+ All Categories
Home > Documents > Max Seltmann Heft 7

Max Seltmann Heft 7

Date post: 08-Apr-2018
Category:
Upload: norman-hartwigsohn-frenzke
View: 224 times
Download: 3 times
Share this document with a friend

of 22

Transcript
  • 8/7/2019 Max Seltmann Heft 7

    1/22

    Wilhelm Erdmann Georg-Reimann-Str. 3 - 30900 Wedemark - Telefon 05130 - 7227_________________________________________________________________________________________

    Heft 07. Jesus als Meister in der LiebeInhaltsverzeichnisVorwortI. Gesprche ber Johannes den Tufer und den kommenden Messias

    II. Der SchleiertanzIII. Aufbruch nach BethabaraIV. Jesu Taufe am JordanV. Jesus In der WsteVI. Die Wirklichkeit kommt!VII. Jesus in der WsteVIII. Jesus in der Wste

    VorwortImmer tiefer noch drfen wir hineinschauen in Jesu Innenwelt, ummitzuempfinden: wie Er, opferbereit, alle menschlichen Regungen bemeisternmute, die sich dem selbstlosen Leben aus der Liebe Gottes noch entgegenstellen knnten.Wir lernen daraus, nicht nur diese Seine Gre in der bermenschlichen Kraftder berwindung still zu bewundern, sondern auch alle eigenen Schwierigkeitenim Auen- und Innen-Leben damit zu vergleichen, um einzu sehen, da sie nurPrfungen sind, gottgewollte Gelegenheiten fr unsere fortschreitendeWeiterentwicklung, um neue Krfte zum berwinden auch in uns wachzurufen.Bevor der Mensch nicht innerlich vollendet ist, kann er die Flle der gttlichen

    Herrlichkeit nicht widerspiegeln.

    I. Gesprche ber Johannes den Tufer und den kommenden MessiasEs wurde nun wieder lebhafter in der groen Gaststube, und der Wirt Joramtrennte sich klopfenden Herzens von Jesus, denn ihm ahnte Groes. Dieser abersitzt wie teilnahmslos an einem Tisch doch um so lebhafterarbeitet Sein Inneres.Joram stellt einen Becher Wein und ein groes Stck Brot vor Jesus hin undentschuldigt sich, da er durch seinen Dienst an den anderen Ihn allein lassenmsse. Jesus lchelt. Joram aber freut sich, denn sein Auge erhascht einen Blickvoll Liebe und Gte von Ihm.Es ist ein Kommen und Gehen; an einem Tische fiel der Name Johannes". Alleshorcht auf, und nun erzhlt einer; Templer waren bei ihm und in heiligemFeuereifer hielt er ihnen ihre Schlechtigkeiten und Heucheleien vor; diese aberlachten ihn aus; doch einer sprach offen: Johannes" solange du ein Zutreiber fruns bist, lassen wir uns dein Tun und Treiben gefallen. Solltest du aber indiesem Tone weiter wirken, dann werden wir dir und deinem Treiben ein Endezu bereiten wissen und dies bald in kurzer Zeit!"

    Ihr mget recht haben, entgegnete Johannes ernst, und werdet auch diesesZiel erreichen. Aber nicht eher, bevor Der gekommen ist, der mit Seinem Lichtealle Finsternis erhellt. Der ein Feuer anznden wird, welches alles in Schutt und

    09.04.2011 Seite 1 von 22

  • 8/7/2019 Max Seltmann Heft 7

    2/22

    Wilhelm Erdmann Georg-Reimann-Str. 3 - 30900 Wedemark - Telefon 05130 - 7227_________________________________________________________________________________________

    Asche legt, was nicht Gottes und Jehovas ist! La ihn nur kommen, deinenFeuer-Geist!' schrie ein Rabbi: auch dem werden wir entgegentreten undwerden ihn zertreten wie so manchen Gotteslsterer!

    Ihr Schlangenbrut und Otterngezcht! Eher geht alle Welt zugrunde, ehe ihrDem das Reden und Wirken verbieten knnt! antwortet ihnen Joannes undwandte sich den Hunderten zu, die sich in der Furt des Jordans gelagert hatten.Johannes aber trug einen Rock aus Kamelfell und einen Grtel von Leder; undseine hagere Gestalt, seine langen, ungepflegten Haare gaben ihm das Bild einesAsketen."Der Sprecher schwieg, aber ein Fragen hub an in der Gaststube um Johannesund um den kommenden Mann. .Was ist's", ruft ein anderer, warum schweigtdenn der Tempel dazu? Haben wir nicht alle das Recht, die Wahrheit zu

    erfahren? Entweder Johannes lebt in einem falschen Wahn, dann ist es doppeltePflicht des Tempels, Johannes zu berzeugen von seiner Torheit. Oder,Johannes wei um den Kommenden! Dann ist es Pflicht des Volkes, Johannesaufzufordern, doch deutlicher zu werden. Morgen mache ich mich auf und ziehenach Bethabara."Da komme ich mit", spricht ein anderer, denn wer sollte wohl ruhig bleiben, woder Messias' jeden Tag kommen kann?!"In diesem Augenblick tritt der Hndler Hiram mit seinem Weibe ein und hrtnoch die letzten laut gesprochenen Worte. Nun geht er an den Tisch und grt:Der Friede des Herrn sei mit euch! Vom Messias, dem Kommenden, redet ihr?Sag, Thomas, was hast du erfahren? Du weit, wie es um uns alle bestellt ist!".Hiram, du Bruder im Herrn", antwortet Thomas, dort unser Bruder Esra warbei Johannes in der Wste und ist der Ansicht, da Johannes Stimmte Auskunftgeben kann, sonst kann ich dir nichts weiter sagen.".Weit du, Bruder Thomas", spricht Hiram, ich habe einen jungen Mannkennengelernt, der wird uns noch Besseres zu sagen wissen; an diesen halten wiruns." Nun erst sieht Hiram den am anderen Tische sitzenden Jesus Dort, diesenmeine ich!" und rasch geht er hin zu Ihm.

    Jesus aber spricht: Hiram, deine Einladung, die du in deinem Herzen trgst,habe Ich angenommen und Joram verstndigt, da wir heute abend nochzusammenbleiben wollen. Lade auch deine beiden Brder Thomas und Esra,sowie deine Kinder dazu ein und groes Heil wird deinem Hause widerfahren."Hiram staunt: .Jesus! wie konntest Du wissen um diesen Gedanken? berhaupt,sage mir nur, seit wann kennst Du mich? Dich mu ich schon meinemPilgerdasein gesehen haben, denn Du bist mir kein Fremder mehr."Jesus antwortet ruhevoll: Hiram, tue nach Meinen Worten, es wird von groemSegen sein! Doch eins merke dir: Frage nicht zu viel! Denn der Herr wei umdich und wei ja um alles! In Seinem Ratschlu liegt es schon seit Ewigkeiten:euch allen zu helfen; aber erst mu die Zeit dazu da sein."

    09.04.2011 Seite 2 von 22

  • 8/7/2019 Max Seltmann Heft 7

    3/22

    Wilhelm Erdmann Georg-Reimann-Str. 3 - 30900 Wedemark - Telefon 05130 - 7227_________________________________________________________________________________________

    Hiram bittet: Lieber Jesus! Dein Wort tut meinem Herzen wohl; aber dasVerlangen, Dich besser kennenzulernen, lt die vielen Fragen in mir aufsteigen,und darum bitte ich Dich, stille mein Verlangen.".Mein Hiram, la uns in das andere Zimmer gehen", bittet Jesus, "und denke erst

    an dein leibliches Wohl, dann wollen wir weiterreden." Und so geschah es. DerWirt Joram deckte schon den Tisch fr Hiram, und nun kommen auch seinWeib, seine Shne und die Tochter. Thomas und Esra haben sich aucheingefunden und beim Nachtmahl wird nur von Johannes und dem kommendenKnig geredet; Jesus aber schwieg bei der UnterhaltungDann lt Joram abrumen und nun endlich kann Stille und Behaglichkeit in dengroen Raum einziehen. Die ndern Gste, meist Hndler, haben sich zur Ruheauf die Bnke in der Gaststube hingelegt. In der Kche gab Hanna Anweisungfr den nchsten Tag; dann begeben sich auch Joram und Hanna hinein zuHiram, und so ist eine kleine Gesellschaft beisammen.

    Wieder war es Esra, der vom kommenden Knig und Messias anfing, und derWirt Joram fragte:.Esra, deine Sinne sind noch gut und dein Auge scharf: sag, welchen Eindruckhattest du von Johannes als dem Herold des kommenden Knigs?" Joram hierlt sich nicht viel sagen", antwortet Esra; Johannes hat zwar viele Anhnger,aber er selbst hat sich lngst der menschlichen Gesellschaft entzogen. Er lebt ineiner Hhle, und sein ganzes Leben ist ein Leben der Shne und Bue. Alles anJohannes ist mde. Nur seine Augen funkeln und verknden ein seltenes Innen-Leben. Am liebsten predigt er vom kommenden Erlser."Erlser?" fragt Joram, Erlser? Dies kann ich nicht recht fassen; denn wirwollen doch, ein neues Knigreich aufrichten helfen, und unsere Mittel sinddoch, dem Knig' als dem Messias" geweiht.Hiram spricht: Brder, wir wollen doch einmal Jesus fragen; mir ist, als ob wirbei ihm die beste Auskunft erhalten." Ganz recht", besttigt der Wirt und Du.lieber, junger Jesus, gib uns allen eine befriedigende Antwort!"Liebe Freunde", spricht Jesus, alles kann Ich euch tun, nur keine Antwortgeben, die euch befriedigt. Denn eine Antwort, wie ihr sie wnscht, wrde euchin eurer Schwche nur strken und das Bild des Erwarteten noch mehrentstellen. Vor allem lat die Heimlichkeiten, denn der Kommende bedarf eurer

    Hilfe nicht. Stehet nicht geschrieben: da Seines Reiches Herrlichkeit frderkein Ende nehmen wird!" Und wieder an anderer Stelle: da er arm sein wirdund auch arm bleiben mu!" Liebe Freunde, es wird euch nicht recht sein, so Icheuch sage: Der Kommende meidet jede Gewalt, aber Demut und Hingabe sindSeine gewaltigen Sttzen."Hiram steht vom Stuhle auf, geht hin zu Jesus und spricht: Jesus, Duwunderbarer Mensch! Du weit mehr denn wir und Johannes. Deine Redenerwecken den Eindruck, als ob Du den Messias schon kennst! Sag uns, wie siehtEr aus und was wird Er tun?"Hiram, und ihr lieben Freunde", antwortet Jesus sinnend leider mu Ich euchSchmerz bereiten, denn der Messias wird eure Erwartungen nicht erfllen. Erkommt zu den Kranken und Schwachen, zu den Mden und Hungrigen, undbietet berall da Seine Hilfe an. wo es ntig ist. Seine Sendung gilt der Seele

