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Leitfaden zum Monat der Weltmission 2014

Date post: 01-Apr-2016
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Leitfaden 26. Oktober 2014 Die Solidaritätsaktion der Katholiken weltweit Sonntag der Weltmission Euer Kummer wird sich in Freude verwandeln » Joh 16,20b
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Page 1: Leitfaden zum Monat der Weltmission 2014

Die größte Solidaritätsaktion der Katholiken weltweit

Leitfaden26. Oktober 2014

Die Solidaritätsaktion der Katholiken weltweit

Sonntag derWeltmission

Euer Kummer wird sich in Freude verwandeln

»Joh 16,20b

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Margaret will leben

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Pakistan

karachi

Faisalabad

islamabad

Rawalpindi

khipro

AfgHAnistAn

TadschikisTan

Multan

tando allahyar

Zwei junge Frauen im Gespräch. Eine Ordensfrau die eine, eine junge Mutter die andere. strahlend blickt die Frau auf ihre kleine tochter. Dabei hat sie wenig Grund zum Lachen. Das Leben im pakistanischen sindh ist hart, vor allem für die Frauen. schlechte hygienische Ver-hältnisse und fehlende Bildung, schuldknechtschaft und Gewalt prägen das Leben. Wer hier aufwächst, kennt vor allem Unfreiheit.

Vielleicht ahnt die Mutter, dass die Worte von schwester Farzana ihr Leben ändern können. Oder zumindest das Leben ihrer tochter. Mit den schwestern scheint auf einmal vieles möglich. schwester Farzana ist ausgebildete Lehrerin. sie schult die Lehrkräfte an den Dorfschulen, organisiert Hilfe für die schulkinder und begleitet die Familien in den Dörfern. ihr ist es wich-tig, nicht für, sondern mit den Menschen zu arbeiten. „Eigentlich wollte ich Ordensfrau werden, um ein hei-ligmäßiges Leben zu führen“, beschreibt sie ihren Weg. „Hier habe ich das Leid der Menschen gesehen und verstanden: Meine Berufung als schwester ist es für die Menschen da zu sein, ihnen zu helfen, ihr Leben in die Hand zu nehmen und für menschenwürdige Lebensbe-dingungen zu kämpfen.“

Die Begegnung auf dem Plakat erinnert an die biblische szene am Jakobsbrunnen. Die samaritanerin findet in der Begegnung mit Jesus zu sich selbst – durch die art und Weise, wie er sie wahrnimmt, ihr zuhört, sich auf sie und auf ihre Wirklichkeit einlässt. Diese Erfahrung macht auch die junge Mutter: Für sie und für alle, die seiner Botschaft begegnen, wird Jesus zur Quelle, die unzerstörbares Leben schenkt. ihre Hoffnung kommt aus der Gewissheit, dass Jesus die Welt besiegt hat und der tod nicht das letzte Wort hat. in diesem Glauben verwandelt sich die traurigkeit in Freude über die allen Menschen von Gott eröffnete Zukunft.

Euer kummer wird sich in Freude verwandeln

»Joh 16,20b

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26. Oktober 2014

Die Solidaritätsaktion der Katholiken weltweit

Sonntag derWeltmission

Danke für Ihre Spende! www.missio-hilft.de

Euer Kummer wird sich in Freude verwandeln

»Joh 16,20b

Einladung zurGebetskette

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Unsere Religion ist unsere Freiheit 4

Rawalpindi

Den Frauen eine Stimme geben13

IndIen

TadschikisTan

Lahore

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Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Gemeinden,

ob es in Pakistan überhaupt Christen gebe, werde ich manchmal gefragt, wenn es um das Partnerland der diesjährigen aktion zum Sonntag der Weltmission geht. Die nachrichten, die uns aus Pakistan erreichen, sind eindeutig: das Rückzugsgebiet extre-mistischer terroristen, in dem blutige Machtkämpfe zwischen Regierung und Opposition Zehntausende das Leben kostet. Eine Gesellschaft, in der Minderheiten immer häufiger angegriffen

werden, Christen, Hindus genauso wie Mitglieder islamischer Minderheiten, und ein Blasphemie-Gesetz, das dazu missbraucht wird, Streitereien auszufechten und misslie-bigen Personen eine Straftat anzuhängen.

Kann unter diesen Bedingungen der Glaube leben, lebendige Kirche wachsen? Ja, sagen unsere kirchlichen Partner in Pakistan und sind dankbar darüber, dass ihr Land in diesem Jahr im Mittelpunkt der Solidaritätsaktion der Katholiken im Oktober steht.

Selten haben wir eine solche Glaubensfreude und Begeisterung erlebt, berichten die missio-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Pakistan in der Vorbereitung der aktion besucht haben. Selten hatten wir das Gefühl, dass unsere anwesenheit und unser interesse so wichtig für die Christen vor Ort sind. immer wieder hörten sie von ihren Gesprächspartnern: „Wir sind stolz, Christen in Pakistan zu sein“.

auf die Frage, was sie sich für Pakistan wünsche, antwortete eine junge Christin, sie wünsche sich die Freiheit, die sie in anderen katholischen Ländern erlebt habe. Die Freiheit, sich auszudrücken, den eigenen Glauben zu leben, Gott im Gottesdienst nahe zu kommen, wann und wo auch immer sie wolle. „Eure Kirchen sind 24 Stunden geöffnet und ihr seid sicher. Wie glücklich ihr seid.“ Die antwort stimmt nachdenklich.

auf den folgenden Seiten können Sie lesen, wie die Christen in Pakistan die Heraus-forderung meistern, ihren Glauben zu leben. Lernen Sie Ordensfrauen kennen, die gegen menschenverachtende traditionen eintreten, Bischöfe, die im Einsatz für die Menschen ihr Leben riskieren und Menschen, die an der idee des Dialogs festhalten, auch wenn dies in einer sich radikalisierenden Gesellschaft immer mehr Mut erfordert.

Gemeinsam mit unseren pakistanischen Partnern, von denen einige im Oktober in deutschen Diözesen zu Gast sein werden, lade ich Sie ein: Machen Sie den 26. Oktober zu einem Fest der Weltkirche und der Solidarität. informieren Sie sich, bringen Sie die anregungen aus diesem Heft in ihre Gemeinde ein, beteiligen Sie sich an der missio-Gebetskette für Christen in Pakistan.

allen, die durch ihr Engagement ein Zeichen der Verbundenheit mit den Christen in Pakistan setzen, sage ich schon jetzt herzlichen Dank.

ihr

Prälat Dr. Klaus KrämerPräsident

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Seit dem tag des anschlags ist für Mariam Sejad* nichts mehr, wie es einmal war. Zu groß ist die angst, sie könnten erneut ange-griffen werden. Vielen in der Joseph Colony geht das so. Die Christen in diesem Stadtteil von Lahore fühlen sich nicht mehr sicher, seit ein Mob ihre Häuser niedergebrannt hat.

