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Goldbergbau in Südostgeorgien Neue Forschungen zum ......Inanišvili, Dipl.-Geol. David Melašvili,...

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Vorbemerkungen Im Rahmen des georgis-deutsen Projektes zum Aufbau von Ausbildung und Lehre im Bereich Montan- archäologie und Archäometallurgie wurde auch eine montanarchäologische Grabung in einem für die regio- nale Metallurgie besonders interessanten Bereich vor- gesehen. Als Gebiet wurde Kvemo Kartli (Unterkartli) im kleinen Kaukasus ausgewählt, somit dort, wo für die Metallgewinnung besonders aussagekräftige Befunde zu erwarten waren. In Frage kam der große Lagerstättendis- trikt von Bolnisi in Südkaukasien, wo sich einige große vulkanogene Massivsuldlagerstätten benden, die auf Kupfer und Gold abgebaut werden (Abb. 1). 2 Das nördlie Vorfeld des kleinen Kaukasus, allen voran die landwirtsali günstigen Fluss- täler der Masawera, Chrami und Kura sind seit dem 6. bzw. 5. Jt. v. Chr. mit der Metallverwendung in Berührung gekommen. Hier liegen einige der witigsten ältesten Fundorte früher Metallurgie in ganz Kaukasien. 3 Südostgeorgien ist vor allem aufgrund zweier Faktoren ein ideales Gebiet für das Studium früher Rohstogewinnung: Es ist die Verkehrslage, die es über die relativ niedrigen Päs- se und Flusstäler mit Armenien, letztli aber au mit anderen ostanatolise Gebieten verbindet, und es ist der Reitum an Metallerzen, die hier relativ leit erreibar und abbaubar gewesen sind. So el die Wahl auf die Örtlikeit Sakdrisi nahe Kazreti im Mašavera-Tal, das aus dem kleinen Kau- kasus kommend in Ritung Kura entwässert wird und das Gebiet na Nordosten önet (Abb. 1). Die Thomas Stöllner, Irina Gambaschidze, Andreas Hauptmann, Giorgi Mindiašvili, Giorgi Gogočuri und Gero Steens 1 Goldbergbau in Südostgeorgien – Neue Forschungen zum frühbronzezeitlichen Bergbau in Georgien Unserem Freund und Bruder Dato Gambasidze gewidmet, 2007 na kurzer und swerer Krankheit verstorben. Abb. 1. Kaukasien. Satellitenbild mit Lage des Arbeitsgebietes im Mašavera-Tal von Kvemo Kartli in Südostgeorgien. Die Signatur zeigt die Lage des Goldbergwerkes von Sakdrisi (Vorlage: DBM, A. Hornschuch). 1 Der Aufsatz geht auf einen Vortrag zurü, den ursprüngli I. Gambasidze und Th. Stöllner in Berlin gehalten haben; daraus ist ein umfangreier Projekt- vorberit entstanden, der die erfolgreien montan- aräologisen Feldforsungen zwisen 2004 und 2007 besreibt. Sehr zu danken haben die Autoren vor allem A. Hornsu, DBM, und Th. Rabsilber, DBM/RUB für ihren Einsatz im Gelände und bei der Herstellung der Abbildungsvorlagen. 2 Es gibt no mehr soler Lagerstäen in Armenien und in der Nordosürkei; diese sind zwar polymetallis, führen aber keine polymetallisen Erze: Vujanovic 1974; Wagner ztunali 2000. 3 Chramis Didi Gora, Arulo, Sioni, Imiris Gora u. a.: Kawtaradze 2001, 136 . Abb. 1.
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Page 1: Goldbergbau in Südostgeorgien Neue Forschungen zum ......Inanišvili, Dipl.-Geol. David Melašvili, Malxas Nacv-lišvili, Šota Oniani sowie Prof. Dr. Michael Čoxoneliże (alle Angestellte

Vorbemerkungen

Im Rahmen des georgisch-deutschen Projektes zumAufbau von Ausbildung und Lehre im Bereich Montan-archäologie und Archäometallurgie wurde auch einemontanarchäologische Grabung in einem für die regio-nale Metallurgie besonders interessanten Bereich vor-gesehen. Als Gebiet wurde Kvemo Kartli (Unterkartli)im kleinen Kaukasus ausgewählt, somit dort, wo für dieMetallgewinnung besonders aussagekräftige Befunde zuerwarten waren. In Frage kam der große Lagerstättendis-trikt von Bolnisi in Südkaukasien, wo sich einige großevulkanogene Massivsulÿdlagerstätten beÿnden, die aufKupfer und Gold abgebaut werden (Abb. 1).2

Das nördliche Vorfeld des kleinen Kaukasus,allen voran die landwirtschaftlich günstigen Fluss-täler der Maschawera, Chrami und Kura sind seitdem 6. bzw. 5. Jt. v. Chr. mit der Metallverwendungin Berührung gekommen. Hier liegen einige derwichtigsten ältesten Fundorte früher Metallurgiein ganz Kaukasien.3 Südostgeorgien ist vor allemaufgrund zweier Faktoren ein ideales Gebiet fürdas Studium früher Rohstoffgewinnung: Es ist dieVerkehrslage, die es über die relativ niedrigen Päs-

se und Flusstäler mit Armenien, letztlich aber auchmit anderen ostanatolische Gebieten verbindet, undes ist der Reichtum an Metallerzen, die hier relativleicht erreichbar und abbaubar gewesen sind.

So fiel die Wahl auf die Örtlichkeit Sakdrisi naheKazreti im Mašavera-Tal, das aus dem kleinen Kau-kasus kommend in Richtung Kura entwässert wirdund das Gebiet nach Nordosten öffnet (Abb. 1). Die

Thomas Stöllner, Irina Gambaschidze, Andreas Hauptmann, Giorgi Mindiašvili, Giorgi Gogočuri und Gero Steffens1

Goldbergbau in Südostgeorgien – Neue Forschungen zumfrühbronzezeitlichen Bergbau in Georgien

Unserem Freund und Bruder Dato Gambaschidze gewidmet,2007 nach kurzer und schwerer Krankheit verstorben.

Abb. 1. Kaukasien. Satellitenbild mit Lage des Arbeitsgebietes im Mašavera-Tal von Kvemo Kartli in Südostgeorgien.Die Signatur zeigt die Lage des Goldbergwerkes von Sakdrisi (Vorlage: DBM, A. Hornschuch).

1 Der Aufsatz geht auf einen Vortrag zurück, denursprünglich I. Gambaschidze und Th. Stöllner in Berlingehalten haben; daraus ist ein umfangreicher Projekt-vorbericht entstanden, der die erfolgreichen montan-archäologischen Feldforschungen zwischen 2004 und2007 beschreibt. Sehr zu danken haben die Autoren vorallemA.Hornschuch, DBM,undTh.Rabsilber,DBM/RUBfür ihren Einsatz im Gelände und bei der Herstellungder Abbildungsvorlagen.

2 Es gibt nochmehr solcher Lagerstätten in Armenienund inderNordosttürkei; diese sindzwarpolymetallisch,führen aber keine polymetallischen Erze: Vujanovic 1974;Wagner /Öztunali 2000.

3 Chramis Didi Gora, Aruchlo, Sioni, Imiris Gora u. a.:Kawtaradze 2001, 136 ff. Abb. 1.

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2 Thomas Stöllner et al.

Fundstelle wurde von georgischen Geologen durchExplorationsarbeiten auf Goldlagerstätten wieder-entdeckt: In den 1980er Jahre setzte im Umfeld vonKazreti umfangreicher Explorationsbergbau sei-tens des Tagebau von Madneuli ein. Dabei konntenauch Hinweise auf alten Bergbau erbracht werden.Dass es sich im Falle von Sakdrisi um prähistorischeGoldgewinnung handelte, war nicht so klar. Dochschon ein erster Besuch im Frühjahr 2004 ließ dieseMöglichkeit klar vor Auge treten, umso mehr, alsauch die Explorationstätigkeit den Goldgehalten inden Quarzgängen dieser Lagerstätte galten. Dieswar nun umso interessanter, als vor allem die Kul-turen des späteren 3. und frühen 2. Jts. v. Chr., z. B.die Trialeti-Kultur durch umfangreiche Goldver-wendung auffallen.

Die Örtlichkeit Sakdrisi liegt südwestlich des Or-tes Kazreti bzw. des dort befindlichen Tagebauesoberhalb des Mašaveratales (Abb. 5).Der Fundplatz-name bezieht sich eigentlich auf einen bis heuteverehrten christlichen Wallfahrtsort (Kapelle) ausfrühchristlicher Zeit. Einige hundert Meter entferntliegt eine aus silifizierten ryolithischen Tuffen undIgnimbriten aufgebauteGeländekuppe. In diese vul-kanogene Gesteinsfolge sind hydrothermale Quarz-gänge verschiedener Ausrichtung eingelagert; es isteinen typische, geometrisch komplexe Stockwerk-vererzung. Die hydrothermalen Prozesse verursach-ten auch die Silifizierung der Gesteinsabfolgen imUmfeld der Quarzgänge. Das vorliegende Gesteinkann daher, vor allem im Bereich der Gänge selbst,als ausgesprochen hart angesprochen werden.

Alter Bergbau ließ sich im Vorfeld ganz deutlicham Lagerstättenhut identifizieren: Verbrochene,sehr dicht nebeneinander liegende Pingenzüge,Aufschlüsse von sog. Alten Mann in den Prospek-tionsstollen unter Tage wie auch Steinhämmerwaren ganz eindeutige Zeugnisse dafür. Lesefun-de von Steinhämmern, die vor 2004 sowie in einerAbbautasche unter Tage geborgen wurden, führtenbesonders eindrücklich die prähistorische Gewin-nung vor Augen.4

So entschloss sich das Projekt, einen Anfang miteiner ersten vierwöchigen Prospektionskampagneim Herbst 2004 zu machen.5 Dabei wurde ein Teildes sehr dichten Bewuchses auf der Lagerstätten-kuppe gerodet und ein Teil dieser Kuppe vermes-sen. Ambosssteine belegten schon in dieser Arbeits-phase die Aufbereitung von Golderzen vor Ort; einrelativ offen liegender Eingang wurde etwas ge-räumt (Grube B1). Auch unter Tage wurde gearbei-tet: In einemBereichwurdeeinerstesProfil angelegt,aus dem Holzkohle für eine Datierung entnommenwurde (14C-Datierung: 2σ-Konfidenzintervall: calBC 3085–2917). Das Ergebnis stimmte mit der ar-chäologischen Datierung einiger Scherben überein,die dort gefunden wurden. Der Bergbau war somitsensationell früh einzustufen und der frühbronze-

zeitlichen Kura-Araxes-Kultur zuzuweisen. Nebenersten Probennahmen an Erzen Ober- und Unter-tage Befliegungen und Begehungen im Umfeld desMašavera-Tals durchgeführt, so in Dampludi undin Pnelichevi, wo ebenfalls alter Goldbergbau über-liefert ist.

Nach diesem sehr viel versprechenden Einstiegerfolgten 2005 und 2007 – letztere nun in einem grö-ßer angelegten Fortsetzungsprojekt – erste systema-tische montanarchäologische Ausgrabungen, diezum Ziel hatten, valide Daten zum Goldbergwerkin Sakdrissi zu erheben. Darüber hinaus solltenweitere Einblicke in prähistorische Goldgewinnungder Region gewonnen werden, war doch damit zurechnen, dass Sakdrisi nicht der einzige Befund indiese Richtung bleiben würde.6

4 Мyдшиpи 1987.5 An der Kampagne 2004 nahmen von georgischer

Seite teil: Irakli Japariże (Doktorand der Universität/ZAF), Dr. Irina Gambaschidze, David Gambaschidze†,Giorgi Mindiašvili (alle ZAF), Alexandre Omiaże undSergo Nadareišvili (Studenten der Universität Tbilisi).Unterstützt wurden die Feldarbeiten von: Prof. Dr. GiviInanišvili, Dipl.-Geol. David Melašvili, Malxas Nacv-lišvili, Šota Oniani sowie Prof. Dr. Michael Čoxoneliże(alle Angestellte bzw. freie Mitarbeiter der georgisch-russischen Bergbaufirma, die im Tagebau von Madneulibei Sakdrisi Kupfer, Blei, Zink und Gold gewinnt) sowieProf. Dr. Šota Čartolani (emeritierter Archäologe inMestia/Svanetien). Von deutscher Seite aus nahmen teil:Prof. Dr. Andreas Hauptmann, Dr. Michael Prange, GeroSteffens (alle DBM). Die Gruppe wurde 2004 in demGrabungshaus des Dmanisi-Projekts untergebracht. Ander Grabung nahmen zwischen sechs und zehn Arbeiterteil.

6 Teilnehmer von georgisch-deutscher Seite waren2005 und 2007 neben den Berichterstattern u. a. DatoGambaschidze, Giorgi Mindiaschwili, Giorgi Gogo-churi, Irakli Dzaparidze, Nino Otchwani, Giorgi Go-gitschaischwili, Rati Gogitschaischwili, Sergo Nada-reischwili; Alex Omiadze, Avto Macharoblischwili unddie Fahrer Zura Abesadze und Amiran Ugrechelidze.Aus Deutschland bzw. Bochum beteiligten sich Prof.Dr. A. Hauptmann (DBM), Dr. Michael Prange (DBM),Franka Schwellnus, M.A. (Universität Marburg), Thors-ten Rabsilber (Universität Bochum), Peter Thomas (Uni-versität Marburg), Frank und Margret Jähn (UniversitätBochum), Christian Froh, M.A. (Universität Marburg),Ingolf Löffler (Universität Bochum), Jutta Korsmeier-Stöllner, M.A. (Bochum), Annette Hornschuch (DBM)und Dipl. Ing. Gero Steffens (DBM). Mittlerweile istein Folgeprojekt durch die Stiftung Volkswagenwerkgenehmigt worden, das unter Federführung und An-tragstellung von Prof. Dr. A. Hauptmann sowie vonProf. Dr. G. Brey und Prof. Dr. Th. Stöllner steht: DieGeländearbeiten und Forschungen konnten daher 2007für weitere drei Jahre aufgenommen werden. Ergebnissedieser neuen Forschungen werden hier ebenfalls kurzgeschildert.

