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Lesen bis der Arzt kommt - Fachbereich 12: Start · • Literatur vermittelt die Erfahrungen...

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Lesen bis der Arzt kommt Eine Studie zu Kinderliteratur im Wartezimmer Bremer Kinderärzte Universität Bremen, Sept. 2008 Verfasst von: Anika Borm Saskia Koj Franziska Massmann Daniela Stodte Hrsg. von Jochen Hering
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Lesen bis der Arzt kommt

Eine Studie zu Kinderliteratur im Wartezimmer Bremer Kinderärzte

Universität Bremen, Sept. 2008

Verfasst von: Anika Borm Saskia Koj

Franziska Massmann Daniela Stodte

Hrsg. von Jochen Hering

Page 2: Lesen bis der Arzt kommt - Fachbereich 12: Start · • Literatur vermittelt die Erfahrungen anderer und kann so zum Verständnis für soziale Zusammen-hänge beitragen. Durch das

Inhalt Kurzvorstellung der Studie

Literatur und kindliche Entwicklung

Literarische Wirkungen und literarische Qualität

Qualitätskriterien für gute Bilder- und Sachbilderbücher

Das Analyseraster zur Bewertung erzählender Bilderbücher

Das Analyseraster zur Beurteilung von Sachbilderbüchern

Der Stellenwert von Kinderliteratur im Wartezimmer bei den befragten Kinderärzten:

Auswertung und Ergebnisse der Leitfadeninterviews

• Literatur im Wartezimmer • Subjektive Theorien zur literarischen Wirkung • Situation im Wartezimmer • Lesen/Vorlesen im Wartezimmer • Interesse an Beratung

Der literarische Fundus in den Kinderarztpraxen. Auswertung Geeignete Kinderliteratur für das Wartezimmer des Kinderarztes.

Anhang

Der Interviewleitfaden

Das Titelbild entstammt dem im Rahmen dieser Studie ebenfalls entstandenen Bilderbuch

von Daniela Stodte, Wer hat Angst vorm kleinen Pieks, Bremen 2007 (unveröffentlicht).

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Kurzvorstellung der Studie

Im Rahmen von Vorsorgeuntersuchungen, Impfungen, Erkrankungen und Verletzungen besucht jedes Kind

meist mehrfach den Kinderarzt. Folglich eignet sich das Wartezimmer des Kinderarztes besonders, um

einen Kontakt zwischen Kind und Literatur herzustellen. Gerade Kinder aus „buchfernen“ Familien haben

hier die Chance, mit geeigneten Bilder- bzw. Kinderbüchern in Berührung zu kommen.

Durch PISA und IGLU wissen wir, dass sich eine frühe literarische Erziehung, dass sich Lesen und Litera-

tur positiv auf den Bildungsverlauf eines Kindes auswirken. Frühes Vorlesen fördert Fähigkeiten im

sprachlichen, kognitiven, emotionalen, sozialen und ästhetischen Bereich. Und die Förderung dieser Kom-

petenzen unterstützt wiederum den späteren Prozess des Lesen- und Schreibenlernens .

Auf der anderen Seite stellt die Situation beim Kinderarzt für Kinder eine Belastung dar. Die ungewohnte

Atmosphäre in der Praxis, der Kontakt mit fremden Personen, die Ungewissheit vor der Untersuchung so-

wie die Angst vor der Prognose und deren Konsequenzen (Medikamente, Spritze, weitere Untersuchungen,

etc.) können den Arztbesuch zu einer Problemsituation für Kinder, aber auch für deren Eltern machen.

Durch ausgewählte Kinderliteratur kann dieser stressbesetzten Situation entgegen gewirkt werden.

Im Folgenden werden die Ergebnisse der Studie „Lesen bis der Arzt kommt“ aus dem Zeitraum Dezember

2006 bis September 2007 vorgestellt. Die Studie, erstellt im Rahmen von Examensarbeiten an der Bremer

Universität1, befasst sich mit der vorgefundenen Literatur in Bremer Kinderarztpraxen und fragt nach dem

bei Kinderärzten2 vorhandenen Engagement bezüglich Kinderliteratur. Die Studie diente gleichzeitig als

Grundlage für die Erarbeitung eines Literaturkanons, bestehend aus geeigneten Bilder- und Sachbilder-

buchvorschlägen für das Wartezimmer bei Kinderärzten. Diese Literaturauswahl möchten wir allen Interes-

sierten zur Verfügung stellen.

Zu Beginn unserer Studie wurden alle Bremer Kinderarztpraxen schriftlich über unser Vorhaben infor-

miert. Später wurden die angeschriebenen Kinderärzte telefonisch kontaktiert, um ihre Bereitschaft zur

Teilnahme an der Studie festzustellen und ggf. Termine für einen Praxisbesuch zu vereinbaren. Insgesamt

waren nur 25 Prozent aller Bremer Kinderarztpraxen an einer Teilnahme interessiert. Alle anderen Praxen

lehnten eine Teilnahme ab und begründeten dies mit fehlendem Interesse und Zeitmangel. Somit müssen

aufgrund der geringen Teilnahme die Ergebnisse aus der Studie vorsichtig als Tendenz interpretiert werden.

Die Arbeit mit den teilnehmenden Praxen bestand a) aus der Erfassung des im Wartezimmer vorhandenen

Buchbestandes, b) aus der Durchführung eines Leitfadeninterviews (siehe weiter unten) mit dem Arzt.

1 Entstanden im Bereich „Literatur- und Mediendidaktik im Fach Deutsch für Primarstufe und Elementarbereich“,

Leitung Prof. Dr. Jochen Hering. 2 In der Folge wird aus Gründen der sprachlichen Einfachheit die männliche Form benutzt.

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Literatur und kindliche Entwicklung

Die erste Begegnung mit Literatur erfolgt bei Kindern in der Regel durch Bilderbücher. Für jede Alters-

klasse lassen sich Bilderbücher finden. Vorlesen schafft einen positiven Zugang zum Buch, die gemeinsa-

me Vorlesesituation, in der sich die Eltern Zeit für ihre Kinder nehmen, ihnen vorlesen und anschließend

über das Gelesene sprechen, wird vom Kind als ein angenehmes, Geborgenheit und Nähe bringendes Er-

eignis empfunden. Im nachfolgenden Abschnitt wird in knappen Thesen dargestellt, welche Wirkungen

Bilderbüchern in Bezug auf die kindliche Entwicklung zugesprochen werden können.

Sprachliche Kompetenz

• Bereits bei Kleinkindern prägt das Vorlesen von Bilderbüchern die Fähigkeit, Sprachrhythmik und

-melodie der Mutter-, Zweit- oder Fremdsprache wahrzunehmen und fördert so die Sensibilität für

Merkmale der Sprache.

• Schon Bilderbücher zeigen, dass es einen Unterschied zwischen gesprochener und geschriebener

Sprache gibt. Hierdurch können bereits bekannte grammatikalische Strukturen der Mutter-, Zweit-

und Fremdsprache erweitert werden.

