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Hochzeitsnacht mit Dracula

Date post: 04-Jan-2017
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Mac KinseyBand 3Jake RossHochzeitsnacht mit Dracula

Joan Masters erschauerte, als der Mann pltzlich vor ihr in der Boutique stand. Seine Kleidung war dezent, aber sndhaft teuer. Dafr hatte sie einen unbestechlichen Blick.Weltmnnisches Flair umgab ihn. Er war der Typ, nach dem sich bestimmt viele Frauen heimlich umdrehten Mitte Vierzig, graue Schlfen, sonnengebrunte Haut.Doch Joan hatte Angst vor ihm. Etwas Dmonisches ging von ihm aus. Er war nicht gekommen, um etwas zu kaufen. Er brachte etwas. Das Grauen!Das Grauen war er selber. Denn als er lchelte, sah Joan fingerlange Eckzhne in seinem Mund blitzen. Vampirzhne!

***

Sie stie einen gellenden Schrei aus. Haltsuchend griff sie hinter sich.Der grauenhafte Kunde verzog den Mund zu einem noch breiteren Lcheln. Die entsetzlichen Zhne wurden immer lnger.Schreien Sie, soviel Sie wollen, meine Liebe, niemand hrt Sie! sagte er und kam auf sie zu.Seine Augen glhten unheimlich. Seine hochgerafften Lippen spannten sich. Seine Blicke wurden unverschmt und durchdringend. Joan sprte sie wie Feuer auf der nackten Haut brennen.Lhmendes Entsetzen wrgte ihren Schrei ab.Sie wich vor ihm zurck, bis sie gegen einen vollbehngten Kleiderstnder stie. Ihre Flucht war schon gestoppt.Ihr gehetzter Blick flog zu den beiden Schaufenstern und der glsernen Eingangstr. Sah denn niemand, was hier los war? Erschrak niemand ber den Mann, dessen obere Eckzhne schon fast bis zum Kinn herabreichten?Die Passanten trotteten vorbei. Ihnen fiel nichts auf. Eine Frau warf einen lngeren Blick in die Fensterauslage und sagte etwas zu ihrem Begleiter. Der bekam sofort einen leicht gequlten Gesichtsausdruck. Der Preis der Ware schien ihm nicht zu gefallen.Joan Masters wnschte, die Frau knnte ihn umstimmen. Aber die wandte sich ab und folgte ihm.Tretet doch ein! flehte Joan innerlich. Ihr bekommt es zum halben Preis!Das Paar verschwand, und der unheimliche Kunde grinste triumphierend, als knnte er sehen, was hinter seinem Rcken drauen vor dem Geschft geschah.Er kam nher.Joan drohten die Knie nachzugeben. Aus seiner dezent-eleganten Kleidung stieg ein Geruch von Moder und Fulnis. Er streckte die Hnde nach ihr aus.Wieder schrie sie gellend und hilfeheischend.Der unheimliche Kunde lchelte nur spttisch. Sie sind unbelehrbar, meine Liebe! Tadelnd schttelte er den Kopf. Sein Gesicht nahm einen lsternen Ausdruck an.Joan hatte hier schon alles mgliche erlebt Ladendiebe, Kassenruber und schbige kleine Erpresser, die Schutzgeld kassieren wollten, aber so ein Kerl hatte bisher nie den Fu ber die Schwelle gesetzt.Sie wollte sich aus den Kleidern des fahrbaren Stnders befreien.Blitzschnell schossen seine Hnde hoch und packten sie an den Oberarmen.Die Sinne drohten ihr zu schwinden. Es waren keine Hnde. Es waren Krallen mit entsetzlich langen Fingerngeln, die sich schmerzhaft in ihr Fleisch bohrten. Die Haut war grau und schuppig und sah aus, als wrde sie faulen. Der abstoende Geruch wurde durchdringend. Er entstrmte nicht nur der Kleidung. Der ganze Mann roch so.Was was wollen Sie? stie Joan in grter Not hervor.Er lie ihre Oberarme los und haschte nach ihrem langen Haar. Genlich lie er es durch seine grauenhaften Finger gleiten.Sie will ich, meine Liebe!, sagte er. Ich werde Sie heiraten.Nein! Ihre Stimme brach, Joan flog am ganzen Krper. Sie wollte dem unheimlichen Kunden die kleinen Fuste ins Gesicht schlagen. Sein Blick lhmte sie. Doch, sagte er und lchelte geduldig. bermorgen um Mitternacht. Ich werde pnktlich sein. Er lie ihr Haar los. Falls Sie die Stadt verlassen wollen ich wei Sie berall zu finden.Wer sind Sie? Joans Stimme war wie ein verwehender Hauch.Oh, entschuldigen Sie, ein unverzeihlicher Fehler. Er schob die Krallenhnde in die Manteltaschen. Dazu machte er eine leichte Verbeugung. Natrlich sollen Sie wissen, wen Sie heiraten. Ich bin Graf Dracula.Dracula! Die Sinne drohten Joan zu schwinden.bermorgen! sagte er, und seine Zhne zogen sich langsam zurck. Punkt Mitternacht.