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Goldbergbau in Südostgeorgien 3

Forschungsstand zur Montanarchäologiein Georgien

Forschungen zum alten Bergbau und früher Metall-urgie werden in den erzreichen Kaukasus-Ländernschon seit den frühen Phasen archäologischerUntersuchungen betrieben.7 Dabei standen aberdie alten Metalle im Vordergrund, systematischeForschung nach altem Bergbau fanden in der Re-gel nicht statt, stand doch außer Zweifel, dass dieMetallerze selbst aus den metallreichen Kaukasus-Gebirgsketten stammen sollten. So wurde in älterenauf die Arsen-und Antimon-Gehalte hingewiesen,die zweifelsfrei eineHerkunft aus regionalen Lager-stätten belegen sollten.8 Nach E. N. Černych basier-te etwa die Arsen-Metallurgie der nordpontischenmetallurgischen Zone (CMP) im 3. Jt. v. Chr. vorallem auf den kaukasischen Erzen.9 Dem ist zuletztvon L. Černych begründet widersprochen worden,indem sie auch auf regionale Kupferressourcen deröstlichen Ukraine, etwa des Donbass-Gebietes,10verwies.11 Doch ist bis heute der eigentliche Nach-weis eines Bergbaues für die späte Kupferzeit unddie frühe Bronzezeit nicht gelungen. Auch die Dis-kussion um die Verwendung von Antimon, zu demes einzig im georgischen Rača einen Nachweis fürein urgeschichtliches Abbau-Gebiet gibt, wird man-

gels anderer Nachweise vor allem auf den Trans-kaukasus bezogen. Zukünftigen Untersuchungenwird es vorbehalten sein, herauszufinden, ob An-timon als besonders bezeichnender Marker für dieVerbreitung von kaukasischen Metallen bis nachNordmesopotamien bzw. in die Levante zu gel-ten hat. Dort weisen besonders die Metallobjektevon Nahal Mishmar diesen ungewöhnliche Legie-rungsbestandteil auf.12 Dennoch bleiben viele Fra-gen ungelöst, einerseits weil die Lagerstätten deralpidischen Gebirgsbildung zwischen Anatolien,Ciskaukasus und Nord- und Westiran selbst im-mer noch unzureichend auf alten Bergbau erforschtsind: Eine Ausnahme bilden höchstens die in den1980er und den frühen 1990er Jahren systematischerforschten anatolischen Erzreviere.13 Andererseitsfehlen vielfach moderne analytische Daten, diedas schon in der Bronzezeit komplexe Bezugsge-

Abb. 2. Der bisher nachgewiesene bronzezeitliche Bergbau in den Kaukausus-Ländern spiegelt den unterschiedlichenForschungsstand in den einzelnen Regionen (Entwurf: DBM/RUB, Th. Stöllner).

7 Gambaschidze u. a. 2001.8 Zusammenfassend u. a. Chernykh 1992.9 Černych 1992.10 Тatapинов 1993.11 Černych 2003.12 Tadmor et al. 1995.13 Wagner /Öztunali 2000; zuletzt Wagner et al. 2003.

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4 Thomas Stöllner et al.

(Abb. 3). Die ebenfalls zahlreichen Kupferbergbaueaus Saargaš in Svanetien sind dagegen nur durchFunde datiert, die in den Bauen bzw. aus den Berg-halden gefunden wurden (z. B. ein spätbronzezeit-licher Dolch aus Kvazichura oder einemittelbronze-zeitliche Tüllenaxt in der Grube N2 von Saargaš).19Die Funde geben nur einen allgemeinen terminusante quem für den Bergbau, sind sie doch nicht ei-gentlich Bergbaugezähe. Sie müssen später dorthingelangt sein. Darin offenbart sich zugleich aucheine der besonderen Schwierigkeiten: Kaum einBergbau ist wirklich untersucht und wurde durchstratifiziertes Material (z. B. Holzkohlen) verläss-lich datiert. Herausragend sind schließlich die For-

flecht von Metallen zuverlässig aufklären könnten.Jüngste Untersuchungen zu Metallen in Georgienund Armenien14 haben Fortschritte gebracht;15 vorallem die von einer türkisch-italienischen Expedi-tion erforschte Fundstelle auf dem Arslantepe hataufzeigen können, wie vielfältig das Metallangebotder dort entdeckten Metallsorten und Legierungengewesen sein musste.16

Das Bezugsgeflecht von Metallen hat so viele Lü-cken, dass auch in Zukunft noch erhebliche Grund-lagenarbeit zu erbringen sein wird: Betrachten wirdenKenntnisstand zumprähistorischen Bergbau imKaukasus, fällt dies vor allem in Georgien auf. Trotzder langen Tradition gibt es keinen flächigen Sur-veys zu montanarchäologischen Fundstellen, aus-genommen vielleicht einzelnen Zone in Abchasienund Svanetien, wo systematisch alten Bergbauzeug-nissen nachgegangen wurde (Abb. 2).17 Ein leiderunpublizierter Bericht von Mujiri spiegelt diesenSchwerpunkt ebenfalls wieder: Von insgesamt 37aufgelisteten Fundplätzen liegen allein 22 in diesemGebiet.18 Gleichwohl ist die Zusammenstellung vonMujiri grundlegend für Gesamtgeorgien.

InBaškazara ist BergbauaufKupfer im3. Jt. v. Chr.bekannt, dermithilfe konventioneller 14C-Datierungmit allerdings sehr langen Kalibrationsinterval-len in das 3. und 2. Jt. v. Chr. datiert werden kann

Abb. 3. Georgien. 14C-Datierungen prähistorischer Grubenbaue (nach Inanischwili et al. 2001 und unpubliziertenDaten aus Sakdrisi, Grabung DBM).

14 Die z. Zt. in Tbilisi bzw. am Deutschen Bergbau-Museum Bochum durchgeführte Dissertation vonHerrn Irakli Dschaparidze beinhaltet eine naturwissen-schaftlich-archäologische Untersuchung bronzezeitlicherMetalllartefakte aus Georgien.

15 Gambaschidze u. a. 2001; Meliksetian et al. 2003.16 Frangipane et al. 2002; Hauptmann et al. 2003.17 Инaнишвили u. a. 2001; Tschartolani 2001; Mai-

suradze / Gobedschischwili 2001.18 Мyдшиpи 1987, 57 ff. Tab. 3.,1.19 Tschartolani 2001.

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Goldbergbau in Südostgeorgien 5

schungen in Rača, wo mit dem Grubengebiet nörd-lich Ghebi (Gona) ein besonderer Fall überliefert ist(Abb. 3).Die Tvešuri, ein Seitenfluss des Rioni, führthier in ein Hochtal, wo Kupfer-, Arsen- und Anti-mongruben auf engstem Raum zusammenliegenddokumentiert wurden. Die Antimon- und Kupfer-bergbaue von Sagebi, Zopchito (Rioni-Tal, Cu/Sb)und Čornali konnten ebenfalls mit Hilfe von 14C-Datierungen zeitlich ab dem Beginn des 2. Jt. v. Chr.eingeordnet werden (Abb. 3).20 Čornali ist dabei einbesonders interessanter Fall: Die Gruben liegenhoch im Gebirge und sind durch einen heute nochbenutzten Weg mit einer Art Arbeiterlager bzw.Bergleute-Siedlung im Tal verbunden. In der Grubewurde ein Schleiftrog gefunden, der in seiner Formentsprechend alten Beispielen aus Mitteleuropagleicht (Abb. 4).21

Im Gegensatz zu den Ansätzen im Großen Kau-kasus hat vergleichbar systematische Forschung imgeorgischen Teil des Kleinen Kaukasus nicht statt-gefunden. Vereinzelt sind Nachweise aus dem be-nachbarten Armenien und Azerbaycan bekannt ge-worden.22 Von der Nordosttürkei sind vor allem diebereits im 4. Jt. v. Chr. genutzten Kupferlagerstättenim Erzdistrikt von Murgul zu nennen. Auch hiertreten, ähnlichwie im Bolnisi Distrikt, vulkanogeneMassiv-Sulfidlagerstätten auf.23

Die Entdeckung des Goldbergbauesvon Sakdrissi und der alte Goldbergbau

in Georgien

Die Gegend südlich Bolnisi wurde erstmals vonVachušti Batonišvili in seinem „Leben Kartlis“ im17. Jh. beschrieben. Dabei erwähnt derAutor die Ge-winnung und Verarbeitung von Eisen, Kupfer undLasurit (Lağward) bzw. ganz allgemein den Reich-tum des Landes an diesen Bodenschätzen; auffälli-gerweise wird aber Gold mit keinemWort erwähnt,was angesichts der reichen Vorkommen erstaunlichist.24 Seit dem 18. Jh. entstehen weitere Berichte zuden Metallerzvorkommen um Kazreti und im KreisBolnisi.Dabeiwird immerwieder auf dasDorfAbul-mulg Bezug genommen, das sich unweit von Sak-drissi am westlichen Ufer der Mašavera befundenhat (Abb. 5). So schreibt J. Grżelišvili auf Basis vonQuellen des 18. Jhs: „Unter dem Namen Abulmulgwurden eigentlich die Eisenerze auf dem Eisenberg(Rkinismta bzw. der alte Name Demurdag), die sulfi-dischen Erze in Dampludi und die sekundären Kup-fererze in Abulmulg selbst verstanden“.25

In der Enzyklopädie Georgiens werden unterdem Dorfnamen Abulmulg eigentlich zwei Dörfergeführt: Am Hang südlich von Sakdrisi liegt dasHauptdorf mit Namen Abulmulg, nördlich davonnahe der Hauptstraße jenes mit Namen Orsakdre-bi.26 Zwei Kirchen markieren bis heute den einsti-gen Standort. Nach der Enzyklopädie bzw. der Be-schreibung von Musxelišvili stammen sie aus dem6/7. Jh.; eine von ihnen wurde im 18. Jh. umgebaut.27Letzerer beschreibt auch für das islamisch domi-nierte Dorf Abulmulg die Existenz eines Hamam.In der geographischen Literatur des 18. Jhs. Warenmit dem Namen Abulmulg und Sarkineti (Kazreti-Schlucht; Name basiert auf der Eisengewinnung)nicht nur die kleinen Dörfer gemeint, sonderneigentlich zwei große Gebiete, in denen Erze ge-wonnen wurden. Im 19. Jh. und im frühen 20. Jh.waren mehrere Kupfervererzungen im Mašavera-Tal bekannt, in Dampludi, Janbakča (dort soll eingewisser Kutzenbach eine Glaswerkstatt aufgebaut

Abb. 4. Čkornaliani, Rača. Funde von Steinhämmern undeines Fördertroges aus einer Grube (nach Инaнишви-

ли u. a. 2001).

20 Maisuradze / Gobedischwili 2001.21 Kyrle 1918, 30 Fig. 36; Stöllner u. a. im Druck.22 Fjoletovo, Vayxir bei Kültepe in Nachichevan, Or-

dubad: Nachweise bei Schachner 2002; Kroll 2002.23 Wagner u. a. 1992, 653 ff.; Wagner /Öztunali 2000.24 Batonišvili 1941.25 Gemeint sind wahrscheinlich die Kupferverer-

zungen im Tal von Abanosxevi, wo 2007 ebenfalls prä-historischer Bergbau auf Kupfererze nachgewiesen wer-den konnte. Grżelišvili 1967, 248.

26 Enzyklopädie Georgiens 1972.27 Musxlišvili 1941.

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6 Thomas Stöllner et al.

haben) und in Abulmulg.28 Für letzteres wird nunerstmals erwähnt, dass es zusammen mit Kupfer-auch Silber- und Golderze gibt. Beschrieben wirdauch, dass das alluviale Gold zwischen Kazreti undBaliči gegenüber von Abulmug in der Mašaveragewaschen wurde. Für Dampludi werden silberrei-che bzw. polymetallische Bleierze erwähnt. Weiterheißt es, dass „in der Kazretisxevi (Kazreti-Schlucht,heute Kazretula), die vom Eisenberg (heute Loki-Massiv)herunterfließt, und in Baškičeti (heute Daba-Dmanisi)…die Goldsande gewonnen“ werden.29 Von den zahlrei-chen Lagerstätten im Umfeld unserer Fundstellenist bis heute nur jene von Madneuli in Betrieb, die

auf Kupfer und Gold abgebaut wird und zudem er-hebliche Reserven an Blei und Zink besitzt. Der mo-derne Tagebau liegt am oberen Ende der Kazreti-Schucht und wurde während der Stalin-Ära in den

Abb. 5. DasMašavera-Tal umKazreti undMašaveramit verschiedenen Fundplätzen nach dem Survey 2007 (prähistor-ischer Bergbau; Altbergbau anderer Zeitstellung; Siedlungen der Früh- und Spätbronze- sowie Früheisenzeit; Gräber-

felder der Früh- und Spätbronze- sowie Früheisenzeit) (Vorlage: DBM, A. Hornschuch).

28 Тшoхoнoлидзe 1975 auf Basis von П. Пoпoв, Оресултатах работ Борчалинской Геологи-Разведохнойпартии (unpublizierter Grabungsbericht 1934, non vidi-mus).

29 Zitat nach: Материалы по изучение экономичес-кого бита гос. Закавказкого края 7, 1887, 377; Berżenišvili1979, 13 f.

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Goldbergbau in Südostgeorgien 7

1920er Jahren eröffnet. Im Namen steckt das arabi-sche Wort für Bergwerk: „maaden“, das im Georgi-schen die Bedeutung für „Erze“ angenommen hat.Der Name selbst verweist somit auf die vormoder-ne Bedeutung der Lagerstätte.

