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Herausgeber : Naturschutzbund Deutschland NABU · mussten aber auch Bettelrufe der Jungvögel aus...

Date post: 19-Oct-2020
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1 I n h a l t s v e r z e i c h n i s Seite AUERSWALD, J. & SCHÖNBORN, W.: Der Einfluss der Teichbewirtschaftung auf Be- standsveränderungen des Zwergtauchers, Tachybaptus ruficollis, im Teichge- biet Dreba – Plothen (Thüringen) - eine Habitatanalyse 3 LIEDER, K. & LUMPE, J.: Vögel im Solarpark - eine Chance für den Artenschutz? 13 AUERSWALD, J.: Brutbestandsentwicklung ausgewählter Vogelarten im Gebiet einer ehemaligen Abwasseraufbereitungsanlage im Südwesten des Dreba-Plothener Teichgebiets im Saale-Orla-Kreis 27 LÖW, S., ALLERT, J. & GUNDEL, A.: Der Rotmilan – Schutzbedürftig trotz Anpassungs- fähigkeit? Bestand und Gefährdung im Landkreis Gotha in den Jahren 1992-2010 45 HÖSER, N.: Zur Brutvogelfauna 2007-2011 des Teichgebiets und Stausees Windisch- leuba 59 KURZ, A.: Was können uns die Nachweise farbberingter Kormorane sagen? 65 HÖSER, N. & WEISSGERBER, R.: Zur Ankunft des Zilpzalps, Phylloscopus collybita (VIEILLOT), im Brutgebiet des Altenburger und Zeitzer Landes 73 WEISE, R. : Zur winterlichen Ernährung von Waldohreulen, Asio otus (L.), in Abhängig- keit von der Witterung - Ergebnisse von Gewöllanalysen in Nordthüringen 77 SCHMIDT, K.: Zum 90. Geburtstag von Karl DITTMAR aus Breitungen 83 KNORRE, D. V. & AUERSWALD, J.: Franz RITTER zum 75. Geburtstag - am 29. August 2011 87 Kleine Mitteilungen: WILHELM, J.: Kleines Sumpfhuhn, Porzana parva (SCOP.), in Seligenthal/Thüringer Wald. –GOTTSCHALK, C. & DORN, M.: Elster (Pica pica L.) attackiert adulten Mauer- segler (Apus apus L.) mit massenhaftem Parasitenbefall. - FLUCKE, K.: Massenfund toter Mauersegler, Apus apus (L.), in der Kirche in Jena/Wöllnitz. 91 Neue Literatur: 12, 25, 26, 44, 57, 58, 72, 81, 82, 90, 95, 96
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    I n h a l t s v e r z e i c h n i s Seite

    AUERSWALD, J. & SCHÖNBORN, W.: Der Einfluss der Teichbewirtschaftung auf Be-

    standsveränderungen des Zwergtauchers, Tachybaptus ruficollis, im Teichge- biet Dreba – Plothen (Thüringen) - eine Habitatanalyse 3

    LIEDER, K. & LUMPE, J.: Vögel im Solarpark - eine Chance für den Artenschutz? 13 AUERSWALD, J.: Brutbestandsentwicklung ausgewählter Vogelarten im Gebiet einer

    ehemaligen Abwasseraufbereitungsanlage im Südwesten des Dreba-Plothener Teichgebiets im Saale-Orla-Kreis 27

    LÖW, S., ALLERT, J. & GUNDEL, A.: Der Rotmilan – Schutzbedürftig trotz Anpassungs-fähigkeit? Bestand und Gefährdung im Landkreis Gotha in den Jahren 1992-2010 45

    HÖSER, N.: Zur Brutvogelfauna 2007-2011 des Teichgebiets und Stausees Windisch- leuba 59

    KURZ, A.: Was können uns die Nachweise farbberingter Kormorane sagen? 65 HÖSER, N. & WEISSGERBER, R.: Zur Ankunft des Zilpzalps, Phylloscopus collybita

    (VIEILLOT), im Brutgebiet des Altenburger und Zeitzer Landes 73 WEISE, R. : Zur winterlichen Ernährung von Waldohreulen, Asio otus (L.), in Abhängig-

    keit von der Witterung - Ergebnisse von Gewöllanalysen in Nordthüringen 77 SCHMIDT, K.: Zum 90. Geburtstag von Karl DITTMAR aus Breitungen 83 KNORRE, D. V. & AUERSWALD, J.: Franz RITTER zum 75. Geburtstag - am

    29. August 2011 87 Kleine Mitteilungen:

    WILHELM, J.: Kleines Sumpfhuhn, Porzana parva (SCOP.), in Seligenthal/Thüringer

    Wald. –GOTTSCHALK, C. & DORN, M.: Elster (Pica pica L.) attackiert adulten Mauer-

    segler (Apus apus L.) mit massenhaftem Parasitenbefall. - FLUCKE, K.: Massenfund

    toter Mauersegler, Apus apus (L.), in der Kirche in Jena/Wöllnitz. 91

    Neue Literatur: 12, 25, 26, 44, 57, 58, 72, 81, 82, 90, 95, 96

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  • 3Thüring. Ornithol. Mitt. 56 (2011) S. 3 - 12

    Der Einfluss der Teichbewirtschaftung auf Bestandsveränderun-

    gen des Zwergtauchers, Tachybaptus ruficollis, im Teichgebiet Dreba – Plothen (Thüringen) – eine Habitatanalyse

    JÜRGEN AUERSWALD, Dreba und WILFRIED SCHÖNBORN, Jena

    Eingegangen am 25.08.2011 1. Einleitung Der Brutbestand des Zwergtauchers, den ÖLSCHLEGEL (1969) mit 50 – 100 Paaren für das Teichgebiet Plothen und seiner Umgebung bezifferte, ging in den letzten 30 Jahren drastisch zurück. Auf den allgemeinen Bestandsrückgang der Art seit den 70er Jahren wurde bereits aufmerksam gemacht (BAUER & BERTHOLD 1996). Als Ursache wurden Intensivierungsmaßnahmen und Gewässereutrophierung genannt. Nach der Brutbestands-erfassung für Thüringen 1997 bestätigt auch ROST (1998) für alle Landesteile einen deutlich negativen Bestandstrend der letzten 20 Jahre. Mit nur 5 Brutpaaren gehörte die Teichlandschaft Dreba - Plothen bei dieser Erfassung neben zwei weiteren Gebieten zu denen mit den höchsten Brutbeständen. Dieser Minimalwert wurde bereits 1987 und 1989 erreicht (AUERSWALD 1988 u.1990). Zum Bestand des Zwergtauchers und den Ursachen des Rückgangs werden in der Literatur ganz unterschiedliche Gründe genannt. Nach ÖLSCHLEGEL (1969) „kommt es bisweilen auf kleineren Teichen zu regelrechten Nestballungen, die nicht immer erklärlich sind. So hält der Zwergtaucher beharrlich am Genschegeruhteich als Brutort fest, obwohl dieser in zunehmendem Maße als Badeteich Verwendung findet, und nistet dort alljährlich in 5-10 Paaren. Eine ähnlich starke Besiedlung weist der Starenteich sowie das Gebiet um ihn herum auf, doch ist hier sein zahlreiches Vorkommen einleuchtender, da das Gebiet unter Naturschutz steht und unter Störungen kaum einmal zu leiden hat.“ Diese Teichgruppe ist heute eher störungsfreier wie seinerzeit, hat ausreichenden Pflanzenwuchs und nach den vorliegenden Beobachtungen haben Zwergtaucher diese Teichgruppe seit mehr als 15 Jahren als Brutplatz fast völlig aufgegeben, obwohl lockere Schilfrohr-Bestände vorhanden sind. Der Unterschied, zu ÖLSCHLEGELs Zeiten wurden diese Teiche noch bewirtschaftet! In den „Berichten zur Avifauna des Bez. Gera“ nennt ÖLSCHLEGEL (1974) als Gründe für den Rückgang vor allem die Beseitigung der Überwasserpflanzen in Fischteichen und den zunehmenden Gondel- und Badebetrieb. KREUTZIGER et al. (2004) bemerken, sofern die Brutgewässer keiner regelmäßigen Bewirtschaftung unterliegen, bzw. von Anglern nicht genutzt werden, treten Zwergtaucher bei entsprechenden Biotop- und Nahrungsbedingun-gen auf. Außerdem haben dichte Unterwasserpflanzenbestände, die sich bis auf die Oberfläche ausbreiten, große Bedeutung. AUERSWALD (unveröff.) konnte Mitte der 1990er Jahre in einem Fischereibetrieb in Südthüringen durch eigene Feststellungen diese Beobachtungen auf Wirtschaftsgewäs-sern bestätigen, in denen sich Laichkräuter massenhaft vermehrt und über 20 Brutpaare

  • 4angesiedelt hatten. Als Nahrung dienten dort offensichtlich überwiegend (?) kleine Nutz-fische, da der Bewirtschafter noch durch abstreichen der Laichfische den Fischnach-wuchs vom Ei an selbst produzierte. Gespannt sein darf man, wie sich die Entwicklung der Unterwasservegetation auf das Vorkommen des Zwergtauchers in den Naturschutzflächen im Südwesten des Dreba- Plothener Teichgebietes auswirken wird, die bisher keiner fischereilichen Nutzung unterliegen. Durch ein begrenztes Einbringen von Satzschleien wäre eine Verbesserung des Nahrungsangebots für den Zwergtaucher als vogelschutzgerechte Maßnahme in Teichen, die sich im Eigentum des Freistaates Thüringen im Europäischen Vogelschutz-gebiet befinden, zu erproben. Die in den vergangenen Jahrzehnten aufgetreten negativen Bestandsveränderungen waren für uns Anlass zu intensiveren Beobachtungen und zielgerichteten Fragestellun-gen. 2. Material und Methoden Die vorliegende Arbeit basiert auf der Untersuchung von 23 Standgewässern mit einer Gesamtfläche von 64,7 ha innerhalb des NSG „Dreba – Plothener Teichgebiet“. Die Daten wurden durch Revierkartierung sowie zwei Begehungen innerhalb des festgelegten Zeitfensters entsprechen der methodischen Anleitung zur Bestandserfassung von Wasservogelarten in Nordrhein–Westfalen (SUDMANN et al. 2002) ermittelt. Dabei wurde zusätzlich die Zahl der Jungen mit Angaben zum Alter aufgenommen. Im Einzelfall mussten aber auch Bettelrufe der Jungvögel aus einem dicht bewachsenen Teich bei drei Begehungen als erfolgreiches Brüten angesehen werden. Angaben zur Jungenzahl liegen in diesem Fall nicht vor. Nach einer Zwischenauswertung, die mögliche Ursachen der Bestandsveränderungen des Zwergtauchers andeutete, erfolgten Benthosanalysen1 in den ausgewählten Teichen. 19 untersuchte Gewässer haben eine durchschnittliche Wassertiefe von 0,50 bis 1 m, in den übrigen 4 Teichen werden nach Meliorationsmaßnahmen 1,50 – 2 m Tiefe erreicht. Der Einsatz von Graskarpfen, wie er zu Zeiten der Intensivteichwirtschaft üblich war, spielt heute eine untergeordnete Rolle. Beunruhigungen durch den Tourismus sind kein limitierender Faktor. Angelsport wird nur begrenzt außerhalb des Naturschutzgebietes betrieben. Er ist im NSG entsprechend der Schutzgebietsver-ordnung nicht erlaubt. 3. Ehemalige Bewirtschaftungs- und Nutzungsformen Charakteristisch für die traditionelle Teichnutzung war eine Vielzahl von Nutzungsfor-men, die neben der Fischproduktion auch mit landwirtschaftlichen Nebennutzungen verbunden waren (FRANKE & BAYER 1995). Dazu gehörte die Beweidung der Ufervegeta-tion, Mahd der Röhrichte und der Verlandungsbereiche zur Streunutzung im Stall oder Düngung von Wiesen und Äckern durch Teichschlamm. 3.1. Winterung/ Teichsömmerung Wird im Winter der Teich nicht wieder bespannt, fördert die Einwirkung des Frostes den organischen Abbau des Teichschlammes (Mineralisation) und setzt dadurch Nährstoffe frei. Bei der Teichsömmerung wird das Gewässer teilweise (Teilsömmerung) oder gänzlich abgelassen und die fischereiliche Nutzung im Sommer ausgesetzt. Die gezielte 1 Benthos: Tier- und Pflanzenwelt am Gewässergrund

  • 5Einsaat von Getreide in einem bestimmten Turnus ist weitgehend in Vergessenheit geraten. Durch das früher übliche Ackern des Teichbodens wurde dieser zusätzlich mit Sauerstoff versorgt und so die Entwicklung der Bodenorganismen gefördert. Diese so behandelten Teiche erzielten im folgenden Jahr einen höheren Zuwachs im Fischgewicht durch die sich im Teich entwickelnde zusätzliche Nahrung. 3.2. Habitatbedingungen Verschiedene Faktoren beeinflussen die Bestandsentwicklung des Zwergtauchers. Erinnert sei an die Meliorationsmaßnahmen Ende der 70er/Anfang der 80er Jahre, bei denen viele kleine naturnahe Teiche zu großen ökonomisch besser nutzbaren Wirtschafts-gewässern zusammengelegt wurden (AUERSWALD 1995). Der Verlust von Großröhrichten ist heute, nach 25 Jahren, noch zu sehen. Der darauf folgende Besatz der Teiche mit Graskarpfen während der Phase der Intensivwirtschaft hat dazu geführt, dass die Unterwasservegetation zurückging und damit auch der Lebensraum für zahlreiche wirbellose Tiere, die die entscheidende Nahrung für den Zwergtaucher sind. In Abhängigkeit von Winter- und Frühjahrsniederschlägen unterliegt der Brutbestand der Wasservögel in den „Himmelsteichen“ beträchtlichen jährlichen Schwankungen. Bei guten Bedingungen kann es zu größeren Brutdichten kommen, so 2008, als allein auf dem Oberländerteich fünf Brutpaare des Zwergtauchers anzutreffen waren. Im Gegensatz dazu kam es hier 2009 zu Niedrigwasserständen, wodurch sich die Habitatbedingungen verschlechterten. Die Folge war eine Abnahme des Brutbestandes auf ein Paar. Eine wesentliche Rolle bei der künftigen Entwicklung des Teichgebietes unter Beachtung einer vogelschutzgerechten Bewirtschaftung wird die Teichsömmerung spielen. Unter Sömmerung versteht man die Nichtbewirtschaftung eines Teiches mit Fischen während der Vegetationszeit. Dabei wird der Teichgrund – je nach Zielstellung – gegrubbert, belassen oder aber mit Leguminosen, Hafer oder anderem Getreide eingesät. Zum Ende der Vegetationszeit wird der Teich wieder bespannt und in den Wirtschaftskreislauf einbezogen. Daraus ergibt sich ein mehrfacher Nutzen:

