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mittendrin statt nur dabei? Lernen im Unterricht · Positive Interdependenz individuelle Leistung...

Date post: 14-Aug-2019
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Wirklich mittendrin statt nur dabei? Soziales Lernen im inklusiven Unterricht Prof. Dr. Nadine Spörer 1. Inklusionsfachtagung der Universität Flensburg, 02.07.2014
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Wirklich mittendrin statt nur dabei?Soziales Lernen im inklusiven Unterricht

Prof. Dr. Nadine Spörer

1. Inklusionsfachtagung der Universität Flensburg, 02.07.2014

Gliederung

1• Stand der Forschung

2• Befunde aus PInG

3• Ansätze zur Förderung der sozialen Inklusion

Ausgangspunkt

Schulische Inklusion bedeutet, dass alle Kinder eine gemeinsame Schule besuchen und in ihrer individuellen akademischen undpersönlichen Entwicklung bestmöglich durch ein multi‐professionelles Team unterstützt werden (Prengel, 2013).

Diese positive Entwicklung aller Schülerinnen und Schüler soll durch einen gemeinsamen Unterricht erreicht werden, der mittels differenzierender Methoden auf jedwede Verschiedenheit der Kinder eingeht.

Wirkmodell

Lehrer‐Schüler‐Interaktion Schüler‐Schüler‐Interaktion

Fachliche, personale und soziale Kompetenzen der Schüler

Merkmale derLehrerinnen und Lehrer

Merkmale des Unterrichts

Merkmale derSchülerinnen und 

Schüler

Inklusiver Unterricht

Fachliche Kompetenzen

1. Negativer Zusammenhang zwischen Schulleistung und Verweildauer an Förderschulen (Wocken, 2007)

2. Hohe Bandbreite hinsichtlich der Effektivität; im Mittel kleine Vorteilseffekte für inklusive Lernsettings (Baker, Wang & Walberg, 1994; Myklebust, 2006)

Soziales Lernen

1. Ausgrenzungsrisiko für Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf (SFB) und leistungsschwächere Kinder (Kavale & Forness, 1996)

3. Inkonsistente Befunde für das soziale Selbstkonzept (Zeleke, 2004)

2. Große Unterschiede zwischen Klassen in den Zusammenhängen zwischen Förderstatus und sozialer Ausgrenzung (Huber & Wilbert, 2012)

Bisherige Studien zeigen, dass leistungsschwächere Kinder und/ oder Kinder mit SFB von Ausgrenzung bedroht sind. 

Pilotprojekt „Inklusive Grundschule“ (PInG) im Land Brandenburg

Meilensteine

4/2012 2/20141/20142/20131/2013

1. Online‐Befragung der Lehrkräfte

2. Online‐Befragung der Lehrkräfte

Erfassung der Schüler‐

kompetenzen

Unterrichts‐beobachtung

Erfassung der Schüler‐

kompetenzen

3. Online‐Befragung der Lehrkräfte

4. Online‐Befragung der Lehrkräfte

Unterrichts‐beobachtung

Erfassung der Schüler‐

kompetenzen

Zeitleiste: Angabe von Quartalen

Stichprobe

Grundlage: 84 Schulen im Pilotprojekt „Inklusive Grundschule“

35 Schulen 41 Klassen Jahrgangsstufe 2(davon 11 Flex‐Klassen)

31 Klassen Jahrgangsstufe 3

725 Kinder 652 Kinder50,2 % Mädchen 49,6 % Mädchen

97,7 % Geburtsland D 98,6 % Geburtsland D5,1 % SFB 6,3 % SFB

Standardisierte Schulleistungstests Lesen (WLLP, ELFE 1‐6) Rechtschreiben (HSP 1‐9) Rechnen (HRT 1‐4)

Fragebogen Interesse am Lesen und Rechnen Selbstkonzepte im Lesen und Rechnen, soziales Selbstkonzept Sozialklima (Soziale Integration, Klassenklima, Gefühl des 

Angenommenseins

Unterrichtsbeobachtungen

Instrumente

• 72 Klassen

• 4 Schüler pro Klasse und Fach

• 32 Einzelbeobachtungen pro Schüler

• 288 Unterrichtsstunden in Mathematik und Deutsch

• ~19000 Einzelmessungen

Kennwerte zur Beobachtung

Ablauf der Beobachtung

5 15 10 15 5

Schülerbeobachtungen Schülerbeobachtungen

Unterrichtseinschätzung Unterrichtseinschätzung

Ablauf der Beobachtung

15 Minuten

Schüler (1)

1

10 Sek Beobachten

10 Sek Pause

2

10 Sek Beobachten

10 Sek Pause

3

10 Sek Beobachten

10 Sek Pause

4

5 6 7 8

Schüler (2) Schüler (3) Schüler(4)

Ein Blick in das Beobachtungs‐Tool

Ein Blick in das Beobachtungs‐Tool

Soziale Integration & Angenommensein

2,12

2,03

2,11

2,24

2,05

1,95

2,06

2,12

0 1 2 3

insgesamt

leistungsschwach

leistungsmittel

leistungsstark

Soziale Integration Angenommensein

2,27

2,12

2,29

2,29

2,07

1,91

2,11

2,07

0 1 2 3

insgesamt

leistungsschwach

leistungsmittel

leistungsstark

Soziale Integration Angenommensein

Jahrgangsstufe 2 Jahrgangsstufe 3

Leistungsstärkere Schülerinnen und Schüler haben höhere soziale Selbstkonzepte als leistungsschwächere Schülerinnen und Schüler.

