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Liturgiewissenschaft für Die Woche Lehrerinnen und Lehrer€¦ · uns die Sünden nach und führe...

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19.01.2009 Dr. Siri Fuhrmann 1 Liturgiewissenschaft für Lehrerinnen und Lehrer Universität Siegen, WiSe 2008 / 2009 FB 01, Katholische Theologie Dr. Siri Fuhrmann 19.01.2009 Dr. Siri Fuhrmann 2 Die Woche Die sonntägliche Messfeier 19.01.2009 Dr. Siri Fuhrmann 3 19.01.2009 Dr. Siri Fuhrmann 3 Drogo-Sakramentar, fol 61v, aus: H. Becker, Liturgiegeschichte in Bildern, in: Ders/J.B. Hilberath/U. Willers (Hgg.): Gottesdienst – Kirche – Gesellschaft. Interdisziplinäre und ökumenische Standortbe- stimmungen nach 25 Jahren Liturgiereform (PiLi 5) St. Ottilien 1990, 277. 19.01.2009 Dr. Siri Fuhrmann 4 19.01.2009 Dr. Siri Fuhrmann 4 Emmaus-Perikope - Eine Kultätiologie Lk 24,13-35 Und als er mit ihnen bei Tisch war, nahm er das Brot, sprach den Lobpreis, brach das Brot und gab es ihnen. Da gingen ihnen die Augen auf, und sie erkannten ihn; dann sahen sie ihn nicht mehr. Und sie sagten zueinander: Brannte uns nicht das Herz in der Brust, als er unterwegs mit uns redete und uns den Sinn der Schrift erschloss? Noch in derselben Stunde brachen sie auf und kehrten nach Jerusalem zurück, und sie fanden die Elf und die anderen Jünger versammelt. Diese sagten: Der Herr ist wirklich auferstanden und ist dem Simon erschienen. Da erzählten auch sie, was sie unterwegs erlebt und wie sie ihn erkannt hatten, als er das Brot brach. Brot Augen Herz Schrift
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Page 1: Liturgiewissenschaft für Die Woche Lehrerinnen und Lehrer€¦ · uns die Sünden nach und führe uns zum ewigen Leben. Amen. Misereatur nostri omnipotens Deus et, dimissis peccatis

19.01.2009 Dr. Siri Fuhrmann 1

Liturgiewissenschaft für

Lehrerinnen und Lehrer

Universität Siegen, WiSe 2008 / 2009FB 01, Katholische Theologie Dr. Siri Fuhrmann

19.01.2009 Dr. Siri Fuhrmann 2

Die Woche

Die sonntägliche Messfeier

19.01.2009 Dr. Siri Fuhrmann 319.01.2009 Dr. Siri Fuhrmann 3

Drogo-Sakramentar, fol61v, aus: H. Becker, Liturgiegeschichte in Bildern, in: Ders/J.B. Hilberath/U. Willers(Hgg.): Gottesdienst –Kirche – Gesellschaft. Interdisziplinäre und ökumenische Standortbe-stimmungen nach 25 Jahren Liturgiereform (PiLi5) St. Ottilien 1990, 277.

19.01.2009 Dr. Siri Fuhrmann 419.01.2009 Dr. Siri Fuhrmann 4

Emmaus-Perikope - Eine KultätiologieLk 24,13-35

Und als er mit ihnen bei Tisch war, nahm er das Brot, sprach den Lobpreis, brach das Brot und gab es ihnen. Da gingen ihnen die Augen auf, und sie erkannten ihn; dann sahen sie ihn nicht mehr. Und sie sagten zueinander: Brannte uns nicht das Herz in der Brust, als er unterwegs mit uns redete und uns den Sinn der Schrift erschloss? Noch in derselben Stunde brachen sie auf und kehrten nach Jerusalem zurück, und sie fanden die Elf und die anderen Jünger versammelt. Diese sagten: Der Herr ist wirklich auferstanden und ist dem Simon erschienen. Da erzählten auch sie, was sie unterwegs erlebt und wie sie ihn erkannt hatten, als er das Brot brach.