*

Begonnen hatte es damit, da Frauen gebissen wurden. Immer waren es junge hbsche Frauen. Immer wurden sie in den Nacken gebissen.Zunchst war es eine reine Angelegenheit der Londoner Polizei, ich hrte nur zufllig davon.Der unheimliche Beier schlug nachts zu. Mal an einer einsamen Bushaltestelle, mal in der U-Bahn, wenn kaum noch Fahrgste unterwegs waren, mal auf einem dunklen Parkplatz oder in einem unbeleuchteten Hausflur.Die Spur zog sich quer durch London. Ein System war nicht zu erkennen.Nachdem ich vom vierten oder fnften Fall dieser Art hrte, fand ich die Sache doch eigenartig. Ich sprach mit meinem Chef ber den geheimnisvollen Genickbeier.Sir Horatio Merriman tat die Vorflle als absonderliches Treiben eines Spinners ab, der sich gerne in den Sensationszeitungen gedruckt sehen will, und er fhrte Beispiele an.Wir hatten in der Stadt schon Burschen gehabt, die ahnungslose Passanten mit Sure aus einer Spritzpistole beschossen und ihnen Lcher in die Kleidung tzten. Es hatte schon den Kerl gegeben, der den Mdchen die Zpfe abschnitt. Und einen Mann, der mit Vorliebe in vollbesetzten Bussen Frauen mit einem Rasiermesser Rcke und Kleider aufschlitzte. Er war ein verkrachter Anwalt.Es hrte sich ganz schlssig und einleuchtend an, was Sir Horatio an Erklrungen aus dem Handgelenk schttelte. Mir fielen auch keine Gegenargumente ein.Meine Bedenken und Zweifel jedoch konnte der Chef nicht ausrumen, und wenn er zehnmal der Bo vom britischen Geheimdienst war.Jemand, der mglicherweise abartig war, bi keine jungen Frauen ins Genick. Er mied berhaupt jedes Risiko.Und die Gefahr, vom Freund einer jungen Frau erwischt und verdroschen zu werden, war jederzeit gegeben.Solchen Situationen setzten sich Leute mit einem Knacks nicht aus.Ich hatte einen ganz anderen Verdacht. Einen furchtbaren Verdacht. Da nmlich ein Blutsauger am Werk war. Einer, der sich vorerst noch damit begngte, seine Opfer ein wenig zu beien und fast zu Tode zu erschrecken.Aus dem dmonischen Spiel konnte leicht und schnell teuflischer Ernst werden.Ein Blutsauger bedeutete fr London eine tdliche Gefahr.Ich tippte bei Sir Horatio noch einmal in dieser Richtung an, stie aber erst auf Unglauben und dann auf taube Ohren.Also handelte ich auf eigene Faust und Verantwortung. Schlielich bin ich meine eigene Spezialabteilung beim Secret Service. Meine Hauptaufgabe ist es, mich um Phnomene ganz besonderer Art zu kmmern.Bei der Londoner Polizei und bei Scotland Yard habe ich Freunde. Solche Verbindungen sind ungemein ntzlich, wenn der offizielle Flu der Informationen gehemmt ist.Die Ursache dafr ist meist kleinkariertes Konkurrenzdenken. Die Polizei mchte gern einen ungeschmlerten Erfolg vorzeigen, der Yard aber auch. Darum bleiben die Schotten dicht.Oder die Grnde sind im Bereich der ffentlichen Sicherheit zu suchen.Ich spitzte meine Freunde an. Berichte ber neue Untaten des Genickbeiers landeten ungefrbt und ungesiebt und ziemlich schnell bei mir.Es passierte genau das, was ich befrchtet und wovor ich insgeheim gezittert hatte. Nicht meinetwegen. Der Stadt London und ihrer Menschen und insbesondere ihrer jungen hbschen Frauen wegen.Der Blutsauger machte aus seinem Spiel blutigen Ernst!Sein erstes richtiges Opfer wurde Dru Palmer. Die junge Frau war vor einer Woche auf dem Heimweg ins Genick gebissen worden. Mit einem Mordsschrecken, einer befleckten Bluse und einem Pflaster ber die Bistelle war sie da noch davongekommen.Jetzt hatte er ihr wieder aufgelauert. Sein Bi sa diesmal im Hals.Dru Palmer lag zwei Tage in der Agonie.Gegen Ende des zweiten Tages alterte sie innerhalb weniger Stunden in erschreckendem Mae. Um rund fnfzig Jahre. Zugleich vollzog sich an ihr ein grauenhafter Austrockungsproze. Sie wog noch geschtzte fnfzig Pfund.Am Morgen war sie spurlos aus dem Pflegezimmer verschwunden.Eine Rekonstruktion ergab, da sie zwischen Mitternacht und drei Uhr frh abgeholt worden sein mute. Von Unbekannten.Denn da sie aus eigener Kraft fortgefangen war, hielt man in Anbetracht ihrer Hinflligkeit fr ausgeschlossen.Ich hatte eine andere Meinung. Blo wollte die niemand hren.Dru Palmer blieb jedenfalls verschwunden.Inspektor Peter Woods von Scotland Yard schien aber eine Spur aufgetan zu haben. Eine recht erfolgversprechende obendrein. Er konzentrierte seine Ermittlungen auf den Stadtteil Finsbury.Warum er sich in den Fall verbi, blieb unklar. Vielleicht ging es ihm einfach gegen den Strich, da eine Frau, die dem Tod schon auf der Schippe sa, sang- und klanglos verschwand.Seit zwei Tagen wurde nun auch Peter Woods vermit.Bei Scotland Yard herrschte Ratlosigkeit im Wechsel mit heller Aufregung. Woods war ein kriminalistisches Talent, man wollte ihn wiederhaben. Und er galt als korrekt und gewissenhaft.Seinen Vorgesetzten erschien es unbegreiflich, warum er sich nicht aus der Versenkung meldete.Mir schwante Unheil.Darum hatte ich mich heute in seiner Wohnung umgesehen. Vor mir war bereits jemand auf diesen Gedanken gekommen. Die Spuren der Durchsuchung waren unbersehbar.Ich wollte niemand etwas unterstellen und hoffte, da Kollegen von ihm die Wohnung auf den Kopf gestellt hatten.Ich verzichtete darauf, das Durcheinander zu vergrern. Wenn Peter Woods irgendeinen Hinweis in seinen vier Wnden aufbewahrt hatte, dann hatten ihn seine Kollegen gefunden.Aber wissen wollte ich es doch, weil man von Vermutungen nicht leben kann. Aus der Hausmeisterwohnung rief ich beim Yard an.Seine Kollegen wollten nicht so recht mit der Sprache raus. Erst als ich ihnen auf den Kopf zusagte, sie seien in der Wohnung gewesen, rumten sie ein, da sie nach seinem Verbleib geforscht htten.Diese Auskunft fiel kleinlaut aus. Haarscharf schlo ich, da sie demnach nichts gefunden hatten, das eine Erklrung fr sein Verschwinden hergab.Ich stand schon halb auf der Strae, als mir sein Briefkasten einfiel. Der Kasten hing in einer Reihe mit anderen unten im Hausflur.Ich grinste, als ich sah, da er Post enthielt. An alles hatten die Leute vom Yard eben doch nicht gedacht.Der Kasten lie sich leichter ffnen als eine Dose lsardinen.Peter Woods hatte die blichen Wurfsendungen erhalten. Dazu eine Rechnung seiner Wscherei. Dann eine Einladung zum Wochenende nach Luton. Die Handschrift verriet eine Dame als Absender. Auerdem entstrmte dem Papier ein dezenter Parfmduft. Warum auch nicht? Peter Woods hatte das Recht wie jeder andere, Mensch zu sein.Mir fiel noch der Brief einer Camden-Hausverwaltung in die Hnde. Der elektrisierte mich frmlich.Dem Wortlaut entnahm ich, da Woods Auskunft ber das Haus Nummer 37 in der Hardwick Street und ber den Besitzer beziehungsweise die Mieter erbeten hatte.Finsbury! Bei mir Zndete es.Auf den Stadtteil hatte er doch seine ganzen Nachforschungen wegen Dru Palmer konzentriert!Die Antwort der Camden-Hausverwaltung hob mich fast aus den Schuhen. Da stand: knnen wir nicht besttigen, da es sich bei dem fraglichen Gebude in der Hardwick Street um ein Spukhaus handeln soll. Der Verwaltungsvertrag mit unserer Gesellschaft endete auerdem bereits vor zwanzig Jahren. Nach unseren Informationen ist das Haus durch Ableben des erbenlosen Besitzers seit langem schon herrenlos. Da uns die katastrophale Bausubstanz bekannt ist, nehmen wir nicht an, da das Gebude von illegalen Bewohnern gentzt wird. Falls Sie BedarfEs folgte der bliche Schmus, mit dem die Camden-Leute Peter Woods eine von ihnen verwaltete Wohnung andrehen wollten.Spukhaus!Woods mute auf etwas gestoen sein, das ihn zu dieser nicht alltglichen Formulierung veranlat hatte.Ich klopfte mir zweimal auf die Schulter, da ich meine Nase in seinen Briefkasten gesteckt hatte.Die Adresse hatte ich.Ich brauste nach Finsbury hinauf. Eine innere Stimme sagte mir, da sein Verschwinden mit diesem Haus zu tun hatte. Vielleicht war ihm dort etwas zugestoen.Den Brief hatte er ja nicht mehr gelesen. Katastrophale Bausubstanz konnte bedeuten, da das Haus ber ihm zusammengebrochen war. Oder eine Decke war eingestrzt. Vielleicht hatte auch eine Treppe unter seinem Gewicht nachgegeben. Und jetzt lag er dort. Hilflos eingeklemmt. Seit zwei Tagen.Es dunkelte, als ich oben war. In den Husern und Geschften gingen die Lichter an. Die Straenbeleuchtung folgte spter. Londons Stadtverwaltung steuerte ein eisernes Sparprogramm.Den MG parkte ich der Nummer 37 gegenber.Das Herz sackte mir tiefer, als ich die Bruchbude musterte. Spukhaus war noch ein schmeichelhafter Ausdruck. In den Gemuer wollte ich nicht mal mein Bild hngen wissen.Woods mute mit dem Wort aber etwas anderes gemeint haben.Die Hardwick Street war in diesem Abschnitt schon keine einladende Gegend. Es gab jede Menge baufllige Huser.Ich griff die Taschenlampe aus dem Wagen und schickte den Strahl auf die Hauseingnge.Einige waren mit Brettern vernagelt. Das erklrte, warum hinter den Fenstern kein Licht brannte.Ungefhr zweihundert Schritte entfernt auf meiner Seite blitzte die Lichtreklame einer Automatenspielhalle. Sie pate in diese trostlose Gegend wie die Faust in den Suppentopf. Hier wohnten die rmsten der Armen, und irgendein Schweinehund zog mit seiner lichtflimmernden Spielhalle den Leuten die letzten Pennies aus der Tasche.Und die Leute erlagen gern der Verlockung. So entflohen sie fr eine Stunde der tristen Umgebung.Ein paar Halbwchsige standen dort vor der Tr, vom stndig wechselnden zuckenden Licht bergossen, und peilten in meine Richtung.Um den MG hatte ich keine Sorge. Der war mit ein paar Tricks aus der Klempnerwerkstatt des Secret Service gegen Diebstahl geschtzt.Sorgen machte ich mir um Peter Woods. Gut, das Haus war nicht ber ihm zusammengekracht, aber drinnen konnte ihm allerhand zugestoen sein.Whrend ich ber die Strae ging, sprte ich unzhlige Blicke. Die Bewohner der intakten Huser hatten mich gehrt und waren natrlich neugierig. In so einem Viertel mute man immer wissen, was lief.Auch die Tr von Nummer 37 war mit rohen Brettern vernagelt. Ebenso die Fenster im Erdgescho. Das Haus hatte nie ein Geschft beherbergt.Ich schickte den Lichtstrahl an der Fassade hoch. Im ersten Stock waren die meisten Scheiben eingeworfen. Als Junge hatte ich auch Zielbungen auf alte Fenster gemacht.Im zweiten und dritten Stock waren die Fenster blind und verdreckt.Unter den Fenstern liefen Stuckgesimse her. Teile davon hatten sich von der Hauswand gelst und waren heruntergebrochen. Der Rest wrde wohl bald folgen.Wind und Wetter hatten den Mrtel aus den Fugen der Mauersteine geholt. Die Dachrinne fehlte auf die halbe Lnge der Hausfront. Das Regenwasser hatte am Mauerwerk schon seine Spuren hinterlassen und war wahrscheinlich auch ins Haus gelaufen.Mir zog es die Haut zwischen den Schulterblttern zusammen. Jetzt hatte ich einen Begriff davon, was man unter katastrophaler Bausubstanz zu verstehen hatte.Abfall, Unrat, eine verrostete Blechtonne mit Mauerschutt, alter Maschendraht und ein zerdrckter Kunststofflampenschirm waren rechts und links vom vernagelten Eingang verteilt.Als ich den Lichtstrahl darberzucken lie, flitzten zwei Ratten davon und suchten Unterschlupf in einem Kellerloch.Die vorgenagelte Bretterwand sah aus, als wrde sie lnger halten als das Haus. Ich drckte probehalber gegen das Holz.Sieh an! Einige Bretter waren unten gelst, ich brauchte sie nur beiseite zu schieben. Die Haustr dahinter war unverschlossen, der Glaseinsatz sauber herausgelst.Die zwei Scheiben waren sicher nicht das einzige, das Liebhaber gefunden hatte.Ich zwngte mich hinein und erschrak ber das dumpfe Echo, das meine Schritte auslsten.Ich htte es mir denken knnen, da das Haus ausgerumt war. Auf der ganzen Welt klingen Schritte in einem leeren Haus gleich. Nmlich hohl und irgendwie geisterhaft. Denn nichts dmpft den Schall.Ich leuchtete herum.Ach, du meine Gte! Hier sah es lieblich aus.Im Flur war Unrat verfault und im Laufe der Zeit zu einem undefinierbaren Etwas geworden. Schbige Tapeten hingen in schimmeligen Fetzen von der Wand.Es roch nach Moder und Fulnis und ich konnte mir nicht helfen irgendwie auch nach Grab.Der dumpfe Geruch strmte aus dem Boden.Kein Wunder, denn das Haus war noch von der alten Machart und besa Holzfubden. Die moderten ungestrt vor sich hin.An einigen Stellen waren die Bretter schon eingebrochen. Nicht ganz von selbst, wie es mir schien. Die Lcher sahen mchtig nach Futritten aus.Woods? rief ich im ersten Impuls.Vielleicht war er auf der Treppe nach oben gestiegen und durch eine morsche Decke ganz fix wieder herabgekommen.Nur meine Stimme geisterte als Echo durchs Haus. Und irgendwo knackte es, als sei ein Holzwurm erschrocken.Ich leuchtete herum und sah mich dann um. Dabei bemhte ich mich, die Balken zu treffen, die unter dem modernden Fuboden lagen.Alles, was nicht niet- und nagelfest war, war von und aus den Wnden gerissen. Stromleitungen sowieso, aber auch Wasserleitungen.Die Mbel waren lngst fortgeschafft. Da und dort zeigte ein heller Fleck an einer Wand an, da mal Bilder aufgehngt waren.Als das Haus noch in Betrieb war, mute es eine ganz wohnlich-heimelige Atmosphre gehabt haben. Besonders beim Schein des Kaminfeuers.Aber selbst der Kamin war abgebaut.Durch den Schacht waren wahre Regenfluten ins Haus gedrungen und hatten die Ruablagerungen heruntergeschwemmt. Die Lachen waren ausgetrocknet, aber der Dreck hatte sich berall am Boden verteilt.Ich spitzte die Ohren.Von Peter Woods hrte ich keine Antwort. Auch kein Rcheln oder Sthnen oder ein Klopfen, falls er eingeklemmt war.Aber ich wute nicht einmal, ob er hier war. Ich versprte nur eine unheimliche Beklemmung. Als ob die Luft dnner und mein Kragen enger wrde.Man konnte wirklich auf den Gedanken kommen, diese Bruchbude fr ein Spukhaus zu halten.Die Durchsuchung des Erdgeschosses frderte nichts zutage, das auch nur im leisesten die Annahme erhrtet htte, Woods sei hiergewesen.Das Haus hatte ein erstes und ein zweites Stockwerk und sicher auch noch einen Speicher. Mit halben Sachen gab ich mich nicht zufrieden. Ich stieg die Treppe hinauf.Sie war schmal und steil. Hier mit Mbeln zu rangieren mute eine Tortur gewesen sein.Das geschnitzte Gelnder war wurmstichig. Ich traute ihm nichts mehr zu und hielt mich an der Wandseite. Wenigstens die Stufen waren noch gut, wenn auch stark ausgetreten.Der muffige Modergeruch verstrkte sich, je hher ich kam.Ich wollte mir gerade das erste Zimmer im ersten Gescho vornehmen, als ich Schritte hrte. Wie angewurzelt blieb ich stehen.Es klang, als wrde drauen jemand vorbeigehen. Das war aber nicht der Fall. Die Schritte ertnten nicht einmal im Erdgescho, sondern noch tiefer. Aus dem Keller.Den hatte ich mir zum Schlu vorknpfen wollen. Ein Fehler, wie sich zeigte.Woods, sind Sie das? rief ich und leuchtete hinab.Die Schritte tappten nher. Ich hrte sie sehr viel deutlicher. Das waren mehr als nur einer. Mindestens drei.Morsche Bodenbretter knarrten.Mir war nicht besonders zumute. Woods war nicht dabei, der htte geantwortet. Woher kamen sie? Wenn es wenigstens noch Tren gegeben htte! Aber die waren auch fortgeschleppt wie die brige Ausstattung.Und, zum Teufel, wo befand sich berhaupt der Zugang zum Keller?Meine innere Stimme riet mir dringend, abzuhauen, solange ich noch konnte.Hier stimmte etwas nicht, das war mir klar.Aber ich war ja nicht losgezogen, um Fersengeld zu geben, sobald es mulmig wurde, sondern um Peter Woods zu finden. Oder seine Spur.Ich versuchte die Ecke ausfindig zu machen, wo sie auftauchten. Immer nervser leuchtete ich die ghnenden Trlcher ab, die ins Treppenhaus mndeten.Ich hrte Gerusche. Ein Schlurfen. Dann ein seltsames Jammern und Sthnen. Bevor ich begriff, da es Totenstimmen waren, tauchten sie auf.Vier Gestalten.Sie zwngten sich aus den Trlchern und sammelten sich zwischen dem Treppenfu und der Haustr. Sie bildeten eine Sperre. Der Fluchtweg war mir abgeschnitten.Dann schauten sie herauf. Das Lampenlicht vermochte sie nicht zu blenden. Ich wute auch, warum.Sie waren Zombies. Untote!Drei Mnner und eine Frau.Ihre Krper waren nahezu vllig ausgetrocknet. Die Gesichter sahen wie verschrumpelte pfel aus. Das Haar war sprde und strhnig und die Kleidung staubig und verkommen. Die der Mnner.Die Frau hatte verzweifelt wenig an. Eine Art Shorty oder so. Der letzte Modehit war's aber auch nicht.Sie ging auf nackten Fen. Ihre Beine bestanden fast nur aus Knochen mit etwas getrockneter Haut drum herum.Ein wrgendes Gefhl stieg mir in die Kehle.Sie setzten sich wie auf Kommando in Bewegung. Langsam, aber nicht aufzuhalten. Sie hatten mich in der Falle. Das wuten sie.Das einzige an ihnen, das normal war, waren die Augen. Die waren nicht vertrocknet. Sie begannen unheimlich zu funkeln. Voller Gier und Lust.Ich sah den Tod darin glnzen.Diesen grauenerregenden Geschpfen entkam ich nicht.