• Durch regelmäßiges Vorlesen von Bilderbüchern und das Betrachten der Bilder werden Kinder mit

schriftsprachlichen Mustern vertraut gemacht und erkennen das Prinzip der Dekontextualität.

• Durch das mehrmalige Vorlesen des gleichen Bilderbuches wächst die Vertrautheit mit Satz-

mustern und Standardlautung.

• Durch das Vorlesen von Bilderbüchern und gerade durch die Kombination von Wort und Bild kön-

nen unbekannte und abstrakte Wörter angeeignet werden. Der Wortschatz wird erweitert.

• Das Vorlesen und Lesen von Texten und Bilderbüchern fördert narrative (erzählende) Kompeten-

zen. Die Kinder erlangen ein Gefühl für die Struktur von Geschichten3.

• Die Verinnerlichung dramaturgischer Strukturen (scripts) ermöglicht es dem Kind, bei seinen eige-

nen Erzählungen strukturiert vorzugehen.

• Der Umgang mit dekontextualisierter Sprache, die Vertrautheit mit komplexeren grammatikali-

schen Strukturen, die Erweiterung des Wortschatzes, all das fördert die Fähigkeit zu Text- und

Sinnverstehen (Literacy).

Emotionale Kompetenz

• Bilderbücher erleichtern im Zusammenspiel von Bild- und Textelementen die Wahrnehmung und

das Verständnis für Gefühle.

• In der Identifikation mit den Protagonisten fördern Bilderbücher die Empathiefähigkeit.

• Bilderbücher bieten Gesprächsanlässe für Gefühle, Freude Angst, und Belastungen.

• Bilderbücher fördern früh – wie Literatur allgemein – in der Identifikation mit den Protagonisten

das Denken in Perspektiven, eine Grundvoraussetzung für soziale Intelligenz.

3 Vgl. hierzu Petra Wieler, Vorlesen in der Familie. Fallstudien zur literarisch-kulturellen Sozialisation von

Vierjährigen, Weinheim / München 1994.

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Soziale Kompetenz

• Literatur vermittelt die Erfahrungen anderer und kann so zum Verständnis für soziale Zusammen-

hänge beitragen. Durch das Vorlesen eines Bilderbuches wird bereits jüngeren Kindern vermittelt,

dass Handlungen von Personen in einen sozialen Kontext eingebettet sind und Reaktionen von an-

deren Personen hervorrufen.

• Durch ein vielschichtiges Angebot an Kinderbüchern, die sich mit moralischen Themen wie bei-

spielsweise gerechtem Teilen, Umgang mit Regeln oder der Auseinandersetzung mit Konflikten

befassen, kann die Entwicklung moralischen Handelns im Alltag langfristig unterstützt werden.

• Im Umgang mit Bildern und Geschichten wird soziale Intelligenz, d.h. das Denken in Perspektiven

und Perspektivübernahmen gefördert. Das Kind erkennt anhand der Charaktere im Buch, dass jede

Person auf Grund ihres Kontextes individuell handelt und denkt und kann diese Erkenntnis im all-

täglichen Umgang mit anderen Personen anwenden.

Ästhetische Kompetenz

• Bilderbücher fördern genaues und konzentriertes Hinschauen und Wahrnehmen.

• Mit Bilderbüchern machen Kinder sinnliche Grunderfahrungen mit Farben, Formen, Materialien,

Schriften und ihren Ausdrucksqualitäten.

• Besonders künstlerisch und inhaltlich anspruchsvolle Bilderbücher sensibilisieren für die Vielfalt

der bildnerischen Techniken und Malstile und führen Kinder in Bildsprache ein.

• Der Umgang mit qualitativ hochwertigen Bilderbüchern, ihren Perspektiven, Techniken und Mal-

stilen, unterstützt beiläufig den Erwerb eines ästhetischen Urteilsvermögens.

Literarische Wirkungen und literarische Qualität

Die angenommenen Wirkungen von Literatur sind natürlich abhängig von der Qualität des jeweiligen Bil-

derbuches. Ein Buch beispielsweise, das Jungen und Mädchen in Rollenklischees darstellt und stereotypen

Handlungsmustern folgt, ist ja nur wenig geeignet, Empathie für das jeweils andere Geschlecht zu fördern.

Im Folgenden werden in aller Kürze Qualitätskriterien für gute Bilderbücher, wie sie der vorliegenden Stu-

die zugrunde liegen, vorgestellt.

Qualitätskriterien für gute Bilder- und Sachbilderbücher

Das hier verwendete Analyseraster zur Beurteilung von Kinderliteratur enthält als Zusatz zu den „An-

kreuzmöglichkeiten“ (Ja, in Teilen, Nein) eine Ziffernbewertung. Ist das jeweilige Kriterium erfüllt, wer-

den drei Punkte vergeben. Ist es nur teilweise erfüllt, so werden zwei Punkte vergeben. Einen Punkt erhält

das Bilderbuch dagegen für ein nicht erfülltes Kriterium. Das optimale Gesamtergebnis bei maximaler

Punktzahl liegt bei 75 Punkten. 25 erreichte Punkte stellen den Minimalwert dar. Um die Eignung eines

Bilderbuches feststellen zu können, wurde eine Punkteskala festgelegt, anhand derer sich drei Kategorien

für die Bewertung und Einteilung herausbildeten. Zur Ermittlung der einzelnen Punktspannen für „nicht

empfehlenswert“, „empfehlenswert mit Einschränkungen“ und „empfehlenswert“ wurde von der Maximal-

die Minimalpunktzahl abgezogen. Es ergab sich ein Wert von 50, der durch die Anzahl der Prädikate divi-

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diert wurde, um die jeweiligen Intervalle festlegen zu können. Es ergibt sich somit für jede Empfehlung

eine Spanne von 16 Punkten. Demnach kommen die drei folgenden Prädikate zustande:

• Nicht empfehlenswert: 25 bis 41 Punkte

• Empfehlenswert mit Einschränkungen: 42 bis 58 Punkte

• Empfehlenswert: 59 bis 75 Punkte

Bilderbücher, die die Thematik „Angst vor dem Kinderarzt“ beinhalten, werden zusätzlich zum allgemei-

nen Analyseraster anhand von Zusatzkriterien bewertet. Auch hierfür wurden drei Prädikate vergeben. Die

Ermittlung der Intervalle erfolgte wie bereits oben beschrieben. Dabei wurde für die Prädikate „nicht emp-

fehlenswert“ und „empfehlenswert“ eine Spanne von drei Punkten ermittelt. Für den mittleren Bereich

(„empfehlenswert mit Einschränkungen) ergibt sich dagegen eine Spanne von vier Punkten, damit die zu

erreichenden Punkte adäquat aufgeteilt werden. Demnach ergeben sich hier folgende Intervalle:

• Nicht empfehlenswert: 6 bis 9 Punkte

• Empfehlenswert mit Einschränkungen: 10 bis 14 Punkte

• Empfehlenswert: 15 bis 18 Punkte

Das Analyseraster zur Bewertung erzählender Bilderbücher

Kriterium erfüllt?