BrotAugen

HerzSchrift

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Der Sonntag im Spiegel altchristlicher Namen

Herrentag1. Tag der Woche 8. Tag der Woche „Auferstehungstag des Herrn“Sonntag „Wenn er (der Sonntag) von den Heiden

Tag der Sonne genannt wird, so stimmen auch wir bereitwillig zu: Denn heute ist das Licht der Welt, heute ist die Sonne der Gerechtigkeit aufgegangen, in ihren Flügeln birgt sich das Heil“ Hieronymus, Hist. Eccl.

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Elemente und Teile der Messfeier

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Eröffnung WG EU Entlassung

Elfenbeindyptichon, aus: H. Becker/ B.J. Hilberath/ U. Willers (Hg.): Gottesdienst –Kirche – Gesellschaft. St. Ottilien 1991, 279.

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Grundstruktur der Messfeier (AEM 7)

„In der Messe, dem Herrenmahl, wird das Volk Gottes zu einer Gemeinschaft unter dem Vorsitz des Priesters, der Christus in seinem Tun repräsentiert, zusammengerufen, um die Gedächtnisfeier des Herrn, das eucharistische Opfer, zu begehen. Deshalb gilt für diese Versammlung der Kirche an einem Ort ganz besonders die Verheißung Christi: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen“ (Mt 18,20).

In der Messfeier, die das Kreuzesopfer Christi zu allen Zeiten vergegenwärtigt, ist Christus wirklich gegenwärtig in der Gemeinde, die sich in seinem Namen versammelt, in der Person des Amtsträgers, in seinem Wort sowie wesenhaft und fortdauernd unter den eucharistischen Gestalten.“

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Vergriffen, (1. Aufl. 1990) Grundordnung des Römischen Messbuchs. Vorabpublikation zum Deutschen Messbuch (3. Auflage), Übersetzung der AEM des Missale Romanum von 2002, bestellbar unter www.dbk.de

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Aufbau der vorvatikanischen Messe

Aus: Anselm Schott, Das voll-ständige römische Meßbuch, Freiburg 1958, Einlegeblatt

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Beginn des Ordo Missae

Missale Romanum, 1962 Missale Romanum, 1975

„Der Priester, der im Begriff ist, die Messe zu

feiern…“

„Nachdem sich das Volk versammelt

hat…“

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„Actuosa participatio“ (SC 14)

„Die Mutter Kirche wünscht sehr, alle Gläubigen möchten zu der vollen, bewussten und tätigen Teilnahme an den liturgischen Feiern geführt werden, wie sie das Wesen der Liturgie selbst verlangt und zu der das christliche Volk, „das auserwählte Geschlecht, das königliche Priestertum, der heilige Stamm, das Eigentumsvolk“ (1 Petr 2,9; vgl. 2,4-5) kraft der Taufe berechtigt und verpflichtet ist. Diese volle und tätige Teilnahme des ganzen Volkes ist bei der Erneuerung und Förderung der heiligen Liturgie aufs stärkste zu beachten, ist sie doch die erste und unentbehrliche Quelle, aus der die Christen wahrhaft christlichen Geist schöpfen sollen. Darum ist sie in der ganzen seelsorglichen Arbeit durch gebührende Unterweisung von den Seelsorgern gewissenhaft anzustreben. […]“

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Altes Schloss oder moderne Villa?„Die Liturgie ist ein so recht kompliziertes Gebilde geworden, indessen Einzelheiten sich nicht jeder sofort zurechtfindet. Sie ist vergleichbar mit einem alten, tausendjährigen Schloss, das mit seinen krummen Gängen und schmalen Treppen, mit seinen hohen Türmen und weiten Sälen dem, der es betritt, zunächst fremdartig anmutet.