*

Kathleen Burke zuckte zurck, als sie eine Mnnerstimme im Laden sagen hrte: bermorgen. Punkt Mitternacht.Eine dmonische Freude schwang in dieser Stimme mit.Kathleen war von ihrem Hauptgeschft in Covent Garden herbergekommen, um mit Joan Masters die Tageskasse zu machen. Wie blich hatte sie hinter dem Haus geparkt und war durch die rckwrtige Tr eingetreten.Und jetzt diese Stimme!Sie erschauerte. Aber sie ri sich zusammen und streifte das unangenehme Empfinden ab wie Wassertropfen von der Haut.Wovon redete der Kerl? Traf er mit Joan etwa eine Verabredung? Das war doch nicht gut mglich, niemand verabredete sich doch um Mitternacht.Oder war da eine ganz andere Sache im Gange? Trieb Joan ein unehrliches Spiel? Wollte sie mit dem Mann bermorgen um Mitternacht die Boutique leerrumen? Sie hatte ja alle Schlssel. Das machte keinen Lrm und fiel keinem Hausbewohner auf.Kathleen empfand eine tiefe Enttuschung. Sie kannte Joan als ehrliche und fleiige Mitarbeiterin, die nicht sofort nach der Handtasche griff, wenn der Feierabend gekommen war.Konnte sie sich in der Beurteilung eines Menschen derart irren?Es ging ihr irgendwie gegen den Strich. Nein, dachte sie, der Mann redet von etwas anderem! Seit wann hat sie berhaupt einen Freund? Warum hat sie mir nicht von ihm erzhlt?Die Tr zum Laden war nur angelehnt, auerdem befand sich eine Scheibe darin. Ein gehkelter Vorhang spannte sich darber.Man konnte aus dem Hinterzimmer in den Laden blicken, ohne von dort gesehen zu werden.Das Hinterzimmer diente als Lager und Bro, als Teekche und auch dazu, mal fr ein paar Minuten die Beine hochzulegen. Vom Parkplatz hinter dem Haus trat man direkt hier ein.Kathleen wollte sich bemerkbar machen, weil es ihr unschicklich erschien, heimliche Lauscherin zu spielen. In diesem Moment hrte sie den Mann mit seiner dmonischen Stimme sagen: Und damit Sie nicht vergessen, meine Liebe, da wir hiermit verlobt sind, hinterlasse ich mein Zeichen.Verlobt? In Kathleens Kopf ging es fr einen Moment wst her.Sicher sind es Kunden, die drauen reden, sagte sie sich.Durch den Hkelvorhang sah sie eine schattenhafte Bewegung im Laden.Es war nur ein Schatten.Dann hrte sie ein leises Seufzen, fast ein Sthnen. Ganz klar kam es aus einer Frauenkehle. Und dann fiel etwas zu Boden.Was ging drauen vor?Kathleen bekam die Dinge nicht geordnet. Vorsorglich griff sie erst einmal nach einer langen spitzen Schere auf dem berladenen kleinen Schreibtisch. Sie fate sie wie einen Dolch. So eine Schere konnte eine ganz ntzliche Waffe sein.In diesem Moment war sie froh, da sie die Hintertr nicht hatte zufallen lassen. Auf Zehenspitzen huschte sie zur Verbindungstr und sphte durch den Vorhang.Es stand nur ein Kunde im Laden. Ein Mann. Er lchelte auf eine satanische Weise.Bei seinem Anblick verkrampfte sich alles in Kathleen. Obwohl er gut gekleidet war. Sein Mienenspiel war es, das sie ngstigte. Und der Ausdruck seiner Augen.Er blickte schrg vor sich zu Boden.Kathleen reckte sich, um zu erkennen, was dort war.Sie zuckte zusammen.Sie sah zwei hochhackige Schuhe und bestrumpfte Beine und einen Rocksaum. Joan! Die Verkuferin lag am Boden.Das also war das dumpfe Fallgerusch gewesen!Hatte der Mann sie niedergeschlagen?Ein grausames Lcheln kruselte seine Lippen. Er beugte sich nieder.Joans Oberkrper war hinter aufgehngten Textilien verborgen. Der Mann schob die Hnde unter sie und richtete ihren Oberkrper auf.Jetzt war Joan in Kathleens Blickfeld.Der Mann bog den Kopf der jungen Frau etwas zur Seite. Joan schien gar nicht zu spren, was mit ihr geschah. Sie war leichenbla und hielt die Augen geschlossen.Ohnmacht, konstatierte Kathleen und fate die Schere noch fester. Wenn er ihr etwas zuleide tut, spiee ich ihn auf!Der Mann strich Joans Haar beiseite und beugte den Kopf auf ihren Nacken. Einen Atemzug lang verharrte er so.Dann richtete er sich auf.Kathleen erschrak bis ins Mark!Sie sah eine rote Bistelle an Joans Nacken, und von den grausam und triumphierend verzogenen Lippen des Mannes tropfte Blut!Der Beier!Kathleen begriff. Der unheimliche Mensch, der jungen Frauen ins Genick bi und von dem die Zeitungen immer wieder berichteten, war im Laden!Er hatte ein neues Opfer gefunden! Joan!Kathleen war wie gelhmt. Sie verga, da sie die Schere in der verkrampften Hand hielt. Sie stand nur und starrte aus weit aufgerissenen Augen.Der Mann lie Joan auf den Boden zurcksinken, stand auf, leckte die Lippen ab und lachte leise.Es war ein grauenhaftes Lachen voller Tcke und Bosheit.Er wandte sich ab, nherte sich der Ladentr.Da sah Kathleen seine Hnde!Nur mit Mhe konnte sie einen Schrei unterdrcken. Das Gesicht des unheimlichen Mannes sah kerngesund aus, aber seine Hnde waren grau und bla und wirkten wie verfault. Und die Fingerngel waren lang wie Krallen.Das war kein Mensch von dieser Welt.Das war ein grauenhaftes Wesen, das nur wie ein Mensch aussah.O Gott, warum ist Mac jetzt nicht hier? dachte Kathleen voller Furcht. Er versteht doch etwas von Geistern und unheimlichen Wesen, er bekmpft sie doch!Die Knie zitterten ihr.Der unheimliche Beier hatte die Ladentr geffnet. Er schaute nach rechts und links, wandte sich um und machte eine Handbewegung, der etwas Gebieterisches anhaftete.Mit einem Schlag erlosch die Beleuchtung. Laden und Schaufenster lagen in Dunkelheit. Auch das Licht im Hinterzimmer ging aus.Undeutlich sah Kathleen den Unheimlichen drauen am linken Schaufenster vorbeigehen. Scheinwerferlicht vorberrollender Autos streifte ihn.Kathleen erwachte aus ihrer Erstarrung.Sie atmete kurz und heftig und fate einen Entschlu. Auer da sie in den Nacken gebissen wurde war Joan nichts passiert. Die Ohnmacht ging vorber, und sie konnte sich ja nachher um die junge Verkuferin kmmern.Vordringlicher war im Augenblick, herauszufinden, wer der unheimliche Beier war und wohin er sich wandte. Damit Mac ihm das Handwerk legte und knftig junge Frauen vor ihm sicher waren.So mutig allerdings, ihm durch die Ladentr nachzulaufen, war Kathleen nicht.Der unheimliche Kerl mute aber an der Parkplatzausfahrt vorbeikommen!Kaum hatte sie es gedacht, tastete sich Kathleen durch den Raum zur Hintertr und eilte auf den dunklen Parkplatz hinaus. Die Schere hielt sie noch immer fest gepackt.Vorne an der Ausfahrt zur Strae brannte eine Bogenlampe. Der Mann tauchte dort auf, blieb stehen, schaute zurck und machte einen irgendwie unentschlossenen Eindruck.Dann ging er weiter.Schon wollte Kathleen loslaufen, um ihn nicht aus den Augen zu verlieren, als er einbog. Er kam auf den Parkplatz!Kathleen sprte ihr Herz ein paar rasende Schlge machen. Hatte er sie entdeckt? Merkte er, da sie ihn beobachtete?Er besa bersinnliche Krfte, er hatte mit einer Handbewegung smtliche Lichter im Laden verlschen lassen, sicher sprte er auch einen Verfolger.Kathleen zwngte sich zwischen die abgestellten Wagen, wo es ganz dunkel war, und ging etwas in die Knie. Durch die Autoscheiben sah sie ihn nherkommen.Sie wnschte, ihr Herz wrde nicht so laut wummern. Sie meinte, er mte es hren, obgleich der Verkehr auf der Strae brauste und lrmte.Die Furcht wich von ihr, als sie ihn vom Hauptweg abbiegen sah. Er strebte dem abgelegenen Teil des Parkplatzes zu.Er ist mit einem Wagen da, scho es Kathleen durch den Kopf. Die Autonummer! Ich mu sie aufschreiben! Die bringt Mac auf seine Spur!Sie richtete sich auf und huschte dem Unheimlichen hinterher. Gerade betraten drei Leute den Parkplatz. Sie strebten in verschiedene Richtungen, wo eben ihr Fahrzeug geparkt war.Das Knirschen des Schotters kam Kathleen wie gerufen, es vertuschte ihre Schrittgerusche.Der unheimliche Beier war pltzlich verschwunden, als htte ihn die Erde verschlungen. Vom Eingang fiel nur wenig Licht bis in diesen Teil des Platzes.Kathleen lauschte angestrengt. Nichts.Sie richtete sich auf und tauchte sofort wieder weg. Der Schreck und die Aufregung schnrten ihr fast die Kehle zu.Der Mann stand nur eine Autolnge entfernt an der Rckseite eines schwarzen Kastenwagens. Deshalb hatte sie ihn nicht rechtzeitig gesehen. Seine dunkle Kleidung hob sich vom Schwarz des Fahrzeuges nicht ab.Er hantierte dort an der Hecktr herum.Ein Stck entfernt wurde ein Wagen gestartet. Der Motor brummte tief, dann knirschte Schotter unter Reifen, die Lichtfinger eines Scheinwerferpaares glitten ber den unheimlichen Mann hinweg.Jetzt schwang die Hecktr auf.Ein unwirklich rtliches Licht drang heraus. Ganz dunkel. Gruselig. Unheimlich.So etwas hatte Kathleen noch nie gesehen.Sie konnte auch die Quelle dieses geisterhaften Lichtes nicht ausmachen. Es gab keine Lampe oder Leuchtrhre im Wageninneren. Das rote Licht sickerte frmlich aus den Wnden.Und drinnen !Kathleen bekam Gnsehaut am ganzen Krper. Drinnen stand eine schwarze Totenkiste auf einer Art Podest, das mit Tuch bespannt war.Wie ein Katafalk. Fertig aufgebahrt. Nur die Leiche fehlte.Der Sarg war ausgeschlagen, der Deckel lag daneben.Kathleen sprte und hrte, wie ihre Zhne aufeinanderschlugen. Wie im Schttelfieber.Sie wollte weglaufen. Die Beine versagten ihr den Dienst. Sie stand wie angewurzelt und erlebte das Grauen auf knappe Distanz mit.Der Unheimliche bestieg den Wagen. Das geisterhafte Licht umflo ihn weich und warm, als wrde es ihn willkommen heien.Er trat auf das Podest und legte sich in den Sarg. Ein siegesgewisses Lcheln berzog sein Gesicht.Seine faulenden Krallenhnde krochen tastend aus der Totenkiste, ergriffen den Deckel und stlpten ihn ber den schwarzen Sarg. Ein dumpfes Rtteln und Poltern, und der Deckel sa fest.Das rote Licht erlosch.Kathleen sagte sich, da das alles gar nicht wahr war, da sie blo schlimm trumte und wahrscheinlich daheim im Bett lag.Es ntzte aber nichts, da sie sich in eine Ausrede flchtete. Sie lag nicht im Bett, sondern stand auf dem Parkplatz neben ihrer Filiale. Und sie hatte gesehen, wie der unheimliche Genickbeier, den ganz London fieberhaft suchte, in einen Sarg geklettert war!Die Nummer! Ich mu die Nummer aufschreiben! hmmerte es in ihrem Kopf. Vielleicht steht auch ein Name auf der Seite des Wagens! Eine Firma!Gerade, als sie zwischen den geparkten Fahrzeugen herausgleiten wollte, schwangen die beiden Flgel der Hecktr lautlos zu. Kathleen erstarrte wieder.Das ging alles lngst nicht mehr mit rechten Dingen zu.Hatte der Unheimliche aus der Totenkiste heraus die Tr zugehen lassen? So, wie er im Laden durch eine Handbewegung die Beleuchtung gelscht hatte?Da waren dmonische Krfte im Spiel.Vor denen frchtete sie sich. Dann und wann machte Mac zarte Andeutungen ber die finsteren Mchte, gegen die er kmpfte. Aber selbst diese kleinen Hinweise waren unvorstellbar. Grauenhaft.Und sie erlebte hier ein Stck Wirklichkeit.Der Motor des Wagens wurde gestartet, die Lichter gingen an.Hatte jemand am Steuer gewartet, bis der Unheimliche, zurckkehrte? Oder konnte das dmonische Wesen aus seiner Totenkiste heraus auch noch den Wagen lenken?Sie hielt es fr mglich. Aber sie wollte es genau wissen. Damit sie Mac mglichst viele Informationen geben konnte.Der Wagen stie rckwrts und wurde haarscharf vor Stostange und Grill eines Vauxhall gebremst. Dann ruckte er vor, hielt, zuckelte wieder zurck.Kathleen verfolgte gebannt dieses Manver. Es wurde reichlich ungeschickt ausgefhrt. Ein Wunder, da der Wagen nicht andere Fahrzeuge beschdigte.Wieder blendeten die Bremslichter auf.Kathleen verga alle Vorsicht und trat aus dem Schutz der geparkten Autos. Die Nummer mute sie haben!Wie Eisfinger kroch es ihr den Rcken hinauf. Der schwarze Kastenwagen hatte keine Nummer!Sie hastete an die Seite. Sie hoffte, einen Namen zu finden. Eine Nummer. Eine Adresse. Irgend etwas.Da stand nichts.Der Wagen hatte jetzt die richtige Position gewonnen und wollte zur Ausfahrt rollen. Kathleen schnitt ihm den Weg ab. Sie trat hart neben das linke Vorderrad und starrte durch die Windschutzscheibe.Sie war richtig erleichtert, als sie eine Gestalt hinter dem Lenkrad erkannte. Dabei hatte sie schon mit dem Schlimmsten gerechnet mit einem Geisterauto, das fhrerlos durch London brauste.Die Gestalt am Steuer machte heftige Bewegungen. Der schwarze Wagen reagierte auf den Lenkereinschlag und drngte gegen Kathleen. Sie erwischte vom Kotflgel einen derben Sto und trat einen Schritt zurck.Weiter ging es nicht. Sie stie gegen ein geparktes Auto.Jetzt verstand sie. Der Lenker wollte sie einklemmen und zerquetschen!Sie war zu neugierig gewesen. Das wurde auf der Stelle bestraft.Der schwarze Wagen schob sich mit seiner ganzen Masse heran. Der Spalt zwischen ihm und dem geparkten Auto, wurde immer schmaler.Kathleen stie einen Schrei aus. Sie hatte den sicheren Tod vor Augen. Das Blech drckte schon gegen ihre Hfte.In ihrer Todesangst tat sie das richtige sie machte sich dnn und flach, so gut es eben ging, setzte einen Fu auf das Trittbrett des Vauxhall und schnellte sich in die Hhe.Sie trieb Sport, ihr Krper war durchtrainiert. Sie kam auf das Dach der Limousine zu sitzen. Aber sie bekam das bergewicht und drohte nach vorn zu strzen. Unter den unheimlichen schwarzen Kastenwagen.Sie schleuderte die Fe nach vorn, verlor einen Schuh, fand aber Halt. Krftig stie sie sich von der Tr des Kastenwagens ab und rutschte auf dem Dach ein Stck nach innen.Der unheimliche Wagen wurde gestoppt, ein gleichmig leierndes Gerusch mischte sich in das Klappern des Motors. Der Fahrer, von dem Kathleen immer noch nicht mehr als den Schatten sah, kurbelte das Seitenfenster herunter.Zu spt begriff Kathleen. Als sie die Beine heranreien wollte, hatte der Unbekannte schon zugepackt.Sie stie einen entsetzten Schrei aus.Das waren keine Hnde. Es war weich, schwammig, teigig, formlos, aber es drckte mit mrderischer Kraft zu. Und es zog sie unwiderstehlich vom glatten Dach des Vauxhall zum Fhrerhaus hinber.In der Dunkelheit hinter dem Lenkrad glhten zwei Punkte auf. Dort, wo sich ungefhr der Kopf des Fahrers befinden mute.Das Glhen wurde strker, der Widerschein begann das Fhrerhaus mit matter Helligkeit zu fllen. Es waren Augen, die derart unheimlich leuchteten.Nein! Nein! Nein! schrie Kathleen halb wahnsinnig vor Grauen, als sie das Gesicht sah. Es war so teigig und schwammig wie die Greifwerkzeuge, die ihre Fuknchel unbarmherzig gepackt hielten.Stndig vernderte es sein Aussehen. Die Formen waren flieend, schleimig, ekelhaft, und Tropfen sonderten sich ab.Bestialischer Gestank drang aus dem offenen Fenster und schlug Kathleen entgegen.Sie begann zu strampeln, als der Zug immer rcksichtsloser wurde. Sie schrie ihre Angst heraus.Ein Gerusch wie ein boshaftes Lachen kam aus dem Fenster. Die Greifwerkzeuge lieen nicht los, im Gegenteil, sie verstrkten den Druck.Es bricht mir die Knchel! scho es Kathleen durch den Kopf. Es bricht mir alle Knochen, was immer es ist! O Gott, hilft mir denn niemand?Die schleimigen ekelhaften Massen begannen zu pulsieren.Kathleen ahnte den Ruck, bevor er kam. Das entsetzliche Wesen hinter dem Lenkrad wollte sie vom Dach reien. Und ins Fhrerhaus hinein oder unter den Kastenwagen, damit es sie totfahren konnte.In ihrer grenzenlosen Not schnellte Kathleen ihren Oberkrper nach vorn und sttzte sich mit beiden Hnden am Dach des Fhrerhauses ab. Die Schere!Die hatte sie die ganze Zeit in der rechten Hand gehalten.Sie fate sie mit der Spitze abwrts, holte aus und stach in die schwammigen schleimigen Massen, die ihre Fuknchel umschlossen wie sthlerne Fesseln.Das Monster im Fhrerhaus stie ein dumpfes Gurgeln aus, und aus dem Laderaum drang ein hartes Poltern, als sei die Totenkiste samt dem Beier vom Podest gefallen.Kathleen ri die Schere heraus und stach wieder zu.Die schleimigen Massen gaben ihre Knchel nicht frei.In wilder Verzweiflung stie sie die Schere durch die Fensterffnung nach dem Monster. Ob sie die Augen traf oder das triefende Horrorgesicht war ihr gleichgltig.Bis zu den Fingergriffen drang die Schere ein.Ein grauenhafter Schrei brach ber Kathleens Lippen.Denn schwarz und stinkend scho es aus dem Monster heraus und bespritzte sie. Monsterblut! Sie war davon getroffen. Sie wute, was das hie.Das grauenhafte Wesen konnte sie ebenfalls zum Monster machen. Jetzt. In dieser Minute. Auf dem Parkplatz.

