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Hilfe bei einer vergrößerten Prostata · male Ejakulation nach außen möglich ist. Bei den...

Date post: 19-Oct-2020
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Münchner Merkur Nr. 287 | Montag, 12. Dezember 2016 Telefon: (089) 53 06-418 [email protected] Telefax: (089) 53 06-86 61 19 Leben STIEFS SPRECHSTUNDE Leser fragen – Experten antworten Prof. Christian Stief Liebe Leserinnen und Leser, als Chefarzt im Münchner Klinikum Großhadern erlebe ich täglich, wie wichtig medizinische Aufklärung ist. Doch im hektischen Alltag von Klinik und Praxis bleiben manchmal Fragen offen. Und: Geht es um ein „Tabuthema“, trauen sich Patien- ten häufig gar nicht erst nachzufragen. Meine Kollegen und ich wollen Ihnen daher Antworten geben. Haben Sie auch eine Frage zu einem medizinischen Thema? Dann schicken Sie uns diese zu! Bitte fassen Sie Ihr An- liegen in wenigen Sätzen zusammen und geben mög- lichst Ihr Alter an. Schicken Sie uns keine Krankenakten zu. Die Antworten werden auf dieser Seite anonymisiert veröffentlicht – aber nicht persönlich zugeschickt. Haben Sie Fragen an unsere Ärzte? Schreiben Sie uns! Per Mail: [email protected] Per Post: Münchner Merkur, Redaktion Gesundheit, Paul-Heyse-Straße 2-4, 80336 München Leserin: Mein Mann leidet seit etwa einem Jahr an Gürtelrose im Gesicht. Er hat sofort die verordneten Tabletten genommen. Jetzt bekommt er Gabapentin, hat aber furchtbare Schmerzen. Wissen Sie Rat? Schmerzen bei Gürtelrose: Was hilft? Eine Gürtelrose ist eine akute Viruserkrankung, die innerhalb weniger Tage abheilt. Ihr Mann leidet also nicht an einer Gürtelrose, sondern an einer als Folge davon entstehenden Nervenschädigung. Eine solche „postzosterische Neuralgie“ ist in der Tat oft sehr schmerzhaft, und die übliche Therapie besteht in dem Medikament „Gabapentin“, alternativ „Pregabalin“. Wenn das nicht hilft, wäre mein Rat, sich an einen erfahrenen Neurologen zu wenden. Er kann versuchen, die virusbedingte Nervenschädigung zu bessern. Leserin: Mein Enkel (32) hat Probleme mit Akne, ist aber sehr zurückhaltend und geht deshalb nicht zum Hautarzt. Welche Arzneien helfen ihm? Akne: Was hilft erwachsenen Patienten? Die Akne bei einem 32-jährigen Mann sollte von einem Arzt therapiert werden. Eine Selbstbehandlung ist nicht sinnvoll und erfolgversprechend. Daher sehe ich nur dann eine begründete Aussicht auf Erfolg, wenn Sie Ihren Enkel zu einem Besuch beim Hautarzt bewegen können. Für Hautärzte gehört die Therapie der Akne zur Routine, und sie lässt sich in allen Fällen mit großem Erfolg behandeln. Ein Universalrezept gibt es dagegen nicht, denn die verschiedenen Akneformen müssen auch mit verschiedenen Arzneien behandelt werden. Prof. Thomas Ruzicka Facharzt für Dermatologie und Direktor der Klinik für Dermatologie und Allergologie der Ludwig-Maximilians-Universität München Prof. Christian Gratzke leitet das Prostata- zentrum am Klinikum Großhadern DAS SOLLTEN MÄNNER WISSEN ............................................................................................................................................................................................................................................. die vielen besser als Potenz- mittel bekannt sind. Seit we- nigen Jahren verordnen Uro- logen solche Wirkstoffe auch bei einer vergrößerten Prosta- ta – allerdings in deutlich niedrigerer Dosierung. Wenn die Prostata die Harnröhre stark einengt, rät Gratzke aber oft zu einer Operation. Ein Bauchschnitt ist dabei selten nötig. Operiert wird nämlich meist durch die Harnröhre (siehe Grafik). Zum Beispiel mit einer Elek- troschlinge, mit der über- schüssiges Drüsengewebe weggehobelt wird. Bei einer weiteren Methode wird ein Laserstrahl wie ein Skalpell genutzt und die Prostata von innen her regelrecht ausge- schält. Zurück bleibt eine lee- re Kapsel. Bei der Laser-Va- porisation wiederum wird das störende Gewebe einfach ver- dampft. Das Risiko für Blu- tungen ist dadurch geringer. Das ist vor allem für Patienten interessant, deren Blutgerin- nung