    09.04.2011 Seite 3 von 22

  • 8/7/2019 Max Seltmann Heft 7

    4/22

    Wilhelm Erdmann Georg-Reimann-Str. 3 - 30900 Wedemark - Telefon 05130 - 7227_________________________________________________________________________________________

    Seines Volkes, die da gefangen und gebunden ist vom verkehrtesten Wahn, vonder Selbstsucht und vom Eigendnkel. Seine Waffen sind Liebe! Seine Tatensind Liebe; und von Seinen Anhngern verlangt Er nur Liebe, Liebe und wiederLiebe! Sein Reich, in dem Er herrschen wird, ist ein Reich der Liebe und des

    Friedens. Und kein Feind vermag dieses Sein Reich je zu zerstren. Fraget nichtwo, denn es ist berall und hat seinen Ursprung und seine Wurzeln imallerinnersten Menschen-Herzen."War denn alle unsere Mhe vergebens", fragt Joram, so der Messias einanderer ist als wir erwarteten?Mitnichten, antwortet Jesus, .sondern erkennet nun eure Aufgaben und werbetweiter in gerechtem Eifer, aber ohne Geld und Gut. Wahrlich Ich sage euch:Jedes Wort jede, auch die kleinste Liebe wird allen zum reichsten Segen!"Lieber Jesus", fragt Hiram nachdenkend, .wie kommt es, da Du zu Johannesin die Wste willst, da Du nach Deinen Reden doch besser unterrichtet bist als

    Johannes?"Jesus antwortete: Mein Freund Hiram! Es ist recht, da du dieses fragst, davergeht wenigstens in deinem Herzen auch dieser Schatten. Nun so hre: Es istder Geist in Mir, der Mich dahin drngt; und es ist um Johannes willen.Begnge dich mit dieser Antwort, denn bald werdet ihr weiteres hren. Wolletihr aber Meinen Rat, so gehet auch ihr nach der Sttte, wo Johannes lehrt, denneure Geschfte sind hier ja beendet. Dort werdet ihr den Messias kennenlernen,und Er selbst wird euch Seinen Willen offenbaren." Jesus!" ruft Joramerregt, .Du verbirgst etwas! Du weit mehr als Du sagst. Sind wir DeinerOffenheit nicht wert?"Jesus antwortet sanft: Joram, Ich wei um alles und kenne auch deineGedanken. Doch Ich will dir knden: Erst mu Ich bei Johannes gewesen sein,da der Geist in Mir dieses als Bedingung stellt. Ich frage nicht warum und wozu,denn alles wird offenbar dem, der da gehorsam und demtig ist gegen dengttlichen Willen! Wohl knnte Ich alles voraus sehen und wissen wollen; dochdies tue Ich nicht, da nur der ewige und wahre Gottes Geist in Mir die Fhrunghat."Jesus, wer gibt Dir den Beweis", fragt Hiram wieder, da es in Wahrheit derewige Gottes-Geist ist, der Dich in allen Dingen unterrichten und fuhren will?

    Oder hast Du noch nicht bedacht, da dies vielleicht auch Deine eigenenGedanken sein knnten? Es klingt wohl schn aus Deinem Munde, aber fr uns,Deine Zuhrer, ist es wichtig zu wissen: spricht aus Dir die reine, lautereWahrheit?"Mein Freund, und alle, die ihr hier beisammen seid", antwortet Jesus, .lasseteuch in Liebe ein Wort sagen und denket nicht, da Ich an Selbstberhebungleide. Mir ist es nicht mglich, etwas anderes zu sagen als die lautersteWahrheit, da Ich selbst durch und durch Wahrheit bin. Solange Ich nur denkenkann, lebte immer in Mir das Prinzip: nur wahr und aufrichtig zu sein. Denn,willst du im Leben Vieles und Groes erreichen, fange nur bei dir erst an undbemhe dich, so weit wenigstens dich selbst kennen zu lernen, um zuunterscheiden, was wahr in dir und nicht wahr ist.. Festigst du aber immer mehrdeinen Willen: alles Falsche und Unwahre aus dir heraus zu drngen, dann

    09.04.2011 Seite 4 von 22

  • 8/7/2019 Max Seltmann Heft 7

    5/22

    Wilhelm Erdmann Georg-Reimann-Str. 3 - 30900 Wedemark - Telefon 05130 - 7227_________________________________________________________________________________________

    ergreift die Liebe zur Wahrheit dein Inneres, und ein mchtiger Helfer steht dirbei im Kampf um die echte Wahrheit in dir. Je grer der Kampf, um soherrlicher der Sieg! Denn: wer da Wahrheit geworden ist, kann auch anderen dieFlle gttlicher Wahrheiten darstellen und offenbaren. Wer aber noch fragt oder

    denkt, ob dies in ihm nun wahr ist, der steht seinem wahren Innen-Leben nochfern und manche Enttuschungen, manches Leid wird ihm unfrohe Stundenmachen. Da aber Gott, der Heilige und Ewige, auch durch und durch ewigeWahrheit ist, kann diese Wahrheit auch nur bei der Wahrheit wohnen. Und solebt in Mir schon der herrliche und schnste Beweis: Ich bin in und mit Gott undmit Seinem Leben Eins! Kein anderer Gedanke als Gott! Kein anderer Zug alsnur mit Gott, und kein anderes Leben als nur Gottes-Leben lebt in Mir. Dies istMein Bekenntnis. Und darum tue Ich nur den Willen Meines Gottes und MeinesVaters im Himmel!"Mein lieber, junger Freund", spricht Hiram erstaunt, so redete aber noch kein

    Mensch und meines Wissens auch kein Prophet! Da in Dir Fhigkeiten liegen,hast Du heute zur Genge bewiesen; ob Du aber mit Gott, mit Jehova,vollstndig eins bist, kann ich nicht nachprfen. Sprichst Du aber die reine undlauterste Wahrheit, dann wirst Du auch Gottes-Werke verrichten knnen. Und soist es schon besser, sich mit Dir auf guten Fu zu stellen, denn mit groenHerren ist nicht gut an einem Tische essen."Mein lieber Hiram", antwortet Jesus sanft, du redest menschlich, und darumtun mir deine Worte nicht weh; knntest du aber im Geiste Mir wahrhaft folgen,dann wrdest du Mich besser verstehen. Bedenke, was Ich dir heute schonkndete, und bedenke ferner: alles Tun aus dem Geiste der ewigen Gottes-Liebegeschieht nur aus freien Entschlieungen! Wenn du dich aber, so du MeinenGottes-Geist erkennst, an Mich anlehnen willst, dann aus keinem anderenGrunde, als dem der reinen Bruder-Liebe. Siehe, Ich nahm deine Einladung ohneBedenken an, nicht der kleinste Gedanke eines Vorteils bewegte Mich. Nimmauch du Meine Liebe ebenso an, und dein Herz wird frei und jubelt innerlich,denn es ist in eine Verbindung eingegangen, die eigentlich schon seitEwigkeiten, freilich dir unbewut, bestand. Du grbeltest heute Nachmittag berden Gedanken nach: Wo, wo war ich mit Jesus zusammen? denn Mein Namekam dir bekannt vor, und so sage Ich dir: Ewigkeiten trennten wir uns nicht.

    Und als wir uns trennten, rief Ich dir zu: Im Erdenleben finden wir uns wieder!"Hiram bittet: 0 Jesus, Du geheimnisvoller Mensch, hr auf, denn immergeheimnisvoller wird Dein Sein! Gewi, mir ist es so! Aber noch fehlt mir derGlaube; und darum bitte ich Dich. verzeihe mir meines Unglaubens willen!"Jesus spricht: .Hiram. Ich forderte von dir keinen Glauben, darum tatest du auchkein Unrecht. Und Ich sage dir: nichts steht zwischen uns! In kurzer Zeit schonwirst du Mich ganz erkennen, dann wird dir alles klar, was dir heute noch sounverstndlich ist."Nun steht Joram auf, geht hin zu .Jesus und spricht: Du lieber Jesus! Hiram hatrecht, so er sagt: Du bist ein geheimnisvoller Mensch. berlege ich mir aber alleDeine Reden, so dmmert mir auch manches von Deinem Vater Joseph auf. Duwarst schon ein geheimnisvoller Knabe und warst unbelehrbar, so Du Dir etwasin den Kopf setztest. Noch denke ich daran, als Du dreizehn Jahre alt warst.

    09.04.2011 Seite 5 von 22

  • 8/7/2019 Max Seltmann Heft 7

    6/22

    Wilhelm Erdmann Georg-Reimann-Str. 3 - 30900 Wedemark - Telefon 05130 - 7227_________________________________________________________________________________________

    Deine Eltern pilgerten nach dem Tempel, doch Du gingest nicht mit. Ein Jahrvorher sagtest Du: Wisset ihr nicht, da Ich sein mu in der Sttte, die MeinemVater gehrt? (Lukas 2, V. 42), und ein Jahr spter htte Dich am liebsten DeinVater Joseph gestraft, da Du den Mut hattest, zu sagen: Wenn es euch so nach

    dem Tempel zieht, warum ziehet ihr nicht ganz nach Jerusalem? Du, VaterJoseph, und du, Mutter Maria, ihr beide wisset, da Gott nicht mehr imAllerheiligsten des Tempels wohnt, und trotzdem ziehet es euch mit Gewaltdorthin? Deine Eltern schwiegen; ich aber dachte bei mir: den Jungen wrde ichschon ziehen! Nun bist Du erwachsen, aber ich glaube: eher gehet die Weltzugrunde, ehe Du Deine Meinung nderst."Lieber Joram, da hast du Mich richtig erkannt", antwortete Jesus, aber .eineMeinung' habe Ich nicht! Denn solange du noch eine Meinung hast, so oftkannst du auch anderer Meinung werden. Ich aber trage Leben, heiliges Lebenaus der Flle alles Lebens in Mir. Und was Ich an .Leben' besitze, ist Mein, fr

    alle Ewigkeiten Mein, da es im allerschwersten Kampfe errungen ist! Fragetheute nicht weiter. Denn in aller Krze wird auch euch der Geist alles Lebens inalle Wahrheit leiten."Die Tischgesellschaft staunte ber diese inhaltsschweren Worte, und es wagteniemand noch etwas zu sagen.

