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Hessische Staatskanzlei
Preisverleihung, Wiesbaden 30. Oktober 2013
Hessischer Demografie-Preis 2013
Wir werden älter – Wir gestalten unser Leben
Hessische Staatskanzlei
Engagement von Senioren und für Senioren
Wohnen und Wohnumfeld
Vorsorge und Teilhabe
Gesunderhaltung und häusliche Pflege
Hessischer Demografie-Preis 2013Wir werden älter – Wir gestalten unser Leben
Hessische Staatskanzlei
69 BewerbungenHessischer Demografie-Preis 2013Wir werden älter – Wir gestalten unser Leben
Hessische Staatskanzlei
Hessische Staatskanzlei
Hessisches Sozialministerium
Hessischer Städte- und Gemeindebund
Hessischer Landkreistag
Hessischer Städtetag
Landesseniorenvertretung
JuryNachbarschaftshilfe Taunusstein
Kreisverwaltung Main-Kinzig-Kreis
Landesehrenamtsagentur
Bistum Mainz
Zentrum für Gesellschaftliche Verantwortung der Evangelischen Kirche Hessen Nassau
Hessischer Demografie-Preis 2013Wir werden älter – Wir gestalten unser Leben
Hessische Staatskanzlei
Hessischer Demografie-Preis 2013Wir werden älter – Wir gestalten unser Leben
KriterienÜbertragbarkeit
Innovationsgehalt
Nachhaltigkeit
Kooperationspartner
Hessischer Demografie-Preis 2013
Wir werden älter – Wir gestalten unser Leben
1. Preis
Die Chance ergreifen –
Wohnen altersgerecht gestalten
Bewerber: Magistrat der Stadt Bensheim
Ansprechpartner: Markus Foltin
Telefon: 06251 / 14-295
Vor rund drei Jahren hat die Stadt Bensheim das Thema
„Wohnen altersgerecht gestalten“ in das Blickfeld ge-
rückt. Die Stadt hat sich zum Ziel gesetzt, ihre Bürgerin-
nen und Bürger auf Barrieren in ihren Wohnungen und
im Wohnumfeld aufmerksam machen und sie dabei zu
unterstützen, die eigene Wohnung frühzeitig altersge-
recht zu gestalten, so dass sie auch als Seniorinnen und
Senioren in der vertrauten Umgebung alt werden kön-
nen.
Von Beginn an wurden auch die örtlichen Architekten
und Handwerker einbezogen. Für sie fand zum Beispiel
eine Schulung zu altersgerechtem Wohnen und zur
Wohnraumanpassung statt.
Im Mittelpunkt der Tätigkeiten steht die persönliche aufsuchende Beratung von Bürgerin-
nen und Bürgern. Diese Aufgabe übernehmen eigens dazu geschulte ehrenamtliche „mo-
bile Wohnberater“. Mit dem „Blick von außen“ zeigen sie Gefahrenquellen auf, noch be-
vor diese zum Problem geworden sind. Sie informieren über die technischen Möglichkei-
ten zum Umbau und über Fördermittel. Neben alten Mitbürgern sprechen sie gerade die
jüngeren Senioren „55plus“ an. Diese können ohnehin geplante Umbauten oder Verschö-
nerungen nutzen, um ihre Wohnung fit für die Zukunft zu machen.
Vor allem über 60-jährige nahmen die kostenlosen Beratungsangebote in Anspruch. Etwa
ein Drittel der fast 100 Beratungsgespräche innerhalb der ersten zwei Jahre mündete in
konkrete Umbaumaßnahmen – davon profitieren nicht zuletzt die örtlichen Unterneh-
men.
1. Preis: Die Chance ergreifen – Wohnen altersgerecht gestalten, Bensheim
Hessischer Demografie-Preis 2013
Wir werden älter – Wir gestalten unser Leben
Bei der zentralen Frage, ob sich die Wohnung dafür eignet in ihr alt zu werden, wird so-
wohl das einzelne Objekt als auch das Quartier betrachtet. Dadurch werden nicht nur
Mobilität und Lebensqualität innerhalb eines Gebäudes, sondern auch die externe Mobili-
tät und die Möglichkeiten zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben berücksichtigt.
Das Projekt startete in zwei Stadtquar-
tieren mit unterschiedlichen städtebau-
lichen Strukturen. In einer Befragung
von Einwohnern und Eigentümern von
Wohngebäuden wurden zunächst die
Zufriedenheit mit dem Wohnumfeld und
die Bereitschaft zum Umbau ermittelt.
Daraus entstand ein Bericht über den
Status quo altersgerechter Strukturen,
das Entwicklungspotential der Quartie-
re, die Zufriedenheit mit dem Wohnum-
feld und über die Umbaubereitschaft
der Eigentümer.
Durch die Befragung lernten die Verantwortlichen auch den Kenntnisstand der Bürgerin-
nen und Bürger in Bezug auf barrierefreie Strukturen kennen. Daraus entstand eine Work-
shop-Reihe, bei der die Teilnehmer eigene Fragen zur altersgerechten Anpassung ihrer
Wohnungen stellen konnten. Eine Ausstellung im Rathaus und Vorträge kamen hinzu. Eine
Broschüre gibt Antworten auf die wichtigsten Fragen zum altersgerechten Wohnen. Die
Bürger sind jetzt viel besser über ihre Möglichkeiten informiert.
Die Sparkasse, örtliche Handwerker und Architekten, Sozialverbände u.a. haben sich zu
einem Netzwerk zusammengeschlossen. Hier sind Kenntnisse über Planen, Umbauen, Fi-
nanzierung, Förderung sowie über die Bedürfnisse alter Menschen in Bensheim kon-
zentriert. Die 16 Mitglieder dieses Netzwerks tragen das Thema altersgerechtes Wohnen
und Wohnumfeld in die Öffentlichkeit. Sie ermöglichen eine schnelle Kommunikation und
fachliche Unterstützung.
In den ersten zwei Jahren wurde das Projekt mit Bundesmitteln unterstützt. Nun setzt die
Stadt Bensheim das Projekt ohne Förderung fort.
