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Jochen Müller Lehrstuhl für Psychologie I, Universität ... in... · • Emotionale Analphabeten...

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Alexithymie in der Alexithymie in der psychosomatischen Rehabilitation psychosomatischen Rehabilitation Grundlagen, Messung und Relevanz Jochen Müller Lehrstuhl für Psychologie I, Universität Würzburg
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Alexithymie in der Alexithymie in der psychosomatischen Rehabilitationpsychosomatischen Rehabilitation

Grundlagen, Messung und Relevanz

Jochen MüllerLehrstuhl für Psychologie I, Universität Würzburg

ÜÜbersichtbersicht

1. Definition von Alexithymie2. Erfassung von Alexithymie3. Prävalenz4. Alexithymie und Erkrankungen5. Behandlungsmöglichkeiten

FallbeschreibungFallbeschreibung

• Geschiedene Physiotherapeutin, Ende 40• Vor 8 Jahren Operation einer entzündeten Stirnhöhle• Viele rätselhafte und medizinisch ungeklärte

somatische Symptome– Gesichtsschmerz– Brennen auf dem Kopf– Schwächeanfälle

• Auszug aus einem Interview:– Frage nach Gefühlen: Schilderung der Symptome

• Wie ist es, sich wütend zu fühlen?Nun, es ist ein Ausdruck den ich benutze, aber in Wirklichkeit ist es schwierig, es in Worte zu fassen.

• Können Sie versuchen, es in Worte zu fassen?Es schildert was passiert ist und überhaupt keine Antworten zu bekommen, als sich dieser Druck in meinem Kopf aufbaute ... [weitere Beschreibung von Körpersymptomen]

• Haben Sie Schwierigkeiten, die meisten Ihrer Emotionen zu beschreiben?Ich habe nie wirklich drüber nachgedacht.

• Was ist mit traurigen Gefühlen; werden Sie jemals traurig?Ich glaube, jeder wird das zu einem gewissen Grad. Aber ich glaube nicht, dass ich es je war.

• Wissen Sie, wie Traurigkeit ist?Ja, ich glaube schon. Ich habe mich bestimmt um einige Leute gekümmert, die traurig waren.

• Haben Sie es selbst gefühlt?Ich glaube nicht.

• Welche Art von Gefühlen erleben Sie gewöhnlich?Ich finde es schwer das zu sagen.

FrFrüühe Beschreibungenhe Beschreibungen

• Infantile Personalities (Ruesch, 1948)

• Emotionale Analphabeten (Friedman & Sweet, 1954)

• Pensée Opératoire (Marty & DeM‘Uzan, 1963)

• Psychosomatisches Phänomen (Stephanos, 1973)

• Pinocchio-Syndrom (Sellschopp-Rüppel & von Rad, 1977)– „hölzern, langweilig, fehlende Introspektion, kein Gefühlsbericht“

Herleitung und KonzeptualisierungHerleitung und Konzeptualisierungdes Begriffes Alexithymiedes Begriffes Alexithymie

• Prägung des Begriffes durch Sifneos (1972)• A-lexi-thymie = „Fehlen von Worten für Gefühle“

– A = Fehlen– Lexis = Wort– Thymos = Gefühl

• Dimensionales Persönlichkeitsmerkmal• Defizit in der Verarbeitung und Regulation von

Emotionen

Beschreibung von GefBeschreibung von Gefüühlen in hlen in emotionalen Situationenemotionalen Situationen

• Verwirrung– „Ich weiß es nicht“

• Vage oder einfache Antworten– „Ich habe mich schlecht gefühlt“

• Bericht von Körperempfindungen– „Ich hatte Magenschmerzen“

• Beschreibung von Verhalten oder externen Faktoren– „Er hat dies getan, und ich habe das getan“

DefinitionDefinition

(1) Schwierigkeiten, eigene Gefühle zu beschreiben und anderen mitzuteilen

(2) Schwierigkeiten, eigene Gefühle zu identifizieren und von körperlichen Empfindungen zu unterscheiden

