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Innenstadt im Spannungsfeld von Funktionalismus und ... · Autorin: Julia Wolfrum Ulmenstraße 26...

Date post: 17-Sep-2018
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Bayreuth Institut für Geowissenschaften Studiengang Geographie DIPLOMARBEIT Innenstadt im Spannungsfeld von Funktionalismus und Postmoderne: Das Beispiel Ingolstadt Betreuung: Prof. Dr. Rolf Monheim Zweitgutachten: Prof. Dr. Anke Matuschewski Autorin: Julia Wolfrum Ulmenstraße 26 91586 Lichtenau Ort, Abgabetermin: Bayreuth, 20.06.2008
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Bayreuth Institut für Geowissenschaften

Studiengang Geographie

DIPLOMARBEIT

Innenstadt im Spannungsfeld von Funktionalismus und Postmoderne:

Das Beispiel Ingolstadt Betreuung: Prof. Dr. Rolf Monheim Zweitgutachten: Prof. Dr. Anke Matuschewski Autorin: Julia Wolfrum

Ulmenstraße 26 91586 Lichtenau

Ort, Abgabetermin: Bayreuth, 20.06.2008

Quelle: Eigene Aufnahme Oktober 2007

Straße Am Stein, Ingolstadt

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Danksagung

An dieser Stelle möchte ich mich besonders bei Herrn Prof. Dr. Monheim bedanken, der die Betreuung meiner Diplomarbeit übernommen hat, jederzeit für Fragen zur Verfügung stand und mir interessante Anregungen geben konnte. Frau Prof. Dr. Matuschewski dan-ke ich für die Übernahme der Zweitkorrektur.

Dankbar bin ich dem Stadtplanungsamt Ingolstadt für die Bezahlung der Interviewer und die Bereitstellung von Süßigkeiten, die an die befragten Passanten als Dankeschön ver-teilt werden konnten. Diese nette Idee kam bei den Befragten gut an. Vor allem möchte ich Frau Harst und Herrn Schels vom Stadtplanungsamt Ingolstadt für ihre Unterstützung danken. Diese bezog sich unter anderem auf die Vermittlung und Koordination der Inter-viewer, die Absprache bei der Erstellung des Fragebogens, das Drucken der Fragebögen und die Eingabe eines Teils der Daten.

Herrn Seidel von der CIMA Stadtmarketing GmbH München danke ich für die Einschät-zung der Passantenaufkommen in den Straßen, in denen keine Passantenzählung vorge-nommen wurde.

Bedanken möchte ich mich auch bei Theresa Rieder, Eva Bouwmans, Daniela Vitzthum, Stephan Köhler, Dominik Bauer, Barbara Wolfrum, Sandra Jadgarow, Christian König, Sandra Kindermann, Alexandra Russ, Philipp Bitzer, Predrag Milosevic, Kathrin Umstäd-ter, Kerstin Schimank, Natalie Piotrowski und Stefanie Weiß, die mich bei der Passanten-befragung und -zählung so zahlreich und tatkräftig unterstützten und natürlich bei den Passanten, die sich Zeit genommen haben für die Beantwortung der Fragen.

Bayreuth im Juni 2008 Julia Wolfrum

2

3

Inhaltsverzeichnis

Danksagung......................................................................................... 1

Inhaltsverzeichnis ................................................................................ 3

Abkürzungsverzeichnis ........................................................................ 5

Abbildungsverzeichnis ......................................................................... 6

Tabellenverzeichnis ............................................................................. 8

1 Einführung .................................................................................9

2 Hintergrund ..............................................................................11

2.1 Innenstadt ................................................................................ 11

2.2 Postmoderne ........................................................................... 14

2.2.1 Dimensionen der Postmoderne............................................ 14

2.2.2 „Epoch“: Von der Moderne zur Postmoderne....................... 15

2.2.3 „Style“: Postmoderne Architektur als Abkehr vom Funktionalismus ................................................................... 20

2.2.4 „Method“: Postmodernismus als Gegenposition zum Modernismus........................................................................ 24

2.3 Entwicklung der Innenstädte unter wechselnden Einflüssen... 24

2.4 Potenzial der Seitenstraßen für die Innenstadt in der Postmoderne ........................................................................... 26

3 Forschungsdesign ..................................................................28

3.1 Fragestellungen ....................................................................... 28

3.2 Hypothesen.............................................................................. 28

3.3 Methodische Vorgehensweise................................................. 29

3.3.1 Mündliche Passantenbefragung........................................... 29

3.3.2 Passantenzählung................................................................ 32

3.3.3 Gewichtung der Passantenbefragung .................................. 33

3.3.4 Grenzen der Passantenbefragung ....................................... 37

4 Ausgangssituation: Die Stadt Ingolstadt ..............................38

4.1 Lage der Stadt ......................................................................... 38

4.2 Entwicklung der Stadt .............................................................. 39

4.3 Struktur der Gesamtstadt und Bedeutung von Audi ................ 41

4.4 Ingolstädter Innenstadt ............................................................ 45

4.5 Konkurrenz der Innenstadt als Einzelhandelsstandort ............ 51

4

4.6 Profil der Innenstadtbesucher.................................................. 52

4.6.1 Soziodemografische Merkmale ............................................ 52

4.6.2 Wohn- und Arbeitsort............................................................ 56

5 Die Besucher der Ingolstädter Innenstadt – zwischen modern und postmodern........................................................ 59

5.1 Einstellungen zu modernen und postmodernen Werten ......... 59

5.1.1 Bildung von Werthaltungsgruppen ....................................... 59

5.1.2 Demografische und sozioökonomische Merkmale der Werthaltungsgruppen ........................................................... 62

5.1.3 Verteilung der Werthaltungsgruppen auf die Geschäftslagen .................................................................... 67

5.1.4 Zwischenfazit........................................................................ 69

5.2 Wahrnehmung und Bewertung der Innenstadt durch die Werthaltungsgruppen .............................................................. 70

5.2.1 Innenstadt............................................................................. 70

5.2.2 Vergleich von Innenstadt, Westpark und Ingolstadt Village.. 76

5.2.3 Annehmlichkeit von Straßen und Plätzen............................. 84

5.2.4 Zwischenfazit........................................................................ 88

5.3 Nutzung der Innenstadt durch die Werthaltungsgruppen........ 89

5.3.1 Innenstadt tagsüber.............................................................. 89

5.3.2 Innenstadt abends oder sonntags ........................................ 93

5.3.3 Einkaufsverhalten zwischen Innenstadt und Konkurrenzstandorten .......................................................... 93

5.3.4 Nutzung der Seitenstraßen................................................. 101

5.3.5 Zwischenfazit...................................................................... 103

6 Zukünftige Entwicklung der Ingolstädter Innenstadt......... 104

6.1 Erwartungen der Besucher an die Innenstadt ....................... 104

6.2 Meinungen zum Umgang mit den Seitenstraßen .................. 104

7 Diskussion der Ergebnisse und Ausblick........................... 107

Literaturverzeichnis.......................................................................... 111

Verzeichnis der Internetquellen ....................................................... 116

Verzeichnis sonstiger Quellen ......................................................... 116

Ehrenwörtliche Erklärung................................................................. 117

Anhang............................................................................................. 118

5

Abkürzungsverzeichnis

BAG Bundesarbeitsgemeinschaft der Mittel- und Großbetriebe des Einzelhan-dels e.V.

BauNVO Baunutzungsverordnung

bcsd Bundesvereinigung City- und Stadtmarketing Deutschland e.V.

CBD Central Business District

EKZ Einkaufszentrum

FOC Factory-Outlet-Center

FSJ Freiwilliges Soziales Jahr

GVZ Güterverkehrszentrum

IfH Institut für Handelsforschung

n Absoluter Umfang der jeweiligen Datengrundlage

ÖPNV Öffentlicher Personennahverkehr

SEEK Städtebauliches Einzelhandelsentwicklungskonzept

UEC Urban Entertainment Center

6

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Geschäftslagenbewertung und Befragungsstandorte in der Innenstadt.............. 31

Abb. 2: Karte der Region Ingolstadt................................................................................. 38

Abb. 3: Die Stadt Ingolstadt nach der Schleifung der Festung ........................................ 40

Abb. 4: Entwicklung der Einwohnerzahlen Ingolstadts von 1945 bis 2007...................... 41

Abb. 5: Entwicklung der Einwohnerzahlen der Region Ingolstadt von 1972 bis 2006..... 42

Abb. 6: Karte der Innenstadt............................................................................................ 46

Abb. 7: Ludwigstraße....................................................................................................... 47

Abb. 8: Paradeplatz und Blick von diesem in die Ludwigstraße ...................................... 47

Abb. 9: Theresienstraße vom Schliffelmarkt aus und einige Meter weiter....................... 48

Abb. 10: Moritzstraße (links) und Am Stein (rechts) vom Schliffelmarkt aus ..................... 48

Abb. 11: Schrannenstraße (links) und Donaustraße (rechts) ............................................ 49

Abb. 12: Rathausplatz mit altem und Neuem Rathaus (links) und Sparkasse (rechts) ..... 49

Abb. 13: Nutzungsschwerpunkte in der Innenstadt ........................................................... 50

Abb. 14: FOC Ingolstadt Village Eingangsbereich (links) und Innenbereich (rechts) ........ 52

Abb. 15: Tätigkeit der Befragten ........................................................................................ 56

Abb. 16: Herkunft der Befragten ........................................................................................ 57

Abb. 17: Arbeits- beziehungsweise Ausbildungsort der Befragten.................................... 57

Abb. 18: Empfindung des Aufenthaltes in der Ingolstädter Innenstadt .............................. 71

Abb. 19: Zufriedenheit mit bestimmten Merkmalen in der Ingolstädter Innenstadt............ 73

Abb. 20: Zufriedenheit mit bestimmten Merkmalen nach Befragungsstandort .................. 74

Abb. 21: Zufriedenheit mit bestimmten Merkmalen nach Werthaltung .............................. 75

Abb. 22: Empfindung des Aufenthaltes von Ingolstädter Einzelhandelsstandorten........... 77

Abb. 23: Empfindung des Aufenthaltes im Westpark......................................................... 78

Abb. 24: Empfindung des Aufenthaltes im Ingolstadt Village ............................................ 79

Abb. 25: Zufriedenheit mit dem Handelsangebot an Ingolstädter Einzelhandels- standorten ........................................................................................................... 80

Abb. 26: Zufriedenheit mit dem Handelsangebot in der Ingolstädter Innenstadt ............... 81

Abb. 27: Zufriedenheit mit dem Handelsangebot im Westpark.......................................... 82

Abb. 28: Zufriedenheit mit dem Handelsangebot im Ingolstadt Village ............................. 83

Abb. 29: Besonders angenehme Straßen und Plätze in der Ingolstädter Innenstadt ........ 85

7

Abb. 30: Besonders unangenehme Straßen und Plätze in der Ingolstädter Innenstadt ....86

Abb. 31: Alle Zwecke des Innenstadtbesuches .................................................................91

Abb. 32: Gründe für Einkäufe in München und Nürnberg ................................................100

Abb. 33: Seitenstraßen, die den Befragten besonders wichtig sind.................................102

8

Tabellenverzeichnis

Tab. 1: Überblick über die Moderne und Postmoderne im Vergleich .............................. 19

Tab. 2: Moderne und postmoderne Architektur im Vergleich .......................................... 23

Tab. 3: Verteilung der Befragten auf die Befragungsstandorte und Befragungstage...... 32

Tab. 4: Gewicht der einzelnen Straßen und Lagen am Passantenaufkommen .............. 35

Tab. 5: Verteilung der Passanten und Befragten sowie ermittelte Gewichtungsfaktoren 36

Tab. 6: Auswirkung der Gewichtung auf die einzelnen Fallzahlen .................................. 36

Tab. 7: Verteilung der Passanten auf die Geschäftslagen und ihre gesamte Länge....... 50

Tab. 8: Alter der Befragten .............................................................................................. 54

Tab. 9: Alter der Befragten und der Bevölkerung der Stadt und Region Ingolstadt......... 55

Tab. 10: Aussagen bezüglich Stadtgestaltung und -entwicklung ...................................... 59

Tab. 11: Abgrenzung der drei Werthaltungsgruppen ........................................................ 61

Tab. 12: Geschlecht der Befragten nach Befragungsstandort und Werthaltungsgruppen 63

Tab. 13: Alter der Befragten nach Befragungsstandort und Werthaltungsgruppen........... 64

Tab. 14: Tätigkeit der Befragten nach Befragungsstandort und Werthaltungsgruppen..... 65

Tab. 15: Beruflicher Ausbildungsabschluss der Befragten nach Befragungsstandort und Werthaltungsgruppen .......................................................................................... 66

Tab. 16: Herkunft der Befragten nach Befragungsstandort und Werthaltungsgruppen..... 67

Tab. 17: Zusammenhang zwischen Werthaltungen und Aufsuchen der Geschäftslagen . 68

Tab. 18: Zwecke des Innenstadtbesuches ........................................................................ 90

Tab. 19: Empfindung des Innenstadtbesuches am Befragungstag................................... 92

Tab. 20: Zeitpunkt des letzten Besuchs der Ingolstädter Innenstadt abends oder sonntags.............................................................................................................. 93

Tab. 21: Zeitpunkt des letzten Einkaufs in der Ingolstädter Innenstadt ............................. 95

Tab. 22: Zeitpunkt des letzten Einkaufs im Westpark........................................................ 96

Tab. 23: Zeitpunkt des letzten Einkaufs im Ingolstadt Village ........................................... 97

Tab. 24: Zeitpunkt des letzten Einkaufs in München, Nürnberg, Augsburg und Regensburg......................................................................................................... 98

Tab. 25: Zeitpunkt des letzten Einkaufs in München und Nürnberg abhängig von der Zufriedenheit mit dem Handelsangebot in der Ingolstädter Innenstadt ............... 99

Tab. 26: Häufigkeit der Einkäufe in den Seitenstraßen ................................................... 101

Tab. 27: Meinungen zu Entwicklungsmöglichkeiten der Seitenstraßen .......................... 106

9

1 Einführung

Das vergangene 20. Jahrhundert war eine Epoche des wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Umbruchs, der auch an den Innenstädten nicht spurlos vorüber gegangen ist. Dahinter verbirgt sich der Übergang von der Moderne zur Postmoderne. Der Begriff „Postmoderne“ wird vieldeutig und unscharf und in verschiedenen Zusammenhängen verwendet. Besonders im englischsprachigen Raum wurde und wird er ausführlich disku-tiert. Dies liegt daran, dass die Entwicklungen, die mit der Postmoderne in Verbindung gebracht werden, dort früher auftraten und sich zum Teil deutlicher äußern als in Deutsch-land. Das betrifft auch die Situation der Innenstädte. Zwar haben sie auch hier häufig an Bedeutung verloren, indem zunehmend alternative Einzelhandels-, Freizeit-, Wohn- und Gewerbestandorte errichtet wurden. Es besteht aber doch eine insgesamt größere Wert-schätzung und Einigkeit über das Ziel der Erhaltung der Innenstädte.

Grundsätzlich können die Moderne und die Postmoderne als zwei Epochen betrachtet werden, für die jeweils bestimmte Strukturen und Entwicklungen der Gesellschaft, der Wirtschaft, der Stadtpolitik und der räumlichen Planung, aber auch der städtischen Räu-me charakteristisch sind. Dem Raum wird eine doppelte Bedeutung beigemessen. „Einer-seits stellt er mit seinen physisch-materiellen Strukturen die Rahmenbedingung für sozial-räumliche Prozesse dar, andererseits ist er selbst Produkt beziehungsweise Spiegelbild gesellschaftlicher Kräfte. Diese wiederum sind durch sozioökonomische Bedingungen und Wirkungsmechanismen bestimmt.“ (EDER SANDTNER 2005, S. 4) In Verbindung mit den Entwicklungen und Trends in den genannten Bereichen haben sich in der Postmoderne neue Lebensstile herausgebildet, die sich von dem wesentlichen Gestaltungsprinzip und Architekturstil der Moderne, dem Funktionalismus, abgewendet haben. Auch wenn damit eine Bedeutungsverschiebung hin zu postmodernen Vorstellungen und Werthaltungen stattgefunden hat, bestehen daneben ebenso funktionalistische beziehungsweise moder-ne Vorstellungen und Werthaltungen weiter. Daher ist im Titel dieser Arbeit vom Span-nungsfeld von Funktionalismus und Postmoderne die Rede.

Demzufolge bestehen auch in der Bevölkerung der Stadt Ingolstadt, seit 1989 jüngste Großstadt Deutschlands, sowohl postmoderne als auch moderne Einstellungen und Le-bensstile nebeneinander. Die Stadt verdankt ihr Wachstum in den letzten Jahrzehnten der Industrie. Beziehungsweise sie verdankt ihr Wachstum hauptsächlich dem Automobilun-ternehmen Audi. Dieses prägt die Stadt und ihr Image bis heute. Vor allem Bahnreisen-den drängt sich auf der kilometerlangen Fahrt vorbei am Werk des Unternehmens das Bild der Autostadt auf. Ein weiterer Schwerpunkt der Industrie in Ingolstadt sind die Raffi-nerien. Im Gegensatz zu anderen Städten haben der Strukturwandel und die Tertiärisie-rung der Wirtschaft, sonst typische Entwicklungen in der Postmoderne, in Ingolstadt kaum stattgefunden. Vor allem in den 1980er und 1990er Jahren richtete sich die Politik der Stadt danach, den Standort von Audi zu sichern. Die Wichtigkeit wird in dem Spruch „Wenn Audi hustet, hat die Region Lungenentzündung. Zum Glück hustet Audi heute nicht mehr.“ (KLAUBERT 2007) deutlich. Entsprechend dieser Prägung ist die Stadt sehr wachs-

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tumsorientiert. In letzter Zeit wird sie sogar immer häufiger zur „pulsierenden Boomtown“ (RITZER 2007) erklärt. Die Hauptgeschäftsstraße der Innenstadt, die Ludwigstraße, ent-spricht hauptsächlich funktionalistischen Kriterien, im Gegensatz zu Regensburg etwa, dem Paradebeispiel einer kleinteilig strukturierten, postmodern geprägten Innenstadt. Die übrigen Straßen der historischen Ingolstädter Innenstadt kommen zum Teil auch postmo-dernen Ansprüchen entgegen.

In dieser Arbeit ist aber weniger die Innenstadt von Ingolstadt Gegenstand der Betrach-tung, sondern vielmehr ihre Besucher1 und deren Einstellungen, Wahrnehmungen und Verhalten. Vorangestellt werden im zweiten Kapitel allgemeine Überlegungen zu Innen-städten sowie zum Begriff der „Postmoderne“ und den damit verbundenen Entwicklungen und Trends in den Bereichen „Stadtstrukturen“, „Kultur und Gesellschaft“, „Wirtschaft“, „Stadtpolitik“ und „Räumliche Planung“. Der Funktionalismus als wesentlicher Architektur-stil der Moderne und im Gegenzug die postmoderne Architektur werden wegen ihrer Prä-gungskraft des Raumes gesondert behandelt. Schließlich erfolgt eine kurze Betrachtung der Entwicklung der Innenstädte in der Moderne und in der Postmoderne. Kapitel drei stellt das Forschungsdesign vor. Es beginnt mit den Forschungsfragen und Hypothesen, worauf die Erläuterung der methodischen Vorgehensweise folgt. Nach der Vorstellung der Stadt Ingolstadt in Kapitel vier werden in Kapitel fünf die Besucher der Ingolstädter Innen-stadt anhand ihrer Werthaltungen in Bezug auf die Stadtgestaltung und -entwicklung in eine postmodern eingestellte, eine modern eingestellte und eine nicht direkt zuzuordnen-de Mittelgruppe differenziert. Zuerst geht es um die Fragestellung, wie diese sich zusam-mensetzen, beziehungsweise anhand welcher Merkmale sie sich unterscheiden und in welchen Geschäftslagen sie sich tendenziell eher aufhalten. Im Weiteren wird die Wahr-nehmung und Bewertung der Innenstadt in Abhängigkeit von den Werthaltungsgruppen betrachtet sowie die Nutzung der Innenstadt durch sie und ihr Einkaufsverhalten in Bezug auf die Konkurrenzstandorte. Aufbauend auf den Aussagen der Besucher zur momenta-nen Situation widmet sich Kapital sechs der möglichen zukünftigen Entwicklung der In-nenstadt. In Kapital sieben schließlich werden die Ergebnisse abschließend diskutiert.

1 Aus Gründen der Vereinfachung werden generell die männlichen Formen verwendet. Soweit

nicht ausdrücklich zwischen Männern und Frauen unterschieden wird, sind stets beide Ge-schlechter gemeint.

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2 Hintergrund

2.1 Innenstadt

Für den zentral in einer Stadt gelegenen Standortraum finden im Allgemeinen neben der Bezeichnung „Innenstadt“ zahlreiche weitere Begriffe Verwendung. Dazu gehören „Stadtmitte“, „Stadtkern“, „Stadtzentrum“, „City“ oder auch „Central Business District“ (CBD), wobei letzterer eher im angelsächsischen und angloamerikanischen Raum üblich ist. Die verschiedenen Begriffe betonen trotz ihrer zum Teil synonymen Verwendung un-terschiedliche Perspektiven. So unterstreicht „Stadtmitte“ die geometrische Perspektive, „Stadtkern“ bezieht sich auf die Entwicklung und Gestaltung, „Stadtzentrum“, „City“ und „Central Business District“ hingegen heben eher die funktionsbezogene Perspektive her-vor. Die äußere Abgrenzung ist nicht immer direkt offensichtlich. Außerdem sind die ein-zelnen mit diesen Begriffen bezeichneten Bereiche nicht zwingend identisch. Vor allem der Begriff der „Altstadt“ ist von den oben genannten streng zu unterscheiden. Seine Be-deutung ist rein historisch-genetisch und bezeichnet das Gebiet einer Stadt, das innerhalb der mittelalterlichen bis neuzeitlichen Befestigungsanlagen liegt. Im Unterschied hierzu wird der Citybereich einer Stadt anhand seiner Funktionen abgegrenzt, ist also durch eine räumliche Konzentration von zentralen Einrichtungen des tertiären und quartären Sektors, wie Banken und Versicherungen, Verwaltungseinrichtungen, Einzelhandelsgeschäfte, Unterhaltungsstätten und kulturelle Institutionen gekennzeichnet. Er kann sich vollständig innerhalb der Altstadt befinden, darüber hinausgehen oder auch ganz neben ihr liegen. Die Bezeichnung „City“ wird vor allem bei Großstädten gebraucht (vgl. ZEHNER 2001, S. 70 f.; HEINEBERG 2006, S. 168 ff.).

Wenn innerhalb der Befestigungsanlagen im 18. oder 19. Jahrhundert eine Stadterweite-rung durch eine Neustadt erfolgte, spricht ZEHNER (2001, S. 71) von der Innenstadt an-stelle der Altstadt. Der Begriff hat hier also auch eine eher historisch-genetische Bedeu-tung. Den aktuellen Fragestellungen genügt diese historische Abgrenzung etwa anhand von Stadtmauern aber oft nicht. Häufiger wird der Begriff „Innenstadt“ mit einer funkti-onsbezogenen Bedeutung, ähnlich dem Citybegriff der größeren Städte, versehen. So wird die Innenstadt heute durch eine große Vielfalt und Mischung sowie Dichte an Funkti-onen geprägt. Lediglich das verarbeitende Gewerbe hat meist eine sehr geringe Bedeu-tung. Die Innenstadt ist meist die funktionale, soziale, wirtschaftliche, kulturelle und politi-sche Mitte und der wichtigste Versorgungsstandort einer Stadt. Der Einzelhandel nimmt folglich die Leitfunktion ein, besonders wenn er abwechslungsreich ist, tritt aber gleich-wohl nur als eine von mehreren Nutzungen auf. Denn gerade die Vielfalt macht die Attrak-tivität, Vitalität und den hohen Bekanntheitsgrad der Innenstadt aus und die damit verbun-dene Anziehungskraft für die umgebende Region. Dadurch erhält die Innenstadt eine zentrale Bedeutung für die ganze Stadt und gilt oft als Motor der Stadtentwicklung. Au-ßerdem kennzeichnend sind ein hohes Passantenaufkommen sowie in der Regel hohe Boden- und Immobilienpreise als auch hohe Mieten für gewerbliche Flächen und für die relativ wenigen, verbliebenen Wohnungen. In diesen wohnen heute meist bestimmte, oft

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zugezogene Bevölkerungsgruppen, die etwa familiär ungebunden sind und in der Innen-stadt arbeiten. In der Innenstadt ist der Filialisierungsgrad des Einzelhandels meist relativ hoch und es sind verschiedenste Branchen und Betriebstypen vertreten (vgl. HEINEBERG 2006, S. 170; BAYSTMWIVT 2006, S. 127).

Die Herausbildung und Konzentration der ersten Innenstadtfunktionen in der Stadtmitte setzte bereits im 18. Jahrhundert ein, jedoch zuerst nur in wenigen und bedeutenden Großstädten. In der Residenzstadt des Absolutismus wurden für den Staatsapparat Ver-waltungsbauten benötigt, die an zentraler Lage entweder neu errichtet oder in bisherigen Wohnhäusern, vorwiegend des Adels, untergebracht wurden und einen immer größeren Raum einnahmen. Trotzdem stieg gleichzeitig auch die Zahl der Wohnbevölkerung an, indem die Gebäude höher und insgesamt dichter errichtet wurden (vgl. LICHTENBERGER 2002, S. 77 f.).

Zur Zeit der Industrialisierung, die in Deutschland in den Jahren 1870 bis 1910 ihre stärks-te Ausprägung fand und die räumliche Trennung von Produktion und Handel mit sich brachte, erfuhren weitaus mehr Städte einen Funktionswandel ihres zentralen Standort-raumes. Wegen der guten Erreichbarkeit ließ sich der Einzelhandel in der Stadtmitte nie-der, da so die meisten Kunden angesprochen werden konnten. Auch öffentliche und pri-vate Dienstleistungseinrichtungen sowie Verwaltungsbüros konzentrierten sich vermehrt dort. In manchen Großstädten haben sich funktionale Viertel innerhalb der Innenstadt herausgebildet, in denen jeweils einzelne Funktionen stark dominieren. Aufgrund anstei-gender Bodenpreise wurde in den Städten der meisten Größenklassen immer mehr Wohnbevölkerung aus der Stadtmitte verdrängt, während gleichzeitig die Bebauung häu-fig weiter verdichtet wurde und der Verkehr zunahm (vgl. ZEHNER 2001, S. 72).

Vor allem im 19. Jahrhundert waren Passagen, die zwei belebte Straßen oder Plätze mit Geschäftsbesatz verbinden, typisch für die Innenstädte, erfuhren dann jedoch einen star-ken Rückgang. Daneben kam es allmählich zu weiteren Veränderungen des Innenstadt-einzelhandels. So ließen sich statt Geschäften zur Deckung des Grundbedarfs zuneh-mend Fach- und Spezialgeschäfte als auch Warenhäuser nieder, wodurch die Attraktivität der Innenstadt als zentraler Einkaufsstandort gesteigert wurde.

Im Laufe der Zeit haben die Innenstädte ihr Aussehen und ihre Funktion weiter verändert, worauf an späterer Stelle noch eingegangen wird.2 Manche Innenstädte, und hier wieder-um besonders die Nebengeschäftslagen, büßten angesichts zunehmender konkurrieren-der Angebote und Standorte an Anziehungskraft ein und verloren damit ihre zentrale Rolle im städtischen Gefüge. Sie gelten mittlerweile nur noch als einer unter vielen Orten.

Da sich in vielen Städten die Innenstadtfunktionen über den historischen Stadtkern hinaus entwickelt haben, sind andere als nur historische Kriterien zur Abgrenzung erforderlich. Im Landesentwicklungsprogramm von 2006, dem wesentlichen Instrument für die Raumpla-nung in Bayern, werden die folgenden städtebaulichen und funktionalen Kriterien für eine mögliche Abgrenzung der Innenstadt aufgeführt: 2 Vgl. dazu Kapitel 2.3.

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• Zusammenhängender, dichter Besatz an Einzelhandelsgeschäften und Dienstleistun-gen,

• Vielfalt von Nutzungen (vor allem Einzelhandel, Wohnen, Gastronomie, Verwaltung, Kultur),

• historisch gewachsenes Versorgungszentrum (zum Beispiel historische Altstadt), • qualifizierte Anbindung an den ÖPNV, • anteiliger fußläufiger Einzugsbereich, • regelmäßig baulich verdichtetes Mischgebiet oder Kerngebiet nach § 6 und § 7

BauNVO, • topographische Barrieren (zum Beispiel Flüsse, Hügel), • historische bauliche Begrenzung (zum Beispiel Stadtmauern, Tore) sowie • Verkehrstrassen (zum Beispiel Ringstraßen, Bahnlinien). (vgl. BAYSTMWIVT 2006, S. 131 f.)

Neben der äußeren Abgrenzung ist für verschiedene Zwecke auch die Einteilung der Ge-schäftslagen innerhalb der Innenstadt nach ihrem Potenzial von Interesse. Dazu können unterschiedliche Kriterien herangezogen werden und auch die Bezeichnungen weichen teils voneinander ab. Die Abstufung in 1a-, 1b- und 2er-Lage anhand des Passantenauf-kommens findet jedoch häufig Anwendung. Dazu wird das Passantenaufkommen der je-weiligen Geschäftsstraße in Bezug zur Spitzenlage der Innenstadt gesetzt, in der das Passantenmaximum erreicht wird. Als 1a-Lage gelten im Allgemeinen die Straßen mit einem Passantenaufkommen von 60 bis 100 % des Maximums, als 1b-Lage diejenigen mit 40 bis 60 % davon und als 2er-Lage die mit 20 bis 40 %. Straßen, die weniger Pas-santen anziehen als 20 % vom Passantenmaximum haben meist nur noch sehr lücken-haften Geschäftsbesatz. Das Passantenaufkommen wird deswegen herangezogen, weil es im Gegensatz etwa zu Mietpreisen oder Umsätzen relativ einfach mittels Passanten-zählungen zu ermitteln ist und die Passanten außerdem ziemlich schnell auf Veränderun-gen der Attraktivität reagieren (vgl. MONHEIM 1999, S. 81). Teilweise findet sich noch eine Unterscheidung der 2er-Lage in 2a- und 2b-Lage sowie die Ausweisung einer 3er-Lage. In der weiteren Arbeit werden unter Randlage die als 2a- und 2b-Lage ausgezeichneten Geschäftsstraßen verstanden. Da jede Stadt eine besondere Situation darstellt, erfolgt auch die Abgrenzung der Geschäftslagen nicht immer einem strengen Schema wie oben, sondern individueller. So wird in einigen in der Ingolstädter Innenstadt als 2a- und 2b-Lage ausgewiesenen Geschäftsstraßen das Passantenaufkommen entgegen obiger Zu-teilung auf deutlich unter 20 % von der Spitzenlage geschätzt (vgl. schriftliche Auskunft von SEIDEL, 07.03.2008).

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2.2 Postmoderne

2.2.1 Dimensionen der Postmoderne

Grundsätzlich hat der Begriff „postmodern“ nach BASTEN (2005, S. 25 ff.) zwei verschie-dene Dimensionen. Auf der einen Seite ist die Postmoderne als ein Zeitabschnitt bezie-hungsweise eine Epoche zu begreifen. Sie wird charakterisiert von bestimmten Eigen-schaften und Kennzeichen, die mit dem Adjektiv postmodern zusammengefasst sind. Auf der anderen Seite gilt der Postmodernismus als eine bestimmte Philosophie, Weltsicht, Einstellung und Theorie. Hierfür wird das Adjektiv postmodernistisch verwendet. Die eher materiellen und die eher ideellen Aspekte wirken jedoch gegenseitig aufeinander ein. So manifestieren sich etwa postmodernistische Einstellungen und Werthaltungen im Verhal-ten der Menschen und letztendlich zum Beispiel in der Gestaltung von Bauwerken sowie von Stadträumen. Darüber hinaus hängt es manchmal von der Perspektive des Betrach-ters ab, welche Seite mehr betont werden soll.

Ähnlich identifiziert DEAR (2000, S. 32, zitiert nach BASTEN 2005, S. 26) drei Dimensionen des Begriffs „Postmoderne“. Seine als „Epoch“ bezeichnete entspricht der Postmoderne als Zeitabschnitt und Epoche und die als „Method“ benannte dem Postmodernismus. Zu-sätzlich betrachtet er „Style“ als dritte Dimension. Allerdings kann diese als ein Teilele-ment des epochalen Verständnisses aufgefasst werden. So ist der Übergang von der mo-dernen zur postmodernen Epoche einerseits durch wirtschaftliche, gesellschaftliche und politische Veränderungen geprägt, andererseits entsprechen aber den beiden Epochen auch jeweils eigene Stilrichtungen und Gestaltungsprinzipien, die davon beeinflusst sind. Der Architekturstil dient folglich als ein wesentliches Kennzeichen der jeweiligen Epochen. Wegen dieser Bedeutung wird er in den Ausführungen zur Postmoderne als eine geson-derte Teildimension betrachtet. Auf andere Möglichkeiten der Differenzierung von Dimen-sionen des Begriffs, wie etwa BECKER (1996, S. 9) sie vornimmt, wird nicht weiter einge-gangen, da es im Rahmen dieser Arbeit zu umfangreich erscheint.

Die Vorsilbe „post“ deutet an, dass es die Postmoderne ohne die Moderne nicht gäbe oder dass eine zeitliche Abfolge besteht. Somit folgt die Postmoderne auf die Epoche der Moderne oder löst diese gar ab. Und der Postmodernismus wird als Reaktion und Gegen-position zu den Einstellungen und Idealen sowie der Weltsicht des Modernismus verstan-den. Die Zusammensetzung des Wortes betont also einerseits die Verschiedenheit, ande-rerseits verweist sie aber, indem der Wortteil „Moderne“ enthalten ist, auch auf mögliche Kontinuitäten. Das würde bedeuten, dass die Moderne in der Postmoderne in gewissem Maß weitergeführt oder intensiviert wird. (vgl. BASTEN 2005, S. 27 f.) Obendrein kann die Postmoderne auch als Rückkehr begriffen werden zu dem, was der Moderne vorausging. Als erschwerend erweist sich jedoch, dass zum Teil selbst strittig ist, was genau mit der Moderne gemeint ist (vgl. HEARTNEY 2002, S. 6).

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2.2.2 „Epoch“: Von der Moderne zur Postmoderne

Etwa ab 1945, also ab Ende des zweiten Weltkrieges, spricht man von der Moderne im engeren Sinne. Für sie sind Rationalismus und der Glaube an absolute wissenschaftliche Wahrheiten sowie die Zuversicht auf einen stetigen ökonomischen, politischen und sozia-len Fortschritt kennzeichnend. Der Ursprung des Rationalismus liegt in der Aufklärung3, als die Denk- und Aussagesysteme der Wissenschaften gegenüber dem etablierten Wer-tesystem der Religion und gegenüber Erklärungen in Form von Mythen an Bedeutung gewannen. Der Fortschrittsoptimismus der Moderne beruhte auf dem Wirtschaftswachs-tum, das im Kreislauf von ansteigenden Löhnen, zunehmender Nachfrage und einer Aus-weitung der Produktion deutlich wurde. Dann erschütterten Kriege, durch die Industrie verursachte Umweltprobleme und andere Krisen jedoch die Fortschrittsgläubigkeit, die einseitig rationale Sichtweise und die Auffassung von dauerhaft wohlhabenden und stabi-len Gesellschaften. Die Wissenschaften erfuhren Veränderungen, indem die Pluralität von Perspektiven immer mehr Akzeptanz erfuhr. Auch wurde die Absicht, die Natur und Ge-sellschaft beherrschen zu wollen, zunehmend kritisiert. Diese Phase des Umschwungs, der verschiedenste Bereiche des gesellschaftlichen Lebens betrifft, markiert Anfang der 1970er Jahre den Beginn der postmodernen Epoche (vgl. WOOD 2003, S. 131 f.; BASTEN 2005, S. 27-30 und S. 38).

An den Strukturen der Städte können deutliche Veränderungen festgestellt werden. Die Stadt der Moderne war bestimmt durch weitgehend homogene funktionale Bereiche, die meist nach einem ringförmigen oder auch sektoralen Muster um das dominierende Stadt-zentrum angeordnet waren. Das Stadtzentrum galt als das Gebiet der besten Erreichbar-keit. Diese Vorstellungen gehen bis auf die Stadtmodelle der Chicagoer Schule zurück4. Typisch waren eine hierarchische Grundstruktur und ein Dualismus zwischen Zentrum und Peripherie, zwischen Stadt und Land. Demgegenüber löst sich in der postmodernen Stadt die kompakte Stadtform zunehmend auf und zerfällt in fragmentierte, polyzentrische Strukturen. Deren Beschreibung dient die Metapher eines Gitters oder Netzes, in dem verschiedene Nutzungsarten, häufig ohne direkten Bezug, nebeneinander stattfinden (vgl. BASTEN 2005, S. 57-60). Es ist nun nicht mehr das Zentrum, das gestaltend und ordnend wirkt, sondern vielmehr organisiert die städtische Peripherie das Zentrum. So spricht man von einer Peripherisierung des Zentrums und einer Zentralisierung beziehungsweise Ur-banisierung der Peripherie. Sie wurde neben der Funktion als Wohnort und Nahversor-gungsbereich zusätzlich zum Freizeit-, Bildungs- und Arbeitsort aufgewertet, der ebenso hochwertige Dienstleistungen einschließt. Zahlreiche post-suburbane Entwicklungen tre-

3 Die Aufklärung als eine Epoche der europäischen Geistesgeschichte hatte ihren Schwerpunkt

im 18. Jahrhundert. Dabei stützte man sich vor allem auf die Erfahrung beziehungsweise auf die Vernunft als Mittel zu Erkenntnissen. Unter anderem erfuhren in der Folge die Wissenschaften, besonders die Naturwissenschaften, einen Aufschwung, es entstand eine bürgerliche Kultur der Fortschrittsgläubigkeit und entwickelte sich ein neuzeitliches Demokratieverständnis heraus (vgl. HERRMANN & HERRMANN 1992, S. 27).

4 Besonders das Ringmodell von Burgess und das Sektorenmodell von Hoyt aus den 1920er und 1930er Jahren haben das Bild der modernen Stadt geprägt. Beide gehen von einem zentral-peripheren Wachstum der Stadt aus (vgl. HEINEBERG 2006, S. 109-115).

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ten hier auf. Dazu wird etwa die Entstehung von peripheren Bürostandortkonzentrationen in Form von Edge Cities oder die Errichtung von Urban Entertainment Centern (UECs), in denen Einzelhandels- und Freizeiteinrichtungen kombiniert werden, gerechnet (vgl. BUR-

DACK 2005, S. 9). Im Rahmen von Gentrifizierung erfahren allerdings auch manche der zentraleren Bereiche wieder Aufwertungsprozesse. Die Standortentscheidungen für die Nutzungen werden zwar noch nach monetären Grundsätzen getroffen, die Kriterien wer-den zum Teil aber globaler beeinflusst. Die Distanz zum Stadtzentrum ist als Standortkri-terium jedenfalls häufig nicht mehr ausschlaggebend. Im Gegensatz dazu nahmen in der Moderne wegen der Ausrichtung auf eine zentrale Stadtmitte die Bodenpreise nach au-ßen hin kontinuierlich ab. Stattdessen ist die postmoderne Stadt eher multizentrisch struk-turiert. Oft ragen spektakuläre Großprojekte aus ihrer Umgebung heraus. Daneben finden sehr gegensätzliche räumliche Entwicklungen statt. Großräumige Bereiche in der Stadt sind von Armut oder Verfall geprägt, die im starken Kontrast zu den Orten von Wohlstand, Überfluss und Konsumtion stehen. Die einzelnen Räume grenzen sich deutlich von ein-ander ab, auch wenn die Entfernungen dazwischen nicht mehr zwangsläufig groß sind, sondern sie unter Umständen in relativer Nähe liegen. Es erfolgt also einerseits eine Pola-risierung und Heterogenisierung der Stadträume zueinander. Gleichzeitig werden ande-rerseits die einzelnen Bereiche intern immer homogener. Eine weitere Tendenz ist, dass der öffentliche Raum zunehmend privatisiert wird. Dies ist mit den Einkaufszentren im Bereich des Einzelhandels, mit Urban Entertainment Centern im Bereich der Freizeit, als auch mit abgeriegelten Wohnvierteln, den Gated Communities, im Bereich des Woh-nungsbaus zu beobachten. Im Zuge der Neo-Industrialisierung haben sich um zukunftsfä-hige Produkte herum High-Tech-Korridore herausgebildet (vgl. WOOD 2003, S. 135 ff.).

