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Insel Verlag - suhrkamp.de · ST. GEORG UND EILBEK Das Literaturhotel Wedina in St. Georg 180 Das...

Date post: 25-Aug-2019
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Leseprobe Haustedt, Birgit Hamburg – Lieblingsorte Mit zahlreichen Fotografien © Insel Verlag insel taschenbuch 4290 978-3-458-35990-6 Insel Verlag
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Leseprobe

Haustedt, Birgit

Hamburg – Lieblingsorte

Mit zahlreichen Fotografien

© Insel Verlag

insel taschenbuch 4290

978-3-458-35990-6

Insel Verlag

insel taschenbuch 4290Birgit Haustedt

Hamburg – Lieblingsorte

L I E B L I N G S O R T E

B I R G I T H A U S T E D T

H A M B U R GInsel

Erste Auflage 2015insel taschenbuch 4290Originalausgabe© Insel Verlag Berlin 2015Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung, des öffentlichen Vortrags sowie der Übertragung durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile.Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder andere Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.Für Inhalte von Webseiten Dritter, auf die in diesem Werk verwiesen wird, ist stets der jeweilige Anbieter oder Betreiber verantwortlich, wir übernehmen dafür keine Gewähr. Rechtswidrige Inhalte waren zum Zeitpunkt der Verlinkung nicht erkennbar.Vertrieb durch den Suhrkamp Taschenbuch VerlagUmschlaggestaltung und Layout : Marion Blomeyer, MünchenIllustrationen : Ryo Takemasa, TokioKarten : Peter Palm, BerlinSatz : Greiner & Reichel, KölnDruck : CPI – Ebner & Spiegel, UlmPrinted in GermanyISBN 978-3-458-35990-6

A LT S T A D T : H A M B U R G S Z E N T R U MDie Alsterarkaden 1 2Die Mellin-Passage 15Der Hygieia-Brunnen im Ehrenhof des Rathauses 1 8Lunchkonzerte in der Börse 2 1Die Seetonne in der Handels-kammer 2 3Das Heine-Denkmal 2 5Der Bischofsturm in der Backhus- Filiale 2 8

N E U S T A D TDer Micheltürmer 3 4Hummel, Hummel, Mors, Mors 3 7Der Tempel in der Poolstraße 4 0Das Gängeviertel 4 3Der japanische Garten in Planten un Blomen 4 6

S C H A N Z E N V I E R T E L U N D S T . PA U L IDas Café unter den Linden 5 2Universo Tango 5 5Das Bambi-Kino : Wo die Beatles zuerst in Hamburg wohnten 5 7Der Comicladen Strips & Stories 6 0

H A F E N C I T Y U N D S P E I C H E R - S T A D TDie Oberhafenkantine 6 4Das Wasserschloss in der Speicherstadt 6 7Miniatur Wunderland 7 0Eine Orgel für Bach in der Katharinen- kirche 7 3

I NH

A L T S V E R Z E I C H

NI S

H A F E N R A N D U N D L A N D U N G S -B R Ü C K E NPaternosterfahren im Slomanhaus 7 8Deutschlands ungewöhn-lichster Weinberg und die besten Fisch brötchen 8 1Der Alte Elbtunnel 8 3Dockland 8 6

A LT O N A U N D O T T E N S E NDas Mercado 9 0Der letzte Fischschornstein in Ottensen 9 3Meta Mollers Grab bei der Christianskirche 9 6Der Eisladen in Ottensen 9 9

E L B U F E R U N D E L B V O R O R T EAlter Schwede und andere Stein reste 1 0 4Luzifers Kiosk 1 0 7Caspar Voghts Insten häuser 1 0 9Der brennende Dornbusch im Loki Schmidt Garten 11 2Blankeneser Treppen 114Der Römische Garten an der Elbe 117

E P P E N D O R F U N D H O H E L U F TAby Warburgs Bibliothek 1 2 2Bonbon-Pingel auf dem Isemarkt 1 2 5Hoheluft und Falkenried 1 2 7Der Vorhang des Holi-Kinos 13 0