(3) Mangel an Fantasie und Vorstellungsfähigkeit(4) Extern orientierter Denkstil (pensée opératoire)

- Konkret, realitätsbezogen, handlungsorientiert, fehlende Tagträume und Erinnerung an Träume

(Sifneos,1996; Taylor & Bagby, 2000)

MessungMessung

• Selbstbeurteilung– Toronto Alexithymie-Skala: TAS-20 (Bagby et al., 1994)

– Bermond-Vorst Alexithymia Questionnaire (BVAQ)(Vorst & Bermond, 2001)

• Fremdbeurteilung– Observer Alexithymia Scale: OAS (Haviland et al., 2000)

• Sprachliche Fähigkeiten in Vignetten– Levels of Emotional Awareness Scale: LEAS

(Lane et al., 1990)

TorontoToronto--AlexithymieAlexithymie--SkalaSkala (TAS(TAS--20)20)BagbyBagby, Parker & Taylor (1994), Parker & Taylor (1994)

Selbstbeurteilungsverfahren:• Schwierigkeiten, Gefühle zu beschreiben

– Es fällt mir schwer, die richtigen Worte für meine Gefühle zu finden.– Ich finde es schwierig zu beschreiben, was ich für andere Menschen

empfinde.

• Schwierigkeiten, Gefühle zu identifizieren– Mir ist oft unklar, welche Gefühle ich gerade habe.– Ich bin oft über Vorgänge in meinem Körper verwirrt.

• Extern orientierter Denkstil– Ich gehe Problemen lieber auf den Grund, als sie nur zu beschreiben.– Sich mit Gefühlen zu beschäftigen finde ich sehr wichtig.

Korrelation mit negativer AffektivitKorrelation mit negativer Affektivitäätt(Psychosomatikpatienten)(Psychosomatikpatienten)

• Depression r = 0.51 – 0.55 (SDS, BDI)• Angst r = 0.48 (MAS)• Angstsensitivität r = 0.53 (ASI)• Neurotizismus r = 0.49 (NEO-FFI)

Zusammenhang mittlerer Höhe mit negativer Affektivität

ObserverObserver--AlexithymieAlexithymie--SkalaSkala (OAS)(OAS)Haviland, Warren & Riggs (2000)Haviland, Warren & Riggs (2000)

Fremdbeurteilungsverfahren:• Distanziertheit

– Er oder sie ist eine gefühlvolle Person.• Mangelnde Einsicht

– Er oder sie hat Mühe mit den richtigen Worten seine oder ihre Gefühle zu beschreiben.

• Somatisierung– Er oder sie ist häufig besorgt um seinen oder ihren Körper.

• Humorlosigkeit– Er oder sie hat guten Sinn für Humor.

• Steifheit– Er oder sie ist steif; unnachgiebig.

AlexithymieforschungAlexithymieforschung(2001 & 2002, N = 164; Lumley, 2003)

Grundlagen6%

Verhalten11%

Physiologie12%

Kognitiv / Sozial12%

Psycho-metrik13%

Psychische Gesundheit

14%

Gesundheit27%

Reviews5%

PrPräävalenz: eigene Datenvalenz: eigene Daten(TAS(TAS--20)20)

Psychosomatik (n = 347)

Psychosomatik (n = 124)

Psychosomatik (n = 127)

Alkoholiker (n = 62)

Depressive (n = 67)

Psychiatrie (n = 200)

Erwachsene (n = 282)

Studenten (n = 138)

Häu

figke

it

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%Alexithym GrenzbereichNicht alexithym

34,6

40,1

25

50

19,7

58,3

14,5

56,5

50,7

25,4

27,4

42,5

5,0

84,0 73,2

4,3

Alexithym: TAS > 60Nicht-alex.: TAS < 52

PrPräävalenz: Internationale Datenvalenz: Internationale Daten(TAS)(TAS)