*

Die Untoten kamen die ausgetretene Treppe herauf. Ich hatte nichts, womit ich sie aufhalten konnte.Nicht einmal ein Mbelstck, das ich ihnen auf den Kopf schleudern konnte.Auer der Taschenlampe. Aber die behielt ich lieber. Als Wurfgescho und Keule taugte sie wenig. Zudem knnte ich die Untoten nicht damit aufhalten.Auch nicht mit meiner Automatic aus dem Schulterholster. In einen Untoten konnte man so viele Kugeln hineinschieen, wie man wollte, es warf ihn nicht um.Vor allem hielt es ihn nicht auf.Meine einzige Chance sah ich darin, bis zum Dach hinaufzuspurten und zu versuchen, ber Dach ins Nachbarhaus zu entkommen.Aber irgendwie hatte ich das bse Gefhl, da sie vorgesorgt hatten und da ich nicht bis ins Nachbarhaus gelangte.In diesem Moment wnschte ich, eine Sprengladung dabei zu haben. Die htte ich auf der Treppe gezndet, und wenn es die Untoten durcheinanderwirbelte, wre ich getrmt.Auch ohne Woods.Wenn er hergefunden hatte, dann hatten die vier Schreckensgestalten ihn lngst erwischt. Oder er war gar nicht da. Dann war er glcklicher dran als ich.Denn mir hatten sie den Fluchtweg zur Haustr und zur Strae verlegt.Ich wute, da Untote sich fast so schnell wie Menschen bewegen. Aber eben nur fast.Was sie zu verlieren hatten, wute ich nicht, und es kmmerte mich auch nicht.Was fr mich auf dem Spiel stand, konnte ich mir am Daumen abzhlen. Die brachten mich um. Oder sie verarbeiteten mich ebenfalls zu einem Untoten.Wie das war und was man dabei empfand, auf diese Erfahrung verzichtete ich lieber.Denn sobald ich untot war, hatte ich aufgehrt, als Mensch zu existieren. Dann war es vorbei mit mir.Ich wechselte die Taschenlampe in die linke Hand und angelte die Automatic aus dem Holster. Mit einer Fingerbewegung berzeugte ich mich, da der Sicherungshebel fest eingerastet war. Weil ich mich nicht auch noch selber erschieen wollte.Die Pistole packte ich am Lauf. Sie lag khl und schwer in meiner Hand. Eine vorzgliche Schlagwaffe. Zu mehr taugte sie in dieser Situation nicht.Bei einem heftigen Schlag war schon ungewollt mancher Schu losgegangen. Mir war das noch nicht passiert. Ich war indes nicht scharf darauf, eine unkontrollierte Kugel herumzwitschern zu hren.Die Untoten verstndigten sich mit jammernden weinerlichen Stimmen. Es klang fast wie auf einer Suglingsstation in der Klinik.Aber so war ihre Sprache.Mir kam es vor, als trieben sie sich gegenseitig an.Besonders eifrig war die ausgetrocknete Frau in diesem seltsam kurzen Gewand. Sie hetzte und schrte den Ha der mnnlichen Zombies.Die waren gierig darauf, mich in die Finger zu bekommen. Ich sah es am Glanz der Augen. .Die Untote bildete jetzt den Schlu der Horrorprozession. Auf ihrer linken Halsseite sah ich ein rotes Bimal. Es leuchtete so hell wie ein Rubin, in den starkes Licht fllt.Die mnnlichen Zombies hatten dieses Mal nicht.Ich stutzte und hatte so eine ungute Ahnung. Als die Untote eine Bewegung zur Seite machte, sah ich fr den Bruchteil einer Sekunde ein zweites Bimal. Das hatte sie im Nacken.Ihr strohiges, Haar fiel wieder darber, aber ich wute jetzt mit ziemlicher Sicherheit, wer sie war.Das Gewand auf ihrer vertrockneten Figur war kein Shorty, sondern ein Bettkittel, wie man ihn Patienten im Krankenhaus berzieht. Die Dinger werden hinten gebunden oder geknpft, und vorne reichen sie gerade bis zum halben Oberschenkel hinab.Das Opfer des unheimlichen Beiers und Blutsaugers, das zweimal angegriffen worden war, hatte in aussichtslosem Zustand in einem Krankenhaus gelegen. Von dort war es spurlos verschwunden.Die Untote war Dru Palmer!Darauf wollte ich meinen MG wetten.Mit diesem Spukhaus hatte Peter Woods eine brandheie Spur gefunden, das stand fest.Nur ntzte mir das jetzt verteufelt wenig.Der erste Zombie nahm die letzte Stufe. Ich wich zwei Schritte zurck. Scharf beobachtete ich seine Bewegungen. Etwas Automatenhaftes hing ihnen an. Der Bursche ging wie ein Roboter.Ein weinerlicher Laut drang aus seinem abscheulichen Mund, der nur aus einem vertrockneten Loch und blanken Zhnen bestand. Zugleich schleuderte er die Arme nach mir.Vor seinen Hnden mute ich mich hten. Was Untote einmal gepackt hatten, gaben sie nicht so ohne weiteres wieder her.Ich tauschte ihm meinen weiteren Rckzug vor, sprang aber blitzschnell schrg nach vorn und schlug ihm die Automatic auf den Schdel.Es klang, als htte ich auf einen Krbis geklopft. Mir prellte es die Hand.Himmel, der schien einen Schdel aus Beton zu haben!Er sah seine Chance und wollte mich mit beiden Armen umschlingen.Wenn sein Kopf schon unglaublich hart war, dann muten seine Arme wie die Backen eines Schraubstockes sein. Ich wich zurck, schlug ihm die Waffe auf den Arm und traf ihn mit einem artistischen Fusto an der Schulter.Er kippte nach hinten, verlor das Gleichgewicht und strzte gegen seine untote Gefolgschaft.Die reagierte so etwas kannte ich bis zu diesem Zeitpunkt nicht!Im Nu wichen sie beiseite, und er sauste kopfber die Treppe hinab. Und ri nicht eine Gestalt mit sich.Darauf hatte ich aber spekuliert.Die anderen drngten herauf.Mit einem blitzschnellen Tritt konnte ich noch einen hinabbefrdern. Danach hatten sie sich auf meine Taktik eingestellt.Von unten drangen Gerusche herauf. Ich schickte einen Lichtstrahl hinab.Die beiden untoten Mnner hatten durch den Sturz keinen Schaden genommen. Sie stapften bereits wieder zu mir empor.Mir hatte mal jemand gesagt, einen Untoten knnte man auch vom Big Ben werfen, und er wrde unten aufstehen und sich schtteln und davongehen, als sei nichts gewesen.Ich wnschte blo, die zwei Kerle wren gegangen. In den Keller, von wo sie offensichtlich gekommen waren. Daran dachten sie aber gar nicht.Ich war ihre Beute. Und die galt es zu holen.Mir war klar, da ich ihnen auf Dauer nicht standhalten konnte. Ich mute hher hinauf. Vielleicht wurde da oben die Treppe noch enger, wo ich die grausige Gesellschaft dann auf einen Schlag die Stufen herabstrzen konnte und genug Luft bekam, um mich ber das Dach fortzumachen.Dru Palmer stimmte ein greinendes Lachen an. Sie schob den mnnlichen Untoten vor sich her.Mir dmmerte, da die grte Gefahr von ihr ausging. Sie war neu in der Welt dieser Geschpfe, sie mute sich bewhren. Dazu war sie bereit.Der Zombie hatte ein maskenhaft starres Gesicht. Es drckte keine Regung aus.Deshalb gelang es ihm, mich um ein Haar zu packen. Ich warf mich zurck. Aber die aufgesetzte linke Tasche meiner Jacke behielt er zwischen den Fingern.Meine Zigaretten fielen zu Boden. Das Feuerzeug hinterher. Und es kollerte auch noch ber den Boden und hpfte dann die Stufen hinab.Der Zombie schleuderte den Stofflappen ber das Treppengelnder und rckte gegen mich vor. Er wollte mehr von mir haben. Alles, nach Mglichkeit.Meine Position war denkbar schlecht.Ich fintierte, damit er annahm, ich wrde ihm auch mit einem Fusto kommen. Zum Glck fiel er darauf herein. Seine trockenen Hnde fuhren hoch, um meinen Fu zu packen.Der Fusto kam nicht. Meine Faust dafr um so prziser. Ich wischte ihm eine ans Kinn, die mir bei einem offiziellen Kampf ganz ohne Frage den Meistertitel eingebracht htte.Durch die Erfahrung mit dem betonharten Schdel war ich gewarnt. Deshalb langte ich auch nicht gestochen hin, sondern wischte ihm am Kinnwinkel entlang.Es ri ihm den Kopf zurck. Mehr geschah nicht.Aber ich hatte Luft gewonnen. Bevor sich Dru Palmer auf mich strzen konnte, flitzte ich die Treppe zum zweiten Stockwerk hoch.Unterwegs versuchte ich einen Trick. Ich knipste die Taschenlampe aus.Die Untoten fanden sich auch in der Finsternis zurecht. Sie rumorten auf der Treppe. Sie kamen.Ich wnschte sie in den Keller zurck und einen Berg Schutt ber sie, so hoch wie das hchste Gebirge der Welt.Leider wurde mein Wunsch nicht erhrt. Ich mute um mein Leben laufen.Fast war ich im zweiten Stockwerk angelangt, als ich ein schreckliches Poltern von oben hrte. Es war ein Krachen und Bersten und Splittern, da ich im ersten Moment frchtete, der Dachstuhl wrde zusammenbrechen.Dann begriff ich, da etwas die Treppe herabgesaust kam. Etwas Groes, Schweres.Ich schickte den Strahl der Taschenlampe aufwrts.Mir richtete es jedes Haar einzeln auf!Ein schwarzer Sarg polterte die Stufen herab.Jetzt steckte ich mit Haut und Haar in der Falle.Die Untoten hatten mich nicht erwischt noch nicht. Aber die pechschwarze Totenkiste mute mich zerquetschen. Ausweichen konnte ich ihr nicht. So viel Platz war auf der schmalen Treppe nicht.Ich stie eine Verwnschung aus.Der Sarg prallte auf den letzten Treppenabsatz ber mir, da die ganze Holzkonstruktion zitterte und bebte. Dann sprang er hoch und scho auf mich zu wie ein Torpedo.