    • Zusätzliche Versorgung des Teichgrundes mit Sauerstoff • Förderung der boden- und aquatischen Lebewesen als Nahrung für Fische • Einsparung von Futtermitteln • Zuwachs an Fischgewicht ohne zusätzliche Kosten • Erzeugung hochwertigerer Produkte mit hohem Anteil an Omega-Fettsäuren

    (Biofisch)

    Diese grobe Darstellung zeigt, dass der Nutzen der Teichsömmerung auch auf andere Bereiche, wie beispielsweise der Biotopgestaltung für Zwergtaucher positiv wirkt. Zunächst wurden die Gewässer nach der Bewirtschaftungsform und ihrer Habitatausstat-tung analysiert sowie die Nutzung als Brutgewässer bzw. Aufgabe eines langjährigen Brutplatzes verglichen (Tab.1). Bei der Analyse dieser Gewässer traten signifikante Unterschiede hinsichtlich verschie-dener Nutzungsformen auf. Danach ergeben sich 3 Gruppen mit folgenden Merkmalen:

    1. Teiche mit jährlich relativ gleichbleibender Besiedlung (9) = x 2. Teiche die zur Reproduktion aufgegeben wurden (6) = o 3. neu besiedelte Teiche nach einer (Teil-) Sömmerung (8) = +

  • 6Tab.1: Brutgewässer des Zwergtauchers in den Jahren zwischen 2007- 2009 (TGA = Teichgruppe A; T = Teich) Brutgewässer des Zwergtauchers in den Jahren zwischen 2007- 2009

    Gewässer Fischerei, Abfischung Teichboden- Sömmerung, Brut- Fischzucht bearbeitung Teilsömmerung gewässer

    ja nein ja nein ja nein ja nein

    TGA 1 x x x x x

    TGA 4 x x x x x

    Halbteich x x x x x

    Dörrigen Teich x x x x x

    Gr. Hasenhöhe Teich x x x x +

    Breiter Teich x x x x +

    Henschers Teich x x x x +

    Plothensteig Teich x x x x +

    Mahlteich x x x x +

    Klemms Teich x x x x +

    Oberländer Teich x x x x +

    Köberleins Teich x x x x +

    Tanz Teich x x x x x

    Pohls Teich x x x x x

    Roter Hiel 2 x x x x

    Röhlers Teich x x x x x

    Rohr Teich x x x x x

    Straßen Teich x x x x 0

    Starenteich x x x x 0

    0berer Pörmitzer T. x x x x 0

    Mittl. Pörmitzer T. x x x x 0

    Seidemanns Teich x x x x 0

    Teichadens Teich x x x x 0 zu 1. - Von den 9 Teichen mit langjährigen Brutplätzen werden 5 fischereilich extensiv

    genutzt, die übrigen 4 Teiche unterliegen keiner wirtschaftlichen Nutzung. zu 2. - Auf früher regelmäßig besiedelten Teichen, die u. a. aufgrund ihrer vorhandenen

    Großröhrichte oder Unterwasservegetation bisher als optimal anzusehen waren, fehlen seit Jahren die Zwergtaucher. Die Ursache dafür wird in der Aufgabe der Bewirtschaftung vermutet, da die zahlreichen kleinen, benthivoren (bodentierfres-sende) Weißfische, die bei einer fischereilichen Bewirtschaftung regelmäßig beim Ablassen der Teiche entnommen wurden, nun im Teich verbleiben, sich weiter vermehren und damit zwangsläufig die am Gewässerboden lebende Tierwelt (kleine Mollusken, Ringelwürmer, Wasserasseln, Insektenlarven), die Hauptnah-rung des Zwergtauchers während der Brutzeit, immer stärker reduzieren. Zur Do-

  • 7kumentation dieses Vorganges wurden deshalb im Jahr 2009 halbquantitative Un-tersuchungen zur Wasser- und Benthosfauna vorgenommen.

    zu 3. - Überraschend war die sofortige Besiedlung durch Zwergtaucher auf gesömmerten Teichen. Auf einem dieser Teiche, der zusätzlich einer Bodenbearbeitung unter-zogen worden war (Abb.1), konnten in der folgenden Brutsaison 5 erfolgreiche Bruten nachgewiesen werden (AUERSWALD 2009).

    Abb.1: Pistenbully mit speziellem Arbeitsgerät für die Teichbodenbearbeitung.

    Foto: J. AUERSWALD

    Tabelle 2 (s.u.) zeigt die Gewässergröße und die Habitatausstattung der erfassten Teiche hinsichtlich der bestehenden Vegetation. 3.3. Benthosanalysen im Zusammenhang mit der Besiedlung durch den Zwergtau-

    cher 3.3.1. Teiche, die zur Reproduktion aufgegeben wurden Zur Untersuchung wurden zwei Teiche ausgewählt, die seit etwa 10 Jahren nicht mehr abgefischt wurden, aber früher zu den regelmäßigen Brutgewässern des Zwergtauchers gehörten. Diese zeichnen sich noch heute durch eine üppige Vegetation aus, vor allem durch große Phragmites-Bestände. Proben wurden aus dem Sediment mit einem Sieb in zweiwöchigem Abstand gekeschert. An 5 Stellen wurden bis zu 20 Proben pro Teich entnommen und die Wasserorganismen ausgezählt. Parallel dazu wurden in die Teiche Fischsenken zur Prüfung der qualitativen und halbquantitativen Artenzusammensetzung ausgebracht. Dominante Fischarten waren stets Moderlieschen (Leucaspius delineatus), Blaubandbärblinge (Pseudorasbora parva), Dreistachlige Stichlinge (Gasterosteus acu-

  • 8leatus), Giebel (Carassius gibelio), Bitterlinge (Rhodeus amarus) sowie Schleien (Tinca tinca). Tab.2: Habitatausstattung der untersuchten Teiche (TGA = Teichgruppe A; T = Teich) Gewässer Gewässer- Großröhricht/ Schwimmblattpfl., untergetauchte größe (ha) Kleinröhricht Unterwassveget. Gehölze

    ja nein ja nein ja nein TGA 1 3,4 x x x

    TGA 4 4,1 x x x

    Halbteich 0,5 x x x

    Dörrigen T 8,0 x x x

    Tanz T 1,0 x x x

    Pohls T 0,5 x x x

    Roter Hiel 2 9,0 x x x

    Röhlers T 2,0 x x

    Rohr T 1,4 x x x

    Gr.Hasenhöhe T 9,0 x x x

    Breiter T 1,0 x x x

    Henschers T 1,0 x x x

    Plothensteig T 2,0 x x x

    Mahlteich 5,4 x x x

    Klemms T 1,3 x x x

    Oberländer T 8,0 x x x

    Köberleins T 2,5 x x x

    Straßen T 0,7 x x x

    Starenteich 1,5 x x x

    0berer Pörmitzer 0,5 x x x

    Mittl. Pörmitzer 0,4 x x x

    Seidemanns T 0,6 x x x

    Teichadens T 2,5 x x x Die Siebfänge waren überraschend. In Teich 1 (Oberer Pörmitzer) fand sich eine hohe Dichte an Rückenschwimmern (Notonectiden) und Wasserzikaden (Corixiden). Nur zweimal fand sich eine Eintagsfliegenlarve (Cloeon). Sonst war das Gewässer bodentier-frei. Das gleiche Bild ergab sich in Teich 2 (Starenteich) mit nur mäßiger Dichte von Wasserzikaden, dafür aber einer großen Anzahl von Notonecta glauca. Die Gründe für diesen Befund liegen auf der Hand: Die große Menge an benthivoren Fischen reduziert extrem die Bodentierwelt. Notonectiden werden infolge ihrer hohen Beweglichkeit und Wehrhaftigkeit vermutlich nur selten von Fischen erbeutet. Sie greifen auch nicht in das Teichökosystem ein, da sie meist Insekten erbeuten, die in den Teich gefallen sind. Die Corixiden sind ebenfalls sehr flink, sie sind aber keine Prädatoren.

  • 9So ist der Rückgang des Zwergtauchers auf den nicht gesömmerten Teichen sehr wahrscheinlich auf die niedere Dichte an Bodentieren zurück zu führen. Besonders während der Brutzeit ist er auf die benthische Kleintierwelt angewiesen. In den Wintermonaten erbeutet er auch Kleinfische (BANDORF 1970). Dagegen sind die meisten Wasservögel Allesfresser und nehmen im Unterschied zum Zwergtaucher viel Pflanzen-material als Nahrung auf. Ein ganz anderes Bild der Bodentierwelt ergaben Vergleichsproben aus einem jährlich befischten und damit abgelassenen Gewässer (Teichadensteich). Dieser Teich wurde nach einer Trockenphase wegen Dammreparaturen erst spät befüllt, als die Zwergtaucher auf anderen Gewässern schon brüteten. Der Zustand entsprach im Prinzip einer Sömmerung. Hohe Dichten an Kleinschnecken (z. B. Anisus, Gyraulus), Egelarten, Wasserflöhe (Chydorus), Wasserasseln, Gnitzenlarven (Bezzia), Dixa -Larven und vor allem Chironomidenlarven wurden darin festgestellt. Der Unterschied zu nicht gesömmerten Teichen war extrem! Eine mögliche Alternative zur künftigen Optimierung der Habitatverhältnisse in den beiden oben genannten Teichen wäre das Ablassen und die Entnahme der Weißfische oder zeitweiliger Besatz durch Raubfische wie Hecht (Esox lucius ) oder Zander (Locioperca locioperca) zur Reduzierung des Kleinfischbestandes. Hierbei muss jedoch bedacht werden, dass diese Raubfische auch zu den Prädatoren junger Wasservögel zählen. 3.3.2. Teiche mit Brutplätzen des Zwergtauchers und hohem Benthos Zur Untersuchung wurden 3 Teiche ausgewählt, die durch Ablassen befischt worden waren. Pro Teich wurden jeweils an 3 Stellen durch 3 Kescherzüge (Kescherdurchmesser 15 cm) Proben genommen und die gefangenen Tiere ausgezählt. Die „Dichte“ wird hier wie folgt definiert:

    sehr hohe = > 20 hohe = 11 bis 19 mittlere = 6 bis 10 vereinzelt = 1 bis 5 Tab.3: Pohls Teich Gruppe Dichte sehr hohe hohe mittlere vereinzelt Schnecken Physa acuta x Gyraulus albus x Galba truncatula x Planorbis spec. x Anisus spec. x Planorbarius corneus x Kleinmuscheln Musculum lacustre x Pisidium spec. x

  • 10

    Egel Helobdella stagnalis x Eintagsfliegenlarven Cloeon- Larven x Chironomiden- Larven x Wasserwanzen Notonecta glauca u. N. spec., x Plea leachi x Corixinae x Tab.4: Tanz Teich Gruppe Dichte sehr hohe hohe mittlere vereinzelt Schnecken Physia acuta x Gyraulus albus x Galba truncatula x Planorbis spec. x Anisus spec x Planorbarius corneus x Egel Helobdella stagnalis x Eintagsfliegenlarven Cloeon-Larven x Libellenlarven Lestes-Larven x Chironomiden- Larven x Wasserwanzen Renatra lineares x Notonecta glauca u. N. spec. x Wasserwanzen Corixinae x Wasserkäfer Hydroporus lacustris x Laccobius spec. Porhydrus spec. x x

    Laccophilus spec. x Wassermilben x

  • 11Tab.5: Plothensteig Teich Gruppe Dichte sehr hohe hohe mittlere vereinzelt Schnecken Galba truncatula x Egel Helobdella stagnalis x Eintagsfliegenlarven Cloeon- Larven x Libellenlarven Lestes spec. x Chironomiden- Larven x Wasserwanzen Notonecta glauca x Corixinae x Der Plothensteig Teich wurde gesömmert und Getreide eingesät. Trotz eines geringen Wasserstandes infolge später Bespannung brütete der Zwergtaucher im August noch erfolgreich. Schnecken, Egel, Wasserflöhe, Wasserasseln, Gnitzen-Larven, Dixa-Larven und Chironomiden-Larven wurden im Teichadensteich festgestellt, aber nicht gezählt. Nach KALBE (1981) nimmt der Zwergtaucher neben Insekten vor allem Kleinmollusken auf, die in den Brutteichen, wie die Analyse zeigt, reichlich vorhanden sind. 4. Diskussion Aus den vorliegenden Ergebnissen stellt sich die Frage, ob eine vogelschutzgerechte Nutzung von Teichen zur Bestandsförderung beim Zwergtaucher führen kann. Es konnte gezeigt werden, dass Maßnahmen wie die Sömmerung, die sogar noch zur Optimierung der Fischwirtschaft führt, positive Auswirkungen auf den Bestand des Zwergtauchers haben. Aus unserer Sicht sind die vorgenommenen Probennahmen aussagekräftig genug, den Rückgang des Zwergtauchers auf bestimmten, fischereiwirtschaftlich nicht mehr genutzten Teichen zu erklären. Die unmittelbare Besiedlung der weitgehend fischfreien Gewässer durch den Zwergtau-cher nach der Sömmerung ist vermutlich eine Folge des verbesserten Nahrungsangebots. Die Analyse zeigt auch die Erkennbarkeit negativer Ursachen und wie durch zielgerichte-te Maßnahmen eine Bestandssicherung bzw. Bestandsverbesserung möglich erscheint. Die aktuellen Förderprogramme KULAP (Kulturlandschaftsprogramm) und NALAP (Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege) bieten bei einer konsequen-ten naturschutzfachlichen Umsetzung durch den Teichwirt einen wirksamen Beitrag zum Erhalt der Biodiversität. Uns bleibt die Hoffnung, dass die im Naturschutz tätigen Verwaltungsfachleute diese Erkenntnisse bei der Beurteilung von Naturschutzfragen und den anstehenden Manage-mentplänen berücksichtigen werden.

