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Modelle motorischen Lernens - uni-due.de · Psychotherapie ist gezielte und gesteuerte...

Date post: 17-Aug-2019
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PD Dr. Sefik Tagay LVR-Klinikum Essen Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Universität Duisburg-Essen Psychotherapiemethoden
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PD Dr. Sefik Tagay

LVR-Klinikum Essen

Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Universität Duisburg-Essen

Psychotherapiemethoden

Gliederung

1. Was ist Psychotherapie?

2. Welche Psychotherapieformen gibt es?

3. Ist Psychotherapie wirksam?

4. Für wen ist Psychotherapie indiziert?

5. Versorgungssystem in Deutschland?

Was ist Psychotherapie?

Psychotherapie ist gezielte und gesteuerte Kommunikation (nach Strotzka 1975).

ein bewusster und geplanter interaktioneller Prozess

zur Beeinflussung von Erlebens- und Verhaltensstörungen und Leidenszuständen

mit psychologischen Mitteln, d. h. durch Kommunikation, meist verbal, aber auch non-verbal

in Richtung auf ein definiertes, nach Möglichkeit gemeinsam erarbeitetes Ziel

mittels lehrbarer Technik auf der Basis einer Theorie des normalen und pathologischen Verhaltens

in der Regel ist dazu eine tragfähige emotionale Beziehung notwendig

die in einem Konsenses zwischen Patient, Therapeut und Bezugsperson für behandlungsbedürftig gehalten werden.

Psychotherapie – Definition I

§ 1 (3) Psychotherapeutengesetz (PsychThG) (1999)

Psychotherapie ist …

„… jede mittels wissenschaftlich anerkannter psychotherapeutischer Verfahren

vorgenommene Tätigkeit zur Feststellung, Heilung oder Linderung von Störungen mit

Krankheitswert, bei denen Psychotherapie indiziert ist.

Zur Ausübung von Psychotherapie gehören nicht psychologische Tätigkeiten, die die

Aufarbeitung und Überwindung sozialer Konflikte oder sonstiger Zwecke außerhalb

der Heilkunst zum Gegenstand haben.“

Psychotherapie – Definition II

Psychotherapie versus Beratung

Abgrenzung zur Beratung

Psychotherapie dient der Behandlung von psychischen Störungen.

Nicht jedes Lebensproblem ist eine Krankheit!

Beratung bei Gesunden

bei finanziellen Problemen - Schuldnerberatung

bei Partnerschaftsproblemen - Eheberatung

bei familiären Konflikten – Erziehungsberatung

Beratung bei Kranken ist zentrale ärztliche Leistung, ohne immer

Psychotherapie zu sein!

Diätetische Vorschläge

Umgang mit Erkrankungen

Beratung von Angehörigen

Entwicklung der Psychotherapie

Im westlichen Kulturkreis wurden bis zur Etablierung

der Psychotherapie und Psychiatrie psychisch auffällige

Menschen aus der Gesellschaft ausgestoßen, gequält,

gefoltert, missbraucht, ermordet oder unter unwürdigen

Bedingungen in Zuchthäusern, Arbeitshäusern, sog.

"Narrentürmen" oder "Tollhäusern" untergebracht. Je

nach Epoche wurden psychisch Kranke unterschiedlich

behandelt.

In Europa herrschte außerdem von etwa 1650 bis 1800

eine Epoche der Ausgrenzung der "Unvernunft, der

Arbeit und des Anstandes", in der auch Prostituierte,

religiöse "Ketzer" und "Hexen", politisch Auffällige,

Depressive, geisteskranke und behinderte Menschen

mit Sträflingen zusammen in Anstalten von der

Gesellschaft weggesperrt wurden. Psychisch Leidende

wurden in diesen Anstalten häufig angekettet und mit

Folterwerkzeugen gequält, da man sie so wieder "zur

Vernunft bringen" wollte.

1991

Entwicklung der Psychotherapie

Jean-Martin Charcot Öffentliche Fallvorstellung in Paris

Jean-Martin Charcot (1825-1893) war ein französischer

Pathologe und Neurologe.

1882 etablierte er in Paris die erste eigenständige neurologische

Abteilung in Europa.

Er gilt er als Begründer der modernen Neurologie.