    II. Der Schleier-TanzDa steht Thirza, des Hirams Tochter, auf, verbeugt sich vor Jesus und fngt anzu singen und zu tanzen. Sie singt den Psalm (24); Es ist der Knig! Es ist der

    Knig! Der Knig der Heerscharen! Alle Welt jauchzt! Alle Welt jauchzt, dennes ist der Knig der Ehren! Dir alle Ehre! Dir alle Ehre, denn Du wirst uns alleerlsen. Sela. Ihren Schleier bewegt sie kunstvollendet und ihr biegsamer Krperwird immer lebendiger wird vollendete Kunst. Vor Jesus macht sie Halt, undihren Schleier bewegt sie so ber dem Kopf Jesu, da es aussieht, als trge Ereine Krone. Jesus spricht ernst: Thirza, habe Dank! Aber lasse das, was in dirkeimt, nicht zur Leidenschaft werden. Noch wei die Welt nichts von Mir.Wenn Zeit und Stunde gekommen ist, wirst auch du Mich erkennen!Hiram und alle schauen auf Jesus und auf das in Glut getauchte Mdchen. Jesusaber sagt: Meine Lieben! Was ihr Reifen und Erfahrenen noch nicht fassen und

    begreifen knnt, ahnt dieses junge Menschenkind. Aber auch hier gilt dies Wort:Keiner kann etwas geben, was er nicht zuvor empfangen hat! Nur der in ihrwohnende Geist gab ihr dieses kund."

    Dann wrest Du der Ersehnte?, fragt Joram langsam, der voller Sehnsucht vonuns Erwartete?Nein, lieber Freund, der bin Ich nicht, antwortet Jesus, und kann es nichtsein, da ihr einen ganz anderen erwartet. Aber ihr seid ja unbelehrbar, weil derGedanke des kommenden Knigs mit euren eigenen Wnschen so verwurzelt

    ist. Freunde ber Freunde habet ihr geworben fr eure Idee, doch alle werdet ihrEnttuschungen erleben. Denn Ich bin gekommen: um euch zu offenbaren, DenWillen Jehovas. Und, Sein Wille wird in Mir zur Tat! Dringet nicht in Mich,

    09.04.2011 Seite 6 von 22

  • 8/7/2019 Max Seltmann Heft 7

    7/22

    Wilhelm Erdmann Georg-Reimann-Str. 3 - 30900 Wedemark - Telefon 05130 - 7227_________________________________________________________________________________________

    sondern ziehet mit nach den heiligen Wassern dort in der Wste und erschauetund erfahret dann: Den Willen Gottes!

    III. Aufbruch nach Bethabara

    Thomas und Esra reden zusammen und meinen, es wird kein Fehler sein, mitnach Bethabara zu ziehen; und Hiram sagt zu Joram: Warum sollen wir nichtauch noch dieses Opfer bringen?Jesus aber spricht: Freunde, von einem Opfer kann hier keine Rede sein. Habtihr eurem kommenden Knig schon manches materielle Opfer gebracht, so wirdeuch diese kleine Mhe recht groen Segen bringen! Denn so ihr von denfalschen Begriffen, die ihr dem Kommenden und Erwarteten entgegenbringt,geheilt seid, wird euer Leben erst seinen wahren Inhalt erhalten. Doch allesVergangene werdet ihr als etwas Verlorenes betrachten. Der aber wahrhaft

    Kommende wird euer inneres Leben erfllen mit Kraft und Strke. Und jedesDaseins Lebens-Zweck wird vor euch in den schnsten Farben aufleuchten. Ichlasse euch jetzt allein, und du, Hanna und Joram, fhret Mich in die Mirzugedachte Kammer. Fordert Mich nicht zum Bleiben auf, denn was Ich sagtegilt! Und so wnsche Ich euch allen eine gesegnete Ruhe.Jesus legt sich zur Ruhe. Bei den Zurckbleibenden aber wird es immerlebhafter, denn: Wer ist Jesus? ist die Haupt-Frage.Hiram aber sagt nach einiger Zeit: Lassen wir doch die Zukunft uns die rechteAntwort geben! Denn Jesus kann doch nicht sagen: Ich bin der Knig! Wollt

    ihr Meine Vasallen sein?' Lassen wir Jesus gehen; Er wird schon wissen, wasuns ntig ist.Nun wird es still, und alle geben sich der Ruhe hin. Aber Hanna ruhtnicht, sondern bckt das Brot zur Reise; und als morgens alles lebendig wird,duftet es im ganzen Hause nach frischem Brot.In der groen Stube setzen sich die Gste zum Morgenmahle; nun erscheint auchJesus und grt herzlich die Anwesenden. Joram, als Wirt, will den Morgen-Segen sprechen; da sagt Jesus: Meine lieben Freunde! Auch hier, bei diesemeurem Tun, schweiget mit dem Mund, redet aber um so mehr mit dem Herzen!Und segnet, segnet, denn Segen tut not! Im Segen offenbaren sich die Krfte

    eurer Liebe und des ewigen Gottes-Lebens.Ein jeder beginnende Tag, gesegnetwird nicht nur euch, sondern auch der Umwelt zum Segen. Darum schweigenwir, und dabei segnet, was euch am Herzen liegt!Nach einer inneren Ruhe spricht Jesus weiter: Hanna, du Mutter dieses Hauses!Whrend wir schliefen, schuf deine Liebe dieses duftende Brot, um uns zubeglcken. Wahrlich, Mein Vater wird dich zu lohnen wissen! Und deine Liebewerde zu einem Lebens-Fundament, auf dem du noch manches Herrliche in dirfinden wirst!Schweigend nehmen alle das Frhmahl ein; dann nimmt Jesus Abschied, und die

    vier Freunde begleiten Ihn auf dem Wege zu Johannes.IV. Jesu Taufe am Jordan

    09.04.2011 Seite 7 von 22

  • 8/7/2019 Max Seltmann Heft 7

    8/22

    Wilhelm Erdmann Georg-Reimann-Str. 3 - 30900 Wedemark - Telefon 05130 - 7227_________________________________________________________________________________________

    Der Tag war hei. Joram und Hiram trugen die Lebensmittel, die ihre FrauenHanna und Mira in einer Tasche gut verpackt hatten. Es wurde auch fter Rastgemacht, jedoch gesprochen wurde nicht viel, da eine Scheu in den vierMnnern steckte, Jesus gegenber. Erst am spten Nachmittag kamen sie nach

    dem Ort, wo Johannes predigte. Von ferne schon sah man viel Volk, wie es sichlagerte um die Furt; sogar einige Kamele waren da ein Beweis, von wie weit herman den Wstenprediger aufsuchte.Als Jesus mit Hiram, Joram, Thomas und Esra sich der Stelle nherten, woJohannes predigte, war auerordentlich viel Volk um ihn. Und Johannesgewahrte die Ankommenden.Jesus setzt sich auf einen m hohen Stein und die andern ebenfalls, denn vieleSteine, groe und kleine, lagen umher. In diesem Moment fllt ein Lichtstrahlauf Jesus, da Er kaum noch zu sehen ist, denn ber Seinem Haupte und um Ihnist Licht, nur Licht! Hierdurch aber erkennt der innere Geist in Johannes den

    Erlser, und er zeugt laut: Sehet, das ist Gottes Lamm! (Joh. l, V. 31-33)Sehet, dort kommt Der, dem ich nicht wert bin, die Schuhriemen zu lsen! Dortist Er, der das Volk erlsen wird von allem bel!" Jesus aber schweigt. Immerberedter wird Johannes und seine Stimme wird zum Orkan, als er ruft: Diesemmsset ihr folgen, denn Er ist der Verheiene!"Jesus geht nun langsam auf Johannes zu und spricht: Bruder! Im Geiste derLiebe komme Ich zu dir, und der Friede sei mit dir! Zu dir drngt es Mich, umzu erfllen den Willen des Herrn; und in deiner Hhle mit dir und dem Herrnverbunden erwarten wir den Morgen des neuen Tages!", 0 Jesus! Ich bin nichtwert, da Du in meine armselige Hhle kommst!" entgegnet Johannes ernst.Denn Du bist der Verheiene! Johannes! Hast du vergessen, da wir Brdersind, da uns ein Geist eint, der Geist des Dienens?! Siehe, im Dienen sind wirgleich!"Johannes bittet noch ernster: Herr, gehe von mir, denn Du bist heilig; ich abertrage noch zuviel des Erdenstaubes in mir!"So geschehe dein Wille! antwortet Jesus entsagend. Doch, mein BruderJohannes, morgen komme Ich wieder! Dann will Ich dir den Beweis geben: daIch dich hei und innig liebe und deines Erdenstaubes nicht gedenke. DerFrieden sei mit Dir!"

    Jesus entfernte sich und ging zu den Freunden; diese aber konnten sich dieseSzene nicht erklren. Wartet auf morgen, spricht Jesus dann wird allesoffenbar!"Weit gingen die vier mit Jesus. In einer Felsenhhle machten sie Rast undwollten essen; Jesus aber nahm keinerlei Speisen und Trank zu sich. Die andernwunderten sich. Joram jedoch sprach: Jesus, so ist es nicht gemeint. Wir essenund Du fastest? Da wollen auch wir fasten, um mit Dir ganz verbunden zu sein."Meine Freunde, spricht Jesus traurig Kummer und Weh erflltMein Herz. Mit einer groen Hoffnung kam Ich hierher und finde Johannes so,wie Ich ihn nicht finden wollte. Wohl kndet ihm der Geist, da Ich derErwartete bin. Aber er schuf eine Kluft, die ihn von Mir trennt. Johannes fhltsich voller Schuld und Erdenstaub und will sich selbst reinigen durch Kasteienund uerste Pflichterfllung. Und dieses, Freunde, ist das uns Trennende!