Der westlich der Mašavera gelegene Lagerstät-tengürtel wurde durch den Tagebau von Madneuliebenfalls eingehend prospektiert; aus den jüngerenlagerstättenkundlichen Berichten werden unter derBezeichnung Abulmulg insgesamt fünf Goldver-erzungszonen genannt: Viele von ihnen wurdenwährend der 1970er und 1980er Jahre durch Explo-rationsbergbau erfasst und sollten in Folge auchabgebaut werden. Neben der Fundstelle Sakdrisi I(Kachagiani, die hier genannte Lagerstätte) sindvier weitere Stellen inMamulisi (Sakdrisi II), im öst-lichen Teil des Postiskedi (Gebirgskamm) (Sakdri-si III), imwestlichen Teil des Postiskedi (Sakdrisi IV)sowie in Kvirazxoveli (Sakdrisi V) zu nennen.30

Der Reichtum an Erzen und ihre Bedeutungfür alte Rohstoffgewinnung fiel vor allem Geolo-gen schon lange auf. So sind ab den 1950er Jahrenim Kreis Bolnisi bergarchäologische Surveys vonJ. Grżelišvili durchgeführt worden. Er schreibt: „InBolnisi sind an der Oberfläche sekundäre Verätzungenan drei Plätzen bekannt - Citelisopeli, Kvemo Bolnisiund Abulmulg. Dabei sind die alten Kupferbergwerkein der Umgebung von Citelisopeli (Chatisopeli = Iko-nendorf), am südlichen Hang von Madneulisgora (heu-te Tagebau Madneuli) und in Abulmulg bekannt, woin 2 m Tiefe ein Haldenplatz zusammen mit Holzkohle,Asche und Dutzenden von Steinhämmern entdeckt wur-den. Die Hammersteine wurden aus länglichen Kiesel-steinen gefertigt. Meistens tragen sie Gebrauchsspurenund am Mittelteil haben sie künstliche Eintiefungen fürdie Befestigung des Stiels“.31 Dies ist somit die erstewissenschaftliche Erwähnung des alten Bergbauesin Sakdrisi I (in Folge nur noch Sakdrisi). Aus et-was jüngerer Zeit stammt die Zusammenstellungdes Geologen T. P. Mujiri, der ausgehend von Ge-samtgeorgien sich auch Südostgeorgien eingehendwidmet. Mujiri kannte die bergbauarchäologischenFundplätze in der Provinz Bolnisi aus eigener An-schauung, so auch unseren Bergbau in Sakdrisi,den er der Namenstradition seiner Zeit folgend alsAbulmulg bezeichnet hat.32Der im Zuge von Explo-rationsarbeiten in den 1980er Jahren angefahreneAltbergbau war in Geologenkreisen bekannt undwurde nachweislich auch von Mujiri untersucht,wie Beschreibungen, Planskizzen und einige Foto-grafien eindrücklich belegen.33Aus seinen Beschrei-bungen geht allerdings nicht klar hervor, ob er alleheute aufgeschlossenen Fundstellen, vor allem dieals Abbautaschen 1/1–1/3 benannten Stellen, wirk-lich gesehen hat; der Explorationsbergbau ist sicherbis Ende der 1980er Jahr betrieben worden, was feh-lende Beschreibungen erklären würde. Mujiri be-schreibt die Hämmer und gibt Pläne des alten Berg-

baues und der Halden (heute kaummehr einzelnenBefunden zuzuweisen). Die Datierung ist unklar,wird die Grube doch der Tradition in Geologenkrei-sen eher demMittelalter zugewiesen: Dies wurde inder Regel mit dem Fund von 12 Kupfermünzen derKönigin Rusudan (13. Jh. n. Chr.) begründet, dernahe des unteren Geologenhorizontes – und wiewir heute wissen – zusammen mit einer Eisenaxtgeborgen wurde. Mujiri jedenfalls ist der erste, deran einewesentlich ältere Datierung denkt und einenprähistorischenGoldbergbau fürmöglich hält.ÜberVergleiche der Steinhämmer mit anderen Bergwer-ken Georgiens (Ratscha,Abchasien) undArmeniens(Sodi) datiert er den Bergbau in das 2. Jt. v. Chr. DesWeiteren stellt Mudschiri Tiefenvergleiche mit denBergbauen aus den genannten Gegenden an undstützt damit ebenfalls seine Einschätzung. Weit-sichtig wünscht er sich eine archäologische Unter-suchung; folgerichtig schließt er, dass offensichtlichnicht nur Alluvialgold, sondern ebenfalls Berggoldin der Urgeschichte und Antike Georgiens eine er-hebliche Rolle gespielt haben müsse.34

Aufschlussreich sind auch die Berichte über dieerste moderne Goldgewinnung, wie sie in demunveröffentlichten Bericht von M. Čochoneliże zu-sammen gestellt wurde:35 Demnach setzte eine sys-tematische Gewinnung durch russische Explorato-ren und Bergleute erst am Ende des 18. Jhs. wiederein (unter den Leitern Musin Puškin [Ende 18. Jh.],Eichwald [1802–1806], Loginov (ab 1806–1807), Ale-xeev [1814],Gaspinski [1820] sowieSimonovič [1875–1885]). Prospektionen wurden damals vor allem aufalluviales Gold im gesamten südlichen Kaukasiendurchgeführt. Genannt werden die Gebiete undFlüsse Kazach, Ganča, Astafa, Kaškari, Dzaliband-čai, Terteri und auch der Kura. Die Hauptmenge,ein wohl einsamer Spitzenwert, von GoldgehalteninBerggoldlagerstättenwirddabeimit 16,48 kgpro tin porösem Quarz angegeben. Auch in Südostge-orgien wurden Untersuchungen durchgeführt: Soführte der Bergbauingenieur G. Culukiże zwischen1875–1885 Prospektionen im Borčalo-Kreis (heuteBolnisi-Kreis), vor allem im Mašavera-Becken undan den Nebenflüssen Pinesauri, Dampludka und

30 Unpublizierter Bericht von Mikhail Tschochonelid-ze/Malchas Nazwlischwili/Tariel Kwelaschwili/Alex Ziz-kischwili (1980er Jahre). Besonders zu danken habendie Autoren den Geologen Mikhail Tschochonelidze,Tariel Kwelaschwili sowie Malchas Nazwlischwili, dieuns großzügig mit zusätzlichen Informationen und Kar-tenmaterial versorgt haben.

31 Grżelišvili 1967, 247.32 Мyдшиpи 1987, 57 ff..33 Мyдшиpи 1987, 95 ff..34 Мyдшиpи 1987, 111 ff..35 Тшoхoнoлидзe 1975.

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Kazreti. Für den Mittel- und Unterlauf von Damp-ludka werden in diesem Zusammenhang reicheGoldsande mit Gehalten von 4 bis 40 Dolej (Долей)pro 100 Fut (Фут) erwähnt.36 In dem Fluss nieder-gebrachte Bohrungen reichten nicht sehr tief. Den-noch konnte man eine Erhöhung des Goldgehaltesnach unten feststellen (Gewicht ab 7 bis 83,5 Dolejpro 100 Fut). Das Gold wird in Flitterchen sehr feinverteilt beschrieben.

Aus allen Berichten zur frühen Lagerstättennut-zung im Bolnisi-Kreis und speziell im Talraum vonKazreti geht deutlich hervor, dass das Berggold vonSakdrisi bis in das 20. Jh. praktisch vergessen war.Man war sich hauptsächlich der alluvialen Gold-lagerstätten bewusst und hatte diese in geringerenUmfang gewonnen. Erst seit den 1970er Jahren hatman erneut sein wirtschaftliches Interesse auf diegoldführenden Erzgänge gerichtet und versucht,einen rentablen Abbau einzuleiten.

Das siedlungsarchäologische Umfeld derGoldgewinnung von Sakdrissi

Neben den hauptsächlich Geologen zu verdanken-den frühen Funden aus dem Goldbergbau von Sak-drisi lassen sich aus dem Talraum um Kazreti eineReihe weiterer archäologischer Nachweise für diefrühe Besiedlungsgeschichte aufführen:37 So berich-tet schon N. Berżenišvili 1963 von jungpaläolitischenFunden, ohne auf diese näher einzugehen.38 Ergiebi-

ger sind die Berichte von L. Musxlišvili, der in seinenArkeologiuri ekskursiebi von 1941 auf die mittelalter-lichen Baubefunde der Dörfer von Abulmulg undOrsakdrebi verweist.39 Metallzeitliche Befunde sindaber vor den 1970er Jahren nicht explizit erwähntworden. Dies änderte sich mit mehreren Notgra-bungen, dieM. Sinauriże zwischen 1973 und 1980 imOrtsgebiet von Kazreti durchgeführt hat: So wurden1973 nahe des Hauptbahnhofes (bei der Bäckerei)zwei frühbronzezeitliche Siedlungsgruben der Kura-Araxes-Kultur untersucht. Sie waren in einer Kultur-schicht eingebettet, was auf eine größere Siedlungverweisen könnte. Sinauriże erwähnt neben Resteneiner Herdstelle und insgesamt wenig auffälligenFunden (Keramik, vier Gefäße auf der Grubensohle,Tierknochen) vor allem Malachit gefärbte Tierkno-chen. Die Fundstelle liegt am Ausgang des Kazreti-Tales und es könnte sich somit ein Zusammenhangzur Lagerstätte von Madneuli andeuten.40

Im Umfeld von Kazreti selbst dominieren nachden Arbeiten von Sinauriże vor allem aber Fund-stellen der Spätbronze- und Früheisenzeit (Abb. 5):So konnten – ebenfalls nahe des Bahnhofs – auf der

Abb. 6. Kazreti, Bahnhof. Siedlung der späten Bronze-/frühen Eisenzeit, Profilanschnitt 2007 durch einen abgebrann-ten Hausbefund mit zentraler Herdstelle (Foto: DBM/RUB, Th. Stöllner).

36 1 Dolja = 44,4349mg; 1 Fut = 16,38 kg; 1 Solotnik =4,26 g.

37 Allgemein Berżenišvili 2006.38 Berżenišvili 1963, 12.39 Musxelišvili 1941.40 Sinauriże 1985, 11 ff..

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Flur Velebi vier Körpergräber dieser Zeitstellungausgegraben werden. Grab 1 fiel durch die Beiga-be eines Dreschschlittens (mit Basaltklingen) auf.Die Gräbergruppe ist wahrscheinlich Teil eines grö-ßeren Gräberfeldes, das zu einer Siedlung in denHangbereichen nördlich des Hauptbahnhofes ge-hört.41 Diese wurde 2007 bei den im Projekt einge-leiteten Prospektionen entdeckt und an der Hang-böschung angegraben.Dabeiwurde ein eingetieftes,wahrscheinlich abgebranntes Haus mit Herdstelle,Aschengrube und Reibsteinen entdeckt (Abb. 6; 7).Eisenbarren und reichhaltige Funde spätbronze-bis früheisenzeitlicher Keramik (transkaukasischeSpätbronzezeit) lassen einen Bezug zur Metallurgieund einen gewissen Reichtum erkennen (Abb. 7).

Doch auch südlich des Flusses Kazretula (Kazre-ti) dokumentierte Sinauriże ein Gräberfeld dieserZeitstufe.42 Das Gräberfeld Telebisveli wurde beiBaumaßnahmen an einer der hochgelegenen Ter-rassen zur Mašavera im Ort Kazreti selbst entdeckt

(Bau eines Badegebäudes, Anlage eines Parkgelän-des). Zwischen 1978 und 1980 konnten umfangrei-che Gräbergruppen des 9. bis 7. Jhs. v. Chr. doku-mentiert werden. Sie gehören imWesentlichen demtranskaukasischen Kulturkreis der Spätbronze- bisFrüheisenzeit an. Einzelne Gräber im südlichen Teilreichen dabei bis in die achämenidische Zeit unddeuten somit eine Siedlungskontinuität währenddieser Jahrhunderte an.

Ergänzende Aufschlüsse zur Siedlungsgeschich-tegelangenwährendder2007eingeleitetenProspek-tionsarbeiten. Diese Arbeiten konzentrierten sichauf das Umfeld des Ortes Kazreti, des südlich gele-genen Ortsteiles von Baliči sowie auf die umliegen-denAbbaugebiete nördlich von Kazreti sowie west-lich der Mašavera (Sakdrisi I–V). Als wichtigstes

Abb. 7. Kazreti, Bahnhof. Siedlung der späten Bronze-/frühen Eisenzeit, keramische Funde der Fundbergung 2007(Vorlage: DBM, Th. Rabsilber).

41 Sinauriże 1985, 13 ff..42 Sinauriże 1985, 13 ff..

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Ergebnis kann die Entdeckung einer eindrücklichgroßen bronzezeitlichen Zentralsiedlung auf einemGeländesporn zwischen Mašavera und Dampludkagelten (Abb. 8). Die Lage von Baliči-Żeżvebi kannals ausgesprochen strategisch bezeichnet werden:Eingekeilt zwischen beiden Gewässersystemen rie-gelt die Siedlung nicht nur die Verkehrswege vonNord nach Süd ab, sondern sie liegt strategischinmitten des Siedlungsraumes, den sie gleichsamkontrolliert. Die mit 60 ha sehr große Anlage ist

bis dato noch kaum erforscht, lässt aber schon jetztmehrere Siedlungsphasen der Früh- und der Spät-bronzezeit erkennen; Terrassen undWallstrukturensind zahlreich erkennbar aber noch ungedeutet. DieSiedlung besteht im groben aus einem nördlichenSiedlungsteil in Spornlage (Areal I), aus einem sanftnach Süden ansteigenden, terrassierten Siedlungs-gelände (Areal II), aus einem Plateau mit quer undlängs laufenden Mauern und kleinen kurganarti-gen Grabanlagen (Areal III) sowie einer südlich lie-

Abb. 8. Baliči-Żeżvebi. Siedlungsplateau der frühen Bronzezeit bzw. der Spätbronze-/Früheisenzeit, Ansicht von Nor-den vom Kachagiani-Hügel (Sakdrisi) (Foto: DBM, Th. Rabsilber).

Abb. 9. Baliči-Żeżvebi, Areal III, Fundpunkt 3, Grab 1. Kammergrab mit Kollektivbestattung von mindestens fünfIndividuen der Kura-Araxes-Kultur (Foto: DBM, A. Hornschuch / Th. Rabsilber).

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genden Siedlungsterrasse mit Abschnittswall nachSüden (Areal IV; Abb. 5). Dieses Areal endet genauan einer Engstelle zwischen zwei Flussschleifen derMašavera und Dampludka. Bisher haben magneti-sche Messungen aufgrund des stark vulkanogenenGesteins im Untergrund keine greifbaren Ergeb-nisse liefern können. Ein Teil der Fläche (Areal II)dient heute als Friedhof von Baliči. Im Rahmen ih-rer Tätigkeit sind Totengräber immer wieder aufarchäologisches Fundmaterial gestoßen: Keramik

der Kura-Araxes-Kultur, u. a. eine fast vollstän-dige zweihenkelige Amphore sowie ein figürlichverzierter Deckel, machte uns 2007 sofort auf dieBedeutung der Siedlung für unser Projekt aufmerk-sam (Abb. 12,6000.6001).43 Die darauf während der

Abb. 10. Baliči-Żeżvebi, Areal III, Fundpunkt 3, Grab 1. Auswahl der Beigefäße (Foto: DBM, Th. Rabsilber).

Abb. 11. Baliči-Żeżvebi, Areal II. Kura-Araxes Hausbefund bei Fundpunkt 2 der Siedlung (Foto: DBM, A. Horn-schuch / Th. Rabsilber).

43 Besonderer Dank gilt unseren ProjektmitarbeiternDr. G. Mindiašvili und Dr. G. Gogočuri, die ihre ausge-zeichnete Geländearbeit in den Dienst des gemeinsamenProjektes gestellt haben.

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Abb. 12. Baliči-Żeżvebi, Areal II. Kura-Araxes-Fundmaterial von Siedlungsbefunden bei Fundpunkt 1 und 2 der Sied-lung (Vorlage: DBM, Th. Rabsilber).

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Kampagne 2007 durchgeführten Sondagen erbrach-ten weitere bedeutende Ergebnisse. Im BereichderAreale II und III wurde an den Fundpunkten 2 und3 gearbeitet: Zunächst wurde an Fundpunkt 3 eineSteinsetzung näher untersucht, die sich als Kura-Araxes-zeitliches Kammergrab erwies (Abb. 9). DerBefund schien ungestört und enthielt die Kollek-tivbestattung von mindestens sechs Individuen,die im Westteil der Kammer als Knochenpaketzusammen mit 14 vollständig erhaltenen Gefäßendeponiert aufgefunden wurden. Im Ostteil desGrabes fanden sich die Reste eines jugendlichenHockers, zusammen mit zwei weiteren Beigefäßen.Ein 17. Gefäß stand schließlich ohne weiteren Be-stattungsbezug an der Südwand der Kammer. DasGrab scheint, nach bisherigem Augenschein, einerälteren Phase innerhalb der Kura-Araxes-Kulturanzugehören (Abb. 10).44 Auffällig war jedenfallsdas Fehlen einer Reihe von Skelettteilen, die sich imWesentlichen auf Rippenbogen, Langknochen undSchädelteile beschränkten. Becken und Wirbelsäulewie auchHand- und Fußknochen scheinen derartigunterrepräsentiert, dass sehr wohl eine Selektiondurch den Bestattungsvorgang vorliegen könnte.45Das Grab scheint Teil einer Gräbergruppe, die sichlocker gestreut im Umfeld über Areal III hin er-streckt: Nach den bisherigen Begehungen sind Sied-lungsfunde in Areal III weitaus seltener als in denanderen Bereichen.