R O T H E R B A U M U N D H A R V E S T E H U D EGrindelviertel und Joseph-Carlebach-Platz 13 4Der Hörsaal im Museum für Völkerkunde 13 7Die Südseemasken im Museum für Völkerkunde 14 0Paddeln auf der Alster 14 3

W I N T E R H U D E U N D B A R M B E KDie große Festwiese im Stadtpark 14 8Die Kranzjungfrau der Schiffs-zimmerer 15 1Die Waschküche in der Jarrestadt 15 4

WA N D S B E K U N D R A H L S T E D TFreud in Wandsbek 15 8Schimmelmann-Mausoleum und Claudius-Grab 16 0Haus der Wilden Weiden 16 3

O H L S D O R F, F U H L S B Ü T T E L U N D L A N G E N H O R NDer Garten der Frauen auf dem Ohlsdorfer Friedhof 16 8Der Lindenlaubengang in Fuhlsbüttel 17 1Die Schwarzwaldsiedlung in Langenhorn 174

S T . G E O R G U N D E I L B E KDas Literaturhotel Wedina in St. Georg 18 0Das Fundus Theater in Eilbek : Wenn Kinder die Regie übernehmen 18 3

R O T H E N B U R G S O R TDer Rosengarten am Bullen-huser Damm 18 8Wasserkunst Kaltehofe 19 1

S P R U N G Ü B E R D I E E L B E : V E D D E L , W I L H E L M S B U R G U N D H A R B U R GDie Veddeler Fischgaststätte : Böhmen liegt am Meer 19 6Hafenmuseum 19 9Der Zollzaun in Wilhelmsburg 2 0 1Der Horizontweg in Georgs-werder 2 0 4Die Wilde 13. Mit dem Bus durch Wilhelmsburg 2 0 7Die Alte Harburger Elbbrücke 2 1 0

W E I T W E GDer Leuchtturm von Neuwerk 2 16

Abbildungsverzeichnis 2 19Register 2 2 2

AltstadtH A M B U R G S Z E N T R U M

A L T S T A D T : H A M B U R G S Z E N T R U M / 12

1S - / U - B A H N E N J U N G F E R N S T I E G , U 3 R A T H A U S M A R K T

Die Alsterarkaden – wo Hamburg

wie Venedig leuchtet

A L S T E R A R K A D E N2 0 3 5 4 H A M B U R G

T I P P

D A S B E S T E L O K A L U N T E R D E N A L S T E R A R K A D E N : S A L I B A

B E S O N D E R S Z U E M P F E H L E N : D I E V O R S P E I S E N U N D D I E » S Ü S S E N S Ü N D E N D E S O R I E N T S «

N E U E R W A L L 13T E L . 0 4 0 3 4 5 0 2 1

M O – S O 11 – 2 3 U H R

Glitzerndes Wasser, darüber ein weißes Häuserensemble mit ele-ganten Bogengängen – bei schö-nem Wetter fühlt man sich an den Alsterarkaden fast wie in Venedig. Kein Backstein trübt die mediterrane Eleganz.Die Arkaden verdanken sich dem Großen Brand, dem die gesamte Hamburger Innenstadt bis zum Jungfernstieg im Mai 1842 zum Opfer fiel. Eine Tragödie für die Bewohner und die Stadtregie-rung, eine Chance für Stadt-planer und Architekten. Denn diese hatten jetzt gewisserma-ßen Tabula rasa. Wo früher alle Baustile durcheinandergewür-felt, die Gassen eng und die al-ten Fachwerkhäuser verwinkelt waren, sollte jetzt ein repräsen-

