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LEN - MGH-BibliothekJuuA M. SMITH, Province and Empire. Brittany and the Carolingians (Cambridge...

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7\NNJ\LEN des Historischen Vereins für den Niederrhein insbesondere das alte Erzbistum Köln Heft 212 2009 BÖHLAU VERLAG KÖLN WEIMAR WIEN
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  • 7\NNJ\LEN des Historischen Vereins

    für den Niederrhein insbesondere

    das alte Erzbistum Köln

    Heft 212 2009

    BÖHLAU VERLAG KÖLN WEIMAR WIEN

  • Die Friesenmission und der Eintritt der in der alten Provincia Germania II gelegenen Bistümer in die

    karolingische Reichskirche·

    von

    Josef Semmler

    I Der Missionsauftrag des merowingischen Königtums: Köln und Tongern-Maastricht

    Im letzten Brief, der aus der Korrespondenz, die der hl. Bonifatius mit dem Hl. Stuhl unterhielt, aufuns gekommen ist, macht der exiguus missus Germanicus catholicae et aposto/icae Romanae ecclesiae den erst seit kurzem amtierenden Papst Stephan II. darauf aufmerksam, dass die episcopalis sedes in castello quod dicitur Traiectum (Utrecht) einst von Papst Sergius I. (687-701) dem servus Dei und in Rom geweihten Bischof Willibrord1 praedicans gentem Fresonum als sedes subiecta pontifici Romano zugewiesen wurde. Fünfzig Jahre lang habe Willibrord dort als Glaubensbote und Kirchengründer gewirkt. Das castellum Utrecht2 habe der frühere (antiquus) Frankenkönig Dagobert I. (623-638/639)3

    der Kölner Kirche zugeteilt mit der Maßgabe, dass der Bischof von Köln die gens der Friesen zum Christusglauben bekehre und durch seine Predigt ihre

    "conversion en profondeur" (L. Mrus)4 fördere. 5

    Mit seiner Begründung um die Wende vom 5. zum 6. Jahrhundert wuchs dem katholischen Königtum der Merowinger die herrscherliehe Aufgabe zu, den christlichen Glauben nicht nur durch Wort und Vorbild den Untertanen na-

    • Die nachstehende Untersuchung erschien aus Raum- und Zeitgrilnden nur als Skizze in: Rheinisch -Kölnisch- Katholisch. Beiträge zur Kirchen- und Landesgeschichte sowie zur Geschichte des Buch- und Bibliothekswesens der Rhein lande. Festschrift f!lr Heinz Finger zum 60. Geburtstag (Libelli Rhenani 25), Köln 2008, S. 63-80.

    1 Zu Willibrord zuletzt LuTz E. v. PADBERG in: Realenzyklopädie der germanischen Altertumskunde (im Folgenden: RGA) 34 2(2007), S. 121-125 und KNuT ScHAFERDlEK in: Theologische Realen-zyklopädie (im Folgenden: TRE) 36 (2004), S. 107ff.,jeweils mit ausfUhrlieber Bibliographie.

    2 Zu Utrecht als spätantik-frühmittelalterliches casteil um zuletzt J. KIEVEN in: RGA 31 2(2006), s. 578ff.

    3 Ein knappes Portrait König Dagoberts entwirft MARTINA HARTMANN, Aufbruch ins Mittelalter, Darmstadt 2003, S. 72ff.

    4 V gl. Luoo Mtus, La conversion en profondeur: un processus sans fin, in: Revue du Nord 68, 1986, s. 487-498.

    5S. Bonifatii et Lu/li episto/ae, ed. MICHAEL TANGL, Monumenta Germaniae Historica (im Fol-genden: MGH), Epist. sei. 1 (1916), S. 234ff. Nr. 109.

  • hezubringen, sondern auch zu den den Franken benachbarten gcntcs zu tragen.6

    Damit sei verbunden, worauf Avitus, Bischof von Vienne (t 5 18), nachdrück-lich hinwies, quatenus externi populi pro religionis [!) vobis primitus imperio servituri sich mit christlichen Franken unter einem FOrsten zusammenfl1nden.7

    Es waren Chlothar II. (t 629), sein Sohn Dagobert I. und sein Enkel Sigibert lU (t 656), die diese Aufgabe akzeptierten und sie als Instrument zu Festigung und Ausweitung ihrer Herrschaft zu nutzen wussten.• Ihre Helfer aus dem romano-fränkischen Adel zogen sie an ihren Hof, schulten und setzten sie in der zentralen Administration und in politischen Missionen ein.9 Aus ihrem Kreis entnahmen sie die Bischöfe als Lehrer des staatstragenden Volkes und vorbildliche llirten der Gläubigen als Missionare 10, die durch Predigt und Beispiel so Menschen in ihrem Jurisdiktionsbereich und außerhalb als fideles Dei et regis gewannen.u

    Der Auftrag, den Dagobert I. nach dem Zeugnis des hl. Bonifatius Kunibert von Köln, seinem und seines Sohnes Berater' 2 und Bischof der metropolis der

    6Über die Mission als Aufgabe des christlichen Herrschcrs M. REYDELLET, La royaut~ dans Ia Iitterature latine de Sidoinc Apollinaire il Isidore de Seville (Bibliothcque des Ecoles fran~aises d'Athenes et de Rome 243), Rom 1981, S. 94-113; ARNOLD ANGENENDT, Kaiserherrschaft und Königstaufe (Arbeiten zur Frühmittelalterforschung 15), Bcrlin 1984, ~· 1-17; zuletzt FRANZ-REINER ERKENS, Herrschersakralität im Mittelalter von den Anilingen bis zum lnvestiturstreit, Stuttgart 2006, bes. S. 63f. und S. 74-80.

    7 AVITUS VON VIENNE, Epistolae, ed. RUDOLF PEIPER, MGH AA VI,2 (1883), s. 75f., Nr. xxxxvr (41).

    8Vgl. EuoEN EwJo, Die fränkischen Teilreiche im 7. Jahrhundert. (613-714), zue~st in: Trierer Zeitschrift fllr Geschichte und Kunst des Trierer ~andes und .semer N~chbargeb1ete 22 .• 1953• s. 85-145, jetzt in: DERS., Spätantikes und fränktsches Galhen I (Bethcfte der Francta 311 ) München 1976, S. 172-230, hier 186-189. '

    9 Vita Desiderii Carducae urbis episcopi, 'ed. ~RUNO KRUSCH, MGH SS rer Mer IV ( 1902), cap, 4, S. 566; vgl. PATRJCK J. GEARY, Die Merowmger. Europa vo~ ~arl d~.m Gro~en, München 1996, S. 161-164; MARTIN HEINZELMANN, Studia s~nctorum. M1heux d. lnStruCtiO~. et Valeurs ~ducatives, in: MICHEL SoT (Hrsg.), Haut moyen age. Cult~re, ~ducat10n et soc1et~. Etudes offertes il Pierre Rieb~, Paris/Nanterre 1976, S. 105-130, hter S. 117-123; zuletzt REINHoL KAISER Konstituierung der fränkischen Zivilisation 1: Das merowingische Frankenreich . ~

    ' W E . M' 'ln, JoACHJM EHLERS (Hrsg.), Deutschland und der esten uropas 1m Jltclalter (Vorträge Und Forschungen 56), Stuttgart 2002, S. 53-98, hier S. 94ff.

    10Dagobert I. an Bischof Sulpicius von Bourges (630), MGH DD Merov, S. 99ff., Nr. 37: talis nostra devotio manet, ut eos quos moribus ornatos et sanctis operibus deditos perspicimus hos ad episcopale culmen prohevere debemus; ähnlich ebd., S. 101ff., Nr. 38 tales debemu~· procurare pastores qui secundum Deum et iuxta apostolica dictapiebis [!] sibi ha [!] nobis commissas debeant regere; Preceptum de episcopatum [!] in: Formulae Marculfi, ed. KARL ZEMMER, MGH Formulae (1886), 1,5, S. 45f.: pro salutae animarum huiusmodi personis /ocis celsoribus [!] pontificalem prespiciat committere dignitatem ... qui plebem non minus pietute quam severitate constringat, qui sciat ... gregis suae sa/utem ad ovile dominico [!] ... vafeat praesentari [!].

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    11 Vgl. HERBERT HELBIG, Fideles Dei et regis, in: Archiv fllr Kulturgeschichte 33, 1951, S. 275-306. 12 Chronicarum ... quae dicuntur Fredegarii, ed. 8RUNO KRuscH, MGH SS rer Mcr II (1888), IV,S8

    und 83fT., S. 150 und 164ff.

  • alten Provinz Germania inferior13, mit der Zuweisung von Utrecht erteilte, be-traf die Friesen, die im Nordteil dieser Provinz siedelten14 und wie die östlich an sie angrenzenden Sachsen15 heidnisch geblieben waren. 16 Doch um 650/660 waren weder Friesen noch Sachsen von Köln aus für die christliche Mission zu erreichen. 17 Immerhin handelte Dagobert I. mit Sachsen einen Vertrag aus, der diese zum Grenzschutz gegen die Wenden verpflichtete, wofür er auf einen Jahrestribut von 500 Kühen verzichtete. 18 Ob im Zuge dieses Vertrages die Köl-ner Kirche nach Soest gelangte, steht dahin. 19 Das Kloster Stavelot-Malmedy, dessen Anfänge Bischof Kunibert begleitete20, sollte kein Zentrum missionari-scher Aktivität werden.21

    Sehen wir recht, ordnete sich die Vergabe von Utrecht an Köln ein in die auf Ausweitung der königlichen Macht ausgerichtete Missionspolitik Dagoberts und seines Hofkreises, der auch unter den unmittelbaren Nachfolgern des Königs tätig blieb.22 636/637 drohte Dagobert I. den Bretonen mit einer verheerenden Invasion, wenn ihr Fürst Judicael nicht das Unterwerfung beinhaltendefoedus

    13 Zu Persönlichkeit und Wirken Bischof Kuniberts von Köln ausführlich HERIBERT MüLLER, Bi-schof Kunibert von Köln. Staatsmann im Übergang von der Merowinger- zur Karolingerzeit, in: Zeitschrift fllr Kirchengeschichte 98, 1987, S. 167-205.

    14 Vgl. H.-J. KüHN u. P. ScHMID in: RGA 10 2(1998), S. 54-63. 15 V gl. die Übersicht von MATTHIAS SPRINGER in: RGA 26 2(2004 ), S. 35-42. 16Vgl. KNUT ScHÄFERDIEK in: RGA 10 2(1998), S. 66-69 und RGA 11 2(1998; S. 391-395 sowie

    ARNOLD ANGENENDT, Liudger. Missionar- Abt- Bischof im frühen Mittelalter, Münster 22005, s. 165f.

    17 BEDA VENERABILIS, Historia ecc/esiastica gentis Anglorum, in: CAROLUS PLUMMER (Hrsg.), Ve-nerabilis Baedae historiam ecclesiasticam gentis Anglorum, historiam abbatum, epistolam ad Ecgberctum una cum historia abbaturn auctore anonymo, Oxford 1896, V,10, S. 299ff. dazu STEPHANE LEBECQ, Franken und Friesen in: Die Franken, Wegbereiter Europas Bd. 1, Mainz 1996, S. 338f.; anders MüLLER, Bischof Kunibert (wie Anm. 13), S. !99ff.

    18 Chronicarum ... quae dicuntur Fredegarii (wie Anm. 12), S. 158. 19 Einer Urkunde Erzbischof Annos II. von Köln fllr das Köln er Stift St. Kunibert von 1074, Okt.

    3, ed. ERICH WISPLINGHOFF, Rheinisches Urkunden buch, Bd. 2 (Publikationen der Gesellschaft fllr Rheinische Geschichtskunde 57), DUsseldorf 1994, S. 239-242 Nr. 266, zufolge soll Bischof Kunibert der Kölner Kirche Hofstätten und kleine Domänen (areae et curticulae) zu Soest er-worben haben. Die Urkunde ist nach FRIEDRICH W. ÜEDIGER, Die Regesten der Erzbischöfe von Köln im Mittelalter Bd. 1 (Publikationen der Gesellschaft fllr Rheinische Geschichtskunde 21 ), Bonn 1954/1961, Nr. 1039 und ERICH WISPL!NGHOFF, a.a.O. verfälscht. Dass Köln schon im 7. Jahrhundert in Soest Fuß gefasst habe, hält E. WISPL!NGHOFF fllr unglaubhaft, MüLLER, Bischof Kunibert (wie Anm. 13), S. 186f. möchte diese Tradition nicht verwerfen.

    20MGH DD Merov, S. 202-205, Nm. 80 und 81; Vita Remacli episcopi et abbatis, ed. BRUNO KRUSCH, MGH SS rer Mer V ( 191 0), cap. 4, S. 106.

    21 C. M. M. BAYER, Remaclus, in: RGA 24 2(2003), S. 485-505, bes. S. 496f. in Auseinanderset-zung mit der älteren Literatur; vgl. jedoch PHILIPPE GEORGE, Saint Remacle, evangelisateur en Ardenne (ca. 650). Mythe et realite, in: Bibliotheque de !'Institut historique Beige de Rome 38, 1996, S. 47-70, hier S. 59-63 und FRANZ J. FELTEN, Die Bedeutung der "Benediktiner" im frühmittelalterlichen Rhein land. Reflexionen, Anmerkungen und Fragen Bd. 2, in: Rheinische Vierteljahrsblätter 57, !999, S. 1-49, hier S. Sf.