Allgemeinbev. deutsch

Allgemeinbev. finnisch

Pathologisches Spielen

Somatoforme Störungen

Chronif. Schmerzsyndrom

Abhängigkeitserkrankungen

Esstörungen

Rheumatoide Arthritis

M. Crohn / Colitis ulcerosa

Hypertonie

Häu

figke

it

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

27,542,2 775031,41310,2 53 37,5 55,3

• Allgemeinbev. Deutsch(n = 2047; Brosig 2004)

• Allgemeinbev. Finnisch(n = 1285; Salminen, 1999)

• Pathologisches Spielen(n = 1147; Lumley, 1995)

• Somatoforme Störungen(n = 45; Bach, 1994)

• Chron. Schmerzsyndrom(n = 55; Cox, 1994)

• Abhängigkeitserkrankung(n = 169; Haviland, 1994)

• Esstörungen(n = 48; Bourke, 1992)

• Rheumatoide Arthritis(n = 40; Fernandez, 1989)

• M. Crohn/Colitis ulcerosa(n = 112; Porcelli, 1995)

• Essenzielle Hypertonie(n = 114; Todarello, 1995)

Alexithymie & Alexithymie & GesundheitsproblemeGesundheitsprobleme

• Verglichen mit Gesunden ist Prävalenz von Alexithymie erhöht bei Patienten mit:– Rheumatoider Arthritis, Bluthochdruck,

entzündlicher Darmerkrankung, KHK, Brustschmerz, Brustkrebs, Diabetes, Kopfschmerzen, Fettsucht, chronischen Schmerzen, Essstörungen, Nierenerkrankungen, Magengeschwüren, HIV, Fibromyalgie, Panikstörung, Impotenz, Sexueller Dysfunktion,….

• Alexithymie als Risikofaktor?• Wirkmechanismus?

4 m4 möögliche Interpretationengliche Interpretationen(Lumley et al., 1996; nach Cohen & Rodriguez, 1995)

1) Alexithymie trägt bei zur biologischen Ebene von Erkrankungen(Gewebepathologie: Sterblichkeit, Laborbefunde, klinische Beobachtungen)

a) über physiologische Veränderungenb) über ungesundes Verhalten

2) Alexithymie trägt bei zur psychosozialen Ebenevon Erkrankungen(Bericht und Verhalten: Schmerzen, Symptome,Behinderung, Stimmung, Behandlungssuche)

a) über Symptomeb) über Behandlungssuche

3) Alexithymie resultiert aus Krankheit(“sekundäre Alexithymie”)

4) Drittvariablen verursachen Alexithymie und Krankheit

Physiologi-scher Pfad

Verhaltens-pfad

Biologisch

Alexithymie

KognitiverPfad

Psycho-sozial

SozialerPfad

Drittvariablen

KrankheitStörung

4 m4 möögliche Interpretationengliche Interpretationen(Lumley et al., 1996; nach Cohen & Rodriguez, 1995)

Physiologi-scher Pfad

Verhaltens-pfad

Biologisch

Alexithymie

KognitiverPfad

Psycho-sozial

SozialerPfad

Drittvariablen

KrankheitStörung

1) Alexithymie trägt bei zur biologischen Ebene von Erkrankungen(Gewebepathologie: Sterblichkeit, Laborbefunde, klinische Beobachtungen)

a) über physiologische Veränderungenb) über ungesundes Verhalten

2) Alexithymie trägt bei zur psychosozialen Ebenevon Erkrankungen(Bericht und Verhalten: Schmerzen, Symptome,Behinderung, Stimmung, Behandlungssuche)

a) über Symptomeb) über Behandlungssuche

3) Alexithymie resultiert aus Krankheit(“sekundäre Alexithymie”)

4) Drittvariablen verursachen Alexithymie und Krankheit

4 m4 möögliche Interpretationengliche Interpretationen(Lumley et al., 1996; nach Cohen & Rodriguez, 1995)