gestört ist, die also Me- dikamente nehmen oder an der Bluterkrankheit leiden. Noch in der Erprobungs- phase ist ein weiteres Verfah- ren, „Uro-Lift“ genannt. Im Gegensatz zu den anderen Methoden, die alle eine Voll- narkose erfordern, handelt es sich hierbei um einen kleine- ren Eingriff. Dabei wird auch nichts weggeschnitten, son- dern die Prostata „wie der Vorhang im Theater“ zurück- gezogen und dann mit Klam- mern fixiert, erklärt Gratzke. So hat die verengte Harnröh- re wieder Platz. Doch es muss sich noch zeigen, ob dieser Effekt auch von Dauer ist. Männern, die sich schon jetzt dafür entscheiden, sei häufig etwas anderes wichtiger: dass auch danach noch eine nor- male Ejakulation nach außen möglich ist. Bei den klassi- schen Methoden ist das nicht so: „Die Ejakulation erfolgt danach in die Blase.“ ist ein Eiweiß, dessen Kon- zentration sich im Blut mes- sen lässt. Steigt der Wert stark an, kann das tatsäch- lich auf Krebs hindeuten. Viele Urologen empfehlen den PSA-Test daher ergän- zend zur Früherkennung von Prostatakrebs. Aber: Ist der Wert erhöht, heißt das nicht zwangsläufig, dass Krebs die Ursache ist. Er kann zum Beispiel auch bei einer gutar- tigen Vergrößerung der Pros- tata etwas ansteigen. Klingt beruhigend. Doch Gratzke warnt davor, sich allzu schnell mit dieser Erklärung zufriedenzugeben. „Erhöhte Werte sollte man nicht leichtfertig abtun, sondern auf jeden Fall abklären“, mahnt er. Handeln sollte man auch, wenn eine gutartige Vergrö- ßerung der Prostata zu star- ken Problemen beim Bieseln geführt hat. Dann helfen zu- nächst oft Medikamente: So- genannte Alpha-Blocker ent- spannen die Harnröhre, „5-Alpha-Reduktase-Inhibi- toren“ lassen die Prostata schrumpfen. Letztere können sich allerdings negativ auf die Libido auswirken. Im Gegen- satz zu den PDE5-Hemmern, en hätten gezeigt, dass solche Mittel nicht besser wirkten als Placebos, also Scheinme- dikamente ohne Wirkstoff. Nur: Eben diese Untersu- chungen hätten auch erge- ben, dass der Placeboeffekt ungewöhnlich stark sei. Bei etwa jedem dritten Studien- teilnehmer gingen die Be- schwerden auch dann zu- rück, wenn der nur wirkstoff- freie Pillen bekommen hatte. Gratzke sieht die Sache da- her pragmatisch: „Wer möch- te, kann das versuchen, so- lange die Beschwerden ge- ring sind“, sagt er. „Es scha- det zumindest nicht – außer vielleicht dem Geldbeutel.“ Werden die Symptome aber schlimmer, sollte man unbedingt zum Arzt gehen, rät der Urologe. „Viele den- ken, bei einer vergrößerten Prostata handle es sich um eine Krebsvorstufe“, sagt Gratzke. „Das ist falsch. Prostata-Krebs und eine ver- größerte Prostata sind zwei völlig verschiedene Erkran- kungen.“ Warum Patienten das oft durcheinander bringen? Es könnte auch am PSA-Wert liegen. PSA steht für „prosta- taspezifisches Antigen“. Das Faust fester zusammen- drückt. Für den Finger, also die Harnröhre, wird es eng. „Da kommt immer weniger durch.“ Das kann sogar so weit ge- hen, dass die Harnröhre komplett dicht macht. Und: Ist der natürliche Abfluss blockiert, sei das nicht nur ausgesprochen schmerzhaft. Der Harn kann sich dann bis zur Niere zurückstauen und das Organ sogar schädigen. Wenn also trotz starken Harndrangs gar nichts mehr läuft, ist das ein echter Not- fall: Der Betroffene muss so- fort ins Krankenhaus. Das passiert zum Glück nur selten. Doch nervig sind Probleme beim Wasserlassen für jeden Mann. Weil viele aber nicht gern zum Arzt ge- hen – und schon gar nicht zum Urologen –, setzen man- che erst einmal auf die Kraft der Natur: Sie probieren es dann mit Kürbiskernen oder schlucken pflanzliche Mittel, die es rezeptfrei in der Apo- theke gibt. Vor solchen Versuchen rät Gratzke zwar nicht generell ab, warnt aber zugleich vor überzogenen Erwartungen: Alle aussagekräftigen Studi- Die einen müssen nachts mehrmals zur Toilette, andere können plötzlich gar nicht mehr bieseln: Die Prostata wird gerade bei älteren Männern oft zum Problem. Denn die Drüse wächst – und engt häufig die Harnröhre ein. Hier lesen Sie, was hilft. VON ANDREA EPPNER Sie sitzt irgendwo im Unter- leib: Das ist oft