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MDR MUSIKSOMMER Sachsen/Sachsen-Anhalt/Thüringen 1. Juli bis 3. September 2006 DREILÄNDEREINKLANG plus regional B47837 Jahrgang 9 – 04/2006 Juni 2006 www.crescendo-magazin.de Der Verriss Deutschlands beste Kritiker Katharina Wagner Ist das Publikum sadomasochistisch? Klassik im Stadion Schlachtgesänge und Hochkultur „Treffen mit Mozart” und neue Konzertreihe „Gartenträume”
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MDR MUSIKSOMMERSachsen/Sachsen-Anhalt/Thüringen1. Juli bis 3. September 2006

DREILÄNDEREINKLANG

plus regional

B478

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9 – 04

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6Juni 2006 www.crescendo-magazin.de

Der VerrissDeutschlands beste Kritiker

Katharina Wagner

Ist das Publikum sadomasochistisch?

Klassik im Stadion

Schlachtgesänge und Hochkultur

„Treffen mit Mozart” und neue Konzertreihe „Gartenträume”

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“Ich bin mit Marineras, Boleros, Rancheras und Tangos groß geworden, diese Musiklag immer in der Luft. Deshalb war es für mich eine unermessliche Freude, diese CDaufzunehmen!” Juan Diego Flórez

Erstmals mit lateinamerikanischem Album!

“Der Tenor auf den die Welt gewartet hat” Frankfurter Allgemeine Zeitung

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Hören Sie rein auf www.klassikakzente.de!Wöchentlich top-aktuell: Klassik-News, CD-Neuerscheinungen, Konzert- und TV-Daten und vieles mehr

JUAN DIEGO FLÓREZ IN DEUTSCHLAND 2006:01./04./06.10. Berlin · 09.10. Baden-Baden · 12.10. Hamburg · 15.10. Frankfurt Tickethotline*: 01805-570000 (0,12€/Min.) (für alle Termine außer Berlin*)

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757-

6Sentimiento Latino

JUAN DIEGO FLOREZ´

AB SOFORT IM HANDEL!

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crescendo 04 2006 3 | editorial

Gestern bin ich bei einem Werbespot hängen geblieben: ein weinender

Manager, ein jubelnder Fettsack. Strahlende, kreischende, hysterische,

jammernde, tobende, niedergeschmetterte Menschen. Im Hintergrund

eine Stimme. Maria Callas! Werbung verkauft mit Gefühlen. Und

dafür braucht sie die Kunst der Emotionen. Das Multimedium Musik.

Klassik ist keine Nischenkunst, kein schallender Elfenbeinturm. Klassik

bewegt die Welt. Und dafür braucht sie keine Cross-Overs. Klassik ver-

körpert, wonach wir uns sehnen: die ganz großen, existenziellen und

wahrhaftigen Gefühle. Ein guter Opern- oder Konzertabend verändert

den Besucher. Und manchmal schafft die Klassik es sogar, die Welt zu

verändern.

Darum geht es in Ihrem neuen crescendo. Warum pilgern

Politiker nach Bayreuth? – Katharina Wagner antwortet. Warum ist

Hans Werner Henze in den 68ern geflohen? – Ein Gespräch mit seinem

Lebenspartner. Dmitri Schostakowitsch komponierte gegen Stalin. Und

wie geht die Kritik mit all dem um? Stimmen Sie ab! Der TV-Spot hat

übrigens für die WM und den Pay-TV-Sender „arena“ geworben. Frei

nach dem Motto: Kick it with Klassik!

Dieses crescendo ist neu. Neu ist auch unser Konzept für

die premium-CD (Seite 11). Auf ihr hören Sie die Musik zu unseren

Artikeln: Schostakowitsch, Henze, Wagner, etc. Fussball-Fan Rolando

Villazón schmettert exklusiv für Sie die mexikanische Nationalhymne.

Wenn Sie Ihr Leben verändern wollen, werden Sie premium-Kunde

und bestellen Ihr Klassik-Magazin zum Hören.

Axel Brüggemann

inhalt

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KritikerTitel: Wählen Sie Deutschlands besten Rezensenten

premium Wie Sie ganz einfach an die CD zu crescendo kommen

rezensionen Anne-Sophie Muttererklärt die Musik

FußballWarum die besten Chörein den Stadien singen

Hans-Joachim FreyWarum die Stadttheaterin der Krise stecken

ReiseWie Musik Inseln belebt

lieto fineCallas oder Netrebko?Impressum

Katharina Wagner Bayreuths Kronprinzessin

über das Regietheater

Schostakowitsch Wie der Komponist Noten

gegen Stalin schrieb

luxemburg Das Kinder-Projekt

der neuen Philharmonie

Hans Werner Henze Exklusiv: Sein Lebenspartner

über den Komponisten

HiFiDVD für die

Jackentasche

RegionalWahnsinn und Musik

JAHRHUNDERTHALLE / BRESLAU / POLEN

PRE M I E REGÖT TE RDÄM M E RU NG 23. , 24 .06 .2006

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OKTOBER 2006

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Kick it with Klassik!

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Blond gefärbt und gar nicht blöde: Katharina Wagner in der Deutschen Oper Berlin.

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Katharina Wagner ist Kronprinzessin der Bayreuther Festspiele. Die Urenkelin des Komponisten wird in einem Jahr ihr De-büt auf dem Grünen Hügel geben – mit den „Meistersingern“. Sie hat sich inzwischen mit Inszenierungen an kleinen und mittleren Häusern auf den Ernstfall vorbereitet. Ein Gespräch über die Bedeutung der Oper. crescendo: Frau Wagner, für normale Menschen ist die Oper eine geheimnisvolle Gefühlsmaschine. Sie sind in der bekanntesten Oper der Welt auf-gewachsen. Das Bayreuther Festspielhaus war Ihr Spielzimmer. Sind Sie anders als wir?Katharina Wagner: Auf der einen Seite sicherlich. Oper war für mich immer normal und profan. Die Bühne war mein Spielplatz, die Sänger unsere Gäste am Abendbrot-tisch. Aber das ist nur die Welt hinter den Kulissen. Als Zuschauer kann ich mich vollkommen auf die Oper einlassen. So wie jeder andere auch. In der Oper fühle ich mich wie bei einem Zauberer – man weiß, dass er nicht zaubert, sondern nur Tricks zeigt. Aber man will seine Tricks unter keinen Umständen kennen.Diesen Vergleich hat schon der Philosoph Slavoj Žižek gemacht. Der Komponist Wolfgang Rihm fordert, dass die Oper ihre Illusionen aufgeben und den Betrug sichtbar machen sollte...Wagner: ... Es ist doch klar, dass die Oper immer auf Illusionen basiert. Verändert hat sich nicht die Oper, sondern die Bedeutung der Illusion im Alltag. Nehmen Sie „Lohengrin”. Der kam in der Uraufführung in einer silbernen Rüstung auf die Bühne. Zu Wagners Zeit war das ein gigantischer Effekt, weil der Gralsritter der hellste Punkt auf der mit Gas illuminierten Szene war. Heute würde dieser Auftritt einfach lächerlich wirken, weil sich in jeder Dorfdisko eine „Lohengrinkugel” dreht. Früher konnte das Theater Illusion leicht herstellen, inzwischen ist unsere Wirklichkeit die bessere Illusion geworden.Aber liegt nicht darin die Chance der Oper?Wagner: Wo die Wirklichkeit illusionärer ist als die Büh-ne, kann Theater eine andere Wirklichkeit vorstellen.

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crescendo 04 2006 5 | interview

Sie meinen, es muss auf der Bühne um Wahrhaf-tigkeit statt um Wirklichkeit gehen?Wagner: Ja, weil früher die Imitation der Wirklichkeit schon als wahrhaftig verstanden wurde. Inzwischen wissen wir aber, dass die Wahrhaftigkeit eine überge-ordnete Wirklichkeit jenseits der realen Dinge erahnen lässt. Gehen Sie doch einmal vor Weihnachten über den KuDamm in Berlin. Die Glühbirnen und die High-Tech-Werbung, die Sie da sehen, kann sich kein Theater der Welt mehr leisten. Uns bleibt gar nichts anderes übrig, als einen Gegenentwurf dazu auf die Bühne zu stellen. Wird die Oper damit zu einer Art Religion?Wagner: Auf jeden Fall thematisiert sie das Element des Transzendenten immer wieder. Eines der größten Themen der Oper ist die Liebe, auch sie ist transzendent. Selbst Gott ist ein Thema. Das Regietheater läuft derzeit in eine Sackgasse. Sie gehören einer neuen Regie-Generation an. Nach was suchen Sie konkret?Wagner: Ich glaube, dass es in Zukunft darum gehen wird, die Oper als Medium zu kultivieren, durch das wir miteinander über die Welt reden können. Deshalb sollte unsere Generation ihre Konzepte wieder aus den Stü-cken selbst entwickeln, aus der Musik und den Texten, statt ihnen krampfhaft eine Ideologie aufzupfropfen.Sie haben in Bayreuth an der Seite verschiedener Regisseure gearbeitet, von Ihrem eher konserva-tiven Vater Wolfgang bis zum Bühnen-Provoka-teur Christoph Schlingensief... Wagner: ... und ich habe von beiden gelernt. Von meinem Vater die Genauigkeit des Handwerkes. Von Schlingensief die Offenheit des Konzeptes. Mich hat es damals wahnsinnig gemacht, als zwei Minuten vor der „Parsifal”-Premiere noch nichts festgezurrt war, keiner wusste, wie die Aufführung enden wird. Auf der anderen Seite bin ich seit dieser Produktion, die ich als Drama-turgin begleitet habe, viel geduldiger geworden.Schlingensief hat die Welt in Bayreuth zur Bühne erhoben: Er hat verschiedene Medien eingeladen, über Wagner, den Nationalsozialismus und das Innenleben der Festspiele geplaudert.

Ist das Publikum Bayreuths Thronfolgerin. Katharina Wagner wird die Festspiele übernehmen und will das Regietheater neu erfinden.

Wagner: Und sie haben alle darüber geschrieben! Aber ich glaube, dass die Bühne als Ausdrucksraum genügen sollte. Ich will den Zuschauern die Ideen nicht jenseits des Theaters in den Zeitungen vorkauen. Was ist der beliebteste handwerkliche Fehler, der in der Oper immer wieder gemacht wird?Wagner: Wenn die Sänger auf der Bühne wissen, wie die Oper zu Ende geht. Es kann nicht sein, dass „Otello“ im ersten Akt schon weiß, dass er sterben wird. Der Moment der Aufführung sollte ein Moment der Naivität sein. Sie haben sich schon als Kind gewundert, dass „Lohengrin” auf den Bayreuther Eintrittskarten steht – obwohl der Name des Erlösers ja eigentlich unbekannt sein soll.Wagner: Es ist doch klar, dass die Sänger die Oper kennen und ein Großteil des Publikums den Opern-führer gelesen hat. Dennoch glaube ich fest daran, dass wenigstens die Möglichkeit bestehen muss, dass alles ganz anders kommt.Wagner wollte auch auf seine Zeit wirken. Kann die Oper das heute noch leisten?Wagner: Es geht vielleicht nicht mehr um die Gesell-schaft als Ganzes, sondern um den einzelnen Zuschauer. Deshalb muss die Oper auch weiterhin mit Effekten spielen, mit Momenten, die uns berühren. Wenn ich „Sour Angelica” inszeniere, geht es mir nicht darum, eindeutige Antworten zu geben, das Stück ins Heute zu übersetzen, in den Frauenknast zu verlegen, sondern Fragen zu stellen – zum Beispiel: „Was ist das Paradies?” Opernregie sollte Bilderwelten finden, in denen wir uns auflösen können und bei uns sind. In sofern ist die Oper vielleicht doch eine Art Religion.

Aber auch ein Stück Realpolitik. Bayreuth war schon immer ein Cat-Walk der Politiker. Wagner: Auch in Bayreuth repräsentieren Politiker nicht nur. Angela Merkel ist immer mehr als einen Tag da gewesen, ist interessiert, betreibt keine Pausen- Publicity, und wenn ich mit ihr über Inszenierungen rede, haben ihre Kommentare Hand und Fuß.Aber Frau Merkel ist doch eine Ausnahme, oder?Wagner: Wenn man in die Provinz schaut, kommen öffentliche Repräsentanten oft nur, wenn ein Spekta-kel auf dem Programm steht. Ich muss schon sagen, dass mich die Sparmaßnahmen an den deutschen Opernhäusern sorgen. Aber es ist eine Sache, um Sub-ventionen zu kämpfen, eine andere, eine Inszenierung vernünftig über die Bühne zu kriegen. Etatstreichun-gen dürfen nicht als Entschuldigung für schlechte Ar-beit dienen. Ich verstehe die Menschen nicht, die sich dauernd Premierenkarten kaufen und dann immer über die schlechte Aufführung und die hohen Preise meckern. Warum wartet man nicht erst die Kritiken ab und kommt dann? Weil die Aufregung ein wichtiger Teil der Oper ist. Wagner: Aber das ist doch sadomasochistisch.Ist die Oper nicht per se sadomasochistisch?Wagner: Ich kann ja verstehen, wenn sich Menschen wieder nach konservativen Inszenierungen sehnen, im wahrsten Sinne Verismo mit Kerzen und Co. wollen. Das ist die Sehnsucht nach der guten alten Zeit, in der es kein Handy und keine Autos gab.Sie werden in Bayreuth mit den „Meistersingern” debütieren. Haben Sie Ihr Konzept schon fertig?Wagner: Ja, aber ich will nicht zu viel verraten. Ich glaube nicht, dass die „Meistersinger” eine Oper sind, in der Raum und Zeit einheitlich sind. Ich verstehe auch nicht, wie man sie einfach als „komische Oper“ bezeichnen kann. Mir hat der Schlussmonolog von Hans Sachs sehr viel Kopfzerbrechen bereitet. Er gehört nicht in das Mittelalter, sondern ist ein tagesaktueller Kommentar, den Wagner geschrieben hat, weil seine Frau Cosima es so wollte.

Das Gespräch führte Axel Brüggemann

masochistisch?

Katharina WagnerDie Tochter von Bayreuths Festspielleiter Wolfgang hat Chancen, neue Chefin auf dem „Grünen Hügel“ zu werden. Ihre ersten Regie-arbeiten waren provokant. Den „Fliegenden Holländer“ erzählte sie als Geschichte im Prostituierten-Milieu und für Puccinis Erb-streit-Oper „Gianni Schicci“ persiflierte sie das Bayreuther Nachfolge-Gerangel.

Mehr Wagner auf der crescendo-premium-CD

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„Heute findet jede Zeitung größere Verbreitung durch Musikkritiker“ – der alte Satz aus Georg Kreislers Spottlied über die Musikkritik scheint längst nicht mehr zuzutreffen. In den letzten Jahren ist der Anteil der klassischen Musik- berichterstattung in den deutschen Feuilletons kontinuierlich geschrumpft: Rezensionen gibt es fast ausschließlich zu überregionalen Events, Klassik-Essays und ausführliche Interviews mit Künstlern sind selten geworden. Aber es gibt sie noch: die Musikkritiker. Sie versuchen in einem Alltag, in dem Kino, Pop und Literatur zum Mit-telpunkt der Kulturberichterstattung geworden sind, ganz unterschiedlich, Worte über die Musik für ihre Zeitungen zu finden.

Musikkritiker haben einen schlechten Ruf. In seinem gallig-giftigen Lied stellt Georg Kreisler die Faustregel des Kritikers auf: „Aber ich weiß sehr gut, was Kritik ist: Je schlechter, umso mehr freu‘n sich die Leut. Es gehört zu meinen Pflich-ten, Schönes zu vernichten als Musikkritiker. Sollt ich etwas Schönes finden, muss ich‘s unterbinden als Musikkritiker.“

Stimmt es, dass Kritiker ihr eigenes Ego am besten durch Verrisse in Szene setzen? Ist es richtig, dass sich nichts besser unter die Leute bringen lässt als ein Abgesang? Und welche Rolle spielt die Kompetenz? Die deutsche Musikkritik beschreitet unterschiedliche Wege, um Klassik ins Gespräch zu bringen.

Die Feuilletons überregionaler Tageszeitungen haben sich in den letzten Jahren kontinuierich von Rezensionen

Kritik der Populäre Klassik-Vermittlung oder

Elfenbeinturm? Was will das Feuilleton? crescendo stellt Deutschlands Großkritiker vor – und Sie wählen, wer der beste ist.

Name .............Stephan MöschMedium ..........Die OpernweltBester Satz ....Oper ist immer Musik, wenn schon nicht der, so doch für die

Gegenwart.

Stil ...................Leistet sich den Blick von oben. Ausgeruhter Journalismus. Einige

Abstecher in die Tagespresse.

Stimmen Sie mit!Wer ist Deutschlands Klassik-Papst? Der Reich-Ranicki der Musik? Bestimmen Sie mit! Wir haben eine Experten-Jury aus Intendanten und Vertretern der Plattenindustrie eingeladen, und wir laden Sie, unsere Leser, ein. Und so einfach geht es: Schreiben Sie den Namen Ihres Favoriten auf eine Postkarte, die Sie an „Port Media GmbH, Team crescendo, Senefelderstraße 14, 80336 München“

Name .............Hans-Klaus JungheinrichMedium ..........Frankfurter RundschauBester Satz ....Ich fuhr als musikjournalis-tischer Anfänger durch halb Europa. In

französischen Dörfern gab es drohend

entgegengestreckte Fäuste.

Stil ...................Rezensionen wie Romane. Experte für Neue Musik und Innenanschauungen.

