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Koreanische Literatur und deutsche Literaturkritik Ein Fazit des … · 2020. 6. 4. · Koreanische...

Date post: 18-Jan-2021
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Koreanische Literatur und deutsche Literaturkritik Ein Fazit des Frankfurter Gastlandauftritts 2005* Alljährlich wird auf der Frankfurter Buchmesse der Literatur eines Staats oder einer Region ein Schwerpunkt gewidmet. Dies bedeutet für Kulturjournalisten die Herausforderung, über ihnen zumeist bis zu diesem Zeitpunkt unbekannte Schriftsteller mit einer ihnen ebenso unbekannten literarischen Tradition zu berichten. Über die gesellschaftlichen Verhältnisse, unter denen und über die geschrieben wird, haben die Journalisten häufig kaum genaue Vorstellungen. Sie stehen also vor der schwierigen Aufgabe, ihrem Publikum etwas zu vermitteln, was sie selbst gerade erst und auch bei gutem Willen bestenfalls halb gelernt haben. Hier soll es darum gehen, wie dieses Problem im Jahr 2005, beim südkoreanischen Buchmessenauftritt, gelöst wurde. Beabsichtigt ist zweierlei: erstens eine Analyse der deutschen Textsorten und Textstrategien; zweitens ein Blick darauf, welche koreanischen Bücher zu deutschen Leseerwartungen passen. 1) Im Idealfall führt die Analyse zu einer verbesserten Praxis. Dies ist hier * Für Unterstützung bei der Materialsuche danke ich Prof. Dr. Lie Kwang Sook (Nationaluniversität Seoul); Dr. Yoon Buhan (Korean Literature Translation Institute, Seoul); Dr. Günther Butkus (Pendragon Verlag, Bielefeld); Prof. Dr. Jung Mi-Kyeung (Kyonggi Universität, Suwon). 1) Die vollständigen Ergebnisse der Untersuchung werden voraussichtlich 2010 in einem von Marion Eggert herausgegebenen Sammelband im Harrassowitz Verlag erscheinen.
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Page 1: Koreanische Literatur und deutsche Literaturkritik Ein Fazit des … · 2020. 6. 4. · Koreanische Literatur und deutsche Literaturkritik Ein Fazit des Frankfurter Gastlandauftritts

Koreanische Literatur und deutsche Literaturkritik

Ein Fazit des Frankfurter Gastlandauftritts 2005*

Alljährlich wird auf der Frankfurter Buchmesse der Literatur eines Staats

oder einer Region ein Schwerpunkt gewidmet. Dies bedeutet für Kulturjournalisten

die Herausforderung, über ihnen zumeist bis zu diesem Zeitpunkt unbekannte

Schriftsteller mit einer ihnen ebenso unbekannten literarischen Tradition zu

berichten. Über die gesellschaftlichen Verhältnisse, unter denen und über die

geschrieben wird, haben die Journalisten häufig kaum genaue Vorstellungen.

Sie stehen also vor der schwierigen Aufgabe, ihrem Publikum etwas zu

vermitteln, was sie selbst gerade erst und auch bei gutem Willen bestenfalls

halb gelernt haben.

Hier soll es darum gehen, wie dieses Problem im Jahr 2005, beim

südkoreanischen Buchmessenauftritt, gelöst wurde. Beabsichtigt ist zweierlei:

erstens eine Analyse der deutschen Textsorten und Textstrategien; zweitens

ein Blick darauf, welche koreanischen Bücher zu deutschen Leseerwartungen

passen.1)

Im Idealfall führt die Analyse zu einer verbesserten Praxis. Dies ist hier

* Für Unterstützung bei der Materialsuche danke ich Prof. Dr. Lie Kwang Sook

(Nationaluniversität Seoul); Dr. Yoon Buhan (Korean Literature Translation Institute,

Seoul); Dr. Günther Butkus (Pendragon Verlag, Bielefeld); Prof. Dr. Jung Mi-Kyeung

(Kyonggi Universität, Suwon).

1) Die vollständigen Ergebnisse der Untersuchung werden – voraussichtlich 2010 – in einem

von Marion Eggert herausgegebenen Sammelband im Harrassowitz Verlag erscheinen.

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kaum wahrscheinlich: Auf deutscher Seite gibt es mediale Zwänge und einen

Arbeitsrhythmus, der auch ökonomisch bestimmt ist. Anmerkungen von

Seiten der Wissenschaft dürften angesichts dessen auf wenig Interesse stoßen.

Für die koreanische Seite ergeben sich zwar einige Hinweise darauf, was mit

Hoffnung auf einen Publikumserfolg zu übersetzen ist. Aber will man das?

Es gibt ja drei mögliche Kriterien für die Auswahl zu übersetzender Texte:

erstens, was kommt gut an; zweitens, was repräsentiert die Kultur des

Ausgangslandes; und drittens, was ist literarisch wertvoll. Mit meinem Ansatz

kann man allenfalls die erste Frage beantworten. Die viel wichtigere aber

wäre die nach der literarischen Bedeutung, und diese ist durch eine Analyse

der Literaturkritik kaum zu beantworten.

Ich habe mich in meiner Arbeit auf Printmedien beschränkt Beiträge in

Radio und Fernsehen folgen völlig anderen Gesetzen. In diesem Aufsatz

beschränke ich mich noch weiter, indem ich nur ausgewählte Aspekte

benenne. Ich lasse ganz weg, welche Gruppen von Personen in den Medien

zu Wort kommen, welche Textsorten verwendet werden, wie durch

Illustrationen ein bestimmtes Koreabild erzeugt wird. Statt dessen möchte ich

folgende Punkte genauer vorstellen:

Welches Verhältnis von nationalkulturellem Wesen und historischem Wandel

zeigt sich in den Beiträgen?

Helfen Vergleiche mit westlichen Autoren?

Wie lassen sich Mechanismen von Lob und Ablehnung herausfinden?

Gibt es Regeln, nach denen sich Favoriten der deutschen Literaturkritik

herausstellen?

Naheliegend wäre auch die Frage: Wie wird die Qualität einer Übersetzung

bewertet? Doch kann wohl kaum einer der Rezensenten Koreanisch und

bleibt es bei allgemeinen Urteilen wie „holprig“2) oder „lebendig“.3) Eine

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Frage wie: „Schreiben die so, oder ist es nur schlecht übersetzt?“4) dagegen

ist unfreundlich, zeigt aber immerhin ein gewisses Problembewußtsein.

Zusammengefaßt kann man sagen: Die koreanischen Originale lagen den

Rezensenten nicht vor und wären auch fast immer nicht verstanden worden.

Übersetzungskritik fand nicht ernsthaft statt.

. Kultur oder Geschichte und Gesellschaft?

Inwieweit wird also Kultur, inwieweit wird Gesellschaft und Geschichte

als bestimmender Faktor ausgemacht? Beim Versuch, diese Frage zu

beantworten, zeigt sich zunächst ein nationaler Unterschied. Vor allem bei

manchen jener Koreaner, die im Buchmessenumfeld in deutschsprachigen

Medien zu Wort kamen, findet sich eine gewisse Selbstkulturalisierung; und

auch dort zum Teil generationenspezifisch. Deutsche Autoren hingegen sind

in dieser Hinsicht überwiegend vorsichtig, soweit sie nicht sogar zugunsten

von Geschichte und Gesellschaft ganz auf die Vorstellungen einer Nationalkultur

verzichten.

Die Buchmessenbeilage der Neuen Zürcher Zeitung nimmt nicht nur durch

Umfang und Anzahl der Korea gewidmeten Beitrag eine Ausnahmestellung

ein, sondern auch dadurch, daß allein hier mehrere Personen koreanischer

Herkunft direkt zu Wort kommen. Dabei gibt es unterschiedliche Positionen:

Kim Young Ha schreibt, so sein Titel, über „Korea in seiner wahren Gestalt“,

und die sei die Gestalt der Hauptstadt Seoul, an der er vor allem Modernität

2) Susanne Messmer: Ein Käsecroissant als Riss im Glück. In: die tageszeitung, 19.10.2005.

3) Katrin Hillgruber: Fixsterne am Nachthimmel. In: Der Tagesspiegel (Berlin), 16.10.2005.

4) Georg Patzer: Misthaufen, Grillenhinterbeine, eine Baumfrau und eine Reise. In:

Stuttgarter Nachrichten, 18.10.2005.

