & Solutions GmbH | PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT

43IT&Production 2/2020

Stimmt Ihre PLM Systemperformance?Produktlebensmanagement (PLM) als Strategie zur nahtlosen Verknüpfung und Integration interner Daten und Prozesse während des gesamten Lebenszyklus eines Produkts ist neben Großunternehmen mittlerweile auch längst ein Thema für Mittelständler. Die zunehmend wachsende Flut an Daten komplexer IT-Infrastrukturen kann mit veralteten Insel -lösungen nicht zu effizienten und zuverlässigen Erfolgen gelangen. Sowohl für die gesamte Fertigungsindustrie, die Elektro-/ Hightechindustrie, der Maschinen-/Anlagenbau als auch die Konsumgüterindustrie ist der Einsatz von PLM- Systemen maßgebend und unabdingbar, insofern sie in der digitalen Zukunft wettbewerbsfähig bleiben möchten. Damit die Prozessoptimierung durch ein PLM-System zu nachhaltigen, zuverlässigen und effizienten Ergebnissen führt, ist allerdings eine entsprechende Systemleistung die Grundlage dafür. Systemleistung stellt hierbei vor allem die Latenz bzw. das Zeitverhalten einer Systemlandschaft in den Fokus. Als Beispiel sei hier die Wartezeit im internen Geschäftsbetrieb genannt, die ein Mitarbeiter durch verzögerte Systemreaktionen oder eine lang andauernde Datenverarbeitung aufgrund einer schwachen Systemleistung verliert. Diese Wartezeit wirkt sich unmittelbar negativ auf die Anwenderakzeptanz und -leistungsfähigkeit aus. Das bedeutet in diesem Fall: Der Mitarbeiter bzw. das Unter -nehmen verliert nicht nur wertvolle Arbeitszeit, die sich in Gänze auf beträchtliche Summen belaufen kann und den Unternehmen erhebliche Kosten verursacht. Diese zeitlichen Einbußen und Verzögerungen führen durch die gehäuften Unterbrechungen des Denkprozesses und der Aufmerksamkeitsspanne der Mit -arbeiter bzw. des Systemanwenders verstärkt zu Leistungs- und Konzentrationseinbußen. Der dadurch aufkommende Frust, Stress oder Ärger wirkt sich langfristig zudem negativ auf die Arbeits motivation aus. Für die mit dem PLM verbundenen Erfolgs zusagen wie der Prozessoptimierung oder der Effizienz-steigerung spielt Systemleistung bzw. die Systemperformance also eine unabdingbare Rolle. Implementieren Unternehmen PLM-Systeme, ist davon auszu -gehen, dass zum Zeitpunkt der Inbetriebnahme die damit verbundene Systemperformance entsprechend der unter -nehmensspezifischen Bedarfe gewährleistet ist. Weil sich die Marktanforderungen und die technologischen Entwicklungen so rasant verändern, stellen Anpassungen und Erweiterungen innerhalb des Geschäftsbetriebs für ein agiles Unternehmen einen zentralen Bestandteil der strategischen Geschäfts planung dar. Damit verbunden sind stets Herausforderungen für die IT- Abteilung innerhalb der PLM-Systementwicklung, d.h. veränderte Rahmenbedingungen im Unternehmen bedürfen Veränderungen in der IT-/ und PLM-Landschaft, damit eine eingeschränkte Performance oder andere Störanfälligkeiten ausgemerzt bzw. bereits präventiv vermieden werden können. Hierfür benötigt es eine stetige Analyse in allen Phasen des Geschäftsprozesses, um Stellschrauben zur Behebung von (potentiellen) Störstellen und Leistungseinbußen identifizieren zu können.

Für diese Herausforderung bietet die ECS-GmbH Lösungen mit Hilfe eines Last-/Stresstests, welcher zu Analysezwecken künstliche Last einer gewünschten und konfigurierbaren Anzahl von simulierten von virtuellen Nutzern nachstellen kann. Auf dieser Basis erfahren Sie jeweils den aktuellen Stand Ihrer Systemperformance und können intervenieren, insofern Auffälligkeiten festgestellt werden. Durch die Last-/Stresstests lassen sich die Gründe für die Leistungs -einschränkungen herausfinden, die zwingend notwendig für eine wirkungsvolle Systemoptimierung sind. Die ECS GmbH bietet für die verbreitet im Einsatz befindlichen PLM Systeme folgende Lösungen: Das ECS Lasttestverfahren und eine Browseranwendung mit einer Vorkonfiguration für Performancevisualisierungen.

Der Einsatz dieser Lösungen führt zusätzlich zu einer Standar-disierung von Testprozeduren mit einer Senkung des Testauf-wandes durch Automatisierung und gleichzeitiger Steigerung und Sicherstellung der Softwarequalität. Die Testergebnisse der Last- und Performancetests weisen frühzeitig auf Risiken hin und geben Aufschluss über vorhandene Kapazitäten sowie systemkritische Situationen. Außerdem tragen Performancetests nicht nur zu einem zufriedenstellenden Ergebnis bei, sondern helfen auch, unnötige Investitionen in die Infrastruktur und Hardware sowie Lizenzkosten zu vermeiden und schützen weitestgehend vor „Totalausfällen“ des Systems. Damit sparen Sie am Ende bares Geld und tragen zu einem positiven Betriebsergebnis bei.

Kontakt Engineering Consulting & Solutions GmbH Ingolstädter Str. 47 D-92318 Neumarkt Tel.:+49 9181 4764-10 • Fax:+49 9181 4764-50 [email protected] • www.ecs-gmbh.de

Bild:

ECS

GmbH

043_ITP_1_2020.pdf 27.01.2020 13:48 Seite 43

Page 9: PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT (PLM) › wp-content › uploads › dlm... · 2020-02-06 · PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT | DIGITALER ZWILLING. 38. IT&Production 2/2020. I. mmer mehr

Bild: Mayer & Cie GmbH Co. KG

Mayer & Cie. hat mehr als 50 Maschinentypen im Portfolio, unter anderem die Rundstrickmaschine Relanit 3.2 HS.

Bild: Mayer & Cie. GmbH & Co. KG

44 IT&Production 2/2020

Mayer und Cie. erwirtschaftet weltweit mit mehr als 500 Be-schäftigten jährlich über 100

Millionen Euro Umsatz. Die Entwicklung, Konstruktion und Montage von Rund-strickmaschinen ist ein immer komple-xer werdendes Geschäft. Dazu trägt auch die Vielfalt an Produkten und Vari-anten sowie die Koordination der Pro-duktionsstandorte bei. Maschinen von Mayer und Cie. stellen ganz unter-schiedliche Produkte wie T-Shirts, Sport-bekleidung oder Matratzen, Autositzbe-züge und Turnschuhe her. Pro Jahr pro-duziert das Unternehmen rund 1.500

Maschinen. Bislang hat der Maschinen-bauer etwa 78.000 Maschinen auf den Markt gebracht, verteilt auf 50 Typen. Aus wirtschaftlichen Gründen entschied die Firma vor einigen Jahren, im Kon-struktionsbereich ein softwaregestütz-tes Projektmanagement einzuführen. Zoran Raic, Entwicklungs- und Konstruk-tionsleiter, beschreibt die Ausgangslage: „Vor 2016 hatten wir schlichtweg kein Projektmanagement und auch keine freigestellten Projektleiter. Projekte über-nahmen die Entwicklungsingenieure, welche die Rolle als Projektleiter indivi-duell, intuitiv und mit Erfahrung ausfüll-

ten. Es fehlte aber an Projektplanung, so dass sich die Entwicklungszeiten neuer Rundstrickmaschinen von zwei bis hin zu fünf Jahren erstreckten. Zudem gab es keine Projekttransparenz. Die Doku-mente waren an diversen Orten abge-legt, so dass diese teilweise unvollstän-dig waren oder es sogar mehrere Dupli-kate gab. Auch die Auswirkungen stän-diger Prioritätenänderungen waren in-transparent. All dies wirkte sich negativ auf die Termintreue aus. Außerdem fehlte uns ein Überblick über die Res-sourcenplanung, um zu ermitteln, wann welche Personen benötigt werden.“

Der mittelständische Maschinenbauer Mayer & Cie. konnte durch Optimierungen in der Konstruktion die Liefertreue deutlich verbessern. Dazu steuert der Hersteller von Rund-strickmaschinen alle Abläufe in der Entwicklung mit der Projektmanagementlösung InLoox.

Klare Strukturen statt Entwickler als Projektleiter

Softwaregestütztes Projektmanagement

PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT | MASCHINENBAU

044_ITP_1_2020.pdf 27.01.2020 13:49 Seite 44

Page 10: PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT (PLM) › wp-content › uploads › dlm... · 2020-02-06 · PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT | DIGITALER ZWILLING. 38. IT&Production 2/2020. I. mmer mehr

| PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENTMASCHINENBAU

45IT&Production 2/2020

Anforderungen definiert

Mit einer Software wollte das Unterneh-men diese Situation verändern. Um die passende zu finden, wurden die markt-verfügbaren Systeme auf sechs Anforde-rungen hin geprüft, die unter der Leitung von Raic ermittelt wurden: Erstens sollte die Projektmanagement-Lösung einen globalen Überblick über alle laufenden Projekte bieten sowie eine Übersicht über Projektkosten. Zweitens sollte die Soft-ware die Mitarbeiterauslastung übersicht-lich darstellen. Drittens sollte das Doku-mentenmanagement eine zentrale Ab-lage aller Dokumente ermöglichen. Fer-ner sollte die gesuchte Lösung viertens das Aufgabenmanagement sowie fünf-tens die Zeiterfassung unterstützen. Und schließlich sollen sich aus den gelieferten Zahlen, Daten und Fakten Kennzahlen er-mitteln lassen. Mayer & Cie. entschied sich für InLoox, weil die Lösung laut Raic alle Anforderungen erfüllte. Aufgrund der Integration in Outlook können die Anwen-der zudem eine vertraute Umgebung nut-

zen. Die Lösung zeichnet sich durch ver-gleichweise geringe Investitionskosten, laufende Kosten sowie administrativen Aufwand aus. Mit entscheidend war au-ßerdem, dass die vorhandene IT-Struktur nicht verändert werden musste.

Schwerpunkt auf Prozessen

Im Unternehmen kommen seither sämtli-che Funktionen von InLoox zum Einsatz. Zu den Nutzern zählen alle Mitarbeiter im Bereich Entwicklung bzw. Konstruktion: etwa 40 Mitarbeiter an zwei Standorten, die mit Mechanik, Elektronik und Software befasst sind. Außerdem arbeiten alle Mit-glieder der Technical Roadmap, die Pro-jektleiter und das Produktmanagement mit der Lösung. Im Rahmen der Einführung legte der Maschinenbauer den Schwer-punkt auf die Definition der Prozesse und Workflows. Hierzu wurde ein Mitarbeiter für rund drei Monate freigestellt. ‘Nicht blind loslegen’ war Raic zufolge die Devise. Mit dem umfassenden Ansatz lassen sich auch betriebswirtschaftlich relevante Fra-

gen beantworten: Für welche Abteilung ar-beiten wir im Konstruktionsbereich jeweils wieviel? Da zum Beispiel die Maschinen eine Lebensdauer von bis zu 40 Jahren haben, fallen mitunter Reparaturaufgaben an, so dass deren Arbeitsaufwand eben-falls ermittelt werden kann.

Abkehr von Priorisierungen

Was das Tagesgeschäft betrifft, so wer-den beim Maschinenbauer Aufgaben nur nach Fälligkeit bearbeitet. Es gibt keine weiteren Priorisierungen. Laut Raic ist es „ein spürbarer Vorteil von InLoox, dass wir Termine abarbeiten“, anstelle Priori-täten zu vergeben. Bei Erhalt einer Auf-gabe wird zunächst der reine Arbeitsauf-wand abgeschätzt und zurückgemeldet, um die Auslastung zu ermitteln. Falls der Arbeitsaufwand länger als die vom Abteilungsleiter geplante Zeit ist, muss Rücksprache gehalten werden. Sofern der Konstrukteur während der Bearbei-tung bemerkt, dass eine Aufgabe deut-lich länger dauern wird, muss der Auf-

PLATO AG

Kontakt PLATO AG Maria-Goeppert-Straße 15 23562 Lübeck Tel.: +49 451 930986-0 • Fax: +49 451 930986-09 [email protected] • www.plato.de

- Anzeige -

In einer hoch-vernetzten und agilen Welt steigert PLATO die unternehmerische Leistungsfähigkeit seiner Kunden im Enginee-ring-Umfeld. Die Product Innovation Platform PLATO e1ns stellt die Cloud-Technologie von morgen und weist den Weg in die unmittelbare Zukunft der Produktentwicklung. In Anlehnung an Content-Management-Systeme ermöglicht die Plattform eine individuelle Darstellung von Engineering-Daten. Hier werden Mitarbeiter, Methoden (z.B. FMEAs) und Daten vernetzt sowie ein zuverlässiger Kommunikationsfluss ermöglicht. Die einmalige Durchgängigkeit der Daten in der webbasierten Software e1ns sorgt für transparente Arbeits- und Produktentwicklungsprozesse.

PLATO e1ns ist skalierbar und passt sich individuellen Datenmodellen und Prozessen an. Die disziplinübergreifende Plattform wächst mit den Anforderungen der Produktent -wicklung und verändert sich mit den Bedürfnissen der Kunden. Dem Anwender steht eine Vielzahl von Formblättern für gängige Standards aller Branchen zur Verfügung, dazu gehören beispielsweise FMEA, Risikoanalysen, Berechnungen und Berichte. Vom Anforderungsmanagement bis zum Testen – PLATO e1ns bietet maßgeschneiderte Qualitäts- und Analysemethoden. Kostenfreie Demo anfordern: www.plato.de/discover

Bild:

PLAT

O AG

Der digitale Wandel im Engineering

045_ITP_1_2020.pdf 27.01.2020 13:49 Seite 45

Page 11: PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT (PLM) › wp-content › uploads › dlm... · 2020-02-06 · PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT | DIGITALER ZWILLING. 38. IT&Production 2/2020. I. mmer mehr

PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT | MASCHINENBAU

46 IT&Production 2/2020

wand der Aufgabe angepasst werden. Und falls dann die vom Abteilungsleiter vorgegebene Zeit überschritten wird, soll dies ebenfalls besprochen werden. „Un-gefähr 70 Prozent der Aufgaben laufen ohne Rücksprache“, sagt Raic. Da sich im Alltag Prioritäten ständig verändern, hat Mayer & Cie. für mehr Planbarkeit fünf Mitarbeiter abgestellt, die für das Tagesgeschäft zuständig sind und für die keine Zeitplanung vorgenommen wird. Denn mitunter bestehen Zielkon-flikte: So können etwa Wünsche von wichtigen Kunden im Widerspruch zu einem strategischen Projekt stehen.

Werkzeug für Controller

Als Controlling Instrument lässt sich In-Loox ebenfalls nutzen. Das Controlling im Tagesgeschäft übernimmt der Abteilungs-leiter, indem er etwa die Endtermine aus-wertet. Zu den Vorteilen von InLoox zählt laut Raic die Priorisierung beim Stammda-tenmanagement. Hinsichtlich der Auslas-tung im Tagesgeschäft empfiehlt er, pro Mitarbeiter einen Auslastungsgrad von 80 Prozent einzuplanen, um unerwartete Än-derungen abfedern zu können.