Ja

In Teilen

Nein

Ziffernbewertung: Ja = 3 In Teilen = 2 Nein = 1

1. Beurteilung hinsichtlich des Inhaltes Können sich die Kinder mit einer/mehreren Figuren aus der Geschichte identifizieren?

Wird an die Interessen, Erfahrungen und Probleme der Kinder angeknüpft?

Werden geschlechtsspezifische Rollenklischees vermieden?

Enthält das Bilderbuch einen altersgemäßen Umgang mit Erfahrungen und Problemen von Kindern?

Regt der Inhalt zum Mit- und Weiterdenken an? Wird die Fantasie der Kinder angeregt und Spielraum für Wünsche und Träume geboten?

Trägt der Protagonist zur Lösung des Problems bei?

2. Beurteilung hinsichtlich der bildlichen Qualität Vermeiden die Illustrationen das Stereotyp des Niedlichen?

Lassen die Bilder Raum für eigene Geschichten bzw. sind die Illustrationen narrativ?

Wecken die Bilder Fragen, lösen sie Neugier aus? Fordern die Bilder zu genauem Hinsehen auf? Treffen die Bilder den Charakter der Erzählung?

3. Beurteilung hinsichtlich sprachlicher Qualität und Erzählweise

Lässt die Sprache dem Leser Raum? (Zum Nachden-ken, für eigene Urteile/ Schlussfolgerungen)

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Lässt die Sprache den Bildern Raum? (Verstärken die Bilder z.B. das durch den Text Dargestellte?)

Ist die Sprache verständlich? Bietet die Sprache eine Wahrnehmung der inneren Welt des Protagonisten?

Wir eine bildhafte Sprache geboten? (Lautmalerei, wörtliche Rede, umgangssprachliche Elemente)

Wird eine anschauliche Sprache präsentiert? (Metaphern, Vergleiche)

Wird ein Spannungsbogen erzeugt?

4. Allgemeine Qualitätskriterien (Zusammenfassung) Fördert das Bilderbuch den kognitiven Bereich? (Wird z.B. Wissen vermittelt?)

Fördert das Bilderbuch den emotionalen Bereich? (Werden Gefühle angesprochen oder wird Empathie geweckt?)

Fördert das Bilderbuch den sozialen Bereich? (Werden beispielsweise soziale Zusammenhänge thematisiert?)

Fördert das Bilderbuch das Kind im ästhetischen Be-reich? (Förderung der Wahrnehmungsfähigkeit, der visuellen Kompetenz, etc.)

Fördert das Bilderbuch die sprachlichen Fähigkeiten des Kindes? (Wortschatzerweiterung, etc.)

Kann mit dem Bilderbuch das „Bilderlesen“ des Kindes entwickelt und gefördert werden?

Gesamtpunktzahl:

5. Zusatzkriterien Beurteilung von Bilderbüchern zum Thema „Angst vor dem Arztbesuch“ Werden Ängste ernst genommen? Werden Ängste authentisch dargestellt? (Spiegeln sie typische kindliche Erlebnisformen wider?)

Werden Lösungen zur Bewältigung von Ängsten vorge-schlagen, die dem Kind glaubhaft erscheinen? (kann es diese auf seinen Alltag übertragen?)

Trägt der Protagonist selbst zur Bewältigung der Angst-situation bei?

Vermögen die Bilder die als angstvoll erlebte Situation zu veranschaulichen?

Werden Veränderungen und Auflösungen von Ängsten auch bildlich sichtbar?

Gesamtpunktzahl:

Das folgende Analyseraster enthält, ebenso wie das zur qualitativen Bewertung von Bilderbüchern, zusätz-

lich zu den „Ankreuzmöglichkeiten“ (Ja, in Teilen, Nein) eine Ziffernbewertung. Auch hier werden für die

Erfüllung eines Kriteriums drei Punkte vergeben. Ist es nur teilweise erfüllt, so werden zwei Punkte erteilt.

Einen Punkt erhält das Sachbilderbuch dagegen für ein nicht erfülltes Kriterium. Die maximal zu errei-

chende Punktzahl liegt bei 30 Punkten. Zehn erreichte Punkte stellen den Minimalwert dar. Auch für dieses

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Analyseraster wurde eine Punkteskala festgelegt, um die Eignung des jeweiligen Buches zu bestimmen. Es

ergeben sich ebenfalls drei Prädikate („nicht empfehlenswert“, „empfehlenswert mit Einschränkungen“,

„empfehlenswert“). Die Ermittlung der Intervalle erfolgt wie oben beschrieben, sodass sich eine Spanne

von sechs Punkten für die einzelnen Empfehlungen ergibt. Demzufolge kommen folgende Prädikate zu-

stande:

• Nicht empfehlenswert: 10 bis 16 Punkte

• Empfehlenswert mit Einschränkungen: 17 bis 23 Punkte

• Empfehlenswert: 24 bis 30 Punkte

Das Analyseraster zur Beurteilung von Sachbilderbüchern

Kriterium erfüllt?

Ja In Teilen

Nein

Ziffernbewertung: Ja = 3 In Teilen = 2 Nein = 1

1. Beurteilung hinsichtlich des Inhaltes Sind die Inhalte wissenschaftlich korrekt dargestellt? Wurde im Hinblick auf die Zielgruppe eine sinnvolle Informationsauswahl getroffen?

Regt der Inhalt zum Mit- und Weiterdenken an? Regt der Inhalt zur kritischen Auseinandersetzung mit dem behandelten Thema an?

Sind die Inhalte kindgerecht, lebendig und anregend aufbereitet? (hoher Bildanteil, variationsreiche Illustrationen, etc.)

2. Beurteilung hinsichtlich der Textgestaltung und der sprachlichen Qualität Sind Wortschatz und Satzstruktur des Textes leser-bezogen angemessen?

Ist die Länge der des Textes angemessen? Wird durch zusätzliche Elemente (wörtliche Rede, rhetorische Fragen, etc.) die Lesemotivation aufrechterhalten?

3. Beurteilung hinsichtlich der bildlichen Qualität Sind die Illustrationen und /oder Fotos qualitativ hochwertig?

Stehen Bild und Text in einem angemessenen Verhältnis zueinander?

Gesamtpunktzahl:

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Der Stellenwert von Kinderliteratur im Wartezimmer bei den befragten Kinderärzten:

Auswertung und Ergebnisse der Leitfadeninterviews4 Im Folgenden stellen wir die signifikanten und aussagekräftigen Ergebnisse unserer Studie vor.

Literatur im Wartezimmer 1. Woher stammen die derzeit vorliegenden Kinderbücher in Ihrem Wartezimmer?