Name .............Claus SpahnMedium ..........Die ZeitBester Satz ....Der Dirigent Pierre Boulez gestaltet Musik nur mit den Unterarmen,

den Handwurzelgelenken und den Fingern.

Stil ...................Liebt die klassische Rezension, denkt eine Woche – und manchmal liest

man das auch. Guter Großinterviewer.

Name .............Klaus UmbachMedium ..........Der SpiegelBester Satz ....Bösendorfer – der Bordeaux unter den Stradivaris.

Stil ...................War Meinungsmacher der Musik, schrieb Lang Lang hoch und bramaba-

siert mit wagnerhafter Wollust. Ging in

Ruhestand. Sein Posten ist vakant.

Name .............Christine Lemke-MatweyMedium ..........Der Tagesspiegel / Die ZeitBester Satz ....Vorhang. Sehr rasch. Gut so.Stil ...................Schreibt lieber über Häppchen auf der Premierenfeier als über die

Premiere. Wollte dem Schreiben einmal

als Regisseurin entfliehen – musste aber

zurückkehren.

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der reinen Kritik

verabschiedet. Gegen den Trend schreibt „Die Zeit“ an, die ausgeruhte Premierenberichte – meist im Wechsel mit aus-führlichen Künstler-Interviews – abdruckt. Auch „Welt“ und „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ unternehmen noch Ausflüge in die sogenannten Provinzen. Die „Süddeutsche Zeitung“ hat diese Art der Berichterstattung fast vollends gestrichen.

Wohl auch, weil man den Glauben verloren hat, dass eine Opernpremiere in Bielefeld den Leser in München interessie-ren würde. Diese Tendenz hat kulturpolitische Dimensionen: Stadttheater spielen im überregionalen Feuilleton keine Rolle mehr und müssen sich wieder auf ihre Kernkompetenz kon-zentrieren: die Vermittlung der Klassik vor Ort.

In den deutschen Massenmedien, sowohl im Fernsehen als auch in den überregionalen Magazinen wie „Spiegel“ oder „Stern“, findet Klassik nur noch dann statt, wenn es um Skan-dale oder Events geht, um Anna Netrebko oder Lang Lang. Das ist umso erstaunlicher, da sich die Klassik längst aus der Krise befreit hat, Opern- und Konzerthäuser erfolgreich ein neues Publikum gewinnen und Kultur und Kunst im Zuge der Bildungs-Reform angeblich Priorität haben sollen.

Doch in einer Gesellschaft der Individualisierung ha-ben sich auch die Medien individualisiert. Klassik findet in hermetisch geschlossenen Elfenbeinturm-Zeitschriften statt. „Die Opernwelt“ ist das Zentralorgan der Singspielgemeinde, das „Fono Forum“ ein 50 Jahre altes Bollwerk der Platten-sammler. Die Zeitschrift „Partituren“ bedient den bürger- lichen Normalkonsumenten. Es ist inzwischen Gang und Gäbe, dass Musikkritiker überregionaler Zeitungen den Raumverlust in ihren Blättern durch Artikel für Fachzeit-schriften ausgleichen.

schicken, senden Sie ein Fax an 089-74150911, oder wählen Sie direkt auf unserer Internetseite unter www.crescendo-magazin.de Einsendeschluss ist der 15. Juni. Unter allen Mitspielern verlosen wir 20 Klassik-CDs.

In der nächsten Ausgabe stellen wir Ihnen die Gewinner der Leser-Abstimmung und der Experten-Jury vor.

crescendo 04 2006 7 | umfrage

Name .............Manuel BrugMedium ..........Die WeltBester Satz ....Deutsche lieben Pandas. Lang Lang ist klein, rund und knuddelig. Die

Deutschen lieben ihn.

Stil ...................Pflegt einen Champagnerstil. Sticht mit dem Florett tiefe Wunden.

Autor von Sänger- und Regie-Lexika.

Name .............Jürgen KestingMedium ..........Frankfurter AllgemeineBester Satz ....Anna Netrebko ist eine hinrei-ßende Sängerin für Leute, die mit den

Augen hören.

Stil ...................Liebt Sängervergleiche mit historischen Einlassungen. Eine

wandelnde, meinungsstarke CD-Sammlung.

Name .............Eleonore BüningMedium ..........Frankfurter AllgemeineBester Satz ....Opernschaffende selber haben das Vertrauen in die Gattung verloren.

Stil ...................Edelfeder! Verwandelt Rezensionen in bodenständige Geschichten.

Feindin der Berliner Opernstiftung.

Liebling von Reich-Ranicki.

Name .............Joachim KaiserMedium ..........Süddeutsche ZeitungBester Satz ....Es ist zu viel Irak und zu wenig Streichquartett im Feuilleton.

Stil ...................Der sogenannte „Klavier-Kaiser“ ist ein analytischer und weiser Mann.

Hat viele Kontakte, großen Einfluss,

ohne Aufhebens darum zu machen.

Name .............Frieder ReininghausMedium ..........taz, dlfBester Satz ....Oper ist kein Verbrechen.

Stil ...................Markenzeichen: Extra dry. Klug, kompetent,

sachlich, genau. Im geschrie-

benen wie im gesprochenen Wort.

Name .............Reinhard J. BrembeckMedium ..........Süddeutsche ZeitungBester Satz ....Über Schlingensiefs „Parsifal“: Wer verstehen

will, hat schnell verloren.

Stil ...................Der introvertierte Kritiker, lautlos, unsichtbar,

bescheiden.

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schostakowitsch | 8 crescendo 04 2006

Die Sinfonien 5 und 6 sind unter Yuri Temirkanov

bei Warner erschienen. Diese CD gibt es als

Willkommensgeschenk für neue

crescendo premium-Abonnenten.

Schostakowitsch:Noten aus

Er sah aus wie ein biederer Beamter – aber sein Leben war spannender als ein „James Bond“-Roman. Von Nike Luber

Er wäre die Idealbesetzung für die Figur des Willy Loman in „Tod eines Handlungsreisen-den“ gewesen: eine unauffällige, seriöse Er-scheinung mit dicker Brille. Rein äußerlich alles andere als ein Erfolgsmensch, eher der Typ stiller Buchhalter. Doch bei dem ruhigen Herrn mit Brille handelt es sich um einen der größten Komponisten des 20. Jahrhun-derts. In diesem Jahr, am 25. September, wäre Dmitri Schostakowitsch 150 Jahre alt geworden. Seine Werke zählen inzwischen zum Kernrepertoire, auch und gerade in seiner russischen Heimat. Ein Zustand, der den Komponisten vielleicht mit grimmiger Genugtuung erfüllen würde – immerhin hat er sein Vaterland geliebt und gehasst.

Schostakowitschs unspektakuläre Erscheinung, die ihn davor bewahrt, hinter Anekdoten zu verschwinden wie „Wolferl“ Mozart, der ja dieses Jahr ebenfalls aus-führlich gefeiert wird, verdeckt ein Leben, das in Wirk-lichkeit aufregender war als jeder „Bond“-Thriller.

Lebensgefährlich spannend war das 20. Jahrhun-dert, das Jahrhundert der Extreme und der Diktatoren. Eu-ropa eingekeilt zwischen den Massenmördern Hitler und Stalin, in China Mao mit seinem „Großen Sprung nach vorn“, der Millionen Chinesen das Leben kostete. Keine Zeit, um in Ruhe an Noten zu feilen. Oder gerade die Zeit, um ausdrucksstarke Musik zu komponieren!

1906 wurde Schostakowitsch in St. Petersburg gebo-ren, die Familie war musisch und politisch interessiert. Der Großvater des Komponisten, ein polnischer Revo-lutionär, der vom Zaren nach Sibirien verbannt wurde. Dmitri, in der Familie liebevoll Mitya genannt, wuchs mit Revolutionsliedern und Klavierunterricht auf. Im zaristischen Russland brodelte es: 1905 schoss am „Blu-tigen Sonntag“ die Armee in St. Petersburg friedliche Demonstranten zusammen, der folgende Aufstand wurde ebenfalls gewaltsam unterdrückt.

Mitya, noch nicht einmal zwölf, schreibt während des Ersten Weltkriegs Klavierstücke wie „Hymne an die Freiheit“ oder „Trauermarsch zum Gedenken an die Opfer der Revolution“. 1919 nimmt er ein Klavier- und

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crescendo 04 2006 9 | schostakowitsch

aus der DiktaturKompositionsstudium am traditionsreichen Konservato-rium in St. Petersburg auf. Nach der Oktoberrevolution 1917, dem verlustreichen Ende des Ersten Weltkrieges und mitten im Bürgerkrieg zwischen der Roten und der Weißen Armee, war der Winter in St. Petersburg kalt, die Wege lang, die wenigen Straßenbahnen überfüllt.

Schostakowitsch schreibt später: „Die Jahre meines Studiums waren schwere Jahre. Ich erinnere mich an die kalten Klassenräume im ungeheizten Konservatori-umsgebäude, die kärglichen Lebensmittelrationen und die allgemeine Zerrüttung des Lebensablaufes in der Stadt. (...) Aber ungeachtet aller Schwierigkeiten erin-nere ich mich an diese Zeit mit warmem Gefühl. Wir hörten viel gute Musik und spielten selbst viel.“

Schostakowitsch studierte bei Maximilian Stein-berg, Leonid Nikolajew und Alexander Glasunow, der Kompositionsstudenten durch kritische Strenge in Angst und Schrecken versetzte. Allerdings längst nicht so sehr wie es später „Väterchen“ Stalin tun sollte.

Musikalischer Anfangin wirren Zeiten

Die erste Sinfonie in f-Moll op. 10 ist Schostakowitschs Diplomarbeit – ein glänzender Erfolg. Sie hatte einen manischen Anfall von Selbstkritik des jungen Kompo-nisten überlebt, der kurz nach Ende des Studiums 1925 viele seiner Kompositionen vernichtet hat, unter ande-rem die Oper „Die Zigeuner“ nach Versen von Puschkin. Später hat er diesen Anfall sehr bedauert.

1925 hatte er zunächst ein anderes Problem, wie alle jungen Komponisten überall auf der Welt: Womit ver-diene ich meinen Lebensunterhalt? Schon während des Studiums ging der ernsthafte junge Mann regelmäßig ins Kino – um am Klavier die improvisierte Filmmusik beizusteuern. Kein Wunder, dass er später oft Filmmu-sik komponierte. Am Theater der Arbeiterjugend, in der mittlerweile zu Leningrad umgetauften Stadt, erhielt Schostakowitsch eine erste Anstellung als Komponist von Schauspielmusik.

Noch herrschte Aufbruchstimmung, konnte sich Schostakowitsch mit den Neutönern Berg, Schönberg, Hindemith, den Expressionisten Krenek und Schreker, den Komponisten der Groupe des Six beschäftigen.

Früh zeigte sich Schostakowitschs Hang zur Satire. Von Gogol stammt die Textvorlage zur skurrilen Oper „Die Nase“, die sich über die russische Bürokratie lus-tig macht. Über seine heute bekannteste Oper, „Lady Macbeth von Mzensk“, schrieb Schostakowitsch 1932, es handele sich um eine „entlarvende Satire“.

Entlarven wollte der Komponist eigentlich die be-drückenden Lebensumstände seiner tragischen Opern-heldin im vorrevolutionären Russland. Nach der er-folgreichen Uraufführung 1934 entlarvte sich das neue Regime. Stalin, der oft und gern in Moskau die Oper besuchte (ähnlich wie Hitler ein Stammgast der Bay-reuther Festspiele war), sah 1936 die „Lady Macbeth“ und mochte das Stück nicht. Er suchte, wie Diktato-ren das zu tun pflegen, durch positive Botschaften in Film, Buch und Musik das ausgelaugte Volk bei Laune zu halten.

Mit Stalins Ablehnung der „Lady Macbeth von Mzensk“ startete das Duell zwischen Diktator und Kom-ponist, das seitens des Diktators von einer Art Hassliebe geprägt war, mal ließ er den Komponisten verbal prü-geln, wie 1936 in dem berühmt-berüchtigten „Chaos statt Musik“-Artikel der Prawda, mal lobte er ihn.

Für den Familienvater Schostakowitsch verwandelte sich Leben und Komponieren in eine lange Wanderung über sehr dünnes Eis, stets bedroht durch Stalins Säu-berungsaktionen und Schauprozesse. In den Monaten nach den Vorwürfen in „Chaos statt Musik“, er kom-poniere „formalistisch und volksfremd“, schlief der Komponist mit einem gepackten Koffer unter dem Bett – er rechnete mit seiner Verhaftung. 1937 traf dieses Schicksal seine Schwester und ihren Mann.

Vorbei die Zeit unbekümmert temperamentvoller Stücke wie dem 1933 uraufgeführten Konzert für Kla-vier, Trompete und Streichorchester. Schostakowitsch geht weder in die innere noch in die äußere Emigra-tion, er riskiert in jedem neuen Werk den schwierigen Balanceakt zwischen „linientreuem“ Klang und seinem eigenen Anspruch und Stil.

Neigt sich die Balance zugunsten Anspruch und Stil, riskiert der Komponist sein Leben. So vergräbt er die vierte Sinfonie für die nächsten Jahre in der Schublade und versucht, in der fünften Sinfonie den kulturpoliti-

schen Forderungen gerecht zu werden, ohne sich selbst zu verraten. Scheinbar angepasst an den „sowjetischen Realismus“ (frei übersetzt: geht erschöpften Helden der Arbeit nach Feierabend gut ins Ohr), verrät die 1937 in Leningrad uraufgeführte Sinfonie Nr. 5 hinter der spätromantischen Politur doch die Gefühle des Kom-ponisten: die Apotheose im Finale fällt aus.

Das Publikum war begeistert, die Partei ließ die Fünfte als Rückkehr des verlorenen Sohnes feiern, doch alle hatten sich getäuscht. In seinen Memoiren offenbarte Schostakowitsch, dass der Triumphmarsch in Wirklichkeit einen Totenmarsch darstellt.

Der russische Klang im Heute

Es gibt viele Einspielungen der fünften Sinfonie, eine der interessantesten ist die der St. Petersburger Phil-harmonie. Das Orchester steht seit der Uraufführung in eine ununterbrochenen Schostakowitsch-Tradition, was sich im unmittelbaren Ausdruck der Aufnahme zeigt. Bläser und Schlagwerk gehen über Schostakowitschs Vorbild für die grotesken Momente, Gustav Mahler, hi-naus und erinnern unerbittlich an die von „Säuberun-gen“ geprägte Atmosphäre anno 1937. Einsame Trauer vermittelt die klangschöne Wiedergabe des 2. Satzes (Schostakowitsch: Symphonies 5&6. Yuri Temirkanov, St. Petersburg Philharmonic. Warner Classics)

Ebenso doppelbödig gibt sich die bekannteste und wohl auch am meisten gespielte Sinfonie aus Schosta-kowitschs Œuvre, die Siebte, genannt „Die Leningra-der“. Die naheliegende, auch sofort offiziell in In- und Ausland übernommene Deutung lautete, dass hier Leid und heroischer Widerstand der Leningrader Bevölke-rung während der Belagerung durch die Wehrmacht zu Klang geworden waren.

Kaum hatte der mit seiner Familie per Flugzeug evakuierte Komponist die Sinfonie fertig gestellt, wurde sie vor Ort in Kuibyschew vom ebenfalls dorthin evaku-ierten Orchester des Bolschoi uraufgeführt. Es folgten Erstaufführungen in Moskau, London, New York und Leningrad. Wie so oft kam die Wahrheit erst Jahre später ans Tageslicht: Schostakowitsch hatte mit der Arbeit an der Siebten schon vor der Belagerung begonnen, und

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HotelMusik von Uli Schirmer

Dirigentenkampf?Ein Hotel ist auch nur ein Opernhaus. Eine Kulisse für das echte Leben. Ein Leben, das so leidenschaftlich ist wie bei Mozart, Verdi oder Puccini. Und der Hoteldirektor? Manchmal komme ich mir vor wie ein In-tendant, der sich im Hintergrund hält und trotzdem den Regisseur ersetzen muss.

Neulich residierten zwei der größten Diri-genten im „Palace“. Daniel Barenboim, Chef der Staatskapelle in Berlin und Christian Thie-lemann, Chef der Münchner Philharmoniker. Zwei göttliche Tonschwelger, gewiss, aber konnte das gut gehen?

Immerhin haben die Zeitungen ihre Oper über diese Dirigenten längst geschrieben. Ein Singspiel, gegen das „Macbeth“ eine unblu-tige Angelegenheit ist. Eine Soap-Opera aus dem Zeitungsboulevard. Der eine könne den anderen nicht leiden, als sie in Berlin an kon-kurrierenden Häusern dirigierten. Ein Opern-krieg mit Pauken und Kanonen. Barenboim und Thielemann wurden als Feldherren unter-schiedlicher Truppen ins Feld gejagt.

Aber die Wirklichkeit ist keine Medien-Oper. Christian Thielemann vor Daniel Baren-boim im Hotel. Der Steinway stand in seinem Zimmer. Spät am Abend wurde ich angerufen. Ein Problem. Barenboim wohnte im „Palace“, um in München Bachs „Wohltemperiertes Klavier“ zu geben. Er wollte sich einspielen, am nächsten Morgen um neun. Was tun, Apollon, Gott der Musik? „Ich werde Herrn Thielemann fragen, ob er uns sein Instrument ausleihen kann“, sagte ich zu Maestro Baren-boim, „machen Sie es sich bequem.“

Ich ging hinauf: „Verehrter Herr Thiele-mann, Herr Barenboim würde so gern mor-gen Früh...“ – „Herr Barenboim kann von mir haben, was er will!“, fiel mir Thielemann ins Wort. Dann haben wir das Klavier durch die Hotel-Flure geschoben. Am nächsten Abend saßen beide an der Bar. Ihre Termine haben sie verschoben. Es gab Wichtigeres an diesem Abend: die Musik.