  • 125. Literatur AUERSWALD, J. (1988): Avifaunistischer Jahresbericht (unveröffentlicht) AUERSWALD, J. (1990): Avifaunistischer Jahresbericht (unveröffentlicht) AUERSWALD, J. (1995): Schutzgebietsentwicklung und Auswirkungen auf die Vogelwelt

    im Plothener Teichgebiet. - Thüring. Ornithol. Mitt. 45: 15 – 23 AUERSWALD, J. (2009): Zur Habitatnutzung ausgewählter Vogelarten nach einer

    Teichsömmerung. - Avifaunistischer Jahresbericht Nr. 23 – 2008: 66 - 70 BANDORF, H. (1970): Der Zwergtaucher, Ziemsen Verlag Wittenberg Lutherstadt, NBB

    430. BAUER, H.-G. & BERTHOLD, P. (1996 ): Die Brutvögel Mitteleuropas – Bestand und

    Gefährdung. – Wiesbaden. FRANKE, T. & BAYER, S. (1995): Lebensraumtyp Teiche. - Landschaftspflegekonzept

    Bayern, Band II.7; Hrsg.: Bayrisches Staatsministerium für Landesentwick-lung und Umweltfragen (StMLU) und Bayrische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL). 190 S. München.

    KALBE, L. (1981): Ökologie der Wasservögel, Ziemsen Verlag Wittenberg Lutherstadt NBB 518

    KREUTZINGER, J., KORN, M., SCHINDLER, W. & STÜBING, S. (2004): Aktuelle Bestandssi-tuation brütender Wasservogelarten in Hessen. Hessisches Ministerium für Umwelt, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz – Oberste Naturschutzbe-hörde

    ÖLSCHLEGEL, H. (1969): Über die Brutvorkommen der Lappentaucher im Plothener Teichgebiet - Thüring. ornithol. Rundbrief 14: 3 – 5

    ÖLSCHLEGEL, H. (1974): Zwergtaucher – Podiceps ruficollis (PALLAS). - Ber. Avifauna Bez. Gera (Loseblattsammlung): 4 S.

    ROST, F. (1998): Der Brutbestand der Lappentaucher (Podicipidae) 1997 in Thüringen. - Anz. Ver. Thüring. Ornithol. 3, 103 – 116

    SUDMANN, S. R., SUDFELDT, C., GLINKA, S., JÖBGES, M., MÜLLER, A. & ZIEGLER, G. (2002): Methodenanleitung zur Bestandserfassung von Wasservogelarten in Nordrhein-Westfalen, Teil 1: Brutbestände. Hrsg.: Landesanstalt für Ökologie und Forsten NRW & Nordrhein-Westfälische Ornithologengesellschaft - Cha-radrius 38 (2): 70 S.

    Jürgen Auerswald Dr. habil. Wilfried Schönborn Ortsstraße 62 Schützenhof Str. 9 07806 Dreba 07743 Jena E-Mail: [email protected] N E U E L I T E R A T U R SCHMIDT, K. (2009): Zwei Fälle von Kronismus beim Weißstorch Ciconia ciconia in Thüringen. – Anz. Ver. Thüring. Ornithol. 6(3): 241 – 245 Drei Fälle über das Töten eigener Jungen konnte an den Horsten in Görsbach (Ldkr. Nordhausen) sowie Berka/Werra (Wartburgkreis) in den Jahren 2007 und 2008 belegt werden. In zwei Fällen wurde dabei das Bemühen eines Altstorches beobachtet und durch Foto dokumentiert, den eigenen Jungvogel (Kronismus) zu verschlingen.

    D.v.Knorre, Jena

  • 13Thüring. Ornithol. Mitt. 56 (2011) S. 13 - 25

    Vögel im Solarpark – eine Chance für den Artenschutz?

    Auswertung einer Untersuchung im Solarpark Ronneburg „Süd I“

    KLAUS LIEDER, Ronneburg und JOSEF LUMPE, Greiz Eingegangen am 31.08.2011 1. Einleitung Im Jahre 2004 wurde das Erneuerbaren-Energien-Gesetz (EEG) fortgeschrieben. Durch die geänderten Kriterien für die Einspeisevergütung wurde die Photovoltaiknutzung auch auf großen Freiflächen wirtschaftlich möglich. Da ein starker Zuwachs dieser Technik auf Gebäuden nicht zu erwarten war, wurde mit dem EEG ein neuer ökonomischer Anreiz geschaffen. Nach der Reaktorkatastrophe von 2011 in Japan und den anschließenden politischen Anstrengungen der Bundesrepublik Deutschland, den Atomausstieg weiter zu beschleunige, haben die erneuerbaren Energien weiter an Bedeutung gewonnen und werden mit Sicherheit auch zum verstärkten Bau von Solarparks führen. Die Auswirkungen von Solaranlagen auf die Vogelwelt sind nach wie vor umstritten. So wurden Befürchtungen geäußert, dass die Module durch starke Reflexionen eine Scheuchwirkung auf Vögel entfalten. Ebenso wurde auf die Kollisionsgefahr mit den Modulen aufgrund der Verwechslung mit Wasserflächen hingewiesen. In einer Studie im Auftrag des Bundesamtes für Naturschutz wurden erste Ergebnisse dieser Auswirkungen dargestellt (GFN 2007). Relevante Veröffentlichungen zu diesem Thema fehlen bisher. Mit Unterstützung der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt Greiz wurde deshalb ein ca. 25 ha großer Solarpark in Ostthüringen untersucht, um die Nutzung durch Vögel zur Brutzeit 2011 zu dokumentieren. Die Ergebnisse waren für die Beteiligten überra-schend positiv, wie sich anschließend zeigen wird. Die bisher vorliegenden Ergebnisse aus der Studie des Bundesamtes für Naturschutz sollen kurz betrachtet und mit unseren Beobachtungen verglichen werden. 2. Lage und Beschreibung des Solarparks Ronneburg „Süd I“ Der Solarpark befindet sich im Süden der Stadt Ronneburg im Freistaat Thüringen. Der Mittelpunkt ist durch folgende Koordinaten bestimmt: Rechtswert: 4513071 Hochwert: 5634682 Die Fläche wurde ursprünglich als Betriebsfläche für den Uranbergbau der Sowjetisch-Deutschen Aktiengesellschaft (SDAG) Wismut genutzt. Nach Rückbau der Gebäude und Anlagen und der anschließenden Sanierung durch die Wismut GmbH wurde die Fläche begrünt. Vor dem Bau der Freilandphotovoltaik-Anlage waren staudenflurfrische Standorte sowie Brach- und Ruderalflächen großflächig gebietsprägend. Die Gesamtfläche der Anlage beträgt 251.963 m². Davon werden 201.734 m² als Betriebsfläche für die Solaranlage genutzt. Das restliche Areal besteht aus Grünflächen, partiellen Gehölzanpflanzungen und Wegen mit sandgeschlämmten Schotterdecken. Im Zentrum wird das Gebiet über einen Graben mit einer angrenzenden Ruderalfläche von Ost nach West entwässert. Das gesamte Terrain ist mit einem zwei Meter hohen Maschendrahtzaun und Stacheldraht eingegrenzt.

  • 14Die Module sind auf ca. 1,5 Meter hohen Gestellen aus Profilstahl in Reihen aufgestellt. Die Oberfläche der Module ist nach Süden geneigt. Zwischen den einzelnen Reihen bleibt ein Abstand von drei Metern. Unter den Modulen und auf den Zwischenflächen wird die aufwachsende Vegetation regelmäßig gemäht. In der Umgebung des Solarparks finden sich folgende Strukturen/Habitate:

    Laubmischwald im Süden und kleinflächig im Norden Gewerbeflächen mit Ruderalvegetation im Osten und Südwesten Bahnanlage mit Ruderalvegetation im Westen Kleingewässer im Westen Verkehrsflächen

    3. Methode Insgesamt wurden 2011 zehn Begehungen zwischen Anfang April und Anfang Juli durchgeführt. Tab.1: Begehungen

    Datum Uhrzeit Beobachter

    09.04.2011 08.00 – 10.00 LIEDER

    23.04.2011 09.00 – 11.00 LIEDER

    28.04.2011 08.00 – 10.00 LIEDER, LUMPE

    09.05.2011 08.00 – 10.00 LIEDER, LUMPE

    16.05.2011 08.00 – 10.00 LIEDER, LUMPE

    22.05.2011 08.00 – 10.00 LUMPE, SEEMANN

    29.05.2011 19.00 – 21.00 LIEDER

    16.06.2011 08.00 – 10.00 LUMPE

    27.06.2011 08.00 – 10.00 LIEDER

    09.07.2011 14.00 – 16.00 LUMPE Die Begehungen erfolgten überwiegend in den frühen Morgenstunden. Nur die Kontrol-len am 29.05.2011 und am 09.07.2011 wurden in die späten Abend- bzw. frühen Nachmittagsstunden verlegt. Während der Kontrollen wurde das Gebiet systematisch abgesucht. Alle nach den oben genannten Kriterien (siehe Aufgabenstellung) erfassten Vögel wurden in Tageskarten eingetragen. Daraus wurden die Brutreviere gebildet. Die Erfassungsmethode ist ausführlich in BIBBY, BURGESS & HILL (1995) beschrieben. Bei der Erfassung und der Bewertung der Beobachtungen wurden die „Methodenstandards zur Erfassung der Brutvögel Deutschlands“ nach ANDRETZKE, SCHIKORE & SCHRÖDER (2005) beachtet.

  • 15Zudem lagen Erhebungsdaten aus der Zeit vor dem Baubeginn der Anlage im Jahre 2008 (GÖL 2008) und aus dem 1. Betriebsjahr 2010 (GÖL 2010) vor, die Aussagen zur Entwicklung und Veränderung der Vogelwelt im Gebiet ermöglichten. 4. Die Nutzung des Solarparks Ronneburg „Süd I“ durch Vögel Im Folgenden werden die Erfassungsergebnisse aus dem Jahr 2011 unter Einbeziehung älterer Daten wiedergegeben. Aus den Jahren 2008 und 2010 liegen Angaben der GÖL vor, die auch Vogelarten im Bereich von ca. 50 Metern um den Solarpark untersuchte. Aus diesen vorhandenen Unterlagen wurden nur diejenigen Arten herausgefiltert, die in unmittelbarerem Zusammenhang mit der Vorhabensfläche standen. Verwendete Abkürzungen: RLD Rote Liste der Brutvögel Deutschlands

    (nach SÜDBECK, BAUER, BOSCHERT, BOYE & KNIEF (2007) 1 Bestand vom Erlöschen bedroht, vom Aussterben bedroht 2 Stark gefährdet 3 Gefährdet R Arten mit geographischen Restriktionen in Deutschland V Arten der Vorwarnliste RLT Rote Liste der Brutvögel Thüringens (nach WIESNER 2001) 1 Vom Aussterben bedroht 2 Stark gefährdet 3 Gefährdet R Extrem selten B Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) § Besonders geschützte Art §§ Streng geschützte Art VSR Richtlinie 79/409/EWG (Vogelschutzrichtlinie) I Anhang I Tab.2: Alle nachgewiesene Vogelarten 2008, 2010 und 2011 (Gefährdung und Schutz)

    Deutscher Name Wissenschaftlicher Name RLD RLT B VSR

    Rotmilan Milvus milvus (L.) - 3 §§ I

    Mäusebussard Buteo buteo (L.) - - §§ -

    Turmfalke Falco tinnunculus L. - - §§ -

    Kiebitz Vanellus vanellus (L.) 2 1 §§ -

    Straßentaube Columba livia Gm. F. domestica - - - -

  • 16

    Deutscher Name Wissenschaftlicher Name RLD RLT B VSR

    Ringeltaube Columba palumbus L. - - § -

    Mauersegler Apus apus (L.) - - § -

    Neuntöter Lanius collurio L. - - § I

    Elster Pica pica (L.) - - § -

    Rabenkrähe Corvus corone L. - - § -

    Kolkrabe Corvus corax L. - - § -

    Blaumeise Parus caeruleus L. - - § -

    Kohlmeise Parus major L. - - § -

    Heidelerche Lullula arborea (L.) - 2 §§ I

    Feldlerche Alauda arvensis L. 3 - § -

    Rauchschwalbe Hirundo rustica L. V 3 § -

    Dorngrasmücke Sylvia communis LATH. - - § -

    Star Sturnus vulgaris L. - - § -

    Amsel Turdus merula L. - - § -

    Rotdrossel Turdus iliacus L. - - § -

    Schwarzkehlchen Saxicola rubicola (L.) V 2 § -

    Rotkehlchen Erithacus rubecula L. - - § -

    Hausrotschwanz Phoenicurus ochruros (GMEL.) - - § -

    Baumpieper Anthus trivialis (L.) V - § -

    Wiesenpieper Anthus pratensis (L.) V 3 § -

    Bachstelze Motacilla alba L. - - § -

    Grünfink Carduelis chloris (L.) - - § -

    Stieglitz Carduelis carduelis (L.) - - § -

    Bluthänfling Carduelis cannabina (L.) V - § -

    Grauammer Emberiza calandra L. 3 3 §§ -

    Goldammer Emberiza citrinella L. - - § -

  • 17Tab.3: Alle nachgewiesene Vogelarten 2008, 2010 und 2011 (Status, Anzahl, Nutzung

    der Strukturen)