    09.04.2011 Seite 8 von 22

  • 8/7/2019 Max Seltmann Heft 7

    9/22

    Wilhelm Erdmann Georg-Reimann-Str. 3 - 30900 Wedemark - Telefon 05130 - 7227_________________________________________________________________________________________

    Knnen wir da nicht helfen und Johannes auf seinen Irrtum aufmerksammachen? fragt Thomas. Denn auch mir ist das Leben nicht fremd; doch mitJehovas Hilfe kann ja vieles erreicht werden.Lat es gut sein, liebe Freunde! antwortet Jesus ernst. Verzehret euer Mahl,

    es ist gesegnet. Ich aber gehe noch in die Einsamkeit.ann gehe ich mit", spricht Hiram entschlossen, denn die Gegend hier ist nichtganz sicher." .Bleibet! Und wenn Ich mde genug bin, komme Ich zu eurerLagersttte." So ging Jesus allein aus der Hhle, die anderen aberberatschlagten, wie sie Ihm helfen knnten. Thomas sagte: rder! Er ist dochder Erwartete freilich nicht nach unserem Sinnet Ja, wir haben umsonst gehofft,da wir ber unsere Feinde triumphieren wrden. Dieser aber kommt als Erlserzu den Armen und Geknechteten; doch Seine Mission wird eine dornenreichesein." Ich kann es nicht glauben und fassen!" spricht Joram. Es ist besser, wirfragen Johannes. Wozu ntzt denn all unser Hoffen und Sehnen? Es kann doch

    nicht im Willen Jehovas liegen, da wir fr immer geknechtet seien; denn wirsind Sein Volk." Ja, du magst recht haben", antwortet Hiram; aber wird dieSendung des Johannes und Jesus nicht Greres auslsen wollen? Warum sollenwir alle Bue tun, wie Johannes predigt, da der Erwartete schon unter uns lebt?Wenn wir im rechten Lichte dieses erkennen, verstehen wir erst Jesus. Denn inIhm kommt das Licht, welches bei uns erloschen ist. Johannes bezeugte: Er istdas Licht; ich aber zeuge vom Lichte! Morgen gehe ich Johannes, darum an, mirzu bezeugen: Wer ist eigentlich Jesus und was haben wir nun zu tun?" Joramspricht: Recht so, Bruder! Aber nun wollen wir das Nachtmahl einnehmen."Und so redeten sie hin und her und es schmeckte ihnen ausgezeichnet. Es wurdeschnell Nacht doch Jesus war nicht zu sehen; ihr Rufen blieb unbeantwortet, undso legten sie sich zur Ruhe nieder. Mitten in der Nacht erst trat Jesus ein,segnete die Schlafenden und legte sich auch zum Schlummer nieder.Der neue Tag bricht an. Khlende Winde kommen vom Jordan, und die viererwachen. Aber Jesus schlft noch, und Joram spricht leise: Kommt, Brder,lasset Jesus weiterschlafen; wer wei, wie lange Jesus diese Nacht gewacht hat.Die Tasche mit den Lebensmitteln lassen wir ihm hier. Wir suchen jetztJohannes auf, kommen dann in diese Hhle zurck und halten mit Ihm das

    Morgenmahl." So entfernen sie sich und gehen in Richtung nach dem Jordan.Stunden vergingen. An der Furt, wo Johannes predigte, war schon viel Volk,auch Templer und Schriftgelehrte. Unsere vier Freunde trafen viele Bekannteund dann erschien Johannes mit seinen Jngern. Rasch war er umringt, und nunfing ein Fragen an nach dem Verheienen und dem Erlser: Wer und was istder Verheiene? Wer bist du?" Johannes aber spricht: Ich bin nur ein Rufer, einPrediger in der Wste! (Joh. l, V. 23) Bereitet dem Herrn den Weg und machetSeine Steige richtig!" wie im Jesaias geschrieben steht. (Jesaias 40; 3) Ich taufeeuch mit Wasser. Der aber nach mir kommen wird, der wird mit Feuer taufen!"(Matthus 3; 11)Dann ist deine Taufe nutzlos, so ein Anderer und Strkererkommt!" entgegnete man ihm.Aber Johannes spricht: Ehe denn ich war - war ER! In Seiner Hand ist dieWurfschaufel. Er wird Seine Tenne fegen. Alles Brauchbare wird Er sammeln,

    09.04.2011 Seite 9 von 22

  • 8/7/2019 Max Seltmann Heft 7

    10/22

    Wilhelm Erdmann Georg-Reimann-Str. 3 - 30900 Wedemark - Telefon 05130 - 7227_________________________________________________________________________________________

    alles Unbrauchbare aber dem Feuer bergebenl" (Matthus 3; 12) und gewaltigwirkt seine Predigt weiter und viele bekehren sich und lassen sich taufen.Was sagst du nun?, spricht Thomas zu Joram; sollen wir noch weiter fragen?Hier hast du genug gehrt, denn nach Johannes wird Jesus nie und nimmer ein

    Knig. Denn ein Knig, wie wir ihn ersehnen, mte einen andern Herold, einenanderen Wegbereiter haben! Und so, wie ich Johannes und Jesus nun kenne,werden beide jede Gewalt gegen unsere Bedrcker ablehnen!"Joram antwortet: Thomas, wie denkst du dir das Neue Reich, so Jesus nun dieHerrschaft bernehmen wird?"Auf einmal spricht laut, auf Jesum zeigend, Johannes: Sehet! Das ist das LammGottes, welches der Welt Snden trgt!" Alle Blicke richten sich dorthin, woJohannes hinzeigt - und langsamen Schrittes, im einfach-weien langenGewand, kommt Jesus hin zu des Volkes Menge. Ernst ist Sein Blick; Seineblonden Locken werden vom Winde hin und her bewegt, und nochmals ruft

    Johannes: Sehet, das ist Gottes Lamm!" Ehrfurchtsvoll macht man Ihm Platz;alles schweigt. Friede sei mit dir und mit euch allen!" spricht nun Jesus, undsegnend geht Seine Hand langsam von links nach rechts. Und nun, MeinJohannes vollziehe nach dem Willen Gottes an Mir die Taufe!"Nie kann ich Dich taufen, ruft Johannes; eher mte ich mich von Dir taufenlassen!" Jesus aber antwortet sanft: La es gut sein! Denn also gebhret es uns:alle Gerechtigkeit zu erfllen!" - (Matth. 3; 14-15)Nun tauft Johannes Jesum! Und als Jesus getauft war und aus dem Wasserstieg, umstrahlte eine Herrlichkeit den ganzen Himmel. Und aus diesemherrlichen Sein ertnte eine wunderbar wohltnende Stimme: Dies ist Meinlieber Sohn, an dem Ich Wohlgefallen habe!" (Markus l;11) Erstaunt sehen sichdie Freunde an und nun spricht Thomas: Brder, wollt ihr noch andereBeweise? Hier ist Christus, und Er wird auch uns erlsen!"Mit Seinen leuchtenden blauen Augen schaute Jesus alles Volk an, undeine feine Bewegung ging durch alle Herzen, denn zu wunderbar war der ganzeVorgang. Dann lenkte Er seine Schritte hin zu den vieren und spricht: Freunde,ziehet nun wieder heim! Ich aber bleibe noch einige Tage hier in dieser Gegend,doch eure Tasche mt ihr mitnehmen, denn Ich bedarf ihrer nicht. Vergessetnicht das hier Gehrte und Erlebte, wie Ich auch euch nicht vergesse. Mein

    ewiger Vater in Mir zeigt Mir Meinen Weg, den Ich nun zu gehen habe. Undmeine Liebe zieht Mich stets dorthin, wo Ich helfen, heilen und beglcken kann.Habet ihr aber Sehnsucht nach Mir, so suchet Mich in euren Herzen, und dortwerdet ihr Mich finden, und dann werdet ihr frohlocken! Denn die Ich liebe, diebeglcke Ich! Wer aber Mich liebt, den wird Mein heiliger Vater beglcken mitwahrer himmlischer Freude!"Die Freunde bestrmen Jesus, doch wieder mit zurckzukommen; aber Jesuslehnt ab und spricht: Nicht Mein, sondern der Wille Gottes, Meines Vaters,geschehe jetzt und allezeit! Und so ziehet hin in Frieden, begleitet von MeinemSegen, durchdrungen von der Wahrheit, die ihr aus den Himmeln hrtet!"Nun endlich verabschieden sich die Freunde von Jesus, und nun erkennen sie inIhm: den Heiland und Erlser! Jesus aber ging einsam in die Wste, und keinerfolgte Ihm.

    09.04.2011 Seite 10 von 22

  • 8/7/2019 Max Seltmann Heft 7

    11/22

    Wilhelm Erdmann Georg-Reimann-Str. 3 - 30900 Wedemark - Telefon 05130 - 7227_________________________________________________________________________________________

    Noch einmal wollte das Leid Sein Herz erdrcken; da spricht Er, sichaufrichtend: Vater! - Dein bin Ich, und aus Deiner Hand nehme Ich was Mirund allen Menschen frommt! Nur Dich will Ich verherrlichen! Kein Leid sollMich mehr niederdrcken. Nur Liebe soll Dich beglucken und alle Menschen

    dieser Erde!"V. Jesus In der WsteEs ist Nacht. Am klaren Sternenhimmel gren die wunderbaren Sternenbilderund verknden Frieden, den Frieden Gottes. Eine heilige Stille umgibt den insich lauschenden und in sich schauenden Jesus, welcher auf einem Felsen sitztinmitten der Wste. Nichts ist zu erkennen, denn die Nacht hat alles mit ihrenSchatten zugedeckt; aber um Jesus leuchtet es in wunderbarem Licht. Ein leisesRieseln des Sandes ist zu vernehmen, da ein leichter Wind von Morgen her zuwehen anfngt; da hebt Jesus Seinen Kopf, und Seine leuchtenden Augen

    werden nicht mde, diesem Spiel des Sandes zuzuschauen. Von weitem ertnenSchreie umherirrender und nach Futter suchender Tiere, denn ihre Witterungverrt ihnen die Nhe eines Menschen. Kaum, da Jesus nach der Richtungblickt, woher die Tiere brllen denn Er ist unbesorgt; Er fhlt sich sicher undfroh. Seine Hnde umfassen ein Knie, und nun spricht Er: Vater, Mein Vater! -Ich fhle Mich ganz in Dir, und Mein Glck istgrenzenlos! Meine Aufgaben erschaue Ich lichtvoll und klar und schaue auchdas Gelingen. Denn Du bist in Mir! Kein anderes Leben als das Deine und keinanderes Verlangen trage Ich in Mir, als Du in Dir trgst. 0 Mein Vater! Du bist

    Mein Ich, und Ich bin Du! Nichts vermag Uns zu trennen, denn Meine Seele istganz durchdrungen vom Geiste der Erfllung, vom Geiste Deines ewigen Ur-Wesens."So soll es auch bleiben", erklingt es in Ihm, bis alles ist vollendet!" -Amen!"spricht Jesus: Amen!" erklingt es in Ihm; und volle Zufriedenheit und reinesGlck ist in Ihm.Ein Engel steht vor Jesus, neigt sich voll Ehrfurcht vor Ihm und spricht: Herr!Meine Brder haben mich gebeten, Dich zu bitten, Dir dienen zu drfen, da aufihre Gebete hin ihnen keine Zustimmung wurde. Es ist fr sie demtigend, in

    Glanz und berflu zu leben, whrend Du, o Herr, in Armut und in Niedrigkeitweiterhin leben willst. Es ist fr uns alle unverstndlich, da Du, o Herr, sogarnoch einsam bleiben willst." Mein treuer Raphael", - spricht Jesus, dukennst ja alle diese Bedingungen. Also weit du auch, da Mir, als demMenschen-Sohne, nur die Erreichung des gesteckten Zieles am Herzen liegt!Sage allen deinen Brdern: da Ich keinen Zoll von diesem Wege abweiche, daIch keinen einzigen falschen Zug mehr in Mir tragen darf, um mit dem ewigenheiligen Vater voll und ganz eins zu sein. Was Ich tue und tun werde, tue Ichaus dem Leben und aus der Kraft des ewigen Vaters. Mein Vater wei um alles'

    Und Ich wei alles aus dem Vater; denn Ich bin mit Ihm eins' Bald, bald werdenTage und Stunden kommen, wo auch euer Verlangen gestillt wird. Mir zudienen! Doch jetzt mu Ich noch allein sein um Meinet-, um euret- und um derganzen Menschheit willen!"