Physiologi-scher Pfad

Verhaltens-pfad

Biologisch

Alexithymie

KognitiverPfad

Psycho-sozial

SozialerPfad

Drittvariablen

KrankheitStörung

1) Alexithymie trägt bei zur biologischen Ebene von Erkrankungen(Gewebepathologie: Sterblichkeit, Laborbefunde, klinische Beobachtungen)

a) über physiologische Veränderungenb) über ungesundes Verhalten

2) Alexithymie trägt bei zur psychosozialen Ebenevon Erkrankungen(Bericht und Verhalten: Schmerzen, Symptome,Behinderung, Stimmung, Behandlungssuche)

a) über Symptomeb) über Behandlungssuche

3) Alexithymie resultiert aus Krankheit(“sekundäre Alexithymie”)

4) Drittvariablen verursachen Alexithymie und Krankheit

4 m4 möögliche Interpretationengliche Interpretationen(Lumley et al., 1996; nach Cohen & Rodriguez, 1995)

Physiologi-scher Pfad

Verhaltens-pfad

Biologisch

Alexithymie

KognitiverPfad

Psycho-sozial

SozialerPfad

Drittvariablen

KrankheitStörung

1) Alexithymie trägt bei zur biologischen Ebene von Erkrankungen(Gewebepathologie: Sterblichkeit, Laborbefunde, klinische Beobachtungen)

a) über physiologische Veränderungenb) über ungesundes Verhalten

2) Alexithymie trägt bei zur psychosozialen Ebenevon Erkrankungen(Bericht und Verhalten: Schmerzen, Symptome,Behinderung, Stimmung, Behandlungssuche)

a) über Symptomeb) über Behandlungssuche

3) Alexithymie resultiert aus Krankheit(“sekundäre Alexithymie”)

4) Drittvariablen verursachen Alexithymie und Krankheit

Alexithymie verursacht Alexithymie verursacht biologische Krankheit: Hinweisebiologische Krankheit: Hinweise

Kauhanen (1996): Alexithymie als Prädiktor für erhöhtes Sterberisiko über 5.5 Jahre bei 2297 Männern (Alter 42–60)– 132 Todesfälle (27 gewaltsam)– TAS: Höchste 20% / niedrigste

60%– 2x Risiko für Gesamtsterblichkeit

3x Risiko für gewaltsamen Tod– Kontrolle konfundierender

Variablen (demografisch, Gesundheitsverhalten, KV Risikofaktoren, soziale Faktoren, Depression)

– Mechanismus noch unklar

TrTräägt A. bei zur biologischen Ebenegt A. bei zur biologischen Ebene(1a) (1a) üüber verber veräänderte Physiologie?nderte Physiologie?

PhysiologischerPfad

Verhaltens-Pfad

Biologisch

Alexithymie

KognitiverPfad

Psycho-sozial

SozialerPfad

Drittvariablen

KrankheitStörung

Physiologische ReaktivitPhysiologische Reaktivitäät:t:Untersuchung mit PatientenUntersuchung mit Patienten

• Auswahl von 82 Psychosomatikpatienten (39 Männer) aus n = 347 nach TAS-20-Grenzwerten

• Mittleres Alter 46 Jahre • Experiment mit 39 hoch und 43 niedrig Alexithymen

– Induktion von Emotionen durch Filmausschnitte(Ärger: „Cry Freedom“, Traurigkeit: „Lovestory“)

– Induktion von kognitivem Stress• Messung von Herzrate und Hautleitfähigkeitsniveau

Müller (2002)

Physiologische Reaktionen bei Physiologische Reaktionen bei PsychosomatikpatientenPsychosomatikpatienten

Herzrate Hautleitfähigkeit

Keine Unterschiede zwischen hoch und niedrig alexithymen Patienten

Baseline Test Baseline Film Baseline Film

Her

zrat

e (S

chlä

ge /

Min

ute)

0

70

72

74

76

78

80

82

84

86

Hoch alexithymNiedrig alexithym

Stress Ärger Traurigkeit Baseline Test Baseline Film Baseline Film

Hau

tleitf

ähig

keit

(µS)