Hinter den Veränderungen der Stadtstrukturen stehen entsprechende Entwicklungen in der Gesellschaft und Kultur. In der Moderne war die Gesellschaft hauptsächlich horizon-tal in vergleichsweise homogene Schichten beziehungsweise Klassen gegliedert. Die Ein-teilung erfolgte im Wesentlichen nach Bildungs- und Einkommensunterschieden. In der Postmoderne jedoch ist die Gesellschaft durch eine starke Fragmentierung gekennzeich-net. Zahlreiche Gruppierungen lassen sich nach sozioökonomischen Kriterien, vielmehr aber nach ihren verschiedenen Lebensstilen oder Konsummustern unterscheiden. Dahin-ter steht ein tief greifender Wertewandel. Kollektive, bürgerliche Normen und Werte sowie Verbindlichkeiten wurden verdrängt von zunehmend immateriellen Werten, wie etwa dem Streben nach Genuss oder Erlebnis. Da Eigeninteressen und wettbewerbsorientierte Hal-tungen mehr im Vordergrund stehen und traditionelle Lebensformen seltener werden, wird die Gesellschaft insgesamt anonymer. In den 1960er und 1970er Jahren wurde das Bil-dungswesen ausgebaut, wodurch mehr soziale Aufstiegsmöglichkeiten entstanden. Zu-sammen mit dem allgemein gestiegenen Wohlstandsniveau führte das zu mehr Freiheit, aber auch zu der Aufgabe, das eigene Leben zu gestalten, da die Lebenswege weniger vorgezeichnet sind. Um also die eigene Position zu entwickeln und darzustellen, gewinnt die Selbstinszenierung zum Beispiel anhand von Abgrenzungssymbolen an Bedeutung (vgl. EDER SANDTNER 2005, S. 17 ff.). Produkte werden wegen ihres symbolischen Wertes gekauft und weniger wegen ihres wirklichen Wertes. Sie dienen der Unterscheidung und

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gleichzeitig der Integration. Aus diesem Grund und wegen der Zunahme der Freizeit wur-de der Konsum zu einem wesentlichen Element der Gesellschaft. Aufgrund von ökonomi-schen Restrukturierungen und dem Rückzug des Sozialstaates verschärfen sich außer-dem soziale Polarisierungen in der Bevölkerung (vgl. WOOD 2003, S. 137 ff.).

Parallel zu den gesellschaftlichen Entwicklungen und mit gegenseitiger Beeinflussung erfuhr die Wirtschaft Umstrukturierungsprozesse vom Fordismus der Moderne hin zum Postfordismus der Postmoderne. Die Epoche der Moderne wurde dominiert von einer industriellen Fertigung. Dienstleistungen spielten gegenüber der Produktion von Gütern noch eine untergeordnete Rolle. Dank der Fließbandproduktion konnten große Mengen an standardisierten Waren für den Massenmarkt hergestellt werden. So sollten Größen-vorteile5 ausgenutzt werden. Als Paradebeispiel gilt die Automobilindustrie, in der die star-re, arbeitsteilige und unflexible Produktionsorganisation sehr früh eingesetzt wurde. So geht der Begriff „Fordismus“ auf den amerikanischen Großindustriellen Henry Ford zu-rück. Zwischen qualifizierter und unqualifizierter Arbeit wurde streng unterschieden und entsprechend hierarchisch war die Arbeitswelt organisiert. Aufbauend auf ständigem Wirt-schaftswachstum geriet das fordistische Wirtschaftssystem jedoch in eine Krise, als die Unternehmen an ihre Wachstumsgrenzen stießen und die Märkte ihre Sättigung erreich-ten. Anfang der 1970er Jahre wurde es vom Postfordismus abgelöst. Die Produktionsvor-gänge wurden zunehmend flexibler, um in Kleinserien qualitativ hochwertige, bedarfsori-entierte, scheinbar individuellere Produkte herzustellen. Außerdem verlagerte sich der Schwerpunkt der Produktion immer mehr von Gütern in Richtung hochwertiger Dienstleis-tungen (vgl. ZEHNER 2001, S. 129-133). Entsprechend beruhen nun die Hierarchien der Städte untereinander weniger auf dem sekundären Sektor sowie sozialen und persönli-chen Dienstleistungen, sondern vielmehr auf den Standorten von hochwertigen Dienstleis-tungen, die Informationen und Wissen produzieren (vgl. WOOD 2003, S. 141 f.). Anstelle von Größenvorteilen durch Massenproduktion sollen Verbundvorteile6 zunutze gemacht werden. Neben der Produktion betrifft die Flexibilisierung auch die innerbetrieblichen Hie-rarchiestrukturen und die Arbeitsverhältnisse. Gegenüber den häufig global operierenden Unternehmen wurde die Stellung der Gewerkschaften und Arbeitnehmer geschwächt. Statt festen Arbeitsverträgen werden eher zeitlich befristete vergeben und der Kündi-gungsschutz wurde teilweise gelockert. Trotz allgemein flacherer Hierarchien innerhalb der Unternehmen spalten sich die Arbeitsmärkte und damit die Einkommensverhältnisse enorm auf. Auf der einen Seite entstehen relativ wenig neue und hoch bezahlte Stellen für Hochqualifizierte und auf der anderen Seite viele schlecht bezahlte, arbeitsintensive Jobs oft mit unsicheren Beschäftigungs- und schlechten Arbeitsverhältnissen. Die Arbeitsplätze

5 Größenvorteile (Economies of Scale) entstehen, wenn durch die Ausdehnung der Produktions-

menge und der Betriebsgröße die Durchschnittskosten pro erzeugter Einheit sinken. Dies ist der Fall, bis die effiziente Produktmenge und das Betriebsoptimum erreicht werden. Bei zusätzlichen Erweiterungen steigen die Durchschnittskosten wieder an (vgl. MANKIW 2001, S. 303-307).

6 Von Verbundvorteilen (Economies of Scope) wird gesprochen, wenn die gleichzeitige Erzeu-gung von verschiedenen Gütern in einem Unternehmen beziehungsweise in kooperierenden Un-ternehmen insgesamt billiger ist als die arbeitsteilige Erstellung der einzelnen Güter. Sie entste-hen durch Synergieeffekte (vgl. PIEKENBROCK 2002, S. 70.).

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der gut qualifizierten Mittelschicht werden hingegen, vor allem im Produktionssektor, ab-gebaut. Auf die Städte hat die Globalisierung zur Folge, dass ihre Entwicklung zuneh-mend von den Entscheidungen und Handlungen weltweit agierender Unternehmen mit beeinflusst wird (vgl. ZEHNER 2001, S. 129-133).

Der Handlungsspielraum staatlicher Akteure wurde in der Postmoderne tendenziell gerin-ger. Der Sozialstaat beziehungsweise Wohlfahrtsstaat zieht sich zunehmend von seiner gesamtgesellschaftlichen Verantwortung und Umverteilungsfunktion zurück. Funktionen zur Sicherung werden von nationaler Ebene auf die regionale und lokale Ebene verlagert, die dadurch an Bedeutung gewinnt. Jedoch geht aufgrund der verschlechterten Finanzsi-tuation auch hier die Einflussnahme zurück und orientiert sich auch die Stadtpolitik an den Prinzipien der Wirtschaftlichkeit. Während wesentliche Dienstleistungen in der Stadt der Moderne von öffentlichen Einrichtungen angeboten wurden, stehen sie heute durch verschiedene Formen der Privatisierung zum Teil eher marktförmig zur Verfügung. Ein-richtungen für die Öffentlichkeit werden im Rahmen großer privatwirtschaftlicher Projekte quersubventioniert. Neben hierarchische, herrschaftliche Beziehungen treten pluralisti-sche Formen der Steuerung, in die immer mehr auch nichtstaatliche Akteure einbezogen werden. Ebenso nehmen Kooperationen mit Privaten in Form von Public-Private-Partnership zu (vgl. WOOD 2003, S. 142 ff.). Da die globalen Wirtschaftsverflechtungen eine interregionale oder sogar internationale Konkurrenzsituation der Städte bewirken, ist die Stadtpolitik gefordert, die Attraktivität des Standortes für finanzkräftige Steuerzahler und private Investitionen sowie Innovationen zu sichern und zu verbessern. Um dies zu erreichen, gilt es neben deren Unterstützung besonders, die weichen Standortfaktoren zu fördern und sich von anderen Städten zu unterscheiden. So wird das Kultur-, Freizeit- und Konsumangebot ausgebaut und ein umfangreiches Stadtmarketing zum Aufbau eines einzigartigen Images betrieben. Die Ressourcen der Städte dienen daher immer weniger der Umverteilung zu sozialen Zwecken. Das Ziel, das Gemeinwohl zu optimieren, tritt zu-sehends in den Hintergrund (vgl. EDER SANDTNER 2005, S. 19 f.).

Die räumliche Planung hat sich in der Postmoderne dahingehend verändert, dass eher kleinräumige und kleinmaßstäbliche Projekte geplant und hier und da Nachbesserungen und Verschönerungen durchgeführt werden, statt die Städte als Ganzes im Blick zu ha-ben. Verschiedene Flächennutzungen werden bewusst wieder vielfältiger gemischt ge-plant. Die Handlungsweise der Stadtplanung erfolgt flexibler. Sie greift weniger regulie-rend ein, sondern sorgt vielmehr für einen Rahmen, der im Wesentlichen von privaten Investoren ausgefüllt wird, die damit das Aussehen der Städte zunehmend bestimmen. Eine tiefer gehende, sozialorientierte Planung und zentrale Ziele oder Pläne werden ge-genüber dem Design oft zurück gestellt. Wie in allen Bereichen der Gesellschaft spielt die Ästhetik eine dominante Rolle. Sie versucht, sich am Geschmack und den Erwartungen der Menschen, besonders an den Nutzern zu orientieren. Um ihnen die Identifikation mit dem Raum zu vereinfachen, bedient man sich bekannter und vertrauter Gestaltungsmus-ter. Der lokale Kontext wird im Gegensatz zur Moderne wieder stärker beachtet (vgl. ZEH-

NER 2001, S. 132 f.; BASTEN 2005, S. 62-66).

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Tab. 1: Überblick über die Moderne und Postmoderne im Vergleich

Moderne Postmoderne

Stadtstruktu-ren

• homogene funktionale Be-reiche nach ringförmigem und sektoralem Muster

• dominierendes, kommer-zielles Stadtzentrum

• Suburbanisierung der Be-völkerung

• kontinuierlicher Abfall der Lagerenten vom Stadtzent-rum

• chaotische multizentrische Strukturen, gitterförmiges Muster, Dezentralisierung

• hochgradig spektakuläre Zentren (Großprojekte)

• durch Armut gekennzeichnete Bereiche im Kontrast zu Orten von Wohlstand und Überfluss, gleichzeitige sozialräumliche Heterogenisierung und Homogenisierung

• post-suburbane Entwicklungen (z. B. Edge Cities, UECs)

• Privatisierung des öffentlichen Raumes • High-Tech-Korridore

Kultur und Gesellschaft

• Klassengesellschaft • hohes Maß an interner Ho-

mogenität innerhalb von so-zialen Gruppen

• Arbeitsgesellschaft

• hochgradig fragmentierte Gesellschaft • Differenzierung von Gruppen nach Le-

bensstilen und Konsummustern • hohes Maß an sozialer Polarisierung • Bedeutung von Symbolen (für Planung,

Lebensstile und Konsum) • Erlebnis- und Konsumgesellschaft

Wirtschaft • Fordismus mit industrieller Fertigung und Massenpro-duktion

• Produktion von Gütern im Vordergrund

• Economies of Scale (Größenvorteile)

• streng hierarchisierte Ar-beitswelt

• Postfordismus mit Flexibilisierung der Produktionsvorgänge

• Produktion von Informationen und Wis-sen im Vordergrund, Dienstleistungsori-entierung

• Economies of Scope (Verbundvorteile) • Flexibilisierung der Arbeitsverhältnisse • Spaltung der Arbeitsmärkte • globale Entscheidungs- und Handlungs-

strukturen

Stadtpolitik • Bereitstellung wesentlicher Dienstleistungen durch öf-fentliche Einrichtungen

• Stadtpolitik als Manage-ment zur Umverteilung von Ressourcen zu sozialen Zwecken

• marktförmige Bereitstellung von Dienst-leistungen

• „Quersubventionierung“ von Einrichtun-gen für die Öffentlichkeit im Rahmen gro-ßer Projekte

• unternehmerische Stadt: Ressourcenein-satz, um privates Kapital und Investitio-nen anzulocken

• Kooperationen mit Privaten

Räumliche Planung

• Planung der Städte als Ganzheiten

• Beplanung des städtischen Raums zu sozialen Zwe-cken

• regulierende Stadtplanung

• planerischer Inkrementalismus • Präferenz für Design und Ästhetik ge-

genüber sozialorientierter Planung • flexible, projektorientierte Stadtplanung,

Verständnis als Koordinator

Quelle: Eigene Darstellung nach WOOD 2003, S. 134; ergänzt nach BECKER 1996, S. 7; ZEHNER 2001, S. 132 f.; BASTEN 2005, S. 57-60 und S. 66; BURDACK 2005, S. 8 ff.; EDER SANDTNER 2005, S. 13-20

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Angesichts der Gegenüberstellung der Merkmale bleibt die Frage offen, ob sich der Über-gang von der modernen zur derzeitigen postmodernen Stadtentwicklung tatsächlich als ein radikaler Bruch vollzogen hat, wie dies vor allem im englischsprachigen Raum geäu-ßert wird, und somit eine starre Zuordnung zu den beiden Epochen vertretbar ist, oder ob nicht eher eine kontinuierliche Evolution mit fließendem Übergang stattgefunden hat.

Die zahlreichen Veränderungen von der modernen zur postmodernen Stadt wurden be-sonders deutlich in Los Angeles festgestellt. Auf den Ausgangsbedingungen als „räumlich expandierender fordistischer Industriemetropole“ (FRÖHLICH 2003, S. 202) zeichnen sich die postmodernen Restrukturierungen außerordentlich klar ab. Zahlreiche Untersuchun-gen befassten sich bereits mit dieser Stadt. Mit der eingängigen Formulierung „Learning from Los Angeles“ soll ausgedrückt werden, dass die hier zu beobachtenden Entwicklun-gen beispielhaft für die gegenwärtigen Stadtentwicklungstendenzen sind. Besonders gel-ten die Phänomene für nordamerikanische Städte. Aber sie treten nahezu in allen Län-dern, zumindest der westlichen Welt auf, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß, teil-weise mit Abwandlungen aufgrund verschiedener Rahmenbedingungen und auch nicht überall alle gleichzeitig (vgl. FRÖHLICH 2003, S. 6 und S. 202).

BURDACK, HERFERT und RUDOLPH (2005) führten eine vergleichende Analyse aktueller Entwicklungen in europäischen Metropolen durch. Ihr Hauptaugenmerk legten sie bei den Fallstudien auf das Verhältnis von Stadtzentrum und Peripherie und stellten einige Diffe-renzen zu den postmodernen Stadtentwicklungen in Nordamerika fest. Auch in Europa geben die Stadtzentren manche Funktionen an die Peripherie ab, dafür gewinnen sie je-doch in anderen Bereichen an Bedeutung. So sind hochrangige Konsum- und Kulturein-richtungen nach wie vor in den europäischen Stadtzentren angesiedelt. Diese bestehen oft aus mehreren Kernen, dominieren die Städte meist aber noch. Neue ökonomische Wachstumsräume bilden sich vorwiegend nicht am äußeren Rand der Peripherie, sondern angrenzend an den Siedlungsraum der Städte. Die Standorte von Kommando- und Steue-rungsfunktionen sowie unternehmensorientierten Dienstleistungen liegen größtenteils im inneren Bereich der Städte. Insgesamt verfügen die Kernstädte noch über ein positiveres Image (vgl. BURDACK, HERFERT & RUDOLPH 2005, S. 248-252). Manche der postmodernen Entwicklungstendenzen der Städte treffen folglich in Deutschland und Europa nicht zu und andere fallen schwächer aus. Dennoch sind auch die deutschen und europäischen Städte insgesamt längst in der Postmoderne angekommen.

2.2.3 „Style“: Postmoderne Architektur als Abkehr vom Funktionalismus

Die Architektur nimmt, wie in Kapitel 2.2.1 erwähnt, in der Debatte um die Postmoderne eine herausragende Stellung ein, weil sich in der Gestaltung von Gebäuden und Stadt-räumen jeweils die Lebensstile als auch die politischen, wirtschaftlichen und sozialen Entwicklungen als Rahmenbedingungen spiegeln. So fand der klare und geordnete Auf-

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bau der modernen Gesellschaft seine Entsprechung im Funktionalismus, dem wesentli-chen Gestaltungsprinzip der modernen Architektur. Als Gegenbewegung zum Funktiona-lismus stellt sich der postmoderne Architekturstil dar. Er ist Ausdruck der Veränderungen in den anderen Bereichen. Daher erfolgt der Exkurs in das Gebiet der Architektur.

Architektur und Städtebau der Moderne, wie sie die Stadtentwicklung besonders im Zeit-raum der 1950er bis Mitte der 1970er Jahre prägten, gingen stark auf die Vorstellungen des Bauhauses zurück. Deren Begründer sahen sich Anfang des 20. Jahrhunderts den negativen Auswirkungen des schnellen Wachstums der Städte während der Industrialisie-rung gegenüber. Die Bebauung war oft ungeordnet und planlos erfolgt und aufgrund der engen Bauweise lebten vor allem die Bewohner der gründerzeitlichen Arbeiterwohnviertel in ungesunden Verhältnissen. Nach dem ersten Weltkrieg kam zu diesen sozialen Prob-lemen die massive Wohnungsnot hinzu. Folglich musste möglichst schnell gesunder und preiswerter Wohnraum für die Masse der Bevölkerung hergestellt werden. Dies war die Aufgabe der modernen Architektur, die nur mit einer stark rationalisierten Bauweise zu erfüllen war (vgl. HELBRECHT 1991, S. 87-90). Die industrielle, arbeitsteilige Produktions-weise wurde daher so weit wie möglich auf das Bauwesen übertragen. Aber auch die Gestaltung von Wohnungen sowie ganzen Siedlungen wurde rationell auf die späteren Abläufe und Vorgänge abgestimmt. Klare, strenge, elementare Formen fanden besonders Verwendung. Weitere Schlagworte sind die Standardisierung und Typisierung. Erstes bezieht sich darauf, dass durch technisierte Massenproduktion die Baukosten gesenkt und somit schneller genug Wohnraum geschaffen werden sollte. Zweites meint die Wie-derholung gleicher Grundformen aufgrund der Annahme gleicher Bedürfnisse der Men-schen in der modernen Massengesellschaft. Somit konnten mit wenigen typischen, guten Bauformen viele Menschen angesprochen werden (vgl. HELBRECHT 1991, S. 108-113). Sozialreformerische Motive spielten im Bauhaus eine große Rolle, denn Architektur und Städtebau sollten sich an den Bedürfnissen der Allgemeinheit orientieren. Außerdem soll-ten die Städte wieder eine gewisse Ordnung erfahren. In erster Linie galt es aber, neue Ausdrucksformen und Gestaltungsmittel zu finden, die dem Geist der Zeit angemessen entsprechen. Darüber hinaus ging das Bauhaus davon aus, dass Architektur und Städte-bau das Verhalten und die Einstellungen der Bevölkerung beeinflussen, da die räumliche Umwelt sie immer umgibt. Vor diesem Hintergrund hatte das Bauhaus den Anspruch, mit einer bewussten Architektur die Gesellschaft zu gestalten und sogar zu verändern. Weite-re Kennzeichen waren, dass man die Chancen der Technik anerkannte und die Vorteile der Industrialisierung nutzen wollte, da sie eine neue Architektur und Gestaltung sowie deren Verbreitung für die Massen erst ermöglichte (vgl. HELBRECHT 2003, S. 152-155).

Wesentliches Gestaltungsprinzip des Bauhauses war der Funktionalismus, der von der modernen Architektur nach dem zweiten Weltkrieg übernommen und zum Teil überstei-gert wurde. Gemäß dem Leitspruch „form follows function“ werden im Funktionalismus die Formen von Gebäuden ihrer Funktion untergeordnet und alle Teile ihrem Zweck entspre-chend gestaltet. Statt dem äußeren Erscheinungsbild stehen mehr die Zweckmäßigkeit, aber auch die Haltbarkeit und günstige Herstellungsmöglichkeiten im Vordergrund. „Keine

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Schöne-Schein-Ästhetik als Puderzucker wird […] den Bürgern in die Augen gestreut“ (HELBRECHT 2003, S. 155). Die einfachen, schmucklosen Formen führen jedoch dazu, dass die Gebäude manchmal unpersönlich wirken (vgl. HOWARTH 1997, S. 212-216). Der moderne Städtebau übertrug die funktionalistischen und rationalistischen Vorstellungen auch auf die Gestaltung der Städte. In der Folge sollten verschiedene Nutzungen zuneh-mend räumlich getrennt stattfinden. Der Stadtgrundriss orientierte sich immer weniger am Verlauf der Straßen, sondern wurde eher offener gestaltet.

In den 1970er Jahren gerieten funktionalistische Architektur und Städtebau zunehmend in die Kritik, als negative Folgen, vor allem in den schnell errichteten, uniformen Großwohn-siedlungen, teilweise immer deutlicher zu Tage traten. Mit der dichten Bebauung sollten enge soziale Kommunikationsstrukturen und damit urbane Lebensformen erzielt werden. Stattdessen entwickelten sie sich häufig zu sozialen Brennpunkten oder verödeten. Au-ßerdem wurde dem Funktionalismus vorgeworfen, dass die Städte durch die immer glei-che und schmucklose Architektur langweilig und eintönig geworden sind. Durch die Mög-lichkeit der standardisierten Massenproduktion waren selbst Architektur und Kunst zur Massenware geworden und hatten den Reiz des Besonderen verloren (vgl. HELBRECHT 2003, S. 155 ff.). Als Reaktion darauf bildete sich die postmoderne Architektur heraus, die sich in Europa etwa um 1975 durchsetzte (vgl. BECKER 1996, S. 33).

Es ist wesentlich, dass die Form nicht mehr von der Funktion bestimmt wird. Häufig wer-den die Formensprache und Gestaltung sogar wichtiger genommen als der funktionelle Nutzen sowie gesellschaftliche und soziale Fragen. Ein charakteristisches Kennzeichen ist der Eklektizismus von Stilen, also die Verwendung und Mischung unterschiedlicher Richtungen. Es soll keinen einheitlichen Stil mehr geben. Stattdessen werden verschie-dene, zum Teil sogar gegensätzliche Stile, Formen und Materialien, oft spielerisch oder ironisch, miteinander kombiniert. In der gestalterischen Vielfalt kommt die Pluralität der Gesellschaft zum Ausdruck. In Überwindung des Purismus werden dekorative Elemente wieder zahlreich verwendet, wobei die Verzierung teils ohne Bezug erst nachträglich auf-gesetzt wird. So muss sich die postmoderne Architektur den Vorwurf der Oberflächlichkeit gefallen lassen. Überhaupt spielen Symbole und Zeichen nun eine bedeutende Rolle (vgl. BECKER 1996, S. 29 ff. und S. 48). Typisch ist die Anwendung einer so genannten Dop-pelkodierung. Bei Bauwerken werden auf der einen Seite Codes verwendet, die von einer architektonisch gebildeten Elite, wie den Architekten, verstanden werden. Auf der anderen Seite kommen populäre, allgemein verständliche Codes zum Einsatz, die auch die Öffent-lichkeit lesen kann. Durch diese Mehrsprachigkeit sollen Spannung und Differenz erzielt werden (vgl. BASTEN 2005, S. 62).

Ein weiteres wichtiges Merkmal der postmodernen Architektur ist der Historismus oder Traditionalismus. So werden historische, vorindustrielle Baustile und die klassische Sym-metrie wieder vermehrt aufgegriffen, ebenso wie besondere Traditionen sowie die lokale und regionale Geschichte berücksichtigt werden (vgl. BECKER 1996, S. 31). Oft be-schränkt sich das aber auf die Imitierung vertrauter Stile an den Fassaden. Außerdem erfahren historische Bereiche wieder mehr Wertschätzung und werden durch Sanierun-

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gen erhalten und aufgewertet. Mit Kontextualismus ist gemeint, dass die Architektur auf den jeweiligen Standort, also den räumlichen Kontext abgestimmt wird. Indem die Gebäu-de und städtischen Bereiche wieder individueller gestaltet werden, sollen sich die Men-schen leichter damit identifizieren können. Die Interessen und Wünsche der späteren Nutzer erhalten Vorrang vor zentral festgelegten Zielen (vgl. BASTEN 2005, S. 63 ff.). Da-mit verbunden ist der Wunsch, den Geschmack möglichst verschiedener Gruppierungen zu treffen. Wird dies übertrieben, kann die postmoderne Architektur daher gefallsüchtig und effekthascherisch wirken (vgl. GYMPEL 1996, S. 106 f.).

Da die postmoderne Architektur und Städtebau das Vorhaben, auf die Gesellschaft ver-ändernd einzuwirken, weitgehend aufgegeben haben, herrscht nun eine eher unpolitische Grundhaltung vor. Mit der Orientierung auf die Nachfrage wird die Stadtgestaltung und mit ihr die Ästhetik zunehmend kommerzialisiert (vgl. BASTEN 2005, S. 63 f.). Im Gegensatz zum Funktionalismus sollen verschiedene Funktionen und Nutzungsarten in den Städten wieder mehr vermischt stattfinden.

Mittlerweile wurde auch die postmoderne Architektur als dominierende architektonische Stiltendenz wieder verdrängt. International herrschen Uneinheitlichkeit und Unübersicht-lichkeit vor. Verschiedenste Strömungen, die sich zum Teil selbst wieder auf die moderne Architektur beziehen, existieren parallel. Immer noch gültig ist jedoch die hohe Wertschät-zung traditioneller Stadtformen. Auch die Sensibilität für den räumlichen Kontext und Ver-such der Anpassung an bestehende Strukturen, beides Kennzeichen der postmodernen Architektur, blieben erhalten. Gleiches gilt für die Kombination verschiedenartiger Stile, Formen und Materialien. Angesichts vielfältiger Bauaufgaben wird aber teilweise auch wieder schneller und rationaler gebaut (vgl. GYMPEL 1996, S. 110 f.). Insgesamt ist also die postmoderne Stilrichtung überwunden, während die Diskussion um die Postmoderne in der Stadtforschung noch anhält.

Tab. 2: Moderne und postmoderne Architektur im Vergleich

Moderne Postmoderne

Architektur und Städtebau

• funktionale Architektur • Einheit von Form und Funktion • sozialreformerischer Anspruch • gesellschaftsveränderndes Postu-

lat • industrielle Massenbauweise • Rationalisierung • Standardisierung • Typisierung • Zweckmäßigkeit • Funktionstrennung

• Stileklektizismus, Gestaltung • Trennung von Form und Funktion • spielerische, ironische Architektur • unpolitische Grundhaltung • Vielfalt als Ausdruck der Pluralität • Herstellung für spezielle Märkte • „Stilcollagen“ • Einbezug / Zitat von Stil-

Traditionen, Historismus • Bedeutung von Symbolen und Zei-

chen, Doppelkodierung • Kontextualismus

Quelle: Eigene Darstellung nach WOOD 2003, S. 134; ergänzt nach HELBRECHT 1991, S. 87-132; BECKER 1996, S. 29-36; GYMPEL 1996, S. 88-108; HOWARTH 1997, S. 212-221; HELBRECHT 2003, S. 152-156; BASTEN 2005, S. 62-66

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2.2.4 „Method“: Postmodernismus als Gegenposition zum Modernismus

Für das Verständnis der Postmoderne als Epoche ist keine postmodernistische Perspekti-ve oder postmodernistisches Wissenschaftsverständnis notwendig. Daher wurden bisher die beobachtbaren Veränderungen in der Gesellschaft und in den Städten dargestellt, wie sie von Stadtforschern aus unterschiedlichen, nicht unbedingt postmodernistischen Per-spektiven festgestellt werden. Insbesondere SOJA (u.a. 2003) hat sich anhand von Los Angeles mit der Theorie postmoderner Urbanisierung befasst. Der Vollständigkeit halber folgt eine kurze Beschäftigung mit dem Postmodernismus.

Damit ist, wie bereits in Kapitel 2.2.1 erläutert, eine Dimension des Begriffes „postmodern“ als Philosophie, Weltsicht, Einstellung und Theorie gemeint. Der Postmodernismus beruht auf verschiedenartigen Zielsetzungen, Methoden und Standpunkten anderen Positionen gegenüber, so dass kein einheitliches Gesamtkonzept bestimmt werden kann. Es beste-hen aber einige gemeinsame, wesentliche Grundgedanken. Im Mittelpunkt des Postmo-dernismus steht der Pluralismus. Es wird eine Gesellschaft angenommen, die so komplex und pluralistisch ist, in der so uneinheitliche Lebensformen nebeneinander bestehen, dass die Erkenntniswege und Wissensformen gleichfalls pluralistisch und heterogen sein müs-sen. Daher werden neue Forschungsansätze gefordert. Weil es als aussichtslos gilt, die Welt mit einer einfachen Theorie zu beschreiben, wird nicht nach universellen Wahrheiten und absoluten Aussagen gesucht. Stattdessen werden unterschiedliche, auch wider-sprüchliche Interpretationen und Perspektiven als gleichwertig betrachtet. Damit wendet sich der Postmodernismus gegen den totalistischen Anspruch der Rationalität sowie die modernistische Sicht einer wissenschaftlich feststellbaren Wahrheit. Wichtiger erscheint stattdessen die Sinnsuche. Zudem legt die Forschung mehr Wert auf die Sichtweisen und Bewertungen von Menschen, die in irgendeiner Weise betroffen sind. Auch die einseitige Ausrichtung auf den technologischen Fortschritt im Modernismus wird hinterfragt. Aus der zunehmenden Bedeutung ästhetischer Phänomene für die Gesellschaft wird gefolgert, dass das postmodernistische Denken ebenso ästhetisch ist (vgl. BECKER 1996, S. 24 f. und S. 132 f.).

Ursprünglich entwickelte sich das postmodernistische Verständnis in der Philosophie so-wie den Literatur- und Kulturwissenschaften. In den 1980er Jahren bildete sich dann auch eine postmodernistische Stadtforschung heraus, die maßgeblich von der L.A. School do-miniert wird.

2.3 Entwicklung der Innenstädte unter wechselnden Einflüssen

Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung in den 1950er Jahren stiegen die private Kaufkraft und damit der Konsum stark an. Der Einzelhandel in der Innenstadt erlebte eine beachtli-che Entwicklung, die jedoch bald durch die zunehmende Motorisierung und zu große Kunden- als auch Beschäftigtenströme wiederum gebremst wurde. In vielen deutschen

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Innenstädten drängten sich die Menschen und zusätzlich störten enorme Verkehrsbelas-tungen, wie Abgase und Lärm, einen angenehmen Einkauf. Die wirtschaftliche Entwick-lung in den Innenstädten stagnierte erstmals und um zu verhindern, dass diese weiter an Anziehungskraft verlieren, entwickelten die Planungsbehörden Konzepte zur Verbesse-rung der Verkehrssituation. In erster Linie wurde vor allem in Großstädten die zentrale, jeweils am stärksten frequentierte und überlastete Einkaufsstraße in eine Fußgängerstra-ße umgewandelt, anfangs meist ohne die Gestaltung zu verändern. Sie war vorwiegend relativ kurz und kompakt. So gab es 1960 in der BRD in 31 Städten Fußgängerstraßen. Vereinzelt hatte man schon ab Ende der 1920er Jahre schmale Einkaufsstraßen, deren Passantenaufkommen für die Gehwege zu hoch war, für den Fahrzeugverkehr gesperrt. Jedoch waren diese lange Zeit Einzelfälle geblieben, selbst noch beim Wiederaufbau der Stadtzentren (vgl. MONHEIM 1975, S. 3 und S. 45; 2000, S. 40).

Da es im Funktionalismus „um die schnörkellose Befriedigung von Grundbedürfnissen auf möglichst effiziente Weise“ (MONHEIM 2001, S. 129) ging, war die Verkehrserschließung der Innenstädte ein wichtiges Thema. Selbst mit der Errichtung von Fußgängerstraßen wurde das Leitbild der autogerechten Stadt verfolgt, indem die Fußgänger einen begrenz-ten Bereich erhielten, während gleichzeitig nahe Parkhäuser, -plätze und Tiefgaragen sowie Erschließungs- und Ringstraßen für eine gute Erreichbarkeit gebaut wurden. Die Fußgängerstraßen verdienten mit ihrer relativ geringen Länge durchaus die Bezeichnung als Kaufhausrennbahn. Auf historische Stadtstrukturen dagegen und den lokalen Kontext wurde häufig kaum geachtet (vgl. MONHEIM 2001, S. 129). Mit wachsender Konkurrenz durch Einzelhandel am Stadtrand ging es dann ab Mitte der 1960er Jahre mit der Einrich-tung von Fußgängerstraßen immer weniger nur um die Lösung von Verkehrskonflikten, sondern vielmehr auch um die Steigerung beziehungsweise Zurückgewinnung der Innen-stadtattraktivität.

Schrittweise übernahmen auch Mittelstädte das Konzept der Fußgängerstraßen und schließlich selbst kleinere Städte. Darin zeigt sich, dass zu einer zeitgemäßen Innen-stadtplanung ab den 1970er Jahren Fußgängerzonen dazugehörten. Man begann, sich vom Funktionalismus mit seinen Flächensanierungen und Straßendurchbrüchen abzu-wenden. Neue Konzepte banden nun immer mehr auch kleinere Nebengeschäftsstraßen und verschiedene Plätze mit ein und schon bestehende Fußgängerstraßen wurden zu größeren Fußgängerbereichen ausgedehnt (vgl. MONHEIM 1975, S. 4 f. und S. 45-48; 2000, S. 42). Mit der Einbeziehung von Gassen und kleineren Plätzen in den Fußgänger-bereich begann man, eine individuellere Seite der Innenstädte zu betonen. Entsprechend der zunehmenden Bedeutung der Freizeit und dem gestiegenen Bedürfnis nach Erlebnis, soll mithilfe von Fußgängerstraßen die Freizeitfunktion in den Innenstädten ausgebaut werden. Für ein ansprechendes Stadtbild und Atmosphäre werden die Gebäude ab-wechslungsreicher gestaltet und erscheint die Aufwertung des historischen Charakters wieder wichtig (vgl. MONHEIM 2001, S. 129).

In den 1980er Jahren erkannte man, dass eine Verkehrsberuhigung flächenhaft erfolgen sollte. Damit wurde das Ziel verfolgt, den gesamten Verkehr zu verringern oder wenigs-

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tens verträglicher zu gestalten. Hierfür können neben der Fußgängerzone auch der „ver-kehrsberuhigte Bereich“ und der „verkehrsberuhigte Geschäftsbereich“7 zum Einsatz kommen. Daneben erfuhr die Zusammensetzung des Einzelhandels in den Innenstädten erneut Veränderungen. Filialbetriebe ersetzten beziehungsweise verdrängten teilweise die lange Zeit dominierenden Betriebsformen der Fach- und Spezialgeschäfte. Damit wurde der Schwerpunkt vor allem auf Textilien gelegt, sodass sich die Vielfalt des Angebotes des Innenstadteinzelhandels insgesamt reduzierte. Zusätzlich zogen sich die Warenhäu-ser von manchen Standorten, die sich traditionell in den Innenstädten befanden, wegen rückläufiger Umsätze zurück. Sie konnten mit ihrer Ausrichtung auf einen Massenmarkt nicht mehr der individueller gewordenen Nachfrage genügen. Andere innerstädtische Standorte von Warenhäusern konnten gesichert werden durch eine Anhebung des Ange-botsniveaus und die Einführung des Shop-in-Shop-Prinzips. Seit den 1990er Jahren rückt die Inszenierung der Innenstädte als Freizeit- und Erlebnisraum weiter in den Vorder-grund. Zur Umsetzung wurde häufig ein Citymanagement beziehungsweise -marketing eingerichtet (vgl. MONHEIM 2000, S. 43).

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass in der Epoche der Moderne der Funkti-onalismus die überwiegende Stilrichtung und das prägende Gestaltungsprinzip war. In der Postmoderne wandte man sich davon weitgehend wieder ab. Dahinter stecken wechseln-de Lebensstile. Allerdings wurden diese nicht komplett ausgewechselt, sondern beide Richtungen bestehen weiter. Lediglich die Dominanz funktionalistischer Vorstellungen und Einflüsse wurde zugunsten postmoderner aufgegeben.

2.4 Potenzial der Seitenstraßen für die Innenstadt in der Postmoderne

Wie in Kapitel 2.1 erwähnt, erfolgt die Einteilung der Geschäftslagen einer Innenstadt häu-fig nach dem Passantenaufkommen. Dies ist jedoch nur eines von vielen Merkmalen, an-hand derer die unterschiedlichen Lagen charakterisiert werden können. Um die hohen Passantenfrequenzen zu erzielen, ist die Hauptgeschäftslage meist auf eine breite Nach-frage ausgerichtet. Im Einzelhandel überwiegen Filialisten mit einem mittleren Preisni-veau. Auch die Waren- und Kaufhäuser sind in der Regel in der Hauptgeschäftslage an-gesiedelt. Andere Nutzungen als Einzelhandel treten wegen der hohen Mieten seltener auf.

Dagegen führen in den Seitenstraßen und Randlagen niedrigere Mieten und oft kleinere Geschäftseinheiten zu einer häufig größeren Nutzungsmischung. Auch der Einzelhandel ist insgesamt meist vielfältiger, wenn auch manchmal mit Schwächen, hinsichtlich der 7 Der verkehrsberuhigte Bereich wurde 1980 und der verkehrsberuhigte Geschäftsbereich 1990

verkehrsrechtlich eingeführt. Während erster den Fußgängern gegenüber dem Fahrzeugverkehr einen Vorrang auf der Verkehrsfläche einräumt, finden in letzterem die verschiedenen Nutzun-gen getrennt auf der Fahrbahn und dem Gehweg statt. Außerdem unterscheidet sich die maxi-mal erlaubte Geschwindigkeit von Fahrzeugen mit Schrittgeschwindigkeit (3 bis 7 km/h) im ver-kehrsberuhigten Bereich und 20 km/h im verkehrsberuhigten Geschäftsbereich.

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Professionalität zum Beispiel. Aufgrund der geringeren Passantenfrequenzen ist häufig eine größere Spezialisierung der einzelnen Betriebe nötig. Kleine, individuelle Fachge-schäfte, weniger organisierte Betriebe, das Nebeneinander von innovativen neuen Kon-zepten und traditionellen Geschäften zeichnen insgesamt die Seitenstraßen aus. Mit die-ser Vielfalt, Abwechslung und Individualität entsprechen sie oft eher postmodernen Ein-stellungen als die Hauptgeschäftslage und drücken ein postmodernes Lebensgefühl aus. Neben dem eigentlichen Einkaufen von bestimmten Produkten spielt als zusätzliches E-lement das Erlebnis eine immer größere Rolle. Voraussetzung dafür ist, dass die Gestal-tung sowie die Atmosphäre und das Flair ansprechend sind. Daher stellen die Seitenstra-ßen ein hohes Potenzial für die Attraktivität des gesamten Standortes Innenstadt dar, das gerade auf ihrer Kleinteiligkeit und Vielschichtigkeit beruht (vgl. DESS 2005, S. 52 und S. 239 f.). Inwieweit dieses Potenzial genutzt wird, ist von Stadt zu Stadt und von Seiten-straße zu Seitenstraße verschieden. Denn genauso existieren auch solche, die vernach-lässigt, heruntergekommen, langweilig oder leer wirken. Ebenso kann obige Bedingung einer angenehmen Atmosphäre und eines attraktiven Flairs kaum in einer völlig von moto-risiertem Verkehr dominierten Randlage entstehen.