    22 Vgl. Ew10, Teilreiche (wie Anm. 8), S. 191f.

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  • erneuere. Um das Treffen Judicaels mit dem Merowingerkönig vorzubereiten und den Fürsten in die Ile-de-France zu geleiten, entsandte Dagobert Audoin-Dado und Eligius, zwei prominente Mitglieder der Hofgesellschaft, die die gewünschte petitio veniae und subiectio erreichten. Doch stellte sich heraus dass der sittenstrenge Bretonenfürst einer Einladung des Königs ein Gastmahl' das Audoin-Dado gab, vorzog.23 '

    Audoin-Dado und Eligius waren es auch, die Dagoberts Wunsch erfüllten dass der Aquitanier Amandus2\ der jahrelang als Eremit in Bourges gelebt' hatte und gerade aus Rom ins Frankenreich zurückgekehrt war25 , dem Zwang des Königs nachgab und sich zum Bischof weihen ließ.26 Sie überwanden den abschlägigen Bescheid des Amandus auf die königliche Bitte, den langersehnten Sohn und Nachfolger zu taufenY

    Da die Basken im Südwesten des Reiches auf fränkischen Druck nicht so unterwürfig reagierten wie die Bretonen, überzog sie Dagobert mit drastischer Vergeltung, so dass sie um Frieden und Gnade baten und versprachen, sich der Herrschaft des Königs zu fügen.28 Im nächsten Jahr schickten sie ihre seniores mit dem zeitweiligen Hausmeier Aega zum König, der ihnen einen in Saint-Denis abzulegenden Eid abverlangte, dass sie für immer Dagobert, seinen Söhnen und dem regnum Franeorum treu blieben.29 Es erscheint nicht ausgeschlossen, dass Bischof Amandus die vertragliche Vereinbarung nutzte, um den heidnischem Irrtum verfallenen und dem Götzendienst zuneigenden Basken das Evangelium zu predigen.30 Dabei unterstützte ihn Eligius, der als Laie südlich von Limoges das Kloster Solignac gegründet hatte31 , für das der König einen Großteil der Dotation bereitstellte32, ein monasterium, das in strenger Lebensordnung Und

    23 Chronicarum ... Fredegarii (wie Anm. 12),1V,78, S. 160f.; vgl. JuuA M. SMITH, Province and Empire. Brittany and the Carolingians (Cambridge Studies in medievallife and thought 4'h ser. 18), Cambridge 1992, S. 45f.; Jlita Efigii episcopi Noviomagensis ed. BRUNO KRuscH, MGH SS rer Mer IV (1902), 1,13, S. 680; zu dieser Quelle zuletzt ausfUhrlieh C.M. M.BAYER in: RGA. 2(2007), s. 461-524.

    24 Zu Amandus zusammenfassend MATTHIAS WERNER, in: Lexikon fllr Theologie und Kirche (im Folgenden: LThK) 13( 1999), Sp. 485, sowie ADRIAN VERIIULST u. GEOROES OF.cLERCQ, L 'action et Je souvenir de saintAmand in Europe centrale. Apropos d'une dccouvcrte d'une Vita Amandi antiqua, in: MARC VAN UvTFANOHE (Hrsg.), Aevum inter utrumquc. Mclanges offcrts a\ Gabriet Sanders (lnstrumenta patristica 34), Stcenbrugge/Den Haag 1991 S. 503-526.

    25 Vita Amandi episcopi, ed. BRuNo KRuscH, MGH SS rer Mer V (1910), I, cap. 5ff.,S. 433f. 26Ebd., cap. 8, S. 434f. 27Ebd., cap. 17, S. 440fT. 28 Chronicarum ... Fredegarii (wie Anm. 12), IV, 78, S. 1 59f. 29 Jlita Amandi episc~pi (wie Anm. 25), I, cap. 20, S. 444. 30 Ebd., cap. 20f., S. 444. 31 Jlita Eligii episcopi Noviomagensis (wie Anm. 23), 1.15f. und 21, S. 680ff. und 685; Jlita Remac/i

    episcopi et abbatis (wie Anm. 20), cap. 1, S. 105f. 32 V gl. Guv DEVAILLY in: LThK Vll 3( 1999), Sp. 2034 mit weiterer Literatur.

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  • Regeltreue mit dem damaligen Musterkloster Luxeuil wetteifern sollte.H Doch trotz seiner von Wundern begleiteten Aktion ließen die Basken nicht von ihrem Heidentum ab3\ so dass sich Amandus in sein neuerbautes coenobium Elnone als künftigen locus praedicationis zurückzog.35

    In Rom war Amandus in einer Vision vom Apostelfürsten selbst der Auftrag zugegangen, in Gallien zu predigen36, ein Auftrag, den er nur als Anweisung zur universalen Heidenmission deuten konnte und auch deutete.37 Indemjedoch Dagobert I. Amandus nötigte, die Bischofsweihe zu empfangen, schränkte der König die Predigtvollmacht des Amandus faktisch auf den Machtbereich der Franken ein: Der Bischof musste sich für die Weisungen des Herrschers zur Verfügung halten.38 So begann Amandus, gentibus verbum evangelizare Do-mini et seipsum in omnibus exemplum praebere operum suorum. Vorwiegend kaufte er Gefangene und transmarini pueri frei, um sie für das geistliche Amt auszubilden. 39

    Nach einem zweiten Rombesuch und einer längeren Visitationsreise durch die Diözesen Nordgalliens40 begab sich Amandus in den pagus von Gent, aus dem sich ob der Aggressivität der Einwohner und der kargen materiellen Exis-tenzgrundlage alle Prediger des Gotteswortes zurückgezogen hatten und so das Evangelium kaum noch verkündet wurde. Amandus suchte den zuständigen Bischof Acharius von Noyon-Toumai41 auf'2, der ihm die Glaubenspredigt in

    33 "Gründungsurkunde" von Solignac von 632, November 22, ed. BRUNO KRuscH, MGH SS rer Mer IV (1902), S. 745-479; Vita Eligii episcopi Noviomagensis (wie Anm. 23), 1,16, S. 682; dazu EVELINE PETRASCHKA, Fränkischer Adel und irische peregrini im 7. Jahrhundert (Europäische Hochschulschriften Reihe 3: Geschichte und ihre Hilfswissenschaften 849), Frankfurt a. M. 1999, s. 36f.

    34 Vgl. MICHEL RouCHE, L' Aquitaine des Wisigoths aux Arabes. Naissancc d'unc region, Paris 1979, S. 94f.; IAN Wooo, The missionary life. Saintsandevangelisation ofEurope 400-1000, Harlow!London 2000, S. 39-42.

    35 Vita Amandi episcopi (wie Anm. 25), 1,22, S. 445. 36Ebd., 1,7, S. 434. 37Vgl. WoLFGANG H. FRITZE, Universalis gentium confessio, in: Frühmittelalterliche Studien 3,

    1969, S. 78-130, hier S. 88-91; dazu jetzt KNUT ScHÄFERDIEK, Fragen der angelsächsischen Festlandsmission, in: Frühmittelalterliche Studien 28, 1994, S. 172-195, hier S. 174-180.

    38 Vita Amandi episcopi (wie Anm. 25), I, cap. 7, S. 434. 39Testament des hl. Amandus, ed. BRuNo KRuscH, MGH SS rer Mer V (1910), S. 483fT.; dazu

    JosEF SEMMLER, Zum Testament des gallofränkischen Bischofs, in: BRIGITTE KASTEN (Hrsg.), Herrscher- und Fürstentestamente im westeuropäischen Mittelalter (Norm und Struktur. Studien zum sozialen Wandel in Mittelalter und früher Neuzeit 29), Köln 2008, S. 573-597, hier S. 589f.

    40 Vita Amandi episcopi (wie Anm. 25), I, 1,8f., S. 434f. 41 Ebd., cap. 10ff., S. 435f. 42 VitaAudomari, ed. WILHELM LEVISON, MGH SS rer MerV (1910), cap. 4, S. 755f.; vgl. CHARLES

    MERIAUX, Bretons et "Normands" entre Somme et Escaut pendant lc haut moyen äge, in: JoELLE QUAGHEBEUR U. BERNARD MERDIGNAC (Hrsg.), Bretons et Normands au moyen äge. Colloque de Cerisy, Rennes 2007, S. 19-33, hier S. 20f.

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  • seinem unlängst zusammengeftlhrten Bistum43 gestattete ... und auf Amandus• Bitten hin vom König die entsprechenden Dekrete erwirkte45, wonach der Mis-sionsbischof zu Zwangstaufen46 ermächtigt sei.4' Damit provozierte Amandus erst recht den Widerstand der Bevölkerung, der sich in Handgreiflichkeiten und Morddrohungen äußerte. Angesichts der dadurch eingetretenen Versor-gungsengpässe und der drohenden Aufstandsbewegung und ihrer möglichen Niederschlagung verließen die Gefl1hrten des Amandus den Bischof, der seine Predigttätigkeit fortsetzte, aber genötigt war, seinen Unterhalt mit seiner Hände Arbeit zu bestreiten.48

    Es lässt sich nicht mehr eruieren, bei welcher Gelegenheit Bischof Aman-dus die Kunde vernahm, an der Donau, wohl in den westlichen Regionen des Awarenreiches49, lebten Slawen noch immer in den Fängen des Satans. In der Hoffnung, als Glaubensbote bei ihnen die Krone des Martyriums zu erlangen, überquerte Amandus auf dem Weg zu den Heiden die Donau.50 Diese spekta-kuläre Missionsreise muss er vor 630/631 unternommen haben. Denn nach der verlustreichen Niederlage der Austrasier vor Wolgastisburg51 hätte er kaum mehr unbehelligt /ibera voce das Evangelium in Samos Reich verkünden dürfen. s2

    Als um die Mitte des 7. Jahrhunderts die Ekthesis, ein Erlass des oströmi-schen Kaisers Herakleios von 63853, die Lehre der sogenannten Monotheleten die in der Person des Gottmenschen Jesus Christus nur einen Willen bzw. eine' Energie annahmen54, f'lir glaubensverbindlich erklärte, Heraklcios' Nachfolger Konstans II. in seinem Typus genannten Dekret von 648 die Diskussion dieses

    43 Dazu· CHARLES MERIAUX, De Ia cite antique au diocese medieval. Quelques observations sur Ia geographie ecclesiastique au nord de Ia Gaule merovingienne, in: Revue du Nord 85, 2003 S. 595-609, hier S. 60 I f. und 604f. '

    44 VitaAmandi episcopi I (wie Anm. 25), I,13, S. 436f.; dazu CHARLES MERIAUX, Thcrouanne et son diocese jusqu'a Ia finde 1'epoque carolingienne. Lesetapes de Ia christianisation d'aprcs I es sources ecrites, in: Bibliotheque de 1'Ecole des Chartes I 58, 2000, S. 377-406, hier S. 388-391.

    45 MGH DD Merov S. 566 Deperditum 160. 46Vgl. dazu ARNOLD ANGENENDT, Monotheismus und Gewaltmission, in: FRANZ J. FELTEN, JöRo

    JARNUT u. LuTz E. v. PADBERO (Hrsg.), Bonifatius- Leben und Nachwirken. Die Gestaltung des christlichen Europa im Frühmittelalter (Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte 121), Mainz 2007, S. 39-81, hier S. 56-63.

    47 Vita Amandi episcopi I (wie Anm. 25), 1,13, S. 437. 48Ebd,L18[,S.442E 49Vgl. WALTER PoHL, Die Awaren. Ein Steppenvolk in Mitteleuropa 567-822 n. Chr., München

    22002, s. 309. SO Vita Amandi episcopi I (wie Anm. 25), 1,16, S. 439f. 5 I Chronicarum ... Fredegarii (wie Anm. 12), IV,68, S. I 54f.; dazu jetzt DIETF.R GEUENICH u. THo-

    MAS ZoTZ, Castra und Höhensiedlungen in der schriftlichen Überlieferung von der Spätantike bis zur frühen Karolingerzeit, in: HEINRICH ßECK, DIETER GEUENICH U. HEIKO STEUER (Hrsg.), Ergänzungsbände zum RGA 58 (2008), S. 795-820, hier S. 81 Of.

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    52 WALTER PoHL in: Lexikon des Mittelaltcrs (im Folgenden: LexMA) lli 2( 1999), Sp. 1342f. 53Vgl. J. FERLUGA in: LexMA lii 2(1999), Sp. 1774. 54 Dazu zusammenfassend AooLF M. RITTER in: Religion in Geschichte und Gegenwart (im Fol-

    genden: RGG) 5 2(2002), S. 1467f. mit weiterfUhrender Literatur.

  • christologischen Problems den Theologen und kirchlichen Würdenträgern ver-bot, um zu verhindern, dass dieser in der Ostkirche wogende Streit im ganzen imperium Romanum ausgetragen würde55, gelang es den Gegnern der Mono-theleten, Rom damit zu befassen und Papst MartinI. aufihre Seite zu ziehen. 56

    Im Zuge der Vorbereitungen f'lir die Lateransynode des Jahres 649, von der die römische Verurteilung der monotheletischen Doktrin zu erwarten war, richtete Papst Martin I. an den austrasischen König Sigibert III. die Bitte, zu dieser Synode eine Delegation kompetenter Bischöfe nach Rom zu entsenden. Der König und seine Berater, zu denen Bischof Kunibert wohl nicht mehr zählte57, traten zu einer Synode zusammen und wählten Eligius von Noyon und Audoin von Rouen als Delegierte. Doch der Herrscher verbot ihnen die Romreise. 58 So wandte sich der Papst direkt an Amandus und ersuchte ihn, bei König Sigibert zu erwirken, dass er eine austrasische Synode zusammenrufe, die sich den Urteilen und Bannsentenzen der römischen Synode gegen die monotheletische Irrlehre und ihre Vertreter anschließen möge. 59 Auch dieser Auftrag blieb unausgeführt: Die Bischöfe der alten Germania inferior verweigerten sich der Gesamtkirche.

    Dabei hatten sich König Sigiberts Vertraute Audoinus-Dado und Eligius mit Ausläufern des monothelitiseben Schismas in ihrem Amtsbereich auseinander-zusetzen. In seiner Vita des Eligius, Bischofs von Noyon-Tournai, streicht sein Amtsbruder Audoinus-Dado heraus, dass Eligius umlaufende irrige Glaubens-überzeugungen aufzudecken wusste und auf einem Konzil zu Orleans durch-setzen konnte, dass ihre Propagatoren, die er systematisch verfolgte, aus ihrer Heimat ausgewiesen wurden.60

    Der Missionsbischof Amandus, den König Sigibert unbedingt in seinem Machtbereich festhalten wollte, wurde auf einer von einer multitudo sacerdotum populique turba non modica beschickten Reichsversammlung unter Sigiberts III. Vorsitz wohl Ende 649 zum Nachfolger des zuletzt 614 bezeugten Bischofs

    551. HoFFMANN in: LexMA VIII 2(1993), Sp. 1135. 56Vgl. JEAN DURLIAT in: PHILIPPE LEVILLAIN, Dictionnaire historique de Ia Papaute, Paris 1994,

    S. 1094 mit Literatur. 57 Das Todesjahr Kuniberts von Köln ist nicht mehr festzulegen, allgemein wird es um 663 an-

    gesetzt; vgl. MüLLER, BischofKunibert (wie Anm. 13), S. 20lf. Offen lassen die Frage ÜDILO ENGELS u. STEFAN WEINFURTER, Series episcoporum ecclesiae catholicae occidentalis. Series V, Germania tomus I, Archiepiscopatus Coloniensis, Stuttgart 1992, S. 9f.

