Maßtoleranzen im Baualltag Sicherer Umgang mit Toleranzen und DIN18202 in allen Bau- und Planungsphasen
Sichere Anwendung der neuen DIN 18202 in allen Bau- und Planungsphasen
1. Auflage 2013. Buch.ISBN 978 3 8111 0031 2
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Am Anfang eines jeden Bauvorhabens werden die Abmessungen und die Lage von Bauwerken und -teilen geplant. Auf dem langen Weg zum fertigen Gebäude drohen jedoch häufig Abweichungen! Grund für Ab- weichungen können zahlreiche Faktoren sein wie z.B. Messungenauig-keiten, Fehler bei der Fertigung oder beim Einbau sowie äußere Einflüs- se wie z.B. Temperatur, Feuchtigkeit oder Lasteinwirkung.
Ein Bauwerk ohne maßliche Abweichungen herzustellen ist eine Fiktion vieler Bauherren. Deshalb sind die Maßtoleranzen für jeden Bauschaf- fenden von enormer Wichtigkeit. Sie bilden und definieren den Korridor zwischen hinzunehmender Unregelmäßigkeit und klarem Baumangel.
Bis zu welchem Grad sind Abweichungen zu tolerieren? Auf welche Regel- werke können Sie sich berufen und wie können Sie ein Gebäude so pla-nen und bauen, dass Abweichungen sich in verträglichen Grenzen halten? Und ganz wichtig: Wo liegen die Ursachen für Abweichungen? Dieses Fachbuch liefert Ihnen das nötige Praxiswissen.
Im Zentrum der Betrachtung steht dabei die „Toleranznorm“ DIN 18202, die im April 2013 in überarbeiteter Fassung veröffentlicht wurde. Alle Neuerungen und deren Bedeutung für die Baupraxis haben wir für Sie im vorangestellten Kapitel „Die neue DIN 18202: Gegenüberstellung der Neuerungen“ zusammengestellt.
Die beiliegende CD-ROM bietet Ihnen weiteres Basiswissen. Nutzen Sie außerdem eine Sammlung aktueller Schadensfälle zu allen neuralgischen Punkten eines Gebäudes: Verbindungsbauteile, Fassade, Fugen, Rohbau, Baugrund etc. Hierbei wird auch der baurechtliche Hintergrund analysiert.
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Maßtoleranzen im BaualltagSicherer Umgang mit Toleranzen und der DIN 18202in allen Bau- und Planungsphasen
Sicherer Umgang mit Toleranzen und der DIN 18202 in allen Bau- und Planungsphasen
MaSStoleranzen iM Baualltag
inkl. CD-roM
08198-2001
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Vorwort
Vorwort
Nach nunmehr fast acht Jahren Praxiserprobung wurde die DIN 18202 aktualisiert und im April 2013 veröffent-licht. An den Grenzwerten der verschiedenen Anwen-dungsbereiche ist nicht gerüttelt worden. Der Normen-ausschuss hat vielmehr aufgrund von Nachfragen reagiert, denn insbesondere bei den Prüfungen von Abweichun-gen konnten vermehrt Anfragen registriert und Fehlan-wendungen festgestellt werden. Was nützen Toleranzvor-gaben, wenn sie von den Anwendern vor Ort nicht zwei-felsfrei geprüft und umgesetzt werden können? Daher wurden vor allem die Maßkontrollen, was, wie und wo zu prüfen ist, präzisiert und sicherer gemacht, z.B. wurden
ã Grundlagen für die Prüfungen von Maßabweichungen festgelegt,
ã Prüfungen für Winkel in einer eigenen Kategorie auf-genommen, erweitert und mit einer Abbildung ver-deutlicht,
ã weiterführende Messungen behandelt, ã zusätzliche Erläuterungen zu den einzelnen Prüfver-fahren aufgenommen.
Aber auch die fortschreitende Bautechnologie mit Bau-stoff- und Ausführungsneuerungen hat sich in der aktuel-len Fassung der DIN 18202 niedergeschlagen. Durch die Hinwendung zu immer maßhaltigeren Baustoffen und durch effi zientere Ausführungsmethoden ist der Ausfüh-rungsstandard gestiegen. Was früher noch mit „erhöhten Anforderungen“ vertraglich vereinbart werden musste, gilt heute als Standardleistung. So wurden z.B.:
ã der Begriff der handwerklichen Genauigkeit genauer umrissen,
ã Ebenheitsabweichungen gemäß Tabelle 3, Zeile 2 bei nicht fl ächenfertigen Oberseiten von Decken und ferti-gen Oberfl ächen für untergeordnete Zwecke unter-
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Vorwort
teilt, wobei der Zusatz „mit erhöhten Anforderungen“ entfallen ist,
ã monolithische Betonböden in Tabelle 3 „Grenzwerte für Ebenheitsabweichungen“ in der Kategorie fl ächen-fertig der Zeile 2 aufgenommen.
Vordergründig unspektakulär und neu ist zudem, dass die DIN 18202 erstmalig ein in sich geschlossenes System darstellt. Der Wegfall des Normenverweises auf die schon lange nicht mehr geführte DIN-Norm 18000 „Modulord-nung im Bauwesen, Grundlagen“ machte die Einfl ech-tung eines grundlegenden Koordinierungssystems erfor-derlich und die Norm transparent. Alle wesentlichen Grundlagen sind nun direkt in der DIN 18202 enthalten.
Abgerundet wird die neue DIN 18202 durch kleine, aber feine Änderungen, die dennoch große Auswirkungen auf die Handhabung haben. So wurde der Planungsbedarf teilweise reduziert oder aber deutlicher herausgestellt, z.B.:
ã Die Regelung von Höhenversätzen zwischen benach-barten Bauteilen wird explizit aus dem Anwendungs-bereich der DIN 18202 herausgenommen.
ã Bei Einstein-Mauerwerk ist die bündige Seite festzule-gen und somit Planungsaufgabe.
