Date post: | 18-Sep-2016 |
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Buchbesprechung
l. D. Goldberg, E. M. Rosen: Epithelial-mesenchymal interactions in cancer. Birkhauser, Basel - Boston - Berlin 1995. 297Seiten, Hardcover. DMI68.-. sFr.138,-- , oS 1286,40. ISBN 3-7643-5117-9
Von Interaktionen zwischen malignen Epithelzellen und lokalen Stromazellen wird in zunehmenden Maile beriehtet, so dail mit der vorliegenden Monographie ein aktueller Beitrag tiber die zahlreichen Befunde gerade zum passenden Zeitpunkt erscheint. Die Tatsache. dail Stromazellen (u. a. intratumorale Fibroblasren) aktiv mit Tumorepithelzellen interagieren und malignes Wachstum unterstUtzen. ist inzwischen anerkannte Lehrmeinung. Insbesondere die Bedeutung von tumorassoziierten Fibroblasten in Hinsicht auf das Tumor invasive Wachstum und die Metastasenbildung werden hier thematisch durchdrungen.
Die Mechanismen der epithelialen-mesenchymalen I nteraktion wahrend der Gewebedifferenzierung in der Embryogenese sind schon seit langerem bekannt und legen eine Beziehung zwischen normaler Entwicklung und unkontrolliertem Wachstum nahe. Und tatsachlieh finden sieh in beiden Prozessen gleiche oder verwandte Zytokine, Waehstumsfaktoren, proteolytische Enzyme, ZelladhasionsmolekUle und strukturelle Molektile der extrazelluHiren Matrix wieder. Ein Zytokin namens scatter!aclOr. (SF) oder hepatocye growth factor wird hauptsachlich in mesenchymalen Zellen synthetisiert und sezerniert. SF wird in Tumoren erhoht expremiert und binded an einen Rezeptor (Protein Produkl de, ('--mel prolO-Onkogens), welcher in der Zytomembran von epithelialen Tumorzellen lokalisiert ist. Es liegt daher nahe, eine SF:Tumorzellinteraktion zu postulieren, zumal Rosen und Goldberg die Produktion von SF-induzierenden Faktoren in Tumorzellen naehWtlSen konnten. die in Stromazellen die SF-Synthese stimulieren. Frhartel werden diese Befunde dureh Studien, die die genetischen Rcgulatiommechanismen der SF-Expression aufdecken.
Ein weiterer Erklarungsansatz. weshalb SF <las Tumorwachstum stimulieren konnte, kommt von Polverini und Nickoloff. die SF als Angiogenese stimulierenden Faktor wenen. Begriindet wird dieser Ansatz mit der Tatsache. dail Endothelzellen das c-mct Rezeptor Protein synthetisieren und offenbar SF binden konnen_ Ferner gehoren Endothellen ebenfalls in die Klasse der Stromazellen und besit zen Charakteristika von Epithelzellen 1.1 B. Epithelzell ahnliehe Tight junctions und junetionelle Proteine !Cadherin. 701, Cytokeratine».
Autokrine und parakrine Mechanismen des SF-c-met -Signalweges sind von Cortner und Mitarbeitern in NTH lT3-Kulturen untersucht worden. Sie konnten zeigen, daB e1l1e Uberexpression von SF und c-met zu einer maximalen Stimulation des Tumorwachstums fUhrt. Hieraus folgt unmittelbar, dail Supressionsmeehanismen des c-met-Rezeptors in Fibroblasten durch cinc p-' 3- Mutaoon desreguliert sein konnten.
Eine Ubersicht tiber autokrine Faktoren (Wachstumsfaktoren, Cytokine, Motilitatsfaktoren) geben Nicolson, Stracke, Kacinski und Rubin. Ein neuer autokriner Faktor, das sog. Autotaxin, ein Tumorzell Motilitatsfaktor, wird von Stracke vorgestellt. Parakrine Aktionen zwischen Endothelzellen und Tumorzellen in Hinsicht auf Selektivitat und Spezifitat von Metastasierungsmechanismen behandelt Nicolson. In einem Review von Kacinski wird eine weitere neue Interaktion aufgedeckt: die Beziehung zwischen dem makrophage colony-stimulating factor-l (CSF-1 ) und seinem Rezeptor, einem c-fms proto-Onkogen-Protein. CSF-l stimuliert die Tumorepithelzell-Proliferation und -Invasion in ovariellen Karzinomen in vitro. Wahrscheinlich wird die CSF-1 Produktion in Fibroblasten parakrin oder juxtakrin tiber CSF-l stimulierende Faktoren von Tumorepithelzellen reguliert. Rubin diskutiert den ktirzlich entdeckten keratinocyte growth factor (KGF), der zur Heparin bindenden Proteinfamilie der Fibroblasten-Wachstumsfaktoren gehort und die epitheliale Tumorzell-Proliferation tiber eine fgfr-2-Gen kodierte Isoform der Tyrosinkinase, die funktionell als Rezeptor voriiegt, stimuliert. Ferner mehren sich die Hinweise, daB Mitglieder der matrix metalloproteinases (MMPs) tiber eine Degradierung der vaskularen Basalmembran Einfluil auf die Tumorzellinvasivitat nehmen (MMP-2, MMP-9, Typ IV-Kollagenase). Shih zeigt, dail die Typ-IV-Prokollagenase von stromalen Fibroblasten als Antwort auf Faktoren, die von Tumorzellen freigesetzt worden sind, produziert wird. In diesem Zusammenhang mu!3 auch der Befund von Grant erwahnt werden, der ein transientes proteolytisches Potential von Endothelzellen beschreibt, mittels des sen eine Basalmembran Invasion in bereits entwickelte Gefa!3e, sog. Elterngefa!3e, ermoglicht wird (Endothelzell-Stromazell- Interaktion)_
Abschlieilend beschreibt Hornby die spezifischen molekularen Unterschiede von Fibroblasten im benignen und im malignen Gewebe des humanen Brustzellkarzinoms und Schor die Produktion von migration-stimulating factor (MSF) als weiteren autokrinen Faktor, der von Fibroblasten synthetisiert wird. Auch diese Studien wei sen auf eine gestbrte Interaktion zwischen Mesenchym und Epithel in einer unkontrollierten pathologischen Umgebung hin.
Die Monographie beinhaltet an zahlreichen Stellen interessante Hinweise auf morphologische Regulationsmechanismen. Die Beeinflussung der Angiogenese durch Tumorzellen und Fibroblasten ist zwar seit einiger Zeit bekannt, wird hier jedoch mit neuen Experimenten, Ergebnissen und Theorien erweitert. In den Beitragen finden sich Anregungen fUr Entwicklungsbiologen beztiglich der embryonalen Angiogenese und fUr Anatomen hinsichtlich regulierter Proliferations- und Angiogenesevorgange. Ohne Zweifel kann dieses Buch nicht nur dem Pathologen und theoretisch arbeitenden Kliniker empfohlen werden.
Oliver Schmitt, Ltibeck
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