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und Geschwindigkeit hervorhebt.5) Auf der anderen Seite versucht der Lyriker

Hwang Chi Woo, eine spezifisch koreanische Ästhetik aufzuzeigen. Diese

zeichne sich durch den Verzicht auf europäische Erhabenheit und durch die

Eigenschaften der „Unvollendetheit und Offenheit“ aus.6) Hoo Nam Seelmann,

eine regelmäßige Beiträgerin der Zeitung, versucht, von grammatischen

Eigenarten des Koreanischen ein spezifisch koreanisches Verhältnis zur Welt

herzuleiten.7)

Man könnte in der Entgegensetzung vom Kim Young Ha (geb. 1968) und

Hwang Chi Woo (geb. 1952) einen generationenspezifischen Bruch vermuten;

daß Ko Un (geb. 1933) in einem Interview auf die Frage dem „Lebensgefühl“,

der „Identität“ der Koreaner sich entsprechend positioniert, scheint dies zu

unterstreichen. Ko sieht diese Identität einerseits in dem sogenannten

„Han“-Gefühl, einer Einheit aus „Traurigkeit und Bitterkeit“, und andererseits

einem „lustige[n] Temperament“.8) Allerdings beschränkt sich Hwang Sok-

yong (geb. 1943) in einem Artikel für Die Zeit ganz auf politische Aspekte

der Konstellation von nord- und südkoreanischer Literatur,9) und Yi Munyol

5) Kim Young Ha: Korea in seiner wahren Gestalt. Seoul – eine Metropole der rasenden

Geschwindigkeit. In: Neue Zürcher Zeitung, 15./16.0.2005; antitraditional ist auch Kims

Beitrag im Tagesspiegel (Berlin) vom 19.10.2005: Schuhe, die die Welt bedeuten.

6) Hwang Chi Woo: Berühren bitte. Kleiner Versuch über die koreanische Ästhetik. In:

Neue Zürcher Zeitung, 15./16.0.2005.

7) Hoo Nam Seelmann: Einübung ins Geschehen. Die Dinge sind in uns, und wir sind in

den Dingen – über die koreanische Sprache. In: Neue Zürcher Zeitung, 15./16.0.2005.

Seelmann arbeitet ein passives Geschehenlassen als Wesen der koreanischen Seele

heraus, was in einem merkwürdigen Kontrast zu dem Aktivismus steht, den die Artikel

über Seoul benennen. Andernorts benennt Seelmann durchaus historische Faktoren als

bestimmend für die Entwicklung der koreanischen Literatur, vgl. ders.: Geschichte,

Brüche und Gegenwart. Die koreanische Literatur im Prozess großer gesellschaftlicher

Veränderungen. In: Forum Kommune, Oktober / November 2005, S. 83-88.

8) Wenn man seine Mutter trifft, muß man sie töten. Ein Gespräch mit dem koreanischen

Dichter Ko Un über Vorbilder, Diktatorenlyrik und den Buddhismus. In: Süddeutsche

Zeitung, 10.9.2005.

9) Hwang Sok-yong: Unsere Literatur ist eins! In: Die Zeit, 11.8.2005. In einem anderen

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(geb. 1948) distanziert sich im Schlußsatz seines historisch ausgerichteten

Beitrags für die Neue Zürcher Zeitung von der „veraltete[n] Idee der kulturell

autarken Nation“.10) Der Befund ist also uneinheitlich und fügt sich nur

teilweise einem Generationenschema.

Westliche Autoren greifen allenfalls zögerlich auf das Konzept der

kulturellen Identität zurück. Nur sehr selten wird es als Mangel benannt, daß

es der koreanischen Literatur an Fremdheit fehle. Ebenfalls selten gibt es

eine Mischung aus Distanzierung von kulturalistischen Muster einerseits und

Anknüpfung an sie andererseits. So referiert Susanne Messmer in der taz,

was das Han-Gefühl ausmache, und fügt sie im Konjunktiv hinzu: „Wäre

außerdem an der leicht fahrlässigen Charakterzusammenfassung auch nur ein

Krümel Wahrheit, nach der die Koreaner in Bezug auf ihre Empfindsamkeit

die Italiener des fernen Ostens sind man käme dem, was in diesem Herbst

rund um den Länderschwerpunkt der Frankfurter Buchmesse an koreanischer

Literatur ins Deutsche übertragen wurde, einigermaßen nah.“11)

Es handelt sich um eine Rhetorik, die sich gegen den Vorwurf der

Stereotypisierung abzusichern versucht, um im gleichen Satz doch mit den

Stereotypen zu operieren. Anders als hier kann das Kulturkonzept

erkenntnisgewinnend eingesetzt werden, wenn es historisiert und auf einen eng

umgrenzten Bereich bezogen wird. So zeigt sich für den Literaturkritiker Jörg

Drews zwar besonders in der Lyrik ein „vielfältiger Kampf um eine spezifische

koreanische Identität“, den er im folgenden Absatz wohlbegründet gerade an Ko

Un und Hwang Chi Woo festmacht; Drews ist übrigens einer der wenigen

Gespräch bezeichnet Hwang sich als „Kosmopoliten“, der „Tradition und Moderne mit

universaler Perspektive“ betrachten wolle, „um mit den Bürgern dieser Welt zu

kommunizieren.“ (Mit den Bürger der Welt kommunizieren. In: Buchkultur 101

(Oktober / November 2005), S. 22.

10) Yi Munyol: Zeit der Heimsuchungen. Die koreanische Literatur des 20. Jahrhunderts hat

viele Heimsuchungen erlebt. In: Neue Zürcher Zeitung, 15./16.0.2005.

11) Susanne Messmer: Ein Käsecroissant als Riss im Glück. In: die tageszeitung, 19.10.2005.

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Rezensenten, die sich bereits vor 2005 mit koreanischer Literatur befaßt haben und

entsprechend sachkundig waren. Entgegen nationalistischer Indienstnahmen versteht

er diesen Kampf zum einen als Reaktion auf die Kolonial- und Kriegsgeschichte,

zum anderen hebt er hervor, daß diese Identität sowohl durch den Rückgriff auf

„traditionelle Sprechweisen und poetische Muster“ als auch durch den auf

„westliche Lyrik von Rimbaud bis zur Konkreten Poesie“ angestrebt werde.12)

Was hier als Wissen formuliert ist, kann sich in der regionalen Presse auch als

Frage finden. Zu einer Lesung von Lee Sung-U und Bae Suah in Bielefeld heißt

es: „Gleichwohl blieb der in der anschließenden Diskussion aufgeworfene

Stellenwert der literarischen Tradition in den vorgestellten Erzählungen mangels

Vergleichsmöglichkeiten letztlich unbeantwortet. Welche sprachlichen Bilder,

welche Erzählperspektiven sind neu, welche traditionell?“13)

Eine Strategie der Literaturvermittlung läßt sich aus all dem nicht ableiten.

Es besteht keine Einigkeit, in welchem Maße Literatur überhaupt nationale

Besonderheiten aufweisen soll; den Kulturalismen kann man die Position von

Sylvia Bräsel entgegensetzen, die den Übersetzungen aus dem Koreanischen

die „Auseinandersetzung mit ‚Menschheitsmustern’“ attestiert und die die

Gedichte Hwang Tong-gyus dafür lobt, daß sie „über den Sinn des Lebens

jenseits der Kulturgrenzen nachdenken“ lassen.14) Es läßt sich auch überhaupt

nicht vorhersehen, was als fremd wahrgenommen wird: So heißt es über die

dtv-Sammlung „Koreanische Erzählungen“, deren Mitherausgeberin Bräsel ist,

in einer Rezension: „So kann der westeuropäische Leser etwas erkennen von

dem, was koreanische Mentalität ausmacht.“15) Über dieselben Erzählungen

12) Jörg Drews: Enter Korea. In: buchjournal 3/2005, S. 76-79, hier S. 78.

13) Marcus Ostermann: Korea, das unbekannte Land. In: Neue Westfälische, 20.10.2005.

14) Sylvia Bräsel: Tradition und Moderne in einem geteilten Land. In: Das Parlament,

17.10.2005.

15) Rena Lehmann: Der koreanischen Seele nachgespürt. In: Rhein-Zeitung, Koblenz,

21.10.2005.

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erfährt man woanders: „Alles ganz selbstverständlich, und wären da nicht die

fremd klingenden Namen, es könnte direkt bei uns um die Ecke spielen.“16)

Angesichts solcher Unwägbarkeiten ist es verständlich und wahrscheinlich

auch seriöser, wenn die Mehrzahl der deutschen Beiträger sich auf Geschichte

und Politik des Landes konzentriert. Dies ist sowohl in vielen Überblicksartikeln

der Fall als auch fast durchgehend in den Rezensionen zur Prosa bei der

Prosa bieten sich Inhaltsangaben als Gelegenheit an, historische oder

landeskundliche Hintergründe zu schildern.