Bunte Lastwagen, schwer beladen mit Eisenstangen, manövrieren aus den Ein-fahrten der Stahlfabriken, die das kleine christliche Viertel umgeben. arbeiter in ölverschmierten Hemden passieren den torbogen, auf dem zwischen den Worten JOSEPH und COLOnY ein Kreuz befestigt ist.

im Hof eines nahegelegenen Hauses hält Mariam ihre kleine tochter im arm. am

Unsere Religion ist unsere Freiheit

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[Reportage: Bettina tiburzy; Fotos: Hartmut Schwarzbach]

Christen bilden in der islamischen Republik Pakistan mit ihren knapp 180 Millionen Menschen eine kleine Minder-heit. Doch trotz zunehmender Bedrohung stehen sie fest zu ihrem Glauben.

9. März 2013, dem tag des anschlags, war sie mit ihren Kindern allein. „Ein nachbar rief, wir sollten schnell in die Kirche kom-men. Die Polizei wolle dort etwas mittei-len“, berichtet Mariam. Sie ahnte, das könne nichts Gutes bedeuten.

Einen tag zuvor hatte es im Viertel Streit zwischen zwei Freunden gegeben, der eine Christ, der andere Muslim. Plötzlich verbrei-tete sich das Gerücht, der Christ habe den islam beleidigt – Blasphemie. in Pakistan eine schwerwiegende anschuldigung. Beschul-digte können selbst ohne nennenswerte Beweise dafür von einem staatlichen Gericht zum tode verurteilt werden. aufgebrachte Menschenmengen versuchen nicht selten Beschuldigte zu lynchen. Manchmal richtet sich die Gewalt dann sogar gegen ein ganzes

*Name von der Redaktion geändert

Sumreen Mona (l.), betreut Familien in der Joseph

Colony wie auch die von Mariam Sejad* (zweite v.r.).

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Unsere Religion ist unsere Freiheit

Dorf oder Viertel. Dabei sind immer wieder Menschen ermordet worden.

als Mariam in die Kirche kommt, erklärt ein Polizist, ein angriff stehe bevor: „ihr habt eine halbe Stunde, um eure Häuser zu verlassen, sonst werdet ihr in ihnen verbren-nen“, sagte er.

in der Kirche bricht Panik aus. Frauen versuchen verzweifelt, ihre Männer zu erreichen. Die meisten sind bei der arbeit. Mariam läuft nach Hause, packt die Kinder und bringt sie zu Verwandten. Sie haben nicht einmal Zeit, Kleidung einzupacken.

als sie die Kinder in Sicherheit weiß, kommt Mariam zurück. Sie muss mitansehen, wie ein Mob ihre Häuser ausplündert und in Brand setzt. „Wir standen da, weinten und riefen um Hilfe, aber niemand half“, berichtet Mariam. Die Polizei schaut zu, wie 175 Häu-ser, 16 Geschäfte und zwei Kirchen nieder-brennen. Doch niemand stirbt. Dieses Mal.

Pakistans 2,8 Millionen Christen leben – wie auch andere religiöse Minderheiten im Land – gefährlich. Ein falsches Wort, ein unglücklicher Streit, und schnell findet sich ein anlass, sie der Blasphemie zu beschul-digen. Meist stecken hinter den Vorwür-fen andere Motive wie Missgunst oder Gier nach Land. im Fall der Joseph Colony gibt es Hinweise, dass Geschäftsleute aus der Umgebung sich die Grundstücke der Chris-ten aneignen wollen.

Steht die Beschuldigung der Blasphemie erst einmal im Raum, finden sich schnell viele Eiferer, die sie aufgreifen. Mit Widerstand

ist kaum zu rechnen, denn jeder, der den anschuldigungen widerspricht, kann selbst der Blasphemie beschuldigt werden.

Wiederaufbau in RekordgeschwindigkeitMenschen schlängeln sich durch die engen Gassen der Joseph Colony. Ein Obsthändler, sein Fahrrad schwer beladen mit Bananen und Orangen, zieht durch das Viertel. Vorbei an frisch gestrichenen Häusern in weiß, grau und rot. Hier erinnert nichts mehr an den Brand. Dabei sind erst wenige Monate ver-gangen. in Rekordgeschwindigkeit hat die Regierung von Punjab die zerstörten Häu-ser und Kirchen wiederaufbauen lassen. Der Vorfall hatte international aufsehen erregt. Die Regierung musste befürchten, ihr Gesicht zu verlieren.

Mariam hat sich mit ihrer Familie wie-der so gut es geht eingerichtet. ihr Haus verkaufen will sie nicht. Sie seien vorsich-tiger geworden, ließen die Kinder nicht mehr alleine zur Schule gehen, berichtet sie. ihren Glauben hat sie nie in Frage gestellt: „Wir haben Vertrauen in Jesus Christus. Wir werden für unsere Rechte kämpfen. Unsere Religion ist unsere Freiheit“, erklärt sie stolz.

Der alltag ist zurückgekehrt in die kleine christliche Enklave. Doch die angst bleibe, berichtet Sumreen Mona, eine Mitarbeite-rin der katholischen Kirche in der Joseph Colony. Vor dem angriff hatte sie bei einer muslimischen Organisation gearbeitet. Doch

das Leid der Familien hatte die junge Frau so stark berührt, dass sie diese arbeit auf-gab. Jetzt betreut Mona Familien wie die von Mariam und hilft besonders Kindern und Jugendlichen. „Sie müssen lernen, Ver-antwortung für sich und andere zu über-nehmen. Viele träumen davon, einen guten Beruf zu finden. Ein Mädchen vertraute mir an, sie möchte Ärztin werden. Doch es gibt niemanden, der sie unterstützt“, erklärt Sumreen. „ich möchte ihnen helfen, ihre träume zu verwirklichen.“

Selbstbewusst trotz Bedrohung im Zentrum von Lahore liegt die katholische Kathedrale, direkt bei einer Moschee. Lahore ist die älteste Diözese Pakistans. in ihr leben die meisten Katholiken. ihr steht der Franziskaner Sebastian Francis Shaw als Erzbischof vor.