    09.04.2011 Seite 11 von 22

  • 8/7/2019 Max Seltmann Heft 7

    12/22

    Wilhelm Erdmann Georg-Reimann-Str. 3 - 30900 Wedemark - Telefon 05130 - 7227_________________________________________________________________________________________

    ,0 Herr! Nur Dein Wille geschehe!" und Jesus ist wieder allein. Noch einmalgeht Sein Blick nach innen, und vor Seinen geistigen Augen lebt nochmals Seineheilige und hohe Aufgabe auf. Vlker sieht Er ringen, sieht er kommen undgehen und nur Schatten von ihnen bleiben zurck; - schattenhafte Wesen:

    lebende Ideen, die in ihren falschen Begriffen vom Leben und in ihrerverkehrten Liebe zwar Daseinsberechtigung erhielten, aber in sich ohne jedenfesten Lebensgrund waren. Und Er sieht das Verlangen nach Leben - oderVergehen - in ihnen.Weiter sieht Er: wie nach und nach Persnlichkeiten erstehen, Mnner undSeher, die vom inneren Geist getrieben die Vlker unterweisen, je nach dem inihnen gereiften Gottes-Leben. Diese erkennen schon in Jesus das gewaltigsteGottes-Leben. Sie mchten auf Ihn hinweisen und sagen: Dort ist unser allerHelfer und Erretter!", knnen es aber noch nicht zum Ausdruck bringen, daihnen fr Sein groes Erlsungs-Werk der rechte Begriff noch fehlt. Segnend

    hebt Jesus Seine Rechte: Auch euch wird ein Morgen, wenn vollendet ist Meinbegonnenes Werk!"Ein neues Bild erscheint in Klarheit vor Seinen Augen: Er erschaut die Erde alsDiesseits, als das unvollkommene - und den Himmel als Jenseits, als dasvollkommene Leben. Eine lange, aber ganz, ganz schwache Brcke verbindetbeide Welten, dazwischen aber ist ein Strom gewaltiger Fluten; und diese Flutenwiederum sind belebt von gierigen und hlichen Tieren.Und Jesus sieht: wie hier im Diesseits das Ringen so schwer ist - und dasherrliche Ziel fast unerreichbar. Und er sieht die letzte scharfe Prfung, wodiesseits der Brcke zwei Engel mit einer Waage und dem Schwert stehen undso oft: Gewogen - und zu leicht befunden" erklren mssen. Am anderen Uferaber stehen erwartend Scharen weigekleideter Wesen mit Palmenzweigen inden Hnden. Segnend hebt auch hier Jesus Seine Hnde nach ihnen und spricht:Auch ihr werdet euch mit Mir freuen, wenn eine neue Brcke gebaut ist ausdem Werke Meiner Liebe! Und keiner soll mehr geprft werden, ob er tauge frdie Himmel! Denn Mein Leben wird in Zukunft fr alle zum Wegweiser indas rechte Leben; doch ohne dieses Mein Innen-Leben findet niemand denEingang zu den inneren Himmel hinein!"Nun entsteht noch ein drittes Bild: Vor Jesus treten alle Patriarchen, alle

    Propheten und zeigen Ihm in der einen Hand das Buch der Bcher, in deranderen Hand die Gesetzestafeln - und verneigen sich tief vor Ihm. Jesus segnetsie mit beiden Hnden und spricht: Ziehet heim in Frieden! Bald ist auch eureSehnsucht gestillt, denn Ich bin die Erfllung!" - Jesus schliet die Augen; Erruht im Geiste an der Brust Seines Vaters und lchelt glcklich.VI. Die Wirklichkeit kommt!Heller und heller wird es; glutrot geht die Sonne auf und frbt weithin denHimmel mit ihrem Schein. Jesus ist nun wieder ganz Mensch und erwartet den

    anbrechenden Tag: 0 komme, du Tag, und gesegnet sei dein Licht, damit Ichwirken kann nach dem Willen des heiligen Vaters. Du aber, du Erde samt deinenBewohnern, sei gesegnet aus der hchsten Flle reinen Gottes-Lebens!"

    09.04.2011 Seite 12 von 22

  • 8/7/2019 Max Seltmann Heft 7

    13/22

    Wilhelm Erdmann Georg-Reimann-Str. 3 - 30900 Wedemark - Telefon 05130 - 7227_________________________________________________________________________________________

    Jesus stieg herab vom Felsen und begab sich hin zum seicht rieselnden Wasser,welches seinen Lauf nach dem Jordan zu nahm. Er wusch sich Hnde undGesicht und labte sich am reinen frischen Trunk. Sein Blick suchte in derGegend, aber niemand war zu sehen; ist es doch eine halbe Tagesreise von dem

    Ort entfernt, wo Johannes lehrte und taufte.Nun besah er sich die Gegend: Um Ihn waren hohe Felsengruppen, hier und dastanden verkrppelte Bume und viel, viel hohes Gestrpp mit starken Wurzeln.Aus den wenigen Bumen tropfte der Honig und die Bienen waren emsig dabeittig.Jesus fing an, einige Baumste, welche leicht abzubrechen waren,zusammenzutragen; und als die Sonne den Hhepunkt erreicht hatte, konnte Ersich im Schatten seiner selbst gebauten Htte lagern. Etwas Hunger stellte sichein, und so waren Honig und weiche Wurzeln Seine einzige Nahrung.Zufrieden sitzt Er vor Seiner Htte - und lauscht auf den Wind. Es sind Frage-

    und Klage-Tne, die Ihm zugetragen werden von Wesen, die da hrten, da, dasLamm, welches der Welt Snde trgt", sich in der Nhe befnde. Noch sehensie Jesus nicht, aber Jesus spricht zu ihnen: Auch euch bringe Ich Brot desLebens und zeige euch den Weg zum inneren Leben! Doch in dieses wahreLeben werdet ihr erst gelangen, wenn Ich vollendet habe. Bis dahin bet Geduldund Liebe!"Nun schauen sie Ihn. Zaghaft treten sie nher, doch ist es fr sie ein Rtsel: dortder Mensch Er sei, Das Lamm"? Ein Mensch, und dieser sieht uns? - So nimmtsich einer den Mut und spricht: .In Frieden nahen wir uns Dir, da Gottes-Botenuns verkndigten: Du seiest auch unser Erlser! Und so Du uns hrest, so bittenwir Dich um eine Antwort."Eure Bitte habe Ich vernommen", antwortet Jesus, und der Bote, von Gott zueuch gesandt, hat recht gesagt. Doch .Erlser' kann Ich nur denen sein, die anMich und Meine Sendung glauben - und dann die Werke tun, die Ich tue inselbstloser Liebettigkeit. Alles aber, was Ich tue, hat zuvor Mein Vater Michgeheien."Wer ist Dein Vater, und wo bist Du gezeugt?" fragt der Geist. Gerne wollenwir Dir glauben, so Du uns erlsen kannst aus dieser Eintnigkeit unseresSeins."

    Hre, der du ein schlechter Priester und ein noch schlechterer Gottesdienerwarst", antwortet Jesus ernst, so viel httest du dir in deinem langenErdenleben zu eigen machen mssen, da du wtest, wer Der ist, von dem dieVter und Propheten redeten! Und da keiner das Reich Gottes ererben kann, -der nicht zuvor, Erbe geworden ist! Wohl beherrschtest du die Bcher Mosisund mancher Propheten. Als du aber deinen Leib ablegen mutest, da war fastalles vergessen; und gehrtedir nicht die Liebe und Anhnglichkeit mancher aus deiner Synagoge, sostndest du jetzt ganz allein. Fr das Anrecht: auch als Erbe zu gelten, hast duaber nicht das geringste getan, denn der Zehnte war dir wichtiger als dasleichteste Gebot durch Moses."Du redest wie ein Herr", spricht der Geist des Priesters, .und Deine Worte sindschrfer als ein scharfes Schwert. - Aber Du bist noch Mensch und legst einen

    09.04.2011 Seite 13 von 22

  • 8/7/2019 Max Seltmann Heft 7

    14/22

    Wilhelm Erdmann Georg-Reimann-Str. 3 - 30900 Wedemark - Telefon 05130 - 7227_________________________________________________________________________________________

    Mastab an, als wren wir auch noch Menschen. Friedlich nahten wir uns Dir,doch Deine Worte rauben uns jede Hoffnung auf Erlsung."Gemach, Mein Freund", spricht Jesus, eben weil Ich auch Geist bin wie duund ihr alle, - nur mit dem Unterschied, da Ich Meinen Fleischleib noch trage,

    kann Ich reden mit euch wie mit Meinesgleichen. Und so sage Ich dir: KeinenSchritt kommst du vorwrts, so du und deine mit dir Gehenden euch nichtbemhet, zurckzuzahlen alles zu Unrecht Empfangene. Du schttelstverstndnislos den Kopf und denkst: Wie das - und hast dich doch niemalsgefragt, wem wohl das Opfer gehrte, welches das Volk dem Herrn darbrachte?Wohl sollet ihr vom Opfer leben, denn ein jeder Dienst ist seines Lohnes wert.Alles andere aber gehre den Armen; und so habt ihr euch des Diebstahlsschuldig gemacht an den Armen. Meinest du, Gott kann vergeben, so du einfachbittest, dich und die anderen zu erlsen? - Ich sage dir: Nach Ewigkeiten wirstdu noch auf diesem Boden stehen, der dir nichts geben kann, wohl aber das