    58 Vita E/igii episcopi Noviomagensis (wie Anm. 23), 1,33, S. 689f.; Vita s. Dadonis vel Audoeni episcopi, Acta Sanctorum (im Folgenden: AA SS), cap. 11, August IV (1739), S. 812f.

    59 PHILIPP JAFFE, Regesta pontificum Romanerum ab condia ecclesia ad annum MCXCVIII ... cura-verunt, Bd. I, Leipzig 1885 (im Folgenden: JE) 2059 = MGH SS rer Mer V ( 191 0), S. 452-456; vgl. ÜEORG ScHEIBELREITER. Griechisch-lateinisch-fränkisches Christentum. Der BriefMartins I. an Bischof Amandus von Maastricht aus dem Jahr 649, Mitteilungen des Österreichischen Instituts für Geschichtsforschung 100, 1992, S. 92-102.

    60 Vita Eligii episcopi Noviomagensis (wie Anm. 23), 1,35f. und 11,1, S. 691ff. und 694f.; vgl. ANDRE BoRIAS, Saint-Wandrille et Ia crise monothc!lite, in Revue Benedictine 97, 1987, S. 42-67, bes. S. 59ff.

    7

  • Bertulf von Maastricht bestellt.61 Diese Entscheidung ähnelt der Dagoberts 1., als er den Bischof von Köln mit der Friesenmission als spezieller Aufgabe be-traute, die dieser nach der spitzen Bemerkung des hl. Bonifatius erst gar nicht in Angriffnahm.62 Amandus übernahm sie auch nicht, sondern wandte sich ziel-strebig wie seine confratres in Noyon und Rouen der binnendiözesanen Mission zu.63 Als zuständiger Ordinarius lieh er der Klostergründung zu Nivelles seine Unterstützung.64 Wie Eligius in Noyon-Toumai stieß er rasch auf den Wider-stand seiner Diözesanen6', einen Widerstand, der in Maastricht vom indigenen Klerus ausging, dem Amandus die Vernachlässigung des Gottesdienstes und sein Schwelgen im Laster vorwarf. Da sich die Gemaßregelten gar gegen ihn verschworen66, resignierte Amandus trotzdringlicher Ahmahnung des Papstes67

    nach einem Pontifikat von knapp drei Jahren68 und verließ Maastricht, um von seinem klösterlichen Stützpunkt Elnone an der Scheide (Saint-Amand) aus im Beauvaisis zu wirken.69

    Die nach spätantiker Ordnung zuständigen und vom merowingischen König eigens beauftragten Kirchen von Köln und Tongem-Maastricht engagierten sich in der Mission unter den in ihren Sprengeln siedelnden Friesen und deren Nachbarn im 7. Jahrhundert weder ernsthaft noch nachhaltig. Erst gegen Ende seines langen Pontifikats ( 641-684) gedachte Audoin-Dado von Rouen, der letzte Überlebende

    61 Vita Amandi episcopi I (wie Anm. 25), I,18, S. 442f. 62S. Bonifatii et Lu/li epistolae (wie Anm. 5), S. 235, Nr. 109: .. episcopus Coloniensis ... ipse

    nonfecit. 63 PAUL FouRACRE, The work of Audoinus of Rouen and Eligius of Noyon in extcnding episcopal

    influcnce from the town to the country in seventh-century Neustria, in: D. BAKER (Hrsg.), The Church in town and countryside (Studies in Church History 16), Oxford 1979, S. 77-91.

    64 Vita s. Gertrudis, ed. BRUNO KRuscH, MGH SS rer Mer II ( 1888), cap. 2, S. 455f.; vgl. JEAN J. HoEBANX, L'abbaye royale de Nivelles des origines au XIV siecle (Academie royale de Bclgi-que Classe des Lettres et des Seiences moraleset polituqes. Memoires in 8° fase. 4), Brüssel 1952, S. 77f. - ALAIN J. STOCLET, Zur Edition der Merowingerurkundcn, in: Rheinische Vier-teljahrsblätter 66, 2002, S. 333-339, hier S. 336 weist sowohl JE+ 2044- JEAN M. PARDEssus, Diplomata, chartae, epistolae, Ieges aliaque instrumenta ad res Gallo-francicas spcctantia II, Paris 1849, S. 65ff., Nr. 298 als auch MGH DD Merov (2002), S. 594, Deperditum 223 ver. mutungsweise Nivelles zu. Weder in dem Spurium auf den Namen Papst Johannes IV. noch in dem zweifelhaften Deperditum Chlodwigs II. ist von Nivelles und Amandus' Beihilfe die Rede.

    65 Vita Eligii episcopi Noviomagensis (wie Anm. 23),11,3 und 19-22, S. 696f. und 710-714. Der Widerstand gegen den Bischof hatte auch einen hochpolitischen Hintergrund; vgl. STEFANIE HOMANN, Zur Chronologie des Staatsstreichs Grimoalds, in: Deutsches Archiv filr Erforschung des Mittelalters 59, 2003, S. 49-96, hier S. 82.

    66 Vita Amandi episcopi I (wie Anm. 25), I,l8, S. 443. 67 JE 2059, ed. BRUNO KRuscH, MGH SS rer Mer IV (1902), S. 452-456. 68 Als Ordinarius von Maastricht amtierte Amandus von Ende 649 bis Anfang 652; vgl. ALAIN

    DtERKENs, Saint Amand et Ia fondation de I' abbaye de Nivelles, in: Revue du Nord 68, 1986, s. 325-334.

    69 Vita Amandi episcopi I (wie Anm. 25), I,l9 und 24, S. 443 und 447f.

    8

  • des dagobertinischen Hofkreises70, des königlichen Einsatzbefehls. Er verfügte in seinem Bistum über günstige institutionelle und personelle Voraussetzungen, die Mission unter den seiner Diözese benachbarten Friesen wiederzubeleben. Alle Klostergründungen in seinem Sprengel waren der potestas Rotomagensis episcopi unterworfen.'' Sie hatte er zu Schulungszentren flir seine kirchlichen Aktivitäten hauptsächlich in Neustrien ausgebaut.72 Seine Stellung und seine Autorität beruhten nicht zuletzt auf der staatlichen Privilegierung seiner Kir-che73, so dass er eine ausgeprägte Bischofsherrschaft im spätmerowingischen Frankenreiche74 errichten konnte, die sein Nachfolger Ansbert (t um 695) noch ausbaute, ehe sie Pippin, Karls des Großen Urgroßvater, auflösen sollte. 7~

    Als Berater der Königin Balthildis (t ca. 682)'6 und ihrer Söhne Chlothar III. (t 673)77 und Theuderich III. Ct 691)'8, nicht zuletzt der Hausmeier Ebroin (t 680)79 und Waratto (t 691)80 gelang es Bischof Audoin, am Hofe und in den

    70 GEORG ScHEIBELREITER, Audoin von Rouen. Ein Versuch über den Charakter des 7. Jahrhunderts, in: HARTMUT ATSMA (Hrsg.), La Neustrie. Les pays au nord de Ia Loire de 650 a 850, Bd. 1 (Beihefte der Francia 16/1), Sigmaringen 1989, S. 195-216.

    71 JosEF SEMMLER, Episcopi potestas und karolingische Klosterpolitik, in: ARNO BoRST (Hrsg.), Mönchtum, Episkopat und Adel zur Gründungszeit der Abtei Reichenau (Vorträge und For-schungen 20), Sigmaringen 1974, S. 305-396, hier S. 307f.

    72 Vgl. IAN Wooo, Saint-Wandrille and its hagiography, in: IAN Wooo u. G. A. Louo (Hrsg.), Church and chronicle in the middle ages. Essays presented to John Taylor, London/Rio Grande 1991, s. 1-14.

    73 Nach der Vita s. Dadonis ve/ Audoini episcopi (wie Anm. 58), cap. 35, S. 817, gewährte König Theuderich III. dem Bischof das Privileg, dass in seiner parochia (Diözese) kein Bischof, Graf oder Träger richterlicher Gewalt eingesetzt werde, den er nicht selbst de suis ausgewählt bzw. dessen Wahl er pro vitae merito seine Zustimmung gegeben hätte; vgl. MGH DD Merov, S. 623, Deperditum 293; dazu REINHOLD KAISER, Bischofsherrschaft zwischen Königtum und Fürstenmacht (Pariser Historische Studien 17), Bonn 1981, S. 59f.

    74Zu den Bischofsherrschaften im spätmerowingischen Frankenreich BERNHARD JussEN, Über "Bischofsstaaten" und die Prozedur politisch-sozialer Umordnung in Gallien zwischen ,,Anti-ke" und "Mittelalter", in: Historische Zeitschrift 260, 1995, S. 673-718 und HANS H. ANTON,

    "Bischofsstaaten" und "Bischofsherrschaften" in Spätantike und Frühmittelalter, in: FRIEDHELM BuRGHARD, Liber amicorum necnon et amicarum ftlr ALFRED HEIT (Trierer Historische Forschun-gen 28), Trier 1986, S. 461-473.

    75 Siehe SEMMLER, Episcopi potestas (wie Anm. 71), S. 308f. 76 Vita Balthildis reginae, ed. BRUNO KRuscH, MGH SS rer Mer II (1988), cap. 4 und 5, S. 485ff.;

    Vita E/igii episcopi Noviomagensis (wie Anm. 23), 11,1, S. 694f.; vgl. EMMANUELLE SANTINELLI, Les reines merovingiennes ont-elles une politique territoriale?, in: Revue du Nord 85, 2003, S. 613-653, hier 642ff.

    77 Vita Ba/thi/dis reginae (wie Anm. 76), cap. 5, S. 641f.; dazu jetzt MARTINA HARTMANN, Die Königin im frühen Mittelalter, Stuftgart 2009, S. 83f.

    78 Vita Audoini episcopi Rotomagensis, ed. WILHELM LEVISON, MGH SS rer MerV (1910), cap. 12, S. 561; vgl. JosEF SEMMLER, Spätmerowingische Herrscher: Theuderich 111. und Dagobert II, in: Deutsches Archiv ftlr Erforschung des Mittelalters 55, 1999, S. 7f. und passim.

    19Liber historiae Francorum, ed. BRUNO KRuscH, MGH SS I (1888), cap. 46, S. 319f.; Passio Ragneberti martyris Bebronensis (MGH SS rer Mer V [1910]), cap. 3f., S. 209f.

    80 Vita Audoini episcopi Rotomagensis (wie Anm. 78), cap. 13, S. 562; Liber historiae Francorum, ed. BRUNO KRuscH, MGH SS rer Mer II ( 1888), cap. 4 7, S. 321 f.

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  • bischöflichen Klöstern, vorab in St-Wandrille, ausgebildete Freunde und Schü-ler auf die Bischofsstühle von Lyon81 , Sens82 und Toulouse13 zu bringen und in Ansbert einen gleichgesinnten Nachfolger fllr Rouen zu finden. 114 Direkt oder indirekt beteiligte er sich an Klostergründungen, von denen nur die monasteria von Sens8S, Corbie86, Chelles87, Notre-Dame de Soissons88, St-Germer de Fly119• La Croix-St-Leufroy90, Indre91 und das Frauenkloster Oro~r92 genannt seien.

    Nach der Ermordung des austrasischen Königs Dagobert II. 67993 dehnte er sein Wirken auf den Gesamtbereich der regna unita94 aus. Wie seine wiederholten Bemühungen um Versöhnung unter den streitenden Parteien zeigen95, wuchs er in die Position des "Reichsbischofs" hinein. Sie nutzte er zu Predigtreisen und Visitationen weit über seinen Metropolitanbezirk hinaus.96 Seine Aktivitäten

    81 VitaAnsberti episcopi Rotomagensis, ed. WILHELM LEVISON, MGH SS rcr Mcr V (1910), cap. 12 S. 426f; Vita Landeberti abbatis Fontanellensis et episcopi Lugdunensis, ed. WILHF.LM LEVISON' MGH SS rer Mer V (1910), cap. 2, S. 609f.; Vita Wandregisili, ed. AA SS, Juli V, II, S. 280.' vgl. ALFRED CoVILLE, Recherehes sur 1'histoire de Lyon du V" au IX' siecle (450-800), Pari~ 1928, s. 422fT.

    82 Vita Wu/framni episcopi Senonensis, ed. WILHELM LEVISON MGH SS rcr Mer V (1910), cap. 2, s. 662.

    83 Vita Eremberti episcopi Tolosani, ed. WILHELM LEVISON, MGH SS rer Mcr V (1910), cap. 1, s. 653f.

    84 Vita Ansberti episcopi Rotomagensis (wie Anm. 81 ), cap. 7 und I 0, S. 624 und 629. 85Urkunden Bischof Emmos von Sens, ed. PAUL DEsCHAMPS, in: Le Moyen Age 2' sc!r. 16, 1912

    S. 160-164, Nr. 1 fllr Ste-Colombe und M. QuANTIN, Cartulaire generat de I'Yonne I, Auxerre' 1854, S. 10-13 fllr St-Pierre-le Vif.

    86 Urkunde Bischof Bcrtefrids von Amiens von 664 fllr Corbie, ed. BRUNO KRUSCH, in: Neues Archiv der Gesellschaft fllr altere deutsche Geschichtskunde 31, 1905, S. 367-372; Vita s. Balthildis reginae, ed. BRUNO KRuscH, MGH SS rer Mer II ( 1888), cap. 7, S. 490f.

    87 Vita Bertilae abbatissae Kalensis, ed. WILHELM LEVISON, MGH SS rer Mcr VI ( 1913), cap. 1, S. 101; Vita s. Balthi/dis reginae (wie Anm. 86), cap. 7, S. 489f.