Angesichts der Schärfe der Konflikte, die in der Tat die koreanische

Geschichte und damit die Literatur bestimmten, eignet sich sogar eine sonst

häufig als eher weltabgewandt-subjektiv gelesene Gattung wie die Lyrik dazu,

sie als Widerspiegelung gesellschaftlicher Verhältnisse aufzufassen. Dafür

können drei Darstellungsweisen dienen. Die erste besteht darin, die gemessen

an deutschen Verhältnissen große Popularität der Gattung mittels ihrer Funktion

zu erklären, daß sie eine nationale Identität konstituiere. Diese Version ist

relativ selten und trägt auch nur für eine Minderheit der Dichter, wie für Ko

Un oder Hwang Chi Woo, und überhaupt nicht etwa für Hwang Tong-gyu, auf

den sich ja auch Bräsel beruft.

Häufiger ist die zweite Version, die einem beliebten Darstellungsformat

und dem Wissensstand der Verfasser entspricht, nämlich der Sammelrezension.

Die Sammelrezension bietet keinen Raum dafür, auf ästhetische Eigenarten

der einzelnen Autoren oder gar einzelner Gedichte einzugehen, auch fehlen

zumeist Vergleichmöglichkeiten aus der koreanischen Literatur. Eine behelfsmäßige

literaturhistorische Reihung, die sich an den Daten der politischen Geschichte

orientiert, stellt eine mögliche Lösung dieser Probleme dar.17)

16) ds: Wo kein Tourist jemals hinkommt. In: Passauer Neue Presse, 21.10.2005.

17) Vgl. etwa Steffen Gnam: Wo der Nebel Schnee von gestern ist. In: Frankfurter

Allgemeine Zeitung, 15.10.2005; Hoo Nam Seelmann: Geschichte, Brüche und

Gegenwart. Die koreanische Literatur im Prozess großer gesellschaftlicher Veränderungen.

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Drittens besteht die Möglichkeit, über das Schicksal einzelner Autoren die

rettende Vermittlung zu bekannten Fakten herzustellen. Daß der eigentlich

unpolitische Modernist Yisang von den japanischen Kolonialherren inhaftiert

wurde und 1937 kurz nach seiner Freilassung starb, daß Ko Un und Kim

Chi-ha als Kämpfer gegen die Militärdiktatur in den 1970er Jahren

eingekerkert wurden, verweist auf die gesellschaftliche Repräsentanz der

Gattung.18)

Insgesamt ergeben sich drei Topoi zu Geschichte und Gesellschaft. Erstens

erscheint die Abfolge von Kolonialisierung, Krieg, Teilung und Kampf gegen

die Diktatur als grundlegend für das Werk der älteren Generationen. All das

läßt sich einem deutschen Publikum mühelos darstellen; ein Bezug zur

eigenen Geschichte wird vor allem über das Motiv der Teilung gesucht. Das

ist konsequent, denn Deutschland war nie kolonialisiert und kannte zwar

Kriege, aber keinen, in dem Bürgerkrieg und ausländische Intervention

zusammentrafen. In der NS-Diktatur waren anders als in Südkorea Ansätze

zu einer literarischen Gegenöffentlichkeit vollständig unterdrückt, so daß es

eine analoge Widerstandsliteratur nur im Exil und damit unter völlig anderen

Bedingungen gab.

Allerdings ist die Teilung zwar das Schicksal ganz weniger und sich

deshalb vielleicht nahestehender Nationen, doch ermöglicht sie nur bedingt

eine Parallelisierung zum Eigenen: Die Isolation zwischen Nord und Süd ist

seit mehr als einem halben Jahrhundert so konsequent durchgesetzt wie es

die zwischen Ost und West niemals war. So nimmt zwar eine ganze Reihe

In: Forum Kommune, Oktober / November 2005, S. 83-88; Fridolin Furger: Südkoreas

diffiziler Weg in die Moderne. In: Der Landbote, 18.10.2005; Ralph Umard: Literatur

der Wunden. In: tip 22/2005, S. 74-75.

18) Vgl. dazu die pointierte Bemerkung bei Katharina Borchardt: Blüten der Freiheit. In:

Die ZeitLiteratur, 13.10.2005, man könne „die Geschichte des modernen Korea und

seiner Literatur durchaus als eine Geschichte der Inhaftierung seiner Dichter schreiben“.

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von Artikeln die nationale Teilung zum Ansatzpunkt,19) doch sind zu Recht

fast immer die Unterschiede betont.20)

Zweitens verweisen die Artikel auf die rasche Industrialisierung und damit

gesellschaftliche Modernisierung der letzten Jahrzehnte. Anschaulich werden die

Folgen in der modernen Stadt Seoul, die besonders in Reisereportagen als

beispielhaft technisiert, als hektisch erdrückend auftaucht.21) Im Bereich der

Literatur führt dies zum Zerfall tradierter Ordnungen und in jüngster Zeit zu

einem Individualismus, was westlichen Vorstellungen von einem „normalen“

Ablauf von Literaturgeschichte durchaus entspricht: Nach einer Phase ideologischer

Kämpfe im Vollzug der Industrialisierung geraten bei wachsendem Wohlstand

persönliche Probleme ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Gleichzeitig zerfallen

patriarchale Familienordnungen und gewinnt ein weiblicher Blick an Gewicht.22)

19) Vgl. etwa Tilman Spreckelsen: Asiaten schreiben vor. In: Frankfurter Allgemeine

Zeitung, 22.7.2005; Anke Zimmer: Unter dem Eis. In: Fuldaer Zeitung, 15.10.2005;

Rainer Traub: Träume vom besseren Leben. In: Spiegel Special 6/2005, S. 26-32, hier

S. 26; Tilmann Eberhardt: Korea: geteiltes Land – geteilte Aufmerksamkeit. In: Literaturblatt

Sept./Okt. 2005, S. 5-7, hier S. 5; Monika Bent: Endstation 38. Breitengrad. In:

Märkische Allgemeine, Potsdam, 18.10.2005; dku: Gefangen in den Schmerzen eines

geteilten Landes. In: Kölnische Rundschau, 18.10.2005.

20) Vgl. etwa Rainer Traub: Träume vom besseren Leben. In: Spiegel Special 6/2005, S.

26-32, hier S. 26; Susanne Messmer: Gewagte Übertragungen. In: die tageszeitung,

17.10.2005; Tanya Lieske: Literatur aus einem geteilten Land. In: Handelsblatt,

14.10.2005; Michael Braun: Unterwegs im Land der Morgenstille. In: freitag, 21.10.2005;

Stefanie Wirsching: Korea, das unbekannte Land der Dichter, ist ab Mittwoch Gastland

der Frankfurter Buchmesse – eine Annäherung. In: Augsburger Allgemeine, 15.10.2005; o.

Autor: Kurz und knapp: Korea. In: Berliner Morgenpost, 16.10.2005.

21) Vgl. etwa Christof Siemes: Alles auf Zukunft. In: Die Zeit, 13.10.2005; Suki Kim: Die

Ahnen und das Wasser. Erinnerung an meine ferne Heimat – ein Besuch in Südkorea. In:

Neue Zürcher Zeitung, 15./16.0.2005; ohne den Aspekt des Bedrohlichen bei Andreas

Schäfer: Starbucks für die Ahnen. In: Berliner Zeitung, 15.10.2005; noch deutlicher als

Ausnahme die Schilderung von Seoul als entspannter Stadt ders.: Der vertikale

Lebensstil. In: Der Kleine Bund, 15.10.2005.