(Mehrfachnennungen möglich)

Durch die Verteilung wird deutlich, dass der Arzt bei einem Drittel des Literaturbestandes (31% Schen-

kungen und 4% externe Institutionen) nicht primär an der Auswahl beteiligt ist. Bei diesen Büchern hat er

folglich nur bedingt Einfluss auf Inhalt, Qualität und Eignung.

2. Wurden die Bücher zielgerichtet ausgewählt? Wenn ja, nach welchen Kriterien?

92 Prozent der befragten Ärzte gaben an, ihre Literatur zielgerichtet auszuwählen. Dem steht die Herkunft

der Bücher (siehe oben) entgegen. Da außerdem der Bestand zeigt, dass ein Großteil der in den Praxen

vorgefundenen Literatur qualitativ eher minderwertig ist, lässt das den Schluss zu, dass die Auswahl der

Bücher nicht mit Hilfe professioneller Auswahlkriterien stattgefunden hat und den Ärzten entweder ent- 4 Das Leitfadeninterview befindet sich im Anhang. 6 Charakteristisch für ein Wimmelbuch ist das im Verhältnis zu anderen Bilderbüchern große Format, zumeist grö-

ßer als DIN A4. Auf den sich dann im Buch meist doppelseitig erstreckenden Bildern wimmelt es von detailliert dargestellten Menschen, Tieren und Dingen, die das alltägliche Leben widerspiegeln.

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sprechende Kenntnisse oder auch ein weitergehendes Interesse in diesem Bereich fehlen. Die Angabe, die

Literatur zielgerichtet ausgewählt zu haben, spiegelt u.U. eher wider, was von den Befragten als erwartete

Antwort eingeschätzt wurde.

Im Rahmen dieser Frage sollten die Befragten auch die Kriterien angeben, nach denen sich ihre Kinderlite-

raturauswahl richtet. Die Angaben bestätigen, dass es den Ärzten an einem Bewusstsein für und an Kennt-

nissen über professionelle Kriterien mangelt, da über 36 Prozent der Ärzte „Kostengünstigkeit“ als Merk-

mal für ihre Wahl angaben. Die Ursache für die Nennung dieses Kriteriums liegt nach Aussagen der Ärzte

im hohen Verschleiß der Wartezimmerliteratur. Bücher werden häufig unsachgemäß behandelt und be-

schädigt, gelegentlich auch aus der Praxis entwendet.

Kostengünstigkeit ist allerdings in der Regel ein Merkmal der sog. „Kaufhausliteratur“, die häufig durch

Rollenklischees, stereotype Handlungsmuster, nichtssagende Inhalte und klischeehafte Bildhaftigkeit ge-

kennzeichnet ist. Zudem wurden Merkmale wie geringe Textmenge, Zustand des Buches (bei Second-

Hand-Käufen), hochwertiges und stabiles Material sowie ansprechende Illustrationen als Auswahlkriterien

genannt. Kriterien, die die inhaltliche Qualität eines Buches in den Blick nehmen (z.B. Bezug zur Lebens-

welt der LeserInnen; Anregung zu emphatischem Verhalten, zu kreativen Problemlösungen, Eignung für

die Situation im Wartezimmer etc.) bleiben ausgeblendet.

3. Gibt es eine feste Person, die für den Bücherbestand verantwortlich ist? Wenn ja, wer ist verantwortlich? 73 Prozent der Befragten gaben an, dass eine feste Person für die Literatur im Wartezimmer zuständig ist.

4. Kennen Sie die Kinderliteratur in Ihrem Wartezimmer? Können Sie ein Beispiel nennen? Alle Ärzte bejahten diese Frage. Trotzdem konnten nur wenige ein konkretes Beispiel nennen. An Stelle

von speziellen Buchtiteln wurden in der Mehrzahl lediglich Kategorien wie zum Beispiel Wimmelbücher6,

Sachbücher oder einzelne Autoren genannt. Anhand dieser Aussagen lässt sich vermuten, dass die Befrag-

ten nur eine ungefähre Ahnung davon haben, welche Literatur sich in ihrem Wartezimmer befindet.

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5. Warum sind gerade diese Bücher geeignet?

Angstbewältigung durch Literatur ist der am häufigsten genannte Aspekt für die Eignung. Nach eigenen

Angaben greifen Ärzte außerdem auf bei Kindern beliebte Bücher zurück. Die Beliebtheit machen sie an

der Häufigkeit der Verwendung fest.

6. Wird der Buchbestand von Zeit zu Zeit geändert? Wenn ja, in welcher Form?

In sämtlichen Arztpraxen erfolgt eine Veränderung des Literaturbestandes. Allerdings wird der Bestand

ausschließlich bei Verschleiß und nach Diebstahl aufgestockt. Auffällig hierbei ist, dass der aktuellen

Entwicklung des Bilderbuchmarktes keine Aufmerksamkeit geschenkt wird.

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7. Kennen Sie Kinderliteratur, in der das Thema Arzt / Arztbesuch vorkommt?

Obwohl nur wenige der Probanden ein Beispiel aus der Literatur im eigenen Wartezimmer benennen konn-

ten, konnte jeder der Befragten Literatur angeben, die sich mit den Themen „Gesundheit“ und „Arztbe-

such“ befasst. Kenntnisse über Literatur zum Thema „Gesundheit“ sind partiell vorhanden. Allerdings

spiegelt sich dieses Wissen nicht im Fundus der eigenen Praxis wider.

Subjektive Theorien zur literarischen Wirkung 1. Glauben Sie, dass sich Literatur auf Kinder auswirkt?

Alle befragten Probanden bejahten diese Frage. Demzufolge scheinen sämtliche Ärzte eine Vorstellung

davon zu haben, dass Literatur eine spezifische Wirkung auf die kindliche Entwicklung hat.

2. Würde Ihnen ein Beispiel einfallen?

Alle Befragten waren der Meinung, Literatur wirke sich auf Kinder aus. Die genannten Beispiele (27 Pro-

zent nannten ein Beispiel) waren allgemeine Aussagen zur literarischen Wirkung wie Sprachförderung,

Wissensaneignung, Heranführung an Literatur, Aufklärung, Hilfestellung im Krankheitsfall und Förderung

der Konzentrationsfähigkeit.

