Neues zur Hautantisepsis Workshop Moderne Hautantisepsis
DGKH – Kongress Berlin 20.03.2018
Dr. J. Kilian – Facharzt f. Urologie, Krankenhaushygiene
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Die Bedeutung postoperativer Wundinfektionen
J. Kilian
Postoperative Wundinfektionen (p.o.WI) zählen zu den häufigsten
nosokomialen Infektionen und liegen mit einem Anteil von 22,4 % nach den
unteren Atemwegsinfektionen (24%) auf dem zweiten Platz nosokomialer
Infektionen (NI).
21,6 Postoperative Wundinfektionen
Andere
Primäre Sepsis
Infektionsart
Anzahl NI 2016
Anteil Alle NI 2016 (%)
Untere Atemwegsinfektionen 744 24,0
Postoperative Wundinfektionen 696 22,4
Harnweginfektionen 670 21,6
Clostridium difficile Infektion (CDI) 310 10,0
Primäre Sepsis (inkl. systemische Gefäßkatheterinfektionen)
156 5,1
Andere gastrointestinale Infektionen 105 3,4
Systemische Infektionen 74 2,4
Haut- und Weichteilinfektionen 70 2,3
Sekundäre Sepsis 64 2,1
Deutsche nationale Punkt-Prävalenzerhebung
zu nosokomialen Infektionen und Antibiotika-
Anwendung 2016 Abschlussbericht
Prävention postoperativer Wundinfektionen SSI (Surgical Site Infections)
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J. Kilian
Ärzte und Pflegekräfte kommen nicht nur als Überträger sondern auch als Infektionsquelle in Betracht (Oldhafer 2007)
Maßnahmen zur Prävention postoperativer Wundinfektionen: Antiseptische Hautwaschung
J. Kilian 6
Voraussetzung für eine korrekte Hautantiseptik ist die vorherige Hautreinigung
und gegebenenfalls Dekolonisierung mit entsprechenden Waschlotionen/
Waschhandschuhen, besonderes bei risikobehafteten Eingriffen, wie z.B. bei
der Verwendung von Implantaten.
„Exogenes Pigment“ am Hals
Dekolonisierung mit Waschhandschuhen
Maßnahmen zur Prävention postoperativer Wundinfektionen: Eigene Erfahrungen
J. Kilian 7
Als Vorläufer antiseptischer Waschung wurde bereits seit 2002 eine
antiseptische Vorbehandlung des OP-Gebietes über drei Tage mit Octenisept-
Spray vor Implantationen im Urogenitaltrakt durchgeführt!
Lit.: Does Preoperative Topical Antimicrobial Scrub (Chlorhexidin) Reduce Positive Surgical Site Culture Rates
in Men Undergoing Artificial Urinary Sphincter Placement?
James S. Magera, Jr., et al From the Department of Urology, Mayo Clinic, THE JOURNAL OF UROLOGY® Vol. 178, 1328-1332, 2007
Artifizieller Sphinkter AMS 800 Penisprothese IPP 700
Maßnahmen zur Prävention postoperativer Wundinfektionen: Präoperative Dekolonisierung
MRE-Patient MRE-Risikopatient
Präoperativ Präoperativ
-Dekolonisierung -Octenidin Nasengel
gemäß HM -Octenisan Waschhandschuhe
Patient mit elektiven Eingriffen*
Präoperativ
-Octenidin Nasengel
-Octenisan Duschgel bzw.
Waschhandschuhe
*
Orthopädie, Unfallchirurgie
Herz-, Gefäß-, Thoraxchirurgie
Neurochirurgie
Mammachirurgie
Große HNO-, bzw. MKG-Eingriffe
(Neck- Dissection)
Große visceralchirurgische Eingriffe
J. Kilian
ZMK-Beschluss: Präop. Dekolonisierung bei elektiven Eingriffen mit octenidinhaltigen Produkten
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Maßnahmen zur Prävention postoperativer Wundinfektionen: Präoperative Vorbereitung
J. Kilian 10
Durch eine Rasur im Operationsfeld wird in Abhängigkeit vom Abstand zur
Operation das Risiko einer postoperativen Wundinfektion signifikant erhöht, so dass die herkömmliche Rasur obsolet ist.*
Nur im Fall einer unbedingt erforderlichen Haarentfernung soll diese, max.