BILD

Die Macht der Hypnose: Jean-Martin Charcot setzte die umstrittene Technik ein, um die

Patientinnen auf sein Stichwort hin trainieren zu können. So konnte er bei ihnen die bizarrsten

Reaktionen - und vor allem hysterische Symptome - provozieren. Hier brachte er Augustine

dazu, sich einen ungewöhnlichen Schlafplatz auszusuchen.

BILD

Welche Psychotherapieformen gibt es?

Psychotherapie-Verfahren

Psychoanalytisch begründete Verfahren Analytische Psychotherapie (Psychoanalyse)

Tiefenpsychologische fundierte Psychotherapie (Psychodynamische Therapie)

Verhaltenstherapeutische und Kognitive Verfahren Verhaltenstherapie

Kognitive Therapie

Kognitive Verhaltenstherapie

Humanistische Verfahren Gestalttherapie

Gesprächspsychotherapie

Positive Psychologie

Systemische Verfahren z.B. Familienskultur, Soziogramm, Paradoxe Intervention

Suggestive und autosuggestive Verfahren Hypnose

Autogenes Training

Körperorientierte Verfahren Konzentrative Bewegungstherapie

Bioenergetik

Settings in der Psychotherapie

Ambulante Psychotherapie

• Einzeltherapie

• Gruppentherapie

• Paartherapie

• Familientherapie

Stationäre Psychotherapie

Multimodales Vorgehen, d. h. Kombination von

Einzel-, Gruppen, Bewegungs- und Gestaltungstherapie

Psychoanalyse / Tiefenpsychologie

Psychoanalytiker

Freud

Adler

Anna Freud

Jung

(1856-1939)

Österreich

(1870-1937)

Österreich

(1875-1961)

Schweiz

(1885-1982)

Österreich

Psychoanalyse

Individualpsychologie

Analytische Psychologie

Kinderpsychologie

Sigmund Freud (1856-1939)

• 1856: Wurde in Freiberg geboren

• 1873: Fängt das Studium an

• 1881: Promotion zum Doktor

• 1885: Dozent für Neuropathologie

• 1886: Heiratet Martha Barnays

• 1902: Wurde zum Professor befördet

• 1938: Emigriert nach London

• 1939, am 23. September: Freud stirbt in London

Freud und seine „Schüler“

Direkte Schüler (Wien) Jung, Adler, Abraham, Rank, Reik, Reich

Ferenczi, Fenichel

Klein, Anna Freud

„Enkel“ (London, USA) Winnicott, Hartmann, Kohut, Bion

„Urenkel“ Kernberg, Segal, Fonagy

Weiterentwicklungen der Psychoanalyse

Psychoanalytisch-tiefenpsychologische Modelle

Ichpsychologie (z.B. Anna Freud, Erikson)

Individualpsychologie (Adler)

Komplexe Psychologie / Analytische Psychologie (Jung)

Objektbeziehungstheorie (z.B. Klein, Kernberg)

Selbstpsychologie (z.B. Kohut)

Neopsychoanalyse (Schultz-Hencke, Horney, Fromm, Sullivan...)

Psychoanalyse Basisannahmen

Die menschliche Psyche …

funktioniert zu großen Teilen unbewusst

und ist

wesentlich durch Konflikte bestimmt.

Psychoanalystisches Strukturmodell

nach Freud

Strukturmodell:

I. Das Es Freud: „Das Es ist der dunkle, unzugängliche Teil unserer Persönlichkeit; wir

nähern uns dem Es mit Vergleichen, nennen es ein Chaos, einen Kessel voll

brodelnder Erregungen. Von den Trieben her erfüllt es sich mit Energie, aber es

hat keine Organisation, bringt keinen Gesamtwillen auf, nur das Bestreben, den

Triebbedürfnissen unter Einhaltung des Lustprinzips Befriedigung zu verschaffen.

Selbstverständlich kennt das Es keine Wertungen, kein Gut und Böse, keine

Moral".

Das Es ist der Bereich des Triebgeschehens

Es bildet unser lebensenergetisches Potential

Die Haupttriebe sind Sexual- und Aggressionstrieb

Das Es funktioniert nach dem Lustprinzip

Psychoanalyse: Strukturmodell

Psychoanalyse: Strukturmodell

II. Das Über-Ich Das Über-Ich stellt die Gesamtheit der durch die Eltern und andere

Institutionen vermittelten Kulturnormen und Wertvorstellungen dar, die

das Individuum verinnerlicht hat. Es ist die verinnerlichte Repräsentanz von Kultur und Gesellschaft in uns.