Das Preisgeld erhält ein weiteres Projekt der Stadt Bensheim, das Netzwerk „Demenz“. Es
besteht seit Frühjahr 2013 und soll bessere Angebote für Demenzkranke und ihre Ange-
hörigen schaffen.
Fotos: Magistrat der Stadt Bensheim
2. Preis
„Mein Dorf gestalten“ – Ausbildung zu „Dorfprojekt-Entwickler/innen im Freiwilligen- Engagement“ (im Rahmen von BiBER)
Bewerber: Evangelisches Dekanat Alsfeld
Ansprechpartner: Ralf Müller
Telefon: 06631 / 911 49 18
Hessischer Demografie-Preis 2013
Wir werden älter – Wir gestalten unser Leben
Jedes Dorf hat seine eigenen Herausforderungen. Jedes
Dorf braucht Bewohnerinnen und Bewohner mit Ideen
und Tatkraft, die es mit Problemen aufnehmen. Aber
nicht jeder weiß, wie man eine gute Projektidee weiter-
entwickelt, geschweige denn wie man sie realisiert. Vor
diesem Hintergrund hat das Evangelische Dekanat Als-
feld gemeinsam mit HESSENCAMPUS Vogelsberg und
anderen Kooperationspartnern das Ausbildungspro-
gramm BiBER entwickelt. BiBER, das heißt „Bildung bür-
gerschaftlichen Engagements Regional“ und damit ist
das Anliegen gut beschrieben. Mit BiBER können Dorf-
bewohnerinnen und Dorfbewohner lernen, in ehren-
amtlichem Engagement eigene Projekte für ihr Dorf um-
zusetzen oder Dorfprojekte Dritter zu begleiten.
Was man dazu in Theorie und Praxis braucht, wird in
sieben Studientagen und zwei Exkursionen vermittelt.
Die Themen sind: Recherchetechniken, Projektmanage-
ment, Öffentlichkeitsarbeit, Kenntnisse über öffentliche
Haushalte und Fundraising. Am Beginn steht der Blick in
das Innenleben der Dörfer: eine „Einführung in den So-
zialraum Dorf“. Dörfer sind nur auf den ersten Blick überschaubar, auf den zweiten sind
sie ein komplizierter Organismus: Wer spielt bei uns welche Rolle? Wer hat welche Inte-
ressen? Wie werde ich als Dorfentwickler wahrgenommen? Das sind Fragen, die gleich zu
Beginn in Vorträgen und Rollenspielen behandelt werden. Die Vorträge im BIBER-
Programm sind weder zu theoretisch noch zu allgemein gehalten, sondern jeweils auf das
konkrete Lebensumfeld der Teilnehmerinnen und Teilnehmer abgestimmt.
2. Preis: „Mein Dorf gestalten“ – Ausbildung zu „Dorfprojekt-Entwickler/Innen im Frei-
willigen-Engagement“ (im Rahmen von BiBER), Evangelisches Dekanat Alsfeld
Hessischer Demografie-Preis 2013
Wir werden älter – Wir gestalten unser Leben
Auch nach Abschluss des Ausbildungs-
gangs können die Teilnehmerinnen und
Teilnehmer noch auf den Expertenpool
von BiBER zurückgreifen. Bisher haben
Mandatsträger aus Ortsbeiräten und Kir-
chenvorständen sowie sonstige Interes-
sierte im Alter von 40 bis 70 Jahren das
BiBER-Programm absolviert. „Geht nicht,
gibt’s nicht“ war eine ihrer Erkenntnisse
nach Vorträgen und Exkursionen.
In der Zwischenzeit haben die Teilneh-
merinnen und Teilnehmer etwa ein Dut-
zend Projekte im Vogelsbergkreis ange-
stoßen und begleitet. Die Bandbreite
reicht von der Initiierung von Nachbar-
schaftshilfen über Kulturarbeit im Dorf
bis hin zu neuen Nutzungskonzepten für
Bürgerhäuser und zum Umbau von Leer-
ständen zu Seniorenwohnen mit Dorfla-
den und Treffpunkt.
Anfragen für eine Projektfortsetzung liegen bereits vor.
Für BiBER sind Bürgerinnen und Bürger Experten für ihr Dorf. Sie sollen in die Lage versetzt
werden, aktiv mitzugestalten – auf Augenhöhe mit den Aktivitäten der Kommune. Dieser
„bottom-up-Ansatz“ ist ein wichtiger Grundgedanke des Projektes.
Fotos: Evangelisches Dekanat Alsfeld
2. Preis
Griesheim – Die besitzbare Stadt
Bewerber: Stadt Griesheim
Ansprechpartner: Karin Hofmann
Telefon: 06155 / 70 11 55
Hessischer Demografie-Preis 2013
Wir werden älter – Wir gestalten unser Leben
Wer nicht mehr so beweglich ist, schnell müde wird und auch nicht mehr gut sieht und
hört, läuft nicht mehr gerne weit, bleibt lieber im Stadtteil oder vielleicht sogar zu Hause.
Dann ist es wichtig, dass es in der Nähe Geschäfte gibt, in denen man das Wichtigste ein-
kaufen kann, Frisör, Arzt, Post und Orte, an denen man Bekannte treffen oder einfach nur
verweilen kann. Wo das möglich ist, können auch ältere Menschen mit gesundheitlichen
Einschränkungen länger selbständig bleiben und am öffentlichen Leben teilnehmen. Was
aber, wenn Läden und Treffpunkte nicht bequem zu erreichen sind?
Hier setzt das Projekt der Stadt Griesheim an:
Um älteren Menschen den Aufenthalt im Freien
zu erleichtern und damit auch ihre Beweglich-
keit zu unterstützen, hat die Stadt Griesheim
160 Sitz-Objekte installiert. Das sind erhöhte
Bänke mit Armlehnen, die das Aufstehen er-
leichtern und Objekte zum Anlehnen für eine
kurze Rast, um Kraft zu schöpfen oder für kur-
zes Sitzen an Treffpunkten. Einige Sitzgelegen-
heiten wurden speziell für die Anforderungen
älterer Menschen entwickelt. Seniorinnen und
Senioren können dort verschnaufen und neue
Kräfte sammeln oder sich draußen einfach nur
treffen. Straßen, Wege, Plätze und Grünflächen
sind damit besser nutzbar.