3. Können Sie sich vorstellen, dass Literatur etwas zur Gesundheit beitragen kann?

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27 Prozent der Befragten beantworteten diese Frage mit einem klaren Nein, weitere 18 Prozent mit Ein-

schränkungen. Diese Verteilung ist bemerkenswert. Fast die Hälfte der befragten Kinderärzte billigt der

Literatur kaum eine Rolle im Kontext von Gesundheitsförderung zu. Dabei gibt es eine Vielzahl an Bü-

chern, die sich kognitiv (informierend, Zusammenhänge darstellend) mit Gesundheit / Krankheit befassen

(Bücher zum Thema „Gesunde Ernährung“, „Bewegung“, etc.). Daneben gibt es Bücher, die die Rolle des

emotionalen und sozialen (Fürsorge und Pflege) im Umgang mit Gesundheit / Krankheit herausstellen.8

4. Können Sie sich vorstellen, dass Literatur prophylaktisch eingesetzt werden kann? Obwohl in der Frage davor nur 55 Prozent der Befragten der Meinung waren, Literatur könne gesundheits-

fördernde Aspekte und Wirkungen haben, gaben hier 73 Prozent an, dass Literatur prophylaktisch einge-

setzt werden könne. Aus dieser Diskrepanz lässt sich vielleicht schließen, dass diejenigen Ärzte, die anga-

ben, es sei nur bedingt möglich, mit Literatur einen Beitrag zur Gesundheit zu leisten, diesen auf die Pro-

phylaxe beziehen. Ist ein Kind bereits erkrankt, kann Literatur scheinbar nicht zur Verbesserung des Wohl-

befindens beitragen. Im Zusammenhang Prophylaxe verweisen die Befragten hauptsächlich auf Sachlitera-

tur, die in den Bereichen Zahnhygiene, Ernährung, Bewegung, gesunder Körper, Angstprävention und

Vorbereitung auf den Arztbesuch aufklärend wirksam sei.

5. Sehen Sie einen Unterschied zwischen Kinderliteratur und Illustrierten für Erwachsene im Warte-

zimmer?

Die Ärzte, die von einem Unterschied zwischen Illustrierten und Kinderliteratur im Wartezimmer ausge-

hen, sehen diesen im Wesentlichen in ihrer Funktion. Illustrierte für Erwachsene dienen primär zur Über-

brückung von Wartezeit, während Kinderliteratur einen Einfluss auf die kindliche Entwicklung habe. Auf-

fällig ist, dass 18 Prozent der Ärzte keinen Unterschied zwischen Illustrierten und Kinderliteratur sowie

deren Funktion sehen. Ihrer Meinung nach dienen beide der reinen Wartezeitüberbrückung. 18 Prozent der

befragten Kinderärzte scheinen sich nicht bewusst zu sein, welche Bedeutung Literatur gerade im

frühkindlichen Bereich hat.

8 Vgl. hierzu auch die Vorschlagsliste weiter hinten. 11 Bürgerlicher Stadtteil Bremens, Einwohner mit überdurchschnittlichem Einkommen, geringe Arbeitslosenquote,

geringer Arbeitslosenanteil.

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Situation im Wartezimmer

Wie ist Ihrer Erfahrung nach die Situation für die Kinder im Wartezimmer?

26 Prozent der befragten Ärzte halten die Situation im Wartezimmer für Kinder nur für eine geringe Belas-

tung. Die Realität zeigt, dass ein Viertel der Kinder mit geringen bis großen Ängsten zu kämpfen hat. Dies

konnten Arzthelferinnen bei Befragungen bestätigen.

Lesen/Vorlesen im Wartezimmer

1. Passiert es häufig oder selten, dass Eltern ihren Kindern im Wartezimmer vorlesen? Die Tatsache, dass signifikante 73 Prozent der Befragten angaben, in ihrem Wartezimmer werde viel vor-

gelesen, lässt darauf schließen, dass die Kinderarztpraxis ein geeigneter Ort ist, um Kinder mit Literatur in

Berührung zu bringen.

Die Praxen, deren Ärzte feststellten, es werde selten vorgelesen, befinden sich in den unterschiedlichsten

Stadtteilen. Somit ist das Vorleseverhalten nicht direkt am Grad der Bildungsnähe der Bevölkerung eines

Stadtteils festzumachen. So gab zum Beispiel ein Arzt in Schwachhausen11 an, dass in seinem Wartezim-

mer verhältnismäßig wenig vorgelesen werde. Den Grund sehe er in der hohen Rezeption von Bilderbü-

chern im familiären Bereich. Diese Kinder beschäftigen sich im Wartezimmer eher mit den angebotenen

Spielsachen. Daneben gab es auch Praxen, in denen wenig vorgelesen wurde, weil die Eltern der kleinen

Patienten der deutschen Schriftsprache nicht mächtig sind. Diese Eltern haben auf Grund ihrer Sprachbar-

riere Hemmungen, ihren Kindern in der Öffentlichkeit vorzulesen.

2. Schauen sich Kinder häufig oder selten Bücher selber an? Gibt es Favoriten?

Bei dieser Frage ergab sich die gleiche Verteilung wie bei der vorherigen Frage. Dies ist nicht verwunder-

lich, da Vorlesen das eigenständige Lesen beeinflusst. Das heißt, Kinder denen viel vorgelesen wird, neigen

in der Regel eher dazu, selbstständig Bücher zu rezipieren. Regelmäßiger Kontakt mit Büchern kann aller-

dings auch zu einer Selbstverständlichkeit werden und Kinder somit veranlassen, bei einer Wahlmöglich-

keit zwischen Büchern und ihnen nicht bekanntem Spielzeug zu letzterem zu greifen. Kommen Kinder

selten oder nie mit Literatur in Kontakt (durch regelmäßiges Vorlesen, etc.), so sinkt die Wahrscheinlich-

keit, dass sie aus Eigeninteresse zu Büchern greifen. Nicht jeder Kinderarzt konnte eine konkrete Antwort

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auf die Frage nach Favoriten geben. Als Folge des geringen Aufenthalts im eigenen Wartezimmer konnte

diese Frage in der Regel nicht konkret beantwortet werden.

Als favorisierte Bücher wurden in erster Linie Sachbilderbücher zu diversen Themen genannt. Zudem wur-

den Walterbücher12 (Martin Handford) und Wimmelbücher (Ali Mitgutsch u. a.), bekannte Buchreihen wie

„Lars der Eisbär“, „Petterson und Findus“ und „Lauras Stern“ angegeben. Des Weiteren wurden literari-

sche Gattungen wie Märchen und Comics angeführt. Hier ist auffällig, dass unter den Favoriten keine Bü-

cher genannt wurden, die das Thema „Arzt“ oder „Arztbesuch“ explizit beinhalten.

Interesse an Beratung 1. Sind Sie an einer ausgewählten literarischen Sammlung an Kinderbüchern in Ihrem Wartezimmer interessiert?

Alle befragten ÄrztInnen sind an einem Kanon zu geeigneter Literatur interessiert. Einige bekundeten au-

ßerdem ihr Interesse an den Ergebnissen der Studie. Da alle Probanden freiwillig an der Studie teilgenom-

men haben, ist dieses Ergebnis nicht außergewöhnlich.

2. Könnte Sie eine Vorschlagsliste mit ausgewählter Kinderliteratur (ca. 10 Titel; ca. 100 Euro) motivieren, diese für Ihr Wartezimmer anzuschaffen?

Sämtliche befragten Kinderärzte sind gewillt, ihren Bestand anhand der Vorschlagsliste zu erweitern. Et-

was über 50 Prozent der Ärzte räumten ein, dass ihnen der angegebene Wert zu hoch sei, da der Verschleiß

an Büchern in ihrer Praxis zu erheblich sei.

