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Geo Pfad - Baden · (aus Erdneuzeit: Quartär) Chrüzliberg: Die Unterlage des Chrüzlibergs wird...

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Geo Pfad
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Page 1: Geo Pfad - Baden · (aus Erdneuzeit: Quartär) Chrüzliberg: Die Unterlage des Chrüzlibergs wird von weichen Sandstein- und Mergelschichten gebildet, die zur Unteren Süsswassermolasse

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Die Umgebung von Baden ist erdgeschichtlich ausserordentlichinteressant. Wenn wir auf’s Schloss Stein aufsteigen, befindenwir uns gesteinsmässig im Jura. Bis vor rund 150 MillionenJahren war unsere Landschaft vom Jurameer bedeckt. Fossilien,beispielsweise in den „Badener Schichten", geben uns Auskünfteüber die Tierwelt zu jener Zeit. Die Felsen auf Schloss Stein setzen sich östlich der Limmat inder Lägern fort – der Berggrat bildet den letzten und östlichstenAusläufer des Faltenjuras. Die Auffaltung dieses Gebirgesbegann durch Schub von Süden vor etwa 9 Millionen Jahren, inunserer Gegend betrug der Zusammenschub etwa 1,5 km. Wenn nord- und südwärts über den Juraausläufer hinausblickendann bilden weiche Hügel die Hauptelemente der Landschaft.Gesteinsmässig handelt es sich um Sandstein und Mergel, umMolasse: Wir befinden uns im Mittelland ! Baden befindet sich demnach an der Nahtstelle zwischenFaltenjura und Mittelland. Die Limmat hat sich während der Eiszeiten durch die Lägerndurchgearbeitet und Baden zu einer Klus verholfen, mit demEngnis Lägernkopf-Altstadt am Kluseingang und dem EngnisMartinsberg-Geissberg am Klusausgang. Dem Umstand, dass die Limmat im Innern der Klus die wasser-führenden Schichten angeschnitten hat, verdanken wir die heis-sen Quellen. Das Bahnhofareal, das Industriequartier und ein Grossteil derStadt liegen auf einer Schotterterrasse, die auf die Eiszeitenzurückgeht. Die Gletschervorstösse haben im Verlaufe der letz-ten zwei Millionen Jahre unsere Täler eingetieft und mitSchottern und Moränen aufgefüllt. Die älteren Ablagerungenbezeichnet man als Deckenschotter (zum Beispiel beim Tüfels-Chäller), die jüngsten als Niederterrassenschotter (Terrasse vonBaden). Mit diesem kleinen geologischen Stadtführer und vor allem mitden Orientierungstafeln am Chrüzliberg, am Hundsbuck, aufSchloss Stein, auf dem Martinsbergkänzeli, am Lägernkopf, inder unteren Altstadt und im Bäderquartier wollen wir auf einpaar erdgeschichtlich interessante Punkte hinweisen. Der/die an der Geschichte unserer Landschaft Interessierte sollerleben, dass unsere Landschaft vielgestaltig ist und dass es inBaden Felspartien gibt, die einerseits rund 230 Mio Jahre zu-rückreichen und anderseits nur ein paar Tausend Jahre alt sind.

Geopfad-Standort der Tafeln 04

Halb Jura – halb Mittelland! 06

Lägernkopf 08

Felsaufschluss aus der unteren 10Süsswassermolasse am Chrüzliberg

Teufelskeller 12

Auf Fossilienjagd 14

Ein See vor den Toren Badens? 16

Weit gereist! Ein Fremder in Baden 18

Heisses Wasser aus der Tiefe 20

Schotterfluren und Erosionsterrassen 22

Das Gerippe einer Falte 24

Geologische Karte - Stratigraphische Tabelle 26

EinleitungGeologischerStadtführer

Inhaltsverzeichnis

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Geopfad-Standort der Tafeln 9

10

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5

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3

8

2

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Halb Jura – halb Mittelland! 1Lägernkopf 2Felsaufschluss aus der unteren 3Süsswassermolasse am ChrüzlibergTeufelskeller 4Auf Fossilienjagd 5Ein See vor den Toren Badens? 6Weit gereist! Ein Fremder in Baden 7Heisses Wasser aus der Tiefe 8Schotterfluren und Erosionsterrassen 9Das Gerippe einer Falte 10

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Halb Jurahalb Mittelland!