Für alle, die beweglich sind, sind das unschein-
bare Hilfen, für Seniorinnen und Senioren ist es
ein Stück Lebensqualität.
2. Preis: Griesheim – die besitzbare Stadt, Griesheim
Hessischer Demografie-Preis 2013
Wir werden älter – Wir gestalten unser Leben
Die Griesheimer Seniorenclubs, Kirchengemein-
den und Sportvereine haben gemeinsam mit der
Stadtverwaltung und der Evangelischen Hoch-
schule Darmstadt den öffentlichen Raum der
Stadt unter die Lupe genommen. Fußgänger
wurden befragt und so die wichtigen „Senioren-
orte“ und „Seniorenwege“ ermittelt. Hier wur-
den die neuen „Sitzmöbel“ aufgestellt. Zahlrei-
che Sponsoren und Spender unterstützten die
Aktion, die es älteren Menschen ermöglicht, länger am öffentlichen Leben teilzuhaben.
In Griesheim gibt es jetzt nicht nur für Kinder und Jugendliche viele Objekte zum Spielen
oder „Chillen“, auch für Seniorinnen und Senioren ist der Weg durch die Stadt jetzt be-
quemer.
Das Projekt zeigt, dass spürbare Verbesserungen für ältere Bürgerinnen und Bürger in
Städten und Gemeinden mit wenig Aufwand geschaffen werden können, ohne den öffent-
lichen Haushalt übermäßig zu belasten.
Fotos: Magistrat der Stadt Griesheim
3. Preis
Richtsbergmobil – Senioren gestalten
aufsuchende mobile Jugendarbeit
Bewerber: Evangelische Kirchengemeinde Am Richtsberg,
Marburg
Ansprechpartner: Ulrich Kling-Böhm
Telefon: 06421 / 41 990
Hessischer Demografie-Preis 2013
Wir werden älter – Wir gestalten unser Leben
Eine Gruppe von Frauen der Evangelischen
Kirchengemeinde im Alter zwischen 50 und
fast 70 Jahren hat die Initiative ergriffen. Ju-
gendliche und Senioren sollen sich in Zu-
kunft im Marburger Stadtteil Richtsberg
gleichberechtigt und respektvoll begegnen
können. Gemeinsam mit der Bürgerinitiative
für Soziale Fragen e. V. (BSF) wurde ein Lie-
ferwagen umgebaut und für die mobile Ju-
gendarbeit eingesetzt. Das Richtsbergmobil
war geschaffen. Damit sind jetzt zwei Pädagogen und die engagierten Seniorinnen im
Stadtteil unterwegs und suchen die Jugendlichen an ihren Treffpunkten auf, um Jung und
Alt zusammenzubringen. Zur Finanzierung tragen Spenden bei.
Rund 260 Jugendliche aus 30 Nationalitäten
wurden auf diesem Weg erreicht und ein gu-
tes Miteinander ist gewachsen, z. B. bei ei-
nem gemeinsamen Grill- und Spielenachmit-
tag, beim Waffelbacken oder einer Weih-
nachtsfeier. Seniorinnen und Jugendliche
haben sich besser kenngelernt. Senioren
werden nicht mehr nur auf ihre – nicht im-
mer willkommene – Rolle als lebenserfahre-
nen Ratgeber und Jugendliche nicht mehr
auf ihren Ruf als Störer reduziert. Gemeinsam mit den Projektmitarbeitern planen Senio-
ren und Jugendliche weitere Aktionen.
3. Preis: Richtsbergmobil – Senioren gestalten aufsuchende mobile Jugendarbeit,
Evangelische Kirchengemeinde Am Richtsberg, Marburg
Hessischer Demografie-Preis 2013
Wir werden älter – Wir gestalten unser Leben
„Auf dem Richtsberg“ in Marburg ist das Zu-
sammenleben nicht leicht. Hier leben rund
9.000 Menschen aus etwa 90 Nationen. Darun-
ter sind viele Kinder, Jugendliche und junge
Erwachsene. Sie wohnen überwiegend in den
großen Wohnblocks. Viele der Familien leben
von Hartz IV. Aber auch viele Senioren wohnen
auf dem Richtsberg in Ein- und Zweifamilien-
häusern oder in den Wohnblocks. Jugendliche
und Senioren begegneten sich bisher selten.
Wenn sie sich treffen, dann erscheinen die Se-
nioren den Jugendlichen oft als abweisend, in
der Opferrolle. Die Senioren dagegen haben
häufig Angst vor den jungen Leuten. In den
dunklen Monaten meiden sie daher sogar öf-
fentliche Räume.
Ihren Zielen, die jungen Menschen stärker in
das soziale Leben im Stadtteil zu integrieren,
die Ängste der Senioren abzubauen und die
zwanglose Begegnung der Generationen im gemeinsamen Lebensumfeld zu ermöglichen,
sind die Richtsberger mit diesem Projekt ein gutes Stück näher gekommen.
Fotos: Evangelische Kirchengemeinde Am Richtsberg, Marburg
Bürgerhilfe Stadt Amöneburg
Bewerber: Bürgerverein Mardorf und Umgebung e. V.
Ansprechpartner: Christina Stettin
Telefon: 06429 / 829 1541
Hessischer Demografie-Preis 2013
Wir werden älter – Wir gestalten unser Leben
Der Verein Leben und Altwerden in Mardorf und
Umgebung e. V. setzt eine alte Tradition in neuer
Form fort. Im ehemaligen „Schwesternhaus St.
