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Montag, 5. November 2012 | Nordwestschweiz Von Noten ... · Von Noten, Fairness und Welttheater...

Date post: 17-Sep-2018
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Montag, 5. November 2012 | Nordwestschweiz Region Aarau Gerechtigkeit bei der Beurteilung schulischer Leistungen? Schon Fair- ness und Transparenz sind ein hoher Anspruch. Die Bewertung ist ein Spannungsfeld, nicht nur in hetero- genen Klassen. 230 Personen, Lehr- personen, Schulleitungen, Studieren- de und Dozierende, setzten sich am Samstag in neun Workshops mit Teil- aspekten des Themas auseinander. «Wir haben heute kein Rezept erhal- ten, wie wir beurteilen sollen, aber wir gehen mit dem Gefühl nach Hau- se, dass wir auf dem richtigen Weg sind», schrieb eine Gruppe auf ihr Plakat. Damit lässt sich doch leben und unterrichten. Benotung sportlich sehen? Den Abschluss machte ein Podi- um: Radiojournalistin Cornelia Kazis fühlte Christine Davatz, Vizedirekto- rin und Bildungsverantwortliche des Schweizerischen Gewerbeverbandes, und Anton Strittmatter, Bildungswis- senschafter und Schulberater, auf den Zahn. Davatz’Credo – «ohne Be- wertung geht gar nichts, und man könnte das auch sportlich sehen» – forderte den Widerspruch von Stritt- matter heraus. Zu einem sportlichen Wettbewerb dürfe die Bewertung nicht verkommen. Denn: Zu jedem Sieger gehörten Verlierer. Davatz legt Wert auf lesbare Zeug- nisse, was in letzter Zeit nicht mehr überall gegeben sei. Deshalb die Tests und Checks. Sie erwähnte, dass Anforderungsprofile für die rund 300 Berufe ausgearbeitet werden mit je- weils 21 Kompetenzen. Hoffnungen setzt sie auf den Lehrplan 21 und dar- auf, dass die Schulen diese Profile be- nützen. Strittmatter winkte ab: Der Lehrplan 21 werde «zwangsläufig überladen». Er befürchtet, dass das Unterrichten zu einer Vorbereitung auf Tests werde. Streitpunkt Noten «Noten sind emotionslos im Ver- gleich zu Worten, die verletzen kön- nen», sagte Christine Davatz. Für Strittmatter sagen sie «nur über die Stellung eines Schülers in der Klasse etwas aus». In einem Lehrkörper mit unterschiedlichen Auffassungen (die eine Lehrperson macht nur unange- sagte, die andere nur angesagte Prü- fungen, was beides begründbar sei) könne die Bewertung als Lotterie an- gesehen werden. Alternativen? Da- vatz möchte die Noten bloss als klei- nen Teil in der ganzen Bewertung se- hen. Und Strittmatter zöge Buchsta- ben den Zahlen vor: «So lässt sich kein Durchschnitt berechnen.» Bes- ser findet er Aussagen auf Lernziele bezogen: erfüllt, voll erfüllt, noch nicht erfüllt. Nachteilsausgleiche Fairness und Transparenz bei der Bewertung: Wenigstens ein gemein- samer Nenner existiert. Strittmatter moniert das Fehlen von gemeinsa- men Kunstregeln im Bildungsge- schäft. Es komme ihm manchmal vor wie beim Turmbau zu Babel: «Und sie redeten in fremden Sprachen.» Wie stehts mit der Berücksichti- gung von Beeinträchtigungen, wenn es um die Benotung geht? Gilt Fremdsprachigkeit als Nachteil, der im Zeugnis ausgewiesen sein soll? Oder gehts allein um körperliche Be- hinderungen? Strittmatter verwies auf seinen Sohn mit Asperger-Syn- drom, als die Schule erst angesichts einer drohenden Verwaltungsbe- schwerde einsichtig geworden sei: «Nachteilsausgleiche braucht es, und sie liegen nicht im Ermessen der Schule.» Distanz gewinnen Cornelia Kazis bat die beiden Podi- umsteilnehmer zum Schluss um Rat- schläge an die Leute an der Schul- front. Strittmatter riet dazu, sich das Herzblut nicht abkaufen zu lassen, aber auch zu sehen, dass jeder, wie im Grossen Welttheater, eine Rolle spie- le, auch der Lehrer: «Drei Schritte zu- rücktreten; das befreit.» Davatz mein- te, nicht alle sollten sich für alles ver- antwortlich fühlen. Manchmal sei es dienlich, sich ein Kleid zuzulegen, an dem manche Sachen abtropfen. VON PETER WEINGARTNER Aarau Pädagogische Hochschule beschäftigte sich an einer Tagung mit der Schülerbewertung Von Noten, Fairness und Welttheater «Drei Schritte zurücktre- ten; das befreit.» Anton Strittmatter, Schulberater Auf dem Podium, von links, Anton Strittmatter, Cornelia Kazis und Christine Davatz. PETER WEINGARTNER
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Montag, 5. November 2012 | Nordwestschweiz 23Region Aarau

