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Orthodoxe und Häretiker im Alltagsleben Thrakiens im 4. Jahrhundert u. Z.Author(s): RADISLAV HOŠEKSource: Listy filologické / Folia philologica, Roč. 114, Čís. 2/3 (1991), pp. 156-160Published by: Institute for Classical Studies, part of the Institute for Philosophy, Czech Academy ofSciences in PragueStable URL: http://www.jstor.org/stable/23465319 .
Accessed: 14/06/2014 23:29
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Orthodoxe und Haretiker im Alltagsleben Thrakiens im 4. Jahrhundert u. Z.
RADISLAV HOŠEK
Die Geschichte des Christentums auf dem Territorium Thrakiens und Mòsiens vor der
Erlassung des Mailánder Edikts im J. 313, das im Grunde genommen bloB Licinius in der Osthâlfte des Imperiums zu realisieren pflegte, kennen wir fast nur aus der in den
griechischen Menologien und den griechischen, bzw. lateinischen Acta sanctorum festge haltenen Tradition. Hier treten Gestalten von Martyrem in der Bearbeitung von Erzâh
lungen auf, die nach ihrer juristischen und geographischen Terminologie zwischen dem
5.-7. Jhdt. schriftlich verfaBt wurden.' Ob der griechischen Version eine thrakische voranging, làBt sich vorderhand nicht mit Sicherheit behaupten,2 aber daB das Christen tum auch thrakisch gepredigt wurde kònnen wir per analogiam mit Gallien schlieBen, wo Irenâus im 3. Jhdt. seine Predikten keltisch halten muBte.
Uber den historischen oder legendáren Charakter der einzelnen Gestalten kônnen wir
streiten,3 aber ein Umstand tritt in dieser Tradition ganz deutlich zutage. Die Zahl der
Heiligen des 2.-3. Jhdts., die ihr Leben auf dem Territorium Thrakiens und Môsiens hingaben, iibersteigt um ein Vielfaches die Zahl der Gestalten in den benachbarten Provinzen. In Mazedonien sind die Mártyrer vorwiegend in der Hafenstadt Thessalonike
konzentriert, wo auch spàter die aus dem Ausland eingewanderten presbyteři et diaconi
zusammenkommen, wie wir aus dem XVI. Kanón der Synode in Serdica ersehen. Nach
dem BeschluB dieses Kanons wird ihre Aufenthaltszeit in Thessalonike auf drei Wochen beschrànkt. In Achaia wird die Zahl der Mártyrer wiederum nur in der Hafenstadt Athén erfaBt.4 Es geht also um Orte, die auf dem Seeweg aus Kleinasien leicht zugànglich waren, wie das bereits aus den Reisen des Apostels Paulus zu erkennen ist. Aus Kleinasien
stammen wiederum die meisten Mártyrer Siidthrakiens, der Schwarzmeerkiiste sowie
auch der militârischen Garnisonen an der Donau. Sowohl die legendáren Berichte uber
Mártyrer, z. B. uber Sebastiane (ASS - 7. Jun.), als auch der historische Bericht des Eusebius (Hist. eccl. 5, 19, 3) iiber die Verbreitung des Montanismus zeigen, daB Klein asien eine Quelle orientalischer Kulte sowie auch des Christentums fur das Balkanterrito
rium war.
Diese Tatsache erklárt, weshalb im Laufe des 4.-5. Jhdts. diese Grenzgebiete zwischen
dem Westen und Osten des Imperiums eine derartige Bedeutung hatten, die noch dadurch
gesteigert wurde, daB der vicarius Thraciae seinen Sitz in Konstantinopel hatte, das auch
Residens der geistlichen Oberverwaltung fur den Osten, des Patriarchen von Konstanti
nopel, war. Daraus ergibt sich, warum gerade in diesem Teil des Imperiums wichtige, fur die ganze rômische Welt weitreichende Kirchenversammlungen im 4. Jhdt. stattfanden, wie die orthodoxen Synode in Serdica (im J. 343) oder die arianischen in Philippopolis und in Nike (Ustadizo). Diese Entwicklung bringt eine Wende in der Bewertung der Bedeutung dieser Gegenden mit sich.5 Zur bisherigen militârischen und versorgungstech nischen gesellt sich jetzt auch die kulturelle Bedeutung, da sich hier in ausgeprâgter Form die christliche Kultur entfaltet.6
Das Christentum wird in Thrakien und Môsien in verschiedenen religiôs-philosophi schen Einstellungen gegeniiber Gott und der Welt realisiert. Der geringere Teil davon integrierte sich in die Orthodoxie, zum gròBeren Teil werden aber diese Einstellungen ftir hâretisch erklárt. Die Hàresien entstanden aus den verschiedenartigen Impulsen, z. B. der
Manichàismus unter dem EinfluB persischer Ansichten, der Arianismus unter dem Ein
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ORTHODOXE UND HÂRETIKER IM ALLTAGSLEBEN THRAKIENS IM 4. JH. U. Z.