Das Über-Ich repräsentiert den Teil, den wir auch als Gewissen

bezeichnen.

Die Instanz Über-Ich enthält auch den Bereich von Vor- und Leitbildern.

Ihn nennt Freud "Ich-Ideal".

Nur Teile des Über-Ich sind uns bewusst und unserer bewussten

Steuerung zugänglich. Das Über-Ich wirkt also auch im Unbewussten.

III. Das Ich Das Ich ist die zentrale Vermittlungsinstanz in der Person. Es

muss vermitteln zwischen, Es, Über-Ich und Realität.

Das Ich arbeitet nach dem Realitätsprinzip.

Das Ich ist die Stätte der Angst.

Die weiteren "Werkzeuge" des Ich sind die Abwehrmechanismen:

Verdrängung, Verleugnung, Rationalisierung, Regression etc.

Psychoanalyse: Strukturmodell

Das Konfliktmodell (Neurosenmodell)

Die Psychoanalyse versteht unter einem unbewussten Konflikt das

Vorliegen widerstrebender Motive, Tendenzen oder Wünsche, die früh in

der Entwicklung eines Individuums angelegt sind und durch

Abwehrmechanismen (z.B. Verdrängung) im Unbewussten bleiben. Durch

ein Auslöseereignis, das in einer „inneren“ Beziehung zum Konflikt steht,

kann dieser reaktiviert werden und es entsteht die Symptomneurose (z.B.

eine Angst-, Zwangsstörung oder Depression). Durch die Symptomatik findet

das unbewusste konflikthafte Erleben eine gewisse Entspannung.

Nach der traditionellen Psychoanalyse kommt dem Symptom häufig ein

symbolhafter Charakter zu.

Abwehrmechanismen

Abwehrmechanismen

Ruch/Zimbardo, 1974

Bei Angstabwehrmechanismen

handelt es sich um eine organisierte

Abwehr des Ich gegen Angst. Angst

ist sowohl eine starke als auch eine

überwiegende negativ empfundene

Emotion. Angst ist notwendig zur

Bewältigung von Gefahren, aber zu

viel Angst wirkt lähmend und kann

damit genau diese Bewältigung

verhindern. Deswegen muss es eine

Methode geben, zu viel Angst zu

kompensieren, auszugleichen oder

“wegzudrücken”. Folgende

Methoden der Systematisierung sind

nach Anna Freud bekannt:

Beispiele im Alltag

Nach einem schweren Schicksalsschlag tut man,

als ob nichts gewesen wäre.

Beispiele im Alltag

Nach einem schweren Schicksalsschlag tut man,

als ob nichts gewesen wäre.

Verleugnug

Beispiele im Alltag

Wenn bei einem Fussballspiel die eigene

Mannschaft ein Tor erzielt, so wird dies wie ein

persönlicher Erfolg erlebt.

Beispiele im Alltag

Wenn bei einem Fussballspiel die eigene

Mannschaft ein Tor erzielt, so wird dies wie ein

persönlicher Erfolg erlebt.

Identifikation

Beispiele im Alltag

Eine Person hat Probleme in der Beziehung

und flüchtet sich in die Arbeit

Beispiele im Alltag

Eine Person hat Probleme in der Beziehung

und flüchtet sich in die Arbeit

Verdrängung

Psychodynamische

(psychoanalytisch begründete) Therapieverfahren

Abschwächung oder Beseitigung der Symptomatik bzw. gestörter Persönlichkeitsanteile durch:

bewussteres Erleben bisher abgewehrter (unbewusst gehaltener) Emotionen und Konflikte

bewussteren, besser gesteuerten, der Realität angepassteren Umgang mit inneren Konflikten und starken Emotionen

verbesserte Prüfung der äußeren Realität, Regulierung von Impulsen und Affekten

Verbesserung der Beziehungsfähigkeit

Herausbildung angemessener Gewissens- und Ich-Idealforderungen

Abschwächung maladaptiver Beziehungsmuster

Das zentrale Ziel der Therapie ist eine strukturelle Änderung: Die Patienten sind in ihren

Verhaltensweisen weniger von ihren Trieben geleitet, und maladaptive Verhaltensweisen werden nicht

mehr starr beibehalten. Die Wahrnehmung von sich selbst und anderen ist realistischer und ermöglichst

sowohl angepassteres Verhalten als auch eine zufriedenstellende Beziehungsfähigkeit. Die Normen sind

weniger streng und starr, die Ideale sind weniger illusionär und angemessener bezüglich der Fähigkeiten

der Person.

