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Oxfam aktuell Herbst 2010

Date post: 23-Mar-2016
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In der Herbstausgabe von Oxfam aktuell liegt der Schwerpunkt auf dem Thema "Frauenrechte" und wie man diese stärken kann. Wir berichten über die weiterhin gängige Praxis der Beschneidung in Mali, über die Umsetzung der UN-Millenium-Entwicklungsziele und über die Folgen der Flutkatastrophe in Pakistan.
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Nr. 51 / Heft 03 / 2010 Oxfamaktuell Auf Augenhöhe Überschwemmungen in Pakistan Hunderttausende von der Außenwelt abgeschnitten Zehn Jahre Millennium-Entwicklungsziele (MDGs) Welche Fortschritte gibt es? Frauenrechte stärken
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Page 1: Oxfam aktuell Herbst 2010

Nr. 51 / Heft 03 / 2010

Oxfamaktuell

Auf Augenhöhe

Überschwemmungen in PakistanHunderttausende von der Außenwelt abgeschnitten

Zehn Jahre Millennium-Entwicklungsziele (MDGs)Welche Fortschritte gibt es?

Frauenrechte stärken

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Die Zeit läuftVor zehn Jahren haben die UN acht Millennium- Entwicklungsziele beschlossen. Vier stellen wir vor und fragen: Was ist noch zu tun?Seite 14 - 15

Das Recht auf körperliche UnversehrtheitIn Mali ist weibliche Beschneidung eine gängige Praxis. Oxfam setzt sich dafür ein, sie abzuschaffen. Seite 6 - 7

Millionen Menschen in Pakistan sind von den massiven Überflutungen betroffen. 1,8 Millionen Häuser wurden zerstört. Oxfam leistet bislang Nothilfe für mehr als eine Million Menschen.Seite 4 - 5 und Seite 16

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Projekte

4 Nothilfe für Pakistan 5 Kurznachrichten

Titelthema: Geschlechtergerechtigkeit

6 Weibliche Beschneidung in Mali 8 Faire Löhne für Frauen 10 Rechte stärken in Simbabwe und Südafrika

Kampagnen

12 Klimagipfel in Cancún 13 G8 in Kanada Kurznachrichten 14 MDGs auf dem Prüfstand 16 Fünf Fragen an ...

Fundraising

17 Trailwalker: 230.000 € für Bildung Großzügige Gäste

Shops

18 Dagmar Wöhrl in Nürnberg 19 Zweiter Shop in Düsseldorf Shop-News

Impressum

20 Was ist Oxfam? / Impressum

Liebe Leserin, lieber Leser,

mittlerweile ist es 15 Jahre her, dass 189 Staaten auf der UN-Weltfrauenkonferenz in Beijing beschlossen haben, die Gleichstellung der Geschlechter zu fördern, Gewalt gegen Frauen als Menschenrechtsverletzung zu ahnden und die Armut von Frauen zu bekämp-fen. Außerdem sollten geschlechtsspezifische Benachteiligungen bei Bildung und Gesund-heitsfürsorge beseitigt werden. Doch nach wie vor kann von gleichen Rechten für Frauen wie für Männer nicht die Rede sein.

Deshalb gehört Geschlechtergerechtigkeit zu den Hauptzielen von Oxfams Arbeit. Bereits bei der Planung eines Projekts fragen wir stets: Welche Auswirkung wird es auf Frauen und Männer haben? Zudem initiieren wir Projekte, die direkt die Situation von Frauen verbessern: In Mali kämpft unsere lokale Partnerorganisa-tion gegen die Praxis der weiblichen Beschnei-dung. Und in Südafrika helfen wir, Männer davon zu überzeugen, dass sexualisierte und häusliche Gewalt Verbrechen sind.

Auch in unserer Kampagnenarbeit machen wir Druck. Zum Beispiel setzen wir uns für die Einhaltung von Arbeitsrechten ein. Dazu gehört nicht nur die Eindämmung exzessiver und unbezahlter Überstunden, sondern auch ein fairer Lohn. Denn noch immer verdienen Frauen in Entwicklungsländern häufig viel weniger als Männer.

Für uns steht fest: Wer Armut langfristig über-winden will, muss Frauen einbeziehen. Ohne sie kann Entwicklungsarbeit nicht gelingen.

Herzlichst,

Paul BendixGeschäftsführer, Oxfam Deutschland e.V.

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4 Projekte

Die verheerenden Überschwemmungen im Sommer 2010 sind die größte Naturkatastrophe, die Pakistan je erlebt hat. Mehr als 20 Millionen Menschen sind betroffen – mehr als beim Tsunami im Indischen Ozean und bei den Erdbeben 2005 in Kaschmir und im Frühjahr in Haiti zusammen.

Ehemals grün und fruchtbar, wurde das Swat-Tal im Nordwesten Pakistans durch die Flutkata-strophe Ende Juli in eine braune Schlammwüste verwandelt. Schon vor der Überschwemmung mussten Hunderttausende Menschen von hier fliehen, als im vergangenen Jahr die pakistanische Armee eine Großoffensive gegen die radikal-

islamischen Taliban startete. Nachdem viele Einwohner endlich zurückgekehrt waren, mussten sie sich jetzt erneut in Sicherheit bringen, diesmal vor den Wassermassen.