    88Urkunde des Bischofs Drauscius von Soissons von 667, Juni 26 fllr das Nonnenkloster Notre-Dame, ed. PARDEssus, Diplomata (wieAnm. 64), S. 138-141, Nr. 355; MGH DD Merov S. 630f. Deperditum 315.

    89 Vita Geremari abbatis Flaviacensis, ed. BRUNO KRUSCH, MGH SS rer Mcr IV (1902), cap. 12 und 18, S. 631fT.

    90 Vita Leutfridi abbatis Madriacensis, ed. W1LHELM LEVISON, MGH SS rer Mcr VII ( 1920), cap. 10, s. 12f.

    91 Vita Ermenlandi abbatis Antrensis, ed. WILHELM LEVISON, MGH SS rer Mcr V ( 1910), cap. 1 ff., S. 686-692; Vita Ansberti episcopi Rotomagensis (wie Anm. 81 ), cap. 10, S. 626.

    92 Vita Ansberti episcopi Rotomagensis (wie Anm. 81 ), cap. 2f., S. 621. 93 V gl. CLAUDE CAROZZI, La vie de saint Dagobert de Stenay: histoire et hagiographie, in: Revue

    Beige de philologie et d'histoire 62, 1984, S. 225-259. 94Liber historiae Franeorum (wie Anm. 80), cap. 47, S. 321 f.; Vita Audoini episcopi Rotomagensis

    (wie Anm. 78), cap. 12f., S. 561f.; Vita s. Dadonis vel Audoini episcopi Rotomagensis (wie Anm. 73), S. 816.

    95 Vita Audoini episcopi Rotomagensis (wie Anm. 78), cap. 14, S. 562f. 96Vgl. die Vita Audoini episcopi Rotomagensis (wie Anm. 78), cap. 5, 10 und 12, S. 556f., 559

    und 562 und die Vita s. Dadonis ve/ Audoini episcopi (wie Anm. 73), cap. 28fT., S. 816, die an den genannten Stellen von parociae sprechen.

    10

  • fasst der Autor seiner Vita in dem Nachruf zusammen: Domus regia plangitur [!] prudentissimum consiliarium ... universus populus lamentum adsurgit quia pacem popu/o semper procurabat.91

    Pro pacis concordia, um die kriegerischen Auseinandersetzungen im neus-trischen Hausmeieramt und dessen Beziehungen zum austrasischen Hausmeier Pippin dem Mittleren zu regeln98, unternahm Bischof Audoin-Dado im hohen Alter eine Reise nach Köln99, Pippins damaligem Sitz. 100 Er nutzte diese Reise explorandorum gratia martyrum monumenta explorans, um zahlreiche Kölner Reliquien an sich zu bringen, die er in Kirchen seiner civitas rekondierte101 , nicht zuletzt um Kirchengründungen im friesischen Missionsgebiet damit auszustatten, was nach Dagoberts I. Planung die Aufgabe des austrasischen "Reichsbischofs" in Köln102 gewesen wäre.

    Da nach 680/687 dank glücklicher militärischer Konstellation103 die Friesen-mission wieder möglich zu werden schien 104, gewann Audoin-Dado von Rouen seinen Schüler, den BischofWulfram von Sens, für die Predigt des christlichen Glaubens bei den Friesen. 105 Nach dessen Vita106 erreichte BischofWulfram in wenigen Jahren107 mit Hilfe von cooperatores aus bischöflichen Klöstern der

    97 Vita Audoini episcopi Rotomagensis (wie Anm. 78), cap. 15, S. 424. 98Vgl. Ew1o, Teilreiche (wie Anm. 8), S. 221-227.

    99 Vita s. Dadonis vel Audoini episcopi (wie Anm. 73), cap. 36, S. 817. 100 V gl. ALAIN DIERKENS u. PATRICK PERRJN, Les sedes regiae merovingiennes entre Seine et Rh in,

    in: GISELA RIPOLL u. JosEP M. GuRT (Hrsg.), Sedes regiae (ann. 400-800), Barcelona 2000, S. 267-304, hier S. 292.

    101 Vita Audoini episcopi Rotomagensis (wie Anm. 78), cap. 13, S. 562. 102 So MüLLER, Bischof Kunibert (wie Anm. 13), S. 184-189. 103 Nach zwei Siegen Pippins des Mittleren über die Friesen bei Dorestad (Chronicarum ... Fre-

    degarii continuationes, ed. BRUNO KRUSCH, MGH SS rer Mer II [1888], 6, S. 172; Annales Mettenses priores ad a" 692 und 697, ed. BERNHARD v. SIMSON, MGH SrG [1905], S. 13 und 17), dürfte ihr KönigRadbodden Franken die Frisia citerior geöffnet haben (vgl. WoLFGANG H. FRITZE, Zur Entstehungsgeschichte des Bistums Utrecht. Franken und Friesen 690-734, in: Rheinische Vierteljahrsblätter 35, 1971, S. 107-151, hier S. llOff.; W. KETTMANN in: RGA 24 2[2003] S. 56). Der Hausmeier Pippin verheiratete seinen Sohn Grimoald mit Radbods Tochter (Liber historiae Franeorum [wie Anm. 80], cap. 50, S. 324).

    104 Nach der Vita Wulframni episcopi Senonensis (wie Anm. 82), cap. 4, S. 664, behinderte Radebod die christliche Mission nicht mehr.

    105 Vita Wulframni episcopi Senonensis, praefatio, (wie Anm. 82), S. 661f. 106 Die lange als Legende eingestufte Vita Wulframni gewann erstjüngst Stephane Lebecq in vol-

    lem Umfang ftlr die Forschung zurück: STEPHANE LEBECQ, Vivent !es Merovingiens in: French Historical Studies 19 n°3, 1996, S. 765-777; DERS., Wulfram, Willibrord et Ia mission de Frise: Pour une relecture de Ia Vita Wulframni, in: MICHEL PoLFER (Hrsg.), L'evangelisation des regions entre Meuse et Moselle Ia fondation de 1 'abbaye d'Echternach (V"- IX• siecle) (Publications de Ia Section historique de 1 'Institut Grand-Duca! de Luxembourg 117), Luxembourg 2000, S. 429-451; DERS., Mission de Frise et tradition: retour a\ Ia Vie de Vulfran, in: SYLVAIN Gou-GUENHEIM u. a. (Hrsg.), Retour aux sources. Textes, etudes et documents d'histoire medievale offerts a\ Michel Parisse, Paris 2004, S. 669-676.

    l 07 Vita Wu/framni episcopi Senonensis (wie Anm. 82), cap. 11, S. 670f.: BischofWulframs Wirken in Friesland fiel in den Beginn der Regierung König Childeberts III. (694-711).

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  • Diözese Rouen die Konversion vieler Friesen 108, von denen er einige davor be-wahrt hatte, als rituelle Menschenopfer zu sterben. 109 Nur der princeps Radbod verweigerte Bekehrung und Taufe;110 seinen ersten Sohn hatte er freilich taufen lassen, der allerdings nach der Taufe starb. 111

    II Binnenmission im 7. und 8. Jahrhundert von Nordgallien bis zum westli-chen Austrasien

    In ihren Sprengeln bemühten sich die dem Hofkreis Dagoberts I. zugehörigen Bischöfe Audoin-Dado von Rouen und Eligius von Noyon-Tournai, ihren ober-flächlich christianisierten Diözesanen ein vertieftes Verständnis des christlichen Glaubens und der daraus folgenden Gestaltung der LebensfUhrung nahezubrin-gen.112 Ihr Zeitgenosse Bischof Audomarus von Therouanne (t ca. 670), dessen Sprengel auch Boulogne-sur-Mer umfasste 113, musste hingegen mit der Mission von Grund auf beginnen; seine Diözesanen hingen teils noch dem Heidenglau-ben an, teils waren sie zu ihm zurückgekehrt. 114 Als Relaisstation filr seine missionarischen Helfer stellte Audomarus neben seine civitas recht bald seine Klostergründung zu Sithiu (St-Bertin/St-Omer) 115, die ihm großzUgige Schen-kungen des regionalen Adels ermöglichten 116 und Chlothar II. (t 629) bereits mit dem königlichen Immunitätsprivileg bewehrte. 117 Den bischöflichen Predigern schlug feindselige Ablehnung entgegen, die sich bis zu Morddrohungen steigern

    108 Vita Wulframni episcopi Senonensis (wie Anm. 82), cap. 4, S. 664. I09Ebd., cap. 6ff., S. 665ff. II 0 Ebd., cap. 9, S. 668. 111 Ebd., cap. 4, S. 664. 112 Vita Audoini episcopi Rotomagensis (wie Anm. 78), cap. 4, S. 556; Vita Eligii episcopi Novio-

    magensis (wie Anm. 23), 11,2, S. 695f. ll3 V gl. MERIAUX, cite antique (wie Anm. 43), S. 60 I f.; DF.RS., Bretons (wie Anm. 42 ), S. 20tT. ll4 Vita Audomari, Bertini, Winnoci, ed. WrLHELM LEVISON, MGH SS rer Mer V (1910), eap. 4ff.,

    S. 755ff.; Vita s. Mummolini episcopi Noviomagensis et Tornacen.vis, AA SS, Oktober Vll,981; MERIAUX, Therouanne (wie Anm. 44), S. 391-394.

    115 Urkunde Bischof Audomars von Therouanne von 663, Apri114 fllr Kloster Sithiu, in: MAURIC'E GvssELING u. A. C. F. KocH (Hrsg.), Diplomata Belgica antc annum millesimum centesimum scripta (Bouwstoffen en Studien voor de geschiedensis ende lexicografie van het Nedcrlands 1,1: Texten), Brüssel 1950, S. 9-13, Nr. 3; dazu EuoEN Ewro, Das Privileg des Bischofs Au-domar von Therouanne von 663 und die Anflinge der Abtei Sithiu, in: Studien zu Volkskultur Sprache und Landesgeschichte, Festschrift Mattbias Zehnder, Bonn 1972, S. I 019-1046, jetz; in: DERS, Spätantikes und fränkisches Gallien, Bd. 2 (Beihefte der Francia 16/11), MOnehen 1979, s. 507-537.

    116 Urkunde des Adroaldus von 649, September 9, ed. GvssEuNo/KocH, Diplomata (wie Anm. ll5), S. 6f., Nr. I; dazu WILHELM LEvrsoN in: MGH SS rer Mer V (I 91 0), S. 732f.; Vita Bertin; abbatis, AA SS, September II,590ff.; Urkunde des Amalfrid von 685, Februar 8, in: GvssF.uNo/ KocH, Diplomata (wie Anm. II5), S. lSff., Nr S.

    117 MGH DD Merov, S. 339-342, Nr. 134.

    12

  • konnte. 118 Begründet wurde diese Einstellung mit der Herkunft des jeweiligen Predigers, der nicht zur eigenen gens gehöre und ihrer Sprache nicht mächtig sei. Auch widersprächen seine Forderungen den herkömmlichen Sitten und Gewohnheiten, missachteten geheiligte Traditionen. 119 Am unverschämtesten traten ministri der Hausmeier Erchinoald und Ebroin auf120, aber auch bischöf-liche Amtsbrüder bereiteten Schwierigkeiten, wenn es um Besitzrechte und um Jurisdiktion ging. 121 Mitall dem war bereits Amandus konfrontiert worden, nicht nur im Raum um Gent122, sondern auch im Bistum Tongem-Maastricht, wo der Klerus den Widerstand schürte. 123

    Gegenüber Bischof Lambert hatten Klerus und Volk von Maastricht keinen Anlass, den Vorwurf zu erheben, er sei Ausländer. Er stammte aus einer in Maas-tricht ansässigen Adelsfamilie, die dort über eine Eigenkirche verfligte124, in der er unmittelbar nach seinem gewaltsamen Tod gegen 705 beigesetzt wurde. 125 So nimmt es nicht wunder, dass omnis plebs und eine copiosa multitudo virorum regionem illam habitan/es seiner Erhebung zustimmten. Diese ging freilich vom Hofe des austrasischen Königs Childerich II. 126 aus. 127 Da Childerich II. des öfteren in Maastricht residierte128, bediente er sich Lamberts als consiliari-us.129 Dank dieser Rückendeckung gelang es dem Bischof, die letzten Reste des

    118 Vgl. Gesta ss. patrum Fontanellensis coenobii ed. FERNAND LOH1ER u. JEAN LAPORTE (Rouen/ Paris 1936, I,4, S. 4; Vita Eligii episcopi Noviomagensis (wie Anm. 23), II,15f. S. 704-708.

    119 Vita Eligii episcopi Noviomagensis (wie Anm. 23), II,20, S. 711 f.; dazu GEORG ScHE1BELRE1TER, Ein Gallorömer in Flandern: Eligius von Noyon, in: W ALTER PoHL (Hrsg.), Die Suche nach den Ursprüngen. Von der Bedeutung des früheren Mittelalters (Österreichische Akademie der Wis-senschaften, phil.-histor. Klasse. Denkschriften 322), Wien 2004, S. 117-128, hier S. 124-128; CHARLES MER1AUX, Parochiae barbaricae? Quelques remarques sur Ia perception des dioceses septentrionaux de Ia Gaulependant le haut moyen äge, in: Revue du Nord 87, 2005, S. 293-303, hier S.294f.

    120 Vita Eligii episcopi Noviomagensis (wie Anm. 23), II,19f., S. 710f. 121 Vgl. die Vita Ermenlandi Abbatis Antrensis auctore Donato, ed. W1LHELM LEV1SON, MGH SS

    rer Mer V (1910), cap. 2, S. 688; Vita Leutfridi abbatis Madriacensis (wie Anm. 90), cap. 11, s. 14.

    122 Vita Amandi episcopi I (wie Anm. 25), cap. 13 und 22, S. 436f. und 448f. 123 Vita Amandi episcopi I (wie Anm. 25), cap. 18, S. 442. 124 MATTH1AS WERNER, Der Lütticher Raum in frühkarolingischer Zeit. Untersuchungen zur Ge-

    schichte einer Karolingischen Stammlandschaft (Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte 62), Göttingen 1980, S. 243-251.