schon alles, was junge Männer über ihre Prostata wissen. Der ein oder andere hat vielleicht noch gehört, dass sie wichtig für die Fortpflanzung ist – die Drüse bildet nämlich einen Großteil der Samenflüssig- keit. Doch die meisten Män- ner werden sich ihrer Prosta- ta überhaupt erst bewusst, wenn diese zum Problem ge- worden ist. Das wiederum passiert lei- der oft – und zwar, wenn Männer in die Jahre kom- men. Zunächst bemerken sie dann nur, dass der Harn- strahl schwächer wird. „Sie können dann nicht mehr über den Zaun bieseln“, sagt Prof. Christian Gratzke, Lei- ter des Prostatazentrums, das zur Urologischen Klinik am Münchner Klinikum Groß- hadern gehört. Aber das ge- höre zum Älterwerden und sei völlig normal. Jeder vierte Mann ab 50 Jahren hat je- doch echte Beschwerden: Bei manchen tröpfelt es dann nur noch, oft bleibt auch et- was Urin in der Blase zurück. Viele haben ständig Harn- drang, müssen nachts mehr- mals zur Toilette. Doch wie kommt es zu die- sen Problemen? Seinen Pa- tienten erklärt Gratzke das gern so: Er ballt eine Hand zur Faust und legt sie locker um einen Finger der anderen. „Etwa so umschließt die Prostata die Harnröhre“, sagt Gratzke. „Wenn Männer äl- ter werden, wächst die Pros- tata.“ Erst nur kastanien- groß, bringt sie es später oft auf Pfirsichgröße oder sogar mehr. Was dann passiert, zeigt Gratzke, indem er die Problemorgan im Unterleib: Eine Ärztin zeigt ihrem Patienten auf dem Monitor, wo genau die Prostata (orangefarben dargestellt) sitzt. PANTHERMEDIA Hilfe bei einer vergrößerten Prostata Leser, 46: Ich habe sehr oft Kopfschmerzen, will aber nicht jedes Mal Schmerzmittel nehmen. Jetzt habe ich gehört, dass auch Akupunktur bei den Beschwerden helfen kann. Stimmt das wirklich? Kopfschmerzen: Was bringt Akupunktur? Akupunktur halte ich als Therapieversuch vertretbar, um die Häufigkeit der Kopfschmerzen zu senken. Sinnvoll wäre dazu ein Behandlungsversuch über zehn bis zwölf Sitzungen, ein- bis zweimal wöchentlich. Am besten führen Sie in dieser Zeit ein Schmerztagebuch. Darin schreiben Sie immer genau auf, wann und wie oft Sie Kopfschmerzen haben. Sie sollten auch notie- ren, wie stark die Schmerzen sind und ob Sie deshalb sogar Schmerzmittel nehmen müssen. So können Sie hinterher am ehesten erkennen, ob die Akupunktur bei Ihren Beschwerden eine Wirkung zeigt. Prof. Dieter Melchart Arzt für Naturheilkunde und Leiter des Kompetenzzentrums für Komplementär- medizin und Naturheilkunde (KoKoNat) am Klinikum rechts der Isar in München DIE ZAHL DER WOCHE 75% An den Masern können auch Erwachsene erkranken: Wer nach 1970 geboren ist, sollte sich daher impfen lassen, wenn er gar nicht oder nur einmal als Kind geimpft worden ist. Sie kennen diese Empfehlung nicht? Dann geht es Ihnen wie etwa drei Viertel der Teilnehmer einer bundesweiten Befragung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. OP durch die Harnröhre: Das sind die klassischen Verfahren Mit Strom: Der Arzt führt ein dünnes Röhrchen durch die Harnröhre ein und hobelt von innen her überschüssiges Prostatagewebe (dargestellt in Blau) mit einer Schlinge ab. Durch diese fließt Strom, der stoppt zugleich die Blutung. Diese Methode nennt man transurethrale Resektion, besser bekannt als TUR-P. Ausschälen: Ist die Prostata stark vergrößert, kann der Chirurg die Drüse von innen her ausschälen – und zwar mit einem Laser, der wie ein Skalpell funktioniert. Auch dieses „Laser-Endoskop“ wird durch die Harnröhre eingeführt. Nach dem Ein- griff bleibt nur die äußere Kapsel der Prostata (gelb). Verdampfen: Der Laser lässt sich nicht nur zum Schneiden nutzen. Bei der sogenannten Laser-Vaporisation wird das Prostata-Gewebe von innen her verdampft. Das Risiko von Blutungen ist bei dieser Methode geringer. Sie wird vor allem bei Patienten mit Gerinnungsstörungen einge- setzt. GRAFIK: APOTHEKEN-UMSCHAU
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Page 1: Hilfe bei einer vergrößerten Prostata · male Ejakulation nach außen möglich ist. Bei den klassi-schen Methoden ist das nicht so: „Die Ejakulation erfolgt danach in die Blase.“