Man wohnt bequemer in einer modernen Villa. Aber es liegt etwas Adeliges in dem alten Bau. Das geistige Erbe vergangener Jahrhunderte ist in seinen Mauern aufgespeichert, die Baugedanken vieler Generationen sind hineingebaut. Aber sie müssen von den späteren Geschlechtern entschlüsselt werden. So kann auch in der Messliturgie erst geschichtliche Betrachtung, der Nachvollzug der über viele Jahrhunderte gehenden Genesis, ein genaueres Verständnis möglich machen.“Aus: J. A. Jungmann, Missarum Solemnia 1. Eine genetische Erklärung der römischen Messe, Freiburg 1958, 2.

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Eröffnung der Messe

Einzug, liturgische Eröffnung, [Allg. Schuldbekenntnis,] Kyrie, Gloria, Tagesgebet

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Überblick (AEM 24)

Die Teile vor dem Wortgottesdienst, nämlich Einzug, Begrüßung, Allgemeines Schuldbekennt-nis, Kyrie, Gloria und Tagesgebet dienen als Anfang, Einführung und Vorbereitung der ganzen Feier. Ziel und Aufgabe der Eröffnung ist es, dass die versammelten Gläubigen eine Gemeinschaft bilden und befähigt werden, in rechter Weise das Wort Gottes zu hören und würdig die Eucharistie zu feiern.

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Ort der Versammlung – Hauskirche Dura Europos, Syrien 2. Jh.

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Einzug (AEM 25)

Ist die Gemeinde versammelt, beginnt man beim Einzug des Priesters und jener, die einen besonderen Dienst versehen, mit dem Gesang zur Eröffnung. Er hat die Aufgabe, die Feier zu eröffnen, die Verbundenheit aller Teilnehmer zu vertiefen, sie in das Mysterium der liturgischen Zeit oder des Festes einzuführen sowie den Einzug des Priesters und jener, die einen besonderen Dienst versehen, zu begleiten.

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Ort der Versammlung – Basilika Trier, um 310 n. Chr.

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Ort der Versammlung – KathedraleKölner Dom, 13.-19. Jh.

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Introitus, 2. Sonntag im Jahreskreis B

Aus: Graduale Triplex, Solesmes 1979, 260

Alle Welt bete dich an, o Gott, und singe dein Lob,sie lobsinge deinem Namen, du Allerhöchster.

Ps 66 (65),4

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Strukturmodelle in der Liturgie –Dynamisches Modell

Wort - lectio

Reflexion - meditatio

Antwort - oratio

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Begrüßung des Altares

„Denn der Altar der Kirche ist Christus selbst. Zeuge dessen ist der Heilige Johannes, der in seiner geheimen Offenbarung berichtet, er habe die goldenen Altar gesehen, der vor dem Throne stand, auf dem und durch den die Opfer der Gläubigen Gott dem Vater geweiht wurden.“

Aus: J. Pascher, Die Liturgie der Sakramente, Münster 1924, 144.

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Kreuzzeichen (AEM 28)

Nach dem Gesang zum Einzug macht der Priester gemeinsam mit allen das Kreuzzeichen. Dann ruft er der versammelten Gemeinde durch den Gruß die Gegenwart des Herrn ins Bewusstsein. Durch diesen Gruß und die Antwort der Gemeinde wird das Gegenwärtigsein des Mysteriums der Kirche in der feiernden Gemeinde zum Ausdruck gebracht.

„Der Herr sei mit euch“ -

„Und mit deinem Geiste.“

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Schuldbekenntnis (AEM 29)

Nach der Begrüßung der Gemeinde kann der Priester oder ein anderer die Gläubigen ganz kurz in die betreffende Messfeier einführen. Dann lädt der Priester zum Schulbekenntnis ein, das von allen gemeinsam vollzogen und durch die vom Priester gesprochene Bitte um Vergebung abgeschlossen wird.