24 h vor OP, mit einer Haarschneidemaschine mit Einmalscherkopf
(Clipping) durchgeführt werden.
Die Haarentfernung außerhalb des OP-Bereiches birgt das geringste
Risiko.
*Kramer A, Assadian O, Gruber B, Lademann J (2008)
Prävention von postoperativen Wundinfektionen, Teil 1:
Präoperative Maßnahmen – Einfluss der Haarentfernung.
Hyg Med 33(10):402–407
Maßnahmen zur Prävention postoperativer Wundinfektionen: Präoperative Hautantiseptik
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J. Kilian
Die Remanenzwirkung der Wirkstoffe (CHX und OCT) beruht auf deren länger
dauerndem Verbleiben auf der Haut, auch nach Abtrocknung des Alkoholanteils.
Die antimikrobiellen Eigenschaften von OCT sind nach aktueller Zulassung durch das Bundesinstitut für Arzneimittel (BfArM) 48 Stunden wirksam.
Präoperative Hautantiseptik
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Voraussetzung für die Wirkungsentfaltung ist das mechanisch assistierte Einreiben des Antiseptikums (Kramer 2015)
Bei Desinfektion der Haut vor ZVK-Anlage scheint die Anwendung eines remanent wirksamen Antiseptikum der am besten geeignete Weg zu sein.
(Krinko – Prävention Gefäßkath.-Infektionen 2017)
Signifikant höhere Wirksamkeit von Alkoholen mit remanentem Zusatz (Kramer 2016)
Alkoholische Formulierungen mit remanenten Zusatz von CHX oder OCT
J. Kilian
Präoperative Hautantiseptik
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Entscheidend für die Wirkungsentfaltung ist die Einhaltung der deklarierten Einwirkungszeit bei der Hautdesinfektion.
Die Einwirkungszeit hängt von der Talgdrüsenverteilung ab und beträgt bei talgdrüsenreicher Haut mindestens 2 Minuten.
J. Kilian
Präoperative Hautantiseptik - Chlorhexidin
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ChloraPrep ® – gefärbt in der präop. Hautantiseptik
J. Kilian
Präoperative Hautantiseptik - Chlorhexidin
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Bei Anwendung von CHX sind sehr selten IgE-vermittelte anaphylaktische Reaktionen und Kontaktekzeme beschrieben.
Dem BfArM lagen bis 2013 insgesamt 147 Berichte aus Deutschland über anaphylaktische Reaktionen bei der Anwendung von CHX vor.
Zwischenzeitig Nachweis von Staphylokokken - Isolaten mit verminderter In-vitro-
Empfindlichkeit gegen CHX infolge plasmidcodierten Effluxpumpen in der Zellmembran der Erreger.
Nachweis von S. aureus-Isolaten mit verminderter Empfindlichkeit gegenüber CHX, z. B. bei Kindern mit angeborener Herzerkrankung oder bei pädiatrisch-onkologischen Patienten.
Die verminderte CHX-Empfindlichkeit bei bakteriellen nosokomialen Infektionserregern muss sorgfältig beobachtet werden; ihre klinische Bedeutung ist zurzeit noch nicht abschließend beurteilbar.
(Krinko – Prävention Gefäßkath.-Infektionen 2017)
J. Kilian
Präoperative Hautantiseptik - Octenidin
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In-vitro-Daten legen nahe, dass OCT-haltige alkoholische Formulierungen die Wirksamkeit von CHX-haltigen alkoholischen Formulierungen erreichen bzw. in Bezug auf das antibakterielle Wirkspektrum übertreffen. (Krinko – Prävention Gefäßkath.-Infektionen 2017).
Durch eine verlängerte OCT-Exposition konnte in vitro keine verminderte Empfindlichkeit gegenüber diesem Antiseptikum induziert werden.