    125 V gl. ERNST G1ERL1CH, Die Grabstätten der rheinischen Bischöfe vor 1200 (Quellen und Abhand-lungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte 65), Mainz 1990, S. 320f.

    126Zu Childerichs li. Herrschaft in Austrasien JosEF SEMMLER, Per iussorium gloriosi principis Childerici regis, in: Mitteilungen des Osterreichischen Instituts für Geschichtsforschung 107, 1999, s. 27fT.

    127 Vita Landeberti episcopi Traiectensis vetustissima, ed. BRUNO KRUSCH, MGH SS rer Mer VI (1913), cap. 4, S. 356f.

    128 MGH DD Merov, S. 277-,280, Nr. 108. 129 Vita Landeberti episcopi Traiectensis vetustissima (wie Anm. 127), cap. 4, S. 357.

    13

  • Heidentums in Brabant und Toxandrien zu beseitigen. 130 Ob und inwieweit die Klostergemeinschaften von Stavelot-Malmedy und Lobbes in den Maastrichter Grenzregionen zu den Diözesen Cambrai, Köln und Trier ihm dabei halfen. ist nicht recht zu erkennen. 131

    Nach der Ermordung Childerichs II. im FrOhherbst 675 132 und dem Regie-rungsantritt Dagoberts II. im Frühjahr 6761ll entbehrte der Bischof von Maas-tricht des königlichen Rückhalts. Adversarii verleumdeten ihn bei den neuen Machthabern: Sine causa absque culpa wurde Lambert seines Amtes entsetzt. 134 Wenn nicht alles trilgt, zählte er zu den Bischöfen, die auf der großen Synode die Bischöfe aus Neustrien und Burgund im September 678 oder 679 zu Mälay: le-Petit zusammenflihrte 135, wegen Untreue gegenüber dem vorsitzenden König Theuderich III. und seinem Hausmeier Ebroin136 und ob grober Verstöße gegen die canones verurteilt wurden und darum ihres Amtes, nicht ihres Privatbesitzes verlustig gingen. 137 Dies liegt umso näher, da der gleichsam als Beispiel fllr diese Vergehen namentlich vorgeflihrte BischofChramlinus von Embrun die gleiche Strafe erhielt: Chramlinus Klosterhaft auf Lebenszeit in St-DenisllK, Lambert von Maastricht in Stavelot-Malmedy.D9

    Die dadurch vakant gewordene cathedra von Tongern-Maastricht nahm sieben Jahre lang Faramundus ein. 140 Stimmt unsere Vermutung, Lamberts Suspension sei auf der Synode von Mälay-Ie-Petit von 678 oder 679 ausgesprochen worden, geben sich die adversarii zu erkennen, die Faramundus statt Lamberts auf den Maastrichter Bischofsstuhl brachten. Zu Mälay entledigten sich Ebroin und seine

    130 Vita Landeberti episcopi Traiectensis vetu.vti.uima (wie Anm. 127), cap. 10, S. 363f. 131 Nach Folcuin, Gesta abbaturn Lobiensium, ed. GeoRo WAITZ, SS IV ( 1841 ), cap. 2, S. 56 war

    Bischof-Abt Ursmar von Lobbes in der Mission eingesetzt und zwar in Flandern. Nach zwei spätmittelalterlichen Fälschungen, ed. INGRID HEtDRICH, Die Urkunden der Arnulfinger, Mün-stereife12001, S. 123fT. und 126fT. Nr. 26 und 28 soll ihn Pippin der Miniere eximiu.f praedicator genannt haben. Betr. Stavelot-Malmedy GEOROE, Saint Remacle (wie Anm. 21 ), s. 61 rr.

    132 Zu diesem Datum SEMMLER, Herrscher (wie Anm. 78), S. 4. 133 Dieses Datum ist übernommen von MAROARETE WEIDEMANN, Zur Chronologie der Merowinger

    im 7. und 8. Jahrhundert, in: Francia 25/1, 1998, S. 177-230, hier S. 196!. 134 Vita Landeberti episcopi Traiectensis vetustissima (wie Anm. 127), cap. 5, S. 357; Vita Lande-

    berti episcopi Traiectensis auctore Sigiberto, ed. BRUNO KRuscH, MGH SS rer Mer VI (1913 ), s. 394.

    135 Concilium Maslacense, ed. CAROLus DE CLERCQ, Concilia Galliae a. 5 111-a. 695 in: Corpus Christianorum. Series latina 158 A, Tumbout 1963, S. 322. anders noch SEMMLER, Herrscher (wie Anm. 78), S. 23f.

    136 MGH DD Merov, S. 31 Off., Nr. 122 mit Vorbemerkungen betr. Datum und Konzilsteilnehmer. 137 HUBERT MoRDEK, Justelliana, Bernensis und das Konzil von Malay (677). Bischofsabsctzun-

    gen in spätmerowingischer Zeit in: DERS. (Hrsg.), Papsttum, Kirche und Recht im Mittelalter, Festschrift für Horst Fuhrmann zum 65. Geburtstag, Tübingen 1991, S. 31-54, hier S. 35-42.

    138MGH DD Merov, S. 310fT., Nr. 122. 139 Vita Landeberti episcopi Traiectensis vetustissima (wie Anm. 127), cap. 5, S. 357f. 140Ebd., cap. Sund 7, S. 357 und 361.

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    -;

    '

  • Sympathisanten ihrer politischer Gegner und missliebig gewordener Helfer. 141

    Ihr Vorgehen dürfte durchaus im Sinne des gerade in Austrasien eingesetzten Merowingers Dagobert Il. 142 gewesen sein. 143 Sigebert von Gembloux (t 1112) weiß darüber hinaus zu berichten, der Kölner Bischof habe im Zusammenwir-ken mit einer Partei in Maastricht mit Faramundus einen seiner Kleriker zum Bischof in Maastricht erhoben. 144 Der Zeitstellung nach kann dafür nur Bischof Bothadus von Köln in Frage kommen, über den wir faktisch nichts wissen.145

    Die Fortsetzung der Gesta abbaturn Trudonensium des 14. Jahrhunderts erhebt gegen Bischof Aldoinus von Köln den Vorwurf, Faramundus gegen Geldzahlung geweiht zu haben. 146

    Gegen 690 erlaubte es die politische Situation in Austrasien147, dass das inständige Gebet der agmina clericorum und des vulgus popuforum Erhörung fand 148, ihnen Lambert als ihren Hirten zurückzugeben. Dennjetzt lag die Macht im regnum Austrasien in den Händen des princeps Pippin des Mittleren}49

    Dieser ließ Lambert mit allen Ehren nach Maastricht zurückkehren und dürfte der Bischofskirche das Privileg der Immunität erwirkt haben. 150 Bald nahm der Bischof die Glaubenspredigt wieder auf; in Toxandrien zerstörte er heidnische Tempel und Götzenbilder. 151

    Doch fanden sich rivalisierende Kreise mit Lamberts Rückkehr nach Maas-tricht nicht ab. Einige ihrer Vertreter, die sich durch ihre Beziehungen zu Pippin dem Mittleren gedeckt wähnten152, ließen sich zu Übergriffen gegen servientes der Maastrichter Bischofskirche hinreißen. Amici des Bischofs, an ihrer Spitze

    141 Passio Leudegarii episcopi Augustodunensis, ed. BRUNO KRUSCH, MGH SS rer Mer V (1910), I, cap. 33, S. 314f.; Passio Leudegarii episcopi Augustodunensis, ebd., li, cap. 16, S. 338.

    142 Vgl. SEMMLER, Herrscher (wie Anm. 78), S. 23f. 143 Anders WERNER, Raum (wie Anm. 124), S. 258-263; JEAN-LOVIS KuPPER, Saint Lambert. Oe

    l'histoire a Ia legende, in: Revue de 1 'histoire ecclesiastique 79, 1984, S. 5-49, hier S. 13fT. 144 Vita Landeberti episcopi Traiectensis auctore Sigiberto (wie Anm. 134), cap. 10, S. 394f. 145 Vgl. ÜEDIGER, Regesten (wie Anm. 19), S. 28, Nr. 52. Der gleichnamige Mainzer Bischof

    Bothadus kommt aus chronologischen Gründen nicht in Betracht; vgl. JosEF SEMMLER, Series episcoporum Moguntinorum, in: Archiv fllr mittelrheinische Kirchengeschichte 50, 1998, S. 423-434, hier S. 430ff.

    146 Gesta abbaturn Trudonensium auctore saec. XIV. ed. RuooLF KOPKE, MGH S6 X (1852), cap. 22, S. 368. -Bischof A1doinus von Köln war der Nachfolger Bischof Faramunds in Köln; vgl. ENGELSIWEINFURTER, Serie episcoporum (wie Anm. 9), S. 11.

    147 Vgl. EwiG, Teilreiche (wie Anm. 9), S. 220fT. 148 Vita Landeberti episcopi Traiectensis vetustissima (wie Anm. 127), cap. 7, S. 361. 149 Annales Mettenses priores ad a. 691 (wie Anm. 1 03), S. 12. ISODie Immunitätsverleihung durch Chlodwig 111. (690-694) ist nur überliefert durch die Vita

    Landeberti episcopi Traiectensis auctore Nicolao saec. XII, ed. BRUNO KRUSCH, MGH SS rer MerVI (1913), cap. 5, S. 411.

    151 Vita Landeberti episcopi Traiectensis vetustissima (wie Anm. 127), cap. 10, S. 363f. 152 Vgl. HoRST EBLING, Prosopagraphie der Amtsträger des Merowingerreiches. Von Chlothar II.

    (613) bis Karl Martell (741) (Beihefte der Francia 2), München 1974, S. 127.

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  • Lamberts Neffen, rächten überstürzt diese Provokation 153 und lösten damit eine vendetta aus, die Lambert das Leben kosten sollte. 154

    Nachfolger des alsbald als Märtyrer verehrten Bischofs155 wurde Hubertus, sein langjähriger SchUler. 156 Das Werk seiner Lehrmeister auf ausgedehnten Visitationsreisen fortflihrend, predigte und taufte er, spendete die Sakramente in den Ardennen, in Toxandrien und Brabant, wo er heidnische idola den Flammen übergab und Kirchen errichtete.m Von einer Vision angeregt, transferierte Hu-bertus die Gebeine seines Vorgängers von Maastricht nach LOttich 158 und schuf damit Voraussetzungen fur die Verlegung des Bischofssitzes von der Randlage an der Maas in das Zentrum des Bistums. 159 Das Datum dieser Reliquientransla-tion, der 31. Mai 716160, setzt voraus, dass Karl Martell, der den LOtticher Raurn fest in der Hand hatte, während die Stiefmutter Plektrudis sich noch in Köln aufhielt' 61 , dieser Kanonisation eines Heiligen, an dessen Tod der väterliche Clan nicht unschuldig war162, und der Installation eines neuen Kultzentrums inmitten pippinidischen Kembesitzes163 zugestimmt hatte.

    Dieses Kultzentrum in dem bis dahin unbedeutenden Ort Lüttich beließ der civitas Maastricht nur das Grab des ersten(?) Bischofs der Diözese, des hl. Ser-vatius164, dessen Kult 165, von dem des neuen Märtyrer Oberstrahlt 166, zu verblassen drohte. Dem entgegenzuwirken, soll Bischof Hubertus im Einvernehmen mit

    153 Vita Landeberti episcopi Traiectensis vetustissima (wie Anm. 127), cap. II, S. 364f. 154 WERNER, Raum (wie Anm. 124}, S. 121-139 und S. 268fT.; JEAN-Lou•s KuPPF.R, Du diocese de

    Tongres-Maastricht au diocese de Liege, in: MARCEL OTTE u. J. WILLMF.S (Hrsg.), La civilisation merovingienne dans Je bassin mosan. Actes du Colloque international d' Amay-Licge 1985 Lüttich 1986, S. 23-27, hier S. 23f. '

    ISS Vgl. WERNER, Raum (wie Anm. 124), S. 298-303; JEAN-CLAUDI! PouuN in: LexMA V 1( 1999), Sp. 1628 mit Bibliographie.

    156 Vita Landeberti episcopi Traiectensis vetustissima (wie Anm. 127), cap. 25, S. 379f.; Vita Hugberti episcopi Traiectensis, ed. WILHI!LM LEVISON, MGH SS rer. Mer V (1913), cap. 1, s. 483.

    157 Vita Hugberti episcopi Traiectensis (wie Anm. 156), cap. 3fT. und 11, S. 48Sf. und 489f. 158 Vita Landeberti episcopi Traieclensis vetustissima (wie Anm. 127), cap. 25fT., S. 379-384; Vita

    Hugberti episcopi Traiectensis (wie Anm. I 56), cap. 2. S. 484. 159 Vgl. dazu ALAIN DIERKENS, Reflexions sur l'histoire religieuse de Maastricht ä l'epoque mero-

    vingiennne in: PoLFER, L 'evangelisation (wie Anm. I 06), S. 541-567, hier S. 552-559. 160 Vgl. BRUNO KRuscH in: MGH SS rer Mer VI ( 1913}, S. 306. 161 Gesta ss. potrum Fontanel/ensis coenobii (wie Anm. 118), 111,1, S. 24; RICHARD GF.RRERDING,

    The rise of the Carolingians and the Liber historiae Francorum, Oxford u. a. 1987, S. 134f. 162 Vgl. WERNER, Raum (wie Anm. 124), S. 268-274. 163 fRANS THEUWS, Maastricht as a center of power in the early middle ages, in: MAVKI! DE JoNo,

    FRANS THEUWS u. CAROLINE DE RuN (Hrsg.), Topographies of power in the early middle ages (Transformation ofthe Roman world 6), Leiden 2001, S. 155-216, hier S. 191 ff.

    164 Zu Servatius Rllms DE LA HAvE, In welke eeuw lefde sint Servaas?, in: De Maasgouw. Tijdschrift voor Limburgs Geschiedenis en Oudheidskunde 113, 1994, S. S-28.

    165 Zum Kult des hl. Servatius THOMAS BAUER, Lotharingien als historischer Raum (Rheinisches Archiv 136), Köln 1997, S. 576-580.