Zusammenfassung

Psychodynamische Psychotherapien basieren auf den Theorien der Psychoanalyse:

„Der Mensch ist nicht Herr im eigenen Haus“

Das Unbewusste

„Der Mensch ist ein konflikthaftes Wesen“

Die psychische Struktur

„Wir wiederholen im Leben die Beziehungsmuster unserer Kindheit“

Übertragung und Gegenübertragung

Psychotherapie

2012 2011

Verhaltenstherapie

Lerntheoretiker

Pawlow

Watson

Skinner

Thorndike

Bandura

(1849-1936)

Russland

(1878-1958)

USA

(1874-1949)

USA

(1904–1990)

USA

Klassische Konditionierung

Behaviorismus

Gesetz der Wirkung

Operante Konditionierung

Modell-Lernen

(1925- , USA)

Übung: Imagination

Denken

Denken, Fühlen, Verhalten

Fühlen/Stimmung Verhalten

Jede Situation löst etwas aus

Verhaltenstherapie

Wolpe

Jacobson

Meichenbaum

Ellis

Beck

(1915-1997)

USA

(1913-2007)

USA

(1940-) USA

(1888-1983)

USA

(1921-) USA

Progressive Muskelentspannung

Rational Emotive Therapy

Kognitive Verhaltenstherapie

Systematische Desensibilisierung

Verhaltenstherapie

Gegenstand der Behandlung

Die verschiedenen Formen der Verhaltenstherapie stellen die Hilfe zur

Selbsthilfe in den Mittelpunkt therapeutischen Handelns. Sie erklären Verhalten

unter Zuhilfenahme von Lerngesetzen mit klassischen und operanten

Konditionierungs- und Systemmodellen. Ziel ist das Selbstmanagement der

Klienten unter Zuhilfenahme der Ressourcen des Individuums.

Verhaltenstherapie hat traditionell enge Verbindungen zu benachbarten

Wissenschaftszweigen wie der Biologie, den Neurowissenschaften, der Soziologie

oder der Physiologie. Ihr Wissenschaftsmodell ist empirisch.

Verhaltenstherapie

Es gibt keine einheitliche Verhaltenstherapie, sondern verschiedene Methoden.

Gemeinsamkeiten:

Verhalten ist erlernt und wieder verlernbar

Bezug auf empirische Psychologie (Entwicklung, Lernen …)

Bedeutung auslösender und aufrechterhaltender Bedingungen

Bedeutung emotionaler Prozesse

Bedeutung kognitiver Prozesse (Schemata, Fehleinschätzungen)

Verhaltenstherapie ist ziel- und handlungsorientiert

Verhaltenstherapie als Problemlösungsprozess

Betonung der aktiven Rolle des Patienten

Klaus Grawe (1943-2005)

Kooperationen Grawe (2004, S.189): Konsistenztheorie

Psychische Grundüberzeugungen (Grawe, 2004)

Lustgewinn und Unlustvermeidung Vermeidung von Schmerz

Vermeidung unangenehmer Erfahrungen

Bedürfnis nach lustvollen Erfahrungen

Bedürfnis nach Selbstwerterhöhung/-schutz Bedürfnis, sich selber als gut, kompetent,

wertvoll und von anderen geliebt zu fühlen

Wertschätzende unterstützende Umgebung!

Bindungsbedürfnis Angewiesensein des Menschen auf

Mitmenschen

Bedürfnis nach Nähe zu einer

Bezugsperson

Streben nach Schutz, Sicherheit, Trost

Bedürfnis nach Kontrolle und Orientierung Grundüberzeugungen darüber, inwieweit das

Leben Sinn macht

Voraussehbarkeit und Kontrollierbarkeit

Befriedigung durch Handlungsalternativen

Harry Harlow (1905-1981)

US-amerikanischer Psychiater

und Kinderpsychologe

1957 Studien an Rhesusaffen-Babys zur

Mutter-Kind-Bindung

BILD

“Der sichere Hafen”

BILD

Psychotherapie

2011 2003

Humanistische Therapien

Humanistische Psychologie

Maslow

Bühler

Fromm

Rogers

Frankl

(1893-1974)

Deutschland / USA

(1905–1997)

Österreich

(1902-1987)

USA

(1880-1970)

USA

(1900–1980)