Münchner Merkur Nr. 287 | Montag, 12. Dezember 2016

Telefon: (089) 53 [email protected]

Telefax: (089) 53 06-86 61 19LebenSTIEFS SPRECHSTUNDE

Leser fragen – Experten antworten

Prof. Christian Stief

Liebe Leserinnen und Leser, als Chefarzt im MünchnerKlinikum Großhadern erlebe ich täglich, wie wichtigmedizinische Aufklärung ist. Doch im hektischen Alltagvon Klinik und Praxis bleiben manchmal Fragen offen.Und: Geht es um ein „Tabuthema“, trauen sich Patien-ten häufig gar nicht erst nachzufragen. Meine Kollegenund ich wollen Ihnen daher Antworten geben. HabenSie auch eine Frage zu einem medizinischen Thema?Dann schicken Sie uns diese zu! Bitte fassen Sie Ihr An-liegen in wenigen Sätzen zusammen und geben mög-lichst Ihr Alter an. Schicken Sie uns keine Krankenaktenzu. Die Antworten werden auf dieser Seite anonymisiertveröffentlicht – aber nicht persönlich zugeschickt.

Haben Sie Fragen an unsere Ärzte? Schreiben Sie uns!Per Mail: [email protected] Post: Münchner Merkur, Redaktion Gesundheit,Paul-Heyse-Straße 2-4, 80336 München

Leserin: Mein Mann leidet seit etwa einem Jahr anGürtelrose im Gesicht. Er hat sofort die verordnetenTabletten genommen. Jetzt bekommt er Gabapentin,hat aber furchtbare Schmerzen. Wissen Sie Rat?