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3 Forschungsdesign

3.1 Fragestellungen

Vor dem Hintergrund der beschriebenen Trends und Entwicklungen und der Herausbil-dung neuer Lebensstilgruppen in der Postmoderne, stellt sich die Frage, in welche Rich-tung sich die Ingolstädter Innenstadt in Zukunft weiter entwickeln soll. Von grundlegender Entscheidung ist es zum Beispiel, ob die Seitenstraßen und Randlagen zukünftig gestärkt und ausgebaut werden oder das Augenmerk im Wesentlichen auf die Hauptgeschäftsla-ge, die Ludwigstraße eventuell mit Theresienstraße, gerichtet wird. Dazu interessiert die Sichtweise der Innenstadtbesucher.

Jedoch sollen nicht die Meinungen der Mehrheit als starre Planungsanleitungen aufge-fasst werden, sondern es geht darum, ob Unterschiede in der Sicht zwischen verschiede-nen Bevölkerungsgruppen bestehen. So werden in Kapitel 5.1.1 drei Gruppen von Innen-stadtbesuchern anhand ihrer Werthaltungen identifiziert. Die Werthaltungen beziehen sich auf Grundeinstellungen zur Stadtgestaltung und -entwicklung. Neben einer postmodern eingestellten und einer modern eingestellten Werthaltungsgruppe bleibt die Mittelgruppe mit den Besuchern, die keiner der beiden direkt zuzuordnen sind. Diese Vorgehensweise ist nicht zu verwechseln mit einem Ansatz, der verschiedene Lebensstile voneinander abgrenzt und analysiert.

Dahinter verbirgt sich der Fragenkomplex, ob selbst diese Gruppen, die nur aufgrund von postmodernen und modernen Werthaltungen gebildet werden, unterschiedliche Aussagen treffen. Nehmen sie die Innenstadt verschieden wahr? Bewerten sie sie unterschiedlich? Und führt das dazu, dass sie die Innenstadt verschieden nutzen und das Einkaufszentrum Westpark für manche eher eine Alternative zur Innenstadt darstellt als für andere? Halten sich die einen eher in den Seitenstraßen und Randlagen auf als die anderen?

Eine weitere Fragestellung bezieht sich auf die 1b-Lagen und Randlagen. So soll geklärt werden, ob die Besucher dieser Geschäftslagen sich entsprechend dem Einzelhandel, also der Angebotsseite, von den Besuchern der Hauptgeschäftslage ebenfalls unterschei-den. Schließlich ist die Angebotsseite zum Beispiel meist eher kleinteilig strukturiert und wird eher der Postmoderne entsprechend aufgefasst.

3.2 Hypothesen

Begründet auf den Forschungsfragen werden bestimmte Hypothesen aufgestellt, die es zu überprüfen gilt. Sie beziehen sich auf die Besucher der Ingolstädter Innenstadt und erhalten ihre theoretische Grundlage aus den Ausführungen in Kapitel zwei sowie aus der in Kapitel vier vorgestellten Struktur von Ingolstadt beziehungsweise der Innenstadt.

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Die Hypothesen lauten wie folgt:

• Postmodern eingestellte Besucher der Innenstadt sind in den Seitenstraßen und Randlagen häufiger anzutreffen als die anderen Besucher und dafür weniger in der Hauptgeschäftslage.

• Postmodern eingestellte Besucher sind manchen Entwicklungen in der Innenstadt gegenüber kritischer eingestellt als andere Besucher, da postmoderne Prinzipien nur in Ansätzen erfüllt werden.

• Postmodern eingestellte Besucher beurteilen die Innenstadt jedoch besser als das Einkaufszentrum Westpark, da dieses sehr stark funktionalistisch geprägt ist. Ent-sprechend kaufen sie mehr in der Innenstadt ein als im Westpark.

• Postmodern eingestellte Besucher nutzen die Seitenstraßen und Randlagen für Ein-käufe mehr als andere Besucher der Innenstadt.

• Postmodern eingestellte Besucher wünschen sich eher eine Stärkung der Seitenstra-ßen und Randlagen.

3.3 Methodische Vorgehensweise

3.3.1 Mündliche Passantenbefragung

Um aufschlussreiche Informationen bezüglich der Forschungsfragen zu erhalten, wurde im Oktober 2007 eine mündliche Besucherbefragung in der Ingolstädter Innenstadt durchgeführt. Als Grundgesamtheit der Befragung gelten alle Besucher der Innenstadt ab 14 Jahren. Darin eingeschlossen sind auch die Personen, die in der Innenstadt wohnen und sich gerade im öffentlichen Bereich aufhalten. Mit dieser Abgrenzung soll ein mög-lichst breites Spektrum der Besucher der Ingolstädter Innenstadt abgedeckt werden. Die Auswahl der Befragten erfolgte als geschichtete Stichprobe. Dazu wurden insgesamt sechs Straßen in der Innenstadt für die Befragung festgelegt, die sich in ihrer Bewertung als 1a-Lage, 1b-Lage und Randlage unterscheiden. Dabei werden die Besucher dieser Straßen als repräsentativ für alle Straßen der gleichen Geschäftslage betrachtet. An den jeweiligen Standorten wurden die zu Befragenden nach dem Zufallsverfahren ausgewählt. Die Interviewer erhielten die Anweisung, nach der Beendigung eines Interviews direkt die nächste Person anzusprechen, die sich dem Befragungsstandort näherte. Um die Stich-probe an die Grundgesamtheit anzupassen, wurden die Daten im Nachhinein gewichtet. Schließlich sollen sie für die gesamte Ingolstädter Innenstadt gelten. Das Gewichtungs-verfahren wird in Kapitel 3.3.3 erläutert.

Als Erhebungsinstrument diente ein standardisierter Fragebogen, der in Zusammenarbeit mit Vertretern des Stadtplanungsamtes Ingolstadt erarbeitet wurde. Durch diesen stan-dardisierten Fragebogen mit den festgelegten Fragen und zum Großteil auch vorgegebe-

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nen Antwortmöglichkeiten sollte für alle Befragten eine möglichst gleiche Interviewsituati-on geschaffen werden. So sollte gewährleistet werden, dass sich unterschiedliche Antwor-ten tatsächlich auf unterschiedliche zu messende Merkmale stützen und nicht etwa an wechselnden Frageformulierungen liegen. Außerdem sind einige der Fragen angelehnt an vergangene Studien in Ingolstadt und in anderen Städten, zum Beispiel in Regensburg, Bremen, Nürnberg, Augsburg oder München. Somit können diese Ergebnisse mit bereits vorliegenden verglichen werden. Der verwendete Fragebogen sowie das Beiblatt mit Lis-ten, das die Befragten zur Vereinfachung in die Hand bekamen, befinden sich im Anhang 1 und 2.

Die Befragung konnte durch die Unterstützung von Studenten und Schülern sowie von Praktikanten des Stadtplanungsamtes und des Vereins IN-City stattfinden. Um den Inter-viewereinfluss möglichst gering zu halten, wurde allen Interviewern in einer Einführung vor ihrem Einsatz die Wichtigkeit eines neutralen, freundlichen Verhaltens erklärt. Außerdem wechselten die einzelnen Interviewer ihre Standorte.

Am Donnerstag, dem 04. Oktober und Freitag, dem 05. Oktober erfolgte mit dem ausge-arbeiteten Fragebogen ein Abschluss-Pretest in der Ingolstädter Innenstadt. Dieser mach-te deutlich, dass der Fragebogen insgesamt noch etwas gekürzt werden musste, die eine oder andere Frage etwas umzuformulieren war und vor allem das Beiblatt mit den Listen für die Befragten noch übersichtlicher zu gestalten war. Die Änderungen fielen jedoch nur schwach ins Gewicht, so dass auch die Daten des Pretests mit in die gesamte Erhebung einfließen konnten.

Die eigentliche Befragung wurde an insgesamt sieben Tagen im Oktober 2007 jeweils ab zehn Uhr durchgeführt. Dies war Freitag, 12. Oktober und Samstag, 13. Oktober sowie Dienstag, 16. Oktober bis Samstag, 20. Oktober. Der Termin wurde so gewählt, dass keine Feiertage, Ferien oder verlängertes Wochenende eine Sondersituation geschaffen hätten.8

Als Befragungsstandorte wurden sechs Straßen der Innenstadt mit Einzelhandelsbesatz ausgewählt, die drei verschiedenen Geschäftslagen angehören. Erster Standort ist die 1a-Lage der Ingolstädter Innenstadt, die Ludwigstraße. Stellvertretend für die 1b-Lage wur-den in den Straßen Am Stein, Theresienstraße und Moritzstraße Interviews geführt. Diese drei Straßen sind alle zumindest teilweise Fußgängerzone und bilden zusammen mit der Ludwigstraße einen wichtigen Kreuzungspunkt der Innenstadt, den Schliffelmarkt. Aus der Randlage wurden die Schrannenstraße und die Donaustraße für Befragungen herausgegriffen. In beiden Straßen ist motorisierter Verkehr erlaubt, findet aber sehr un-terschiedlich statt. Während die Schrannenstraße aufgrund der Parkmöglichkeiten am Straßenrand vor allem durch Parksuchverkehr gekennzeichnet ist, tritt die Donaustraße

8 Vor der Befragung fand jedoch von Freitag, dem 28. September bis Sonntag, dem 07. Oktober

das Herbst-Volksfest am Festplatz statt. Zu dieser Zeit konnte der Platz nicht wie üblich als Großparkplatz genutzt werden, wodurch kurzzeitig die Parkplatzsituation insgesamt stark beein-trächtigt war. Möglicherweise ist die Beurteilung der Parkmöglichkeiten und Erreichbarkeit der Innenstadt mit dem PKW aufgrund der kurzen Zeitdifferenz davon noch etwas beeinflusst.

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als Verlängerung der Konrad-Adenauer-Brücke über die Donau in gewissem Maße als Zubringer zur Innenstadt von Süden auf. In der folgenden Karte werden die Lage der Be-fragungsstandorte und die Bewertung aller Geschäftslagen deutlich.

Abb. 1: Geschäftslagenbewertung und Befragungsstandorte in der Innenstadt

Quelle: Eigene Darstellung der Befragungsstandorte auf Kartengrundlage der CIMA Stadtmarke-ting GmbH 2006

Da am Samstagnachmittag in den 1b- und Randlagen mit einem stärkeren Einbruch der Passantenzahlen gerechnet wurde, war vorgesehen gewesen, dort keine Befragungen mehr durchzuführen, sondern nur noch in der 1a-Lage, der Ludwigstraße. Jedoch erwies sich diese Annahme an den beiden Befragungssamstagen als nicht ganz richtig. Auch in den Straßen der 1b- und Randlage waren am Nachmittag genügend Passanten unter-wegs, sodass mit den Befragungen fortgefahren werden konnte. Somit wurden an allen Befragungstagen und allen Befragungsstandorten die Interviews den ganzen Tag geführt.

Insgesamt konnte eine Stichprobengröße von 827 Personen erreicht werden.

Geschäftslagen

1a-Lage

1b-Lage

2a-Lage

2b-Lage

Befragungsstandorte 1 Ludwigstraße 2 Am Stein 3 Theresienstraße 4 Moritzstraße 5 Schrannenstraße 6 Donaustraße

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Um die Ergebnisse nach Samstag sowie den übrigen Werktagen differenziert betrachten zu können, wurde eine Mindestanzahl von 300 verwertbaren Fragebögen am Samstag angestrebt. An den übrigen Werktagen sollten insgesamt mindestens 500 Interviews ge-führt werden. Da die Ludwigstraße als Haupteinkaufsstraße der Ingolstädter Innenstadt die meisten Passanten anzieht, sollten dort die meisten Befragungen stattfinden. Für eine differenzierte räumliche Betrachtung durften jedoch auch die übrigen Standorte keine zu geringen Fallzahlen aufweisen. Die folgende Tabelle zeigt auf, an welchem Standort und welchem Tag jeweils wie viele Personen befragt wurden.

Tab. 3: Verteilung der Befragten auf die Befragungsstandorte und Befragungstage

Befragte absolut Befragte in Prozent

Mo-Fr Sa gesamt Mo-Fr Sa gesamt

Ludwigstraße 1a-Lage 203 152 355 24,5% 18,4% 42,9%

Am Stein 1b-Lage 66 38 104 8,0% 4,6% 12,6%

Theresienstraße 1b-Lage 55 41 96 6,7% 5,0% 11,6%

Moritzstraße 1b-Lage 64 35 99 7,7% 4,2% 12,0%

Schrannenstraße Randlage 61 29 90 7,4% 3,5% 10,9%

Donaustraße Randlage 53 30 83 6,4% 3,6% 10,0%

gesamt 502 325 827 60,7% 39,3% 100%

Quelle: Eigene Erhebungen 2007

3.3.2 Passantenzählung

Am Donnerstag, 18. Oktober sowie Samstag, 20. Oktober wurde außerdem in allen sechs Straßen, in denen auch befragt wurde, eine quantitative Passantenzählung durchgeführt. In der Ludwigstraße konnte für beide Tage für den Zeitraum von 9 Uhr bis 20 Uhr jeweils der Tagesgang der Passanten ermittelt werden. Dazu wurden stündlich jeweils 15 Minu-ten lang alle Personen erfasst, die den Zählpunkt auf Höhe des Bekleidungshauses K + L Ruppert, Ludwigstraße 19, in eine Richtung passierten. Für weitere 15 Minuten wurden die Passanten in entgegen gesetzter Richtung gezählt. Diese Werte lassen sich auf die Passantenfrequenz pro Stunde hochrechnen.

Um den zeitlichen und damit finanziellen Einsatz nicht ohne große Zugewinne an Genau-igkeit überzustrapazieren, beschränkte sich die Passantenzählung in den übrigen fünf Straßen am Donnerstag auf vier Stunden über den Tag verteilt sowie am Samstag auf zwei Stunden bis Mittag. Aufgrund des niedrigeren Aufkommens konnten hier die Passan-ten in beide Richtungen gleichzeitig erfasst werden. Dafür wurde 20 Minuten lang gezählt und entsprechend auf die Stunde hochgerechnet. Die Beschränkung der Passantenzäh-lung am Samstag auf zwei Stunden bis Mittag war wegen der ursprünglichen Absicht, in den 1b- und Randlagen am Samstagnachmittag keine Befragungen mehr durchzuführen,

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erfolgt. Entsprechend sollte auch die Zählung dort am Samstagnachmittag wegfallen und konnte nicht spontan doch bewerkstelligt werden. Das Wetter war an beiden Tagen kühl, bewölkt und zum Teil windig. Am Donnerstag kam zwischendurch leichter Regen dazu, während es am Samstag noch kälter wurde, jedoch trocken blieb.

3.3.3 Gewichtung der Passantenbefragung

Um die erhobenen Daten zeitlich und räumlich an die (geschätzte) tatsächliche Verteilung der Passanten in der gesamten Innenstadt anzupassen, erfolgte eine Gewichtung der Stichprobe sowohl nach dem Wochentag als auch nach dem Befragungsstandort. So soll gewährleistet werden, dass die Ergebnisse für die gesamte Ingolstädter Innenstadt gelten. Hintergrund der Gewichtung ist die Annahme, dass sich die Passanten je nach Tag und Geschäftslage unterschiedlich zusammensetzen (vgl. MONHEIM 1999, S. 95-102).

Die Gewichtung nach dem Wochentag unterscheidet zwischen Samstag und den übrigen fünf Werktagen. Da die Passantenzählung lediglich in der Ludwigstraße über den Zeit-raum eines ganzen Tages erfolgte, wurde für diese Straße das Verhältnis zwischen Samstag und den übrigen Werktagen berechnet und auf die anderen Straßen übertragen. Am Donnerstag wurden in der Ludwigstraße über den gesamten Zeitraum von 9 Uhr bis 20 Uhr 22.324 Passanten gezählt beziehungsweise hochgerechnet. Unter der Annahme, dass das Passantenaufkommen am Donnerstag etwa dem durchschnittlichen Aufkommen der fünf Werktage Montag bis Freitag entspricht, ergeben sich für diese Tage insgesamt 111.620 Passanten. Am Samstag wurde für den gleichen Zeitraum ein Aufkommen von 24.892 Passanten ermittelt. Dies entspricht einem Anteil von 18,2 %. Auf die anderen fünf Werktage insgesamt entfallen 81,8 % der Passanten in der Innenstadt der Tage Montag bis Samstag.9 In Anhang 3 sind die Ergebnisse der Passantenzählung tabellarisch darge-stellt.

Für die Gewichtung nach dem Befragungsstandort musste die tatsächliche räumliche Verteilung der Passanten in der Ingolstädter Innenstadt abgeschätzt werden. Hierfür er-folgte eine Beschränkung auf die Straßen des Haupteinkaufsbereiches, in denen mindes-tens die Hälfte der Gebäude von Einzelhandel oder Dienstleistungen genutzt wird. Um der 9 Die einzelnen Tage Montag bis Freitag erreichen damit jeweils einen Anteil der Passanten von

16,4 %. Der Samstagsanteil ist mit 18,2 % im Vergleich zu Untersuchungen in anderen Städten relativ niedrig. So wird dieser zum Beispiel in Bayreuth bei 22 % angesetzt (vgl. MONHEIM 2007, S. 7), in Nürnberg bei 26 % (vgl. MONHEIM 2006, S. 7) und in Dresden sogar bei 31 % (vgl. PILZ 2007, S. 41). Jedoch verfügen diese Städte über ein Einkaufszentrum in der Innenstadt oder haben eine größere zentrale Bedeutung für ihr Umland als Einkaufsstandort. Beides kann zu ei-nem stärkeren Passantenaufkommen am Samstag im Verhältnis zu den übrigen Tagen führen. Außerdem liegen in der Ingolstädter Innenstadt beziehungsweise in nächster Nähe mehrere wei-terführende Schulen sowie Berufsschulen, Berufsfachschulen, die Technikerschule, Fachober-schule, Fachhochschule und die wirtschaftswissenschaftliche Fakultät der Uni Eichstätt-Ingolstadt. Deren Schüler und Studenten frequentieren in Freistunden, Mittagspausen und nach Unterrichtsschluss stark die Einkaufsstraßen der Innenstadt. Auch dies kann eine Ursache für das relativ hohe Passantenaufkommen der Werktage im Verhältnis zu Samstag sein.

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Bedeutung der Verkaufsfläche der City Arcaden und Galeria Kaufhof gerecht zu werden, wurden deren Obergeschosse mit einer Straßenlänge von insgesamt 80 Metern ange-setzt, die mit zur 1a-Lage gezählt werden. Um die räumliche Verteilung der Passanten abschätzen zu können, wird neben dem relativen Passantenaufkommen auch die Länge der einzelnen Straßen benötigt. Wenn in unterschiedlich langen Straßen jeweils die glei-che Anzahl an Menschen einen Zählpunkt passiert, halten sich in einer längeren Straße insgesamt mehr Menschen auf als in einer kürzeren Straße.

Für die sechs Straßen, in denen die Passantenzählung durchgeführt wurde, wurde das Passantenaufkommen aus den erhobenen Daten ermittelt. Die Ludwigstraße erreicht das höchste absolute Passantenaufkommen aller Straßen. Dieses wurde gleich 100 % ge-setzt. Nun konnte das relative Passantenaufkommen der einzelnen Straßen im Verhältnis zur Spitzenlage, der Ludwigstraße, errechnet werden. Für Donnerstag beruht die Berech-nung auf der Zählung über vier Stunden und für Samstag auf der Zählung über zwei Stunden. Die Werte weichen sichtlich voneinander ab. So hat die Ludwigstraße am Sams-tag ein deutlich stärkeres Gewicht als am Donnerstag. Folglich wurde für jede Straße ein Mittelwert des relativen Passantenaufkommens gebildet, der für die ganze Woche stehen soll. Da der Donnerstag für die fünf Tage Montag bis Freitag steht, ging sein Wert ent-sprechend stärker ein in die Mittelwertbildung als der des Samstags. Das relative Passan-tenaufkommen in der Straße Am Stein reicht durchschnittlich zu 62 %, in der Theresien-straße zu 45 %, in der Moritzstraße zu 74 %, in der Schrannenstraße zu 14 % und in der Donaustraße zu 24 % an die Ludwigstraße heran. Für die übrigen Straßen schätzte die CIMA Stadtmarketing GmbH die relativen Passantenaufkommen bezüglich der Ludwig-straße aufgrund ihrer Erfahrung und Ortskenntnis ein (vgl. schriftliche Auskunft von SEI-

DEL, 07.03.2008; siehe Spalte "Passantenaufkommen relativ" in Tabelle 4). Eigene Beo-bachtungen gaben in sechs Fällen Anlass für ein Erhöhen um fünf Prozentpunkte.

Die räumliche Ausdehnung der Straßen wurde aus dem geografischen Informationssys-tem der Stadt Ingolstadt heraus ermittelt (vgl. schriftliche Auskunft von SCHELS, 16.01.2008; siehe Spalte "Länge in Metern" in Tabelle 4). Bei langen Straßen ist hier nur der Teil relevant, der nicht über den Haupteinkaufsbereich hinausgeht.

Das relative Passantenaufkommen jeder Straße im Verhältnis zur Ludwigstraße wurde jeweils mit ihrer Länge multipliziert. Ergebnis ist das Gewicht der einzelnen Straßen als Index. Daraus wurde das relative Gewicht jeder Straße in Bezug auf alle berücksichtigten Straßen der Innenstadt berechnet. Die Addition des relativen Gewichtes aller Straßen einer Lage ergibt das jeweilige gesamte relative Gewicht der Lage. Danach entfallen 30,2 % des gesamten Passantenaufkommens des Haupteinkaufsbereiches auf die 1a-Lage. Die 1b-Lage hat einen Anteil von 32,4 % des gesamten Passantenaufkommens und die Randlage von 37,4 %.

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Tab. 4: Gewicht der einzelnen Straßen und Lagen am Passantenaufkommen

Straße Passan-tenauf-

kommen relativ

Länge in

Metern Gewicht

Index Gewichtrelativ

Ludwigstraße 1,00 375 375 27,3% Obergeschoss City Arcaden und Galeria Kaufhof 0,50 80 40 2,9%

gesamte 1a-Lage 455 (8,6%) 415 30,2%

Am Stein 0,62 114 70,68 5,1% Theresienstraße (Teil Fußgängerzone) 0,45 140 63 4,6% Moritzstraße 0,74 120 88,8 6,5% Rathausplatz 0,35 110 38,5 2,8% Mauthstraße 0,40 167 66,8 4,9% Reitschulgasse 0,30 70 21 1,5% Hallstraße (Teil senkrecht auf Ludwigstraße) 0,30 74 22,2 1,6% Schmalzingergasse (Teil bis Milchstraße) 0,40 63 25,2 1,8% Ziegelbräustraße (Teil bis Milchstraße) 0,40 60 24 1,7% Georg-Oberhäußer-Straße 0,30 83 24,9 1,8%

gesamte 1b-Lage 1.001 (18,8%) 445,08 32,4%

Schrannenstraße 0,14 203 28,42 2,1% Donaustraße 0,24 225 54 3,9% Hallstraße (Teil parallel zur Ludwigstraße) 0,20 110 22 1,6% Hieronymusgasse 0,15 115 17,25 1,3% Schutterstraße 0,15 100 15 1,1% Tränktorstraße 0,10 192 19,2 1,4% Schmalzingergasse (Teil Milch- bis Schrannenstraße) 0,15 46 6,9 0,5% Ziegelbräustraße (Teil Milch- bis Schrannenstraße) 0,15 40 6 0,4% Milchstraße 0,25 188 47 3,4% Holzmarkt 0,15 106 15,9 1,2% Beckerstraße 0,05 176 8,8 0,6% Harderstraße (Teil bis Johannesstraße) 0,25 90 22,5 1,6% Harderstraße (Teil Johannesstraße bis Oberer Graben) 0,20 200 40 2,9% Schulstraße 0,05 195 9,75 0,7% Kupferstraße 0,10 182 18,2 1,3% Theresienstraße (Teil nicht Fußgängerzone) 0,25 128 32 2,3% Kreuzstraße 0,20 205 41 3,0% Lebzeltergasse 0,05 136 6,8 0,5% Dollstraße 0,20 132 26,4 1,9% Sauerstraße 0,05 127 6,35 0,5% Kanalstraße 0,05 136 6,8 0,5% Josef-Ponschab-Straße 0,05 128 6,4 0,5% Hohe-Schul-Straße 0,05 126 6,3 0,5% Luftgasse 0,05 62 3,1 0,2% Roseneckstraße 0,05 47 2,35 0,2% Schäffbräustraße 0,05 130 6,5 0,5% Pfarrgasse 0,05 130 6,5 0,5% Paradeplatz 0,15 210 31,5 2,3%

gesamte Randlage (2a- und 2b-Lage) 3.865 (72,6%) 512,92 37,4%

gesamt 5.321 (100%) 1.373 100%

Quelle: Eigene Berechnungen; schriftliche Auskunft von SEIDEL, 07.03.2008, SCHELS, 16.01.2008

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Die Einteilung der Straßen in die Geschäftslagen hat die CIMA Stadtmarketing GmbH vorgenommen.10 Dazu wurden als Kriterien die Passantenfrequenz und die Einzelhan-delsdichte herangezogen (telefonische Auskunft von SEIDEL, 27.05.2008). Entgegen der dortigen Bewertung wird allerdings in dieser Arbeit aufgrund des geschätzten Passanten-aufkommens der Rathausplatz der 1b-Lage zugeteilt und die Pfarrgasse der Randlage. Die Einteilung der CIMA wäre genau umgekehrt gewesen.

Durch jeweilige Multiplikation des Passantenanteils nach dem Wochentag mit dem relati-ven Gewicht der Lage ließ sich die gesamte zeitliche und räumliche Verteilung der Pas-santen feststellen. Die folgende Tabelle enthält die geschätzte tatsächliche Verteilung der Passanten sowie die Verteilung der befragten Personen, außerdem die daraus ermittelten Gewichtungsfaktoren. Sie reichen von 0,30 bis 2,22. Mithilfe von diesen sechs Faktoren wurden die einzelnen Fälle gewichtet und so die Stichprobe möglichst genau an die Grundgesamtheit angepasst.

Tab. 5: Verteilung der Passanten und Befragten sowie ermittelte Gewichtungsfaktoren

Passanten Befragte (Stichprobe) Gewichtung

Mo-Fr Sa gesamt Mo-Fr Sa gesamt Mo-Fr Sa gesamt

1a-Lage 24,7% 5,5% 30,2% 24,5% 18,4% 42,9% 1,01 0,30 0,70

1b-Lage 26,5% 5,9% 32,4% 22,4% 13,8% 36,2% 1,18 0,43 0,90

Randlage 30,6% 6,8% 37,4% 13,8% 7,1% 20,9% 2,22 0,95 1,79

gesamt 81,8% 18,2% 100% 60,7% 39,3% 100% 1,35 0,46

Quelle: Eigene Berechnungen

Inwiefern sich durch die Gewichtung die Verteilung der Interviews auf die unterschiedenen Wochentage und Befragungsstandorte veränderte, stellt abschließend die folgende Tabel-le dar.

Tab. 6: Auswirkung der Gewichtung auf die einzelnen Fallzahlen

Tatsächlich Befragte Befragte nach Gewichtung

Mo-Fr Sa gesamt Mo-Fr Sa gesamt

Ludwigstraße 1a-Lage 203 152 355 205 46 251

Am Stein 1b-Lage 66 38 104

Theresienstraße 1b-Lage 55 41 96

Moritzstraße 1b-Lage 64 35 99

218 49 267

Schrannenstraße Randlage 61 29 90

Donaustraße Randlage 53 30 83 253 56 309

gesamt 502 325 827 676 151 827

Quelle: Eigene Berechnungen

10 Vgl. dazu auch die Karte der Abbildung 1.

37

3.3.4 Grenzen der Passantenbefragung

Alle Werte, die für die Berechnung der Gewichtungsfaktoren und damit für die Anpassung der Daten an die Grundgesamtheit verwendet wurden, müssen als Näherungswerte be-trachtet werden. Außerdem konnten Personen, die die Ingolstädter Innenstadt nur kurz oder sehr am Rande aufsuchten, ohne an einem Befragungsstandort vorbei zu kommen, nicht befragt werden. Dies kann auch die Gewichtung nicht ausgleichen. Daneben verfü-gen einzelne Bevölkerungsgruppen über ein unterschiedliches Antwortverhalten, so dass manche in der Stichprobe etwas unterrepräsentiert sein können. Dies trifft vermutlich auf ausländische Besucher, aber auch auf Personen mittlerer Altersgruppen zu. Überhaupt stellen Befragungen dieser Art einen Kompromiss zwischen möglichst genauer Repräsen-tativität und Detailliertheit auf der einen Seite und einem vertretbaren zeitlichen und finan-ziellen Aufwand auf der anderen Seite dar.

Besonders bei Fragen nach Einstellungen, Wahrnehmungen oder Erwartungshaltungen sollte bedacht werden, dass sich viele Menschen im Rahmen der Befragung zum ersten Mal Gedanken zum Thema machen und oft nicht viel Zeit zum Überlegen zur Verfügung haben. Daher kommen manchmal auch Antworten zustande, die eigentlich widersprüch-lich scheinen. Statt fester Standpunkte spiegeln die Antworten hier eher Stimmungen wi-der (vg. HELLER & MONHEIM 2004, S. 13 f.).

Im Übrigen muss daran erinnert werden, dass die Ergebnisse nur für die Grundgesamt-heit, also die Besucher der Innenstadt, gelten. Sie dürfen nicht auf die gesamte Bevölke-rung der Stadt oder der Region Ingolstadt übertragen werden. Schließlich wurden die Mei-nungen und das Verhalten derjenigen, die die Innenstadt gar nicht oder nicht mehr aufsu-chen, nicht erfasst. Bedeutsam ist dies vor allem bei Bewertungen sowie beim Vergleich des Einkaufsverhaltens bezüglich verschiedener Standorte.

38

4 Ausgangssituation: Die Stadt Ingolstadt

4.1 Lage der Stadt

Die Stadt Ingolstadt ist mit ihren über 120.000 Einwohnern (STADT INGOLSTADT, Stadtpla-nungsamt – Sachgebiet Stadtentwicklung und Statistik 2008, S. 31) die zweitgrößte Stadt nach München im Bezirk Oberbayern und die sechstgrößte in Bayern. Sie liegt zentral im Schnittpunkt der Verdichtungsräume München, Nürnberg, Augsburg und Regensburg. Besonders nach München und Nürnberg besteht mit der Bundesautobahn sowie über das Schienennetz mit Haltepunkt des Intercity-Expresses eine gute Anbindung. Im Landes-entwicklungsprogramm Bayern wird die Stadt seit 1994 als Oberzentrum ausgewiesen. Zur Planungsregion Ingolstadt (Region 10) gehören neben der kreisfreien Stadt Ingolstadt die drei angrenzenden Landkreise Eichstätt, Neuburg-Schrobenhausen und Pfaffenhofen an der Ilm (vgl. BAYSTMWIVT 2006, S. 61 und S. 66).11

Abb. 2: Karte der Region Ingolstadt

Quelle: STADT INGOLSTADT, Stadtplanungsamt

11 Vgl. dazu auch den Kartenausschnitt aus dem Landesentwicklungsprogramm Bayern von 2006

in Anhang 4.

Landkreis Eichstätt

Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm

Landkreis Neuburg-Schroben-hausen

39

4.2 Entwicklung der Stadt

Der Grundriss der Ingolstädter Innenstadt, wie sie sich heute darstellt, vergegenwärtigt noch eindrucksvoll die Stadtgeschichte. Im Jahr 806 wurde Ingolstadt erstmals urkundlich erwähnt, auch wenn auf dem Gebiet schon deutlich früher Siedlungen bestanden. Die Erhebung Ingolstadts zur Stadt erfolgte um 1250. Diese erste Stadt war kleinteilig ange-legt und rechtwinklig von Straßen erschlossen. Die Ost-West-Achse verlief entlang der Theresien- und Ludwigstraße und die Nord-Süd-Achse entlang der heutigen Straßen Am Stein und Moritzstraße. Auch heute noch sind dies die beiden Hauptachsen und bilden einen wichtigen Kreuzungspunkt, den Schliffelmarkt. Parallel zu diesem Kreuz der Haupt-straßen wurden hauptsächlich in Ost-West-Richtung Nebenstraßen angelegt. Umgeben wurde die Stadt mit ihrem trapezförmigen Grundriss von einem Erdwall und vier Ecktür-men (vgl. OBERSTE BAUBEHÖRDE IM BAYERISCHEN STAATSMINISTERIUM DES INNERN 1991, S. 6 ff.).

Als im 14. Jahrhundert diese Stadtanlage für die zunehmende Bevölkerung zu klein wurde und das Sicherheitsbedürfnis anstieg, musste sie erweitert werden. An den Kern der alten Stadt schlossen sich neue, breitere Straßen an, beziehungsweise bestehende Straßen wurden verlängert. Der Bau der neuen ringförmigen Stadtmauer zog sich über einige Jahrzehnte hin (vgl. OBERSTE BAUBEHÖRDE IM BAYERISCHEN STAATSMINISTERIUM DES IN-

NERN 1991, S. 8). Das Wachstum der Stadt zu dieser Zeit beruhte besonders auf ihrer Bedeutung als Handelszentrum sowie auf einem hohen Standard des Handwerks.

In den folgenden Jahrhunderten durchlief Ingolstadt recht wechselhafte Stationen. Von 1392 bis 1447 war die Stadt Haupt- und Residenzstadt des Herzogtums Bayern-Ingolstadt, womit ein relativ hoher Lebensstandard und der Bau bedeutender Bauwerke verbunden waren. Mit der Gründung der Hohen Schule im Jahr 1472 wurde Ingolstadt zur Universitätsstadt. Noch heute erinnert das Gebäude der Hohen Schule an diese Zeit. Im 16. Jahrhundert erfolgte der Ausbau zur Festungsstadt. Die Festungswerke um die mit-telalterliche Stadtmauer herum wurden verstärkt und bildeten nun ein unregelmäßiges Polygon, bis sie im Jahr 1800, wie zu dieser Zeit in vielen anderen Städten auch, ge-schleift wurden. Im gleichen Jahr wurde außerdem die Universität nach Landshut verlegt, da sie neben der Aufwertung und Belebung der Stadt ebenso zu manchen Konflikten und Unruhen geführt hatte. So verließen neben den Militärangehörigen auch die Studenten und Professoren die Stadt und mit ihnen verschwand ein großer Teil der Kaufkraft. In der Folge halbierte sich die Einwohnerzahl fast von zeitweise etwa 8.000 Menschen auf unter 5.000 (vgl. STADT INGOLSTADT et al. 2000, S. 5 ff.).

Schon ab 1828 wurde jedoch erneut mit dem Ausbau zur zentralen Landesfestung Bay-erns begonnen. Damit erlebte die Stadt zwar einen wirtschaftlichen Aufschwung, wurde aber durch den Ring der Befestigungsanlagen in ihrer städtebaulichen Entwicklung wieder eingeschränkt, so dass sich die Bebauung innerhalb der Mauern stark verdichtete. In der Gründerzeit siedelte sich im Gegensatz zu anderen, nicht mehr befestigten Städten, au-ßer einigen staatlichen Rüstungsbetrieben keine weitere Industrie an.

40

Abb. 3: Die Stadt Ingolstadt nach der Schleifung der Festung

Quelle: AICHNER 2000, S. 146

Seit dem Ende des zweiten Weltkrieges ist der Status Ingolstadts als Festungsstadt und damit auch die Rüstungsproduktion endgültig vorbei. Die Stadt wandelte sich von der Fes-tungsstadt zur Industriestadt mit den zwei hauptsächlichen Industriezweigen Automobil und Raffinerie. Dem Zeitverständnis der Moderne entsprechend, wurden teilweise die Festungswerke abgerissen (vgl. STADT INGOLSTADT et al. 2000, S. 5 ff.). Dafür wurden Baumassen im Bereich der Altstadt eingefügt, deren Dimensionen in die historischen Maßstäbe und Strukturen stark eingriffen. Einzelne Bereiche der Innenstadt werden trotz-dem bis heute von den stehen gebliebenen Festungsbauten geprägt. In den meisten Fäl-len fanden sie neue Nutzungen. Zunächst dienten die Räumlichkeiten der Industrie, dem Handel und Handwerk. Außerdem fanden Vertriebene darin Unterkunft. Später wurden zunehmend öffentliche Einrichtungen in den ehemaligen Militärgebäuden untergebracht (vgl. OBERSTE BAUBEHÖRDE IM BAYERISCHEN STAATSMINISTERIUM DES INNERN 1991, S. 10). Der Bereich des ehemaligen Schussfeldes um die Festung, des so genannten Glacis,

41

0

20.000

40.000

60.000

80.000

100.000

120.000

140.000

1945 1950 1955 1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005

jeweiliger Gebietsstand umgerechnet auf heutigen Gebietsstand

blieb als ringförmiger Grüngürtel um die Altstadt erhalten. Um diesen herum verläuft heute auf der früheren Glacisstraße die Ringstraße.

4.3 Struktur der Gesamtstadt und Bedeutung von Audi

Seit 1945 stieg die Einwohnerzahl der Stadt Ingolstadt von 33.931 Einwohnern auf dem damaligen Stadtgebiet um mehr als das Dreifache auf 123.232 zum 31. Dezember 2007 an. Zusätzlich haben 5.516 Personen ihren Nebenwohnsitz in Ingolstadt. Seit dem Über-schreiten der Grenze von 100.000 Einwohnern im Jahr 1989 ist Ingolstadt die jüngste Großstadt Deutschlands. Auch in den letzten Jahren liegt das Wachstum der Stadt über dem vieler Städte und über dem bayerischen Durchschnitt. So ist die Bevölkerung in der Stadt Ingolstadt von 1996 bis 2006 um 8,2 % angestiegen, während sie in ganz Bayern um 3,7 % zunahm. Der Bevölkerungsanstieg ist vor allem auf positive Wanderungssalden zurückzuführen, aber auch die natürliche Bevölkerungsentwicklung in Ingolstadt war in den letzten Jahren meistens positiv. Abgesehen vom Jahr 2005 war zuletzt im Jahr 1984 die Zahl der Geburten niedriger als der Sterbefälle (vgl. STADT INGOLSTADT, Stadtpla-nungsamt – Sachgebiet Stadtentwicklung und Statistik 2008, S. 28-41).