Strategische Projekte

Die strategischen Projekte werden nun in InLoox in einem neun Phasen umfassen-

den Plan abgebildet. Diese erstrecken sich von der Konzept-, über die Entwurf-, Prototypen-, Versuchs- und Feldtest-phase bis hin zur Entwicklungs- und Ver-kaufsfreigabe sowie dem Projektab-schluss. Indes stellt das den Projektleiter vor die Aufgabe, nun rund 140 Teilpro-jekte steuern zu müssen. Ohne Projekt-management-Software wäre das kaum möglich. Für die strategischen Projekte hat der Konstruktionsbereich eine tat-sächliche Entwicklungsdauer von vier Jahren ermittelt. Nachdem sechs Pro-jekte mit Projektplan durchgeführt wur-den, ist eine wichtige Erfahrung für den Konstruktionsbereich, dass erstmals Daten dargestellt werden, die laut Raic ‘nah an der Realität sind’. So nahm man beispielsweise früher an, dass die Ent-wicklung nur zwei Jahre dauern würde. Die Erkenntnis, früher getroffene falsche Annahmen verwerfen zu können, ist laut Raic sehr wertvoll, besonders in der Rücksprache mit dem Account Manage-ment und den Endkunden. Allerdings be-steht eine Herausforderung darin, dass sich das Unternehmen noch schwer damit tut, diese Realität zu akzeptieren.

Zahlreiche Vorteile

Aufgrund des Projektmanagements mit InLoox kann Mayer & Cie. zusammen-fassend folgende Effekte erzielen: Durch

die Priorisierung nach Fäl-ligkeit hat sich die Termin-treue im Konstruktionsbe-reich erheblich verbessert. Außerdem profitiert man von der Priorisierung beim Stammdatenmanagement. Denn es kommt immer etwas dazwischen. Eine wesentliche Erkenntnis war auch, dass umstrukturiert werden musste. Im Tages-geschäft erwies sich die Planung als kritisch, weil ständige Unterbrechungen sehr viel Aufwand erzeug-ten. Deshalb wurde ein Än-derungsdienst eingeführt, der aus fünf Mitarbeitern besteht, die für das Tages-geschäft zuständig sind und für die keine Zeitpla-nung vorgenommen wird.

Durch die oben erwähnte Einführung des Phasenplans – mit detaillierter Auf-listung der einzelnen Aufgaben – lässt sich die Planung nah an die Realität he-ranführen. Und schließlich lassen sich auch Zahlen, Daten und Fakten darstel-len, etwa dass die Beschaffungszeit von Prototypen-Bauteilen zirka neun Wochen dauert oder dass bei Kapazitätsproble-men mehr Mitarbeiter benötigt werden.

Bald kommen Kennzahlen

In Zukunft plant der Maschinenherstel-ler, Kennzahlen einzuführen und zu be-werten. Dabei sollen folgende Daten durch InLoox erfasst werden:

Der Entwicklungsanteil beziehungs-•weise Innovationsanteil nach Katego-rie oder Kunde, eingehaltene Endtermine und Termin-•überschreitungen sowie die durch-schnittliche Bearbeitungszeit von Aufgaben, weitere Kennzahlen wie die Planungs-•qualität und Projektkosten als Mess-größe für weitere Verbesserungen. ■

Die Autorin Carola Moresche ist Leiterin Marketing und Unternehmenskommunikation

bei der InLoox GmbH.

www.inloox.de www.mayercie.com

Dashboard-Auswertung zu Termintreue in InLoox für Outlook Bild: Mayer & Cie. GmbH & Co. KG

046_ITP_1_2020.pdf 27.01.2020 13:49 Seite 46

Page 12: PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT (PLM) › wp-content › uploads › dlm... · 2020-02-06 · PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT | DIGITALER ZWILLING. 38. IT&Production 2/2020. I. mmer mehr

- Anzeige - ORCON GmbH | PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT

47IT&Production 2/2020

Schnittstellen sind zu verschiedenen führenden CAD/PPS/ERP-Systemen rea-lisiert. Für SAP ist eine Schnittstelle geschaffen worden, welche den direkten Zugriff auf standardisierte und kundenspezifische SAP-Funktionsbausteine erlaubt. Projektbegleitende E-Mails und Microsoft Office-Dokumente lassen sich natürlich ebenfalls einbinden.

Visualisierung hat in Phoenix/PDM eine herausragende Bedeutung. Auch Anwender ohne CAD-Software können in Phoenix/PDM 3D-Modelle und Zeichnungen angezeigt bekommen - ohne in andere Programme wechseln zu müssen. Suchergebnisse, Stücklisten und Änderungen werden grafisch unterstützt.

Sie wollen möglichst wenig Zeit in Prozess- und Datenmodell-Definitionen investieren? Profitieren Sie von unserer Phoenix/PDM Out-of-the-Box- Lösung. Die Essenz von über 25 Jahren Erfahrung in der kundennahen Realisierung von PDM-Projekten. Dies ist nur ein erster Überblick über die wesentlichen Funktio-nen von Phoenix/PDM.

Doch nichts geht über ein persönliches Gespräch. Lernen Sie uns näher kennen und lassen Sie sich überzeugen von den umfangreichen Funktionen, den aussagefähigen Referenzen und dem hervorragenden Service. Gerne bringen wir unsere gesamte Erfahrung ein, wenn es darum geht, Ihre Daten optimal zu nutzen - sprechen Sie uns an!

Sie planen die Abläufe in Ihrem Unternehmen mit einer effizienten PDM/PLM-Lösung zu optimieren?ORCON ist seit über 25 Jahren in diesem Marktsegment tätig und bietet Ihnen einen enormen Erfahrungsschatz. Die konsequente Nutzung einmal erstellter Modelle, Zeichnungen und Daten von Produkten bringt die gewünschte Effektivitätssteigerung. Das setzt ein tiefes Verständnis des Softwareherstellers für die Prozesse beim Kunden voraus. Genau darin liegt die Stärke von ORCON - Nähe zum Kunden, nachhaltige Partnerschaft und effizienter Support.

Phoenix/PDM ist eine extrem praxistaugliche und leistungsfähige Software. Sowohl Entwicklung, Konstruktion, Einkauf, Vertrieb, Arbeitsvorbe-reitung und Fertigung als auch externe Partner profitieren von der ganzheitlichen ORCON-Lösung. Die erhebliche Zeitersparnis durch vielfältige Suchmöglichkeiten und bewährte Automatismen machen Phoenix/PDM so leistungsfähig. Die Entwicklung und der Support von Phoenix/PDM mit sämtlichen Schnittstellen wird durch ORCON durchgeführt und sind vollständig in die jeweilige Benutzeroberfläche integriert.

Kontakt ORCON GmbH Bahnhofstraße 26 72138 Kirchentellinsfurt Tel.: +49 7121 51492-0 [email protected] • www.orcon.de

Wir machen Unternehmen produktiver.

Bild:

ORCO

N Gm

bH

Geniale Lösungen sind einfach.

047_ITP_1_2020.pdf 27.01.2020 13:50 Seite 47

Page 13: PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT (PLM) › wp-content › uploads › dlm... · 2020-02-06 · PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT | DIGITALER ZWILLING. 38. IT&Production 2/2020. I. mmer mehr

Bild: ©Adrian72/stock.adobe.com

PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT | ANLAGENBAU

48 IT&Production 2/2020

1984 von einer kleinen Gruppe von Inge-nieuren gegrün-

det, ist Proman heute ein weltweit agie-render Engineering-, Beschaffungs- und Baukonzern in den Bereichen Gasverar-beitung, Petrochemie, Stahl, Infrastruktur und Automotive. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Düsseldorf zählt rund 1.500 Beschäftigte weltweit, hält eine Beteili-gung am größten Methanolhersteller der Welt und realisiert mit seinen ‘Enginee-ring, Procurement, Construction Services’ (EPC) komplexe Projekte in mehr als zwölf Ländern auf vier Kontinenten.

30.000 Dokumente im Projekt

In Großprojekten wie der Errichtung eines petrochemischen Anlagenkomplexes für die Produktion von Düngemitteln und Me-lamin auf Trinidad setzte Proman bislang eine eigenentwickelte Oracle-Datenbank ein. Mit ihr wurden die 30.000 internen und externen Dokumente verwaltet, die im Zuge eines solchen Projektes anfallen. „Für jedes Dokument verzeichneten un-

sere Projektleiter per Hand in Excel-Tabel-len, wann es eintraf, an wen es wann zur Kontrolle weiterzuleiten ist und so weiter. Termine zur Prüfung und Einreichfristen organisierten wir über eine selbstgebaute Outlook-Applikation“, erzählt Holger Stump, Project Engineer bei der Proman GmbH. So fand zwar eine Dokumenten-lenkung statt, sie war jedoch dezentral or-ganisiert. Das bedeutete hohen Organisa-tions- und Zeitaufwand und eine verbes-serungswürdige Revisions-Kontrolle. Denn durch manuelles Übertragen von In-formationen entstehen erfahrungsgemäß mehr Fehler. Proman suchte deshalb eine PLM-Software, die Dokumente nicht nur in einer Struktur verwaltet, sondern über die man auch nachvollziehen kann, wer sie prüfen muss, wo sie sich gerade in welchem Status befinden und ob der Prü-fer den richtigen Stand vorliegen hat. Ausgewählt wurde die Lösung Pro.File des Karlsruher Softwareanbieters Pro-cad. Mit ihr lassen sich umfangreiche Projektdokumente revisionssicher able-gen und innerhalb eines digitalen ´Docu-ment Review Cycles´ abbilden.

Kreislauf für Schriftstücke

Um zu einem geschlossenen Kreislauf bei der Dokumentenlenkung zu gelangen, teilte Proman das PLM-Projekt in drei Teilberei-che auf. Im ersten Schritt wurden anlagen-bauspezifische Vorlagen (Projekt-Templa-tes) erstellt, anschließend ging es daran, die Dokumentenflüsse zu dokumentieren, um die im Anlagenbau erforderliche Compli-ance einzuhalten: Welche Dokumente wur-den in welchem Revisionsstand an wen ge-schickt? Diese Frage muss jeder Projektbe-teiligte sofort per Mausklick beantworten können. Schließlich verknüpfte das PLM-Team in der Software Dokumente mit Auf-gaben, um deren Bearbeitung anstoßen und kontrollieren zu können. Holger Stump: „Jedes eintreffende oder intern erzeugte Dokument durchläuft bei uns den festge-legten Document Review Cycle. Dadurch, dass wir diesen mit dem PLM-System ab-bilden, steigen Transparenz und Sicherheit des gesamten Projektes.“ Der Lieferant muss seine Dokumente in einer vertraglich festgelegten Zeit liefern – meist zehn Tage. Über die Dokumentenaustauschplattform

Mit ihren Rohrleitungen, Kesselanlagen und Verteilstationen sind petrochemische Gewerke Paradebeispiele für Komplexität im Anlagenbau – alles muss exakt geplant werden. Tausende von Unterlagen kursieren über das gesamte Projekt zwischen allen Beteiligten. Die Proman Group lenkt diesen Dokumententausch mit Funktionen ihres PLM-Systems.

Kreislauf für DokumenteReview-Zyklus beim Bau petrochemischer Anlagen

048_ITP_1_2020.pdf 27.01.2020 13:52 Seite 48

Page 14: PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT (PLM) › wp-content › uploads › dlm... · 2020-02-06 · PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT | DIGITALER ZWILLING. 38. IT&Production 2/2020. I. mmer mehr

ANLAGENBAU

Proom von Procad werden die Schriftstücke übermittelt und im PLM-System abgelegt. In-nerhalb der nächsten zwei Tage gehen sie in die interne (Baustelle) und externe (Enginee-ring Contractor, Kunde) Prüfung, von wo sich nach fünf Tagen wieder kommentiert zurück-geschickt werden müssen. Aus der Master Document List stammt die Information, wer sie im Einzelnen zu prüfen hat. Abschließend erhält der Lieferant das Dokument, um inner-halb von drei Tagen gegebenenfalls notwen-dige Änderungen vorzunehmen und es erneut einzureichen – der Kreis schließt sich.

Plattform zum Dokumententausch

Um den Ein- und Ausgang von Dokumenten während dieses Review-Zyklus überwachen und dokumentieren zu können, nutzt Proman das Pro.File-Objekt des Transmittals – eine Art Lieferschein, an den man Dokumente an-heften kann. Müssen Dokumente an Externe versendet werden, wird ein solcher Web-Be-richt als PDF-Dokument angelegt und auf die Dokumentenaustauschplattform hochgela-den. Andersherum erhält Proman beim Doku-mentenempfang ein Transmittal vom Liefe-ranten, das im PLM-System abgelegt wird. So haben alle Projektbeteiligten einen Überblick, wann sie welche Dokumente in welchem Sta-tus erhalten und versandt haben. Das Resul-tat: kurze Reaktionszeiten, hohe Auskunftsfä-higkeit und eine nahtlose Dokumentation auch über Unternehmensgrenzen hinweg.

Projektmanagement unterstützt PLM-Prozesse

Das zentrale Instrument für die Dokumenten-lenkung sind Aufgaben, die Objekte im PLM-System darstellen. Sie werden Benutzern zu-

geordnet und haben dezidierte Soll- und Ist-Start- und Enddaten. Durch die Verknüpfung mit Dokumenten und Teilestämmen werden Aufgaben zu einer Art Aufgabenakte. Diese sammelt Informationen zu einer Aufgabe und überträgt sie an eine Person. Jeder Beteiligte im Review Cycle erhält eine solche Aufgabe. „Wir können mit dem PLM-System beliebig viele Aufgabenakten verwenden“, berichtet Holger Stump. „Muss ein Dokument von zehn Beteiligten geprüft werden, erstellen wir dazu zehn Aufgaben.“ Proman nutzt hierfür einen speziellen Aufsatz von Procad (Pro.Ceed), der die PLM-Prozessebene durch IT-gestütztes Projekt- und Prozessmanagement ergänzt. So realisiert das Unternehmen über die elektroni-schen Aufgabenakten heute eine automati-sierte Dokumentenlenkung. Das PLM-System beinhaltet Webberichte und individualisierbare Cockpits, über die man sich jederzeit über Auf-gaben, Dokumente und damit den Stand des Projektes informieren kann. Diese Transpa-renz führt bei Proman zu einer deutlichen Qualitätssteigerung im Dokumenten-/Zeich-nungs-Prüfungs-Prozess und einer Reduzie-rung der Aufwände für Reklamationen und Fehlerbehebung. Abnahmen werden schneller erreicht und Projektleistungen können früher abgerechnet werden. Langfristig will Proman das PLM-System über das Projektmanage-ment hinaus zum firmenweiten Dokumenten-management ausbauen. In diesem Zuge sol-len weitere Funktionen automatisiert werden, darunter das Anbringen elektronischer Signa-turen. Auch über die Abbildung eines digitalen Informationszwillings mit der PLM-Software denkt der Anlagenbauer nach. ■

Der Autor Frank Zscheile ist IT-Journalist in München.