0

3

4

5

6

7

Hoch alexithymNiedrig alexithym

Stress Ärger Traurigkeit

Alexithymie und Alexithymie und physiologische Aktivitphysiologische Aktivitäätt

Anzahl Studien mit dem Vergleich hoch und niedrig Alexithymer (TAS) in peripherphysiologischer Aktivität (tonisch und reaktiv)

Physiologie bei hoch Alexithymen

Anz

ahl S

tudi

en

0123456789

101112131415

5

2

8

6

> > = <=

10

Tonisches Niveau Reaktivität auf Stressoren / Emotionen

• Vereinzelt Hinweise auf erhöhte sympathische Aktivierung bei Ruhe (Baseline).

• Wenig Hinweise für Hyper-Reaktivität

• Mehr Belege für normale oder Hypo-Reaktivitätauf verschiedene Stressoren

TrTräägt A. bei zur biologischen Ebene gt A. bei zur biologischen Ebene (1b) (1b) üüber ungesundes Verhalten?ber ungesundes Verhalten?

PhysiologischerPfad

Verhaltens-Pfad

Biologisch

Alexithymie

KognitiverPfad

Psycho-sozial

SozialerPfad

Drittvariablen

KrankheitStörung

Hinweise fHinweise füür den Verhaltenspfadr den Verhaltenspfad

• Alexithymie bei:– Essstörungen– Alkohol- und Drogenmissbrauch– Schlechter Ernährung– Sitzendem Lebensstil– Spielsucht– Selbstverletzendem Verhalten

• Wenig bekannt über meiste gesundheitsbezogene Verhaltensweisen (Compliance, Risikoverhalten, Körperpflege)

TrTräägt A. bei zur psychosozialen Ebenegt A. bei zur psychosozialen Ebene(2a) (2a) üüber ber Symptombericht?Symptombericht?

KörperlicheKrankheit

PhysiologischerPfad

Verhaltens-Pfad

OrganischeKrankheit

Alexithymie

KognitiverPfad

Krankheits-verhalten

SozialerPfad

Drittvariablen- Soziokulturell- Neurologisch

PhysiologischerPfad

Verhaltens-Pfad

Biologisch

Alexithymie

KognitiverPfad

Psycho-sozial

SozialerPfad

Drittvariablen

KrankheitStörung

KKöörperempfindungenrperempfindungen(Psychosomatikpatienten)(Psychosomatikpatienten)

Effektstärke

MuskelschwächeAugen tränen

Atmung fällt schwerSchwitzen

MundtrockenheitStiche in der Brust

AugenflimmernMagen verkrampftAtmung schneller

Finger kribbeln / taubMagen unruhig

Stuhl- /HarndrangHaut rötet sich

SchwindelMuskelzittern

Aufstoßen/SodbrennenOhrensausen

0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,90,10,20,30,40,50,60,70,80,9

*

*

*

*

*

(*)

*

*

*

*

*

*

**

**

*

*

*

*

*

*

*

*

*

*

*

*

Traurigkeit Ärger

Gewöhnlich erlebte Empfindungen bei Traurigkeit und Ärger (n = 68):Stärkere Empfindungen bei hoch alexithymen Patienten (in Effektstärken)

Untersuchung: Implizite Reaktion Untersuchung: Implizite Reaktion auf Symptomwauf Symptomwöörterrter

• 45 Psychosomatikpatienten, Alter 45 Jahre• Emotionaler Stroop-Test:

– Benennung der Farbe von Wörtern, möglichst schnell und genau– Ignorieren der semantischen Bedeutung

• Darbietung von 4 Wortkategorien in 4 Farben– Neutrale Wörter: Dolmetscher– Positive Wörter: Fröhlichkeit– Negative Wörter: TraurigkeitTraurigkeit– Körpersymptome: Schwindel