Abb. 4: Entwicklung der Einwohnerzahlen Ingolstadts von 1945 bis 2007

Amtliche Wohnbevölkerung jeweils mit Hauptwohnsitz in Ingolstadt; Stand jeweils 31. Dezember

Quelle: Eigene Darstellung nach STADT INGOLSTADT, Stadtplanungsamt – Sachgebiet Stadtentwick-lung und Statistik 2008, S. 29 ff.; BAYERISCHES LANDESAMT FÜR STATISTIK UND DATENVERAR-BEITUNG 2007

In obiger Abbildung stellt die dickere Linie die Wohnbevölkerung nach dem jeweiligen Gebietsstand der Stadt Ingolstadt dar. So sind die beiden großen Sprünge in der Einwoh-nerentwicklung von 1961 auf 1962 und von 1971 auf 1972 auf Eingemeindungen zurück-

42

70.000

80.000

90.000

100.000

110.000

120.000

130.000

1972

1974

1976

1978

1980

1982

1984

1986

1988

1990

1992

1994

1996

1998

2000

2002

2004

2006

Stadt Ingolstadt Ldkr. EichstättLdkr. Pfaffenhofen an der Ilm Ldkr. Neuburg-Schrobenhausen

zuführen. Zum 1. Januar 1962 wurde eine Gemeinde mit zu diesem Zeitpunkt gut 6.000 Einwohnern eingemeindet. Im Rahmen der Gebietsreform am 1. Juli 1972 wurde der Landkreis Ingolstadt aufgelöst und verschiedenste Gemeinden vor allem im Westen und Nord-Osten der Stadt mit damals insgesamt über 15.000 Einwohnern wurden eingeglie-dert. Die dünnere Linie zeigt die Wohnbevölkerung von 1956 bis 1971 umgerechnet auf den heutigen Gebietsstand. Da nach 1972 keine Eingemeindungen mehr vorgenommen wurden, veränderte sich seitdem auch der Gebietsstand nicht mehr und beide Linien sind identisch (vgl. STADT INGOLSTADT, Stadtplanungsamt – Sachgebiet Stadtentwicklung und Statistik 2008, S. 11 f.).

Auch die benachbarten Landkreise Eichstätt, Neuburg-Schrobenhausen und Pfaffenhofen an der Ilm verzeichnen eine ähnlich positive Bevölkerungsentwicklung.

Abb. 5: Entwicklung der Einwohnerzahlen der Region Ingolstadt von 1972 bis 2006

Amtliche Wohnbevölkerung jeweils mit Hauptwohnsitz; Stand jeweils 31. Dezember

Quelle: Eigene Darstellung nach STADT INGOLSTADT, Stadtplanungsamt – Sachgebiet Stadtentwick-lung und Statistik 2008, S. 32

In der Bevölkerungsprognose bis 2025 wird selbst in der unteren Version des Bayerischen Landesamtes für Statistik und Datenverarbeitung auch von einem zukünftigen Wachstum in Ingolstadt ausgegangen. Dieses baut auf einer weiteren guten wirtschaftlichen Entwick-lung auf, die den wichtigsten Faktor für die Zuwanderung darstellt (vgl. STADT INGOL-

STADT, Stadtplanungsamt – Sachgebiet Stadtentwicklung und Statistik 2006, S. 2 ff.).

Im Prognos Zukunftsatlas 2007, der die Zukunftschancen aller 439 Kreise und kreisfreien Städte in Deutschland ermittelt, werden Ingolstadt sehr gute Zukunftschancen beschei-nigt. Die verwendeten Indikatoren beziehen sich auf die Bereiche „Demografie“, „Arbeits-markt“, „Soziale Lage und Wohlstand“ sowie „Wettbewerb und Innovation“. Sie werden jeweils für den aktuellen Zustand und für die Entwicklung in den vergangenen Jahren er-fasst. Im Gesamtranking der Zukunftsfähigkeit kommt Ingolstadt auf Rang acht, wobei vor

43

allem die Indikatoren im Bereich Wettbewerb und Innovation sehr positiv sind (vgl. PROGNOS AG 2007, S. 5 und Gesamtkarte). Zum Beispiel sind 8 % der Erwerbstätigen in Ingolstadt in Abteilungen für Forschung und Entwicklung beschäftigt. Dieser Anteil wird anderswo in Deutschland kaum erreicht (vgl. RITZER 2007). Die Arbeitslosenquote, bezo-gen auf die abhängigen zivilen Erwerbspersonen, ist mit 4,9 % im Dezember 2007 ver-gleichsweise niedrig (vgl. STADT INGOLSTADT, Stadtplanungsamt – Sachgebiet Stadtent-wicklung und Statistik. 2008, S. 67 und S. 69). Als Folge der Wirtschaftskraft liegt die ein-zelhandelsrelevante Kaufkraftkennziffer für Ingolstadt bei 106,1 im Jahr 2007 und damit über dem Bundesdurchschnitt. Wesentliche Kaufkraft fließt jedoch entsprechend der o-berzentralen Funktion aus dem Umland in die Stadt. So ist die Einzelhandelszentralität mit 142,9 im Jahr 2007 sehr hoch (vgl. KEMPER´S 2007, S. 3).12

Der Aufschwung der Stadt und der Region in den vergangenen Jahrzehnten ist vor allem auf das Automobilunternehmen Audi zurückzuführen. Dessen Beginn in Ingolstadt liegt im Jahr 1945, als das Zentraldepot für Auto Union Ersatzteile hier gegründet wurde und in ehemaligen Militärgebäuden Räumlichkeiten fand. Die vier Autohersteller Audi, DKW, Horch und Wanderer hatten sich einige Jahre zuvor in Chemnitz zur Auto Union AG zu-sammengeschlossen, wo aber nach dem zweiten Weltkrieg die Enteignung drohte. Um die Fahrzeuge der Auto Union, die noch aus der Vorkriegszeit im westlichen Sektor im Einsatz waren, mit Ersatzteilen zu versorgen, wurde ein Standort für ein Zentraldepot ge-sucht. Im verkehrsgünstig gelegenen Ingolstadt war mit den leer stehenden Militärgebäu-den die Möglichkeit für eine große Lagerhaltung gegeben. Das eingerichtete Zentraldepot wurde in der folgenden Zeit zum größten Ersatzteillager in ganz Deutschland. Im März 1947 wurde in Ingolstadt die Auto Union GmbH als Tochterunternehmen der Chemnitzer Auto Union AG gegründet, die das Depot durch Kauf übernahm. Nach der Enteignung und Auflösung des Hauptunternehmens in Chemnitz wurde im September 1949 die Auto Union GmbH ein zweites Mal gegründet, diesmal als eigenständiges Unternehmen und unabhängig von den vorherigen Bindungen. Neben den Führungskräften kamen daraufhin zahlreiche Arbeiter und Angestellte des Unternehmens von Chemnitz nach Ingolstadt. Angesichts des Erfolges der bald daraufhin in Ingolstadt vom Band gelaufenen Fahrzeu-ge, anfangs nur Kleinlaster und Motorräder, waren schon Ende 1949 1.400 Personen in der Ingolstädter Auto- und Motorrad-Industrie beschäftigt. Auf einem in Düsseldorf ange-mieteten Gelände begann die Produktion der Personenkraftwagen (vgl. AUDI AG 1996, S. 148-154).

12 Die Kaufkraft bezeichnet das verfügbare Einkommen der Bevölkerung einer Region oder eines

Ortes ohne Steuern und Sozialversicherungsbeiträge, jedoch inklusive empfangener Transfer-leistungen. Die einzelhandelsrelevante Kaufkraft berücksichtigt nur die Anteile der Kaufkraft, die für Ausgaben im Einzelhandel zur Verfügung stehen. Die einzelhandelsrelevante Kauf-kraftkennziffer setzt das verfügbare Einkommen in Bezug zum Durchschnitt in Deutschland, der gleich 100 ist. Die Einzelhandelszentralität gibt das Verhältnis des am Ort getätigten Ein-zelhandelsumsatzes zu der am Ort vorhandenen Nachfrage an. Bei einer Einzelhandelszentrali-tät über 100 übersteigen die Kaufkraftzuflüsse die -abflüsse (vgl. CIMA STADTMARKETING GMBH 2008).

44

Im Jahr 1958 wurde neben dem Verkauf der Motorradfertigung der Bau eines gänzlich neuen Werkes auf einem eigenen Gelände im Norden Ingolstadts in Angriff genommen. Hier sollten nach dem Verkauf des Produktionsstandortes in Düsseldorf alle Fahrzeuge der Auto Union gebaut werden. Seit Ende 1966 ist das Unternehmen eine VW-Tochter, indem die Daimler-Benz AG ihre Anteile der Auto Union, die sie seit 1959 vollständig be-saß, an VW verkaufte (vgl. AUDI AG 1996, S. 164-166). Daher wurden im Ingolstädter Werk für eine bessere Auslastung einige Jahre lang auch Käfer von VW montiert. Im Jahr 1969 fusionierten die Auto Union GmbH und die NSU Motorenwerke AG zur Audi NSU Auto Union AG (vgl. AUDI AG 1996, S. 219-222), die schließlich im Jahr 1985 in Audi AG umbenannt wurde. Der Gesellschaftssitz wurde von Neckarsulm nach Ingolstadt verlegt. Neben großen Investitionen in die Verbesserung der Produktionsverfahren wurde auch die Produktionslogistik umstrukturiert. Um die Lieferung von Produkten just in time zu ge-währleisten, ließen sich immer mehr Zulieferbetriebe in der Nähe des Werkes nieder. Gleichzeitig nahm die Fertigungstiefe ab; Audi stellt also immer weniger Fahrzeugkompo-nenten selbst her. Für die damit noch wichtiger werdende reibungslose Zulieferung wurde Ende 1995 vor den Werkstoren das Güterverkehrszentrum (GVZ) in Betrieb genommen. Es ermöglicht, dass bis zu 80 % des Güterverkehrs über die Schiene abgewickelt werden können (vgl. AUDI AG 1996, S. 243-244).

Heute beschäftigt das Unternehmen über 50.000 Mitarbeiter weltweit (vgl. AUDI AG 2008, S. 132). Für die Region wurde es zum wichtigsten Arbeitgeber. Wie sehr Ingolstadt da-durch aber in Abhängigkeit gelangte, drückt sich in den folgenden Zahlen aus. Von insge-samt etwa 90.000 Arbeitsplätzen in der Stadt sind allein über 30.000 bei Audi. Weitere etwa 10.000 Arbeitsplätze entfallen auf die Zulieferbetriebe (vgl. RITZER 2007). In Ingol-stadt sind 54,2 % der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten13 im produzierenden Ge-werbe tätig, während es im bayerischen Durchschnitt nur noch 37,0 % sind. Dagegen ist der tertiäre Sektor vergleichsweise schwach entwickelt. Der Anteil der sozialversiche-rungspflichtig Beschäftigten im Wirtschaftsbereich Handel, Gastgewerbe und Verkehr liegt bei 14,8 % (in ganz Bayern 22,6 %) und im Bereich sonstiger Dienstleistungen bei 30,7 % (in ganz Bayern 39,6 %). Den wirtschaftlichen Entwicklungen in der Postmoderne ent-sprechend, ist in anderen größeren Städten besonders der Anteil im letztgenannten Be-reich meist deutlich höher (vgl. BAYERISCHES LANDESAMT FÜR STATISTIK UND DATENVER-

ARBEITUNG 2007). Damit verfügt Ingolstadt noch über eine sehr moderne beziehungswei-se fordistische Industriestruktur und so haftet der Stadt seit langem das Image als graue Industriestadt an, das sie jetzt aber abstreifen will. Dass sie auf dem Weg ist, zeigt der mittlerweile vergleichsweise hohe Anteil der Erwerbstätigen in Abteilungen für Forschung und Entwicklung. Verschiedene Projekte sollen die Infrastruktur weiter verbessern und damit die Lebensqualität erhöhen. Dazu gehören etwa die Multifunktionshalle Saturn-Arena, das Freizeit- und Wellnessbad Wonnemar oder das geplante neue Fußballstadion. Der Oberbürgermeister Dr. Alfred Lehmann sagte in einem Zeitungsinterview: „Wir haben nach dem Krieg als graue Maus angefangen, mittlerweile sind wir von der zehntgrößten

13 Bezogen auf den Arbeitsort.

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zur sechstgrößten Stadt angewachsen. Da ist quantitativ viel passiert, jetzt wollen wir qua-litativ einiges verbessern. Zum Beispiel investieren wir derzeit viel in die Modernisierung der Schulen und in die Sanierung der historischen Altstadt. Jetzt packen wir die Lebens-qualität an, die zwar schon hoch ist, aber noch gesteigert werden kann.“ (MAYR, S. 2007)

4.4 Ingolstädter Innenstadt

Im Bereich der Ingolstädter Altstadt werden die in Kapitel 2.1 näher erläuterten Innen-stadtfunktionen erfüllt. Wegen seiner funktionsbezogenen Bedeutung wird in dieser Arbeit trotzdem der Begriff der Innenstadt verwendet, auch wenn in dem Falle mit Altstadt der gleiche Bereich gemeint ist. Die Ingolstädter Innenstadt wird rundum vom ehemaligen Glacisbereich umgeben und damit deutlich von der übrigen Stadt abgegrenzt. Dieser Grüngürtel konnte weitgehend von Bebauung freigehalten werden. Auf der anderen Seite der Donau, die an der Innenstadt vorbeifließt, befindet sich der Klenzepark, in dem 1992 die Landesgartenschau stattfand.

Die Innenstadt ist heute flächenhaft verkehrsberuhigt. Um möglichst viel Verkehr aus ih-ren Vierteln herauszuhalten und weil die historischen Strukturen keine großen Parkplätze im inneren Bereich ermöglichen, befinden sich an ihrem Rand einige Tiefgaragen sowie die beiden Großparkplätze Hallenbad und Festplatz. Die flächenhafte Verkehrsberuhigung wurde in mehreren Einzelschritten umgesetzt und begann mit einem Gesamtverkehrs-plan, dessen Regelungen jedoch wegen Protesten der Bürger und Einzelhändler immer wieder geändert und aufgeweicht wurden.14 1972 wurde versuchsweise als erstes die Ludwigstraße für den Individualverkehr gesperrt. Anfang 1973 erfolgte ihre bauliche Um-gestaltung als Fußgängerstraße (vgl. Monheim 1975, S. 157). Das 1981 eingeführte Quartierserschließungskonzept stieß zunächst ebenfalls auf große Proteste. Im Novem-ber desselben Jahres wurde ein Teil der Theresienstraße in eine Fußgängerstraße um-gewandelt und dadurch die bisherige über den Schliffelmarkt verlängert. Im September 1982 folgte die Dollstraße (vgl. BECKER 1989, S. 195-198). Nach der Aufnahme der Stadt in das bundesweite Modellvorhaben „Flächenhafte Verkehrsberuhigung“ wurden die zur Verkehrsberuhigung getroffenen Maßnahmen gestalterisch ergänzt. So wurden in den folgenden Jahren zahlreiche Straßen baulich umgestaltet, auch wenn sie nicht als reine Fußgängerstraßen eingerichtet waren, unter anderem die Kreuzstraße, Proviantstraße, Schrannenstraße, Holzmarkt, Milchstraße und die Donaustraße (vgl. OBERSTE BAUBE-

HÖRDE IM BAYERISCHEN STAATSMINISTERIUM DES INNERN 1991, S. 26-31). Neben den ge-nannten Straßen Ludwig-, Theresien- und Dollstraße sind heute auch die Moritzstraße und teilweise Am Stein Fußgängerbereich sowie die kleineren unmittelbaren Seitenstra-ßen der Ludwigstraße und der Paradeplatz an deren Ende.15

14 Eine Maßnahme sollte unter anderem sein, das Parken für Nicht-Anwohner nur noch am Rand

der Innenstadt zu erlauben. 15 In der Karte der Abbildung 7 sind sie an der lila Einfärbung zu erkennen.

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Abb. 6: Karte der Innenstadt

Quelle: STADT INGOLSTADT, Stadtplanungsamt

Das Immobilienberatungsunternehmen KEMPER´S (2007, S. 4) rechnet den Fußgängerbe-reich der Theresienstraße zur 1a-Lage. In dieser Arbeit wird sie jedoch, entsprechend der Bewertung der CIMA Stadtmarketing GmbH, als 1b-Lage betrachtet.16 Die 1a-Lage, die folglich nur aus der Ludwigstraße besteht, fällt mit einer Länge von etwa 380 Metern rela-tiv kurz und kompakt aus. Sie dominiert jedoch sehr stark gegenüber den anderen, schwächer entwickelten Geschäftslagen. Ihre Magnetbetriebe sind beispielsweise Galeria Kaufhof, H & M, K + L Ruppert, C & A, S. Oliver, Esprit oder das Modehaus Xaver Mayr. 16 Vgl. zur Lagenbewertung der einzelnen Geschäftsstraßen auch die Karte der Abbildung 1.

47

Außerdem befindet sich mit den City Arcaden ein kleines Einkaufszentrum in der Ludwig-straße, das 2005 an der Stelle des alteingesessenen Modehauses Wagner eröffnet wurde (vgl. Schattenhofer 2005). Der Filialisierungsgrad in der 1a-Lage nach KEMPER´S (2007, S. 3) liegt bei 70,3 %. Gemäß dem Verständnis der Zeit ihrer Einrichtung und Umgestal-tung als Fußgängerbereich, entspricht die Ludwigstraße weitgehend funktionalistischen Kriterien.

Abb. 7: Ludwigstraße

Quelle: Eigene Aufnahmen August und Oktober 2007

Abb. 8: Paradeplatz und Blick von diesem in die Ludwigstraße

Quelle: Eigene Aufnahmen Oktober 2007

48

Die Straßen der 1b-Lage machen zusammen etwa einen Kilometer Länge aus. Die wich-tigsten Straßen dieser Lage, die Theresienstraße, Moritzstraße und Am Stein, stoßen am Schliffelmarkt aufeinander. Außer ihnen werden die direkten Seitenstraßen der Ludwig-straße mit zu dieser Lage gerechnet. Zum Teil sind sie eher noch historisch geprägt und kommen damit postmodernen Werthaltungen entgegen. Statt den großen Filialbetrieben werden sie eher durch kleinere Geschäfte geprägt.

Abb. 9: Theresienstraße vom Schliffelmarkt aus und einige Meter weiter

Quelle: Eigene Aufnahmen August und Oktober 2007

Abb. 10: Moritzstraße (links) und Am Stein (rechts) vom Schliffelmarkt aus

Quelle: Eigene Aufnahmen August und Oktober 2007

Zur Randlage, die in 2a- und 2b-Lage unterschieden werden kann, gehören sämtliche übrigen Geschäftsstraßen der Innenstadt, die jedoch meist über keinen durchgängigen Geschäftsbesatz verfügen. Sie kommen insgesamt auf eine Länge von fast vier Kilome-tern und erscheinen relativ heterogen. Außer der in Ost-West-Richtung verlaufenden Doll-straße ist keine von ihnen eine Fußgängerstraße. Sie hat ihren deutlichen Nutzungs-schwerpunkt im Bereich Gastronomie und wird daher auch als die Essmeile der Innen-stadt bezeichnet. Eine weitere Straße der Randlage, die sich in letzter Zeit positiv entwi-ckelt hat, ist die Milchstraße, die parallel zur Ludwigstraße verläuft. Nach Einschätzung verschiedener Einzelhändler der Innenstadt arbeiten die Händler der Milchstraße mehr als

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in anderen Geschäftsstraßen zusammen.17 Die Donau- und Harderstraße dagegen sind zwei Zufahrtsstraßen zur Innenstadt.

Abb. 11: Schrannenstraße (links) und Donaustraße (rechts)

Quelle: Eigene Aufnahmen August und Oktober 2007

Mit dem Rathausplatz und dem Viktualienmarkt wurden zwei wichtige öffentliche Plätze der Innenstadt in den letzten Jahren neu gestaltet. Beide wirken nun großzügiger und offener, was auch auf die Fällung sämtlicher Bäume zurückzuführen ist. Den Rathausplatz prägen neben dem alten Rathaus zwei weitere Gebäude wesentlich. Zum einen ist dies das 1960 erbaute Neue Rathaus, das 2004 umgebaut und saniert wurde. Dabei wurde es um das Bürgerinformationszentrum sowie ein Café mit Außengastronomie auf dem Rat-hausplatz erweitert. Zum anderen ist dies der Neubau der Sparkasse (vgl. STADT INGOL-

STADT 2004). Der Viktualienmarkt, der sich vom Rathausplatz aus gesehen, gleich hinter dem Neuen Rathaus und dem Sparkassengebäude befindet, wurde erst im Oktober 2007 neu eröffnet (vgl. IFG INGOLSTADT GMBH 2007).

Abb. 12: Rathausplatz mit altem und Neuem Rathaus (links) und Sparkasse (rechts)

Quelle: Eigene Aufnahmen August und Oktober 2007

17 Die Aussagen wurden während der Bürgerbeteiligungsversammlung im Rahmen des Städtebau-

lichen Einzelhandelsentwicklungskonzeptes (SEEK) am 26.09.2007 in Ingolstadt geäußert.

50

Das Passantenaufkommen des Haupteinkaufsbereichs der Ingolstädter Innenstadt verteilt sich nach den Berechnungen für die Gewichtung der Daten18 grob zu je einem Drittel auf die einzelnen Geschäftslagen.

Tab. 7: Verteilung der Passanten auf die Geschäftslagen und ihre gesamte Länge

Passanten Länge der Geschäftslage gesamt

1a-Lage 30 % 375 m

1b-Lage 32 % 1.000 m

Randlage 37 % 3.865 m

gesamt 100 % 5.240 m

Quelle: Eigene Berechnungen; schriftliche Auskunft von SCHELS, 16.01.2008

Abb. 13: Nutzungsschwerpunkte in der Innenstadt

Quelle: STADT INGOLSTADT, Stadtplanungsamt (unbekanntes Datum)

18 Vgl. Kapitel 3.3.3.

Nutzungsschwerpunkt Wohnen

Läden und Dienstleistungen

Einkaufsstraße

wichtige öffentliche Räume

Kulturachse

Museen, Theater, Kino,…

Freizeit

Nutzungsschwerpunkt Oberzentrale Nutzungen / Gemeinbedarf Bildungseinrichtungen (Schulen, Uni, FH, VHS, Bücherei) Verwaltungs- / Behördeneinrichtungen Freizeiteinrichtungen

Kirchen, kirchliche Einrichtungen

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Außerhalb des Haupteinkaufsbereichs sind weite Teile der Innenstadt den beiden Nut-zungsschwerpunkten Wohnen und oberzentrale Einrichtungen sowie Gemeinbedarf ge-widmet. Es liegen zum Beispiel mehrere weiterführende Schulen und Berufsschulen, Be-rufsfachschulen, die Technikerschule und Fachoberschule in der Innenstadt beziehungs-weise in nächster Nähe. Auch die wirtschaftswissenschaftliche Fakultät der Katholischen Universität Eichstätt, die ihren Sitz seit 1989 in Ingolstadt hat, befindet sich in der Innen-stadt. 1994 nahm die Fachhochschule hier ihren Betrieb auf (vgl. STADT INGOLSTADT, Stadtplanungsamt – Sachgebiet Stadtentwicklung und Statistik 2008, S. 8 f.). Die etwa 3.000 Studenten in der Stadt verteilen sich nach dem Stand im Wintersemester 2006 / 2007 mit etwa 1.000 auf die wirtschaftswissenschaftliche Fakultät und etwa 2.000 auf die Fachhochschule (vgl. STADT INGOLSTADT, Pressestelle der Stadt 2007).

4.5 Konkurrenz der Innenstadt als Einzelhandelsstandort

Neben der Innenstadt sind in Ingolstadt mit dem Einkaufszentrum Westpark, dem Factory-Outlet-Center Ingolstadt Village und einer Fachmarktagglomeration an der Manchinger Straße drei weitere Einzelhandelsstandorte von Bedeutung. Die Manchinger Straße ist eine Ausfallstraße im Südosten der Stadt. Wichtigster Konkurrent aus Sicht der Innenstadt ist jedoch der Westpark, der am nordwestlichen Rande des Stadtgebietes nahe dem Markt Gaimersheim liegt. Das Einkaufszentrum mit etwa 22.000 Quadratmetern Verkaufs-fläche auf zwei Etagen wurde 1996 eröffnet. 2004 wurde es um ein Entertainment-Center mit Multiplexkino, Diskothek, Spielothek und diverser Gastronomie erweitert. Ein Fitness-Center ergänzt das Angebot (vgl. EDEKA 2004). Als Ankermieter des Einkaufszentrums treten Wöhrl, H & M, C & A sowie das E-Center auf. Während H & M und C & A sowohl in der Innenstadt und im Westpark über Filialen verfügen, hat Wöhrl seinen früheren Stand-ort in der Innenstadt aufgegeben. Das äußere wie innere Erscheinungsbild des Westparks verfügt über keine anspruchsvolle Gestaltung, sondern entspricht eher funktionalistischen Kriterien. Wie bei klassischen, nicht-integrierten Einkaufszentren üblich, wird den Besu-chern eine Vielzahl an kostenfreien Parkplätzen angeboten. Die gesamte Agglomeration wird durch verschiedene großflächige Fachmärkte gegenüber dem Westpark vervollstän-digt.

Erst im September 2005 wurde das Factory-Outlet-Center (FOC) Ingolstadt Village im Nordosten der Stadt in direkter Nähe zur Autobahnabfahrt eröffnet. In der Nachbildung einer innerstädtischen Fußgängerzone unter freiem Himmel sind zu beiden Seiten Ge-schäfte mit dem Schwerpunkt Bekleidung angeordnet. In diesen werden den Besuchern Markenwaren aus der Kollektion des Vorjahres, aus Überproduktionen und zweiter Wahl angeboten. Statt anspruchslosem Schnäppcheneinkauf findet jedoch eher Erlebniseinkauf statt. So versucht das FOC, die aktuellen Tendenzen der Postmoderne aufzugreifen. Es wird großer Wert auf eine angenehme, gediegene Einkaufsatmosphäre gelegt. Dazu soll der aufwändige und auffällige Baustil beitragen, aber auch die Sauberkeit, zuvorkommen-

52

de Bedienung und gute Serviceleistungen. Ein Restaurant und ein Café runden das An-gebot ab. Ein großer Anteil der Kunden des FOC sind offensichtlich Männer von außer-halb, die zum Beispiel auf einer Geschäftsreise einen Abstecher zum Einkaufen von An-zügen und Hemden einlegen (vgl. STOCKER 2007).

Abb. 14: FOC Ingolstadt Village, Eingangsbereich (links) und Innenbereich (rechts)

Quelle: Eigene Aufnahmen August 2007

Zusätzlich lastet Druck von außen auf der Ingolstädter Innenstadt, da die Innenstädte von München und Nürnberg mit ihrem größeren Einzelhandelsangebot dank der guten Ver-kehrsanbindung schnell zu erreichen sind.

4.6 Profil der Innenstadtbesucher

Das folgende Profil der Innenstadtbesucher bezieht sich auf die Ergebnisse der Passan-tenbefragung.

4.6.1 Soziodemografische Merkmale

Das Geschlecht der Befragten ist mit 56 % von etwas über der Hälfte weiblich und ent-sprechend von 44 % männlich. Pro Gruppe beziehungsweise Personen, die gemeinsam in der Innenstadt unterwegs sind, wurde jeweils nur eine Person befragt. Jedoch wurde von den Interviewern neben dem Geschlecht der Befragten auch das der erwachsenen Begleitpersonen notiert. Von allen so erfassten Personen (Befragte plus erwachsene Be-gleitpersonen beziehungsweise Gruppenmitglieder) sind ebenfalls 56 % weiblich und 44 % männlich. Es scheinen sich also bei Gruppen weder Männer noch Frauen auffällig bei Beantwortung der Fragen zurück gehalten zu haben. Da sowohl im Stadtgebiet Ingol-stadt als auch in der gesamten Region Ingolstadt die Geschlechterverteilung nahezu aus-geglichen ist (vgl. BAYERISCHES LANDESAMT FÜR STATISTIK UND DATENVERARBEITUNG 2007), besuchen Frauen folglich etwas überdurchschnittlich die Innenstadt. Dieses Er-

53

gebnis hat sich in früheren Befragungen in Ingolstadt ebenfalls gezeigt, als zum Beispiel bei der Passantenbefragung 2005 58 % weiblich und 42 % männlich waren (vgl. BCSD / BAG / IFH 200519). Auch in anderen Städten ist dies durchaus üblich. Im Vergleich der Wochentage Montag bis Freitag zu Samstag ändert sich an dem Geschlechterverhältnis in der Ingolstädter Innenstadt ebenso wenig wie im Vergleich nach dem Wohnort der Be-fragten aus Bayern. Lediglich die Besucher von außerhalb Bayerns sind zu gut zwei Drit-teln männlich, was vor allem darauf zurückzuführen ist, dass einer hoher Anteil zu dienst-lichen Erledigungen in der Stadt ist. Sie fallen jedoch aufgrund der geringen Fallzahl kaum ins Gewicht und daher muss diese Aussage auch vorsichtig betrachtet werden.

Eine leichte Abweichung der Stichprobe von der tatsächlichen Zusammensetzung der Innenstadtbesucher kann sich durch das unterschiedliche Antwortverhalten ergeben. Während Jugendliche fast immer zur Auskunft bereit waren und auch ältere Menschen relativ häufig, war die Verweigerungsrate bei den Menschen mittleren Alters etwas größer. Die ältesten befragten Personen waren im Übrigen 81 Jahre alt. Besucher der Innenstadt mit ausländischer Abstammung sind in der Stichprobe enthalten. Dazu wurden die Fragen teilweise ins Englische übersetzt oder sehr langsam gestellt. Trotzdem sind sie, aufgrund von tatsächlichen und vermeintlichen Sprachproblemen und Unsicherheiten und daher überdurchschnittlich vielen Verweigerungen, vermutlich etwas unterrepräsentiert.

Die nachfolgende Tabelle zeigt die Zusammensetzung der Stichprobe nach Altersklas-sen. Hervorzuheben ist die junge Altersstruktur der Besucher der Ingolstädter Innenstadt. Da die einzelnen Altersgruppen unterschiedlich viele Jahrgänge umfassen, verdeutlicht ein Vergleich der Anteile pro Jahrgang, dass mit zunehmendem Alter der Anteil je Jahr-gang von 3,0 auf 0,7 % sinkt. Etwa ein Fünftel der Befragten ist maximal 20 Jahre alt. Einerseits ist dies auf die hohe Auskunftsbereitschaft dieser Altersgruppe zurückzuführen, andererseits frequentieren Jugendliche die Innenstadt tatsächlich sehr stark. Besonders unter der Woche am Mittag und frühen Nachmittag sind sie wegen der nahen Schulen zahlreich in der Innenstadt und daher entsprechend häufig in der Befragung vertreten. Am Samstag reduziert sich der Anteil der bis 20-Jährigen deutlich auf 10 %. Dafür steigen besonders die Anteile der Altersgruppen von 41 bis 50 Jahren und der ab 66 Jahren an. Das durchschnittliche Alter erhöht sich dadurch von insgesamt 38,5 Jahren auf 43,6 Jahre am Samstag. Unter der Woche liegt der Altersdurchschnitt bei 37,4 Jahren.

Wird die Altersstruktur nach der Herkunft der Befragten verglichen, fällt insbesondere auf, dass von den Befragten aus den Landkreisen Eichstätt, Neuburg-Schrobenhausen und Pfaffenhofen an der Ilm mit einem Drittel ein sehr hoher Anteil der Altersgruppe der 14- bis 20-Jährigen angehört. Da viele von ihnen in erster Linie zu Ausbildungszwecken in der Innenstadt sind, ist dies auf das regionale Einzugsgebiet mancher Schulen zurückzufüh-ren. Stattdessen fallen hauptsächlich die Anteile der beiden älteren Altersgruppen niedri-

19 Der Datensatz wurde nachträglich entsprechend dem ermittelten Verhältnis der Passanten zwi-

schen Samstag und den übrigen Werktagen gewichtet, um eine bessere Vergleichbarkeit zu gewährleisten. Die Befragungsstandorte wurden nicht erfasst, sodass danach nicht gewichtet werden konnte.

54

ger aus. Der Altersdurchschnitt der Befragten aus diesen Landkreisen verringert sich so-mit auf nur 33,9 Jahre. Die Befragten von außerhalb der Region Ingolstadt konzentrieren sich vor allem auf die Altersgruppen von 26 bis 65. Der Anteil der jüngsten Altersgruppe ist hier minimal und außerdem ist auch der Anteil der ältesten relativ niedrig. Der jüngste Befragte von außerhalb der Region Ingolstadt ist 18 Jahre alt und der älteste 70. Bei den Befragten aus dem Stadtgebiet Ingolstadt dagegen reicht die Spannweite von 14 bis 81. In der Innenstadt selbst, wie es den Entwicklungen in vielen Innenstädten entspricht, wohnen die jüngeren Erwachsenen, also die Altersklassen von 21 bis 40 Jahren, beson-ders häufig.

Tab. 8: Alter der Befragten

in %

Befragte gesamt Wochentag Herkunft

ge-samt

Anteil pro Jahr-

gang

Mo bis Fr

Sams-tag

Innen-stadt

übriges Ingol-stadt

umgeb. Land-kreise

außer-halb der Region

14 bis 20 Jahre 21 3,0 24 10 15 19 33 5

21 bis 25 Jahre 11 2,3 11 11 18 12 8 10

26 bis 40 Jahre 25 1,6 25 24 35 19 25 29

41 bis 50 Jahre 16 1,6 15 21 9 15 19 24

51 bis 65 Jahre 16 1,0 15 17 14 19 9 25

ab 66 Jahre 11 0,7 10 16 9 16 6 8

arithm. Mittel 38,5 37,4 43,6 36,7 41,2 33,9 43,1

n = 802 654 148 127 342 249 84

Quelle: Eigene Erhebungen 2007

Während unter der Woche die jüngeren Altersgruppen bis 25 Jahre besonders stark am Mittag und frühen Nachmittag in der Innenstadt sind, ist der Anteil der mittleren Alters-gruppen von 26 bis 50 Jahren am späten Nachmittag besonders hoch. Am Samstag je-doch suchen erstere die Innenstadt eher erst am Nachmittag auf und sind am Vormittag kaum anzutreffen. Die 26- bis 50-Jährigen sind am Samstag eher am Vormittag, letztlich aber relativ über den Tag verteilt in der Innenstadt. Die Älteren ab 51 Jahren dagegen besuchen die Innenstadt an allen Tagen vor allem am Vormittag sowie am Samstag noch bis zum frühen Nachmittag.

Mit der beschriebenen Altersstruktur weicht die Befragung von der der Stadt und der Re-gion Ingolstadt ab.20 Die jüngste Altersgruppe bis 17 Jahre sowie die 18- bis 29-Jährigen sind in der Stichprobe deutlich stärker vertreten als in der Bevölkerung. Alle anderen Al-tersgruppen kommen in der Stichprobe weniger vor als es ihrem Bevölkerungsanteil ent-spricht, wobei die Differenz bei den mittleren Jahrgängen relativ gering ausfällt und mit zunehmendem Alter immer größer wird.

20 Zur Vergleichbarkeit wurden die Altersklassen an die vom Bayerischen Landesamt für Statistik

und Datenverarbeitung verwendeten angepasst.

55

Tab. 9: Alter der Befragten und der Bevölkerung der Stadt und Region Ingolstadt

in %, Altersstruktur der Stadt und Region Ingolstadt zum 31. Dezember 2006

Befragte Bevölkerung

gesamt Stadt Ingolstadt Region Ingolstadt

14 bis 17 Jahre 11 15 bis 17 Jahre21 4 4

18 bis 29 Jahre 30 18 bis 29 Jahre 19 18

30 bis 39 Jahre 15 30 bis 39 Jahre 17 17

40 bis 49 Jahre 16 40 bis 49 Jahre 18 20

50 bis 64 Jahre 15 50 bis 64 Jahre 21 20

ab 65 Jahre 13 ab 65 Jahre 22 21

n = 802 n = 104.275 379.837

Quelle: Eigene Erhebungen 2007; BAYERISCHES LANDESAMT FÜR STATISTIK UND DATENVERARBEI-TUNG 2007

Folglich spiegelt auch die Besucherstruktur der Innenstadt weder die Altersstruktur der Stadt noch der Region Ingolstadt wider. Neben den Jugendlichen sind auch die mittleren Altersgruppen in der Innenstadt etwas überrepräsentiert, da sie in der Stichprobe trotz häufiger Verweigerungen fast ihren Anteil in der Bevölkerung erreichen. Die älteren Al-tersgruppen suchen die Ingolstädter Innenstadt unterdurchschnittlich oft auf. Trotz einer relativ niedrigen Verweigerungsrate sind sie in der Stichprobe weniger vertreten als in der Bevölkerung.

Entsprechend der insgesamt jungen Altersstruktur stellt sich auch die Zusammensetzung der Befragten nach ihrer momentanen Tätigkeit dar. So sind 15 % der Befragten Studen-ten oder Auszubildende und weitere 13 % Schüler. Beide Anteile fallen am Samstag nied-riger aus (9 % beziehungsweise 6 %), während dann stattdessen vor allem mehr Er-werbstätige (60 % (Vollzeit plus Teilzeit plus Selbstständige)) und auch etwas mehr Rent-ner und Pensionäre (19 %) die Innenstadt aufsuchen.

Unter den Besuchern aus den an Ingolstadt angrenzenden Landkreisen ist der Anteil der Schüler (22 %) sehr hoch. Etwas höher als bei den Besuchern aus dem Stadtgebiet In-golstadt, liegt außerdem der Anteil der Hausfrauen. Rentner und Pensionäre dagegen sind, was sich auch bei der Betrachtung der Altersgruppen schon gezeigt hat, am dis-tanzempfindlichsten, sodass vor allem diejenigen die Innenstadt aufsuchen, die im Stadt-gebiet leben. Unter den in der Innenstadt Wohnenden sind die Anteile der vollzeitig Er-werbstätigen inklusive der Selbstständigen, vor allem aber der Studenten und Auszubil-denden22 sehr hoch, was schließlich der beschriebenen Altersstruktur entspricht. Die Be-

21 Zu beachten ist, dass die Altersklasse der Jugendlichen mit einem Alter von 15 bis 17 Jahren

einen Jahrgang weniger umfasst als die Passantenbefragung ab 14. 22 Vermutlich leben in der Innenstadt vor allem Studenten überproportional und weniger Auszubil-

dende, was jedoch angesichts der gemeinsamen Erfassung als Student beziehungsweise Aus-zubildender in der Befragung nicht zu überprüfen ist.

56

sucher von außerhalb der Region Ingolstadt sind zum größten Teil erwerbstätig (74 % (Vollzeit plus Teilzeit plus Selbstständige)). Darunter sind einige aus dienstlichen Gründen in Ingolstadt.

Abb. 15: Tätigkeit der Befragten

in %

Quelle: Eigene Erhebungen 2007

4.6.2 Wohn- und Arbeitsort

Die Herkunft der Befragten ist zum größten Teil das Stadtgebiet Ingolstadt. 16 % wohnen in der Ingolstädter Innenstadt und 42 % im weiteren Stadtgebiet. Am Samstag steigt der Anteil aller in Ingolstadt Wohnenden von 58 % im Wochendurchschnitt auf 65 % an, wäh-rend der Anteil Auswärtiger zurückgeht. Dies liegt jedoch nicht nur daran, dass am Sams-tag die Frequenz durch diejenigen wegfällt, die sich zu Ausbildungszwecken in der Innen-stadt aufhalten und, wie gezeigt, häufig aus dem Umland kommen. Sondern die Men-schen, die in erster Linie zum Einkaufen oder Bummeln die Innenstadt aufsuchen, kom-men ebenfalls am Samstag zu einem größeren Anteil aus Ingolstadt als unter der Woche. In Städten mit zentralörtlicher Funktion sinkt jedoch meist am Samstag der Anteil der ei-genen Bewohner zugunsten auswärtiger Besucher. Dass das Einzugsgebiet der Ingol-städter Innenstadt am Samstag eher kleiner ausfällt als an den übrigen Werktagen, könn-

33

30

48

28

30

66

9

9

7

3

12

9

5

2

2

5

4

2

2

3

15

16

9

26

14

14

8

13

15

6

9

11

22

1

9

9

5

5

9

12

16

15

19

14

21

10

9

3

3

5

3

5

34

1

1

0,1

0,2

2

1

1

gesamt (n = 825)

Mo bis Fr (n = 674)

Samstag (n = 151)

Innenstädter (n = 129)

übrige Ingolstädter (n = 351)

aus umgeb. Landkreisen (n = 258)

von außerhalb der Region (n = 86)

erwerbstätig (Vollzeit) erwerbstätig (Teilzeit) selbstständigStudentIn, Azubi SchülerIn Soldat, Zivi, FSJlerHausfrau, -mann RentnerIn, PensionärIn arbeitsuchend, -los

57

te an der Konkurrenz einerseits durch München und Nürnberg sowie andererseits durch den Westpark liegen.