    NG Nahrungsgast B Brutvogel TS Brutvogel mit Teilen des Brutreviers außerhalb der Solaranlage (Teilsiedler) Ü Überflug ohne Beziehung zur Solaranlage

    Status Anzahl Nutzung der Strukturen im Solarpark 2011 Deutscher

    Name 2008 2010 2011 Module Frei- fläche Zaun

    Anpflan-zung

    Luft-raum

    Rotmilan NG 1 – 3 x

    Mäusebussard NG NG 1 – 2 x

    Turmfalke NG NG 1 – 3 x x

    Kiebitz NG 1

    Straßentaube Ü 9

    Ringeltaube Ü 2

    Mauersegler NG NG 15 x

    Neuntöter B 1 BP TS

    3 BP

    Elster Ü 1

    Rabenkrähe NG NG 1 – 11 x x x

    Kolkrabe NG 1 x

    Blaumeise B 1 x x x

    Kohlmeise B 1 x x x

    Heidelerche NG B 1 x x x

    Feldlerche B

    4 – 5 BP

    B 3 BP

    B 6 BP x x x x

    Rauchschwalbe NG 2 – 20 x x

    Dorngrasmücke B 3 BP TS

    3 BP x x x

    Star NG NG NG 2 – 200 x x x x

    Amsel NG 1 x

    Rotdrossel NG 2 x

    Schwarzkehlchen TS 1 BP x x x x

  • 18

    Status Anzahl Nutzung der Strukturen im Solarpark 2011 Deutscher

    Name 2008 2010 2011 Module Frei- fläche Zaun

    Anpflan-zung

    Luft-raum

    Rotkehlchen NG 1 x

    Hausrotschwanz NG NG

    B 3 BP TS

    1 BP

    x x x x

    Baumpieper B

    3 – 4 BP

    B 1 BP TS

    2 BP

    x x x x

    Wiesenpieper TS 1BP x x

    Bachstelze NG NG NG 3 x x

    Grünfink NG 1 – 4 x x

    Stieglitz NG 1 x

    Bluthänfling

    B 1 BP TS

    1 BP

    x x x

    Grauammer B

    3 – 4 BP

    Goldammer B 3 BP NG TS

    2 BP x x x x

    In der Umgebung der Solaranlage (bis 100 m Abstand) wurden 2011 noch Vogelarten als Brutvögel festgestellt, die während der Beobachtungstermine nicht in Beziehung zum Solarpark standen. Eine zeitweise Nutzung der Strukturen des Solarparks kann aber nicht ausgeschlossen werden. Als Beispiel für die Nutzung des Solarparks ist die Brutverbrei-tung der Feldlerche in Karte1 dargestellt.

    Karte 1: Brutverbreitung der Feldlerche in der Solaranlage

  • 19Tab.4: Vogelarten in der Umgebung der Solaranlage

    Deutscher Name Wissenschaftlicher Name RLT RLT B R

    Kuckuck Cuculus canorus L. V - § -

    Wendehals Jynx torquilla L. 2 2 §§ -

    Grauspecht Picus canus Gmelin 2 - §§ I

    Buntspecht Dendrocopos major (L.) - - § -

    Fitis Phylloscopus trochilus (L.) - - § -

    Zilpzalp Phylloscopus collybita (VIEILLOT) - - § -

    Sumpfrohrsänger Acrocephalus palustris (BECHSTEIN) - - § -

    Mönchsgrasmücke Sylvia atricapilla (L.) - - § -

    Gartengrasmücke Sylvia borin (BODDAERT) - - § -

    Kleiber Sitta europaea L. - - § -

    Gartenbaumläufer Certhia brachydactyla C.L. BREHM - - § -

    Zaunkönig Troglodytes troglodytes (L.) - - § -

    Singdrossel Turdus philomelos C.L.BREHM - - § -

    Nachtigall Luscinia megarhynchos C.L.BREHM - - § -

    Haussperling Passer domesticus (L.) V - § -

    Buchfink Fringilla coelebs L. - - § - 5. Diskussion und Schlussfolgerungen aus naturschutzfachlicher Sicht In einem unveröffentlichten Gutachten des Bundesamtes für Naturschutz wurde über das Arteninventar und die Nutzung von drei Solarparks in Deutschland berichtet. Diese Untersuchungen erfolgten ganzjährig. Unsere Resultate beziehen sich auf die Brutzeit 2011. Wir haben trotz der abweichenden Zeiträume unsere Daten in die bisherigen Ergebnisse in der folgenden Tabelle eingearbeitet. Tab.5: Bisher in Deutschland (einschließlich Solarpark Ronneburg „Süd I“) in

    Solarparks nachgewiesene Vogelarten (Beobachtungshäufigkeit und Nut-zung der Strukturen) Die Beobachtungshäufigkeit gibt keine Individuenzahlen an

    NS Nahrungssuche fett Brutvogel, vermutlicher Brutvogel

  • 20

    Auf Modulen Unter Modulen

    Neben Modulen

    Überflug

    Art Ansitz NS Ansitz NS Ansitz NS

    Stockente 1 14

    Gänsesäger 1

    Rebhuhn 1

    Fasan 1

    Kormoran 2

    Silberreiher 1

    Graureiher 1 1

    Habicht 2

    Sperber 2

    Rotmilan -/6

    Mäusebussard 10 2 1/1 13/1

    Turmfalke 4/1 2/1 8/6

    Kiebitz 3

    Lachmöwe 11

    Straßentaube -/1

    Ringeltaube 8/1

    Turteltaube 2 2

    Kuckuck 1

    Mauersegler -/4

    Grünspecht 1 3

    Neuntöter -/2 -/7

    Elster 5 1 10/1

    Eichelhäher 11

    Dohle 5 1 2 6

    Saatkrähe 2 1 1

    Rabenkrähe 15 2 1 2/2 38/2

    Kolkrabe -/1

  • 21Auf Modulen Unter

    Modulen Neben Modulen

    Überflug

    Art Ansitz NS Ansitz NS Ansitz NS

    Blaumeise 1/1 1 2/1 -/1 2

    Kohlmeise 3 1 1 -/1 1/3 8

    Heidelerche -/3 -/5

    Feldlerche 4/10 7 2/10 15 -/10 36

    Rauchschwalbe -/2 1 10/3

    Mehlschwalbe 3

    Zilpzalp 1

    Dorngrasmücke -/6

    Star 2/3 1 1/3 22

    Misteldrossel 1 2 2

    Amsel -/1 6

    Wacholderdrossel 4 1 5 10

    Singdrossel 1

    Rotdrossel -/1

    Braunkehlchen 1

    Schwarzkehlchen -/2 -/1 -/1

    Rotkehlchen -/1

    Hausrotschwanz 27/10 1 4 4/10 13 1/10 2

    Feldsperling 6 3 10 8 12

    Baumpieper 1/1 1 -/19

    Wiesenpieper 1 2 -/1 2

    Gebirgsstelze 1 4

    Bachstelze 15 5 5 14 -/3 32

    Buchfink 8 3 6 4 9

    Grünfink 2 3 2 -/3 4

    Stieglitz 1 1 1 4/1 11

    Bluthänfling 15 4 6 9 -/3 11

    Goldammer 28/2 1 9 20 32 1/4 29

  • 22Alle Greifvogelarten, Mauersegler und Schwalben nutzten den „Überflug“ natürlich auch zur Nahrungssuche. 5.1. Bemerkungen zu den einzelnen Arten Aus den vorliegenden Untersuchungsergebnissen lässt sich eine regelmäßige Besiedlung der Solaranlagen zur Brutzeit von folgenden Arten erkennen, die Offenland, Halboffen-land, Gebäude und Felsen bewohnen: Feldlerche, Hausrotschwanz, Baumpieper, Bachstelze, Bluthänfling und Goldammer. Diese Arten benötigen nicht unbedingt größere Gehölze im Brutrevier. Die aufgestellten Module erfüllen die vertikale Funktion im Gebiet als Singwarte, Ansitz, Ruheplatz und zur Revierbewachung (Überblick). Auch Komfortverhalten, wie Sonnenbad, ist auf den Modulen möglich. Unter und neben den Modulen stehen genügend Freiflächen zur Nahrungssuche und Nestanlage zur Verfügung. Weitere Arten kommen als gelegentliche Brutvögel dazu bzw. besiedeln die Flächen, wenn größer Gehölze und Büsche vorhanden sind: Stockente, Fasan, Turteltaube, Blaumeise, Kohlmeise, Heidelerche, Zilpzalp, Dorngras-mücke, Misteldrossel, Wacholderdrossel, Singdrossel, Schwarzkehlchen, Wiesenpieper, Buchfink, Grünfink und Stieglitz. Das Vorkommen weiterer Arten ist möglich: Rebhuhn, Kuckuck, Amsel, Gebirgsstelze. Warum die Amsel in den bisherigen Untersuchungen noch als Brutvogel fehlt, ist nicht recht erklärbar. Hinsichtlich der Nutzung der Solaranlagen als Nahrungs- und Rastplatz ist die bisher festgestellte Artenzahl sicherlich nicht als endgültig zu werten. Es fehlen bisher Beobachtungen aller nachtaktiven Vogelarten wie Eulen und Ziegenmelker, die ebenfalls günstige Ernährungsbedingungen auf kurzer Vegetation und im Winter auf lange schneefrei bleibenden Flächen vorfinden. In Bezug auf die Fläche des Solarparks Ronneburg „Süd I“ ist das Verschwinden der Grauammer (2008 mit 3 bis 4 BP) nach der Flächeninanspruchnahme als negatives Ergebnis zu beurteilen. In der artenschutzrechtlichen Bewertung des Vorkommens dieser Art schreibt das beauftragte Planungsbüro: „Für die nachgewiesene Brutvogelart Grauammer gilt letzteres [Zerstörung von Fortpflanzungs- und Ruhestätten] nur, wenn in der Umgebung großflächige, den Habitatansprüchen der zur Brutzeit insectivoren Grauammer entsprechende Flächen mit geeigneten Vegetationsstrukturen und ausrei-chendem Nahrungsangebot an Anthropoden vorhanden sind. Dies ist wahrscheinlich im westlich des Plangebietes gelegenen Sanierungsgebiet des Tagebaus Lichtenberg der Fall.“ Leider ist eine Umsiedlung der Grauammer auf angrenzende Sanierungsflächen der Wismut bisher nicht feststellbar. Auch im Solarpark wurde die Art noch nicht nachgewie-sen. Das Vorkommen ist am Standort erloschen und Ersatzmaßnahmen, die diesen Verbotstatbestand des BNatSchG hätten entgegengesetzt werden müssen, fehlen in den Festsetzungen des Bebauungsplanes. Am Fuße der ehemaligen Halde Beerwalde, ca. 3 km vom Untersuchungsgebiet entfernt, soll 2011 ebenfalls ein Solarpark errichtet werden. Auch dort brütet gegenwärtig die Grauammer mit 3 BP. Über das Verfahren zur Gebietsausweisung und zum Bebauungs-plan liegen uns jedoch keine Erkenntnisse vor (Altenburger Land). Die Auswirkungen auf das Brutgeschehen der Grauammer sollten hier ebenfalls genau untersucht werden.