fluB der griechischen, bes. neuplatonischen Philosophie, wàhrend der soziale und religio se Radikalismus, der dem Denken der niedrigsten Sozialschichten entsprach (dies sehen wir spáter auch im Mittelalter), sich in der auf dem Hellespont verbreiteten Lehre der
Mazedonianer kundgab, die jeden, der nach der Taufe gesundigt hatte, verwarfen (Ca siod.-Epiph., Historia ecclesiastica tripartita, weiter H ET 9,39,3). AuBerdem erfolgte eine verschiedene Entwicklung einiger dieser Einstellungen. So anerkannte Markion aus
Sinope eher nach neuplatonischem als persischem Vorbild zwei Gòtter, einen guten und
einen bòsen, und dies wurde weiter bei Lucanus und Apelles ausgebaut (Philastr., Div. haer. 45-47). Auch die Manicháer hatten eine Beziehung zu Thrakien, denn eines ihrer
Apokryphen beschrieb die Taten des Apostels Andreas auf seiner Reise aus dem Pontus nach Griechenland, so daB er auch Thrakien streifen muBte (Philastr., Div. haer. 88, 6).
In der Lehre des Byzantiners Theodotos tauchte die Ansicht auf, Christus sei wie die
ůbrigen Menschen und er verlebe daher die Zeit wie diese (Philastr. Div. haer. 50). Damit schaltete er sich in das neu aufgetauchte Problém von Ewigkeit und Zeitlichkeit ein, das
dahingehend gelòst wurde, wie es um das Verháltnis der Existenz der Welt zu Christus, bezw. zum Jungsten Gericht, bestellt ist: qui dicunt fuisse aliquando tempus vel saeculum,
quando non fuit filius, haereticos damnat sancta et catholica ecclesia. Similiter et illos, qui dicunt très esse deos aut Christum non esse deum aut ante aevum non fuisse Christum neque
filium dei aut ipsum patrem et filium et spiritum sanctum aut non natum filium aut non sententia neque voluntate deum patrem genuisse filium, hos omneš anathematizat et execra
tur sancta et catholica ecclesia (Coll. Antiariana Paris. A IV A 4). Àhnlich behauptete Bischof Marcellus aus Ancyra, der bei der Synode in Serdica erschien, daB das regnum Chris ti sei perpetuum, aeternum et sine tempore (Coli. Antiariana Paris. AIV 1,2,2). Diese
Frage lôste fur das Christentum definitiv erst Aurelius Augustinus. Alle geistigen Richtungen wurden nach Thrakien aus Kleinasien entweder mit dem
normalen Verkehr oder von den unfreiwilligen Exulanten mitgebracht, die hier ihre
Zuflucht nahmen,7 wie Liberius in Beroe (Theodoret. II 16; Cassiod. - Epiphan., H ET V 17, 27 - im J. 355) oder Eustathios in Traianopolis oder Bizye. (Hier., de vir. ili. 131). Ebenso ubersiedelten Bischòfe innerhalb Thrakiens, verlieBen Thrakien oder kamen
hierher. Dieses Ùberwechseln wurde nicht selten von einer Sehnsucht nach einem besse
ren Platz hervorgerufen und gerade in diesem Sinne hat diese Erscheinung die Synode in
Serdica veurteilt: ... ne cui liceat episcopo de civitate sua ad aliam transire civitatem.
Manifesta est enim causa, qua hocfacere tentant, cum nullus in hac re inventas sit episcopus,
qui de maiore civitate ad minorem transiret (Can. I; Can. II - III, p. 9 Hefele).
Einige, die das Gebiet Thrakiens betreten hatten, waren literarisch fruchtbar, fuhrten
ein aktives Leben und trugen hier zur geistigen Entwicklung sowohl durch ihre friihere, als auch durch neue Ideen bei. DaB dies so war, ersehen wir z. B. aus dem Geschick des
Fotinos, der aus Galatien nach Sirmium in Illyricum ůberwechselte (Hier., de vir. ili. 107), wo er die Hàresie des Hebion einfuhrt (Philastr., Div. haer. 37,9,1: Christus ist der leibliche Sohn Josefs).