    Letzte, die Hoffnung, dir noch rauben wird Darum bemhe dich, von MirEntsagung, Hingabe und Erkenntnis zu lernen. Ich heie dich nicht fortgehen,und solange Ich hier in dieser Einsamkeit weile, drft ihr Zeuge und ZuhrerMeines geistigen Lebens hier sein." Der Priester zog sich zurck; ihm war allerMut vergangen, noch ein Wort zu sagen; doch er berichtete den ndern treu undwahr, wie es ihm ums Herz war.Jesus aber segnete diese Blinden. - Und abermals wurde es still um Ihn, wie esschon zuvor still in Ihm war. Im Geiste eilte Er in die Tiefen Seiner eigenenSeele - und im prfenden Suchen bte Er Kritik an Regungen, die sich nochstrend einstellen knnten zwischen Ihm und dem Ewigen Vater.' Nun senkte ErGedanken der Liebe, der Erbarmung und Barmherzigkeit in Seine Ihm offeneSeele. Er wurde erfllt von hchster Wonne und innigster Verbundenheit, und sorief Er aus; .Kommet alle und empfanget die Liebe und Gnade des Herrn! DennSeine Gte und Liebe ist ewiglich, und Seine Erbarmung reicht bis in dentiefsten Abgrund!" - Laut klangen diese von grter Liebe durchdrungenenWorte, und ein Echo tnte zurck: Darum lasset Uns wie Eins sein - und Du seizu allen Menschen ein Bruder!".Vater, Du Herrlicher!" antwortete Jesus, wie danke Ich Dir! Ich darf allen einBruder sein durch Deinen in Mir geheiligten Willen. Nun bin Ich nicht mehr

    einsam! - So weit Ich denken kann, so weit Meine Sehnsucht reicht, so weit willIch alles beglcken und beseligen! Denn Deine Liebe, o Vater, zeigt Mir auchden als Bruder, der sogar Dein Feind und Widersacher ist und Dein heiligesGottes-Leben fr nichts erachtet. So will Ich Dir danken, indem Ich nur DeinemWillen lebe! Dein Wille geschehe! Amen."Die Sonne neigte sich zum Untergang. Jesus sa vor Seiner Htte und schautestill in den farbig-roten Abendhimmel; der friedliche Zug in Seinem Gesichtward nahezu feierlich, denn in leuchtender Klarheit ging Ihm in SeinerInnenwelt eine neue Lebens-Sonne auf.Und Er sah einen zweiten Jesus in sich, der, bestrahlt von der in Ihmaufgegangenen Sonne, in hellem Lichte stand. Von diesem Jesus sah Er, wie ausden Augen, von dem Mund und den beiden Hnden Strahlen ausgingen. Und dasLicht dieser Strahlen drang hinaus aus Seiner inneren Welt und wurde zu einer

    09.04.2011 Seite 14 von 22

  • 8/7/2019 Max Seltmann Heft 7

    15/22

    Wilhelm Erdmann Georg-Reimann-Str. 3 - 30900 Wedemark - Telefon 05130 - 7227_________________________________________________________________________________________

    Botschaft fr die ganze Erde. Auch die Ihn umstehenden Geisterscharenschauten diese wunderbare Lichterscheinung gleich einem Sternen-Regen.Als nun die Sonne vollends untergegangen war und die Finsternis rasch zunahm,war doch die Htte und der Platz um Jesus erhellt. Und so nahte sich demtig

    ein anderer aus der Schar der Geister und fragte: Herr, sollen wir Dichanbeten? Denn Du bist nicht Mensch und nicht Geist. Wre Dein Gesicht nichtso feierlich friedlich, so mte ich mich frchten, aber so zieht es mich zu Dirhin, und ich bitte Dich, Dir dienen zu drfen."Jesus antwortete: Du irrst, so du annimmst, Ich sei weder Mensch noch Geist,da Ich beides bin. Deines Dienstes bedarf Ich heute noch nicht, aber diene dudeinen Brdern, und in deinem Innern wirst auch du dann die Freude erleben,welche in Mir lebt. So wie Ich Midi freue, verbunden zu sein mit dem ewigenGottes-Leben, so wirst auch du dich dann freuen, imGeiste der Liebe verbunden zu sein mit all deinen Brdern."

    Herr, wo nehme ich die Mittel her zum dienen?" fragte der Geist. .Hier istnichts als Einde; wrest Du nicht, wer wei, wohin wir gezogen wren." Jesussprach: .Bist du berzeugt, ein so Armer zu sein? Was habe Ich in diese Wstemitgebracht? Siehe, nur ein Herz voll Liebe, ein Herz voll Sehnsucht, allen,allen zu helfen, und das Bewutsein: Ich bin mit Gott verbunden! Sag, knntestdu dieses nicht auch haben? Siehe, so du noch von Vorgngen auerhalb deinerInnenwelt aufmerksam gemacht wirst, wollen sie dir sagen, da du sie diraneignen sollst. Und so du dies tust, wirst du erkennen Den, der dir solchesangeraten. So gehe hin in Frieden, und gesegnet sei dein Wollen und Tun!Amen. "Amen!" - sprach der Glckliche, denn in seinem Herzen glimmte einFunken aus Jesu sonniger Liebe auf.Jesus ruhte nun in der Htte. Andachtsvoll lagerten sich die hier wellendenGeister ringsum; und Engel ohne Zahl waren glcklich, Den zu behten, der ihrganzes Glck und Leben ist. Scharfe Wacht hielten sie, denn sie wuten: auchder Feind war auf der Lauer.VII. Jesus in der WsteBei Beginn des neuen Tages wird Jesus wach. Er stattet seinen Dank allenHelfern ab und betet: .Heiliger Vater! Ein neuer Tag und eine neue Aufgabe

    liegt vor Mir!. Eine reine, groe und heilige Liebe regt sich in Mir, um sich ganzeinzutauchen in Dein Ich, in Dein Leben, welches jeden emporheben will, weres auch sei, so sich nur die Hnde bittend heben. 0 Du Mein Vater, auch dieserTag soll ganz Dir gehren, und Ich will Mich wahrhaft Deiner freuen!"Jesus segnet, und Strahlen von Licht und Leben dringen hinaus ins All unddann braucht Er eine Weile Stille, um sich wieder zurechtzufinden in dasIrdische um Ihn. Nachdem Er sich erfrischt und wiederum gesttigt hat wie tagszuvor, macht Er sich auf und geht nach dem Jordan, welcher in ungefhr 3Stunden zu erreichen war. An Felsen, groen und kleinen verkrppelten Bumen

    und sprlich wachsenden Struchern geht Sein Weg vorber, aber Jesus achtetnicht darauf, denn ein Drngen ist in Ihm, nach dem Jordan zu gelangen, undnach einigen Stunden Wandern im Sand, auf pfadlosem Wege, erreicht Er SeinZiel.

    09.04.2011 Seite 15 von 22

  • 8/7/2019 Max Seltmann Heft 7

    16/22

    Wilhelm Erdmann Georg-Reimann-Str. 3 - 30900 Wedemark - Telefon 05130 - 7227_________________________________________________________________________________________

    Weit und breit kein Mensch, trotzdem an den Ufern des Jordans schon grereVegetation zu sehen ist. Wildes Getier und einige zahme Rehe sahen schon vonweitem den Wanderer kommen, zeigten aber keine Furcht, sondern suchtensogar die Nhe des kommenden Menschen, als wre er ihr Freund. In den Augen

    Jesu leuchtete es auf, denn Er fhlte in sich die Macht, auch diesen Tierenliebend zu begegnen. O knnte Ich auch euch alle Furcht, allen Schreckennehmen, wie glcklich wrde es Meinen Vater machen! - Aber dieses bedarfnoch endloser Zeitenlufe" - spricht Jesus und segnet den Erdkreis.Von weitem kommt an den Ufern entlang eine Karawane gezogen. Jesusverbirgt sich hinter Pflanzenstauden und lt dieselbe vorberziehen. DieKarawane war begleitet von dunklen, gewinnschtigen Geistern, und dieseerschauen das von Jesus ausgehende innere Licht! Sofort eilen sie hin,umzingeln Ihn und beratschlagen, was dieses bedeute? Sie wuten: dies ist einMensch! Aber das geheimnisvolle Leuchten in Seinem Krper versetzte sie alle

    in die grte Neugierde.Jesus sah alle, sagte aber nichts. Und so fragte einer den ndern: .Was wollenwir eigentlich hier, denn dies ist doch noch ein Mensch?" Ein anderer spricht:Ja, aber was fr einer! - Ich komme nicht los, denn diese Strahlen sind fr michein Magnet, dem ich mich nicht entziehen kann." Ein anderer wiederum sagt:Mir geht es ebenso, - aber was kann es uns ntzen? Der ist doch noch einMensch!"Einer aber, mit schlauem Gesichtsausdruck und brutalen Zgen, ruft: Wasschert uns dieser Mensch, von dem ist doch nichts zu holen; denn nicht einmaleinen Beutel hat er bei sich! Mag er sich von seinem Licht ernhren, wir aberziehen mit denen da vorne weiter!" Die anderen wehren sich und sagen: Wirbleiben hier! Denn so etwas Wohltuendes und Beruhigendes haben wir langenicht gefhlt. - Du aber kannst ruhig deines Weges ziehen.Ja, aber mit euch, denn ihr habt mir zu gehorchen!" versetzte derAngesprochene, und so fordere ich euch auf: Kommt, ziehet mit mir weiter!"Nein, wir bleiben, und wir werden sehen, wer strker ist, du oder wir."Zhneknirschend mu der Anfhrer seine Ohnmacht erkennen, und so spricht erin einem ndern Ton: Aber Freunde - keinen Streit! Wenn ihr bleiben wollt,bleibe ich selbstverstndlich auch, aber uns entgeht ein groer Gewinn!"

    Du hast immer den Gewinn im Auge, aber gegeben hast du noch keinemeinzigen etwas; und wir konnten schimpfen, klagen und streiten - immer mutenwir nur zusehen, wie die Menschen sich untereinander betrogen, und das warauch unsere einzige Freude dabei. Aber dieser da sieht nicht aus wie ein Krmerund Betrger - und so bleibe ich vorlufig hier."Ich auch", rufen fast alle - und so blieb der finstere Geselle allein.Horeb! Wie kommt es, da du auf einmal allein bist?" fragt Jesus. -Erschrocken sieht der Angesprochene auf Jesus und spricht: ,0 du kennst mich?- Du siehst uns? - Wer bist Du - und was hast Du vor?"Horeb! - Ich bin dir nicht Rechenschaft schuldig", spricht Jesus; .und wer Ichbin - ist dir fr den Augenblick doch nichts ntze, da du ja Meine an dichgerichtete Frage noch nicht beantwortet hast. Aber du ttest klger, dich nachdeinen Kameraden zu richten, da sie doch bei weitem das Bessere whlten."

    09.04.2011 Seite 16 von 22

  • 8/7/2019 Max Seltmann Heft 7

    17/22

    Wilhelm Erdmann Georg-Reimann-Str. 3 - 30900 Wedemark - Telefon 05130 - 7227_________________________________________________________________________________________

    Ich verstehe Dich nicht", versetzte Horeb, wie kannst Du wissen, da dieseklger sind denn ich? Sie alle sind ja noch Neulinge hier im Geisterreich. Undwie Du dazu kommst, mir gute Ratschlge zu geben, ist mir einWunder."