ã Die zweideutige Lage bei Grenzwerten für Maße bei Innentüren wurde aufgehoben durch den direkten Verweis auf die nunmehr alleinig zu verwendende DIN 18100.
Alle Neuerungen und deren Bedeutung für die Baupraxis haben wir für Sie im vorangestellten Kapitel „Schnellein-stieg in die DIN 18202:2013/04“ zusammengestellt. Maß-toleranzen kommen immer und überall vor, es ist nur eine Frage der gültigen Regelwerke, wie diese zu interpretie-ren sind.
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Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Die neue DIN 18202: Gegenüberstellung der Neuerungen 9
Schnelleinstieg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27
1 Aus welchem Grund entstehen Maßabweichungen? . . . 33
2 Maßgerechtes Bauen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49
3 Welche Regelwerke gelten für Maßtoleranzen? . . . . . . . 53
4 Begriffswelt der DIN 18202 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57
5 Regelbereiche der DIN 18202 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63
6 Grenzen der DIN 18202 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77
7 Grauzonen in der DIN 18202 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87
8 Vertiefung zum Thema Passung und Ebenheit . . . . . . . . 91
9 Maßkontrolle nach DIN 18202 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99
10 Wie genau kann Messen sein? – Anwendungsbereiche. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121
11 Wie genau kann Messen sein? – Messverfahren und -instrumente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 137
12 Wie genau kann Messen sein? – Messfehler und Fehlerkorrekturen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149
13 Wie können Maßabweichungen beurteilt werden? . . . . 153
14 Grundlagen der Planung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 167
15 Passungsüberlegungen und -berechnungen . . . . . . . . . . 177
16 Ausführungs- und Detailplanung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 193
17 Planung von Schnittstellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 199
18 Planungsinstrument Ausschreibung . . . . . . . . . . . . . . . . . 207
19 Bauausführung und Bauüberwachung . . . . . . . . . . . . . . 219
20 Todsünden bei der Bauplanung und -ausführung . . . . . . 227
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Inhaltsverzeichnis
Basiswissen Maßtoleranzen auf CD
Basiswissen vorgefertigte Konstruktionen
Basiswissen DIN 18203
Basiswissen Baugrund/Baugrube
Basiswissen Rohbau
Basiswissen Ausbau
Basiswissen Verbindungsbauteile
Basiswissen Fassadenbau
Basiswissen Fugen
Schadensfälle von A bis Z auf CD
ã Absätze an Anschlüssen bei Fließestrich ã Absätze in der Betonoberfl äche verhindern den Einsatz von Fertigputz
ã Abstürzende Fassadenplatten aus Trigache-Marmor ã Abweichende Unterkonstruktion für Solarmodule ã Abweichungen bei geliefertem Stabparkett ã Abweichungen der Maßgenauigkeit im Außen-mauerwerk
ã Anschluss des Estrichs an Treppenstufen ã Ausbauchungen bei Kellertrennwänden ã Durchhängeeffekte bei Blechpaneelkühldecken mit Fenstereffekt
ã Einfl uss von Rohbautoleranzen auf vorgehängte Fassaden
ã Erscheinung von Bodenwellen in langem Flur ã Estrichverformung aufgrund der Verkürzung von Bauzeiten
ã Falsche bzw. unzulässig abgenutzte Kammspachtel ã Fensterbänke mit unzureichendem Gefälle
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Inhaltsverzeichnis
ã Höhenlage von Ortbetonpodesten für Treppenlauf-fertigteile
ã Industrieboden – Mängel der Ebenfl ächigkeit und der Hartstoffschicht
ã Ist bei der Herstellung der Baugrubenverbauwände im Hinblick auf die späteren Bauwerksaußenwände die DIN 18202 ausreichend?
ã Kunststofffenster mit Passproblemen ã Längenunterschiede zwischen Fliesen und Bordüren einer Serie
ã Luftspalt bei Innentüren aus Holz und Holzwerk-stoffen
ã Mängel an der Ausführung einer hinterlüfteten Ziegelfassade mit eingestellter Wärmedämmung
ã Mängel an einer Sanierputzfassade ã Mängel an einer Sichtbetonfassade durch Misch-bauweise
ã Mängel an glattgeschalten Sichtbetonfl ächen ã Mängel an Innenwand- und -deckenfl ächen ã Mängel bei beschichteten Trockenbauwänden ã Mangelhafte Ausführung eines Eingangsvorbaus ã Mangelhafte Außentreppen aus Sichtbeton ã Maßtoleranzen bei Fertigteilen ã Muss der Estrichleger Hinweise zur Einhaltung der bauaufsichtlich erforderlichen Raumhöhen geben?
ã Nicht abgeklärte Schnittstelle zwischen Rohbau und Wärmedämmverbundsystem
ã Nicht eingehaltene Absturzhöhe bei Fensterbändern in einem Treppenhaus
ã Passungsprobleme bei Roh- und Ausbauarbeiten ã Probleme bei abschnittsweiser Fassadensanierung mit einer Pfosten-Riegel-Konstruktion
ã Prüfung der Winkelabweichung ã Schalltechnische Probleme bei schwimmendem Estrich auf Fußbodenheizung
ã Schlagschatten: Mangelhafte Fliesenverkleidung oder falsche Planung der künstlichen Beleuchtung?