*

Kathleen schrie immer noch, whrend das schwarze Monsterblut ber sie spritzte und an ihren Beinen abwrts lief.Irgendwo aus der Ferne hrte sie aufgeregte Stimmen. Jetzt reagierte man endlich auf ihre Schreie. Aber zu spt wohl. Bis Hilfe kam, gewann das Monster Macht ber sie.Licht zuckte am entgegengesetzten Ende des Parkplatzes auf. Ein Scheinwerferpaar sandte seine Helligkeit heran.Kathleen drehte es fast den Magen um, als sie das Monster in seiner ganzen Scheulichkeit erblickte. Sie hatte es mit der Schere unterhalb des schwammigen teigigen Kopfes getroffen. Die Augen glhten nicht mehr so hell.Aus der Stichwunde spritzte es immer noch schwarz und stinkend und klebrig warm.Das Monster lie ihre Fuknchel los. Aber nur, um nach den Knien zu greifen.Wenn ihm das gelang, dann war sie verloren. Dann konnte die Ausgeburt des Schattenreiches sie durch die Fensterffnung ins Fhrerhaus reien. Von dort gab es dann kein Zurck mehr.In hchster Not entsann sich Kathleen, was Mac einmal ber einen Zweikampf mit einem dmonischen Monster gesagt hatte. Er war auch drauf und dran gewesen, in dem Duell auf Leben und Tod zu unterliegen. Und da hatte er zwei Hlzer gepackt und mit ihnen das Kreuz gebildet und dem Dmon entgegengehalten.Sie hatte keine Hlzer. Sie kam auch an keine heran.Aber sie hatte die Schere. Mit der konnte sie doch ja, das ging!Schon sprte sie die ekelerregende Berhrung der teigigen Masse an ihren Knien, als sie die Schere ffnete und zu einem Kreuz stellte.Instinktiv drckte sie dieses Metallkreuz dem Monster ins Gesicht.Das Wesen stie ein greuliches Zischen und Brllen aus. Es schnellte zurck. Und endlich verschwand die schauderhafte Berhrung von ihren Beinen.Die Masse zog sich zurck. Die Greifwerkzeuge schnellten wie Tentakel eines Tiefseeungeheuers durch die Fensterffnung hinein.Die Schreie des Monsters wurden qulender und durchdringender. Kathleen war von der nervenzerfetzenden Vorstellung gefangen, da das Wesen sie zum Monster umwandelte, wenn sie ihm nur den Zipfel einer Chance lie.Deshalb prete sie das Scherenkreuz tief und tiefer in die triefende Monsterfratze.Aus dem schwarzen Aufbau drang ein Laut, als wrde ein Tiger brllen.Das unheimliche Fahrzeug begann zu schwanken und zu chzen, als sei es ein lebendiges Wesen.Auch das hielt Kathleen in ihrer Angst fr mglich. Sie entsann sich eines Gebetes, das sie als Kind immer abends aufgesagt hatte. Sie sprach es mit angstbebender, aber lauter Stimme.Das Gebrll aus dem schwarzen Kasten wurde wtender und wilder. Und das Monster hinter dem Lenkrad kreischte wie eine Horde Teufel, die ins Weihwasser gefallen ist.Das Scherenkreuz wurde warm und sehr schnell hei. Kathleen bi die Zhne zusammen. Das Monster und der unheimliche Kerl in dem Sarg hinten wollten doch nur, da sie die Schere fallen lie.Damit sie endgltig verloren war.Eine unbekannte Kraft schob sie unvermittelt weg von dem Fhrerhaus. Ziemlich grob. Sie fand sich auf dem Dach des Vauxhall sitzend. Mitten drauf. Mit der heien Schere in Hnden.Der klappernde Motor des pechschwarzen Kastenwagens jaulte auf, knirschend wurde der Gang eingelegt. Das Fahrzeug ruckte an und fuhr mit zunehmender Geschwindigkeit vom Parkplatz.Jetzt erst verstand Kathleen die Rufe. Sie klangen schon sehr viel nher. Drei Mnner eilten herbei. Dahinter kamen zwei Frauen mit Einkaufstten behngt.Die Leute wollten helfen, sich irgendwie ntzlich machen. Sie glaubten, ein Handtaschenruber wrde seinem miesen Job nachgehen. Denn ein Mann schrie zu Kathleen hinauf: Wohin ist er abgehauen? Knnen Sie ihn beschreiben?Was die Frau auf dem Dach einer verdammt teueren Limousine zu suchen hatte, kratzte ihn nicht die Bohne.Die Leute erwarteten eine Antwort. Dort in dem Wagen! sagte Kathleen mit schwacher Stimme. Sie zeigte zum Ausgang. Dort fdelte sich der pechschwarze Wagen gerade in den Verkehr ein.Na, so ein Pech aber auch! bedauerte der Mann. Man mte die Burschen zusammenschlagen, sobald man sie auf frischer Tat ertappt. So richtig, da sie drei Tage lang krank sind. Vor Gericht fat man sie ja mit Samthandschuhen an. Darum machen sie es immer wieder.Ja, ja, machte Kathleen. Es ist schon alles gut, ich bin in Ordnung.Sie suchte nach einem Abstieg, ohne den Lack zu beschdigen.Die Leute wunderten sich noch immer nicht. Sie wandten sich ab und strebten auseinander. Jetzt hob die Suche nach den entsprechenden Autos an.Kathleen streifte den anderen Schuh auch ab, rutschte ber die Frontscheibe und die Motorhaube und erreichte den Boden. Zitternd lehnte sie sich gegen das kostbare Fahrzeug.Der ekelhafte Geruch des triefenden Monsters wollte nicht aus ihrer Nase weichen. Ihr war speibel.Die khle Abendluft half ihr dann aber doch ber den Tiefpunkt hinweg. Sie raffte sich auf, suchte ihre Schuhe zusammen, schlo die Hand um die Schere und ging zum Hintereingang ihrer Filiale zurck. Ihre Schritte waren unsicher und schwankend. Das Grauen steckte ihr immer noch in allen Fasern des Krpers.Im Hinterzimmer und im Laden brannte wieder die Beleuchtung.Joan? fragte Kathleen besorgt.Keine Antwort. Die Verkuferin war noch ohnmchtig. Ein Blick durch die Hkelgardine ins Geschft besttigte das.Zum Glck waren auch keine Kunden mehr gekommen.Kathleen schaute an sich hinab. Bluse und Rock waren verdorben. Die schwarzen Flecken gingen durch und durch.So konnte sie keinem Menschen unter die Augen kommen. Joan schon gar nicht. Die mute ebenso Frchterliches erlebt haben.Ein Blick auf die Uhr sagte Kathleen, da der Ladenschlu berschritten war. Sie wagte es und betrat das Geschft. Sie hoffte, da nicht ausgerechnet jetzt noch jemand durch die Ladentr trat.Die Schere legte sie in einen leeren Karton. Dann huschte sie hinaus und drehte mit zitternden Fingern den Schlssel um. Geschafft! Frs erste jedenfalls.Sofort kmmerte sie sich um Joan.Die Verkuferin lag halb auf der Seite. Aus der kleinen Biwunde waren Blutstropfen gesickert und schon geronnen. Die junge Frau atmete tief und regelmig.Zustzliche Verletzungen konnte Kathleen nicht feststellen. Joan hatte einen Schock erlitten.Und was fr einen!Kathleen hatte den unheimlichen Kunden ja in den pechschwarzen Sarg steigen sehen. Und davor hatte er mit einer einzigen Handbewegung das Licht im Geschft verlschen lassen.Der Kerl war ebenfalls ein Monster!Vielleicht hatte er sich in seiner wahren Gestalt der Verkuferin gezeigt. Das erklrte die Ohnmacht.Joan! Kathleen beugte sich nieder und ttschelte der jungen Frau sanft die Wangen. Komm zu dir. Er ist fort. Joan hrst du mich?Die junge Frau bewegte sich schwach. Sie kehrte aus dem Reich der Dunkelheit langsam zurck. Ihre Brust hob sich unter einem tiefen Atemzug.Dann schlug sie die Augen auf, in denen das nackte Entsetzen wohnte. Sie zitterte, ri die Augen unnatrlich auf und stie einen gellenden Schrei aus.Nicht doch ich bin's, Kathleen! Er ist fort, du brauchst dich nicht zu frchten!Joan streckte abwehrend die Hnde aus. Das Grauen wich nicht aus ihren Augen.Kathleen begriff endlich. Joan hielt sie selber fr ein Monster. Der Grund waren die Spritzer schwarzen Blutes, mit denen sie berst war.Sie erhob sich. Joan erkannte jetzt ihre Chefin. Ihr Schrei brach ab.Was was ist geschehen? stie sie gehetzt hervor.Genug. Kathleen schilderte ihr mit knappen Worten, was sie durch das Fenster beobachtet hatte und wie sie dem unheimlichen Kunden gefolgt war. Und wie sie um ein Haar Opfer des grlichen Monsters hinter dem Lenkrad geworden wre.Joan lauschte atemlos. Sie setzte sich auf und betastete ihren Nacken. Ihre Fingerspitzen fhlten die harten Blutstropfen.Er hat dich gebissen, erklrte Kathleen. Er ist der geheimnisvolle Beier, vor dem alle Frauen in London zittern.Wer ist der Kerl? Kennst du ihn? Er hat mit dir eine Verabredung getroffen.Joan lehnte sich sitzend gegen die Wand. Sie zitterte wie Espenlaub.Er will mich heiraten. bermorgen. Um Mitternacht. Er ist Graf Dracula.Die Antwort verschlug Kathleen die Sprache.Jetzt ging ihr das ganze Ausma der Gefahr auf, in der sie selber geschwebt hatte. Und sie verstand nun auch die Zusammenhnge. Die Beleuchtung, die durch einen geistigen Impuls des Unheimlichen verlscht war, das dunkle rote Licht im Kastenwagen, der Sarg, in den der Mann gestiegen war der alte bse Blutsauger war zurckgekehrt!Diesmal trieb er in London sein Unwesen.Der unheimliche Beier, der jungen Frauen auflauerte, war der Frst aller Vampire!Heiraten? Dich? Kathleen sprte, wie es ihr am ganzen Krper kalt wurde. Das werden wir ihm versalzen.Sie hatte auch schon eine Idee. Sie mute zu Mac. Mit Joan. Sie mute ihm alles berichten.Joan hob schnuppernd die Nase. So allmhlich kam sie wieder in Gang. Wenn auch das Entsetzen noch tief bei ihr sa.Was riecht hier so seltsam? War er das?Der ekelhafte Geruch umschwebte Kathleen wie eine Wolke. Sie hatte die Spritzer im Verdacht. Ich. Ich habe das Monster gestochen.Wo die Flecken bis auf die Haut durchgegangen waren, sprte sie ein Kribbeln und Brennen.Das Zeug mute herunter. Mochte der Himmel wissen, was sonst mit ihr geschah. Die Furcht kehrte zurck, sie knnte sich in ein Monster verwandeln.Mit sicherem Griff nahm sie einen Folklorerock samt Bluse und rmelloser Weste aus dem Hngestnder. Die hochhackigen Schuhe wrden nicht dazu passen. Darauf kam es jetzt aber nicht an.Aus der Schublade griff sie einen Tangaslip und ging in den kleinen Waschraum, der zum Geschft gehrte.Sie zerrte die verdorbene Kleidung vom Krper. Wo das Monsterblut durchgeschlagen hatte, war es bereits in die Haut eingedrungen. Die Rnder hatten sich gertet. Wie bei einer Entzndung. Das Kribbeln und Brennen wurde immer strker.Kathleen seifte sich von Kopf bis Fu mit kaltem Wasser ab. Ein Warmwassergert gab es nicht. Auf den Monsterblutflecken rubbelte sie intensiv herum.Sie wollte fast verzagen, als die schwarze Farbe nicht sogleich verblate. Immer wieder probierte sie es. Viel half es nicht.Nur das Kribbeln und Brennen hrte auf. Auch die Rtung ging zurck.In ihrer Verzweiflung verfiel sie auf den Gedanken, es noch einmal mit einem Kreuz zu versuchen. Mit der Schere hatte es doch auch geklappt.Sie huschte ins Hinterzimmer nebenan, ergriff zwei Bleistifte und band sie mit einem Gummi zu einem Kreuz zusammen.Es war nicht geweiht, es war ein Notbehelf. Sie baute aber darauf, da allein das Symbol ein Wunder bewirkte.Langsam strich sie mit dem Kreuz ber die verfrbten Hautstellen.Sie schrie leise auf. Wie Feuer lief es durch ihren Krper. Krfte des Bsen waren in sie eingedrungen. Sie wehrten sich gegen ihre Vertreibung.Die heftige Reaktion signalisierte Kathleen, da sie auf dem richtigen Weg war. Sie lie nicht nach und bestrich die dunklen Partien immer wieder.Wie durch Zauberei sickerte das schwarze Monsterblut aus den Poren heraus, sammelte sich zu Tropfen, die abscheulich stanken.Sie wischte sie ab und schob die unbrauchbare Kleidung in den uersten Winkel des Waschraumes. Nur weit weg damit. Sie graulte sich davor.Es gelang ihr, alle Rckstnde des Monsterblutes aus der Haut zu zwingen. Die Stellen rubbelte sie noch einmal grndlich ab.Dann zog sie sich an. Auf einen BH verzichtete sie. Das konnte sie sich leisten. Sie hatte eine Figur wie aus dem Modellkatalog.Mit Packpapier fate sie die verdorbene Kleidung und steckte sie in den Karton zu der Schere. Mac wute am besten, wie dieses Zeug zu vernichten war.Joan Masters hatte sich soweit erholt, da Kathleen mit ihr die Kassenabrechnung vornehmen konnte. Die Verkuferin war unkonzentriert. Ihr war deswegen kein Vorwurf zu machen. Nach dem, was sie durchgestanden hatte.Immer wieder berlief es sie wie Schttelfrost, und dann schaute sie ngstlich zur Ladentr, als knnte Graf Dracula zurckkehren und durch die verschlossene Tr eintreten.Fertig! Kathleen steckte die Tageseinnahmen in eine Tte. Du fhrst bei mir mit. Sie zog den Hauptschlssel ab.Aber mein Auto wandte Joan ein. Nicht sehr heftig. Sie hatte Angst, sie wollte jetzt nicht allein sein. Wohin?La es auf dem Parkplatz stehen. Wofr bezahlen wir jeden Monat schlielich zehn Pfund? Wir fahren zu Mister Kinsey. Er mu erfahren, was geschehen ist.Kathleen klemmte sich den Karton unter den Arm.Sie bentzten die Hintertr wie immer.Kathleen zgerte, als sie nach dem Lichtschalter griff. Sie machte eine Handbewegung, wie sie an Graf Dracula gesehen hatte, als der die Beleuchtung verlschen lie.Natrlich funktionierte es nicht.Kathleen schttelte den Kopf und knipste das Licht auf die herkmmliche Art aus.Ihre Nobelkarosse stand nicht weit entfernt.Joan frchtete sich in der Dunkelheit und hielt sich ganz dicht an ihre Chefin.Die hat Mut, dachte sie. Sticht einfach mit der Schere auf ein Monster los! Ich wre gestorben vor Angst!Als sie im Wagen saen, aus dessen feiner Polsterung der Duft von Antilopenleder stieg, lste sich unweit des Hintereinganges eine Gestalt aus dem dunklen Schatten.Sie pirschte sich nher an den Wagen mit den beiden Frauen heran. Die Augen begannen unheimlich zu glhen.Dann huschte sie zurck, zwngte sich in ein klappriges Auto und startete es. Im Schrittempo lenkte sie die Kiste dem noblen Wagen nach.Bei der Ausfahrt fiel fr Sekunden Licht ins Wageninnere und auf ein grauenhaftes Zombiegesicht.Draculas Braut stand unter dmonischer berwachung.