An Fundpunkt 2wurde, durch einen Feldweg ge-schnitten,derRest einesKura-Araxes-Hauses freige-legt (Abb. 11): In der Mitte des geräumigen, mindes-tens 6 × 8 m großen Hauses, konnten die Reste einerHerdstelle sowie ander SüdwanddesHausesweite-re noch in situ liegende Teile des Hausinventars auf-gedeckt werden. Dort lag auch eine steinumstellteAschengrube.46 Der Hausbefund war durch seinegeringe Überdeckung bzw. die Anlage des Feldwe-ges in Teilen empfindlich gestört. Ein zweiter, tie-fer liegender Siedlungsbefund ließ zum Ende derGrabung hin einen mehrphasigen Siedlungsbefunderkennen. Welche Zeitstufen durch das Haus damitgenau erfasst werden, lässt sich noch nicht sagen,doch scheint das Kulturinventar in etwa gleichzei-tig mit dem oben erwähnten Grab von Fundstelle 2(Abb. 12), das in eine fortgeschrittene Phase der älte-ren Kura-Araxes Zeit gehört. Beide Befunde liegensomit noch in der zweiten Hälfte des 4. Jts. v. Chr.Besonders auffällig waren an diesem Befund aller-dings die zahlreichen Amboss-Reibsteine, Kombi-nationsgeräte (Abb. 12, 6030.6074), die zum Pochenund Mahlen gedient haben und in ähnlicher Artauf vielen prähistorischen und frühgeschichtlichenBergbauplätzen aufgefunden werden können. DieArbeitsgeräte wurden als Inventar am Hausbodenund in Rollierungsteilen des Fußbodens aufgefun-den, was für eine länger andauernde Tätigkeit indiesem Hausareal spricht. Wahrscheinlich wurde

hier Erz gemahlen und endaufbereitet, wie auchzwei Stücke von oxydischem Kupfererz sowievon eisenreichem Gangmaterial andeuten. Letzte-res könnte nach erstemAnsehen direkt aus der Ver-erzung von Sakdrisi stammen und damit indirektauf das Golderzmahlen verweisen.

Reib- und Ambosssteine liegen in der Siedlungso zahlreich an der Oberfläche, dass an weitere ähn-liche Befunde gedacht werden könnte. Stehen wirauch amAnfang unserer Untersuchungen, so deutetsich damit doch ein Zusammenhang der Siedlungmit der regionalen Bergbautätigkeit am Beginn des3. Jts. v. Chr. an. Größe und Spezialisierung deutenauf einen bedeutenden Siedlungsplatz, von demausder Zugriff auf die regionalen Erzlager erfolgte.

Untersuchungen im Goldbergbau vonSakdrissi 2004 bis 2007

Kernpunkt der Forschungen war während der bis-her stattgefundenen drei Geländekampagnen dieUntersuchung des Goldbergwerkes von Sakdrisi(Abb. 13).Nach einer ersten Prospektionskampagne2004 wurden zwei systematische montanarchäo-logische Untersuchungen 2005 und 2007 durchge-führt. Dabei kamen den Forschungen die schon inden 1980er Jahren durchgeführten Explorationsar-beiten zu Hilfe, die den Befund mehrfach gestörtaber eben auch aufgeschlossen haben. Auf einerersten Sohle des Untertagebergbaues wurde der

44 Dies ergibt sich aus einer Übersicht zu den bishervorliegenden Stratigraphien (allgemein Kuschnarewa1997, 48 ff. Abb. 30) aus dem Südkaukasus sowie der vonSagona 1984 erarbeiteten Chronologie lässt erkennen,dass es bisher keine verbindliche Chronologie zur Ku-ra-Araxes Kultur gibt; der von Sagona vorgelegte Ver-such leidet am Fehlen ausgewerteter Stratigraphienund kombinationsstatistischer Untersuchungen undbasiert nur auf Komparatistik und der Auswertung von14C-Daten.

45 Eine anthropologische Untersuchung wird durchdas Anthropologenteam der Forschungsstation vonDmanisi unter der Leitung von Dr. T. Tašašvili (derzeitZürich) vorgenommen.

46 Die aus Lehm verschmierten Herdstellen derKura-Araxes-Siedlungen sind sehr charakteristisch (z. B.Miron / Orthmann 1995, 64 Abb. 21–22 [Kwazchelebi];167 Abb. 170–171 [Zichiagora]) und meist mit nach innengezogenenHerdzungenversehen,wie sie auch inŻeżvebibeobachtet werden können; häufig liegen sie inmittendes Hauses. Die Hausform scheint sich als eher rundherauszustellen. Nach der Stratigraphie aus Kvazchelebi(Schicht C und D) Kuschnarewa 1997, 56 Abb. 30) deutetsich auch damit eine ältere Datierung in der zweitenHälfte des 4. Jt. an; dies ergibt sich aus den bei Sagona1984 zusammengestellten 14C-Daten.

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Bergbau an zwei Stellen gelöchert (Gruben 1 und 2);diese können mit den Bergbauspuren an der Ober-fläche direkt verbunden werden. Dadurch sind um-fassende Einblicke in den Abbaubetrieb, die Größeund Erstreckung des Abbausystems sowie letztlichauch über die geförderten Quantitäten möglich. DieÜberlieferungsbedingungen, die an der Oberflächedurch Aufbereitungsstellen und Halden noch er-gänzt werden, sind somit ausgezeichnet.

Die Vermessungs- undProspektionsarbeiten über Tage

Eine wichtige Voraussetzung für alle weiteren Ver-messungs- und Dokumentationsarbeiten war 2004und 2005, die mit Bergbauspuren übersäte Kuppevon der dichten Vegetation zu befreien. 2004 und2005 war ein Teil der angeheuerten Arbeiter47 ander Beseitigung des dichten Bewuchses sowie nach-folgend mit der Reinigung der Bergbauspurenbeschäftigt. Die Arbeiten haben sich gelohnt, wieauch eine nachmalige Befliegung zur Aufnahmevon Luftbildphotos verdeutlicht (Abb. 13). Im Ge-gensatz zu 2004 konnte 2005 der gesamte monta-narchäologische Befund erfasst und dokumentiertwerden.

Die Arbeiten gliederten sich in mehrere Arbeits-schritte: Zunächst wurde die Kartierung aller nochin situ befindlicher Steinhämmer und anderenSteingeräte begonnen (Abb. 14; 15). Durch den We-gebau im Zuge der Explorationsarbeiten warendie Halden schon empfindlich gestört worden; ineinzelnen Bereichen hatte man überdies Steingerä-te abgesammelt und zu Haufen zusammengelegt.Dennoch gelang es, die wichtigsten Muster einerFundstreuung zu sichern und aufzunehmen. Dabeiwurden die Steinhämmer nur zu einem kleinerenTeil eingesammelt. Sie wurden – wenn möglich –vor Ort beschrieben und klassifiziert. Insgesamtkonnten sieben Grundtypen beschrieben werden(s. u.; Abb. 16).

Zunächst markierte die Verteilung der Steingerä-te auch die Lage der Abraumhalden, die einzelnenPingenzügen zugeteilt werden konnten. Pingenund Halden bilden somit ein Ensemble im Sinneeines gleichzeitigen Betriebes: Mithilfe der beimWegebau angeschnittenen Wegeböschungsprofile,die ihrerseits wieder die Haldenkörper als solche

Abb. 13. Sakdrisi, Kachagiani Hügel. Pingenzüge des frühbronzezeitlichen Goldbergwerkes und moderne Wege dessowjetzeitlichen Explorationsbergbaues (Foto: ZAF, Irina Gambaschidze).

47 Insgesamt waren 2005 ca. 28 Arbeiter im Einsatz;2007 wurden die Arbeiten mit 16 Arbeitern weiter ge-führt.

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aufschlossen, konnten auch die Halden selbst deut-lich erkannt und von der Vegetationsüberdeckungabgesetzt werden. Auch die Verteilung der bislangca. 1.500 aus dem Haldenbereich aufgenomme-nen Steingeräte spiegelt diese Abgrenzung wie-der; dabei lassen sich deutlich zwei große Haldenim Nordwesten erkennen – sie sind durch einenfundleeren Raum dazwischen deutlich voneinan-der zu trennen. Halde B ihrerseits ist durch einenWegebau relativ stark verschliffen und nur noch imNordosten besser erhalten gewesen. Einzelne Fun-de, zumeist zusammen gesammelte Steinhämmer,konnten dagegen nur allgemein beiden Halden-komplexen zugewiesen werden. Weitaus wenigerfundreich war hingegen Halde C, die seitlich undetwas unterhalb von Pinge C gelegen, nicht sehrausgedehnt gewesen sein kann. Geringere Abbau-

intensität ist also sehr wahrscheinlich. Dies gilt auchbei Pinge D ganz im Osten des Komplexes: Seitlichließen sich Anzeichen für Haldenschüttungen er-kennen, doch fielen diese nicht durch Streufundevon Gerät auf – dies ist aber sicherlich einer dichtbewachsenen Grasnarbe geschuldet.

Den Halden können nun einzelnen Bergbaube-reichen zugewiesen werden, was vor allem 2005durch den viel weiter gehenden Vegetationsabtragerstmals möglich wurde. So gehört die Halde imNordwesten sicher zu einer sehr großen Furchen-pinge, die sich auf einer Länge von 64 m in N–S-Richtung über die Kuppe hinzieht (Abb. 14; 15). Sieist umso auffälliger, wenn wir die anderen Grubenbetrachten, die praktisch nur als ausgeerzte Gang-spalten charakterisiert werden können. Die Breitedieser Pinge beträgt durchschnittlich 3 bis 5 Meter,

Abb. 14. Sakdrisi. Übersichtsplan zu den montanarchäologischen Befunden des Goldbergwerkes (Planvorlage: DBM,G. Steffens / A. Hornschuch).

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ist also beträchtlich. Erst später wurde durch dieGrabung deutlich (siehe unten), dass dies voraus-sichtlich mit größeren Verbruchereignissen zusam-menhängt – ausgelöst wodurch auch immer. DiesePinge schließt nun weitere querende Gänge auf, dievon ihr scheinbar in Nord bzw. Nordostrichtungabgehen. Aufgrund der komplexen Situation derVererzung ist dabei nur schwer zu entscheiden, obdiese durch die Pinge geschnitten wurdeund damitalso jünger wäre.

Nordöstlich von Pinge A befindet sich der Gru-benkomplex Pinge B: Im Gegensatz zu der zuvorbeschriebenen Pinge ist diese wesentlich komple-xer aufgebaut: Nicht weniger als fünf fächerförmigaufgefiederte Gangspalten (Gruben B1–5) sind zu

beobachten (Abb. 14; 15; 17). Sie liegen teilweisesehr eng zusammen und sind in einem südlichenZentralbereich tatsächlich alle ineinander verstürzt.Möglicherweise wurden auch hier notwendigeBergfesten nicht eingehalten, vielleicht ist das Ge-birge auch nachträglich verstürzt – ausgelöst durcheine Schwächung des Gebirges infolge von Erdbe-ben oder physikalischer Verwitterung. Jedenfallskönnen einige dieser Gangabbaue noch bis etwa8 m Tiefe befahren werden. in Bereich, die GrubeB1, wurde 2004 etwas geräumt. Dabei wiederholtsich das auch anderswo erkennbare Bild: In grö-ßeren Teufen haben sich die Abbauspuren, die ori-ginalen Stöße und Bergfesten insgesamt sehr guterhalten. Grube B1 wurde 2007 weiter freigelegt

Abb. 15. Sakdrisi. Teilausschnitt des Obertagebefundes des Goldbergwerkes mit eingetragenen Steingeräten und denGrabungsflächen der Grabung 2005 und 2007 (Planvorlage: DBM, G. Steffens).

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Abb. 16. Sakdrisi. Steingeräteklassifikation des Goldbergwerkes mit Abbau- und Aufbereitungsgeräten (Vorlagen:DBM, Zeichnungen P. Thomas).

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Abb. 17. Sakdrisi. Aufbereitungsgeräte (Scheidsteine mit Pochmulden) und Pochmulden auf Felsabsätzen randlichder Gruben A und B (Vorlage: DBM, Th. Rabsilber).

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Goldbergbau in Südostgeorgien 19

und dabei der gesamte Bereich der Mundlochrö-sche samt einer in den gewachsenen Fels einteuftenWegezuführung freigelegt (Abb. 17).

An Grube B schließt im Osten Grube C an(Abb. 14). Sie besteht nur aus einer beinahe O–Worientierten Gangspalte, die ihrerseits die GrubenB4 und B5 schneidet: Dies allein zeigt, dass geradedie sehr verschachtelte Stockwerkvererzung hier inalle Richtung abgebaut wurde. Ein Verschneidender Gruben ist daher umso weniger überraschend.Grube C wird im nordöstlichen Teil auch von ei-nem weiteren Abbau aus Nordwesten kommendgeschnitten, der weiter im SO nochmals mit einerPinge zu Tage tritt. Wie dieser zu interpretieren ist,bleibt ohne Grabung aber vorläufig offen.

Im SO befindet sich schließlich die vierte, WNW–OSO orientierte Grube. Sie besteht lediglich aus ei-ner Gangspalte (Abb. 14) und schneidet bzw. mün-det in die westlich gelegene Furchenpinge A. Auchhier ist das stratigraphische Verhältnis beider vor-erst nicht zu klären.

Ebenfalls im Süden des Pingenkomplexes gele-gen sind zwei oberflächennaheAbbaustellen (E undF), die im Zuge der Rodungsarbeiten ebenfalls einwenig gereinigt wurden. Bei beiden Abbaustellenhandelt es sich nur um kleineAbbautaschen, die aufeinem dort anstehenden Erzgang geteuft wurden;doch offensichtlich erwiesen sich diese sehr schma-len Vererzungen als nicht lohnend und wurdennicht weiter in Abbau genommen. Interessant sindsie aber vorwiegend deshalb, weil sie als Prospek-tionsabbau gelten können und zeigen, dass manauch in prähistorischer Zeit vergleichsweise syste-matisch bei der Erschließung von Gruben vorging.