Die Entfaltung der christlichen Lehre, die in alien ihren Formen universal zu sein bemûht ist, achtet aber auch auf deren Einhaltung, wo zu dienen sollen auctoritas legis, canon ecclesiae et apostolorum sancta traditio (Coli Antiariana Paris. A IV 1,7, 3). Der
AnschluB des Balkans an das iibrige Impérium zeigt sich dabei in engeren persònlichen Beziehungen und Kontakten: Protogenes aus Serdica verhandelt mit Ossius aus Corduba
in der Angelegenheit des Arianismus (Coli. Antiariana Paris. A IV 1, 15, 1), die thraki schen und afrikanischen Arianer stehen in der schriftlichen Verbindung (Coli. Antiariana Paris. IV 1; Victor Vit., H ist. pers. Afr. prov. 2, 24).8
Bei der Verbreitung der verschiedenen Ansichten klafft ein RiB zwischen der Einstel
lung zur Behandlung anschaulicher Streitigkeiten, die bei ali ihrer Hàrte im Bereich der
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RADISLAV HOŠEK
Theorie ohne Brachialgewalt verlaufen, wáhrend ihre Einfiihrung in die Praxis mit
grôbsten Gewalttaten verbunden ist. Dies deshalb, weil die obsiegende Partei die Macht,
die sie den Besiegten abgenommen hat, iibernimmt. So ist in einem Schreiben nach Afrika die Rede von der Einàscherung von Háusern und verschiedenen ZusammenstòBen in
Galatia, bei denen sich der HaB gegen den Gegner in den grôbsten Formen kundtut:
arianische Priester werden unbekleidet auf das Forum mit der angehàngten Hostie
gezerrt, die heiligsten Jungfrauen werden mitten in der Stadt entkleidet, in Hadrianopolis befahl der von den Arianern zu Tode gemarterte Bischof Lucius (Athanas. A poi. de fuga 255, PG 27) nach seiner Ruckkehr aus Serdica eine von arianischen Priestern hergestellte Hostie den Hunden vorzuwerfen (Coli. Antiariana Paris. IV 1,9,1-2). Es werden also die
Volksmassen aufs Hôchste aufgepeitscht und zwar sowohl in Thrakien, als auch in
Kleinasien, gegebenfalls auch anderswo. Àhnlich gehen allerdings gegen die orthodoxen Sekten die Arianer vor, die nach Alexandria eine Aufforderung zur Beseitigung des Athanasius schicken (Athanas. Hist. arian. contra mon. I 19, PG 26, 280).
Wenn sich die Kluft zwischen ideologischen Gegnern verschârft, kommt es nach dem
J. 313 andererseits zu einer Annàherung zwischen den zwei universalen Systemen, der
Kirche und dem Staat.9 Sie gehen in wechselseitigem Ubereinkommen gegen alle vor, die diese Einheit stòren, denn nach den Worten Kaisers Constans soli eine Ausweitung der
prosperitas populorum und eine Wahrung der concordia fidei, d. h. Einheit des Glaubens, erreicht werden (Coli. Antiariana Paris. A Vili 1,2). Stòrer dieser Einheit sind die Verfechter neuer Richtungen, die sich unter den Volksmassen, aber auch unter den
Geistlichen ausbreiten. Durch ihren Úbertritt zur neuen Richtung werden die kirchlichen
Verwaltungseinheiten, die Pfarreien und Bistumer, selbstándig und verlassen die bisherige kirchliche Organisation, die so um ihren geistlichen und wirtschaftlichen EinfluB ge bracht wird. Dies ersehen wir aus der Einarbeitung des Beschlusses des òkumenischen
Synods in Konstantinopel im J. 381 in das Gesetz vom 30. 7. 381 (CTh XVI 1,3), worin u. a. dem episcopus Scythiae (d. h. von Tomi) Terrencius und dem episcopus von
Marcianopolis Marmarius aufgetragen wird, alle orthodoxen Pfarreien unter ihre Gewalt
zu bringen; danach solle auch der proconsul Asiae aus diesen Pfarreien die Verfechter
anderer Ansicht verjagen. Dieses Vorgehen findet auch spater im Westen gegenuber den
Anhângern des Priscillianus statt, die mit den Manichàern identifiziert wurden, wo
Bischof Hydatius vom Kaiser Gratianus ein àhnliches, gegen sie gerichtetes Rescript erhalten hatte (Priscill. Tract. II 50; 52; Sulp. Sev. Chron. II 47, 6-7).