So wie im Swat-Tal sieht es jetzt in vielen Teilen Pakistans aus. Weite Gebiete entlang des Indus stehen unter Wasser. Vor allem in den Provinzen Khyber-Pakhtunkhwa, Punjab und Sindh hat der anhaltende Monsun-Regen zu Überflutungen

geführt. Häuser wurden weggespült und ganze Dörfer ausgelöscht. Millionen Menschen mussten ihre Heimat verlassen. Hunderttausende sind noch immer von der Außenwelt abgeschnitten. Doch die Menschen aus der Luft zu versorgen, ist schwierig, weil nicht genügend Hubschrauber bereitstehen. UN-Sekretär Ban-Ki Moon spricht von der

schlimmsten Naturkatastro-phe, die er je gesehen habe. Dies bestätigt auch Oxfams Direktorin in Pakistan, Neva Khan: „Das Ausmaß der Katastrophe ist riesig! Die internationale Nothilfe muss dringend weiter verstärkt werden.“

Oxfam arbeitet seit mehr als 35 Jahren in Pakistan. Es waren bereits rund 100 Mitarbeiter/innen vor Ort, als die Katastro-phe hereinbrach. Gemeinsam mit lokalen Part-nerorganisationen konnten sie unverzüglich mit der Nothilfe beginnen. Besonders wichtig ist, die Menschen mit Trinkwasser zu versorgen. Denn eines der größten Risiken bei Überschwem-mungen sind gefährliche Durchfallerkrankungen wie Cholera, die vor allem für Kinder und alte oder geschwächte Menschen tödlich sein können.

Im Swat-Tal (l.) und in der

Provinz Sindh fliehen

Menschen vor den

Wassermassen.

Die Flut in Zahlen

Geschätzte Zahl der Toten (9. September 2010) 1752

Zahl der zerstörten Häuser Mehr als 1,8 Millionen

Zahl der Durchfallerkrankungen Mehr als 600.000 Menschen

Zahl der insgesamt betroffenen Menschen Mehr als 20 Millionen

Geschätzte Kosten des Wiederaufbaus in US Dollar 15 Milliarden US-Dollar

Quelle: UN und Oxfam International; Stand September 2010

Pakistan: „Das Ausmaß der Katastrophe ist riesig“

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Die Welt in BerlinIm Juli fand in Berlin die erste Oxfam Humanitarian Convention statt. Alle Oxfams waren durch Mitarbeiter/innen aus dem Bereich Nothilfe vertreten, um zukunftsweisend über ihre Arbeit zu diskutieren. Wichtige Themen waren die globalen Trends bei Naturkatastrophen und deren Konsequenzen für Stadtbevöl-kerungen wie z.B. die Einwohner/innen von Port-au-Prince in Haiti.

Besuch aus SüdafrikaIm Anschluss an die Welt-Aids-Konferenz im Juli in Wien besuchten Fiona MacDonald und Cecile Manhaeve Berlin. Beide arbeiten bei unseren HIV/Aids-Partnerorganisationen in Südafrika. „Während des Besuchs im Hospiz Schö-neberg-Steglitz und der Diskussionen bei Oxfam und in Gesundheitseinrichtungen konnten wir viel voneinander lernen,“ berichteten beide begeistert nach ihrer Rückkehr.

Eine neue Schule in BurundiUnsere Partnerorganisation OAP (Orga-nisation d´Appui à l´auto Promotion) baut eine neue Schule für 600 Kinder in der Gemeinde Karama. Für weitere vier Gemeinden im Landkreis Muhuta entsteht ein Versorgungsnetz für Trink-wasser. „Wir freuen uns, die zweite Schule in Kooperation mit Oxfam und dem BMZ errichten zu können“, sagt Pascasie Kana, Direktorin von OAP.

+++ Kurznachrichten ++++++++

Oxfam errichtet deshalb Wassertanks, baut Latrinen und Waschgelegenheiten und stellt Hygiene-Sets mit Seife, Tüchern, Binden und Wasserschüsseln zur Verfügung. Zusätzlich sorgen wir für Lebensmittel. Sechs Wochen nach der Katastrophe erreichte Oxfams Nothilfe bereits über eine Million Menschen. Insgesamt soll die Unterstützung auf mindestens 1,3 Millionen Menschen ausgeweitet werden.

Bereits vor der Überschwemmungskatastrophe lebten in Pakistan 40 Prozent der Bevölkerung in bitterer Armut. Niemand kann das wahre Ausmaß der Zerstörungen auch nur ansatzweise einschät-zen. Sicher ist nur: Wenn das Wasser abgeflossen ist, steht die internationale Gemeinschaft in der Verantwortung, die Menschen in Pakistan auch langfristig beim Wiederaufbau ihres Landes zu unterstützen.

Text: Markus Nitschke/Bettina Wolf

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Von der Flut betroffen:

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In Nowshera, in der Provinz

Khyber-Pakhtunkhwa, hat

Oxfam Wassertanks aufge-

stellt, um die Menschen mit

Trinkwasser zu versorgen.

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Weibliche Beschneidung in Mali„Ich habe Angst vor den Schmerzen“

Warum ist weibliche Beschneidung so weit verbreitet?Weibliche Beschneidung ist ein Initiationsritual, das der weiblichen Identität zugerechnet wird. Unbeschnittenen Frauen haftet ein Makel an. Sie haben es schwer, einen Mann zu finden.

Was bedeutet die Genital-Verstümmelung für die Frauen?Die Frauen spüren die Folgen jeden Tag. Schon das Urinieren ist schmerzhaft und eine Entbindung qualvoll. Oft kommt es bei der Geburt zu Kompli-kationen, was zu hoher Kinder- und Müttersterb-lichkeit führt. Dieses körperliche und seelische Leid ist vermeidbar.

Wie setzt sich Oxfam in Mali gegen weibliche Beschneidung ein?Wir unterstützen Tagné seit 2009, damit sie möglichst viele Menschen über die Gefahren weiblicher Beschneidung informieren können. Die Mitarbeiterinnen von Tagné sprechen offen darü-ber, dass Beschneidung eine schädliche kulturelle Tradition ist, die es zu überwinden gilt.

Wie funktioniert das?Die Sozialarbeiterinnen versuchen Schlüsselper-sonen aufzuklären: Zum Beispiel Lehrpersonal, religiöse Führer, Leiterinnen von Frauengruppen. Zunächst geht es darum, grundlegendes Wissen über die weibliche Anatomie zu vermitteln und Beschneidungen überhaupt ins gesellschaftliche Bewusstsein zu rufen. Die Meisten nehmen sie ja als naturgegeben hin. Auch Männer und Jungen werden angesprochen, damit unbeschnittene Mädchen nicht verschmäht werden.