• Erfassung der Reaktionszeit: Interferenz-Index– Positive Wörter: RTpositiv – RTneutral– Negative Wörter: RTnegativ – RTneutral– Körperwörter: RTKörper – RTneutral

Müller, Alpers & Reim

ErhErhööhte Interferenz bei niedrig hte Interferenz bei niedrig AlexithymenAlexithymen (OAS)(OAS)

Interferenz

Word Category

Positive Negative Bodily Symptoms

Mea

n In

terf

eren

ce (m

s)

-30

-20

-10

0

10

20

30

High Alexithymia (OAS)Low Alexithymia (OAS)

**

*

*p < 0.05; **p < 0.001

• OAS-Mediansplit:• 22 hoch Alexithyme• 23 niedrig Alexithyme

• Stärkere Interferenz bei niedrig alexithymenPatienten für- negative Wörter- Körpersymptomwörter

• Weniger Aufmerk-samkeit für körper-bezogene Wörter bei niedrig Alexithymen

• Sind Alexithyme eher an Körperempfindungen gewöhnt?

SymptomberichtSymptombericht

• De Gucht & Heiser (2003): Review– Korrelation zw. Alexithymie (TAS-20) und Anzahl

somatischer Symptome von r = 0.23 über 18 Stichproben (r = 0.05 – r = 0.67)

– Größter Zusammenhang von r = 0.35 mit TAS-20 Schwierigkeiten beim Identifizieren von Gefühlen(r = 0.20 – 0.58)

• Meist keine objektiven Hinweise für diese Beschwerden

• Kausale Beziehung unklar

TrTräägt A. bei zur psychosozialen Ebenegt A. bei zur psychosozialen Ebene(2b) (2b) üüber ber Behandlungssuche?Behandlungssuche?

PhysiologischerPfad

Verhaltens-Pfad

Biologisch

Alexithymie

KognitiverPfad

Psycho-sozial

SozialerPfad

Drittvariablen

KrankheitStörung

Alexithymie und Alexithymie und BehandlungsucheBehandlungsuche

• Alexithymie in einigen Studien verbunden mit Behandlungssuche

• Alexithymie mögl. bei Patienten überrepräsentiert durch verstärkte Nutzung des Gesundheitssystems

• Gilt besonders für “Schwierigkeiten, Gefühle zu identifizieren / beschreiben”

(3) Verursacht Krankheit (3) Verursacht Krankheit Alexithymie?Alexithymie?

PhysiologischerPfad

Verhaltens-Pfad

Biologisch

Alexithymie

KognitiverPfad

Psycho-sozial

SozialerPfad

Drittvariablen

KrankheitStörung

Hinweise aufHinweise auf““SekundSekundääre Alexithymiere Alexithymie””

• PTSD korreliert stark mit Alexithymie• Alexithymie ist erhöht bei starkem Stress

(Verbrennung, Gewalt, Unfälle)• Beschwerden und Alexithymie verändern

sich gemeinsam

Sekundäre Alexithymie könnte auf einige Fälle von Alexithymie zutreffen

(4) Sind Alexithymie und Krankheit (4) Sind Alexithymie und Krankheit Produkt einer Drittvariable?Produkt einer Drittvariable?

PhysiologischerPfad

Verhaltens-Pfad

Biologisch

Alexithymie

KognitiverPfad

Psycho-sozial

SozialerPfad

Drittvariablen

KrankheitStörung

Alexithymie und DrittvariablenAlexithymie und Drittvariablen

• Mögliche Drittvariablen:– Negativer Affekt (Depression, Angst)– (Funktionelle) Hirnläsionen– Soziodemographische Var. (Armut, Bildung)– Genetik / Persönlichkeit

ACC

AnteriorerAnteriorer CingulCinguläärerrer CortexCortex(ACC)(ACC)

Funktionen des ACCFunktionen des ACC

Bewusste Aufmerksamkeitfür emotionale oder kognitive

Informationen

Hirnstamm:Vegetatives

Nervensystem

Hypothalamus:

Stresshormonachse

Motorik:Muskelspannung, Körperhaltung …

ACC

Schlussfolgerung:Schlussfolgerung:Alexithymie und KrankheitAlexithymie und Krankheit

4. Drittvariablen denkbar, die Alex. undKrankheiten verursachen (Hirnläsionen, Negative Affektivität)

Physiologi-scher Pfad

Verhaltens-pfad

Biologisch

Alexithymie

KognitiverPfad

Psycho-sozial

SozialerPfad

Drittvariablen

KrankheitStörung

? ??