  • 235.2. Diskussion zu den angenommenen Gefährdungsursachen und den bisher

    gewonnenen Erkenntnissen Die topographischen Bedingungen eines Solarparks sind möglicherweise für die Beurteilung von Gefährdungsursachen differenziert zu betrachten. Der Standort in einer Seenlandschaft ist gewiss ganz anders zu bewerten als der Standort in Waldnähe oder in einem Industriegebiet. Weitere Untersuchungsergebnisse sind hiezu noch erforderlich. Generell kann zu Ronneburg „Süd I“ gesagt werden, dass bei allen Vogelbeobachtungen keine abweichenden Verhaltensweisen oder Schreckwirkungen in Bezug auf die technischen Einrichtungen und die spiegelnden Module vorhanden waren. Der hohe Zaun und die Module wurden als Start- und Landeplatz für Singflüge (Baumpieper, Feldlerche, Heidelerche) häufig genutzt. Das gesamte Gebiet ist als ein wertvolles pestizidfreies und ungedüngtes Gelände für viele Vogelarten von Bedeutung. Das bezieht sich auf die Brutvögel und die zahlreichen Nahrungsgäste gleichermaßen. Im Flugverhalten der Greifvögel (z.B. Mäusebussard, Rotmilan, Schwarzmilan) bei der Nahrungssuche über dem Solarpark konnten keine Abweichungen zu anderen nahe gelegenen Freiflächen festgestellt werden. Der Turmfalke benutzt die Oberkante der Module als Sitzwarte und sogar als Kröpfplatz. Vögel aus den angrenzenden Biotopen ließen keine Meidwirkung erkennen (z.B. Stieglitz, Bluthänfling, Kohlmeise) und flogen zur Nahrungssuche ebenfalls ein. Kollisionen mit den technischen Einrichtungen gab es während der gesamten Beobachtungszeit nicht. Wie sich ziehende Wasservögel in Bezug auf die vermeintliche Modul-Wasserfläche verhalten, kann nicht beurteilt werden. Die Ergebnis-se der GFN - Studie lassen jedoch erkennen, dass diese Arten durch die spiegelnden Flächen nicht irritiert werden. Für weiterführende Aussagen müsste der Zeitraum der Beobachtungen über die Brutzeit hinaus ausgedehnt werden. Auch die Wintermonate sind einzubeziehen (Nahrungssuche an schneefreien Stellen unter den Modulen) 5.3. Hinweise zur Bewertung und Gestaltung von Solarparks Die Errichtung von Freilandphotovoltaik-Anlagen stellt einen erheblichen Eingriff in das bestehende Landschaftsbild dar. Aus diesem Grunde sollten mit einer sinnvollen Gestaltung im Sinne des Umwelt- und Artenschutzes die negativen Faktoren (Flächenver-lust, Schattenwirkung unter den Modulen und Austrocknung, Beeinträchtigung des Biotopverbundes, Blendwirkungen) abgeschwächt werden. Dem ausreichenden Abstand zwischen den Modulreihen mit einer Begrünung durch die Aussaat von Wildkräutern (Samen als Nahrung für viele Tierarten) kommt dabei eine besondere Bedeutung zu. Der Zeitpunkt für die Mahd der Rasenflächen sollte so gewählt werden, dass einerseits Bodenbrüter nicht gefährdet werden und andererseits der Samen ausfallen und zu einer weiteren pflanzlichen Vielfalt beitragen kann. Die Beweidung mit geeigneten Tieren in einer vertretbaren Besatzdichte könnte eine wirtschaftliche Alternative darstellen. Die langsam verrottenden Verdauungsrückstände der Weidetiere würden außerdem nachhaltig auf der ganzen Fläche die Nahrungsquellen für Insekten, Kleinsäuger, Vögel und Fledermäuse ergänzen. Die Begrünung sollte an geeigneten Stellen durch Feldhecken- und Feldgehölze (Sichtschutzpflanzungen) innerhalb und außerhalb eines Solarparks sinnvoll ergänzt werden. Auf den Einsatz von Herbiziden und Pestiziden kann und sollte ganz verzichtet werden. Als weitere sinnvolle Ergänzungselemente in der Solarparklandschaft können Gesteins-schüttungen dienen, die einen wichtigen Kleinlebensraum darstellen (z.B. Kleinsäuger, Reptilien, Insekten, an diesen Lebensraum angepasste Pflanzenarten) und zur Bereiche-rung der Naturausstattung beitragen. Trägerelemente aus Metall könnten durch geeignete

  • 24Nisthilfen aus Holz für Halbhöhlen- und Höhlenbrüter ökologisch aufgewertet werden und damit sichere Brutplätze bieten. Denkbar wären auch an Holzkonstruktionen angebrachte Brutmöglichkeiten für Turmfalken. Sitzkrücken würden die Ansitzjagd der Greifvögel wirkungsvoll unterstützen und die Sicht auf die Grünstreifen zwischen den Modulen verbessern. Wo es möglich ist, sollte auf temporäre Wasserlachen oder Kleinteiche nicht verzichtet werden. Abschließend soll die Frage betrachtet werden, ob Solarparks eine Chance für den Artenschutz darstellen können. Die vorliegenden Ergebnisse zeigen, dass sich Vogelarten innerhalb der Anlagen als Brutvögel etablieren können, die zurzeit sogar starke Bestandsrückgänge aufweisen, wie Feldlerche, Heidelerche und Baumpieper. Bei der Feldlerche ermittelte HÖSER (2009) im benachbarten Altenburger Land auf 28 km² Agrarland nur noch 90 BP in den Jahren 2007/2008, was einer Siedlungsdichte von 0,3 BP/10 ha entspricht. Im gleichen Gebiet gab es zu Beginn der 1990er Jahre noch ca. 3,0 BP/10 ha. Aktuell beträgt die Siedlungsdichte im Solarpark Ronneburg 2,4 BP/10 ha, was auf gute Bedingungen hinweist. Mit Neuntöter und Heidelerche finden auch zwei Vogelarten des Anhangs I der EU-Vogelschutzrichtlinie einen neuen Lebensraum. Bei richtiger Flächenauswahl, Gestaltung und Bewirtschaftung werden die Freilandphotovol-taik-Anlagen über lange Zeiträume gute Lebensraumqualitäten bieten und die Existenz bedrohter Vögel sichern helfen. Für einige Arten muss der Einfluss der Solaranlagen noch geklärt werden. Dringend scheint dies bei der Grauammer erforderlich zu sein. Sollte sich hier der negative Einfluss bestätigen, sind die entsprechenden Areale von einer Bebauung freizustellen. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist ebenfalls nicht vorstellbar, dass bestimmte Vogelarten die Inanspruchnahme ihres Lebensraumes mit Solartechnik tolerieren werden. Gedacht ist dabei vor allem an Bewohner (Brutvögel, Nahrungsgäste) von Feuchtwiesen und großen Freiflächen, wie Gänse, Schwäne, Limikolen, Kranich oder Wachtelkönig. In solchen Gebieten sollte auf den Bau von Solarparks ganz verzichtet werden. 6. Literatur ANDRETZKE, H., SCHIKORE, T. & SCHRÖDER, K. (2005): Artensteckbriefe. In:

    Südbeck, P. et al. (Hrsg.): Methodenstandards zur Erfassung der Brutvögel Deutschlands. S.135 – 695. Radolfzell.

    BIBBY, C. J., BURGESS, N. D. & HILL, D. A. (1995): Methoden der Feldornithologie. Radebeul.

    GFN, Gesellschaft für Freilandökologie und Naturschutzplanung mbH (2007): Naturschutzfachliche Bewertungsmethoden von Freilandphotovoltaikanla-gen. Endbericht. (unveröffentlicht)

    GÖL, Gesellschaft für Ökologie und Landschaftsplanung mbH (2008): Vorhabens-bezogener Bebauungsplan „Solarpark Ronneburg-Süd. (unveröffentlicht)

    , - (2010): Vorhabensbezogener Bebauungsplan „Solarpark Ronneburg – Süd“ . Zwischenbericht zum Monitoring (Untersuchungsjahr 2010). unveröffent-licht

    HÖSER, N. (2009): Zur Brutvogelfauna der Agrarlandschaft im Altenburger Land (Ost-a 20: 648 – 649. thüringen). – Mauritian

  • 25

    SÜDBECK, P., BAUER, H.-G., BOSCHERT, M., BOYE, P. & KNIEF, W. (2007): Rote Liste der Brutvögel Deutschlands, 4. Fassung, 30. November 2007. – Be-richte zum Vogelschutz 44: 23 – 81

    WIESNER, J. (2001): Rote Liste der Brutvögel (Aves) Thüringens. – Naturschutzre-port 18: 35 – 39

    Klaus Lieder Josef Lumpe Gessentalweg 3 Dr. - Otto - Nuschke - Straße 18 07580 Ronneburg 07973 Greiz E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] N E U E L I T E R A T U R MEY, E. (2009): Der Gänsesäger Mergus merganser – wieder Brutvogel in Thüringen? – Anz. Ver. Thüring. Ornithol. 6(3): 231 - 239 Im Mai 2009 wurde wiederholt, letztmalig am 27.05. ein Gänsesäger-Pärchen im Bereich des Saaleknies bei Rudolstadt beobachtet. Nachdem in den Monaten Juni und Juli gezielte Kontrollgänge ohne Nachweis blieben, gelang am 7. August die Beobachtung von 8 weibchenfarbigen Gänsesägern am Saaleknie. Hierbei handelte es sich um ein ♀ und 7 flugfähige Junge, die bereits Tage zuvor in diesem Abschnitt der Saale gesehen worden waren. Verf. vermutet, dass das Gänsesäger-Weibchen Anfang/Mitte Mai 2009 an der Saale im Stadtbereich von Rudolstadt zur Brut geschritten ist. D.v.Knorre, Jena TITTEL, R. & MEY, E. (2009): Hat der Rotfußfalke Falco vespertinus in Thüringen gebrütet? – Anz. Ver. Thüring. Ornithol. 6(3): 241 – 245 Neubewertung der sechs in der Literatur erwähnten fraglichen Brutzeitnachweise von Rotfußfalken als Belege für Bruten in Thüringen. Verfasser kommen zu dem Schluss, „dass der Rotfußfalke in den vergangenen 150 Jahren in Thüringen nachweislich zweimal zur Brut geschritten ist.“ D.v.Knorre, Jena WEIßGERBER, R., SMYK, G. & GEHLHAAR, H. (2009): Zur Effizienz von zwei Biotopen (Sanddornhecke, Pappel-Birken-Saumgehölz) als Nahrungsreservoir für Vögel in der mitteldeutschen Tagebaufolgelandschaft. – Anz. Ver. Thüring. Ornithol. 6(3): 287 – 294 An zwei Fangplätzen (Sanddornhecke und Pappel-Birken-Saumgehölz) wird die mittlere Zunahme der Körpermasse von Zilpzalp, Rotkehlchen, Heckenbraunelle und Mönchs-grasmücke verglichen. In der Sanddornhecke ist die Gewichtszunahme signifikant höher, was mit dem besseren Nahrungsangebot, dem geringeren Aufwand zur Erlangung der Nahrung sowie dem verminderten Feinddruck begründet wird. D.v.Knorre, Jena MEY, E. (2009): KLAUS SCHMIDT – seit über 45 Jahren der Erforschung der südwestthü-ringischen Vogelwelt verschrieben. – Anz. Ver. Thüring. Ornithol. 6(3): 345 – 351 Würdigung der nunmehr 45-jährigen umfangreichen fachlichen und organisatorischen Aktivitäten in den Bereichen Ornithologie und Naturschutz von Klaus SCHMIDT, mit einem Verzeichnis seiner ornithologischen Veröffentlichungen. D.v.Knorre, Jena

  • 26NICKEL, M. (2009): Erstnachweis des Cistensängers Cisticola juncidis in Thüringen. – Anz. Ver. Thüring. Ornithol. 6(3): 327 - 328 Nähere Beschreibung der Beobachtung eines Cistensängers am 1. Sept. 2002 am Stausee Berga/Kelba - anerkannt im Bericht der Deutschen Seltenheitenkommission von 2009.

    D.v.Knorre, Jena ROST, F. (2009): Heckenbraunelle Prunella modularis, Rotkehlchen Erithacus rubecula und Zaunkönig Troglodytes troglodytes in Thüringen: eine Analyse des Beringungs- und Wiederfundmaterials der Vogelwarte Hiddensee, ergänzt durch Feldbeobachtungen. [Ringfundmitteilung 16/2009 der Vogelwarte Hiddensee]. – Anz. Ver. Thüring. Ornithol. 6(3): 253 – 270 Für die drei im Titel genannten Arten werden im Wesentlichen die Ringdaten der Jahre 1977 bis 2007 ausgewertet. Heckenbraunelle 11.143 Beringungen [1.124 Wiederfunde = 10,1 %], Rotkehlchen 12.571 Beringungen [521 Wiederfunde = 4,14%], Zaunkönig 5.140 Beringungen [321 Wiederfunde = 6,24%]. Es folgen Angaben mit graphischer Darstel-lung zu den Zugzeiten Thüringer Brutvögel, den Beringungszeiten der 1. und 2. Brut, Wiederfunde im Nahbereich sowie Fernfunde (mit Karte) aus den Winterquartieren, von in Thüringen überwinternden Vögeln sowie der Herkunft der Durchzügler.

    D.v.Knorre, Jena WIESNER, J. (2009): WILHELM MEYER – 75 Jahre. – Anz. Ver. Thüring. Ornithol. 6(3): 352 – 354 Gratulation für Wilhelm MEYER zum 16. Nov. 2009 anlässlich seines 75. Geburtstages. Ein Spiegel seiner ornithologischen Freizeitaktivitäten (hier im Anhang aufgeführt) sind seine oftmals mit Co-Autoren publizierten Untersuchungen. D.v.Knorre, Jena MEY, E. (2009): Jagd und Naturforschung müssen nicht gegensätzlich sein: WALTER ULOTH zum 75. Geburtstag. – Anz. Ver. Thüring. Ornithol. 6(3): 355 – 357 Gratulation für Walter ULOTH zum 6. Dez. 2009 anlässlich seines 75. Geburtstages. Angefügt ist ein Verzeichnis seiner ornithologischen Veröffentlichungen.