Wendet sich Tagné auch direkt an Kinder und Jugendliche?In Schulen, zum Beispiel, initiiert Tagné künstler-ische Wettbewerbe. Bei meinem Besuch führten Schülerinnen und Schüler ein Theaterstück über Beschneidung auf: In einem Rollenspiel stoßen die Kinder die Beschneidung weg und rufen: „Nein, ich will dich nicht!“ Ein Mädchen hat ein Gedicht vorgetragen: „Ich habe Angst vor den Schmerzen, vor den Folgen.“

Laut Weltgesundheitsorganisation sind in Mali rund 90 Prozent aller Frauen zwischen 15 und 49 Jahren beschnitten. Sowohl die Beschneidung selbst als auch ihre Folgen beeinträchtigen die psychische und physische Gesund-heit von Mädchen und Frauen. Für Oxfam aktuell sprachen wir darüber mit unserer Projekt-Referentin Bettina Burgthaler. Sie ist nach Kati, 20 km von der Hauptstadt Bamako, gefahren. Dort hat sie unsere Partnerorganisation Tagné besucht, die sich gegen weibliche Beschneidung einsetzt.

Titelthema6

Die Mitarbeiterinnen von

Tagné klären in der Stadt Kati

über die Folgen von weib-

licher Beschneidung auf.

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Welche Fortschritte konntest Du beobachten? Ein Mädchen hat mir erzählt, dass es seine Groß-mutter davon überzeugen konnte, die Kusine nicht zu beschneiden. Meistens läuft die Entscheidung über die Großmütter, die Ältesten. Die Mitarbeiter-innen von Tagné berichten, dass es in Kati immer weniger Beschneiderinnen gibt – dieser Job lohnt sich bald nicht mehr.

Wie muss es weitergehen?Die Fortführung der Informations- und Lobbyar-beit auf allen Ebenen und ein starkes Netzwerk sind wichtig. Es ist eine langwierige Überzeu-gungsarbeit, denn Umdenken und Verhaltensän-derung brauchen Zeit. Die Stärkung von Mädchen hängt auch ab von ihrem Zugang zu Bildung. Denn je gebildeter und mündiger Mädchen sind, desto besser können sie für ihre Rechte eintreten.

Interview: Adréana Peitsch

Bettina Burgthaler, Oxfams

Projekt-Referentin, reiste

nach Mali, um unsere

Partnerorganisation zu

besuchen.

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In Kati wird mit dem Plakat „Gemeinsam sagen wir NEIN

zur Beschneidung!“ für einen Stopp des schädlichen Rituals

geworben.

Daten zu MaliLebenserwartung

48,1 Jahre

Kinder, die das 5. Lebensjahr nicht erreichen

217 von 1000

Erwachsene, die das 40. Lebensjahr nicht erreichen

325 von 1000

Müttersterblichkeit pro 100.000 Lebendgeburten

970

Säuglingssterblichkeit

12 Prozent

Alphabetisierungsrate (Erwachsene ab 15 Jahren)

Frauen 18,2 Prozent

Männer 34,9 Prozent

Quellen: HDI, WHO, ICRC, Ärzte ohne Grenzen

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Titelthema

Frauen leisten oft unbe-

zahlte Überstunden und

verdienen längst nicht so

viel wie ihre männlichen

Kollegen.

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Gender Justice (Geschlechtergerechtigkeit) ist eines der Hauptziele der weltweiten Arbeit von Oxfam. Der Begriff „gender“ bezeichnet die sozialen Rollenzuweisungen, die an das biologische Geschlecht geknüpft werden. Diese führen in den meisten Gesellschaften zu einer Benachteiligung von Frauen.

Geschlechtergerechtigkeit ist sowohl ein Ziel an sich, als auch eine Voraus-setzung für nachhaltige Entwicklung. So ist z.B. erwiesen, dass mit steigen-der Frauenbildung die Geburtenraten sinken oder dass die Produktivität steigt, wenn sich landwirtschaftliche Schulungen auch an Frauen richten. Frauen gehen verantwortungsbewusster mit Krediten um und investieren eher in die Gesundheit und Bildung der Kinder.

Oxfam setzt sich dafür ein, dass die Anliegen von Frauen und Männern gleichermaßen gehört und die Potenziale beider Geschlechter voll genutzt werden. Einige Beispiele dafür, wie dies in der Praxis aussehen kann, finden Sie in den folgenden Beiträgen.

Keine Entwicklungohne Geschlechtergerechtigkeit

Die Globalisierung hat Millionen von Frauen in Entwicklungsländern Jobs verschafft; allerdings oft schlecht bezahlt, am unteren Ende der globalen Lieferketten großer Unternehmen. So werden sie systematisch um ihren gerechten Anteil an den Früchten der Globalisierung betrogen.

Meist befristet oder sogar ganz ohne Vertrag, arbeiten sie für einen Hunger-lohn unter oftmals gesundheitsschädlichen Bedingungen. Besonders in der Landwirtschaft ist die Situation prekär: Rund 60 Prozent aller Landarbei-ter/innen leben unterhalb der Armutsgrenze. Die Mehrzahl von ihnen sind Frauen.

Die Kehrseite der Globalisierung: Frauen werden um ihren gerechten Anteil betrogen

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Besonders Frauen, die in Zuliefererbetrieben arbeiten, haben

oft schlechte Arbeitsbedingungen und werden systematisch

ausgebeutet.

Oxfam Deutschland setzt sich seit 2004 für die Rechte der Arbeiterinnen weltweit ein. Zum Beispiel veröffentlichten wir die Studie „Unsere Rechte im Ausverkauf – Frauenarbeit in globalen Lieferketten von Bekleidungsunternehmen“, in der die Einkaufspolitik von Unternehmen wie adidas, Puma und H&M und deren Auswirkungen auf die Arbeitsbedingungen von Frauen und Zulieferbe-trieben kritisiert wird.