22) Vgl. etwa Andreas Schäfer: Starbucks für die Ahnen. In: Berliner Zeitung, 15.10.2005;

Christof Siemes: Alles auf Zukunft. In: Die Zeit, 13.10.2005; Steffen Gnam: Wo der

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Dies ist im Groben zutreffend, auch wenn sich die koreanischen Autorinnen

angesichts fortbestehender Herrschaftsstrukturen in sehr unterschiedlichem Maß aufs

Private zurückgezogen haben. Die erfolgreiche Modernisierung jedenfalls

führte zu einer erfolgreichen Exportwirtschaft, die mittlerweile auf Produkten

der Hochtechnologie beruht. Von Korea kennt man, neben der Organisation

sportlicher Großereignisse wie der Olympiade 1988 und der Fußball-WM

2002, Fernseher von LG und Samsung sowie Autos von Hyundai, nicht aber

Dichter. Dieses Mißverhältnis wird zum dritten Topos der Artikel daß man

von Korea zwar Sport und vor allem Technik kenne, doch seine Bücher

nicht.23) Dies ist häufig damit verbunden, ein Ungleichgewicht bei der

gegenseitigen Rezeption von Literatur zu konstatieren: Koreanische Literatur

werde in Deutschland kaum, deutsche Literatur hingegen in Korea sehr viel

gelesen.24) Das führt zuweilen zu einer deutlichen Überschätzung der

Nebel Schnee von gestern ist. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.10.2005; Rainer

Traub: Träume vom besseren Leben. In: Spiegel Special 6/2005, S. 26-32, bes. S. 31f.;

Hoo Nam Seelmann: Geschichte, Brüche und Gegenwart. Die koreanische Literatur im

Prozess großer gesellschaftlicher Veränderungen. In: Forum Kommune, Oktober /

November 2005, S. 83-88, hier S. 87f.; Hans-Dieter Grünefeld: Vermutungen über das

Labyrinth. In: Der Standard, 8.10.2005; Thomas Hocke: Land der Morgenstille und der

Teilung. In: Wiesbadener Kurier, 15.10.2005. Eine gegenläufige, pessimistische

Konvergenztheorie findet sich bei Irmtraud Gutschke: Fremd? Mitnichten! In: Neues

Deutschland, 19.-23.10. 2005. Gutschke betont eingangs das auf den ersten Blick

Fremde Koreas, um dann im dortigen, vergleichsweise sozial weniger abgefederten

Kapitalismus ein mögliches bedrohliches Bild der eigenen Zukunft zu sehen. Das

Politische am Schreiben der Autorinnen ist betont bei Helga Picht: Stimmen aus Korea.

In: Emma, September / Oktober 2005, S. 92-94.

23) Vgl. etwa Susanne Messmer: Gewagte Übertragungen. In: die tageszeitung, 17.10.2005;

Gunter Blank: In weiter Ferne, so nah. In: Welt am Sonntag, 16.10.2005; Stefanie

Wirsching: Korea, das unbekannte Land der Dichter, ist ab Mittwoch Gastland der

Buchmesse – eine Annäherung. In: Augsburger Allgemeine, 15.10.2005; Sylvia Bräsel:

Zaghafter Sonnenschein. In: Falter (Wien), 42/2005; der Hinweis bei Frauke Meyer-

Gosau: Kalte Nüchternheit, stummes Entsetzen. In: Literaturen 9/2005, S. 33-35, hier S.

33, mit dem abweichenden Bezugspunkt, daß koreanische Literatur anders als das Kino

und die bildende Kunst des Landes in Deutschland unbekannt sei.

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Bedeutung, die deutsche Literatur in Korea besitzt, kennzeichnet freilich ein

tatsächliches Ungleichgewicht.

Ähnlich fragwürdig ist die Überschätzung des Stellenwerts von den Literatur

in Korea überhaupt. Im Vergleich zu den stets wiederkehrenden Informationen

über Krieg, Teilung, Diktatur und Modernisierung handelt es sich um ein

nachrangiges Motiv; indessen erscheint es mehrfach an herausgehobener Stelle.

„Anders als in der europäischen Tradition besitzen viele koreanische Autoren

bis heute eine starke gesellschaftliche Autorität, was sich auf die politischen

Positionen der vormodernen konfuzianistischen Gelehrten zurückführen lässt“,

liest man in der Zeit noch relativ zurückhaltend,25) während es andernorts

heißt: „Schriftsteller/innen in Korea sind Halbgötter, Lyriker sind Götter“.26)

Das ist vielleicht ein klein wenig übertrieben und so liegt der Gedanke

nahe, daß angesichts von Klagen über den Bedeutungsverlust der Literatur in

Deutschland die vermutete Lage in Korea vor allem als Gegen- und

Wunschbild attraktiv ist. Daß die ernüchternde Realität kaum überprüft

werden kann, unterstützt diese Projektion.

Abgesehen von diesem Aspekt aber bewegt sich das deutsche Feuilleton in

Hinblick auf Geschichte und Gesellschaft Koreas auf einem recht sicheren

Gebiet. Über einzelne Einschätzungen ließe sich streiten, und kleinere Fehler

24) Vgl. etwa Nicole Bastian: Leben in einer Welt der Brüche. In: Handelsblatt, 14.10.2005;

Gunter Blank: In weiter Ferne, so nah. In: Welt am Sonntag, 16.10.2005; Barbara

Oetter: Die Teilung des Himmels. In: freitag, 21.10.2005; Sylvia Bräsel: Tradition und

Moderne in einem geteilten Land. In: Das Parlament, 17.10.2005.

25) Vgl. Katharina Borchardt: Blüten der Freiheit. In: Die ZeitLiteratur, 13.10.2005., S. 36;

ähnlich Dirk Godder: Im Land der Morgenstille. In: Münchner Merkur, 18.10.2005 und

ders. wortgleich: Aufbruch im Schatten der historischen Traumata. In: Nordkurier

(Neubrandenburg), 18.10.2005; seriös mit Zahlenangaben zum Bereich der Lyrik in

Korea auch das Interview mit Günther Butkus: Bücher-Boom im Land der Morgenstille.

In: baz, 17.10.2005.

26) Thomas Hocke: Land der Morgenstille und der Teilung. In: Wiesbadener Kurier,

15.10.2005.

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im faktischen Detail waren angesichts der Ausgangslage kaum zu vermeiden;

doch gibt es dies Faktische als Haltepunkt und Kontrollinstanz, was bei

einem so hochideologisierten und vagen Feld wie „Kultur“ nicht der Fall ist.

. Vergleiche mit westlichen Autoren

Eine mögliche Methode der Vermittlung von Unbekanntem ist der

Vergleich mit Bekanntem oder doch zumindest Renommiertem aus der

eigenen Literaturgeschichte. Dies wird auch in den Beiträgen zur Buchmesse

zuweilen versucht, wobei sich herausstellt, daß die koreanische Literatur vor

allem über zwei Kafkas und einen Grass verfügt.

Mit Kafka wird zum einen, durchaus begründet, der 1959 geborene Lee

Sung-U verglichen, der in seiner Erzählung „Ein Tag“ sogar Kafkas „Ein

Landarzt“ zitiert.27) Problematischer ist die Lage bei Han Kang, die mit „Die

Früchte meiner Frau“ eine Erzählung vorgelegt hat, die die Verwandlung

einer emotional vernachlässigten Ehefrau in eine Pflanze zum Thema hat und

so eine stoffliche Parallele zu Kafkas „Verwandlung“ aufweist.28) Auch hier

machen die deutschen Literaturvermittler von der Vorgabe dankbaren

Gebrauch: dem Rezensenten des Spiegel29) fällt hier Kafka ebenso ein wie

27) Vgl. Ludger Lütkehaus: „Tragt das Schweigen an die Enden der Meere“. In: Neue

Zürcher Zeitung, 15./16.10.2005; Georg Bergmeier: Fünf Erzählungen aus dem modernen

Korea. In: Buchprofile 50 (2005), Heft 3; einige Zeit nach der Messe Bärbel Röben:

Kafkaeske Erzählungen aus Korea. In: eins 17 (2006), S. 39.

28) Die Vorversion der Übersetzung, die der Lesereise Han Kangs im Sommer 2005

zugrunde lag, trug sogar den Titel: „Die Verwandlung meiner Frau“. Erst nachdem Han

zu ihrem großen Ärger auf Lesungen mehrfach auf einen vermuteten intertextuellen

Bezug auf Kafka angesprochen wurde, änderte der Verlag den Titel zugunsten der dann

gedruckten Version, die der koreanischen Vorlage entspricht.

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dem der Frankfurter Allgemeinen,30) und für einen Autor der Kieler

Nachrichten scheint mit diesem Text „Kafka in Korea anzukommen“.31)

Vorsichtiger sind indessen die Stuttgarter Nachrichten: „Was für uns purer

Kafka ist, ist für die Koreaner nicht nur ein Griff zur Moderne, sondern

auch ein Rückgriff auf Traditionen, von denen wir nichts wissen.“32)

Dies Eingeständnis eigener Wissenslücken wirkt bescheiden gemessen an

anderen Vergleichsorgien. Für Ludger Lütkehaus in der Neuen Zürcher

Zeitung ist Yi Munyols Roman „Der entstellte Held“ „eine Art von

‚koreanischem ‚Törleß’’“, Kim Hyon Seungs Lyrik spreche „mit Rimbaud“,

und Kim Kwang Kyu tritt als „eine Art koreanischer Heine“ auf.33) In Yi

Munyols „Befestigter Gesang“ findet er einen „braven Soldaten Schwejk“, in

„Die Gezeichnete“ von Park Wan Seo Brechts unwürdige Greisin und in Lee

Changdongs „Die Sympathie der Goldfische“ „ein koreanisches Kain-und-

Abel-Drama“. Kim Dongris Roman „Ulhwa, die Schamanin“ ende wie das

„Drama des Euripideischen Bakchen“. Der Wiener Standard fühlt sich bei

Oh Jung-hees Roman „Vögel“, in dem in der Tat ein Geschwisterpaar von

den Eltern verlassen wird, an Hänsel und Gretel erinnert.34) Allesamt sind

dies recht freie Assoziationen, die auf der Verwandtschaft einzelner Motive

beruhen.35)

Die Liste der Vergleiche ist damit noch lange nicht erschöpft: Von

29) Rainer Traub: Träume vom besseren Leben. In: Spiegel Special 6/2005, S. 26-32, hier

S. 32.

30) Steffen Gnam: Die Frau als Zimmerpflanze. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung,

25.11.2005.