J. Kilian
Präoperative Hautantiseptik – Inzisionsfolie
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J. Kilian
Die Anwendung von nicht antiseptisch imprägnierten Inzisionsfolien steigern das Risiko postoperativer Wundinfektionen signifikant*, weshalb ihr Einsatz grundsätzlich kontraindiziert ist. (*Webster J, Alghamdi AA (2007) Use of plastic adhesive drapes during surgery for preventing sur-
gical site infection. Cochrane Database Syst Rev 4:pCD006353)
Bisher liegen aber keine Studien zur Kombination nicht antiseptisch imprägnierter Inzisionsfolien mit Octeniderm ® vor.
Anstelle von Inzisionsfolien sollten deshalb zunächst nur Tapes zur sicheren Fixierung der OP-Abdeckung verwendet werden.
Antiseptisch imprägnierte Inzisionsfolien dürfen nicht in Kombination mit Octeniderm ® verwendet werden, da es zu starken braunen bis violetten Hautverfärbungen kommen kann und die Wirksamkeit und Remanenz durch Interaktion mit Jodophor beeinträchtigt werden könnte.
Präoperative Hautantiseptik- Verwechselungsgefahr
J. Kilian 21
Früher: mit gefärbtem
Desinfektionsmittel
Präoperative Hautantiseptik
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Ist die Hautdesinfektion durch Verwendung gefärbter Präparate wirklich sicherer???
Allein durch die Farbstoffmarkierung ist noch keine korrekt durchgeführte Hautdesinfektion garantiert und möglicherweise wird eine falsche Sicherheit vortäuscht.
Die Anwendung eines ungefärbten Präparats kann durch Erhöhung der Sorgfalt sogar die Effizienz
der Desinfektion erhöhen.
Die präoperative Hautantiseptik sollte nicht dem Jüngsten im OP-Team überlassen werden!
J. Kilian
Octeniderm ® zur präoperativen Hautantiseptik
Mikrobiell hoch wirksam, Remanenzwirkung über 48 Stunden !
Schneller Wirkungseintritt
Einwirkzeit vor Eingriffen auf talgdrüsenreicher Haut 2 Minuten
Gute Verträglichkeit
Abdecktücher kleben gut
Farblos
Keine Resistenzentwicklung
25 J. Kilian
Nach zusammenfassender Abwägung von:
remanenter Wirkung (48 h) besserem antibakteriellen Wirkungsspektrum guter Verträglichkeit schnellem Wirkungseintritt und deutlichem Preisvorteil
wird Octeniderm farblos® für die präoperative Hautantiseptik eingeführt!
26 J. Kilian
Ein neues Problem: Die Haltbarkeit präoperativer angebrachter Markierungen
27 J. Kilian
Varizen bei stehendem Patienten
Varizen bei liegendem Patienten
präoperativ: intraoperativ: nach Hautdesinfektion mit Octeniderm ®
Die Lösung: Octeniderm ® beständige Skinmarker für die präoperative Hautmarkierung
28 J. Kilian
Intraoperativ nach Hautdesinfektion mit Octeniderm ®
Präoperative Markierung z. B. mit „Skin Marker XL 1450“ *
*Der „Skin Marker XL 1450“®
der Firma Viscot wird ab
Anfang 2018 über medika
vertrieben, alternativ
funktioniert auch der
“WRITESITE®Plus“ Surgical
Skin Marker, „Formulated for
Chloraprep®Products“ von Aspen Surgical
Fazit
Octeniderm® farblos kostengünstiger im Einkauf
Keine Farbflecken bzw. Verschmutzung von Oberflächen
Optimale Beurteilbarkeit der Haut durch fehlende Verfärbung
Die Farblosigkeit von octeniderm® stellt aus unserer Sicht
in der Praxis keinen Nachteil dar, sondern führt zu einer
erhöhten Achtsamkeit bei der Anwendung
29 Ralf-Uwe Kuehnel , Abteilung für Herzchirurgie, Immanuel Klinikum Bernau und Herzzentrum Brandenburg J. Kilian