Schmerzen bei Gürtelrose: Was hilft?Eine Gürtelrose ist eine akute Viruserkrankung, dieinnerhalb weniger Tage abheilt. Ihr Mann leidet alsonicht an einer Gürtelrose, sondern an einer als Folgedavon entstehenden Nervenschädigung. Eine solche„postzosterische Neuralgie“ ist in der Tat oft sehrschmerzhaft, und die übliche Therapie besteht in demMedikament „Gabapentin“, alternativ „Pregabalin“.Wenn das nicht hilft, wäre mein Rat, sich an einenerfahrenen Neurologen zu wenden. Er kann versuchen,die virusbedingte Nervenschädigung zu bessern.

Leserin: Mein Enkel (32) hat Probleme mit Akne, istaber sehr zurückhaltend und geht deshalb nichtzum Hautarzt. Welche Arzneien helfen ihm?

Akne: Was hilft erwachsenen Patienten?Die Akne bei einem 32-jährigen Mann sollte von einemArzt therapiert werden. Eine Selbstbehandlung ist nichtsinnvoll und erfolgversprechend. Daher sehe ich nurdann eine begründete Aussicht auf Erfolg, wenn SieIhren Enkel zu einem Besuch beim Hautarzt bewegenkönnen. Für Hautärzte gehört die Therapie der Aknezur Routine, und sie lässt sich in allen Fällen mit großemErfolg behandeln. Ein Universalrezept gibt es dagegennicht, denn die verschiedenen Akneformen müssenauch mit verschiedenen Arzneien behandelt werden.

Prof. Thomas Ruzicka

Facharzt für Dermatologie und Direktor derKlinik für Dermatologie und Allergologie derLudwig-Maximilians-Universität München

Prof. ChristianGratzkeleitet dasProstata-zentrumam KlinikumGroßhadern

DAS SOLLTEN MÄNNER WISSEN .............................................................................................................................................................................................................................................

die vielen besser als Potenz-mittel bekannt sind. Seit we-nigen Jahren verordnen Uro-logen solche Wirkstoffe auchbei einer vergrößerten Prosta-ta – allerdings in deutlichniedrigerer Dosierung.

Wenn die Prostata dieHarnröhre stark einengt, rätGratzke aber oft zu einerOperation. Ein Bauchschnittist dabei selten nötig. Operiertwird nämlich meist durch dieHarnröhre (siehe Grafik).Zum Beispiel mit einer Elek-troschlinge, mit der über-schüssiges Drüsengewebeweggehobelt wird. Bei einerweiteren Methode wird einLaserstrahl wie ein Skalpellgenutzt und die Prostata voninnen her regelrecht ausge-schält. Zurück bleibt eine lee-re Kapsel. Bei der Laser-Va-porisation wiederum wird dasstörende Gewebe einfach ver-dampft. Das Risiko für Blu-tungen ist dadurch geringer.Das ist vor allem für Patienteninteressant, deren Blutgerin-nung gestört ist, die also Me-dikamente nehmen oder ander Bluterkrankheit leiden.

Noch in der Erprobungs-phase ist ein weiteres Verfah-ren, „Uro-Lift“ genannt. ImGegensatz zu den anderenMethoden, die alle eine Voll-narkose erfordern, handelt essich hierbei um einen kleine-ren Eingriff. Dabei wird auchnichts weggeschnitten, son-dern die Prostata „wie derVorhang im Theater“ zurück-gezogen und dann mit Klam-mern fixiert, erklärt Gratzke.So hat die verengte Harnröh-re wieder Platz. Doch es musssich noch zeigen, ob dieserEffekt auch von Dauer ist.Männern, die sich schon jetztdafür entscheiden, sei häufigetwas anderes wichtiger: dassauch danach noch eine nor-male Ejakulation nach außenmöglich ist. Bei den klassi-schen Methoden ist das nichtso: „Die Ejakulation erfolgtdanach in die Blase.“

ist ein Eiweiß, dessen Kon-zentration sich im Blut mes-sen lässt. Steigt der Wertstark an, kann das tatsäch-lich auf Krebs hindeuten.Viele Urologen empfehlenden PSA-Test daher ergän-zend zur Früherkennung vonProstatakrebs. Aber: Ist derWert erhöht, heißt das nichtzwangsläufig, dass Krebs dieUrsache ist. Er kann zumBeispiel auch bei einer gutar-tigen Vergrößerung der Pros-tata etwas ansteigen. Klingtberuhigend. Doch Gratzkewarnt davor, sich allzuschnell mit dieser Erklärungzufriedenzugeben. „ErhöhteWerte sollte man nichtleichtfertig abtun, sondernauf jeden Fall abklären“,mahnt er.