Die Diskriminierung von Landarbeiterinnen wurde auch in den Studien „Hohe Gewinne – wenig Verantwortung. Wie Metro seine Marktposition in Indien auf Kosten von Landarbeiter/innen und Angestellten ausbaut“ und „Endstation Ladenthe-ke“ thematisiert. Laut Metro-Studie werden indische Landarbeiterinnen systematisch diskri-miniert: Viele Frauen, die für Metro Cash & Carry India arbeiten, erhalten gerade einmal 85 Cent für zehn bis zwölf Stunden Arbeit. Das ist zudem nur die Hälfte dessen, was Männer verdienen.

2007 hat Oxfam Deutschland zusammen mit 23 weiteren Nichtregierungsorganisationen und Gewerkschaften die Supermarktinitiative gegrün-det. Gemeinsam wollen wir die unfaire Einkaufs-politik von Supermarktketten stoppen. Mehr als 10.000 Verbraucher/innen haben bisher die Unter-schriftenaktion „Unfairen Einkauf stoppen“ unter-stützt. Und im Bundestag gab es erstmals eine Anhörung zur Nachfragemacht der Supermarkt-ketten: Nun soll eine Stelle zur Überwachung der Einkaufspolitik geschaffen werden.

Text: Franziska Humbert/Marita Wiggerthale

Die Studien gibt es hier:

www.oxfam.de/metro-studie www.oxfam.de/endstation-ladentheke www.oxfam.de/unsere-rechte-im-ausverkauf

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10 Titelthema10

Seit mehr als 25 Jahren setzt sich in Simbabwe unsere Partnerorganisation Women´s Action Group (WAG) für die Rechte von Frauen ein. „Wir rennen zwar nicht immer offene Türen ein, aber immerhin sind sie nicht verschlossen“, sagen die Mitarbeiter/innen von WAG. Frauenrechtsor-ganisationen wie WAG mahnen ihre Regierung immer wieder, das unterzeichnete Übereinkom-men zur Beseitigung jeder Form von Diskriminie-rung der Frau (CEDAW) und zur Gleichstellung der Geschlechter umzusetzen sowie verabschie-dete Gesetze gegen sexualisierte Gewalt und für Geschlechtergerechtigkeit auch anzuwenden.

Denn vor allem im häuslichen Bereich steht das traditionelle, patriarchal geprägte Gewohnheits-recht oft den modernen Gesetzen entgegen. So

zum Beispiel beim Erbrecht: Nach traditionellem Recht erben Frauen nach dem Tod des Ehemannes nichts, sondern der Besitz geht an die Verwandt-schaft des Mannes. Durch Lobby-, Informations- und Beratungsarbeit helfen die Mitarbeiterinnen von WAG Witwen, ihre Rechte in Anspruch zu nehmen, um nicht mit ihren Kindern in die Armut zu stürzen.

Um geschlechtsspezifische Ungerechtigkeit sowie sexualisierte und häusliche Gewalt zu überwin-den, müssen Männer in die Diskussion einbezogen werden. Daher geht unsere südafrikanische Part-nerorganisation Department for Social Respon-sibility (DSR) gezielt auf Männer zu. In einem informellen Siedlungsgebiet am Ostkap geht es in generationsübergreifenden Gesprächsrunden

In Balance: Gleiche Rechte für Frauen und Männer in Südafrika und Simbabwe

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um geschlechtsspezifische Rollen und schädliche kulturelle Praktiken. Die Diskussionen in Männer-gruppen halten dazu an, die eigene Sexualität und geschlechtsspezifisches Rollenverhalten zu über-denken. Gewalttätige und kriminelle Praktiken wie die gesellschaftlich akzeptierte Vergewaltig-ung einer Frau als Strafe für unkonventionelles Verhalten werden hinterfragt. Die Arbeit der Männergruppen zeigt Erfolge: In ihrem Umfeld – in Bars, im Fußballverein, bei Treffen – sprechen die Mitglieder der Männergruppe mit anderen Männern über solche Themen und regen zum Nach- und Umdenken an.

Oxfam engagiert sich nicht nur im Bereich der langfristigen Entwicklungszusammenarbeit für Geschlechtergerechtigkeit, sondern auch in der

Nothilfe. Hier gilt es, Frauen und Männern glei-chermaßen Zugang zu Hilfe und Teilhabe an Entscheidungen über ihre Belange zu ermöglichen. Dazu ist eine Gender-Analyse erforderlich, um kulturell angemessene Hilfsmaßnahmen bereitzu-stellen und geschlechtsspezifische Ungerechtig-keiten zu vermeiden.

Ob in Pakistan, Sierra Leone oder Burundi, ob in Nothilfesituationen oder in der Entwicklungs-zusammenarbeit: In jedem einzelnen durch Oxfam unterstützten Projekt öffnen wir gemein-sam mit unseren Partnerorganisationen Türen zu mehr wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Geschlechtergerechtigkeit.

Text: Reinhild Schumacher

Oxfam-Workshop: Männer reflektieren ihre

Sexualität und ihr Rollenverständnis.

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12 Kampagnen

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Das Jahr 2010 ist trotz des schneereichen Winters in Deutschland dabei, im weltweiten Mittel zum heißesten Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen zu werden. Global war es von Januar bis Juli heißer als je zuvor in vergleich-baren Zeiträumen. Dahinter steckt ein Trend: Das Jahrzehnt 2000 - 2009 gilt im globalen Durchschnitt als wärmstes überhaupt.

2010 ist auch ein Jahr der Unwetterkatastrophen. In Pakistan sind über 20 Millionen Menschen von den schlimmsten Überschwemmungen aller Zeiten betroffen. Die gewaltigen Waldbrände in Russland infolge extremer Trocken-heit haben Hunderte Dörfer zerstört. Schlammlawinen in China forderten über 1.000 Todesopfer. In Niger haben sintflutartige Regenfälle vielerorts die Ernte vernichtet und damit die Lage für die acht Millionen von Hunger bedrohten Menschen dort noch weiter verschärft.

