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Historisches Portal Essen · Historisches Portal Essen Friedhofsführer Seite 3 von 4 Zu Lebzeiten,...

Date post: 30-Apr-2020
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Historisches Portal Essen Friedhofsführer Seite 1 von 4 Dieser Text befindet sich noch in der Korrekturphase. Bitte beachten Sie, dass nicht alle Daten und Fakten auf dieser Seite verlässlich sind. Krupp, Friedrich Alfred *17.02.1854 in Essen, 22.11.1902 in Essen, Friedhof: Friedhof Bredeney Beruf: Industrieller Geo-Koordinaten der Grabstelle: (in Dezimalgrad) 51.408665, 6.979422 Vita: Friedrich Alfred Krupp wurde am 17. Februar 1854 als einziger Sohn des Gussstahlfabrikanten Alfred Krupp und seiner Frau Bertha Krupp (geb. Eichhoff, 1831-1888) in Essen geboren. Friedrich Alfred Krupp litt bereits als Kind an Asthma und Anfällen von Gelenkrheumatismus, daher wurde er in seiner Jugend zunächst von Hauslehrern unterrichtet, besuchte aber später zwei Jahre lang das Burggymnasium in Essen. Friedrich Alfred interessierte sich für die Metallurgie und hätte es bevorzugt, eine Technische Hochschule zu besuchen. Auf den Wunsch seines Vaters trat er jedoch zunächst mit 21 Jahren in das Unternehmen der Familie ein. Friedrich Alfred bekam kein eigenes Aufgabengebiet, vielmehr fungierte er als Mittelsmann zwischen seinem in der Villa Hügel zurückgezogen lebenden Vater Alfred Krupp und den leitenden Mitarbeitern der Firma. 1882 erhielt Friedrich Alfred Krupp Prokura und die Erlaubnis des Vaters, wenigstens einige Monate die Technische Hochschule in Braunschweig besuchen zu dürfen. 1883 errichtete Krupp ein zweites chemisches Laboratorium, dessen Leitung er einem Dozenten der Hochschule in Braunschweig übertrug. Im gleichen Jahr, am 19. August 1882, heiratete er Margarethe Freiin von Ende. Zunächst lehnte sein Vater Alfred Krupp die Hochzeit mit einer Adeligen ab, denn der Name Krupp war ihm genug. Schließlich stimmte er der Verbindung doch zu. Aus der Ehe gingen die Töchter Bertha (1886-1957) und Barbara (1887-1972) hervor. Nach dem Tod des Vaters 1887 ging der Konzern auf Friedrich Alfred über und die Firma expandierte. 1892/94 gliederte er das Grusonwerk (Buckau bei Magdeburg) an die Firma an und übernahm 1896/1902 die Germaniawerft in Kiel. 1897 konnte er durch die Integration des Hüttenwerks in Rheinhausen die Produktpalette auf Panzerplatten für Schiffe und U-Boote sowie Dieselmotoren erweitern. Von 1887 bis 1902 stieg die Zahl der Mitarbeiter von 20.200 auf 42.600. Auch Friedrich Alfred Krupp lehnte, wie sein Vater, die Erhebung in den Adelsstand, wie auch eine Reichstagskandidatur ab. Letzteres könnte auch im Zusammenhang mit Friedrich Alfreds zurückhaltender Art stehen, da er nicht gerne vor einem großen Publikum sprach, er hatte dies nie gelernt und fühlte sich in kleineren Kreisen wohler. Sowohl in politischen Bereichen als auch in der kaiserlichen Flottenpolitik engagiert er sich, was aber nicht von Erfolg gekrönt wurde.
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Dieser Text befindet sich noch in der Korrekturphase.

Bitte beachten Sie, dass nicht alle Daten und Fakten auf dieser Seite verlässlich sind.

Krupp, Friedrich Alfred

*17.02.1854 in Essen, �22.11.1902 in Essen, Friedhof: Friedhof Bredeney

Beruf: Industrieller

Geo-Koordinaten der Grabstelle: (in Dezimalgrad) 51.408665, 6.979422

Vita:

Friedrich Alfred Krupp wurde am 17. Februar 1854 als einziger Sohndes Gussstahlfabrikanten Alfred Krupp und seiner Frau BerthaKrupp (geb. Eichhoff, 1831-1888) in Essen geboren. Friedrich AlfredKrupp litt bereits als Kind an Asthma und Anfällen vonGelenkrheumatismus, daher wurde er in seiner Jugend zunächst vonHauslehrern unterrichtet, besuchte aber später zwei Jahre lang dasBurggymnasium in Essen. Friedrich Alfred interessierte sich für dieMetallurgie und hätte es bevorzugt, eine Technische Hochschule zubesuchen. Auf den Wunsch seines Vaters trat er jedoch zunächst mit21 Jahren in das Unternehmen der Familie ein.