?

1. Wenig Hinweise für Verursachung biologischer Erkrankungen durch A.– Kaum Hinweise für physiologische Hyperreaktivität– ungesundes Verhalten möglich

2. A. als Risikofaktor für psychosoziale Krankheitsfaktoren– Symptombericht – Mögl. Behandlungssuche, Prävalenz

3. Sekundäre Alexithymie in manchen Fällen

Ursache für erhöhte Prävalenzraten bei unterschiedlichen Erkrankungen unklar

Beeinflusst Alexithymie das Beeinflusst Alexithymie das Therapieergebnis?Therapieergebnis?

• Alexithymie: Besserung bei– Somatoformen Störungen (Bach & Bach, 1995)– Alkoholismus (Loas, 1997)– Funktionalen GI Störungen (Porcelli et al., 2003, 2004)– Depressionsbehandlung mit Antidepressiva (Ozsahin et

al., 2003)

MMöögliche Interventionen fgliche Interventionen füür r alexithymealexithyme PatientenPatienten

Alexithyme Person(mit Gesundheits-

problemen)

Direkte Behandlung von Alexithymie(z.B. Emotionstraining)

Modifizierte Selbstöffnung(häufiger, geleiteter)

Nicht-emotionale Intervention

(z.B. Kognitive VT)

Psychopharmaka(SSRIs?)

Bessere Gesundheit

Lumley (2004)

Kontrollierte Therapiestudien fKontrollierte Therapiestudien füür r Alexithymie (n = 1)Alexithymie (n = 1)

• Beresnevaite (2000)– 37 hoch alexithyme (TAS) Patienten nach Myokardinfarkt– EG (n = 20): Randomisierte Zuweisung zu 4-monatiger

wöchentlicher Gruppentherapie– KG (n = 17): Information über KHK in 2 Sitzungen– Gruppentherapie: PMR, Identifikation und Mitteilen von

Gefühlen in Rollenspielen, Beschreibungen von Vorstellungen und Fantasie, nonverbaler Gefühlsausdruck

– TAS Werte in EG, nicht in KG– TAS-Werte: besserer KHK Verlauf nach 2 Jahren

FazitFazit

• Hohe Prävalenzraten bei Patienten– Mögliche Verursachung von Erkrankungen durch A. – Möglicher negativer Einfluss auf Therapieergebnisse

Relevanz für die Rehabilitation• Bedarf an anderen Untersuchungsdesigns!

– 2001/2002: 81% querschnittlich / korrelativLängsschnittstudienExperimentelle Studien

• Starker Bedarf an kontrollierten Therapiestudien!

Messung von AlexithymieMessung von Alexithymie

• Selbstbeurteilung von Alexithymie möglich?– Spezifische Kritik: TAS

• Korrelation mit negativer Affektivität• Subskalen: niedrige Interkorrelation, unterschiedliche Korrelate

– Allgemeine Kritik:• Können stark Alexithyme ihr Defizit einschätzen? Niedrige Werte• Erhöhte Belastung, Selbstkritik Erhöhte Werte

Erfassung mit mehreren Methoden!• Fremdbeurteilung (OAS)• Sprachliche Fähigkeiten in Vignetten (LEAS)• Verhalten in emotionsauslösenden Situationen?

Ich hoffe, Sie fIch hoffe, Sie füühlen sich gut hlen sich gut ––und dass Sie wissen, wie Sie und dass Sie wissen, wie Sie

sich fsich füühlen!hlen!


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