Neben den Halden und Pingen sind darüber hi-naus noch weitere Beobachtungen zur Aufberei-tung der goldhaltigen Erze zu nennen: Randlichder Gruben fanden sich an mindestens sechs Stellensog. „Aufbereitungsnäpfchen“, die durch das Zer-kleinern der goldhaltigen Erze im Zuge der Hand-scheidung im anstehenden Fels entstanden sind(Abb. 15; 27, oben links). Zuzüglich der mit ähnlichenNäpfen ausgestatteten Scheidsteine, die sich vorallem vor Grube A häufen, lassen sich so indirektmehrere Aufbereitungsplätze wahrscheinlich ma-chen (Abb. 17). Auffällig ist allerdings das Fehlenweiterer Aufbereitungsgeräte: Während die höchstseltenen Klopfsteine möglicherweise wieder mitge-nommen wurden, dürfte das Fehlen von feinerenAufbereitungsgeräten, wie etwa Handmühlen, füreine Endaufbereitung an anderer Stelle sprechen.Diese wird man am ehesten in Wassernähe bzw.im Nahbereich der eigentlichen Wohnsiedlung derbergbautreibenden Gemeinschaft annehmen dür-fen. Zuzüglich der 2007 in der Siedlung von Baliči-Żeżvebi aufgefundenen Mahl- und Pochsteinekönnte sich somit das Muster einer gestuften Auf-bereitung ergeben. Es liegt nahe, dass goldführende

Sande zur Endaufbereitung in die Siedlung trans-portiert und dort weiterverarbeitet wurden.

Die Ausgrabungsarbeiten über Tage

2005 wurde versucht, einen möglichst repräsenta-tiven Einblick in die Art des prähistorischen Ab-baues zu gewinnen. Es wurden Grabungsarealeausgewählt, die mit den untertägig aufgeschlosse-nen Arealen zusammengehören. Es bestand somitdie Hoffnung, verschiedene Bereiche einesAbbauesmiteinander durch Grabung, zumindest aber vir-tuell verbinden zu können. Nur so konnte an eineGesamtrekonstruktion der Größe und Kapazitätdes frühbronzezeitlichen Grubenbetriebes gedachtwerden.

Die Wahl fiel auf den nördlichen Teil von Gru-benbereich A (Pinge A/Halde A), weil hier Haldeund Mundlochsituation gut und scheinbar unge-stört erhalten sind (Abb. 14). Zudem ließ sich schonvon Anbeginn vermuten, dass die untertägig ange-schnittenen Abbautaschen der Grube 1 (s. u.) ehe-mals zu diesem Abbaubereich gehörten, man alsomit etwas Glück ein Gesamtprofil durch einen Ab-bau erhalten würde. Den Ergebnissen des Jahres2005 folgend konzentrierten sich die Arbeiten desJahres 2007 vor allem auf die GrubenbereicheAundB und die flachen Geländeteile dazwischen. Nebender weiteren Grabung in Pinge A und B1–2 ging esauch um die Klärung weiterer Arbeits- und Verwei-linstallationen im Nahbereich der Gruben.

Die Pingen- und Vorplatzgrabung inGrube A und vor Grube B

Im unteren Bereich der Pinge von Grube A wurdeauf einer Länge von etwa 20 m mit dem Räumender Pinge begonnen (Abb. 18; 19). Um ein möglichstgefahrloses Niederbringen des Grabungsschnitteszu gewährleisten, wurden künstliche Abgrabungs-stufen in die Pingenfüllung eingebracht. Die Fül-lung ihrerseits bestand überwiegend aus Gesteins-geröllen und Schutt, der besonders im südlichenTeil stärker mit wahrscheinlich sekundär verlager-ten Steinhämmern und Pochsteinen vermischtwar. Dennoch konnten in den Verfüllpartien derPinge bislang keine Laufschichten oder künstlicheSchichtoberflächen beobachtet werden; eher zeigtendie Profile eine natürliche Verfüllung bzw. ein Ver-fließen imZugevonErosionsprozessen:DenGeräte-funden (Steinhämmer, Ambosssteine) zufolge wäredenkbar, dass seitlich aufgelagertes Haldenmaterialspäter erneut in die Pinge zurückgeflossen ist. Imsüdlichen Bereich des Vorplatzes wurde zunächstin der Flucht mit einem nach NW über die Haldegeführten Schnitt ebenfalls ein etwa 1,5 m breiter

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Sondierungsschnitt angelegt. Er sollte zunächst dieSchichtenfolge auf dem Vorplatz klären, ehe miteiner flächigen Grabung einzelne Befunde erfasstwerden sollten. Das Vorhaben erwies sich ebenfallsals nicht ganz einfach, dadie obersten Schichtenwie-derum aus losem Geröllschutt bestanden, die dasAnlegen eines Profils erschwerten. Ähnlich wie inder Pinge waren die Schichten vermischt mit Stein-hämmern und Ambosssteinen: Die Schichtung ließ

zudem vermuten, dass die Straten ebenso zunächstaus zurückgeflossenem bergmännischen Abraumbestanden; nach etwa 1 bis 1,5 m allerdings ließensich auch deutlich gesetzte Trockensteinstruktu-ren beobachten. Sie verbanden sich mit lehmig-schottrigen Laufschichten bzw. holzkohlereicherenSchichtbefunden, die erwarten ließen, dass bei ei-ner breiteren Ausgrabung tatsächlich zusammen-hängende Befunde zutage kommen würden. Daher

Abb. 18. Sakdrisi. Senkrechtaufnahme des Vorplatzes vor Grube A und B des Goldbergwerkes nach Abgraben derHaldenschuttschichten (Vorlage/Umsetzung: A. Hornschuch / G. Steffens).

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wurde die Grabungsfläche nach Nordosten, 2007nach Südwesten erweitert. Dabei zeigte sich sehrschnell, dass das Gelände schnell nach NO undnach SW anstieg, also der zentrale Pingenbereichstärker mit Haldenmaterial überdeckt war.

Wann sich dieser Rückfluss von Haldenmaterialereignete, ist schwer zu sagen. Vereinzelte Fundevon spätantiker bzw. frühmittelalterlicher Keramikbesonders in diesen Schichten mögen belegen, dassdas Rückfließen des Haldenmaterials sich über län-gere Zeit erstreckte.

Auf der nach Haldenabtrag freigelegten Gelän-deoberfläche kamen 2005 und 2007 Felsrippen bzw.anstehende Felspartien zum Vorschein, die augen-scheinlich im Zuge eines kleinflächigen Bergbauesabgetragen bzw. „gelöchert“ worden waren. Auf-schlussreich war eine kleine grubenartige Pinge,die noch mit bronzezeitlichem, fest verbackenemVersatz verfüllt war (A1) (Abb. 15; 18). Die Grabung2007 zeigte ergänzend, dass sich diese oberflächen-nahe Abbaustelle in Richtung Nordosten geweitethatte. Entsprechende Abbaurichtungen lassen sichauch bei weiteren Kleingruben feststellen, die nachSüdosten am Nordoststoß bzw. Oststoß der Haupt-pinge vorgetrieben worden sind (A2–5). Dies ließschnell erkennen, dass mit bedeutend komplexerenAbbauverhältnissen zu rechnen war, als zunächstangenommen. Im Nordosten wie auch im Südwes-ten der Grabungserweiterung schließlich kam eine

Geländeschulter zum Vorschein, die offensicht-lich eine mit der oben erwähnten Mauer zusam-men hängende Laufschicht zum Vorschein brachte(Abb. 18). Bei dieser Schicht handelte es sich um einewohl verdichtete Oberfläche, in der Holzkohleres-te sowie durch Feuer gerötete Teilflächen sowohlin der SW- bzw. in der NO-Ecke auftraten. Im 2007erweiterten Haldenschnitt tauchte zudem in dieserSchicht stratifizierte Kura-AraxesKeramik auf: Da-mit ist ein zeitlicher Zusammenhang des Befundesmit dem frühbronzezeitlichen Bergbau gegeben.Offensichtlich wurde eine Art Vorplatzareal präpa-riert und durch eine Trockensteinmauer gegen deneigentlichen Abbaubereich in der großen Pinge Agesichert. In diese Trockensteinmauer eingelagertfand sich ein fragmentierter Ambossstein in situ: Erkönnte darauf verweisen, dass dieser Vorplatz mitder Erzaufbereitung zusammenhängt. KonkreteNachweise sind aber noch nicht gelungen und be-dürfen weiterer Untersuchung.

ImSüdteil desVorplatzes gingder so entstandene8 × 6 m große Grabungsschnitt in die ausgeräumtePingeAüber: Hier gelang es nun in den tieferen Be-reichen weitere Hinweise auf den Bergbau selbst zusammeln:Zunächst ließ sich südlichdesVorplatz einMundlochareal feststellen, das – wie erwähnt – auseinem nachNO gerichteten Mundloch sowie einemweiteren, nachNWgeführtenMundlochbestand. Eswurde unter einer offensichtlich in situ gebliebenen

Abb. 19. Sakdrisi. Blick auf die Grabungsarbeiten in Grube A, 2005 (Foto: DBM/RUB, Th. Stöllner).

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Felsrippe angelegt. Ebenso kam beim Tieferlegender Pingeneinfüllung eine weitere Felsrippe (Berg-feste?) sowie tonnenschwerer Gesteinsversturz zuTage, der sich möglicherweise schon auf unter Tagefestgestellte Abbauorte beziehen lässt (Abb. 18). Diegenannte Felsrippe ist NW-SO orientiert und könn-te mit den unter Tage festgestellten Abbaunischendirekt zu verbinden sein (nicht ausgeschlossen istaber ebenso, dass es sich bloß um einen sehr großenGesteinsversturz handelt). Die Untersuchungen desJahres 2007habendieseVermutungvollauf bestätigt:Der durch die Gesteinsrippe in zwei Abbaubereichegegliederte Hauptabbau in Pinge A (A6/7) lässt eineVortriebsrichtung nach Nordosten erkennen: Damitsind sie direkt mit den Abbauen 1/1 und 1/2–3 unterTage zu verbinden. Die schon erwähnten nach NOvorgetriebenen, kleineren Grubeneingänge setzenebenfalls an dem Abbauort an und wurden von derHauptpinge, vielleicht in einer früheren Phase desAbbaues vorgetrieben. Diese, auch bei Grubenbe-reich B feststellbare, sehr dichte Aneinanderreihungvon Abbauen muss nicht unbeträchtlich zur Zerrüt-tung des Gebirges beigetragen haben. In einer derAbbautaschen (A2) konnte 2007 in situ, stratifiziertin einer Laufschicht- bzw. einemAbraumrest, Kura-Araxes-Keramik geborgen werden.

Durch die Erweiterung des Grabungsschnittesim Jahr 2007 wurde auch deutlich, dass sich rand-lich der beiden Abbauvortriebe mehrere Absatzflä-chen aus stehen gebliebenen, unverritzten Grund-felsen bzw. Verwitterungsschuttdecken befanden.Diese wurden offensichtlich genutzt, wie geröteteFlächen bzw. eine flache, grubenartige Eintiefungmit Kura-Araxes-Keramik in der Erweiterung vonHaldenschnittA erkennen ließ.

Der Frage nach Befunden, die auf Tätigkeiten imNahbereich der Mundlöcher von GrubenbereichA und jenen bei Grube B schließen ließen, warenebenfalls weitere Grabungsschnitte geschuldet, dieöstlich zwischen und vor Grubenbereich B angelegtwurden; soweit schon jetzt erkennbar ist, liegen alleOberflächen z. T. unter mächtigen Haldenschichtenbegraben. Bemerkenswert ist bisher vor allem einemit Haldenmaterial verfüllte Grube, die in die an-stehenden Schichten eingetieft wurde. Ihre Funk-tion ist bisher unklar. Ebenso interessant ist einekünstlich vorgerichtete Mundlochrösche, die leichtabsinkend in Richtung Grube B1/2 angelegt wurde(Abb. 18); auch sie war noch mit Resten der HaldeB überdeckt (Teile der Haldenüberdeckungen wur-den rezent maschinell abgefahren).

Die Haldengrabung in der Halde vor Grube A

Ausgehend vom Vorplatz vor Pinge Awurde schon2005 ein etwa 1 m breiter und 20 m langer Halden-schnitt nachNW bis hinunter an die Wegeböschung

geführt (Abb. 15). Es sollte die Schichtenfolge derHalde im Anschluss an den Vorplatz dokumentiertwerden. Im Gegensatz zu der komplexen strati-graphischen Grabungssituation der Pinge erwiessich der Aufbau der Halde im Allgemeinen als ver-gleichsweise einfach: Der mächtigste Haldenkörperwurde tatsächlich noch im Bereich des Vorplatzesvorgefunden, dort mit Mächtigkeiten von 1 bis1,5 m. Hangabwärts dünnte diese Abraumschichtzusehends aus; sie lag ihrerseits unter einer mit Ge-röll vermengten, durchwurzelten Humusdecke undüber einer verbraunten Fließerdeschicht. Bei dieserSchicht handelt es sich offensichtlich um ein Hang-kolluvium, das im Zuge der Hangerosion und inEinzelbereichen über geringmächtigeres, auf demehemaligen Boden aufgelagertes Haldenmaterialfloss. Diese Beobachtung war insofern wichtig, weilsie verdeutlichte, dass ein Großteil des abgeflosse-nen Haldenmaterials erst nach einsetzender Hang-erosion an seine heutige Stelle gekommen sein kann.Diese Hangerosion dürfte Folge der zunehmendenAbholzung der natürlichen Vegetationsdecke imZuge des prähistorischen Bergbaues sein; ob diesschon zu Beginn des Bergbaubetriebes geschah,ist aber dennoch unklar, da Hangabgänge laufendbei starken Niederschlagsereignissen möglich sind.Als eigentlich gewachsener Boden ließ sich ein ver-braunter Hanglehm beobachten, der imGrunde ausargillitisierten, also chemisch verwitterten vulkani-schen Gesteinen/Tonmineralen besteht.

Die Profile an den Wegeeinschnittenund die Ausdehnung der Halden

Deutlicher noch als der Haldenschnitt ließen diedurch den Wegebau aufgeschlossenen Teilprofileder Halden den Bodenaufbau erkennen. Alle dreiHalden waren so quer entlang der hangseitigenWe-geböschungen angeschnitten und daher wunderbaraufgeschlossen; sie konnten innerhalb weniger Tagegereinigt, fein geputzt und schließlich fotogramme-trisch dokumentiert werden. Es handelt sich in ei-nem Fall um ein ca. 60 m langes SO-Profil entlangvon Halde A sowie um ein etwa 40 m langes WSW-Profil entlang des Haldenfußes von Halde B und C.

Der Bodenaufbau konnte gut amunteren Ende desHaldenschnittes von Halde A (s. o.) beschrieben wer-den: es handelt sich um ein klassisches Bodenprofilmit dem schon erwähnten, weißlich grauen vulka-nogenen Tonmineralboden als Liegendem; darüberfindet sich ein verbraunter, ca. 30 bis 40 cmmächtigerB-Horizont, der auf holozäne, nacheiszeitliche Bo-denbildungsprozesse verweist. Darüber schließlichein mächtiger ca. 20 bis 70 cm A-Horizont, in denauch die Haldenschichten eingelagert sind. Vegetati-onsüberdeckunghat somit sicher schon vor Einsetzendes Bergbaues zu umfangreicher Bodenbildung ge-

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führt, wurde nur später durch Entstehen von Hang-kolluvien gestört und konnte sich erst nachAuflassendes Bergbaues erneut ungestört entfalten: Dies lässtsich an einer ungestörten Humusoberkante von etwa5 bis 10 cm ablesen. Hangkolluvien ließen sich auchim NW-Teil des Profils bzw. nordwestlich von HaldeA feststellen. Offensichtlich haben Erosionsprozessegerade an den Haldenrändern stärker gewirkt.