4

3

2

1

1. Chrüzliberg:Molasse mit Sandsteinen und Mergel (aus Erdneuzeit: Tertiär)

2. Kluseingang:Lägernkopf, vorwiegend Kalke (aus Erdmittelalter: Jura)

3. Fortsetzung des Faltenzugs der Lägern (Malmkalke, Jura)

4. Schotterterrasse:Niederterrassenschotter (aus Erdneuzeit: Quartär)

Chrüzliberg:Die Unterlage des Chrüzlibergs wird von weichen Sandstein- undMergelschichten gebildet, die zur Unteren Süsswassermolassegehören. Im Gegensatz zur Lägern (Faltenjura) zählt man diesesLandschaftselement zum Mittelland. Im Gebiet des Tüfels-Chällerssind die Molassegesteine von eiszeitlichen Ablagerungen(Deckenschotter und Moränenmaterial) überdeckt.

Kluseingang:Die Lägern stellen den östlichsten Ausläufer des Faltenjuras dar.Die Kalkfelsen des Lägernkopfes und die in gleichem Masseschräggestellten Juragesteine bei der Ruine Stein gehören zumKluseingang. Die harten Gesteine bilden gegen die Limmat zuVorsprünge und engen das Tal ein. Die Lägernfalte setzt sichwestlich der Limmat im Schlossberg und Hundsbuck fort. Nachdem Engnis beim Landvogteischloss weitet sich die Klus.Martinsberg und Geissberg bilden am Ausgang der Klus einzweites Engnis.

Schotterterrasse:Die obere Altstadt, das Gewerbe- und Industriequartier und derBahnhof Baden liegen auf einer Schotterterrasse(Niederterrassenschotter).Im Zusammenhang mit den Vereisungen wurden die vor demGletscher liegenden Gebiete in den Talsohlen von Schotternüberflutet. Sie erreichen unter Baden eine Mächtigkeit von biszu 60 Metern.

R.M.

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Lägernkopf

Die Entstehung unserer Landschaft erstreckt sich über sehrlange Zeiträume:

Die Gesteine am Lägernkopf sind rund 150 Mio Jahre alt.Sie bestehen aus Ablagerungen, die sich zur Jurazeit in einemflachen Meer bildeten.

Die Schrägstellung der Schichten begann vor maximal 9 MioJahren. Die Auffaltung des Juragebirges, und damit auch dieSchrägstellung der Schichten, geschah im späten Tertiär, in derZeit zwischen 9 Mio und 4 Mio Jahren. Auf leicht verformbarenGesteinen im Untergrund (Salz, Anhydrit) wurde das gesamtedarüberliegende Gesteinspaket durch den Schub der Alpen nachNordwesten geschoben, verfaltet und überschoben.

Erst vor ein paar 100’000 Jahren durchdrang die Limmat dasEngnisses. Im Wechselspiel von Gletschervorstössen (Kaltzeiten) undGletscherrückgängen (Warmzeiten) gelang es der Ur-Limmat,die Lägernauffaltung zu durchdringen. Der Abfluss durch dieKlus erfolgte ursprünglich durch eine enge Schlucht.

Die endgültige Form bekam der Lägernkopf bei einemFelssturz vor etwas mehr als 100 Jahren.Der Lägernkopf diente früher als Steinbruch. Durch übermässi-gen Abbau wurde er seines Fundamentes beraubt. Am 26. Juni1899 stürzten mehrere tausend Kubikmeter Felsplatten zu Tal,darnach bekam der Lägernkopf seine heutige Form.

R.M.

(Links) Felssturz Lägernkopf 1899; (Rechts) Situation Frühling 2003.

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Die ursprünglich horizontal abgelagerten bunten Mergel (1) und Sandsteine(2) aus der Unteren Süsswassermolasse sind im Zusammenhang mit derLägernfaltung - vor 9 bis 4 Millionen Jahren - schräg gestellt worden.(Rechts) Die Schrägstellung der Malmkalke am Lägernkopf stimmt mit derAufbiegung der Molasseschichten unterhalb des Chrüzlibergs überein. Wirlesen daraus, dass die Lägernfaltung erst nach der Molassebildung, also sehrspät, erfolgte.