Deutschland / USA

Victor E. Frankl (1905-1997)

Ausgehend von der Psychoanalyse Sigmund Freuds

und der Individualpsychologie Alfred Adlers entwickelte

der Psychiater und Neurologe Viktor E. Frankl in den

frühen Dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts einen

eigenständigen Ansatz, für den er den Doppelbegriff

„Logotherapie und Existenzanalyse“ prägte.

griechisch logos = der Sinn

Frankl

“…trotzdem Ja zum Leben sagen”

Albert Einstein

„Wer sein eigenes Leben und das seiner

Mitmenschen als sinnlos empfindet, der ist

nicht nur unglücklich, sondern auch kaum

lebensfähig." (Einstein, 1953)

Humanistische Psychologie

Humanistische Psychologie

– Der Mensch ist grundsätzlich gut

– Selbstaktualisierung

– Therapie Zugang zur Selbstentfaltung

– Betonung der Selbstheilungskräfte des Menschen.

Durch Herstellen einer hilfreichen Therapeut-Patient-Beziehung soll es

den Patienten ermöglicht werden, seine Probleme und Konflikte zu

lösen.

Wichtige Merkmale des Therapeuten nach Rogers:

Empathie (einfühlendes Verstehen)

Positive Wertschätzung (emotionale Wärme)

Kongruenz (Echtheit)

Transparenz

Humanistische Psychotherapie

2014

Positive Psychologie

Positive Psychologie

Positive Psychologie

Die Positive Psychologie als eigenständige

Forschungsrichtung gibt es seit Anfang 2000. Martin

Seligman ist der Begründer dieser Fachrichtung. Er hat

dafür geworben und argumentiert, verstärkt wieder die

positiven Aspekte menschlichen Erlebens und

Verhaltens zu erforschen und ins Zentrum der

Aufmerksamkeit zu rücken.

Martin Seligman: Bücher

- Das optimistische Kind (Optimistic Child)

- Pessimisten küsst man nicht (Learned Optimism)

- Wahre Freude (Authentic Happiness)

- Was du ändern kannst und was nicht (What You Can

Change and What You Can't)

Martin Seligman

Stärken und Tugenden (Peterson & Seligman, 2004)

Stärken und Tugenden (Peterson & Seligman, 2004)

WEISHEIT UND WISSEN (geistig/kognitive Stärken)

- Kreativität

- Neugier

- Aufgeschlossenheit

- Liebe zum Lernen

- Weitsicht

MUT

(emotionale Stärken)

- Tapferkeit

- Ausdauer, Integrität

- Ehrlichkeit

- Tatendrang, Begeisterung

MENSCHLICHKEIT

(interpersonelle Stärken)

- Fähigkeit zu lieben

- Freundlichkeit, Großzügigkeit

- Soziale Intelligenz

AUSGEGLICHENHEIT (Stärken, die Exzesse

verhindern)

- Selbstbeherrschung

- Teamwork

- Fairness

- Bescheidenheit

- Führungsvermögen

GERECHTIGKEIT (zivile Stärken, die soziale

Gemeinschaft fördern)

- Vergebungsbereitschaft und

Gnade

- Bescheidenheit und Demut

- Vorsicht

- Selbstregulation

TRANSZENDENZ

(Stärken, die die Beziehung „zum Großen und Ganzen“ betreffen)

- Sinn für das Schöne

- Dankbarkeit

- Hoffnung/Optimismus

- Humor

- Religiosität / Spiritualität und Sinn des Lebens

Ist Psychotherapie wirksam?

Ist Psychotherapie wirksam?

Generell: Psychotherapie ist wirksam und empirisch gut

überprüft. Zahlreiche empirische Wirksamkeitsnachweise liegen vor

(Grawe et al. 1994, Strauß & Wittmann 2000).

Störungsspezifische Psychotherapie

„Welches ist für dieses Individuum mit diesem spezifischen Problem die

effektivste Behandlung, durch wen und unter welchen Umständen?“

(Paul 1967, S.111)

• Nur wissenschaftlich anerkannte psychotherapeutische Verfahren werden von den Krankenkassen finanziert.

• Um als wissenschaftlich anerkannt zu gelten, müssen Wirksamkeitsnachweise erbracht werden.

Welche Verfahren

sind wirksam & anerkannt ?