Handeln sollte man auch,wenn eine gutartige Vergrö-ßerung der Prostata zu star-ken Problemen beim Bieselngeführt hat. Dann helfen zu-nächst oft Medikamente: So-genannte Alpha-Blocker ent-spannen die Harnröhre,„5-Alpha-Reduktase-Inhibi-toren“ lassen die Prostataschrumpfen. Letztere könnensich allerdings negativ auf dieLibido auswirken. Im Gegen-satz zu den PDE5-Hemmern,

en hätten gezeigt, dass solcheMittel nicht besser wirktenals Placebos, also Scheinme-dikamente ohne Wirkstoff.Nur: Eben diese Untersu-chungen hätten auch erge-ben, dass der Placeboeffektungewöhnlich stark sei. Beietwa jedem dritten Studien-teilnehmer gingen die Be-schwerden auch dann zu-rück, wenn der nur wirkstoff-freie Pillen bekommen hatte.Gratzke sieht die Sache da-her pragmatisch: „Wer möch-te, kann das versuchen, so-lange die Beschwerden ge-ring sind“, sagt er. „Es scha-det zumindest nicht – außervielleicht dem Geldbeutel.“

Werden die Symptomeaber schlimmer, sollte manunbedingt zum Arzt gehen,

rät der Urologe. „Viele den-ken, bei einer vergrößertenProstata handle es sich umeine Krebsvorstufe“, sagtGratzke. „Das ist falsch.Prostata-Krebs und eine ver-größerte Prostata sind zweivöllig verschiedene Erkran-kungen.“

Warum Patienten das oftdurcheinander bringen? Eskönnte auch am PSA-Wertliegen. PSA steht für „prosta-taspezifisches Antigen“. Das

Faust fester zusammen-drückt. Für den Finger, alsodie Harnröhre, wird es eng.„Da kommt immer wenigerdurch.“

Das kann sogar so weit ge-hen, dass die Harnröhrekomplett dicht macht. Und:Ist der natürliche Abflussblockiert, sei das nicht nurausgesprochen schmerzhaft.Der Harn kann sich dann biszur Niere zurückstauen unddas Organ sogar schädigen.Wenn also trotz starkenHarndrangs gar nichts mehrläuft, ist das ein echter Not-fall: Der Betroffene muss so-fort ins Krankenhaus.

Das passiert zum Glücknur selten. Doch nervig sindProbleme beim Wasserlassenfür jeden Mann. Weil viele

aber nicht gern zum Arzt ge-hen – und schon gar nichtzum Urologen –, setzen man-che erst einmal auf die Kraftder Natur: Sie probieren esdann mit Kürbiskernen oderschlucken pflanzliche Mittel,die es rezeptfrei in der Apo-theke gibt.

Vor solchen Versuchen rätGratzke zwar nicht generellab, warnt aber zugleich vorüberzogenen Erwartungen:Alle aussagekräftigen Studi-

Die einen müssen nachtsmehrmals zur Toilette,andere können plötzlichgar nicht mehr bieseln:Die Prostata wird geradebei älteren Männern oftzum Problem. Denn dieDrüse wächst – und engthäufig die Harnröhre ein.Hier lesen Sie, was hilft.

VON ANDREA EPPNER

Sie sitzt irgendwo im Unter-leib: Das ist oft schon alles,was junge Männer über ihreProstata wissen. Der ein oderandere hat vielleicht nochgehört, dass sie wichtig fürdie Fortpflanzung ist – dieDrüse bildet nämlich einenGroßteil der Samenflüssig-keit. Doch die meisten Män-ner werden sich ihrer Prosta-ta überhaupt erst bewusst,wenn diese zum Problem ge-worden ist.

