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Pädagogische Xenien

Date post: 08-Jan-2017
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Page 1: Pädagogische Xenien

Pädagogische XenienSource: Pädagogische Monatshefte / Pedagogical Monthly, Vol. 2, No. 4 (Mar., 1901), pp. 147-149Published by: University of Wisconsin PressStable URL: http://www.jstor.org/stable/30170479 .

Accessed: 14/05/2014 20:27

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Page 2: Pädagogische Xenien

Pitdagogiscbe Xenien.

ling die sechs- oder achtklassige Volksschule zuriickgelegt, somit ein Alter von 12 bis 14 Jahren erreicht hat, zu wissen, was sie aus demselben vermoge seiner Neigung und Begabung zu machen gedenken, oder, welche Gegenstinde zu seiner allgemeinen und beruflichen Ausbildung hauptsichlich erforderlich sind?

Wozu also beispielsweise achtzig Prozenten oder achthundert von den jihrlich eintretenden tausend Schiilern unserer Hochschulen, oft ge- gen den Willen der Eltern, die lateinische oder irgend eine beliebige Zwangsjacke anlegen? Was berechtigt zu einem derartigen anmassen- den, eigenmachtigen Vorgehen? Die Folge davon ist, dass ein bedeu- tender Prozentsatz der Eingetretenen schon wihrend des ersten Jahres der Hochschule iiberdriissig wird und diese verlisst. Warum nicht, wie iiberall in Europa, statt des Wirrwarrs mit den verschiedenen Lehr- kursen unserer Hochschulen Gymnasien und Realschulen einrichten, die nicht nur eine griindliche allgemeine, hohere Ausbildung, sondern auch eine geeignete, zielbewusste Vorbereitung fiir die Uuiversitit oder das Polytechnikum bezwecken!

Indes m6ge unser Riigen und Bemangeln bloss als Beweis un- serer wahren Vaterlandsliebe und treuen Biirgerpflicht gelten, dahin zu wirken, dieses unser Land zum tonangebenden auch auf dem Gebiete des Unterrichts- und Erziehungswesens zu machen.

Und m6ge ferner ein opferwilliges Gemein- und Staatswesen es auch als eine Ehrenpflicht betrachten, derer nicht zu vergessen, die ihre besten Jahre und Kraifte dem Dienste der Jugend geopfert, den altersgebeug- ten und gebrechlichen Amtsgenossen den wohlverdienten Sonderbezug verbiirgen zu sollen.

Piidagogische Xenien.

Der Frankfurter Schulzeitung (No. 16 des vorigen Jah- res) entnehmen wir eine Reihe von Xenien, die, urspriinglich in der D i- daskalia, dem Unterhaltungsblatt des Fran k furter Journal s, veroffentlicht, mit ihrem Spott die Auswiichse auf piidagogischem Gebiete hier wie jenseits des Ozeans treffen, ja vielleicht hier noch mehr als drii- ben angebracht sind.

Zur Einfiihrung. Der Spott, den ich hier beissen lasse, Kommt nicht aus allgemeinem Hasse. Ach, Gott bewahre, nein - bei Leibe Ich bin satyrisch - ergo: iibertreibe.

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Page 3: Pädagogische Xenien

Pddagogische Monatsbete.

Echte Pidagogik.

Lebendige Sinne, anschauliche Kraft, Nachdenkende thitige Wissenschaft

Und ein wenig dicht'rische Phantasie, Das, daicht' ich, wire ein Lehrergenie. ,,O - o - ich bitte: darauf kommt's nicht an:

,,Methode! Methode! mein lieber Mann!"

Herbartianer

Ob sie auch falsch, seine Psychologie, Uns Herbartianer geniert das nie, Merkt's euch, ihr griinen Jungen: Es giebt nur ,,Vorstellungen". Und dann die ,,sechs Int'ressen" Wollt doch ja nicht vergessen! Der Herabrt hat's uns ja verschafft: Pidagogik ist jetzt Wissenschait,

Hurra!

Anschauungsmittel.

Die Hauptsache, meine Herrn, ist die: Ohne Anschauung erreicht man's nie. Ein Baum, ein Pferd, ein Limmlein mild, Was wr's denn ohne Anschauungsbild? Und wie der Friihling so herrlich sei, Das wiisst' man nicht ohne Bildnerei. Drum, wollt ihr machen den Geist lebendig: Zeigt Bilder und Bilder - das hilft unbindig!

Das Lehrbuch.

Erzihlen lernen die Kinder nie. Herzihlen: das nur lehrt man sie. Und wiirden doch so sch6n erzihlen, Liess man sie nur die Worte wihlen. Aber das vermaledeite Buch!

Wenn sie das k6nnen, ist's schon genug.

Der Schiller spricht:

,,Die Schiilerbesprechung in Konferenzen - Eine gar bedenkliche Sitte!

Und hitt'st du die besten Referenzen - Du geritst doch in die Mitte!"

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Page 4: Pädagogische Xenien

Pidagogische Xenien.

Schwer zu iindern! Der Massen-Klassen-Unterricht Ist wie ein Kirchenlied: Ist's auch ein herzlich schlecht Gedicht, Wenn sich's nur recht ins Breite zieht.

Bearbeitung fu r die Jugend.

Wenn du das Wort ,,Geliebte" in einem Gedichtelein findest, Flugs setz' ,,Schwester" dafir - ,,Tante" auch, wenn es sich schickt.

Wo der ,,Geliebte" geweilt, da war es immer ein ,,Onkel" Oder ein ,,Bruder" vielleicht. - ,,Vetter?" - Bedenklicher schon!

Findest du dann ein Wort, das der ,,Liebe" ihnlich erkliange, Setze nur ,,Freundschaft" dafiir - alles kannst lesen du dann.

Miadchen- Turnen.

,,Was ist denn das fiir ein Klimpern und Geigen?" ,, ,,Still, still - sie lernen einen Reigen!" " - ,,Wie? Alte abgedroschene Tiinz'?"- ,,,,O - o - ich bitte - mit Reverenz: Hier lernt man in Hopsermelodie Die korperlich-geistige Harmonie!" "

Gesangstudien.

Hauptsache bleibt, dass man das Wie Der Kunst erfasst, verehrte Herren! Wichtig ist nur die Theorie! In praxi blcibt's beim Plirren.

Coedukation nach amerikanischem System.

Wie sch6n war's, o wie sch6n und nett, Wenn jede Turnhdslein auch hitt'! Was Bub' und Midchen eigentlich ist, Wiisst' kein anstindiger guter Christ. Da entwickelte sich erst der gebiihrende Ton! O hitten wir sie - die Coedukation!

Ferienkurse. Du, Lehrer, nun sei verniinftig! Wo die Wissenschaft ist ziinftig, Da eil' in deinen Ferien hin Und iib' deinen stumpfen Lehrersinn! Dass man f ii r s i c h studieren kann, Glaubt heut' ja kein verniinftiger Mann. Aber ein paar Kathederbrocken Aus Deinem Gehirn neue Funken locken.

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