Insgesamt ließ sich die Einlagerung von Halden-material an den genannten Profilen deutlich erken-nen. Dadurchwar dieAusdehnung derHalden eini-germaßen sicher festzulegen. Sie korrespondierte inder lateralenAusdehnung in etwa mit der Streuungder Steinschlägelfunde, die schon zu Beginn derKampagne kartiert worden waren. Die Längserstre-ckung erwies sich allerdings als wesentlich kürzer:

So ist deutlich geworden, dass einzelne Steinhäm-mer bis weit in das nordwestliche bzw. das östlicheTälchen verlagert wurden und darum zu einer Aus-dehnung der Halden nichts beizutragen vermögen.

Die Ausgrabungsarbeiten unter Tage

Die Explorationsarbeiten aus sowjetischer Zeit ha-ben imLagerstättenhut von Sakdrisi zweiHorizontebzw. Sohle hinterlassen: Die obere Sohle besteht auseinem von NW angeschlagenen Stollen, der etwa160m in RichtungOSO geführt ist und imVerlauf inmehrere Querschläge verzweigt; zwei weitere Tag-eingänge wurden vorgerichtet (Abb. 14; 19). Mögli-cherweise in einen Kammer-Pfeilerbau enden sollte

Abb. 20. Sakdrisi, Kachagiani-Hügel, Explorationsbergbau, Horizont 1. Grundriss der bronzezeitlichen Grube mit dendrei Abbautaschen bzw. dem Nordvortrieb der Grube 1/2, Stand der Grabungen 2007 (Vorlage: DBM, G. Steffens).

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ein nordöstlich des Hauptstollens vorgerichtetesStreckenkarree. Hier im ersten nach Nordosten ge-richteten Querschlag 1 löcherte das Streckensystemschließlich auch verschiedene Abbautaschen vonGrube 1 (Abb. 21; 22) und zwar an genau der Stelle,wo das Streckensystem sich zu einem Streckkreuzweitet und nach NO bzw. nach OSO weitergeführtwurde (Abb. 20).48 Man wird nicht fehlgehen, wennman Grube 1 mit der obertägigen Pinge bzw. HaldeAverbindet. Die nordöstlichenAufschlüsse wurdenschon von T. P. Mujiri gesehen und in einer Fotogra-fieMitte der 1980er Jahre erfasst:49Dagegen sind diean den Tag weisenden Abbautaschen 1/1, 1/2 und1/3 noch nicht erwähnt bzw. abgebildet. Das könntebedeuten, dass die nach Ost abzweigende Streckezu diesem Zeitpunkt noch nicht aufgeschlossen warund die Abbaustellen nicht vorlagen.

Nur wenigeMeter hinter Querschlag 1 wurde einzweiter Querschlag ebenfalls in Richtung Nordos-ten angelegt: Überraschend ist vor allem der kurze

Abstand zum ersten Querschlag. Möglicherweisehatte man einen bestimmten, höffigen Aufschluss,vielleicht ein Gangstreichen, verfolgen wollen. Je-denfalls ist heute ein gangförmiger Grubenbau nachetwa 10 m am SO-Stoß bzw. der Firste aufgeschlos-sen und wohl durch Schießarbeit bloßgelegt wor-den. Auch dieser Aufschluss war Mujiri bekanntund ist mit mehreren Fotografien abgebildet wor-den (Abb. 14).50 Grube 2 weist jedenfalls gegen SWeine Ortsbrust auf und war daher höchstens auf ei-

Abb. 21. Sakdrisi, Kachagiani-Hügel, Explorationsbergbau, Horizont 1. 3D-Visualisierung der drei Grubenbaue vonGrube 1 (Vorlage: DBM, G. Steffens).

48 Untertage wurden die Aufschlüsse lateinisch durch-numeriert, um sie von den obertägigen Grubenbereichengetrennt zu halten und eine zunächst unabhängige Be-funddokumentation durchzuführen. Sinngemäß wurdenauch Befund- und Fundnummern nach eigenen Num-mernkreisen vergeben.

49 Мyдшиpи 1987.50 Мyдшиpи 1987.

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ner tieferen Sohle noch weiter nach SW ausgedehnt(Abb. 25). Dies konnte 2007 durch eine Räumungund Grabung an dieser Fundstelle eindrücklich be-legt werden. Im Nordosten schließlich konnte beiweiterem Abgraben des Versatzes eine Abbauni-sche entdeckt werden, die ein Ende des Abbaues andieser Stelle belegte: Ein an dieser Stelle geborgenesDepot aus vier Schlägeln war umso auffälliger, weiles u. a. aus drei weitgehend unbenutzten, sehr gro-ßen und ausgesuchten Steinhämmern bestand. Einritueller Hintergrund der Deponierung ist somitnicht auszuschließen (Abb. 26).

DieGrabungen der Jahre 2004, 2005 und 2007 setz-ten aber vorwiegend an Grube 1 an. Dabei wurdeschon im Herbst 2004 an Abbautasche 1/2 eine ers-te Sondageuntersuchung durchgeführt, indem dasdurch die Strecke aufgeschlossene Profil geputzt, do-kumentiert und etwas Holzkohle für die Datierungentnommen wurde (Tab. 1, unten). Eine dort vonI. Gambaschidze gefundene Wandscherbe ließ denVerdacht auf eine Datierung in die Kura-Araxes-Zeitaufkommen, eine Einschätzung, die durchdas späterangefertigte 14C-Datum glänzend bestätigt wurde.

Die Grabungen 2005 hatten so das Ziel, die dreidort festgestelltenAbbautaschen zu räumenunddieSchichtenfolge zumindest in Teilbereichen stratigra-phisch und systematisch zu untersuchen –war dochmit ungestörten Ablagerungsbedingungen, guterErhaltung und klaren chronologischen Sequenzenzu rechnen. Zu diesem Zweck mussten anfänglichbergmännische Sicherungsarbeiten durchgeführt

werden, elektrische Beleuchtung montiert und eineSiebanlage unter Tage eingerichtet werden. Gesiebtwerden sollte alles Material aus noch erhaltenenSchichtkomplexen – eine systematische Entnahmevon Holzkohle und Artefakten (Keramik, Geräte)sowie Tierknochen war angestrebt. Im Jahr 2007schließlich konzentrierten sich die Arbeiten dannvorwiegend auf Grube 1/2, die sich schon 2005durch eine beträchtlichNorderweiterung als größteund sich am tiefsten erstreckende herausstellte.

Die Grube 1/1

Unter Grube 1/1 wird eine Abbautasche ganz imWesten des Streckenkreuzes verstanden. Diese wirddurch die moderne Strecke von unten geschnittenund lässt sich nur als ovaler, schräg geschnittenerHohlraum erkennen (Abb. 20; 21); wie auch derQuerschnitt verdeutlicht, wurde der antike Gru-benbau nicht weiter nach unten fortgesetzt – wederkonnte eine Fortsetzung des Erzganges beobachtetwerden, noch konnten entsprechende Beobachtun-gen in der Sohle der modernen Strecke Hinweisedazu erbringen.51 Man muss davon ausgehen, dass

Abb. 22. Sakdrisi, Kachagiani-Hügel, Explorationsbergbau, Horizont 1, Grube 1. Die drei Gruben, die durch den Ex-plorationsbergbau angeschnitten wurden (Foto DBM/RUB, Th. Stöllner).

51 Eine Sondage an der Sohle der modernen Streckebestätigte 2007 diese Einschätzung; es wurde unter Ab-bautasche 1/1 keine Hinweise auf einen prähistorischenGrubenbau gefunden.

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durch die Schießarbeit nur die Sohle der Abbau-tasche gestört wurde.

Der schachtförmige Grubenbau besteht in demvon uns befahrenen bzw. dokumentierten Bereichaus drei kleinen Abbaunischen: Zwei Sohlen sindnach Süden vorgetrieben, während eine Nische inRichtung N entlang der gangförmigen Vererzungangelegt wurde. Insgesamt kann der Erzgang andieser Stelle nicht mehr sehr ertragreich gewesensein, da die Vortriebe auf ein Minimum beschränktwurden.

Zum First hin ist der Grubenbau durch Abraumdomartig verschlossen und reicht nach bisherigemVermessungsstand von etwa 788 m (vermutete tiefsteSohlhöhe) bis auf eine Höhe von 798 m üN. N. Dieoffene Grubenbauhöhe erstreckt sich somit auf einerHöhe von über 10 m. Die Abbautasche dürfte nachderzeitigemVerständnis nicht mit denAbbautaschen1/2 und 1/3 verbunden sein, sondern direkt an denTag gehen. Bis an den Tag kann nach dieser Vermes-sung nochmit 4 m Versatz gerechnet werden.

Während der Grabung selbst war mit einigenSchwierigkeiten zu kämpfen: Zunächst musstenin den schachtartigen Zentralteil Fahrten und eineSeilförderung eingebracht werden, die es erlaubten,überhaupt an dieser Stelle zu graben. Vor allem aufder mittleren und der oberen Zwischensohle warenSedimentpakete erhalten geblieben, die Schicht-folgen von bergmännischem Abraum und damitstratifizierte Funde erwarten ließen (Profil A; Pro-

fil B). Entsprechend dieser Maßgabe wurden dieSchichtkomplexe abgegraben und dokumentiert.Doch blieben die Flächen sehr klein und liefertennur wenig stratifiziertes Scherben- und Schlägel-material. Bei den Schichten selbst handelte es sichwahrscheinlichweniger um in situ aufgelagerte Ab-raumschichten des Abbaues, sondern überwiegendum prähistorischen Abraum, der durch Nachfallvon Oben auf den nischenartigen Zwischensohlenliegen geblieben ist. Dies war 2007 sehr klar zu er-kennen, als die beiden oberen Nischen erneut vonNachfall gereinigt werden mussten.

Die Grube1/2 und die N-Erstreckung

Der Hauptabbau im Bereich von Grube 1 war sicher-lich die zwischen Abbautasche 1/1 und 1/3 liegendeGrube 1/2. Auch sie wurde von der nach Osten ab-knickenden Strecke zugleich aber vom nach N/NOfortgeführten Querschlag geschnitten (Abb. 20; 21).Heute ist noch der am S-Stoß sichtbare Bereich desGanges zu sehen, der dem Verlauf der Firste zufol-ge von Süden nach Norden her einfällt. Dieser Ab-baubereich war zunächst nur unten aufgeschlossenundwar in den oberen Bereichen durch eine Verzim-merung gesichert. ls diese entfernt war, konnte manschließlich den gesamten Bereich im Süden überbli-cken und erkennen, dass der oberste noch sichtbareTeil von groben Gesteinsgeröll verlegt war (Abb. 23).

Fundstelle Labornummer Konv. C14Alter (BP)

δ13C Kalibriertes Alter,Konfidenzintervall:1σ

Kalibriertes Alter,Konfidenzintervall2σ

Grube 1–3,23004Fd.Nr. 3335

ETH-33225 ± 4390 ± 60BP –24,2 3100BC (68.2%)2910BC

3330BC (15.6%)3210BC; 3190BC(2.7%) 3150BC;3130BC (77.0%)2890BC

Grube 1/2(Befund 22015)

Hd-24207 4380 ± 21 –24,4 cal BC 3018-2929 cal BC 3085-2917

Grube 1–1Fd.Nr. 3304,21009

ETH-33226 ± 4215 ± 60BP –29,9 2910BC (23.6%)2850BC; 2820BC(32.2%) 2740BC;2730BC (12.4%)2680BC

2920BC (95.4%)2610BC

Grube 1–222009,Fd.Nr. 3358, mitWaldkante

ETH-33223 ± 4205 ± 65BP –24,9 2900BC (20.0%)2830BC2820BC (48.2%)2670BC

2920BC (95.4%)2580BC

Grube 1–2,22016,Fd.Nr. 3398

ETH-33224 ± 44120 ± 65BP –32,5 2870BC (17.7%)2800BC; 2760BC(50.5%) 2580BC

2890BC (91.1%)2560BC; 2540BC(4.3%) 2490BC

Tab. 1. Sakdrisi. 14C-Datierungen aus den Grubenbauen, kalibriert mit INTCAL04 und CALIB5 (Reimer et al., Radio-carbon 46(3): 1029–1058, 2004).

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Goldbergbau in Südostgeorgien 27

Nach Norden waren ebenfalls Grubenbauteileerhalten, zunächst nur Teilen der Firste bzw. desöstlichen Stoßes erkennbar, durch die Sprengmittel-arbeit stehen gelassen worden waren. Erst nachdemgroße, im Streckenkreuz angehäufte Schuttmassenabgefahrenwaren, erkanntenwir, dass weitere Teileder Sohle erhalten geblieben waren, die einen Ver-lauf des Grubenbaues rekonstruierbar machen. Die-

sem Zweck diente auch eine Sondage, die zunächstnördlich der rezenten Schuttberge in der nördlichenFortsetzung des Querschlageswurde. Dabei zeigtesich in den obersten Schichten stark aufgelocker-tes Material, das wir schließlich, vor allem durchFunde von Zündkabeln und Sprengkapseln alstypischen Sprengversatz erkannten. Dieser war inden randlich stark gestörten prähistorischen Gang

Abb. 23. Sakdrisi, Kachagiani-Hügel, Explorationsbergbau, Horizont 1, Grube 1/2. Profile durch die Versatzverfüllungdes Grubenbaues (Vorlage: DBM, P. Thomas).

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eingefüllt. Die Schießarbeit hatte hier – vor allem inoberen Schichtpartien – zu einer Verunklärung derstratigraphischen Verhältnisse geführt. Erst in grö-ßerer Tiefe gelang es, eine deutliche prähistorischeBergfeste und – nachAusräumen des Sprengmittel-versatzes – sowohl den prähistorischen Hohlraumwie auch den originären Versatz aufzufinden.

2005 gelang es, einen etwa 12 m langen und bis7 m hohen Grubenraum zu dokumentieren. 2007wurde der Grabungsbereich nochmals nach Nor-den um mindestens 4 m erweitert; ein Ende desGrubenbaues wurde nicht gefunden, stattdessenein nach Norden ziehender Abbau, der im Zugeder nächstjährigen Grabungen untersucht werdensoll. Deutlich ist zu erkennen, das der Erzgang vonSüden her kommend abgebaut wurde: Die Firsten,wie auch die Sohlen lassen deutlichmehrere Absät-ze erkennen; am Grubenbauende, etwa bei Laufme-ter 9 bis 12 biegt der Hohlraum nach einemmehrereMeter langen Sohlabsatz stärker wieder in die Tiefeund folgt dem Gang nun wiederum nach Süden.Durch die Befunde des Jahres 2007 ist klar, dass derAbbau sowohl nach Norden wie auch nach Südender Vererzung folgend geweitet wurde.