    Jesus antwortet: Hast du doch als Mensch an Wunder geglaubt, warumsollen im Geister-Reiche keine geschehen?" -So kommen wir hier nicht weiter", sagt Horeb, aber ohne Dich auch nicht, dadiese an Dir so viel Gefallen finden. Vielleicht ratest Du meinen Genossen, dochihre Wege zu gehen."Jesus entgegnet: Ich sehe nicht ein, da Ich etwas tun soll, was deine Begleiterweiter unglcklich machen wrde. Unsere beiderlei gesteckten Ziele gehen weitauseinander; - und so frage Ich dich, im Beisein deiner Kameraden: Was isteigentlich dein Ziel?"Horeb spricht hhnisch: Lcherlich diese Frage! - Wozu brauchen wir ein Ziel?

    Die Hauptsache ist, da wir Befriedigung finden und uns nicht langweilen."Und glaubst du, da es immer so bleiben knnte?" fragt Jesus. Wie wrdestdu dich stellen, so dich doch deine Kameraden verlieen, und du bliebest allein?Denn dir scheint noch nicht zum Bewutsein gekommen zu sein, da du dichauf vllig fremdem Boden bewegst und nur Mitbewohner einer fremden Weltgeworden bist, die freilich deiner Innenwelt entspricht. Wrden diese Menschen,in deren Sphren du jetzt lebst, anderer Anschauung und anderer Erkenntniswerden, was wrdest du dann tun? Denn du wrest sofort heimatlos und allein!"Horeb spricht: Ich kann Deine Rede nicht fassen und habe kein Verstndnisdafr!"Jesus: Nun, dann schweige - und Ich werde mit den anderen reden! Und sokomme du, Achim, und beantworte Mir die Frage: Was fhltest du, als du Michsahest?"Achim fragt: Wie soll ich Dich anreden, da ich Dich nicht kenne? Was ich aberfhlte, als ich Dich sah, kann ich nicht in Worte kleiden, denn weder in meinemErdenleben noch hier im Geister-Reich habe ich jemals dieses Gefhl erlebt.Aber es mu etwas sehr, sehr Schnes sein, was von Dir ausging, denn vonDeinem Anblick konnte ich mich nicht trennen."Jesus: Gut, Achim, deine Antwort hat Mich zufriedengestellt. Und so will Ich

    dir Meinen Namen nennen: Ich heie Jesus und stamme aus Nazareth! Was aberin Mir lebt, ist Mitleid und Erbarmung fr euch. Ich mchte euch helfen undverhelfen zu einem dauernden Glck."Achim; Jesus? - 0 Jesus! - Dein Name ist selten! Wenn Du uns aber zu einemdauernden Glck verhelfen kannst, sind wir bestimmt nicht dagegen,doch unter welchen Bedingungen?"Jesus: Achim, wenn du dich schon beglckt fhltest, als du in Meine Nhekamst, warum fragst du nach Bedingungen? Kannst du nicht glauben, da, soIch fr euch Erbarmung fhle, Ich euch auch helfen mchte, ohne da fr Michein Gewinn herausschaut? Siehe Mich an! Nichts Irdisches nenne Ich Meineigen; nur was Ich Mir im Kampfe mit Mir selbst errungen, ist Mein, und diesist die Liebe Meines ewigen Vaters. Und diese Liebe reicht euch Herz und beideHnde zum Helfen!"

    09.04.2011 Seite 17 von 22

  • 8/7/2019 Max Seltmann Heft 7

    18/22

    Wilhelm Erdmann Georg-Reimann-Str. 3 - 30900 Wedemark - Telefon 05130 - 7227_________________________________________________________________________________________

    O Jesus! - Jetzt verstehe ich Dich! Jetzt ist mir vieles klar, und so bitte ichDich: Ja, hilf uns! Und dankbar wollen wir alles tun, was auch Dich beglckenwird. Denn nun schaue ich nicht nur in Deine Augen, sondern auch in DeinHerz. 0 Jesus! Du Freund der Verirrten, du Freund der Armen und Verlassenen,

    du hast uns in Deinem Herzen eine Heimat errichtet, wo wir glcklich lebenknnen! 0 bleibe bei uns - und auch wir wollen immer bei Dir bleiben!"Jesus antwortet; Lieber Achim! Glcklich bist du ber dein Geschautes; abernoch glcklicher wirst du sein, so du dir Mein Leben aneignen wirst!Denn Mein Leben - ist die Liebe. Und was du in Mir erschautest, sollen alledeine Brder in dir erschauen. Dann werden wir Brder, und alles nochTrennende wird berwunden werden von unserm Leben aus der groengttlichen Liebe."Hre auf, du lieber, lieber Jesus!" bittet Achim. Noch sind wir zu sehrverbunden mit dem vergangenen irdischen Leben und sind noch lange nicht

    wert, Deine Brder zu werden! Und dann habe ich ja vergessen: wir sindGeister, Du aber bist noch Mensch!"Jesus erklrt ihm: Lieber Achim! Bei dem Gesagten wird es schon verbleibenmssen, da Ich auch deine innere Welt erschauen kann und ersehe in dir einenguten Willen, der sich gerne dem Gttlichen beugen will. - Ob du aber wert bist,Mein Bruder zu werden, liegt in Meiner Liebe, und diese hat dich schon zumBruder erhoben. An dir liegt es nun, ob du es werden willst, und zwar ausdeinem eigenen inneren Zuge zu Mir. Denn wahre und rechte Bruder-Liebe kannnur aus der tiefinnersten Zuneigung des Herzens kommen. Da Ich noch einMensch bin, hat fr dich und euch alle nichts zu sagen, da Ich auch einBewohner der Geister-Welt bin."Lieber, lieber Jesus", bittet Achim nun, verlange was Du willst, alles tue ichfr Dich, denn Du bist Liebe! 0 Jesus, hier bin ich - voll Neid, Habsucht undSchaden-Freude. Mache mit mir, was Du willst, denn DeineLiebe hat mich berwunden!Jesus spricht: So sei Mir willkommen - als Mein Bruder, und mache dichwrdig dieser Meiner Liebe! Handle an allen deinen Brdern so, wie Ich an dirhandle, und dann soll ein neues Leben beginnen: Ein Leben der Freudeund des freien Dienens, aus dem heiligen Leben hchster Gottes-Liebe. Und nun

    schaue neben dich, ein neuer Bruder hat sich zu dir gesellt, um euch allen zudienen!Achim sieht sich um. Ein herrlicher Engel grt ihn und spricht: Bruder imHerrn! - Es ist der Wille Gottes, da ich dich und deine Brder fhre in das freuch bestimmte Heim. Dort erwartet euch alle eine besondere Gnade, dennGottes Liebe und Erbarmung ist grenzenlos. Und so bitte ich dich, da du undalle deine Brder mir folgen."0 du herrlicher Bote und Engel des Herrn", antwortet Achim, nur so es Jesusvon Nazareth wnscht, folge ich dir; sonst bleibe ich lieber hier. - Denn seitmeinem Sein im Geisterreich ist mir noch nicht die Gnade undWonne geworden, wahrhaft glcklich zu sein. Hier bei Jesus aber ist Glck undWonne zugleich, darum bliebe ich lieber hier." -

    09.04.2011 Seite 18 von 22

  • 8/7/2019 Max Seltmann Heft 7

    19/22

    Wilhelm Erdmann Georg-Reimann-Str. 3 - 30900 Wedemark - Telefon 05130 - 7227_________________________________________________________________________________________

    Jesus spricht: Bruder Achim, folge ihm! - Denn nur im Folgen und BefolgenMeines Rates an dich liegt die Wurzel alles inneren Glcks und alles Lebens!Sei versichert, wir trennen uns nur uerlich! Bleibe nur in Meiner Liebe, undwir bleiben verbunden fr alle Ewigkeiten."

    Wenn so - lieber guter Jesus", spricht Achim, dann folge ich gerne! Was muaber in Deiner Liebe fr eine Macht liegen, da sogar Engel Dir dienen! Und sodanke ich Dir und werde mit allen Krften zu verwirklichensuchen, was Du, O herrlicher und wunderbarer Jesus, uns sagen wirst. Du aber,du lieber Freund und Bote des Herrn, lasse mich noch mit meinen Brdernsprechen, damit auch sie gerne mit kommen."Der Engel spricht: Tue nach deiner Liebe, und Gottes Segen mit dir!" Achim istganz beglckt und pltzlich ganz anders; aus seinen Augen leuchtet es vonGlck durchsonnt, und so spricht er: Meine Brder - denn anders kann ich euchnun nicht mehr nennen - ihr habt gehrt, was der Herrliche uns sagte, Er will in

    Wirklichkeit unser aller Glck und Wohlergehen; und so bitte ich euch, keineBedenken zu erheben, denn viel lieber bliebe auch ich hier bei Jesus. Aber SeinWille ist, da wir dem Engel folgen, und so frage ich euch; Seid ihr alleeinverstanden?"Ja, ja" rufen alle; aber einer brllt; Nichts da! Zu mir gehrt ihr und nicht zuden Wortmachern! Denn was habt ihr hier bekommen? Nur schne Worte aberkeine Tat. Immer noch seid ihr die Alten, und der Mensch Jesus? - Der ist ja nurMensch! Und dieser Engel? Nun, wir haben ihn zuvor noch nicht gesehen!"Horeb! Deine Herrschaft ber uns ist zu Ende!" spricht Achim. Eine andereMacht hat uns ergriffen - die Macht der Liebe! Httest du uns geliebt, so wrenichts Trennendes gekommen. Du aber hast uns zu Sklaven deines Willensgemacht und legtest uns Zwang ber Zwang an, dir zu folgen. Jetzt verlangst du,Glck und Leben beiseite zu lassen und dem alten unruhevollen Sein weiteranzugehren. Nein, mein Bruder Horeb, dies kommt nicht mehr fr uns inFrage!"Nenne mich nicht Bruder!", ruft Horeb erregt, denn bis jetzt war ich euerFhrer! Ihr habt mir Treue geschworen, und ich verlange von euchGehorsam."Achim spricht: Horeb, hast du vergessen, da dir der wunderbare

    Mensch sagte, da du bald allein stehen knntest. Dieser Umstand tritt jetzt ein,denn wir folgen dem Engel, bitten dich aber; ndere deinen Sinn und kommemit!" Horeb: Nie und nimmer! Geht nur, ich finde auch andere Genossen."Bruder! Wir folgen der Bitte des Engels", spricht Achim noch. Der Engelverneigt sich vor Jesus, winkt allen, und so rufen die Willigen: Habe Dank, duFreund, fr Deine Liebe!" - Jesus aber segnet sie still.Horeb sieht dieses und mchte sich am liebsten mit Jesus unterhalten, sieht aberauch hin zu den Enteilenden, wie sie leicht durch den Jordan gehen und staunt;denn die am anderen Ufer Ankommenden werden herzlich begrt von lichtenWesen. Eine lange Tafel mit Sitzgelegenheiten ist da, alle werden mit Brot undWein bewirtet und lauter Jubel tnt herber.