Friedrich Alfred bekam kein eigenes Aufgabengebiet, vielmehrfungierte er als Mittelsmann zwischen seinem in der Villa Hügelzurückgezogen lebenden Vater Alfred Krupp und den leitenden Mitarbeitern der Firma.1882 erhielt Friedrich Alfred Krupp Prokura und die Erlaubnis des Vaters, wenigstens einige Monatedie Technische Hochschule in Braunschweig besuchen zu dürfen.1883 errichtete Krupp ein zweites chemisches Laboratorium, dessen Leitung er einem Dozenten derHochschule in Braunschweig übertrug. Im gleichen Jahr, am 19. August 1882, heiratete erMargarethe Freiin von Ende. Zunächst lehnte sein Vater Alfred Krupp die Hochzeit mit einerAdeligen ab, denn der Name Krupp war ihm genug. Schließlich stimmte er der Verbindung doch zu.Aus der Ehe gingen die Töchter Bertha (1886-1957) und Barbara (1887-1972) hervor.

Nach dem Tod des Vaters 1887 ging der Konzern auf Friedrich Alfred über und die Firmaexpandierte. 1892/94 gliederte er das Grusonwerk (Buckau bei Magdeburg) an die Firma an undübernahm 1896/1902 die Germaniawerft in Kiel. 1897 konnte er durch die Integration desHüttenwerks in Rheinhausen die Produktpalette auf Panzerplatten für Schiffe und U-Boote sowieDieselmotoren erweitern. Von 1887 bis 1902 stieg die Zahl der Mitarbeiter von 20.200 auf 42.600.Auch Friedrich Alfred Krupp lehnte, wie sein Vater, die Erhebung in den Adelsstand, wie auch eineReichstagskandidatur ab. Letzteres könnte auch im Zusammenhang mit Friedrich Alfredszurückhaltender Art stehen, da er nicht gerne vor einem großen Publikum sprach, er hatte dies niegelernt und fühlte sich in kleineren Kreisen wohler. Sowohl in politischen Bereichen als auch in derkaiserlichen Flottenpolitik engagiert er sich, was aber nicht von Erfolg gekrönt wurde.

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Nach seinem frühenTod am 22.November1902 wurde dasUnternehmen in eineAktiengesellschaftumgewandelt, vondenen der Anteilweitestgehend an dieErbin und TochterBertha Krupp überging.Bis zur Volljährigkeitihrer Tochter leiteteMargarethe Krupp denKonzern.

Die Todesursachewurde nie offiziellpreisgegeben. Aus

verschiedenen Quellen geht hervor, dass Friedrich Alfred entweder an Herzversagen oder an einemHirnschlag starb, dennoch gab es Gerüchte über einen Selbstmord. Diesen Gerüchten gingenVermutungen über eine eventuelle Homosexualität Krupps voraus, die im sogenannten „KruppSkandal“ durch die Presse veröffentlicht wurden.[1] Rufschädigende Zeitungsartikel des SPD-Blattes"Vorwärts" verbreiteten sich ab dem 15. November 1902 aus Richtung Italien. Friedrich Alfred Kruppwar das erste prominente Opfer, das wegen einer Privatsache in den Medien angeprangert wurde,womit ein neues Jahrhundert der Massenpresse eingeläutet wurde. Wer ihn kannte, beschrieb ihn alsmenschenfreundlich, liebenswürdig, gutgläubig und weichherzig. Vermutungen wurden aufgestellt,dass Friedrich Alfred an den Vorwürfen zerbrach und es sich nicht um einen Zufall handelte, dass dieöffentlichen, sehr persönlichen Kritiken und sein früher, plötzlicher Tod so nahe beieinander lagen.

Zu seinem Begräbnis am 26. November 1902 kam Kaiser Wilhelm II. (Regierungszeit 1888-1918)nach Essen und nutzte den Anlass für eine politische Demonstration gegen die Sozialdemokratie. Inseiner Rede nach der Beisetzung kritisierte der Kaiser die Presse für die Veröffentlichung dervermeintlichen Gerüchte über Friedrich Alfred Krupp und machte sie zu den Verantwortlichen fürseinen frühen Tod:

„Einem kerndeutschen Manne, der stets nur für andere gelebt, der stets nur das Wohl desVaterlandes, vor allem aber das seiner Arbeiter im Auge gehabt hat, hat man an seine Ehregegriffen. Diese Tat mit ihren Folgen ist weiter nichts als Mord, denn es besteht kein Unterschiedzwischen demjenigen, der den Gifttrank einem anderen mischt […] und demjenigen, der aus demsicheren Versteck seines Redaktionsbureaus mit […] Verleumdungen einen Mitmenschen um denehrlichen Namen bringt und durch die hierdurch hervorgerufenen Seelenqualen tötet.“ [2]