Hätte ich einen Wunsch, ich würde sie gern gemeinsam hören: den einen dirigie-rend, den anderen am Steinway. Alle Diri-genten kämpfen schließlich an der gleichen Front. Sie streiten gemeinsam für das Wun-derland der Musik. Uli Schirmer ist Musik-Fan und Direktor des

Fünf-Sterne Hotels „Palace“ in München.

er selbst widmete sie nicht nur den Opfern des Krieges, sondern bewusst auch den Opfern Stalins.

„Die Musik muss eine aktive Kraft sein. Das ist rus-sische Tradition.“ Aus diesem Diktum des Komponisten erklärt sich der politisch gedachte Hintergrund vieler seiner Werke. Das Katz-und-Maus-Spiel mit Stalin, die Doppeldeutigkeit seiner Musik, die Achterbahnfahrt zwischen Erfolg und Zensur, nahm Schostakowitsch auf sich. Nie brach er ganz mit dem Regime, aber oft versuchte er mutig, verhaftete Musiker zu retten.

Seinen Studenten erzählte Schostakowitsch später: „Aber ihr habt keine Vorstellung davon, was es heißt, eine Zeit zu durchleben, in der man heute mit jeman-dem zusammensitzt, trinkt und sich unterhält, der am nächsten Tag wie vom Erdboden verschluckt ist. Er ist einfach nicht mehr da. Oder man kommt nach Hause, und dort ist bereits die Wohnungstür versiegelt.“

Das Grauen auf der Geige

Das alltägliche Grauen dieser Zeit spiegelt sich auch in den Violinkonzerten, besonders im Ersten. 1948 führte Stalins Kultur-Wachhund Andrej Schdanow einen Feld-zug gegen Komponisten, die anderes als eingängige, linientreue Volkschöre und Arbeiterkantaten schufen. Auch Schostakowitsch fiel, wieder einmal, in Ungnade, verlor sein Lehramt am Moskauer Konservatorium und wurde mit Aufführungsverbot belegt. Das Überleben der Familie sicherte er, wie ebenfalls betroffene Kollegen, durch das Komponieren von Filmmusik.

Von Trauer und Verzweiflung, aber auch tiefschwar-zem Galgenhumor erzählt denn auch das Violinkonzert Nr. 1. Von diesem Werk gibt es gleich mehrere Neuauf-nahmen: Sarah Chang und die Berliner Philharmoni-ker stellen dem Violinkonzert von Schostakowitsch das Schwesterwerk von Prokofjew gegenüber. Eine sinnvolle Zusammenstellung, denn Schostakowitsch hat den äl-teren Prokofjew sehr geschätzt. Chang spielt das Vio-linkonzert voller Energie und Leidenschaft, zeichnet es als Ventil für Schostakowitsch, seinen nach außen hin unterdrückten Gefühlen freien Lauf zu lassen – der Komponist wusste, dass er dieses Stück erst nach Stalins Tod herausbringen konnte. (Sarah Chang, Simon Rattle, Berliner Philharmoniker. EMI Classics).

Daniel Hope spielt beide Violinkonzerte von Schosta-kowitsch, ergänzt um die Romanze aus der Filmmusik zu „Die Hornisse“. Für die Authentizität dieser Aufnah-me bürgt der Sohn des Komponisten, Maxim Schosta-kowitsch, als Dirigent. (Schostakowitsch: Daniel Hope, BBC Symphony Orchestra. Warner Classics).

Leila Josefowicz gibt das Violinkonzert Nr. 1 schlank, manchmal sogar spröde im Ton, aber ihre Interpretation besticht durch bohrende Intensität und aufblitzenden Furor. Das Violinkonzert Nr. 2 sollte das Geschenk des Komponisten zu Oistrachs 60. Geburtstag werden, doch hatte sich Schostakowitsch um ein Jahr vertan. Also musste zum tatsächlichen Geburtstag noch ein Stück geschrieben werden: die Violinsonate op. 134, von Leila Josefowicz und John Novacek souverän interpretiert. (Schostakowitsch: Violin Concerto No 1, Sonata. Bir-mingham Orchestra, Sakari Oramo, Warner Classics).

Mit Stalins Tod 1953 wurde das Leben und Arbeiten der Künstler in der Sowjetunion etwas leichter. Doch die unerwarteten Wendungen in Schostakowitschs Leben hätten jedem Druchbuch-Autor den Vorwurf eingetra-

schostakowitsch | 10 crescendo 04 2006

1 Sarah Chang und Simon Rattle nehmen für die EMI das erste Violinkonzert auseinander. 2 Daniel Hope bietet das Konkurrenz-Programm mit dem ersten und zweiten Geigenkonzert – er spielt

mit dem BBC Symphony Orchestra für Warner. 3 Der Klassiker: Die Jazz-Suite Walzer mit Riccardo Chailly bei Decca – Soundtrack zum Film „Eyes Wide Shut“. 4 Für Anfänger und Kenner: Die Naxos-

Eine Jugend in Zeiten des Umbruchs:

Dmitri Schostakowitsch.

Box „A Portrait“. 5 DVD über die „Kriegssinfonien“ mit Valery Gergiev bei Philips. 6 Leila Josefowich geigt sich für Warner mit russischer Seele durch das 1. Violinkonzert von Schostakowitsch.

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gen, seiner Fantasie jenseits jeder Realität freien Lauf gelassen zu haben. Das Leben schreibt nun mal die bes-ten Krimis. Nicht direkt ein Tanz auf Stalins Grab, aber hörbar eine Befreiung, meldet sich der Komponist 1953 mit seiner Sinfonie Nr. 10 zurück. Gar nicht so versteckt, verkündet er mit seinen in Noten gesetzten Initialen D-Es-C-H, dass er den Diktator und dessen Psycho-Terror – heute Stalin-Preis, morgen Vorladung, erst der Lenin-Orden, dann öffentliche Anklage – überlebt hat.

Endlich konnte Schostakowitsch eine Reihe von bis-her versteckten Werken veröffentlichen und aufführen. Aber der Tod seiner Mutter Sofia und, vor allem, der Tod seiner geliebten Frau Nina trafen den Komponisten hart. Nicht gerade glücklich war er über die Umarmung der Kommunistischen Partei, die ihn 1960 erbarmungs-los in ihre Reihen aufnahm. Der im Westen gefeierte und viel gespielte Schostakowitsch stellte für die Herr-scher im Kreml ein hervorragendes Aushängeschild dar – und wie hätte er sich wehren können, außer in Noten? Das tat er, doppelbödig wie eh und je, in der Sinfonie Nr. 12, offiziell dem Revolutionsjahr 1917 gewidmet. Längst fühlte sich der Komponist den unterdrückten jüdischen Kollegen verbunden, ließ er jüdische Motive in seine Kompositionen einfließen. Auch als Parteimit-glied konnte er es nicht lassen, wider den Stachel zu löcken: die dem Massaker an jüdischen Menschen in Babi Jar gewidmete Sinfonie Nr. 13.

Schon 1924 war Tuberkulose diagnostiziert worden, 1959 kam eine unheilbare Rückenmarkserkrankung hinzu, 1967 brach sich der ohnehin angeschlagene Komponist bei einem Autounfall ein Bein. Umso mehr wandte sich Schostakowitsch der Natur zu – und dem Kreislauf von Leben und Sterben, deutlich hörbar in den Sinfonien Nr. 13 und 14, in der Kammermusik, in den Liedern. Am 9. August 1975 starb Dmitri Schosta-kowitsch durch einen Herzinfarkt – es war bereits der dritte. Unter den Kränzen nach der Beerdigung war ei-ner des KGB. Eine sehr ironische Pointe des Schicksals.

Dmitri Schostakowitsch hat ein unendlich reiches Œuvre hinterlassen. Man hat die Qual der Wahl – oder man verschafft sich einen ersten Überblick anhand einer Zusammenstellung aus biographischen Daten, verknüpft mit Auszügen aus Aufnahmen einiger Schlüs-selwerke, ergänzt um den Meister selbst am Flügel so-wie eine Radio-Ansprache, dann hat man die Stimme Schostakowitschs gehört. Dmitri Schostakowitsch: A Portrait. His Works, His Life (Naxos) ist nicht nur der ideale Einstieg für Nicht-Experten, die Doppel-CD bietet auch etwas für Schostakowitsch-Kenner.

Nike Luber hat Musikwissenschaft, Geschichte und Kunstgeschichte studiert und ist im Elsass als freie Musikjournalistin tätig.

crescendo gibt es nun auch auf CD. 16 Tracks zu den Themen dieses Heftes. Da-runter die Neuerscheinungen vom Plattenmarkt. Als Bonus: Rolando Villazón singt exklusiv für Sie die mexikanische Nationalhymne. Wenn Sie premium-Kunde werden, schicken wir Ihnen jedes crescendo nach Hause. Jeweils mit der neuesten premium-CD. Weiterer Vorteil für Sie: Besondere Angebote bei Konzertbesuchen und ein Will-kommensgeschenk.

Hören Sie, worüber wir schreiben: Zunächst erklärt Ihnen Klassik-Radio Moderator Holger Wemhoff das Wort „crescendo“, Anne-Sophie Mutter und Christian Thielemann sprechen über

Agogik und den Taktstock (99xKlassik). Zum Interview mit Katharina Wagner können Sie

das „Meistersinger“-Vorspiel und Lohen-grins „Gralserzählung“ hören (Naxos)

– und wie gefällt Ihnen Christian Thie-lemanns neuer „Parsifal“ (DG)? Hören Sie Schostakowitsch (EMI, Naxos) und lassen Sie sich von Rolando Villazón mit der mexikanischen Nationalhymne

auf die WM einstimmen (EMI). Joseph Calleja entführt Sie nach Malta (Decca).

Hören Sie Gitarren-Musik von Hans Werner Henze, über dessen Leben sein Freund Fausto

Moroni in diesem Heft redet, und streiten Sie mit Hans-Joachim Frey über die Theaterlandschaft – dazu natürlich der Prolog zum „Bajazzo“ (Naxos).

Konzerte für premium-Kunden

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crescendo für die Ohren

crescendo 04 2006 11 | premium

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Wemhoff das Wort „crescendo“, Anne-Sophie Mutter und Christian Thielemann sprechen über Agogik und den Taktstock (99xKlassik). Zum Interview mit Katharina Wagner können Sie

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auf die WM einstimmen (EMI). Joseph Calleja entführt Sie nach Malta (Decca).

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Moroni in diesem Heft redet, und streiten Sie mit Hans-Joachim Frey über die Theaterlandschaft

Agogik und den Taktstock (99xKlassik). Zum Interview mit Katharina Wagner können Sie

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auf die WM einstimmen (EMI). Joseph Calleja entführt Sie nach Malta (Decca).

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Mehr Schostakowitsch auf der crescendo-premium-CD

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crescendo 04 2006 13 | rezension

K O N Z E R T E D E R B U N D E S S TA D T B O N N

BEETHOVEN

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Leonidas Kavakos:Solist und Dirigent

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Saisonprogramme: (0228) 45 49 3 -15www.beethoven-orchester.deAbonnements / Konzertkarten:Theater- und Konzertkasse (0228) 77 80 08

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4. SonntagkonzertSonntag, 10. Dezember 2006Bonn, Beethovenhalle, 18 UhrLeonidas Kavakos, Dirigent und ViolineBeethoven Orchester Bonn

Mozart: Konzert Nr.3 für Violine und OrchesterMozart: Sinfonie Nr.38 „Prager”Mendelssohn Bartholdy: Sinfonie Nr.3 „Schottische”

2. Kammerkonzert Freitag, 8. Dezember 2006Bonn, Beethoven-Haus, 20 UhrLeonidas Kavakos, ViolineEnrico Pace, Klavier

Sonaten für Violine und Klavier:Beethoven: A-Dur op.30/1Busoni: Nr.2 e-Moll op.36 ABrahms: Nr.3 d-Moll op.108

crescendo März 06_24.4.2006 25.04.2006 15:51 Uhr Seite 1

Brugs Bühnen-Brevier

Eurotrash und Briten-RegieRegietheater in Deutschland bedeutet Peter Konwitschny, Christoph Marthaler oder Hans Neuenfels. Manuel Brug, Musikchef der „Welt“, ist ein weitgereister und spitzfedriger Musik-kritiker – und er gibt sich in seinem Update der Regiegeschichte nicht mit einem nationalen Blick zufrieden. Er ist Populist genug, sein Buch mit der Jahrhundert-„Traviata“ mit Netrebko in Salzburg zu beginnen. Aber gleich am Anfang seines Büh-nen-Abrisses stellt Brug schon die Sollbruchstelle vor: den Unterschied zwischen Opern-Rezeption in Deutschland und jener in England oder den USA, wo das Regietheater in „Eurotrash“ umbenannt wurde. Ein Seitenblick mit Vernetzungen auf

Regisseure wie David Alden, Peter Sellars oder Peter Brook. Ein Kompendium für Neuseher.

Manuel Brug: Opernregisseure heute. Henschel, 24,90 Euro.

Wer diese CD auflegt, dem fliegen die Ohren um die Ohren. Allein, wie René Jacobs die Ouvertüre zum „Titus“ anlegt: als Geschichte vom Aufstieg, Fall und der zutiefst humanistischen Erkenntisse des antiken Herrschers. Zeit und Tempo sind in diesem Historiendrama eine Frage von Repräsentation und wahrem Sein. Eine atemberaubende Achter-bahn seelischen Empfindens.

Es ist eine Parabel entstanden, in der das Politische privat wird und das Private politisch. In Musik gegossene Historie. Bei Jacobs sind die Charaktere keine Marmorheiligen, sondern von Blut durchpulste Menschen. Wie immer unterlegt der Meister der historischen Aufführungspraxis seine Musik mit grundlegenden Theorien – dieses Mal räumt er mit allen Vorurteilen gegen die Opera Seria auf. Besonders kümmert er sich um die sonst vernachlässigten

Geschichte aus dem TaktRené Jacobs durchblutet Mozarts Antike mit „Titus“

Rezitative. Jacobs Devise: „Die musikalischen Schwächen können durch einen vollendeten Vortrag wettgemacht oder durch ‚Retuschen‘ behoben werden. Die Erstere ist Aufgabe der Sänger, die Zweite – eine Möglichkeit – ist Sache des Dirigenten.“ Die Sänger der Aufnahme erfüllen ihre Pflicht. Mark Padmore als Titus, Alexandrina Pendatchanska als Vitella und Bernarda Fink als Sesto. Aber vor allen Dingen beweist Jacobs mit dem Freiburger Barockorchester, dass Mozart ein Komponist der Extreme war. Wenn eine Aufnahme im Jubeljahr überfällig war, dann diese.

Mozart: La Clemenza di Tito. René Jacobs, Freiburger Barockorchester. Harmonia Mundi.

Historischer Moment:Titus Krönung

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Musik ist Emotion. Aber noch mehr Spaß macht sie, wenn man weiß, wie die Töne funktionieren. Die „Deutsche Grammophon“ gibt unterhaltsamen Nachhilfeunterricht. Stars der Klassik von Hélène Grimaud über Christian Thielemann bis zu TV-Moderator Harald Schmidt erklären auf drei CDs unter dem Titel „99xKlassik“ die wich-tigsten Begriffe der Musik. crescendo stellt die besten Antworten vor – und Abonnenten können sie auf der premium-CD nachhören.

Harald Schmidt über die Orgel: „Das Großartige an der Orgel ist, man kann sich nicht wegmogeln. Und das Tolle ist: Je einfacher die Orgel ist, je weniger Register sie hat, desto besser muss man spielen können. Bei einem großen fünfmanualigen Instru-

ment mit 130 Registern kann man sich noch durch Tschinderassa und Kawumm hinwegmogeln – jedenfalls vor Laien. Aber bei kleinen Orgeln muss man schon richtig zeigen, was man kann. Auf keinem Instrument hört sich zeitgenössische Musik so toll an wie auf einer Orgel.“

Christian Thielemann über den Taktstock: „Früher hat man den Taktstock nicht ge-schlagen, sondern gestampft – mit Kraft auf den Boden. Der Komponist Lully hat sich mit diesem Ding einmal in den Fuß gepiekt und starb an einer Blutvergiftung. Ich glaube, aus dieser Tradition des Takt-markierens ist der Taktstock erfunden worden. In Bayreuth, wo der Dirigent weit vom Orchester entfernt sitzt, fungiert er als längerer Arm, um die Gesten klarer zu machen und ist weiß, damit er besser auffällt.“

Anne-Sophie Mutter über Agogik: „Agogik kommt eigentlich aus dem Griechischen und bedeutet ‚führen‘. In der Musik bedeutet es die in den Noten nicht notierte Modifikation des Tempos. Eigentlich ist Agogik der lebendige Aus-druck im Spiel. In einem Auftakt kann man das Tempo stauen, oder vor einem Höhepunkt das Tempo anziehen, um einen besonderen Effekt zu erzielen. Im Spezi-

alfall geht die Agogik in das Tempo Rubato über. Das Rubato ist ein noch frei-erer Umgang mit der Zeit, eine weitere Manipulation als es die Agogik ist. Die nächsten Steigerungen von Agogik und Rubato sind das Ritardando (Verzögern) oder das Accelerando (Beschleunigen).“

99xKlassik: Holger Wehmhoff erklärt 99 Begriffe der klassischen Musik mit Beiträgen von Joseph Calleja, Hélène Grimaud, Hilary Hahn, Lang Lang, Anne-Sophie Mutter, Anna Netrebko, Harald Schmidt und Christian Thielemann. Deutsche Grammophon.