    166Zur Verehrung des hl. Lambert WERNER, Raum (wie Anm. 124), S. 298-303.

    16

  • Karl Martell zu einer Erhebung der Gebeine des hl. Servatius geschritten sein; vielleicht barg er sie in einem Vorgänger des heute noch in situ zu bewundernden Servatius-Schreins. 167 Doch stammt der mit legendären Motiven ausgeschmückte Bericht darüber aus dem ausgehenden 11. Jahrhundert; in älteren Quellen findet sich nicht die leiseste Andeutung.

    Am Sterbebett des am 30. Mai 727 verstorbenen Bischofs Hubertus stand sein leiblicher Sohn Florebertus. 168 Er überführte den Sarg des Vaters nach Lüttich und setzte ihn in der dortigen Peterskirche, die noch Bischof Lambert erbaut hatte169, bei.I 70 Von Florebertus erfahren wir aus glaubwürdigen Quellen nur, dass er dem Beispiel des Vaters darin folgte, indem er in seinem Sprengel Kultzen-tren schuf, die Leiber von Personen, die im Ruf der Heiligkeit dahingeschieden waren, transferierte und damit zur Ehre der Altäre erhob171 : die heiligmäßige Witwe Chroara-Oda zu Amay172 und Landoald zu Wintershoven, der Bischof Lambert in früherer Jugend erzogen haben soll. 173

    Angesichts der Erschwernisse, auf die die diözesane Binnenmission infolge des aktiven und passiven Widerstandes der ethnisch polygenen Bevölkerung und der schwindenden Unterstützung seitens des merowingischen Königtums traf, fanden die Bischöfe Nordgalliens weder die Zeit noch die personellen Ressourcen, sich der Heidenmission außerhalb ihres Jurisdiktionsbereiches zuzuwenden. Es erstaunt daher nicht, wenn keine Zeugnisse dafür vorliegen, dass sich die c/erici etwa der Coemeterialbasilika St. Servatius vor den Toren von Maastricht in Mission und Seelsorge engagiertenP4

    167 Zum Servatius-Schrein ANGELA REINDERs-BAUMANN in: LThK 9 3(2000), Sp. 482 mit bibliogra-phischen Verweisen.

    168/ocundus presbyter s. Servatii Traiectensis, Miracula s. Servatii, ed. RuooLF KöPKE, MGH SS XII (1856), cap. 4ff., S. 93ff.; dazu DIERKENS, Reflexions (wie Anm. 159), S. 562f.

    169 ERNST GIERLICH, Die Grabstätten der rheinischen Bischöfe vor 1200 (Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte 65), Mainz 1990, S. 307f.

    170 Vita Hugberti episcopi Traiectensis (wie Anm. 156), cap. 14, S. 491; Vita Floreberti episcopi Leodensis, in: AA SS April III (1785), S. 377f.

    171 Vgl. allgemein ARNOLD ANGENENDT, Zur Ehre der Altäre erhoben (1994) in: DERS., Liturgie im Mittelalter. Ausgewählte Aufsätze zum 70. Geburtstag (Ästhetik - Theologie- Liturgik 35), Münster/ W. 2005, S. 269-294.

    172 Vita s. Odae viduae, ed. MAURICE CoENS, Analeeta Bollandiana 65, 1947, cap. 16, S. 225-244, hier S. 243; dazu die Literaturangaben bei MATTHIAS WERNER, Zur Rolle des fränkischen Adels in der Stiftung von Kirchen und Klöstern im mittleren Maasgebiet, in: Sint Servatius, bisschop van Tongeren-Maastricht. Het vroegste christendom en het Maasland (Kunst en Oudheiden in Limburg 26), Burglaan 1986, S. 97-124, hier S. 103 mitAnm. 60; THOMAS BAUER in: LThK 7 3(1998), Sp. 971.

    173 HERIGER VON LOTTICH, Vita s. Landoaldi sociorumque eius, ed. OswALD HoLDER-EGGER, MGH SS XV,2 (1880), cap. 6, S. 603; vgl. DIETER J. WYNANDS in: LThK 6 3(1997), Sp. 633.

    174 Vgl. JoACHIM DEETERS, Servatiusstift und Stadt Maastricht (Rheinisches Archiv 73), Bonn 1970 S. 27ff.; W. DIJKMAN, Maastricht in: RGA 19 2(2001), S. 85.

    17

  • 111 Die Karolinger und das Missionsbistum Utrecht

    Nach fünfjährigem erfolgreichem Wirken in der Friesenmission zog sich Bischof Wulfram von Sens zurück, um im Rouenneser Bischofskloster St-Wandrille seinen Lebensabend zu verbringen. 175 Nahezu gleichzeitig griffen Angelsachsen das Missionswerk in Friesland auf.

    Bischof Wilfrid von York176, der schon vor Ende der sechziger Jahre des 7. Jahrhunderts Beziehungen zum regnum Franeorum geknüpft hatte und bis 686/687 in der innerfränkischen Politik eine manchmal entscheidende Rolle spielen sollte177, gelangte 678 nach Friesland, wo er mit Duldung des Friesen-fürsten Aldgisil 178 das Gotteswort verkündete und principes wie ein fache Leute zur Taufe bewegen konnteY9 Wenn er auch schon nach einem Jahr nach Rom weiterreiste, um an den römischen Synoden des Herbstes 679 und des Frühjahrs 680 teilzunehmen180, vergaß er auch in der Folgezeit die kontinentale KOsten. region Nordwesteuropas nicht. 181

    Umgeben von einer Gruppevonfratres versuchte Suitbert 182 679/680, angesichts der Erfolge Bischofs Wilfrids das Missionswerk bei den Friesen weiterzuführen. Bald erkannten die jungen Missionare, dass ihnen dazu die sakramentalen Befugnisse eines Bischofs fehlten. So wählten sie Suitbcrt zum Bischofl83 ; zur Weihe schickten sie ihn zu BischofWilfrid, der gerade in Mercia weilte und Suitbert 682/683 die erbetene Weihe spendete. 1114 Auf den Konti-nent zurückgekehrt, musste Suitbert feststellen, dass in Friesland 679/680 ein Herrschwechsel von Aldgisil zu seinem Nachfolger Radbod eingetreten war111$,

    175 Vita Wulframni episcopi Senonici, ed. WILHELM LEVISON, MGH SS rer Mer V (1910), eap. II, S. 671f.; vgl. NIKOLAS HuYGHEBAERT, L'enigme des reliques de samt Wulfram, archevc!que de Sens, in: Revue Benedictine 87, 1977, S. 180-194, hier S. 180f. und 194.

    176 Zusammenfassend zu BischofWilfrid von Yorkjetzt DAVIS RoLLASON in: TRE 36 (2004), S. 42-45. 177 Vgl. SEMMLER, Herrscher (wie Anm. 78), S. Sf. und IOf. 178 Zu Aldgisil J. PRINZ in: LexMA I 2( 1999), Sp. 346. 179 Vita Wilfridi episcopi Eboracensis, ed. WILHELM LEVISON, MGH SS rer Mer VI ( 1913), I, cap.

    27f., s. 220. 180 SEMMLER, Herrscher (wie Anm. 78), S. 24-27. 1817031704 weilte BischofWilfrid zusammen mit Bischof Acca von Hexharn bei Willibrord in

    Friesland; vgl. BEDA VENERABILIS, Historia ecclesiastica gentis Anglorum (wie Anm. 17), 111, 13, s. 152.

    182 Über Suitbert BEDA VENERABILIS, Historla ecclesiastica gentis Anglorum (wie Anm. 17), V. II, S. 31; dazu KNuT ScHÄFERDIECK, Suidberth von Kaiserswerth, in: Düsseldorfer Jahrbuch 66, 1995, S. 1-21, hier S. 12-16 und GoswrN SPRECKELMEYER in: LThK 9 1(2000), Sp. 1105.

    183 Suitbert (von Kaiserswerth) empfing von Wilfrid von York die Bischofswcihc; vgl. Bm" VENERABILIS, Historia ecclesiastica genlis Anglorum (wie Anm. 17), V,11, S. 302. - 703/704 weilte Bischof Wilfrid zusammen mit Bischof Acca von Hexharn bei Willibrord in Friesland; vgl. BEDA VENERABILIS, Historia ecclesiastica gentis Anglorum (wie Anm. 17), III,l3, S. 152.

    184 BEDA VENERABILIS, Historia ecc/esiastica genlis Angforum (wie Anm. 17), V, 11, S. 302. 185 Zu Radbad zusammenfassend W. KETTEMANN in: RGA 24 2(2003), S. 56f.

    18

  • der die christliche Mission in seinem Machtbereich unterband186, womit sich die Angelsachsen Wikbert, Willibrord und Bonifatius später ebenfalls abzufinden hatten. Daher wandte sich Suitbert der gens der Brukterer im Raum Bochum/ Werl zu, die zu bekehren die Kölner Kirche bisher nicht bedachte oder nicht wagte. Der Einfall von Altsachsen in das Land der Brukterer zerstreute die wenigen Christen. Bischof Suitbert und seine Gefährten suchten den austra-sischen Hausmeier Pippin (den Mittleren) auf, der ihnen dank der Fürsprache seiner Gemahlin Plektrudis die Rheininsel Werth (Kaiserswerth) zuwies. Dort errichteten sie ein monasterium, ein Eigenkloster187, das dem Zugriff der Köln er Kirche entzogen blieb. 188

    Im südirischen monasterium Rathmelsigi bei Carlow entwickelte der angel-sächsische Abt und spätere BischofEgbert, der seine klösterliche Schulung in den coenobia Lindisfame und lona empfangen hatte189, sein weitgespanntes Projekt, den die Küstenregion von Nord- und Ostsee und ihr Hinterland bewohnenden heidnischen gentes den christlichen Glauben zu bringen. Eine Vision soll ihn daran gehindert haben, das universal angelegte Missionswerk persönlich ein-zuleiten; doch wusste er Schüler für sein Ziel zu begeistem.190 Wikbert, einer seiner Schüler, fuhr 688/690 nach Friesland, um den Friesen und ihren Fürsten die christliche Heilsbotschaft zu vermitteln. Die Zuhörer jedoch verschlossen ihre Ohren; gescheitert kehrte er nach Rathmelsigi zurück. 191

    In das östlich an Friesland angrenzende Gebiet der Altsachsen wagten sich 690 oder kurz danach zwei angelsächsische Priester aus der Schule Egberts von Rathmelsigi, beide mit Namen Ewald, in der Hoffnung, dort Menschen für Christus gewinnen zu können. Um predigen zu dürfen, wollten sie den örtlichen Machthaber (satrapa) um Erlaubnis bitten. Die Einwohner des ersten Dorfes, das sie aufsuchten, setzten dem befürchteten Religionswechsel ein gewaltsames Ende, überfielen die Glaubensboten, töteten sie und warfen ihr Leiber in den Rhein. Ihre Reisegesellschaft, von der sie sich getrennt hatten, barg sie, nachdem der satrapa ob der Verletzung der Gastfreundschaft die Mörder bestraft hatte. Der Hausmeier Pippin sorgte dafür, dass die Blutzeugen nach Köln überführt und in St. Kunibert beigesetzt wurden. 192 Zum zweitenmal sah sich die Kölner

    186 Vita Willibrordi archiepiscopi Traiectensis auctore Alcuino, ed. WILHELM LEVISON, MGH SS rer Mer VII (1920), cap. 5 und 9, S. l20f. und 123f.

    187 Zu Kaiserswerth H. LuTTERBACH in: LThK 5 3(1996), Sp. ll37. 188 877 verlieh König Ludwig der Jüngere dem monasterium Kaiserswerth die Immunität und den

    königlichen Schutz, womit Kaiserswerth als Königskloster ausgewiesen war: W!SPLINGHOFF, Rheinisches Urkunden buch, Bd. 2 (wie Amm. 19), S. 82fT. Nr. 185.

    189 ScHAFERDIEK, Fragen (wie Anm. 37), S. 174-181. 190 JosEF SEMMLER, Kloster, Mission und Seelsorge im Frühmittelalter in: FELTENIJARNUTIPADBERG,

    Bonifatius (wie Anm. 46), S. 303-325, hier S. 309. 191 BEDA VENERABILIS, Historia ecclesiastica gentis Anglorum (wie Anm. 17), V,9, S. 298. 192 Ebd., V,1, S. 298-301; vgl. KNUT ScHAFERDIEK, Der Schwarze und der Weiße Hewald. Der erste

    Versuch einer Sachsenmission, in: Westflllische Zeitschrift 146, 1996, S. 9-24.

    19

  • Kirche indirekt mit der von ihr vernachlässigten Friesen- (und Sachsen-)Mis-sion konfrontiert.

    Um Vertreibung und Flucht von vomeherein zu vermeiden, nahm Wiilibrord, von Egbert entsandt193, sofort nach seiner zweiten Landung in Friesland irn Jahre 690194 Kontakt mit dem Hausmeier auf1 95, dem es kurz zuvor gelungen war, die Herrschaft des christenfeindlichen Friesenfürsten Radbod nach Norden zurückzudrängen.196 In die fränkisch überherrschte Region der citerior Frisia wies Pippin Willibrord ein und gab ihm eine Art Schutzgarantie. 197 Dorthin war zuvor Eligius von Noyon im Rahmen seiner Binnenmission gekommen; in Antwerpen übernahm Willibrord eine Kirche, die seinerzeit der hl. Amandus erbaut hatte. 198 Die fehlende kanonische Approbation dieser Einweisung durch Herrscher und Synode, wie sie einst Amandus erhalten hatte, war im letzten Jahrftinft des 7. Jahrhunderts nicht zu erreichen. So sandte Pippin Willibrord nach Rom. 199 Papst Sergius I. spendete ihm am 21. November 695200 die Bischofsweihe, verlieh ihm den Titel eines Erzbischofs mit dem Sitz in Utrecht201 , nicht jedoch das Pallium. Dank dieser Sendung konnte Willibrord auch in fremden Diözesen wirken und je nach BedarfBischöfe weihen, de facto, nicht de iure (canonico) den gesamten Herrschaftsbereich des jeweiligen Hausmeiers ausfüllen. Theut-

    193 Zu Willibrord zusammenfassend jetzt KNuT ScHAFERDIF.K in: TRE 36 (2004), S. I 071T. 194 Dieses Datum trug Willibrord eigenhändig in sein Kaiendar ein: H. A. WJLSON (Hrsg.), The

    calendar ofSt. Willibrord from Ms. Paris lat. I 0837 (Henry Bradshaw Society 95), London 1918, S. 13; Abb. bei ARNOLD ANGENENDT, Liudger. Missionar- Abt- Bischof im frühen Mi11elalter, Münster 22005, S. 68.