www.procad.de

Schema der Dokumentenlenkung

Bild: Procad GmbH & Co. KG

AAnzeige_13_aaaf20_neu_70x297_ITP.indd 1 03.12.19 18:02Anzeige_13_aaaf20_neu_70x297_ITP.indd 1 03.12.19 18:02Anzeige_13_aaaf20_neu_70x297_ITP.indd 1 03.12.19 18:02Anzeige_13_aaaf20_neu_70x297_ITP.indd 1 03.12.19 18:02Anzeige_13_aaaf20_neu_70x297_ITP.indd 1 03.12.19 18:02Anzeige_13_aaaf20_neu_70x297_ITP.indd 1 03.12.19 18:02Anzeige_13_aaaf20_neu_70x297_ITP.indd 1 03.12.19 18:02Anzeige_13_aaaf20_neu_70x297_ITP.indd 1 03.12.19 18:02Anzeige_13_aaaf20_neu_70x297_ITP.indd 1 03.12.19 18:02Anzeige_13_aaaf20_neu_70x297_ITP.indd 1 03.12.19 18:02Anzeige_13_aaaf20_neu_70x297_ITP.indd 1 03.12.19 18:02Anzeige_13_aaaf20_neu_70x297_ITP.indd 1 03.12.19 18:02Anzeige_13_aaaf20_neu_70x297_ITP.indd 1 03.12.19 18:02Anzeige_13_aaaf20_neu_70x297_ITP.indd 1 03.12.19 18:02Anzeige_13_aaaf20_neu_70x297_ITP.indd 1 03.12.19 18:02Anzeige_13_aaaf20_neu_70x297_ITP.indd 1 03.12.19 18:02Anzeige_13_aaaf20_neu_70x297_ITP.indd 1 03.12.19 18:02Anzeige_13_aaaf20_neu_70x297_ITP.indd 1 03.12.19 18:02Anzeige_13_aaaf20_neu_70x297_ITP.indd 1 03.12.19 18:02Anzeige_13_aaaf20_neu_70x297_ITP.indd 1 03.12.19 18:02Anzeige_13_aaaf20_neu_70x297_ITP.indd 1 03.12.19 18:02Anzeige_13_aaaf20_neu_70x297_ITP.indd 1 03.12.19 18:02Anzeige_13_aaaf20_neu_70x297_ITP.indd 1 03.12.19 18:02Anzeige_13_aaaf20_neu_70x297_ITP.indd 1 03.12.19 18:02Anzeige_13_aaaf20_neu_70x297_ITP.indd 1 03.12.19 18:02Anzeige_13_aaaf20_neu_70x297_ITP.indd 1 03.12.19 18:02Anzeige_13_aaaf20_neu_70x297_ITP.indd 1 03.12.19 18:02Anzeige_13_aaaf20_neu_70x297_ITP.indd 1 03.12.19 18:02Anzeige_13_aaaf20_neu_70x297_ITP.indd 1 03.12.19 18:02Anzeige_13_aaaf20_neu_70x297_ITP.indd 1 03.12.19 18:02Anzeige_13_aaaf20_neu_70x297_ITP.indd 1 03.12.19 18:02Anzeige_13_aaaf20_neu_70x297_ITP.indd 1 03.12.19 18:02Anzeige_13_aaaf20_neu_70x297_ITP.indd 1 03.12.19 18:02Anzeige_13_aaaf20_neu_70x297_ITP.indd 1 03.12.19 18:02Anzeige_13_aaaf20_neu_70x297_ITP.indd 1 03.12.19 18:02Anzeige_13_aaaf20_neu_70x297_ITP.indd 1 03.12.19 18:02Anzeige_13_aaaf20_neu_70x297_ITP.indd 1 03.12.19 18:02Anzeige_13_aaaf20_neu_70x297_ITP.indd 1 03.12.19 18:02Anzeige_13_aaaf20_neu_70x297_ITP.indd 1 03.12.19 18:02Anzeige_13_aaaf20_neu_70x297_ITP.indd 1 03.12.19 18:02Anzeige_13_aaaf20_neu_70x297_ITP.indd 1 03.12.19 18:02Anzeige_13_aaaf20_neu_70x297_ITP.indd 1 03.12.19 18:02Anzeige_13_aaaf20_neu_70x297_ITP.indd 1 03.12.19 18:02Anzeige_13_aaaf20_neu_70x297_ITP.indd 1 03.12.19 18:02Anzeige_13_aaaf20_neu_70x297_ITP.indd 1 03.12.19 18:02Anzeige_13_aaaf20_neu_70x297_ITP.indd 1 03.12.19 18:02Anzeige_13_aaaf20_neu_70x297_ITP.indd 1 03.12.19 18:02Anzeige_13_aaaf20_neu_70x297_ITP.indd 1 03.12.19 18:02Anzeige_13_aaaf20_neu_70x297_ITP.indd 1 03.12.19 18:02Anzeige_13_aaaf20_neu_70x297_ITP.indd 1 03.12.19 18:02Anzeige_13_aaaf20_neu_70x297_ITP.indd 1 03.12.19 18:02Anzeige_13_aaaf20_neu_70x297_ITP.indd 1 03.12.19 18:02Anzeige_13_aaaf20_neu_70x297_ITP.indd 1 03.12.19 18:02Anzeige_13_aaaf20_neu_70x297_ITP.indd 1 03.12.19 18:02Anzeige_13_aaaf20_neu_70x297_ITP.indd 1 03.12.19 18:02Anzeige_13_aaaf20_neu_70x297_ITP.indd 1 03.12.19 18:02

049_ITP_1_2020.pdf 27.01.2020 13:52 Seite 49

Page 15: PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT (PLM) › wp-content › uploads › dlm... · 2020-02-06 · PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT | DIGITALER ZWILLING. 38. IT&Production 2/2020. I. mmer mehr

PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT | NUTZENKALKULATION

44 IT&Production 10/2019

Der Return-on-Investment (ROI) ist ein wiederkehrendes Thema, wenn Unternehmen PLM-Soft-

ware einführen, erweitern oder ihre Alt-systeme ablösen. Über 20 Jahre Erfah-rung und Referenzen aus zahlreichen PLM-Projekten unterschiedlicher Bran-chen machen es dem langjährigen PLM-Anbieter Contact Software möglich, eine solide Kosten-Nutzen-Kalkulation aufzu-stellen. Der Ausgangspunkt für die Wirt-schaftlichkeitsbetrachtung ist dabei der individuelle PLM-Reifegrad eines Unter-nehmens. Darunter ist der Umsetzungs-grad von PLM-Konzepten und strategi-schen Zielbildern zu verstehen, wie sie unter anderem CIMdata oder Gartner beschreiben. Der jeweilige PLM-Reife-

grad eines Unternehmens wird in Rela-tion zu den neuen Möglichkeiten ge-setzt, die moderne Cloud-fähige Plattfor-men mit ihren PLM- und IoT-Anwendun-gen im Hinblick auf Technologien, Funk-tionen, User Experience und einfacheres Deployment bieten. Aus der Relation be-rechnet der Anbieter den Nutzen, ver-gleicht den Wert mit den Kosten für die PLM-Implementierung und erhält so ent-sprechende ROI-Kennzahlen.

Klassische Kosten-/Nutzenkalkulation

Im klassischen Produktentstehungspro-zess, der mit der Freigabe in die Fertigung endet, lässt sich der ROI aus der Analyse

der Arbeitsabläufe, vorhandenen Mengen-gerüsten, betriebswirtschaftlichen Kenn-zahlen und Referenzwerten gut quantifi-zieren. Dies sind die Top 3 der kosten- und erlösbasierten Potenziale. Reduzierung nicht-wertschöpfender Tä-tigkeiten: Moderne PLM-Anwendungen entlasten Fachleute in Kernbereichen wie Engineering, Projektmanagement, Produktabsicherung und Qualitätsma-nagement. Sie automatisieren Routine-aufgaben wie Konvertierung, ERP-Ab-gleich oder Benachrichtigungen und be-schleunigen viele Prozesse durch ihre Digitalisierung und eine kontextbezo-gene Bereitungsstellung von Informatio-nen (Finden statt Suchen, Freigaben, Do-

Software für das Product Lifecycle Management (PLM) ist eine substanzielle Inves tition in die Zukunft. Die Frage nach ihrer Wirtschaftlichkeit beschäftigt deshalb alle Unternehmen – und ist nach heutigem Kenntnisstand gut zu beantworten.

Bild: Contact Software GmbH

In neuen PLM-Infrastrukturen rückt die Nutzungsphase in den Fokus.

Wo bleibt der Return-on-Invest?

Product Lifecycle Management

044_ITP_Oktober_2019.pdf 25.09.2019 14:03 Seite 44

Page 16: PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT (PLM) › wp-content › uploads › dlm... · 2020-02-06 · PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT | DIGITALER ZWILLING. 38. IT&Production 2/2020. I. mmer mehr

| PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENTNUTZENKALKULATION

kumentation, Audit-Trail…). Daraus resul-tieren freiwerdende Kapazitäten, die für die Abarbeitung der Auftragsbestände zu nutzen sind und im besten Fall keinen weiteren Personalaufbau nötig machen. In diese Potenzialkategorie fallen auch Aufwände, die beispielsweise durch re-dundante Stammdatenpflege oder un-kontrollierte Variantenvielfalt verursacht werden. Hier sei an die früher populären Näherungsberechnungen basierend auf ‚Kosten pro Teilestamm‘ erinnert. Kürzere Durchlaufzeiten: Die Digitalisie-rung und Automatisierung nicht-wert-schöpfender Tätigkeiten führt dazu, dass

Projekte schneller abgewickelt werden und Produkte früher auf den Markt kommen. Unternehmen haben so die Chance einen höheren Marktanteil und damit einen höheren Umsatz zu erzie-len. Zudem erreichen sie durch kürzere Entwicklungszyklen den ROI eines Pro-dukts/Projekts schneller und reduzieren damit ihre Finanzierungskosten. Höhere Erlöse: Potenziale in dieser Kate-gorie mobilisieren Unternehmen, indem sie mit PLM-Lösungen Mehrkosten ver-meiden, die aus Fehlleistungen oder Fehl-planungen entstehen. Hierzu zählen zum Beispiel Ausschuss, Nachbesserungen,

Garantiefälle, Strafzahlungen, Falschbe-stellungen sowie Werkzeug- und Lager-kosten. Zum anderen lassen sich durch eine erhöhte Verwendung von Wiederhol- beziehungsweise Vorzugsteilen signifi-kante Einsparungen realisieren.

Neue Entwicklungsmethoden

Das Internet der Dinge (IoT) vernetzt immer mehr Produkte untereinander und mit zentralen Diensten. Die große Rolle, die eingebettete Software und Elektronik dabei spielen, bedingt andere Entwicklungsprozesse in den Unterneh-men. Die verschiedenen Ingenieursdiszi-

Beispiel für den Kosten-/Nutzenverlauf einer PLM-Software in der Gesamtbetrachtung

Bild:

Cont

act S

oftw

are G

mbH

UNIQUE BUSINESS SOLUTIONS

Den digitalen Wandel gestalten – Lernen Sie den IT-Wachstumschampion 2019 kennen!

www.fasihi.net

Anzeige

045_ITP_Oktober_2019.pdf 25.09.2019 14:03 Seite 45

Page 17: PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT (PLM) › wp-content › uploads › dlm... · 2020-02-06 · PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT | DIGITALER ZWILLING. 38. IT&Production 2/2020. I. mmer mehr

PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT | NUTZENKALKULATION

46 IT&Production 10/2019

plinen müssen enger zusammenarbei-ten und externe Partner besser einge-bunden sein, damit smarte Produkte und Services Erfolg haben. Die hier be-trachteten Nutzenpotenziale basieren auf neuen Vorgehensweisen wie dem Requirements Engineering oder Model Based Systems Engineering, die füh-rende PLM-Plattformen bereits unter-stützen. Diese Verfahren helfen, immer komplexere Produkte in immer kürzerer Zeit auf den Markt zu bringen und über den gesamten Lebenszyklus zu pflegen.

Entwickeln in Kreisläufen

Auch Closed Loop Engineering ist heute schon möglich. Bei diesem Ansatz analy-sieren integrierte PLM/IoT-Plattformlö-sungen die Informationen aus der Be-triebsphase von Produkten. Damit stehen sie der Entwicklung und dem Qualitäts-management unmittelbar für eine konti-nuierliche Produktoptimierung zur Verfü-gung. Der monetäre Nutzen in diesen neuen Anwendungsbereichen lässt sich bewerten. So sind zum Beispiel die hohen Aufwände für das Management von An-forderungen mit herkömmlichen, doku-mentbasierten Ansätzen in den Unterneh-men deutlich sichtbar und bieten Raum für viele Einsparungen (siehe Bild).

Digitale Geschäftsmodelle

Die Digitalisierung ermöglicht Ge-schäftsmodelle, die noch vor kurzem unrealistisch schienen. In der Konse-quenz wird der Produktlebenszyklus jetzt zu einem echten Kreislauf, der viel stärker die Nutzungsphase von Produk-ten in den Fokus rückt. So können viele Unternehmen ihr Produkt- zu einem Servicegeschäft transformieren. Mitei-nander verknüpfte PLM- und IoT-An-wendungen sind gut dazu geeignet, diese datengetriebenen Geschäftsmo-delle zu unterstützen. Hier kommt der vielzitierte Digital Twin ins Spiel. Bimo-dale PLM/IoT-Plattformen haben das Management von Digitalen Mastern und Digitalen Zwillingen bereits in einem hohen Reifegrad realisiert. Sie sind in der Lage, nahtlos über das Inter-net der Dinge mit Produkten und Anla-gen zu kommunizieren, und erschlie-ßen Unternehmen viele Möglichkeiten ihre Produkte, Prozesse und Dienstleis-tungen kontinuierlich zu verbessern. Den daraus resultierenden Nutzen er-mittelt der PLM-Anbieter Contact Soft-ware aus den Umsatz- und Gewinnpo-tenzialen, die ein Unternehmen zusätz-lich mit neuen Geschäftsmodellen und Services erzielen kann.

Offene PLM-Architekturen

Analog zur komplexer werdenden Pro-dukt- und Servicewelt steigt die Zahl der aufgabenspezifischen IT-Werkzeuge im Produktentstehungsprozess. Ergänzend dazu ist in den nächsten Jahren ein dy-namischer Wandel der Wertschöpfungs-netzwerke zu erwarten, weil im Zuge der Digitalisierung immer mehr Unterneh-men mit wechselnden Akteuren zusam-menarbeiten. Diese Dynamik müssen auch PLM-Lösungen abbilden können. Hier fordern die produzierenden Unter-nehmen mehr Flexibilität, Agilität und Of-fenheit bei den Systemarchitekturen, um bei neuen Anforderungen handlungsfä-hig zu bleiben. Einige moderne PLM-Plattformen, die sich auf Open-Source-Komponenten und Standards wie OSLC und REST abstützen, bieten Kommuni-kations- und Integrationsschichten, die vielfältig einzusetzen sind. Sie machen es beispielsweise schneller möglich, einen Collaboration Hub – also eine Da-tendrehscheibe für die unternehmens-übergreifende Zusammenarbeit – einzu-richten, der sich nahtlos in die vorhan-dene IT-Landschaft einfügt. Berechenba-rer Nutzen entsteht aus dem Geschwin-digkeitsvorteil, mit dem ein Unterneh-men seine PLM-Umgebung auf geän-derte Rahmenbedingungen adaptieren kann und aus der Reduktion der IT-Be-triebskosten (siehe Bild).

Mehr Nutzen als je zuvor

Erfolgreich eingesetzte Software für ein durchgängiges Product Lifecycle Ma-nagement ist eine Investition, die sich für Unternehmen auszahlt. Eine mo-derne Cloud-fähige Plattform erschließt eine Fülle neuer Nutzenpotenziale von der ersten Idee über die Industrialisie-rung und Nutzungsphase der Produkte bis hin zu ihrem End-of-Life. Der Break-Even bis sich eine PLM-Plattform amor-tisiert hat, kann oft schon im ersten Jahr nach ihrer Einführung oder ihrem Ausbau erreicht werden. ■

Autor Rolf Stübbe

ist Management-Consultant bei Contact Software.

www.contact-software.com

Der PLM-Reifegrad eines Unternehmens ist der Maßstab für die Wirtschaftlichkeitsbetrachtung.

Bild:

Cont

act S

oftw

are G

mbH

046_ITP_Oktober_2019.pdf 25.09.2019 14:04 Seite 46

Page 18: PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT (PLM) › wp-content › uploads › dlm... · 2020-02-06 · PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT | DIGITALER ZWILLING. 38. IT&Production 2/2020. I. mmer mehr

| PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT KÜNSTLICHE INTELLIGENZ

47IT&Production 10/2019

Beim Konzept des von künstlicher Intelligenz (KI) ge-steuerten generativen Designs in der Produktentwick-lung handelt es sich nicht um eine bahnbrechende In-

novation. Bereits vor einigen Jahren kam es zu einer Art ers-tem Hype rund um dieses Thema, allerdings gab es auf die-sem Gebiet immer noch keinen rechten Durchbruch – zu groß war die Skepsis gegenüber KI-Algorithmen als treibende Ent-scheidungskraft im Produktdesign. Darüber hinaus war es für Anbieter von 3D-CAD-Technologie bisher schwierig, Ingenieure und Entwickler für den Einsatz von Simulationstechnik in einem frühen Konstruktionsprozess zu begeistern, da die tech-nologischen Herausforderungen wie die mangelnde Geschwin-digkeit der Anwendungen oft noch zu groß erschienen. Doch durch Cloudtechnologien sowie Fortschritten in den Bereichen Simulationstechnologie, dem 3D-Druck sowie beim Machine Learning als eine der KI-Technologien steht das Konzept des generativen Designs in der Produktentwicklung vor einer brei-teren Anwendung im Markt. Dabei gilt es auch, die zukünftige Rolle des Produktentwicklers im Blick zu behalten.