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Die junge Flötistin Magali Mosnier interpretiert auf ihrem Debüt-Album „Fantaisie“ Werke für Flöte und Orchester vonJ. Ibert, G. Fauré, M. Ravel, L. Cheminade und vielen anderen

französischen Komponisten.„Magali Mosnier interpretiert mit großer Eleganz: Man ist

ergriffen von der intensiven Tiefe ...“ (Süddeutsche Zeitung)

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rezension | 14 crescendo 04 2006

Musik-Lexikon der Stars

Was bedeutet „crescendo“?

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99 x Klassik auf der crescendo-premium-CD

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crescendo 04 2006 15 | rezension

Von Zubin Mehta:

Zwischen hier und Indien

„Die Partitur meines Lebens“ heißt die Auto-biographie des Dirigenten Zubin Mehta. Wir haben den Maestro aus Indien gebeten, uns den Unterschied zwischen der Musik seiner Heimat und Europas zu erklären.

In meiner Kindheit in Indien bin ich auf einer europäischen Kultur-Insel aufgewachsen. Bei uns drehte sich alles um die klassische Musik.

Mein Vater war Geiger, was für einen Inder damals sehr ungewöhnlich war. Zu Hause spielte er in einem Kammermusikensemble, und dann ging er für drei Jahre in die USA – um Geige zu studie-ren. In der Zeit habe ich seine Plattensammlung okkupiert. Mit der indischen Musik bin ich da-mals allerdings so gut wie gar nicht in Berührung gekommen – und das, obwohl wir ein sehr natio- nalistischer Haushalt waren. Aber eben auch offen: Mit elf Jahren habe ich eine spanische Jesuitenschule besucht.

Heute ist die einzige indische Tradition, die mir beim Musizieren hilft, das Yoga. Hätte ich es nicht, würde ich manchmal wahrscheinlich viel müder sein. Aber so habe ich das Wissen, wie ich meinen Atem kontrollieren kann, um mir nach au-ßen Aufregung leisten zu können, aber nach innen ganz kühl zu agieren.

Man muss wissen, dass die Musik in Indien ganz anders organisiert ist als in Europa. Es gibt keine Dur-Moll-Harmonik, keine harmonische Or-ganisation der Noten. Indische Musik ist haupt-sächlich improvisiert und basiert auf einer Rada, also einer festgeschriebenen Tonfolge. Mir ist erst bei meinen Studien in Wien aufgefallen, dass Schönberg mit der 12-Ton-Musik nichts anderes gemacht hat, als eine Rada zu imitieren. Allerdings verzichtet er auf die Elemente der Improvisation. Aber in ihr liegt der ganze Unterschied. Das ist wie mit der Klassik und dem Jazz – das geht auch nicht zusammen. Trotz aller Cross-Over-Versuche. Meine Begeisterung für Schönberg ist jedenfalls groß. Ich habe als junger Mann alles über ihn gelesen, über seine Ausflüge in das Atonale und zurück – er ist für mich ein Mo-ses der Musik.

Zubin Mehta: Die Partitur meines Lebens. Droemer,

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Carolin Widmann

Geigen durch die GegenwartMit der Klassik ist das so wie mit dem ganzen Land: Die Globalisierung schlägt erbarmungslos zu. Und während VW sich Toyota beugen muss, mussten sich deutsche Musiker von perfek- tionistischen Kollegen aus den Klassik-Boom- Ländern überholen lassen. Japanische, chine-sische und russische Musiker beherrschen den Weltmarkt. „Made in Germany“ war gestern.

Doch so langsam scheint sich eine junge Generation wieder auf die alten Tugenden zu be-sinnen: Klarheit gemischt mit Romantik, Präzision und Intellektualität. Besonders erfolgreich ist dabei die Geigerin Carolin Widmann. Die Münch-

nerin studierte in Köln, Boston und London, ist eine Globetrotterin, und ihre eigentliche Heimat scheint die Gegenwart. Und das macht sie auf ihrem neuen Recital deutlich. Widmann spielt Solo-Werke von Pierre Boulez, Eugène Ysaÿe, Salvatore Sciarrino und ihrem Bruder, dem Komponisten Jörg Widmann. Dabei ist Neue Musik für sie keine Sache, die allein im Kopf spielt. Sie verlangt den ganzen Körper.

Carolin Widmann: Reflec-tions. Mit Werken von

Boulez, Ysaÿe, Sciarrino und Widmann. telos music.

WunderlichsWohnzimmer Als Rolando Villazón von den bislang unentdeck-ten Aufnahmen seines Idols gehört hat, schrieb er einen Brief an die Plattenfirma: „Wunderbar! Fritz Wunderlich gehört zu den Sängern, die ich keinen Moment als ‚historisch‘ empfinde. Wenn man ihn den Leuten vorspielen würde, die ihn nicht kennen, würden sie sagen: Wo singt der Mann, wo kann man ihn hören?“

Villazón hat nur zum Teil Recht. Denn die neu-en Aufnahmen, Lieder von Beethoven, Strauss, Brahms und Haydn, hat der Tenor in seinem Wohnzimmer, auf seinem eigenen Aufnahme-gerät gemacht. Und so klingen sie auch: zutiefst

intim. Das Erstaunlichste ist, so wie Wunderlich zu Hause sang, so sang er auch auf den Bühnen der Welt. Er hatte diesen Klang der Innerlichkeit. Ein Tenor, der lebte, was er interpretierte – mit Leib und Seele. So einen Tenor wie Wunderlich gibt es heute nicht mehr. Er ist nirgends zu sehen oder zu hören. Zum Glück gibt‘s ihn auf CD.

Fritz Wunderlich: Privat. Lieder von Beethoven, Strauss u.a. Deutsche

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Fritz Wunderlich mit Sohn Wolfgang

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crescendo 04 2006 17 | rezension

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Gielens Beethoven

Sachliche Messe Michael Gielen hat Beethoven revolutioniert. Seine Einspielung der Sinfonien war neu. Kein Schlachtgetümel mehr, kein Pathos. Stattdessen sachlich, analytisch, eiskalt. Er hat den Baton mit Adorno geschlagen. Kann man diesen Stil auch in spirituelle Musik übersetzen? Ja!

Gemeinsam mit dem Orchestre Philharmonique du Luxembourg und der Europa Chor Akademie hat Gielen zusammen mit Joshard Daus nun die „Missa Solemnis“ aufgenommen. Herausgekom-men ist eine Interpretation, die eigentlich nicht erstaunt. Gielens abgrundtiefe Ernsthaftigkeit macht das Werk klar und deutlich, und hinterfragt Beethovens Glaubensbekenntnis kritisch. Auf der DVD zur CD ist noch nachzusehen, wie Chormusik höchster Qualität entsteht. Die Proben waren eine

Mischung aus Inspiration und Können.

Beethoven: Missa Solemnis. Gielen. Capriccio.

Vorbereitung auf BayreuthDieses Jahr fällt die Konkurrenz der Festspiele besonders scharf aus: Salz-burg lockt mit dem Jubiläumsprogramm zum 250. Mozart-Geburtstag, und in Bayreuth wird der Literat Tankret Dorst Wagners „Ring des Nibelungen“ neu inszenieren. Dirigieren wird ihn Christian Thielemann – und der hat nach seinem „Tristan“ nun auch mit einem „Parsifal“ bewiesen, dass er zu den besten gegenwärtigen Wagner-Dirigenten gehört. Der schwelgerische Romantiker nimmt die Partitur des Leidens unverhofft rasch, lässt sich sel-ten gehen, gefährdet nie die innere Struktur des „Bühnenweihfestspiels“, sondern schaltet immer wieder den Kopf ein, wenn der Bauch mit ihm durchzugehen droht.

Und: Im neuen Live-Mitschnitt steht ihm eine altbekannte, aber noch immer frische Sänger-garde zur Verfügung. Placido Domingo singt den Titelhelden erstaunlich jugendlich, und Waltraud Meier ist als Kundry noch immer eine erotische Verführerin. So feindlich Thiele-mann einst in Berlin

seinem Konkurrenten Daniel Barenboim gegenüberstand, so ähnlich sind sich die beiden Dirigenten bei der Arbeit.

Sie glauben noch an das Epische, das Erzählen, und haben das post-moderne Zerschlagen längst hinter sich gelassen. Barenboims Bayreuther „Ring“ in der Regie von Harry Kupfer erscheint nun endlich auf DVD – und zeigt, dass Barenboim ein noch größerer Furtwängler-Verehrer ist als Karajan-Schüler Thielemann. Barenboim lässt die Partitur hemmungslos krachen, wo sie kracht und in fast lautlose Piani verdimmen, wenn sie sich auflöst. Diese Aufnahme ist das Dokument einer legendären Bayreuth-Ära. Und dieses Jahr ist der direkte Vergleich mit Thielemann möglich. Live und vor Ort, natürlich auf dem „Grünen Hügel“.

Historisch, aber ohne altbackene Patina ist nun ein weiteres Wagner-Werk neu zu entdecken. Der „Lohengrin“ unter Erich Leinsdorf von 1943 klingt in der neuen Naxos-Historical-Edition klar und frisch. Und er ist ein Fest der Stimmen: Lauritz Melchior singt die Gralserzählung mit heißblü-tiger Innbrunst, Astrit Varnay ist eine wunderbare Femme fragile als Elsa. Eine historische Aufführung, die ihre Modernität gerade im Vergleich mit den beiden anderen Einspielungen bekommt, denn Thielemann und Baren-boim führen den Mut zum Pathos fort, den Leinsdorf ebenfalls vorstellt.

1. Parsifal. Thielemann, Domingo, Meyer. Deutsche Grammophon. 2. Rheingold, Walküre. Daniel Barenboim, Bayreuth. DVD, Warner.

3. Lohengrin. Leinsdorf, Melchior. Naxos.

Wiener „Parsifal“, dirigiert von Christian Thielemann

Parsifal auf der crescendo-premium-CD

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musik & bildung | 18 crescendo 04 2006

Eröffnungsreden zeichen sich durch Zeit-wertverfall aus: hehre Worte, ausgeklügelte Pointierungen. Doch wenn die Wortgewalt auf Hochglanz gedruckt und zum Abnicken ausgeteilt wird – ist sie schnell vergessen.

Eigentlich schade. Denn in Eröffnungsreden of-fenbart sich oft eine Philosophie. So wie damals, zur Einweihung der neuen Philharmonie Luxembourg. Matthias Naske, Generaldirektor des Hauses, wollte „Raum schaffen, damit die Musik in den Menschen an Raum gewinnt“. Und Naske wollte jeden erreichen, den Melomanen und den, der sich nur im weitesten Sinn für Musik interessiert. Erwachsene und Kinder. Seine Phil-harmonie sollte ein Ort der Kommunikation werden.

Nun, ein Jahr später, sitzt Naske mit einer Tasse grü-nem Tee da und spricht noch immer „vom Konzertraum als Ort der Begegnung, vielleicht auch mal der Stille, aber vor allem der emotionalen Ergriffenheit – ein Ort der Individuation, so sehr man Musik auch im Kollektiv wahrnimmt. Das eigentliche Geschehen passiert nicht in der Gruppe, sondern im einzelnen Menschen selbst“. Und was ist aus seinen Worten geworden?

Sieben Jahre lang hat Naske als Generalsekretär der Jeunesses Musicales Österreich, wie er sagt „Wissen und ein besonderes Bewusstsein entwickeln dürfen, für den

kultur-, aber auch gesellschaftspolitischen Stellenwert von professioneller Arbeit für Jugendliche und Kinder“ und hat bei der Programmgestaltung der Philharmo-nie Luxembourg mit den Kinderprogrammen einen Schwerpunkt gesetzt. 60 Produktionen für Kinder und Jugendliche bietet das Haus in der Saison 2006/2007. Und das bei rund 150 eigenen Veranstaltungen.

Spätestens mit der Pisa-Studie ist der Anspruch auf ein gesellschaftliches Forum für Kinderentwicklung bis hin zur oft verpönten Eliteförderung entstanden. Maßgeblich beteiligt an diesem Sinneswandel sind die Lernstudien, bei denen die äußerst günstige Auswirkung von Musik und früher musikalischer Erziehung auf das Lernverhalten ein große Rolle spielen.

Ein Aufwachsen mit Musik begünstigt die zielgerich-tete Intelligenznutzung, Ausdauer und Ausgeglichenheit und fördert die sogenannten Softskills (etwa die Bildung sozialer Kompetenz).

Matthias Naske liegt mit seinem Engagement für ein großes und vielseitiges musikalisches Angebot im Trend. Aber Kinderveranstaltungen als Investition in spätere Konzertsaalfüller zu sehen, ist nicht seine Sache. Er rät jedem, der Kinderprogramme gestalten will: „a) das Thema ernst zu nehmen und b) nicht zu glauben, es ginge um das Publikum von morgen. Denn es geht um das Publikum im Augenblick, in dem etwas passiert.

Zu ernten, was gesät wurde, hat etwas Wahres, aber es ist nicht vollständig“.

Und schließlich sollte man nicht den Fehler machen, alles über einen Kamm zu scheren, meint er, sondern genau seine Zielgruppen definieren. Einen Dreijährigen kann man nicht in die gleiche Veranstaltung wie einen Zwölfjährigen einladen. Bei ein paar Stücken könnte dies funktionieren, „Peter und der Wolf“ ist so ein Bei-spiel. Die Philharmonie Luxembourg hat im ersten Jahr Konzertserien für 3 – 5-Jährige, für 5 – 9-Jährige und eine weitere für 9 – 12-Jährige gestaltet. Außerdem gibt es unterschiedlichste Ateliers mit themenbezogenen Workshopreihen für Jugendliche.

Für 2 – 3-Jährige wird das umfangreiche Programm-angebot in der nächsten Saison um die Reihe „1.2..3...musique“ erweitert. Konzipiert sind die teils szeni- schen Konzerte für Interaktionen zwischen Kindern, Eltern und Künstlern. Diese Veranstaltungen finden im Espace Découverte statt, einem 220 qm großen Raum mit traumhaften Lichteffekten. Musik soll hier mit mehreren Sinnen wahrzunehmen sein. Matthias Naske möchte individuelle emotionale Erlebnisse schaffen, für Klein und Groß – Raum schaffen, damit die Musik in den Menschen an Raum gewinnt. Je früher, desto besser.

Weitere Informationen unter www.philharmonie.lu

Liselotte Richter-Lux

In der Philharmonie Luxembourg sind 60 von 150 Veranstaltungenfür Kinder. Und dabei geht es weniger um die Erziehung des Nachwuchses als um die Lust im Jetzt. Ein Pionier-Projekt.

Heute Spaßfür das Publikum von morgen

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Eigentlich sollte es ein Film über die „Männergesangs-vereine“ werden, Hort der deutschen Liedgut-Tradition. Kein wirklich „sexy“ Thema, fand ich: Abende und Nächte im deutschen Niemandsland, den Nebenzimmernder „Deutschen Eiche“, des „Goldenen Hirschs“ oder der „Krone“ – mit den vielen freundlichen alten Herren und der Gewissheit, letztlich das langsame und unauf-haltbare Aussterben einer Gattung dokumentieren zu müssen. Ich wollte das nicht.

Wo sind die Nachfolger der Gesangsvereine? Wo sonst wird noch gesun-gen, massenhaft, regelmäßig und mit Freude? Ich kam auf das Fußballsta-dion: Denn dort singen, pfeifen, skandieren, trommeln, klatschen jeden Sams-tag und Sonntag Hunderttausende. Und vor allem: Immer sind es Ohrwürmer! Die wahren Hits der Massenkultur.

Mit dem Staunen über Triviales fängt Erkenntnis an, so Aristoteles. Und so entsann ich mich eines wunderbar witzigen und gescheiten Buchs von Desmond Morris, Zoologe und Verhaltenswissenschaftler aus Oxford: das Standardwerk über den Fußball mit dem schönen Namen „The Soccer Tribe“ („Der Fußball-Stamm“).

Desmond hat die Parallelen zu archaischen Kriegsgesängen und Ritualen gezeigt. Hüpfende Fußballfans, hüpfende Afrikaner beim Ritualtanz – wo ist der Unterschied? Die einen wollen die Götter milde stimmen – und die anderen?

Narkotikum, Maske, Gesang und Tanz – passt auf die Afrikaner wie auf die Fans. Narkotikum, in unserer Kultur eben Bier. Wie schaffen es Tausende von Menschen, von Woche zu Woche ohne einen Gotthilf Fischer denselben Ton zu treffen? Antwort: Es gibt ein „kollektives Tonhöhengedächtnis“. Wie schaffen sie es, den außerordentlich schwierigen Klatschrhythmus auf eine Zehntelsekunde genau zu treffen? Antwort: Die vielen Individuen in der Masse agieren wie ein einziges Tier.

Nicht gerade ein Ausdruck der Hochkultur sind Liedtexte wie „Steh auf Du Sau“, „Kölle, die Scheiße vom Dom“, „Ihr seid die Ruhrpott- (oder Weißwurst-)Kanaken“, „Hässlische Hessen überall“ oder „Eins zwei drei und wieder einer tot“ – auch dem Gen-tleman-Ideal kommen sie nur bedingt entgegen... Aber sie funktionieren als ritualisierte Drohgebärden gegenüber dem Feind – eine ganz eigene und lustvolle Art, unblutig mit der erregt-aggressiven Grundstimmung im Fußballstadion umzugehen. Hier darf der politisch korrekt domestizierte Gutmensch wieder böse sein – und sei es nur im Lied.