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tatives, großzügiges und einheit-liches Stadtzentrum entstehen. Vorbild dieser Neuerschaffung Hamburgs, darüber waren sich die beteiligten Planer bald im Klaren, sollte eine andere Metro-pole sein, die Seerepublik Vene-dig. Das Rathaus im Stil der ita-lienischen Renaissance, der Rat-hausmarkt wie die Piazza San Marco, dazu herrschaftliche Bo-gengänge in Sichtweite. Über die Verlegung des alten Zentrums weg von Elbe und Trostbrücke hin in die Nähe der Binnenalster war man sich rasch einig, denn hier gab es mehr Weite und mehr Platz. Erster Bau und sozusagen Modell für den neuen Stil à la ve-neziana waren die Alsterarka-den, die der federführende Ar-

chitekt Alexis de Chateauneuf gleich nach dem Brand errich-ten ließ. Doch das städtebauliche Schmuckstück blieb lange so-litär, Rathaus und Rathausmarkt wurden erst über fünfzig Jahre später fertig. Inzwischen hatten sich Ge-schmack und Ansprüche gewan-delt. Zwar zitiert das Rathaus immer noch die Renaissance, nun aber gewendet ins Protzige und ohne die leichtfüßige Ele-ganz der Serenissima. Und auch der Rathausmarkt ist trotz sei-ner beeindruckenden Weitläu-figkeit nicht ganz zum Markus-platz geworden. Ein Wichtiges fehlt zudem : Kein historisches Kaffeehaus lädt zum Verweilen. Stattdessen kann man sich aber

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auf die gerundete Wassertreppe an der Kleinen Alster setzen und hat – Rathaus und Rathausmarkt im Rücken – den schönsten Blick auf die Alsterarkaden. Die Trep-pe war ursprünglich Anleger für Kähne und Schuten, die vor der Alsterschleuse warteten. Doch da im Zuge der Modernisierung immer mehr Fleete zugeschüt-tet wurden, nahm auch der Wa-

renverkehr auf dem Wasser in der Innenstadt rapide ab. Heute hat die Treppe rein ästhetische Funktion. Ausgerechnet hier ha-ben wir das Venediggefühl, wo doch der amphibische Charakter, der Hamburg mit Venedig ver-band, und die vielen Fleete, die als Lebensadern das Stadtzen-trum bestimmten, immer mehr verschwunden sind.

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2S - / U - B A H N E N J U N G F E R N S T I E G

Die Mellin-Passage

Die Kunst des Flanierens ha-ben die Hamburger erst spät er-lernt. Ziellos in der Stadt herum-zuschlendern und Schaufens-ter anzuschauen – unvorstellbar für die geschäftigen Hanseaten. Das änderte sich erst, als große Teile der Innenstadt zwischen Jungfernstieg und Rathausmarkt nach dem Großen Brand von 1842 zu feinen Einkaufsstra-ßen mit teuren Läden umgebaut wurden. Einer der ersten war das noch heute bestehende Tra-ditionsgeschäft Ladage & Oelke, das 1845 am Neuen Wall gegrün-det und mit seiner englisch in-spirierten Understatement-Mode rasch bekannt wurde.Gleich daneben befindet sich eine kulturhistorische Rari-

M E L L I N - P A S S A G EE I N G A N G A L S T E R A R K A D E N O D E R

N E U E R W A L L 12 0 3 5 4 H A M B U R G

T I P P

D I E B U C H H A N D L U N G F E L I X J U DN E U E R W A L L 13

2 0 3 5 4 H A M B U R GT E L . 0 4 0 3 4 3 4 0 9

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tät : die älteste Einkaufspassa-ge Hamburgs, die Mellin-Passa-ge. Gebaut wurde sie 1864, ihren Namen verdankt sie einer hier ansässigen Drogerie, wie man noch an den Reklamezeichnun-gen auf den Wänden sieht. Wie ihre Vorbilder, die Pariser Passa-gen, wurde sie kostbar gestaltet : Säulen flankieren den Eingang, Blendarkaden veredeln die ho-hen Wände. Man fühlt sich an Kunstgalerien italienischer Re-naissancepaläste erinnert – mit dem Unterschied, dass hier kei-ne Bilder, sondern Waren aus-gestellt werden. Hier tritt die Kunst in den Dienst des Kauf-manns, wie es in Walter Benja-mins Passagen-Werk heißt.Dabei transzendiert die Kunst allerdings auch die Warenwelt. Das zeigt ein Blick auf die De-ckengemälde. Die eleganten Ju-gendstil-Dekorationen wurden erst vor zwei Jahrzehnten bei