Nichts davon lässt sich eindeutig und ausschließlich auf den Klimawandel zurückführen. Oft ist es erst das Zusammenspiel mehrerer Faktoren, das eine extreme Wetterlage zur Katastrophe macht. Aber Wissenschaftlern zufolge nehmen Dürren, Brände und Überflutungen durch den Klimawandel an Inten-sität zu und sind sehr ernste Alarmzeichen.

Diese Warnungen sollten die Regierungen, die sich seit dem Scheitern des Kopenhagen-Gipfels auf die Klimakonferenz in Cancún, Mexiko, im Dezember vorbereiten, sehr ernst nehmen. Denn noch immer kranken die Verhandlungen für ein weltweites Klimaschutzabkommen an der fehlenden Bereitschaft der Industrieländer, sich zu ausreichend Klimaschutz zu verpflichten und die armen Länder angemessen bei der Bewältigung der Klimaschäden zu unterstützen. Zumindest ein möglicher Teilerfolg – Fort-schritte beim geplanten Klima-Fonds für arme Länder – sollte daher unbe-dingt gesichert werden.

Deutschland muss dazu beitragen, das seit Kopenhagen erschütterte Vertrau-en der armen Länder wiederzugewinnen. Etwa indem die Bundesregierung die zugesagten kurzfristigen Klima-Finanzhilfen in Höhe von 1,26 Milliarden Euro wie versprochen zusätzlich bereitstellt und nicht – wie bisher geplant – fast ausschließlich durch die Umschichtung alter Zusagen. Text: Jan Kowalzig

Überschwemmungen, Brände, DürrenCancún muss ein Klimaschutz-abkommen bringen

Oxfam zu den UN-Verhandlungen:

http://bit.ly/Kopenhagen_Cancun

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++++++++ Kurznachrichten +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

Beim G8-Gipfel verkleideten

sich Oxfam-Aktivist/innen als

Staats- und Regierungschefs

im Touristen-Outfit: Werden

sie das Gipfeltreffen zu einem

Wendepunkt im Kampf gegen

die Armut machen oder

werden sie nur orientierungs-

lose Reisende sein?

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Fünf Jahre ist es nun her, dass die Staats- und Regierungschefs auf dem G8-Gipfel in Gleneagles versprochen haben, bis 2010 zusätzliche 50 Milliar-den US-Dollar an Entwicklungshilfe aufzubringen. Doch davon fehlen noch immer 20 Milliarden. Beim diesjährigen Gipfel im kanadischen Huntsville räumten die G8 zwar Versäumnisse ein; wie diese aufgeholt werden sollen, wurde aber nicht geklärt. Weder haben die G8 einen „Rettungsplan“ aufge-stellt, noch wurden im Abschlussdokument des G8-Gipfels in Huntsville die Versprechen von Gleneagles überhaupt erwähnt.

G8-Gipfel in Kanada

Bundeshaushalt 2011: EZ auf SparflammeDer Haushaltsentwurf für 2011 sieht für den Ent-wicklungsetat nur eine Steigerung von 3 Million- en auf 6,073 Milliarden Euro und damit faktisch Stagnation vor. Die weiteren Planungen bis 2014 beinhalten sogar eine Reduzierung um 380 Milli-onen. Damit verabschiedet sich die Bundesregie-rung de facto von der Zusage, bis 2015 0,7 Prozent des Bruttonationaleinkommens für Entwicklungs- zusammenarbeit aufzuwenden.

Preisdrückerei der Supermarktriesen Im Juli befasste sich der Bundestag erstmals mit der Macht von Lidl, Edeka und Co. Oxfams Handelsexpertin Marita Wiggerthale forderte stell-vertretend für die Supermarktinitiative eine Unter-suchung des Missbrauchs der Einkaufsmacht der Supermarktkonzerne und Regeln zur Einhaltung sozialer und ökologischer Mindeststandards in den Lieferketten.

Enttäuschende Afghanistan-KonferenzAm 20. Juli trafen sich internationale Regierungs-vertreter in Kabul. Statt des angekündigten Fahr-plans für den zivilen Aufbau des Landes wurden vorrangig Sicherheitsfragen debattiert. Oxfam

hatte zuvor afghanische Männer, Frauen und Jugendliche über ihre Erwartungen an die Politik befragt und daraus ein Video produziert: http://bit.ly/afghanistan_stimmen

UN-Verhandlungen zur Kontrolle des WaffenhandelsNach den Verhandlungen in New York scheint ein globales Kontrollabkommen in Reichweite. Ob es jedoch wirksam gegen illegale Waffenlieferungen schützen wird, ist offen. Oxfam und seine Kampag-nenpartner machten bei den Verhandlungen klar, welche Anforderungen ein Abkommen erfüllen muss: http://bit.ly/waffenkontrolle

Am Ball bleibenUnsere Unterstützer/innen machen´s vor und bleiben am Ball – für Entwicklung und gegen Armut. Hunderte Menschen aus aller Welt haben sich bereits für die Aktion „Don´t Drop the Ball on Aid – am Ball bleiben für Entwicklung!“ beim Jonglieren filmen lassen. Die Videos richten sich an die Politiker/innen, die zum MDG-Gipfel Ende September in New York zusammenkommen. Reich dein eigenes Video ein unter: www.oxfam.de/ballspiel

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Zehn Jahre MDGs – eine BilanzZehn Jahre sind vergangen, seit die UNO zur Armutsbekämpfung acht Millennium-Entwicklungsziele (Millennium Development Goals, MDGs) beschlossen hat. Zum MDG-Gipfel im September stellen wir in dieser und der folgenden Ausgabe jeweils vier MDGs vor und ziehen eine Zwischenbi-lanz: Was ist bereits erreicht, und was muss bis 2015 noch geschehen?

MDG 1: Reduzierung von Armut und Hunger

Ziel: bis 2015 die Zahl der in Armut lebenden und hungernden Menschen zu halbieren.