    195 Vita Wi/librordi archepiscopi Traiectensis, ed. WILHELM LEVISON, MGH SS rer Mcr VII ( 1920), cap. 5, S. 120f.

    196Liber historiae Franeorum (wie Anm. 80), cap. 49, S. 323f. 197 BEDA VENERABILIS, Historia ecclesiastica gentis Anglorum (wie Anm. 17), V, II, S. 303; vg).

    FRITZE, Entstehungsgeschichte (wie Anm. 103), S. 107fT. 198 CAMILLUS WAMPACH, Geschichte der Grundherrschaft Echtemach, Bd. 1,2: Quellen band, Lu-

    xemburg 1930, S. 78-82, Nr. 34 und 35. 199 BEDA VENERABILIS, Historia ecc/esiastica gentis Anglorum (wie Anm. 17), V, ii, S. 302. 200Vgl. WILSON, Calendar (wie Anm. 194), S. 13. 201 Nach der Vita Sergii I papae, in: Lou1s DucHESNE, Le Liber Pontificalis, Bd. 1,2, Paris I8R6

    S. 376 und BEDA VENERABILIS, Historia ecc/esiastica gentis Anglorum (wie Anm. 17), V, II:

    20

    S. 302, bezogen sich der Titel und die Befugnisse des archiepi.vcopu.v gemäß Pippins des Mittleren Willen auf die Fresonum gens. Alkuin, Vita Wil/ibrordi archiepi.•cop/ Traiectensis (wie Anm. 195), cap. 7, S. I, verschweigt diese Einschränkung und erhebt Willibrord zum .. rö-mischen Erzbischof", der in der römischen Petcrskirche (nicht in S. Cecilia in Trastcvcre- so Beda) die Bischofsweihe empfing, wobei der päpstliche Konsekrator ihn mit einem Papstnamen auszeichnete. Dass Willibrord kraft der vom Papst erteilten Bischofsweihe und verliehenen Titulatur nicht Metropolit wurde, sah ARNOLD ANGENENDT, Willibrord als römischer Erzbischof in: GEoRGES KIESEL u. JEAN ScHROEDER (Hrsg.), Willibrord, Apostel der Niederlande. Gründer der Abtei Echtemach, Luxemburg 21990, S. 31-41, hier S. 33f. richtig. Dazu hätte Willibrord gemäß römischer Praxis das Pallium erhalten müssen, wovon Beda nichts berichtet, was Alkuin verbessern zu müssen glaubt. Als Erzbischof war Willibrord befugt, Bischöfe auch in fremden Diözesen zu weihen, nicht aber umschriebene Diözesen unter der Leitung eines bischöflichen Ordinarius zu konstituieren.

  • bert setzte er wohl in Wijk bei Duurstede ein.202 Zur eigenen Entlastung weihte er Chorbischöfe20l, darunter Wera möglicherweise flir Utrecht.204 In die Frisia citerior schickte er Schüler, die an zentralen Orten Kirchen erbauten, die sie auch als Seelsorger versahen.205 Er selber gründete im Zuge seiner mission en profondeur monasteria, wobei er bis Thüringen und Mainfranken gelangte.206

    So besetzte er seinen Sprengel mit Kirchen207 bis vor die Tore Kölns208, mit dessen Bischof er mancipia tauschte209, jedoch augenscheinlich keine engeren Beziehungen unterhielt. Zugleich missionierte er im Sinne seines Lehrmeisters Egbert von Rathmelsigi bei den Dänen und auf Helgoland.210 Nur kurzzeitig unterbrach die karolingische Sukzessionskrise nach dem Tode Pippins des Mitt-leren 714 seine umfassende Tätigkeit.211 Mit den Funktionen des erzbischöflichen Vorstehers aber löste sich Willibrords Sprengel vom monasterium Echtemach, als der Heilige 739 starb.212

    202Vgl. WILHELM LEVISON, Willibrordiana, Hannover 1908, jetzt in: DERS., Aus rheinischer und fränkischer Frühzeit: ausgewählte Aufsätze, DUsseldorf 1948, S. 330-336; PETER JoHANEK in: RGA 62 (1986), S. 63.

    203 BEDA VENERABILIS, Historia ecclesiastica gentis Anglorum (wie Anm. 17), V,2, S. 303; dazu aber ARNOLD ANGENENDT, Willibrord im Dienste der Karolinger, in: Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein 175, 1973, S. 63-113, hier S. 103-112. Vgl. auch S. Bonifatii et Lulli epistolae (wie Anm. 5), S. 234ff., Nr. 109.

    204S. Bonifatii et Lu/li epistolae (wie Anm. 5), S. 146-155 (hier: S. 146), Nr. 73.; dazu WILHELM LEVISON, England and the Continent in the eighth century. The Ford lectures delivered in the university of Oxford in the Hilary Term 1943, Oxford 1946, S. 82, Anm. 2.

    205 Vita Willibrordi archiepiscopi Traiectensis (wie Anm. 195), cap. 12, S. 126f.; vgl. SEMMLER, Kloster (wie Anm. 46), S. 309ff.

    206ARNOLD ANGENENDT, Willibrord und die thüringische Kirchenorganisation, in G. GRAF u. H. P. HASSE (Hrsg.), Vestigia pietatis. Studien zur Geschichte der Frömmigkeit in Thüringen und Hessen (Ernst Koch gewidmet), Leipzig 2000, S. 9-17.

    207WAMPACH, Geschichte (wie Anm. 198), S. 71-76 Nr. 29-33 und S. 82f., Nr. 37. 208Ebd., S. 83f., Nr. 38. 209Ebd., S. 93f., Nr. 40. 210 Vita Willibrordi archepiscopi Traiectensis (wie Anm. 195), cap. 9 und 10, S. 123ff. 211 715/716 nahm Willibrod eine testamentarische Stiftung des dux Arnulf, des Enkels Pippins

    des Mittleren, für Echternach entgegen. -718, Februar 23 schenkt Kar! Martell an Echternach, ohne Willibrord zu erwähnen: HEIDRICH, Urkunden (wie Anm. 191 ), S. 62-68 Nr. 25 und 27. In der Zwischenzeit, im April 717, hielt sich Willibrord im mainfränkischen Hammelburg auf, um die Klostergründung des Herzogs Hedenus und dessen engster Familie vorzubereiten: WAMPACH, Geschichte (wie Anm. 198), S. 63ff., Nr. 26. Die ihm zugewiesene sedes Utrecht war 716/717 wieder an die Friesen verlorengegangen; bis zum I. Januar 723 hatte Kar! Martell diese Scharte ausgewetzt (vgl. FRITZE, Bistum Utrecht [wie Anm. 9], S. 130-138). Willibrord durfte ihn daher mit Recht seinen senior nennen (CAMILLUS WAMPACH, Geschichte [wie Anm. 198], S. 95ff., Nr. 39).

    212 Über den Sprengel, in den Pippin der Mittlere und der Papst Willibrord einwiesen (S. Bonifatii et Lulli epistolae [wie Anm. 5], S. 234ff., Nr. I 09; BEDA VENERABILIS, Historia ecclesiastica gentis Anglorum [wie Anm. 17], S. 303), verfllgte vor 747 der Hausmeier Karlmann. Dasmonasterium Echternach wurde ein Jahrzehnt später von Abt Adalbert geleitet (WAMPACH, Geschichte [wie Anm. 198], S. 109, Nr. 45).

    21

  • Mit dem Amt des Bischofs in Utrecht hatte Willibrord die Leitung eines monasteriums verbunden, eines Kathedralklosters nach angelsächsischem Vor-bild213, einer Pflanzschule von Missionaren. Diese ihre Ausrichtung bestätigte König Pippin durch die Überweisung fiskalischer Zehnten an die casa Dei und die monachi vel canonici qui ibidem gentiles ad christianitatem convertunt et Domini misericordiam ipsos conversos quem [ !] haben/ doceant, damit sie wie andere Christen ihren Glauben bewahrten und seine Vorschriften einhielten.214

    Von einem von Willibrord geweihten Chorbischofverwaltet215, blieb nach 739 diesedes Utrecht einige Jahre vakant2 16, bis der karolingische Hausmeier Karl-mann im Zusammenhang mit der Berufung des hl. Bonifatius zum austrasischen Metropoliten und der geplanten Erhebung Kölns zu seinem Metropolitansitz ihm Utrecht anvertraute ad ordinandum episcopum. Damit war aus der sedes subiecta Romano pontifici217 ein dem Hausmeier aus pippinidisch-karolingischem Geschlecht unterstellter Bischofssitz geworden. Nach eigener Aussage weihte Bonifatius ohne den Namen zu nennen, 7461747 einen Bischof fUr Utrecht218, den er dem engsten Kreis seiner angelsächsischen Begleiter entnahm.219 Ihm war auch nur ein kurzer Pontifikat beschieden, bezeichnete doch schon im Mai 753 König Pippin Bonifatius selbst als Bischof von Utrecht. 220 Ehe der Heilige zu seiner letzten Visitationsreise durch Utrecht kam, bestellte er seinen Chorbischof Eoban zum Bischof der Friesen. 221 Eoban ging mit seinem Meister in den Tod. 222

    Als Karl der Große 769 die missionarische Tradition Utrechts bestätigte223 , lag die Leitung dieses Sprengels längst in fränkischer Hand. Bonifatius selbst hatte in der antiqua civitas, demfamosus locus Dorestad und der Region bis

    213Zu den angelsächsischen Domklöstern des Frühmittelalters zusammenfassend R. B. DoBSON in: LexMA V 2(1999), Sp. 1075f.; fllr den Kontinent P1us ENGELB~RT, Liudger und das Mönch-tum seiner Zeit, in: EcKHARD FREISE (Hrsg.), Die Vita Sancti Liudgeri. Text, Übersetzung und Kommentar. Forschungsbeiträge, Bielefcld 1999, S. 151-166, hier S. 153f. und JosF.F SF.MMLER, Monachus- clericus- canonicus, in: SöNKE LoRENZ u. THOMAS ZoTZ (Hrsg.), Frühformen von Stiftskirchen in Europa. Funktion und Wandel religiöser Gemeinschaften vom 6. bis zum Ende des 11. Jahrhunderts, Festgabe fllr Dieter Mertens zum 65. Geburtstag (Schriften zur sUdwest-deutschen Landeskunde 54), Leinfelden-Echterdingen 2005, S. 1-18, hier S. !OfT.

    214MGH Diplomata Karolinorum I (1906), S. 6fT., Nr. 4 und 5. 21 5THEODOR ScHIEFFER, Germania Pontificia, Bd. 9: Provincia Coloniensis, Teil 3, Göttingen 2003,

    s. 5. 216VgJ. ENGELSIWEINFURTER, Series episcoporum (wieAnm. 57), S. 172. 217So Bonifatius: S. Bonifatii et Lu/li epistolae (wie Anm. 5). 218S. Bonifatii et Lu/li epistolae (wie Anm. 5), S. 234fT., Nr. 109; dazu MICHAEL TANGL, Das To-

    desjahr des Bonifatius, in: Zeitschrift des Vereins fllr hessische Geschichte und Landeskunde N. F. 37, 1903, S. 223-250, jetzt in: DERS., Das Mittelalter in Quellenkunde und Diplomatik. Ausgewählte Schriften, Bd. I, Graz 1966, S. 25-46, hier S. 29-35.

    219Vgl. FRITZE, Bistum Utrecht (wie Anm. 103), S. 150f. 220MGH Diplomata Karolinorum I (1906), S. 6fT., Nr. 4. 221 S. Bonifatii et Lul/i epistolae (wie Anm. 5), S. 234fT., Nr. I 09. 222Martyrologium Fuldense, ed. WILHELM LEVISON, MGH SrG (1905), S. 60. 223MGH Diplomata Karolinorum 1 (1906), S. 82f., Nr. 56.

    22

  • zur Grenze zwischen heidnischen und christlichen Friesen am Westufer der Lauwers Gregor eingesetzt22\ den Spross einer fränkischen Adelsfamilie, der sich in früher Jugend dem Missionsbischof angeschlossen hatte, diesem Schüler anwarb und bis ans Lebensende zur Seite stand.m Nach dem Märtyrertod des hl. Bonifatius soll ihm König Pippin im Einvernehmen mit Papst Stephan II., der 754/755 im Frankenreich weilte, den Auftrag erteilt haben, die Missionsarbeit des Utrechter monasterium fortzusetzen als eiusdem gentis ( d. h. der Friesen) pastor et praedicator ordinatus a Domino et a principibus ... ecc/esiae Dei. 216

    In Utrecht wusste Gregor Gefährten und Schüler ohne Unterscheidung ihrer gentilen oder sozialen Herkunft, nicht zuletzt aus der novella plantatio von Friesen und Sachsen, um sich zu scharen, die er in der scola Gregorii227

    ftlr geistliche Aufgaben aller Weihegrade schulte.228 Obwohl er als heres Willi-brordi et Bonifatii galt und de facto die Kirche von Utrecht leitete229, empfing er die Bischofsweihe nicht, weil ein Mitglied seiner Familie in einen Mord an einem karolingischen Seitenverwandten verwickelt war.230 Vielmehr stellte er den Angelsachsen Alubert, der zu ihm stieß, als Chorbischof an seine Seite.231 Alubert bestand indes darauf, von seinem Heimatbischof geweiht zu werden; wunschgemäß empfing er die Weihe in York.232

    Hochbetagt und halbseitig gelähmt, wollte Abt Gregor seinem Neffen Al-berich233 die Leitung von Kirche und monasterium Utrecht hinterlassen. Als es mit ihm zu Ende ging, wartete die Kommunität zu Utrecht sehnsüchtig auf Alberich, der sich in Diensten Karls des Großen in Italien aufhielt234, wie schon König Pippin Brüder und Halbbrüder des Klostervorstehers in /oginquiora loca Ga/liarum eingesetzt hatte.235 Rechtzeitig in Utrecht eingetroffen, konnte Albe-rieb, diu optatus et dilectusfilius, noch Instruktionen und Segen des Sterbenden entgegennehmen.236 Karl der Große bestätigte ihn alsbald als electus rector der

    224 Vita Gregorii abbatis Traiectensis auctore Liudgero, ed. ÜSWALD HoLDER-EGGER, MGH SS XV,1 (1887), cap. 5, S. 71.

    225Zu Gregor von Utrecht vgl. die knappe Skizze bei LuTz E. v. PADBERG, Christianisierung im Mittelalter, Darmstadt 2006, S. 79f.