Felsaufschluss aus derunteren Süsswasser-molasse am Chrüzliberg

2

1

Unter Molassesedimenten versteht man Ablagerungen, die imTertiär (vor ungefähr 36 Millionen bis 5 Millionen Jahren) imVorland der sich bildenden Alpen angeschwemmt, abgelagertund anschliessend verfestigt wurden. Da das Gebiet zeitweisevon einem Meer überflutet war, unterscheidet man Süsswasser-und Meeresmolassen. Hier handelt es sich um Schichten derunteren Süsswassermolasse. Die aufgeschlossenen Sedi-mentgesteine bestehen aus bunten Mergeln, in die Lagen ausSandstein eingebettet sind. Die Sandsteine stellen dieAblagerungen von Flüssen dar. Die feinkörnigen Mergel wurdenbei periodischen Ueberschwemmungen der Flussauen gebildet(s. Bitterli, Badener Neujahrsblätter 1999).

Warum sind die Schichten schräg gestellt?Zur Zeit der Molassebildung war der Jura - und damit auch dieLägern - noch nicht gefaltet. Im Spätmiozän (vor etwa 9Millionen Jahren) - den genauen Zeitpunkt kennt man nicht –begann die Auffaltung des Juragebirges. Eine Bewegungsphaseim Zusammenhang mit der Auffaltung der Alpen führte dazu,dass die Gesteinspakete bis tief unter die Molasseschichten (bisin die mittlere Trias) nach Nordwesten geschoben wurden. Indiesem Zusammenhang entstand die Lägern, dabei wurden dieMolasseschichten mitaufgebogen. Ein Blick hinüber an denLägernkopf zeigt den Zusammenhang!

Wie man gut feststellen kann, zerfällt das weiche Gestein rasch.Doch vorläufig weist dieser Felsaufschluss hin auf dieAuffaltung der Lägern - auf das wohl eindrücklichste Ereignisder Landschaftsentwicklung unserer Region.

R.M.

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Teufelskeller

Der Teufel wurde zwar die letzten Jahre nicht mehr gesehen -dieser urtümliche Ort lädt jedoch zu wilden Spielen und besinn-lichem Staunen ein. Der Teufelskeller ist eine Felssackung mitNagelfluh-Obelisken, Höhlen, Schründen und Schluchten. Darinhat sich ein vielfältiges Mosaik von Pflanzengemeinschaften mittypischen Pflanzenarten und imposanten Baumriesen entwickelt.Charakterarten für die schattigen Blockschutthalden sind dieHirschzunge, ein lappenartiger Farn, und die wohlriechendeMondviole. Ebenfalls selten und geschützt ist der bekannteTürkenbund. In den tiefgründigen Mulden wachsen die höchstenBuchen, Eschen und Fichten Badens mit bis zu 50m Höhe. 1987hat die Ortsbürgergemeinde Baden den Teufelskeller zumNaturreservat erklärt.

Die Sage vom TeufelskellerAuf einer Burg in der Nähe von Baden lebte ein Mädchen, das oftzu einem nahe gelegenen Hügel ging, um dort im Schatten desGebüschs zu ruhen. Dieser Hügel war aber von Geistern bewohntund er wurde einmal, bei einem furchtbaren Wetter von ihnenverwüstet und zerrissen. Als das Mädchen eines Tages wiederdorthin kam, beschloss es, in die geöffnete Tiefe hinabzusteigen.Es trat, als es Nacht wurde, hinein, wurde aber alsbald von wil-den, entsetzlichen Gestalten ergriffen und über eine grosseMenge Fässer immer tiefer und tiefer in den Abgrund gezogen.Am andern Tag fand man das Mädchen auf einer Anhöhe in derNähe des verwüsteten Hügels, die Füsse in die Erde verwurzelt,die Arme in zwei Baumäste ausgewachsen und der Leib einemSteine ähnlich. Durch ein Wunderbild, das man aus dem nahenKloster herbeibrachte, wurde es aus dem furchtbaren Zustanderlöst und zur Burg zurückgeführt.Auf den Gipfel des Hügels setzte man ein Kreuz, und noch jetztheisst dieser Hügel Kreuzliberg und die Tiefe mit den Fässern desTeufels Keller.

Nach dem Rückzug des Riss-Gletschers vor 100’000 Jahren bil-dete sich die Sackung am Osthang des Baregg. Dabei glitten ver-kittete Deckenschotterblöcke von bis zu 30m Höhe auf denfeuchten Molassemergeln allmählich talwärts.

J.St.