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Inhaltsverzeichnis
ã Schwierigkeit und Mehrkosten bei einer Gründung am Hang
ã Sichtbare Stöße von Trockenbauwänden bei Streif-lichteinfall
ã Sichtbeton, streich- und spachtelfertige Flächen ã Stahl-Glas-Dachkonstruktion ã Strukturunterschiede im Übergangsbereich von Deckenbeschichtung zu Wandputz
ã Tiefgaragen-Zwischendecke – undichte Fugen, Nullgefälle und Korrosion
ã Toleranzen bei Höhenlage des Dachstuhls ã Toleranzen im Aufschlagbereich einer Tür ã Überzähne bei Dünnbettverlegung ã Unebenheiten bei der Erstellung der Baugrubensohle ã Ungleichmäßige Setzungen ã Unklare Höhenbezugspunktangaben ã Unregelmäßige Fuge bei oberen Fensteranschlüssen von raumhohen Elementen
ã Unregelmäßiger Fugenverlauf bei einer Boden-verfl iesung
ã Unregelmäßiger Untergrund für einen Fassadenputz ã Unregelmäßigkeiten und Fehler bei einem Verblend-mauerwerk
ã Unsymmetrische Fensterpfeiler in einem Erker ã Unterschreitung der geplanten lichten Raumhöhe ã Verformung bei Türen aus Holz und Holzwerkstoffen ã Von der Planung abweichende Maisonettetreppe ã Wie gleichmäßig müssen gestrichene Flächen sein? ã Winkelabweichungen am Mauerwerk verhindern den Einbau von Möbeln
ã Zweigeschossige Pfosten-Riegel-Fassade
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Die neue DIN 18202: Gegenüberstellung der Neuerungen
Die neue DIN 18202: Gegenüberstellung der Neuerungen
Die Ausgabe der DIN 18202 von Oktober 2005 ist nach nun fast acht Jahren aktualisiert worden. Ein Hauptgrund für die Überarbeitung der Norm waren Fehlanwendun-gen insbesondere bei der Prüfung von Abweichungen. Die vorliegende Ausgabe der Norm zeigt zwar keine we-sentlichen inhaltlichen Veränderungen, weist aber einen verstärkten Praxisbezug durch zusätzliche Erläuterun-gen, sprachliche Präzisierungen sowie einem eingear-beitetes, in sich geschlossenes Koordinierungssystem auf und damit mehr Benutzersicherheit.
Was ist neu in der DIN 18202, Ausgabe April 2013?
Nachfolgend werden die jeweiligen Änderungen zwi-schen der DIN 18202, Ausgabe 2005 und der Ausgabe von 2013 im direkten Vergleich angeführt, soweit dies sinnvoll ist. Bereiche, in denen vor allem starke textliche Umstrukturierungen vorgenommen wurden, werden er-läuternd abgehandelt.
1 Anwendungsbereich
Tab. 1: Vergleich Originalzitate aus DIN 18202:2005/10 und DIN 18202:2013/04: „Anwendungsbereiche“
DIN 18202:2005/10 DIN 18202:2013/04
– Höhenversätze zwischen benachbarten Bauteilen
(z.B. Stoßstellen von Filigrandecken, von Bodenbelägen oder
von Wandbekleidungen) werden vom Anwendungsbereich
nicht erfasst. Diese sind gesondert zu regeln.
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Die neue DIN 18202: Gegenüberstellung der Neuerungen
Praxisbedeutung
Verweise darauf, dass Höhenversätze zwischen benach-barten Bauteilen nicht erfasst werden und somit geson-dert zu regeln sind, waren bereits in der Ausgabe der DIN 18202 vom Oktober 2005 enthalten (Abschnitt 5.4 „Grenzwerte für Ebenheitsabweichungen“). Durch die Aufnahme des Passus in den Abschnitt „Anwendungsbe-reich“ fallen nun Absätze und Höhenversprünge bei be-nachbarten Bauteilen explizit nicht mehr in den An-wendungsbereich der DIN 18202. Solche Bereiche – in der DIN 18202:2013/04 werden als Beispiele Stoßstellen von Filigrandecken, Bodenbelägen und Wandbekleidun-gen genannt – müssen koordiniert werden, d.h., es be-steht Planungsbedarf.
Hinweis
Ein Hinweis darauf, dass Höhensprünge zwischen benach-barten Bauteilen nicht in den Regelbereich der DIN 18202 fallen, ist zusätzlich in Abschnitt 5.4 zu Tabelle 3 „Maßtole-ranzen, Grenzwerte für Ebenheitsabweichungen“ enthal-ten. Der Zusatz „diese sind gesondert zu regeln“ ist in der aktualisierten Fassung der DIN 18202 entfallen, da er in den Abschnitt 1 „Anwendungsbereich“ eingegliedert wurde.
2 Normative Verweisungen
Tab. 2: Vergleich Originalzitate aus DIN 18202:2005/10 und DIN 18202:2013/04: „Normative Verweisungen“
DIN 18202:2005/10 DIN 18202:2013/04
Die folgenden zitierten Dokumente sind für die Anwendung dieses Dokuments erforderlich. Bei datierten Verweisungen gilt nur die in Bezug genommene Ausgabe. Bei undatierten Verweisungen gilt die letzte Ausgabe des in Bezug genom-menen Dokuments (einschließlich aller Änderungen).DIN 18000, Modulordnung im Bauwesen
Nicht anwendbar.
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Die neue DIN 18202: Gegenüberstellung der Neuerungen
Praxisbedeutung
Das in der DIN 18000 enthaltene Koordinierungssystem sowie Bezugsarten zu diesem System wurden in der DIN 18202, Ausgabe April 2013, neu in Abschnitt 4.6 auf-genommen. Damit weist die DIN 18202 erstmalig ein in sich geschlossenes System auf, diesbezügliche Normver-weise sind daher nicht mehr erforderlich.
Hinweis
Die DIN 18000 „Modulordnung im Bauwesen“ wurde bereits länger nicht mehr in der Normenliste geführt. Für eine Übergangszeit (Beginn 1973) waren die DIN 4172 und die DIN 18000 nebeneinander gültig.
3 Begriffe
Tab. 3: Vergleich Originalzitate aus DIN 18202:2005/10 und DIN 18202:2013/04: „Begriffe“
DIN 18202:2005/10 DIN 18202:2013/04
Grenzabweichung Grenzabweichung für MaßeGrenzwert für die (Längen-)Maßabweichung
Praxisbedeutung
Die Begriffe wurden im Wesentlichen nicht verändert. Lediglich die Grenzabweichungen/Grenzwerte wurden zur besseren Unterscheidung sprachlich präzisiert.
Hinweis
In den Abschnitt 5.1 „Maßtoleranzen, Allgemeines“ wurden diese Präzisierungen ebenfalls eingearbeitet.