Computer wird zur treibenden Kraft

Einfach ausgedrückt, bedeutet generatives Design, dass Menschen und Computer gemeinsam Objekte entwerfen, die ein Mensch alleine nicht zu entwickeln vermag. Während die Produktentwickler und Ingenieure bislang noch selbst aktiv und kreativ über ein neues Produkt, Bauteil oder eine größere Konstruktion wie eine Brücke oder ein Haus nachdachten und den Computer samt moderner CAD-Software als Hilfs-mittel nutzten, wird beim generativen Design der Computer zur treibenden Kraft. Der Mensch legt zunächst Designpara-meter und Funktionsanforderungen wie etwa Maximalgröße (Bauraum), Gewicht, Werkstoffart, Belastbarkeit, Fertigungs-prozess oder Kosten fest. Zudem ist es möglich, Designpa-rameter zu definieren, die Kaufentscheidungen, Fertigungs-kapazitäten, den Status der Lieferkette und regional erforder-liche Produktvarianten berücksichtigen. Der Computer er-rechnet daraufhin nicht nur eine Geometrie, sondern erstellt eine Vielzahl von Design-Entwürfen, die den vorgegebenen

Beim generativen Design wer-den KI-Algorithmen zur trei-benden Entscheidungskraft im Produktdesign. Anhand vor-gegebener Parameter können sie eine Vielzahl an passen-den Produktentwürfen berech-nen. Dadurch ändert sich auch die Rolle von Produktdesig-nern und Ingenieuren. Ganz ohne sie geht es jedoch nicht.

Wenn KI zum Produktdesigner

wird

Generatives Design

Bild:

©pe

shko

va/A

dobe

Stoc

k.com

Bild:

PTC

Inc.

Bild:

©pe

shko

v/st

ock.a

dobe

.com

047_ITP_Oktober_2019.pdf 25.09.2019 14:10 Seite 47

Page 19: PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT (PLM) › wp-content › uploads › dlm... · 2020-02-06 · PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT | DIGITALER ZWILLING. 38. IT&Production 2/2020. I. mmer mehr

PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT | KÜNSTLICHE INTELLIGENZ

48 IT&Production 10/2019

Kriterienkatalog in sämtliche Richtun-gen ausreizen. Die Simulation wird beim generativen Design somit in den Entwicklungsprozess integriert.

Hoher Personalisierungsgrad

Die Vorteile für die Unternehmen sind vielfältig. So kann beispielsweise mehr Zeit in die Erforschung konzeptioneller Designs fließen. Zudem kann die Entwick-lung neuer Produkte optimiert werden, beispielsweise durch verbesserte Produ-zierbarkeit, die Reduktion von Material-kosten sowie kürzere Produktionszeiten. Der Ansatz des generativen Designs er-möglicht außerdem einen hohen Perso-nalisierungsgrad, was dem Kunden zu Gute kommt. Da Simulation, Analyse und Fertigung auf einer Ebene liegen, sinkt die Gefahr möglicher teurer Nachbesserun-gen deutlich, was die Zeit bis zur Markt-einführung stark verkürzen kann.

Die KI trifft Entscheidungen

Die KI ist zudem im Stande, auszuwäh-len, welcher der Designentwürfe sich an-hand der Vorgaben am besten eignet. Der Entwickler kann sich auch mehrere Design-Varianten anhand verschiedener Parameter heraussuchen lassen – bei-spielsweise die besten Vorschläge für unterschiedliche Materialien. Die ent-sprechenden Kriterien, seien es Material- oder Konstruktionsanforderungen, kön-nen in Echtzeit angepasst werden. Nach Sichtung der Möglichkeiten können an-

schließend erste Prototypen in Fräsma-schinen oder 3D-Druckern erzeugt wer-den. Oder die Ergebnisse fließen auto-matisch in Tests ein, die andere Erkennt-nisse des Unternehmens etwa zu Kos-tenkalkulation, Lieferkette und Qualität einschließen können. Somit wird nicht nur viel Zeit eingespart, sondern der Out-put vergrößert sich um ein Vielfaches.

Unterschiede zu anderen Technologien

An dieser Stelle ist es wichtig, noch ein-mal auf den Unterschied zwischen ge-nerativem Design und anderen Techno-logien wie Topologieoptimierung, Git-teroptimierung oder ähnliches einzuge-hen, die oft unter gleichem Namen ge-nannt werden: Während beim generati-ven Design von einem ‘weißen Blatt Pa-

pier’ ausgegangen wird, für das der Produktentwickler lediglich einige Rah-menkriterien definiert, beziehen sich alle anderen Technologien auf die Opti-mierung eines bereits bestehenden Ent-wurfs durch Simulation am 3D-Modell. Dabei geht es beispielsweise darum, das Gewicht zu reduzieren, ohne die äußere Form des Bauteils zu verän-dern. Dabei entstehen jedoch keine neuen Gestaltungsmöglichkeiten, son-dern lediglich optimierte Variationen einer bekannten Lösung.

Vom Entwickler zum Kurator

Durch den Generative Design-Ansatz ver-ändert sich somit der gesamte Produkt-entwicklungsprozess und damit auch die Rolle des Produktentwicklers oder Inge-nieurs selbst. War er früher die treibende

Bild:

PTC

Inc.

Simulationen ermöglichen die frühzeitige Erkennung von Schwachstellen oder Fehlkonstruktionen.

Bild: ©Maxim/AdobeStock.com

Bild:

©pe

shko

v/st

ock.a

dobe

.com

167648_Parametric Technology GmbH_RPEW_SIM_ITP 26.09.2019 07:46 Seite 48

Page 20: PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT (PLM) › wp-content › uploads › dlm... · 2020-02-06 · PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT | DIGITALER ZWILLING. 38. IT&Production 2/2020. I. mmer mehr

| PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT KÜNSTLICHE INTELLIGENZ

kreative Kraft, die Designentwürfe lieferte, wird er in diesem Pro-zess mehr zum Kurator der Ergebnisse. Er bleibt zwar von An-fang an in die Entwurfsphase eingebunden, legt aber lediglich die Parameter für den Computer fest und jongliert anschließend mit einigen wenigen Zielvorgaben wie der schnellsten Produk-tionsvariante, dem in der Herstellung günstigsten Modell oder der Variante mit den besten Produkteigenschaften. Dies hat unter anderem den Vorteil, dass der Entwickler seine Modelle nicht mehr gegenüber anderen Entscheidungsträgern verteidi-gen muss, da diese mittels Algorithmen entstanden sind, wobei vom jeweiligen Optimum ausgegangen werden kann. Eine wich-tige Rolle bleibt jedoch definitiv bestehen – das prüfende Auge in punkto Optik und Ästhetik. Ein solches besitzt der Computer bisher nicht. Dieser rechnet alle vorgegebenen Parameter ein und setzt den optimalen Entwurf nach technischen Gesichts-punkten um. Die Entscheidung bezüglich Optik, Form oder Ma-terial obliegt den multisensorischen Fähigkeiten des Produkt-entwicklers sowie seiner Erfahrung. Dabei ist es ein Unter-schied, ob es sich um ein Bauteil innerhalb einer Maschine, Autos oder Flugzeugs handelt, das später niemand mehr zu Ge-sicht bekommt, oder aber ob es eine Komponente oder ein Pro-dukt wird, das später sichtbar ist und dessen Form, Farbgebung oder Klang kaufentscheidend sein kann.

Breites Anwendungs spektrum

Generatives Design und KI ermöglichen ein breites Anwen-dungsspektrum. Dafür sorgen auch neue Anwendungspa-kete, wie es beispielsweise PTC mit seinem zukünftigen Creo-Portfolio anbieten wird. Dabei kommen die Visualisie-rungstechnologie von Ansys sowie die Generative Design-Technologie des Unternehmens Frustum zum Einsatz. Die Software verlagert die Analyse an den Anfang des Design -prozesses. Produktentwickler können dadurch Produktinno-vationen schneller vorantreiben.

Schneller entwerfen, Eigenschaften verbessern

Der Generative Design-Ansatz dürfte schon bald breiteren Anklang finden, da Unternehmen zunehmend die Vorteile dieser Methode im Zusammenhang mit der verfügbaren Technologie entdecken. Sie können Produkte schneller ent-

15. Anwenderforum | 14. – 15. November 2019, Düsseldorf

Bitte geben Sie bei Ihrer Anmeldung unter www.forum-mobile-instandhaltung.defolgenden Code ein und Sie erhalten 10% Rabatt: ITML2019

Einsatz mobiler Lösungen in Instandhaltung & Service Fit für die Instandhaltung von morgen – interaktiv, vernetzt, mobil

- Anzeige -

werfen und fertigen und mit verbesserten Eigenschaften oder zu einem günstigeren Preis anbieten, was ihnen einen Wettbewerbsvorteil verschaffen kann. ■

Der Autor Markus Hannen ist

Technical Sales Vice President bei PTC.

www.ptc.com

Generatives Design und KI-Unterstützung werden bald feste Elemente der 3D-CAD-Software Creo von PTC sein.

Bilde

r: PTC

Inc.

049_ITP_Oktober_2019.pdf 25.09.2019 14:10 Seite 49

Page 21: PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT (PLM) › wp-content › uploads › dlm... · 2020-02-06 · PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT | DIGITALER ZWILLING. 38. IT&Production 2/2020. I. mmer mehr

PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT | PRODUKTDATENMANAGEMENT

50 IT&Production 10/2019

In der Anfangszeit hatte Produktdaten-management (PDM) hauptsächlich die Funktion, Zeichnungen und CAD-Mo-

delle zu verwalten. Im Laufe der Zeit kamen immer mehr Aufgaben hinzu, denn es war einfach, Informationen in Mappen zu stecken und sie dort auch wieder zu fin-den. Bald haben Firmen PDM auch rein für kaufmännische Aufgaben eingesetzt, z.B. für die Angebotsverfolgung. Heute setzen fortschrittliche Unternehmen PDM/PLM als zweiten Hauptinformationsstrang pa-rallel zu ERP-System ein. Vom Chef bis in die Produktion profitieren viele davon. Das

spiegelt sich auch in stark gestiegenen Verkaufszahlen in den letzten fünf Jahren. Um zu verstehen, was den Siegeszug die-ses ‘Instruments’ in der Praxis bewirkt hat, hilft ein Blick auf die Grundlagen:

Mappentechnik für alle

Wenn man sich einem PDM/PLM-System nähert, fällt einem sehr schnell die Map-pentechnik auf. Mappen, die wie in der rea-len Welt einfach geöffnet, befüllt und wie-der geschlossen werden können. Außen steht die Überschrift drauf. Ein Unterneh-

men, das projektorientiert arbeitet, bildet damit seine Projektstruktur ab: Interne Kommunikation, externe Kommunikation, Zeichnungen, Berechnungsergebnisse und vieles mehr finden hier Platz und können schnell wiedergefunden werden. Unterneh-men, die produktorientiert arbeiten, ma-chen das entsprechend für ihre Produkt-struktur. Entscheidend ist die Einfachheit, denn PDM wird nicht nur von Ingenieuren und Technikern genutzt, sondern auch von anderen Gruppen im Unternehmen. „Ja, es ist zwischenzeitlich sogar so, dass auf einen PDM-Nutzer im konstruktiven Um-

In den Brachendiskussionen der letzten Jahre haben PDM und PLM oft allenfalls Neben-rollen eingenommen. Sehr zu Unrecht. Ohne diese Werkzeuge ist die Digitalisierung und Automatisierung der Prozesse kaum möglich, nicht nur im Engineering.

Bild:

DPS

Softw

are G

mbH

PDM gehört nicht zum alten Eisen

Dokumentenmappen für alle

050_ITP_Oktober_2019.pdf 25.09.2019 14:24 Seite 50

Page 22: PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT (PLM) › wp-content › uploads › dlm... · 2020-02-06 · PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT | DIGITALER ZWILLING. 38. IT&Production 2/2020. I. mmer mehr

| PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENTPRODUKTDATENMANAGEMENT

feld (CAD-PDM) mittlerweile zehn PDM-Nutzer in anderen Unternehmensbereichen kommen“, sagt Friedrich Luger, Leiter Com-petence Center PDM bei DPS Software.

Eindeutige Daten für alle

Den Verlauf dieser Entwicklung skizziert folgendes Beispiel: Früher hat man am Ende der Konstruktion alle nötigen Arbeits-materialien zusammengepackt und zum entsprechenden Ansprechpartner in der Arbeitsvorbereitung getragen. Mit PDM landete dann alles in einer elektronischen Mappe, die per Mausklick in die AV gesen-det wurde. „Inzwischen geht man noch einen Schritt weiter“, so Friedrich Luger, „indem man die nachfolgenden Stellen, etwa die Arbeitsvorbereitung, auf den glei-chen Datenbestand zugreifen lässt, den der Konstrukteur angelegt hat. Damit ist die Eindeutigkeit der Daten gesichert.“ Die Mitarbeiter der nachfolgenden Stellen er-halten lediglich noch eine Nachricht, dass

ein bestimmter Datensatz bereitsteht und auch dies erfolgt noch automatisiert, ge-steuert über einen Workflow. Damit ist das nächste Basisthema bereits gesetzt:

Basis Workflow

„Workflows spielen eine immer wichtigere Rolle“ schildert Luger, „Workflows sind im Prinzip die Basis für die Automatisierung, etwa als Freigabe-Workflows oder Ände-rungsworkflows. Dazu gehört auch, sobald ein definierter Produktstatus erreicht ist, eine Reihe automatisierter Aufgaben aus-zulösen, um komplette Prozesse zu starten und sie ohne Userinteraktion abzuschlie-ßen. Eine zentrale Rolle spielen Workflows auch bei ereignisgesteuerter Kommunika-tion mit externen Systemen, beispielsweise für die automatisierte Bereitstellung von Daten für ein ERP-System.“ Die ERP-Kopp-lung ist ein Thema, das immer intensiver nachgefragt wird, wie Luger in der tägli-chen Praxis sieht: „Als wir 2006 mit Solid-

works PDM begannen, wurde vielleicht für eine von 20 PDM-Installationen eine PDM-ERP-Integration angedacht. Heute hat jedes zweite System einen ERP-Anschluss von Anfang an dabei. Und bei praktisch jeder Installation ist es das Ziel, im zweiten Schritt zu so einer Kopplung zu kommen.“

Kein Alteisen

Für Luger gehören PDM/PLM-Systeme daher noch lange nicht zum alten Eisen. “Sie verknüpfen und verwalten Daten von Dutzenden Autorensystemen und stellen diese in einer einheitlichen Oberfläche im ganzen Unternehmen zur Verfügung. In-telligent verbunden mit ERP-Systemen zählen PDM/PLM Systeme daher für mich zu den Schlüsseltechnologien für den digitalen Wandel“, schließt er. ■

Der Autor Karl Obermann ist freier Journalist.

www.dps-software.de

Lessons-Learned-Prozess: Neue Erkenntnisse für das RisikomanagementDie geschlossenen Architekturen traditioneller PLM-Systeme machen es bisher unmöglich, Innovationen komplexer, intelligen-ter und vernetzter Produkte zu fördern und die Zusammenarbeit während der Produktentwicklung und -herstellung zu optimieren. Die webbasierte Product Innovation Platform PLATO e1ns ist eine interaktive Plattform, die dynamische Produktentwick-lungsprozesse transparent abbildet. Sie versetzt Ingenieure in die Lage, mögliche Risiken in der Entwurfsphase eines Produktes zu erkennen und zu analysieren. Dank der einzig -artigen und tiefen Methodenintegration wird bereits im Vorfeld das Höchstmaß an Produktqualität sichergestellt.