Geologisches Profil

MoräneBaregg / Zürieich Profil überhöht

Tüfels-Chäller

Nacheiszeitliche Sackung

Altes Limmattal

Untere Süsswassermolasse

500 m

400 m

Mel

linge

rstr

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Neu

enho

fers

tras

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Höherer Deckenschotter

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Hier am Hundsbuck tritt ein etwas tonhaltiger Kalk an dieOberfläche. Er gehört zu den fossilhaltigen sogenannten Baden-Schichten. Diese Einheit, welche bis 20m dick werden kann, ent-stand vor etwa 155 Millionen Jahren in einem ca. 100m tiefenMeer mit teils festem, teils schlammigem Boden. Das Klima warwarm, subtropisch.Auf dem bzw. im Meeresboden lebten festsitzende Tiere wie dieSchwämme, Seelilien oder Brachiopoden (Armfüsser). Seeigel und Seesterne krochen über die Oberfläche oder wühltenim Schlamm und darüber schwammen neben Fischen undFischsauriern vor allem die Kopffüsser (Ammoniten undBelemniten).Die gute Erhaltung vieler Fossilien deutet darauf hin, dass amMeeresboden keine starken Strömungen herrschten und dieReste der Organismen vor dem vollständigen Zerfall durchSediment zugedeckt und geschützt wurden. Deshalb blieben siebis heute erhalten.Es ist erlaubt, hier weiter zu graben und die Funde nach Hausezu nehmen. Einige Fossilien, die hier gefunden werden können,sind nebenstehend abgebildet.

HP.F.

Wer mehr wissen möchte, findet im folgenden Buch zusätzlicheAngaben und Abbildungen:Die Lägern - Eine Gratwanderung Hrsg. R. Meier und B. MeierVerlag: Hier + Jetzt, Baden 2003

Auf Fossilienjagd

(Links) Lebensbild des Meeresbodens zur Zeit der Ablagerung der Baden-Schichten. Es fehlen die im Schlamm wühlenden Seeigel wie z.B. Collyrites.Zeichnung: B. Scheffold(Reproduziert mit Bewilligung der Kalksteinbrüche Lägern AG, Dielsdorf)Fossilien, die in den Baden-Schichten gefunden werden können.

(Rechts) Fossilien, die in den Baden-Schichten gefunden werden können.Zeichnungen: XX. Rieber - (Reproduziert mit Bewilligung von Prof. Dr.H.Rieber, Zürich)

AMMONITEN

Taramelliceras

Seeigel-Stachel

Holectypus

Cnemidiastrum CollyritesSeelilienStielglieder

Rhynchonella

AspidocerasOrthosphinctes

Hibolites

Tarebratula

Soradopyle

BELEMNIT BRACHIOPODEN

ECHINODERMENSPONGIEN

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Früheiszeitliche Gletscher haben das Limmattal zwischen demHeitersberg und der Lägern tief in den Felsuntergrund einge-schnitten. Die Sohle der Felsrinne liegt an ihren tiefsten Stellenmehr als 100 m unter dem heutigen Talboden. Das Limmattalwar somit einst viel tiefer als heute. Bis zur letzten Eiszeit wurdedie Felsrinne bis auf den heutigen Talboden des Wettingerfeldesmit Lockergesteinen aufgefüllt. Da diese an der Basis aus fein-körnigen Seeablagerungen bestehen, muss im Limmattal einstein See existiert haben. Über den Seeablagerungen folgen Fluss-ablagerungen aus sandigem Kies, sogenannter Niederterrassen-Schotter. Während der letzten Eiszeit (vor ca. 20’000 Jahren)reichte der Linth-Rhein-Gletscher nur noch bis Killwangen undWürenlos. Dort zeugen die heute noch erhaltenenEndmoränenwälle vom Maximalstand des damaligen Gletschers.

Die Limmat hat ihren Lauf seit Ende der letzten Eiszeit tief in dieNiederterrassen-Schotter eingeschnitten. Sie ist dabei aber nichtmehr exakt der alten Felsrinne gefolgt. Bis zum KraftwerkWettingen fliesst sie teils dem linken, teils dem rechten Talrandfolgend über Schotter. Nach einer scharfen Linksbiegung verlässtsie beim Kraftwerk Wettingen das alte Tal und folgt bis zumKraftwerk Aue dem linken Talhang, wo sie ihr Bett in denMolassefels eingetieft hat.Der Niederterrassen-Schotter weist eine hohe Durchlässigkeitauf und beherbergt einen ergiebigen Grundwasserstrom. DasGrundwasser wird in mehreren Pumpwerken zur öffentlichenTrink- und Brauchwasserversorgung genutzt.

J.St.

Ein See vor den Toren Badens?