31) Oliver Stenzel: Geteiltes Leid. In: Kieler Nachrichten, 18.10.2005.

32) Georg Patzer: Misthaufen, Grillenhinterbeine, eine Baumfrau und eine Reise. In:

Stuttgarter Nachrichten, 18.10.2005.

33) Ludger Lütkehaus: „Tragt das Schweigen an die Enden der Meere“. In: Neue Zürcher

Zeitung, 15./16.10.2005

34) Hans-Dieter Grünefeld: Vermutungen über das Labyrinth. In: Der Standard, 8.10.2005.

35) Ludger Lütkehaus: Krieg im Land der Morgenstille. In: Die ZeitLiteratur, 13.10.2005.

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„Dostojewskischem Kasteiungsfeuer“ ist, glaubt man der FAZ, Kim

Seong-Dongs Roman „Mandala“,36) wohingegen Oh Jung-Hee, laut Literaturen,

„eine Art Bauhaus-Stil der Literatur“ praktiziert.37) Lee Hochol steht für Das

Parlament, weil er über die koreanische Teilung schreibt, sowohl Uwe

Johnson als auch Christa Wolf nahe,38) während in einem anderen Artikel

gleich mit dem Titel „Die Teilung des Himmels“ die ganze koreanische

Literatur in die Nähe der DDR-Autorin Christa Wolf gerückt wird.39)

Weitgehend Einigkeit besteht, daß es sich bei dem Erzähler Hwang

Sok-yong um einen koreanischen Günther Grass handele. Es ist dies wohl

der häufigste Vergleich, vielleicht auch deshalb, weil Hwang der meistrezipierte

koreanische Autor des Jahres 2005 ist.40) Es folgt dann einer politischen

Logik, wenn als Antipode des nach koreanischen Maßstäben Linksliberalen

Hwang der konservative Yi Munyol zu einer „Art Martin Walser Koreas“

wird.41) Das auch dann einem solchen Vergleich die Beliebigkeit droht, zeigt

sich allerdings darin, daß bei Lütkehaus Yi, bevor er Robert Musils „Törleß“

ein weiteres Mal schrieb, als „koreanischer Villon“ auftrat,42) Hwangs

36) Ingeborg Harms: Wanderungen eines Zen-Mönchs. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung,

26.8.2005.

37) Frauke Meyer-Gosau: Kalte Nüchternheit, stummes Entsetzen. In: Literaturen 9/2005, S.

33-35, hier S. 34.

38) Sylvia Bräsel: Tradition und Moderne in einem geteilten Land. In: Das Parlament,

17.10.2005.

39) Barbara Oetter: Die Teilung des Himmels. In: Freitag, 21.10.2005.

40) Vgl. etwa Tanya Lieske: Literatur aus einem geteilten Land. In: Handelsblatt,

14.10.2005; Gunter Blank: In weiter Ferne, so nah. In: Welt am Sonntag, 16.10.2005;

Stefanie Wirsching: Korea, das unbekannte Land der Dichter, ist ab Mittwoch Gastland

der Buchmesse – eine Annäherung. In: Augsburger Allgemeine, 15.10.2005; K.C.:

Heimatspaltung. In: profil extra, 17.10.2005; Lilo Plaschke: Traum vom Glück. In:

Thüringer Allgemeine, Erfurt, 21.10.2005.

41) Beide Vergleiche bei Susanne Messmer: Gewagte Übertragungen. In: die tageszeitung,

17.10.2005.

42) Ludger Lütkehaus: „Tragt das Schweigen an die Enden der Meere“. In: Neue Zürcher

Zeitung, 15./16.10.2005.

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Erzählung „Ein Mensch wie du und ich“ das Neue Deutschland in ihrem

„aufklärerischen Pathos an Büchners Woyzeck denken lässt“43) und das

Schicksal eines nach langen Jahren aus dem Gefängnis Entlassenen in

Hwangs „Der ferne Garten“ eine Zeit-Rezensentin an Döblins Franz

Biberkopf erinnert.44) Angesichts von Hwangs „Die Geschichte des Herrn

Han“ falle es „dem westlichen Leser schwer, dabei nicht an Brechts

unnachahmliche Diktion zu denken, in der auch davon geschrieben wird, dass

die Güte wieder schwächlich war, die Bosheit an Kräften wieder einmal

zunahm“, so der freitag45)

Zwar können derartige Vergleiche im Idealfall dem Leser helfen, über eine

ihm unbekannte literarische Landschaft einen Überblick zu gewinnen und

genau jenes Buch zu finden, das ihm gefällt. Wenn aber ein Autor, wie

Hwang, gleichzeitig Grass und Döblin sowohl als Büchner und Brecht

entsprechen soll, so kann es um den Wert einen solchen Orientierung nicht

besonders gut stehen. Problem ist, daß sich die Vergleiche auf vier Ebenen

beziehen können: auf ästhetische Eigenschaften eines Werks, auf dessen

stoffliche Parallelen zu einem Werk der europäischen Literatur, auf allgemein

Atmosphärisches oder auf die politische Stellung eines Autors in seiner

Heimat. Leider ist nur vereinzelt angegeben, auf welche dieser Ebenen sich

der Vergleich stützt. Solche Vergleiche hängen am Detail, ohne doch das

Besondere des jeweiligen Schreibens erfassen zu können.

43) Irmtraud Gutschke: Fremd? Mitnichten! In: Neues Deutschland, Literaturbeilage, 19. bis

23.10.

44) Dorothea Dieckmann: Der gefrorene Fluss. In: Die ZeitLiteratur, 13.10.2005.

45) Mario Scalla: Der Garten des Glücks. In: freitag, 21.10.2005.

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. Mechanismen von Lob und Ablehnung

In fast allen Beiträgen rettet die Inhaltsangabe vor einer Auseinandersetzung

mit dem literarischen Wert. Das ist jedenfalls höflich: Den Gästen aus der

Ferne wird nur in Ausnahmefällen ein unfreundliches Wort gesagt. Gleichzeitig

ist das Höfliche schädlich: Die Literaturkritik verfehlt ihre Orientierungsfunktion.

Wo überall verständnisvoll Inhalte nacherzählt werden, weiß der potentielle

Leser nicht, welches Buch er kaufen soll; und im schlimmsten Fall kauft er

ein für ihn langweiliges oder ein schlecht übersetztes Buch und beschließt

dann, es nie wieder mit Korea zu versuchen. Angesichts des zuweilen

ungenügenden Deutsch der Übersetzungen handelt es sich um ein Versagen

der Literaturkritik aufgrund von Wohlwollen.

Die übelste Form der Literaturkritik ist die Sammelrezension. In wenigen

Sätzen werden viele Bücher kurz vorgestellt; im Extremfall werden Inhalte

auf einen Satz reduziert. So finden sich im börsenblatt auf zwei Seiten die

Rubrik „Service Buchtipps“ mit Vorstellungen von neun Büchern, wobei die

mit etwa fünfzehn Zeilen ohnehin kurz ausgefallenen Texte zum Teil in im

Fettdruck hervorgehobenen Etiketten gipfeln wie „Gesellschaftskritischer,

einfühlsam geschriebener Familienroman“.46) Problematischer noch als in

einer Zeitschrift für Buchhändler ist die Sammelrezension in Tageszeitungen,

wo sie auf gänzlich unvorbereitete Leser trifft. So stellt etwa der General-

Anzeiger auf gut achtzig Zeilen koreanische Lyrik vor. Zu Jeong Jiyoung

heißt es dann etwa, nach knappen biographischen Informationen: „Bestimmend

46) Vgl. börsenblatt 6/2005, S. 252f.; die erste Seite ist Empfehlungen der Redaktion

reserviert, die zweite solchen von „Experten“ wie dem koreanischen Botschafter in

Deutschland oder einem „Fußballspieler bei der Eintracht Frankfurt“ (der sich mit einem

Kochbuch rettet). Das Zitat bezieht sich auf den Roman „Das Haus auf dem Weg“ von

Lee Hye-Kyoung und ist von der Redaktion zu verantworten.