Vier Jahre hatte er das Bistum bereits als administrator geleitet, in einer Zeit, in der sich die Lage für alle religiösen Minderheiten im Land stetig verschlechterte. als größtes Problem im Land sieht der 56-Jährige die religiöse intoleranz. „Die Leute müssen einander als Menschen akzeptieren und nicht aufgrund der Religion“, sagt der Erzbischof. „Wenn religiöse angelegenheiten separat von staatsbürgerlichen behandelt werden, könnten die Probleme gelöst werden.“

Unmittelbar nach dem anschlag auf die Joseph Colony war Shaw zu den betroffenen Familien gegangen, hatte tröstende Worte

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gefunden und den Menschen Mut gemacht. „Die Menschen haben angst“, sagt Shaw. „Doch in angst zu leben, kann zu noch mehr Frustration und Unsicherheit führen.“

Für den Erzbischof ist klar, dass die Christen sich nicht zurück-ziehen dürfen, sondern, dass sie mit allen friedliebenden Kräften im Land Dialog führen müssen. „Der Dialog kann eine tür öffnen“, sagt Shaw. So hält er engen Kontakt zum Großimam von Lahore und anderen muslimischen Religionsführern. Sie hatten den angriff auf Joseph Colony verurteilt, die Opfer besucht und ihre Solidarität bekundet.

Seinen Katholiken möchte der engagierte Erzbischof vor allem Zuversicht vermitteln. „Wir sind eine junge Kirche. 125 Jahre alt. Dies ist die vierte Generation. Wir sind hier geboren. Dies ist unser Land“, sagt er und fordert: „Christen sollten als gleichwertige Bürger Pakistans akzeptiert werden.“

Selbstvertrauen und Mut möchte Shaw besonders den jungen Christen vermitteln. Er hat die Jugendlichen seines Bistums zu einem großen Jugendfest eingeladen. Zu Hunderten sind sie gekommen. Das treffen beginnt mit einer feierlichen Messe in der Kathedrale von Lahore.

Die Straße vor der Kirche ist von Straßensperren aus Beton und bewaffneten Polizisten abgeriegelt. Sicherheitskräfte begleiten den Einzug des Erzbischofs und seiner Priester in die Kirche. nach dem anschlag auf eine anglikanische Kirche im September 2013 wurden die Sicherheitsmaßnahmen verschärft. Bei einem Bombenattentat in Peschawar starben 126 Menschen. Der bislang schwerste anschlag auf Christen in Pakistan.

nach der Messe ziehen Erzbischof Shaw und die Jugendlichen in einer Prozession zum Gelände, auf dem Festzelte und Bühne aufgebaut sind. Jetzt beginnt der fröhliche teil des tages mit Musik und tanz, einem gemeinsamen Essen und einem Erzbischof, der die Jugendlichen auch schon mal zum Lachen bringt.

Einer von ihnen ist der 25-jährige Student tahir Masih*. „ich bin in meiner Klasse der einzige Christ unter mehr als hundert Stu-denten“, berichtet er. Mit seinen muslimischen Kommilitonen ver-stehe er sich gut. Und doch, er weiß, dass er mit mehr Herausforde-rungen leben muss als viele seiner muslimischen Mitstudierenden. „Manchmal bewerben wir uns auf eine Stelle, aber aufgrund der Religion haben wir keine Chance“, erklärt er.

auf der Straße nahe der Moschee haben sich plötzlich tausende Demonstranten versammelt. Ein imam ist am Vortag einem attentat zum Opfer gefallen, eines von unzähligen Opfern fast täglicher anschläge. Sie treffen religiöse Führer, armee und Sicherheitskräfte und richten sich in einigen Landesteilen sogar gegen Schulen.

Die anhänger des ermordeten imam blockieren die Straße, for-dern lautstark, die Regierung solle die Verantwortlichen bestrafen. Die Demonstration richtet sich nicht gegen die Christen. Das könnte sich schnell ändern, wenn die aufgebrachte Menge blindwütig in Rage gerät.

Doch die jungen Christen innerhalb des Kirchengeländes lassen sich durch die Demonstranten ihr Fest nicht verderben. Sie sind an diesem tag zusammengekommen, um miteinander ihren Glauben zu feiern.

als das Fest zu Ende geht, sind die Demonstranten abgezogen. Masih und seine Freunde machen sich auf den Heimweg. Für ihn sind solche Demonstrationen, attentate und anschläge in Pakistan alltäglich. „Persönlich fühle ich mich nicht bedroht, aber als Gemein-schaft haben wir manchmal angst“, erklärt er.

trotz der schwierigen Lebensumstände steht Masih fest zu sei-ner Religion. „ich fühle mich als glücklichster Mensch, weil ich in einem islamischen Land geboren bin. Denn es gibt für mich hier viele Herausforderungen“, erklärt er. „Und die stärken meinen Glauben.“

*Nam

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Polizisten sichern Kirchen,

denn zunehmend richtet

sich die Gewalt Radikaler

auch gegen religiöse

Minderheiten.

Beim Jugendfest zünden

Tahir Masih* (l.) und

Erzbischof Sebastian Shaw (r.)

eine Friedenskerze an.

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Christ sein in Pakistan bedeutet für mich …

… den Missionsauftrag Christi: Geht zu allen Völkern der Welt und verkündet das Evangelium zu erfüllen.

Joseph CouttsErzbischof von KarachiVorsitzender der Pakistanischen Bischofskonferenz

… Gnade und Herausforderung, Zeichen und Möglichkeit zur gleichen Zeit.

Father Emmanuel AsiLeiter der Nationalen Bibelkommission

… die Menschen zu lieben, mit ihnen zu arbeiten, sie zu akzeptieren, wie sie sind.

Sr. Norris Nawabsetzt sich für verschiedeneVolksgruppen in Südpakistan ein.

… als Minderheit den eigenen Glauben zu bewahren und im Dialog mit anderen zu bleiben.

Mrs. Sana IqbalMitarbeiterin der Nationalen Bibelkommission

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Für mich hat Pakistan ohne Dialog keine Zukunft

Fr. James Channan, Dominikanerpater und Leiter des Friedenszentrums in Lahore, setzt sich für den interreligiösen Dialog zwischen Christen und Muslimen in Pakistan ein. Im Interview spricht er über seine Arbeit und darüber, was es bedeutet, als Christ in einer Islamischen Republik zu leben.

Haben Sie Angst als Christ in Pakistan zu leben?nein. Es ist mein Land und das meiner Vor-fahren. Ein Land von Gläubigen. Der heilige apostel thomas kam im Jahr 40 n. Chr. hier-her. Darauf sind wir stolz. Dennoch ist nie-mand in Pakistan sicher. Pakistan ist zu einem Land geworden, in dem die Menschenrechte auf dem Spiel stehen. Das ist unsere natio-nale tragödie.

Werden Christen in Pakistan verfolgt?Christen machen in Pakistan gerade eine sehr schwere Zeit durch. Ja, wir werden verfolgt. ich vergleiche diese Verfolgungen mit den Leiden Jesu Christi und seiner auferstehung. Wir werden zwar verfolgt, doch eines tages werden wir diese Schwierigkeiten überwin-den. Wir sind Menschen der Hoffnung und eines starken Glaubens.