Auch zahlreiche andere Persönlichkeiten aus aller Welt nahmen an der Trauerfeier Friedrich AlfredKrupps teil:

„Als die Nachricht vom Tod des Industriellen Friedrich Alfred Krupp am 22. November 1902 denKaiser erreichte, eilte Wilhelm II. nach Essen, um den Trauerzug anzuführen. So unterschiedlichePersönlichkeiten wie der Komponist Engelbert Humperdinck, der amerikanische Stahlbaron AndrewCarnegie, der Ingenieur Rudolf Diesel oder Chulalongkorn, König von Siam, sprachen denHinterbliebenen ihr Beileid aus. Hunderte weiterer Kondolenzbriefe erreichten die Witwe und dasUnternehmen.“ [3]

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Zu Lebzeiten, aber auch nach dem Tode, wurde Friedrich Alfred oftmals mit seinem Vater und dessenLeistungen und sozialem Engagement verglichen, in dessen Schatten er stand. Ebenso verbreitetensich Gerüchte in der Öffentlichkeit über einen extravaganten Lebensstil, die seinem Ruf als stillen,zurückhaltenden Mann widersprachen. Allem zum Trotz führte er den Krupp-Konzern erfolgreich. Erwar bekannt für seine liebenswürdige Art und bewies oftmals große Geschicklichkeit bei derBewältigung schwieriger Aufgaben, als auch seines Auftretens vor (potenziellen) Kunden.[4]

Trotz seiner negativen Wahrnehmung durch die Öffentlichkeit und vor allem durch die Presse,schaffte sich Friedrich Alfred im Vergleich zu seinem Vater, neben der Leitung des Unternehmens,Zeit für seine persönlichen Vorlieben. Er reiste in seiner Freizeit auf die italienische Insel Capri, aufder er sich meist mehrere Monate aufhielt und genoss den Abstand zu den Aufgaben und dengesellschaftlichem Druck in Deutschland. Zudem engagierte er sich für wissenschaftliche Arbeiten,förderte Expeditionen und war fasziniert von den Naturwissenschaften. Auch seinen Töchtern ließFriedrich Alfred Krupp naturwissenschaftlichen Unterricht geben, da sein eigenes Interesse anentsprechenden Fragen stetig wuchs. Eine mineralogische Sammlung, die er in der Villa Hügeleinrichtete, schuf die Grundlage eines später herausgegebenen, zoologischen Wörterbuchs.Er zeigte auch ein großes politisches Interesse, welches sich in seiner Freundschaft zum KaiserWilhelm II. widerspiegelte. [5]

Nach seinem Tod wurden sowohl in Deutschland, als auch auf der Insel Capri mehrere Denkmälererrichtet.

Ehrungen

• 27.1.1898: Verleihung des Wilhelm-Ordens• 21.5.1901: 1. Ehrendoktor, Diplom der königlich Technischen Hochschule zu Aachen

Spuren in Essen:

• 14.7.1903: Denkmal in Essen Altenhof• 1904: Das Hüttenwerk in Rheinhausen wurde umbenannt in „Friedrich-Alfred-Hütte“• 1937: Büste in Rheinhausen

Fußnoten:

[1] Richter: Friedrich Alfred Krupp auf Capri – Ein Skandal und seine Geschichte, inEpkenhans/Stremmel /Hrsg.): Friedrich Alfred Krupp – Ein Unternehmer im Kaiserreich, München2010, S. 157-177[2] Historisches Archiv Krupp, FAH 22 3M 209: Ansprache Seiner Majestät des Kaisers auf demBahnhofe Essen nach der Beisetzung des Herrn F.A. Krupp an Direktorium und Arbeiter derKruppschen Werke, 20. November 1902[3] Epkenhans/Stremmel: Deutung eines Lebens, in Diess. (Hrsg.): Friedrich Alfred Krupp – EinUnternehmer im Kaiserreich, München 2010, S. 7[4] http://bsbndb.bsb.lrz-muenchen.de/index.html - "Deutsche Biographie"[5] Epkenhans/Stremmel: Deutung eines Lebens, in Diess. (Hrsg.): Friedrich Alfred Krupp – EinUnternehmer im Kaiserreich, München 2010, S. 14-19

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Abbildungen:

Personenbild

• http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/0/03/KRUPP%2C_FRIEDRICH_ALFRED_%281854-1902%29_nel_1900.jpg

Grabbild

• Marcel Maric

Literatur:

• Stenglein, Frank: Krupp- Höhen und Tiefen eines Industrieunternehmens,München/Düsseldorf 1998

• Epkenhans, Michael/ Stremmel, Ralf (Hrsg.): Friedrich Alfred Krupp – Ein Unternehmer imkaiserreich, München 2010

• Historisches Archiv Krupp

Internetquellen

• www.deutsche-biografie.de• www.derwesten.de


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