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Schnelleinstieg
Schnelleinstieg
Was erwartet Sie in diesem Buch?
Grundlagen – Kapitel 1 bis 2
Wie und wodurch entstehen Abweichungen und wie wird ihnen im Baualltag Rechnung getragen?
In Kapitel 1 werden die möglichen Ursachen von Abwei-chungen erläutert. Abweichungen beim Bauen entstehen einerseits durch Vermessungsvorgänge und Ungenauig-keiten bei der Herstellung und Montage (induzierte Maß-abweichungen), andererseits werden sie durch Naturge-setze wie z.B. die Einwirkung von Kräften, Feuchtigkeit und Wärme bzw. Kälte (inhärente Maßabweichungen) hervorgerufen. Praxis- und Berechnungsbeispiele vermit-teln dabei ein Gefühl für die Größenordnung, in der sich Abweichungen bewegen können. Kapitel 2 gibt einen kurzen Überblick darüber, wie den verschiedenen Ein-fl üssen in der Baupraxis Rechnung getragen wird.
DIN 18202 – Kapitel 3 bis 9
Wie und wo werden Abweichungen reguliert, was leistet dabei die DIN 18202 und was nicht?
Die Kapitel 3 bis 9 sind den Regelwerken, die sich mit Maßtoleranzen befassen, vorbehalten. Umfassender Be-deutung kommt dabei der DIN 18202 zu. Die Entwicklung der DIN 18202 wird in Kapitel 3 erläutert und auch der Grund, warum diese Norm gewerkeübergreifend anzu-wenden ist. Wichtige Begriffe, Kategorien, Zusammen-hänge und Regelbereiche werden in den Kapiteln 4 und 5 vorgestellt. Wie in allen Regelwerken, so sind auch in der DIN 18202 Ausnahmen, Begrenzungen, Sonderfälle und
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Schnelleinstieg
unscharfe Bereiche enthalten, diese werden in den Kapi-teln 6 und 7 ausführlich dargestellt. Abgerundet wird der Themenkomplex „DIN 18202“ durch eine Vertiefung zum Thema Passungen und Ebenheit in Kapitel 8. Abschlie-ßend und überleitend wird in Kapitel 9 die Frage beant-wortet, was alles bei der Überprüfung von Maßabwei-chungen nach DIN 18202 zu beachten ist bzw. warum, wie, wo und wann Maßüberprüfungen durchzuführen sind.
Messen – Kapitel 10 bis 12
Welche Messverfahren und -instrumente eignen sich für welche Messaufgabe und wie können typische Messfehler kontrolliert werden?
Die Kapitel 10 bis 12 befassen sich grundlegend mit dem Thema „Messen“. In Kapitel 10 werden die verschiede-nen Anwendungsbereiche für Messaufgaben vorgestellt, denen im Kapitel 11 Messverfahren und -instrumente zu-geordnet werden. Abschließend werden in Kapitel 12 ty-pische Messfehler erläutert sowie Gegen- und Korrektur-maßnahmen angegeben.
Rechtliche Aspekte – Kapitel 13
Wie muss eine Leistung beschaffen sein, ab wann ist ein Baumangel gegeben und wie ist er zu beseitigen?
In Kapitel 13 werden die rechtlichen Aspekte bezüglich Abweichungen bei der Gebäudeherstellung ausführlich behandelt. Neben der Erläuterung, wie eine fach- und
sachgerechte Leistungserstellung auszusehen hat, wird in
diesem Kapitel aufgezeigt, ab wann ein Leistungsmangel
gegeben ist und wie damit in der Baupraxis umzugehen
ist.
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Schnelleinstieg
Planungsschritte – Kapitel 14 bis 18
Welche Maßvorgaben sind bei der Planung relevant, welche Grundüberlegungen müssen wann und wo erfolgen und wie können alle Planungsinformationen sicher in den Planungsunterlagen umgesetzt werden?
In den Kapiteln 14 bis 18 wird beschrieben, was in den einzelnen Planungsschritten, vom Vorentwurf bis zur Ausschreibung, zu beachten ist, um einen möglichst rei-bungslosen Bauablauf vorzubereiten. Kapitel 14 setzt sich mit Maßvorgaben aus bauordnungsrechtlichen Regelun-gen, Normen, Richtlinien und nutzerspezifi schen Anfor-derungen auseinander. Darauf basierende Passungsüber-legungen und -berechnungen, durch unterschiedliche Beispiele veranschaulicht, werden in Kapitel 15 vorge-stellt. Wie eine vollständige Ausführungs- und Detailpla-nung auszusehen hat, welche Angaben dort unbedingt enthalten sein müssen, ist Inhalt von Kapitel 16. Mit den besonders planungs- und ausführungsintensiven Schnitt-stellen befasst sich Kapitel 17. Wie die Erkenntnisse aus den einzelnen Planungsschritten gezielt und sicher in die Leistungsbeschreibungen einfl ießen können, wird in Ka-pitel 18 ausführlich erörtert.
Bauausführung – Kapitel 19
Warum, wo und wann sind Kontrollmessungen angesagt und wie sind Messungen zu dokumentieren?
Kapitel 19 befasst sich mit der Realisationsphase. In die-sem Kapitel werden die Aufgabenfelder der Bauüberwa-chung umrissen und erläutert, warum, wie und wann durch Kontrollmessungen die in der Planungsphase fest-gelegte Maßgenauigkeit sicher erreicht werden kann.
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Schnelleinstieg
Planungs- und Ausführungsfehler – Kapitel 20
Was sind die häufi gsten Planungs- und Bauüberwachungsfehler und wie können sie vermieden werden?
Als Abschluss ist in Kapitel 20 alles das zusammengefasst, was Sie bei der Bauplanung und Bauausführung unbe-dingt vermeiden sollten und was Sie im Gegenzug tun können, um Planungs- und Ausführungsfehler möglichst
auszuschließen.
Was erwartet Sie auf CD?