Was sind die größten Bedrohungen für die Christen in Pakistan?Für Christen gibt es viele Probleme wie armut, analphabetismus und Diskrimi-nierung. Sehr häufig werden Christen nur gering bezahlte Hilfsjobs angeboten. Darum brauchen Christen eine bessere ausbildung. Doch eine der größten Bedrohungen ist das Blasphemie-Gesetz. Es ist ein höchst gefähr-liches Gesetz, nicht nur für Christen, sondern für alle Pakistanis – auch für Muslime und Hindus. Dieses Gesetz wird oft missbraucht, um persönliche Vergeltung zu üben. Bis-lang ist noch niemand hingerichtet worden, obwohl es unter diesen Gesetzen etwa 1.000 registrierte Fälle gibt. Von den 1.000 ange-klagten sind etwa 90 Prozent Muslime. Das Schlimmste am Missbrauch dieses Gesetzes ist: wird ein Christ beschuldigt, leidet die gesamte Gemeinde.

Ist es gefährlich, den Missbrauch des Blasphemie-Gesetzes in Pakistan offen zu diskutieren?Das ist sehr gefährlich. Der katholische Bun-desminister für Minoritäten, Shabaz Bhatti, wollte den Missbrauch der Blasphemie-Gesetze stoppen. Er wurde von Extremisten ermordet. Der Gouverneur von Punjab, Sal-man taseer, fiel ebenfalls einem attentat zum Opfer. Er wollte sich beim Präsidenten von Pakistan für asia Bibi einsetzen, die der Blasphemie beschuldigt wird. Sein eigener Leibwächter tötete ihn. Es ist ein ganz heikles thema, doch wir werden weiter dafür kämp-fen, dass der Missbrauch dieses Gesetzes gestoppt wird.

Können Christen und Muslime in einer solchen Atmosphäre der Bedrohung in Pakistan überhaupt zusammenarbeiten?Es gibt viele Bereiche, in denen Christen und Muslime zusammenarbeiten sollten: im Bildungsbereich, denn analphabetismus ist für Christen und Muslime ein großes Pro-blem, bei der Berufsausbildung und auch im Gesundheitswesen. Der christlich-musli-mische Dialog muss von Grund auf in allen Lebensbereichen gefördert werden, damit eine humanere Gesellschaft geschaffen wer-den kann. Blasphemie ist das eine, aber es gibt noch viele andere Probleme, die Mus-lime und Christen gemeinsam haben.

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Findet in Pakistan interreligiöser Dialog statt, und wenn ja, wie sieht der aus?in Pakistan gibt es interreligiösen Dialog. Menschen aus unterschiedlichen Religionen kommen zusammen, teilen ihre Probleme und Freude miteinander und feiern Festtage gemeinsam. als die Joseph Colony in Lahore angegriffen wurde, zeigten sich viele Mus-lime mit den christlichen Bewohnern solida-risch. als die Kirche in Peschawar attackiert wurde, wo 126 Menschen getötet und mehr als 150 Personen verletzt wurden, gab es eine große Welle der Solidarität von Musli-men im ganzen Land. Unzählige Organisati-onen, Lehrer, Menschenrechtsaktivisten und Politiker beteiligten sich daran. Die Regierung ordnete eine dreitägige Staatstrauer an.

Es gibt weitere positive Beispiele wie das Engagement für die Christin Rimsha, die zu Unrecht der Blasphemie angeklagt und ins Gefängnis gebracht wurde. auf Druck vieler muslimischer Organisationen kam sie frei, lebt heute im ausland.

Wie kann das Friedenszentrum in Lahore den interreligiösen Dialog in Pakistan fördern?Das Friedenszentrum der Dominikaner för-dert Dialog und Frieden zwischen Menschen unterschiedlicher Religionen, insbesondere zwischen Christen und Muslimen. Seine Eminenz Jean-Louis Kardinal tauran, Präsi-dent des Päpstlichen Rates für den interre-ligiösen Dialog in Rom, weihte es 2010 ein. in unserem Friedenszentrum finden ganz-jährig Programme und Konferenzen zum interreligiösen Dialog statt. Unsere arbeit wird anerkannt, auch von der pakistanischen Regierung.

Das Friedenszentrum besitzt unter anderem eine Bibliothek mit Büchern ver-schiedener Religionen, besonders zum Chri-stentum und islam. Muslime und Christen erfahren hier etwas über die Religion der anderen. Wir publizieren auch Bücher, in denen es um gegenseitiges Verständnis und den Respekt zwischen Muslimen und Chris-ten geht. ich danke missio für die Unterstüt-zung des Friedenszentrums.

Arbeiten Sie auch mit der Regierung zusammen?Ja, die Regierung lädt mich immer wieder zu interreligiösen treffen ein. ich habe mich oft mit Premierministern, Präsidenten, Bun-desministern, Gouverneuren, Ministerpräsi-denten und anderen hohen Beamten getrof-fen. nach dem Bombenanschlag auf die „all Saints Church“ in Peschawar gab es eine von der pakistanischen Regierung organisierte Konferenz, zu der ich vom Staatsminister für interreligiösen Dialog eingeladen wurde. ich

sagte ihm, dass in unseren Lehrplänen und Schulbüchern Hass-Material verwendet wird, dass einige Kapitel Menschen erniedrigen. Es ist wichtig, diese Kapitel zu entfernen.

Hatten Sie bereits die Gelegenheit, mit der Regierung über den Missbrauch des Blasphemie-Gesetzes zu sprechen?Ja, schon sehr oft. ich habe der Regierung gesagt, dass der Missbrauch dieses Gesetzes gestoppt werden sollte. ich habe auch an ver-schiedenen Fernsehdiskussionen zu diesem thema teilgenommen. nach der Blasphe-mieanklage der minderjährigen Christin mit Down-Syndrom, Rimsha Masih, gab es eine Sendung im Fernsehen. neben mir waren sehr prominente muslimische religiöse Per-sönlichkeiten eingeladen. ich verurteilte ganz offen die anklage von Rimsha und den Miss-brauch dieses Gesetzes. Die muslimischen Gelehrten stimmten mir zu und äußerten sich kritisch zum Missbrauch des Gesetzes.

Stimmt es, dass viele Christen Pakistan verlassen wollen?Ja, wegen der Verfolgungen, denen sie aus-gesetzt sind, wollen sie Pakistan verlassen. Sie sehen das als ihre letzte Option. Die Situation im Land – zunehmender Radika-lismus, wachsender Fundamentalismus und der Missbrauch der Blasphemie-Gesetze – hat dazu geführt, dass sich Christen äußerst bedroht und unsicher fühlen. Einige haben Pakistan bereits verlassen, was sehr bedau-erlich ist.