Das wiederum passiert lei-der oft – und zwar, wennMänner in die Jahre kom-men. Zunächst bemerken siedann nur, dass der Harn-strahl schwächer wird. „Siekönnen dann nicht mehrüber den Zaun bieseln“, sagtProf. Christian Gratzke, Lei-ter des Prostatazentrums, daszur Urologischen Klinik amMünchner Klinikum Groß-hadern gehört. Aber das ge-höre zum Älterwerden undsei völlig normal. Jeder vierteMann ab 50 Jahren hat je-doch echte Beschwerden:Bei manchen tröpfelt es dannnur noch, oft bleibt auch et-was Urin in der Blase zurück.Viele haben ständig Harn-drang, müssen nachts mehr-mals zur Toilette.

Doch wie kommt es zu die-sen Problemen? Seinen Pa-tienten erklärt Gratzke dasgern so: Er ballt eine Handzur Faust und legt sie lockerum einen Finger der anderen.„Etwa so umschließt dieProstata die Harnröhre“, sagtGratzke. „Wenn Männer äl-ter werden, wächst die Pros-tata.“ Erst nur kastanien-groß, bringt sie es später oftauf Pfirsichgröße oder sogarmehr. Was dann passiert,zeigt Gratzke, indem er die

Problemorgan im Unterleib: Eine Ärztin zeigt ihrem Patienten auf dem Monitor, wo genau die Prostata (orangefarben dargestellt) sitzt. PANTHERMEDIA

Hilfe bei einer vergrößerten Prostata

Leser, 46: Ich habe sehr oft Kopfschmerzen, will abernicht jedes Mal Schmerzmittel nehmen. Jetzt habe ichgehört, dass auch Akupunktur bei den Beschwerdenhelfen kann. Stimmt das wirklich?

Kopfschmerzen: Was bringt Akupunktur?

Akupunktur halte ich als Therapieversuch vertretbar,um die Häufigkeit der Kopfschmerzen zu senken.Sinnvoll wäre dazu ein Behandlungsversuch über zehnbis zwölf Sitzungen, ein- bis zweimal wöchentlich. Ambesten führen Sie in dieser Zeit ein Schmerztagebuch.Darin schreiben Sie immer genau auf, wann und wieoft Sie Kopfschmerzen haben. Sie sollten auch notie-ren, wie stark die Schmerzen sind und ob Sie deshalbsogar Schmerzmittel nehmen müssen. So können Siehinterher am ehesten erkennen, ob die Akupunkturbei Ihren Beschwerden eine Wirkung zeigt.

Prof. Dieter Melchart

Arzt für Naturheilkunde und Leiter desKompetenzzentrums für Komplementär-medizin und Naturheilkunde (KoKoNat)am Klinikum rechts der Isar in München

DIE ZAHL DER WOCHE

75%An den Masern können auch Erwachsene erkranken:Wer nach 1970 geboren ist, sollte sich daher impfenlassen, wenn er gar nicht oder nur einmal als Kindgeimpft worden ist. Sie kennen diese Empfehlungnicht? Dann geht es Ihnen wie etwa drei Viertelder Teilnehmer einer bundesweiten Befragungder Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.

OP durch die Harnröhre: Das sind die klassischen Verfahren

Mit Strom: Der Arzt führt eindünnes Röhrchen durch dieHarnröhre ein und hobeltvon innen her überschüssigesProstatagewebe (dargestelltin Blau) mit einer Schlinge ab.Durch diese fließt Strom, derstoppt zugleich die Blutung.Diese Methode nennt mantransurethrale Resektion,besser bekannt als TUR-P.

Ausschälen: Ist die Prostatastark vergrößert, kann derChirurg die Drüse von innenher ausschälen – und zwarmit einem Laser, der wie einSkalpell funktioniert. Auchdieses „Laser-Endoskop“wird durch die Harnröhreeingeführt. Nach dem Ein-griff bleibt nur die äußereKapsel der Prostata (gelb).

Verdampfen: Der Laser lässtsich nicht nur zum Schneidennutzen. Bei der sogenanntenLaser-Vaporisation wird dasProstata-Gewebe von innenher verdampft. Das Risikovon Blutungen ist bei dieserMethode geringer. Sie wirdvor allem bei Patienten mitGerinnungsstörungen einge-setzt. GRAFIK: APOTHEKEN-UMSCHAU

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