Niederterrassen-Schotter

N S

Grundwasser im Schotter

Molassefels

Seeablagerung

Limmat

Würenlos

Heitersberg

Linth-Rhein-Gletscherwährend der letzten Eiszeit

Endmoränenwall von Killwangen - Würenlos

N S

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1918

Das Kopfsteinpflaster der Kronengasse besteht aus Flussgeröllen,welche vermutlich aus dem Limmatbett gefischt wurden. Es sinddarin zahlreiche Gesteine aus den nördlichen Alpen und Voralpenvertreten. Darunter befinden sich auch einzelne seltene Exem-plare, welche in den Alpen nur in einem relativ kleinen Gebietvorkommen. Der hier abgebildete Dialag-Gabbro (dunkelgrünerStein mit hellen Flecken) z.B. stammt vom Julierpass. Er dürftewährend der Eiszeit auf dem Rhein-Linthgletscher bis nachKillwangen transportiert und anschliessend von der Limmat nachBaden verfrachtet worden sein.

J.St.

Weit gereist! Ein Fremder in Baden

Kopfsteinpflaster vor Kronengasse 39

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Die Thermen von Baden und Ennetbaden entspringen als auf-steigende Kluftquellen im Kern der Lägernfalte, wo die ältestenFelsschichten durch das Limmattal quer durchschnitten werden.Das Thermalwasser wird heute in 16 Quellen (einst 17) gefasst.Zwei Quellfassungen (ursprünglich drei) liegen rechts der Limmatauf Gemeindegebiet von Ennetbaden. Sechzehn Quellen befin-den sich links der Limmat auf Badener Gemeindegebiet. Das biszu 48°C heisse Wasser ist stark mineralisiert, d. h. es enthälthohe Gehalte an gelösten Mineralsalzen (vor allem Natrium,Kalzium und Sulfat). Das Wasser enthält auch gelöste Gase wiez.B. Kohlensäure und Schwefelwasserstoff. Von letzteremstammt der Geruch nach faulen Eiern. Durch die Druckentlastungbilden sich die im Quellwasser aufsteigenden Gasblasen, welchein der Limmatquelle nebenan zu beobachten sind.

Die Mineralsalze stammen aus den gipsführenden Schichten desMuschelkalkes (Trias), aus welchem die leicht löslichenMineralien herausgelöst werden. Im Muschelkalk entstehendadurch sog. Karsthohlräume, längs welchen das Thermalwasserzirkulieren kann. Die über dem Muschelkalk liegendenKeupermergel sind dagegen äusserst schlecht wasserdurchlässigund wirken als abdichtender Deckel. Unter diesem steht das imMuschelkalk zirkulierende Wasser unter so hohem Druck, dass esan die Oberfläche steigt, wenn der Keupermergel durchbohrtwird oder ein natürlich bedingtes Loch aufweist. Man spricht indiesem Fall von «artesisch gespanntem» Wasser. Die Lage desDruckspiegels des Wassers lässt sich im ehemaligen HotelSchwanen (Ennetbadener Seite der Limmat) in einem Steigrohrbeobachten, welches vom Muschelkalk in 28 m Tiefe bis in denersten Stock des Hotels reicht. Der Druckspiegel liegt dort rund10 m über dem Limmatwasserspiegel.

Die Quellwasseraustritte sind nicht beliebig angeordnet, sondernlängs linearen Strukturen aufgereiht. Es handelt sich dabei umBrüche im Felsuntergrund, längs welchen Thermalwasser auf-steigt und ursprünglich auf natürliche Weise austrat. DieQuellfassungen entstanden im Laufe der Zeit durch Nachgrabenund Bohren.

Der Gesamterguss aller Quellen zeigt starke Schwankungen. Derkleinste Ertrag wurde bisher mit 570 l/min im Frühjahr 1951, dergrösste mit 949 l/min im Sommer 1971 gemessen. DieErtragsschwankungen reagieren mit 8- bis 10-monatigerVerzögerung auf das Niederschlagsgeschehen. Diese grosseVerzögerung deutet darauf hin, dass das Wasser von sehr weitweg stammen könnte. Möglicherweise handelt es sich umWasser, welches in den Alpen versickert und das Mittelland insehr grosser Tiefe unterquert.

J.St.

Heisses Wasser aus der Tiefe

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Schotterterrasse: Wir stehen am Rand einer Schotterterrasse. In der Badener Kluserreichen die Schotter bis 60 m Mächtigkeit. Die tiefe Rinneunter Baden wurde im Verlaufe des Quartärs (Eiszeiten undNacheiszeit) im Zusammenhang mit Vorstössen desLinthgletschers aufgefüllt.