    09.04.2011 Seite 19 von 22

  • 8/7/2019 Max Seltmann Heft 7

    20/22

    Wilhelm Erdmann Georg-Reimann-Str. 3 - 30900 Wedemark - Telefon 05130 - 7227_________________________________________________________________________________________

    Horeb aber verfinstert sein Gesicht und noch mehr sein Herz, und so wendet ersich nordwrts. Finstere Gedanken erfllen sein ganzes Sein, dann wird es Nachtum ihn, und alles verschwindet aus seinem Gesichtskreis.Jesus aber fhlt Mitleid, denn von Seinen Lippen erklingt: Und doch kommt

    noch die Zeit, wo auch du, Verblendeter, erkennen wirst Meine Liebe zu dir!"Nun segnet Er mit beiden Hnden Horeb und dann die an der Tafel Sitzenden.

    VIII. Jesus in der WsteJesus ist nun wieder allein am Jordan und ruht im Schatten einiger Strucher.Die Sonne meint es wahrlich gut; Hunger und Durst stellen sich ein, aber Jesushat nichts, womit Er Seinen Hunger stillen kann; so geht Er an das Ufer undkhlt sich ab, das Wasser aber war zu warm zum Trinken.Jesus ist ganz in sich gekehrt; es steigen in Ihm die Gedanken auf: Ich habedoch gar nicht ntig, dieses abgestandene Wasser zu trinken, denn so Ich wollte,

    wre das Wasser - Wein!" Da rauschte es in Ihm, als wenn Wasserflle sichergieen, und das Rauschen wird zum Ton. Und nun klingt es wie Engelsharfen,und Durst und Hunger sind Ihm vergangen.Jesus dankt: Vater! Du Herrlicher! Du hast Brot und Wasser in berflle! Dubist besorgt um Mich, Deinen Sohn und hast gewut um das Kommende; darumffnetest Du Dein Herz und lieest erklingen in Mir den Ruf Deiner vterlichenLiebe. - Strke Mich weiterhin! Denn nur Du bist Kraft, Du bist die Lebens-Quelle! Und nun erschaue Ich Dich wieder in Mir!" Gestrkt ist Jesus; doch Er

    erkennt; wie auch in Ihm noch .Menschliches' lebt. Und so spricht Er zu sich:Es kostet viel, zu herrschen wie ein rechter Sachwalter in der inneren Welt.Noch immer bestehen starke Fesseln, die das Innen-Leben Mir beengen. AberDu, Vater alles Lebens, weit darum! Und so erkenne Ich Deinen Willen: daIch Mich auch in diesen Prfungen ganz als Dein Sohn bewhre und zumZeugnis werde allen Finsterlingen!"Ruhend verbringt Er den Tag; erst als die Sonne sich neigt, tritt Er den Rckwegan, und als es Nacht geworden, hat Er Seine Htte wieder erreicht. NeueScharen von Geistern, angelockt von anderen, beobachten Seinen Schlaf. Sieahnen Groes, wissen aber nicht, da auch Scharen herrlichster Engel diesen

    Platz bewachen! -Jesus erwacht. Sein Krper ist ermattet durch das ungewohnte Fasten, und soverbleibt Er bis zum Mittag in der Htte. Ein leichter Schlummer lt IhnHunger und Durst vergessen. Als aber die Sonne ihren Hhepunkt erreicht, suchtsich Jesus doch Nahrung; es wollte Ihm aber nicht recht schmecken. Undwieder, aber strker kommt der Gedanke: Warum hungere Ich jetzt?" Daerschaut Er die vielen Ihn umlagernden Geister, und diese haben Hunger,gewaltigen Hunger! Jesus winkt einem. Rasch kommt derselbe hin und spricht:Herr! Deinen Ruf, zu Dir zu kommen, erflle ich mit einem Herzen voll

    Sehnsucht, und nun bin ich hier. Aber wir sehen, da auch Du von Hungergeplagt bist - doch knnen wir Dir nichts geben, da wir selber nichts haben."Jesus spricht: Deswegen winkte Ich dir nicht, um von euch etwas zu erbitten.Aber den Hunger, den Ich in Meinem Leibe verspre, ersah Ich auch in euch. -

    09.04.2011 Seite 20 von 22

  • 8/7/2019 Max Seltmann Heft 7

    21/22

    Wilhelm Erdmann Georg-Reimann-Str. 3 - 30900 Wedemark - Telefon 05130 - 7227_________________________________________________________________________________________

    Und darum will Ich euch helfen, und will euch allen zeigen: den Weg zurgeistigen Sttigung!"Der Geist fragt erstaunt: Herr, Du willst uns helfen? - und bist doch selber arm!Mchtest uns sttigen, und hast selber Hunger? 0 Herr, wie willst Du das tun?" -

    Jesus antwortet: Indem Ich euch allen aus der Kraft Meiner Liebe zu eucheinen Blick gestatte in Meine Innenwelt. Und so sage Ich zu euch: Schauet,was alles der Liebe mglich ist!" - - Vor den Augen der vielen Geister erstehenLandschaften und Gehfte; es werden Anlagen von Pracht und Schnheitsichtbar, und lichte Gestalten eilen im raschen Laufe vorber und winken undgren.Die armselige Htte vor Jesus ist wie zu einem Tempel geworden. In der Mittebefindet sich ein Altar, und vor diesen Altar tritt nun Jesus, erfat das Brot undsegnet es. Ein Engel kommt, nimmt es aus der Hand Jesu und reicht einem jedenzum Abbrechen davon. Nun ergreift Jesus den Kelch, welcher auch auf dem

    Altar stand. Ein anderer Engel nimmt diesen in Empfang und lt jedes sichdaran erquicken. Auf dem Altar steht noch ein leeres Gef, Jesus haucht hinein,eine Flamme lodert auf und verbreitet feinen Wohlgeruch.Die Zuschauer, gesttigt und gestrkt, stehen im Banne des Erlebten und sindstill, ganz still. - Jesus segnet sie und ruft: Ziehet hin in Frieden! Bald schlgtauch eure Erlsungs-Stunde; doch bis dahin dienet euch untereinander, wie Icheuch gedient habe! Dann dient ihr Gott, und traget bei zum Gelingen des groenErlsungs-Werkes!"Vergangen ist das Bild; - lchelnd steht Jesus vor den vor Staunenstumm Gewordenen und spricht zu einem: Andreas, glaubst du nun noch, daIch so arm bin, oder meinst du, da es ein Gaukelbild nur war? Siehe, in deinerHand hast du ja noch Brot, welches du vor lauter Schauen vergessen hast zuverspeisen."Herr, wie ist mir?" fragt Andreas. Was haben wir erlebt? Schauen wolltest Duuns lassen in Deine Innenwelt, nun aber war sie wie ein Himmel so schn. Oh,in dieser Welt zu leben mte wahre Seligkeit sein!"Jesus antwortet: Andreas! Auch in dir liegt solche Schnheit verborgen; freilichfr dich und euch alle noch unbewut. So du aber dich bemhst, nicht nurfromm zu sein, sondern lebendig in der Liebe zu werden, wird auch dir alles

    dieses bewut."Wer bist Du, o Herr?" fragt Andreas, da Du dieses uns sagst und uns zeigenkannst? Wohl sprachen die anderen, du seiest das Lamm, das der Welt Sndetrgt und seiest der Erlser! Jedoch, Du siehst aus wie ein gewhnlicherMensch, doch durchsonnt von gtigem Wesen."Jesus spricht: Dein demtiges und frommes Herz, lieber Andreas, hat esermglicht, da du diese Gnaden-Stunde erlebtest. Und httest du Liebe stattStrenge walten lassen, so httet ihr schon lange Brot und Nahrung in berfllegehabt. Ich bin Jesus, der von vielen Tausenden erwartet wird. Um zu helfen,um zu grnden: Ein Neues Reich! Und dieses Mein Reich beginnt in MeinemInnen-Land, und reicht so weit wie Meine Liebe reicht. Aber erfabar undschaubar wird es nur denen, die an Mich und Meine Sendung glauben. Die

    09.04.2011 Seite 21 von 22

  • 8/7/2019 Max Seltmann Heft 7

    22/22

    Wilhelm Erdmann Georg-Reimann-Str. 3 - 30900 Wedemark - Telefon 05130 - 7227_________________________________________________________________________________________

    Segnungen Meines Reiches aber wird jeder, auch der von Gott Entfernte,verspren knnen. Kannst du dieses verstehen?"Andreas staunt: Du bist Jesus? Du, den ich aus den Augen verlor; doch nunich im Geiste lebe, schenkst Du mir wiederum Deine Liebe? 0 Jesus! Warum

    konnte ich Dich nicht frher verstehen? Ich glaube, es wre mir vieles im Lebenerspart geblieben!"Sei deswegen nicht traurig", antwortet ihm Jesus, sondern werde nunendlich wach und lebendig und fhre deine Brder ein in das geistige Leben,welches ihr erschauen durftet in Mir. Du kennst Mich nun; doch jetzt liebe Michund werde deinen Brdern ein rechter Diener aus dem Geiste der ewigen Liebe!"Jesus! Jesus!" ruft Andreas, gerne, so es meine Krfte erlauben; aber warumreichst Du gerade mir Deine Liebe?"Jesus spricht: .Andreas! Du hast Mich doch schon geliebt, freilich auf deine Art,wie du noch lebtest als Mensch. Und gerade Mir ist es eigen, jede Liebe

    tausendfltig zurckzuzahlen. Willst du aber wahrhaft glcklich werden, dannliebe und diene deinen Brdern! Schaue dir diesen Engel an, der wird euchfhren in ein neues und besseres Sein. Willst du aber mit Mir verbundenbleiben, dann vergi nicht: da Ich, Jesus, dich und deine Brder innig liebe!Ziehet hin in Frieden, und gesegnet sei euer Wille und euer Tun! Amen."Andreas ergreift die Hand des Engels, die ihm zum Grue entgegengereichtwird, und sogleich sind alle entrckt. Jesus aber segnet sie, denn Er wei, wohinsie ziehen.


Recommended