Abb. 16: Herkunft der Befragten

in %

Quelle: Eigene Erhebungen 2007

Dass der Besuch der Innenstadt nicht nur vom Wohnort abhängt, sondern entscheidend auch davon, wo sich die Arbeits- beziehungsweise Ausbildungsstelle befindet, zeigt sich daran, dass diese für insgesamt 45 % aller Erwerbstätigen beziehungsweise Studen-ten, Auszubildenden und Schüler in der Innenstadt liegt. Damit wird bestätigt, dass die Passantenfrequenz der Ingolstädter Innenstadt in hohem Maße durch die Funktion als Arbeits- und Ausbildungsort erzeugt wird. Da diese Funktion vor allem unter der Woche zum Tragen kommt, fällt am Samstag der Anteil derer, die in der Innenstadt arbeiten oder zur Ausbildung gehen, mit 22 % nur halb so hoch aus.

Abb. 17: Arbeits- beziehungsweise Ausbildungsort der Befragten

in %

Quelle: Eigene Erhebungen 2007

16

16

17

42

41

48

31

34

22

10

10

13

gesamt (n = 827)

Mo bis Fr (n = 676)

Samstag (n = 151)

Innenstadt übrige Stadt Ingolstadt umgebende Landkreise außerhalb der Region

45

51

22

33

65

27

25

35

31

21

12

11

19

15

7

15

14

24

21

6

gesamt (n = 591)

Mo bis Fr (n = 481)

Samstag (n = 110)

Erwerbstätige (n = 363)

in Ausbildung (n = 228)

Innenstadt übrige Stadt Ingolstadt umgebende Landkreise außerhalb der Region

58

Die besondere Bedeutung der Fachhochschule, Universitätsfakultät und der verschie-densten Schulen wird deutlich, indem unter den Befragten, die sich zurzeit in beruflicher oder schulischer Ausbildung befinden, sogar 65 % die Innenstadt als Ausbildungsort an-geben. Dabei darf aber nicht vergessen werden, dass diese Aussage für die in der Innen-stadt angetroffenen Studenten, Auszubildenden und Schüler gilt und nicht für alle. Unter den erwerbstätigen Befragten sind es immerhin noch 33 % mit Arbeitsplatz in der Innen-stadt. Da hier besonders Betriebe aus dem Dienstleistungsbereich liegen, sind in der Stichprobe anteilig auch mehr Erwerbstätige aus diesem Bereich vertreten als in der ge-samten Stadt und Region Ingolstadt tätig sind. Überdurchschnittlich häufig fallen Wohnort und Arbeits- beziehungsweise Ausbildungsstelle in der Innenstadt zusammen.

59

5 Die Besucher der Ingolstädter Innenstadt – zwischen modern und postmodern

5.1 Einstellungen zu modernen und postmodernen Werten

5.1.1 Bildung von Werthaltungsgruppen

In diesem Schritt werden die Befragten nach ihren Werthaltungen in Bezug auf die Stadt-gestaltung und -entwicklung differenziert. So sind einerseits die postmodern, andererseits die modern Orientierten von der größeren Mittelgruppe zu unterscheiden. In Abhängigkeit von diesen drei Werthaltungsgruppen werden die Ergebnisse ausgewertet. Es soll vor allem die Frage geklärt werden, ob sich verschiedene allgemeine Einstellungen zur Stadt in den Wahrnehmungen und Erwartungshaltungen der Passanten gegenüber der Innen-stadt sowie in einem unterschiedlichen Verhalten und Handeln niederschlagen.

Dazu wurden in den Fragebogen drei kurze Statements eingebaut. Die Befragten sollten jeweils ihre Zustimmung oder Ablehnung äußern. Daneben erhielten sie die Möglichkeit, mit „teils teils“ zu antworten. Die Sätze lauteten im Einzelnen:

• „Eine Stadt sollte, zum Beispiel bei Umbau- und Gestaltungsmaßnahmen, ihren histo-rischen Charakter berücksichtigen.“

• „Beim Bau von Gebäuden sollte vor allem der praktische Nutzen bedacht werden, weniger eine abwechslungsreiche Gestaltung.“

• „Wirtschaftliches Wachstum sollte das wichtigste Ziel für die Entwicklung einer Stadt sein.“

Die Meinungen zu diesen Aussagen spiegeln Werthaltungen und Sichtweisen der Befrag-ten wider. So entspricht die Betonung des historischen Charakters der ersten Aussage eher einer postmodernen Gestaltung der Stadt, während die anderen beiden die Vorstel-lung einer eher modernen beziehungsweise funktionalistischen Gestaltung und Entwick-lung ausdrücken. Die folgende Tabelle zeigt die Verteilung der Antworten für jede der drei Aussagen.

Tab. 10: Aussagen bezüglich Stadtgestaltung und -entwicklung

Antworten in %

Eine Stadt sollte ihren historischen Charakter

berücksichtigen.

Der praktische Nutzen sollte eher bedacht wer-den als eine abwechs-

lungsreiche Gestaltung.

Wirtschaftliches Wachs-tum sollte das wichtigste

Ziel sein.

stimme zu 89 27 38

teils teils 8 36 30

lehne ab 3 37 32

n = 823 820 820

Quelle: Eigene Erhebungen 2007

60

Auffällig ist die insgesamt hohe Wertschätzung des historischen Charakters. Fast 90 % halten es für wichtig, dass dieser in einer Stadt berücksichtigt wird. Dagegen sind die Mei-nungen zum Verhältnis von praktischem Nutzen und abwechslungsreicher Gestaltung sowie zur Bedeutung des wirtschaftlichen Wachstums annähernd dreigeteilt.

Für die weitere Betrachtung werden die Befragten entsprechend ihren Werthaltungen in drei Gruppen unterteilt. Über eine stark postmodern orientierte Werthaltung verfügen die-jenigen, die den historischen Charakter in einer Stadt besonders berücksichtigt sehen wollen. Gleichzeitig ist ihnen statt dem praktischen Nutzen eine abwechslungsreiche Ges-taltung von Gebäuden wichtiger und außerdem verneinen sie das wirtschaftliche Wachs-tum als wichtigstes Ziel für die Stadtentwicklung. Sie stimmen folglich der ersten Aussage zu und lehnen die anderen beiden ab, was auf 115 Personen (14 % aller Befragten) zu-trifft. Diese werden zusammen mit den Personen, die zwei der drei Statements gleicher-maßen beantworten und sich lediglich bei einem für „teils teils“ entscheiden, als eine postmodern orientierte Gruppe betrachtet. Sie umfasst insgesamt 286 Befragte (35 % aller Befragten).

Auf der anderen Seite wird eine Teilgruppe differenziert, die über moderne Werthaltungen verfügt. Es sind nur 13 Personen (2 % aller Befragten), die in einer Stadt den historischen Charakter nicht berücksichtigt sehen wollen, denen der praktische Nutzen von Gebäuden wichtiger als eine abwechslungsreiche Gestaltung erscheint und die zugleich das wirt-schaftliche Wachstum als wichtigstes Ziel bejahen. Ebenfalls sehr wenige sind es, die auf die gleiche Weise, mit der Aufweichung um ein „teils teils“ antworten. Das liegt daran, dass das Statement den historischen Charakter betreffend insgesamt so großen Zuspruch erhält. Mit der weitgehenden Akzeptanz und Übereinstimmung über die Bedeutung des Historischen erweist sich die Formulierung dieses Statements als wenig geeignet, um eine Gruppe mit modernen Werthaltungen zu identifizieren. Daher wird die modern orien-tierte Teilgruppe erweitert um diejenigen Befragten, die zwar den historischen Charakter befürworten, aber sonst dem praktischen Nutzen und wirtschaftlichen Wachstum als wich-tigstem Ziel zustimmen. Dies sind 102 Personen, so dass die Gruppe insgesamt aus 119 Personen (14 % aller Befragten) besteht.

Da bisher die Personen mit „extremen“ Werthaltungen in die jeweilige Richtung abge-grenzt wurden, stellt die Mittelgruppe die dritte Gruppe dar. Sie umfasst 414 Personen (50 % aller Befragten) und setzt sich erstens aus den Unentschiedenen mit mehreren Antwor-ten „teils teils“ sowie zweitens aus denjenigen mit hybriden Meinungen, die einerseits ei-ner postmodernen und andererseits einer modernen Stadtentwicklung entsprechen, zu-sammen.

Die nachstehende Tabelle zeigt alle möglichen Antwortkombinationen auf die Statements, die jeweilige vorkommende Häufigkeit sowie die Zuordnung zu den genannten Werthal-tungsgruppen mit einer eher postmodernen, modernen oder nicht genau festzulegenden Orientierung. Als Anhang 5 ist die Tabelle leicht abgeändert angehängt. Sie enthält in der

61

ersten Zeile die vorgegebenen Aussagen ausformuliert und im Weiteren, ob der Aussage jeweils zugestimmt oder sie abgelehnt wird.

Tab. 11: Abgrenzung der drei Werthaltungsgruppen

Meinung zu historischem

Charakter

Meinung zu praktischem Nutzen oder

abwechslungs-reicher Gestal-

tung

Meinung zu wirtschaftli-

chem Wachs-tum

An-zahl der

Fälle

Summe der

Fälle je Gruppe

Fälle je Gruppe

in %

postmodern postmodern postmodern 115

postmodern postmodern teils teils 81

postmodern teils teils postmodern 86

insgesamt Werthaltun-gen eher postmodern

teils teils postmodern postmodern 4

286 35

postmodern postmodern modern 88

postmodern modern postmodern 41

modern postmodern postmodern 2

teils teils teils teils postmodern 8

teils teils postmodern teils teils 5

postmodern teils teils teils teils 85

teils teils teils teils teils teils 16

postmodern teils teils modern 79

postmodern modern teils teils 51

teils teils postmodern modern 9

teils teils modern postmodern 3

modern postmodern teils teils 0

modern teils teils postmodern 4

teils teils teils teils modern 13

teils teils modern teils teils 4

modern teils teils teils teils 3

modern modern postmodern 0

insgesamt Werthaltun-gen teils teils beziehungs-weise ge-mischt; Mittelgruppe

modern postmodern modern 2

414 50

postmodern modern modern 102

modern modern teils teils 1

modern teils teils modern 0

teils teils modern modern 3

insgesamt Werthaltun-gen eher modern

modern modern modern 13

119 14

keine Angabe bei mindestens einer Aussage keine Angabe 8 8 1

gesamt 827 827 100

Quelle: Eigene Erhebungen 2007

62

Es muss betont werden, dass die Differenzierung der Befragten damit lediglich auf Wert-haltungen gegenüber der Stadt beruht und nicht auf Lebensstilen, die einen umfassende-ren, mehrdimensionalen Ansatz voraussetzen. Im Gegensatz zu den Werthaltungen sind Lebensstile typische Muster und Strukturen von Lebens- und Verhaltensweisen, die im Alltagsleben der Individuen sichtbar werden. Ihnen liegen gewisse Werte, Lebensvorstel-lungen und Einstellungen zugrunde (vgl. EDER SANDTNER 2005, S. 24). Meist werden die einzelnen Lebensstile nach einem Mix aus sichtbaren Verhaltensäußerungen der Men-schen, aus sozialen Kompetenzen und Interaktionsmustern, aus allgemeinen Präferen-zen, Wertorientierungen, Einstellungen und Traditionen, aus die eigene Person oder die Umwelt betreffenden Wahrnehmungen sowie aus demographischen und sozioökonomi-schen Merkmalen voneinander abgegrenzt. Je nach Forschungsansatz werden bei ver-schiedenen Lebensstilkonzepten jeweils einzelne Merkmale mehr ins Zentrum gerückt und andere außer Acht gelassen. Auch die Zahl der ermittelten Lebensstilgruppen variiert in verschiedenen Studien beträchtlich (vgl. KLEE 2001, S. 57-62). In dieser Arbeit erfolgt die Beschränkung auf die genannten Werthaltungen, um festzustellen, inwiefern selbst diese sich in unterschiedlichen Wahrnehmungen und Bewertungen sowie Nutzungen nie-derschlagen.

5.1.2 Demografische und sozioökonomische Merkmale der Werthaltungs-gruppen

Um die Frage zu beantworten, ob und auf welche Weise sich die Gruppen unterscheiden, die aufgrund der Werthaltungen gebildet wurden, werden sie anhand der Merkmale Ge-schlecht, Alter, Tätigkeit, Wirtschaftszweig des Betriebes sofern die Befragten erwerbstä-tig sind, beruflicher Ausbildungsabschluss sowie Herkunft analysiert.23

Außerdem ist es von Interesse, wie sich die Besucher der verschiedenen Geschäftslagen zusammensetzen. Damit wird der Frage nachgegangen, ob und inwiefern sich in Straßen der 1b-Lage und Randlage analog zur Angebotsseite auch die Besucher, also die Nach-frageseite, von denen der Hauptgeschäftslage unterscheiden. Unter anderem soll über-prüft werden, ob die Besucher in der 1b- und Randlage eher postmodern orientiert sind als in der Hauptgeschäftslage und ein eher postmodernes Verhalten aufweisen. Daneben können unterschiedliche Nutzungen und teilweise auch Wahrnehmungen durch die Besu-cher der einzelnen Geschäftslagen ermittelt werden. Ein Teil der Passanten aus der Lud-wigstraße suchte sicherlich zusätzlich Straßen der anderen Lagen auf. Gleiches gilt für

23 Um den Zusammenhang zwischen den demographischen oder sozioökonomischen Merkmalen

und den Werthaltungsgruppen zu überprüfen, wurde jeweils ein Chi-Quadrat-Test nach Pearson zum Niveau 0,05 durchgeführt und der Kontingenzkoeffizient berechnet. Damit kann überprüft werden, ob ein in der Stichprobe beobachteter Zusammenhang zweier Variablen zufällig oder statistisch signifikant ist, also zu groß um als zufällig gelten zu können und damit auf die Grund-gesamtheit übertragen werden kann. Der Kontingenzkoeffizient gibt an, wie stark ein Zusam-menhang ausfällt (vgl. MARTENS 2003, S. 108-114; BROSIUS 2007, S. 211-215).

63

die Befragten der 1b-Lage sowie der Randlage. Es gibt folglich eine Gruppe von Passan-ten, die an jedem der Standorte oder zumindest an zweien davon hätten befragt werden können, aber letztendlich an einem befragt wurden und entsprechend zur Passanten-gruppe dieser Lage gerechnet werden, obwohl sie ebenso in den anderen waren. Diese können jedoch nicht identifiziert und aus der Betrachtung nach Befragungsstandorten ausgeschlossen werden. Es kann auch nicht unterschieden werden, ob die Straße, in der ein Passant befragt wurde, das Ziel seines Innenstadtbesuches ist oder er sich nur auf dem Durchgang zu einer anderen Geschäftslage befindet. Trotzdem lassen sich Tenden-zen zwischen den Besuchern der einzelnen Lagen erkennen, die sonst vermutlich höher ausfielen.

Eine Interviewerin brachte mit ihrer Aussage die Charakterisierung der Menschen in der Schrannenstraße, die ja beispielhaft für die Randlagen steht, auf den Punkt: „In der Schrannenstraße sind zwar deutlich weniger Menschen unterwegs, aber dafür machen viele bei der Befragung mit. Die Menschen in der Schrannenstraße sind meist sehr nett und haben oder nehmen sich mehr Zeit als in der Ludwigstraße. Sie unterhalten sich manchmal gerne und erzählen Verschiedenstes.“24 Eigene Erfahrungen und Beobachtun-gen gehen in die gleiche Richtung. Insgesamt wirken die Befragten in der Schrannenstra-ße und zum Teil auch in der Donaustraße sowie in den drei Straßen der 1b-Lage zum Beispiel etwas weniger gehetzt.

Unter den Befragten in der 1a-Lage sowie unter denen mit modernen und mit postmoder-nen Werthaltungen befinden sich jeweils etwas mehr Frauen als im Durchschnitt der ge-samten Stichprobe. Allerdings fallen die Abweichungen sehr gering aus. Entsprechend kann rechnerisch kein Zusammenhang bestätigt werden.

Tab. 12: Geschlecht der Befragten nach Befragungsstandort und Werthaltungsgruppen

in %

Befragungsstandort Werthaltung

gesamt 1a-Lage 1b-Lage Randlage postmo-dern

Mittel-gruppe modern

männlich 44 40 46 45 43 46 40

weiblich 56 60 54 55 57 54 60

n = 827 251 267 309 286 414 119

Quelle: Eigene Erhebungen 2007

Auch in der Altersverteilung der Befragten an den einzelnen Befragungsstandorten las-sen sich keine großen Abweichungen feststellen. Zwischen dem Alter und den Werthal-tungen besteht jedoch ein schwacher Zusammenhang, der laut Ergebnis des Chi-Quadrat-Tests signifikant ist, also nicht mehr als zufällig gelten kann. Die Befragten, die sich durch postmoderne Werthaltungen auszeichnen, haben den höchsten Anteil der mitt-

24 Zitat von Kathrin Umstädter am 18.10.2007.

64

leren Altersgruppen. Unter denen, die nicht direkt zuzuordnen sind, liegen die Anteile der jüngsten, aber minimal auch die Anteile der ältesten Altersklassen über dem Durchschnitt. Die modern Orientierten gehören überproportional der älteren Bevölkerung an, was sich auch in deren höherem Altersdurchschnitt ausdrückt.

Tab. 13: Alter der Befragten nach Befragungsstandort und Werthaltungsgruppen

in %

Befragungsstandort Werthaltung

gesamt 1a-Lage 1b-Lage Randlage post-modern

Mittel-gruppe modern

14 bis 25 Jahre 33 33 34 31 31 36 25

26 bis 50 Jahre 41 40 37 45 48 36 40

ab 51 Jahre 27 27 29 24 21 28 35

arithm. Mittel 38,5 38,7 38,9 38,0 37,3 38,1 42,6

n = 802 246 256 300 279 404 115

Quelle: Eigene Erhebungen 2007

Zwischen der Tätigkeit, die die Befragten zurzeit ausüben und den Geschäftslagen, an denen sie angetroffen wurden, besteht ein schwacher, signifikanter Zusammenhang, wie auch zwischen der Tätigkeit und der Werthaltung. Interessanterweise setzen sich die An-teile der in der Randlage Befragten sowie der als postmodern Eingestuften, was ihre mo-mentane Tätigkeit angeht, relativ ähnlich zusammen. Die Hälfte beider Gruppen ist in Vollzeit oder Teilzeit erwerbstätig beziehungsweise selbstständig. Besonders der Anteil der vollzeitig Erwerbstätigen fällt jeweils überproportional hoch aus. Dagegen sind wenig Rentner und Pensionäre vertreten. In der 1b-Lage und zudem in der Gruppe mit den ge-mischten Werthaltungen sind im Vergleich zur gesamten Stichprobe etwas mehr Studen-ten, Auszubildende, Schüler, Wehr- und Zivildienstleistende oder ähnliches vorhanden.25 Im Falle der Mittelgruppe ist dies im Wesentlichen auf die Studenten und Auszubildenden zurückzuführen, während die Schüler in keiner der drei Gruppen nennenswert über- oder unterrepräsentiert sind. Die 1a-Lage sowie die modern orientierte Gruppe zeichnen sich durch einen hohen Anteil der Hausfrauen, -männer, Rentner, Pensionäre und Arbeitsu-chenden beziehungsweise -losen aus. Am auffälligsten ist, dass über ein Viertel der als modern Eingestuften Rentner und Pensionäre sind. In der 1a-Lage sind es vor allem die Hausfrauen und -männer, die im Verhältnis zur allgemeinen Struktur stärker auftreten.26 Da die momentane Tätigkeit zu einem großen Teil vom Alter abhängt, war die Zusam-mensetzung der nach den Werthaltungen gebildeten Teilgruppen angesichts deren Al-tersstruktur zu erwarten gewesen.

25 Darunter fallen zum Beispiel Teilnehmer des Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ). 26 Vgl. auch die ausführlichere Tabelle im Anhang 6.

65

Tab. 14: Tätigkeit der Befragten nach Befragungsstandort und Werthaltungsgruppen

in %

Befragungsstandort Werthaltung

gesamt 1a-Lage 1b-Lage Randlage post-modern

Mittel-gruppe modern

erwerbstätig (Voll-, Teilzeit, selbstständig)

45 41 41 51 50 43 38

StudentIn, Azubi, SchülerIn, Soldat, Zivi, FSJler

28 27 33 25 28 32 16

Hausfrau, -mann, RentnerIn, Pen-sionärIn, arbeit-suchend, -los

27 32 27 23 22 25 46

n = 825 251 267 307 286 413 119

Quelle: Eigene Erhebungen 2007

Bei Betrachtung der Wirtschaftszweige27 der Betriebe, in denen die Erwerbstätigen be-schäftigt sind, zeigt sich, dass die postmodern Orientierten im Vergleich zu allen befragten Erwerbstätigen überdurchschnittlich in der öffentlichen Verwaltung, Verteidigung und So-zialversicherung, aber auch im Bereich Erziehung und Unterricht angestellt sind. Zum Beispiel wurden alle zehn befragten Lehrer ihren Aussagen bezüglich der Stadtgestaltung und -entwicklung nach als postmodern eingestuft. Die anhand ihrer Werthaltung weder als postmodern noch als modern einzuordnende Gruppe ist zu einem besonders hohen Anteil im Bereich Handel, zu dem auch die Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen und Gebrauchsgütern gerechnet werden, beschäftigt. So wurden alle 15 Verkäufer aus der Stichprobe der Mittelgruppe zugeordnet. In den beiden Wirtschaftszweigen Verkehr und Nachrichtenübermittlung sowie Erbringung von sonstigen öffentlichen und persönli-chen Dienstleistungen sind überproportional häufig die Befragten mit einer modernen Werthaltung tätig. Zu dem letztgenannten Bereich werden zum Beispiel Frisöre oder die Stadtreinigung gerechnet. Da in der Postmoderne besonders der Bereich der Unterneh-mensdienstleistungen an Bedeutung gewonnen hat (vgl. Kapitel 2.2.2), könnte man ver-muten, dass postmodern Orientierte häufig in diesem Bereich tätig sind. Allerdings konnte dies nicht bestätigt werden. Die Anteile des entsprechenden Wirtschaftszweiges liegen in den drei nach Werthaltungen unterschiedenen Gruppen relativ eng beieinander bei je-weils etwa 12 % der Erwerbstätigen.

Unter den Befragten in der 1a-Lage fällt der Anteil derjenigen mit einer Lehre bezie-hungsweise einem Berufs(fach)schulabschluss höher aus als in der gesamten Stichprobe, während er von denen mit einem Fachhochschul- oder Hochschulabschluss niedriger

27 Die Wirtschaftszweige wurden entsprechend der Klassifikation durch das Statistische Bundes-

amt, WZ 2003, differenziert (vgl. STATISTISCHES BUNDESAMT 2003).

66

ausfällt. Leicht über dem Durchschnitt liegt der Anteil mit einem Abschluss an einer Meis-ter- oder Technikerschule oder Vergleichbarem. In der 1b-Lage und Randlage unterschei-det sich die Besucherstruktur in Bezug auf den beruflichen Ausbildungsabschluss nur relativ geringfügig von der Gesamtstruktur. In beiden Geschäftslagen sind die Anteile der Befragten mit einem Fachhochschul- oder Hochschulabschluss leicht überrepräsentiert. Ein etwas stärkerer Zusammenhang besteht zwischen dem beruflichen Ausbildungsab-schluss und der Einteilung der Befragten nach den Werthaltungen. Danach verfügen die als postmodern Eingestuften durchschnittlich über die höchste berufliche Ausbildung und die als modern Eingestuften über die niedrigste.

Tab. 15: Beruflicher Ausbildungsabschluss der Befragten nach Befragungsstandort und Werthaltungsgruppen

in %, Wert in Klammern bezieht sich jeweils nur auf diejenigen, die nicht mehr in berufli-cher oder schulischer Ausbildung sind

Befragungsstandort Werthaltung

gesamt 1a-Lage 1b-Lage Randlage post-modern

Mittel-gruppe modern

Lehre, Berufs(fach)-schulabschluss

39 (54)

46 (62)

34 (50)

37 (50)

33 (45)

35 (52)

65 (77)

Abschluss an Fach-, Meister-, Technikerschu-le, Berufs- oder Fachakademie

8 (11)

10 (13)

8 (12)

6 (8)

7 (9)

9 (13)

6 (7)

(Fach-) Hoch-schulabschluss

19 (27)

12 (16)

22 (32)

23 (32)

30 (41)

17 (25)

4 (5)

kein beruflicher Abschluss

6 (8)

6 (8)

4 (6)

8 (10)

3 (4)

7 (10)

9 (10)

noch in berufli-cher oder schu-lischer Ausbil-dung

28 26 32 26 28 32 16

n = 799 (576)

241 (178)

255 (173)

303 (225)

279 (201)

401 (274)

116 (97)

Quelle: Eigene Erhebungen 2007

Zwischen der Herkunft der Menschen und der Geschäftslage, in der sie befragt wurden, besteht rechnerisch ein sehr geringer, jedoch signifikanter Zusammenhang. In der 1a-Lage, also der Ludwigstraße, ist der Anteil derer, die von außerhalb der Region Ingolstadt in die Innenstadt kommen, etwas höher als in den anderen Lagen. Dies verwundert kaum, da die Hauptgeschäftslage eben am bekanntesten ist und für Auswärtige häufig die In-nenstadt ausmacht. In den Gruppen nach den Werthaltungen fallen die Abweichungen von der gesamten Struktur nur sehr gering aus. So liegt bei den postmodern Orientierten

67

der Anteil der Ingolstädter, die jedoch nicht in der Innenstadt wohnen, etwas unter dem Durchschnitt sowie bei den modern Orientierten der Anteil von außerhalb der Region.28

Tab. 16: Herkunft der Befragten nach Befragungsstandort und Werthaltungsgruppen

in %

Befragungsstandort Werthaltung

gesamt 1a-Lage 1b-Lage Randlage post-modern

Mittel-gruppe modern

Innenstadt 16 12 15 20 17 15 13

übrige Stadt Ingolstadt 42 44 45 39 38 44 47

umgebende Landkreise 31 29 31 34 32 31 34

außerhalb der Region 10 15 9 8 13 10 6

n = 827 251 267 309 286 414 119

Quelle: Eigene Erhebungen 2007

Inwiefern die Werthaltungen die Wohnortwahl beeinflussen können, wird bei der Herkunft derjenigen 115 Personen deutlicher, die alle drei Aussagen im postmodernen Sinne be-antworten. Sie wollen den historischen Charakter in einer Stadt berücksichtigt wissen, ihnen ist außerdem eine abwechslungsreiche Gestaltung von Gebäuden wichtiger als der praktische Nutzen und sie lehnen gleichzeitig das wirtschaftliche Wachstum als wichtigs-tes Ziel für die Entwicklung einer Stadt ab. Damit schätzen sie die Innenstadt und das urbane Leben ebenso wie die Atmosphäre besonders, was sich darin zeigt, dass von ih-nen 22 % in der Ingolstädter Innenstadt wohnen, im Vergleich zu 16 % aller Befragten.

5.1.3 Verteilung der Werthaltungsgruppen auf die Geschäftslagen

Der Fragestellung, ob in den verschiedenen Geschäftslagen jeweils Menschen mit be-stimmten Werthaltungen besonders häufig anzutreffen sind, beziehungsweise ob die Menschen mit verschiedenen Werthaltungen jeweils bestimmte Lagen in stärkerem Maße aufsuchen, soll die folgende Tabelle dienen. In der 1a-Lage liegt der Anteil der Mittelgrup-pe mit 53 % etwas höher als im Durchschnitt der Befragten aller drei Lagen (50 %) und der der postmodern Orientierten etwas niedriger (31 % statt 35 %). In der 1b-Lage sind dagegen letztere etwas überrepräsentiert (40 % statt 35 %) und die anderen beiden Teil-gruppen leicht unterrepräsentiert. Die Anteile der einzelnen Werthaltungsgruppen in der Randlage entsprechen der gesamten Verteilung. Andersherum ausgedrückt sind die als postmodern Eingestuften mit 37 % etwas häufiger als alle Passanten (32 %) in der 1b-

28 Nach dem genauen Stadtteil der Ingolstädter gefragt, würden sich womöglich größere Abwei-

chungen von der gesamten Verteilung ergeben.

68

Lage anzutreffen. Die modern Orientierten suchen etwas häufiger die 1a-Lage (33 % statt 30 %) und die Randlage (41 % statt 37 %) auf.

Tab. 17: Zusammenhang zwischen Werthaltungen und Aufsuchen der Geschäftslagen

in %

gesamt 1a-Lage 1b-Lage Randlage

postmodern 35 31 40 34

Mittelgruppe 50 53 48 50

modern 15 16 12 16

n = 819 247 266 306

gesamt postmodern Mittelgruppe modern

1a-Lage 30 27 32 33

1b-Lage 32 37 31 26

Randlage 37 36 37 41

n = 819 286 414 119

Quelle: Eigene Erhebungen 2007

Die Tendenzen der Stichprobe gehen somit teilweise in die Richtung der Hypothese, dass postmodern orientierte Besucher stärker als die anderen die Seitenstraßen und Randla-gen nutzen. Sie sind etwas häufiger in der 1b-Lage anzutreffen. Für die Randlagen gilt dies jedoch nicht. Allerdings entsprechen die ausgewählten Randlagen, besonders die Donaustraße mit der Dominanz des motorisierten Verkehrs gegenüber dem Fußgänger-verkehr auch nicht unbedingt dem Bild einer vielfältigen, kleinen und kleinteiligen Ge-schäftsstraße mit individuellem Flair, das postmodernen Werteinstellungen entsprechen würde (vgl. Kapitel 2.4). Zumindest ansatzweise trifft dies eher auf die Theresienstraße und Moritzstraße zu, die neben der Straße Am Stein stellvertretend für alle Straßen der 1b-Lage ausgewählt wurden. Dort sind die postmodern Orientierten tatsächlich etwas ü-berproportional vertreten.

Jedoch sind die festgestellten Abweichungen sehr gering und statistisch nicht signifikant. Für die Grundgesamtheit muss folglich angenommen werden, dass kein Zusammenhang zwischen den in dieser Arbeit unterschiedenen Werthaltungen der Menschen und dem Antreffen an den einzelnen Geschäftslagen vorhanden ist. Damit kann an dieser Stelle aber nicht gesagt werden, ob tatsächlich keine Vorlieben für bestimmte Straßen in den einzelnen Teilgruppen bestehen, worauf an späterer Stelle noch zurückzukommen sein wird29, oder ob einfach verschiedene Zwänge stärker wirken. So dienen beispielsweise die kleineren Straßen unabhängig vom genutzten Verkehrsmittel vielfach als Zugangsweg zur Haupteinkaufsstraße und müssen damit gezwungenermaßen passiert werden oder

29 Vgl. dazu die Frage nach besonders angenehmen und besonders unangenehmen Straßen und

Plätzen in der Ingolstädter Innenstadt in Kapitel 5.2.3.

69

der Arbeits- oder Ausbildungsplatz, eine aufzusuchende Behörde oder sonstige Einrich-tung liegt in einer bestimmten Straße.

5.1.4 Zwischenfazit

Zusammenfassend lassen sich die Menschen in den drei unersuchten Geschäftslagen als auch der verschiedenen Werthaltungsgruppen prototypisch beschreiben und damit die Frage nach der unterschiedlichen Zusammensetzung beantworten. In der 1a-Lage sind vor allem Frauen, überdurchschnittlich Hausfrauen anzutreffen und überproportional die-jenigen mit einer Lehre beziehungsweise einem Berufs(fach)schulabschluss sowie von außerhalb der Region Ingolstadt. Die Besucher der 1b-Lage sind etwas mehr Männer als im gesamten Vergleich, überdurchschnittlich viele Schüler, also zu größerem Anteil noch in Ausbildung und unter den nicht mehr in Ausbildung Befindlichen etwas häufiger mit einem Fachhochschul- oder Hochschulabschluss. In der Randlage ist der Anteil der voll-zeitig Erwerbstätigen besonders hoch sowie auch derjenigen, die über einen Fachhoch-schul- oder Hochschulabschluss verfügen.

Die postmodern orientierte Werthaltungsgruppe ist dadurch gekennzeichnet, dass vor allem mittlere Altersgruppen ihr angehören, überdurchschnittlich viele vollzeitig erwerbstä-tig sind und einen Fachhochschul- oder Hochschulabschluss besitzen. In der Mittelgrup-pe sind etwas mehr Männer als insgesamt, überproportionale Anteile der jüngeren Alters-gruppen, der Studenten und Auszubildenden und geringfügig mehr mit einem Abschluss an einer Meister- oder Technikerschule oder Vergleichbarem sowie ohne Berufsab-schluss. In der Gruppe mit modernen Werthaltungen sind vor allem Frauen vertreten, überdurchschnittlich die höheren Altersgruppen, entsprechend deutlich mehr Rentner und Pensionäre und 65 % aller Befragten beziehungsweise 77 % der nicht mehr in Ausbildung Befindlichen haben eine Lehre beziehungsweise Berufs(fach)schulabschluss gemacht. Auch der Anteil derjenigen ohne einen Berufsabschluss liegt etwas über dem Durch-schnitt.

Jedoch fallen die Abweichungen von der gesamten Stichprobe jeweils gering aus. Die größten Zusammenhänge bestehen zwischen dem Ausbildungsabschluss der Befragten und ihren Werthaltungen sowie zwischen der Tätigkeit und ihren Werthaltungen. Demge-genüber sind Unterschiede hinsichtlich der Zusammensetzung nach dem Geschlecht als nicht signifikant zu beurteilen. Gleiches gilt für den Zusammenhang zwischen den Alters-gruppen und den einzelnen Befragungsstandorten sowie zwischen der Herkunft und den Werthaltungsgruppen. Ebenso ist der Zusammenhang zwischen den Werthaltungen und dem Aufsuchen der Geschäftslagen nicht signifikant. Tendenziell sind die postmodern eingestellten jedoch etwas überproportional in der 1b-Lage anzutreffen.

70

5.2 Wahrnehmung und Bewertung der Innenstadt durch die Werthal-tungsgruppen

Grundsätzlich wird davon ausgegangen, dass die Raumwahrnehmung das räumliche Verhalten von Individuen beeinflusst. KLEE (2001) hat beispielsweise für Nürnberg festge-stellt, dass einzelne Lebensstilgruppen den Raum durchaus unterschiedlich wahrnehmen und bewerten und schließlich auch verschieden nutzen. Im Folgenden geht es neben der Bewertung durch alle Besucher um die Fragestellung, ob auch die in dieser Arbeit unter-schiedenen Gruppen, die anhand ihrer auf die Stadt bezogenen Werthaltungen in post-modern, Mittelgruppe und modern eingeteilt wurden, die Ingolstädter Innenstadt unter-schiedlich wahrnehmen und bewerten, beziehungsweise welche Faktoren sonst aus-schlaggebend sind. Die gleiche Frage gilt für die Wahrnehmung und Bewertung des Ein-kaufzentrums Westpark und des Factory-Outlet-Centers Ingolstadt Village. Im Vergleich der Bewertung der drei Standorte zeigt sich außerdem die Wertschätzung der Innenstadt.

5.2.1 Innenstadt

Die Passanten sollten die Aufenthaltsqualität der Ingolstädter Innenstadt allgemein, wie auch ihre Zufriedenheit mit einzelnen wichtigen Merkmalen bewerten.

Die Beurteilung der Aufenthaltsqualität der Ingolstädter Innenstadt beschränkt sich auf die Befragten aus der Region Ingolstadt. Es geht dabei um eine grobe Gesamteinschät-zung, auch wenn sicherlich verschiedenste Faktoren eine Rolle spielen, dass man sich gerne in der Innenstadt aufhält. Dazu sollten die Befragten angeben, wie angenehm sie den Aufenthalt in der Ingolstädter Innenstadt empfinden. 77 % empfinden den Aufenthalt generell als angenehm und 3 % als unangenehm. Die Übrigen halten die Antwort „geht so“ für angebracht.

Auf die Gesamtbewertung der Innenstadt hat manchmal die unmittelbare Befragungsum-gebung Einfluss. Daher können Unterschiede in der Bewertung in den verschiedenen Geschäftslagen ein Hinweis auf unterschiedliche Aufenthaltsqualitäten sein. Der Gesamt-eindruck ist jedoch bei den Befragten in allen drei Lagen etwa gleich. So wird der Aufent-halt der Innenstadt von den Befragten der Randlage im Vergleich zu den anderen Befrag-ten etwas seltener als angenehm beurteilt (74 %), aber ebenso seltener als unangenehm (1 %). Dies liegt im Wesentlichen an den Befragten in der Donaustraße, die sogar zu fast einem Drittel mit „geht so“ antworten. Dabei ist es Spekulation, ob die Befragten, weil sie sich in dieser Straße eh nicht länger aufhalten, keine großen Erwartungen an sie stellen, die daher auch nicht erfüllt oder enttäuscht werden können oder ob sie sich aus der Dis-tanz von der doch etwas abseits gelegenen Donaustraße seltener ein deutliches Urteil über die gesamte Innenstadt zutrauen.

71

Etwas anders verhält es sich in Abhängigkeit von den Gruppen, die nach den Werthaltun-gen gebildet wurden. Hier schätzen die modern Eingestellten die Aufenthaltsqualität der Innenstadt etwas weniger angenehm ein als die anderen. Der Gruppe der postmodern Orientierten entspricht die Innenstadt, so wie sie sich darstellt, etwas mehr. Aufgrund ihrer Einstellung dürfte ihnen auch mehr daran gelegen sein.

Abb. 18: Empfindung des Aufenthaltes in der Ingolstädter Innenstadt

in %

Quelle: Eigene Erhebungen 2007

Weitere mögliche Einflussfaktoren auf die Bewertung des Aufenthaltes der Ingolstädter Innenstadt, wie der Wohnort der Befragten, ihr Alter, ihr Geschlecht und ihr beruflicher Ausbildungsabschluss sind in Abbildung 18 gegenübergestellt. In allen Fällen bestehen geringe Unterschiede in der Beurteilung, die jedoch statistisch nicht signifikant sind und daher nur in Form von Trendaussagen interpretiert werden können. In der Tendenz wird die Aufenthaltsqualität von den Ingolstädtern besser eingeschätzt. Keine Abweichung besteht zwischen denjenigen, die in der Innenstadt wohnen und den übrigen Ingolstäd-tern. Männer beurteilen sie mit zunehmendem Alter besser, insgesamt aber etwas schlechter als Frauen. In der Betrachtung nach dem beruflichen Ausbildungsabschluss

77

7779

74

7976

72

7879

72

7077

81777778

7978

6476

21

191625

1821

24

2019

24

2720

19211919

1920

3121

3

351

334

22

4

33

233

23

53

gesamt (n = 712)

in 1a-Lage (n = 208)in 1b-Lage (n = 230)

in Randlage (n = 274)

postmodern (n = 245)Mittelgruppe (n = 357)

modern (n = 107)

Innenstädter (n = 124)übrige Ingolstädter (n = 335)

aus umgeb. Landkreisen (n = 253)

männl. / 14 bis 25 Jahre (n = 97)männl. / 26 bis 50 Jahre (n = 128)

männl. / 51 Jahre und älter (n = 74)weibl. / 14 bis 25 Jahre (n = 148)weibl. / 26 bis 50 Jahre (n = 144)

weibl. / 51 Jahre und älter (n = 100)

Lehre, Berufsschule (n = 264)Hochschule, Techniker o.ä. (n = 183)

kein berufl. Abschluss (n = 39)noch in Ausbildung (n = 211)

angenehm geht so unangenehm

72

fällt besonders auf, dass die Befragten, die über keinen Berufsabschluss verfügen, sich insgesamt in der Innenstadt offensichtlich etwas weniger wohl fühlen, wobei das nur auf einer niedrigen Fallzahl basiert.