Zur Gestaltung transparenter Arbeits- und Produkt - entwicklungsprozesse lassen sich Tools, Mitarbeiter und Informationen synchronisieren und ein verlässlicher Kommuni kationsfluss aufbauen. Die Vereinfachung der Zusammen arbeit sämtlicher Projektbeteiligter gewährleistet ein gemeinsames Systemverständnis, das als Basis für eine zügige, wirtschaftliche und erfolgreiche Produktentwicklung fungiert und richtige Entscheidungen zulässt. Sehr attraktiv ist PLATO e1ns auch für Unternehmen, die vernetzte und innovative „Smart Products“ entwickeln. Änder ungen, die für neue Produkte bzw. Varianten entschei-dend sind, fließen in die Wissensdatenbank ein. Die zentrale, webbasierte Bereitstellung von Vorlagen ermöglicht unter-nehmensweit einheitliche Arbeitsweisen und weltweite Verfügbarkeit ohne Suchaufwand. Ein echter Lessons- Learned-Prozess zur Wiederverwendung von Wissen.

Bild: PLATO AG

Kontakt

- Anzeige -

PLATO AG Maria-Goeppert-Straße 15 23562 Lübeck

Tel.: +49 451 930986-0 [email protected] www.plato.de/e1ns

051_ITP_Oktober_2019.pdf 25.09.2019 14:24 Seite 51

Page 23: PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT (PLM) › wp-content › uploads › dlm... · 2020-02-06 · PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT | DIGITALER ZWILLING. 38. IT&Production 2/2020. I. mmer mehr

PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT | CONFIGURE PRICE QUOTE

52 IT&Production 10/2019

V or über 125 Jahren in Hohenlimburg bei Hagen gründen Carl Haver und Eduard Boecker 1887 die Drahtweberei Haver & Boecker, in der sie mechanische Webstühle ein-

setzen und so hochwertige Geflechte fertigen. Ab 1913 stellt das Unternehmen auch Präzisionsgewebe für den Siebdruck her, die Analyse von Partikeln wird mit den Produkten von Haver & Boecker möglich. Nach und nach entwickelt sich zudem ein neuer Ge-schäftsbereich: Das Unternehmen produziert nun auch Maschinen, in denen die eigenen Drahtgewebe verbaut sind. An dieser Konstel-lation hat sich bis heute nichts geändert: Haver & Boecker bietet seinen Kunden zum einen Drahtgewebe an, die in der Architektur, in der Industrie, beim Siebdruck und im Hobby-Bereich verwendet werden. Zum anderen ist das Unternehmen auf Maschinen und An-lagen für das Abfüllen von Schüttgütern spezialisiert, die bei der Verpackung und Aufbereitung von Zement, Baustoffen und Mine-ralien, Chemikalien und Lebensmitteln zum Einsatz kommen.

Individueller Maschinenbau

Vom westfälischen Oelde aus werden weltweit 50 Tochtergesell-schaften und mehr als 150 Vertretungen gesteuert. Im Jahr 2018 hat der Konzern erstmals in seiner Unternehmensgeschichte die Umsatzmarke von 500 Millionen Euro geknackt. Eine wichtige Rolle im Angebotsportfolio spielt seit über 50 Jahren der Haver Roto-Packer – eine rotierende Maschine für die Verpackung von Schüttgütern. „Die grundsätzliche Funktion ist zwar immer iden-tisch. Für jedes Einsatzszenario muss die Packmaschine aber in-dividuell konfiguriert werden“, sagt Ann-Kristin Kaltefleiter-Jürgens, Leiterin der Vertriebssteuerung der Maschinenfabrik. Daher setzt Haver & Boecker seit einigen Jahren auf ein modulares Konzept. Die Kunden können aus einer Vielzahl von Komponenten auswäh-len. Die Variantenvielfalt ist hoch, der Verkaufsprozess entspre-chend komplex. Auch die Maschinen und Anlagen aus den übrigen

Selbst wenn die Maschinen von Haver & Boecker nach dem glei-chen Prinzip arbeiten, gleicht kein Erzeugnis dem anderen – zu individuell sind die Kunden-anforderungen. Seit eine An -gebotssoftware die Vertriebler unterstützt, vergehen bis zum fertigen Angebot trotzdem nur rund drei Stunden.

Bild:

Have

r & B

oeck

er O

HG

In drei Stunden zum komplexen

Angebot

Varianz im Maschinenbau

052_ITP_Oktober_2019.pdf 25.09.2019 14:32 Seite 52

Page 24: PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT (PLM) › wp-content › uploads › dlm... · 2020-02-06 · PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT | DIGITALER ZWILLING. 38. IT&Production 2/2020. I. mmer mehr

| PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENTCONFIGURE PRICE QUOTE

53IT&Production 10/2019

Produktfamilien werden stets nach indivi-duellen Anforderungen zusammengestellt. Zwar nutzten die Vertriebsmitarbeiter – In-genieure mit ausgeprägtem technischem Verständnis – seit Mitte der 90er-Jahre eine im Unternehmen entwickelte Software zur Angebotserstellung. Aber auch damit dauerte es bei umfangreichen Anfragen bis zu zwei Tagen, bis ein Angebot fertig war und an den Interessenten gesendet wer-den konnte. Hinzu kam, dass die Software nur mit umfassendem Vorwissen zu bedie-nen war und daher nur von wenigen Toch-terunternehmen genutzt werden konnte.

Nahtloser Verkaufsprozess

Ann-Kristin Kaltefleiter-Jürgens: „Aus die-sen Gründen war für die Kollegen im Ver-trieb und für das Management irgend-wann klar, dass wir eine leistungsfähige, moderne Lösung benötigen. Unser Ziel war es, Angebote nicht nur schneller, son-dern auch absolut zuverlässig zu erstel-len. Und wir wollten den gesamten Ver-kaufsprozess durchgängig mit einer Lö-sung abbilden. Vom ersten Kontakt zu einem Interessenten bis zur Bestätigung des Auftrags. Unsere Anforderungen an die IT-Lösung waren also hoch.“ Um sich einen Überblick zu verschaffen, informier-ten sich die Verantwortlichen zunächst beim Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) nach geeigneten Softwareanbietern. Vier von ihnen wurden

anschließend eingeladen, um ihre Lösung zu präsentieren – darunter auch Camos. Und der Ansatz des Stuttgarter Software- und Beratungsunternehmens überzeugte. „Camos konnte den gesamten Prozess abbilden, so wie wir uns das vorgestellt haben. Hinzu kam, dass die Angebote di-rekt aus dem Konfigurator heraus erstellt werden können. Außerdem lassen sich die gängigen Office-Anwendungen einbin-den. Die Nutzer müssen also nicht stän-dig von System zu System wechseln“, so Kaltefleiter-Jürgens. Ein weiterer Vorteil war die zertifizierte SAP-Schnittstelle, über die sich bestätigte Aufträge an das ERP-System weitergegeben lassen.

Akzeptanztest bestanden

Deshalb wurde Camos zunächst damit beauftragt, einen Prototypen für den Roto-Packer zu entwickeln. Dieser wurde in einem Workshop beim Hersteller vor-gestellt, an dem etwa 40 Mitarbeiter aus unterschiedlichen Fachbereichen teilnah-men. Kaltefleiter-Jürgens schildert: „Uns war extrem wichtig, dass die Kollegen, die das System später nutzen sollen, vor der finalen Entscheidung nach ihrer Mei-nung gefragt werden. Erst als eine posi-tive Resonanz der Kollegen vorlag, haben wir das Projekt an Camos vergeben.“ Ab dem Kick-off arbeiteten Mitarbeiter bei-der Firmen eng zusammen. Sie passten die einzelnen Softwaremodule an den

Bedarf an und programmierten die erforderlichen Schnittstellen. Der größte Teil der Arbeit bestand darin, die Konfigurationsdaten zu den Maschinen zu systematisie-ren und die Konfigurationsregeln zu definieren.

Von Opportunity bis Auftrag

Seitdem hat sich der Verkaufspro-zess für die Vertriebsarbeiter stark gewandelt. Sobald ein Unterneh-men mit seinem Vorhaben auf Haver & Boecker zukommt, über-legt ein Vertriebler gemeinsam mit dem Ansprechpartner auf Kunden-seite, welche Technologie für das Projekt die beste Lösung ist. Er legt dann im neuen System ein Vertriebsobjekt an – eine Opportu-

nity. Sämtliche Unterlagen, die im weite-ren Verlauf entstehen – also E-Mails, Word- und Excel-Dokumente, Spezifikatio-nen und technische Zeichnungen sowie die Angebote selbst – werden dem Objekt zugeordnet. Aufgenommen werden auch die Anforderungen der potenziellen Kun-den und die spezifischen Parameter, z.B. die Betriebszeiten oder die technischen Daten bestehender Anlagen. Davon aus-gehend stellt der Vertriebsmitarbeiter über den Konfigurator eine passende Ma-schine bzw. Anlage zusammen. Sind alle Komponenten ausgewählt, generiert das System automatisch das Angebot mit sämtlichen Preisen und beschreibenden Texten zu den einzelnen Bestandteilen. Statt wie früher zwei Tage, nimmt das nur drei Stunden in Anspruch.

Mehr Zeit für die Kunden

Das Ziel, Angebote wesentlich schneller zu erstellen und dabei fehlerfrei zu arbeiten, wurde also erreicht. Die so gewonnene Zeit nutzen die Vertriebsmitarbeiter heute, um neue Kunden zu gewinnen. „Wir merken deutlich, dass die Kollegen viel häufiger un-terwegs sind. Die Anzahl der Angebote hat spürbar zugenommen“, sagt Kaltefleiter-Jürgens. Dazu trägt auch bei, dass das neue System die Vertriebler beim Manage-ment der Kundenbeziehungen unterstützt. So werden sie beispielsweise durch Alerts daran erinnert, aktiv auf einen Interessen-ten zuzugehen, wenn dieser sich nach einer bestimmten Zeit nicht gemeldet hat. Mit dem Versand der zweiten Angebots-version sind sie außerdem verpflichtet, die Wahrscheinlichkeit eines Abschlusses und den Zeitpunkt einzuschätzen und das zu dokumentieren. So stehen heute zahlreiche Daten zur Verfügung, die über verschie-dene Reporting-Funktionen zu Aussagen verdichtet und für die strategische Ausrich-tung des Vertriebs und es Unternehmens genutzt werden können. Ann-Kristin Kalte-fleiter-Jürgens: „Beim Start des Projekts hatten wir diese Möglichkeiten noch gar nicht bedacht. Mittlerweile schätzen wir diesen zusätzlichen Nutzen sehr.“ ■

Der Autor Michael Schwengers ist

Geschäftsführender Gesellschafter bei der Agentur kleine Republik.

www.camos.de

Haver & Boecker: Familienunternehmen mit 125 Jahren Tradition.

Bild:

Have

r & B

oeck

er O

HG

053_ITP_Oktober_2019.pdf 25.09.2019 14:32 Seite 53

Page 25: PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT (PLM) › wp-content › uploads › dlm... · 2020-02-06 · PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT | DIGITALER ZWILLING. 38. IT&Production 2/2020. I. mmer mehr

PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT | DATENINTEGRATION

54 IT&Production 10/2019

Klassische Werkstoffdatenbanken speichern in der Regel nur wenige Kennwerte der vorangegangenen Laborunter-suchungen. Deren Auswertung geschieht üblicherweise

mit externen Werkzeugen, etwa mit Microsoft Excel. Der Weg von der Prüfmaschine zum Werkstoffmodell ist vielfach durch Medi-enbrüche gekennzeichnet, die zu fehlerhaften Daten führen kön-nen. Werkstofftechnologen und Produktentwickler leben also viel zu häufig noch in getrennten IT-Welten. Die Siemens Teamcenter-Lösung ‚Integrated Material Management‘ (IMM) des Systeman-bieters Thinkstep konnte beispielsweise die Werkstoffinformatio-nen für den digitalen Zwilling schon sehr effektiv bereitstellen und verwalten, „wodurch technische Fragestellungen zusammen mit Compliance und Nachhaltigkeit simultan in den Entwicklungspro-zess integriert werden können“, bestätigt Lucas Dann, Produkt-manager IMM der Thinkstep AG. Allerdings mussten beispiels-weise die Rohdaten aus Prüfungen von der Werkstoffabteilung

getrennt aufbereitet werden. Für den CAE-Anwender waren diese Abläufe jedoch nicht transparent nachvollziehbar. Darüber hinaus waren alle Informationen zu einem Werkstoff zwar in einer ein-heitlichen Datenbank gespeichert, „aber das entsprach eher einem virtuellen Schreibtisch, auf dem einzelne Tabellen neben-einander abgelegt werden“, beschreibt Uwe Diekmann, Geschäfts-führer der Firma Matplus GmbH ein weiteres Problem.

Komplexe Werkstoffdaten

Während Konstrukteure vor allem zulässige Spannungen und die Festigkeit im Auge haben, interessieren sich Fertigungsmit-arbeiter eher für das typische temperaturabhängige Fließ- und Umwandlungsverhalten eines Werkstoffs. Dazu benötigen sie auch Umformgrade, die einer Dehnung von mehr als 200 Pro-zent entsprechen. Dagegen liefern beispielsweise Zugversuche

Wenn klassische Informationen aus Normen für anspruchsvolle CAE-Berechnungen nicht ausreichen, müssen Materialmodelle oft in umfangreichen Versuchen ermittelt werden. Mit Lösungen des Werkstoffdaten-Spezialisten Matplus lassen sich solche Labordaten leicht in die Entwicklungsprozesse wie etwa für das Simultaneous Engineering integrieren.

Produktstruktur in Siemens NX mit Werkstoffzuweisungen über Teamcenter IMM

Konsistente Daten für alle Entwickler

Die gleiche Sicht auf den Werkstoff

Bild:

Think

step A

G

054_ITP_Oktober_2019.pdf 25.09.2019 14:29 Seite 54

Page 26: PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT (PLM) › wp-content › uploads › dlm... · 2020-02-06 · PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT | DIGITALER ZWILLING. 38. IT&Production 2/2020. I. mmer mehr

| PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENTDATENINTEGRATION

55IT&Production 10/2019

normalerweise nur auswertbare Werte im Bereich weniger Prozent, denn dann fol-gen Einschnürung und Bruch. Daher wer-den sogenannte Fließkurvenmodelle mit geeigneten Modellen rechnerisch in meh-reren Schritten aus den Rohdaten der Versuche abgeleitet. Diese erlauben dann die Inter- und Extrapolation der Daten, zum Beispiel für höhere Umformgrade und andere Temperaturen sowie Um-formgeschwindigkeiten. Außerdem wer-den Tests durch neue Prüftechniken und Datenerfassungen zunehmend komple-xer. Auch reichen bei immer anspruchs-volleren Produkten die üblichen Werk-stoffdatenbanken mit den klassischen Zeugniskennwerten oft nicht mehr aus. Dies gilt beispielsweise für die numeri-sche Simulation von impakt-dynami-schen Prozessen wie bei Crashbelastung oder der Sicherheit gegen ballistische Be-drohungen. Schließlich müssen all diese Rohdaten für den praktischen Einsatz in den CAE-Anwendersystemen aufbereitet und verdichtet werden.