Auf den ersten Blick sieht das Ergebnis gut aus: Die Zahl der in Armut lebenden Menschen ist in 20 Jahren von 1,8 auf 1,4 Milliarden Menschen gesunken. Vor allem in Asien hat es Fortschritte gegeben. In vielen Ländern Afrikas leben jedoch weiterhin noch viel zu viele Menschen in extremer Armut. Weltweit werden es 2015 immer noch bis zu eine Milliarde Menschen sein.Und werden 2015 nur noch halb so viele Menschen wie in 2000 hungern? 2009 sank die Zahl der

Hungernden erstmals seit 15 Jahren – auf aktu-ell 925 Millionen. Über den gesamten Zeitraum wurden allerdings kaum Fortschritte gemacht. Es ist dringend erforderlich, die kleinbäuerliche, an das Klima angepasste Landwirtschaft verstärktzu fördern – im Rahmen einer integrierten, nach-haltigen ländlichen Entwicklung. All dies geht nur, wenn es eine faire weltweite Agrar- und Handels-politik gibt und Frauen mehr Mitsprache und Entscheidungsmacht erhalten. Denn in Afrika werden 70 Prozent aller Nahrungsmittel von Frauen angebaut.

MDG 4: Reduzierung der Kindersterblichkeit

Ziel: bis 2015 die Sterblichkeit von Kindern unter 5 Jahren um 2/3 zu senken.Bis zum Jahr 2008 war sie global um knapp 1/4 zurückgegangen, von 100 Todesfällen pro 1.000 Geburten im Jahr 1990 auf 72. Im Südlichen Afrika sind es allerdings noch immer 140 Todesfälle. Zum Vergleich: In Europa sind es 14. Kinder in armen Ländern sterben vor allem an Lungenentzündung, Malaria, Durchfall und Aids. Bei mehr als 1/3 aller Todesfälle spielt Mangelernährung eine ent-scheidende Rolle. Fortschritte sind meist zurück-zuführen auf effiziente Impfprogramme und kostenfreie Gesundheitsfürsorge. So konnte beispielsweise in Nepal und Malawi die Gesund-heit der Kinder erheblich verbessert werden. Auch Bildung hilft: je gebildeter die Mutter, desto höher die Überlebenschancen der Kinder.

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MDG 5: Verbesserung der Müttergesundheit

Ziel: bis 2015 die Todesfälle von Frauen während Schwangerschaft und Geburt um 3/4 zu senken. Bisher stagniert die Müttersterblichkeit global bei mehr als 400 Todesfällen pro 100.000 Lebendge-burten. Im Südlichen Afrika und Südasien hat sich die Rate sogar erhöht. Zumeist sterben werdende Mütter an Blutungen und schwangerschafts-bedingtem Bluthochdruck. Ursachen sind Aids, mangelnder Zugang zu Angeboten der reproduk-tiven Gesundheit, soziale, finanzielle und geogra-phische Hürden beim Aufsuchen qualifizierter Geburtshilfe und der eklatante Fachkräfteman-gel in den Gesundheitssystemen armer Länder. Fortschritte gibt es in Bangladesch, Sri Lanka und Ägypten.

MDG 6: Bekämpfung von HIV/Aids, Malaria und anderen Krankheiten

Ziel: die Verbreitung von HIV/Aids, Malaria und Tuberkulose einzudämmen.Dazu gehört, alle HIV/Aids-Patient/innen bis 2010 mit Aids-Medikamenten zu versorgen, was bislang nicht erreicht wurde. Wichtige Erfolge gab es aber in der Prävention und Behandlung. In vielen Regi-onen der Welt sind die Neuinfektionsraten heute stabil oder sinken, über 5 Mio. Menschen haben heute Zugang zur Aidsbehandlung.

Der Mangel an wirksamen, modernen Medika-menten erschwert die Tuberkulose-Behandlung zunehmend. Im Südlichen Afrika sind Tuberkulose-fälle als Begleiterkrankung von HIV/Aids explosi-onsartig angestiegen.

An Malaria sterben jährlich fast eine MillionMenschen, überwiegend Kinder in Afrika. Dank Schnelltests, neuer Medikamente und der Auswei-tung des kostenfreien Zugangs zu dezentralisierter Basis-Gesundheitsfürsorge gibt es allerdings erste Fortschritte. So gelang es beispielsweise bis 2007 in Ruanda und Äthiopien, Todesfälle durch Malaria um 50 Prozent zu senken. Diese positive Entwick-lung ist jedoch akut gefährdet, da Deutschland, neben anderen Ländern, die Mittel für Gesund-heit in der Entwicklungszusammenarbeit massiv kürzen will.

Page 16: Oxfam aktuell Herbst 2010

16 5 Fragen an...

Robert Lindnerist Berater für Humanitäre Hilfe bei Oxfam Deutschland.

Pakistan exportiert Textilien, Fußbälle und

andere Lederwaren. Können Handels-

erleichterungen helfen?

Was unterscheidet Oxfam in der

Katastrophenhilfe von

anderen Organisationen?

Acht Wochen nach Beginn der

Überschwemmungen ist Pakistan wieder aus den

Medien verschwunden. Ist nach der Jahrhundert-

flut das Schlimmste überstanden?

Wie gelingt der Übergang von der

Nothilfe zum Wiederaufbau?

Für Pakistan werden Schuldenerlasse gefordert,

damit das Land wieder auf die Beine kommt.

Haben die Armen überhaupt etwas davon?

Keineswegs! Es fehlt weiterhin Trinkwasser, die hygienischen Bedingungen sind katastrophal. Hunderttausende sind bereits an Durchfall erkrankt, die Seuchengefahr ist unverändert hoch. Zudem droht eine Hungersnot.

Wichtig ist, die Betroffenen von Anfang an in die Maßnahmen einzubeziehen. Ihr Engagement und Wissen ist entscheidend, damit der Aufbau nach-haltig ist.