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für seine Lyrik sind Naturbilder, vor allem das Meer, das in vielen

Gedichten wiederkehrt, sowie sein katholischer Glaube.“ Ebenso oberflächlich

werden dann noch vier weitere Bände abgehandelt.47)

Die Zeitungen haben ihre Pflicht erfüllt und viele Bücher genannt; die

freien also unterbezahlten Mitarbeiter haben mit minimalem Zeitaufwand

Verlagsinformationen in Artikel verwandelt (in der Eile wird denn auch mal

ein Gedichtband zum Roman). Es liegt auf der Hand, daß solche Artikel

nutzlos sind. Beim Frühstück gelesen, sind sie dreißig Sekunden später auch

schon wieder vergessen. Aber selbst bei eingehenden Rezensionen überwiegt

die Wiedergabe eines landeskundlichen oder biographischen Hintergrunds und

fehlt meist die literarische Kritik.

Will man erfahren, welche Autoren in Deutschland Chancen haben, sind

deshalb die Rezensionen der beiden Sammelbände mit Erzählungen, die 2005

bei Suhrkamp und bei dtv erschienen, eine wertvolle Quelle. Hier können die

Rezensenten die eine Erzählung tadeln, weil sie die andere loben; und auch,

was erwähnt und was weggelassen wird, kann interessant sein.

Das Ergebnis vorweg: Es ist kaum im voraus berechenbar, was an

koreanischer Literatur in Deutschland gut ankommt. Relativ einfach ist dies

am von Friedhelm Bertulies herausgegebenen Suhrkamp-Band „Die Sympathie

der Goldfische“ zu belegen, der vier Kurzromane von zwischen 1931 und

1953 geborenen Autoren und Autorinnen vorstellt. Für die Süddeutsche

Zeitung ist Yi Munyols „Befestigter Gesang“ ein „brillantes Stück Literatur

von dem vielleicht bedeutendsten koreanischen Schriftsteller der Gegenwart“,

und die anderen drei Texte werden nicht einmal genannt.48) Eben diese

47) Adalbert Reif: Jenseits des Rausches. In: General-Anzeiger, 19.10.2005.

48) Ijoma Mangold: Das Manöver ist der Ernstfall. In: Süddeutsche Zeitung, 19.10.2005;

auch Jörg Drews und Rüdiger Suchsland heben diese Erzählung hervor. (Drews: Enter

Korea. In: buchjournal 3/2005, S. 76-79, hier S. 79; Suchsland: Mörder ohne Reue. In:

Münchner Merkur, 18.10.2005).

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Erzählung aber gilt der taz als „ein konstruiertes Lehrstück“.49) Genausowenig

Einigkeit besteht über Choi In-Suks „Bruder!“ der Text ist aus Sicht der

Schaffhauser Nachrichten der beste des Bandes,50) die Zeitschrift Buchhändler

heute dagegen, die den Inhalt der anderen drei Erzählungen lediglich referiert,

lehnt ihn dagegen explizit ab.51) Während der freitag Pak Wan-Seos „Die

Gezeichnete“ hervorhebt52) und die Märkische Allgemeine überhaupt allein

diese Erzählung erwähnenswert findet,53) findet auch die Titelgeschichte von

Lee Changdong ihre Bewunderer: Das Neue Deutschland erwähnt allein

dieses Werk und lobt den Autor als „Multitalent“.54) Auch die Salzburger

Nachrichten beschränken sich auf Lees „Die Sympathie der Goldfische“ und

loben die Erzählung als „ein gelungenes Sprachereignis von heute“; in ihr

habe Lee „Weltstandard“ erreicht.55) Nennt man noch den Beitrag aus den

Stuttgarter Nachrichten, in dem wiederum ausschließlich diese Erzählung

vorgestellt ist,56) so hat man die meisten Rezensionen zu diesem Buch, in

denen deutliche Akzente gesetzt werden, genannt. In anderen Kritiken werden

lediglich die Handlungen und Themen referiert und ist weder explizit noch

mittels Gewichtung eine Wertung festzustellen.

49) Susanne Messmer: Ein Käsecroissant als Riss im Glück. In: die tageszeitung, 19.10.2005.

50) Robin Blank: Eine zerrissene Gesellschaft. In: Schaffhauser Nachrichten, 15.10.2005.

51) Heinz Müller: Enter Korea. In: Buchhändler heute 10/2005, S. 72-80, hier S. 76.

52) Barbara Oetter: Die Teilung des Himmels. In: freitag, 21.10.2005; auch bei Katrin

Hillgruber: Fixsterne am Nachthimmel. In: Der Tagesspiegel (Berlin), 16.10.2005 und

Ludker Lütkehaus: Krieg im Land der Morgenstille. In: Die ZeitLiteratur, 13.10.2005, S.

38f. – Der 2000 bei Middelhauve unter dem Titel „Der Brunnen meiner Seele“ publizierte

Band mit Erzählungen Chois findet nirgends mehr Erwähnung.

53) Marika Bent: Endstation 38. Breitengrad. In: Märkische Allgemeine, Potsdam, 18.10.2005.

54) Hans Eberhardt: Was ist das für ein Frühling? In: Neues Deutschland, Literaturbeilage,

19. bis 23. Oktober. 2005; die Passage ist wörtlich der Einführung Bertulies’ (S.7-22,

hier S. 16) entnommen.

55) Anton Thuswaldner: Koreanische Realitäten. In: Salzburger Nachrichten, 15.10.2005.

56) Georg Patzer: Misthaufen, Grillenhinterbeine, eine Baumfrau und eine Reise. In: Stuttgarter

Nachrichten, 18.10.2005.

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Ein wenig komplexer stellt sich die Lage zu der von Sylvia Bräsel und

Lie Kwang-Sook bei dtv herausgegebenen Sammlung dar. Zum einen bringt

der Band nicht nur vier, sondern acht kürzere Erzählungen, so daß stets

einige davon nicht erwähnt werden; zum anderen tritt in vielen Fällen hier

die ästhetische Beurteilung, die für den Bertulies-Band wichtig war, zurück

und überwiegt ein stoffliches Interesse.

Das gilt vor allem für zwei Erzählungen, die relativ häufig zu den

Genannten gehören. Lee Hochol ist als Autor von „Panmunjom“ für das

deutsche Publikum kein Unbekannter; im Pendragon Verlag lagen bereits vor

der Messe seine Romane „Menschen aus dem Norden, Menschen aus dem

Süden“ (auf Deutsch 2002) und „Kleine Leute“ (auf Deutsch 2004) vor.

Beide gehören zu jenen Pendragon-Büchern, die in den Beiträgen zur

Buchmesse keine Rolle mehr spielten, weil sie zu lange vorher erschienen

waren. Das fehlende Interesse läßt sich auch damit erklären, daß beide

Bücher sehr einfach und traditionell realistisch erzählt sind und der Autor

sehr direkt seine Personen oder gleich den Erzähler aussprechen läßt, was er

seinen Lesern übermitteln will. Auch „Panmunjom“ hat diesen didaktischen

Zug, der deutschen Lesegewohnheiten fremd geworden ist. Wenn man sich

nun anschaut, in welchem Zusammenhang diese Erzählung in deutschen

Medien genannt ist, so fällt das stoffliche Moment auf. Der Titel bezeichnet

einen Übergang an der innerkoreanischen Grenze, und Thema ist in der Tat

die koreanische Teilung, die ihrerseits ein geeigneter Anknüpfungspunkt ist,

deutschen Lesern etwas ihnen Bekanntes aus Korea anzubieten. So meint die

Koblenzer Rhein-Zeitung, daß die Erzählung „die Themen des Bandes

gleichsam wie eine Klammer umschließt“ nämlich „wie Krieg, Teilung und

anhaltende Feindseligkeit den Alltag bestimmen“,57) während Der Standard

57) Rena Lehmann: Der koreanischen Seele nachgespürt. In: Rhein-Zeitung, Koblenz,

21.10.2005.