Ein wichtiger Streitpunkt, besonders zwischen den Arianern und den Orthodoxen, war
die Frau, die beide Parteien fur sich gewinnen wollten. Sehr wichtig war dabei die Frage des Eigentums von Frauen, vor allem von Jungfrauen oder Witwen, da diese vor ihrem
Beitritt zu den Gottgeweihten der Kirche ihr Eigentum verschrieben hatten. Dabei handelte es sich in der Regel um vermògende Frauen, deren Eigentum eine hochgeschàtz te Beihilfe der immer nicht gerade reichen Kirchengemeinden bedeutete. Einige Stromun gen, besonders der Arianismus und der Priscillianismus, waren fiir die Frauen ganz attraktiv. Das ist zu ersehen z. B. aus dem Bericht des Epiphanius (Haer. 69,3; Hefele I 235,1), wonach in Àgypten siebenhundert gottgeweihte Jungfrauen dem Arianismus beigetreten waren.
Die Frauen sind auch oftmals zu den eifrigsten Anhángerinnen der Kirchenlehrer
geworden und nicht selten enden sie mit ihm ihr Leben als Mârtyrerinnen zusammen.10
Solche der Sache des Christentums ergebene Frauen drângten sich auch in die Gesell
schaft eines Bischofs, und daher kann man diese Fanatikerinnen in den concubae er
blicken, die Protogenes aus Serdica dem Bischof Aetios aus Thessalonike vorwirft (Coll. Antiariana Paris. A IV 1, 20, 19/ oder in den concubinae et meretrices, die der aus der
Kirche ausgestoBene Paulinus, episcopus Daciae, oder Bassus aus Diocletianopolis in
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ORTHODOXE UND HÂRETIKER IM ALLTAGSLEBEN THRAKIENS IM 4. JH. U. Z.
Makedonien, bei sich hatten (Coll. Antiariana Paris., A IV 1, 27, 6; 20,2). Erst in dem
Zusammenhang mit dem Eigentum der Frauen ist der wahre Sinn eines Gesetzes Kaisers
Iovianus zu begreifen, in dem steht: si quis non dicam rapere, sed vel attemptare matrimonii
iungendi causa sacratas virgines vel viduas aususfuerit, capitali sententia ferietur (CTh VIII
25,2 = Brev. VIII 20,2 - 19. 2. 364). Die Verbreitung des Arianismus, die in Thrakien weitaus gròBeres AusmaB hatte als in
Achaia,11 zeitigte innerhalb des Christentums einige Abweichungen gegenuber dem Westen. Der Arianismus verneinte das einheitliche Wesen der gòttlichen Dreifaltigkeit und bestritt die menschlichen Gefûhle Gottvaters. Daher konnte er auch nicht Wunder
seitens der Heiligen und ihrer sterblichen Ùberreste anerkennen. Diese Auffassung fand
teilweise ihren Niederschlag auch in orthodoxen Vorstellungen, bei denen die Màrtyrer Wunder tun, aber vorwiegend nur zu Lebzeiten, wie Niketas, der um das J. 376 von den
Westgoten verbrannt wurde.12 Selbstverstàndlich finden wir Wunder auch um die Reli
quien, aber diesbezugliche Berichte sind grôBtenteils junger. Òstlichen Ursprungs ist auch die Darstellung von Sonne und Mond auf friihchristli
chen Malereien in den Basiliken. Diese solíte den Glaubigen zeigen, daB diese Himmels
kôrper von Gott geschaffen worden sind und daB sie keine Gotteskraft innehaben. Wir
kônnen aber in solchen Ausschmûckungen der Basiliken auch christliche Négation der
manichâischen Interprétation ansehen, bei der Sonne und Mond zwar nicht als Gôtter
verehrt werden, wohl aber als Weg, auf dem man zu Gott gelangen kann (Alexand.
Lycopol., Tract, de placitis manich., 5 - PG 18), oder wo dem Sonnengott Substanz
zuerkannt wird (Titus Bostr., Adv. manich. II 31). Warum die Hâretiker fûr Verehrer der Sonne und des Mondes erklârt wurden, ist klar, da sie auf diese Weise zu den Magiern gerechnet werden konnten - und fur die Magie war eine Todesstrafe gesetzlich be
stimmt.13 Das Motiv Sonne - Mond erscheint in Àgypten, Palàstina und auch an der
Malerei in Osenovo bei Warna und so ist es auch Zeugnis eines Zusammenhanges der
kulturellen Entwicklung Thrakiens mit den anderen Provinzen.14 Gerade in diesem
Zusammenhang ist der Sinn der Uberreste der frùhchristlichen Kultur in Thrakien und Mosien zu erklàren.