*

Wie eine Rakete zischte die schwarze Totenkiste auf mich herab.Ich handelte instinktiv. Zum berlegen blieb gar nicht die Zeit. Ich warf mich auf die alten ausgetretenen Holzstufen, da mir die Rippen knackten.Das sonderbare Gescho, das mich auf der Treppe htte zerquetschen sollen, streifte meinen Rcken. Aber wie! Ich frchtete, mir wrde die Wirbelsule vorne zur Brust herausfliegen.Japsend schnappte ich nach Atem. Feurige Kringel drehten sich vor meinen Augen.Der Luftzug der Totenkiste verbog mir die Ohren.Aber sie raste vorbei, und das war die Hauptsache.Ich wlzte mich halb herum und leuchtete dem ungewhnlichen Mordinstrument hinterher.Dru Palmer, die Untote, hatte ihren Kollegen beiseite gestoen. Sie bog ihre vertrocknete Schreckensgestalt weit ber das morsche Treppengelnder und wich dem rasenden Sarg aus.Keine Zeitung ging dazwischen, so knapp flog er vorbei.Dru Palmer ffnete den schrecklichen Mund. Jetzt sah ich, was wirklich aus ihr geworden war. Ein Vampir!Ihre Eckzhne schnellten auf geisterhafte Weise hervor, wurden lang und lnger, Speichel troff aus den trockenen Mundwinkeln.Sie hatte Durst auf Blut. Auf meines.Ich durchschaute den teuflischen Plan. Die verdammte Totenkiste htte mich in die Arme der Untoten schleudern sollen. Tot oder lebendig. Selbst als frische Leiche htte ich noch eine Menge warmes Blut hergegeben.Durch die Rechnung hatte ich ihnen einen dicken Strich gemacht.Die Totenkiste rammte nmlich den Zombie, dem ich mit der Faust den Kinnwinkel gestreichelt hatte. Der Bursche kriegte das Ding in den Magen und hing vorne drauf wie Mnchhausen auf der Kanonenkugel.Die beiden Untoten, die ich die Stufen hinabbefrdert hatte, klommen schon wieder emsig aufwrts. Aber sie waren etwas langsamer als Menschen und dadurch im Nachteil.Ihr untoter Partner und der pechschwarze Sarg krachten mitten in sie hinein. Mit furchtbarem Getse purzelte die ganze Gesellschaft hinab.Der Sarg durchbrach das Gelnder und strzte fast senkrecht in den Flur ab. Holzwurmmehl stubte in einer Wolke auf.Von unten ertnte ein Krach, da mir angst und bange wurde. Die Totenkiste war angekommen. . Das mute ich unbedingt sehen.Ich schnellte auf die Fe, behielt Dru Palmer im Sichtwinkel und beugte mich ber das Gelnder. Mein Lichtstrahl fra sich durch den Staub.Der Deckel des Sarges war aufgesprungen. Sonst war an der Totenkiste aber erstaunlich wenig entzwei.Wie gebannt starrte ich auf die Gestalt, die aus dem umgekippten Sarg kroch und mhelos auf die Fe kam.Woods!Bei dem Sturz htte er sich doch eigentlich alle Knochen brechen mssen.