Für das gesamte Bild, das die Besucher von der Innenstadt haben, sind neben der Auf-enthaltsqualität weitere Merkmale entscheidend. Inwieweit die Besucher damit zufrieden sind, hängt von der Erfüllung ihrer Erwartungen ab. Um dies abschätzen zu können, ist es Voraussetzung, dass sie in irgendeiner Form bereits Erfahrungen damit gemacht haben (vgl. BÖHLER 2005, S. 36). Alle Befragten wurden also aufgefordert, für jedes Merkmal, sofern sie es beurteilen können30, auf einer 5er-Skala anzugeben, ob sie damit sehr zu-frieden, eher zufrieden, eher unzufrieden oder sehr unzufrieden sind. Die Formulierung der mittleren Kategorie lautete „geht so“. Dies impliziert, dass der Besucher nur seine Mindestanforderungen an das jeweilige Merkmal erfüllt sieht.

Als Stärke der Ingolstädter Innenstadt erweist sich das Gastronomieangebot, mit dem die Besucher unter den abgefragten Merkmalen am zufriedensten sind (77 % sehr oder eher zufrieden). Bestätigt wird dies, indem den Besuchern spontan mehr Nennungen zum Be-reich Gastronomie einfallen, die ihnen besonders gut gefallen als Dinge, die sie vermis-sen31. Das städtebauliche Erscheinungsbild wird differenziert betrachtet. So folgt der An-blick der Gebäude (74 % sehr oder eher zufrieden) an zweiter Stelle, mit der Gestaltung der Straßen und Plätze sind indessen nur noch 61 % sehr oder eher zufrieden. Mit der Erreichbarkeit mit dem öffentlichen Nahverkehr (70 % sehr oder eher zufrieden) sind die Besucher zufriedener als mit der des PKW (52 % sehr oder eher zufrieden)32 als auch besonders mit den Parkmöglichkeiten (36 % sehr oder eher zufrieden)33. Bezeichnender-weise wird das Handelsangebot (63 % sehr oder eher zufrieden) schlechter bewertet als das Gastronomieangebot.

30 Etwa ein Drittel beziehungsweise ein Viertel konnten zum Beispiel die Kinder- und Familien-

freundlichkeit beziehungsweise die Erreichbarkeit der Innenstadt mit dem öffentlichen Nahver-kehr nicht beurteilen.

31 Das zeigt sich in der Auswertung der offen gestellten Fragen, was den Besuchern in der Ingol-städter Innenstadt besonders gut gefällt und was sie vermissen.

32 Abgesehen von kleineren Städten bis etwa um 50.000 Einwohner ist die Zufriedenheit der Pas-santen mit der Erreichbarkeit der Innenstadt mit dem öffentlichen Nahverkehr regelmäßig größer als mit der des PKW (vgl. BCSD / BAG / IFH 2004).

33 Die sehr geringe Zufriedenheit mit den Parkmöglichkeiten könnte noch etwas beeinflusst sein von der Parkplatzsituation während des Herbst-Volksfestes, das ein bis zwei Wochen vor der Befragung am Festplatz stattfand, der sonst als Großparkplatz dient.

73

Abb. 19: Zufriedenheit mit bestimmten Merkmalen in der Ingolstädter Innenstadt

in %; Antwort „kann ich nicht beurteilen“ wurde als fehlender Wert behandelt

Quelle: Eigene Erhebungen 2007

Um die Antworten der einzelnen Teilgruppen besser vergleichen zu können, werden für alle Merkmale die Mittelwerte berechnet. Dafür wird angenommen, dass die Abstände zwischen den einzelnen Merkmalsausprägungen der Skala gleich sind, sodass also die Merkmale wie mit metrischem Messniveau behandelt werden. Da die Besucher mit der Antwort „geht so“, die dem Wert der Drei entspricht, nicht wirklich überzeugt sind, werden Mittelwerte um etwa 2,3 und schlechter meist so eingeschätzt, dass ausdrücklicher Hand-lungsbedarf zur Verbesserung der Situation besteht (vgl. HELLER & MONHEIM 2004, S. 57) oder Marketing notwendig ist, um eine objektiv gute Sachlage zu verdeutlichen. Das gilt in der Ingolstädter Innenstadt im Prinzip für alle der abgefragten Merkmale außer den drei am besten Bewerteten.

Im Gegensatz zur Beurteilung der Aufenthaltsqualität weichen die Angaben über die Zu-friedenheit in Abhängigkeit davon, an welchem Standort befragt wurde, manchmal etwas mehr voneinander ab, wenn auch in den meisten Fällen nicht signifikant. Gerade Kriterien, die manche Befragten besonders spontan bewerteten, indem sie kurz ihren Blick über die nahe Umgebung schweifen ließen, spiegeln teilweise den Eindruck von den einzelnen Geschäftslagen wider, auch wenn eigentlich nach der Zufriedenheit in der gesamten In-nenstadt gefragt wurde. Dazu gehören hauptsächlich die Sauberkeit und das Erschei-nungsbild in Form der Gebäude als auch der Straßen und Plätze. Alle drei erhalten die schlechtesten Zufriedenheitswerte von den Passanten in der Randlage. Angesichts des-sen ist es fast verwunderlich, dass sie den Aufenthalt, der damit in Zusammenhang ste-

38

26

32

27

25

13

18

14

39

48

38

36

36

46

39

34

22

16

21

21

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28

31

32

25

25

5

4

6

10

10

6

14

16

23

2

3

2

1

3

2

6

17

15

1

Gastronomieangebot (n = 779)

Anblick der Gebäude (n = 825)

Erreichbarkeit mit ÖPNV (n = 622)

Handelsangebot (n = 731)

Sauberkeit (n = 817)

Gestaltung Straßen, Plätze (n = 823)

Kinder-, Familienfreundlichkeit (n = 549)

Erreichbarkeit mit PKW (n = 702)

Parkmöglichkeiten (n = 690)

sehr zufrieden eher zufrieden geht so eher unzufrieden sehr unzufrieden

74

hen dürfte, nicht häufiger unangenehm empfinden. Offenbar spielen andere Faktoren da-für eine größere Rolle. Womit dagegen die Passanten der Randlage etwas zufriedener sind, ist das Handelsangebot und zusammen mit der 1b-Lage das Gastronomieangebot. Die Randlagen werden in Ingolstadt somit als Straßen gesehen, deren Sauberkeit und Erscheinungsbild hinter den Hauptgeschäftslagen zurückstehen, nicht jedoch zwangsläu-fig auch die Qualität der Gastronomie und des Einzelhandels. Durchschnittlich gleich be-wertet wird in den drei Lagen die Erreichbarkeit der Innenstadt mit dem öffentlichen Nah-verkehr und mit dem PKW.

Abb. 20: Zufriedenheit mit bestimmten Merkmalen nach Befragungsstandort

Mittelwerte; 1 sehr zufrieden, 2 eher zufrieden, 3 geht so, 4 eher unzufrieden, 5 sehr unzufrieden

Quelle: Eigene Erhebungen 2007

Abhängig von den Werthaltungen der Passanten fällt die Zufriedenheit mit den einzelnen Merkmalen ebenfalls etwas unterschiedlich aus, was jedoch nur im Falle der Kinder- und Familienfreundlichkeit statistisch signifikant ist. Mit dieser sind die modern Orientierten am wenigsten zufrieden, was allerdings nicht auf deren etwas höheren Frauenanteil zurück-zuführen ist, denn die Mittelwerte beider Geschlechter fallen identisch aus. Die als mo-dern eingestufte Teilgruppe ist außerdem mit den Parkmöglichkeiten in der Ingolstädter Innenstadt am unzufriedensten. 50 % von ihnen sind eher oder sogar sehr unzufrieden,

2,12,1

2,6

2,1

2,0

2,3

2,3

2,5

3,0

2,2

1,9

2,2

2,12,2

2,4

2,6

3,1

2,4

1,5

2

2,5

3

Gas

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it m

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KW

Par

kmög

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eite

n

gesamt1a-Lage1b-LageRandlage

2,3

75

während es im Durchschnitt aller Befragten „nur“ 40 % sind. Dass die Bewertung von ei-nem unterschiedlichen Parkverhalten abhängt, zeigt sich daran, dass sie zu einem höhe-ren Anteil am Straßenrand oder auf kleineren öffentlichen Plätzen parken, wo weniger Parkplätze zur Verfügung stehen, und sie dadurch auch seltener gleich einen Parkplatz bekommen.34 Ihre Erwartungen auf einen möglichst nahen Parkplatz entsprechen dem Leitbild der autogerechten Stadt der Moderne.

Abb. 21: Zufriedenheit mit bestimmten Merkmalen nach Werthaltung

Mittelwerte; 1 sehr zufrieden, 2 eher zufrieden, 3 geht so, 4 eher unzufrieden, 5 sehr unzufrieden

Quelle: Eigene Erhebungen 2007

Die postmoderne Teilgruppe ist hingegen mit der Erreichbarkeit der Innenstadt mit dem öffentlichen Nahverkehr etwas weniger zufrieden als die Mittelgruppe und die modern Orientierten. Das hat zur Folge, dass der Anteil unter ihnen, die mit dem Linienbus in die Innenstadt kommen, besonders niedrig ist. Die Erreichbarkeit mit dem PKW wird von der Mittelgruppe etwas schlechter bewertet und schlägt sich auch in deren selteneren Nut-zung des PKW für Fahrten in die Innenstadt nieder. Gerade die Erwerbstätigen unter ih-nen geben als benutztes Verkehrsmittel auffällig seltener den PKW an, sodass es nicht auf die in der Mittelgruppe etwas überproportional vertretenen Studenten und Auszubil-

34 Vgl. dazu Tabelle 7 im Anhang.

2,12,1

2,2

3,1

2,6

2,3

2,0

2,2

2,3

2,3

2,6

2,2

2,5

3,0

2,7

1,92,0 2,0

2,4

2,8

3,3

2,5

1,5

2

2,5

3

Gas

trono

mie

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der G

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dlic

hkei

t

Erre

ichb

arke

it m

itP

KW

Par

kmög

lichk

eite

ngesamtpostmodernMittelgruppemodern

2,3

76

denden zurückzuführen ist. Mit dem Handelsangebot ist die Mittelgruppe am zufriedens-ten. Die postmodern Orientierten vermissen dagegen insgesamt mehr Einkaufsmöglich-keiten in der Innenstadt, hochwertigere Qualität, kleine und individuellere Geschäfte, Bou-tiquen und trendige und attraktivere Bekleidungsgeschäfte einerseits, aber auch ein grö-ßeres Kaufhaus oder Warenhaus und Lebensmittelgeschäfte andererseits.35

Wie sich bereits gezeigt hat, empfinden die postmodern Eingestellten unter den Besu-chergruppen den Aufenthalt in der Innenstadt am angenehmsten. In der Bewertung des städtebaulichen Erscheinungsbildes bestehen bei den Mittelwerten jedoch so gut wie kei-ne Unterschiede in Abhängigkeit von der Werthaltung.

Die in diesem Kapitel vorgestellte Bewertung der Ingolstädter Innenstadt zeigt leichte Dif-ferenzierungen in Abhängigkeit von den Werthaltungen der Passanten. Die Zusammen-hänge sind meist relativ schwach und nicht signifikant. Dennoch empfindet die als post-modern eingestufte Gruppe, wie es aufgrund ihrer Werthaltung zu erwarten war, die In-nenstadt am angenehmsten und ihr modernes Gegenüber am wenigsten angenehm. E-benfalls geringen Einfluss darauf, ob die Innenstadt als angenehm empfunden wird, ha-ben der Wohnort der Befragten, das Alter und das Geschlecht sowie die Berufsausbil-dung. Im Hinblick auf die einzeln zu bewertenden Merkmale ist keine Teilgruppe mit allen besonders zufrieden oder unzufrieden.

5.2.2 Vergleich von Innenstadt, Westpark und Ingolstadt Village

Neben der Innenstadt sollten die Passanten aus der Region Ingolstadt zum Vergleich der drei Standorte auch für das Einkaufszentrum Westpark und für das Factory-Outlet-Center Ingolstadt Village jeweils angeben, wie sie den Aufenthalt dort empfinden und wie zufrie-den sie mit dem Handelsangebot sind. Es geht vor allem darum, für welche Werthal-tungsgruppen der Westpark oder auch das FOC als größte Konkurrenz zur Innenstadt anzunehmen ist. Wie sich die Beurteilung im Handeln, also dem Einkauf an den einzelnen Standorten, niederschlägt, wird an späterer Stelle erörtert.36

Die Beurteilung des Aufenthaltes in der Innenstadt (77 % angenehm) fällt besser aus als im Westpark (51 % angenehm) und vor allem als im Ingolstadt Village (38 % angenehm). Dieses wird zu gleichen Anteilen als angenehm aber auch als unangenehm eingeschätzt. Dabei versucht gerade das professionell geführte FOC, eine angenehme Aufenthaltsat-mosphäre zu schaffen, indem viel Wert auf die Gestaltung und ein gepflegtes und saube-res Erscheinungsbild gelegt wird. Es gefällt allerdings Vielen nicht. Wohl weil es teilweise etwas zu steril und nicht authentisch wirkt und ferner manche der in der Innenstadt Be-fragten „nichts mit der Schicki-Micki-Atmosphäre dort anfangen“37 können, wie es ein 35 Das zeigt sich in der Auswertung der offen gestellten Frage, was die Besucher in der Ingolstäd-

ter Innenstadt besonders vermissen. 36 Vgl. dazu Kapitel 5.3.3. 37 Zitat eines befragten Passanten am 19.10.2007.

77

Passant ausdrückte. Auffällig ist, dass 36 % der Befragten das Ingolstadt Village gar nicht beurteilen können, weil sie noch nicht dort waren, obwohl nur die Besucher aus der Regi-on Ingolstadt hierzu um ihre Meinung gefragt wurden.

Abb. 22: Empfindung des Aufenthaltes von Ingolstädter Einzelhandelsstandorten

in %; Antwort „kenne ich nicht beziehungsweise war noch nicht dort“ wurde als fehlender Wert behandelt

Quelle: Eigene Erhebungen 2007

Im vorherigen Kapitel zeigte sich bereits, dass die postmodern eingestellte Besucher-gruppe die Ingolstädter Innenstadt etwas angenehmer empfindet als die anderen Pas-santen. Allerdings sind die Abweichungen nur gering. Ebenso hängt es nur wenig von den weiteren Faktoren ab, ob die Befragten die Innenstadt für ansprechend halten oder nicht. Tendenziell beurteilen die Ingolstädter die Innenstadt als etwas angenehmer. Mit zuneh-mendem Alter fällt die Meinung der Männer besser aus, während sie bei Frauen unab-hängig vom Alter gleich bleibt. Zwischen den Befragten bestehen keine Unterschiede in Abhängigkeit von unterschiedlichen Berufsabschlüssen, abgesehen von denen ohne ei-nen beruflichen Ausbildungsabschluss, die die Aufenthaltsqualität geringer einschätzen.38

Bei der Bewertung des Aufenthaltes im Westpark sind deutlichere Muster zu erkennen, die abhängig sind von der Zugehörigkeit zu den Bevölkerungsgruppen mit bestimmten Werthaltungen, aber ebenso vom Wohnort der Passanten, Geschlecht, Alter und Ausbil-dungsabschluss. Diese Zusammenhänge sind statistisch signifikant. Nicht signifikant, a-ber trotzdem erkennbar ist die Beziehung, dass die Befragten, die in der 1b-Lage ange-troffen werden, den Westpark als weniger angenehm einstufen als die in den anderen Geschäftslagen. Damit entspricht ihre durchschnittliche Meinung in etwa der der postmo-dern Orientierten, von denen ebenfalls weniger als die Hälfte den Westpark angenehm empfindet. Der Westpark entspricht somit eher dem Geschmack der Mittelgruppe und der modern Orientierten, die sich ja auch etwas überdurchschnittlich in der Ludwigstraße und in der Randlage aufhalten.

38 Vgl. dazu Kapitel 5.2.1.

77

51

38

21

30

24

3

19

38

Innenstadt (n = 712)

Westpark (n = 694)

Ingolstadt Village (n = 468)

angenehm geht so unangenehm

78

Abb. 23: Empfindung des Aufenthaltes im Westpark

in %; Antwort „kenne ich nicht beziehungsweise war noch nicht dort“ wurde als fehlender Wert behandelt

Quelle: Eigene Erhebungen 2007

Dass der Westpark im Gegensatz zur Innenstadt den Erwartungen der Umlandbevölke-rung mehr entspricht als der Bewohner der Stadt, stimmt mit den Erfahrungen anderer Studien überein (vgl. MONHEIM 1998; POPP 2002), die zu dem Schluss kommen, dass „die suburbane Bevölkerung eine höhere Affinität zu Einkaufszentren“ (MONHEIM 2003, S. 49) aufweist. Von den in der Innenstadt Wohnenden wird der Westpark noch weniger ange-nehm empfunden als von den übrigen Ingolstädtern. Es wohnen folglich die Menschen eher in der Innenstadt, die sie im Gegensatz zum Westpark mehr schätzen und denen ihre Struktur, das urbane Leben und die Atmosphäre gefällt. Demgemäß haben von den Befragten mit drei Aussagen im postmodernen Sinne, wie sich gezeigt hat, besonders viele ihre Wohnung in der Innenstadt. Ihnen sagt der Westpark, da er genau das nicht ausdrückt, sondern in erster Linie funktionalistische Kriterien erfüllt, auch wenn er mit dem Slogan wirbt „Im Westpark wird Einkaufen zum Erlebnis“ (WESTPARK EINKAUFSZENTRUM

VERWALTUNGS-GMBH 2008), entsprechend wenig zu.

51

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53

4157

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29

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2839

2432

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172218

2812

18

3219

13

1826

821

25

1928

512

42

20

gesamt (n = 694)

in 1a-Lage (n = 196)in 1b-Lage (n = 230)

in Randlage (n = 268)

postmodern (n = 242)Mittelgruppe (n = 345)

modern (n = 105)

Innenstädter (n = 114)übrige Ingolstädter (n = 325)

aus umgeb. Landkreisen (n = 255)

männl. / 14 bis 25 Jahre (n = 91)männl. / 26 bis 50 Jahre (n = 127)

männl. / 51 Jahre und älter (n = 71)weibl. / 14 bis 25 Jahre (n = 145)weibl. / 26 bis 50 Jahre (n = 148)

weibl. / 51 Jahre und älter (n = 92)

Lehre, Berufsschule (n = 255)Hochschule, Techniker o.ä. (n = 176)

kein berufl. Abschluss (n = 38)noch in Ausbildung (n = 204)

angenehm geht so unangenehm

79

Auch in Abhängigkeit vom Alter bewerten die Befragten den Aufenthalt im Westpark un-terschiedlich, jedoch völlig gegenläufig innerhalb der beiden Geschlechter. Während die weiblichen Befragten mit höherem Alter den Westpark deutlich seltener als angenehm einschätzen, ist es unter den männlichen gerade die ältere Altersgruppe, die die beste Beurteilung abgibt. Zwar mit geringerem Unterschied finden sie aber, wie sich gezeigt hat, auch die Innenstadt angenehmer.

Im Vergleich nach der beruflichen Qualifikation fällt besonders ins Auge, dass der West-park am wenigsten den Menschen mit einer höheren beruflichen Ausbildung entspricht. Abbildung 23 stellt die Ansichten über den Westpark jeweils abhängig von den verschie-denen Merkmalen gegenüber.

Abbildung 24 zeigt auf, wie der Aufenthalt im Ingolstadt Village von verschiedenen Bevöl-kerungsgruppen empfunden wird.

Abb. 24: Empfindung des Aufenthaltes im Ingolstadt Village

in %; Antwort „kenne ich nicht beziehungsweise war noch nicht dort“ wurde als fehlender Wert behandelt

Quelle: Eigene Erhebungen 2007

38

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43

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39

2644

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3641

5733

32

gesamt (n = 468)

in 1a-Lage (n = 129)in 1b-Lage (n = 150)

in Randlage (n = 189)

postmodern (n = 166)Mittelgruppe (n = 241)

modern (n = 61)

Innenstädter (n = 84)übrige Ingolstädter (n = 230)

aus umgeb. Landkreisen (n = 152)

männl. / 14 bis 25 Jahre (n = 58)männl. / 26 bis 50 Jahre (n = 81)

männl. / 51 Jahre und älter (n = 47)weibl. / 14 bis 25 Jahre (n = 101)weibl. / 26 bis 50 Jahre (n = 94)

weibl. / 51 Jahre und älter (n = 70)

Lehre, Berufsschule (n = 177)Hochschule, Techniker o.ä. (n = 125)

kein berufl. Abschluss (n = 23)noch in Ausbildung (n = 135)

angenehm geht so unangenehm

80

Die Beziehungen, die zwischen den einzelnen Merkmalen der Befragten und der Empfin-dung des Aufenthaltes im Ingolstadt Village zu erkennen sind, sind alle statistisch nicht signifikant. Insgesamt ist weder eine Ähnlichkeit mit den Zusammenhängen in der Bewer-tung der Innenstadt noch mit denen des Westparks zu erkennen.

So empfinden die in der Randlage Angetroffenen den Aufenthalt im Ingolstadt Village am unangenehmsten, ebenso die postmodern Orientierten, während es die Mittelgruppe an-genehmer erlebt. Abhängig vom Wohnort entspricht das Konzept offensichtlich am meis-ten der Stadtbevölkerung, die jedoch gerade nicht in der Innenstadt wohnt. Von letzterer wird das FOC am unangenehmsten empfunden, gefolgt von den Befragten aus den Land-kreisen, die an Ingolstadt angrenzen. Zwischen Männern und Frauen bestehen hier keine extremen Abweichungen. Bei beiden fühlen sich die mittleren Jahrgänge am wenigsten wohl im Ingolstadt Village. In noch stärkerem Maße gilt das für die Gruppe ohne Berufs-abschluss, von denen sogar über die Hälfte ihren Aufenthalt als unangenehm einstuft.

Wie sich gezeigt hat, wird der Aufenthalt in der Innenstadt insgesamt als angenehmer beurteilt als an den anderen beiden Standorten. Eine entscheidendere Rolle als die Auf-enthaltsqualität spielt vermutlich aber die Zufriedenheit mit dem Handelsangebot, ob ein Standort zum Einkaufen aufgesucht wird. Mit dem Angebot sind die Besucher in der In-nenstadt (Mittelwert 2,2) etwas weniger zufrieden als im Westpark (Mittelwert 2,1). Dabei ist zu bedenken, dass die Befragung in der Innenstadt durchgeführt wurde und somit die-jenigen, die die Innenstadt gar nicht erst aufsuchen, weil sie völlig unzufrieden mit dem Handelsangebot sind, nicht zu Wort kommen. Die Zufriedenheit mit dem Angebot im In-golstadt Village ist im Vergleich sehr schlecht (Mittelwert 3,2). Jedoch hält es ein speziel-leres Angebot bereit und es ist nicht sicher, inwieweit die Menschen ihre Erwartungen daran anpassen. Da die Zufriedenheit von der Erfüllung der Erwartungen abhängt, sind die Antworten in Bezug auf das FOC folglich schwer mit den anderen zu vergleichen. Al-les in allem ist die Bewertung trotzdem, wie auch der Aufenthaltsqualität, sehr schlecht.

Abb. 25: Zufriedenheit mit dem Handelsangebot an Ingolstädter Einzelhandelsstandorten

in %; Antwort „kenne ich nicht beziehungsweise war noch nicht dort“ wurde als fehlender Wert behandelt

Quelle: Eigene Erhebungen 2007

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24

2

2

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Innenstadt (n = 731) MW 2,2

Westpark (n = 651) MW 2,1

Ingolstadt Village (n = 418) MW 3,2

sehr zufrieden eher zufrieden geht so eher unzufrieden sehr unzufrieden

81

Die Zufriedenheit mit dem Handelsangebot in der Ingolstädter Innenstadt innerhalb der einzelnen Bevölkerungsgruppen mit unterschiedlichen Merkmalen weicht jeweils nur we-nig von der Meinung aller Befragten ab. Die Zusammenhänge sind alle statistisch nicht signifikant. Auffällig ist jedoch, dass gerade andere Bevölkerungsgruppen mit dem Han-delsangebot am zufriedensten sind als die, die den Aufenthalt in der Innenstadt am meis-ten wertschätzen. So zeigt sich die Mittelgruppe etwas zufriedener mit dem Angebot als die postmodern und die modern Orientierten, zwischen denen kein Unterschied in der Bewertung liegt. In Abhängigkeit vom Wohnort sind die Ingolstädter ohne die Innenstädter am kritischsten. Den Männern der ältesten Altersgruppe genügt das Handelsangebot in der Innenstadt etwas mehr als den Jüngeren. Bei den weiblichen Besuchern verhält es sich genau umgekehrt. Gerade ältere Frauen vermissen in der Innenstadt besonders Be-kleidungsfachgeschäfte für ihre Generation und trauern dem früheren Modehaus Wagner in der Ludwigstraße hinterher.39 Von der Meinung der übrigen Befragten weicht auch wie-der die kleine Gruppe ohne Berufsabschluss ab, indem sie das Angebot in der Innenstadt am meisten zufrieden stellt.

Abb. 26: Zufriedenheit mit dem Handelsangebot in der Ingolstädter Innenstadt

in %

Quelle: Eigene Erhebungen 2007

39 Das zeigt sich in der Auswertung der offen gestellten Frage, was die Besucher in der Ingolstäd-

ter Innenstadt besonders vermissen.

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24

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4

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233

12

1321

gesamt (n = 731) MW 2,2

postmodern (n = 247) MW 2,3Mittelgruppe (n = 366) MW 2,2

modern (n = 112) MW 2,3

Innenstädter (n = 129) MW 2,2übrige Ingolstädter (n = 344) MW 2,3

aus umgeb. Landkreisen (n = 258) MW 2,1

männl. / 14 bis 25 Jahre (n = 100) MW 2,3männl. / 26 bis 50 Jahre (n = 130) MW 2,3

männl. / 51 Jahre und älter (n = 76) MW 2,2weibl. / 14 bis 25 Jahre (n = 148) MW 2,1weibl. / 26 bis 50 Jahre (n = 150) MW 2,1

weibl. / 51 Jahre und älter (n = 105) MW 2,4

Lehre, Berufsschule (n = 270) MW 2,3Hochschule, Techniker o.ä. (n = 183) MW 2,3

kein berufl. Abschluss (n = 43) MW 2,0noch in Ausbildung (n = 213) MW 2,2

sehr zufrieden eher zufrieden geht so eher unzufrieden sehr unzufrieden

82

Mit dem Handelsangebot im Westpark sind in Abhängigkeit von allen betrachteten Merk-malen jeweils die gleichen Bevölkerungsgruppen zufriedener oder unzufriedener wie mit dem Handelsangebot in der Innenstadt. Dies wird anhand Abbildung 27 deutlich. Einzig abweichend zur Innenstadt sind die postmodern Orientierten mit dem Angebot im West-park noch etwas weniger zufrieden als die modern eingestellte Teilgruppe, ebenso urtei-len die Befragten mit einem höheren Berufsabschluss etwas schlechter.

Abb. 27: Zufriedenheit mit dem Handelsangebot im Westpark

in %; Antwort „kenne ich nicht beziehungsweise war noch nicht dort“ wurde als fehlender Wert behandelt

Quelle: Eigene Erhebungen 2007

Das Handelsangebot im Ingolstadt Village wird insgesamt deutlich schlechter bewertet als an den beiden übrigen Standorten. Als Begründung für ihre Unzufriedenheit nannten einige Passanten im Gespräch vor allem die Preise. So ist es den einen einfach immer noch zu teuer und andere ärgern sich darüber, dass ihrer Meinung nach die Preise gar nicht reduziert sind oder vorher erst hoch gesetzt werden. Für manche spielt auch das Sortiment eine Rolle. Sie finden es zu beschränkt auf Anzüge, Herrenhemden und der-gleichen. Es sind andere Teilgruppen der Bevölkerung, denen das FOC noch am ehesten entspricht als die, die mit der Innenstadt und dem Westpark besonders zufrieden sind. In

32

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32

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38

3937

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38

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3640

4536

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20

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2022

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913

36

2

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221

232113

3131

gesamt (n = 651) MW 2,1

postmodern (n = 226) MW 2,2Mittelgruppe (n = 321) MW 2,0

modern (n = 101) MW 2,1

Innenstädter (n = 104) MW 2,1übrige Ingolstädter (n = 299) MW 2,3

aus umgeb. Landkreisen (n = 248) MW 1,9

männl. / 14 bis 25 Jahre (n = 90) MW 2,1männl. / 26 bis 50 Jahre (n = 119) MW 2,2

männl. / 51 Jahre und älter (n = 59) MW 2,0weibl. / 14 bis 25 Jahre (n = 144) MW 1,9weibl. / 26 bis 50 Jahre (n = 141) MW 2,1

weibl. / 51 Jahre und älter (n = 77) MW 2,5

Lehre, Berufsschule (n = 235) MW 2,1Hochschule, Techniker o.ä. (n = 162) MW 2,3

kein berufl. Abschluss (n = 38) MW 1,9noch in Ausbildung (n = 200) MW 2,0

sehr zufrieden eher zufrieden geht so eher unzufrieden sehr unzufrieden

83

Bezug auf die Werthaltung ist ebenfalls die Mittelgruppe im Durchschnitt mit dem Angebot am zufriedensten. Sie findet auch den Aufenthalt am angenehmsten. Aber im Gegensatz zur Innenstadt und dem Westpark entspricht das Angebot den Bewohnern aus den Land-kreisen besonders wenig, wobei dieser Zusammenhang sogar statistisch signifikant ist. Die Innenstädter sind mit dem Angebot zufriedener, nur, wie sich gezeigt hat, nicht mit dem Aufenthalt. Abhängig von Alter und Geschlecht sind Männer der mittleren Alters-gruppen und junge Frauen besonders unzufrieden. Wie in Bezug auf alle Standorte zei-gen sich ältere Männer weniger kritisch. Analog zu ihrer Einschätzung des Aufenthaltes im FOC ist die Teilgruppe ohne Berufsabschluss auch vom Handelsangebot besonders enttäuscht. Es ist der einzige Standort, dem die Besucher mit höherer beruflicher Ausbil-dung die beste Bewertung vergeben.

Abb. 28: Zufriedenheit mit dem Handelsangebot im Ingolstadt Village

in %; Antwort „kenne ich nicht beziehungsweise war noch nicht dort“ wurde als fehlender Wert behandelt

Quelle: Eigene Erhebungen 2007

Wie die vorherigen Ausführungen gezeigt haben, bestehen in der Einschätzung der Zu-friedenheit mit dem Handelsangebot die gleichen Muster im Hinblick auf die Innenstadt und auf den Westpark. Es sind demzufolge die gleichen Bevölkerungsgruppen mit dem

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282828

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1521

921

1322

1617

2219

gesamt (n = 418) MW 3,2

postmodern (n = 147) MW 3,2Mittelgruppe (n = 212) MW 3,1

modern (n = 57) MW 3,2

Innenstädter (n = 80) MW 3,0übrige Ingolstädter (n = 203) MW 3,1

aus umgeb. Landkreisen (n = 134) MW 3,4

männl. / 14 bis 25 Jahre (n = 53) MW 3,1männl. / 26 bis 50 Jahre (n = 75) MW 3,3

männl. / 51 Jahre und älter (n = 34) MW 2,8weibl. / 14 bis 25 Jahre (n = 100) MW 3,5weibl. / 26 bis 50 Jahre (n = 83) MW 3,0

weibl. / 51 Jahre und älter (n = 60) MW 3,0

Lehre, Berufsschule (n = 156) MW 3,1Hochschule, Techniker o.ä. (n = 109) MW 3,0

kein berufl. Abschluss (n = 23) MW 3,5noch in Ausbildung (n = 128) MW 3,4

sehr zufrieden eher zufrieden geht so eher unzufrieden sehr unzufrieden

84

Angebot an beiden Standorten zufriedener oder unzufriedener. Im Falle des Westparks stimmen sie überein mit denen, die auch den Aufenthalt jeweils angenehmer oder unan-genehmer empfinden, von einer Ausnahme abgesehen40. Als größte Konkurrenz für die Innenstadt ist der Westpark somit für die als Mittelgruppe Bezeichneten, die Bevölkerung aus den Umkreisen, die ältere, männliche und die jüngere, weibliche Bevölkerung und mit niedrigerer Berufsausbildung einzustufen. Für die postmodern Eingestellten scheint er etwas weniger eine Alternative darzustellen, da sie sowohl mit dem Aufenthalt als auch mit dem Handel im Westpark weniger zufrieden sind als die eben Genannten. Die Innen-stadt dagegen spricht mit ihrer Aufenthaltsatmosphäre diese Bevölkerungsgruppe, wie auch die Stadtbevölkerung, mehr an. Aber auch sie bietet ihnen teilweise nicht das ent-sprechende Handelsangebot, das sie erwarten. So wird im Gespräch als häufiger Kritik-punkt genannt, dass sich der Einzelhandel in der Innenstadt nicht von dem im Westpark unterscheidet. Das Ingolstadt Village scheint für die Mehrheit der Bevölkerung keine nen-nenswerte Konkurrenz darzustellen, auch angesichts der Tatsache, dass gut ein Drittel aus der Region es noch gar nicht besucht hat.

5.2.3 Annehmlichkeit von Straßen und Plätzen

Zusätzlich zur Bewertung, die sich auf die gesamte Innenstadt bezieht, sollten die Befrag-ten, die innerhalb der Region Ingolstadt wohnen, jeweils beantworten, ob es in der Innen-stadt Straßen oder Plätze gibt, die ihnen besonders angenehm sowie besonders unange-nehm sind, unabhängig davon, ob oder wie oft sie sich dort aufhalten. Von den Besuchern von weiter her war keine ausreichende Ortskenntnis zu erwarten. Bis zu drei Angaben waren möglich. Neben Straßen und Plätzen wurden auch ganze Bereiche in der Innen-stadt genannt sowie der Klenzepark und weitere Grünflächen, Parkanlagen und Gärten, das Donauufer beziehungsweise die Uferpromenade und einzelne sonstige Ideen. Entge-gen der eigentlichen Absicht der Fragestellung wurde der Begriff „Plätze“ hier von man-chen Befragten eher im Sinne von bestimmten Aufenthaltsorten und -möglichkeiten ver-standen. 31 % der Befragten finden keine Straße und keinen Platz in der Innenstadt be-sonders angenehm, während sogar 61 % keine(n) für besonders unangenehm halten.

22 % der Befragten finden mit der Ludwigstraße die Hauptfußgängerzone besonders an-genehm, was angesichts der offenen Fragestellung relativ hoch ist. Mit einigem Abstand in der Häufigkeit der Nennungen folgen der Paradeplatz (13 %), der Rathausplatz (12 %), der Klenzepark (11 %) und die Theresienstraße (8 %). Der Paradeplatz liegt am Ende der Ludwigstraße, deren Art der Gestaltung sich dort auch fortsetzt. Jedoch befinden sich am Paradeplatz weniger Einzelhandelsbetriebe, sodass er mangels Passanten manchmal etwas leer wirkt. Der Rathausplatz wird zwar von 12 % der Befragten als besonders an-

40 So beurteilen die Innenstädter den Aufenthalt im Westpark weniger angenehm als die übrigen

Ingolstädter, sind aber mit dem Handel etwas zufriedener. Am besten wird beides von der Be-völkerung aus den umgebenden Landkreisen eingeschätzt.

85

genehm empfunden, demgegenüber führt er aber, wie sich zeigen wird, die Liste der be-sonders unangenehmen Straßen und Plätze in der Innenstadt an. Auffällig ist, dass der Klenzepark so häufig genannt wird, obwohl eigentlich nach Straßen und Plätzen gefragt wird.

Zusätzlich zu diesen am häufigsten genannten werden weitere 23 Straßen, 6 Plätze und 5 Bereiche der Innenstadt angeführt, die die Befragten als besonders angenehm empfin-den. In der folgenden Abbildung sind alle Nennungen sortiert dargestellt.

Abb. 29: Besonders angenehme Straßen und Plätze in der Ingolstädter Innenstadt

in % der Befragten (inklusive Antwort „keine“); Befragte: 711, Gesamtantworten: 940; offene Frage, bis zu drei Antworten möglich

Quelle: Eigene Erhebungen 2007

Als besonders unangenehm wird der Rathausplatz von 16 % der Befragten empfunden und damit, wie erwähnt, am häufigsten. An zweiter Stelle, jedoch deutlich seltener, wird

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keinealle

vieleLudwigstraße

TheresienstraßeDollstraße

DonaustraßeHarderstraßeMoritzstraße

SchrannenstraßeMilchstraße

Gassen, Seitenstraßen (allg.)Manggasse

sonstige StraßenParadeplatz

RathausplatzViktualienmarkt

CarraraplatzSchliffelmarkt

Josef-Strobl-Platzsonstige Plätze

Bereich um Hohe SchuleBereich um MünsterBereich um Kreuztor

sonstige BereicheKlenzepark

sonst. Grünflächen, Parks, GärtenDonauufer, Uferpromenade

Sonstiges

Sonstiges

Bereiche

Straßen

Plätze

86

der Zentrale Omnibusbahnhof (5 %) aufgeführt, der am nördlichen Rand der Innenstadt liegt. Mit dem Viktualienmarkt (3 %) befindet sich an dritter Stelle ebenfalls ein neu gestal-teter Platz, der offensichtlich nicht ganz dem Geschmack der Besucher entspricht. Die weiteren häufigsten Nennungen gelten der Harderstraße (3 %), der Theresienstraße (2 %), bestimmten Plätzen und Bereichen abends beziehungsweise nachts (2 %), der Ludwigstraße (2 %), dem Paradeplatz (1 %) und den Gassen und Seitenstraßen allge-mein (1 %). Die Harderstraße ist die nach Norden und am Zentralen Omnibusbahnhof vorbei gehende Verlängerung der Straße Am Stein. Im Gegensatz zu dieser ist sie jedoch für den motorisierten Verkehr frei. Abends sind einigen Menschen manche Bereiche und Plätze oder auch die Bushaltestellen unangenehm beziehungsweise sie fühlen sich dort unsicher, weil ihrer Aussage nach zum Beispiel die Beleuchtung zu dunkel ist und viele Gruppen von Jugendlichen sich dort aufhalten.

Die übrigen Angaben verteilen sich auf weitere 25 Straßen, 4 Plätze, 4 Bereiche und eini-ge wenige sonstige Nennungen.

Abb. 30: Besonders unangenehme Straßen und Plätze in der Ingolstädter Innenstadt

in % der Befragten (inklusive Antwort „keine“); Befragte: 707, Gesamtantworten: 754; offene Frage, bis zu drei Antworten möglich

Quelle: Eigene Erhebungen 2007

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0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%

keinealle

viele, mehrereHarderstraße

TheresienstraßeLudwigstraße

Gassen, Seitenstraßen (allg.)Holzmarkt

KreuzstraßeSchulstraße

sonstige StraßenRathausplatz

ZOBViktualienmarkt

ParadeplatzTheaterplatz

sonstige PlätzeBereich um Münster

sonstige Bereichebest. Bereiche abends, nachts

Grünflächen, Parks, GärtenSonstiges

Bereiche Bereiche

Sonstiges

Straßen

Plätze

87

Der Zentrale Omnibusbahnhof wird nur unangenehm gesehen. Auch denjenigen, denen abends und nachts manche Bereiche unangenehm sind, steht nur eine Person gegenü-bersteht, die hervorhebt, dass es gerade abends angenehme Plätze in der Innenstadt gibt. Ansonsten sind die Meinungen oft gegensätzlicher. Dies gilt in besonderem Maße für den Rathausplatz, aber auch für die Harderstraße und den Viktualienmarkt. Alle drei wer-den dabei häufiger unangenehm statt angenehm eingestuft.