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den Text der immerhin von 1961 und der bei weitem älteste des Bandes

ist exemplarisch auf die gegenwärtige Aufgabe der koreanischen Literatur

verweist, die darin bestehen soll, „durch Aufklärung einen Ariadnefaden für

den Ausweg aus dem Labyrinth politischer Konfrontation zu finden.58)

In keiner dieser Kritiken geht es um eine mögliche literarische Qualität

des Textes. Das gilt auch für die Rezeption von Gong Jiyoungs „Die Stimme

des Gewissens“. Die Erzählung ist für deutsche Leser schon deshalb leicht

zugänglich, weil sie in Deutschland spielt und zum Teil Deutsche die

handelnden Personen sind. „Durch die sich kreuzenden unterschiedlichen

Perspektiven, fremde Blicke, die auch die deutsche Geschichte streifen, bietet

der fiktive Text eine interessante Reibungsfläche zum Nachdenken über das

Beziehungsgeflecht von jüngster Geschichte und Gegenwart in Ost und

West“, resümiert der freitag die Erzählung, die als einzige der acht detailliert

vorgestellt ist, wobei mit der Multiperspektivität immerhin auch ein

gestalterisches Merkmal benannt wird.59)

Es gibt auch andere Einordnungen des Werks. Steffen Gnam, ein Rezensent

der Frankfurter Allgemeinen, der auf langjährige Erfahrungen mit koreanischer

Literatur zurückgreifen kann, versucht eine literaturgeschichtliche Verortung und

meint, daß Gong „die Fixiertheit auf private oder innerkoreanische Probleme und

Unterdrückungsmechanismen“ überwinde. Das bezeichnet richtig die Stellung der

Autorin gegenüber anderen ihrer Generation, wäre aber als Aussage über einen

Epochenbruch erst noch zu erweisen.60) Die einzige erwähnte Erzählung ist „Die

58) Hans-Dieter Grünefeld: Vermutungen über das Labyrinth. In: Der Standard, 8.10.2005.

Auch für Barbara Moravec ist die Erzählung, die sie in ihrer Kurzrezension als einzige

nennt, exemplarisch. Allerdings hebt sie das aus ihrer Sicht repräsentative Motiv des

Verschweigens und Verdrängens hervor, das auch Lehmann in ihrer Rezension anspricht.

Moravec: Alltagserzählung. In: Salzburger Nachrichten, 15.10.2005.

59) Barbara Oetter: Die Teilung des Himmels. In: freitag, 21.10.2005.

60) Steffen Gnam: Die Frau als Zimmerpflanze. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung,

25.11.2005.

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Stimme des Gewissens“ auch in einer Kurzvorstellung der Berliner Morgenpost,

wobei hier allerdings die Differenz zwischen Westdeutschland und Südkorea

zentral ist: Südkorea habe sich erst langsam zu einer Demokratie entwickelt,

wofür hier das Massaker von Kwangju steht.61) Doch überwiegt in der durch

Interesse allein am Inhalt gekennzeichneten Rezeption dieser Erzählung der

Deutschland-Bezug.62)

Von den anderen sechs Erzählungen findet eine Su Jung-In: „Heimkehr“

überhaupt kein Interesse bei deutschen Kritikern, drei andere werden nur

vereinzelt erwähnt. Kang Sok Kyongs „Hinter Glas“, steht dabei für die

Anonymität des Lebens in modernen koreanischen Hochhaussiedlungen,63)

Kim Wonils „Unvergessen“ steht für „Wertkonflikte“64) und auch für eine

„realistische Schreibweise“, wie sie nach Meinung der Märkischen Allgemeinen

„für viele koreanische Gegenwartsautoren typisch“ sei65) ein Urteil, das so

sicher nur auf die ältere Generation koreanischer Autoren zutrifft, aber

durchaus ein Resultat der Auswahl an durch koreanische Institutionen geförderten

Übersetzungen sein kann. Auffällig ist, daß Hwang Sok-yongs „Ein Mensch

wie du und ich“ zwar zuweilen vorgestellt wird, aber bei weitem keine solch

prominente Position einnimmt, wie die Rezensenten Hwang als Autor der bei

dtv verlegten Romane „Die Geschichte des Herrn Han“ und „Der ferne

Garten“ einräumen.66) Diese beiden Romane, weil bei dtv erschienen, bekamen

61) o. Autor: Kurz und knapp: Korea. In: Berliner Morgenpost, 16.10.2005.

62) Hanns-Josef Ortheil: Taschenbücher der Woche. In: Die Welt, 15.10.2005; ähnlich bei

Katrin Hillgruber: Fixsterne am Nachthimmel. In: Der Tagesspiegel (Berlin), 16.10.2005

63) Etwa bei Irmtraud Gutschke: Fremd? Mitnichten! In: Neues Deutschland, Literaturbeilage,

19. bis 23.10; Besonderheit ist hier eine spezifisch ostdeutsche Rezeption, wenn

Gutschke hervorhebt, daß die Lebenslage der Protagonistin, als Hausfrau auf die

Heimkehr ihres berufstätigen Mannes zu warten, „hier zu Lande längst wieder normal“ sei.

64) Hans-Dieter Grünefeld: Vermutungen über das Labyrinth. In: Der Standard, 8.10.2005.

65) Marika Bent: Endstation 38. Breitengrad. In: Märkische Allgemeine, Potsdam, 18.10.2005.

66) Eine Ausnahme bei Rüdiger Suchsland: Mörder ohne Reue. In: Münchner Merkur,

18.10.2005, wo sich auch der Titel der Sammelrezension auf Hwangs Erzählung bezieht.

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sehr viele Einzelrezensionen. Im Vergleich mit anderen Autoren relativiert

sich indessen die Position des Nobelpreisanwärters, wie es aus koreanischer

Sicht Hwang neben Ko Un ist.

Besonders interessant ist die Rezeption zweier jüngerer Autoren. Kim

Young-Ha wird in Reiseberichten immer wieder als wichtiger Autor erwähnt

als „der auffälligste Vertreter der Jungen“, ein „erklärte[r] Kosmopolit“67) oder

als „Zeitgenosse mit dunkel gerandeter Intellektuellenbrille, trockenem Witz

und unaufdringlichem Selbstbewusstsein“.68) Er erscheint als der virtuelle

koreanische Autor, von dem erwartet wird, was die 2005 bereits übersetzte

Literatur noch nicht einzulösen vermochte. Mit „Klingende Weihnachtsgrüße“

kommt Bräsel und Lie das Verdienst zu, eine damals ganz neue, in Korea

erst 2004 erschienene Erzählung aufgenommen und dem deutschen Publikum

zugänglich gemacht zu haben. Allerdings steht der Text, verglichen mit

denen von Lee Hochol und Gong Jiyoung, nicht im Vordergrund des

Interesses. Er wird zwar durchaus erwähnt: Die Monatszeitschrift Kommune

meint etwa, „ein neuer Ton der koreanischen Gegenwartsliteratur“ sei hier zu

spüren, „schrill, aggressiv fast bis zur Karikatur“,69) und die Thüringer Allgemeine

behauptet, daß die „Weihnachtsgrüße“ „das Geschick der geteilten Nation auf

unkonventionelle Weise focussieren“70) auch wenn die Teilung in der Erzählung

keinerlei Rolle spielt. Allein die Süddeutsche Zeitung benennt die literarischen

Qualitäten dieser „psychologische[n] Erzählung von hoher Raffinesse und

67) Tilman Spreckelsen: Asiaten schreiben vor. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung,

22.7.2005; daß Kim beabsichtigt, bisherige nationalkoreanisch definierte Themen und

Schreibweisen hinter sich zulassen, leitet auch den Beitrag von Hoo Nam Seelmann:

Geschichte, Brüche und Gegenwart. In: Forum Kommune, Oktober / November 2005, S.

83-88, ein.

68) Rainer Traub: Träume vom besseren Leben. In: Spiegel Special 6/2005, S. 26-32, hier

S. 32.

69) Siegfried Knittel: Vom Wandel der Familie. In: Kommune 5/2005, S. 89-90, hier S. 90.

70) Lilo Plaschke: Traum vom Glück. In: Thüringer Allgemeine, Erfurt, 21.10.2005.

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sehr zeitgenössischem Charakter“ und verbindet den positiven Leseeindruck mit

dem Wunsch nach der Übersetzung eines Romans dieses Autors.71)

Hier eine deutet sich eine Differenz von Erwartung und Einlösung an, die

wenig später deutlich wurde, als Kims „Sterbehelfer“ unter dem Titel „Das

Gottesspiel“ 2006 als Taschenbuch im Heyne Verlag erschien.72) Die Verlagswahl

ermöglichte eine preiswerte Verbreitung des Romans als Taschenbuch, führte

aber dazu, daß er der Unterhaltungsliteratur zugerechnet und in den Feuilletons

wenig rezipiert wurde.73) Als Lieblingsautorin erwies sich im Bräsel/Lie-Band

denn auch mit Han Kang eine andere Schriftstellerin. Ihre Erzählung „Die

Früchte meiner Frau“ litt zwar, wie oben angeführt, unter dem Vergleich mit

Kafka, wurde jedoch insgesamt auch in ihrer Eigenart positiv gewürdigt. Die

Rede ist von einer „tief berührenden Erzählung“74) oder einer der „schönsten

Geschichten“75) der Anthologie. Mehrfach ist sie die einzige Erzählung, die

aus dem Band ausführlich vorgestellt ist76) und sie verleiht sogar einer

71) Ijoma Mangold: Das Manöver ist der Ernstfall. In: Süddeutsche Zeitung, 19.10.2005.