Glauben Sie, dass der interreligiöse Dialog der richtige Weg für Frieden und Entwick-lung in Pakistan ist, auch wenn es dabei die Gefahr von Missverständnissen gibt?Ja, der interreligiöse Dialog ist absolut der richtige Weg für Frieden, Eintracht, Versöh-nung und Entwicklung in Pakistan. Die mei-sten Muslime in Pakistan – etwa 90 Prozent – sind friedliebende Menschen. ich habe mein Leben dem Dialog gewidmet und ich möchte ihn mit den Muslimen fortsetzen, weil es der auftrag der Kirche ist. Die Mission der Kirche hat zwei Dimensionen: Evangelisierung und Dialog. Für mich ist der auftrag zum Dia-log von höchster Bedeutung. Es ist wichtig, nicht nur in jenen Ländern Dialog zu führen, wo bereits Frieden herrscht. Er ist sogar dort noch weitaus wichtiger, wo es Probleme und Missverständnisse gibt. Daher sollten wir zum Dialog zusammenkommen, statt uns gegenseitig zu beschuldigen. Für mich hat Pakistan ohne Dialog keine Zukunft. Er ist für uns ein Muss.

Das Interview führte Susanne Kruza.

Aus dem Englischen übersetzt von

Katrin Krips-Schmidt.

Religionen in Pakistan96% der knapp 180 Mio. Pakistaner

sind Muslime (in der Mehrzahl

Sunniten, 15 bis 20% Schiiten).

Hindus: 3 Mio.

Christen in Pakistan: 2,8 Mio. (1,6 %)

davon Katholiken: 1,2 Mio. (0,7 %)

Ahmadis: 1 Mio.

Außerdem: Parsen, Sikhs, Buddhisten,

Baha’i.

Friedensstifter für PakistanDie pakistanische Kirche möchte im Punjab in Zusam-menarbeit mit den Pfarrge-meinden vor Ort Multipli-katoren ausbilden, die im Konfliktfall sofort eingreifen und vermitteln können, um gewalttätigen Übergriffen zwischen angehörigen ver-schiedener Volksgruppen und Religionen vorzubeugen. Für das Projekt werden dringend Projektpaten gesucht.

Kontakt: tel. 0241/75 07-535, [email protected]

D E 2 3 3 7 0 6 0 1 9 3 0 0 0 0 1 2 2 1 2 2

Hilfsfonds Pakistanmissio aachen Stichwort: M 328.000-14/00iBan:

G E n O D E D 1 P a XBiC:

Gemeinden helfen Gemeinden

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Margaret sitzt im Schneidersitz auf ihrem Bett unter dem Strohdach ihrer Hütte. Sie zupft ihr hellblaues Kopftuch zurecht, damit es die hellen narben neben ihrem Ohr überdeckt. Das tuch passt perfekt zu ihrem blauen Kleid mit gelb-rotem Blumenmuster. Die Frauen der Kutchi Kohli lieben farbenfrohe Kleidung. Ein starker Kontrast zur wüstenartigen Land-schaft um sie herum – und auch zu ihrem harten Leben.

Die Kutchi Kohlis gehören zu einer der halbnomadischen Volksgruppen in Südpa-kistan, die aus indien stammt. Ursprünglich sind sie Hindus von niedrigem sozialen Stand, Unberührbare. Doch einige Gemeinschaften traten zum Christentum über.

Die meisten Kutchi Kohlis arbeiten als tagelöhner oder Pächter auf den Feldern rei-cher Großgrundbesitzer, bauen Baumwolle und Zuckerrohr an. Viele Familien sind bei ihren Lehnsherren hoch verschuldet. So hoch,

dass ihre Kinder in die Schuldknechtschaft geboren werden, aus der sie sich ihr Leben lang nicht werden befreien können.

Unfreiheit herrscht auch in den Familien. als Margaret zwölf Jahre alt war, verhei-ratete ihr Vater sie mit einem Mann, der bedeutend älter war. Bereits nach einem Jahr Ehe erwartete sie ein Kind. „arran-gierte Ehen im Kindesalter, oft auch zwi-schen Cousin und Cousine, sind auf dem Land in Pakistan weit verbreitet“, erklärt Schwester norris. Die Ordensfrau gehört zur Kongregation der ‚Presentation Sisters‘, die in Pakistan zahlreiche Schulen betreibt und sich für die Förderung von Frauen und Mädchen einsetzt.

Margaret ist nie zur Schule gegangen. Sie hütete Haus und Hof, bekam fünf Jungen und sechs Mädchen. „Zu Beginn meiner Ehe war ich glücklich“, erzählt sie. „Mein Mann behandelte mich gut. Doch als mein Bruder

[Reportage: Susanne Kruza

Fotos: Hartmut Schwarzbach]

Margaret gehörte einst zu den schönsten Frauen im Dorf. Viele beneideten sie um ihr anmutiges Gesicht. Doch eines tages übergoss sie es mit Kerosin und zündete sich an. Margaret hatte nicht vor sich umzubringen. Sie wollte lediglich ein klein wenig mehr Freiheit.

Margaret will leben

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wieder erklärt sie: „Bildung ist der einzige Weg, damit eure Kinder es später einmal besser haben.“

Ein besseres Leben für ihre Kinder hätte sich auch Margaret gewünscht. Doch ihr Mann gab das ganze Geld der Familie für Kleidung, Zigaretten und Schnaps aus. Der alkohol machte ihn noch gewalttätiger. „Ein Priester schickte uns zu einer Eheberatung in eine Stadt. Doch sogar dort hat er mich geschlagen“, erzählt Margaret. „Wenn er in Rage war, legte er seine Hände um mei-nen Hals und drückte zu. Mehrere Male.“ Schließlich wusste sie keinen ausweg mehr: „ich ging aufs Feld hinter das Haus, goss mir Kerosin über das Gesicht und zündete mich an. ich wollte mein Gesicht hässlich machen, damit seine Eifersucht ein Ende hat und er mich in Ruhe lässt.“

Heute lebt Margaret bei einem ihrer Söhne und seiner Frau in einer provisorischen Hütte aus Stroh, die weder vor Regen noch Wind schützt. ihr Ehemann ist vor zwei Jahren an Krebs gestorben und hat der Familie nur Schulden hinterlassen. ihr Haus mussten sie verkaufen. Die Kirche stellte ihnen Land zur Verfügung, auf dem Familien leben, die vor ihrem Großgrundbesitzer fliehen mussten.