Was die Straßen angeht, in denen die Befragung durchgeführt wurde, so werden alle sechs Straßen jeweils als besonders angenehm als auch als besonders unangenehm genannt. Für die Ludwigstraße, Moritzstraße, Theresienstraße, Schrannenstraße und Do-naustraße überwiegen die positiven Ansichten, während Am Stein zwar insgesamt nur selten, jedoch eher negativ erwähnt wird. Dabei werden die Theresienstraße, die Moritz-straße und die Schrannenstraße tatsächlich jeweils etwas überproportional als besonders angenehm von denjenigen erwähnt, die sich dort auch befinden. Allerdings werden die Moritzstraße und die Schrannenstraße gerade auch von „ihren“ Passanten als besonders unangenehme Straßen genannt. Die Passanten der übrigen Straßen geben ihren Stand-ort etwa dem Durchschnitt aller Befragten entsprechend an. So spricht die Abfrage von besonders angenehmen und unangenehmen Straßen und Plätzen eher dagegen, dass die Besucher die Straßen, die ihnen besonders gefallen, auch häufiger aufsuchen. Es scheint vielmehr so, dass die Passanten die Straße, in der sie sich während der Befra-gung aufhalten, zum Teil häufiger bewerten.

Der Vergleich der genannten Straßen nach den aufgrund der Werthaltungen gebildeten Gruppen soll aufdecken, ob diese jeweils bestimmte Standorte unterschiedlich bewerten, auch wenn kein Zusammenhang zwischen dem Antreffen an den einzelnen Geschäftsla-gen und den Werthaltungen festgestellt werden konnte.

Insgesamt beurteilt die postmodern orientierte Werthaltungsgruppe mehr Straßen und Plätze kritisch. So nennen 51 % von ihnen mindestens eine Straße oder Platz, die sie als besonders unangenehm empfinden. In der gesamten Stichprobe liegt der entsprechende Anteil bei 39 % und in der modern orientierten Gruppe sogar bei nur 23 %. Dagegen kön-nen bei der Mittelgruppe 33 %, bei den modern Orientierten 32 % und im Gegenzug dazu bei den postmodern Orientierten 28 % keine besonders angenehme Straße nennen. Hier sind also die Abweichungen nur gering. Die deutlichste Aussage für eine Straße, in der die Befragung stattfand, kann für die Theresienstraße getroffen werden, die die postmo-dern Orientierten überproportional (11 %) und die modern Orientierten unterproportional (5 %) häufig als angenehm aufführen. Entsprechend umgekehrt verhält es sich bei der Theresienstraße als unangenehme Straße, wobei dies insgesamt seltener der Fall ist. Diese Tendenz steht im Einklang damit, dass die postmodern orientierte Gruppe in der Theresienstraße, wie auch in der gesamten 1b-Lage im Verhältnis zu den Vergleichs-gruppen etwas häufiger anzutreffen ist. In Bezug auf die weiteren Befragungsstandorte lassen sich jedoch keine Vorlieben erkennen. Die Ansichten der Gruppen unterscheiden sich hier, wie bei den meisten Nennungen anderer Straßen und Plätze, nicht sonderlich. Daher werden sie an den einzelnen näher untersuchten Standorten auch nicht signifikant

88

häufiger oder seltener angetroffen. Obendrein beziehen sich Abweichungen größtenteils auf niedrige absolute Gesamtwerte pro Straße, die überhaupt nur Trendaussagen erlau-ben.

So eine gilt dem Bereich um die Hohe Schule, der 9 % der postmodern Orientierten spon-tan als besonders angenehm einfällt, jedoch nur 2 % der Mittelgruppe und 1 % der mo-dern Orientierten. Das historische Ensemble der Hohen Schule mit einem kleinen Platz befindet sich im Süd-West-Viertel der Innenstadt, das im Gegensatz zu den beiden nördli-chen Vierteln von einer kleineren Struktur und kleineren Straßen geprägt wird.

Auffälliger sind die Nennungen des Rathausplatzes. Während ihn in allen drei Teilgruppen jeweils um die 12 % als besonders angenehm hervorheben, bestehen deutliche Unter-schiede bei der Einstufung des Rathausplatzes als unangenehm. Der Auffassung sind mit 26 % etwa ein Viertel der als postmodern Eingestuften, aber lediglich 12 % der Mittel-gruppe und 7 % der als modern Eingeordneten. Mit seiner großräumigen, geordneten und offenen Struktur sowie dem neuen Rathaus und dem Sparkassengebäude, die zumindest eine Seite des Platzes sehr dominieren, kann er postmodernen Ansprüchen offensichtlich nur in sehr eingeschränktem Maße genügen. Während die spontanen Nennungen der meisten Straßen und Plätze nicht auffällig von den Werthaltungen der Befragten abhän-gen, ist der Rathausplatz ein Beispiel, bei dem sie von Einfluss ist, ob er als unangenehm empfunden wird.

5.2.4 Zwischenfazit

Die interessanteste Erkenntnis dieses Kapitels besteht darin, dass die postmodern Einge-stellten zwar den Aufenthalt in der Innenstadt etwas angenehmer einschätzen als vor al-lem die modern Orientierten, dass sie aber mit dem Handelsangebot eher unzufrieden sind. Am zufriedensten mit dem Handelsangebot in der Innenstadt, aber ebenso mit dem Handelsangebot und Aufenthalt im Westpark zeigt sich die Mittelgruppe. Der Westpark schafft es also, mit seinem Handelsangebot und seiner Aufenthaltsatmosphäre jeweils die gleichen Bevölkerungsgruppen anzusprechen, während sich diejenigen, die den Aufent-halt in der Innenstadt eher wertschätzen, vom Einzelhandel dort etwas mehr enttäuscht zeigen. Die Zusammenhänge sind jedoch nur in wenigen Fällen signifikant.

Die spontanen Nennungen angenehmer und unangenehmer Straßen und Plätze durch die Werthaltungsgruppen unterscheiden sich nur in wenigen Fällen. Insgesamt nennen die postmodern Eingestellten einige Straßen mehr als die beiden anderen Gruppen, die ihnen unangenehm sind. Damit bestätigt sich die Hypothese, dass sie manchen Entwick-lungen in der Innenstadt gegenüber kritischer eingestellt sind. Vor allem mit der neuen Gestaltung des Rathausplatzes, die erst in den letzten Jahren durchgeführt wurde, zeigen sie sich unzufrieden.

89

5.3 Nutzung der Innenstadt durch die Werthaltungsgruppen

5.3.1 Innenstadt tagsüber

In diesem Kapitel steht die Nutzung der Innenstadt im Vordergrund. Es sollen nach einer kurzen Betrachtung der Nutzung der gesamten Innenstadt Aussagen darüber getroffen werden, für welche verschiedenen Zwecke die drei Geschäftslagen jeweils aufgesucht werden und auf welche Weise die einzelnen Werthaltungsgruppen die Innenstadt nutzen.

Dazu wurden die Passanten zu Beginn jeden Interviews gefragt, zu welchem Hauptzweck sie am Befragungstag die Ingolstädter Innenstadt besuchen und was sie an diesem Tag sonst noch in der Innenstadt machen. Insgesamt hat gut die Hälfte die Absicht, einzukau-fen und Angebote zu vergleichen. Gut ein Viertel aller Besucher gibt dies als Hauptzweck an und fast der gleiche Anteil als weiteren Zweck. Etwa genauso viele unternehmen einen Stadt- oder Schaufensterbummel nebenbei, jedoch ist dies von nur 14 % der Hauptbe-suchsanlass. Im Vergleich zu anderen Städten spielen beide Nutzungen eine geringere Rolle. So kaufen beispielsweise in der Regensburger Altstadt insgesamt 89 % der befrag-ten Passanten ein oder wollen zumindest Angebote vergleichen und 50 % machen einen Stadt- oder Schaufensterbummel (vgl. HELLER & MONHEIM 1998, S. 58). Auch in der In-nenstadt von Bremen liegen die entsprechenden Anteile mit 85 % (Einkauf, Angebotsver-gleich) und 43 % (Stadt-, Schaufensterbummel) höher (vgl. BAHRENBERG, MEVENKAMP &

MONHEIM 1998, S. 64), ebenso in Nürnberg und München. In Augsburg und Lübeck ist zumindest die Nutzung zum Einkaufen stärker als in Ingolstadt ausgeprägt (vgl. HELLER &

MONHEIM 2004, S. 35). Stattdessen stellt sich die Ingolstädter Innenstadt etwas multifunk-tionaler dar, indem hier im Vergleich zu den anderen Städten mehr Befragte als Anlass ihres Besuches angeben, dass sie wegen ihrer Schule, Ausbildung oder dem Studium in der Innenstadt sind, aber auch mehr ihre eigene Wohnung in der Innenstadt nennen. Au-ßerdem wollen sich mehr zu einer privaten Verabredung treffen beziehungsweise jeman-den besuchen.

Werden alle freizeitbezogenen Besuchsanlässe41 zusammengefasst, so ist für 26 % der Passanten der Hauptbesuchszweck eine Freizeittätigkeit und insgesamt 65 % unterneh-men mindestens eine Freizeittätigkeit, egal ob als Haupt- oder Nebenzweck. Im Gegen-satz zur Einkaufsfunktion ist die Freizeitfunktion in der Ingolstädter Innenstadt etwa ähn-lich ausgeprägt wie in Regensburg, Nürnberg und Bremen und erreicht höhere Nutzungs-anteile als in Augsburg und Lübeck, denen HELLER & MONHEIM (2004, S. 35 f.) entspre-chend eine Schwäche attestieren. Die Münchener Innenstadt wird auch für Freizeittätig-keiten noch stärker genutzt.

41 Als Freizeittätigkeiten werden die Zwecke Stadt- und Schaufensterbummel, Café-, Restaurant-

und Imbissbesuch, Kultur-, Kino- und Museumsbesuch, Stadtbesichtigung und touristischer Be-such sowie Privatbesuch und private Verabredung aufgefasst.

90

Tab. 18: Zwecke des Innenstadtbesuches

in %; eine Antwort für Hauptzweck, aber mehrere für Nebenzwecke und für alle Zwecke mög-lich; 21 % aller Befragten geben keinen Nebenzweck an

Hauptzweck Nebenzwecke alle Zwecke

Einkauf, Angebotsvergleich 28 25 53

Stadtbummel, Schaufensterbummel 14 24 37

priv. Erledigung (Arzt, Bank, Frisör, Behörde,…) 14 10 23

Arbeit in der Innenstadt 10 1 11

Schule, Ausbildung, Studium in der Innenstadt 12 0,4 13

dienstliche Erledigung, Arbeitsgang 3 1 4

Café-, Restaurant-, Imbissbesuch 5 31 35

Kultur-, Kino-, Museumsbesuch,… 1 2 4

Stadtbesichtigung, touristischer Besuch 1 1 2

Privatbesuch, private Verabredung 5 7 12

Verbindung mit Besuch des Ingolstadt Villages 0 0,3 0,3

Wohnung in der Innenstadt 6 3 9

(nur) Durchgang durch Innenstadt 1 3 4

Sonstiges 0,4 1 1

gesamt (n = 827) 100 108 208

Quelle: Eigene Erhebungen 2007

Zwischen den Passanten der drei Geschäftslagen bestehen kleinere Unterschiede in der Nutzung. Entsprechend ihrer starken Ausrichtung auf den Einzelhandel sind 60 % der Befragten in der Ludwigstraße zum Einkaufen und Angebotsvergleich in der Innenstadt, im Gegensatz zu um die 50 % in der 1b- und Randlage. Auch der Anteil derjenigen, die einen Stadt- und Schaufensterbummel unternehmen, liegt in der Ludwigstraße etwas hö-her. Die Straßen der 1b-Lage dagegen bieten mehr Möglichkeiten für private Erledigun-gen. Die Nord-Süd-Achse über Am Stein, Moritzstraße und schließlich Donaustraße wird von den Schülern, Studenten und Auszubildenden besonders frequentiert. Sie stellt die Verbindung einiger Bildungseinrichtungen mit dem Zentralen Omnibusbahnhof und den Bushaltestellen in der Schutterstraße, südlich des Rathausplatzes, dar. Dass die Wohn-funktion in den äußeren Bereichen der Innenstadt am ausgeprägtesten ist, schlägt sich in der Randlage in der häufigen Nennung der Wohnung als Grund für den Aufenthalt in der Innenstadt nieder.

Auch zwischen den drei Werthaltungsgruppen verändern sich die Schwerpunkte der In-nenstadtnutzung nicht. Es bestehen jedoch ebenfalls Abweichungen. Grundsätzlich kom-men Stadt- und Schaufensterbummel, die ja im Gegensatz zum versorgungsorientierten Einkauf eine Erlebniskomponente beinhalten, am meisten den postmodernen Lebenssti-len entgegen. Die postmodern Eingestellten geben jedoch beides häufiger als die Ver-gleichsgruppen als Besuchszwecke an. Zudem unterscheidet sich der Anteil derer, die

91

einen Stadtbummel machen, mit 39 % unter ihnen im Vergleich zu 36 % unter den beiden anderen Gruppen, nur gering. Dass sie den Einzelhandel weniger zielgerichtet aufsuchen, lässt sich eher daran erkennen, dass sie am Befragungstag im Durchschnitt 4,5 Geschäf-te aufsuchen, die Mittelgruppe 3,8 und die modern Orientierten 3,6.42

Abb. 31: Alle Zwecke des Innenstadtbesuches

in %; mehrere Antworten möglich

Quelle: Eigene Erhebungen 2007

Insgesamt unternehmen etwas mehr postmodern Orientierte gar keine Freizeittätigkeit. Cafés und Restaurants werden besonders von der Mittelgruppe besucht und die modern Orientierten treffen sich in der Innenstadt überdurchschnittlich zu privaten Verabredungen und Besuchen. Die postmodernen Werthaltungen, die sich nur auf die Stadtgestaltung und -entwicklung beziehen, bedingen folglich keine stärker freizeitbetonte Nutzung der Innenstadt. Einschränkend dürfte zum Beispiel die zur Verfügung stehende Zeit wirken, da zur postmodernen Werthaltungsgruppe überdurchschnittlich viele vollzeitig Erwerbstä-tige gehören. Entsprechend der Feststellung, dass die als postmodern Eingestuften etwas

42 Der Wert bezieht sich jeweils nur auf diejenigen, die in mindestens ein Geschäft gehen.

53

604950

584950

565354

46

4874

37

433832

393636

234039

44

3452

23

2129

20

212523

1629

2312

26

11

1111

11

81212

1011

1210

13

13

915

13

1215

7

81219

15

6

22

35

3834

35

3141

26

2735

3647

3635

14

12

1211

11

911

19

101112

14

129

9

56

14

126

10

56

81214

gesamt (n = 827)

in 1a-Lage (n = 251)in 1b-Lage (n = 267)

in Randlage (n = 309)

postmodern (n = 286)Mittelgruppe (n = 414)

modern (n = 119)

Innenstädter (n = 131)übrige Ingolstädter (n = 351)

aus umg. Landkreisen (n = 260)von außerh. der Region (n = 86)

Mo bis Fr (n = 676)Samstag (n = 151)

Einkauf, Angebotsvergleich Stadt-, Schaufensterbummelpriv. Erledigung ArbeitSchule, Ausbildung, Studium dienstl. Erledigung, ArbeitsgangCafé-, Restaurant-, Imbissbesuch Kultur-, Kino-, MuseumsbesuchStadtbesichtigung, tourist. Besuch Privatbesuch, priv. VerabredungVerbindung mit Besuch des FOC Wohnung(nur) Durchgang Sonstiges

92

überproportional in der Innenstadt wohnen, geben sie ihre Wohnung etwas häufiger als Aufenthaltsgrund an. Dass sich die modern eingestellte Teilgruppe seltener zu Ausbil-dungszwecken in der Innenstadt aufhält, ist auf deren Alterszusammensetzung zurückzu-führen.

Die Betrachtung der Nutzung der Innenstadt in Abhängigkeit vom Wohnort der Befragten zeigt, dass 22 % der Besucher von außerhalb der Region als Grund dienstliche Erledi-gungen nennen. Auch wenn Einkäufe und Angebotsvergleiche sowie Stadt- und Schau-fensterbummel für sie seltener und Café- und Restaurantbesuche gar nicht der Haupt-zweck ihres Besuches sind, so werden diese Tätigkeiten von ihnen häufig als Neben-zweck genannt, sodass jeweils über insgesamt 40 % diese Zwecke angegeben.

Am Samstag verringert sich die Vielfalt der Tätigkeiten etwas, indem die Bedeutung so-wohl des Einkaufens und Angebotsvergleichs als auch des Stadt- und Schaufensterbum-mels stark ansteigt und sich dafür die Anteile, die auf private Erledigungen, Arbeit, Schule, Ausbildung und Studium entfallen, deutlich verringern beziehungsweise fast wegfallen. Abgesehen vom Stadt- und Schaufensterbummel nehmen die anderen als Freizeittätigkei-ten aufgefassten Nutzungen am Samstag nicht zu.

Unabhängig davon, zu welchem Zweck sie sich in der Innenstadt aufhalten, sollten die Passanten beurteilen, ob sie ihren Innenstadtbesuch eher als Freizeit und Vergnügen oder als Pflicht und Notwendigkeit empfinden. Dass der Ludwigstraße eine etwas größere Bedeutung als Freizeitraum zukommt, ist in nachfolgender Tabelle ersichtlich. Interessant ist die Tatsache, dass die postmodern Eingestellten ihren Aufenthalt in der Innenstadt zu einem höheren Anteil als die Vergleichsgruppen als Freizeit und Vergnügen bezeichnen, obwohl sie insgesamt weniger der oben definierten Freizeittätigkeiten unternehmen. Sie fassen dafür Besuche zu Zwecken privater Erledigungen in viel höherem Maße als Frei-zeit und Vergnügen auf, während diese für die mittlere und die moderne Gruppe eher Pflichten darstellen. So trägt vermutlich eine höhere Wertschätzung der Innenstadt und besser empfundene Aufenthaltsqualität dazu bei, weniger Besuche in der Innenstadt als Pflicht und dafür mehr als Vergnügen zu empfinden.

Tab. 19: Empfindung des Innenstadtbesuches am Befragungstag

in %

Befragungsstandort Werthaltung

gesamt 1a-Lage 1b-Lage Randlage post-modern

Mittel-gruppe modern

eher Freizeit, Vergnügen 49 56 47 45 53 47 45

eher Pflicht, Notwendigkeit 29 27 32 28 25 27 44

sowohl Freizeit als auch Pflicht 22 17 21 27 22 26 11

n = 823 249 266 307 286 410 119

Quelle: Eigene Erhebungen 2007

93

5.3.2 Innenstadt abends oder sonntags

Da sich die Attraktivität der Innenstadt nicht auf die Geschäftszeiten beschränkt, wurden die Besucher der Region gefragt, wann sie zuletzt abends oder sonntags in der Ingolstäd-ter Innenstadt waren. Damit wird die Frage gezielt auf jegliche Freizeitnutzung bezogen.43 Eine genauere Analyse des Einkaufsverhaltens erfolgt im nächsten Kapitel. Abgesehen von den Innenstädtern, die zu gut 80 % mindestens wöchentlich abends oder sonntags ihre Freizeit in der Innenstadt verbringen, nutzen auch die übrigen Ingolstädter die Innen-stadt etwas öfter für ihre Freizeit als die Bevölkerung aus den Landkreisen der Region.

Der Zeitpunkt des letzten Besuchs der postmodern Eingestellten liegt durchschnittlich etwas kürzer zurück als der beiden Vergleichsgruppen. Von ihnen sagen nur 3 %, dass sie nie am Abend oder Sonntag in die Innenstadt gehen, während es 11 % der anderen Befragten sind. Daneben nimmt mit zunehmendem Alter die Freizeitnutzung der Innen-stadt deutlich ab und liegt bei Männern etwas höher als bei Frauen.

Tab. 20: Zeitpunkt des letzten Besuchs der Ingolstädter Innenstadt abends oder sonntags

in %

Wohnort Werthaltung

gesamt Innen-

stadt

übrige Stadt

Ingolstadt

umgeb. Land-kreise

post-modern

Mittel-gruppe modern

vor 1 bis 2 Tagen 22 51 18 12 24 20 22

vor 3 bis 10 Tagen 33 31 35 30 37 31 28

vor ½ bis 2 Monaten 22 8 25 25 24 23 15

länger her als 2 Monate 15 5 13 23 12 15 24

(noch) nie 8 5 8 10 3 11 11

n = 706 122 334 250 238 355 110

Quelle: Eigene Erhebungen 2007

5.3.3 Einkaufsverhalten zwischen Innenstadt und Konkurrenzstandorten

An welchem Ingolstädter Standort oder überhaupt in welcher Stadt die postmodern Ein-gestellten im Vergleich eher einkaufen, ist die Fragestellung dieses Kapitels. Nach den bisherigen Ausführungen entspricht ihnen der Westpark offenbar etwas weniger als den Menschen mit anderen Werthaltungen, gleichzeitig sind sie aber auch mit dem Handel in

43 Im Falle der Bewohner der Innenstadt bezieht sich die Frage auf eine Nutzung außerhalb der

eigenen Wohnung.

94

der Innenstadt etwas weniger zufrieden als zumindest die Mittelgruppe. Eine Möglichkeit wäre also, dass sie eher auf andere Städte ausweichen. Dagegen wurden bestimmte Be-völkerungsgruppen identifiziert, die den Westpark als Einkaufsstandort der Innenstadt vermutlich vorziehen. Um das Einkaufsverhalten in Bezug auf die Standorte zu ermitteln, wurden die Besucher aus der Region Ingolstadt gebeten, anzugeben, wann sie dort zu-letzt, abgesehen vom Befragungstag, eingekauft haben.44

Mit insgesamt fast 50 % fällt der Anteil derjenigen, die erst ein bis zwei Tage vorher in der Innenstadt eingekauft haben, erstaunlich hoch aus. Werden die Befragten, deren Arbeits- oder Ausbildungsplatz sich in der Innenstadt befindet und die daher täglich dort sind und auch häufiger einkaufen, aus der Betrachtung herausgenommen, sind es immer noch 39 %, und ein weiteres Drittel, deren letzter Einkauf in der Innenstadt etwa drei bis zehn Ta-ge zurückliegt. Ebenso wie der Ort des Arbeits- oder Ausbildungsplatzes hat der Wohnort einen statistisch signifikanten Einfluss auf die Häufigkeit der Einkäufe in der Innenstadt. Die Befragten aus den Landkreisen der Region suchen die Innenstadt seltener zum Ein-kauf auf als die Ingolstädter. Zwischen den einzelnen Landkreisen bestehen keine nen-nenswerten Unterschiede, außer dass aus dem südöstlich gelegenen Landkreis Pfaffen-hofen an der Ilm der letzte Einkauf insgesamt etwas länger zurückliegt. Die Abweichung der Einkaufshäufigkeit in der Innenstadt zwischen der Umkreisbevölkerung und den Ingol-städtern steht im Einklang damit, dass letztere den Aufenthalt etwas angenehmer empfin-den, liegt sicher aber auch an deren geringerer Entfernung von der Wohnung. Der Unter-schied vergrößert sich noch, wenn die in der Innenstadt Arbeitenden und ihrer Ausbildung Nachgehenden ausgeschlossen werden, wie im unteren Teil der nachstehenden Tabelle. Für die Häufigkeit der Einkäufe der Innenstädter in der Innenstadt spielt der Ort des Ar-beitsplatzes keine Rolle. Da die Innenstadt für sie auch der Nahversorgung dient, haben 78 % erst ein bis zwei Tage vorher dort eingekauft.45

Auch in Abhängigkeit von der Werthaltung sind Abweichungen vom Durchschnitt aller Befragten zu erkennen, die jedoch nicht statistisch signifikant sind. In der Tendenz ist der 44 Neben dieser Möglichkeit, das Einkaufsverhalten über den Zeitpunkt des letzten Einkaufs an

den jeweiligen Standorten zu ermitteln, können die Passanten auch aufgefordert werden, ihre generelle Häufigkeit der Einkäufe an den Standorten abzuschätzen. Hier besteht jedoch die größere Gefahr einer Verzerrung der Wahrnehmungen. Wird der letzte Einkauf abgefragt, be-steht zwar das Problem, dass bei einzelnen Individuen Abweichungen vom üblichen Verhalten bestehen, die sich jedoch in der Masse gegenseitig ausgleichen (vgl. HELLER & MONHEIM 1998, S. 64).

45 In Regensburg etwa ermittelte MONHEIM (1998, S. 64 f.) einen Anteil von 38 % mit einem nur ein bis zwei Tage zurückliegenden Einkauf unter allen Befragten. In größeren Städten, wie Bremen, München oder Nürnberg ist der letzte Einkauf in der Innenstadt durchschnittlich noch länger her (vgl. BAHRENBERG, G., MEVENKAMP, N. & MONHEIM, R. 1998, S. 103 f.). Für alle vier genannten Städte ist allerdings die Vergleichbarkeit mit dieser Arbeit eingeschränkt, da diejenigen, die in der Innenstadt wohnen und keine weitere Tätigkeit für den Befragungstag in der Innenstadt an-gaben, jeweils nicht weiter befragt wurden, stattdessen aber allen anderen Besuchern die Frage nach dem letzten Einkauf gestellt wurde. In Ingolstadt dagegen wurde die Frage allen, aber auch nur den Befragten aus der Region Ingolstadt und nicht von weiter her gestellt. Werden nur die Innenstädter entsprechend aus der Betrachtung ausgeschlossen, so liegt unter den übrigen Be-suchern aus der Region für 43 % der letzte Einkauf nur ein bis zwei Tage zurück. Inklusive der Besucher mit Wohnorten außerhalb der Region wäre die Einkaufshäufigkeit in den Innenstädten von Regensburg und Ingolstadt vermutlich in etwa gleich.

95

Zeitpunkt des letzten Einkaufs der postmodern Eingestellten in der Innenstadt kürzer her als der Mittelgruppe und der modern Orientierten. Sie kaufen folglich etwas häufiger in der Innenstadt ein, was sich schon bei Betrachtung der Zwecke des Innenstadtaufenthaltes gezeigt hat. Abhängig vom Alter und Geschlecht der Befragten zeigt sich, dass vor allem bei jungen Frauen der letzte Einkauf in der Innenstadt zeitlich relativ nahe liegt. Dem Aus-bildungsabschluss der Befragten nach ergeben sich keine wesentlichen Unterschiede.

Tab. 21: Zeitpunkt des letzten Einkaufs in der Ingolstädter Innenstadt

in %

alle Befragten aus der Region Ingolstadt

Wohnort Werthaltung

gesamt Innen-

stadt

übrige Stadt

Ingolstadt

umgeb. Land-kreise

post-modern

Mittel-gruppe modern

vor 1 bis 2 Tagen 49 78 48 37 52 50 42

vor 3 bis 10 Tagen 29 18 34 27 30 29 27

vor ½ bis 2 Monaten 16 0 15 26 14 17 20

länger her als 2 Monate 5 4 2 10 4 4 11

n = 719 125 342 252 242 362 110

alle Befragten aus der Region Ingolstadt außer mit Arbeits- oder Ausbildungsplatz in der Ingolstädter Innenstadt

Wohnort Werthaltung

gesamt Innen-

stadt

übrige Stadt

Ingolstadt

umgeb. Land-kreise

post-modern

Mittel-gruppe modern

vor 1 bis 2 Tagen 39 78 40 23 45 36 39

vor 3 bis 10 Tagen 33 17 38 32 33 35 26

vor ½ bis 2 Monaten 21 0 19 32 17 24 22

länger her als 2 Monate 7 5 3 13 5 5 13

n = 457 64 225 167 148 224 82

Quelle: Eigene Erhebungen 2007

Gemäß ihrer größeren Zufriedenheit im Vergleich zu den Ingolstädtern suchen die Befrag-ten mit Wohnort außerhalb der Stadt den Westpark häufiger zum Einkaufen auf. Ein gro-

96

ßer Teil von ihnen hat einen halben bis zwei Monate vor der Befragung zuletzt im West-park eingekauft. Jedoch spielt auch die genauere Lage des Wohnortes eine wichtige Rol-le. So wird er besonders aus dem nördlich der Stadt gelegenen Landkreis Eichstätt häufig frequentiert und manche Bevölkerungsteile des Landkreises, für die der Westpark näher als die Ingolstädter Innenstadt liegt, suchen diese, wie sie im Gespräch erzählten, zum Teil nur noch sehr selten auf. Die Einkaufshäufigkeit im Westpark der in der Innenstadt angetroffenen Befragten aus dem Landkreis Neuburg-Schrobenhausen, südwestlich der Stadt, kommt dagegen in etwa der der Ingolstädter ohne die Bewohner der Innenstadt gleich, während die Befragten aus dem Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm, für die der Westpark sich auf der gegenüberliegenden Seite von Ingolstadt befindet, dort etwas sel-tener einkaufen. Mit noch größeren Zeitabständen sind die Innenstädter zum Einkaufen im Westpark, 17 % von ihnen so gut wie nie.

Die drei anhand der Werthaltungen unterschiedenen Bevölkerungsgruppen weichen hin-sichtlich ihrer Einkaufshäufigkeit im Westpark nur sehr gering voneinander ab. Dass die postmodern Orientierten sowohl mit dem Aufenthalt als auch mit dem Handelsangebot im Westpark unzufriedener sind als die anderen, vor allem als die Mittelgruppe, wirkt sich nicht darauf aus, wie oft sie dort einkaufen. Dafür stimmt im Falle der älteren, weiblichen Befragten ihr seltenerer Einkauf im Westpark mit der schlechteren Bewertung von beidem überein. Auch der letzte Einkauf der Männer älterer Altersklassen im Westpark liegt ins-gesamt etwas länger zurück als der Jüngeren, wohingegen sie aber beides besser beur-teilen. Die kleine Gruppe der Befragten ohne Berufsabschluss hat auffällig oft erst ein bis zwei Tage vor der Befragung im Westpark eingekauft, was sich in deren größerer Zufrie-denheit auch ausdrückt.

Tab. 22: Zeitpunkt des letzten Einkaufs im Westpark

in %

Wohnort Werthaltung

gesamt Innen-

stadt

übrige Stadt

Ingolstadt

umgeb. Land-kreise

post-modern

Mittel-gruppe modern

vor 1 bis 2 Tagen 13 9 13 15 14 13 13

vor 3 bis 10 Tagen 26 22 27 26 24 26 30

vor ½ bis 2 Monaten 34 29 30 41 33 36 30

länger her als 2 Monate 20 23 23 15 22 19 22

(noch) nie 7 17 7 2 8 7 5

n = 715 126 339 250 244 360 109

Quelle: Eigene Erhebungen 2007

97

Die Zusammenhänge zwischen dem Wohnort und dem Zeitpunkt des letzten Einkaufs im Ingolstadt Village sind zwar statistisch signifikant, aber trotzdem nicht stark. Gemäß der Feststellung, dass das Angebot eher der Stadtbevölkerung entspricht, haben die Ingol-städter zu etwas größeren Anteilen maximal zwei Monate vor der Befragung dort einge-kauft. Die Befragten aus dem Landkreis Eichstätt kaufen offenbar etwas häufiger im FOC ein als aus den Landkreisen Neuburg-Schrobenhausen und Pfaffenhofen an der Ilm, was wiederum mit der Lage im Nord-Osten der Stadt begründet werden kann.

Während das FOC unter den Werthaltungsgruppen in Bezug auf Aufenthalt und Angebot die beste Bewertung zwar von der Mittelgruppe erhält, unterscheidet sich ihre Häufigkeit der Einkäufe dort nicht von den postmodern Eingestellten. Die modern Orientierten nutzen es dagegen etwas seltener. Der Anteil der älteren Männer mit häufigeren Einkäufen im Ingolstadt Village fällt besonders niedriger aus als der der männlichen Befragten der jüngsten Altersklassen. Unter den weiblichen Befragten fallen die Unterschiede nach dem Alter geringer aus.

Tab. 23: Zeitpunkt des letzten Einkaufs im Ingolstadt Village

in %

Wohnort Werthaltung

gesamt Innen-

stadt

übrige Stadt

Ingolstadt

umgeb. Land-kreise

post-modern

Mittel-gruppe modern

vor bis zu 2 Monaten 13 12 18 9 15 13 10

vor ¼ bis ½ Jahr 13 15 11 14 13 14 9

länger her als ½ Jahr 22 17 21 26 23 22 21

(noch) nie 51 56 50 51 49 50 60

n = 716 126 340 250 244 359 109

Quelle: Eigene Erhebungen 2007

Abhängig von den Wohnorten der Befragten bestehen nur die beschriebenen Zusam-menhänge mit der Häufigkeit der Einkäufe an den Ingolstädter Standorten, nicht jedoch der Einkäufe in München, Nürnberg, Augsburg und Regensburg. Nicht einmal zwi-schen den drei Landkreisen bestehen größere Unterschiede, mit der Ausnahme, dass in Augsburg fast nur Bewohner des nahesten Landkreises, Neuburg-Schrobenhausen, ein-kaufen.

Zwischen den einzelnen Werthaltungsgruppen weicht das Einkaufsverhalten in Bezug auf die Konkurrenzstädte stärker ab als in Bezug auf die drei genannten Ingolstädter Standor-te. Für die Häufigkeit der Einkäufe in Nürnberg und Regensburg sind die Zusammenhän-ge statistisch signifikant. Auffällig zeigt sich, dass die modern Eingestellten in allen vier

98

Städten seltener einkaufen als die postmoderne Teilgruppe und als die Mittelgruppe. Deutlich mehr von ihnen kaufen nie in den vier Städten ein. Die letzten Einkäufe der post-modern Orientierten liegen in München und in Nürnberg etwas kürzer zurück als der Mit-telgruppe, in Regensburg dagegen etwas länger. Die modern Eingestellten wurden be-schrieben als die Gruppe, in der der Anteil der Rentner und generell der höheren Alters-gruppen sowie mit Lehre beziehungsweise Berufs(fach)schulabschluss überdurchschnitt-lich stark vertreten ist. Die Altersgruppe über 50, unter diesen wiederum besonders die Frauen, kauft seltener in den Konkurrenzstädten ein als die Jüngeren. Die noch in Ausbil-dung Befindlichen, aber auch die Befragten mit höherer Berufsausbildung fahren häufiger zum Einkaufen in eine der anderen Städte, in erster Linie nach München.

Tab. 24: Zeitpunkt des letzten Einkaufs in München, Nürnberg, Augsburg und Regensburg

in %

Einkauf in München Einkauf in Nürnberg

Werthaltung Werthaltung

gesamt post-modern

Mittel-gruppe modern gesamt post-

modern Mittel-gruppe modern

vor bis zu 2 Monaten 23 26 21 20 9 11 9 2

vor ¼ bis ½ Jahr 17 16 19 10 11 14 9 10

länger her als ½ Jahr 33 32 33 34 33 30 39 23

(noch) nie 27 25 26 36 47 45 43 65

n = 715 243 359 109 715 244 360 109

Einkauf in Augsburg Einkauf in Regensburg

Werthaltung Werthaltung

gesamt post-modern

Mittel-gruppe modern gesamt post-

modern Mittel-gruppe modern

vor bis zu 2 Monaten 5 6 5 2 6 3 9 4

vor ¼ bis ½ Jahr 5 4 6 5 6 7 6 6

länger her als ½ Jahr 24 24 27 17 26 31 25 17

(noch) nie 66 66 62 75 62 59 59 74

n = 715 243 359 110 715 244 359 109

Quelle: Eigene Erhebungen 2007

Wie sehr die Frage, ob Personen oft in einer der anderen Städte einkaufen, davon ab-hängt, wie zufrieden sie mit dem Handelsangebot in der Ingolstädter Innenstadt sind, zeigt folgende Tabelle am Beispiel der Einkäufe in München und Nürnberg. Etwas weniger

99

ausgeprägt besteht auch ein Zusammenhang zwischen der Zufriedenheit mit dem Han-delsangebot im Westpark und der Häufigkeit der Einkäufe in München. Keine Rolle spielt es jedoch, ob der Aufenthalt in der Innenstadt als angenehm empfunden wird.

Tab. 25: Zeitpunkt des letzten Einkaufs in München und Nürnberg abhängig von der Zu-friedenheit mit dem Handelsangebot in der Ingolstädter Innenstadt

in %; 1 sehr zufrieden, 2 eher zufrieden, 3 geht so, 4 eher unzufrieden, 5 sehr unzufrieden

Einkauf in München Einkauf in Nürnberg

Zufriedenheit mit Handelsange-bot in Ingolstädter Innenstadt Zufriedenheit mit Handelsange-

bot in Ingolstädter Innenstadt gesamt 1 2 3 4 5 gesamt 1 2 3 4 5

vor bis zu 2 Mona-ten

23 14 20 25 42 67 9 3 9 12 15 33

vor ¼ bis ½ Jahr

17 14 17 24 14 8 11 8 13 11 7 25

länger her als ½ Jahr

33 40 34 28 25 8 33 37 35 30 29 17

(noch) nie 27 32 29 24 19 17 47 53 44 46 49 25

n = 715 196 257 174 73 12 715 196 257 174 73 12

Quelle: Eigene Erhebungen 2007

Als Grund dafür, nach München oder nach Nürnberg zum Einkaufen zu fahren, gibt über die Hälfte derjenigen, deren letzter Einkauf dort maximal ein halbes Jahr zurückliegt, die größere Auswahl des dortigen Einzelhandels an. Als zweithäufigster Grund wird zwar von knapp einem Drittel genannt, dass sie ihre Einkäufe in München oder Nürnberg mit ihrer Arbeit, Freizeittätigkeiten, Kulturangeboten, Gastronomie, Erledigungen oder Sonstigem verbinden und als dritthäufigster von knapp einem Fünftel, dass sie zwischendurch zur Abwechslung einen Einkaufsausflug dorthin unternehmen. Die weiteren Nennungen be-ziehen sich jedoch in erster Linie wieder auf Schwächen des Einzelhandels in Ingolstadt, wie die folgende Abbildung verdeutlicht.

100

Abb. 32: Gründe für Einkäufe in München und Nürnberg

in % der Befragten (Passanten mit letztem Einkauf in München oder Nürnberg vor maxi-mal einem halben Jahr); offene Frage, bis zu drei Antworten möglich; München: Befragte: 275, Gesamtantworten: 463; Nürnberg: Befragte: 134, Gesamtantworten: 212

Quelle: Eigene Erhebungen 2007

Aufgrund des festgestellten generellen Zusammenhangs zwischen der Zufriedenheit mit dem Handelsangebot in Ingolstadt und der Einkaufshäufigkeit in anderen Städten sowie den genannten Gründen, hätte es sich als Konsequenz ihrer geringeren Zufriedenheit erklären lassen, wenn die postmodern eingestellte Werthaltungsgruppe besonders oft zum Einkaufen nach München oder in die anderen größeren Städte um Ingolstadt fahren würde. Die Mittelgruppe jedoch, die dies in etwa genau so oft tut, ist die mit beidem zu-friedenste Teilgruppe. Die Ursache, dass die als modern bezeichnete Werthaltungsgruppe auffällig seltener in München, Nürnberg, Augsburg und Regensburg einkauft, muss in deren Zusammensetzung gesehen werden. Überdurchschnittlich stark sind eher etwas weniger mobile Bevölkerungsgruppen vertreten. Entsprechend kaufen sie auch besonders häufig in ihrer Heimatgemeinde beziehungsweise ihrem Stadtteil ein. Dies zeigt sich an den Antworten auf die Frage, wo die vier Produktgruppen Bekleidung / Schuhe / Lederwa-ren, Drogeriewaren / Parfümeriewaren, Uhren / Schmuck sowie Bücher am häufigsten eingekauft werden. Die demografischen und sozioökonomischen Merkmale der Befragten überlagern offensichtlich den Einfluss der in dieser Studie unterschiedenen Werthaltungen auf die Einkaufsorientierung auf die Standorte.