Josef“ richtet er das Beratungszentrum „Bürger-
hilfe“ ein. 110 Jahre ist das „Schwesternhaus“ im
Amöneburger Stadtteil Mardorf alt. Bis vor we-
nigen Jahren betreuten dort die Barmherzigen
Schwestern vom heiligen Vinzenz von Paul alte
Menschen. Jetzt sollen im Schwesternhaus die
Anliegen der rund 1600 Dorfbewohner zusammenlaufen. Wichtige Einrichtungen wie die
Alzheimer Gesellschaft, die Ambulanten Hospiz-Dienste oder das Palliativnetz werden
vernetzt, so dass individuelle Betreuungslösungen angeboten werden können.
Auf dem Programm des Bürgervereins stehen praktische Hilfen im Haushalt, beim Einkauf,
beim Kochen oder bei der Körperpflege. Im Schwesternhaus wird zweimal wöchentlich
zum Mittagstisch eingeladen. Rund 30 Personen nehmen daran teil. Auch das kulturelle
Angebot im Ort soll verbessert werden. Informations- und Vortragsveranstaltungen, Er-
zählstunden und gemeinsames Singen, Gedächtnistraining, Spielenachmittage u. a. sind
vorgesehen. Für den Umbau des denkmalgeschützten Gebäudes zu einer Begegnungsstät-
te und für seniorengerechtes Wohnen wird ein Investor gesucht.
Das Beratungszentrum „Bürgerhilfe“ soll ein offenes Haus der Begegnung mit vielen An-
geboten für Senioren werden. Aber die Senioren sollen nicht unter sich bleiben. Unter den
100 Vereinsmitgliedern sind auch junge Leute und Familien. Eine Art neuer „Generatio-
nenvertrag im Dorf“ soll entstehen. Ausgehend vom Schwesternhaus soll die Kultur des
Helfens, des Hinschauens und des Unterstützens wieder wachsen.
Bürgerhilfe Stadt Amöneburg
unter dem Dach des Bürgervereins Mardorf und Umgebung e,. V.
Hessischer Demografie-Preis 2013
Wir werden älter – Wir gestalten unser Leben
Die Bürgerhilfe versteht sich als Angebot, das auf der
Ebene zwischen Nachbarschaftshilfe und professionel-
len Hilfen tätig wird. Bisher wurden bereits 38 Bürger-
helfer ausgebildet. Die Ausbildung umfasst eine 62-
stündige Schulung zu Themen wie Erste Hilfe, Kom-
munikation und rechtliche Grundlagen. Sie wird vom
Land Hessen und den Pflegekassen gefördert. Im Un-
terschied zur Nachbarschaftshilfe erhalten die Bürger-
helfer eine Aufwandsentschädigung von den Hilfsbe-
dürftigen. Ein weiterer Lehrgang für Alltagshelfer fin-
det statt.
Amöneburger Seniorinnen und Senioren sollen so lan-
ge wie möglich in ihrem gewohnten Lebensumfeld bleiben können – das hat sich der Ver-
ein zum Ziel gesetzt. Die Engagierten der Bürgerhilfe unterstützen auch pflegende Ange-
hörige, um diese zu entlasten, helfen bei Behördengängen und sind in Notfällen auch für
Familien und Alleinerziehende da, die vorrübergehend Hilfe brauchen.
Das Projekt „Bürgerhilfe Stadt Amöneburg“ ist breit angelegt – neben dem Bürgerverein
Leben und Altwerden in Mardorf und Umgebung e. V. baut es auf viele Kooperations-
partner: den Magistrat und den Seniorenbeirat der Stadt Amöneburg, die Stabsstelle Al-
tenhilfeplanung des Landkreises Marburg-Biedenkopf, die Alzheimer-Gesellschaft, die
Caritas Sozialstation AURA GmbH (Aktives und rüstiges Altern), auf den Paritätischen Ver-
ein und auf örtliche Vereine.
Die Goethe-Universität Frankfurt am Main begleitet das Projekt wissenschaftlich. Eine
Quartiersmanagerin wurde 2013 eingestellt. Ihre Tätigkeit wird bis zum Jahr 2016 aus
Bundesmitteln finanziert.
Fotos: Stadt Amöneburg
Wohnen für Hilfe
Bewerber: Bürgerinstitut e. V., Frankfurt am Main
Ansprechpartner: Petra Becher
Telefon: 069 / 97 20 17 20
Hessischer Demografie-Preis 2013
Wir werden älter – Wir gestalten unser Leben
Auch in Großstädten wie Frankfurt am Main stellen die Senioren einen großen Teil der
„Single-Haushalte“. Viele sind allein in einer Wohnung, die für sie im Lauf der Zeit zu groß
geworden ist. Familienangehörige und Freunde sind oft zu weit entfernt, um alltägliche
Hilfen leisten zu können. Daher wünschen sich viele jemanden, der den Alltag mit ihnen
teilt, Gesellschaft leistet und im Haushalt hilft. Andererseits fällt es Studierenden und Aus-
zubildenden in großen Städten oft schwer, eine bezahlbare Unterkunft zu finden. Hier
setzt das Projekt „Wohnen für Hilfe“ an: Es bringt die Interessen beider Seiten zusammen.
Die Idee ist einfach und wirkungsvoll: Zuhause bleiben und Zuhause bieten; Wohnraum
schaffen und Unterstützung erhalten. Ältere Menschen stellen Studierenden und volljäh-
rigen Auszubildenden kostengünstig Wohnraum zur Verfügung und bekommen dafür Hil-
feleistungen: Eine Stunde Hilfe im Monat für einen Quadratmeter Wohnraum, je nach Be-
dürfnis individuell vereinbart. Dazu können gehören: Hilfen im Haushalt wie kochen,
putzen, Gartenarbeit, einkaufen, Betreuung von
Haustieren, Unterstützung bei der Nutzung tech-
nischer Geräte (Fernseher, Computer, Handy)
aber auch Sprach- oder Musikunterricht. Neben
diesen praktischen Hilfen ist für viele ältere Teil-
nehmer des Wohnprojekts vor allem auch die
Gemeinschaft sehr wichtig. Gemeinsame Spazier-
gänge oder die Begleitung ins Theater, Museum
oder Kino sind willkommene Abwechslungen und
bereichern den Alltag. Die eigentliche Miete wird
in Form von Dienstleistungen erbracht; bezahlt
werden in der Regel nur die Wohnnebenkosten.