Der literarische Fundus in den Kinderarztpraxen. Auswertung

Insgesamt wurden im Rahmen der Studie 359 Bücher aufgenommen. Von diesen 359 Büchern lassen sich

109 der Gattung Sachliteratur zuordnen. Bei 250 Büchern handelt es sich um erzählende Literatur.

Die vorgefundene Literatur ließ sich altersgruppenbezogen in vier Gruppen einteilen: „unter drei“, „drei bis

sechs“, „sechs bis zehn“ und „über zehn Jahre“.

Durchschnittlich liegen in jeder Kinderarztpraxis 33 Bücher (aufgerundeter Wert) aus. Obwohl nach Anga-

ben der Ärzte Sachliteratur bei den „kleinen Patienten“ beliebter sei, wies der Bestand oftmals einen deut-

lich höheren Anteil an kostengünstiger belletristischer Literatur auf (beispielsweise Bilderbücher von Ben-

jamin Blümchen oder die bekannte Connyreihe). Zudem stellte sich heraus, dass das Angebot an Literatur

zum Thema „Gesundheit“ und „Arztbesuch“ bei den Sachbilderbüchern bei nur 17 Prozent lag und sich bei

den Bilderbüchern auf nur 9 Prozent beschränkte. Dabei sollte eigentlich auf Grund des beruflichen Inte-

resses an kindorientierten und allgemeinen Gesundheitsfragen entsprechende Literatur angemessen vertre-

12 Ähnlicher Aufbau wie die bereits beschriebenen Wimmelbücher. Hinzu kommt der Protagonist Walter, der vom

Betrachter auf jeder Seite gesucht werden kann.

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ten sein. Dieses Ergebnis stimmt nicht mit der Selbsteinschätzung der Ärzte überein, die zu 44 Prozent

angaben, durch Literatur im Wartezimmer aufklärend auf den Arztbesuch vorzubereiten.

Bei 17 Prozent des Literaturbestandes der Bremer Kinderarztpraxen handelt es sich um klassische Kinder-

und Jugendliteratur (Astrid Lindgren, Janosch, Wilhelm Busch u.ä.) Märchen inbegriffen. 21 Prozent der

Ärzte gaben an, Kinder durch Klassiker der deutschen Kinderliteratur an Literatur allgemein heranführen

zu wollen. Wimmelbücher machen 6 Prozent des Gesamtbestandes der Belletristik aus. Fast in allen Praxen

wurde mindestens ein Wimmel- bzw. wimmelähnliches Bilderbuch vorgefunden. Einige Ärzte bezeichne-

ten Wimmelbücher als einen Favoriten ihres Kinderliteraturbestandes, da diese sich für eine kurze Warte-

zeit eignen und bei den Kindern sehr beliebt seien. Abenteuerliteratur, die zu 6 Prozent im belletristischen

Bereich vorgefunden wurde, dient, laut Aussage der Ärzte, der Unterhaltung der Kinder.

Bilderbücher mit dem Aspekt der Resilienzförderung13 sollten einen besonderen Stellenwert im Wartezim-

mer des Kinderarztes einnehmen, da sie eine Möglichkeit bieten, Kindern in verschiedenen Lebenssituatio-

nen unterstützend und stärkend zur Seite zu stehen. Die psychische Gesundheit, die durch resilienzfördern-

de Literatur beeinflusst werden kann, wirkt sich maßgeblich auf die physische Gesundheit aus. Lediglich

4% der in den Wartezimmern vorhandenen Literatur entsprechen den Kriterien für resilienzfördernde Lite-

ratur.14

Fazit

Wie bereits erwähnt müssen die Ergebnisse dieser Studie auf Grund der geringen Beteiligung der Bremer

Kinderärzte im Sinne einer Tendenz bewertet werden. In vorbereitenden Telefonaten wurde deutlich, dass

die geringe Beteiligung zum einen auf mangelndes Interesse, zum anderen aber auch auf Zeitmangel (be-

dingt durch Urlaubsvertretungen beispielsweise) zurückzuführen ist. In Gesprächen mit den Teilnehmern

spiegelte sich aber auch Verunsicherung bzgl. der Studie wider, ein Gefühl des „Kontrolliert Werdens“ in

einem Bereich, in dem man sich nicht qua Fachlichkeit sicher ist. Die Widersprüchlichkeiten bei einigen

13 Definiert wird Resilienz allgemein als die Fähigkeit von Menschen, erfolgreich mit widrigen Lebensumständen

und negativen Folgen von Stress umzugehen. Kommt es trotz negativer Erfahrungen zu einem positiven und ge-sunden Dasein, lässt sich von der Fähigkeit zur Resilienz sprechen.

Eine Arbeit zum Thema „Literatur und die Förderung von Resilienz bei Kindern“ findet sich auf dieser Seite. 14 Vgl. die Kriterien im Abschnitt „ Qualitätskriterien für gute Bilder- und Sachbilderbücher“.

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Antworten sind u.U. auch ein Indiz für diese Unsicherheiten und lassen die Vermutung zu, dass die befrag-

ten ÄrztInnen versuchten, einem Bild des Arztes in der Öffentlichkeit zu entsprechen und den impliziten

Erwartungen der Interviewfragen gerecht zu werden.

Als wesentliches Ergebnis der Studie lässt sich folgendes zusammenfassen:

1. Kinderliteratur in den Wartezimmern der befragten ÄrztInnen wird nur zum Teil zielgerichtet aus-

gesucht. Mehr als ein Drittel der Bücher gerät eher zufällig (als Schenkung, als Reste aus dem ei-

genen Fundus) in die Praxen.

2. Der zielgerichtet ausgesuchte Teil der Literatur wiederum wird zu mehr als 50 Prozent nach äußer-

lichen Kriterien wie Haltbarkeit und Preisgünstigkeit ausgesucht. Die Konsequenz ist:

Ein großer Teil der in Kinderarztpraxen ausliegenden Kinderliteratur gehört in den Bereich der sog.

Kaufhausliteratur und genügt den qualitativen Ansprüchen an gute Kinderliteratur nicht.

3. Bei der Frage nach der Funktion von Literatur im Wartezimmer geben 21 Prozent der Befragten

Ablenkung, 7 Prozent Wartezeitüberbrückung an. 18 Prozent der Ärzte sehen keinen Unterschied

zwischen Illustrierten und Kinderliteratur. Beides diene dem Überbrücken von Wartezeit. Der Stel-

lenwert von Literatur für die kindliche Entwicklung wird von einem Großteil der Befragten unter-

schätzt bzw. das eigene Wartezimmer wird nicht als Chance gesehen.

4. Obwohl es Sinn macht, in einer Kinderarztpraxis Literatur zu den Themen „Gesundheit“, „Arztbe-

such“ sowie „Angst vor der Situation“ anzubieten, ist Literatur zu dieser Thematik nur selten prä-

sent.