Anmerkungen Die bulgansche Urfassung dieses Beitrages wurde bei dem 2. Symposium uber das Siedlungsleben
in Thrakien (Jambol 1986) vorgetragen und in den Symposiumsakten abgedruckt (Poselišten život
v Trakija 2, Jambol 1986, S. 158-168; Pravoslavní i eretici v ežednevnija život v Trakija pres IV vek). 1
Bereits die Gelehrten der Barockzeit haben dieser Literaturgattung ihre Aufmerksamkeit gewid met und die Grundeditionen herausgegeben: J. Bolland et alii, Acta sanctorum (ASS), t.
1-41, Venetiis 1734 - 61; F. Ughellus, Menologium Graecorum iussu Basili Iunioris = Italia
sacra VI, Romae 1659; Menologium Graecorum ex bibl. Card. Giul. Sirleti, Romae 1788 =
Lectio t. II 730-941; Menologium tón euangelión heortestikon sive Kalendárium eccl. Constanti
nopol., Romae 1788. 2
Ob die urspriingliche Fassung eine thrakische war, bleibt fraglich, s. z. B. V. Velkov, Uber die
Sprache u. Lebensweise der Thraker im 4. Jhdt. in: Studia Dečev, S. 731-41, Sofia 1958; Bulgaria in: Propyl. Kunstgeschichte s. v. 317-21. Die Existenz einer thrakischen Bibeliibersetzung wird
mit Recht abgelehnt - R. Pillinger, Das Grabmal von Ossenowo (Bulgarien) im Rahmen des
friihen Christentums der westlichen Schwarzmeerkiiste in: Anz. d. Phil. - hist. Klasse d. Ôsterr.
AdW 120, 1983, 196-215, s. S. 206, Anm. 58. 3
R. Janin, La hiérarchie ecclésiastique dans le diocèse de Thrace in: REByz, 17, 1959, 136-49,
p. 137: ... mais elles (= Passions) n'ont malheureusement pour la plupart qu' une très faible valeur historique. Doch hat Cv. Lazova (Zentren des Schrifttums und Schriftgelehrte wah
rend der Spdtantike in unseren Gebieten in: Thracia 9, 1989, S. 104-121) „die ausgezeichnete
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Kenntnis und detailierte Beschreibung der Stádte und ihrer Umgebungen (Adrianopolis, Hera
kleia, Marcianopolis)" hervorgehoben und die Vermutung „der Autorschaft eines einheimi schen Verfassers, wahrscheinlich eines Mitglieds der christlichen Gemeinde" ausgesprochen (s. 109). - Ffir die Provinz Thrakien war besonders wichtig die Herausgabe der Acta s. Dasii (der Martyr war bekannt aus Menol. Gr. 916 und Meno!. Basil. 193) von Fr. Cumont (ABoll. XVI, 1897, 16 ff.), die V. Dobruski besprochen hat (Bulg. Pregled III 1987, 126 ff.). Von den jiingeren Editionen ist mindestens zu erwâhnen die von H. Delehay, Saints de Thrace et de Mésie (ABoll. XXXI, 1912, 161 ff.). Die modernen Bearbeitungen werden bei Cv. Lazova, S. 120 angefuhrt. Dazu: R. Pillinger, Das Martyrium des heiligen Dasius (Text, ùberset
zung, Kommentar), Sb. 517 Bd., Phil.-hist. Kl. d. Ôsterr. AdW, Wien 1988. 4
Auf die Unterschiede in den Zahlen der Màrtyrer in den einzelnen Balkanprovinzen hat besonders J. Zeiller hingewiesen: Les origines chrétiennes dans les provinces danubiennes de l'empire romain, Paris 1918, Repr. 19; Les premiers siècles chrétiens en Thrace, en Macédoine, en Grèce et à Constantinople in: Byzantion III, 1926,214 ff.; L'expansion du christianisme dans la péninsule des Balkans du Ie au Ve siècle in: Revue int. des ét. Balcaniques I 416-9, Beograd 1934.