1. Psychoanalytisch begründete Verfahren (Analytische Psychotherapie = Psychoanalyse und tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie)

2. Verhaltenstherapie (incl. kognitiver Therapie)

3. Gesprächspsychotherapie (aber: wird noch nicht von Kassen finanziert!)

4. Für alle anderen Psychotherapieverfahren fehlen bisher Wirksamkeitsnachweise!

Für wen ist Psychotherapie indiziert?

Psychotherapie Indikation

Wissenschaftlicher Beirat Psychotherapie, 2010

Etwa 25% der erwachsenen Bevölkerung leiden innerhalb eines Jahres unter einer psychischen Störung (Punkt-Prävalenz)

Etwa 40% der Bevölkerung bleiben psychisch gesund, d.h. die

Lebenszeit-Prävalenz für psychische Störungen liegt bei etwa 60%.

Psychotherapie ist bei allen psychischen Störungen indiziert.

Jacobi F et al: Epidemiologie psychischer Störungen, Behandlungsbedarf und Versorgungssituation. In Senf W, Broda /Hesg.) Praxis der Psychotherapie. Thieme 2011

Wittchen et. al.: The size and burden of mental disorders and other disorders of the brain in Europe 2010. European Neuropsychopharmacology (2011)

Psychische Störungen: Europa

Bevölkerung in Europa:

• 38 % (160 Millionen Menschen) leiden aktuell an einer

psychischen Störung

• 7 % (30 Millionen Menschen) leiden aktuell an einer

Depression

• höchstens 1/3 der Betroffenen wird angemessen behandelt

Wittchen et. al. (2011): The size and burden of mental disorders and other disorders of the brain in Europe 2010.

European Neuropsychopharmacology

Alarmierende Zahlen!

Psychotherapie:

Welche Anwendungsbereiche?

Affektive Störungen (Depression) (F 3)

Angststörungen (F 40/41/42)

Belastungsstörungen (F 43)

Dissoziative, Konversions- / Somatoforme Störungen (F 44/45/48)

Essstörungen (F 50)

Psychische / soziale Faktoren bei somatischen Krankheiten (F 54)

Persönlichkeitsstörungen und Verhaltensstörungen (F 6)

Abhängigkeiten und Substanzimßbrauch (F 1/55)

Schizophrenie und wahnhafte Störungen (F 2)

Psychische und soziale Faktoren bei Intelligenzminderung (F 7)

Organische, einschließlich symptomatischer psychischer Störungen (z.B. Demenz, Amnesien) (F 0)

Versorgungssystem in Deutschland

Medizin

Ärztliche Psychotherapie

Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Psychiatrie und Psychotherapie

Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie

Zusatztitel Psychotherapie/Psychoanalyse

Psychologie Psychologische Psychotherapie

Psychotherapie in der Medizin

Psychotherapie

Welcher Umfang in der GKV ?

Die Durchführung von Psychotherapie im Rahmen der gesetzliche Krankenversicherung (GKV) (und zumeist auch der PKV) ist eine antragspflichtige Leistung.

ANZAHL DER SITZUNGEN

Kurzzeit Langzeit Maximum

• Verhaltenstherapie 25 45 80

• Tiefenpsychologische Psychotherapie 25 50 100

• Psychoanalyse 160 300

Eine Sitzung: Mindestdauer 50 min.

Lange Wartezeiten!

Psychotherapie in Essen

Abb.8: Übersicht der Stadt Essen mit Stadtteilen und -bezirken (die

gelbe Linie unterteilt die Stadt in eine Nord- und eine Südhälfte mit

ungefähr gleich großen Einwohnerzahlen)

Therapeuten in Essen, 2010 (Flor, 2012)

Nord

(N = 67)

Süd

(N = 205)

Gesamt

( N = 272)

N (%) N (%) N

Psychologischer Psychotherapeut 27 (24,1) 85 (75,9) 112

Kinder und Jugendlichen

Psychotherapeut 0 10 (100,0) 10

Ärztliche Psychotherapeuten 3 (10,7) 25 (89,3) 28

Fachärzte für Psychiatrie und Neurologie 16 (33,3) 32 (66,7) 48

Fachärzte mit psychotherapeutischer

Qualifikation 7 (29,2) 17 (70,8) 24

Kinder und Jugendlichen Psychiater 0 6 (100,0) 6

Heilpraktiker für Psychotherapie 14 (31,8) 30 (68,2) 44

Keine Angabe 4 (30,8) 9 (69,2) 13

Gesamt 67 (24,6) 205 (75,4) 272


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