*

Immer hufiger schaute Kathleen in den Rckspiegel. Sie wurde nervs. Und so fuhr sie auch.Jetzt merkte auch Joan Masters, da etwas nicht in Ordnung war. Sie zog sich ngstlich in den Beifahrersitz zurck. Was ist denn los?Jemand folgt uns, sagte Kathleen, und es gefllt mir nicht. Schnall dich an, dem werde ich es zeigen.Joan haschte nach dem Gurt und kmpfte mit ihm, bis ihr Kathleen mit einer Hand half. Schon prete der Andruck sie ins Leder zurck. Kathleen trat einmal voll aufs Gaspedal.Die Limousine scho nach vorn. Die Lichter des Verfolgerautos fielen sofort weit zurck.Am Holborn-Kreisel staute sich wie blich der Verkehr. Der Verfolger holte auf und klemmte sich ungeniert hinter Kathleens Wagen. Sie starrte in den Spiegel und versuchte, den Fahrer zu erkennen.Die Sache konnte ganz harmlos sein. Nach dem schrecklichen Erlebnis sah sie hinter allem jedoch eine unheilvolle Bedeutung.Sie nutzte eine Lcke und wechselte die Spur.Der Verfolger, den sie nicht erkennen konnte, folgte ihr nach.Kaum war sie aus dem Stau heraus, lenkte sie den Wagen in eine verzweifelt schmale Gasse, die berwiegend von Anlieferern bentzt wurde. Auch jetzt standen Wagen dort.Der Verfolger blieb an ihr dran.Das war kein Zufall mehr. Das war Absicht.Kathleen kurvte um einen Getrnkewagen herum. Es wurde verzweifelt eng. Aber sie schaffte es, sie brachte ihren Wagen durch.Ein Arbeiter schimpfte hinter ihr drein.Der Verfolger hatte keine Mhe.Seine Lichter rckten dicht auf.Kathleen konnte nur erkennen, da eine Person im Wagen sa.Sie fdelte sich an der Gassenmndung in den Abendverkehr ein und steuerte in die Gegend der Fleet Street. Dort war jetzt am meisten los, dort hoffte sie, den hartnckigen Burschen abhngen zu knnen.Es war wie verhext. Der Bursche schien zu ahnen, wenn sie blitzschnell die Spur wechselte. Sofort war er wieder hinter ihr.Zur Polizei! jammerte Joan. Fahr doch bitte zur Polizei!Die unternimmt doch nichts, wehrte Kathleen ab. Wir mssen uns vielleicht auch noch anpflaumen lassen von wegen Verehrer und da so etwas nicht ungewhnlich sei.Sie hegte einen wachsenden Groll gegen den unbekannten Verfolger und eine Angst, die sie auf das Erlebnis auf dem Parkplatz schob.Am Ausgang der Fleet Street wechselte sie ohne nderungsanzeige die Richtung und lenkte den Wagen nach Norden. Ein wtendes Hupkonzert schallte hinter ihr her. Und hinter dem Verfolger. Der hatte das Manver nachvollzogen.Keine Sekunde hatte er gezgert.Kathleen berquerte die Marylebone Road, fuhr eine Schleife, brauste ber die knackvolle Verkehrsader zurck und wurde durch einen herumkurvenden Lastwagen auf den Parkplatz zwischen dem Bahnhof Paddington und dem Sankt Marys-Krankenhaus abgedrngt.Mist! sagte sie etwas undamenhaft und kurbelte das Lenkrad, um nicht geparkte Autos im Dutzend zu rammen. Auf der Schotterflche war bremsen tdlich. Sie ging vom Gas und hielt den Wagen auf dem Hauptweg.Voraus schimmerten die Lampen, die das Paddington-Wasserbecken sumten. Das Becken war ein Anhngsel vom Grand Union-Kanal, und ein paar Snobs hielten darauf ihre Boote, weil sie es fr todschick fanden, innerhalb von London auf dem Wasser herumzuschippern.Bascom Galsworthy hatte sein Fluboot meist hier liegen.Kathleen war mal zu einer den Party dagewesen. Sie hoffte inbrnstig, da Bascoms Boot am Steg festgemacht hatte. Den kleinen dicken Widerling wollte sie gerne in Kauf nehmen, wenn sie und Joan nur erst mal in Sicherheit waren.Denn der unheimliche Verfolger war schon wieder hinter ihnen. Er rckte dichter auf. Er war die Unverfrorenheit in Person.Ein Wagen startete aus einer Parkreihe. Seine aufgeblendeten Scheinwerfer leuchteten fr zwei Sekunden voll in das Verfolgerfahrzeug.Kathleen stie einen angstvollen Laut aus und umklammerte das Lenkrad. Hinter ihr in dem Auto sa eine grauenhafte Figur. Ein vertrockneter Mensch. Das Gesicht sah wie zerknittertes Pergamentpapier aus.Und die Augen !Sie glhten wie Kohlen.Noch ein Monster!Sie htete sich, Joan davon etwas zu sagen. Deren Nerven spielten dann wahrscheinlich nicht mehr mit. Ihre hielten aber auch nicht mehr lange.Sie fuhr bis an die Absperrung heran..Bitte, la das Boot da sein! flehte sie unhrbar.Es war da. Und es war beleuchtet. Bascom Galsworthy lie wieder eine Party steigen, wie die vielen Gestalten verrieten. Er hielt sich fr den grten Casanova Londons, und der Himmel mochte wissen, wie er es anstellte, da er immer gengend Mdchen fr seine blden Feste auftrieb.Komm, wir besuchen jemand! sagte Kathleen und trat etwas hart auf die Bremse. Der Wagen brach aus und rutschte mit dem Heck herum.Wohnt dieser Mister Kinsey hier? Joan schaute etwas irritiert in die Gegend.Der nicht, aber ein anderer Bekannter. Mach schon!Joan kmpfte wieder mit dem Gurt. Sie fand den Knopf nicht auf Anhieb.Kathleen sphte in den Innenspiegel. Ihr war zumute, als mte sie schreien. Der Verfolgerwagen wurde gestoppt, die Tr schwang auf. Aber die Innenbeleuchtung ging nicht an.Sie wollte schwren, da die unheimliche Gestalt mit dem vertrockneten Gesicht und den glhenden Augen schon die Beine aus dem Auto gesetzt hatte.Sie wrde ihnen folgen. Alles deutete daraufhin.Wenn es mir gelingt, den Kerl auf das Boot zu locken, sind wir fein heraus, berlegte Kathleen. Bascom hat immer ein paar handfeste Freunde um sich versammelt. Die werden es ihm schon geben!Sie liebugelte auch mit der Chance, da Bascom sie und Joan vielleicht mit einem kleinen schnellen Boot fortbrachte, wenn sie ihn lieb darum bat. Der Wagen konnte auf dem Parkplatz bleiben. Den konnte sie morgen abholen.Der unheimliche Verfolger wrde ganz dumm schauen, wenn sie ihm ber das Wasser entkamen.Joan schlte sich endlich aus dem Gurt und stieg aus. Kathleen steckte den Schlssel ins Trschlo. Der Wagen hatte Zentralverriegelung.Da runter! sagte Kathleen und lockte Joan vor den Khlergrill des Autos, damit die junge Frau ja nicht auf den Gedanken kam, einen Blick rckwrts zu werfen.Kathleen aber tat's.Fast knickten ihr die weichen Knie weg. Der Verfolger war ausgestiegen. Er folgte in einigem Abstand. Dabei kam er den Lampen nher.Sie merkte, da sie sich nicht verguckt hatte. Der Verfolger war ebenfalls ein grauenhaftes Wesen. Auch ein Monster.Nur sah er anders aus als jenes im Fhrerhaus, mit dem sie gekmpft hatte.Eine nie erlebte Kaltbltigkeit zog in Kathleens Herz ein.Verlier jetzt blo nicht die Nerven, sagte sie sich. Mac ist nicht da, er kann nicht helfen, also mu ich mir selber helfen! Dieses Ungeheuer wird es nicht wagen, aufs Boot zu folgen! Wir verschwinden ber das Wasser und nehmen uns irgendwo ein Taxi!Joan schaute fasziniert auf das hell erleuchtete Fluboot, von dem Musikfetzen herberwehten. Ein breiter Steg schob sich ins Wasser hinaus. Ein knutschendes Prchen stand am Fu der Laufplanke, die vom Steg aufs Boot fhrte.Sie hielt das fr die groe Welt. Die Chefin kannte wirklich feine und reiche Leute.Kathleen hatte fr das Boot keinen Blick brig. Aus den Augenwinkeln behielt sie das Ungeheuer im Blick. So vertrocknet und eingeschrumpft wie das Gesicht waren auch die Hnde. Das ganze grliche Wesen schien eingelaufen zu sein, denn die Kleidung schlotterte ihm um den Krper.Weil es wie ein Mensch aussah, schlo Kathleen, da es wirklich auch einmal ein Mensch gewesen war.Das Grauen packte sie wieder und schttelte sie, als sie berlegte, da diese schreckliche Verwandlung vielleicht durch Monsterblut geschehen war.In welcher furchtbaren Gefahr hatte sie geschwebt!Htte sie das ekelhafte stinkende schwarze Blut nicht mit Hilfe des Bleistiftkreuzes aus ihrer Haut gezwungen, wre sie jetzt vielleicht auch schon so ein Ungeheuer!Sie ri den Kopf herum. Sie konnte den Anblick der Monsterkreatur nicht lnger ertragen.Das Schiff? fragte Joan. Sie sprach ruhig. Demnach hatte sie den grauenhaften vertrockneten Kerl gar nicht bemerkt.Es gehrt einem Bekannten, sagte Kathleen rasch und fate Joan am Arm. La dich von dem Kerl nicht anmachen. Er probiert es mit jeder.Das gewaltige Becken war mit Steinmauern eingefat. Treppen fhrten in regelmigen Abstnden hinunter.Am Steg lagen auch andere Boote, aber sie hatten nur kleine Beleuchtung gesteckt. Um Diebe, Einbrecher, Stadtstreicher und anderes Volk abzuschrecken.Die beiden Frauen stiegen die Steintreppe hinab. Hier unten roch es nach Wasser und Moder und ein wenig nach Fisch und Diesell.Gerade hatten sie die Fe auf den Holzsteg gesetzt, als Joan stehenblieb.Ihre Augen weiteten sich schreckhaft. Wo ist der Verfolger geblieben? Sie wollte den Kopf wenden und zur Mauer hochschauen.Kathleen zog sie schnell weiter. Nur das nicht! Einen zweiten Schock verkraftete Joan bestimmt nicht.Abgehngt. Der Lastwagen hat sich zwischen uns und ihn geschoben. Ich denke nicht, da er uns hier findet.Wer? Joans Lippen zitterten. Ihre Stimme auch.Es hatte keinen Zweck, ihr etwas vorzumachen.Es hat mit Graf Dracula zu tun, denke ich mir. Er kommandiert seine Gefolgsleute.Ja? Dann knnen sie doch berall sein!Nicht auf dem Schiff, sagte Kathleen.Bei ihrem Herannahen verdrckte sich das knutschende Prchen aufs Boot.Auf der Rosebud, der Rosenknospe, wie Bascom Galsworthy seine schwimmende Jungfrauenfalle getauft hatte, ging es hoch und laut her. Ein Betrunkener stolperte am Heck herum. Er suchte frische Luft. Er htte sie frher suchen sollen.Schritte nherten sich von Land her auf dem Steg. Das Holz zitterte, aber nicht allein vom glucksenden Wellenschlag gegen die Pfhle.Was ist das? fragte Joan furchtsam.Der Steg, schwindelte Kathleen. Der schwankt immer so.Sie schob Joan die Laufplanke hinauf. Die junge Frau mute erst einmal in Sicherheit sein. Dann konnte man weitersehen.Der bse Zufall wollte es, da ausgerechnet in diesem Augenblick Bascom Galsworthy mit einem Glas in der Hand auf Deck trat. Er war klein und fett und guckte oben aus seinem bluten weien Anzug heraus wie ein Ferkel aus einem Deckbett.Sogar die Hngeohren hatte er.Hallo, ihr Schnen der Nacht, das nenne ich aber eine riesige berraschung! Er verzog sein Schwabbelgesicht zu einem ligen Lcheln und wechselte das Glas in die andere Hand, um die Frauen begren zu knnen.Die Ringsteine an seinen Wurstfingern sprhten im Schein der Decksbeleuchtung.Widerwillig reichte Kathleen ihm die Hand. Sie meinte, einen Frosch anzufassen. Feuchter konnte der auch nicht sein.Sie wurde an das entsetzliche stinkende Schleimmonster erinnert.Das ist mein alter Bekannter Bascom Galsworthy, machte sie bekannt. Und Joan Masters. Sie verkauft in meiner Filiale. Du knntest mal deinen Harem dorthin ausfhren.Ha, fr dich kommt immer zuerst das Geschft und dann erst das Gefhl. Bascom lachte. Dazwischen holte er pfeifend Atem. Es hrte sich gerade so an, als wrde sich jemand auf einen schadhaften Polsterstuhl setzen. Das ist ein Fehler, Darling. Du kommst auch noch dahinter.Das erlebst du nicht, versetzte Kathleen spitz. Kmmere dich um Joan.Sie ist wirklich reizend, meine liebe Kathleen, versetzte Bascom boshaft. Dabei war ich mal mit ihr verlobt.Im Traum. Das httest du gern gehabt. Kathleen wurde rgerlich. Bascom hatte sich kein Stck verndert. Er war noch immer der alte Widerling.Er seufzte. Dann grinste er wieder. Es ist eine groe Aufmerksamkeit, nehme ich an, da du Joan zu mir bringst. Also, was steckt dahinter? Ich kenne dich.Aufpassen sollst du auf sie, sonst gar nichts. Kathleen stand wie auf glhenden Kohlen. Die harten Schritte des Ungeheuers klangen schon ganz nah. Sie sah die dunkle Schlottergestalt auf dem Steg.Wenn das Monster etwa an Bord kam?Das mute sie verhindern. Sonst kam es zu einer Panik.Ihr Blick saugte sich an der Laufplanke fest. Wenn sie die !Kommen Sie, Joan, wir sind unerwnscht, spottete Bascom und reichte seinen dicken Arm der jungen Frau. Die eiserne Kathleen gewhrt uns keine Audienz.Er lchelte Kathleen an, sie ihn. So, wie sich zwei alte Feinde anlcheln, die wissen, was sie voneinander zu halten haben.Bascom verschwand mit Joan durch eine Tr, aus der unbeschreiblicher Lrm schlug.Kathleen bi die Zhne zusammen. Die Schritte waren verstummt.Sie trat in den schtzenden Schatten eines hochkant gestellten Floes und sphte zum Steg hinab.Das vertrocknete Monster stand unten. Es hielt den Kopf auf die Seite gelegt und schaute herauf. Die Augen glhten in einem unheimlichen Feuer.Dann betrat es die Laufplanke.Verzweifelt schaute sich Kathleen nach den Tauen um, die die Planke hielten. Sie mute verhindern, da das Ungeheuer an Bord kam.Die dicken Taue waren fest verknotet, und die Laufplanke. war zudem mit eisernen Haken in Haltevorrichtungen an Deck eingehngt.Kathleen erkannte, da sie ohne Hilfe die Planke niemals lsen konnte. Dazu muten mindestens zwei krftige Mnner her, die auerdem noch dieses Handwerk verstanden.Ein seltsames Gerusch lie sie zusammenfahren. Eine weinerlich klingende verwehende Stimme. Wie aus dem Jenseits.Aber sie kam nicht aus einer unsichtbaren Welt. Sie stammte von dem Monster. Trotz des jammernden Tonfalles drckte sie eine tdliche Drohung aus.Die Laufplanke schwankte. Das Wesen kam unaufhaltsam herauf.Kathleen ergriff eine Stange, die am Flo in Schlaufen steckte. Sie hielt's fr ein Ruder. Es war aber eine Art Bootshaken.Mit einem Ruck ri sie ihn heraus und duckte sich in den Schatten.Das Ungeheuer hielt sich in aufflliger Weise in der Mitte der Planke. Als htte es Angst, ins Wasser zu fallen.Aufmerksam registrierte Kathleen, da es sogar einen Schritt zurcksprang, als Wasserspritzer von unten hochschlugen und die Planke benetzten.Wasser schien es gar nicht zu mgen.Es blieb stehen, schaute herauf, als berlegte es sein weiteres Vorgehen. Das Licht vom Boot lag voll auf seinem vertrockneten Knittergesicht. Der grauenhafte Mund verzog sich. Das Knistern, das dabei entstand, war lauter als der Wellenschlag gegen Boot und Steg.Mit angehaltenem Atem wartete Kathleen, da die Schritte wieder aufklangen. Ihr Herz pochte zum Zerspringen.Jetzt: Das Ungeheuer kam!Sie zhlte mit.Bei sieben scho sie aus ihrer Deckung und hielt den Bootshaken wie ein mittelalterlicher Lanzenkmpfer.Das Wesen hatte hchstens noch zwei Schritte zu machen, bis es an Deck war. Es reagierte. Seine drren Arme fuhren herum und wollten den Sto des Bootshakens ins Leere lenken.Kathleen ahnte die Gefahr, in die ein fehlgehender Sto sie brachte.Dann taumelte sie dem Monster direkt in die Arme!Darum ri sie den Haken zurck und setzte noch einmal an.Sie traf das Ungeheuer mitten auf die Brust.Ein knarrender Laut kam aus dem vertrockneten Krper. Die Gestalt schwankte, die Arme ruderten und versuchten das Gleichgewicht herzustellen. Vergeblich.Mit einem seltsam kreischenden Schrei kippte das grauenhafte Wesen hinterrcks von der Planke und klatschte ins Wasser.Kathleen traute der Situation nicht. Vorsorglich richtete sie den Bootshaken auf die Wasserflche, als sie an die Laufplanke trat.Das Ungeheuer trieb dicht unter der Wasseroberflche, das Gesicht nach oben gekehrt. Das Licht vom Boot fiel auf die Szene und zeigte Kathleen jede scheuliche Einzelheit.Das Monster hatte jetzt den drren vertrockneten Mund weit aufgerissen. Luftblasen blubberten an die Wasseroberflche. Nadelspitze Zhne schnappten zu und bekamen auer Wasser doch nichts zu fassen.Mit Armen und Beinen strampelnd, versuchte das grauenhafte Wesen, dem Zug in die Tiefe zu entgehen.Aber eine unsichtbare Faust schien das Ungeheuer langsam hinabzuholen in das dunkle feuchte Reich.Das Wasser hatte geringe Strmung.Kathleen sah, wie der zuckende tobende Krper langsam abgetrieben wurde, whrend er tiefer sank.Sie hrte noch einmal einen grauenhaften Schrei, hielt es aber fr eine Sinnestuschung. Wie konnte ein Wesen schreien, dort drunten, drei oder vier Yards tief bereits?Die Formen begannen zu zerflieen. Als ob sich der Krper auflste.Kathleen konnte nicht sagen, ob es so war. Wenn doch, dann war sie froh und glcklich.Wenn nicht, dann blieb der Krper dieses Wesens hoffentlich fr alle Ewigkeit dort unten im Schlamm liegen und kam nie wieder ans Tageslicht.Sie warf den Bootshaken an Deck, als htte sie sich an ihm die Hnde verbrannt. Sie fhlte sich nicht gut.Sie wnschte, da die Aufregungen dieses Abends vorber waren. Was sie brauchte, war ein vernnftiges Gesprch mit Mac. Fr die entsetzlichen Vorgnge mute es doch eine Erklrung geben. Und es mute sich doch ein wirksamer Schutz gegen die dunklen Machenschaften dieses Grafen Dracula finden lassen.Joan mute in jedem Falle mitkommen. Die war ihres Lebens nicht sicher in dieser riesigen Stadt. An jeder Ecke konnte ein anderes Geschpf lauern, das dem Frsten aller Vampire gehorchte.Kathleen machte sich auf, um Joan von Bascom Galsworthy zu befreien.Der kleine dicke Widerling war fast noch lstiger wie das Wesen, das ihnen so hartnckig gefolgt war und das jetzt drauen im dunklen Wasser trieb.Bascom war bemht, Joan unter Alkohol zu setzen. Damit sie auf dem Tisch tanzte. Das war eine Spezialitt von Bascom. Darauf stand er.Irgendwo hatte eben jeder seine Macke.Kathleen nahm ihm das randvoll gefllte Glas aus der Hand, das er eben Joan an die Lippen setzen wollte. Er hatte die junge Frau in seinen Salon geschleppt und auf einer Ledergarnitur deponiert, und dort belagerte er sie.Er hatte Routine, die Situation sagte es.Aufpassen sollst du auf sie, nicht anmachen! sagte Kathleen. Und Alkohol ist unfair. Aber was verstehst du schon davon? Sie zog Joan von den Polstern hoch. Wetten, da er dir schon von seinem Feriensitz auf den Bermudas vorgeschwrmt hat und da er dir den demnchst zeigen mchte?Ja, aberKathleen stellte das Glas auerhalb Bascoms Reichweite ab. Was glaubst du, wie viele Mdchen in London herumlaufen, die alle schon mal das Ferienhaus auf den Bermudas gezeigt bekommen sollten. Das ist auch eine von seinen Maschen. Komm jetzt, wir ziehen eine Ecke weiter. Diese Party ist bescheuert wie alle Partys davor.Hr mal! protestierte Bascom schwach. Niemand hat dich gezwungen, herzukommen. Und ich kann mich auch nicht entsinnen, dich eingeladen zu haben. Wenn eine Party nicht gelingt, liegt es nur an euch faden Weibern. Du kannst verschwinden.Das knnte dir so gefallen. Joan kommt mit.Bascoms Augen funkelten hinterlistig, boshaft und gemein. Jetzt sa er da wie eine giftgeschwollene Krte. Ach, ist das so? Hltst du dir jetzt niedliche kleine Freundinnen?Kathleen regte sich nicht einmal darber auf. Du bist und bleibst ein dummer Mensch, Bascom. Bis zum nchstenmal!Sie schob Joan aus dem Salon hinaus.Weit kamen sie nicht.Ein dumpfer Laut schallte bers Wasser. Nicht ganz wie eine Explosion, eher wie eine starke Verpuffung.Bascoms Gste liefen an Deck. ber dem Parkplatz stand eine Feuersule. Schwarzer Qualm und Funken wurden weit hinaus in den Nachthimmel gerissen.Etwas war in die Luft geflogen und brannte.Kathleen war voller Sorge um ihren teuren Wagen. Sie drngte sich mit Joan durch die gaffenden Partygste, die sich an Deck und vor der Laufplanke stauten.Niemand dachte daran, zum Parkplatz zu eilen und zu sehen, ob irgendwie zu helfen war.Bascoms Gste berlieen Hilfeleistungen anderen. Sie waren gekommen, um sich zu amsieren, nicht, um zu arbeiten.Aber Kathleen und Joan liefen los.Kathleen warf einen scheuen Blick ins dunkle Wasser, von dem Wesen war nichts mehr zu sehen. Es war wohl untergegangen. Bewegt hatte es sich zum Schlu jedenfalls nicht mehr.Ihre Schritte hmmerten ber den Steg.Wie von Furien gehetzt kletterten sie die Steintreppe in der Mauer hoch.Kathleen stie einen mchtigen Seufzer aus, der ihre ganze Erleichterung zum Ausdruck brachte. Nicht ihr nobles Auto brannte, sondern der Wagen, mit dem das Ungeheuer die Verfolgung aufgenommen hatte.Er stand vom Khler bis zum Heck in hellen Flammen.Kathleen begriff, da Draculas gewaltige Dmonenkrfte dieses Feuer ausgelst hatten. Es sollten wichtige Spuren vernichtet werden. Alle Spuren.Und vielleicht war das Feuer auch als Warnung gedacht. Als Warnung fr sie und vor allem fr Joan.Denn die war ja Draculas Braut.