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früh bezeugt…

„Wenn ihr am Herrentag zusammenkommt, brecht das Brot und sagt Dank, nachdem ihr zuvor eure Übertretungen bekannt habt, damit euer Opfer rein sei.“

Aus: Didache 14,1

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Schuldbekenntnis / Confiteor

Ich bekenne Gott, dem Allmächtigen,und Euch, Brüder und Schwestern, dass ich Gutes unterlassen und Böses getan habe.Ich habe gesündigt in Gedanken, Worten und Werken, durch meine Schuld, durch meine Schuld, durch meine große Schuld. Darum bitte ich die selige Jungfrau Maria, alle Engel und Heiligen und Euch, Brüder und Schwestern für mich zu beten bei Gott, unserm Herrn.

Confiteor Deo omnipotentiEt vobis, fratres, quia peccavinimis coginatione, verbo, opereet omissione: mea culpa, mea culpa, meamaxima culpa.Ideo precor beatam Mariam semper Virginem, omnes Angelos et Sanctos, et vos, fratres, orarepro me ad Dominum Deumnostrum.

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Vergebungsbitte / Misereatur

Der allmächtige Gott erbarme sich unser.Er lasse uns die Sünden nach und führe uns zum ewigen Leben. Amen.

Misereatur nostri omnipotens Deus et, dimissispeccatis nostris, perducat nos ad vitam aeternam. Amen.

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Der Ursprung: Das Stufengebet

Taufgedächtnis: „Asperges me“

Apologie: Kreuzzeichen

„Introibo ad altare Dei“

„Judica me“ (Ps 42 (43),1-5)

Schuldbekenntnis: „Confiteor“(2x) / „Misereatur“ (2x) / „Indulgentiam“

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Kyrie (AEM 30)

Dem Allgemeinen Schuldbekenntnis folgt - sofern es nicht darin enthalten war - das Kyrie. Da in diesem Gesang die Gläubigen den Herrn anrufen und um sein Erbarmen bitten, soll das Kyrie für gewöhnlich von allen gesungen werden, das heißt von Gemeinde und Sängerchor beziehungsweise Kantor.

Jeder Ruf wird in der Regel einmal wiederholt; doch kann man auch weitere Wiederholungen oder kurze Texteinschübe (Tropen) anfügen, sofern sich das aus der Art der verschiedenen Sprachen, aus der musikalischen Form oder aus der konkreten Gestaltung der Feier ergibt. Wird das Kyrie nicht gesungen, soll man es sprechen.

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Die Akklamation im Kaiserkult

„In einem Festzug, bei dem die Vornehmen weiße Kerzen und weiße Kleider trugen, wurde die Säule auf das Forum gebracht. Hymnen wurden gesungen und die Säule von allen, auch von den anwesenden Truppen als Tyche der Stadt verehrt. Der Priester sprach ein litaneiförmiges Gebet und das dabei stehende Volk rief hundertmal: Kyrie eleison. Auf die Säule wurde die Statue des Kaisers gestellt, die man die Heilbringende nannte. Man nannte die Stadt Konstantinopel, …“Quelle: Franz Joseph Dölger, Sol salutis, Münster 1925, 70

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Die Akklamation in der Bibel

Herr, strafe mich nicht in deinem Zorn, und züchtige mich nicht in deinem Grimm! Sei mir gnädig, Herr (evle,hso,n me ku,rie / eléesón me, kýrie), ich sieche dahin; heile mich, Herr, denn meine Glieder zerfallen! (Ps 6,2f.)

Als sie Jericho verließen, folgte ihm eine große Zahl von Menschen. An der Straße aber saßen zwei Blinde, und als sie hörten, dass Jesus vorbeikam, riefen sie laut: Herr, Sohn Davids, hab Erbarmen mit uns (evle,hson h̀ma/j( ku,rie / eléeson hemâs, kýrie)! (Mt 20,29f.)

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Kyrie-Tropen

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GL 495,1

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Leise

Evangelisches Ge-sangbuch, Nr. 99

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Gloria (AEM 31)

Im Gloria, dem ehrwürdigen altchristlichen Hymnus, verherrlicht die im Heiligen Geist versammelte Kirche den Vater und das Lamm und fleht um Erbarmen. Das Gloria wird von allen gemeinsam oder im Wechsel von Gemeinde und Sängerchor oder vom Sängerchor allein gesungen. Besteht keine Möglichkeit zum Gesang, soll es von allen gemeinsam oder im Wechsel gesprochen werden. Das Gloria ist für Hochfeste, Feste und besondere Feiern vorgesehen sowie für alle Sonntage mit Ausnahme der Advents- und Fastenzeit.