Ausgrabungsarbeiten wurden 2005 vor allem imsüdlichenGangteil vorgenommen, in jenemBereich,wo schon 2004 ein Profil geputzt worden war. 2007wurde eine Ausgrabung in der N-Erstreckung, wieerwähnt nach Norden bzw. in die Teufe im Zent-ralbereich begonnen.

Interessant waren hier vor allem die sehr diffe-renzierten Abraumschichten; neben lockeren Ge-röllschichten gab es mittelgrobe Versatzschichtenmit Holzkohlenanreicherungen, indirekt ein wich-tiger Hinweis auf den Einsatz von Leuchtmittelnund den Einsatz der Feuersetztechnik (Abb. 23). Inmanchen groben Geröllschichten ließen sich Feu-erungsspuren an den Geröllen beobachten, waseinen indirekten Hinweis auf das Feuersetzen gab.Wahrscheinlich sind gerade solche Schichten mitdem Feuersetzvortrieb zu verbinden. Manche kön-nen durch die starke Anreicherung von tatsächlichals Laufschichten (22013, 22014 bzw. die Oberflächevon 22015a) angesprochen werden. Auffällig warenschließlich Schichten mit ockerfarbenem Gesteins-grus (z. B. 22010; 24008b, 24015, 24017), die zunächstin Verdacht standen, mit der Aufbereitung desgoldführenden Quarzganges zusammenzuhängen.Ob es tatsächlich wieder in die Grube verbrachteAufbereitungsreste sind, bleibt aber zunächst nochungewiss. Erste Untersuchungen des Goldgehalteserbrachten sehr unterschiedliche Anreicherungen.Eine größere Menge systematisch getesteter Schich-ten ist nötig, um letztlich zu einer taphonomischenBeurteilung zu gelangen. Handelt es sich um (wie-der eingefülltes?) Material der Aufbereitung oderum ausgelesenes Haufwerk des Vortriebes? Fund-material jedenfalls ließ sich vor allem aus demmitt-

leren Grubenteil in einiger Anzahl bergen (Abb. 24).Neben Rillenschlägeln und Keramik ist vor allemein Knochenmeißel (Abb. 24,3369) erwähnenswert,der aus einer Rinderphalanx gefertigt worden istund typische Abnutzungsspuren aufwies.

Die Grube 1/3

Ganz im Westen des Grubenbereiches lag schließ-lich Grube 1/3 (Abb. 20; 21). Auch sie war von einermodernen Strecke geschnitten, nun der nach Ostenabgehender Verbindungsstrecke. Dabei hat manoffensichtlich das nördliche Ende einer von Südenherangeführten Abbautasche geschnitten. Der überder modernen Strecke bloßgelegte Teil der Firstesowie der nach Süden offene Abbaubereich wurdewie bei Abbautasche 1/2 wieder verzimmert vor-gefunden: Nach dem Rauben (Entfernen) der mo-dernen Verzimmerung war die Abbaunische überknapp 6 m Länge zugänglich; südlich der Streckewaren auf ungefähr 2 m Länge noch Schichtkom-plex zu ergraben und durchzusieben.

Der im Zuge der Untersuchungen 2005 geöffneteGrubenteil selbst ließ Beobachtungen zur Strecken-führung zu, den denen aus den beiden anderenAbbauen glichen: Wiederum wurde der Abbau anSohlen und Firsten stufenfömig nach unten geführt;allerdings zeigte die massiveAuflagerung von berg-männischem Abraum, dass wohl zunächst söhliggearbeitet wurde, ehe im Firstenbau nachgeweitetwurde. Besonders interessant war auch die Tatsa-che, dass im Norden der modernen Strecke tatsäch-lich auch ein Abbauende aufgeschlossen wurde.Das Abbauende (die sog. Ortsbrust) selbst war imoberen Bereich noch auf einer Höhe von 1,6 m er-halten und wies deutliche Rundungen auf, die nurauf Feuersetzen mit anschließender Schlägelarbeitzurückgeführt werden können. Darunter schloss einnoch unverritzter Erzgang an, der auf einer Breitevon 10 bis 20 cm offenbar nicht mehr abbauwürdigwar. Eine Verprobung erbrachte aber immerhin hö-here Goldgehalte und vermittelt eine Vorstellungüber die einst gewonnenen Goldmengen.

Auf der noch etwa 2 m langen Teilsohle war eineVielzahl unterschiedlicher Schichten aufgelagert;durch die steile, nach N abschüssige Böschungließen sich aber nicht alle Schichtbefunde auf dergesamten Länge nachweisen. Etwa acht Schichtenkonnten in der Fläche differenziert und gegrabenwerden, während auf dem gegen S angelegten Pro-fil bis zu 12 Schichten erkennbar waren. Auffälligwar die große Zahl eingelagerter Steinhämmerund Bergbaugezähe; herausragend eine Art Kno-chenspatel, der vielleicht als eine Art „Kratze“ ge-nutzt wurde (Abb. 24,3132); zumindest deuten diesdie Abnützungsspuren an. Interessant auch derBefund, dass über dem untersten Stück einer Teil-

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Abb. 24. Sakdrisi, Kachagiani-Hügel, Explorationsbergbau, Horizont 1, Grube 1/1–3. Funde aus den Versatzschichten(Vorlage: DBM, Th. Rabsilber).

sohle ein Werkzeugensemble aus einem großen,besonders schön geformten Steinhammer sowiezwei weiteren kleineren Hämmern in einer kleineAbbaukule zum Vorschein kam: Die Geräte wirk-ten wie absichtlich an dieser Stelle „deponiert“. Einähnliches Depot wurde 2007 in einer Abbaunischevon Grube 2 aufgefunden (s. u.).

Grube 1/2 und Grube 1/3 könnten im oberen Be-reich tatsächlich zu einer einzigen Gangspalte gehö-ren – dies lässt sich mindestens aufgrund des Ver-laufes von Firsten und Stößen in diesen Bereichenvermuten. Doch müsste hierzu weiter gegrabenwerden, was aber nur von oben gefahrlos möglichsein wird.

Grube 2

Neben dem Bereich von Grube 1 ist auf der obe-ren, modernen Sohle im zweiten N-Querschlageine weitere prähistorisch ausgeräumte Gangspaltenachgewiesen. Mudschiri (1987) hat nur die aus-

geräumte Gangspalte sehen können, die sich nachVermessungsarbeiten bis etwa 10 m noch einseh-bar erstreckt.52 2007 konnte geräumt und folgendein Teilbereich des ebenfalls N–S orientierten Ab-baues freigelegt werden (Abb. 25). Doch anders alsderAbbau von Grube 1 wurde Grube 2 von Nordenaufgeschlossen und nach Süden vorgetrieben. DerAbbau lässt sich wahrscheinlich mit dem Gruben-bereich B1–2 über Tage, genauer wahrscheinlichmit dem Gang B2 verbinden. Heute ist dieses Arealnur von unter Tage aus zugänglich. Der Gang selbstist im oberen Bereich mit grobem, blockigem Ge-röll verlegt. In den tieferen Areal musste zunächstSprengabraum abgefördert werden bevor die Fort-setzung der Gangspalte nach unten hin freigelegtwerden konnte; dabei zeigte sich hauptsächlich eineFüllung aus grobem Haufwerk aus verbranntenSteinen und geschlägeltem, kleinstückigem Mate-rial. Die große Anzahl an Schlägelbruch und frag-

52 Мyдшиpи 1987.

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mentierten Schlägeln lässt vermuten, dass es sichumMaterial des Feuersetzprozesses und des erstenHereingewinnens des gelockerten Gesteins handelt.Nach Süden konnte die Sohle bzw. das Abbauen-de nicht erreicht werden: Dort zeigte sich die Sohleund die Verfüllung deutlich nach Süden abfallend.Die in den oberen Gangpartien sichtbare südlicheOrtsbrust biegt ebenfalls nach Süden um und führtnach dem modern geöffneten Bereich wieder in ei-nen südlichen Bereich. Nach Norden wurde eineleicht ansteigende Abbaunische freigelegt, die ander Sohle mit kleinstückigemMaterial versetzt war.In diesem Material fand sich ein Depot aus vierKerbschlägeln (Abb. 26). Drei von diesen waren auf-fällig groß, schwer und ausgesprochen individuellund formschön. Die Schlägel scheinen nicht benutztworden zu sein; nur geringste Abbauspuren sindüberhaupt zu bemerken.

Wenn wir nach den Ursachen des Depots fragen,wäre zunächst eine profane Deutung zu erwägen,etwa in dem Sinn, dass sich an dieser Stelle ein De-pot für unbenutzte Geräte befand, die später einfachliegen gelassenwurden. Doch ihre Lagemacht deut-

lich, dass sie zumindest ungeschäftet dort abgelegtwurden. Auch ihre auffällige Form lässt vermuten,dass es nicht üblicherweise genutzte Geräte sind. ImVereinmitdemSchlägeldepot inGrube1/3,das eben-falls an einer besonderen Stelle, der vielleicht tiefs-ten Stelle des Abbaues, niedergelegt wurde, könnteauch ein ritueller Hintergrund vorliegen. Auch dasDepot in Grube 2 wurde in einer Nische, das heißteinem Vortriebsende niedergelegt. Eine detaillierte-re Deutung entzieht sich einstweilen noch, bleibendoch weitere, ähnliche Befunde abzuwarten, ehevon regelhaftem Bergbaukult gesprochen werdenkann, wie wir ihn von anderen Stellen kennen.53

Der untere Horizont

Malxas Nazlišvili und Tariel Qvelašvili zufolge warvon den Bergleuten seinerzeit ein „alter Mann“

Abb. 25. Sakdrisi, Kachagiani-Hügel, Explorationsberg-bau, Horizont 1, Grube 2. Blick in den Abbauraum (Vor-

lage: DBM/RUB, Th. Stöllner).

Abb. 26. Sakdrisi, Kachagiani-Hügel, Explorationsberg-bau, Horizont 1, Grube 2. Steinschlägeldepot in einer

Vortriebsnische (Foto: DBM/RUB, Th. Stöllner).

53 Die besten Befunde für prähistorische Epochenliegen hierfür immer noch aus Rudna Glava vor: Jova-nović 1976; Jovanović 1982. – In Aibunar lassen Depo-nierungen, vor allem aber Bestattungen zumindest aufeine rituelle Nachnutzung schließen: Chernykh 1978,203–217; Černych 1982, 5–15.

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auch auf der unteren Sohle des Bergbaues entdecktworden. Dies war insofern von größter Bedeutung,weil damit ein Grubentiefstes noch um einige Me-ter tiefer als bisher nachgewiesen erwartet werdenkonnte. Bis dato lagen die am tiefsten nachgewiese-nen Aufschlüsse seiger in Abbau1/2 bei 22 bis 24 munter Oberfläche. Der untere Horizont liegt mit28 m Höhenunterschied daher nochmals entschei-dend tiefer.

Daher wurden mehrere Befahrungen in denunteren Horizont vorgenommen, dessen Stand-festigkeit durch die chemische Verwitterung derRyolithe (Argillitisierung) wesentlich schlechter alsauf der oberen Sohle ist. Mehrere Verbrüche muss-ten bewältigt werden. Den Aufschluss selbst fan-den wir erst nach mehreren Versuchen im dritten,nach WNW gerichteten Seitenquerschlag und dortam oberen Ende eines Schrägaufbruches ziemlichgenau unter Abbaubereich 1/2 der oberen Sohle.Sichtbar war allerdings nur der Erzgang selbst, denman offensichtlich auch durch den Schrägschachtaufzuschließen gedachte. Deutliche Spuren einesAbbaues ließen sich in der offenen Kluft nicht fest-stellen. Doch ist es sehr wahrscheinlich, dass dieserGang mit jenem von Abbau 1/2 zusammenhängt.Ob bloß Erzklüfte vorliegen, denen der Abbau wei-ter oben folgte, oder tatsächlich das untere Endedes Abbaus erreicht wurde, kann nur durch weite-res Räumen des Abbaues von der oberen Sohle ausgeklärt werden. Nach ersten Höhenberechnungenist aber jedenfalls deutlich, dass beide Aufschlüssenur in geringer Höhendifferenz zu einander liegen.Somit kann könnte dieser Erzgang tatsächlich derunterste Ausläufer dieser Grube sein.

Einige Bemerkungen zur Abbautechnik

Vor allem die Grabungen unter Tage erbrachtendeutliche Hinweise auf die eingesetzte Abbautech-nik. Die ausgesprochen zahlreich überliefertenSteinhämmer, sowohl unter wie auch über Tage,verdeutlichen allgemein, dass es sich um einenausgesprochenen Hartgestein-Bergbau handelt,bei dem viele Geräte zu Bruch gingen (Abb. 16).Ein an schwierige Verhältnisse angepasstes Arbei-ten wird darüber hinaus durch ein relativ varian-tenreiches Schlägelspektrum bestätigt, das nebenquer bzw. hochkant geschäfteten, flachen Hämmern(Typ 1a/b), walzenförmigen (Typ 2a/b) und schwe-ren Hämmern (Typ 3a/b) auch flache, hackenförmi-ge Schlägel aufweist (Typ 4a/b). Letztere Gezähewarenwahrscheinlich ebenfalls hochkant geschäftetund ließen sich hervorragend auch noch bei relativbeengten Arbeitsverhältnissen in schmalen Gang-spalten einsetzen. Relativ häufig sind auch pickför-migeArbeitsenden, die in der Regel in Kombinationmit walzenförmigen Hämmern auftreten.

Der Einsatz dieser Geräte ist vergleichsweisedeutlich an verschiedenen Stößen unter Tage zu er-kennen. Muschelig, fein gepickte Wände lassen ge-nau auf diese Steinhammerarbeit schließen (Abb. 27).Ebenso sind längere, gepickte Schrame zu finden,die nun genau solche Spuren bezeugen, wie man sievon den hochkant geschäfteten, hackenartigen Stein-hämmern bzw. jenenmit pickförmigemArbeitsendeerwarten würde.

Ist damit auch die zermalmende Gewinnung undeine keilhauenartige Pick-Arbeit innerhalb der Gän-ge nachgewiesen, so bleibt die Anwendung vonFeuersetzen noch zu diskutieren. Manche der unterTage freigelegten Stöße und Bergfesten lassen deut-lich gerundete Oberflächen erkennen, wie man siebei Feuersetzen erwartenwürde (Abb. 27). Doch sindsolche Bereiche nicht allzu zahlreich und es könn-te sein, dass Feuersetzen in den ohnehin schmalenGängen keine allzu dominante Rolle gespielt hat.Dafür könnte auch der auffällig hohe Verschleißder Steingeräte sprechen. Additional zur Hammer-/

Abb. 27. Sakdrisi, Kachagiani-Hügel, Explorationsberg-bau, Horizont 1, Grube 1/2. N-Erweiterung, Feuersetz-nische mit muschelig gepicktem Stoß (Foto: DBM/RUB,

Th. Stöllner).