Gerechtigkeit bei der Beurteilungschulischer Leistungen? Schon Fair-ness und Transparenz sind ein hoherAnspruch. Die Bewertung ist einSpannungsfeld, nicht nur in hetero-genen Klassen. 230 Personen, Lehr-personen, Schulleitungen, Studieren-de und Dozierende, setzten sich amSamstag in neun Workshops mit Teil-aspekten des Themas auseinander.«Wir haben heute kein Rezept erhal-ten, wie wir beurteilen sollen, aberwir gehen mit dem Gefühl nach Hau-se, dass wir auf dem richtigen Wegsind», schrieb eine Gruppe auf ihrPlakat. Damit lässt sich doch lebenund unterrichten.

Benotung sportlich sehen?Den Abschluss machte ein Podi-

um: Radiojournalistin Cornelia Kazisfühlte Christine Davatz, Vizedirekto-rin und Bildungsverantwortliche desSchweizerischen Gewerbeverbandes,und Anton Strittmatter, Bildungswis-senschafter und Schulberater, aufden Zahn. Davatz’Credo – «ohne Be-wertung geht gar nichts, und mankönnte das auch sportlich sehen» –forderte den Widerspruch von Stritt-matter heraus. Zu einem sportlichenWettbewerb dürfe die Bewertungnicht verkommen. Denn: Zu jedemSieger gehörten Verlierer.

Davatz legt Wert auf lesbare Zeug-nisse, was in letzter Zeit nicht mehrüberall gegeben sei. Deshalb dieTests und Checks. Sie erwähnte, dassAnforderungsprofile für die rund 300Berufe ausgearbeitet werden mit je-weils 21 Kompetenzen. Hoffnungensetzt sie auf den Lehrplan 21 und dar-auf, dass die Schulen diese Profile be-nützen. Strittmatter winkte ab: DerLehrplan 21 werde «zwangsläufigüberladen». Er befürchtet, dass dasUnterrichten zu einer Vorbereitungauf Tests werde.

Streitpunkt Noten«Noten sind emotionslos im Ver-

gleich zu Worten, die verletzen kön-nen», sagte Christine Davatz. FürStrittmatter sagen sie «nur über dieStellung eines Schülers in der Klasseetwas aus». In einem Lehrkörper mitunterschiedlichen Auffassungen (dieeine Lehrperson macht nur unange-

sagte, die andere nur angesagte Prü-fungen, was beides begründbar sei)könne die Bewertung als Lotterie an-gesehen werden. Alternativen? Da-vatz möchte die Noten bloss als klei-nen Teil in der ganzen Bewertung se-hen. Und Strittmatter zöge Buchsta-

ben den Zahlen vor: «So lässt sichkein Durchschnitt berechnen.» Bes-ser findet er Aussagen auf Lernzielebezogen: erfüllt, voll erfüllt, nochnicht erfüllt.