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GloriaEhre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen seiner Gnade.

Wir loben dich, wir preisen dich, wir beten dich an, wir rühmen dich und danken dir, denn groß ist deine Herrlichkeit:

Herr und Gott, König des Himmels, Gott und Vater, Herrscher über das All, Herr, eingeborener Sohn, Jesus Christus. Herr und Gott, Lamm Gottes, Sohn des Vaters, du nimmst hinweg die Sünde der Welt: er-barmedich unser; du nimmst hinweg die Sünde der Welt: nimm an unser Gebet; du sitzest zur Rechten des Vaters: erbarme dich unser.

Denn Du allein bist der Heilige, du allein der Herr, du allein der Höchste: Jesus Christus, mit dem Heiligen Geist zur Ehre Gottes des Vaters. Amen.

Gloria in excelsis Deo et in terra pax hominibusbonae voluntatis.Laudamus te, benedicimus te, adoramus te, gratias agimus tibi propter magnam gloriamtuam,

Domine Deus, Rex caelestis, Deus pateromnipotens. Domine Fili unigenite, Iesu Christe, Domine Deus, Agnus Dei, Filius Patris, qui tollispeccata mundi, miserere nobis: Qui tollis peccatamundi, suscipe deprecationem nostram. Quisedes ad dexteram Patris, miserere nobis.

Quoniam tu solus Sanctus, tu solus Dominus, tu solus Altissimus, Iesu Christe, cum Sancto Spiritu: in gloria Dei Patris. Amen.

Und plötzlich war bei dem Engel ein großes himm-lisches Heer, das Gott lobte und sprach: Verherrlicht ist Gott in der Höhe, und auf Erden ist Friede bei den Menschen seiner Gnade.

Lk 2,13f.

Darum hat ihn Gott über alle erhöht und ihm den Namen verliehen, der größer ist als alle Namen, damit alle im Himmel, auf der Erde und unter der Erde ihre Knie beugen vor dem Namen Jesu und jeder Mund bekennt: "Jesus Christus ist der Herr" -zur Ehre Gottes, des Vaters.

Phil 2,9-11

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Tagesgebet (AEM 32)

Anschließend lädt der Priester die Gemeinde zum Gebet ein; in einer kurzen gemeinsamen Stille soll sich jeder auf die Gegenwart Gottes besinnen und sein eigenes Gebet im Herzen formen. Dann betet der Priester das Tagesgebet (das auch „Kollekte“ - zusammenfassendes Gebet - genannt wird). Dabei wird die Eigenart der Feier zum Ausdruck gebracht. Das Gebet des Priesters richtet sich durch den Sohn im Heiligen Geist an Gott den Vater. Die Gemeinde schließt sich dem Gebet an, macht es sich zu eigen und gibt in der Akklamation „Amen“ ihre Zustimmung.

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Struktur eines Gebets Beispiel: Tagesgebet des 2. Sonntags im Jahreskreis, Lesejahr B

Lasst uns beten – [Stille]

Allmächtiger Gott,

du gebietest über Himmel und Erde,du hast Macht über die Herzen der Menschen. Darum kommen wir voll Vertrauen zu dir;

stärke alle, die sich um die Gerechtigkeit mühen, und schenke unserer Zeit deinen Frieden.

Darum bitten wir durch Jesus Christus.

Amen.