Ein Glücksfall: die Begegnung mit dem Gelehrten Reinhard Kopiez, Professor an einer Musikhochschule, der als Erster eine tiefgehende musikologische Untersuchung dieser Fan-Gesänge begonnen hatte. Immer bezogen auf die scheinbar triviale Grund- frage, was Zehntausende von Menschen an so einem Ort wie dem Stadion dazu bewegt,

fa st hundert verschiedene Lieder (auswendig!) zu singen. Mit ihm waren wir bei denDortmunder Borussen, den heimlichen Sängerkönigen der Bundesliga. Dort betrieb er „Feldforschung“ in der Südkurve, wie ein Ethnologe bei den Wilden, fragte die BVB-Fans um sich herum und zeichnete den gesamten Verlauf der Fan-Aktivitäten auf: Alle 35 Sekunden ein Einsatz, fand er heraus – so intensiv ist der Einsatz der Sangesfreunde im Stadion, dass sie dem Spielverlauf oft kaum mehr richtig nachkommen können. Ein wunderbares Bild – der vergeistigte kleine Professor mit Ohrstöpseln und Aufnahme-gerät im Feldtornister neben den robusten und mit Inbrunst „Olé oléoléola“ grölenden Schwarzgelben...

In solchen Biotopen schafft es der Mensch von heute am ehesten, den Göttern nahe zu sein. Dann erhält alles Singen eine quasi-religiöse Bedeutung („Michael Ballack, Fußballgott“). Das Fußballspiel bekommt den Charakter eines Gottesdienstes, das Sta-dion ist die Kathedrale, Netzer liefert die Orakelsprache. Wenn die Fußballstadien zu den bedeutendsten Kultstätten unserer Zeit werden, versteht man vielleicht auch die rätselhafte Äußerung des englischen Fußballgurus: „Fußball“, hatte Bill Shankley, Manager des FC Liverpool und legendärer „Medizinmann“ des Stammes, einmal gesagt, „ist kein Spiel auf Leben oder Tod – es ist weit weit ernster....“

Woetzels Film „Schlachtgesänge“: 20. Mai, 22:30 Uhr, arte und 11. Juni, 23:00 Uhr, SWR

Schlacht Gesänge

Dokumentarfilmer Harold Woetzel hat einen Film über Musik im Stadion gedreht. Hier erklärt er, wie er darauf kam.

Große Oper im Stadion

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Villazón singt Mexiko-Hymne auf der crescendo-premium-CD

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Hans Werner „Nenn mich

Komponist und Dirigent:

Simon Rattle lässt sich vom Komponisten

Hans Werner Henze die Partitur erklären.

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Er ist der stille Begleiter des tönenden Mu-sikers. Nun erzählt der Freund des Kompo-nisten Hans Werner Henze über sein Leben an der Seite des Maestro. Clemens Wolken traf Fausto Moroni für das Buch „Kompo-nist der Gegenwart“ (Henschel), aus dem wir hier exklusiv einen Auszug vorabdrucken. Begonnen hat die Liaison in einem Antiqui-tätengeschäft in Rom – und sie durchlebte stürmische Zeiten.

Clemens Wolken: Lieber Fauso, wie hast du Hans Werner Henze kennen gelernt?Fausto Moroni Henze: Er hatte mich in einem Auto in der Via Condotti gesehen, ist ihm gefolgt, in unseren Laden gekommen und hat wie verrückt Sachen gekauft, für die er dann das Geld nicht bei sich hatte. Er hatte eine Million Lire ausgegeben, was damals ein Vermögen war, und ich hatte ihm alle Silberwaren gegeben, die er wollte, ohne eine Lira zu verlangen oder zu fragen, wer er sei. Ich sagte zu ihm: „Danke, Herr Doktor.“ Und er antwortete mir: „Nenn mich nicht Herr Doktor, nenn mich Maestro.“ Natürlich begriff ich nicht, weshalb ich ihn Maestro nennen sollte. Als der Besitzer kam, war ich überglücklich, alle diese Sachen verkauft zu haben, und er fragte mich: „Und wo ist das Geld?“ „Er hat nicht bezahlt“, habe ich erwidert, „er kommt morgen, um zu zahlen.“ Und da hat der Chef mir schrecklich eine ver-passt. „Du wirst sehen, dass er kommt“, habe ich ihm gesagt, und tatsächlich hat Hans am nächsten Tag das Geld gebracht. So haben wir uns kennen gelernt; es war

im Mai 1964, glaube ich. Im November wurde dann in der römischen Oper „Der junge Lord“ aufgeführt, und ich habe ihn um eine Eintrittskarte gebeten.Ein Fan seiner Musik bist du aber nicht gleich ge-worden. Hans schreibt in seiner Autobiographie: „Fausto besuchte mich ein paar Tage später in der Via Sant’Andrea delle Fratte, nicht zuletzt, um mir zu gestehen, daß [sic] er mit meiner Musik so gut wie gar nichts hatte anfangen können.“Moroni: Das ist absolut richtig, außerdem war ich zu-vor noch nie in einer Oper gewesen, so viel ist sicher. Danach sind wir zusammen nach Berlin gefahren, wo die „Bassariden“ unter der Regie von Gustav Sellner und mit den Kostümen von Filippo Sanjust aufge- führt wurden. Und gleich nach eurer Rückkehr hast du angefan-gen, für Hans zu arbeiten.

Moroni: Ja. Er sagte mir, dass seine Villa gerade im Bau sei und dass er jemanden brauche, der sich darum kümmere. Und von Berlin aus bin ich direkt nach Mari-no gekommen, habe meine Wohnung in Rom aufgege-ben und ein Jahr lang in einem grässlichen Haus in der Via dei Laghi gehaust, um die Arbeiten an der Leprara zu beaufsichtigen. Am 26. November 1966 habe ich die-ses Haus hier bezogen, Hans kehrte aus Tokio zurück, wo sie die „Elegie“ mit Kerstin Meyer aufgeführt hatten. Ich erinnere mich, dass ich ihn zum Flugplatz brachte und sagte, „Wenn du aus Tokio zurückkommst, ist das Haus fertig“, und so war es.1968 war die verunglückte Uraufführung des Oratoriums „Das Floß der Medusa“. Eigentlich

erner Henze: mich Maestro“

Für ein neues Buch spricht der Freund des Komponisten, Fausto Moroni, zum ersten Mal über sein Leben mit dem Musiker. Über Liebe, Studenten-Revolution und Rudi Dutschke. Ein Vorabdruck.

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Hamburger Mozartwochen1. September bis 18. Oktober 2006

www.staatsoper-hamburg.de

(040) 35 68 68

Idomeneo

Die Entführung

aus dem Serail

Le Nozze di Figaro

Don Giovanni

Così fan tutte

Die Zauberflöte

La Clemenza di Tito

Requiem

Hans Werner Henze

L’Upupa

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war es keine Premiere, da die Musik an dem Abend nicht gespielt wurde. Wie ist es dir dabei ergangen?Moroni: Ich erinnere mich ganz genau an alles an diesem 9. Dezember. Ich saß unten im Saal, unter an-derem waren da der Schriftsteller Ernst Schnabel, Georg Solti, Paul Dessau, Rolf Liebermann, Peter Ustinov und unsere Freundin Margaret von Hessen. Edda Moser, Dietrich Fischer-Dieskau und der Sprecher Charles Reg-nier hätten auf der Bühne agieren müssen. Hans hätte dirigieren sollen, aber sie haben es ihm verunmöglicht. Studenten hatten eine rote Fahne am Podium befestigt, und Hans weigerte sich, sie zu entfernen. Es herrsch-te ein Riesenkrawall, und der Chor des RIAS weigerte sich, unter roten Fahnen zu singen, die Polizei kam mit ihren Schilden herein, knüppelte studentische und nicht- studentische Zuschauer nieder, verhaftete den Libret-tisten des Stückes, Schnabel, der zudem noch verletzt wurde, weil sie ihn durch eine Glastür gestoßen hatten. Wir sind durch einen Notausgang weggegangen. Hat euch der Skandal wirklich wie ein Blitz aus heiterem Himmel getroffen?Moroni: Wir hatten keine Ahnung, was uns an dem Abend erwarten würde, und ich war richtig schockiert. Die folgenden vier, fünf Jahre waren hart. Derart schwie-rig, dass wir glaubten, unser Haus hier in Marino ver-kaufen zu müssen. Ich lieh Hans sogar von meinem Geld. In diesen Jahren wurde Hans’ Musik in Deutsch-land wenig aufgeführt und ihm wurde sogar der Vertrag mit seiner Plattenfirma gekündigt.1968, im Jahr der Skandale, wohnte Rudi Dutschke nach dem Attentat für einige Monate bei euch und hatte Ruhe, um sich von seiner Schussver-letzung zu erholen.Moroni: Er kam mit seiner Frau Gretchen, dem Arzt und der Krankenschwester am Bahnhof Roma Termini an, und wir holten ihn in Begleitung der Polizei ab. Im August gingen Hans und ich nach Santa Fé, wo Hans die „Bassariden“ dirigierte. Auf unserer Rückfahrt an Bord der Cristoforo Colombo sah ich nach einigen Ta-gen Seefahrt in einer italienischen Illustrierten Aufnah-men unserer Villa, die vom Hubschrauber aus gemacht worden waren. Ich telefonierte vom Schiff aus mit dem Personal, das mir sagte, wir sollten sofort heimkom-men, weil bei ihnen eine Katastrophe ausgebrochen sei. Endlich in Neapel gelandet, sind wir per Zug nach Rom gefahren und Rudi hat uns am Bahnhof abgeholt, im-mer eskortiert von der Polizei. Drei Monate lang hatten wir 24 Stunden am Tag die Polizei im Haus. Wenn ich morgens einkaufen ging, hat sie mich den ganzen Weg über begleitet. Ich habe sie aber trotzdem ausgetrickst, habe aber auch mit ihnen in der Küche Karten gespielt. Mit Dutschke hatte ich jedoch wenig Kontakt.

Wie ging es dir, als ihr 1969 auf Kuba wart?Moroni: Der Aufenthalt war wunderbar, aber auch hart, weil wir bald dahinter kamen, dass wir mit „Wanzen“ ausspioniert wurden. Ich merkte es, weil, wann immer in unserem Hause ein kritisches Wort über die Lage in Kuba gefallen war, unser jeweiliger Gast tags darauf spurlos verschwand. Es wurde alles überwacht, und das war nicht sehr angenehm. Auch, weil wir nicht nach Kuba gegangen waren, um die Konterrevolution anzu-zetteln. Und leider waren auch unsere besten Freunde, die uns zu Hause besuchten, Spione.Hans schreibt, dass ihr auch an Ernteeinsätzen teilgenommen habt.Moroni: Hans und ich, wir haben Zuckerrohr geschnit-ten und auf die Laster geschmissen, in den Baracken geschlafen, umzingelt von Ratten, und sind morgens zur Arbeit auf die Felder gegangen. Dann haben wir gemeinsam mit Alicia Alonso und ihrer Ballett-Gruppe die Kaffeeplantagen gegen eine Mikrobe desinfiziert, die die Ernte beinahe zerstört hätte.Und da wir von unseren Reisen sprechen, fällt mir ein, was wir in Costa Rica erlebt haben. Hans ist eines Tages in der Sonne am Pool eingeschlafen und hat sich einen kompletten Sonnenbrand geholt. Weil ihm das schon einmal passiert war, wusste ich, dass ich ihn in sehr warmes Wasser legen musste, um die Verbrennungen zu lindern. Ich habe ihn in eine Badewanne gelegt, aber das Wasser war dermaßen heiß, dass er komplett gesotten war. Also mussten wir nach Sacramento gehen, auf 2000 Meter Höhe in den Bergen, wo es verdammt kalt war. Zur Erwärmung habe ich 200 Kerzen ange-zündet und ihn auf die Schultern genommen, um ihn umzubetten. Damals rauchte er noch, und ich bin also runtergegangen nach San José di Costa Rica, um diese

besonderen Zigaretten für ihn aufzutreiben. Man hatte mir eine Adresse genannt, ich zog los und landete in einem Bordell. Mutig sagte ich: „Ich habe eine Verab-redung mit Maria“, und wer kam da auf mich zu? Ein Transvestit namens Maria. Wir sind in das Elendsviertel von San José gegangen, und diese Maria fragte mich: „Wie viele willst du?“ und ich antwortete „fünfzig“. „Dann müssen wir warten, weil sie sie Stück für Stück fabrizieren.“ Kurz und gut, ich wartete und ging mit diesem Transvestiten auf den Straßen von San José spa-zieren. Werde ich nie vergessen.Wie war es für dich, vierzig Jahre im Schatten einer Persönlichkeit wie Hans zu leben?Moroni:Die ersten zehn Jahre waren wirklich sehr schwierig. Ich habe sehr gelitten, vor allem, weil ich kein Deutsch und Englisch konnte und die Musikwelt und die Menschen nicht kannte. Es war schlimm.Wie hat Hans sich in den vierzig Jahren des Zu-sammenlebens verändert?Moroni: Überhaupt nicht, Hans ändert sich nicht, er hat seine ureigene Linie. Er ist immer sehr anspruchs-voll gewesen, lässt dir nichts durchgehen. Er ist keine Person, die sich ändert, aber glücklicherweise bin ich gewachsen.

Ins Deutsche übersetzt von Karl-Alfred Wolken

Hans Werner Henze: Komponist der Gegenwart: Michael Kerstan, Clemens Wolken (Hrsg.), mit Texten von Kurt Masur, Sir Peter Jonas, Riccardo Chailly, Christian Thielemann, Ingo Metzmacher u.a. Henschel, 34,90 Euro.

Sie haben gemeinsam gelitten und gemeinsam Erfolge gefeiert: Fausto Moroni Henze (links) mit

seinem Partner, dem Komponisten Hans Werner Henze.

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Mehr Henze auf der crescendo-premium-CD

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Das Bremer Theater hat in der deutschen Theaterlandschaft eine große Tra-dition. Basierend auf den goldenen Jahren der „Hübner“-Ära verbinden sich mit diesem Theater so bedeutende Namen wie Stein, Zadek, Minsk – aber auch Arbeiten von Tabori und Rainer-Werner Fassbinder. Der dienstälteste

amtierende Intendant Dr. Klaus Pierwoß hat in seiner Ära an diese große Theatertradi-tion angeknüpft: Als Theatermacher hat er mit Christof Loy, Claus Guth, David Mouchtar-Samorai und auch Konstanze Lauterbach immer wieder exzellente Theaterproduktio-nen auf die Bremer Bretter gebracht. Die Geschichte der Musikalischen Oberleitung, zwischen Musiktheater und Philharmonie, hat als Generalmusikdirektoren ebenfalls so bedeutende Namen wie Peter Schneider, Marcello Viotti oder Günter Neuhold behei-matet, die leider in jüngster Zeit nicht fortgeschrieben werden konnte. An dieser für das Haus so wichtigen Position muss zukünftig nachgebessert werden.

Ein weiteres Problem kam in Bremen zudem in den letzten Jahren sehr offen zu Tage: Die Finanzsituation der öffentlichen Hand. Da das öffentlich subventionierte deutsche Theatersystem an die Tarifbedingungen des Öffentlichen Dienstes gekoppelt ist, haben sich hier in Deutschland eine

erhebliche Teuerung der Personalkosten und eine Überbürokratisierung der Theaterapparate entwickelt. Das

deutsche Stadttheater mit seinem Repertoiresystem steckt bei inzwischen 92% festen Personalkosten und einem durchschnittlichen Kostendeckungsgrad von 15% in der Falle. Zumal der kommunale Träger als Tarifpartner des Öffentlichen Dienstes auf Arbeitgeberseite die selbst ausgehandelten Tarifsteigerungen nicht mehr über Subven-tionserhöhungen tragen kann und diese Mehrausgaben an die Theater weiter gibt.

Wir wissen alle, dass die öffentliche Hand in Deutschland auch in Zukunft nicht mehr Geld zur Verfügung haben wird, selbst wenn der Wille zur Förderung der öffent-lichen Aufgaben da wäre. Dies führt zwangsläufig zu drastischen Sparmaßnahmen – auch an den Theatern. So ist dies auch seit Jahren in Bremen, wo Generalintendant Dr. Klaus Pierwoß gerade sehr medienwirksam seinen dritten Bremer Theatertod verkündet – als Antwort auf erneute Kürzungen durch die Stadt Bremen sowie auf die plötzliche Erkenntnis, dass das Theater einen Schuldenberg von über 4,5 Millionen angehäuft hat.

Ich denke, wir Kulturschaffenden müssen in Deutschland inzwischen die Antworten auf die Probleme der Zukunftssicherung selber geben und Strukturen schaffen, in de-nen die Möglichkeiten freigesetzt werden, die das Theater als Ö F F E N T L I C H E ,

G E S E L L S C H A F T S B I L D E N D E I N S T I T U T I O N hat. Lediglich flächen-deckend zu sparen hilft niemandem und ist keine Antwort. Nur wir Theater- und Kultur-manager haben die Mittel und das Know-How, unsere eigenen Apparate zu hinterfragen und sie durch Komplementärwissen darüber, wie das internationale Theatersystem mit seinen vielen Facetten und Lösungsansätzen funktioniert, erfolgreich umzugestalten.

Die Konkurrenz des Theaters gegenüber dem Kino, den Medien in einer Dienstleis-tungs- und Freizeitgesellschaft ist sehr groß geworden. Die Selbstverständlichkeit, mit der bis vor einigen Jahren Kultur und Theater rezipiert wurden, nimmt ab. Auch dieser Umstand erfordert neue Wege und Antworten. Darin liegt für mich die spannende Herausforderung meiner neuen Tätigkeit am Bremer Theater. Ich bin mir sicher, dass wir neue Antworten geben können, dass wir neue Strukturen schaffen, die zukunftsträchtig sind. Uns wird gemeinsam die Schaffung eines neuen Bremer Theatermodells gelingen.