einer Restaurierung wiederent-deckt. Auch sie waren wohl im Auftrag Mellins entstanden, ihr Thema ist die weibliche Schön-heit. Es handelt sich um vier Frauenporträts, welche die vier Lebensalter symbolisieren, dazu das jeweils passende kosmeti-sche Produkt. Eine der Damen trägt eine Sanduhr, daneben ist ein schwarzer Rabe zu sehen – Zeichen des Todes und der Ver-gänglichkeit, die auch in eine Kirche passen würden und mehr zum Nachdenken über den Sinn des Lebens als zum Einkaufen einladen. Das alte Vanitas-Mo-tiv, modern gefasst, themati-siert die Zeitlichkeit, der Waren und Mode unterworfen sind. Die leicht melancholische Stimmung der Passage mag aber auch da-her rühren, dass heute nur noch wenige Menschen hier vorüber-gehen.

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3U 3 R A T H A U S M A R K T , S - / U - B A H N E N J U N G F E R N S T I E G

Der Hygieia-Brunnen im Ehrenhof

des Rathauses

H Y G I E I A - B R U N N E NH A M B U R G E R R A T H A U S

2 0 0 9 5 H A M B U R GT Ä G L I C H 7 – 1 9 U H R

»Kurze Wege« zwischen Politik und Wirtschaft – so lautete das Motto beim Neubau des Ham-burger Rathauses nach dem Gro-ßen Brand von 1842. Deshalb errichtete man es direkt neben der Börse. Verbunden sind bei-de Gebäude durch einen wind-geschützten Innenhof im Stil der Renaissance. Als Schmuckstück war ein sprudelnder Brunnen vorgesehen, der von Merkur ge-krönt werden sollte, dem antiken Patron der Händler und Lieb-lingsgott der Hamburger Sena-toren und Kaufleute. Die Skulp-tur war bereits bestellt, da wurde sie 1896 klammheimlich durch eine weibliche Statue ersetzt, für die sich die Hanseaten bisher nicht begeistert hatten : Hygieia,

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die griechische Göttin der Ge-sundheit. Vorangegangen war 1892 eine der größten Katastrophen in der Geschichte Hamburgs : eine Choleraepidemie, an der mehr als 16 000 Menschen erkrankten und über 8000 starben. Verbrei-tet hatte sich die Krankheit au-ßerordentlich rasch über Ham-burgs marodes Trinkwassersys-tem. Während das Rathaus mit viel Geld immer prunkvoller aus-gestattet wurde, hatte sich der Senat zur selben Zeit geweigert, eine moderne Wasserfilteranla-ge zu finanzieren. Als sich die Stadtoberen dann die kostbare Merkur-Skulptur leisteten, brach ein Proteststurm los. Selbst Bür-gerliche prangerten jetzt die schmutzige Vermengung von Po-litik und Wirtschaft an. In dieser Lage hatte Rathaus-architekt Martin Haller die – für den Senat – rettende Idee : ein Denkmal, das den Sieg über die Cholera feiert, mit der Göt-

tin der Gesundheit an der Spit-ze, die die Krankheit – symboli-siert durch ein Ungeheuer – mit den Füßen zermalmt. Der Mün-chener Bildhauer Joseph von Kramer entwarf eine Skulptur, die allerdings vielfach verändert wurde : Zuerst verkleinerte man das Cholera-Ungeheuer, dann tilgte man die Jahreszahl 1892, bis schließlich kaum noch et-was an die Schmach und Schuld des Senats erinnerte. Stattdessen schmückte sich das Rathaus jetzt mit dem Sieg über die Cholera, obwohl die Politiker die Krank-heit durch unzureichende sanitä-re Maßnahmen selbst mitverant-wortet hatten.Seit 2001 ist der Innenhof des Rathauses für die Öffentlichkeit zugänglich. Wenn wir den Hy-gieia-Brunnen mit seinen spru-delnden Wasserkaskaden heute anschauen, sehen wir nicht zu-erst ein Denkmal der Schande, sondern eine Feier des Wassers als Lebenselixier der Stadt.


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