Auch Kims Erzählung hat einen Deutschland-Bezug, der aber anders als bei der

Rezeption Gong Jiyoungs Text kaum eine Rolle spielt. Bei Kim hat die Heldin einige

Jahre in Deutschland gelebt und dort, etwas klischeehaft, in der Liebe zu einem

Politiker der Grünen jenen Respekt im Sexualleben erfahren, der ihr zuvor in Korea

verweigert worden war. Weil sie nach ihrer Rückkehr nicht mehr so fügsam ist wie

zuvor, wird sie ermordet. Nur Mangold erwähnt dieses Motiv.

72) Der Verlag lehnte die vorliegende Übersetzung aus dem Koreanischen, die Grundlage

des Auszugs in der Autorenbroschüre zu Kim war, ab, und ließ die englische Fassung

ins Deutsche übertragen. Abgesehen von der grundsätzlichen Problematik eines solchen

sprachlichen Umwegs erweist sich beim Vergleich der beiden Fassungen, daß die neue

Version neben etlichen einleuchtenderen oder zumindest glatteren Wendungen auch

manche stilistischen Verschlechterungen bringt.

73) Als Ausnahme vgl. aber die – negative – Rezension von Kai Wiegandt: Lebensmüde Kunst.

In: Süddeutsche Zeitung, 9.1.2007.

74) Irmtraud Gutschke: Fremd? Mitnichten! In: Neues Deutschland, Literaturbeilage, 19. bis

23.10.

75) Susanne Messmer: Gewagte Übertragungen. In: die tageszeitung, 17.10.2005; ähnlich

Katrin Hillgruber: Fixsterne am Nachthimmel. In: Der Tagesspiegel (Berlin), 16.10.2005.

76) So bei Messmer, ebd.; Georg Patzer: Misthaufen, Grillenhinterbeine, eine Baumfrau und

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Rezension den Titel.77)

Erscheint auch gerade in dieser Kritik Han als Repräsentantin einer

„moderne[n] Frauenliteratur“, so erscheint sie sonst doch weder im

feministischen Kontext der Emma wo Helga Picht koreanische Autorinnen

ausführlich vorgestellt hat noch, wie Jo Kyung Ran, im Zusammenhang

weiblicher Luxuswünsche in der Modezeitschrift Vogue. Dies weist darauf

hin, daß die positive Rezeption ernsthafter Literatur sich in nur sehr

beschränktem Maße strategisch planen läßt.

Man kann das Ergebnis verallgemeinern. Zur Buchmesse lagen zwei

Sammlungen vor, die jeweils sehr unterschiedliche Texte vorstellten. Beide

wurden, da bei renommierten Verlagen erschienen, mehrfach besprochen.

„Die Sympathie der Goldfische“ enthielt keinen Text, der sich unmittelbar zu

landeskundlichen Zwecken für die Vorstellung Koreas instrumentalisieren

ließ entsprechend verteilten sich die Sympathien der Rezensenten auf die vier

Erzählungen. Der dtv-Band bringt einerseits stofflich bestimmte Hervorhebungen

(die Texte von Lee Hochol und Gong Jiyoung, wobei dem ersteren ästhetisch

kaum eine nennenswerte Wirkung vorherzusagen ist und die zweite womöglich

literarisch besser ist als es das spezifisch deutsche Interesse zu Papier bringt).

Andererseits setzte sich in manchen Artikeln eine ästhetisch motivierte Lesart

sich gegen das landeskundliche Interesse durch. Schon einen solch kurzfristigen

Erfolg kann man also kaum steuern umso weniger die langfristige Wirkung

von Texten.

eine Reise. In: Stuttgarter Nachrichten, 18.10.2005; Oliver Stenzel: Geteiltes Leid. In:

Kieler Nachrichten, 18.10.2005; Rainer Traub: Träume vom besseren Leben. In: Spiegel

Special 6/2005, S. 26-32, hier S. 32 – und S. 29 mit Photo, dessen Bildunterschrift Han

Kang – neben Eun Heekyung und Kim Young-Ha – als „Jungstar“ vorstellt.

77) Steffen Gnam: Die Frau als Zimmerpflanze. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung,

25.11.2005.

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. Favoriten der deutschen Literaturkritik

Mit Lob einerseits und Ablehnung andererseits habe ich ein Zweierschema

benutzt, das in der Literaturkritik eigentlich nicht ganz stimmt. Es gibt

nämlich etwas, was für Autoren noch viel schlimmer ist als eine negative

Kritik: nämlich gar keine Kritik. Statt übersetzten Autor nach dem anderen

zu betrachten, unter dem Gesichtspunkt, wer wie häufig erwähnt wird, gebe

ich nur die Ergebnisse. Wichtig ist

erstens der Verlag. Was bei dtv oder Suhrkamp erschien, wurde deutlich

häufiger besprochen als die Bücher der damals für koreanische Literatur

etablierten Kleinverlage Pendragon und Edition Peperkorn; und noch

seltener das, was in anderen Kleinverlagen erschien;

zweitens die Gattung: Prosa wird zwar nicht häufiger besprochen als

Lyrik, doch wird letztere meist in Sammelrezensionen verbannt und nur

kurz abgehandelt;

drittens das Erscheinungsdatum: was vor 2004 erschien, spielte auch für

Überblicksdarstellungen nur noch selten eine Rolle;

viertens das Alter der Autoren. Für die deutsche Literaturkritik schlagen

die Jungen die Alten, und von den Jungen erwartet man sich eine

weniger belehrende und auch formal avanciertere Literatur;

fünftens das Geschlecht. Autorinnen stoßen insgesamt auf größeres Interesse,

was sich am medialen Erfolg von Jo Kyung Ran und Eun Heekyung

ablesen läßt.

Das sind fünf Regeln; eine sechste, für die Älteren, könnte lauten, daß

eine klare politische Positionierung hilft. Hwang Sok-yong ist links, Yi

Munyol rechts das hilft den Deutschen bei der Gliederung von historischen

Überblicken, die auf einer halben Zeitungsseite wenig Raum für Differenzierung

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lassen. Sechs Regeln, die sich auf ganz unterschiedliche Dimensionen

beziehen (nämlich Markt, Literatur, Autorposition), erleichtern die Planung

von Erfolgen nicht gerade.

Dazu kommt: Hilfreich ist ein Alleinstellungsmerkmal. Es sei dahingestellt,

wie viele Leser Park Kyongnis Romanzyklus „Toji“ in Deutschland finden

wird. Weil er aber auf Deutsch der einzige seiner Art ist, zieht er Aufmerksamkeit

auf sich. Yisang ist der älteste der übersetzten Autoren, Lyriker, Mann, politisch

nicht eindeutig zuzuordnen und bei einem nicht auf Korea spezialisierten

Kleinverlag erschienen. Dennoch fand er Beachtung, als der einzige aktuell

publizierte Autor der Kolonialzeit und als Dichter einer Lyrik, die sich von

aller späteren deutlich unterscheidet.

Aus all dem ergeben sich zwar klare Wünsche an die deutsche Seite:

wenige Bücher eingehend zu besprechen statt viele kurz zu erwähnen und

diese wenigen einer begründeten ästhetischen Kritik zu unterwerfen. Weniger

eindeutig sind die Schlußfolgerungen, die die koreanische Literaturpolitik

ziehen kann: Zu vielfältig sind die Gründe für einen möglichen Erfolg oder

Mißerfolg im deutschsprachigen Raum, als daß man anhand der Ergebnisse

das ideale Buch, das unbedingt übersetzt werden muß, finden könnte. So

kann es von dieser Seite nur darum gehen, einen literarisch wertvollen Text

vorzustellen, der dann hoffentlich auf einen aufmerksamen Leser trifft.

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Koreanische Literatur und deutsche Literaturkritik 153

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한 학과 독 비평계

프랑크 트 도 에 결산2005

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Schlüsselbegriffe: Koreanische Literatur, Frankfurter Buchmesse,

Kulturelle Differenzen, Deutsche Literaturkritik

E-Mail: [email protected]

: 2009. 9. 15, : 2009. 10. 15, : 2009. 10. 30.


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