Das bedeutet zunächst die Entwicklung neuer Instrumente und neuer Struktu-ren. Eine Abteilung Development (Entwicklung) wird dabei wichtige und zukunftswei-sende Aufgaben übernehmen. In ihr liegt der Kern der Innovation. Diese Abteilung wird die Aufgabe haben, neue Partner für das Bremer Theater zu binden, bürgerschaftliches Engagement zu bündeln und so das Bremer Theater ins Zentrum der Bremer Bürgergesellschaft zu stellen. Es geht dabei auch um die Etablierung eines großen Förderkreises, der als „Vierstufenmodell“ mit einem Premiumzirkel ausgebaut wird. Die wichtigsten Partner aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik sollen stärker als bisher Partner Vertrieb in Deutschland:

www.tdk-music.com

Wolfgang Amadeus Mozart

LA CLEMENZADI TITO

Salzburger Festspiele, 2003

Michael Schade Vesselina Kasarova

Dorothea Röschmann Barbara Bonney

Elina GarancaKonzertvereinigung

Wiener Staatsopernchor Wiener Philharmoniker NIKOLAUS HARNONCOURTInszenierung: Martin KusejDVWW-OPCLETI (2 DVDs)

Starbesetzung der Sonderklasse!„Kasarova, Röschmann, Schade

– Ein Trio zum Träumen“ Die Welt

PRÄSENTIERT

Alban Berg LULUOpernhaus Zürich, 2002

Laura AikinAlfred Muff · Peter StrakaCornelia Kallisch Steve Davislim

Orchester der Oper Zürich

FRANZ WELSER-MÖSTInszenierung: Sven-Eric Bechtolf

DVWW-OPLULU

GÜNTER WAND dirigiert Bruckner und BeethovenSchleswig-Holstein Musik Festival, 1990

Bruckner: Symphonie Nr. 4 „Romantische“Beethoven: Ouvertüre „Leonore III“

NDR SinfonieorchesterGÜNTER WAND

DVWW-COWAND5

Claude Debussy PÉLLEAS ETMÉLISANDEOpernhaus Zürich, 2004Rodney Gilfry · Isabel ReyMichael Volle · László PolgárCornelia KallischZusatzchor Opernhaus ZürichOrchester der Oper ZürichFRANZ WELSER-MÖSTInszenierung: Sven-Eric Bechtolf

DVWW-OPPEM (2 DVDs)

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crescendo 04 2006 25 | essay

des Bremer Theaters werden. Sie werden als Förderer, Sponsoren, neben- und ehrenamtliche Helfer stärker in die Arbeit des Bremer Theaters einbezogen.

Weiterhin gilt es, durch zahlreiche Zusatz- und Sonderveranstaltungen in enger Zusammenarbeit mit engagierten Institu-tionen und Vereinen, ein interessiertes, aber auch neues Publikum für die einzelnen Theaterprojekte und Produktionen zu gewinnen. Zudem hilft der AUSBAU DER KINDER- UND JUGEND-ARBEIT zu einem großen Edukationschwerpunkt, große Teile der Gesellschaft zu binden.

Wichtig für die hier skizzierten Vorhaben ist dabei an erster Stelle das Branding des Theaters, das Herausarbeiten eines klaren Profils für das Bremer Theater. Wofür steht dieses Theater, wofür stehen die einzelnen Spielstätten und Sparten? Welche Identifikationsmöglich-keiten bieten wir an, wie ist die künstlerische Ausrichtung des Hauses? Nur ein starkes Profil findet auch Partner, die, sei es als Sponsor oder durch inhaltlichen Input, bereit sind, sich für das Bremer Theater zu engagieren, die sich in diesem Haus aufgehoben wissen, weil ihnen hier Aufmerksamkeit und Identifikation mög-lich gemacht wird. Meine Vision für das Bremer Theater ist ein „Internationales KulturForum Bremer Thea-ter“. Internationale Projekte und überregionale Ausrichtung, verbunden mit lokaler Identifi-kation. Ein Theater für alle, das über die Theaterproduktionen hinaus auch als Forum für Kongresse, als ein Ort für den Austausch zwischen den gesellschaftsprägenden Kräften genutzt werden soll. Ich assoziiere mit dem „Internationalen KulturForum Bremer Theater“ Begriffe wie I N N O VA T I O N , K R E A T I V I T Ä T,

T R A D I T I O N , W E R T E O R I E N T I E R U N G , V E R T R A U E N S W Ü R D I G K E I T, E M O -

T I O N A L I T Ä T, DY N A M I K , höchsten Anspruch und Qualität. Alle strukturellen und finanziell neu erarbeiteten Spielräume dürfen nur ein Ziel haben: bestmögliches Theater

auf allerhöchstem Niveau, das gesellschaftsbildende Wirkung hat und der Kern der geistigen Auseinandersetzung mit der Gegenwart ist. Die besten Regisseure, Bühnen- und Kostümbildner, gute Schauspieler, Sängerdarsteller und Tänzer müssen an das Haus gebunden werden. Ein besonderer Schwerpunkt wird die Förderung der besten jungen Künstler weltweit sein, deren Biografien durch Bremen eine besondere positive Dynamik gewinnen sollen.

Eine langfristige Planung und Verlässlichkeit sorgt für eine hohe Transparenz und eine sehr frühe Veröffentlichung der Saisoninhalte. Schon im März 2007 wird die neue Spielzeit 2007 / 2008 der Öf-fentlichkeit vorgestellt und mit genauen Vorstellungsangaben unterlegt. Die Spielzeit kann so auf der ITB in Berlin vorgestellt werden und mit zahlreichen Partnern aus der regionalen und überregionalen Tourismusbranche angeboten werden. So kann ein Steuerungsinstrument geschaffen werden, das hilft, langfristig viele zusätzliche Besucher an das Bremer Theater zu binden.

Diese Langfristigkeit hilft dann auch bei Strukturveränderungen im Spielplan, so dass die Vorstellungen mehr und

mehr im EnBloc-System eines Semistagione-Prinzips angesetzt werden können. Das spart Lagerzeiten, zusätzliche Transporte und Ab- und Aufbauzeiten auf der Bühne und sichert zusätzlichen finanziellen Spielraum für besondere künstlerische Projekte.Zudem wird es verstärkt künstlerische Koproduktionen mit anderen Bühnen weltweit geben. Im Moment wer-den Partner-Bühnen gesucht, die ähnliche technische Voraussetzungen haben und ein ähnlich gelagertes

künstlerisches Profil entwickeln. Die Spielzeiten sollen in Zukunft bestimmten Nationen zugeordnet werden. Bremen als weltoffene deutsche Stadt präsentiert sich so in Verbindung mit jeweils einem europäischen und einem außereuropäischen Partnerland.

Wir zeigen Produktionen, die sich entweder inhaltlich oder durch die Einbindung von international ausgesuchten Künstlern an diesen Ländern orientieren. Damit möchten wir Internationalität, zusätzliche Identifikationen und Ausrichtungen erreichen und die Bindung zahlreicher weiterer Partner aus Wirtschaft und Politik schaffen. Das sichert langfristig auch zusätzliche Finanzquellen und hilft vor allem die künstlerische Qualität des „Internationalen KulturForum Bremer Theater“ zu sichern. Es liegt also eine sehr spannende Zeit vor uns. Hoffen wir, dass es gelingen wird, das Angedachte umzusetzen um die künstlerische Profilierung dieses großartigen, traditionsreichen Theaterstandortes auszubauen.

Hans-Joachim Frey Derzeit leitet er noch die Oper in Dresden. Aber 2007 wird er Intendant in Bremen und will die alten Strukturen auf-räumen.

Für einige ist er eine Hassfigur, für andere ein möglicher Erlöser: Wenn Dresdens Opernchef Intendant in Bremen wird, will er das Stadttheater-System auf den Prüfstand stellen. Exklusiv für crescendo hat er seine Überlegungen aufgeschrie-ben. Ein streitbares Thesenpapier.

Was bisher geschah ...Das Goethetheater in Bremen

ist zum deutschen Präze-

denzfall geworden, hier wird

sich schon bald entscheiden,

ob sich Städte lokale Bühnen

noch leisten können.

Das Haus in der Hansestadt

ist Vier-Sparten-Theater, be-

dient Schauspiel, Oper, Bal-

lett und Kindertheater. Aber

wie lange noch?

Als die Stadt Bremen am

30. März 2006 den Vertrag

über die Generalintendanz

des Bremer Theaters mit dem

Opernleiter der Semperoper

in Dresden, Hans-Joachim

Frey, abgeschlossen hat,

ging ein Beben durch die

Theaterlandschaft. Frey ist

als Neudenker bekannt. Ist

es sinnvoll in allen Städten

ein Repertoiretheater zu be-

treiben, an dem viele Produk-

tionen in engen Zeiträumen

abwechselnd auf der Bühne

zu sehen sind? Oder muss

sich auch die Theaternation

Deutschland an Ländern

wie Frankreich oder Italien

orientieren, die im Stagione-

Rhythmus spielen, also eine

Produktion aufnehmen, sie

einige Male zeigen und dann

wieder verschwinden lassen?

NormalitätEnde der

von Hans-Joachim Frey:

Bajazzo-Prolog auf der crescendo-premium-CD

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hifi | 26 crescendo 04 2006

Die „High End“ ist so etwas wie der Gral der Highfidelity. Eine Messe der Superlative: 200 Aussteller, 600 Marken und tausende Besu-cher. Es wird ein Treffen der Hifi-Experten werden, wenn sich die Kojen im Munich- Operation-Center vom 25. bis 28. Mai öffnen. Natürlich wird auch crescendo vertreten sein. Um Ordnung in das Chaos der Innovationen zu bringen. Welchen praktischen Wert hat die „High End“ – und welche neuen Geräte sollten auch in Ihrem Wohnzimmer landen?

Die „High End“ versteht sich seit 25 Jahren als Bindeglied zwischen traditionellen und zukunftswei-senden Technologien. Die Organisatoren wollen „das musikalische Ereignis unverfälscht und mit höchster Präzision ins Wohnzimmer transportieren.“

Diesem hohen Anspruch genügt auch das aller-neueste Equipment nicht immer. Im Gegenteil. Gerade Geräte, die längst unter der Firmierung „Gaslicht“ lau-fen, müssen, um ein Zitat Herbert von Karajans abzu-wandeln, auch heute noch vor allen Dingen eines leis-ten: durch überragenden Klang überzeugen. Ein gutes Beispiel dafür sind die auf der „High End“ traditionell zahlreich ausgestellten Schallplattenspieler.

Innovation und Tradition

Während in anderen Branchen älteres Equipment zumeist wirklich an „Gaslicht“ erinnert, gibt es in der HiFi-Branche ein seltenes Miteinander von Innovation und Tradition. Scheinbar antiquierte Gerätschaften, wie sanft glimmende und klingende Röhrenverstärker, werden auf dem 14.000 Quadratmeter großen Messe-

gelände völlig ungeniert neben ultra-modernen, ultra-coolen Digitaltechnologien präsentiert.

Beim Streben nach möglichst unverfälschtem und wirklichkeitsgetreuem Klang haben Aufnahmen klas-sischer Musik schon immer eine entscheidende Vorrei-terrolle gespielt: Die ersten kommerziellen Stereo-Lang-spielplatten, die Mitte der Fünfziger Jahre auf den Markt kamen, stammten nicht etwa vom „King“, Elvis Presley, sondern firmierten unter der Bezeichnung „Living Stereo“ und ließen Künstlerpersönlichkeiten wie Jascha Heifetz, Charles Munch oder Fritz Reiner hören.

Klassik-Kunden haben die besten Ohren. Das wis-sen auch die Hersteller. Deshalb waren Aufnahmen mit klassischer Musik stets Avantgarde in Sachen guter Ton – und sind es bis heute geblieben. Das machen die neues- ten technischen Errungenschaften einiger Aussteller besonders deutlich, die mit nützlichem Equipment ge-rade ihre Klassik-Kunden ansprechen.

Zum Beispiel Sony. Die japanische HiFi-Schmiede, die schon immer ein großes Herz für Audiophile hatte und die zu den entscheidenden Erfindern der Compact Disc und Super Audio CD (SACD) gehörte, glänzte in früheren Zeiten bereits mit überwältigend verarbeiteten (und ebenso klingenden) CD-Playern. Dieses Jahr stellt Sony neue Kopfhörer vor.

Der crescendo-Partner Sony liefert die Technik zum Hör- und Seherlebnis: Genießen Sie in der crescendo-Lounge bei einem Cappuccino entspannt die neuesten Klassik-Produktionen auf einem Großbild-Flatscreen-TV in hochwertigem Surround-Sound (5.1-Mehrkanal-Anlage inklusive). Wir zeigen teilweise noch unveröf-fentliche, gut gelungene Klassik-DVDs, unter anderem mit Anna Netrebko und Lang-Lang.

Innovationen das Wohnzimmer

Ein Fest für Experten – ein Dschungel der Neuheiten für Anfänger. Auf der „High End“ ist die Zukunft zu sehen und zu hören. Welche Geräte sind wirklich nützlich? crescendo berät Sie. Von Marius Dittert

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tionen für ohnzimmer

B E S S E R A L S

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Die Erlebnismesse für exzellentes Stereo-, TV und Home-Cinema-Equipment.

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Kabellose Freiheit

Besser als viele Boxen, die mit Raumakustik und Umge-bungsgeräuschen fertig werden müssen, klingt klassische Mu-sik über Kopfhörer. Hören Sie mit Ihren eigenen Ohren über die beiden aktuellen Sony-High End-Modelle MDR-SA3000 und MDR-SA5000. Sie haben einen Frequenzumfang von 5 bis 110.000 Hertz und eignen sich so optimal für die gestei-gerten dynamischen Anforderungen der SACD.

Schätzen Sie die kabellose Freiheit und wollen trotzdem nicht auf den Raumklang verzichten? Dann werden Sie Freude an den Surround-Funkkopfhörern finden, die Sie in der crescendo-Klassik-Lounge aus-probieren können.

Der jüngste Spross der Sony-Walkman-Reihe spielt jetzt auch DVDs und versteht sich hervor-ragend mit den SACD-taugli-chen kabellosen Kopfhörern: Das Gerät ist gerade mal halb so groß wie dieses Heft und spielt unterwegs, im Zug, im Flugzeug oder im Auto ihren Wunschfilm auf DVD.

Natürlich ist die Displaygröße mit einem Fernseher nicht vergleichbar, aber durch den geringeren Betrach-tungsabstand wirkt das Bild erstaunlich groß. Diese Weltneuheit können Sie erstmals bei uns auf der „High End“ natürlich auch testen. Bilden Sie sich an den drei Teststationen der Klassik-Lounge einfach Ihre eigene Meinung.

crescendo auf der „High End“Besuchen Sie die crescendo-Lounge auf der „High End“ (Studio C/D, Atrium 3, 2. Obergeschoss). Wir helfen Ihnen im prak-tischen Umgang mit der Technik und ge-ben neue Einblicke. - Hifi-Beratung (Täglich 12-13 Uhr): HiFi-Spe-zialist Marius Dittert erklärt anhand eines schlichten Klangvergleichs von drei Geräten, worauf man beim Kauf einer HiFi-Anlage achten sollte.

- Sprechstunde (13-14 Uhr): Marius Dittert beantwortet persönlich Ihre Fragen.- Wagner-Klang (15-17 Uhr): crescendo-Chef-redakteur Axel Brüggemann setzt sich kri- tisch mit aktuellen und historischen Wagner-Aufnahmen auseinander und liest aus seiner neuen Wagner-Biographie.- Klassik-Klatsch (17-18 Uhr) : Stimm- Experte Thomas Voigt plaudert mit dem Klassik-Novizen Tom Beivers über Stimm-Legenden.

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So, 25.06. 20 UhrCeltic TenorsIrish Folk meets Opera

Mi, 28.06. 20 UhrJazz and Blues NightBarrelhouse Jazzband & Harriet Lewis

Do, 29.06. 20 UhrStrangers in the NightThe Blue Eyes BigBand spielt Sinatra

Fr, 30.06. 20 UhrHanna Schygulla Der Tango, Borges und Ich

M0, 03.07. 20 UhrRomantische Serenade Bach Collegium München

D0, 06.07. 20 Uhr„Unforgettable“ Nat King ColeMelvin Edmondson & BjörnVüllgraf Orchester

Mo, 10.07. 20 UhrCarel Kraayenhof BandoneonMorricone meets Tango

Di, 11.07. 20 UhrVon Babelsberg nach HollywoodMelodien großer Hollywood-FilmeStaatsphilharmonie Rheinland-Pfalz

Fr, 28.07. 20 UhrVivaldi im BrunnenhofOrchestra di Padova e del Veneto

Sa, 29.07. 20 Uhr Mozart-SerenadeOrchestra di Padova e del Veneto

S0, 30.07. 11 Uhr Jazz-Frühschoppen

Axel & TorstenZwingenbergerThe Boogie Woogie Brothers

So, 30.07. 20 Uhr „Contratiempo“ – Flamenco Compañia Maria Serrano

Mi, 02.08. 20 UhrMusical Sommer GalaUwe Kröger & Friends

So, 06.08. 11 Uhr Matinee

Una festa sui pratiKonrad Beikircher singt Celentano

Do, 10.08. 20 UhrThe Swingle SingersA cappella Weltklasse live!