    D.v.Knorre, Jena GRIMM, H. (2009): JÖRG RAINER TROMPHELLER – 65 Jahre. – Anz. Ver. Thüring. Ornithol. 6(3): 359 - 360 Gratulation für Jörg Rainer TROMPHELLER zum 12. Juli 2009. Angefügt eine Übersicht seiner Publikationen in ornithologischen Zeitschriften. D.v.Knorre, Jena TROMPHELLER, J. R. (2009): KLAUS-JÜRGEN KAMINSKI – 70 Jahre. – Anz. Ver. Thüring. Ornithol. 6(3): 361 – 362 Gratulation zum 70. Geburtstag für Klaus-Jürgen Kaminski am 15. Okt. 2009. Angefügt eine Übersicht seiner ornithologischen Veröffentlichungen. D.v.Knorre, Jena KLAUS, S. & CHRISTNER, A. (2011): Mittelspechte am Futterplatz. – Falke 58 (4): 144 – 149 Bericht mit eindrucksvollen Fotos über die Beobachtungen von Mittelspechten im Winterhalbjahr an einem Futterplatz (Haferflocken mit Margarine) in der Saaleaue im Stadtgebiet von Jena. Zusätzlich wurde dabei auch das Rufverhalten der Mittelspechte erfasst. D.v.Knorre, Jena

  • 27Thüring. Ornithol. Mitt. 56 (2011) S. 27 - 43

    Brutbestandsentwicklung ausgewählter Vogelarten im Gebiet einer ehemaligen Abwasseraufbereitungsanlage im Südwesten

    des Dreba-Plothener Teichgebiets im Saale-Orla-Kreis

    JÜRGEN AUERSWALD, Dreba Eingegangen am 06.12.2010 1. Einleitung Über die Vogelwelt der Plothener Teiche, der größten Teichlandschaft Thüringens, ist in der Vergangenheit wiederholt berichtet worden. RUTSCHKE (1982) bezeichnet das Gebiet im Gewässerregister der DDR als größten zusammenhängenden Wasserlebensraum in Thüringen. Ausführliche Gebietsdarstellungen finden sich bei GÜNTHER (1976), GÖRNER et al. (1984), KNORRE, V. et al. (1986) und REISINGER et al. (1993). Im Jahr 2000 wurden über einen Zeitraum von 24 Jahren (AUERSWALD 2000) Aussagen zur Situation des Haubentauchers Podiceps cristatus im Teichgebiet Dreba- Plothen getroffen mit dem Hinweis, dass über die Wiederbesiedlung im angrenzenden Gebiet Finkenmühle/Kohlung gesondert berichtet werden soll. Das inzwischen gesammelte Material wird mit diesem Beitrag zum besseren Kenntnisstand der Avifauna beitragen. Der im Südwesten des Teichgebietes gelegene Landschaftsteil, die Kohlung, rückte seit 1992 mehr in das Interesse der Ornithologen. Hier befand sich eine Abwasseraufberei-tungsanlage des ehemaligen Schweinezucht- und mastkombinates Neustadt/Orla. Die bis dahin eingeschränkte Zugänglichkeit des Betriebsgeländes führte zu einem geringen vogelkundlichen Kenntnisstand. 1991 kam es zur Stilllegung des Betriebes und damit auch zur Nutzungsaufgabe der Absetzbecken. Sie haben eine Flächengröße von 68 ha. Waren es anfänglich die Beobachtungen des Zuggeschehens, wurden ab 1994 die Brutvögel im Untersuchungsgebiet (UG) nach der Methode kartiert, wie sie beispielswei-se von OELKE (1980) beschrieben wird. Eine zielgerichtete Nestersuche wurde unterlas-sen. Nestfunde insbesondere von Nichtsingvögeln wurden vom Ufer aus registriert. Bei Schwimmvögeln erfolgte die Aufnahme der Schofgrößen unter Berücksichtigung einschätzbarer Altersgruppen nach Wochen, um Doppelzählungen weitgehend auszu-schließen. Die Auswahl konzentrierte sich auf gebietstypische Arten, sowie solche die derzeit in der Roten Liste Thüringens geführt werden. In den Monaten Mai und Juni erfolgten monatlich 5 Kontrollen, ab Juli bis Ende August waren es mindestens 6. Durch dieses Brutvogel-Monitoring kann von einem hohen Erfassungsgrad des Artenspektrums ausgegangen werden. Die Ergebnisse besonders nicht leicht zu erfassender Arten wie Wasser- (Rallus aquaticus) und Tüpfelralle (Porzana porzana) wurden durch ein parallel laufendes Fangprojekt möglich, dass täglich eine mehrfache Begehung erforderte und nur durch die dankenswerte Unterstützung von folgenden Personen möglich war: Thilo ALLETSEE, Neustadt; Katja BÖHM, Schleiz; Erhard HOHL, Erfurt; Andreas KRAUSE, Peuschen; Stefan LORENZ, Kospoda; Enrico und Philipp LUX, Zeulenroda; Horst NAGLER, Schleiz; Erhard NESTVOGEL, Erfurt; Frank RADON, Schleiz; Anja RÜGAUF, Geroda; Nadine und Reinhardt SCHWESIG, Pößneck; Bernd SEELIGER, Neustadt/Orla; Dr. Volker VOPEL, Oettersdorf.

  • 28Damit liegen für den Zeitraum bis 2005 vor allem für an Wasser gebundene Vogelarten Ergebnisse zur Bestandsgröße, Verteilung des lokalen Bestandes und zur Habitatpräfe-renz in solcher Tiefe vor, wie sie bisher nicht zur Verfügung standen. Das vorliegende Datenmaterial wird mit dem unter Dauerbeobachtung stehenden zentralen Teichgebiet Dreba- Plothen verglichen. 2. Gebiet Das Gebiet der Kohlung befindet sich ca. 3 km südwestlich von Plothen in einer Höhe zwischen 450 und 480 m ü. NN. Es bestand einst aus 62 Teichen. Die Gülleaufbereitungsanlage der Massentierhaltung bestand aus 4 Hochbehältern mit 220.000 m³ Stapelkapazität. 15 Absetzbecken und 1 Abgabespeicher waren Bestandteil der 3. Reinigungsstufe (AUERSWALD, 1995). Nach Rückbau der Hochbehälter wurde die Fläche mit Laubmischwald aufgeforstet. Die früher regelmäßig mit Herbiziden behandel-ten und dadurch weitgehend vegetationslosen Dämme und beschotterten Uferböschungen der Absetzbecken bedecken heute unterschiedliche Sukzessionsstadien, die in den einzelnen Becken durch die Art und Intensität der Nutzung bestimmt werden. An Umflutgräben, die die angrenzenden Bewirtschaftungsflächen der Landwirtschaft trennen, sowie Dammbereichen kam es zur Bildung von Grasfluren, Ruderalflächen und Hochstaudensäumen. In den Ufer- und Verlandungsbereichen haben sich inzwischen strukturreiche Großröhrichte, Kleinseggenriede, Schwimmblattpflanzengesellschaften und eine Unterwasservegetation mit einer reichhaltigen Fauna aquatischer Invertebraten entwickelt. Die Niederschläge bestimmen den Wasseranstau aller Teiche des Gebietes, die daher „Himmelsteiche“ genannt werden. Die beginnende Regenerierung der Becken, die eine Größe von 2,9 bis 4,1 ha haben, führte bald zur versuchsweisen fischereilichen Nutzung einzelner Becken. Inzwischen beträgt der Anteil der Fischzuchtgewässer 35,6 ha von der Gesamtwasserfläche der ehemaligen Klärteiche (Teichgruppe A, Becken 6-8, Teichgruppe B, Becken 1-4 und Külzenteich). Permanenter Vollstau dieser Becken verbunden mit intensiver Fischwirt-schaft lässt hier eine entsprechende Faunenbildung nur sehr begrenzt zu. Die Becken 1-5 der Teichgruppe A, die Becken KoT 1/1 und KoT 1/2 sowie der Kohlungsteich mit insgesamt 32,3 ha stehen derzeit für die Umsetzung naturschutzfachli-cher Ziele zur Verfügung. Entscheidend dafür war die enge Zusammenarbeit zwischen dem Flurneuordnungsamt Gera, Thüringer Forstamt Neustadt, Landratsamt Saale-Orla-Kreis/Untere Naturschutzbehörde und dem Naturschutzbund Deutschland e.V. als Flächeneigentümer bzw. Pächter. Zusammenfassende Übersicht der ehemaligen in die Klärung der Gülle einbezogenen Teiche und neugebauten Klärbecken mit einer Gesamtfläche von 67,9 ha heute mit fischereilicher Nutzung - 35,6 ha innerhalb der sog. Teichgruppe A (TGA ) die Becken 6 - 8 Teichgruppe B (TGB ) die Becken 1 - 4 Külzenteich heute mit naturschutzfachlicher Zielstellung - 32,3 ha

    innerhalb der sog. Teichgruppe A (TGA ) die Becken 1 - 5 Teichgruppe B (TGB ) Kohlungsteich und die Becken KoT1/1 u. ½

  • 29

    Namensliste der Gewässer HbT Halbteich KoT Kohlungsteich Bucha KoT 1/1 Kohlungsteich 1/1 KoT 1/2 Kohlungsteich 1/2 KüT Külzenteich LwT Langewiesenteich MagT Magisterteich MaT Mahlteich Finkenmühle TGA Teichgruppe A (1-8) TGB Teichgruppe B (1-4)

    Abb. 1: Gebietsübersicht

  • 302.1. Ausblick Zur künftigen Nutzung dieser naturschutzrelevanten Flächen kann hier zunächst keine Aussage gemacht werden. Die Möglichkeit, weitere flächenbezogene Naturschutzmaß-nahmen zu realisieren, bestehen unter den gegenwärtigen Voraussetzungen nicht, ist aber dringend notwendig. Für das im Regionalen Raumordnungsplan (RROP) ausgewiesene Vorranggebiet für Naturschutz als Gebiet von gesamtstaatlicher Repräsentanz sollte alles getan werden, um die Flächen im Sinne des Naturschutzes durch extensive Bewirtschaftung zu pflegen, nachhaltig zu sichern und weiter zu entwickeln. Das Gebiet der Kohlung ist seit 2003 Bestandteil des Europäischen Vogelschutzgebietes „Plothener Teiche“ (SPA) und seit dem 01. Dezember 2000 Teil des ausgewiesenen Naturschutzgebietes „Dreba-Plothener-Teichgebiet“. Die Entwicklung und Wiederher-stellung von Lebensräumen ist erklärtes Ziel der Schutzgebiets-Verordnung. Außerdem ist das FFH-Gebiet „ Plothener Teiche“ Teil des künftigen europäischen Schutzgebiets-netzes „Natura 2000“. Die sich daraus ergebenden internationalen Verpflichtungen sieht die Richtlinie 92/43/EWG des Rates vom 21. Mai 1992 über die Erhaltung der natürli-chen Lebensräume und der wild lebenden Tiere und Pflanzen in Verbindung mit der Richtlinie 79/409/EWG vom 02. April 1979 (Vogelschutzrichtlinie) zur dauerhaften Sicherung natürlicher Lebensräume sowie der Tier- und Pflanzenarten von europäischer Bedeutung“ vor. Alle einheimischen Wasservogelarten sind als „wandernde Arten“ durch den in der Vogelschutzrichtlinie speziell hervorgehobenen Schutz der Feuchtgebiete nach Art. 4, Abs. 2 besonders geschützt. Konventionell erstreckt sich die Gebietsausweisung jedoch nur auf gefährdete Arten. Diese besitzen damit naturschutzrechtlich denselben Schutzstatus wie die Arten des Anhang I der EU- Vogelschutzrichtlinie (KREUZINGER u. a. 2004). Für die zuständigen Behörden gilt es, die einmalige Chance zu nutzen, weitere Flächen durch Zuordnung im laufenden „Flurbereinigungsverfahren Finkenmühle“ oder ggf. durch Ankauf in öffentliches Eigentum zu bringen. Der Naturschutzbund (NABU) hat sich frühzeitig durch Abschluss eines 12-jährigen Pachtvertrages für die weitere Entwicklung und Pflege des bedeutsamen Feuchtgebietes eingebracht und damit zukunftsweisende Akzente gesetzt. Nach Ablauf der befristeten Pachtzeit ist die Zukunft für die Pachtflächen ungewiss, da die erforderlichen finanziellen Mittel zur weiteren Pacht zunächst nicht zur Verfügung stehen. Die Folgen wären insbesondere eine Verschlechterung der Brut -und Rasthabitate für fluktuierende Vogelarten in diesem europäischem Vogelschutzgebiet und das Unterlaufen des definierten Verschlechterungs-gebotes. Zur Sicherung prioritärer Lebensräume kam es in Verbindung mit der Naturschutz-Stiftung Thüringen bereits zu Flächenkäufen. Gegenwärtig wird ein weiterer Antrag des NABU Arbeitskreises „Teichgebiet Dreba-Plothen“ zum Flächenerwerb geprüft. Durch Änderung bisheriger betriebswirtschaftlicher Konzepte der Bodennutzung und Anwen-dung dafür zugeschnittener Förderprogramme sollte es möglich sein, zukunftsorientierten Naturschutz zu praktizieren. Der Landkreis Saale- Orla bemüht sich leider vergeblich um die Förderung eines Erprobungs- und Entwicklungsvorhabens (E+E-Vorhaben) zur Entwicklung neuartiger naturschutzorientierter Nutzungskonzepte beim Bundesamt für Naturschutz (BfN).