Werkstoffe digital verwalten

Hier setzt das System EDA von Matplus an, indem es den gesamten Werkstoff-Lebenszyklus beziehungsweise Workflow unterstützt. Ausgehend von der Werk-stoffprüfung wird eine abgesicherte Da-tenbank mit integrierten Werkzeugen zur Datenkonsolidierung und –verdichtung bis hin zur Kurvenanpassung (Curve-Fit-ting) an Werkstoffmodelle und deren Ex-trapolation zur Verfügung gestellt. Eine bereits vordefinierte Bibliothek aus geeig-neten Werkstoffmodellen kann dazu vom

Der jeweilige Mitarbeiter sieht folglich neben den Produktdaten, CAD-Informatio-nen, Stücklisten und Werkstoffdaten bei Bedarf auch die Testdaten in der IMM-La-borerweiterung. Dadurch kann ein Anwen-der in die werkstofftechnischen Tiefen vor-dringen und beispielsweise per Mausklick die Rohdaten der Werkstoffprüfungen etwa für FEM-Untersuchungen nachsehen. Andererseits können Werkstoffanbieter und Werkstoffexperten ihre Daten und Mo-delle den Konstrukteuren und Produktent-wicklern leicht zur Verfügung stellen. Die Freigaben der Werkstoffdaten werden durch integrierte Teamcenter-Workflows abgesichert, wodurch sie sich revisionssi-cher speichern lassen. So sehen etwa Werkstoffingenieure nun die Werkstoffda-ten, welche die Konstrukteure aktuell ver-wenden. Konstrukteure können hingegen auf umfangreichere Daten zugreifen und ihre Entscheidungen zur Produktoptimie-rung auf eine breitere Basis stellen. ■

Der Autor Udo Mathee ist

freier Fach- und Wissenschaftsjournalist.

www.matplus.de www.thinkstep.com

Bild:

Hegg

eman

n AG

Bild: Heggemann AG

Ausgewählte Spannungs-Dehnungskurven für einige Luftfahrtstähle aus der MMPDS-Daten-bank im Matplus-System EDA, das US-ameri-kanische Einheiten und Bezeichnungen auto-matisch konvertieren kann.

Bild:

Mat

plus G

mbH

Die Matplus GmbH mit Sitz in Wuppertal bietet Software und Services rund um die Werkstoffdatenverwaltung. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf metallischen Strukturwerkstoffen wie Stahl- und Aluminiumlegierungen. Das Angebot reicht von Software für die Berechnung und Auslegung neuer Werkstoffe über Werkstoffdatensysteme für das Intranet bis hin zu spezifischen Datenbanken, die auch online angeboten werden, etwa www.stahldaten.de Die Systeme werden in zahlreichen Forschungs- und Entwicklungsprojekten eingesetzt. ■

Werkstoffdaten-Spezialist aus Wuppertal

CAD-Modell einer geschweißten Haupt-fahrwerksstruktur (MLG) aus hochfesten luftfahrtzugelassenen Stählen für ein Allzweck-Zubringerflugzeug, entwickelt und gefertigt bei der Heggemann AG (siehe rechtes Bild).

Benutzer erweitert und auf die Prüfdaten angewendet werden. Das jeweils verwen-dete Modell wird anschließend mit dem Auslegungsdatensatz des neuen Mate-rials verknüpft, so dass der Werkstoff mit Zusammensetzung, Normwerten und weiteren – zum Beispiel thermo-physika-lischen – Werten beschrieben und ge-speichert wird. Außerdem kann EDA vor-handene Literaturdaten aus unterschied-lichen Quellen mit den Labor- und Simu-lationsdaten zusammenführen.

Werkstoffe und Engineering

Durch die Einbindung der Anwendung als sogenannte IMM-Laborerweiterung in das PLM-System Teamcenter können Produkt-entwicklung und Werkstofftechnik besser zusammenwachsen. Es ermöglicht die In-tegration des Werkstoffengineerings in CAD- und CAE-Lösungen und erlaubt es

Anwendern, auf konsistente und abgesicherte Werkstoffda-ten zuzugreifen. Durch die ge-meinsame Nutzerverwaltung des Systems haben Entwickler und Werkstoffleute Zugang zur gleichen Informationsbasis.

167607_Matplus GmbH_RPEW_PLM_ITP 26.09.2019 11:20 Seite 55

Page 27: PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT (PLM) › wp-content › uploads › dlm... · 2020-02-06 · PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT | DIGITALER ZWILLING. 38. IT&Production 2/2020. I. mmer mehr

PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT |

56 IT&Production 10/2019

Die Mafell AG wurde 1899 in Fell-bach bei Stuttgart als Maschi-nenfabrik Fellbach gegründet.

Ihre Erfolgsgeschichte beginnt in den 1920er-Jahren mit der Herstellung der weltweit ersten tragbaren Zimmereima-schine, 1933 wurde der Firmensitz nach Oberndorf am Neckar verlegt. Heute zählt das von Matthias Krauss in dritter Generation geführte Familienunterneh-men zu den Technologie- und Marktfüh-rern im Bereich der handgeführten Elek-trowerkzeuge und Maschinen zur profes-sionellen Holzbearbeitung, insbesondere im Zimmerei- und Schreinerhandwerk. Der Hersteller beschäftigt rund 300 Mit-arbeiter und produziert ausschließlich am Standort Oberndorf mit einer Eigen-fertigungstiefe von bis zu 85 Prozent.

Übergreifende Abläufe

„Um immer bessere Elektrowerkzeuge entwickeln zu können, gehen wir oft einen besonderen Weg: Wir verändern

unsere Sichtweise auf die Säge oder die Bohrmaschine und denken sie in wesentlichen Teilen völlig neu. Dabei haben wir immer auch die künftigen Anforderungen an das Holzhandwerk im Blick. Entsprechend hoch ist unsere Fertigungstiefe, wodurch wir schnell und flexibel auf jedes denkbare Szena-rio vorbereitet sind. Das kontinuierliche Analysieren und Optimieren des Pro-duktentstehungsprozesses ermöglicht zwar immer kürzere Reaktionszeiten, bedeutet aber auch sprunghaft stei-gende Herausforderungen an Verwal-tung, Organisation oder Steuerung von konstruktions- und fertigungsrelevan-ten Daten, Dokumenten und Informa-tionen“, erläutert Wolfgang Kessel, Konstruktionsleiter bei der Mafell AG. Um diesen Aufgaben gerecht zu wer-den, wurde bei dem Unternehmen schon früh eine ERP/PPS-Lösung zur Unterstützung von Warenwirtschaft und Produktion eingeführt. Auch die Konstruktion wurde um 3D-CAD-Kom-

ponenten erweitert. Das eng an die CAD-Lösung gekoppelte Datenverwal-tungssystem konnte jedoch den An-sprüchen etwa bei Funktionalität, Be-dienbarkeit oder Datenbankqualität nicht genügen und hatte keine Schnitt-stelle zum ERP/PPS-System.

Datendrehscheibe gesucht

Um den Umgang mit den Daten zu er-leichtern, entschied das Unternehmen schließlich die Implementierung eines PLM-Systems. Wolfgang Kessel blickt auf das Auswahlverfahren zurück: „Das Spek-trum der getesteten Lösungen hinsicht-lich Funktionalität, Struktur, CAD-/ERP-An-bindung oder Preis war riesig. Keytech PLM konnte uns dabei produkt- und her-stellerseitig in allen Punkten überzeugen und zwar nicht nur als Datenverwaltungs-system für die Konstruktion, sondern auch als abteilungsübergreifende Infor-mationsquelle inklusive tiefgehender CAD- und ERP-Integration.“

Um Marktanteile zu gewinnen und zu halten, muss das richtige Produkt zum richtigen Zeitpunkt auf den Markt kommen. Zentral ist dabei die stimmige Orchestrierung der gesamten Produktentwicklung. Mit einer PLM-Lösung von Keytech optimiert der Elektro-werkzeughersteller Mafell dafür sein Datenmanagement, automatisiert Prozesse und reduziert laufend den administrativen Aufwand vieler Abläufe.

Bild:

Mafe

ll AG

Kontinuierliche Produktentwicklung bei Mafell

DATENMANAGEMENT

Mit IT-Werkzeugen zum Elektrowerkzeug

056_ITP_Oktober_2019.pdf 25.09.2019 13:28 Seite 56

Page 28: PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT (PLM) › wp-content › uploads › dlm... · 2020-02-06 · PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT | DIGITALER ZWILLING. 38. IT&Production 2/2020. I. mmer mehr

| PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENTDATENMANAGEMENT

57IT&Production 10/2019

Abläufe neu bewerten

Unter dem Motto ´Optimierungspotentiale durch das PLM-System erkennen und nutzen` wurde bei Mafell ein umfassen-des Pflichtenheft erstellt, „um die im Lauf der Jahre veränderten bzw. gestiegenen Anforderungen sowie konstruktive Anre-gungen aus der Belegschaft umzusetzen. Die zum Teil eingefahrenen Strukturen und Prozesse wurden neu bewertet und gemeinsam Lösungen dazu erarbeitet“, sagt Martina Frick, im Unternehmen für die Projektleitung/Team-Assistenz und die PDM-Administration zuständig. Kern-punkte dieses Projekts waren unter ande-rem Verbesserungen der abteilungsüber-greifenden Datenübermittlung, die Digita-lisierung von Änderungsmitteilungen oder die erweiterte, bidirektionale Schnittstel-lengestaltung zum ERP/PPS-System. Im Rückblick stellten sich greifbare Verbes-serungen ein, die sich anhand verschiede-ner Kernaufgaben während der Produkt-entstehung beschreiben lassen.

Artikelstamm erweitert

Im Produktentstehungsprozess generie-ren viele Mitarbeiter konstruktions- und fertigungsrelevante Daten und Doku-mente, wobei unterschiedliche Aufgaben und Abläufe miteinander verknüpft wer-den. Jeder der rund 10.500 Artikel hat seine eigene Artikelnummer, jeder Artikel-stamm enthält spezielle Informationen (etwa Benennung, Vorgaben des Kon-strukteurs, Beschaffungsart, Datenblätter, Stücklisten), die vom PLM- in das ERP/PPS-System übertragen werden. Martina Frick erläutert: „Früher wurde der nun in Keytech angelegte Artikelstamm ausgedruckt, Informationen aus den ver-schiedenen Abteilungen manuell zusam-mengetragen und nach Eingabe in das ERP-System um ERP-relevante Informa-tionen ergänzt. Dieser Prozess hat zwar funktioniert, war aber umständlich, zeit-lich aufwendig und oft fehleranfällig.“ Die tiefe Integration des PDM- in das CAD- und ERP-System ermöglicht heute eine papierlose Übertragung von Artikel- oder sonstigen Daten, im ERP-System vorge-nommene Änderungen des Artikelstam-mes gehen ins PDM-System zurück. Von dort werden sie verwaltet und sämtliche Workflows gesteuert oder unterstützt.

Stücklistenverwaltung

Auch im Bereich des Stücklisten-Manage-ments konnten Strukturen und Prozesse verbessert werden. Im PLM-System wird die durchschnittlich rund 150 Teile umfas-sende artikelbasierte Stückliste künftig aus dem CAD-System generiert und an das ERP/PPS-System übertragen.

Zwischen ERP und PPS

Zuletzt wurde in Zusammenarbeit mit den PLM-Anbieter die Schnittstelle zum ERP/PPS-System von Abas optimiert und auf die Bedürfnisse des Werkzeugherstel-lers angepasst. So ließ sich der Nutzungs-grad gerade bei der Übertragung von Arti-kelstämmen und Stücklisten oder die Ver-waltung der unterschiedlichen Versionen von Dokumenten deutlich erhöhen. Indem die kaufmännischen und technischen Daten zusammengeführt werden, lassen sich Arbeitsabläufe weiter automatisieren und der administrative Aufwand reduzie-ren. Daten werden nur einmal erfasst und automatisch weitergereicht, was Zeit spart und Fehler vermeidet.

Durchlaufzeit halbiert

Die kontinuierliche Produktentwicklung bei der Mafell AG hat weitreichende Fol-gen für die Datenorganisation: Zum einen muss im Konstruktions- und Pro-duktionsprozess jede Änderung an

einem Artikel nachvollziehbar sein, zum anderen müssen Informationen wie Än-derungsaufträge, Konstruktionsgeneh-migungen sowie Zeichnungsstände ver-waltet und eindeutig zugeordnet werden können. Martina Frick sagt dazu: „Die Bearbeitung und Verwaltung des Ände-rungswesens haben wir früher mit aus-gedruckten Word-Dokumenten durchge-führt. Heute wickeln wir das Änderungs-management über die Keytech-Mappen-funktion ab und sind damit in der Lage, jede Änderung einfach, verlässlich und mit erheblich reduziertem Aufwand zu steuern sowie sauber zu dokumentie-ren. Dadurch ist auch die Transparenz zwischen den Abteilungen gestiegen, da jeder Mitarbeiter praktisch auf Knopfdruck erkennen kann, von wem, wann oder was an einer Änderungsmit-teilung bearbeitet wurde und wie der aktuelle Stand eines Prozesses ist.“ So wird die PLM-Software zu einer zentra-len Quelle für das Datenmanagement bei Mafell, „das uns dabei unterstützt, Optimierungspotential in der Verwal-tung, Organisation und Steuerung von Daten zu nutzen sowie Strukturen und Prozesse kontinuierlich und konsequent zu automatisieren und zu verbessern“, bilanziert Martina Frick. ■

Der Autor Matthias Holzapfel ist Fachjournalist bei Maxximum-PR.

www.keytech.de

Die tiefe Integration der drei IT-Säulen PLM, CAD und ERP/PPS sichert bei der schwäbischen Mafell AG einen abteilungsübergreifend durchgängigen Workflow ab.

Bild:

Maf

ell A

G

057_ITP_Oktober_2019.pdf 25.09.2019 13:29 Seite 57

Page 29: PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT (PLM) › wp-content › uploads › dlm... · 2020-02-06 · PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT | DIGITALER ZWILLING. 38. IT&Production 2/2020. I. mmer mehr

PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT | VIRTUELLE INBETRIEBNAHME

58 IT&Production 10/2019

Der Begriff digitaler Zwilling wurde in letzter Zeit stark strapaziert. Dabei gibt es keine einheitliche

Definition, was er eigentlich beinhaltet. Manche verstehen darunter im Wesentli-chen die 3D-Darstellung einer Anlage, an-dere legen den Schwerpunkt auf die digi-tale Sammlung aller Anlagendaten. Für die Fachleute bei Mewes & Partner be-deutet ein digitaler Zwilling, Echtzeitsimu-lationen an einem funktionalen virtuellen Abbild einer realen Anlage durchführen zu können. Für diese Aufgabe hat die Firma die Winmod-Systemplattform entwickelt. Dipl.-Ing. Jürgen Mewes, Geschäftsführer von Mewes & Partner, schildert sein Ver-

ständnis eines digitalen Zwillings: „Wir verstehen darunter die funktionale Reprä-sentation von Aktorik, Sensorik und 3D-Daten. Das gesamte steuerungstechni-sche Verhalten der realen Anlage wird so abgebildet, in Echtzeit simuliert und in 3D visualisiert. Dazu kommt die Kopplung zum realen Automatisierungssystem, mit verschiedenen Feldbus-Emulationen wie Profibus oder Profinet welche die Soft-waretests als Hard- und Software-in-the-Loop ermöglichen.“ Dieses Konzept er-laubt es, Abläufe nicht nur innerhalb des Programms, sondern mit Kopplung zum Automatisierungssystem zu simulieren. Die Systemplattform berechnet, wie sich

die Anlage im realen Betrieb verhält und welche Zykluszeiten wirklich entstehen.