Sa, 12.08. 20 UhrHigh Society – Louis ArmstrongThe Louis Armstrong Revival Band

So, 13.08. 20 UhrCuba PartySonora UniversalMit Salsa-Kurs ab 19:15 und Freigetränk!

musikerlebnis-Tel. 0800-545 44 55 · SZ-Ticket Tel. 01805-69 54 00

www.musikerlebnis.demusikerlebnis-Tel. 0800-545 44 55 · SZ-Ticket Tel. 01805-69 54 00

Süddeutsche ZeitungFestival Open Air ’06Jazz & Classics im Brunnenhof der Residenz München

Preise von E 19 bis 49

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crescendo 04 2006 29 | reise

Wenn Operncharaktere sich von Sopran- Koloraturen ausruhen müssen, dann schi-cken Komponisten sie gern auf die Insel – so wie Richard Strauss seine Ariadne auf Naxos ausharren ließ. Und eigentlich hat sich bis heute nichts an den Inseln und ihren musika-lischen Bedeutungen geändert: Sie sind Orte der Sehnsucht, Entspannung und Weltverlo-renheit. Von Mallorca über Gran Canaria, die Orkney-Inseln bis Malta bieten sie ihren Gästen aufregende Musik-Veranstaltungen.

Als der Tenor Joseph Calleja 19 Jahre alt war und auf der Bühne des Astra Theatre in Victoria, auf Maltas Schwesterinsel Gozo, den Mcduff aus Shakespeare‘s „Macbeth“ spielte, war er noch unbekannt. Gozo ist eine kleine, ländlich geprägte Insel. Im Winter und Frühjahr bedeckt ein Teppich aus blühenden Kräutern das Land. Im Sommer blühen Oleander, Bougainvillea und Geranien. Barockkirchen und alte Bauernhäuser aus Stein sind die typischen Bauten. Inzwischen verliert dieses Idyll regelmäßig seine Gelassenheit, wenn Joseph Calleja an den Ort seiner Anfänge zurückkehrt – als Weltstar. Dann ist das Astra-Theater ausverkauft und

die Insel steht Kopf. Am 8. Juli gibt der Tenor auf der Halbinsel „Manoel Island“ ein Konzert mit den Sopra-nistinnen Tatiana Lisnic, Elena Zaremba, dem Bariton Vittorio Vitelli sowie dem Royal Liverpool Philharmonic Orchestra.

Auch andere Künstler haben die Abgeschiedenheit der Inseln längst entdeckt. Peter Maxwell Davies ist „Composer in Residence“ beim idyllischen „St Magnus Festival“ auf den Orkney-Inseln, auf dem die BBC Phil-harmonic spielen. Justus Frantz zieht sich regelmäßig nach Gran Canaria zurück und lädt seine Besucher zum Finca-Festival (14.-22.7.). Dieses Jahr heißt das Motto „Mostly Mozart“. Aber auch die Musik der Moderne er-hält Einzug. Vor zwei Jahren wurde hier Peter Ruzickas „Gran Canaria Sinfonietta“ uraufgeführt, dieses Jahr Noam Sheriffs „Gran Canaria“.

Selbst auf Mallorca wird der „Ballermann“ allmäh-lich von der Klassik übertönt. Die „MusicaMallorca“ (17.10.-10.11.) lockt mit Konzerten, Mozart-Abenden und Liederabenden des Tenors Siegfried Jerusalem.

Info Malta: Tel. 069-92187482, www.visitmalta.com,

St Magnus Festival: www.stmagnusfestival.com,

Finca-Festival: Tel. 040-3232070, www.philharmonie-der-

nationen.de, MusicaMallorca: www.musicamallorca.com

den InselnUmgeben vom Wasser, abgeschieden von der Welt: Inseln sind schon immer ein Ort musikalischer Sehnsucht. Nun haben sie die Musik für sich entdeckt und locken mit Festivals. Von Moritz Meinken.

Joseph CallejaAls Teenager hat er Heavy Metal gesun-gen, liebte „Iron Maiden“ und „Metalli-ca“. Er trug lange Haare und lebte das wilde Malteser Leben. Dann hat Calleja Caruso und Mario Lanza gehört – und wollte Tenor werden.Einige Kritiker glauben, dass er bis heute zu viel schreit, zu viel Heavy Metal bei Puccini und Verdi hören lässt. Aber der Tenor ließ sich nicht abhalten. Er nahm Unterricht bei Paul Asciak, dem bekannten Malteser Tenor der 50er Jahre, und sang sich in die internatio-nale Weltspitze. Inzwischen lie-gen zwei Reci-tals von ihm bei Decca vor.

Malta, Insel für das Auge und das Ohr: Die Landes-flagge, Marsamxett Harbour, erfolgreicher Fischfang, eine Volkstanzgruppe, das Auditorium auf Gozo, Hafen von Luzzu und der Palast Grand Masters (v.li.).

Ruhestörung auf

Mehr Calleja auf der crescendo-premium-CD

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plus regional mitte | 30 crescendo 04 2006

„Hölderlins Wahnsinn“ von Elsie Russell

Der Wahnsinn begann unge-fähr im Jahre 1802. Da brach der Dichter Friedrich Höl-der-lin zu einer suizidhaften Wanderung auf – „dem Kau-kasos zu“ sollte es gehen. Er wollte zurückwandern in eine Welt, in der alles anders war, zurück in die Antike. Die Reise wollte er zu Fuß absol-vieren – aber der Schöngeist kam nicht weit. Schon in den Schweizer Alpen wurde er niedergeschlagen und aus-geraubt. Den Rest seines Le-bens verbrachte er mehr oder weniger im Wahn.

Das Leben Hölderlins und seine Werke bieten sich an, in Musik gegos-sen zu werden. Weil sie den Grenzbereich menschlichen Seins abtasten, das Transzendieren zwischen der sogenannten „Wirklichkeit“ und der Welt als private und zutiefs subjektive Vorstellung. Und mehr noch: Hölderlin war immer auch ein exzessiver Grenzgänger, ein Modernisierer seiner Zeit aus dem Geist der antiken Tradition. Er war ein Mensch, dessen Leben selbst zum absurden Kunstwerk wurde. Die letzten 36 Jahre hauste der Autor des „Hyperion“ ab-geschlossen von der Welt im Tübinger Turm seines Freundes und Verehrers, des Tischlers Ernst Zimmer.

Friedrich Hölderlin wurde von Hanns Eisler, Max Reger und Stefan Wolpe vertont und ist noch immer aktueller Bezugspunkt für Komponisten wie Wilhelm Killmayer, Aribert Reimann, Manfred Trojahn, Moritz Eggert, Jan Müller-Wieland und Wolfgang Rihm. In den Werken des Karlsruher Tonsetzers lässt sich eine besondere Nähe zum Dichter aufspüren: Rihm hat – ebenso wie Hölderlin – einen Faible für die Antike und dem „Ödipus“-Mythos Töne gegeben. Außerdem kreist bei ihm die Musik immer wieder um den Wahnsinn der Dichter, so wie in der biographischen Oper „Lenz“.

Rihms „Hölderlin-Fragmente“ für Mezzosopran und Klavier stehen am 5. Juli unter dem Motto „Wahn? Sinn!“ beim MDR Musiksommer auf dem Programm.

Gemeinsam mit Siegfried Thie-les „Abendphantasie“, Nikolaus A. Hubers „Ohne Hölderlin!“, György Ligetis „Der Sommer“, Heinz Holligers „Unerlaubte Ge-danken zu Hölderlins ‚Tinian‘“ und Georg Friedrich Haas‘ „aus freier Lust … verbunden“. Ein Kaleidoskop der aktuellen Höl-derlin-Rezeption.

Am 6. Juli werden dann Rihms „Wölf fli-Liederbuch“, „Neue Alexander-Lieder“ und „Tutuguri VI (Kreuze)“ neben Werken von Hermann Keller gegeben.

Rihms Sehnsucht in der Kunst gilt der „größtmöglichen Sinnlosigkeit bei formaler Klar-

heit“. Kunst schafft bei ihm die Vergewisserung im alltäglichen Wahn, er-möglicht aber auch immer die Erfahrung eines möglichen Endes der Kunst an sich. So empfindet Rihm seine auf fragmentarisierte, sinnlose, in Texten von Hölderlin, Nietzsche, Artaud, Celan vorgefundene Sprache als „Ausschlag des Pendels“, als Schwungholen, als ein „Werkzimmer“. Die Komponisten-Klause wird zum Hölderlin-Turm. Zum Ort der Weltflucht, in dem es um nichts anderes geht als um eine (Er)findung der Welt zwischen Wahn und Sinn.

Der MDR Musiksommer

Neben dem eher kleinen Festival im Festival, der Reihe „Wahn? Sinn!“, hat der MDR Musiksommer (1.7.-3.9.) folgende Schwerpunkte: Unter dem Titel „Ein Treffen mit Mozart“ dreht sich alles um den Jubilar, acht Ensem-

bles kümmern sich um „Johann Sebastian Bach und seine Städte“, es gibt „Konzerte entlang der Straße der Romanik“, „Konzerte auf der Wartburg zu Eisenach“ , die „Gartenträume“ und die Reihe „Lebendige Klöster.“MDR Musiksommer: Tel. 0341-141414, www.mdr.de/musiksommer

Wahnsinn in der MusikFriedrich Hölderlin wollte der Antike entgegen wandern und wurde verrückt. Seine Werke inspirieren Komponisten bis heute. Unter dem Motto „Wahn? Sinn!“ nimmt der MDR Musiksommer sie unter die Lupe. Von Moritz Meinken

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crescendo 04 2006 31 | plus regional mitte

Leistungsschau in schwarz-weiss

Klavier-Festival Ruhr

Warten auf die One-Man-Show:das Klavierfestival Ruhr.

Junge Sommernachtder Klassik“Viva Amadeus!”Wolfgang Amadeus Mozarts schönste Werkevorgestellt von jungen Nachwuchskünstlern

Konzert für Horn & Orchester Nr. 2 Es-DurKonzert für Klavier & Orchester Nr. 21 C-DurAuszüge aus “Die Zauberflöte”Sinfonie Nr. 41 C-Dur “Jupiter”

Freitag2. Juni 200619.00 UhrFreilichtbühneBurgtheaterDinslakenTickets an allenVorverkaufsstellenund unterwww.fantastival.de

Open Air im Burgtheater

StadtwerkeDinslakenpräsentieren:

Neue Philharmonie WestfalenLeitung: Gregor Bühl

SCHLOSSFESTSPIELESONDERSHAUSEN

MozartDIE HOCHZEIT DES FIGARO

Sommeroper im Schlosshof

Premiere: 14. Juli 2006 - 20.00 UhrWeitere Vorstellungen:

16. I 23.07.2006 - 15.00 Uhr21. I 22. I 28. I 29.07.2006 - 20.00 Uhr

Kartenvorverkauf:Sondershausen Tel. (0 36 32) 78 81 11

Nordhausen Tel. (0 36 31) 98 34 52

Informationen unter: www.schlossfestspiele-sondershausen.de

Festivals und Philharmonie in Luxemburg

Klassik, Jazz, et cetera...„Die ganze Welt der Musik“ ist das Motto der Philharmonie in Luxemburg – und es könnte das Motto für das gesamte Land sein, das mit Konzerten und Festivals durch den Sommer geht. In der Philharmonie (siehe Seite 18) kommen die „Musica Antiqua“ aus Köln (27.5.), das „Concentus Musicus“ (31.5.) und Thomas Hampson (14.6.).

Klassik und Jazz vereinen sich beim Echter-nach Festival (10.5.-2.7.). In 18 Veranstaltungen reist die musikalische Weltelite an. Pianisten wie Alfred Brendel und Martha Argerich, der russische Klavierspieler Evgeny Kissin. Das argentinische Duo Augustina Videal und Claudio Aspera spielen Werke von Piazolla, und der Jazzgitarrist Larry Coryell tritt gemeinsam mit dem Luxemburger Jazz-Orchester auf.

Das Europäische Freilichtfestival in Wiltz bietet Schnittmengen zwischen Oper, Klassik, Jazz und Weltmusik. Unter anderem mit den Afrocuban All Stars, Peter Petroc und dem Musical „Hair“.

Philharmonie: www.philharmonie.lu, Freilichtfestival Wiltz: www.festivalwiltz.lu, Echternach Festival: Tel. 00352-729940, www.echternachfestival.lu

Auf keinem Gebiet der Klassik geht es unübersichtlicher zu als beim Klavierspiel. Tastenstars werden täglich geboren und verbrennen all-abendlich. Das Klavier-Festival Ruhr hat es sich zur Aufgabe gemacht, Ordnung in die schwarz-weiße Welt zu bringen, die Stars zu feiern und den Nachwuchs zu entdecken.

Wenn Intendant Franz Xaver Ohnesorg ruft, kommen alle, die etwas in Musik zu sagen haben: die One-Man-Boy-Group am Flügel, Martin Stadtfeld, Boris Berezovsky, Heinrich Schiff, Lars Vogt, der russische Tasten-Berserker Mikhail Pletnev, Christian Zacharias und viele andere. Sie spielen allein, in

kammermusikalischen Formationen oder in großen Sinfoniekonzerten– das Ruhrgebiet wird zur ultima-tiven Leistungsschau an den Tasten.

Klavier-Festival Ruhr (30.5-18.8.): Tel. 0180-5001812 (12Ct/Min) , www.klavierfestival.de

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Vom 17. Juni bis zum 16. September laden die Festspiele Mecklen-burg-Vorpommern zur musikalischen Landpartie von Redefin bis Ul-richshusen und vom Klützer Winkel bis auf die Insel Usedom. Mit 104 Konzerten an 51 Spielorten sind die Festspiele das drittgrößte Klas-sikfestival Deutschlands. Im Mittelpunkt stehen Wolfgang Amadeus Mozart und die Frage nach Literatur und Musik. Zu den prominenten Gästen zählen der Geiger Nigel Kennedy, die Dirigenten Mstislaw Rostropowitsch und Kent Nagano sowie der Cellist Mischa Maisky.

Mozart: Bei der größten Mozart-Jubiläumsfeier Norddeutschlands steht der Geiger Daniel Hope im Mittelpunkt. Am 5. August interpretiert er unter dem Motto „Happy Birthday Amadeus“ das Doppelkonzert für Violine und Klavier mit dem Pianisten Sebastian Knauer und den renommierten London Mozart Players. Außerdem beweisen die Klazz Brothers & Cuba Percussion mit ihrem Programm „Mozart meets Cuba“, dass Amadeus überall auf der Welt rockt. Den festlichen Abschluss des sechsstündigen Mozart-Marathons bildet ein Höhenfeuerwerk.

Junge Musiker: Die eigentlichen Stars der Festspiele sind die jungen Mu-siker, die das Festival aus seiner Reihe „Junge Elite“ zu Preisträgern erhoben hat. In diesem Sommer kommen unter anderem Festspiel-Preisträger wie die Geigerinnen Julia Fischer (u.a. als Leiterin der Academy of St Martin in the Fields) und Viviane Hagner (u.a. mit Pendereckis 1. Violinkonzert unter Lei-tung des Komponisten) oder das schwedisch-britische Kungsbacka Piano Trio. „Preisträger in residence“ ist der Geiger Daniel Hope.

Musik und Literatur: In dieser außergewöhn-lichen Reihe treten unter anderem die Schau-spieler Armin Mueller-Stahl und Sky du Mont sowie Otto Sander und Ben Becker auf, die bei den Festspielen erstmals gemeinsam auf der Bühne stehen.

Festspiele Mecklenburg-Vorpommern: Tel. 0385-5918585, www.festspiele-mv.de

Mozart auf Rügen und Literatur nach Noten

Festspiele Mecklenburg-Vorpommern

Fantastival in Dinslaken

Burg ohne GrenzenDas Fantastival im romantischen Burgtheater von Dinslaken lebt von seiner historischen Aura: Hinter der Bühne erhebt sich der Burgfried aus dem 12. Jahrhundert, das Theater integriert die Burgmauer und den Aufstieg zum Burginnenhof. Ein hautnahes Festival, bei dem keiner der über 1800 Besucher weiter als 20 Meter entfernt von der Bühne sitzt. Dieses Jahr (26.5.-2.6.) bietet das Fantastival in Dinslaken eine Mischung aus Folk,

Klassik und Jazz. Neben Fury in the Slaughterhouse treten Tim Fischer mit seinem Programm „Regen“ auf. Abschluss ist die Sommernacht unter dem Motto: „Viva Amadeus!“

Fantastival Dinslaken: www.fantastival.de

plus regional nord | 32 crescendo 04 2006

Braunschweig ClassixFestival

Masur kommt!Im Mittelpunkt des 19. Braunschweig ClassixFestival (3.6.-4.10.) steht Wolfgang Amadeus Mozart. Allerdings überraschend anders. Schon beim Eröffnungskonzert beweisen die Klazz Brothers, Cuba Percussion, die Swingle Singers, Edson Cordeiro und das NDR Pops Orchestra, wie Mozart die Fantasie zu neuen Interpretationen beflügeln kann. Außerdem dabei in diesem Jahr: Weltklasse-Künstler wie der Dirigent Kurt Masur und das

London Philharmonic Orchestra. Außerdem spielen das NDR Sinfonieorchester, Jacques Loussier, Yundi Li, Midori, aber auch die Tambours du Bronx und der Trompeter Till Brönner.

Braunschweig ClassixFestival: Tel. 0531-222111, www.classixfestival.de

Foto: Monika Lawrenz

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Sonambiente Berlin

Kunst in Klang und BildDas sechswöchige Festival sonambiente berlin will die inzwischen alle Einzelkünste umspannende Klangkunst durch einen repräsenta-tiven Querschnitt künstlerischer Positionen einer breiten Öffentlich-keit vermitteln. Für das Sehen, Hören und Erleben sorgen Protago-nisten der internationalen Klangkunst-Szene ebenso wie neue, junge Talente mit ihren Werken.