5. Mit Gesundheit wird Literatur nur bedingt in Zusammenhang gebracht.

6. Alle befragten Ärzte waren an einer Vorschlagsliste mit empfehlenswerter Kinderliteratur für ihr

Wartezimmer interessiert. Gleichzeitig war der Hälfte der Befragten eine Investition von 100,- Eu-

ro, aufgrund des Verschleißes der Bücher ev. zwei Mal im Jahr zu tätigen, zu hoch.

Geeignete Kinderliteratur für das Wartezimmer des Kinderarztes. Eine auf die Situation „Arztbesuch“ bezogene Vorschlagsliste Im Folgenden findet sich eine Auswahl empfehlenswerter Bilder- und Sachbilderbücher. Die Auswahl ist

dabei auf die Themen „Gesundheit / Krankheit“ und „Arztbesuch“ beschränkt.

Um mit Bilderbüchern einen Beitrag zur kindlichen Entwicklung zu leisten, bedarf es Bücher, die bestimm-

ten Qualitätskriterien genügen (vgl. unser Analyseraster). Trotz solcher Kriterien bleiben Bewertungen

natürlich auch subjektiv, da in die Beurteilungen immer auch Erfahrungen, Vorlieben und das ästhetische

Urteil (der „Geschmack“) der RezensentInnen einfließen.

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Bilderbücher zum Thema „Gesundheit / Krankheit“ und „Arztbesuch“15

„Ich mach dich gesund, sagte der Bär“ Janosch (2007) Weinheim: Beltz & Gelberg 48 Seiten Altersempfehlung: ab 5 Jahren Preis: 5,50 € (Minimax-Ausgabe) ISBN: 978-3-407-76038-8 Thematik: Krankheit und die Bedeutung der Fürsorge durch Freunde (soziale Kompetenz). Inhalt: Eines Tages wird der kleine Tiger krank. Der Bär kümmert sich um den Tiger und verspricht, ihn schnell wieder ge-sund zu machen. Als es dem Tiger nach einem Tag immer noch nicht besser gehen will, bringt ihn der Bär in das Krankenhaus der Tiere. Nach einer kleinen Operation geht es dem Tiger bald besser und so holen ihn alle seine Freunde ab, um ihn nach Hause zu bringen. Schließlich äußert der Bär noch einen Wunsch an den Tiger. Im nächsten Jahr wolle er einmal krank sein und der Tiger solle ihn wieder gesund machen. „Immuno oder Was passiert, wenn man krank ist“ Bärbel Spathelf/ Susanne Szesny (2003) Wuppertal: Albarello Verlag GmbH 32 Seiten Altersempfehlung: ab 4 Jahren Preis: 11,90 € ISBN: 978-3-86559-032-9 Thematik: Arztbesuch und Krankheit. Was passiert im Körper, wenn man krank ist. (Wissen, kognitive Kompetenz). Inhalt: Katharina hat eine Erkältung. Deshalb geht Mama mit ihr zum Kinderarzt. Ihr Bruder Philip kommt auch mit, weil seine Vorsorgeuntersuchung ansteht und er geimpft werden muss. Der Kinderarzt erklärt beiden Kindern die Abläufe und Gründe für die Untersuchung. Wieder zu Hause angekommen, bekommt Katharina Besuch von Immuno. Dieser gehört zu den Abwehrzellen in Katharinas Körper und erklärt ihr genau, weshalb sie krank ist und was die Abwehr- und Immunzellen alles machen, um die Viren und Bakterien in ihrem Körper zu bekämpfen. „Die kranke Ameise“ Zdeněk Miler (2005) Leipzig: leiv 12 Seiten Altersempfehlung: ab 3 Jahren Preis: 4,95 € ISBN: 978-3-89603-251-5 Thematik: Krankheit und die Bedeutung von Fürsorge und Medizin (soziale Kompetenz). Inhalt: Die kleine Ameise hat Rückenschmerzen. Sogleich wird der Doktor herbeigeholt und verordnet täglich drei Stückchen Zucker und Bettruhe. Doch die Medizin allein hilft der Ameise nicht, um wieder gesund zu werden. Erst durch die zusätzliche Fürsorge ihrer Freunde wird die kleine Ameise wieder gesund.

15 Anschaffungskosten der gesamten Vorschlagsliste 88,45 Euro.

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„Lachen ist die beste Medizin“ Uli Geißler/ Günther Jakobs (2006) Bindlach: Loewe Verlag GmbH Seiten: 32 Altersempfehlung: ab 3 Jahren Preis: 9,90 € ISBN: 978-3-7855-5852-2 Preis Mini-Ausgabe: 5,00 € ISBN: 978-3-7855-5661-0 Thematik: Steigerung des Wohlbefindens durch einen positiven Gemütszustand (spielerisches Denken, Förderung von Phantasie und sprachlicher Kompetenz). Inhalt: Doktor Kugelrund ist in der Tierwelt sehr bekannt. Alle kranken Tiere wollen in seine Praxis, dem Haus zur Fröhlich-keit, um sich von ihm behandeln zu lassen. Dafür nehmen sie auch lange Wartezeiten in Kauf, denn der fröhliche Doktor Kugelrund besitzt ein Allheilmittel. Im Verlauf der Handlung werden diverse Tiere mit den außergewöhn-lichsten Krankheiten vorgestellt. Um möglichst alle Tiere schnell wieder gesund zu machen, greift der Doktor zu seiner Spezialarznei: einer Mischung aus Lachen, Quatsch und Albernheit. „fünfter sein“ Ernst Jandl/ Norman Junge (2007) Weinheim: Beltz & Gelberg 36 Seiten Altersempfehlung: ab 4 Jahren Preis: 5,50 € (Minimax-Ausgabe) ISBN: 978-3-407-76005-0 Thematik: Angespanntheit und Angst im Wartezimmer. Auseinandersetzung mit Gefühlen, ausgefallene Bilder (Umgang mit Gefühlen, Förderung ästhetischer Kompetenz). Inhalt: Im Wartezimmer eines Arztes sitzen fünf lädierte Spielfiguren, die auf ihre Behandlung warten. Sichtlich angespannt und ängstlich gehen sie nach und nach in das Behandlungszimmer und kommen funktionstüchtig wieder heraus. Schließlich sitzt nur noch der kleine Pinocchio im Wartezimmer. Vor lauter Angst fängt er an zu weinen, bis er end-lich an der Reihe ist und ins Behandlungszimmer gehen kann. Dort findet er einen freundlichen Spielzeugdoktor vor, der seine abgebrochene Nase reparieren wird. „Komm mit zum Doktor“ Nancy Delvaux/ Aline de Petigny (2004) Bindlach : Gondrom Verlag GmbH 20 Seiten Altersempfehlung: ab 2 Jahren Preis: 3,95 € ISBN: 978-3-8112-2419-3 Thematik: Angst vor dem Kinderarztbesuch. Umgang mit negativen Gefühlen (emotionale Kompetenz). Inhalt: Tina muss zur Vorsorgeuntersuchung. Von ihrer Freundin hat sie gehört, dass es beim Kinderarzt nicht schlimm ist und dass es hinterher sogar ein Bonbon zur Belohnung gibt. Den Aussagen ihrer Freundin will Tina allerdings nicht trauen. Sie hat vor allem vor der Impfung und der damit verbundenen Spritze Angst. Ihr Teddy soll lieber für sie zum Kinderarzt gehen. In der Praxis bekommt dann auch erst einmal der Teddy die Spritze um sicher zu gehen, dass es wirklich nicht so schlimm ist und Tina keine Angst zu haben braucht. Schließlich tut die Spritze gar nicht so weh und Tina ist erleichtert.