Realer Softwaretest

Die Planung einer Intralogistik-Anlage wird heute durch viele IT-Werkzeuge unterstützt. Die SPS-Programmierung jedoch beruht meist auf Planungsdokumenten, welche unscharf formuliert sein, Lücken haben oder sogar Mängel aufweisen können. Meist ist die Beschreibung des Anlagenver-haltens daher nicht eindeutig. Absprachen zwischen Steuerungsprogrammierer, Kon-strukteur und Elektroplaner sind die Folge. Mit dem Einsatz neuer Feldgeräte, komple-xer Antriebe oder neuer Technologien, wie Elektrobodenbahnen (EFS), wachsen die Herausforderungen bei Programmierung und Inbetriebnahme zusätzlich. Mit bishe-rigen Entwicklungsmethoden kann der Test der Software erst wirklich auf der Baustelle erfolgen. Für den Softwareent-wickler bedeutet das lange Einsatzzeiten abseits seines Büroarbeitsplatzes, oft di-rekt in der Anlage irgendwo auf der Welt.

Die Inbetriebnahme ist beim Anlagenbau für die Intralo-gistik der zentrale Punkt, gleich ob Neuplanung oder Retrofit. Sie soll schnell gehen und die Anlage sofort perfekt ‘durchlaufen’. Die virtuelle Inbetriebnahme mit einem digitalen Anlagenzwilling ermöglicht es, das Auto-matisierungssystem vorab zu testen und Probleme zu lösen, bevor es richtig Geld kostet.

Bild:

Mew

es &

Par

tner

Gm

bH

Startvorteil für Intralogistik-Anlagen

Virtuelle Inbetriebnahme

058_ITP_Oktober_2019.pdf 25.09.2019 13:32 Seite 58

Page 30: PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT (PLM) › wp-content › uploads › dlm... · 2020-02-06 · PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT | DIGITALER ZWILLING. 38. IT&Production 2/2020. I. mmer mehr

Ein effizientes Daten- und Teilemanagement, das schnelle Aufspüren von Dubletten, ein standardisier-ter, immer aktueller Stammdatenpool: drei Wünsche, die für Unternehmen immer wichtiger werden. Weil ihre Erfüllung Konstruktions- und Einkaufsprozesse optimiert. Und damit zu spürbaren Kostensenkungen führt. Mit classmate DATA gewinnen Sie das Spiel um die Datenqualität. Die Software analysiert, strukturiert, bereinigt und klassifiziert Ihre Daten. Automatisch, systemübergreifend und zuverlässig.

Erfahren Sie mehr. Es lohnt sich.

[email protected]

classmate DATA classmate CAD classmate FINDERclassmate PLAN

Gezielt Dubletten aufspüren.

Umfassendes Daten-Prozess-Management

- Anzeige -

| PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENTVIRTUELLE INBETRIEBNAHME

Für den Betreiber ist das mit zusätzlichen Kosten verbunden. Die echte Steuerungs-software vorab mit einem digitalen Zwilling testen zu können, welcher die reale Anlage möglichst vollständig aus automatisie-rungstechnischer Sicht abbildet, ist ein deutlicher Vorteil.

Virtuelle Prozessinformationen

Für ein realitätsgetreues Prozessabbild einer Anlage müssen die Ein- und Aus-gangssignale über die Feldbusemulation mit dem realen Automatisierungssystem in Echtzeit ausgetauscht werden. Dazu kommt das funktionale Verhalten von Komponenten und Prozessen, ebenfalls in Echtzeit. Damit alle Projektbeteiligten die Auswirkungen einzelner Funktionen verste-hen und nachvollziehen können, ist eine detaillierte Visualisierung der virtuellen An-lage notwendig. Um bei der virtuellen Inbe-triebnahme intensiv testen zu können, ist es wichtig, durch unmittelbare Interaktion jeden Parameter zu ändern, Störfälle zu ge-nerieren und Prozesse zu beeinflussen.

Virtueller Anlagenbau

Die virtuelle Anlage wird genauso wie die reale anhand der Engineering-Daten aus Layout-, und Elektroplanung sowie 3D-Konstruktionsdaten erstellt. Aus diesen Daten werden die zur Simulation relevan-ten Informationen extrahiert und anschlie-ßend in der Simulationssoftware eingele-

sen. Bei guter Datenlage kann die System-plattform per Knopfdruck die virtuelle An-lage generieren. An der einen oder ande-ren Stelle ist vielleicht noch ein wenig ma-nuelle Nacharbeit notwendig. Die Praxiser-fahrung zeigt, dass sich eine mittelgroße Intralogistikanlage (wie eine Palettieran-lage) innerhalb weniger Manntage erstel-len oder besser gesagt virtualisieren lässt.

Bibliotheken als Basis

Basis für das Virtualisieren sind technolo-giespezifische Bibliotheken mit vielen ver-schiedenen virtuellen 3D-Anlagenkompo-nenten. Diese umfassen klassische Palet-ten- und Behälterfördertechnik, automati-sche Lagersysteme mit Regalbediengerä-ten bis hin zu Elektroboden- bzw. Elektro-hängebahnen. Alle diese Komponenten sind in Dimension und Auslegung para-metrierbar. Dazu kommen Systembiblio-theken für virtuelle Geräte wie Schaltan-triebe, Frequenzumrichter, Identsysteme, Pneumatik, Hydraulik und so weiter. Aus der Kombination von 3D-Komponenten und virtuellen Geräten entsteht dann die virtuelle Anlage, welche an das reale Au-tomatisierungssystem angeschlossen wird. Durch Importe der Hardware-Konfi-gurationen sowie der Tag- und Signallis-ten aus den Automatisierungstools ist auch das quasi per Knopfdruck erledigt. Änderungen an der Software des Auto-matisierungssystems sind in der Regel nicht erforderlich und letztendlich auch

nicht erwünscht. Für das Erstellen der vir-tuellen Anlage braucht es daher keine Ex-perten, nach einer kurzen Schulung ist sie für jeden Anlagenautomatisierer nutzbar.

Greifbare Vorteile

Neben den eingangs skizzierten Zeit- und Kostenvorteilen kommt bei der virtuellen Inbetriebnahme der Effekt hinzu, dass sich die Qualität der Steuerungssoftware erhöhen kann, da sie bereits früh in der Entwicklungsphase unter realen Bedin-gungen getestet werden kann. Risiken und Ausfallzeiten im realen Betrieb wer-den reduziert. Darüber hinaus lassen sich Anlagen so bereits vor der eigentlichen In-betriebnahme optimieren. Denn während bei der realen Inbetriebnahme etwa zehn bis fünfzehn Paletten gefahren werden, sind es in der Simulation beliebig viele. Kommt es zum virtuellen Crash, wird ein-fach ‘Reset’ gedrückt. Schließlich lassen sich anhand einer virtuellen Anlage die Bediener bereits im Umgang mit ihr schu-len, bevor sie fertig gebaut ist. Auch das beschleunigt die Inbetriebnahme. ■

Der Autor Dipl.-Inf. Thomas Kullmann ist Produktmanager Winmod-Simline bei

Mewes & Partner GmbH.

Die Autorin Dipl.-Ing. (FH) Nora Crocoll ist für das Redaktionsbüro Stutensee tätig.

www.winmod.de

059_ITP_Oktober_2019.pdf 25.09.2019 13:32 Seite 59

Page 31: PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT (PLM) › wp-content › uploads › dlm... · 2020-02-06 · PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT | DIGITALER ZWILLING. 38. IT&Production 2/2020. I. mmer mehr

PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT | QUALITÄTSSICHERUNG

60 IT&Production 10/2019

E rfolgreiche, technische Produkte zeichnen sich heute durch eine kurze Innovationszeit, eine hohe Zahl an Va-rianten und hohe Qualität aus. Schon die ersten Schritte

im Entwicklungsprozess von Produkten und Prozessen brau-chen bestmögliche Bedingungen, um eine effiziente und metho-dische Unterstützung sowie interdisziplinäre Entwicklung zu er-

möglichen. Die Komplexität von Produkten nimmt dramatisch zu. Einst einfache Produkte verwandeln sich in Systeme von Systemen. Diese verlangen einen neuen Ansatz für Produktent-wicklung, Fertigung und Supply Chain Management. Neben der Produktkomplexität sorgen ein erhöhter Software-Anteil, global vernetzte Wertschöpfungsketten und stark verkürzte Produkt-einführungszeiten vielerorts zu einer steigenden Anzahl von Qualitätsproblemen. Die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften wird für Unternehmen, die auf schnelle Innovationen setzen, zu einer Herausforderung werden. Ein modernes Fahrzeug benö-tigt über 200.000 Elemente für die Repräsentation der Gesamt-architektur inklusive der Vernetzung. Diese führen im Laufe des Produktlebenszyklus zu Änderungen in einem mittleren sechs-stelligen Bereich. Was ein Datenvolumen zur Folge hat, welches nur durch intelligente Benachrichtigungen und Bewirtschaftung bewältigt werden kann. Viele traditionelle PLM-Systeme mit geschlossenen Architekturen machen es aktuell unmöglich, Innovationen komplexer, intelligenter und vernetzter Produkte zu fördern und die Zusammenarbeit während der Produktent-

Durchgängiges PLM bis zur Qualitätskontrolle

Konstruieren mit der Qualität im Blick

Transparente Entwicklungsprozesse, ein gemeinsames Systemverständnis und eine gute, vernetzte Zusammenarbeit intern und mit Marktteilnehmern liefern die Basis für eine erfolgreiche Produktentwicklung. Um den immer komplexeren Produkten Rechnung zu tragen, lassen sich dabei die Qualitätsmanagementprozesse direkt im PLM-System verankern.  

Bild:

©Go

rode

nkof

f/sto

ck.ad

obe.c

om

060_ITP_Oktober_2019.pdf 25.09.2019 14:14 Seite 60

Page 32: PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT (PLM) › wp-content › uploads › dlm... · 2020-02-06 · PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT | DIGITALER ZWILLING. 38. IT&Production 2/2020. I. mmer mehr

| PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENTQUALITÄTSSICHERUNG

61IT&Production 10/2019

wicklung und -herstellung zu optimie-ren. Es wird ein offenes Netzwerk benö-tigt, das eine Zusammenarbeit von En-gineering, Design und Fertigung, inte-grierte Qualitäts- und Service-Informa-tionen sowie eine schnellere Reaktion auf Qualitätsprobleme bietet.

Datenplattform für den Produktentwicklungsprozess

Erfüllen die Plattformen diese Eigen-schaften, könnte man das PLM-System als eine Art Product Innovation Platform betrachten. Eine solche Plattform sollte es Entwicklungsteams aus mehreren (oder sogar hunderten) Unternehmen er-lauben, an Systemen zusammenzuarbei-ten. Gleichzeitig sollten sie eine ver-knüpfte Datenarchitektur bieten, ein Sys-tem-Modell, um diese gemeinsame Nut-zung von Daten zu erleichtern. Ein offe-ner, integrierter System-Ansatz muss Teammitgliedern die Fähigkeit geben, • auf alle Engineering-Informationen

zugreifen zu können, • alle Einflüsse ihrer Engineering-Ent-

scheidungen auf andere Disziplinen zu überblicken und

• robuste Ergebnisse zu erzielen, indem sie auf freigegebene, abge-schlossene und erprobte Entwicklun-gen zurückgreifen.

Hinzu kommt, dass die Digitalisierung neue Möglichkeiten eröffnet, Produkte vir-tuell umfassend zu entwickeln. Diese Transformation des Entwicklungsprozes-ses wird möglich, wenn alle Entwicklungs-bereiche und alle Mitarbeiter beteiligt sind. Neben den digitalen Modellen wird das Zusammenspiel der Entwicklungs-werkzeuge für neue digitale Entwicklungs-prozesse von zentraler Bedeutung sein.

Entwickeln mit immer mehr IT-Werkzeugen

Wenn sich ein PLM-System nicht ska-lieren lässt, werden verschiedene Teams in der Organisation Silos bil-den und darin arbeiten. Da immer mehr IT-Werkzeuge zur Produktent-wicklung benötigt werden, ist die Zu-sammenarbeit in der Praxis schwieri-ger geworden und zu einem mehrdi-mensionalen Problem erwachsen:

Funktionsübergreifend betrifft dieses Design, Analyse, Qualität, Planung, Fertigung, Service und so weiter. Fachübergreifend betrifft es Systeme, Mechanik, Elektronik, Software und die funktionale Sicherheit – beides über die Lieferkette hinweg.

Vernetzung erlaubt bessere Qualitätskontrolle

Viele PLM-Systeme haben sich weitge-hend auf das 3D-Datenmanagement im CAD-Umfeld konzentriert. Solche sind dann kaum gerüstet, um breitere Pro-bleme anzugehen und die globale Zu-sammenarbeit von Ingenieuren verschie-dener Fachrichtungen zu koordinieren. Mit dem Blick auf das Qualitätsmanage-ment ist es für die Behauptung am hart umkämpften globalen Markt wichtig, einen Rahmen vorzugeben, in dem Ent-scheidungen durch ein vernetztes und methodisches Vorgehen getragen sind. Viele Unternehmen verwenden jedoch ei-genständige Systeme und Tabellenkalku-lationen zur Qualitätskontrolle, zur Erstel-lung von Informationssilos und Prozess-lücken. Das Ergebnis dieses getrennten Ansatzes spiegelt sich in der wachsen-den Zahl von Produktrückrufen wider, die zu Geldbußen und Markenschäden füh-ren können. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass die PLM-Lösung den Quali-tätsmanagementprozess integriert. Inter-disziplinäre Teams und die erweiterte Lieferkette sollten sich ebenfalls in ein solches System integrieren lassen, um Risiken zu identifizieren und zu mana-

gen, die Qualität zu verbessern, Kunden-anforderungen zu erfüllen und Umwelt-, Sicherheits-, medizinische und andere Formen der Compliance zu erreichen. Entwicklungskapazitäten sollten sich hauptsächlich um die Änderungen küm-mern, die für neue Produkte und Varian-ten wichtig sind. Entsprechend sollten alle Verbesserungen, Problembehebun-gen und Korrektur in die Wissensdaten-bank eines Unternehmens einfließen.

Langfristig riskant

Verlassen sich Unternehmen auf un-durchsichtige und ineffiziente Entwick-lungsprozesse, die sich in jahrzehnte-lang gewachsenen Systemen und Tools ergeben haben – vielleicht noch ergänzt durch die ad-hoc-Nutzung von Tabellen-kalkulationen und E-Mails – kann das auf lange Sicht den Markterfolg einer Firma signifikant gefährden. Zwar wer-den Unternehmen das Konzept einer Product Innovation Platform nicht auf einen Schlag umsetzen können. Doch geeigenete Systeme unterstützen es, den Weg dorthin in Etappen einzuteilen, die sich nach und nach erreichen lassen. Dabei sorgt gerade die neue Generation an Cloud- und Subskription-basierten Lö-sungen dafür, dass die anfänglichen Kosten für PLM-Projekte auch für Mittel-ständler zu stemmen sind. ■

Der Autor Marcus Schorn ist Mitbegründer

und Vorstand der Plato AG. www.plato.de

Bild:

©Se

vent

yfour

/sto

ck.ad

obe.c

om

061_ITP_Oktober_2019.pdf 25.09.2019 14:14 Seite 61

Page 33: PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT (PLM) › wp-content › uploads › dlm... · 2020-02-06 · PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT | DIGITALER ZWILLING. 38. IT&Production 2/2020. I. mmer mehr

- Anzeige -

Produktkomplexität, digitale Transformation und Innovationszwang

Vorteile der Product-Innovation-Platform Eine Product-Innovation-Platform auf Basis eines modernen PLM-Systems ermöglicht die Zusammenarbeit verschiedenster Teams über alle Funktionen und Disziplinen hinweg. Durch die übergelagerte Plattform wird garantiert, dass alle involvierten Mitarbeiter auf Basis der gleichen Anforderungs- und System -modelle arbeiten, die Daten auch bei kritischen Übergabepunkten (z.B. Entwicklung und Manufacturing) konsistent bleiben und alles jederzeit bis ins letzte Detail im System zurückverfolgt werden kann. Somit kann in einem System der gesamte Life -cycle eines Produktes von Anforderungs- und Systemmodel -lierung, über Qualität, Herstellungsplanung bis hin zu Service Dokumentation abgebildet werden - an diesem Punkt sind Legacy-Systeme in den letzten Jahren immer wieder gescheitert.