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Schlägelarbeit und der Anwendung des Feuerset-zens kam noch die Verwendung von Geweihkeilen.Wie sie allerdings konkret im Gestein eingesetztwaren bzw. welche Bedeutung diese als Geräte ins-gesamt hatten, lässt sich einstweilen nicht sagen. Siesind insgesamt vergleichsweise selten aufgefundenworden.

Schließlich muss noch auf die Aufbereitung derErze eingegangen werden. In der Grube ist an dafürgeeigneten Stellen sicher schon eine Grobscheidungerfolgt. Einzelne große Pochplatten mögen dafürsprechen, dazu kommen vereinzelte Ambosssteine.Ein deutlicher Hinweis darauf ist auch eine schalen-artige Vertiefung in einem Felsabsatz im nordöst-lichen Stoß von Grube 1/2 (= Grube A7) etwa 5 munter Tage. Dort ist sicher auch Erz von taubemGangmaterial geschieden worden. Doch erst überTage dürfte ein feinerer Scheideprozess stattgefun-den haben; dafür sprechen einerseits die zahlrei-chen Ambosssteine, die vor allem im Nahbereichdes Vorplatzes von Pinge/Halde Nr. A gefundenwurden. Andererseits belegen auch die Aufberei-tungsnäpfchen, die randlich der Gruben entdecktwurden, intensive Aufbereitungstätigkeiten an denGrubenrändern (Abb. 15). Rechnen wir Erosionsvor-gänge mit ein, dann ist mit wesentlich mehr Nach-weisen zu rechnen, bzw. es ist anzunehmen, dassein Teil der Aufbereitungsgeräte sekundär in dieoberen Verfüllschichten der Gruben gelangt sind.Dies ist bei Pinge A tatsächlich der Fall.

Auffällig ist bisher das nur sehr selteneAuftretenvon Klopfsteinen, die ja ursächlich mit den Schei-dearbeiten zusammen hängen. Ob diese als persön-liche Gerätschaften wieder mitgenommen wurden,bleibt aber offen. Die mahlende Endaufbereitungwurde sicher nicht in großem Umfang in Sakdrissiselbst vorgenommen. Nur wenige, handtellergroßeReibsteine und keine Unterlegsteine wurden hierbisher gefunden. Die Mahl- und Aufbereitungsstei-ne in der Siedlung von Baliči-Żeżvebi sprechen indieser Hinsicht eine deutliche Sprache (s. o.). Wodie Endaufbereitung, d. h. das Goldwaschen selbststattgefunden hat, ist unsicher. Der Flachwasser-bereich der Mašavera zwischen der Siedlung vonBaliči-Żeżvebi und Sakdrisi, wäre hierfür ein viel-versprechender Kandidat.

Datierung

Nach der ersten zwischen 2004 und 2005 vorge-nommenen 14C-Datierung war ein erster Hinweisauf eine Datierung gewonnen worden. Ein Ansatzin eine entwickelte Phase der Kura-Araxes-Kulturwurde zudem durch die schon während der erstenbeiden Kampagnen gefundene Keramik gestützt.Dennoch war durchaus zu vermuten, dass damitnicht die gesamte zeitliche Spanne der bergbauli-

chen Nutzung der Lagerstätte von Sakdrisi erfasstsein würde. So wurden 2006 weitere 14C-Datierun-gen in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse zusätzli-cher vier Datierungen bestätigen den Ansatz einerDatierung zwischen dem Ende des 4. Jts. und derersten Hälfte des 3. Jts. v. Chr. Betrachten wir dieKalibrationsbereiche näher, so lassen sich gewisseUnterschiede erkennen, die für eine zeitliche Spanneinnerhalb der Betriebszeit sprechen (Tab. 1; Abb. 3).Da die Daten bisher nur aus geschlossenen Schich-ten von unter Tage genommen werden, sind ande-re zeitliche Verhältnisse in anderen Bereichen derGrube nicht auszuschließen. So liegt vor allem ausder Einfüllung in Pinge A (Haldenmaterial) Kera-mikmaterial vor, das in jüngere zeitliche Kontextegehört.54 Wie erwähnt ist das Wiedereinfließen derHaldewahrscheinlich als längerer Prozess aufzufas-sen und darum sollte die dort gefundene Keramiknur eingeschränkt für die Datierung des Bergbauesherangezogen werden. Es bleibt festzuhalten, dassbisher alle gut stratifizierten Schichten nur Keramikder Kura-Araxes-Kultur geliefert haben.

Gold in den frühbronzezeitlichen KulturenSüdgeorgiens

Eines der bis jetzt noch ungelösten Probleme ist, wodas in Sakdrisi gewonnene Gold geblieben ist. Dazuist vorausschickend zu bemerken, dass wir zwarvon einer erheblichen Gesamtausbeute ausgehendürfen. Doch ist auchmit erheblichen quellenkund-lichen und rituell bedingten Überlieferungslückenzu rechnen, so dass eine geochemische Identifika-tion des Goldes aus Sakdrisi nicht einfach sein dürf-te, vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass diefrühen und entwickelten Phasen der Kura-Araxes-Kultur kaum Goldgegenstände erbracht haben:Eine Ausnahme bildet, wie allgemein bekannt, dasKönigsgrab vomArslantepe,55das zeitgleich zu Sak-drisi enge Beziehungen zu den kaukasischen Kultu-ren aufweist. Dennoch wird mit einer Probenserievon Goldobjekten aus der frühen Kurganstufe vonBedeni-Martqopi (Paravani, Irgančai, Sačxere) so-wie aus Kurganen der Trialetistufe bzw. der erstenHälfte des 2. Jts. v. Chr. (Irgančai, Tabacquri, Mra-valcqali, Trialeti, Beštašeni) versucht werden, derFrage der Verwendung südostgeorgischen Goldesnäher zu kommen. Erste Ergebnisse liegen bereitsvor, sind aber noch nicht endgültig zu bewerten.56

54 Neben jüngerer bronzezeitlicher Keramik ist auchScherbenmaterial aus dem Mittelalter zu nennen: Einegenaue Durcharbeitung steht aber noch aus.

55 Frangipane 2004; Frangipane et al. 2002.56 Siehe Beitrag A. Hauptmann u. a. in diesem Band.

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Ausblick

Die Untersuchungen der Jahre 2004, 2005 und 2007haben eines der ältesten Goldbergwerke Eurasiensumfassend dokumentieren können. Weitere Belegefür eine Datierung in das frühe 3. Jt. v. Chr. wurdenebenso erbracht, wie der Nachweis eines ausgespro-chenen Tiefbergbaues in entwickelt prähistorischerAbbautechnik. Sakdrisi weist als Grubenbetrieb alleKomponenten auf, die es mit ähnlichen Bergwerkendes 4. bis 2. Jts. v. Chr. in Vorderasien, Europa undZentralasien verbinden.Überraschendwar vor allemdas hohe Alter der prähistorischen Gewinnungsar-beiten: Funde von charakteristischer Kura-Araxes-Keramik sowie 14C-Daten bestätigten eine Datierungin das frühe 3. Jt. v. Chr. Damit ist Sakdrisi eines derältesten Goldbergwerke überhaupt; es ist der bisherälteste Befund, bei der die bergmännische Gewin-nung des Prestigemetalls Gold en detail studiert wer-den kann. Der Befund scheint damit noch einmal fastein halbes Jahrtausend älter als die bisher ältestensicheren Belege von Goldbergbau aus der OstwüsteÄgyptens.57 War man bisher vor allem von Wasch-goldgewinnung für die frühen Perioden der Kupfer-und Bronzezeit ausgegangen, so deutet sich damitschon um 3000 v. Chr. ein Umschwung auf kapazi-tätsorientierte Gewinnungsstrukturen für Gold an.

Der hohe frühbronzezeitliche Fundanfall hat sichauch bei den systematischen Grabungen im Jahr2005 und 2007 bestätigt. Zwar deuten sich einzel-ne Nachnutzungsphasen in jüngeren Perioden vorallem über Tage an, doch ist der Befund in weitenTeilen sicher frühbronzezeitlich – allein dies ist au-ßergewöhnlich. Die zahlreiche Keramik zeigte schon2005 an, dass wir mit gleichzeitigen Siedlungsstel-len schon in nächster Umgebung zu rechnen haben.Diese wurden 2007 in Baliči-Żeżvebi gefunden. DasSiedlungsareal ist mit 60 ha außergewöhnlich großund lässt eine bedeutende Ansiedlung vermuten.Verbindungen zu den Siedlungen ergeben sich alleinaus den bisher beobachteten Schritten zur Goldauf-bereitung im Umfeld der Gruben; soweit bis jetzt er-kennbarwurde unter Tage eineGrobscheidung, überTage eine mechanische Feinscheidung mithilfe vontypischen Scheidplatten (mit Schälchenvertiefungen)vorgenommen. Weitere Verarbeitungsschritte, wiedas Feinmahlen des Gold führenden Quarzsandesund das Auswaschen des Goldes sind aber vermut-lich in der Siedlung bzw. nahe fließender Gewässervorgenommen worden. Die Siedlung von Baliči-Żeżvebi hätte damit eine bedeutende Rolle inner-halb des gesamten Produktionsprozesses gespielt,umso mehr wenn wir bedenken, dass der Bergbauvon Sakdrisi vielleicht nur eine Stelle von mehrerenbronzezeitlichen Gewinnungsstellen gewesen ist.Die Goldvererzung von Sakdrisi liegt inmitten einesReviers, in dem weit über 100 „alte“ Bergbauspurenbekannt wurden. Es ist also zu fragen, ob wir es bei

dem verkehrsgünstig gelegenen Bergwerk mit einerzentralen Gewinnungsstelle der Frühbronzezeit zutun haben oder nur mit einer von vielen. Das schonnach drei Kampagnen außergewöhnlich vielfältigemontan- und wirtschaftsarchäologische Bild lässtbereits heute ein für das weite Umfeld der Kura-Ara-xes-Kultur bedeutendes Montanrevier erkennen.

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57 Die bergbauliche Nutzung der Goldlagerstätten inden vier ägyptischen Goldgebieten ist vor allem ab derzweiten Hälfte des 3. Jts. v. Chr. wahrscheinlich, für das2. Jt. v. Chr. über epigraphische Zeugnisse in den Gold-revieren gesichert. Dagegen beruhen die Datierungender frühen Zeit bisher nur auf der Klassifikation vonWerkzeugfunden ohne geeignete montanarchäologischeGrabungsforschung; sie sind darum bestenfalls Annä-herungen und keinesfalls gesicherter Bestand des Wis-sens: die von D. und R. Klemm gegebenen zeitlichenAnsätze für eine Datierung der Technokomplexe (etwaüber Reibplatten und Steinschlägel in verschiedene Be-triebsperioden) bleibt zunächst intuitiv und für die phara-onische Zeit diskutabel: Klemm / Klemm 1994; 1996/1997).

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Thomas StöllnerForschungsstelle für Archäologie

und MaterialwissenschaftenAbt. Montanarchäologie

Deutsches Bergbau-MuseumHernerstr. 4544787 Bochum

[email protected]

Andreas HauptmannForschungsstelle für Archäologie und Materialwissen-

schaftenAbt. Archäometallurgie

Deutsches Bergbau-MuseumHernerstr. 4544787 Bochum

[email protected]

Irine Ġambašiże„Otar-Lordkipanidze“-Institut für

Archäologische ForschungenGeorgisches Nationalmuseum

Uznadze-Str. 14380008 Tbilisi

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Zusammenfassung

Die Forschungen zur frühen Metallerzgewinnunghaben in Georgien eine lange Tradition und reichenmit ersten Untersuchungen schon in das frühe20. Jh. zurück. Auf dieser Basis wird nun seit 2004im mittleren Masthawera-Tal in Oberkartli gearbei-tet. Ausgangspunkt ist das Bergwerk von Sakdrissi,das sich nahe des Ortes Kazreti befindet. Durchältere Untersuchungen (1. Mudschiri) konnte einzunächst mittelalterlich eingeschätztes Eisenberg-werk als vermutlich prähistorisches Goldbergwerkeingestuft werden. Diese Datierung konnte imZuge der ersten Sondierungen 2004 und 2005 voll-auf bestätigt werden; in einer Abbautasche unterTage gelang die Bergung stratifizierter Holzkohlen,die in den Zeitrum um 3000 v. Chr. datiert wurde.Es ist damit sensationell früh. Weitere Daten undauch Keramikfunde sichern diese Datierung in dieZeit der KuraAraxes-Kultur.lm Zuge der 2005 be-gonnenen, großflächigen Arbeiten wurden Teiledes Bergwerkes ober und unter Tage ausgegraben.Mit einer Tiefenerstreckung von ca. 27m zählt esnicht nur zu den ältesten, sondern auch zu denaufwändigsten und am tiefsten vorgetriebenenBergwerken seiner Zeit. Es lässt die Verwendungvon Gold in den frühen Grabschätzen der Mitte des4. Jt. bis zum 3. Jt. v. Chr. in neuem Licht erschei-nen. Goldfunde und Kura-Aräxes-Funde aus dem.Fürstenqrab“ vom Arslantepe in der Osttürkei mö-gen hier ein Beispiel für die kulturelle Interaktionim Zuge des frühen Goldhandels sein.

Резюме

Исследования по ранней добыче металлическойруды имеют в Грузию давнюю традицию и былиначаты уже в начале 20-го столетия.

Они послужили основой для проводимых с2004 годаработ в среднем течении реки Машаве-ра в Квемо Картли.Исходным пунктом являетсяшахта Сакдриси,у села Казрети.Ранними иссле-дованиями (Т. Муджири) здесь были выявленысредневековый железный рудник, а также, веро-ятно, доисторическая золотая шахта. В ходе пер-вых археологических разведочных работ в 2004–2005 гг. в подземномкармане выработки удалосьзафиксировать стратифицированные слои, со-держащие древесные угли датируемые около3000 г.до н. э.Полученные в результате раскопокданные, а также обнаруженная керамика позво-ляют отнести эту выработку ко времени куро-аракской культуры.

В 2005 году были начаты широкомаштабныеархеологические расскопки как на поверхности,так и под землей. Найденная подземная выра-ботка протяженностью около 27 метров являет-

Page 36: Goldbergbau in Südostgeorgien Neue Forschungen zum ......Inanišvili, Dipl.-Geol. David Melašvili, Malxas Nacv-lišvili, Šota Oniani sowie Prof. Dr. Michael Čoxoneliże (alle Angestellte

36 Thomas Stöllner et al.

ся не только наиболее древней, но и самой глу-бокой для данного времени. Это обстоятельствопозволяет по новому оценить применение золо-та в ранних могилах середины 3–4 тыс. до н.э. Зо-лотые находки из княжеской могилы в Арслан-

тепе, в Восточной Турции, а также находки изпамятников куро-аракской культуры могут бытьсвидетельствами культурной интеграции в ходеранней торговли золотом.


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