Die beiliegende CD enthält ergänzendes und vertiefen-
des Material rund um das Thema Maßabweichungen bei
der Bauplanung und -ausführung.
Basiswissen
Der Themenkomplex „Basiswissen“ enthält für die Pla-
nung und Ausführung wichtige Grundlagen in Form von
Auszügen und Erläuterungen von Regelwerken, Richtli-
nien und gesetzlichen Vorgaben, zu
ã vorgefertigten Konstruktionen inkl. ausführlicher Er-
läuterung der Normenreihe DIN 18203,
ã vorbereitenden Arbeiten,
ã den wichtigsten Rohbaugewerken,
ã den wichtigsten Ausbaugewerken,
ã gewerkeübergreifenden Bauteilen wie beispielsweise
Fassaden, Treppen und Rampen,
ã den Fügestellen bzw. Fugen, deren fachgerechte Aus-
führung grundlegend für alle Gewerke und alle Bau-
weisen ist.
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Schnelleinstieg
Schadensfallsammlung
Die Schadensfallsammlung auf der CD enthält aktuelle Schadensfälle zu allen Teilaspekten von Maßabweichun-gen. Viele Schadensfälle werden durch eine rechtliche Beurteilung abgerundet und erweitern daher nicht nur das Praxisverständnis, sondern bieten Rechtssicherheit im Umgang mit Abweichungen bei der Planung, Bauüber-wachung und nach der Fertigstellung und Übergabe ei-nes Bauwerks.
Die Schadensfälle beziehen sich in der Regel auf die DIN 18202:2005/10. Einige Fälle sind älteren Datums, stellen aber Besonderheiten mit Allgemeingültigkeit anschaulich dar, z.B. die Auswirkung von Winkelabweichungen bei zweischaligen Außenmauerwerk.
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Maßgerechtes Bauen 2
2 Maßgerechtes Bauen
Ein Bauwerk ist ein komplexes Gebilde und viele Ein-fl ussgrößen wirken bei der Gebäudeerrichtung, aber auch danach auf das Bauwerk ein. Ein Gebäude oder Bauteil muss daher so erstellt werden, dass Verformungen im Ge-brauchszustand schadlos aufgenommen werden können.
Wie begegnet man den Toleranzen im Baualltag?
Inhärente Maßabweichungen lassen sich nicht unterbin-den, da sie auf Naturgesetzen beruhen. Auch auf bau-stoffabhängige Maßabweichungen hat weder der Planer noch die ausführende Firma einen Einfl uss. In der Bau-praxis kann ihnen jedoch durch konstruktive Maßnah-men gegengesteuert werden, z.B. durch
ã konsequente Trennung von Roh- und Ausbau und von Materialien mit unterschiedlichem Ausdehnungsver-halten, z.B. Anputzen nicht tragender Wände an De-cken mit Kellenschnitt und elastischen Fugen
ã Pufferzonen für herstellungsbedingte, stoffabhängige Maßabweichungen, z.B. Fugen
ã Sortieren von Baustoffen , z.B. bei keramischen Belä-gen oder Mauerziegel für Sichtmauerwerk, wenn eine besonders hochwertige Ausführung verlangt wird
ã Detailausbildungen, die Bewegung und Verformun-gen schadlos zulassen, z.B. Bewegungsfugen, Lang-lochverschraubungen, Verlegung von Abdichtungen mit Schlaufen und Falten, Abhängen von Deckenun-tersichtbekleidungen aus Gipskarton unter Holzbal-kendecken mit Federbügeln
ã Unterbindung außerplanmäßiger Lasteinleitung, z.B. nachträgliches Ausmauern von nicht tragenden Wän-den ohne kraftschlüssigen Deckenanschluss, Einlage
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Maßgerechtes Bauen2
von Mineralfaserstreifen, gleitender Deckenanschluss bei Trockenbauwänden
Abb. 1: Langlochverschraubungen
Beispiel für Schäden beim Trockenbau, die durch die Nicht-berücksichtigung von Inhärenzen bewirkt werden können
Beim Trockenbau stellen sich vor allem Probleme ein, wenn die Trockenbauelemente nicht fl exibel mit dem Rohbau ver-bunden werden oder wenn sich nachträglich große inhären-te Maßabweichungen ergeben. Deckendurchbiegungen bei den Rohdecken von mehr als 10 mm können bei Montage-wänden starke Verformungen in vertikaler Richtung bewir-ken, wenn die Montagewände ohne beweglichen Deckenan-schluss montiert werden. Sind zusätzlich abgehängte Decken vorhanden, kann es auch dort zu Verformungen kommen oder sogar zum Absturz einzelner Elemente.
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Maßgerechtes Bauen 2
Inhärente Abweichungen lassen sich, je nach Erfordernis, abschätzen oder berechnen. Überlegungen und Berech-nungen zur lastabhängigen Verformung werden bei-spielsweise im Rahmen der statischen Planung vom Stati-ker durchgeführt. Aber auch der Planer stellt Passungs-überlegungen und -berechnungen an und legt konstruk-tive Maßnahmen fest, die von den Fachfi rmen fach- und sachgerecht umgesetzt werden sollen.
Neben den konstruktiven Maßnahmen, die vor allem auf das Auffangen von Maß- und Formänderungen aufgrund von Naturgesetzen abzielen, sind beim Bauen aber auch messtechnische sowie fertigungs- und herstellungsbe-dingte Maßabweichungen zu berücksichtigen. Induzierte Abweichungen lassen sich nicht vermeiden, aber durch Sorgfalt bei der Herstellung von Bauteilen, durch laufen-de Kontrollen während der Bauphase, durch die Material-wahl und -aufwendung möglichst gering halten. Da sol-che Abweichungen beeinfl ussbar sind, müssen natürlich Vorgaben, die den zulässigen maßlichen Spielraum defi -nieren, existieren. Welche Regelwerke liegen für Maß-toleranzen vor?