57

31

18

15

13

12

10

5

3

2

1

1

52

28

19

9

10

16

10

6

3

2

2

2

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%

größere Auswahl

Verbindung mit etwas anderem

zur Abwechslung, als Ausflug

Gesuchtes nicht in Ingolstadt zu bekommen

schönere Einkaufsatmosphäre

aktuelleres, modischeres Angebot

höheres Niveau des Einzelhandels

bestimmte, andere Geschäfte, große EKZ

Sonstiges

gute Erreichbarkeit, Bahnverbindung

Angebotsvergleich

günstigere PreiseMünchen Nürnberg

101

5.3.4 Nutzung der Seitenstraßen

Die Seitenstraßen wurden zu Beginn als Potenzial für den gesamten Standort Innenstadt gerade in der Postmoderne dargestellt. Sie können eine attraktive Ergänzung der Haupt-geschäftslage bilden. Im Folgenden geht es darum, für welche Bevölkerungsgruppen sie am interessantesten erscheinen und am häufigsten genutzt werden. Dazu sollten die Pas-santen, die in der Region Ingolstadt wohnen, Angaben darüber machen, wie häufig sie in den Seitenstraßen im Verhältnis zur Hauptgeschäftsachse, der Ludwig- und Theresien-straße, einkaufen.

Etwa die Hälfte aller Befragten kauft meistens nur in der Hauptgeschäftsachse der Innen-stadt ein, der andere Teil aber gelegentlich oder sogar häufig auch in den Seitenstraßen. Die Unterschiede zwischen den verschiedenen, betrachteten Bevölkerungsgruppen sind statistisch signifikant. So wird deutlich, dass die Ingolstädter sich weniger zum Einkaufen auf die Ludwig- und Theresienstraße beschränken als die Bewohner aus den umliegen-den Landkreisen. Es bestätigt sich auch, dass die postmodern Eingestellten mehr in den Seitenstraßen einkaufen als die beiden Vergleichsgruppen. Dass die Filialisten mit Young-Fashion-Ausrichtung sich vor allem in der Ludwigstraße befinden, ist die Erklärung dafür, dass jüngere Altersgruppen hauptsächlich dort einkaufen, während mittlere und ältere, unter ihnen vor allem Frauen durchaus öfter die Seitenstraßen aufsuchen. Auffällig oft kaufen auch die Befragten mit höherem Berufsabschluss dort etwas.

Tab. 26: Häufigkeit der Einkäufe in den Seitenstraßen

in %

Wohnort Werthaltung

gesamt Innen-stadt

übrige Stadt

Ingolstadt

umgeb. Land-kreise

post-modern

Mittel-gruppe modern

häufig 12 19 12 8 17 9 11

gelegentlich 39 40 43 32 42 39 32

Ich kaufe meist nur in der Lud-wig- und There-sienstraße ein.

49 41 44 60 42 52 57

n = 726 126 345 255 245 366 111

Quelle: Eigene Erhebungen 2007

Zusätzlich wurden die Besucher der Innenstadt gebeten, Seitenstraßen zu nennen, die ihnen besonders wichtig sind. Knapp ein Drittel kann keine angeben, wobei hier große Differenzen zwischen den Werthaltungsgruppen bestehen. So sind es 54 % der modern Eingestellten, aber nur 19 % der postmodern Eingestellten, denen keine Seitenstraße besonders wichtig ist, obwohl nur denjenigen diese Frage gestellt wurde, die nach eige-nen Angaben häufig oder gelegentlich in Seitenstraßen einkaufen. Einem Viertel ist die

102

Milchstraße besonders wichtig und je einem Zehntel die Dollstraße und die Schran-nenstraße. Die anderen Antworten verteilen sich auf eine Vielzahl weiterer kleiner Stra-ßen. Keine Straße davon ist für eine der Werthaltungsgruppen im Vergleich zu den ande-ren beiden besonders wichtig, abgesehen von der Milchstraße. Diese ist für 29 % der postmodern Eingestellten und 26 % der mittleren Gruppe, aber nur für 10 % der modern Orientierten von Bedeutung. Damit führt die allgemein als positiv eingeschätzte Entwick-lung in der Milchstraße nur wenig dazu, dass den modern Eingestellten die Milchstraße wichtig erscheint.

Abb. 33: Seitenstraßen, die den Befragten besonders wichtig sind

in % der Befragten (inklusive Antwort „keine“); Befragte: 369, Gesamtantworten: 474; offene Frage, bis zu zwei Antworten möglich

Quelle: Eigene Erhebungen 2007

Als Begründung, dass sie einzelne Seitenstraßen besonders nutzen, zählen die meisten Befragten bestimmte Geschäfte auf oder führen das Einzelhandelsangebot in der Summe an. Einige betonen, dass es in den Seitenstraßen sehr schöne, besondere, interessante, individuelle, kleine, gehobene oder gute Geschäfte und Boutiquen gibt und ihnen so das Angebot attraktiver erscheint. Ferner besteht in den Seitenstraßen ein umfangreiches Gastronomieangebot einschließlich Cafés, Bars und Kneipen. Darüber hinaus werden

3025

1010

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11111

4

0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35%

keineMilchstraße

DollstraßeSchrannenstraße

MauthstraßeSchmalzingergasse

DonaustraßeMoritzstraßeKupferstraßeSauerstraße

HolzmarktAm Stein

ProviantstraßeGeorg-Oberhäußer-Straße

ZiegelbräustraßeReitschulgasse

HarderstraßeSchulstraße

HallstraßeTaschenturmstraße

KanalstraßeBeckerstraße

PfarrgasseJosef-Ponschab-Straße

Manggassesonstige Seitenstraßen

103

bestimmte Dienstleistungen und Institutionen genannt. Manche Besucher schätzen die Gestaltung, Atmosphäre und das Flair der Seitenstraßen besonders. Es wird als idyllisch, sympathisch, abwechslungsreich und abseits des Mainstream bezeichnet. Für manche liegt der Grund aber auch ganz pragmatisch darin, dass die ihnen wichtige Straße oft auf ihrem Weg liegt oder ihre Wohnung oder ihr Arbeits- beziehungsweise Ausbildungsplatz sich dort befinden.

5.3.5 Zwischenfazit

Insgesamt nutzen die postmodern Eingestellten die Innenstadt tagsüber nicht stärker frei-zeitorientiert als die beiden Vergleichsgruppen, sondern eher weniger. Dafür verbringen sie außerhalb der Geschäftszeiten, also am Abend oder am Sonntag, etwas öfter ihre Freizeit in der Innenstadt. Ob sie dann jedoch generell mehr Freizeit außer Haus verbrin-gen oder ob die moderne Teilgruppe und die Mittelgruppe eher andere Freizeitstandorte, wie zum Beispiel das Entertainment-Angebot im Westpark, aufsuchen, sei dahingestellt.

Auch wenn die postmodern Eingestellten mit dem Handelsangebot in der Innenstadt ver-gleichsweise unzufrieden sind, kaufen sie hier doch häufiger ein als die beiden anderen Gruppen. In Bezug auf die Einkaufshäufigkeit im Westpark bestehen kaum Unterschiede zwischen den drei Werthaltungsgruppen, obwohl die postmodern orientierte Gruppe mit beiden abgefragten Aspekten im Westpark unzufriedener ist. Etwa ebenso häufig wie die Mittelgruppe suchen sie eine der Städte München, Nürnberg, Augsburg oder Regensburg zum Einkaufen auf.

Dass die Seitenstraßen mit ihrem Angebot eher postmodernen Einstellungen entspre-chen, bestätigt sich, indem die postmoderne Werthaltungsgruppe öfter in den Seitenstra-ßen einkauft. Die moderne und Mittelgruppe dagegen beschränken sich zum Einkaufen mehr auf die Ludwigs- und Theresienstraße. Die Nutzungsvielfalt der Seitenstraßen im Vergleich zur Hauptgeschäftslage wird anhand der Begründungen deutlich, weshalb die genannten Seitenstraßen wichtig erscheinen.

104

6 Zukünftige Entwicklung der Ingolstädter Innenstadt

6.1 Erwartungen der Besucher an die Innenstadt

Wie in Kapitel 5.1.1 dargestellt46, erfährt der historische Charakter von den Besuchern der Ingolstädter Innenstadt insgesamt eine sehr große Wertschätzung. 89 % der Befragten stimmen der Aussage zu, dass eine Stadt, zum Beispiel bei Umbau- und Gestaltungs-maßnahmen, ihren historischen Charakter berücksichtigen sollte. Nur 3 % lehnen dies ab. Damit besteht große Einigkeit, dass der historische Stadtgrundriss und noch vorhandene historische Bauten bewahrt werden und Neubauten an die Maßstäbe angepasst werden sollen. Die Einstellungen der Besucher zur Frage praktischer Nutzen oder abwechslungs-reiche Gestaltung sind etwas gegensätzlicher. 27 % sind der Meinung, dass beim Bau von Gebäuden vor allem der praktische Nutzen bedacht werden sollte. 37 % sind beson-ders für eine abwechslungsreiche Gestaltung und 36 % können sich nicht entscheiden. Was die Stadtgestaltung betrifft, sind also die Passanten der Ingolstädter Innenstadt mit ihren Einstellungen mehrheitlich von funktionalistischen Gesichtspunkten abgerückt und befürworten stattdessen eine Entwicklung der Innenstadt in eine eher postmoderne Rich-tung.

Etwas anders stellen sich die Standpunkte zu den Zielen der Stadtentwicklung dar. Hier ist mit 38 % der größte Anteil der Ansicht, dass das wirtschaftliche Wachstum das wich-tigste Ziel für die Entwicklung einer Stadt sein sollte. 32 % lehnen diese Aussage ab und 30 % legen sich nicht fest. Die Aussage bezieht sich jedoch auf die Entwicklung der ge-samten Stadt.

6.2 Meinungen zum Umgang mit den Seitenstraßen

Unabhängig davon, wie wichtig ihnen die Seitenstraßen im Einzelnen sind, wurden alle Passanten aus der Region Ingolstadt gebeten, verschiedene Entwicklungsmöglichkeiten für die Seitenstraßen zu beurteilen. Der erste Vorschlag lautet, dass das Einzelhandels-angebot in den Seitenstraßen ausgebaut wird. Eine andere Möglichkeit zur Belebung wä-re, mehr Veranstaltungen in den Seitenstraßen durchzuführen beziehungsweise in die Seitenstraßen zu verlagern. Die übrigen beiden Vorschläge beziehen sich auf den Ver-kehr. So sollten die Passanten ihre Meinung dazu äußern, ob dieser in den Seitenstraßen (weiter) reduziert werden sollte oder sogar die Fußgängerzone in die Seitenstraßen erwei-tert. Die Alternative stellt die Aussage dar, dass es wichtiger wäre, die Ludwigstraße zu verbessern.

Den insgesamt größten Zuspruch erhält der Gedanke, dass in den Seitenstraßen ein grö-ßeres Einzelhandelsangebot besteht. Einem Viertel der Passanten ist es zwar egal, mehr

46 Vgl. dazu Tabelle 10.

105

als die Hälfte würde es jedoch gutheißen. Im Gespräch äußerten aber einige Passanten auch Bedenken, ob für ein größeres Angebot in den Seitenstraßen ausreichend Besu-cherfrequenz vorhanden ist. Sie würden es sich persönlich zwar wünschen, schätzen es aber als wenig realistisch ein. Die größte Ablehnung erhalten die beiden Vorschläge, die den Verkehr betreffen. Jeweils etwa ein Drittel spricht sich dagegen aus, den Verkehr (weiter) zu reduzieren und zumindest manche Seitenstraßen als Fußgängerzone auszu-weisen. Letztes Thema erzeugt auch die größte Polarisierung, indem es nur 14 % egal ist. Mit den Meinungen zu den ersten vier Aussagen stimmt es etwa überein, dass 35 % der Befragten in erster Linie die Ludwigstraße verbessert sehen wollen, 41 % aber gegen eine einseitige Ausrichtung darauf sind.

Etwas widersprüchlich erscheint die Tatsache, dass 40 % der Befragten dafür sind, den Verkehr in den Seitenstraßen zu reduzieren, aber sogar 49 % dafür, sie in eine Fußgän-gerzone umzuwandeln, obwohl dies im Prinzip eine Steigerung des ersten Vorschlages darstellt, da gar kein motorisierter Verkehr mehr erlaubt ist. 70 Personen sind es, die ge-gen die Verringerung des Verkehrs, aber für die Einrichtung als Fußgängerzone sind. Vermutlich ist dies auf die Formulierungen und die damit verbundenen Assoziationen zu-rückzuführen. Während die Reduzierung des Verkehrs eher als eine Einschränkung der Erreichbarkeit und der Parkmöglichkeiten in unmittelbarer Nähe gesehen wird, werden mit einer Fußgängerzone positivere Bilder verbunden.

Zwischen den Werthaltungsgruppen weichen die Meinungen nur in Bezug auf die Redu-zierung des Verkehrs statistisch signifikant voneinander ab. Fast die Hälfte der postmo-dern Eingestellten befürwortet es, den Verkehr zu verringern, jedoch unter 40 % der bei-den Vergleichsgruppen. Diesen ist es dagegen auffällig oft egal. Die Ansichten zur Aus-weisung als Fußgängerzone weichen etwas weniger ab, jedoch sind auch hier die post-modern Orientierten etwas überdurchschnittlich dafür. Dass ihnen insgesamt die Seiten-straßen wichtiger erscheinen, wird auch an dieser Stelle bestätigt, indem sie überproporti-onal dagegen sind, das Hauptaugenmerk nur auf die Ludwigstraße zu richten.

Die Meinungen zum Umgang mit den Seitenstraßen hängen in starkem Maße auch davon ab, ob die Befragten dort einkaufen und sie daher mehr nutzen. Diejenigen, die nach ei-genen Angaben häufig in den Seitenstraßen einkaufen, sind verhältnismäßig oft dafür, dass nicht nur für die Ludwigstraße Verbesserungsmaßnahmen getroffen werden. Sie haben zu allen vier Vorschlägen deutlich häufiger eine Meinung, indem sie jeweils sehr selten mit „ist mir egal“ antworten. Weit häufiger als die Befragten, die gelegentlich oder gar nicht in den Seitenstraßen einkaufen, sind sie jedoch gegen ein größeres Einzelhan-delsangebot in den Seitenstraßen. Vermutlich bedeutet dies aber nicht unbedingt, dass sie dagegen sind, sondern vielmehr, dass es ihnen ausreicht und ihrer Meinung nach nicht ausgebaut werden muss. Möglicherweise kennen sie das Angebot in den Seiten-straßen auch besser, um zu dieser Einschätzung zu gelangen. Ebenso lehnen sie es auf-fällig oft ab, mehr Veranstaltungen auszurichten. Überdurchschnittliche Zustimmung im Vergleich zu den Übrigen erhält von ihnen dagegen die Maßnahme, weniger Verkehr in den Seitenstraßen zu belassen oder sie gar ganz als Fußgängerzone einzurichten. Alle

106

Zusammenhänge zwischen der Häufigkeit der Einkäufe in den Seitenstraßen und den Standpunkten sind statistisch signifikant.

Tab. 27: Meinungen zu Entwicklungsmöglichkeiten der Seitenstraßen

in %

Einzelhandelsangebot ausbauen (mehr) Veranstaltungen durchführen

Werthaltung Werthaltung

gesamt post-modern

Mittel-gruppe modern gesamt post-

modern Mittel-gruppe modern

Bin ich dafür. 56 55 59 54 44 43 43 50

Bin ich dagegen. 12 14 10 12 21 23 22 15

Ist mir egal. 25 26 24 26 28 30 27 25

Weiß ich nicht. 7 6 7 8 7 4 7 10

n = 722 245 364 110 722 245 364 110

Verkehr reduzieren Fußgängerzone erweitern

Werthaltung Werthaltung

gesamt post-modern

Mittel-gruppe modern gesamt post-

modern Mittel-gruppe modern

Bin ich dafür. 40 49 35 38 49 52 48 42

Bin ich dagegen. 31 32 32 28 33 33 33 36

Ist mir egal. 24 17 28 26 14 14 14 16

Weiß ich nicht. 5 1 6 7 4 1 5 5

n = 722 245 364 110 722 245 364 110

eher nur Ludwigstraße verbessern

Werthaltung

gesamt post-modern

Mittel-gruppe modern

Bin ich dafür. 35 34 36 35

Bin ich dagegen. 41 47 41 32

Ist mir egal. 18 16 17 26

Weiß ich nicht. 6 4 6 7

n = 722 245 364 110

Quelle: Eigene Erhebungen 2007

107

7 Diskussion der Ergebnisse und Ausblick

Zu Beginn dieser Arbeit wurden Trends und Entwicklungen der Postmoderne aufgezeigt, die national und sogar global auftreten und in Wechselwirkung stehen mit den Werten und Orientierungen sowie Lebensstilen der Menschen. In jeder Stadt bestehen jedoch trotz-dem lokale Besonderheiten. KLEE (2001, S. 92) spricht in diesem Zusammenhang von einer spezifischen Filterwirkung der Städte. Damit ist gemeint, dass globale Einflüsse mit den lokalen Eigenheiten konfrontiert werden und somit in verschiedenen Städten in unter-schiedlicher Ausprägung vorkommen. Folglich können die Ergebnisse dieser Arbeit auch nicht unmittelbar verallgemeinert werden. Sie gelten in erster Linie für die Ingolstädter Innenstadt beziehungsweise vielmehr für ihre Besucher.

Als lokale Besonderheit der Stadt Ingolstadt tritt vor allem das Automobilunternehmen Audi in Erscheinung. Mit dem Unternehmen hängt die Entwicklung der Stadt eng zusam-men. Die Automobilindustrie gilt als typisch für fordistische Produktionsstrukturen, da sie diese sehr früh verwirklicht hat, auch wenn heute die Abteilungen für Forschung und Ent-wicklung immer wichtiger werden. Während des Wachstums der Stadt Ingolstadt vor al-lem in der Nachkriegszeit bis Ende der 1960er Jahre, also in der Epoche der Moderne, stellte der Funktionalismus die prägende Richtung in Architektur und Städtebau dar. Dies wird in der Innenstadt besonders in der Hauptgeschäftsstraße, der Ludwigstraße deutlich. Vor allem seit Mitte der 1980er Jahre nimmt die Bevölkerung der Stadt erneut stark zu. Um im Wettbewerb mit anderen Städten und Regionen auch in der Postmoderne weiter-hin attraktiv für Unternehmen beziehungsweise für hoch qualifizierte Arbeitskräfte zu sein, gewinnen weiche Standortfaktoren, wie die Lebensqualität in der Stadt, zunehmend an Bedeutung. So ist die Sanierung und Attraktivierung der Ingolstädter Innenstadt seit Jah-ren ein Thema. Zurzeit steht die Umgestaltung der Kreuzstraße beziehungsweise des Bereiches um das Münster an (vgl. SCHATTENHOFER 2008).

Zur Frage, in welche Richtung die Entwicklung der Ingolstädter Innenstadt nun erfolgen sollte, können die Aussagen der Besucher herangezogen werden. Sie sagen außeror-dentlich deutlich, dass ihnen der historische Charakter in einer Stadt sehr wichtig er-scheint. Mit dem historischen Erbe der Festungsanlagen als auch der inneren Stadtstruk-tur und vielen Einzeldenkmälern steht in Ingolstadt ein entsprechendes Potenzial zur Ver-fügung. Dementsprechend häufig geben die Passanten an, dass ihnen die alten Gebäude und der historische Charakter der Innenstadt gut gefallen. Auch der Klenzepark und der übrige Glacisbereich, der die Innenstadt als Grüngürtel umschließt und für Freizeit und Erholung zur Verfügung steht, werden von der Bevölkerung geschätzt. Immer wieder fal-len aber auch kritische Worte zur neueren Entwicklung der Innenstadt. Stellvertretend gilt die Aussage eines in der Innenstadt wohnenden Passanten: „Ingolstadt ist immer etwas hinterher, was zum Beispiel am Neuen Rathaus und am daneben stehenden neuen Spar-kassengebäude deutlich wird. In anderen Städten wurde so vor 20 bis 40 Jahren gebaut und man sieht das dort heute als Bausünden an, weil der Funktionalismus im Prinzip vor-

108

bei ist. Heute baut man anders, außer in Ingolstadt.“47 Einschränkend fügt er jedoch hin-zu, dass das Sparkassengebäude so oder so ähnlich in neuerer Zeit auch in anderen Städten gebaut wurde. Mit seiner Ansicht steht er nicht alleine da, was daran deutlich wurde, dass der Rathausplatz von vielen Befragten als unangenehm empfunden wird. Gerade der Rathausplatz ist auch ein deutliches Beispiel dafür, dass die Werthaltungen, anhand derer die Befragten in dieser Arbeit eingeteilt wurden, unterschiedliche Wahrneh-mungen und Bewertungen mit sich bringen können.

Die Ludwigstraße ist zwar die am häufigsten als besonders angenehm genannte Straße, eine Ergänzung durch gut funktionierende Seitenstraßen wird aber trotzdem von einem Großteil der Besucher der Innenstadt als wichtig erachtet. Besonders das Einzelhandels-angebot sollte ihrer Meinung nach ausgebaut werden. Jedoch halten gerade diejenigen, die häufig in den Seitenstraßen einkaufen, ein größeres Einzelhandelsangebot für nicht notwendig. Offensichtlich reicht ihnen das bestehende aus. Ihnen ist dagegen weniger Verkehr wichtiger. Auch die Ausweitung des Fußgängerbereiches begrüßen sie eher. Ein kleiner Teil der Befragten scheint somit mit dem Einzelhandel gerade in den Seitenstra-ßen zufrieden zu sein und diesen entsprechend zu nutzen. Daher begrüßen sie häufiger die Reduzierung des Verkehrs in den Seitenstraßen als diejenigen, die sich dort weniger für Einkäufe aufhalten. Für diese stellen die Seitenstraßen eher Zugangswege zur Haupt-einkaufsstraße dar, sodass ihnen die Aufenthaltsqualität in der Ludwigstraße wichtiger erscheint. Ein Potenzial der Seitenstraßen ist besonders die Gastronomie, die in der Lud-wigstraße nur wenig vorhanden ist. Unter allen abgefragten Merkmalen erhält das Gast-ronomieangebot in der Innenstadt die besten Zufriedenheitswerte. Aber auch spontan erfolgen häufig Nennungen, was besonders gut gefällt, aus dem Bereich Gastronomie. Nur seltener wird aus diesem Bereich etwas vermisst.

Mehr als die Gesamtheit aller Befragten standen jedoch die drei analysierten Werthal-tungsgruppen im Mittelpunkt dieser Arbeit. Es konnte gezeigt werden, dass eine postmo-derne beziehungsweise moderne Werthaltung teilweise statistisch signifikant von wesent-lichen demografischen und sozioökonomischen Merkmalen der Innenstadtbesucher ab-hängt. Die postmodern Eingestellten sind demzufolge eher mittleren Altersgruppen zuzu-rechnen, überproportional vollzeitig erwerbstätig und verfügen über eine höhere Be-rufsausbildung. Auch die Besucher der Hauptgeschäftslage, der 1b-Lage und der Randla-ge unterscheiden sich hinsichtlich der analysierten Merkmale teilweise signifikant. Der vermutete Zusammenhang, dass die Besucher in der 1b-Lage und in der Randlage ana-log zu dem eher postmodern geprägten Handelsangebot eher über postmoderne Werthal-tungen verfügen, konnte statistisch nicht bestätigt werden. Es besteht jedoch die Ten-denz, dass zumindest in der 1b-Lage postmodern Eingestellte etwas über dem Durch-schnitt anzutreffen sind.

KLEE (2001, S. 184) schlussfolgerte in seiner Untersuchung zum Raumbezug von Le-bensstilen im Untersuchungsraum Nürnberg, „dass davon ausgegangen werden kann, dass einzelne Lebensstile jeweils spezifische Formen der Raumwahrnehmung, 47 Zitat eines befragten Passanten am 18.10.2007.

109

-bewertung und -nutzung aufweisen.“ Auch die in dieser Arbeit zur Einteilung der Befrag-ten verwendeten Werthaltungen schlagen sich durchaus in unterschiedlichen Einschät-zungen und in einem unterschiedlichen Verhalten nieder. Daher ist es sinnvoll, Ergebnis-se von Befragungen nicht nur im Durchschnitt aller Befragten zu betrachten, sondern die Aussagen nach verschiedenen Bevölkerungsgruppen zu differenzieren. So unterscheiden sich die Werthaltungsgruppen in der Wahrnehmung und Bewertung der Innenstadt, wenn auch nicht statistisch signifikant. Zwischen den Werthaltungen und der Beurteilung der Aufenthaltsqualität im Einkaufszentrum Westpark hingegen besteht sogar ein signifikanter Zusammenhang. Auch in der Nutzung der Innenstadt lassen sich teilweise Unterschiede zwischen den Werthaltungsgruppen erkennen, vor allem in Bezug auf die Einkaufshäufig-keit in den Seitenstraßen. Die postmodern Eingestellten halten sich etwas häufiger als die Vergleichsgruppen in der 1b-Lage auf und kaufen überdurchschnittlich in den Seitenstra-ßen ein. Jedoch unterscheidet sich das Verhalten der Werthaltungsgruppen nicht immer. So ist zum Beispiel die Einkaufshäufigkeit im Westpark relativ ähnlich. Sie wird folglich von anderen Faktoren mehr beeinflusst. Hier würde ein umfassenderer Lebensstilansatz vermutlich eher Muster im Verhalten der Bevölkerung aufdecken. So konnte etwa anhand der Einkaufshäufigkeit in den Städten München und Nürnberg gezeigt werden, dass sie von persönlichen Merkmalen abhängen muss. Zusätzlich ist auch direkt die Zufriedenheit mit dem Handelsangebot in der Ingolstädter Innenstadt von Einfluss.

Die aufgestellten Hypothesen konnten in den meisten Fällen zumindest teilweise bestätigt werden. Sie gehen auf die theoretischen Überlegungen zu den Trends in der Postmoder-ne zurück. Im Folgenden werden die Hypothesen wiederholt und kurz den Ergebnissen gegenübergestellt.

• Postmodern eingestellte Besucher der Innenstadt sind in den Seitenstraßen und Randlagen häufiger anzutreffen als die anderen Besucher und dafür weni-ger in der Hauptgeschäftslage. Dieser Zusammenhang konnte statistisch nicht bes-tätigt werden, in der Tendenz jedoch halten sich postmodern Orientierte etwas häufi-ger als die Vergleichsgruppen in der 1b-Lage auf. Dass sie die Randlagen nicht häufi-ger aufsuchen, kann unter Umständen auf die Auswahl der Schrannenstraße und vor allem der Donaustraße als Befragungsstandort zurückgeführt werden. Da sich die Randlagen in der Ingolstädter Innenstadt relativ heterogen präsentieren, ist es schwierig, zwei herauszugreifen, die stellvertretend für alle stehen. Anhand der be-sonders häufigen Nennung der Milchstraße als wichtige Seitenstraße durch die post-modern Eingestellten, zeigt sich jedoch, dass ein Zusammenhang nicht von der Hand zu weisen ist.

• Postmodern eingestellte Besucher sind manchen Entwicklungen in der Innen-stadt gegenüber kritischer eingestellt als andere Besucher, da postmoderne Prinzipien nur in Ansätzen erfüllt werden. Die postmoderne Werthaltungsgruppe nennt deutlich mehr Straßen und Plätze, die ihnen in der Innenstadt unangenehm sind, als die Vergleichsgruppen. Gerade mit der Neugestaltung des Rathausplatzes sind sie deutlich unzufriedener.

110

• Postmodern eingestellte Besucher beurteilen die Innenstadt jedoch besser als das Einkaufszentrum Westpark, da dieses sehr stark funktionalistisch geprägt ist. Entsprechend kaufen sie mehr in der Innenstadt ein als im Westpark. Die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt wird von allen drei Werthaltungsgruppen besser beurteilt als im Westpark. Sie stellt somit ein Potenzial der Innenstadt gegenüber dem Einkaufszentrum dar, das unabhängig von der Werthaltung insgesamt positiv beurteilt wird. Die Hypothese bestätigt sich insofern, als der Unterschied zwischen der Empfin-dung des Aufenthaltes an den beiden Standorten bei den postmodern Orientierten am deutlichsten ausfällt. Das Handelsangebot bewerten jedoch alle drei Gruppen in der Innenstadt schlechter als im Westpark. Die postmodern Eingestellten kaufen häufiger in der Innenstadt ein als die beiden anderen Gruppen. Im Westpark jedoch kaufen sie in etwa genau so oft ein.

• Postmodern eingestellte Besucher nutzen die Seitenstraßen und Randlagen für Einkäufe mehr als andere Besucher der Innenstadt. Dass der Einzelhandel in den Seitenstraßen den postmodern Orientierten mehr zusagt als den Vergleichsgruppen, zeigt sich daran, dass sie zu einem größeren Anteil angeben, im Verhältnis zur Haupteinkaufsstraße, häufig dort einzukaufen. Gleiches gilt für die Ingolstädter, eher ältere, vor allem weibliche Personengruppen und Passanten mit höherer beruflicher Ausbildung. Das Handelsangebot in der Ludwigstraße ähnelt dagegen dem im West-park sehr.

• Postmodern eingestellte Besucher wünschen sich eher eine Stärkung der Sei-tenstraßen und Randlagen. Etwas häufiger sprechen sich die postmodern Orientier-ten gegen eine einseitige Ausrichtung auf die Haupteinkaufsstraße aus. Vor allem be-fürworten sie in stärkerem Maße als die Vergleichsgruppen, dass der Verkehr in den Seitenstraßen weiter reduziert wird.

Abschließend bleibt die Frage, was aus dieser Arbeit für die Zukunft der Ingolstädter In-nenstadt zu ziehen ist. Als Problem erscheint die Tatsache, dass bestimmte Bevölke-rungsgruppen, so auch die postmodern Eingestellten, zwar den Aufenthalt in der Innen-stadt besonders schätzen, aber vom Angebot des Einzelhandels zum Teil enttäuscht wer-den. Im Gegensatz zum Einkaufszentrum Westpark klaffen die Beurteilungen der Aufent-haltsqualität und die Zufriedenheit mit dem Handelsangebot deutlicher auseinander. Vor allem in der Ludwigstraße unterscheidet sich der Einzelhandel kaum vom Westpark und spricht daher in erster Linie auch die gleichen Bevölkerungsgruppen an. Die besonders Innenstadtaffinen erwarten jedoch ein differenzierteres Angebot. Zur Ergänzung und Ver-besserung des gesamten Handelsangebotes in der Innenstadt bieten sich die Seitenstra-ßen und Randlagen an, vor allem da ihre Atmosphäre und ihr Flair diesen Bevölkerungs-gruppen auch eher entgegenkommen, wie sich an den Nennungen der Milchstraße ge-zeigt hat.

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117

Ehrenwörtliche Erklärung

Ich versichere, dass ich die Arbeit selbstständig angefertigt, nicht anderweitig für Prü-fungszwecke vorgelegt, alle benutzten Quellen und Hilfsmittel angegeben sowie wörtliche und sinngemäße Zitate gekennzeichnet habe.

Bayreuth, den 20.06.2008

Julia Wolfrum

118

Anhang

Anhang 1: Fragebogen

Anhang 2: Beiblatt zum Fragebogen

Anhang 3: Ergebnisse der Passantenzählung

Anhang 4: Lage des Verdichtungsraumes Ingolstadt

Anhang 5: Abgrenzung der drei Werthaltungsgruppen (Ursprungstabelle)

Anhang 6: Tätigkeit der Befragten ausführlich nach Teilgruppen

Anhang 7: Erfolg der Parkplatzsuche am Befragungstag

119

Anhang 1: Fragebogen

120

121

Anhang 2: Beiblatt zum Fragebogen

122

Anhang 3: Ergebnisse der Passantenzählung

Ludwigstraße Donnerstag, 18.10.2007

Zeit Richtung Schliffelmarkt Richtung Paradeplatz gesamt

9:00 bis 10:00 364 744 1.108 10:00 bis 11:00 792 1.104 1.896 11:00 bis 12:00 1.072 1.144 2.216 12:00 bis 13:00 1.552 1.720 3.272 13:00 bis 14:00 1.416 1.584 3.000 14:00 bis 15:00 924 984 1.908 15:00 bis 16:00 904 1.336 2.240 16:00 bis 17:00 1.220 1.232 2.452 17:00 bis 18:00 992 1.072 2.064 18:00 bis 19:00 920 724 1.644 19:00 bis 20:00 392 132 524 9:00 bis 20:00 10.548 11.776 22.324 Ludwigstraße Samstag, 20.10.2007

Zeit Richtung Schliffelmarkt Richtung Paradeplatz gesamt

9:00 bis 10:00 372 636 1.008 10:00 bis 11:00 1.048 1.356 2.404 11:00 bis 12:00 1.456 1.896 3.352 12:00 bis 13:00 1.700 2.060 3.760 13:00 bis 14:00 1.460 1.684 3.144 14:00 bis 15:00 1.476 1.380 2.856 15:00 bis 16:00 1.452 1.172 2.624 16:00 bis 17:00 1.340 1.240 2.580 17:00 bis 18:00 1.192 840 2.032 18:00 bis 19:00 532 208 740 19:00 bis 20:00 204 188 392 9:00 bis 20:00 12.232 12.660 24.892

123

Am Stein, Donnerstag, 18.10.2007

Zeit Richtung Schliffelmarkt entgegen gesetzt gesamt

11:00 bis 12:00 816 699 1.515 13:00 bis 14:00 1.353 846 2.199 15:00 bis 16:00 765 612 1.377 17:00 bis 18:00 720 669 1.389 4 Stunden 3.654 2.826 6.480 Am Stein, Samstag, 20.10.2007

Zeit Richtung Schliffelmarkt entgegen gesetzt gesamt

11:00 bis 12:00 759 483 1.242 13:00 bis 14:00 378 396 774 2 Stunden 1.137 879 2.016 Theresienstraße, Donnerstag, 18.10.2007

Zeit Richtung Schliffelmarkt entgegen gesetzt gesamt

11:00 bis 12:00 405 408 813 13:00 bis 14:00 1.092 606 1.698 15:00 bis 16:00 408 417 825 17:00 bis 18:00 486 534 1.020 4 Stunden 2.391 1.965 4.356 Theresienstraße, Samstag, 20.10.2007

Zeit Richtung Schliffelmarkt entgegen gesetzt gesamt

11:00 bis 12:00 681 498 1.179 13:00 bis 14:00 714 726 1.440 2 Stunden 1.395 1.224 2.619 Moritzstraße, Donnerstag, 18.10.2007

Zeit Richtung Schliffelmarkt entgegen gesetzt gesamt

11:00 bis 12:00 735 633 1.368 13:00 bis 14:00 1.410 1.545 2.955 15:00 bis 16:00 699 600 1.299 17:00 bis 18:00 858 930 1.788 4 Stunden 3.702 3.708 7.410 Moritzstraße, Samstag, 20.10.2007

Zeit Richtung Schliffelmarkt entgegen gesetzt gesamt

11:00 bis 12:00 843 777 1.620 13:00 bis 14:00 1.002 984 1.986 2 Stunden 1.845 1.761 3.606

124

Schrannenstraße, Donnerstag, 18.10.2007

Zeit Richtung Schliffelmarkt entgegen gesetzt gesamt

11:00 bis 12:00 177 132 309 13:00 bis 14:00 309 267 576 15:00 bis 16:00 144 84 228 17:00 bis 18:00 108 138 246 4 Stunden 738 621 1.359 Schrannenstraße, Samstag, 20.10.2007

Zeit Richtung Schliffelmarkt entgegen gesetzt gesamt

11:00 bis 12:00 183 156 339 13:00 bis 14:00 186 180 366 2 Stunden 369 336 705 Donaustraße, Donnerstag, 18.10.2007

Zeit Richtung Schliffelmarkt entgegen gesetzt gesamt

11:00 bis 12:00 171 153 324 13:00 bis 14:00 432 483 915 15:00 bis 16:00 318 288 606 17:00 bis 18:00 267 306 573 4 Stunden 1.188 1.230 2.418 Donaustraße, Samstag, 20.10.2007

Zeit Richtung Schliffelmarkt entgegen gesetzt gesamt

11:00 bis 12:00 309 309 618 13:00 bis 14:00 264 309 573 2 Stunden 573 618 1.191

Quelle: Eigene Erhebungen 2007

125

Anhang 4: Lage des Verdichtungsraumes Ingolstadt

Quelle: BAYSTMWIVT 2006, Anhang 3

126

Anhang 5: Abgrenzung der drei Werthaltungsgruppen (Ursprungstabelle)

Eine Stadt sollte ihren histori-

schen Charakter berücksichtigen.

Der praktische Nutzen sollte eher bedacht

werden als eine abwechslungs-reiche Gestal-

tung.

Wirtschaftliches Wachstum

sollte das wich-tigste Ziel sein.

An-zahl der

Fälle

Summe der

Fälle je Gruppe

Fälle je

Grup-pe in

%

Zustimmung Ablehnung Ablehnung 115

Zustimmung Ablehnung teils teils 81

Zustimmung teils teils Ablehnung 86

insgesamt Werthal-tungen eher post-modern teils teils Ablehnung Ablehnung 4

286 35

Zustimmung Ablehnung Zustimmung 88

Zustimmung Zustimmung Ablehnung 41

Ablehnung Ablehnung Ablehnung 2

teils teils teils teils Ablehnung 8

teils teils Ablehnung teils teils 5

Zustimmung teils teils teils teils 85

teils teils teils teils teils teils 16

stimme zu teils teils Zustimmung 79

Zustimmung Zustimmung teils teils 51

teils teils Ablehnung Zustimmung 9

teils teils Zustimmung Ablehnung 3

Ablehnung Ablehnung teils teils 0

Ablehnung teils teils Ablehnung 4

teils teils teils teils Zustimmung 13

teils teils Zustimmung teils teils 4

Ablehnung teils teils teils teils 3

Ablehnung Zustimmung Ablehnung 0

insgesamt Werthal-tungen teils teils bezie-hungs-weise gemischt; Mittel-gruppe

Ablehnung Ablehnung Zustimmung 2

414 50

Zustimmung Zustimmung Zustimmung 102

Ablehnung Zustimmung teils teils 1

Ablehnung teils teils Zustimmung 0

teils teils Zustimmung Zustimmung 3

insgesamt Werthal-tungen eher mo-dern

Ablehnung Zustimmung Zustimmung 13

119 14

keine An-gabe bei mindestens einer Aussage keine Angabe 8 8 1

gesamt 827 827 100

Quelle: Eigene Erhebungen 2007

127

Anhang 6: Tätigkeit der Befragten ausführlich nach Teilgruppen

in %

Befragungsstandort Werthaltung

gesamt 1a-Lage 1b-Lage Randlage post-modern

weder noch modern

erwerbstätig (Vollzeit) 33 29 27 42 40 31 28

erwerbstätig (Teilzeit) 9 10 9 7 7 11 8

selbstständig 2 2 4 1 3 2 3

StudentIn, A-zubi 15 16 17 12 14 19 4

SchülerIn 13 11 15 13 14 13 12

Soldat, Zivi, FSJler 0,2 0,0 1 0,0 1 0,0 0,0

Hausfrau, -mann 9 12 6 7 8 8 13

RentnerIn, PensionärIn 16 17 17 13 10 15 28

arbeitsuchend, -los 3 3 3 3 3 2 5

n = 825 251 267 307 286 413 119

Quelle: Eigene Erhebungen 2007

Anhang 7: Erfolg der Parkplatzsuche am Befragungstag

in %; nur Befragte, die am Befragungstag mit PKW in Innenstadt gekommen sind

Befragungsstandort Werthaltung

gesamt 1a-Lage 1b-Lage Randlage post-modern

Mittel-gruppe modern

gleich bekommen 83 91 83 74 82 85 77

an 1 bis 2 Stellen gesucht 11 5 11 17 12 8 17

an mehr Stellen gesucht 6 4 6 9 5 8 6

n = 328 105 103 120 131 144 53

Quelle: Eigene Erhebungen 2007


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