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Sachbilderbücher zu den Themen „Kinderarztbesuch“ und „Der menschliche Körper“

„Mein Körper: Marie geht zum Kinderarzt“ Christian Thielmann/ Hans Döring (2006) Düsseldorf: Patmos Verlag 32 Seiten mit 8 Klappbildern Altersempfehlung: ab 4 Jahren Preis: 10,90 € ISBN: 978-3-491-42042-7 Thematik: Erstes Wissen über Krankheiten und Aufklärung über das Vorgehen und die Abläufe beim Kinderarzt (Wissen, Ver-stehen von Zusammenhängen, kognitive Kompetenz). Inhalt: Marie wacht morgens auf und klagt über Fieber und Halsschmerzen. Deshalb geht ihr Vater mit ihr zur Kinderärztin Frau Doktor Roth. In deren Praxis erfährt Marie, welche Kinderkrankheiten es gibt und lernt die wichtigsten Untersu-chungsmethoden kennen. Außerdem wird ihr erklärt, welche Medikamente ihrem Körper helfen, um Krankheitserre-ger zu bekämpfen. „Wieso? Weshalb? Warum? Zu Besuch beim Kinderarzt“ Doris Rübel (1999) Ravensburg: Ravensburger Buchverlag 16 Seiten Altersempfehlung: ab 4 Jahren Preis: 12,95 € ISBN: 978-3-473-33278-6 Thematik: Erstes Wissen über Krankheiten und Aufklärung über das Vorgehen und die Abläufe beim Kinderarzt (begriffliches Wissen, Wortschatzerweiterung, kognitive Kompetenz). Inhalt: Was passiert beim Kinderarzt? Wie heißen die einzelnen Instrumente? Was bedeuten Begriffe wie „ansteckend“ oder „Allergie“? Dieses Sachbilderbuch bietet Antworten auf all diese Fragen und bereitet somit aufklärend auf den Be-such beim Kinderarzt vor. „Ich entdecke die Welt! Die Kinderarztpraxis“ Barbara Wernsing-Bottmeyer/ Niklas Böwer (2007) Münster: Coppenrath Verlag 20 Seiten Altersempfehlung: ab 3 Jahren Preis: 7,95 € ISBN: 978-3-815-76868-6 Thematik: Erstes Wissen über Krankheiten und Aufklärung über das Vorgehen und die Abläufe beim Kinderarzt Kinderarzt (begriffliches Wissen, Wortschatzerweiterung, kognitive Kompetenz). Inhalt: Ben, Lina, Tom und Maja besuchen den Kinderarzt. Ben ist krank, Lina muss zur Vorsorgeuntersuchung, Tom be-kommt eine Impfung und Maja hat sich das Handgelenk verletzt. Informierend und aufklärend bereitet dieses Sach-bilderbuch auf den Kinderarztbesuch vor und erläutert die einzelnen Untersuchungsvorgänge und -instrumente.

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„Das große Buch vom Körper“ Silvia Schneider/ Betina Gotzen-Beek (2006) München: cbj 64 Seiten Altersempfehlung: ab 8 Jahren Preis: 14,95 € ISBN: 978-3-570-12938-8 Thematik: Wissen über biologische Vorgänge im menschlichen Körper, Gesundheit, Ernährung und Medizin (Verstehen komplexer Zusammenhänge, kognitive Kompetenz). Inhalt: Warum knurrt mir der Magen, wenn ich Hunger habe? Wie funktioniert das Gehirn? Warum kommen uns die Tränen? Dieses Sachbilderbuch bietet Kindern Antworten auf eine Vielzahl von Fragen zum menschlichen Körper. Zusätzlich werden hilfreiche Tipps bei kleineres Verletzungen gegeben und erklärt, was bei einem Arztbesuch oder einem Kran-kenhausaufenthalt alles passiert.

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Anhang Der Interviewleitfaden Literatur im Wartezimmer

1. Woher stammen die derzeit vorliegenden Kinderbücher in Ihrem Wartezimmer? (Mehrfachnen-

nungen möglich)

2. Wurden die Bücher zielgerichtet ausgewählt? Wenn ja, nach welchen Kriterien wurden sie ausge-

wählt?

3. Gibt es eine Person, die für den Bücherbestand verantwortlich ist? Wenn ja, wer ist für diesen ver-

antwortlich?

4. Kennen Sie die Kinderliteratur in Ihrem Wartezimmer? Können Sie ein Beispiel nennen?

5. Wird dieser Bestand von Zeit zu Zeit geändert? Wenn ja, in welcher Form geschieht dies?

6. Kennen Sie Kinderliteratur, in der das Thema Arzt oder Arztbesuch vorkommt?

Subjektive Theorien zur literarischen Wirkung

1. Glauben Sie, dass sich Literatur auf Kinder auswirkt?

2. Würde Ihnen ein Beispiel einfallen?

3. Können Sie sich vorstellen, dass Literatur etwas zur Gesundheit beitragen kann?

4. Kann Literatur prophylaktisch eingesetzt werden kann?

5. Sehen Sie einen Unterschied zwischen Kinderliteratur und Illustrierten für Erwachsene im Warte-

zimmer?

Situation im Wartezimmer

1. Wie ist Ihrer Erfahrung nach die Situation für die Kinder im Wartezimmer?

2. Was ist eine Belastung für die Kinder und was ist der Grund dafür?

3. Wie könnten die Eltern diesem Problem bereits im Vorfeld entgegenwirken?

4. Welche Funktionen könnten Kinderbücher Ihrer Meinung im Wartezimmer übernehmen?

Lesen und Vorlesen im Wartezimmer

1. Passiert es häufig oder selten, dass Eltern ihren Kindern im Wartezimmer vorlesen?

2. Schauen sich Kinder häufig oder selten Bücher selber an? Gibt es Favoriten?

Interesse an Beratung

1. Sind Sie an einer ausgewählten literarischen Sammlung an Kinderbüchern in Ihrem Wartezimmer

interessiert?

2. Könnte Sie eine Vorschlagsliste mit ausgewählter Kinderliteratur (ca. 10 Titel; ca. 100 Euro) moti-

vieren, diese für Ihr Wartezimmer anzuschaffen?


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