Klangkunst stellt als Feld interdisziplinärer und intermediärer Arbeitswei-sen von Künstlern ein längst integriertes Phänomen im internationalen Kunst-betrieb dar. Im Kontext der Kulturlandschaft Berlins soll der gewachsenen Bedeutung zeitgenössischer Klangkunst – auch angesichts der inzwischen immer häufigeren Verwendung und Thematisierung von Klang in der Bildenden Kunst – mit einem eigenen Festi-val Ausdruck verliehen werden.

Sonambiente (1.6.-16.7.): Tel. 030-32532425, www.sonambiente.net

10. Oldenburger Promenade

Flanieren und musizierenMusik beim Spazierengehen: das Konzept der Oldenburger Promenade

(10.-18.6.) ist anders als andere Konzert-Konzepte. Man kauft eine Eintrittskar-te und kann sich drei unterschiedliche Konzerte in drei unterschiedlichen Sälen des Schlosses anhören. Zwischen den 45-Minuten-Programmen ist genügend Zeit, um von der einen zur anderen Location zu promenieren und sich im Fest-zelt des Schlossinnenhofes zu laben.

Die Konzertprogramme sind aus unterschiedlichen Musikbereichen zusam-mengestellt. Jede Promenade bietet verschiedene Kombinationen aus klas-sischer Musik der Barockzeit und der Romantik, aus drei Jahrhunderten der Chorkunst sowie aus der Jazz- und Weltmusik. Die Lambertikirche, das Schloss und der Schlossgarten bieten für die Konzerte eine wunderbar ansprechende

Kulisse. Mit dabei in diesem Jahr: das Wojciechowski Jazz Trio, das Kammer-Orchester Hannover u.v.a.

Oldenburger Promenade: Tel. 0441-36118811, www.oldenburger-promenade.de

crescendo 04 2006 33 | plus regional nord

Rias Kammerchor mit Bo Holten

Modernität und TraditionDer Rias-Kammerchor ist eines der erfolgreichsten Stimmensembles

Deutschlands. Das Abschlusskonzert der Rias-Saison macht nun mit einem Ausnahmekünstler bekannt, mit dem Dänen Bo Holten. Der Komponist und Diri-gent, der 1948 geboren wurde, gilt als Provokateur, als streitbarer Querdenker im Mainstream der Neuen Musik.

Er, dem Tradition weder Schimpfwort noch Schlamperei ist, Verständlich-keit ein unerlässliches Gut, Tonalität noch längst nicht überlebt, Modernismus um seiner selbst willen ein Gräuel – er hat die Courage zur Gegenrede. Den Mut zur Außenseiterrolle. Sein Chorzyklus „The Marriage of Heaven and Hell“, komponiert zwischen 1992 und 1995, fußt auf Gedichten des visionären Maler-poeten William Blake, Englands epochaler Doppelbegabung im ausgehenden 18. Jahrhundert. Holtens Vertonung, die sich vieldeutiger Einschleusungen älteren Materials bedient, lebt von raffiniert erzeugten Stimmungen, von der Lust an feinzeichnerischer Illustration und dem glaubwürdigen Bekenntnis zur Magie des Klangs. Von Stilmerkmalen also, deren Wurzeln unschwer aus dem historischen Kontext skandinavischer Musik von Grieg bis Sandström abzuleiten sind.

Ist Bo Holten nur eine Randerscheinung der Gegenwartsmusik? Vielleicht. Aber auf jeden Fall auch eine der persönlichsten und ehrlichsten unserer Zeit.

Rias Kammerchor mit Bo Holten (9.6., Philharmonie): Tel. 030-25488132,

www.rias-kammerchor.de

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Callas?Ist Netrebko wirklich die neue

Das behaupten manche Kritiker – crescendo macht den Test. Körperteil für Körperteil.

Die AugenVerklärt nach innen gerichtet bei Callas, der Tragödin des wahren Lebens, verführerisch in die Welt bei Netrebko, der virtuellen Primadonna.

Die NaseGroß und charakteristisch bei Callas, der griechischen Göttin – zu schade zum Riechen. Bei Netrebko dient das Näschen zur Witterung des nächsten Werbevertrages.

Der MundDie Lippen der Callas küssten Kennedy und Onassis. Da muss Netrebko ihren Mund noch ein bisschen spitzen.

Die KehleAus ihrer Kehle kommt die Kreatürlichkeit, schrieb Ingeborg Bachmann über Maria Callas, aus dem Hals Netrebkos regnet es (zu)hohe Noten.

Das KleidCallas zog Dior und Chanel an, um nicht seelen-nackt sein zu müssen, Netrebko hüllt sich in Gucci und Dolce&Gabbana, weil sie nicht dauernd nackt in der Wanne liegen kann.

Die FigurCallas war ein Pummelchen, sang und lebte sich schlank – bei Netrebko ist das umgekehrt.

Maria Callas. Foto aus: „Maria Callas. Die Kunst der Selbstinszenierung“, Henschel, 29.90 Euro.

lieto fine | 34 crescendo 04 2006

Verlag: Port Media GmbHSenefelderstraße 14, 80336 MünchenTelefon: +49-89-741509-0, Fax: -11email: [email protected]: Winfried Hanuschikemail: [email protected]: Axel Brüggemann (verantwortlich)email: [email protected]:Stefan Steitz (verantwortlich)email: [email protected] Redaktion:Marius Dittert (Hifi) email: [email protected] Wurstbauer

plus regional:Projektleitung: Liselotte Richter-Luxemail: [email protected]:Michaela WurstbauerAutoren dieser Ausgabe:Ferdinand Alexander, Axel Brüggemann, Marius Dittert, Hans-Joachim Frey, Winfried Hanuschik, Nike Luber, Zubin Mehta, Moritz Meinken, Klaus-Peter Maas, Anne-Sophie Mutter, Liselotte Richter-Lux, Uli Schirmer, Christian Thielemann, Harold Woetzel, Clemens WolkenGrafik und Zeichnungen:Titelseite: Wilfried Hösl, Universal, MDR MusiksommerAhmad Alsharaa (Karikaturen)

Auftragsmanagement:Petra Lettenmeier (verantwortlich)email: [email protected] Wurstbaueremail: [email protected] Verlagsrepräsentanten:Tonträger: Petra Lettenmeieremail: [email protected] & Markenartikel: L. Richter-Lux email: [email protected]: Barbara Wunderlichemail: [email protected]ültige Anzeigenpreisliste: Nr. 8 v. 1.1.06Beilagenhinweis: Diese Ausgabe enthält eine Beilage der High End Society Marketing GmbH und den Beihefter CLASS aktuell.

Druck:Westermann Druck GmbHGeorg-Westermann-Allee 66, 38104 BraunschweigErscheinungsweise:crescendo erscheint mit sechs Ausgaben pro Jahr und zusätzlichen crescendo-themenspecials.crescendo ist bei Opern- und Konzert-häusern, im Kartenvorkauf und im Hifi- und Tonträgerhandel erhältlich. Copyright für alle Bei träge bei Port Media GmbH. Namentlich gekenn zeichnete Bei-träge geben die Meinung des Verfassers, nicht unbedingt die der Redaktion wieder. Nachdruck und Vervielfältigung, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Ge-nehmigung des Verlags. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos wird keine Gewähr übernommen.

Angabe d. Beteiligungsverhältnisse:Gesellschafter der Port Media GmbH: 100 % Winfried Hanuschik (Werbekauf-mann), MünchenAbonnement-Preis:crescendo premium inklusive sechs premium-CDs: Inland: EUR 34,- pro Jahr inkl. 7% MwSt. Bei Zahlung per Rechnung fallen zusätzlich EUR 5,- Bearbeitungsgebühr an. Europ. Ausland: zzgl. EUR 10,- Bank-/ Portospesen Kündigung: jederzeit zum Ende des KalenderjahresVerbreitete Auflage: 104.378 (laut IVW-Meldung I/06) ISSN: 1436-5529 geprüfte Auflage

Impressum

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Kartenvorverkauf (in der Regel beginnend vier Monate vor Veranstaltungstermin) bei allen bekannten Ticket Online-Verkaufsstellen · Philharmonie-Hotline: 0180/59 59 59 8 (€0,12/min)www.ruhr-ticket.de · www.ticketonline.com

www.philharmonie-essen.de

Mi 30. Aug 2006 | 20:00Philadelphia Orchestra & Christoph EschenbachWerke von L. van Beethovenund P. I. TschaikowskiMi 6. Sep 2006 | 20:00

The Cleveland Orchestra & Franz Welser-MöstWerke von S. Prokofjew,W. A. Mozart und C. DebussyFr 15. Sep 2006 | 20:00

Arnold Schönbergs„Gurrelieder“ mit Michael GielenGesangssolisten, AndreasSchmidt, Sprecher, Chöredes BR und des MDR, SWRSinfonieorchester Baden-Baden und FreiburgSa 30. Sept 2006 | 20:00

Die 12 Cellisten der Berliner Philharmoniker „Dance of the Angel – Dance of the World“ Markus Stockhausen,Trompete, FlügelhornWerke von A. Piazzolla,M. Stockhausen,D. Schostakowitsch u.a.Do 26. Okt 2006 | 20:00

Dave Douglas QuintettDave Douglas, Trompete,Uri Caine, Klavier, DonnyMcClaslin, Saxophon,James Genus, Bass,Clarence Penn, Schlagzeug

Mo 30. Okt 2006 | 20:00Orchestre de Paris & Christoph EschenbachDaniel Müller-Schott,Violoncello Werke von R. Schumann,H. BerliozDi 31. Okt 2006 | 20:00

Orchestre de Paris & Christoph EschenbachWerke von L. van Beethoven,H. Dutilleux, R. SchumannMi 1. Nov 2006 | 20:00

Kammermusik mitMitgliedern des Orchestrede Paris, ChristophEschenbach, Klavier undMusikalische Leitung Werke von R. Schumann undW. A. MozartDo 2. Nov 2006 | 20:00

Orchestre de Paris &Christoph Eschenbach,Klavier und Musikalische Leitung Werke von W. A. Mozart,M. Ravel und A. RousselSo 5. Nov 2006 | 20:00

Mozart Loops III:„Don Giovanni: von Liebe,Eros und Höllenfahrt – love songs“, Münchener Kammerorchester,Christian Muthspiel,Posaune, Klavier,Electronics,Werke von W. A. Mozart,I. Strawinsky, M. Kagel,A. Schönberg, J. Lennon/P. McCartney

Sa 25. Nov 2006 | 19:00Große AIDS-GalaGrace Bumbry,Agnes Baltsa, EssenerPhilharmoniker, StefanSoltesz, Dirigent, u. a.Eine Veranstaltung derDeutschen AIDS-Stiftung inKooperation mit derPhilharmonie Essen und denEssener Philharmonikern.

Mo 18. Dez 2006 | 20:00 NDR Sinfonieorchester & James Conlon,Lang Lang, KlavierWerke von F. Chopin,M. P. MussorgskiMo 29. Jan 2007 | 20:00

London PhilharmonicOrchestra & Kurt Masur Werke von R. Strauss, L. vanBeethoven, M. P. MussorgskiDi 30. Jan 2007 | 20:00

Alban Berg Quartett„Requiem für Thomas Kakuska“Werke von J. Haydn, W. Rihm und L. van BeethovenSo 11. Feb 2007 | 20:00

Ornette Coleman and hisquartet meet Joachim KühnOrnette Coleman,Saxophon, Joachim Kühn,Klavier, Greg Cohen, Bass,Tony Falanga, Bass,Denardo Coleman,SchlagzeugDo 15. Feb 2007 | 20:00

Helge Schneider mitseinem neuen ProgrammHelge Schneider, Gesang,Geschichten und diverseInstrumenteDo 8. März 2007 | 20:00

„Mstislav Rostropovich zum 80.“ – Litauisches Nationalorchester & Mstislav Rostropovich Danjulo Ishizaka,VioloncelloWerke von P. I. Tschaikowski

Fr 16. März 2007 | 20:00Barbara Bonney & Concerto KölnWerke von J. M. Kraus,W. A. Mozart und J. HaydnDi 24. April 2007 | 20:00

Mahler-Zyklus derBochumer Symphoniker& Steven SloaneGesangssolisten,Philharmonische ChöreBochum und EssenWerke von C. Ives und G. MahlerFr 25. Mai 2007 | 20:00

Håkan Hardenberger,HK Gruber & Amsterdam Sinfonietta Candida Thompson,Musikalische Leitung,Werke von A. Schönberg, HKGruber und L. van BeethovenFr 1. Juni 2007 | 20:00

30 Jahre Vienna Art Orchestra „American Dreams –Portraits of 13 AmericanWomen“mathias rüegg,Musikalische Leitung Sa 2. Juni 2007 | 20:00

30 Jahre Vienna Art Orchestra „European Visionaries – Portraits of 13 EuropeanMen“mathias rüegg,Musikalische Leitung So 3. Juni 2007 | 20:00

30 Jahre Vienna Art Orchestra „Visionaries & Dreams – Portraits of 13 Couples“mathias rüegg,Musikalische Leitung Mo 18. Juni 2007 | 20:00

Etta Scollo & EnsembleResonanz „Canta Ro“Eine Hommage an die1990 verstorbene Volks-sängerin Rosa Balistreri.

... wieder einmal zu wenig Platz für unsereHighlights! Alle Konzerte der kommendenSpielzeit finden Sie in unserer Jahresvorschau.Bestellen Sie Ihre druckfrische Jahresvorschau unter:[email protected],unter der Faxnummer: 0201-81 22 812 oder per Post: AboBüro, II. Hagen 2, 45127 Essen.

Höhepunkte Saison 2006/2007Höhepunkte Saison 2006/2007

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GABRIELA MONTERO BACH & BEYONDDie international gefeierte Pianistin beherrscht als eine der wenigen heutigen Persönlichkeiten

ihres Faches eine Kunst, die allen großen Klassikern selbstverständlich zu Gebote stand: die

Improvisation. Auf ihrer neuen CD fantasiert die Pianistin über Themen von Bach.

„Ist das Klassik? Jazz? Crossover? Es ist gut bis genial. Fertig!“ Stern 6.4.06

GABRIELA MONTERO Bach & Beyond · CD 3 57477 2

MARTHA ARGERICH & FREUNDE Neues vom Lugano-EldoradoBis 2002 war Lugano „nur“ eine wunderschöne Stadt im schweizerischen Kanton Tessin – herrlich

am See gelegen und Magnet für Touristen. Heute ist der Name des Ortes ein Synonym für klas-

sische Musik auf allerhöchstem Niveau. So wurden die Mitschnitte vom Lugano-Festival der Jahre

2002 und 2004 für einen Grammy Award nominiert. Die Aufnahmen des vergangenen Jahres

vereinen auf drei CDs exzellente Kammermusik mit vielen bekannten Künstlern, so etwa mit dem

Pianisten Piotr Anderszewski, den Gebrüdern Renaud und Gautier Capuçon, Mischa Maisky und

Lilya Zilberstein.

LUGANO FESTIVAL 2005 · 3 CDs 3 584722 2

NICHOLAS ANGELICH Balladen, Rhapsodien & Variationen Nicholas Angelich gilt als großer Pianist des klassisch-romantischen Repertoires. Bisher hat er mit

den Brüdern Renaud und Gautier Capuçon großartige, von der internationalen Kritik gepriesene

Brahms-Kammermusikaufnahmen vorgelegt. Jetzt folgt seine erste Solo-Einspielung bei Virgin

Classics, ebenfalls mit Werken von Brahms: den Balladen op.10, den Rhapsodien op.79 und einem

der virtuosesten Werke, die der große Spätromantiker hinterlassen hat: den Paganini-Variationen.

NICHOLAS ANGELICH Brahms: Balladen, Rhapsodien & Variationen · CD 3 32628 2

DANIEL BARENBOIM Mozart & Barenboim auf der KegelbahnEine großartige künstlerische Begegnung im Mozart-Jahr: Das bietet die Aufnahme von

Mozarts sechs Klaviertrios. Daniel Barenboim, seit Jahrzehnten als einer der führenden Mozart-

Pianisten (und -Dirigenten) geschätzt, ging im September 2005 in ein Berliner Aufnahme-

studio, um zum ersten Male Mozarts Klaviertrios einzuspielen. Ihm saßen mit dem dänischen

Geiger Nikolaj Znaider und dem weißrussischen Cellisten Kyril Zlotnikov junge Künstler zur

Seite. Im Kegelstatt-Trio musiziert Barenboim mit dem Bratschisten Felix Schwartz und dem

Klarinettisten Matthias Glander.

DANIEL BARENBOIM Mozart: Klaviertrios · 2 CDs 3 44643 2

LARS VOGT Sonaten, Variationen und Fantasien Lars Vogt gehört zu den wenigen deutschen Pianisten von internationalem Rang. Nicht nur als

Solopianist hat er sich einen Namen gemacht, sondern auch als Kammermusiker und Festival-

gründer. Lars Vogt widmet sich nun den drei großen Bereichen von Mozarts Klaviermusik, den

Sonaten, Variationen und Fantasien, in bedeutenden Beispielen. Drei große Sonaten, die Rondos

D-dur und a-moll sowie das hoch expressive späte h-moll-Adagio runden die Veröffentlichung

ab, die man mit Fug und Recht als Meilenstein in Vogts Diskografie bezeichnen kann.

LARS VOGT Mozart: Sonaten, Variationen und Fantasien · 2 CDs 3 36080 2

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