Wohnen für Hilfe, Frankfurt am Main
Hessischer Demografie-Preis 2013
Wir werden älter – Wir gestalten unser Leben
Nicht zuletzt fühlen sich viele Senioren sicherer durch die Anwesenheit jüngerer Mitbe-
wohner.
Seit 2004 unterstützt das Bürgerinstitut e. V. in Frankfurt am Main erfolgreich Wohnpart-
nerschaften zwischen Jung und Alt. Weit über 100 dieser Partnerschaften wurden bisher
vermittelt. Fast alle sind über mehrere Jahre stabil. Wichtig ist die persönliche Beratung
und Vermittlung durch die Fachstelle „Wohnen für Hilfe“, denn eine Wohnpartnerschaft
kann im Alltag nur funktionieren, wenn sich die Beteiligten einerseits gut verstehen und
wenn sie andererseits bei Schwierigkeiten oder Unstimmigkeiten Unterstützung in An-
spruch nehmen können. Besonders für ältere Menschen bedeutet die institutionelle Un-
terstützung und Begleitung Sicherheit – und sie hilft, anfängliche Bedenken abzubauen.
Das Bürgerinstitut sucht entsprechend der Wünsche den passenden Wohnpartner aus, ist
bei der Gestaltung eines Vertrages behilflich und begleitet die Wohnpartnerschaft dauer-
haft.
Eine der wichtigen Wirkungen des Projekts liegt darin, dass sich unterschiedliche Genera-
tionen besser kennen lernen. Die Senioren können ihre Erfahrungen weiter geben und
profitieren ihrerseits vom aktuellen Wissen der jüngeren Generation. Etwa die Hälfte der
Wohnraumnehmer ist ausländischer Herkunft, die sich ganz bewusst für diese Form des
Zusammenlebens entscheiden, um im fremden Land familiären Anschluss zu finden. Häu-
fig profitieren sie auch von den orts- und landeskundigen Senioren, indem neben der
Sprache auch Kenntnisse über Kultur, Stadt und Menschen vertieft werden können.
Das gemeinschaftliche Wohnkonzept reduziert Isolation auf beiden Seiten. Die Wohn-
partnerschaft verbessert die Lebensbedingungen und die Lebensqualität aller Beteiligten.
Achtung, Einfühlungsvermögen und Verständnis zwischen den Generationen entwickelt
sich.
Foto: Frank Blümler
Treffpunkt für Männer, die ihre Angehörigen
pflegen, Groß-Umstadt
Bewerber: Evangelisches Dekanat Vorderer Odenwald
Ansprechpartner: Reinhard Völker
Telefon: 06078 / 78 25 917
Hessischer Demografie-Preis 2013
Wir werden älter – Wir gestalten unser Leben
Die Pflege von Angehörigen zu Hause – das ist nicht nur eine Aufgabe für Frauen. Immer
mehr Männer übernehmen diese anstrengende Tätigkeit und pflegen ihre Frauen, Eltern
oder Geschwister, die an Demenz erkrankt sind oder an anderen körperlichen oder geisti-
gen Erkrankungen leiden. Männer sind dabei häufiger isoliert als Frauen und werden mit
ihren Problemen in der Öffentlichkeit weniger wahrgenommen. Sie pflegen anders und
haben andere Probleme als Frauen. Männer fühlen sich in gemischten Angehörigen-
Gruppen oft deplatziert oder können dort nicht offen sprechen.
Der „Treffpunkt für Männer, die ihre An-
gehörigen pflegen“ in Groß-Umstadt ist ein
neues Angebot, das Männern die Möglich-
keit bietet, sich über den individuellen
Pflegealltag auszutauschen – über das, was
Männer nur mit Männern besprechen
möchten. Einmal im Monat kommen etwa
15 Männer im Alter von 62 bis 85 Jahren zu
einem zweistündigen Gespräch zusammen.
Sie finden dabei Beratung und Hilfe, z. B. durch Fachvorträge zu Themen wie Demenz, Er-
nährung im Alter, technische Hilfen in der Pflege, Patientenverfügung oder Vorsorgevoll-
macht. Wichtig ist aber auch, dass sie Raum finden, um sich über ihre eigenen Bedürfnisse
und ihre Probleme zu unterhalten mit Menschen, die ähnliche Situationen meistern müs-
sen. Die kleine Gruppe ist für sie ein „geschützter Raum“, hier vertraut man sich, hier kann
man über seine Sorgen, Ängste und Anliegen sprechen und hier feiert man auch gemein-
sam, um sich eine kurze „Auszeit“ von der Pflege zu gönnen und neue Kraft zu schöpfen.
Treffpunkt für Männer, die ihre Angehörigen pflegen, Groß-Umstadt
Hessischer Demografie-Preis 2013
Wir werden älter – Wir gestalten unser Leben
Die pflegenden Männer kommen dadurch aus ihrem „Einzelkämpfertum“ und dem stres-
sigen Pflegealltag heraus und können sich zu männerspezifischen Themen austauschen
und Anregungen holen.
Der „Treffpunkt für Männer, die ihre Angehöri-
gen pflegen“ besteht seit November 2009. Das
Projekt wird getragen vom Fachbereich „Arbeit
für Menschen in der 2. Lebenshälfte – 60 plus“
des Evangelischen Dekanats Vorderer Odenwald.
Während der Projektphase (2010-2011) wurde
das Angebot vom Diakonischen Werk in Hessen
und Nassau unterstützt. Die Fachhochschule
Frankfurt, Prof. Dr. Langehennig, begleitete das
Projekt wissenschaftlich.
Träger des Projektes ist die örtliche Diakoniestation Groß-Umstadt, praktische Begleitung
und Umsetzung liegen in der Hand des Evangelischen Dekanats Vorderer Odenwald. Das
Dekanat unterstützt räumlich, ideell und auch finanziell.