5 N. Stanev, Le concile de Sardique (343) in: Actes du 2. Congr. int. de Thracologie, Bucarest
1980, t. 2, 152-62. S. auch Cv. Lazova, o. c„ 114. Zur Entwicklung Thrakiens hat besonder
beigetragen V. Velkov, Die Stadt im spàtantiken Thrakien und Dazien des 4.-6. Jhdts., Sofia
1959, (bulg.), die spàtere englische Fassung Ciliés in Thrace and Dacia in Late Antiquity, Amsterdam 1977, war mir nicht zugànglich.
6 Cv. Lazeva, o. c., hat auf die Existenz der ôrtlichen Bibliotheken hingewiesen, die bei den
Basiliken existieren sollten. Uber die groBe Anzahl der ausgegrabenen Basiliken sind wir informiert fur die altere Zeit aus der Bibliographie de l'archéologie bulgare (1879-1966) von S.
Georgieva - V. Velkov (Sofia 1974, S. 127-9), fur die jûngere Zeit sind die Informationen zu entnehmen z. B. bei R. Pillinger, H ist. arch. Forschung in Bulg. 1980-82, Anz. d. Phil. hist. Klasse d. Ôsterr. AdW 120, 1983, S. 3-23, ibid., Das Grabmal von Ossenovo - s. oben Anm.
2; Alex. Minčev, Das friihe Christentum in Odessos und Umgebung in: Bull. Mus. Varna
22)37, 1986, S. 31-42; Alex. Mintschev, Das friihe Christentum in Odessos und seinem Ter ritorium in: Xenia 16, Konstanz 1985.
7 Die Bestimmung Thrakiens als eines Landes der Exulanten deutet an den in christlich kultureller
Beziehung weniger entwickelten Charakter dieser Gegend. Eine Ànderung der Lage ist wohl in die Mitte des 4. Jhdts. zu legen.
8 Der Afrikaner Lactantius solite bereits in den Jahren 311 und 313 in Serdica anwesend gewesen
sein. Die Literaturangaben (B. Aube, R. M. Ogilvie, T. D. Bornes) bei Cv. Lazova, o. c. 110.
9 K. D. Schmidt - E. Wolf, Die Kirche in ihrer Geschichte, Gôttingen 1970; J. Češka, Der
ròm. Staat und die katholische Kirche im IV. Jhdt., in: Opera Univ. Purkynianae Brunensis, Fac. Phil. 240, Brno 1983 (tschechisch mit d. Résumée); R. Schumacher, Zur Rolle und Bedeu
tung der Stàdie in den ostrom. Provinzen Thrakien und Niedermôsien vom 4. bis 6. Jhdt. in: Jhb. fur Wirtschaftgeschichte, Sonderband, Berlin 1983.
10 Z. B. die Schulerinnen eines Lehrers Ammon (Menol. Fr. 4, 10, 56 - 1. Sept.; Menol. Gr. 852;
Menol. Bas. 1056; Menol. Sirleti u. ASS 1. Sept.) oder Maximus, Theodotus und Asklepiodota (ASS Sept. 5) in: V. Velkov, Hagiographie Data on the History of Thrace in the IV C. =
Roman Cities in Bulgaria 14, p. 137 ff., Amsterdam 1980. "
Z. B. waren hier die wichtigen Vertreter des Arianismus, wie Palladius und Auxentius, tatig. Die Literatur bei Lazeva, o. c. 116.
12 Passio S. Nicetae 5 und 9, bei H. Delehay, Saints de Thrace et Mesie 210, 215.
13 Schon die legendàre Sebastiane wird als Magierin beschuldigt (ASS 7. Iun.). Ithacius beschuldigt
auf diese Weise den Priscillianus (Tract. I 26-8; II 47), Priscillianus wieder die Manichàer: „Die Manichàer werden von uns ganz veurteilt, und zwar nicht als die Hàretiker, sondern als Zauberer und Magier, als Diener der Sonne und des Mondes." Kàheres bei R. van Dam,
Leadership and Community in Late Antique Gaul, Berkeley-Los Angeles - London 1985, S. 101. 14
Mintschew Alex., Das friihe Christentum, Xenia 16, S. 61 (s. Anm. 6); L. H. Grondijs, Le soleil et la lune dans les scènes de Crucifixion in: Izv. Bulg. Arch. Inst. 1935, S. 250; J. Blan ko ff, Persistance d'un motiv Byzantin dans l'art russe ancien: Les ornaments en croissant de lune in: Hommage Ch. Delvoye, Bruxelles 1982, S. 459-470.
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