Doch trotz allem, was ihr Mann Margaret und der Familie angetan hat, empfindet sie Mitleid mit ihm: „ich habe ihn geliebt. Dass er so sterben musste, wollte ich nicht.“ Eine träne rinnt ihr über das Gesicht. trotz narben

ist sie immer noch eine schöne Frau. Denn ihre Würde haben ihr das entflammte Kerosin und auch ihr gewalttätiger Ehemann nicht nehmen können.

in tando allayar sind die Gemeindemit-glieder wie jeden Sonntag zur Messe zusam-mengekommen. Margaret und die anderen Frauen haben sich um Schwester norris geschart. Heute bereiten sie den Gottesdienst vor. Die Ordensfrau ragt aus der Menge. Sie ist einen Kopf größer als die zierlichen Frauen der Kutchi Kohli. Doch das ist nicht der einzige Grund, warum sie zu ihr aufblicken.

in den zehn Jahren, die Schwester norris schon mit den Kutchi Kohli-Frauen zusam-menarbeitet, hat sie sie immer unterstützt. Sie hat ihnen gezeigt, wie sie ihre Familien besser ernähren können, wie sie auf ihre Gesundheit achten und wie sie sich mit ihrer Stimme im Dorf einbringen können. „Frauen leisten für die Gemeinschaft einen so wichtigen Beitrag und doch werden sie nicht anerkannt“, erklärt die Ordensfrau. „ich ermutige die Frauen, mit ihrer eigenen Stimme zu sprechen.“

nach der Messe stimmen die Frauen noch in der Kirche ein Lied an. auch Margaret steht selbstbewusst auf und singt mit. „Schaut her, wir Frauen werden die Welt verändern. Wir werden uns nicht fürchten und für unsere Rechte kämpfen. Wir werden tanzen, singen und fröhlich sein.“ Es ist das erste Mal, dass die Frauen sich trauen, vor den Männern in der Kirche zu singen.

starb, verlor er den Respekt.“ Er schlug Mar-garet, trat sie mit Füßen. auch die gemein-samen Kinder blieben nicht verschont.

„Gewalt in der Familie ist keine Sel-tenheit“, berichtet Schwester norris. Die Ordensfrau setzt sich in tando allayar, einer kleinen Stadt im südpakistanischen Sindh, für die Rechte von Frauen ein, besucht regel-mäßig Dörfer. „tradition und Kultur weisen den Frauen von Kindesbeinen an eine unter-geordnete Rolle zu. Sie kennen ihre Rechte nicht“, erklärt Schwester norris. Wer als Frau im Sindh zur Welt kommt, hat über das eigene Leben kaum Mitspracherecht.

Für Margarets Mann war sie sein Eigen-tum. Er wollte sie ganz für sich. Das Haus verlassen, um auf dem Basar einzukaufen, erlaubte er nur selten. Selbst Familienmit-glieder durfte sie nicht allein treffen. ihr Ehe-mann war rasend eifersüchtig. „ich tat alles, was er wollte“, erzählt Margaret. „ich wusch seine Wäsche, kochte täglich Essen, arbei-tete auf dem Feld und kümmerte mich um das Vieh.“ Doch das alles konnte ihn nicht besänftigen. „Gute tage waren nur die, an denen er nicht zu Hause war“, sagt Margaret.

Die Frauen in der Gemeinschaft haben es nicht leicht. Sie führen den Haushalt, ziehen die Kinder groß, versorgen das Vieh und arbeiten auf den Feldern. Die wenigsten können lesen und schreiben. „ich sage ihnen immer wieder, ‚schickt eure Kinder auf die Schule‘“, erzählt Schwester norris. ihr Orden betreibt Dutzende Dorfschulen in der Region. aber viele Frauen verstehen nicht, warum es wichtig ist, die Kinder in die Schule zu schi-cken. Sie brauchen sie bei der Feldarbeit, um das Überleben der Familie zu sichern. Doch Schwester norris lässt nicht locker. immer

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Projekte

ausweg Bildung

Wie leben die Menschen hier in diesem Teil Pakistans?Das Leben der Landbevölkerung hier ist sehr hart. Die Menschen sind völlig abhängig von den meist muslimischen Großgrundbesitzern. im Grunde herrscht hier Sklaverei. niemand geht ohne Erlaubnis fort von hier. Wer nicht arbeitet, landet im Privatgefängnis des Besitzers. Dazu kommt das Kastenwesen, das immer noch sehr ausgeprägt ist. Viele Menschen, vor allem die Frauen, können nicht lesen und schreiben, kennen ihre Rechte nicht. Sie sind in ihrer tradition gefangen und stellen ihr Schicksal nicht in Frage. Für sie ist es selbstverständlich, dass auch ihre Kinder so leben werden.

Wie können Sie und Ihr Pastoralteam den Familien helfen?Der einzige ausweg ist Bildung. Wir gehen in die Familien, teilen ihr Leben. Wir klären sie über ihre Rechte auf, zeigen den Frauen, was sie für die gesunde Entwicklung ihrer Kinder tun können, wie sie sich und ihre Familie besser ernähren. Vor allem aber versuchen wir sie zu überzeugen, ihre Kinder zur Schule zu schicken. nicht nur die Jungen, sondern auch die Mädchen. Das ist ein langer Kampf, die tradition ist hartnäckig. Zurzeit besuchen 2.000 Kinder unsere Dorfschulen, darunter knapp 600 Mädchen.

Wofür werden jetzt Spenden gebraucht?Unser dringendstes Projekt ist die Durchführung von Bildungs- und Selbsthilfeprogrammen mit den Müttern der Schulkinder. Wenn wir die Mütter erreichen und sie Verantwortung für ihr Leben und das ihrer Familien übernehmen, dann haben wir eine echte Chance auf eine positive Veränderung.

Die bunten, aufwändig bestickten Gewänder der Frauen, das Lachen der Kinder scheinen pure Lebens-freude zu vermitteln. Doch die Farbenpracht täuscht. Unter den Menschen in der pakistanischen Sindh Region in der nähe der indischen Grenze, geht die angst um. angst vor dem Großgrundbesitzer und seinen Helfern, angst, was mit den Kindern geschieht, angst der Frauen vor Missbrauch. armut, schlechte hygienische Verhält-nisse und fehlende Bildung, Schuldknechtschaft und Gewalt prägen das Leben.

Fragen an Schwester Norris Nawab über Situation der Familien im Sindh.

Hilfsfonds Pakistanmissio aachen Stichwort: M 328.004-13/002

Page 13: Leitfaden zum Monat der Weltmission 2014

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Fragen an Fauzia Jacob, Präsidentin der Pakista-nischen Katholischen Frauenorganisation

Den Frauen eine Stimme geben

Welche sind die größten Probleme von Frauen in Pakistan?Das größte Problem ist die fehlende Bildung. Fast 50 Prozent der Frauen können nicht lesen und schreiben, der anteil ist doppelt so hoch wie bei den Männern. Deshalb kennen sie nicht nur ihre Rechte nicht, sie haben auch keine Chance auf eine einigermaßen gut bezahlte arbeit. Viele arbeiten als Hausmädchen oder tagelöh-nerinnen. Gewalt und sexuelle nötigung sind an der tagesordnung. Will man sie loswerden ohne Lohn zu zahlen, reicht es oft, sie des Diebstahls zu bezichtigen und sie landen im Gefängnis.