Gebetseinladung[Gebetsstille]Anaklese

Anamnese

Epiklese

Schlussformel/ Doxologie

Akklamation

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Heilsgeschichtliche Dimension des Gebets

Schöpfung Heilsgeschichte Vollendung„schon angefangen … noch nicht vollendet“

reinszeniert … nimmtsymbolisch… symbolisch vorweg

xVergangenheit Gegenwart Zukunft

Dank – Lob – BITTE

Anamnese Epiklese

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Gebetsostung

„Wenn wir zum Gebet aufstehen, kehren wir uns nach Osten, von wo der Himmel sich erhebt: nicht als ob Gott dort wäre und als ob er die anderen Weltgegenden verlassen hätte, der ja überall gegenwärtig ist, (…) sondern dass der Geist gemahnt werde, zu einer höheren Natur sich zu bekehren, das heißt zu Gott.“

Aus: Augustinus, de sermone Domini in monte 1,2,18

Aus: A. Wintersig, Eine Papstmesse im VII. Jh. Düsseldorf 1926,13

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Die Gebetsrichtung - Ordo Romanus I 53 (7./8. Jh.)

„Wenn sie (die Kyrie-Litanei) beendet haben, wendet sich der Papst zum Volk und beginnt das Gloria in excelsis Deo. Sogleich darauf wendet er sich bis zum Ende (des Hymnus) nach Osten. Danach wendet er sich wieder zum Volk und sagt: ,Der Friede sei mit euch‘, und während er sich nach Osten richtet, sagt er: ,Lasset uns beten‘. Es folgt das Gebet. Danach setzt er sich. Gleichzeitig setzen sich die Bischöfe und die Presbyter.“Quelle (lat.): M. Andrieu, Les Ordines Romani du haut Moyen Age II, Louvain 1948, 84f.

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19.01.2009 Dr. Siri Fuhrmann 41

Quelle: Ansgar Franz, Leiblichkeit als Ausdrucks-form des Gebetes. Liturgie-wissenschaftliche Überlegung-en im Angesicht des Islam, in: Hansjörg Schmid u. a. (Hgg.), „Im Namen Gottes …“, Regensburg 2006, 148

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Wortgottesdienst

Atl. + ntl. Lesungen, Psalm, Halleluja, Evangelium, Homilie, Glaubensbekenntnis, Fürbitten

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Struktur des Wortgottesdienstes (AEM 33)

Der Kern des Wortgottesdienstes besteht aus den Schriftlesungen mit den Zwischengesängen. Homilie, Glaubensbekenntnis und Fürbitten entfalten diesen Teil und schließen ihn ab. In den Lesungen, die in der Homilie ausgedeutet werden, spricht Gott zu seinem Volk, offenbart er das Erlösungs- und Heilsmysterium und nährt er das Leben im Geist. Christus selbst ist in seinem Wort inmitten der Gläubigen gegenwärtig. Dieses Wort Gottes macht sich die Gemeinde in den Gesängen zu eigen und bezeugt durch das Bekenntnis des Glaubens ihre Treue gegenüber dem Wort. Durch das Wort Gottes gestärkt, bittet sie in den Fürbitten für die Anliegen der gesamten Kirche und für das Heil der ganzen Welt.

19.01.2009 Dr. Siri Fuhrmann 44

Struktur des Wortgottesdienstes

Lesung aus dem ATAntwortpsalm Lesung aus dem NTHalleluja bzw. Ruf vor dem EvangeliumEvangeliumPredigt / HomilieGlaubensbekenntnis CredoFürbitten / Allgemeines Gebet

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19.01.2009 Dr. Siri Fuhrmann 45

Struktur des Wortgottesdienstes

Alttestamentliche Lesung AT Lesung

Antwortpsalm AT Gesang

Neutestamentliche Lesung NT Lesung

Halleluja / Ruf vor dem Evangelium GesangProzession

Evangelium NT Lesung

19.01.2009 Dr. Siri Fuhrmann 46

Strukturen in der Liturgie

GabenbereitungGesang – Prozession – Gebet

Kommunion Gesang – Prozession – Gebet

EinzugGesang – Prozession – Lesung

EvangeliumGesang – Prozession – Lesung

Eröffnung

Wortgottesdienst

Eucharistiefeier

Entlassung AuszugGesang – Prozession

19.01.2009 Dr. Siri Fuhrmann 47

Leseordnungen in der Alten KircheAntiochia, Kleinasien

Sie selbst wanderten von Perge weiter und kamen nach Antiochia in Pisidien. Dort gingen sie am Sabbat in die Synagoge und setzten sich. Nach der Lesung aus dem Gesetz und den Propheten schickten die Synagogenvorsteher zu ihnen und ließen ihnen sagen: Brüder, wenn ihr ein Wort des Trostes für das Volk habt, so redet.