Pakistan muss derzeit ein Drittel seines Staats-budgets für den Schuldendienst aufwenden – Geld, das jetzt dringend für den Wiederaufbau gebraucht wird. Eine Entschuldung kommt dann den Bedürftigen zu Gute, wenn sie international streng kontrolliert wird.

Kurzfristig nicht. Längerfristig können Handels-erleichterungen sehr wohl helfen, die Armut zu reduzieren und eine bessere Katastrophenvorsorge aufzubauen.

Oxfam ist die weltweit führende Hilfsorganisation bei der Versorgung mit Trinkwasser und Hygiene-Einrichtungen im Fall von humanitären Krisen. Zugleich drängen wir auch auf politische Verän-derungen, um bewaffnete Konflikte zu vermei-den und Naturkatastrophen besser zu begegnen. Dieses Profil zeichnet Oxfam aus.

Elvira Treffingerist Redakteurin beim

Evangelischen Pressedienst (epd).

Auf dieser Seite stellen sich Oxfams Mitarbeiter und Botschafter den Fragen von Journalisten. Dieses Mal:

5 Fragen an...

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Als Holger Kanisch, Stefanie Teske, Heidemarie Michaelis-Steck und Kurt Süsser vom Team Runner’s World am Abend des 11. September ins Ziel einlaufen, lässt sich ihre Erschöpfung nur erahnen. Dabei liegen 100 Kilometer und etwa 2.500 Höhenmeter gerade hinter ihnen. Mit nur 13 Stunden und 59 Minuten sind sie das erste von 90 Teams, das den Oxfam Trailwalker quer durch den Harz geschafft hat. Die Strecke haben sie überwiegend im Laufschritt bewältigt. „Die letzten 15 Kilometer waren am härtesten,“ sagt Stefanie Teske. Während sie und ihr Team sich erholen können, sind die anderen Trailwalker alle noch unterwegs. Für sie beginnt jetzt erst die härteste Phase: die Nacht.

Die meisten Teams kommen am Sonntagmorgen aus dem Wald auf die Zielgerade, ein Team nur noch auf den Knien – und vielen stehen beim Umhängen der Teilnahme-Medaille Tränen in den Augen.

Insgesamt erreichten 384 Trailwalker, verteilt auf 90 Teams, das Ziel. Nur sechs Teams mussten

Oxfam Trailwalker: 230.000 Euro für Bildung

Mitte Juni feierte die HEG Beratende Ingenieure Berlin GmbH ihr 15-jähriges Firmenjubiläum. Dass die Gäste mit leeren Händen erschienen, freute Geschäftsführer Wolfgang Häcker, denn er hatte im Vorfeld um Spenden an Oxfam Deutschland

Großzügige Gästegebeten. Am Ende kamen 2.600 Euro für ein Projekt zur Erwachsenenbildung in Südafrika zusammen! Wir sind von diesem Engagement begeistert und bedanken uns ganz herzlich.

Text: Farina Steinkamp

komplett abbrechen. Gemeinsam haben sie fast 40.000 Kilometer zurückgelegt und mehr als 230.000 Euro Spenden gesammelt, die in Oxfams Bildungsprojekte in Afrika fließen. Oxfam-Geschäftsführer Paul Bendix ist begeistert: „Dieser erste deutsche Trailwalker ist ein riesiger Erfolg! Ohne den großartigen Einsatz der mehr als 300 freiwilligen Helfer/innen wäre das nicht möglich gewesen.“

Der Trailwalker findet von nun an jedes Jahr rund um Osterode am Harz statt. Im nächsten Jahr geht es am 3. und 4. September 2011 wieder an den Start.

Einige Teams haben es nicht bis zum Start ge-schafft, ihre Mindestspendensumme von 2.000 Euro zu sammeln. Deshalb haben sie noch zwei Monate länger Zeit. Wer sie nachträglich noch sponsern möchte, findet die Liste der Teams unter www.trailwalker.de.

Text: Mirjam Hägele

Page 18: Oxfam aktuell Herbst 2010

18 Shops

Schon seit zweieinhalb Jahren gibt es den Nürn-berger Oxfam Shop. Am 13. Juli konnte sich das Shop-Team über einen besonderen Gast freuen: Dagmar Wöhrl, Bundestagsabgeordnete und Vorsitzende des Bundestagsausschusses für wirt-schaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (AWZ). Zum Auftakt der „Sommerkleiderwoche“ spendete sie luftige Ferienmode und half an der Ladenkasse aus.

„Die Idee, Überflüssiges flüssig zu machen, um Hilfe in ärmeren Ländern zu leisten, finde ich sehr gut, weil jeder Einzelne etwas dazu beitragen kann“, sagte Dagmar Wöhrl und ließ ihren Worten gleich Taten folgen. Sie überreichte den Ehrenamt-lichen mehrere gemusterte Sommerkleider aus dem heimischen Schrank. „Jeder hat in seinem Haushalt Gegenstände oder Kleidung, die er nicht mehr benötigt, die andere aber gut gebrau-

chen können“. Ihre Spende kam rechtzeitig zum Start der „Sommerkleiderwoche“: Sieben Tage lang präsentierte der Shop eine besonders große Auswahl an Kleidern für die heiße Jahreszeit.

Gern gesehener Gast war Dagmar Wöhrl nicht nur wegen ihrer Sommermode. Als Vorsitzende des AWZ lenkt sie die parlamentarische Arbeit des Ausschusses, der sich mit Oxfams Thema befasst: dem Kampf gegen die weltweite Armut. Ein großes Lob sprach Wöhrl den 60 ehrenamtlichen Mitar-beiter/innen für ihren Einsatz aus. Sie selbst fühlte sich sichtlich wohl im Team – besonders die Buch-Abteilung hatte es ihr angetan. „Bei Büchern kann ich nie widerstehen“, freute sich die Politikerin und verließ den Oxfam Shop mit einem Stapel Urlaubslektüre – viel später als es ihr Terminkalen-der eigentlich vorgesehen hatte.