    226 Vita Gregorii abbatis Traiectensis (wie Anm. 224), cap. 9f., S. 74. 227 Scofa Gregorii geprägt von ALTFRID VON HILDESHEIM, Vita [ Liudgeri in: WILHELM DIEKAMP

    (Hrsg.), Die Geschichtsquellen des Bistums Münster IV, Münster 1881, 1,9, S. 14. 228 Vita Gregorii abbatis Traienctensis (wie Anm. 224), cap. 11, S. 75f. 229 Vita Lebuini antiqua, ed. AooLF HoFMEISTER, MGH SS XXX,2 (1934), cap. 2, S. 792. 230ALTFRID v. HILDESHEIM, Vita I Liudgeri (wie Anm. 227), 1,10, S. 15. 231 Vita Gregorii abbatis Traiectensis (wie Anm. 224), cap. 10, S. 75. 232 Vita s. Liudgeri (wie Anm. 213), II, S. 10. 233 Die Quellen zu Alberieb von Utrecht sind zusammengestellt bei ENGELs/WEINFURTER, Series

    episcoporum (wie Anm. 9), S. 173f. 234 Vita Gregorii abbatis Traiectensis (wie Anm. 224), cap. 15, S. 79. 235 Ebd., cap. 9, S. 74. 236 Ebd., cap. 15, S. 79.

    23

  • Mactinsbasilika zu Utrecht.237 Dass er kurz darauf in Köln die Bischofsweihe empfing238, deutet daraufhin, wie Kar! der Große die kirchliche Organisation in der ehemaligen Germania inferior gestalten wollte: Köln war wie in der Notitia Galliarum der Zeit um 400239 und kurz im Zuge der bonifatianischen Reform als Metropole vorgesehen. 240 Als Kölner Suffraganbistum trat die Diözese Utrecht, die nicht aus römischer Wurzel erwachsen war, in die karolingische Reichskirche ein.241

    IV Die Integration der Bistümer Maastricht-Lüttich und Köln

    Auf den hl. Amandus, der Anfang 652 die bischöfliche cathedra von Maastricht räumte und in seiner klösterlichen Niederlassung Elnone exitum de hoc mundo in proximo habere erhoffte242, lassen die im 10./11. Jahrhundert erstellten Bi-schofslisten von Tongern-Maastricht-Lüttich, wie das schon die Vita Remacli episcopi et abbatis und die Vita Trudonis confessoris Hasbadiensis Jahrzehnte zuvor taten243, den hl. Remaclus folgen, der zwar die Bischofsweihe empfangen hatte244, aber nicht in Maastricht als Ordinarius amtierte.245 Sie überbrücken damit eine Lücke von rund zwei Jahrzehnten, in denen kein Bischof von Maastricht christianisation et mission en profondeur weiter verfolgt haben dürfte. Bischof Theodoard, urkundlich nur 670 (?) bezeugt246, gedachte wohl kaum, das Werk des hl. Amandus fortzusetzen.

    König Childerich II. (663/663-673) indes berief nach seinem Regierungs-antritt in Austrasien auf Empfehlung seitens einer copiosa multitudo virorum il/am regionem habilan/es [!],besonders der optima [!] viri et illustrissimi qui rectores palatii waren, Lambert, Schüler des Vorgängers, auf den Bischofsstuhl von Maastricht, machte ihn zu seinem consiliarius, der den summus /ocus am Hofe einnahm. 247 Lamberts Amtsführung reizte eine lokale Gegenpartei, seinen

    237MGH Diplomata Karolinorum I (1906), S. 163f., Nr. 117. 238ALTFRID VON HILDESHEIM, Vita Liudgeri (wie Anm. 227), 1,15, S. 19. 239Notitia Galliarum, ed. THEODOR MoMMSEN, MGH AA IX (1892), S. 595. 240 THEOOOR ScHIEFFER, Gennania Pontificia, Bd. 7, Teil I: Archidioecesis Coloniensis, Göttingen

    1986, S. 17f., Nr. 6 und 8 = S. Bonifatii et Lu/li epistolae (wie Anm. 5), S. 120-125, Nr. 60 und S. 172-180, Nr. 80.

    241 ENGELS!WEINFURTER, Series episcoporum (wie Anm. 9), S. 2. 242 Testament des hl. Amandus (wie Anm. 39), S. 483fT. 243 Vita Remacli episcopi et abbatis (wie Anm. 20), cap. 3, S. 103; Vita Trudonis confessoris Has-

    baniensis auctore Donato ed. WrLHELM LEVISON, MGH SS rer Mcr VI (1913), cap. 5, S. 279. 244Vgl. HeroRICH, Urkunden (wieAnm. 131), S. 51-55, Nr. I und MGH D Merov 84; die Echtheit

    letzterer Urkunde ist nach HANS H. ANTON, in: Geschichte des Bistums Tri er (Veröffentlichungen des Bistumsarchiv Trier 38), Bd. I, Straßburg 2003, S. 156, Anm. wohl doch zu halten.

    245 Siehe oben Anm. 22. 246MGH DD Merov, S. 277-280, Nr. 108. 247 Vita Landeberti episcopi Traiectensis vetustissima (wie Anm. 127), cap. 4, S. 357.

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  • Sturz zu betreiben. Der Coup gelang248, war doch Childerich II. im September 675 ermordet worden, und die Austrasier erkannten nunmehr Dagobert 11. als ihren König an.249 Dieser entsetzte Lambert seiner Würde und vertraute das Bis-tum Maastricht Paramund an, der es sieben Jahre lang regieren sollte. Bischof Lambert zog sich fur diese Zeit in das Kloster Stavelot zurück, vitam sanctam et angelicam duxit ... sanetarum exempla imitans.250 Wenn seit dem beginnenden 11. Jahrhundert Quellen behaupten, Lamberts zeitweilige Verbannung sei consilio Ebroini etfactione Coloniensis episcopi erfolgt251 , darfman folgern, dass in den sechziger Jahren des 7. Jahrhunderts das Königtum, erst recht sein Hausmeier über die Bischofsstühle von Köln und Maastricht verfügten. Mit ihrer Billigung könnte Köln in diesem Falle seine metropolitanen Befugnisse gegenüber dem zu dieser Zeit einzigen Suffragan geltend gemacht haben.

    Ende 679 fiel auch Dagobert II. per do/um ungenannter Bischöfe und duces durch Mörderhand.252 Für die Prälaten der alten Germania inferior hatte dies zur Folge, dass sie Theuderich 111. anerkennen mussten253 und mit ihm den neustroburgundischen Hausmeier Ebroin, der den Krieg nach Austrasien trug, die duces Pippin den Mittleren und Martin besiegte, Martin umbrachte und Pippin zur Flucht nötigte.254 680 setzte politischer Mord auch Ebroins Regiment ein Ende. Sein Nachfolger Waratto schloss mit Pippin, der den Mörder Ebroins mit offenen Armen aufnahm, einen Friedenspakt.255 Warattos Sohn sollte diese Vereinbarung brechen und nach dem Tode des Hausmeiers Wulfoald auch nach dem austrasischen Hausmeieramt greifen.256 Bei Namur vermochte er Pippin eine Schlappe zuzufügen.257 Pippin konnte jedoch Köln behaupten, wo ihn der greise Audoin-Dado von Rouen aufsuchte.258

    König Theuderich III. holte nach dem Tode des wiedereingesetzten Waratto Warattos Schwiegersohn in das HausmeieramtAustrasiens, der ungeachtet aller Absprachen den Kampf gegen Pippin den Mittleren wieder aufnahm. Die Schlacht bei Tertry an der Somme entschied 687 zugunsten der Austrasier Pippin.259

    248ENGELSIWEJNFURTER, Series episcoporum (wie Anm. 57), S. 53f. 249MARGARETE WEmEMANN, Chronologie der Merowinger im 7. und 8. Jahrhundert, in: Francia

    25/1, 1998, S. 177-230, hier S. 196f. 250 Vita Landeberti episcopi Traiectensis vetustissima (wie Anm. 127), cap. 5, S. 357f. 251 Vita Landeberti episcopi Traiectensis auctore Sigiberto (wie Anm. 134), cap. 10, S. 394f.; KARL

    HANQUET (Hrsg.), Cantatorium sive Chronicon s. Huberti, Brüsse11906, cap. 3, S. 10. 252 Vita Wilfridi I episcopi Eboracensis, ed. WlLHELM LEVISON, MGH SS rer Mer VI (1913), cap.

    33, s. 222. 253 Vgl. SEMMLER, Herrscher (wie Anm. 72), S. 12f. 254Liber historiae Franeorum (wie Anm. 80), cap. 46, S. 320. 255 Ebd., cap. 47, S. 320f. 256EBELING, Prosopographie (wie Anm. 152), S. 159f. 257 Chronicarum ... Fredegarii continuationes (wie Anm. 103), cap. 4, S. 171. 258 Vita Audoini episcopi Rotomagensis (wie Anm. 78), cap. 13, S. 562. 259Vgl. ULRICH NoNN, in: LexMA VIII 2(1999), Sp. 559.

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  • Pippin der Mittlere, im Besitz des singularis Franeorum principatus, un-ternahm es, alle Missstände zu bereinigen, die nicht zuletzt auch in Austrasien eingerissen waren.260 In der alten Germania II bestätigte er den BischofStepha-nus von Köln261 , der 692 das Privileg des Bischofs von Chälons-en-Champagne für das Kloster Montier-en-Der zusammen mit den Bischöfen von Reims, Trier. Soissons und Laon zu Reims billigte262, und führte Bischof Lambert in sein Bistum Maastricht zurück263, für das er bei König Chlodwig 111. das Immuni-tätsprivileg erwirkte.264

    Feindseligkeiten gegenüber dem Bischof und Übergriffe gegenüber servi-entes der Maastrichter Bischofskirche (ecclesia), die amici unter Führung der Neffen Lamberts rächten, indem sie die Aggressoren aus dem Umkreis eines domesticus Pippins des Mittleren töteten26~, lösten eine Fehde unter verfeindeten Familien aus, der Bischof Lambert zum Opfer fiel. Den trotz versuchter und dann unterlassener Gegenwehr ermordeten Bischof brachte seine Oberlebende Anhängerschaft zu Schiffvon LUttich, dem Ort des Verbrechens, nach Maastricht. wo sie ihn extra muros in der Eigenkirche seiner Familie neben dem Grab seines Vaters beisetzten. Aus Furcht vor einem erneuten Überfall der Bischofsmörder. die Karl Martell nicht bestrafte, sondern später förderte266, wagten sie nicht, ihn in St. Servatius, der Grablege seines Vorgängers, zu beerdigen. 267

    Die Coemeterialbasilika, die die Gebeine des Gründerbischofs von Tongern-Maastricht, des hl. Servatius268, birgt, zählte spätestens 705, dem Zeitpunkt der Tragödie Lamberts, nicht mehr zu den integrierenden Kirchen des Hochstiftes

    260Annales Mettenses priores ad a. 691 (wie Anm. 103), S. 12. 261 Vgl. EuGEN EwiG, Beobachtungen zur Frühgeschichte des Bistums Köln, in: RoaF.RT I-IAAS u.

    JosEPH HosrER (Hrsg.), Zur Geschichte und Kunst im Erzbistum Köln (Studien zur Kötner Kir-chengeschichte 5), FS für Wilhelm Neuss, DUsseldorf 1960, S. 13-39, jetzt in: DERS., Spätantikes und fränkisches Gallien, Bd. 2 (Beihefte der Francia 3/2), München 1979, S. 126-153, hier s. 127.

    262PARDEssus, Diplomata (wie Anm. 64), S. 221f., Nr. 423. 263 Vita Landeberti episcopi Traiectendis vetustissima ed. BRUNO KRUSCH, MGH SS rcr Mer VI

    (1913), cap. 7, S. 371. 264 Vita Landeberti episcopi Traiectensis auctore Nicolao (wie Anm. 150), cap . .5, S. 411. 265Vgl. EBELING, Prosapographie (wie Anm. 152), S. 127. 266Dazu JosEF SEMMLER, Saint-Denis. Von der bischöflichen Coemeterialbasilika zur königlichen

    Benediktinerabtei, in: HARTMUT ATSMA (Hrsg.), La Neustrie. Les pays au nord de Ia Loire de 650 a 850, Bd. 2 (Beihefte der Francia 16/2), Sigmaringen 1989, S. 7.5-123, hier S. 92f.

    267 JEAN-LOUIS KUPPER, Saint Lambert. De l'histoire a Ia legende, in: Revue d'histoire ecclesiastique 79, 1984, S. 5-49, hier S. 16-19.

    268Zu Servatius J. HELSEN in: LexMA VII 2 (1999), Sp. 1792f.; vgl. auch das Epitaph des 10. Jahrhunderts für den Bischof, ed. NANCY GAUTHIER in: Revue du Nord 74, 1982, S . .504f.

    26

  • Maastricht.269 Maastricht, 596 Schauplatz eines austrasischen Märzfeldes270, beherbergte 670 (?) König Childebert II., den Sohn der Königin Balthildis271 , der gemäß dem mütterlichen Dekret die senior basilica dieser Bischofsstadt dem monasticus ordo geöffnet undkraftder königlichen Immunität zur Königsabtei erhoben haben dürfte.272 719/720 hatte Karl Martell als Hausmeier und damit

    "Generalbevollmächtigter" des merowingischen Königs seine Hand auf St. Ser-vatius gelegt, wie knapp zwanzig Jahre zuvor dem karolingischen


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