Außerdem unterstützt, fördert und begleitet das Evangelische Dekanat Ehrenamtliche und
Projekte auf vielen Feldern, zum Beispiel bei Kinder- und Jugendarbeit, Bildung und Erzie-
hung sowie Seniorenarbeit. Eines dieser Angebote ist die Gruppe „Pflegender Männer in
Groß-Umstadt“.
Fotos: Evangelisches Dekanat Vorderer Odenwald
GRIPS – Kompetent im Alter
Bewerber: Volkshochschule Region Kassel
Ansprechpartner: Elfriede Schäth
Telefon: 05692 / 987 3193
Hessischer Demografie-Preis 2013
Wir werden älter – Wir gestalten unser Leben
Geistig fit bis ins hohe Alter – wer wünscht sich das nicht? „GRIPS-Kompetent im Alter“,
das Projekt der vhs Region Kassel, zeigt einen praktischen Weg dahin. Hier werden auf-
bauende Gedächtnisübungen mit Beweglichkeitsprogrammen und Informationen über ei-
ne gesunde Lebensführung im Alter kombiniert.
Das Besondere ist: In fast allen Kasseler Stadtteilen wird das Trainingsprogramm SimA
(Selbständig im Alter) angeboten. Die Treffpunkte sind so gewählt, dass alte Menschen sie
gut erreichen können und so, dass auch Senioren aus anderen Kulturen gerne kommen.
Die GRIPS-Treffen finden zum Beispiel in Stadtteilzentren, Bürgerhäusern, im Sportverein,
einer Pflegeinrichtung, in evangelischen und katholischen Kirchengemeinden, im Mo-
scheeverein, bei der jüdischen Gemeinde oder dem Deutschen Gewerkschaftsbund statt.
Auch die Wohnungsbauunternehmen stellen Räume zur Verfügung. Insgesamt gibt es in
Kassel zurzeit 34 GRIPS-Standorte. Alle Organisationen und Einrichtungen überlassen den
GRIPS-Gruppen Räume und andere organisatorische Ressourcen kostenfrei.
GRIPS – Kompetent im Alter erreicht derzeit in
Kassel rund 340 Menschen. Rund zwei Drittel
davon sind zwischen 65 bis 80 Jahre alt, knapp
ein Zehntel ist jünger als 65 Jahre und genauso
viele älter als 80 Jahre. Die Treffen finden wö-
chentlich oder 14-tägig statt und dauern etwa
zwei Stunden. Die Teilnehmenden entrichten in
der Regel eine geringfügige Gebühr für Arbeits-
blätter und Getränke.
Foto: GRIPS-Gruppe Kassel-Niederzwehren
GRIPS – Kompetent im Alter, Volkshochschule Region Kassel
Hessischer Demografie-Preis 2013
Wir werden älter – Wir gestalten unser Leben
Die GRIPS-Trainerinnen und -Trainer arbeiten
ehrenamtlich. Sie werden für ihre Aufgabe
speziell geschult. Diese Ausbildung ist für sie
gebührenfrei. Im Anschluss an die Erstausbil-
dung werden sie beim Aufbau von dezentra-
len Trainingsgruppen begleitet. Zumeist sind
die GRIPS-Trainerinnen und Trainer Perso-
nen, die sich aktiv und intensiv mit dem Äl-
terwerden auseinandersetzen oder die bei
Netzwerkpartnern tätig sind, die sich um ältere Menschen mit Migrationshintergrund
kümmern. Einige Trainerinnen und Trainer blicken bereits auf fünf Jahre Engagement bei
GRIPS zurück.
Zentrale Ziele von „GRIPS-Kompetent im Alter“ sind:
• die Förderung sozialer Teilhabe und Gesunderhaltung im Alter,
• die Einbeziehung bürgerschaftlichen Engagements in der zweiten Lebenshälfte sowie
• ein wohnortnaher leichter Zugang für die Nutzerinnen und Nutzer.
Träger des Projektes ist die Volkshochschule Region Kassel in Kooperation mit dem Refe-
rat Altenhilfe der Stadt Kassel und dem Seniorenreferat der Evangelischen Kirche in Kas-
sel. Ihnen gelang es, ein enges und tragfähiges Kooperationsnetz im Stadtgebiet Kassel zu
knüpfen.
Die Projektpartner übernehmen auch die Gewinnung sowie die Aus- und Fortbildung der
GRIPS-Trainerinnen und -Trainer, deren organisatorische und inhaltliche Begleitung, die
Unterstützung bei der Öffentlichkeitsarbeit wie auch die Vermittlung von örtlichen An-
sprechpartnern.
Die methodische Grundlage von GRIPS ist das von Professor Oswald am Institut für Psy-
chogerontologie der Universität Erlangen-Nürnberg entwickelte Trainingsprogramm Si-
mA (Selbständig im Alter), das mit ganzheitlichem Ansatz Gedächtnistraining, psycho-
motorisches Training und Kompetenztraining verbindet, um die Selbständigkeit möglichst
lange zu erhalten, demenzielle Veränderungen zu verzögern und positive Wirkungen auf
den allgemeinen Gesundheitszustand zu erzielen und um soziale Kontakte zu ermögli-
chen.
Foto: GRIPS-Gruppe Leitung Frau Püschel-Braun
CeBeeF Disco
Bewerber: Club Behinderter und ihrer Freunde
CeBeeF Frankfurt am Main e.V.
Ansprechpartner: Sabine Eickmann
Telefon: 069 / 970 522-0
Hessischer Demografie-Preis 2013
Wir werden älter – Wir gestalten unser Leben
Seit November 2006 findet die inklusive CeBeeF
Disco regelmäßig alle 2 Monate in Frankfurt in
der P.U.T. Event Bühne Hausen statt. Sie ist ein
beliebtes Freizeitangebot für behinderte und
nichtbehinderte Menschen, die Spaß am Tanzen
und Feiern haben. Getanzt wird zu Musik aus den
aktuellen Charts und Hits der letzten 10 Jahre.