Was können Sie als kirchliche Organisation tun, um die Lage der Frauen zu verbessern? Die Kirche hat in den Familien einen guten Ruf, das gibt uns die Möglichkeit, mit den Frauen zu arbeiten, zum Beispiel, indem wir nach

der Messe etwas länger in der Kirche bleiben und mit ihnen über ihre Rechte und Probleme sprechen und Lösungen entwickeln. Die Frauen finden bei uns einen Raum, in dem sie ihre talente entwickeln können. Das gibt ihnen Sicherheit und hilft neue Ein-kommensmöglichkeiten zu finden. Für die Frauen, die Opfer von Vergewaltigung und Folter oder Verleumdung geworden sind, können wir durch unsere gute Vernetzung ärztliche und rechtliche Hilfe organisieren. Die kirchliche Struktur hilft uns sehr bei unserer arbeit.

Wozu werden die Spenden gebraucht?Unsere arbeit wird durch Spenden finanziert. Das fängt bei unseren landesweit sechs Büros an, betrifft vor allem aber die konkreten Maßnahmen und Hilfsangebote. Die Lobby- und Öffentlich-keitsarbeit, die Schulungen der kirchlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Workshops mit den Frauen in den Dörfern, und besonders die medizinische und rechtliche Hilfe für Frauen, die Opfer von Menschenrechtsverletzungen wurden – all das wäre ohne Spenden nicht möglich.

Frauen haben in Pakistan traditionell keine Stimme und keine Rechte. Sie haben sich den männlichen Familien-mitgliedern unterzuordnen, die Ehen werden arrangiert. nur arbeiten müssten sie wie die Männer, meint Fauzia Jacob, ansonsten reiche es nicht zum Überleben. Eigene Entscheidungen für ihr Leben zu treffen, sei besonders für arme Frauen kaum möglich. Mit ihrer Pakistanischen Katholischen Frauenorganisation PCWa kämpft die Leh-rerin und Sozialarbeiterin dafür, dass das anders wird.

Kontakt: tel. 0241/75 07-535, [email protected] D E 2 3 3 7 0 6 0 1 9 3 0 0 0 0 1 2 2 1 2 2iBan:

G E n O D E D 1 P a XBiC:

Hilfsfonds Pakistanmissio aachen Stichwort: M 328.000-11/006

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Solidarität mit bedrängten Christen

Mauern einreißen

Kurzfilme „Pakistan – Angst und Hoffnung”

Alle Materialien auch als Download

unter www.missio-hilft.de

Forum Weltkirche 3-2014

Schwerpunkt PakistanIn mehr als 100 Ländern leben Christen in Bedrängnis. Pakistan gehört dazu. Eine Mauer aus 100 Steinen versperrt bildhaft den Zugang zur Kirche und damit zum Glauben.

Die missio-Aktion „Mauerfall“ will an öffentlichen Orten auf die Verletzung der Religionsfreiheit in Pakistan aufmerksam machen. Im Mittelpunkt stehen eine aus Styroporblöcken errichtete Mauer und eine Performance, die die Forderung nach „Religionsfreiheit für Pakistan“ gestaltet.

Die Aktion wird im Vorfeld des Monats der Weltmission in ver-schiedenen Diözesen vor stark frequentierten Kirchen durchgeführt und endet am 10. Dezember, dem Tag der Menschenrechte, mit einer Abschlussveranstaltung in Berlin.

Wir laden Sie herzlich ein, die Aktion in Ihre Stadt zu holen und unterstützen Sie gerne bei der Durchführung. Informationen erhalten Sie im missio-Referat Ihrer Diözese.

In der islamischen Republik Pakistan bilden Christen nur eine kleine Minderheit. Zuneh-mend wird die Stabilität des Landes von extremistischer Gewalt erschüttert, unter der besonders die religiösen Min-derheiten leiden – auch die Christen. Die Filme führen in das Land ein, zeigen mutige Christen, die trotz Bedrohung

fest zu ihrem Glauben stehen und ihn mit Freude leben. Sie stellen die Ordensschwester Norris Nawab vor, die im Süden Pakistans gegen menschenverachtende Traditionen kämpft und sich für Bildung einsetzt. In einem Interview schaut Dr. Ruth Pfau zurück auf ihr Leben. Seit über 50 Jahren engagiert sich die Ordensfrau und Ärztin für die Menschen in Pakistan. In dem bewegenden Zeitzeugnis spricht sie über Herausforde-rungen und Zweifel und ihre Liebe zu den Menschen. Für all diejenigen, die sich aktiv mit dem Thema Religionsfreiheit beschäftigen möchten, stellt das Video „Mauern einreißen“ eine Aktion zum Thema vor.DVD-Video, 16:9Bestellung kostenfrei unter:www.missio-onlineshop.deBestell-Nr. 191214

Christen stellen in der Islamischen Republik Pakistan nur eine kleine reli-giöse Minderheit dar. In den letzten Jahren sind sie zunehmend – wie auch andere religiöse Minderheiten – zum Ziel von Terrorangriffen geworden. Zudem versetzen die so genannten Blasphemiegesetze Mitglieder reli-giöser Minderheiten in Angst und Schrecken.

In dieser angespannten Situa-tion vertieft der neue Erzbischof von Lahore, Sebastian Francis Shaw OFM,

die Beziehungen zu anderen Religionsgruppen. Seine Vision: Inter-religiöser Dialog als Beitrag zu Frieden und Versöhnung. Dass diese Zielsetzung nicht einfach ein frommer Wunsch ist, zeigen die guten Beziehungen des Erzbischofs zu hochrangigen Vertretern des Islam in Pakistan. In einem Interview mit Forum Weltkirche legt der Großimam der bedeutenden Badshahi Moschee in Lahore, Maulana Abdul Khabir Azad dar, warum für ihn persönlich der interreligiöse Dialog eine so hohe Bedeutung hat. Für den Großimam ist dieser Dialog zugleich gelebte Solidarität mit allen religiösen Minderheiten, die zu Opfern von Gewalt und Aggression geworden sind.