Ergebnisse zum Selbstkonzept

Unterscheiden sich Schülerinnen und Schüler mit und ohne SFB in ihren Selbstkonzepten?

Matching

?Schülerinnen und Schüler mit und ohne SFB einer Klasse unterscheiden sich nicht in ihren Selbstkonzepten, wenn man leistungsbezogene und soziodemographische Merkmale kontrolliert.

Lehrer‐Schüler‐Kontakte

0,00%

2,00%

4,00%

6,00%

8,00%

10,00%

12,00%

14,00%

16,00%

Leistungsstark Leistungsmittel Leistungsschwach SFB

0,00%

2,00%

4,00%

6,00%

8,00%

10,00%

12,00%

14,00%

16,00%

Leistungsstark Leistungsmittel Leistungsschwach SFB

Lehrkraft 1

Lehrkraft 2

Lehrer‐Schüler‐Kontakte

Anteil von Schülern mit weniger als 3 Freunden

0,00%

5,00%

10,00%

15,00%

20,00%

25,00%

30,00%

Leistungsstark Leistungsmittel Leistungsschwach SFB

Mathematik

Deutsch

Leistungsschwächere und –stärkere Kinder fühlen sich vergleichbar gut integriert. Kinder mit SFB haben weniger Freunde als Kinder ohne SFB. 

Ansätze zur Förderungder sozialen Inklusion:

DifferenzierungKooperatives Lernen

„Lernen in institutionalisierten Kontexten ist eigentlich immer schon mit der Aufgabe konfrontiert gewesen, Unterricht für eine heterogene Gruppe zu organisieren.“ (Schründer‐Lenzen, 2008)

Umgang mit Heterogenität: Alter Wein?

Differenzierender Unterricht findet statt, wenn eine Lerngruppe zeitlich befristet aufgeteilt wird. 

Differenzierung hinsichtlich personaler Merkmale der Schülerinnen und Schüler und/ oder didaktischer Aspekte (z. B. Ziele, Inhalte, Methoden)

Resultat: unterschiedliche Aufgaben, Lernorte, Sozialformen und/ oder Lerntempi

Umgang mit Heterogenität: Differenzierung

Formen des offenen Unterrichts, in denen Lernende aus einer Vielzahl von Lernangeboten auswählen

eine durch die Lehrkraft gesteuerte Binnendifferenzierung des Unterrichts

kompensatorische Angebote, die zusätzlich zum Unterricht und im Kleingruppensetting stattfinden und auf die Förderung spezifischer schulischer Kompetenzen ausgerichtet sind 

Umgang mit Heterogenität: Differenzierung

DUET: gemeinsames Unterrichten der ganzen Klasse, Lehrpersonen wechseln sich in der Instruktion ab

LEAD & SUPPORT: eine Lehrperson leitet den Unterricht, die andere unterstützt

SKILL GROUPS: Bereitstellen von Aufgaben mit unterschiedlichen Schwierigkeitsniveaus

STATION: Teilung der Klasse in eine größere und eine kleinere Gruppe

Formen des Team‐Teaching

PARALLEL: Teilung des Klassenraums und der Klasse in Hälften, jede Lehrperson unterrichtet in ihrer Hälfte

ADAPTING: Lehrperson A leitet den Unterricht, Lehrkraft B unterstützt Schüler

COMPLEMENTARY SKILLS: Lehrperson A unterrichtet das Curriculum, Lehrperson B fokussiert auf personale und soziale Kompetenzen der Schüler

Formen des Team‐Teaching

Welche Form des Team‐Teaching wird eingesetzt? Warum?

Wie kommunizieren wir miteinander?

Wann und wo treffen wir uns für die Vorbereitung?

Wer ist verantwortlich für die Raumgestaltung, Materialien, Kopien etc.?

Vorbereitung des Team‐Teaching  

Bislang wird das Potential des Team‐Teaching für die Förderung des sozialen Lernens nicht erschöpfend genutzt.

Grundelemente kooperativen Lernens  

Positive Interdependenz

Eigenverantwortung

Unterstützende Interaktion

Gruppenbewertung

Schaffung eines gemeinsamen Ziels, das alle erreichen können

Gruppenmitglieder sind voneinander abhängig, d.h. keiner hat ohne den anderen Erfolg

jedes Gruppenmitglied ist für das Lernen des anderen mitverantwortlich

Positive Interdependenz  

individuelle Leistung jedes Gruppenmitglieds kann identifiziert und bewertet werden

Chancengleichheit

Rückmeldung an die Gruppe

Vermeidung des Ausnutzens

Eigenverantwortung  

Chancengleichheit

6070

50

9085

5045

20

0102030405060708090

100

Vortest Nachtest

Schüler 1 +++Schüler 2 +Schüler 3 ++Schüler 4 +++

Gruppenmitglieder helfen einander beim Lösen der Aufgaben: Diskutieren und Erklären der Lerninhalte

Voraussetzungen: kooperative Kompetenzen

Unterstützende Interaktion

Analyse der Gruppenarbeit (Prozesse und Ergebnis)

Wie gut hat die Gruppe zusammengearbeitet?

Wie kann die Effizienz der Gruppe gesteigert werden?

Achtung: keine Diskussion über die Methode

Gruppenbewertung

Kooperative Lernformen, die positive Interdependenz,  Eigenverantwortlichkeit und zugleich Chancengleichheit  beinhalten, können das soziale Lernen einer Klasse fördern.

Kontakt

Prof. Dr. Nadine Spörer Universität PotsdamProfilbereich Bildungswissenschaften Professur für Psychologische GrundschulpädagogikKarl‐Liebknecht‐Str. 24‐2514476 Potsdam


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