(Apg 13,14f.)

19.01.2009 Dr. Siri Fuhrmann 48

Leseordnungen in der Alten KircheCaesarea

Du aber, von den Propheten unterrichtet: Waschet und reinigt euch! Von den Psalmen ermahnt: Tretet hin zu ihn, so werdet ihr erleuchtet, von den Aposteln aufgefordert und belehrt: Thut Buße, und ein Jeder von euch lasse sich taufen im Namen des Herrn Jesu Christi zur Vergebung der Sünden […]; vom Herrn selbst eingeladen, der da sagt: Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid, und ich will euch erquicken. – Dies alles traf in der heutigen Verlesung zusammen, - du aber zögerst, überlegst und zauderst?“

(Basilius der Große, Ermahnungen zur Taufe BKV 15,404)

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19.01.2009 Dr. Siri Fuhrmann 49

Leseordnungen in der Alten KircheEdessa, Syrien

Aus: F.C. Burklitt: The early Syriacae Lectionary System, London 1923, 12

19.01.2009 Dr. Siri Fuhrmann 50

Der prophetische Charakter der Hl. Schrift

„Die Qualität des Wortes, derart gültig zu bleiben und zu sein, dass die Späteren ihre neuen Erfahrungen mit Gott verifizieren können, diese Qualität gehört zur Prophetie, zur Schrift. Beides: Erfahrungen mit Gott im Gebet erbitten, als irgendwie geschehen wahrnehmen und das Wort der Schrift als unserem kritischen Sinn zu einer gültigen Prüfung der diffusen Erfahrungen übergeben annehmen – das ist: an den je und je wirkenden Gott ernsthaft glauben. So verstanden ist Liturgie ein je aktuelles Geschehen in der Kirche, das von der Gemeinde am voraus gewussten, nun aber als gültig erwiesenen und neu angenommenen Wort der Schrift – dem Zeugnis der Propheten, dem Zeugnis der Erstglaubenden –überprüft wird. …

19.01.2009 Dr. Siri Fuhrmann 50

19.01.2009 Dr. Siri Fuhrmann 51

Der prophetische Charakter der Schrift

… Wir verlesen in der Liturgie also nicht Bibel, um ein Neues zu hören, ein Interessantes, ein Frommes, nein: wir anerkennen proklamierend das Wort der Bibel als gültig, weil allein von ihm her erprobt wird, ob das an uns im voraus Geschehene wirklich Gottes Wirken ist, und wie es dies ist. …Schlagwortartig, aber damit gewiss auch verkürzend, mag man sagen: Exegese hat es zunächst mit Literatur zu tun, Liturgiewissenschaft mit Ereignisinterpretation.“

Quelle: Angelus A. Häußling, Die Psalmen des Alten Testamentes in der Liturgie des Neuen Bundes, in: Klemens Richter/Benedikt Kranemann (Hgg.), Christologie der Liturgie (QD 159), 90f.

19.01.2009 Dr. Siri Fuhrmann 52

Warum Christen aus dem Alten Testament lesen

„Es ist sicherlich keine Frage, dass wir uns als Christen auf den Weg vom (bekannten) Neuen Testament zum (unbekannten) Alten Testament machen müssen, um die ganze Schrift als Ur-Kunde und Fundament unseres Glaubens wieder kennen zu lernen. Doch um das Christentum zu verstehen, müssen wir wohl auch – wie die ersten Christen – wieder von vorne anfangen.“

Quelle: Christoph Dohmen, Nur die halbe Wahrheit? Für die Einheit der ganzen Bibel, Freiburg 1993

19.01.2009 52


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