NachteilsausgleicheFairness und Transparenz bei der

Bewertung: Wenigstens ein gemein-samer Nenner existiert. Strittmattermoniert das Fehlen von gemeinsa-men Kunstregeln im Bildungsge-schäft. Es komme ihm manchmal vorwie beim Turmbau zu Babel: «Und sieredeten in fremden Sprachen.»

Wie stehts mit der Berücksichti-gung von Beeinträchtigungen, wennes um die Benotung geht? GiltFremdsprachigkeit als Nachteil, derim Zeugnis ausgewiesen sein soll?Oder gehts allein um körperliche Be-hinderungen? Strittmatter verwies

auf seinen Sohn mit Asperger-Syn-drom, als die Schule erst angesichtseiner drohenden Verwaltungsbe-schwerde einsichtig geworden sei:«Nachteilsausgleiche braucht es, undsie liegen nicht im Ermessen derSchule.»

Distanz gewinnenCornelia Kazis bat die beiden Podi-

umsteilnehmer zum Schluss um Rat-schläge an die Leute an der Schul-front. Strittmatter riet dazu, sich dasHerzblut nicht abkaufen zu lassen,aber auch zu sehen, dass jeder, wie imGrossen Welttheater, eine Rolle spie-le, auch der Lehrer: «Drei Schritte zu-rücktreten; das befreit.» Davatz mein-te, nicht alle sollten sich für alles ver-antwortlich fühlen. Manchmal sei esdienlich, sich ein Kleid zuzulegen, andem manche Sachen abtropfen.

VON PETER WEINGARTNER

Aarau Pädagogische Hochschule beschäftigte sich an einer Tagung mit der Schülerbewertung

Von Noten, Fairness und Welttheater

«Drei Schritte zurücktre-ten; das befreit.»Anton Strittmatter,Schulberater

Auf dem Podium, von links, Anton Strittmatter, Cornelia Kazis und Christine Davatz. PETER WEINGARTNER

Eigentlich hätte an der Einweihungs-feier der Kinderkrippe SpielvillaGlace verteilt werden sollen. Dochwegen eines Rohrbruchs fiel das Fest,das Anfang September hätte stattfin-den sollen, buchstäblich ins Wasser.Am Samstag wurden deshalb im neu-en und bereits wieder renovierten Pa-villon Marroni geschält statt Süssesgeschleckt.

Wichtige NachbarschaftshilfeNur kurz hatte im August die Freu-

de über den neuen Pavillon der Kin-dertagesstätte gedauert. Wenige Tagenach der Eröffnung machte ein Was-serschaden die neuen Räume unbe-nutzbar. «Das Wasser stand zwarnicht hoch, an den Gerätschaftenhatten wir nur wenig Schaden, aberder gesamte Boden musste ersetztwerden», erklärte Alice Liechti, Ge-schäftsführerin des Vereins Erzie-hung und Bildung, welcher die Spiel-villa betreibt. Sie lobte die gute Zu-sammenarbeit mit der Stadt und denHandwerkern während der Bau- undder Renovierungszeit. Auch denNachbarn wand sie ein Kränzchen:«Sie haben sogar Matratzen bei sichtrocknen lassen.»

In der Zeit der Renovierung wur-den die Kinder im Singsaal des Scha-chenschulhauses betreut, seit AnfangOktober können die Räumlichkeiten

der Spielvilla wieder genutzt werden.Am Samstag konnten deshalb Elternund Kinder, Interessierte und Nach-barn endlich zum Einweihungsfesteingeladen werden.

Der Spielvilla-Pavillon, in wel-chem zwei Gruppen mit je bis zuzwölf Vorschulkindern betreut wer-den können, gefällt mit sein hellen,farbigen und gleichzeitig funktionel-len Räumen. «Das Gebäude ist einegute Mischung aus Ästhetik und Be-triebsfreundlichkeit», lobte AliceLiechti. Im angrenzenden Hort fürKindergarten- und Schulkinder hat esnach dem Bau des Pavillons nunmehr Platz. Auch dort stehen noch

einige Arbeiten, insbesondere bei derIsolation, an.