In seiner Analyse der aktuellen Situation identifiziert der angesehene Journalist Khaled Ahmed die Rivalität zum Nachbarland Indien als eine der Hauptursachen für die zunehmende Radikalisierung im eigenen Land, der insbesondere religiöse Minderheiten zum Opfer fallen.Zu beziehen über:Verlag Herder GmbHHermann-Herder-Straße 4, 79104 FreiburgTel.: 0761/2 71 72 [email protected], www.forum-weltkirche.de

missio-Jugendaktion 2014

Wer sich in Pakistan für Bildungsge-rechtigkeit einsetzt, dafür dass Mäd-chen und Jungen zur Schule gehen können, braucht Heldenmut. Die Jugendaktion stellt „Pakistani Super Heros“ vor, die für sich und ihre Altersgenossinnen und -genossen das Recht auf Bildung einfordern. Mädchen wie Malala Youzafzai, die einen Anschlag überlebt hat, werden in der Jugendaktion vorgestellt, um die dramatische Lage pakistanischer Jugendlicher zu illustrieren, die sich für

bessere Lebensbedingungen in ihrem Land einsetzen. Für Lehrerinnen und Lehrer sowie Leiterinnen und Leiter von Jugend-gruppen wird es Unterrichtsmaterialien geben, um die Jugendaktion aufzugreifen. Ein Poster dient als Informationsmedium für Jugendli-che. Für Multiplikatorinnen und Multiplikatoren wird es ergänzende Informationen im Internet geben. Ein Gottesdienstentwurf rundet das Angebot ab. Bestellung kostenfrei unter: www.missio-onlineshop.deBestell-Nr. 180214 Inhaltliche Fragen: Susanne RiedlbauerTel.: 089/51 62-222, [email protected]

Ein friedlicher Morgen in einer Mädchen-schule in den Bergen Pakistans . . .

Oh, Nein! Die Taliban überfallen uns!

kämpferin für die rechte von Mädchen und frauen

. . . doch hilfe ist schon unterwegs!

Mädchen brauchen keinen Unterricht.Diese Schule wird jetzt geschlossen!

oh, nein! Das ist Burka-Girl!

nimm das, du schurke!frauen haben ein recht auf bildung!

danke, burka-girl! nun können wir weiter lernen und unsere zukunft sichern!

... doch das Böse ist schon auf dem weg.

BURKA-GIRL

Jugendaktion 2014

In Kooperation mit

Ich bleib’ doch nicht blöd!

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Sonntag der Weltmission in ihrer Gemeinde

Mit verschiedenen Veranstaltungen und Gottesdiensten wird die dies-jährige Aktion zum Sonntag der Weltmission vom 3. bis 5. Oktober in der Diözese Fulda feierlich eröffnet. Anschließend werden Gäste aus Pakis-tan zu Begegnungen in Schulen und Gemeinden unterwegs sein. Nähere Infos auf www.missio-hilft.de

Herausgebermissio Internationales Katholisches Missionswerk e. V.Goethestraße 43, 52064 [email protected], www.missio-hilft.de

Redaktion:Bettina Tiburzy (verantwortlich), Katja HeidemannsFotos: Hartmut Schwarzbach/argus© missio e. V. 2014

Gäste

ServiceZur Bestellung der Artikel zum Sonntag der Weltmission nutzen Sie bitte den Bestellschein oder: Tel. 0241/75 [email protected]

Spendenkonto: Pax-Bank eG, Konto 122 122, BLZ 370 601 93BIC GENODED1PAXIBAN DE23 3706 0193 0000 1221 22

Basar

Perlchen-AnhängerTrotz aller Armut und eines meist bescheidenen Lebens schmücken sich die Frauen in Pakistan gern. Ihr Salwar Kamiz, die traditionelle Kombina-tion aus Hemd, Hose und Schal, ist farbenprächtig und reich verziert, glitzernde Glasperlen oder Silberschmuck zieren Nasen, Ohren und Arme. Diese Farbenfreude strahlt auch aus dem liebevoll von Hand gearbeiteten Schlüssel- oder Ketten-anhänger.Ca. 9 cm lang. Bestell-Nr. 753259 – 2,99 €

Mosaik-NotizblöckchenMit farbenprächtigen und filigran gestalteten Mosaiken sind die Decken-flächen im Innenraum der katholischen Kathedrale von Multan in Pakistan gestaltet. Die Mosaiken im Multani-Stil zieren auch das kleine Notizblöckchen mit einem Gebet auf der Rückseite.Größe 7 x 11 cm, 50 Blatt, blanko.Bestell-Nr. 780620 – 1,00 €

Chakla Belan – Mini NudelholzNudelholz und runde Platten aus Hartholz oder Marmor gehören zur Grundausstattung jedes pakistanischen Haushalts. Aus Hart-weizenmehl, Salz und Wasser kneten die Frauen Tag für Tag den Teig für ihre Chapatis, die mit dem Holz ausgerollt und in den Dörfern über dem offenen Feuer gebacken werden. Frauen erleiden in Pakistan oft Diskriminierung, Gewalt oder Missbrauch. Als Christin sind sie doppelt gefährdet. So wird der kleine Nudelholz-Anhänger aus Pakistan Zeichen der Solidarität und Mahnung für uns. Holzanhänger, Ø 3,5 cm. Bestell-Nr. 753253 – 2,99 €

Weitere Informationen und Anregungen

unter www.missio-hilft.de

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Über Kontinente hinweg verbindet das Gebet Menschen auch dort, wo manche Grenzen und Verschieden-heiten dies zu erschweren scheinen. Uns als Christen in Deutschland mit den Christen in Pakistan zu verbinden, ist das anliegen der diesjährigen missio-Gebetsaktion.

nehmen Sie die anliegen der Christen in Pakistan und weltweit hinein in die Gottesdienste und Veranstal-tungen ihrer Gemeinde und beten Sie gemeinsam mit Christen in Deutschland und Pakistan für Frieden und ein Leben ohne angst und Repressalien.

Anmeldung zur Gebetskette im Monat der Weltmission:tel.: 0241/75 07-399 oder [email protected] Mehr informationen unter: www.missio-hilft.de/gebetsaktion

Einladung zurGebetskette

Lasst uns ein Licht anzünden,unsere Hoffnung will aufleuchten:Denn du, unser Gott, bist treu.Du sorgst dich um deine Kinderin Not und Bedrängnis.Lass uns aufstehen in deinem Namengegen Bedrohung und Gewalt.Lass uns einstehen mit deinem Wortfür Gerechtigkeit und Menschenwürde.Lass uns eintreten in deinem Geistfür Verständigung und Versöhnung.Öffne unsere Herzen und unsere Hände,damit Kummer sich in Freude verwandelt,wenn die Bedrängten deine Güte erfahrendurch Taten der Liebe. Amen

Die Gebetskarte zur auslage in der Kirche und für den Gottesdienst kann kostenfrei – auch in größeren Mengen – bei missio bezogen werden. Bestell-nr. 600749

Solidaritätskerze zum Monat der Weltmission 40 cm hoch, Siebdruck mit Wachsverzierung, 18,- Euro, Bestell-nr. 740187


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