  • 313. Allgemeines Das bestehende Defizit verschiedener Lebensräumen kann durch Biotopmanagement minimiert werden, vorausgesetzt dass entsprechende Flächen zur Verfügung stehen. Bei der Entwicklung bzw. Neuanlage teichspezifischer Biotoptypen sind dabei strenge Maßstäbe einzuhalten. Hierbei kommt es restriktiv auch bei extensiver Bewirtschaftung durch Manipulation der Wasserstände zu einer Vorsortierung der Überlebenschancen für Tierarten (SCHOLL, 1991). In Abstimmung mit dem Staatlichen Umweltamt Gera erfolgten 1996 Initialpflanzungen von Schilfrohr (Phragmites communis) in drei verschiedenen Becken. Dafür wurden 10.000 autochthone Pflanzen von einem nahe gelegenen Standort entnommen. Das Zusammenlegen von Teichen ab 1976 während einer mehrjährigen Meliorations-maßnahme, zu hoher Fischbesatz, intensive Entenmast auf mehreren Teichen sowie der Einsatz von „Grasfressern“ (Graskarpfen) waren die Ursachen, die zum Verlust von Teichbodenkulturen und Röhrichten führten. Durch die o. g. Maßnahme sollten nun besonders schilfbewohnende Arten gefördert werden. Das Auftreten von Brut- und Rastvögeln ist in Abhängigkeit von der Nutzungsform der Kulturlandschaft zu sehen, die der Mensch seit Jahrhunderten durch die Art der Bewirtschaftung prägt. Dabei können lokale Artbestände zumindest zeitweise durch unterschiedliche Formen der Bodennutzung in Konflikt kommen, andere können profitieren. Ebenso können sich die Brut- und Rastbestände entscheidend durch die Gestaltung der Ufer- und Verlandungszonen für Sumpf- und Wasservögel verändern. Einige Entwicklungsflächen weisen inzwischen eine Vegetationsstruktur auf, die naturnahen Stillgewässern als Lebensraumkomplex der aquatischen und terrestrischen Funktion nahe kommen. Dieses landschaftsökologische Erscheinungsbild beruht auf der naturschutzfachlichen Nutzung. Verzicht auf Fischbesatz, Wasserstandsabsenkung oder -überstauung und gezielte Initialpflanzung mit Schilfrohr (Phragmites communis) haben inzwischen die Habitatbedingungen besonders rohrbewohnender Arten verbessert. Bei der Beurteilung zum Auftreten einzelner Vogelarten bei den derzeitigen Gegebenheiten ist eine Differenzierung notwendig. Diese beruht nicht in der Änderung der Zugphänolo-gie, sondern in der Verfügbarkeit artspezifischer Habitate. Bei Vollstau der Becken mit ihren steilen Uferböschungen fehlen für Schnepfenvögel und Rallen besonders im Frühjahr Rastmöglichkeiten. Bestehen solche, verändert sich die Diversität entsprechend. Inzwischen kam es zu bemerkenswerten Brutnachweisen von Tauchern, Enten und Rallen, die nach Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) § 20a Abs. 5 „streng geschützt“, nach der Roten Liste Thüringens „vom Aussterben bedroht, stark gefährdet oder gefährdet“ bzw. Arten des Anhang I der EG -Vogelschutzrichtlinie sind. 4. Spezieller Teil Zwergtaucher - Tachybaptus ruficollis, RLT Kat. 3 – „gefährdet“. Mit 9 Brutpaaren brütete der Zwergtaucher 1995 erstmals in der Kohlung. Mit Ausnahme von 1997 blieb der Brutbestand anhaltend auf hohem Niveau mit einem errechneten Durchschnitt von 7,1 BP (Tab.1). Auf 6 Gewässern kam es im Berichtszeitraum von 15 Jahren zu 83 erfolgreichen Bruten. Damit brüteten bis zu 60 % vom Gesamtbestand des Teichgebietes Dreba- Plothen in dieser Untersuchungsfläche. Die größten Brutdichten bestanden im Jahr 2000 auf der Teichgruppe TGA mit je 6 BP auf den Teichen A1 und A 4. 2005 in der TGA auf A 1 mit 4 BP, wovon ein Paar 6 Junge führte.

  • 32Zu diesen Konzentrationen kommt es in Gewässern ohne fischereiliche Nutzung aufgrund ausreichender Sichttiefe und Unterwasservegetation sowie dem Vorhandensein zahlreicher Evertebraten und Kleinfische. Bisher besiedelte die Art 3 bewirtschaftete Gewässer. Es wurden Gelegestärken zwischen 3-7 Eier nachgewiesen. Insgesamt liegen 4 Zweitbrut- nachweise vor. Die Neststandorte befinden sich in krautiger Vegetation mit ausreichender Deckung aus Rohrkolben, Schilfrohr und Seggen. Wiederholt wurden Nester auf Zweigen beobachtet, die ins Wasser hingen. 2005 wurden außerhalb der Kohlung auf einem extensiv bewirtschafteten Teich 7 Junge beobachtet, die sich erfolgreich entwickelten. Aus einer darauf folgenden Zweitbrut gingen nochmals 3 Junge hervor! Der errechnete Mittelwert der Jungenzahl beträgt 2,7. Insgesamt ist der Brutbestand des Zwergtauchers im Teichgebiet stark rückläufig, den OELSCHLEGEL (1969) noch mit 50 - 100 Brutpaaren bezifferte. Den Einsatz von Graskarpfen und damit den Verlust des Lebensraums und der Ernährungsgrundlage nennen PRINZINGER u. ORTLIEB (1988) als Rückgangsursache. Derartiger Fischbesatz erfolgte in den Wirtschaftsgewässern des Teichgebietes durch staatliche Planvorgaben für die Binnenfischerei bis 1989 regelmäßig. Tab.1: Erfolgreiche Brutpaare, Jungenzahl und Aufzuchterfolg des Zwergtauchers, Tachybaptus ruficollis. Jahr 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 Brutpaare 0 9 7 1 8 9 7 9 8 10 9 6 Jungenzahl 0 22 25 3 20 23 17 24 19 29 21 26 Ø 0 2,4 3,5 3 2,5 2,5 2,4 2,6 2,3 2,9 2,6 4,3

    Schwarzhalstaucher - Podiceps nigricollis – RLT Kat. 2 „stark gefährdet“ Erster Brutnachweis 1995 im Kohlungsteich mit 3 pulli. Ein weiteres Brutpaar blieb hier erfolglos. Der Neststandort befand sich auf einem überstautem Querdamm in vorjähriger Vegetation. Damit kehrte der Schwarzhalstaucher nach 42 Jahren ins Teichgebiet zurück.1999 stellten wir hier wiederum erfolgreiches Brüten fest. In einer neu gegründe-ten Kolonie von Lachmöwen in der TGA 4 nisteten im Jahre 2001 von 12 BP 10 Paare erfolgreich. Die Nester wurden im Rohrkolben-Röhricht in Verbindung mit Teichsimse angelegt. Alle bisherigen Brutgewässer unterlagen keiner Teichwirtschaft. 2002 erlosch der Brutbestand, ebenso die Lachmöwen-Kolonie. Auf dem fast vegetationslosen Becken TGA 3 mit einem ca. 10 m großen Schilfröhricht im Uferbereich und flächig auftretenden Hornblatt kam es 2005 zu einer Einzelbrut mit 3 Jungen. Haubentaucher - Podiceps cristatus Der Haubentaucher siedelt seit 1998 im Untersuchungsgebiet. Dabei scheinen Schilfgür-tel und Teichstruktur nicht prioritär zu sein, da Nester auch auf ins Wasser reichende Äste von Weidenbüschen oder Todholz errichtet werden. Insgesamt kam es bis 2005 zu 38 erfolgreichen Bruten mit jährlich zwischen 1 bis 8 BP. 34 Bruten verteilen sich auf Einzelgewässer, an zwei Gewässern brüteten jeweils 2 Paare; geführt wurden 1-5 Jungvögel. Folgende Jungenzahlen konnten eindeutig ermittelt werden: 2x1, 16x2, 9x3, 4x4 und 1x5. Hieraus ergibt sich ein durchschnittlicher Bruterfolg für diese 32 führenden Paare von 2,6 Jungen/BP. Da hierbei die erfolglosen Paare nicht erfasst sind, liegt der

  • 33Reproduktionswert niedriger. Der durchschnittliche Bruterfolg in 23 Erfassungsjahren im gesamten Teichgebiet lag dagegen bei 2,13 juv/BP. 341 erfolgreiche Brutpaare zogen 727 Junge auf. ROST (1998) errechnete für Thüringen einen Mittelwert von 2,3 juv/BP. BEZZEL (1985) gibt für Mitteleuropa je erfolgreiche Brut zwischen 1,5 bis 2,8 Junge an. BAUER & GLUTZ von BLOTZHEIM (1987) weisen darauf hin, dass „in manchen Gebieten die meisten Paare nur 1 oder 2 Junge führen“. Tab.2: Erfolgreiche Brutpaare, Jungenzahl und Aufzuchterfolg des Haubentauchers, Podiceps cristatus. Jahr 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 Brutpaare 0 0 0 0 5 5 6 5 8 1 3 5 Jungenzahl 0 0 0 0 13 7 14 12 13 2 9 12 Ø 0 0 0 0 2,6 1,8 2,3 2,4 1,8 2,0 3,0 2,4

    Die besetzten Brutgewässer haben eine Größe zwischen 2,7 und 8,0 ha. Daraus ergibt sich ein Mittelwert der Siedlungsdichte von 11BP/10ha. Mit der Besiedlung von 11 Gewässern erhöht sich die Zahl der von Brutpaaren ange-nommenen Wasserflächen auf 41 im Dreba- Plothener Teichgebiet (AUERSWALD 2000). Vier der Brutgewässer im Gebiet der Kohlung unterliegen der Fischereinutzung. Bemerkenswert ist das Brüten auf 6 unbewirtschafteten Gewässern. Da diese nicht abgelassen werden, wird die Reproduktion der Kleinfische positiv beeinflusst und das Nahrungsangebot entsprechend optimiert. Nach gelegentlichen Gelegeverlust kommt es bei günstigen Bedingungen zu sehr späten Bruten. Am 30. September 2005 war auf dem Oberländerteich ein Jungvogel noch nicht flügge. 4 Junge einer weiteren Brut waren am 3.Oktober des Jahres auf dem Hausteich ebenfalls noch flugunfähig. Der Brutbestand im gesamten Teichgebiet zeigt eine stabile Tendenz. Für den Zeitraum zwischen 1976 bis 1998 ist ein signifikanter Anstieg des Brutbestandes gegeben (AUERSWALD 2000). Dabei kam es zu scheinbar periodischen Schwankungen der Minimal- bzw. Maximalwerte die über einen längeren Zeitraum unsere Aufmerksamkeit verdienen. Die hier vorgestellten Daten können als zusätzliche Bestandsstabilisierung gewertet werden. Den Gesamtbestand des Landes gibt ROST (1998) mit 250 - 280 BP. an. Der durchschnittliche Anteil des Brutbestandes im Dreba- Plothener Teichgebietes beträgt damit 7,5% des Thüringer Bestandes. ROST (1998) stellte für einige Teichwirtschaften in Thüringen einen Rückgang der Brutbestände fest, deren Ursachen unklar sind. Höckerschwan - Cygnus olor Erste Brutnachweise 1995 mit 2 BP, danach außer 1997 regelmäßiger Brutvogel zwischen 1 bis 5 Paaren. Aus 22 erfolgreichen Bruten gingen 82 pulli mit folgenden Zahlen hervor: 1x1, 3x2, 4x3, 5x4, 3x5 und 4x6 = 3,7 juv/BP. Bei 80% der Bruten traten Junge der Immutabilismutante auf. 7 Bruten blieben erfolglos. Ein weiterer Verlust entstand durch das Töten von 4 etwa 7 bis 8 Wochen alten, elternlosen Jungschwänen eines zweiten Brutpaares. Ursachen für das Verschwinden beider Elterntiere sind nicht bekannt geworden.

  • 34Tab.3: Erfolgreiche Brutpaare, Jungenzahl und Aufzuchterfolg des Höckerschwans, Cygnus olor.

    Jahr 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 Brutpaare 0 2 1 0 5 2 2 1 5 1 1 2 Jungenzahl 0 6 2 0 22 9 9 2 21 4 1 6 Ø 0 3 2 0 4,4 4,5 2,5 2,0 4,2 4,0 1,0 3,0

    Schnatterente - Anas strepera – RLT Kat. 3 „gefährdet“ Die erste erfolgreiche Brut in der Kohlung datiert von 1997, die höchste Brutzahl im Jahr 1999 mit 4 Weibchen, die 20 pulli führten. Führende Enten frühestens Ende Juni. Bis 2005 sind insgesamt 18 Bruten belegt, mit Ausnahme von 2002 (s. Tab. 8). Bevorzugte Nistplätze sind die im Nordosten gelegenen Becken mit breiten Vegetationsgürteln und relativer anthropogener Ungestörtheit. Krickente - Anas crecca – RLT Kat. 2 „stark gefährdet“ Die Krickente ist ein seltener Brutvogel. Bisher liegt aus dem gesamten Teichgebiet Dreba- Plothen nur eine Beobachtung eines 4 pulli führenden Weibchens vor (AUERSWALD 2000). Im Gebiet der Kohlung erster Brutnachweis 1999. Im Jahr 2000 ebenda 2 BP und 2001 nochmals 1 BP. Die Jungenzahl betrug 1x3, 1x?-1x10 juv. Bruthabitate waren dichte Landröhrichte und Verlandungszonen mit Ufervegetation, so im Becken KoT 1/1 und der TGA 4. Stockente - Anas platyrhynchos Die hohe Anpassungsfähigkeit der Stockente führte schon bald zum Nisten auf 13 von 16 Klärteichen. Erste Bruten sind schon aus früheren Jahren bekannt – 1 BP: 1991und 2 BP: 1993. Die Nester wurden vorrangig in der Grasflur der Dämme angelegt. Im Berichtszeit-raum wurde sie in der Häufigkeit als Brutvogel von 1994 bis 2001 regelmäßig von der Reiherente übertroffen (s. Tab. 8). Eine hohe Brutdichte bestand 1998 mit einer durchschnittlichen Jungenzahl von 7,1 juv/Brut. Im Mittel der gesamten Erfassungszeit lag die Jungenzahl bei 5,8 juv/Brut. 2003 betrug die Reproduktion im Untersuchungs-raum 57 % vom gesamten Dreba-Plothener Teichgebiet. Die Brutzeit beginnt relativ spät, erste Junge zeigen sich Ende Mai/Anfang Juni. Die ermittelten Jungenzahlen lagen zwischen 1-14/BP. Im Jahr 2001 führte auf der TGA 4 ein Stockentenweibchen 9 pulli, davon waren 5 Stockenten-, 3 Tafelenten- und ein Reiherentenjunges. 2004 nochmals auf der TGB 2 eine 9 pulli führende Stockente mit 1 pulli der Reiherente. Die positive Entwicklung des Brutbestands der Stockente ist mit Sicherheit mit der eingeschränkten Bejagung seit der Ausweisung des Naturschutzgebietes in Verbindung zu bringen.