Schadensfälle auf CD
Thema Fall
Nicht erfolgte Trennung von Roh- und Ausbau
Passungsprobleme bei Roh- und Ausbauarbeiten
Nicht abgeklärte Schnittstellen zwischen Rohbau
und Wärmedämmverbundsystem
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Messen – Anwendungsbereiche 10
10 Wie genau kann Messen sein? – Anwendungsbereiche
Anwendungsbereiche für Messungen /Aufgabenstellung
Für die präzise Planung und problemlose Umsetzung von Baumaßnahmen werden exakte Maßvorgaben benötigt.
Im Fall von Neubaumaßnahmen baut die Planung auf
vom Vermesser gelieferten Daten über den zu bebauen-
den Grund auf; Sanierungsplanungen basieren auf Be-
standsaufnahmen von bereits bestehenden Gebäuden oder Bauteilen.
Fixe Bezugshöhen wie beispielsweise der Meterriss und
andere Orientierungspunkte müssen vor dem eigentli-
chen Baubeginn bzw. während und nach der Rohbaupha-se angelegt werden.
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Messen – Anwendungsbereiche10
Abb. 1: Messpunkte
Während der Bauphase werden begleitende Messungen sowie Kontrollmessungen erforderlich z.B. nach Fertig-stellung von in sich geschlossenen Leistungen. Es gilt zu überprüfen, ob die Planvorgaben im Rahmen der hand-werklich zu erreichenden Genauigkeit umgesetzt wur-den.
Je nach Aufgabenstellung können sich daher verschiede-ne Anwendungsbereiche für Messungen ergeben:
ã Messungen im Vorfeld von Baumaßnahmen ã Grundlagen der Planung ã Grundlagen der Ausführung ã Während der Ausführung ã nach der Fertigstellung eines Bauwerks
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Messen – Anwendungsbereiche 10
Messungen im Vorfeld von Baumaßnahmen
Nicht nur das im Bau befi ndliche Objekt gilt es messtech-nisch zu überwachen. Es empfi ehlt sich, insbesondere in dicht bebauten Gebieten, vor Baubeginn Messungen an angrenzenden Bauwerken durchzuführen, um Auswir-kungen bei Nachbargebäuden nachweisen oder aus-schließen zu können. Durch eine Beweissicherung des
Bestands können kostspielige und oft langwierige Rechts-
streitigkeiten vermieden werden.
Abb. 2: Rissbildung bei einem angrenzenden Gebäude, die während der Baumaßnahme entstanden ist
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Messen – Anwendungsbereiche10
Maße als Grundlagen der Planung
Bevor die Planung eines Bauwerks beginnen kann, müs-sen Daten bestehen, auf die sich die Planung stützt. Bei Neubaumaßnahmen werden die Bezugsdaten vom Ver-messer bzw. vom Katasteramt geliefert. Bei Bauten im Be-stand wird auf bereits bestehenden Plänen aufgebaut, wenn solche in ausreichender Qualität vorhanden sind, und es werden Daten am Bestandsgebäude ermittelt.
Vermesserdaten
Die Exaktheit der Vermessung ist die Basis für die zu er-reichende Genauigkeit beim Bauwerk. Fehler bei der Maßaufnahme sind meist kostenintensiv und wirken sich dauerhaft aus.
Recht
Besonders wenn Abstände zu Grundstücksgrenzen einzuhal-ten sind und damit auch die Rechte anderer tangiert werden können, müssen die Vermessungsarbeiten von einem öffent-lich bestellten Vermesser mittels Präzisionstachymetern und -nivellieren durchgeführt werden.
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Messen – Anwendungsbereiche 10
Abb. 3: Geduldete Grenzüberschreitung
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Messen – Anwendungsbereiche10
Beispiel für die Auswirkung falscher Vermesserdaten
Bei einer Wohnanlage am Hang basierten Planung und Aus-führung auf besonderen Vermesserunterlagen, die das Profi l des komplizierten Hangs mit mehreren Profi lschnitten und dazugehörigen Höhenangaben vorgaben. Nach Fertigstel-lung des Gebäudekomplexes erfolgte eine amtliche Einmes-sung. Bei dieser stellte sich heraus, dass das Bauwerk an einer Hangseite über die Grundgrenzen hinausragte und somit Ge-bäudeteile – wenn auch nur in einem geringen Umfang – auf dem Nachbargrundstück lagen. Eine Analyse der Situation ergab, dass an der betroffenen Hangseite das Geländeprofi l vom Vermesser nicht vollständig erfasst worden war. Statt des vorgegebenen stetigen Geländeverlaufs wies der Hang an dieser Stelle ein viel hügligeres, unstetigeres Profi l auf. Bei der Übertragung der Nennmaße waren durch falsche Voraus-setzungen Übertragungsfehler entstanden, die das leichte Abweichen des Gebäudes von der Lage, über die Grundgren-ze hinaus, bewirkt hatten. Der Bauherr musste nun einen Grundstücksanteil des Nachbargrunds hinzukaufen, was er-hebliche Mehrkosten verursachte.
Bauen / Gebäudeaufnahme
Als Zustandserfassung eines Bauwerks ist die Bestands- oder Bauaufnahme ein wichtiges Planungsinstrument. Sie wird notwendig, wenn für ein bestehendes Gebäude kei-ne oder nur unzulängliche Planunterlagen vorliegen. Bei der Bestandsaufnahme richtet sich die Genauigkeit, mit der Daten erhoben werden, nach der vorgegebenen Pla-nungsaufgabe.
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Messen – Messverfahren und -instrumente 11
11 Wie genau kann Messen sein? – Messverfahren und -instrumente
Bedingt durch die verschiedenen Aufgabenstellungen am Bau werden unterschiedliche Messverfahren notwendig. Die Verfahren sind oft eng mit dem Einsatz bestimmter Messgeräte verbunden. Einfache Bestandsaufnahmen mit Maßband oder Handlaser können beispielsweise durch das planende Büro durchgeführt werden. Komplexe Mess-verfahren sollten vermessungstechnisch geschultem Per-sonal überlassen werden.