Rennen im Kreis möglichEingeweiht wurde die Spielvilla

am Samstag von Stadtrat Lukas Pfis-terer, der das Gebäude als Farbtupferim Quartier bezeichnete. ArchitektPhilipp Husistein stellte das Baukon-zept vor. «Kinder reagieren stärkerauf Architektur, als man gemeinhinannimmt», erklärte er. «Die Verbin-dungen in der Spielvilla erfolgenüber Räume statt durch Gänge undkommen der Kreativität der Kinderentgegen, es sind auch Rundläufemöglich.»

Die Kreativität der Kinder fördernAarau Nach einem Wasser-schaden konnte die Spielvilla imSchachen endlich eingeweihtwerden.

VON SIBYLLE HALTINER

Stadt und Spielvilla ziehen am gleichen Strick. SIBYLLE HALTINER

Kurz vor 14 Uhr ist der Zauber amGraben fast vorbei: Eine halbeStunde lang hatten Mädchen undBuben «Nuss, Nuss, Nuss, drSchilling obedruf» hinaufge-schrien. Dies und noch mehr reg-nete es am Samstag vom Balkondes China-Restaurants in Aarauherab. Es waren die Mitglieder der1824er-Schützengilde der Schüt-zengesellschaft Aarau, die Erdnüs-se, Sugus, Schöggeli oder Mün-

zen in die Kinderschar warfen. DieMädchen und Buben konnten garnicht genug davon bekommen.Eifrig sammelten sie ein, was ih-nen zwischen die Finger kam.Selbst die Handvoll Münzen, diein den Haaren eines Kindes lande-te, war nicht vor fremden Kinder-händen sicher. Danach erinnertennur noch Erdnussschalen zwi-schen den Pflastersteinen an denTraditionsanlass. (HHS)

Es regnet Nüsse, Sugus und Münzen

HEIDI HESS

Aarau Die Seelsorger und Seelsorge-rinnen des Pastoralraums RegionAarau haben in einem feierlichenAkt im Töndler Gränichen das Positi-onspapier «Da sein für die Menschenund die Welt» unterzeichnet. Damitbestärken und verpflichten sich diekirchlich Angestellten im Pastoral-raum für eine betont diakonischeAusrichtung ihrer Arbeit.

«Wir nehmen die Menschen in un-serem Pastoralraum ernst und möch-ten ihnen Lebensperspektiven ausdem Glauben eröffnen. Darum lebenwir eine diakonisch ausgerichteteSeelsorge», betont Beat Niederberger,Pfarreileiter in Schöftland und Inha-ber der Stabsstelle des Pastoral-raums. «Das bedeutet, dass wir dieMenschen sowohl in materieller, so-zialer und seelischer Selbstbestim-mung und Entfaltung begleiten undunterstützen.»

In ein Netz eingebundenDem Positionspapier haben sich

alle Seelsorgenden im PastoralraumRegion Aarau mit Unterschrift ver-pflichtet. «Unsere Arbeit ist einge-bunden in ein weites kirchliches undgesellschaftliches Netz, gerade diePrävention ist wichtiger Bestandteilunserer Tätigkeit. Wir wollen, dassdie Menschen gesund leben können»,erklärt Niederberger.

Erste Ansprechstelle bleibt diePfarrei. Hier können die Seelsorgen-den unkompliziert und schnell hel-fen. Innerhalb des Pastoralraumswerden jedoch Synergien genutzt.«Wir arbeiten nach verbindlichen Ab-machungen eng zusammen und tau-schen uns aus. Unsere Mitarbeiten-den stehen im Dienst der Menschen»,erläutert Beat Niederberger. Die Seel-sorgenden des Pastoralraums treffensich zweimal jährlich, um sich auszu-tauschen, zu vernetzen und für alleverbindliche Entscheidungen zu tref-fen. Der Pastoralraum Region Aaraufasst die fünf Pfarreien Aarau, Buchs-Rohr, Suhr-Gränichen, Entfelden undSchöftland zu einem sogenanntenPastoralraum zusammen. (AZ)

CorporateIdentity imPastoralraum

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