Auf der Party treffen sich 60 bis 80 Menschen im
Alter von 16 bis 76 Jahren – und die Nachfrage
steigt. Sogar aus anderen Orten und von weither
wie beispielsweise aus Würzburg kommen Besu-
cher angereist. Von Anfang an sind Menschen im
Ruhestand – behindert oder nicht behindert –
mit großer Begeisterung dabei, die CeBeeF Disco
in Frankfurt zu organisieren und zu gestalten.
Freude am Umgang mit jüngeren Leuten, ein of-
fenes Ohr für die aktuellen Probleme Jugendli-
cher – das sind Beweggründe auch für Ältere, die
CeBeeF Disco immer wieder zu besuchen. Und über die einzelnen Disco Abende hinaus
ergeben sich immer wieder neue inklusive, generationsübergreifende Kontakte. So ist es
selbstverständlich, dass die Jüngeren den Älteren bei der Bedienungsanleitung ihres neu-
en Handys und bei der Anmeldung zu Facebook behilflich sind und die Älteren ihre Erfah-
rungen aus dem Beruf für die Jüngeren einsetzen – Unterstützung mit Rat und Tat.
Ziel der Disco war und ist es, sowohl für jüngere Menschen mit ganz unterschiedlichen
geistigen oder körperlichen Behinderungen als auch für Menschen ohne Behinderung, un-
CeBeeF Disco, Frankfurt am Main
Hessischer Demografie-Preis 2013
Wir werden älter – Wir gestalten unser Leben
abhängig von Nationalität und Religionszugehörigkeit, einen Raum zum Tanzen, Flirten
und Kennenlernen zu schaffen, bei dem Behinderung keine Rolle spielt und die Besucher –
auch wenn sie im Rollstuhl sitzen – nicht „angestarrt“ werden. Für die älteren freiwilligen
Helferinnen und Helfer ist die Disco ein Geben und Nehmen. Sie lernen junge und neue
Menschen kennen und der Austausch sowie das gemeinsame Tanzen machen einfach
Spaß.
Entstanden ist das Projekt am CeBeeF-Stammtisch. Ein damals 58-jähriger schwer körper-
behinderter Teilnehmer erzählte, dass er in seinem früheren Leben in mehreren Clubs
Discomusik aufgelegt hat. Die Idee einer integrativen Disco, die einen schönen Abend für
Menschen bietet, die sonst keine Möglichkeit haben, zur Disco zu gehen, wurde geboren.
In der weitgehend barrierefreien P.U.T. Event Bühne in Hausen war schnell ein anspre-
chender Raum mit geeigneter Ausstattung gefunden. Die Einladungen zur Disco werden
über einen großen Verteiler der Frankfurter Organisationen und Einrichtungen versendet.
Hier sind unter anderem der Sozialverband VDK Hessen, die Lebenshilfe e. V. und das
Haus der Begegnung vertreten.
Für Alt und Jung, für Gäste und Helfer der Disco ist das Projekt eine wichtige Bereicherung
ihres Lebens.
Der Club Behinderter und ihrer Freunde (CeBeeF Frankfurt e.V.) fördert und unterstützt
seit mehr als 35 Jahren durch individuelle Angebote für jedes Alter die Gleichstellung so-
wie die Selbständigkeit und Eigenverantwortung behinderter Menschen. Dazu zählt ein
breites Spektrum an ambulanten Leistungsangeboten, das von Freizeitaktivitäten für alle
Altersgruppen über Angebote für Assistenz und Pflege, Schulintegration bis hin zu einem
Fahrdienst für Menschen mit Behinderung reicht.
Fotos: Anna Rübsam, Faschingsdisco
Internationales Frauenfrühstück,
Dietzenbach
Bewerber: Beteiligte am Frauenfrühstück
Ansprechpartner: Helga Giardino
Telefon: 06074 / 62 111
Hessischer Demografie-Preis 2013
Wir werden älter – Wir gestalten unser Leben
Rund zwanzig Frauen im Alter von 45
bis 76 Jahren treffen sich seit Mai
2011 jeden Mittwoch in Dietzenbach.
Sie frühstücken gemeinsam, sprechen
über ihre Alltagsprobleme, erzählen
aus der Heimat und feiern die Feste
ihrer Kulturen zusammen. Für die
Frauen aus Afghanistan, Kuba, Israel,
Marokko, Griechenland, Italien, Pakis-
tan, Deutschland, der Türkei und dem Kosovo ist das Frauenfrühstück ein kleiner Ausweg
aus ihrer Isolation.
Immer wieder erfahren die Frauen durch das Treffen auch schnelle, praktische Hilfe:
Zum Beispiel wurde für eine Afghanin eine neue Wohnung gefunden. Sie hatte nach ei-
nem Einbruch Angst in der alten Wohnung zu bleiben.
Einer 65-jährigen Griechin drohte die Zwangsräumung. Aufgrund mangelnder Sprach-
kenntnisse konnte sie sich nicht allein helfen. Durch das Frauenfrühstück wurde eine An-
wältin vermittelt und auch eine neue Wohnung gefunden.
Mit Unterstützung des Frauenfrühstücks konnte eine 72-jährige krebskranke Türkin die
Pflegestufe 2 und ein Pflegebett beantragen. Obwohl sie krank ist, kommt sie gelegentlich
mit dem Gehwagen zum Frühstück.
Einer anderen Afghanin konnte kostenlos ein gebrauchtes Fahrrad vermittelt werden, das
sie dringend brauchte.
Die Beispiele zeigen, wie mit geringem Aufwand einzelnen Personen geholfen werden
kann: Eine Hilfe, die direkt ankommt und die Lebenssituation der älteren Frauen aus ver-
schiedenen Ländern unmittelbar verbessert.