Abb. 1: Bestandsaufnahme mittels Zollstock (EG-Genauigkeits-klasse III) – bei einer Probeöffnung wird die Stärke des Bodenaufbaus festgestellt
Messen – Messverfahren und -instrumente
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Messen – Messverfahren und -instrumente11
Die bei Bauvorhaben im Wesentlichen angewandten und nachfolgend beschriebenen Mess- und Auswerteverfah-ren werden dem Gebiet der Detailvermessung zugeord-net. Dazu zählen auch Ingenieurvermessungen, die zur Absteckung, Errichtung, Erfassung und Überwachung von Bauwerken ausgeführt werden.
Hinweis
Aufgrund der Komplexität des Themas Vermessen kann an dieser Stelle nur ein Überblick über übliche Verfahren und Instrumente gegeben werden.
Längenmessung – manuelles Verfahren
Neben der Erstellung von unmaßstäblichen Maßskizzen vor Ort ist vor allem das Handaufmaß bei Streckenmes-sungen von Bedeutung. Es wird besonders beim Aufmaß von kleineren bis mittelgroßen, gut übersichtlichen Anla-gen verwendet. Der Einsatz messtechnischer Geräte ist dabei beschränkt.
Achtung
Grundsätzlich für alle Messgeräte gilt: Es dürfen nur ge-eichte Messgeräte verwendet werden. Die Geräte sind in angegebenen Abständen nachzueichen.
Gliedermaßstab
Der Gliedermaßstab (auch Zollstock oder Meterstab) ist ein häufi g eingesetztes Messgerät zur Überprüfung von Bauteilquerschnitten. Gliedermaßstäbe sind in unter-schiedlichen Ausführungen erhältlich. Die Qualität bzw. der Rohstoff bestimmt auch die Maßgenauigkeit. Holz-maßstäbe müssen aus besonderen, harten Hölzern gefer-
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Messen – Messverfahren und -instrumente 11
tigt sein, damit Maßabweichungen durch Quellen und Schwinden möglichst ausgeschlossen werden. Alumini-ummaßstäbe werden aus einer speziellen Aluminiumle-gierung hergestellt. Gliedermaßstäbe sind in den EG-Ge-nauigkeitsklassen I bis III erhältlich, die Messgenauigkeit liegt bei ca. 1 bis 2 mm (siehe nachfolgende Tabelle).
Tab. 1: Genauigkeitstoleranzen [mm]
EG-Klasse Länge des Maßbands oder Gliedermaßstabs [m],
Messungenauigkeit [mm]
1,0 m 2,0 m 5,0 m 10,0 m 20,0 m 30,0 m 50,0 m
I ±0,2 ±0,3 ±0,6 ±1,1 ±2,1 ±3,1 ±5,1
II ±0,5 ±0,7 ±1,3 ±2,3 ±4,3 ±6,3 ±10,3
II ±1,0 ±1,4 ±2,6 ±4,6 ±8,6 ±12,6 ±20,6
Maßband
Mess- oder Maßbänder dienen der Ermittlung kurzer Dis-tanzen. Sie sind in Stahl-, Glasfaser- und Leinenausfüh-rung erhältlich. Gängige Längen sind 20, 30 und 50 m.
Achtung
Leinenmaßbänder liefern keine brauchbaren Ergebnisse. Es sollten daher nur geeichte Maßbänder aus Stahl oder Glasfaser verwendet werden.
Das Maßband sollte geeicht sein und im ersten Meter eine Millimetereinteilung aufweisen, ansonsten eine Zentime-tereinteilung. Maßbänder sind in den EG-Genauigkeits-klassen I bis III erhältlich, die Messungenauigkeit ist u.a. von der Länge des Maßbands abhängig.
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Messen – Messverfahren und -instrumente11
Tab. 2: EG-Genauigkeitsklassen für Gliedermaßstäbe und Maßbänder
EG-Genauigkeitsklasse a [mm] b [mm] c [mm]
I 0,1 0,1 0,1
II 0,3 0,2 0,2
III 0,6 0,4 0,3
Die Fehlergrenzen (positiv und negativ) werden durch die Formel [a + b × L] ausgedrückt.L = zu messende Länge, auf volle Meter gerundet
c = Beiwert zur Fehlerbegrenzung, wenn der begrenzende Teilungsschritt eine Fläche
ist
Berechnungsbeispiel
Gemessen wird mit einem Stahlmaßband der EG-Genauig-keitsklasse II, das Bandmaß weist eine Länge von 20 m auf.Formel: (a + b × L) / a = 0,3 mm, b = 0,2 mm, L = 20 m 0,3 mm + 0,2 mm × 20 = 4,3 mm Die Messgenauigkeit beträgt ±4,3 mm.
Außer den gerätetypischen Fehlergrenzen sind zusätzlich die örtlichen Fehlereinfl üsse einzubeziehen: Messbänder sind in der Regel für eine Bezugstemperatur von 20 °C ausgelegt sowie für eine Zugspannung von 5 daN (Deka-newton) und eine ebene Aufl age. Bei extremen Tempera-turen sollten Längenkorrekturen vorgenommen werden.
Hinweis
Messfehler aufgrund abweichender Temperaturbedingun-gen können mittels rechnerischer Längenkorrektur elimi-niert werden. Auch Messungenauigkeiten aufgrund von Durchhängen lassen sich korrigieren. Typische Fehlerquellen und wie man sie korrigieren kann, werden im Kapitel Wie genau kann Messen sein? – Messfehler und Fehlerkorrek-turen behandelt.