Open, Flexible, Scalable, Upgradable - Aras Im Kern der Product-Innovation-Platform von Aras steckt eine modellbasierte Technologie und eine service-orientierte Architektur. Diese erlaubt es Unternehmen eigene Apps, Prozesse und Workflows zu entwickeln oder bereits be -stehende Applikationen individuell anzupassen. Der Business-vorteil ist klar: Lösungen und Geschäftsmodelle lassen sich über einen browserbasierten Client einfach kombinieren, verändern und verbessern - direkt im laufenden System. So entsteht deutlich weniger Aufwand, wenn Änderungen oder Anpassungen fällig werden. Die Konfiguration dauert nur noch einige Tage oder Wochen und damit keine Monate mehr.

Außerdem kann sie im laufenden Betrieb des Systems durchgeführt werden, ohne dass das gesamte Geschäft zum Erliegen kommt. Im Fall eines Upgrades bleiben die angepassten Applikationen und Anpassungen gänzlich unberührt - die Gefahr großer & teurer Upgrade-Projekte existiert bei Aras nicht. Aras bietet Subscribern sogar einen Upgrade-Service und übernimmt das Upgrade komplett ohne Zusatzkosten für den Kunden.

Unternehmen profitieren Besonders Unternehmen die bereits Legacy-Systeme im Einsatz haben, profitieren von dieser Lösung. Die alten Systeme werden von der Aras-Plattform überlagert und so in einem einzigen System zusammengefasst. So werden nicht nur Kosten deutlich gesenkt, sondern auch gleichzeitig Migrationsrisiken reduziert. Die bestehenden Altsysteme können dann je nach Anforderung und Notwendigkeit nach und nach abgelöst werden. Bereits heute beschleunigen mehr als 3.500 Organisationen ihre Produktentwicklung mit Aras. Zu den Kunden zählen beispiels-weise Schaeffler, Airbus, GE, Honda, Kawasaki, Motorola.

In Zeiten in denen Hersteller sich mit immer komplexeren Produkte konfrontiert sehen und Produktteams sich mit den Anforderungen des heutigen industriellen Internets der Dinge auseinandersetzen müssen, erfüllen traditionelle PLM Systeme die Anforderungen oft nicht mehr. Für Unternehmen gilt es ihre Produkt-lebenszyklen auf der Grundlage von Plattformen zu verwalten, die den Betrieb rationalisieren, die Kosten von Geschäftsabläufen reduzieren und die Integration von Daten und Prozessen im gesamten Unternehmen und über den gesamten Lebenszyklus hinweg vereinfachen.

Kontakt Aras Software GmbH Gröbenzell / München Tel.: +49 8142 44 126-0 [email protected] https://mkt.aras.com/PLM-Aras

Product-Innovation-Platform von Aras

Bild:

Aras

Sof

twar

e Gm

bH

PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT | Aras Software GmbH

62 IT&Production 10/2019

Bild:

Aras

Sof

twar

e Gm

bH

062_ITP_Oktober_2019.pdf 25.09.2019 13:48 Seite 62

Page 34: PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT (PLM) › wp-content › uploads › dlm... · 2020-02-06 · PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT | DIGITALER ZWILLING. 38. IT&Production 2/2020. I. mmer mehr

- Anzeige - DSC Software AG | PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT

63IT&Production 10/2019

Viewing – Überall schnell im Bilde

daten: wie ein Produkt ausgelegt, welches Teil zugekauft, wie welche Charge gefertigt wurde etc. Mit Instandhal-tungsdaten, etwa wann und warum welches Teil beim Kunden getauscht wurde. Und mit zufließenden Live-Be-triebsdaten aus dem IoT. So entstehen Digital Twins der realen Produkte. Sie ermöglichen Einblicke ins Produkt-verhalten (Leistung, Verschleiß usw.), die eine Optimie-rung erleichtern. Aber auch Service- oder gar Selfservice-Angebote rund um Condition-Monitoring und Predictive Maintenance.

Mehrwert für alle – Drei Fallbeispiele Ein Weltmarktprimus bei CNC-Maschinen hat einen Webshop für Ersatzteile, Zubehör etc. eröffnet: inkl. zoombarer 2D-Gra-fiken und DFX-Downloads. So können Kunden Produkte näher inspizieren, auch im eigenen CAD-System. Das beschleunigt sichere Kaufentscheidungen und den Shop-Umsatz. Bei einem bevorzugten Ausrüster der Luftfahrtindustrie, der nach CAD-Dokumenten von Kunden fertigt, wurde ein Ferti-gungsinfosystem mit On-Board-Viewing realisiert. Das hat den Werkern die Arbeit erleichtert, die vielen einstigen Viewer über-flüssig gemacht und Zeit- wie Kostenaufwände reduziert. Ein führender Medizinproduktehersteller plant gerade, sein Ser-vicecenter mit 3D-Grafiken auszustatten, angebunden ans IoT. So lassen sich Fehler in Echtzeit lokalisieren und Ursachen rasch finden, nicht zuletzt dank der Digital Twins. Das entlastet die Mitarbeiter, und den Kunden ist so schneller geholfen. Für weitere spannende Details einfach die Anwenderberichte von Diehl Aviation oder Ypsomed lesen: www.sapectr.com

Entlang der Value-Chain gibt es viele Geschäftsbereiche, die auf 2D/3D-Daten aus dem Engineering angewie-sen sind oder ihre Aufgaben damit effizienter erledigen könnten. Wer kein CAD-System hat, muss sich sonst wie behelfen, was gang und gäbe ist. Im SAP-Umfeld geht’s auch anders – dank SAP Engineering Control Center und SAP 3D Visual Enterprise. Damit lassen sich CAD-Originale unternehmensweit verfügbar machen: einfach, zweckoptimiert und rundum lohnend, für mehr Effizienz.

Kontakt DSC Software AG Am Sandfeld 17 76149 Karlsruhe [email protected] • www.dscsag.com

Durchgängig integrierte 2D/3D-Produktvisualisierung – mit SAP ECTR und SAP VE

Bild:

istoc

k.com

/fran

z12

Die Integrationsplattform SAP ECTR bringt CAD-Dokumente ins SAP-System, erzeugt Viewables in Neutralformaten (JT, STEP etc.) und bildet Produktstrukturen ab – in einem F&E-Cockpit. So legt sie den Grundstein für eine durchgängig inte-grierte 2D/3D-Produktvisualisierung.

Zeitspar-Komfort im Engineering Das F&E-Cockpit mit eigebettetem SAP 3D Visual Enterprise (SAP VE) Viewer ermöglicht, Zeichnungen, Teile und Baugrup-pen ohne Zugang zu einem CAD-System zu laden, auch meh-rere Stände parallel. Zudem lässt sich visuell durch Produkt-strukturen navigieren. Speziell in Multi-CAD- und Mechatronik-Projekten spart all das enorm viel Zeit. Genauso die Viewer-Features: etwa das Highlighten von Teilen mit Freigabestatus, ohne Materialstamm etc., Erzeugen von Querschnitten und Ex-plosionsbildern oder Einfügen von Zusatzinfos – was anderen Abteilungen ebenfalls nützen kann. Von diesen Funktionen pro-fitieren auch Test- und Simulationsingenieure; neben der Tat-sache, dass sie VR-gestützt arbeiten können.

Effizienz-Booster für Folgeprozesse SAP VE Viewer, für SAP-Nutzer stets verfügbar, unterstützt auch Mobile Devices (Android, iOS, Windows). So werden CAD-Daten für alle zugänglich. Technische Dokumentation und Marketing können Produktänderungen leichter verfolgen. Einkäufer und Wer-ker sehen sofort, wie das Teil genau aussieht, das sie bestellen bzw. fertigen müssen. Und Fertigungsmonteure sowie Reparatur- oder Wartungskräfte können animierte Step-by-Step-Anleitungen abspielen, die schnell erstellt sind – mit SAP VE Author. Dieser er-leichtert zudem, 2D/3D-Grafiken für Print- und Online-Zwecke zu optimieren, durch Hotspotting, Rendering etc. Kurzum: Jede Menge Ansatzpunkte, um die Prozesseffizienz zu pushen.

Digital Twin als Integrationsbonus Vollintegriert lassen sich 3D-Grafiken automatisch mit SAP-Daten gleich welchen Ursprungs anreichern. Mit Entstehungs-

063_ITP_Oktober_2019.pdf 25.09.2019 14:18 Seite 63

Page 35: PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT (PLM) › wp-content › uploads › dlm... · 2020-02-06 · PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT | DIGITALER ZWILLING. 38. IT&Production 2/2020. I. mmer mehr

- Anzeige -

Sie planen die Abläufe in Ihrem Unternehmen mit einer effizienten PDM/PLM-Lösung zu optimieren?ORCON ist seit über 25 Jahren in diesem Marktsegment tätig und bietet Ihnen einen enormen Erfahrungsschatz. Die konsequente Nutzung einmal erstellter Modelle, Zeichnungen und Daten von Produkten bringt die gewünschte Effektivitätssteigerung. Das setzt ein tiefes Verständnis des Softwareherstellers für die Prozesse beim Kunden voraus. Genau darin liegt die Stärke von ORCON – Nähe zum Kunden, nachhaltige Partnerschaft und effizienter Support.

Phoenix/PDM ist eine extrem praxistaugliche und leistungsfähige Software. Sowohl Entwicklung, Konstruktion, Einkauf, Vertrieb, Arbeitsvor -bereitung und Fertigung als auch externe Partner profitieren von der ganzheitlichen ORCON-Lösung. Die erhebliche Zeitersparnis durch vielfältige Suchmöglichkeiten und bewährte Automatismen machen Phoenix/PDM so leistungsfähig. Die Entwicklung und der Support von Phoenix/PDM mit sämtlichen Schnittstellen wird durch ORCON durchgeführt und sind vollständig in die jeweilige Benutzeroberfläche integriert.

Schnittstellen sind zu verschiedenen führenden CAD/PPS/ERP-Systemen realisiert. Für SAP ist eine Schnittstelle geschaffen worden, welche den direkten Zugriff auf standardisierte und kunden-spezifische SAP-Funktionsbausteine erlaubt. Projektbeglei-tende E-Mails und Microsoft Office-Dokumente lassen sich natürlich ebenfalls einbinden.

Visualisierung hat in Phoenix/PDM eine herausragende Bedeutung. Auch Anwender ohne CAD-Software können in Phoenix/PDM 3D-Modelle und Zeichnungen angezeigt bekommen – ohne in andere Programme wechseln zu müssen. Suchergebnisse, Stücklisten und Änderungen werden grafisch unterstützt.

Sie wollen möglichst wenig Zeit in Prozess- und Datenmodell-Definitionen investieren? Profitieren Sie von unserem Phoenix/PDM Best-Practice. Die Essenz von über 25 Jahren Erfahrung in der kundennahen Realisierung von PDM-Projekten. Dies ist nur ein erster Überblick über die wesentlichen Funk -tionen von Phoenix/PDM.

Kontakt ORCON GmbH Bahnhofstraße 26 72138 Kirchentellinsfurt Tel.: +49 7121 51492-0 [email protected] • www.orcon.de

Wir machen Unternehmen produktiver.

PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT | ORCON GmbH

64 IT&Production 10/2019

Bilde

r: ORC

ON G

mbH

Doch nichts geht über ein persönliches Gespräch. Lernen Sie uns näher kennen und lassen Sie sich überzeugen von den umfangreichen Funktionen, den aussagefähigen Referenzen und dem hervorragenden Service. Gerne bringen wir unsere gesamte Erfahrung ein, wenn es darum geht, Ihre Daten optimal zu nutzen – sprechen Sie uns an!

Geniale Lösungen sind einfach.

064_ITP_Oktober_2019.pdf 25.09.2019 14:25 Seite 64

Page 36: PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT (PLM) › wp-content › uploads › dlm... · 2020-02-06 · PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT | DIGITALER ZWILLING. 38. IT&Production 2/2020. I. mmer mehr

Digitalisierungsplattformen für Produktentstehung und Produktmanagement der neuen GenerationMit der Digitalisierung eröffnen sich neue Ansätze, wie IT im Unternehmen implementiert und genutzt wird – weg von der starren Softwareimplementierung, hin zu flexiblen Plattform-architekturen. Heute ist ein Unternehmen mit seiner neu implementierten PDM-Software vielleicht noch zufrieden, morgen aber hat es schon ganz andere Anforderungen an das Änderungsmanagement, Collaborative PLM etc. Die Lösung ist eine flexible und durch das Unternehmen selber erweiterbare Digitalisierungsplattform. Mit ihr kann man klein anfangen und bei Bedarf schrittweise immer weitere Funktionen hinzuschalten. Product- and Document Lifecycle Management Software Anbieter PROCAD stellt mit PRO.FILE eine solche Plattform zur Verfügung. Das Architek-turkonzept richtet sich gezielt an Unternehmen im technischen Umfeld mit ihren perspektivisch wachsenden Anforderungen an das Product Lifecycle Management (PLM-System), das Doku-mentenmanagement (DMS-System) sowie deren Digitalisierung. Statt einer starren Applikationsarchitektur setzt PROCAD auf eine Plattformarchitektur, die einerseits ein Product Data Backbone für den Zugriff auf alle zum Produktlebenszyklus gehörenden Produktdaten und -dokumente zur Verfügung stellt, und andererseits ermöglicht, auf dieser Basis konfigurierbare Anwendungen zu erstellen. Die einzelnen Anwendungen bzw. Anwendungspakete können schrittweise aufgesetzt und ausgerollt werden. Eine Plattformarchitektur mit Weitblick, die den selbstermächtigten Ausbau in Richtung Digitalisierung

durch den Kunden oder seinen Beratungspartner ermöglicht. Der Fokus eines solchen Projektes liegt in der Implementie-rung von digitalisierten Abläufen – nicht der Software! PROCAD unterstützt dabei den No Code - Ansatz „Konfigura-tion statt Programmierung“. Er reduziert den Aufwand für die IT und erlaubt eine iterative, agile Einführung über Konfigura-tion sowie gleichzeitig eine Add-on-Programmierung (über umfangreiche APIs). Basis der verbesserten Abläufe ist ein Product Data Backbone, das Informationen aus allen am Produktlebenszyklus beteiligten Abteilungen aufnimmt und abgibt. Darauf aufbauend können Best-Practice-Prozesse hinzugeschaltet werden. Durch dieses Konzept werden mittelständische als auch größere technische Unternehmen in die Lage versetzt, auf ein skalierbares PDM/PLM/DMStec-Anwendungsangebot zuzugrei-fen, ohne sich von vorn herein festlegen zu müssen. Was im Projekt besprochen wird, kann sofort im System umgesetzt werden, wird vom User bewertet und bei Bedarf wieder geän-dert. Konnte ein Schritt (beispielweise die Definition von Do-kumententypen) erfolgreich implementiert werden, folgt der nächste Schritt usw. Dieses iterative Vorgehen stellt sicher, dass die Teammitglieder des Kunden keine „Luftschlösser“ definieren, die kostspielige Anpassungen nach sich ziehen. Alle am Projekt beteiligten Personen arbeiten wirkungsorientiert. Die Digitalisierungsplattform lässt sich ausbauen, von der kleinen Anwendung hin zu unternehmensweiten Prozessen.

Product- and Document Lifecycle Management

Kontakt Procad GmbH & Co. KG Vincenz-Prießnitz-Str. 3 76131 Karlsruhe Tel.: +49 721 9656-5 [email protected] • www.procad.de

- Anzeige -

PRO.FILE – die Plattformlösung für die Digitalisierung von Produktentstehung und Produktmanagement in technischen Unternehmen.

Bild: Procad GmbH & Co. KG

065_ITP_Oktober_2019.pdf 25.09.2019 14:22 Seite 65


Recommended