*

Ich war so perplex, Woods zu sehen, da ich Dru Palmer zu wenig Aufmerksamkeit schenkte.Auerdem stand sie in der Dunkelheit, denn meine Taschenlampe leuchtete in den Treppenschacht hinab.Ich sprte einen pltzlichen Luftzug, hrte ihren Bettkittel rascheln und duckte mich instinktiv.Sie fiel fast auf mich. Und sie krallte ihre drren Knochenfinger in meine Kleidung.Ihr abscheulicher Atem wehte mir um den Kopf.Ich machte einen Buckel wie ein bockendes Pferd und schaffte es, die Untote abzuwerfen.Zwei Schritte sprang ich zurck und leuchtete Dru Palmer an.Sie hatte den schrecklichen Mund weit aufgerissen und drohte mit den spitzen Vampirzhnen wie eben schon.Und diesmal htte sie es fast geschafft, diese nadelspitzen Zhne in meinen Hals zu schlagen. Mich packte das Grauen und schttelte mich wie einen nassen Lappen.Glck gehabt, alter Junge, dachte ich, aber gerade so eben noch! Mach nicht den Fehler und unterschtze diese Geschpfe! Sie sind alle gefhrlich! Einen Fehler machst du nur einmal. Zu einem zweiten kommst du nicht mehr!Ich bekam ihren Arm zu packen, als sie mich wieder mit einer ungeahnten Wildheit angriff. Sie war von der Blutgier besessen.Ich hatte keine Skrupel. Sonst gehe ich mit Frauen sehr sanft um, meine Freundin Kathleen Burke kann das besttigen. Aber Dru Palmer war kein Mensch mehr. Sie war bergewechselt ins Reich der Untoten. Sie war zum Dmon geworden. Sie war der Feind eines jeden lebenden Geschpfes.Deshalb wirbelte ich sie herum.Wieder stie sie dieses weinerliche Jammern aus. Es klang anders als vorhin. Auch Untote knnen ihren Zorn uern.Und sie war zornig. Sie hatte mich schon in der Falle gesehen, und doch war ich ihr und ihren Partnern daraus entschlpft.Ich lie den Arm los, als ich ihr gengend Schwung gegeben hatte.Da ich ihr die dnnen Unterarmknochen brach, brauchte ich nicht zu befrchten. Untote sind robust, die halten eine Menge aus.Dru Palmer sauste in den Flur vom zweiten Stockwerk hinein. Sie kam zu Fall. Ich hrte, wie sie sich berschlug.Der Weg nach unten war frei bis zum Hausflur. Dort aber standen die drei , Zombies und Peter Woods.Teufel, wie war er berhaupt in die Totenkiste gekommen? Und wie war er das enge Treppenhaus herabgesaust? Von allein doch nicht.Das bedeutete, da oben noch jemand war. Jemand, der der Totenkiste einen Sto versetzt hatte!Wre ich nach oben gelaufen, wre ich ebenso in eine Falle gerannt.Das drckte meine Stimmung. Dieses Spukhaus schien ein wahrer Hort von dmonischen Gestalten zu sein. Ein Treffpunkt mitten in London.Was mich oben erwartete, wute ich nicht. Was unten auf mich zukam, sah ich.Ich gehe niemals ein vermeidbares Risiko ein.Die Zombies drunten waren noch ziemlich durcheinander. Ich wartete nicht, bis sie sich zusammenrotteten, sondern spurtete die Treppen hinab.Einen berrannte ich einfach. Er schlug einen Salto und ri den hinter ihm stehenden Untoten mit sich.Den dritten fegte ich mit einem Heumacher beiseite. Jedem Lebenden wre danach hren und sehen und berhaupt alles vergangen. Aber der Zombie erhob sich und tappte schon wieder in meine Richtung.Ich wnschte mir eine brauchbare Waffe gegen diese Schreckensgestalten.Der Taschenlampenstrahl geisterte berall herum.Oben hrte ich Schritte. Dru Palmer war schon wieder auf den nackten Fen.Neben der Treppe erklang ein scharrendes Gerusch. Ich leuchtete hin.Peter Woods hatte die Totenkiste aufgerichtet und den Deckel draufgelegt. Jetzt schob er sie mit dem Fu an die Wand. Und er rumte sogar die Trmmer des Treppengelnders beiseite.Ein ordentlicher Mensch, alles, was recht ist.Er schaute zu mir her und blinzelte. Das Licht strte ihn.Ich suchte an ihm nach gewissen Anzeichen, an denen ein Zombie erkennbar war. Sie traten in allen mglichen Erscheinungsformen auf. Meist waren sie vertrocknet und verschrumpelt. Es gab auch Welche, die sahen fast wie normale Menschen aus.Woods kam mir etwas bla vor. Aber das war kein Wunder nach der sausenden Fahrt mit dem Sarg und dem mrderischen Sturz durchs Treppenhaus.Seine Haut hatte einen gewissen Schimmer, als knnte sie bald durchsichtig sein.Aus den Augenwinkeln sah ich, da die Zombies zurckwichen. Sie muten einen Befehl empfangen haben, den ich nicht hren konnte. Ich verstand ja auch ihre Totenstimmen nicht.Blitzschnell lie ich den Lichtstrahl ber sie gleiten. Ihre Augen funkelten noch begehrlich, gierig, hungrig. Aber sie zogen sich zurck.Es mute hier irgendwo ein Loch geben, aus dem sie gekrochen waren. Dorthin kehrten sie zurck. In den Keller dieses Spukhauses wahrscheinlich.Ich leuchtete die Treppe hinauf.Wie eine Traumwandlerin kam Dru Palmer herunter. Auch ihre Augen drckten immer noch die Gier nach meinem Blut aus, aber sie schritt steif und friedfertig an mir vorber und tauchte in der Dunkelheit des Hauses unter.Ich konnte es nicht fassen. Diese ganze grliche Prozession zog kampflos ab!Ohne sich noch einmal auf mich zu strzen! Ohne mir eine neue Falle zu stellen!Soviel Glck machte mich skeptisch.Peter Woods stubte sich Holzwurmmehl von der Kleidung. Er kam nher. Ich beobachtete ihn scharf.Er hinkte nicht, er verzog nicht schmerzhaft das Gesicht. Wenigstens einige anstndige Prellungen htte er von der sausenden Fahrt und dem Absturz zurckgehalten mssen.Aus der Nhe kam mir seine Haut auch viel blasser vor. Wchsern, fast durchscheinend. Ich suchte nach den Adern und sah sie nicht.Wurde aber auch Zeit, da Sie kommen, Kinsey, sagte er.Und da zndete es bei mir.Zur Hlle, wie konnte er wissen, da ich es war? Mein Gesicht hatte er doch nicht gesehen. Und meinen Namen hatte ich nicht genannt.Ich konnte mich auch nicht erinnern, da der Lichtstrahl mein Gesicht getroffen htte.Er blieb einen Schritt vor mir stehen und grinste.Und da sah ich es Bispuren an seinem Hals!Woods gehrte auch schon nicht mehr zu uns!Die Untoten hatten ihn in ihr Reich geholt. Jetzt nahm er an ihrer Jagd auf die Lebenden teil.Ich war fassungslos. Er hatte eine Spur gefunden, die richtige Spur, wie ich jetzt wute. Er hatte Dru Palmer gefunden. Aber welchen Preis hatte er bezahlen mssen.Er war in eine Falle gegangen.Sein Grinsen wurde breiter. Es lie ihn mit einem Schlag hlich aussehen. Und gefhrlich.Seine Lippen zogen sich zurck.Er hatte auch schon die nadelspitzen Vampirzhne, wenn auch sein Krper noch nicht die totale Umwandlung mitgemacht hatte. Vielleicht war es auch bestimmt, da er diese Gestalt behielt.Die Ratschlsse der finsteren Mchte waren immer ein Rtsel.Da Woods mich erkannte, war der letzte Beweis fr seine untote Existenz. Zombies waren in der Lage, auch in der Dunkelheit zu sehen. Sie brauchten berhaupt kein Licht.Er hatte mich erkannt. Oder die dunklen Mchte hatten ihm zu verstehen gegeben, wer in das Spukhaus eingedrungen war.Ich zgerte einen Herzschlag zu lange. Und ich hatte Woods zu dicht an mich herankommen lassen.Pltzlich schleuderte er die Arme vor und packte mich.Da er etwas gegen mich im Schilde fhrte, war mir schon klar. Da es so schnell geschah, berraschte mich.Er ri den Mund weit auf. Die spitzen Zhne schoben sich weit hervor. Sein widerlicher Atem stie mir ins Gesicht. Er hatte mich an den Oberarmen gepackt und ri mich zu sich heran.Ich hielt immer noch die Automatic in der rechten Hand.Irgendwie schaffte ich es, die Waffe richtig herum in die Finger zu bekommen. Mit dem Daumen drckte ich die Sicherung heraus.Woods mrderisches Vampirgebi war kaum noch handbreit von meinem Hals entfernt, als ich die Pistole klar hatte. Ich drckte ab und feuerte ihm drei Kugeln von unten her in den Brustkorb.

*

Die Kugeln gingen dorthin, wo ein Mensch das Herz hat.Ich wute nicht, was Woods jetzt dort hatte. Ein Herz bestimmt nicht.Die Wucht der Kugeln stie ihn lediglich zurck, aber die Projektile verletzten ihn nicht.Ich hatte aufgesetzt geschossen. Sein Hemd qualmte, der dreimalige Feuerstrahl hatte den Stoff angesteckt.Er fate nicht einmal mit der Hand auf die getroffene Stelle, geschweige brach er zusammen.Er kam schon wieder auf mich zu.Seine Absichten waren nicht freundlicher geworden.Warum, Woods? schrie ich ihn an. Ich hatte noch nie mit einem Untoten diskutiert. Aber er hatte mich angesprochen, da konnte ich annehmen, da er mich hrte und verstand.Er hat mich gerufen, und ich bin gekommen. Ich bin in seine Heerschar eingetreten. Er sagte es so daher. Locker und lssig.Er? Wer ist er, Woods?Seine Brauen gingen in die Hhe und drckten scharfen Tadel aus. Er schien es nicht zu begreifen, da ich so dumm war und nicht wute, wen er meinte.Er lie sich doch zu einer Antwort herab. Der Frst.Das fehlte noch. Die Klte fuhr mir ins Mark.Aber Frsten gab es viele. Es mute ja nicht gleich der Teufel sein, der der Frst der Hlle war.Welcher Frst, Woods? fragte ich.Wieder gingen seine Brauen hoch. Der Frst aller Vampire.Der ist tot, vergangen, zu Staub zerfallen und in alle Winde zerblasen! schrie ich ihn an. Sie sind einem Dmon aufgesessen, der sich fr den Frsten der Vampire ausgibt.So etwas kam auch im Schattenreich vor, das war mir bekannt. Dort herrschten ebenso Lug und Trug wie auf der Erde, und auch dort wurde mit allen lausigen Tricks um die Macht gerangelt.Woods schttelte beharrlich den Kopf. Er ist der rechtmige Frst. Seine treuen Vasallen haben seinen Staub gesammelt, er ist auferstanden und sammelt seine Heerscharen. Er ruft uns. Auch Sie, Kinsey. Kommen Sie, berwinden Sie Ihre Furcht.Einen Dreck werde ich! sagte ich scharf. Dabei beobachtete ich, wie sich der Glutfleck auf seinem Hemd ausbreitete. Der glimmende Rand fra sic


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