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Todsünden bei der Bauplanung und -ausführung 20
20 Todsünden bei der Bauplanung und -ausführung
Planungsfehler
Die am häufi gsten vorkommenden Fehler bei der Planung sind sicher Unterlassungen oder auch die Nichtplanung. Nichtplanung beinhaltet all das, was nicht bedacht wur-de. Das kann die Nichtbeachtung von Regelwerken sein, das Nichtdurchführen von Passungsüberlegungen und -berechnungen an wichtigen Schnittstellen, aber auch die Nichtfestlegung von Toleranzen in Bereichen, in denen keine klare Regelung vorliegt, z.B. bei widersprüchlicher Normenlage oder bei Bauwerken- und teilen, die aus dem Regelbereich der DIN 18202 herausfallen (die nicht bün-dige Seite von Einstein-Mauerwerk, Bauteile mit einer Nennlänge von über 60 m etc.). Aber auch eine nicht aus-reichende Leistungsbeschreibung, bei der beispielsweise die Oberfl ächenqualität von Sichtbeton nicht festgelegt wurde, oder die Festschreibung von erhöhten Anforde-rungen bei Estricharbeiten, auf die großformatige Fliesen
im Dünnbettverfahren verlegt werden sollen, stellt einen Planungsfehler dar.
In den meisten Fällen können die durch Unterlassungen entstandenen Probleme bei der Bauausführung durch zu-
sätzliche Maßnahmen behoben werden. So kann z.B. eine
Ausgleichsschicht bei Wänden und Böden beauftragt
werden. Es liegt dann im Verhandlungsgeschick des Pla-
ners, die dadurch anfallenden Kosten gegenüber dem
Bauherrn zu vertreten.
Neben diesen, nicht ausreichend in der Planung berück-
sichtigten Bereichen basieren aber auch viele Fehler auf
falschen Planungsansätzen. Falsche Planungsansätze sind
vor allem solche, die Naturgesetze, handwerkliche Mach-
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Todsünden bei der Bauplanung und -ausführung20
barkeit und die Tatsache, dass ein Bauteil sich in der Re-gel aus einer Summe von Schichten zusammensetzt, igno-rieren. Dadurch können Fehler auftreten, die nicht mehr oder nur mit einem sehr hohen Aufwand beseitigt werden können. In diesem Zusammenhang häufi g unterschätzte Faktoren sind technische und rechtliche Maßlimits, deren Wichtigkeit an dieser Stelle verdeutlicht werden soll.
Planung am Limit
Achtung
Mit Minimal- und Maximalabmessungen zu arbeiten sollte in der Planung grundsätzlich vermieden werden.
Vor allem maßliche Vorgaben aus der Landesbauordnung, z.B. Raum- und Absturzhöhen etc., dürfen nicht unter- bzw. überschritten werden. Aber auch in konstruktiven Bereichen gilt es, beispielsweise darauf zu achten und die Planung so auszulegen, dass die Mindestdachneigung bei Steildächern oder das Mindestgefälle von Flachdächern nicht unterschritten wird. Unbedingt vermieden werden sollten auch Planungen, die auf Mindestkonstruktions-höhen basieren, beispielsweise bei Estrichen oder Putz. Bei der Vorgabe von Gefällen, Konstruktionshöhen etc. müssen immer alle möglichen Abweichungen mit einkal-kuliert werden, um zuverlässig zu verhindern, dass es zu Unter- und Überschreitungen kommt, die gesetzliche und technische Bestimmungen tangieren.
Achtung
Planung am Limit ist unter allen Umständen zu vermei-den!
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Todsünden bei der Bauplanung und -ausführung 20
Mindestanforderungen aus behördlichen Regelungen
Grundsätzlich alle behördlich vorgegebenen Mindest-
und Maximalabmessungen sind zwingend einzuhalten.
Weder positive noch negative Abweichungen (je nach
Anwendungsfall) von diesen Vorgaben, auch im Rahmen
der Grenzabweichungen nach DIN 18202, sind zulässig.
Recht
Eine Unter- bzw. Überschreitung (je nach Anwendungsfall) stellt einen Gesetzesverstoß dar, der bis zur behördlichen Ab-nahmeverweigerung führen kann.
Beispiele für Über- und Unterschreitungen gesetzlicher Maßvorgaben
Beispiel 1: Geschosshöhen
Durch den Zwang, im Bebauungsplan vorgegebene Traufhö-hen einhalten zu müssen, waren bei einer Wohnbebauung die Raumhöhen auf das zulässige Minimum reduziert wor-den. Um die behördlich vorgegebenen 2,50 m für die lichte Raumhöhe einhalten zu können, gab der Architekt eine lich-te Raumhöhe von 2,51 m in der Planung vor. In der Ausfüh-rung zeigte sich aber, dass die vorgegebene Lichte um bis zu 15 mm unterschritten wurde. Grund dafür war der abwei-chende Rohbau.
Eine Kontrolle vor Ort ergab tatsächlich Abweichungen am Rohbau, und zwar von bis zu 19 mm. Abweichungen in dieser Größenordnung waren aber nach DIN 18202, Tabelle 1, Zeile 4 durchaus im Rahmen und daher nicht zu rügen. Der Archi-tekt hatte zwar Passungsüberlegungen getroffen, aber nur unvollständig. Er hat die nach DIN 18202 am Gebäude zuläs-sigen Toleranzen nicht vollständig berücksichtigt und musste sich von daher dem Vorwurf eines Planungsfehlers stellen und die Verantwortung für den Schadensfall übernehmen.
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Beispiel 2: Absturzhöhen
Die Detailplanung eines Architekten sah bei der Geländer-konstruktion aus Stahl eine Geländerhöhe von 1,00 m vor und einen Abstand der Geländerfelder von der Balkonplatte von maximal 4 cm, welches den Mindestanforderungen der bauordnungsrechtlichen Regelungen entsprach. Bei der be-hördlichen Abnahme stellte sich heraus, dass der Abstand zwischen Balkonplatte und unterem Geländerabschluss bis zu 8 cm betrug. Die Geländerhöhe wurde stellenweise mit nur 99,5 cm angetroffen.
Abb. 1: Balkongeländer mit Füllungen aus Aluminiumloch-blechen – deutlich ist der zu große Abstand zwischen Balkonplatte und Geländerfeldern zu erkennen
Die Maßabweichung im unteren Bereich lag weit über dem zulässigen Maß der Toleranzanforderungen. Die Ab-weichungen bei den Geländerhöhen bewegten sich zwar im Rahmen der tolerierbaren Abweichungen nach DIN