Text: Iris Rubinich

Prominenter Besuch im Oxfam Shop NürnbergDagmar Wöhrl eröffnet „Sommerkleiderwoche“

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Dagmar Wöhrl (rechts) bediente bei der Eröffnung der Sommer-

kleider-Woche gemeinsam mit der ehrenamtlichen Shop-

Mitarbeiterin Lydie Lobe (mitte) die Kund/innen (links).

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5-Käse-hochAm 25. September feierte der Oxfam Shop Münster den 5. Geburtstag. Für die Kund/innen gab es 20 Prozent Schnäppchen-Rabatt sowie Kaffee, Tee und Schokolade aus Fairem Handel. Außerdem konnten die Besucher/innen einen 10.000 Liter-Oxfam-Wassertank, wie er weltweit in Flüchtlingslagern bei humanitären Krisen eingesetzt wird, besichtigen.

Neues OutfitNach umfangreichen Renovierungs-arbeiten eröffnete der Potsdamer Oxfam Shop am 1. Juli seine Türen in neuem, frischem Gewand. Mit einem Aktionstag zur Kampagne 1GOAL – Bildung für Alle! wurde gleichzeitig der 8. Geburtstag des Shops gefeiert. Der Andrang war groß, und viele freuten sich, wieder in „ihrem“ Oxfam Shop einkaufen zu können.

Herzlichen Glückwunsch!Seit fast einem Jahr wird in Dortmund Überflüssiges flüssig gemacht. Am 11. November feiert das Shop-Team den 1. Geburtstag. Alle Interessierten, Kund/innen und Spender/innen sind dazu herzlich in die Wißstr. 30-32 eingeladen.

+++ Shop-News ++++++++++++++++

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Seit September hat Düsseldorf zwei Oxfam Shops. Christel

Kaestner eröffnete gemeinsam mit der Düsseldorfer Bürger-

meisterin Gudrun Hock und Ladislav Ceki, dem Geschäfts-

führer von „Eine Welt Forum Düsseldorf e.V.“ den neuen

Shop (v.l.n.r.).

Anfang September wurde in Düsseldorf der zwei-te Oxfam Shop eröffnet. In guter City-Lage bietet sich den Düsseldorfer/innen damit eine weitere Möglichkeit, nach Herzenslust zu stöbern und dabei Schnäppchen zu machen.

Oxfam-Geschäftsführerin Christel Kaestner und Düsseldorfs Bürgermeisterin Gudrun Hock weih-ten das neue Geschäft in der Friedrichstraße 25 ein. „Wir sind sehr stolz, in Düsseldorf unseren mittlerweile 36. Oxfam Shop eröffnen zu können und danken den vielen Unterstützer/innen, die das möglich gemacht haben“, sagte Kaestner. Auch Ladislav Ceki, Geschäftsführer des Eine-Welt-Forums in Düsseldorf, gratulierte dem ehrenamt-lichen Shop-Team zum neuen Geschäft. Für die richtige Feierstimmung sorgte am Eröffnungstag der Gitarrist André Krengel mit seinen Gypsy-Liedern.

Der neue Oxfam Shop sucht noch ehrenamtliche Mitarbeiter/innen. Wer fünf Stunden die Woche Zeit spenden möchte, kann sich während der Öffnungszeiten (Montag bis Freitag 10 bis 19 Uhr, Samstag 10 bis 15 Uhr) im Shop melden.

Text: Dirk Horn

Doppelt hilft besser

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Was ist Oxfam?

Oxfam Deutschland ist eine unabhängige Hilfs- und Entwicklungs- organisation, die sich für eine gerechte Welt ohne Armut einsetzt.

Sind Menschen durch Naturkatastrophen oder kriegerische Konflikte bedroht, leistet Oxfam Nothilfe. Wir stellen Trinkwasser und Notunterkünfte bereit und führen Hygienemaßnahmen und Gesund-heitsberatung durch. Über Entwicklungsprojekte unterstützen wir Menschen, damit sie zur Schule gehen, Zugang zu Gesundheitsfürsorge erhalten, sich eine eigene Existenz aufbauen und sich selbst aus der Armut befreien können. Im Rahmen unserer Kampagnenarbeit mobilisieren wir die Öffentlichkeit und drängen Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft zu verantwortlichem Handeln.

Die wichtigste Finanzquelle für diese Arbeit sind die Erträge der 36 deutschen Oxfam Shops. Dort verkaufen rund 2.200 ehren-amtliche Mitarbeiter/innen gespendete Secondhand-Waren.

Im Verbund von 14 nationalen Oxfam-Organisationen kooperieren wir mit mehr als 3.000 lokalen Partnerorganisationen in fast 100 Ländern.

Mehr über Oxfam unter: www.oxfam.de

Haben Sie Fragen oder Anregungen zu einem unserer Artikel? Schreiben Sie uns an: [email protected] // Wenn Sie Oxfam aktuell in Zukunft nicht mehr erhalten möchten, schicken Sie uns bitte eine kurze Nachricht.

Impressum

Oxfam aktuell erscheint vierteljährlichHerausgeber Oxfam Deutschland e. V. Greifswalder Str. 33 a10405 BerlinTel (030) 42 85 06 - 21 Fax (030) 42 85 06 - 22

Verantwortlich: Paul BendixRedaktion: Adréana PeitschGestaltung: Martin BrombacherDruck: H. Heenemanngedruckt auf ResaOffset aus 100% Altpapier

Spendenkonto 80 90 500Bank für SozialwirtschaftBLZ 370 205 00

20 einZiegartige Geschenk-Ideen für Ihr Unternehmen

Origineller als Wein und Lebkuchen sind sinnvolle Geschenke von OxfamUnverpackt! Auf www.oxfamunverpackt.de/firmengeschenke können Sie Weihnachtskarten mit Logo und Grußtext bestellen und individuell gestalten.

Weihnachtliche Karten

Hier haben Sie Platz für

Ihre persönlichen Grußworte

und für Ihr Firmenlogo.


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