    Tab.4: Erfolgreiche Brutpaare, Jungenzahl und durchschnittliche Schofgröße der Stockente Anas platyrhynchos

    Jahr 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 Brutpaare 7 17 21 19 19 22 18 10 15 31 16 16 Jungenzahl 46 93 86 112 136 120 120 66 59 190 94 110 Ø 6,6 5.4 4,1 5,9 7,1 5,4 6,7 6,6 3,9 6,1 5,9 6,9

  • 35Knäkente - Anas querquedula – RLT 2 „stark gefährdet“ Von der Knäkente liegt der erste Brutnachweis von 1996 vor. Danach außer 2002 und 2003 jährlich 1 bis 3 erfolgreiche Bruten. Die Jungenzahl verteilt sich wie folgt: 2x3, 1x4, 2x5, 2x6 und 1x7. Seit Anfang der 70er Jahre lediglich ein Brutnachweis im gesamten Teichgebiet. Das Bruthabitat bildeten ufernahe, struktur- und deckungsreiche Vegetationsbestände aus Rohrglanzgras und Rohrkolben sowie kleine, freie Wasserflächen mit dichter Schwimm-blattvegetation. 2005 war ohne Bruterfolg. Löffelente - Anas clypeata – RLT 2 „stark gefährdet“ Ein Weibchen führte 2001 4 pulli in der TGA 1. Damit liegt der erste Brutnachweis für das gesamte Teichgebiet vor. 2 Jungvögel konnten beringt werden. Ein weiterer Brutverdacht bestand im selben Jahr im KoT 1/1, wo sich bis Ende Juni ein Paar aufhielt, dass wiederholt balzend beobachtet wurde. Ebenda weilten bereits 2000 zwei Paare bis Mitte Juni 2 Paare. Erneuter Brutzeitnachweis 2004 von 2,1 Löffelenten auf der TGA 4 sowie 1,1 bis Anfang Juli auf der TGA 1. Reiherente - Aythya fuligula Die Reiherente war in den vergangenen Jahren die am häufigsten brütende Entenart. Sie nistete 1994 erstmals auf den eutrophen Absetzbecken mit einer Flächengröße von 3,2 bis 4 ha mit 21 Paaren. Obwohl die typischen Habitatstrukturen noch fehlten, kam es zu einer solchen sprunghaften, kolonieartigen Brutansiedlung. Im Uferbereich der TGA 2 sowie auf dem Zwischendamm zur TGA 3 wurden die Nester auf trockenem Untergrund in ruderalen Säumen und Hochstauden, besonders in Himbeerdickichten errichtet. RUTSCHKE (1989) verweist bereits auf solche, nach menschlichem Ermessen wenig anspruchsvolle Neststandorte. In den angrenzenden Teichen wurde keine Fischzucht betrieben. Während des gesamten Bearbeitungszeitraums wurden im Gebiet der Kohlung unbewirtschaftete Gewässer eindeutig bevorzugt. Wie bei der Tafelente gab es Ende der 90er Jahre ein bemerkenswertes Bestandsmaxi-mum. In den einzelnen Jahren gab es jedoch sehr unterschiedliche Brutbestände. Die Anzahl an Brutpaaren schwankte zwischen 5 und 62 BP (vgl. Tab. 5). Die Jungenzahlen verteilen sich wie folgt: 20x1, 28x2, 27x3, 17x4, 49x5, 34x6, 34x7, 20x8, 14x9, 6x10, 8x11, 2x12, 2x13 und 2x14. Der errechnete Jungenmittelwert beträgt 5,4 Junge/BP. Tab.5: Erfolgreiche Brutpaare, Jungenzahl und durchschnittliche Schofgröße der Reiherente, Aythya fuligula Jahr 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 Brutpaare 21 23 6 16 62 59 13 13 5 11 13 23 Jungenzahl 122 104 22 61 384 309 91 49 30 49 75 117 Ø 5,8 4,5 3,6 3,8 6,1 5,2 7,0 3,7 6,0 4,4 5,7 5,1

    Gelegentlich sind Mischschofe gleichen Alters zu beobachten, die vermutlich aus Mischgelegen von Reiherenten und Tafelenten stammen (MLIKOVSKY & BURIC 1981). Im Becken KoT 1/1 fand ich 2001 unter 7 Reiherentenjungen zwei Junge der Stockente. Aber auch in einer Stockentenfamilie traten 1999 in der TGA1 zwei Reiherentenjunge

  • 36und 2004 in der TGB2 nochmals ein Junges unter acht Stockentenjungen auf. Weiterhin wurden zwei Junge der Tafelente zusammen mit 9 Jungen einer Reiherentenfamilie nachgewiesen, sowie eine Tafelente, die 4 arteigene Junge und 2 Reiherentenjunge führte. ROST (1999) bezeichnet das Teichgebiet Dreba- Plothen mit 85 BP im Jahr 1998 als größtes Brutgebiet der Art in Thüringen. Allerdings beruht diese Zahl auf der unvollstän-digen Meldung und muss auf 130 BP nach oben korrigiert werden. Mit 141 erfolgreichen Bruten wurde 1999 das höchste Ergebnis im Teichgebiet Dreba- Plothen erreicht. Der Brutanteil im Gebiet der Kohlung betrug mit 59 BP = 41,8%. Damit bildet der Gewässer-komplex in der Kohlung einen beachtlichen Bestandsschwerpunkt. Damit wird die bisher höchste Siedlungsdichte für Thüringen aus dem Teichgebiet Dreba-Plothen (KRÜGER 1986) weit übertroffen. GLUTZ von BLOTZHEIM (1992) bemerkt, dass auf die Fläche bezogen kleine Gewässer höhere Brutdichten aufweisen als größere. Die Erstbesiedlung des Plothen-Drebaer Teichgebietes erfolgte 1966 und gehörte nach der raschen Bestandsentwicklung schon zu jener Zeit zu den Brutgebieten Thüringens (SEMMLER 1986). Tafelente - Aythya ferina Erste Ansiedlung mit 6 BP 1994. Die jährlich schwankenden Brutbestände liegen zwischen 2 bis 33 BP. Die Jungenmittelzahl betrug: 4x1, 4x2, 12x3, 20x4, 21x5, 23x6, 19x7, 14x8, 6x9, 4x10 und 2x11. Tab.6: Erfolgreiche Brutpaare, Jungenzahl und durchschnittliche Schofgröße der Tafelente Aythya ferina Jahr 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 Brutpaare 6 18 2 7 28 33 12 3 4 7 7 2 Jungenzahl 35 132 10 25 152 193 75 12 26 45 37 2 Ø 5,8 7,3 5,0 3,6 5,4 5,8 6.2 4,0 6,5 6,4 5,3 1

    Der Mittelwert beträgt 5,7 juv/BP. Erste pulli gab es ab Ende Juni. Auf Teich A 3 der TGA bestand 1999 ein errechneter Extremwert von 56,6 BP/10 ha, wenn, wie bei GLUTZ von BLOTZHEIM (1992) gefordert, auch die Nichtbrüter eingeschlossen sind. Bisher wurden im Gebiet der Kohlung 9 Gewässer besiedelt. Die Zahl der erfolgreichen Bruten beträgt 129 (siehe Tab.6). Auf die Bildung von Tafelenten-Reiherenten Mischschofen (s. o.) wurde bereits hingewiesen. 2003 wurden in einer Stockentenfamilie 2 Tafelentenjunge beobachtet. Aus den schon bei der Reiherente angegebenen Gründen muss der von ROST (1999) angegebene Brutbestand für das Dreba-Plothener Teichgebiet von 33 auf 44 BP (1998) angehoben werden. Nachdem die Art 1947 letztmalig im Gebiet brütete (GÜNTHER et al. 1976), zählt das Teichgebiet seit der Wiederbesiedlung 1963 zu den Konzentrationspunkten in Thüringen (SEMMLER 1986). Bemerkenswert für die Bestandsentwicklung ist es, dass in der Untersuchungsfläche lediglich vier Bruten auf bewirtschafteten Gewässern (TGB 2 u. 3) nachgewiesen wurden. ROST (1999) sieht negative Bestandsveränderungen ursächlich in der Aufgabe der Teichnutzung durch die Fischerei bzw. in einer extensiven Teichbewirtschaftung.

  • 37Möglicherweise trägt die hohe Nährstoffbelastung der Absetzbecken zum überdurch-schnittlichen Nahrungsangebot bei. Detaillierte Untersuchungen über die Zusammenset-zung der Nahrung liegen nicht vor. Erwähnenswert erscheint dazu eine Beobachtung zum Nahrungserwerb von Vertretern der Gattung Aythya. Auf der TGA 2 konnten 1998/1999 Konzentrationen von bis zu 800 Reiher- und Tafelenten bei der Nahrungsaufnahme beobachtet werden. Das durch absterbende Algen entstehende Bodensubstrat beherbergte große Mengen Zuckmückenlarven, die als Nahrungsgrundlage für den hier zur Massen-entwicklung kommenden Wasserflöhen, besonders Daphnien dienten (KLEMM 1999). Diese wurden nicht nur tauchend sondern auch gründelnd aufgenommen. Blatt- oder Sprossteile von Pflanzen oder Samen kamen in dem bis dato relativ vegetationslosen Absetzbecken kaum vor und können eine solche Individuenkonzentration nicht erklären. Rohrweihe - Circus aeruginosus – RLT 3 „gefährdet“ Die eng an Röhricht gebundene Art nistete bereits 1996 im einzigen Altschilf-Bestand mit einer Flächengröße von ca. 25 m² in der TGB erfolgreich. Seitdem kam es jährlich zu 1 bis 2 Bruten im Gebiet. Die Nester wurden in sich entwickelnden Typha-Bereichen und in durch Initialpflanzung eingebrachten Phragmites-Säumen errichtet. Selbst in einer solchen Schilfinsel von max. 8 m Durchmesser kam es zur Nestanlage, was erneut bestätigt, dass die Art nicht an größere zusammenhängende Röhrichtflächen gebunden ist. Von den 19 registrierten Bruten verliefen mindestens 6 erfolglos. 2003 Gelegeverlust vermutlich durch Prädatoren im austrocknenden Verlandungsbereich des Beckens KoT 1/1. Steigerung des Bestandes 2004 auf 3 BP, davon nur 2 mit ausgeflogenen Jungvögeln. Ein weiteres Paar mit positivem Brutverlauf außerhalb der Kohlung im Starenteich und damit absoluter Maximalwert dieser Weihenart. Im Jahr 2005 traten im gesamten Teichgebiet nochmals 4 Brutpaare auf, die alle erfolglos blieben. Wasserralle – Rallus aquaticus – RLT 2 „stark gefährdet“ Die Rallen sind im gesamten Gebiet durch verschiedene intensive Bewirtschaftung mit dem einhergehenden Verlust des adäquaten Lebensraumes der letzten Jahre stark rückläufig. Eine Bestandsförderung ist deshalb ein vorrangiges Ziel. Die artbedingten flächigen Röhrichte entstanden fast ausschließlich an unbewirtschafteten Gewässern durch Wasserstandsabsenkungen sowie den o. g. Initialpflanzungen. Nach einer mehrjährigen Entwicklungsphase stabilisierten sich die Bestände im Jahr 2000 und es kam zur Wiederbesiedlung durch Wasser-, Tüpfel- und Teichralle! Bisher wurden vier Brutorte bekannt. Durch die versteckte Lebensweise ist die genaue Zahl der Bruten schwer zu erfassen. In der TGA Becken A 1 besteht seit 4 Jahren Brutverdacht von 1 - 3 und im Becken des KoT 1/1 von 2 - 4 Brutpaaren. Seit 2003 in A 4 mindestens 3 bis 4 Brutpaare nicht nur durch rufende Männchen, sondern auch durch Fang und Beringung nachgewiesen. 2004 hier offenbar nochmals Bestandssteigerung bis zu 6 Brutpaaren.2005 erstmals ein Brutnachweis in A 5 der TGA. Offensichtlich unternimmt die Wasserralle im UG Zweitbruten. So wurden Ende August bis zur 2. Septemberdekade Küken festgestellt, die ca. 3 - 4 Wochen alt waren. Ein Küken wog am 16. August 2004 gerade 48 Gramm, ein weiterer noch flugunfähiger Jungvogel am 16. September 2005 in der TGA 5 61 Gramm, womit zugleich ein weiterer Brutplatz nachgewiesen werde konnte. Im gesamten Teichgebiet treten konzentriert im Schilf des Starenteiches noch regelmäßig Wasserrallen auf. Der Verbreitungsschwerpunkt der Art liegt jetzt im Gebiet der Kohlung

  • 382004 wurde hier erstmals ein vorjährig beringter Jungvogel als Brutvogel wieder gefangen. Tüpfelralle - Porzana porzana – RLT 2 „stark gefährdet“ Im Untersuchungsgebiet trat die Tüpfelralle erstmals im Jahr 2000 zur Brutzeit im KoT 1/1 auf. Obwohl mit gleicher Methode seit 1997 Erfassungen vorgenommen wurden, gab es in diesem Zeitraum keine Nachweise. Ihr Vorkommen beschränkt sich vorwiegend auf ein Habitatmosaik aus Nassbereichen, Kleinröhrichten, Rohrglanzgras, Krautfluren sowie Schilf und Rohrkolben. Es wurden 6 Vögel beringt. Ab 2001 kam es durch Optimierung des Wasserregimes auch in der TGA 4 zur Reproduktion. Für die Jahre 2002 und 2003 sind Bestandszahlen von 2 BP anzunehmen. 2004 wurden an 2 Gewässern 3 rufende Männchen festgestellt, ein weiteres auf einem vegetationsreichen Kleingewässer außerhalb des UG. Damit war eine weitere Verbesserung der Bestandssituation zu erkennen. Auf der Referenzfläche/Kontrollfläche von 3,6 ha ist nach dem Fang von pullis unterschiedlichen Alters von mindestens 4-5 Brutpaaren auszugehen. Auch von der Tüpfelralle liegen späte Brutzeitbeobachtungen vor. Unter Berücksichtigung einer langen Legeperiode der Art erscheinen Zweitbruten denkbar. Im Alter von ca. 3-5 Tagen wurde am 19. August 2004 ein Küken sowie am 24. August 2004 2 nicht flugfähige pulli gefan


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