Internationales Frauenfrühstück, Dietzenbach
Hessischer Demografie-Preis 2013
Wir werden älter – Wir gestalten unser Leben
Beim Frühstück sprechen die Frauen Deutsch und lernen so besser die Sprache. Sie lernen
auch deutsche Institutionen kennen. Vertreter der Stadt Dietzenbach wie der Erste Stadt-
rat, Sozialdezernenten oder der Integrationsbeauftragte waren bereits Gäste beim Inter-
nationalen Frauenfrühstück. Gefrühstückt wurde bisher auch in einer Polizeistation, in der
Feuerwehrwache und bei der evangelischen Kirche. Weitere öffentliche Orte wie Schule,
Museum oder Rathaus sollen folgen. Gerne unternehmen die Frauen gesponserte Ausflü-
ge in die nähere Umgebung, um aus ihrem Trott herauszukommen.
Das Frühstück wird von den Frauen selbst zubereitet und mitgebracht. Den Frühstücksraum
stellt der Verein Zusammenleben der Kulturen. In die Liste des Frühstücks sind mittlerweile
45 Frauen eingetragen, etwa 20 kommen regelmäßig. Der Ausländerbeirat der Stadt Diet-
zenbach sowie der Verein Zusammenleben der Kulturen unterstützen das Projekt. Eine der
Frauen aus der Gruppe ist mittlerweile Mitglied des Seniorenbeirats geworden.
Mit geringem Aufwand bietet das Internationale Frauenfrühstück älteren Frauen aus frem-
den Kulturen Gesellschaft und Anregung und immer wieder gelingt es, ein großes oder klei-
nes Problem zu lösen.
Foto: Internationales Frauenfrühstück Dietzenbach
DorfSchmiede Freienseen
Bewerber: DorfSchmiede Freienseen gemeinnützige GmbH,
Laubach
Ansprechpartner: Dr. Ulf Häbel
Telefon: 06405 / 50 27 01
Hessischer Demografie-Preis 2013
Wir werden älter – Wir gestalten unser Leben
Vor rund einem Jahr haben sich die Einwohner des
kleinen Ortes Freienseen auf den Weg gemacht.
Sie wollen in der Dorfmitte eine Begegnungsstätte
schaffen. In einem rund 800 Quadratmeter großen
Anwesen planen sie einen Dorfladen, mehrere be-
treute Wohneinheiten, einen Tagespflegebereich
sowie eine Demenzbetreuung. Zurzeit werden die beiden benachbarten Fachwerkhäuser
in Eigenleistung freigelegt.
In Freienseen gibt es seit einiger Zeit keinen Laden
mehr. Daher soll ein Dorfladen in die Dorfschmiede
einziehen. Freienseener Bürger wollen ihn gemeinsam
mit einem regionalen Einzelhandelsunternehmen be-
treiben. Auch Gebäck und Wurst vom örtlichen Bäcker
und Metzger soll es im Laden zu kaufen geben ebenso
wie bäuerliche Erzeugnisse aus dem Ort.
Im Tagespflegebereich sollen zwölf Pflegeplätze ent-
stehen, die ein Pflegedienstleister aus dem Ort betrei-
ben soll. In den beiden leer stehenden Häusern wird
die Möglichkeit zum betreuten Wohnen geschaffen.
Hier können auch die Dorfbewohner einziehen, denen
ihre Häuser und Höfe zu groß geworden sind. So können ältere und pflegebedürftige
Menschen am Ort bleiben und den Heimaufenthalt so lange wie möglich vermeiden.
DorfSchmiede Freienseen, Laubach
Hessischer Demografie-Preis 2013
Wir werden älter – Wir gestalten unser Leben
Die meisten Räume der DorfSchmiede werden multifunktional genutzt. Beispielsweise
wird beim Dorfladen ein Begegnungscafé entstehen. Hier können sich die Hausbewohner
mit den Kunden des Ladens treffen. Auch Veranstaltungen wie Gesangsauftritte der Schu-
le und des Kindergartens, Lesungen, Informationsabende oder eine Seniorenwerkstatt sol-
len hier stattfinden.
Nicht zuletzt soll in der DorfSchmiede auch eine Demenz-Gruppe eingerichtet werden, mit
dem Ziel, besonders in den Anfangsstadien der Demenz alle Gesundheitsreserven zu mo-
bilisieren und eine soziale Ausgrenzung der Betroffenen zu vermeiden. Hierbei sollen
nicht die Einschränkungen und Symptome der Krankheit im Vordergrund stehen, sondern
vielmehr das, was die Erkrankten noch können. In der „MOMENT! Gruppe“ – MOtorisches
und MENtales Training – wird Demenzerkrankungen vorgebeugt oder der Krankheitsver-
lauf gebremst. Kern der Übungen, die ein speziell geschulter Trainer durchführen soll, sind
kleine Bewegungseinheiten und Gedächtnisprogramme, die das Koordinationsvermögen
und die kognitiven Fähigkeiten mit Bewegungen aus Tanz und Yoga schulen. Auch Übun-
gen zur Sturzprävention sind Teil des Programms.
So vielfältig wie die DorfSchmiede werden soll, so vielfältig sind auch die Kooperations-
partner des Projekts. Die Stadt Laubach, die evangelische Kirchengemeinde, das evangeli-
sches Dekanat sowie das Oberhessische Diakoniezentrum Johann-Friedrich-Stift haben ei-
ne gemeinnützige GmbH als Projektträger gegründet. Im Förderverein wurden schon nach
wenigen Wochen über 100 Bürger Mitglied. Das Hessische Sozialministerium unterstützt
das Projekt mit Fördermitteln.
Im Laubacher Stadtteil Freienseen leben rund 850 Menschen, davon sind etwa 200 über
60 Jahre alt. Wie jeder möchten auch sie gerne so lange wie möglich am Leben in ihrem
Ort teilhaben ohne anderen zur Last zu fallen. Sie möchten dort, wo sie zu Hause sind, wo
Bekannte, Freunde und Nachbarn in der Nähe sind, älter werden und letztlich auch ster-
ben. Die DorfSchmiede soll zu einem Haus der Begegnung im Herzen Freienseens werden,
in dem Jung und Alt zusammenkommen und die Gemeinschaft des Dorfes weiter
„schmieden“.
Fotos: DorfSchmiede Freienseen