Schotter: Eiszeitliche Schotter bestehen aus Gesteinsschutt, der ursprüng-lich vom Gletscher mitgeführt, durch das Schmelzwasser aufge-nommen, transportiert, gewaschen, sortiert und erneut abgela-gert wurde.

Niederterrassenschotter: Die ca. 30 m über dem Fluss liegende Terrasse besteht ausNiederterrassenschotter (Gesteinsmaterial der jüngstenGletschervorstösse). Die jüngsten Gletschervorstösse erreichtenunsere Region nur noch knapp. Baden blieb eisfrei,Gletscherflüsse schütteten in den Talauen Schotterfluren auf undbildeten mächtige Anhäufungen von Kies. Der alte Talboden liegt30 m über uns. Dort bestehen die Schotter aus Lockermaterialien.Hier unten an der Limmat sind sie stark verkittet. Es wird ange-nommen, dass diese Verkittung durch Ausfällen von im Fluss-und Grundwasser gelöstem Kalk entstanden ist.

Erosionsterrassen: Hier unten am Fluss erlebt man sehr schön, wie sich die Limmatdurch die mächtige Schotterflur einen Weg gebahnt und eineklassiche Erosionsterrasse geschaffen hat.

R.M.

Schotterfluren und Erosionsterrassen

Niederterrassenschotter am Mätteliweg

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Die Lägern-Falte ist der östlichste Ausläufer des Faltenjuras. DasJuragebirge entstand in einer letzten Phase der Alpenbildung.Dabei wurde der gesamte, bis zu 1500 m dicke Schichtstapel desMittellandes nach Norden geschoben (Fernschub). AlsGleithorizont wirkten die Salz- und Anhydrit-Gesteine der Trias,welche unter erhöhtem Druck und unter erhöhter Temperaturleicht verformbar sind. Der Schichtstapel über dem Gleithorizontist im zentralen Teil des Mittellandes so mächtig, dass er nichtdeformiert wurde. Gegen Norden nimmt die Mächtigkeit jedochab. Im Bereich des Juras sind die Sedimentgesteine so dünn, dasssie in Falten gelegt und teilweise übereinander geschoben wur-den.

Der Lägerngrat und der Geissberg sind die stehen gebliebenenSchenkel der Lägernfalte. Sie bestehen aus harten Kalkfelsen desMalms. In der dazwischen liegenden Eintalung von Ennetbadenbesteht der Untergrund aus weicheren, weniger verwitterungsre-sistenten Gesteinsschichten, welche im Laufe von Jahrmillionenabgetragen wurden. Die ältesten Schichten, nämlich die desKeupers (Trias), befinden sich im tiefsten Teil der Eintalung, d.h.im Kern der Falte. Der gesamte Schichtstapel wurde vor 9 – 4Mio. Jahren zu einer nach Norden überkippten Falte aufgewölbt.Während der letzten Deformationsphase wurde der südliche Teilder Falte abgeschert und über den nördlichen geschoben. Wirstehen hier auf der westlichen Fortsetzung der Kalkrippe desGeissberges.

J.St.

Das Gerippe einer Falte

N S

LägernGeissberg

Uberschiebungsfläche

¨

GipsgrubeOberehrendingen

Sandsteine und Mergel (Tertiär)

Kalke (Malm)

Uberwiegend Mergel (Malm)

Uberwiegend Mergel (Dogger)

Kalke (Lias)

Überwiegend Mergel (Keuper)

Lägern

N S

Gleithorizont

Molasse

Grundgebirge

Schub

Alpenrand aus Süden

Vitznauer StockRigi

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Stratigraphische Tabelle Geologische Karte

1 Moränen, Hangschutt, Bachschuttkegel

2 Schotter

3 Obere Süsswassermolasse

4 Obere Meeresmolasse

5 Untere Süsswassermolasse

6 Bohnerzformation

7 Wettinger Schichten8 Badener Schichten

9 Wangener Schichten

10 Geissberg Schichten

11 Effinger Schichten

12 Birmenstorfer Schichten13 Varians- und Macrocephalus-Schichten14 Klingnau-Formation (Parkinsoni-Schichten)

15 Rothenfluh-Schichten und Passwang-Alloformation

16 Opalinuston

17 Oberer Lias, Posidonienschiefer18 Unterer Lias, Arietenkalk

19 Oberer Bunter Keuper

20 Gipskeuper

21 Lettenkohle

22 Oberer Muschelkalk od. Hauptmuschelkalk

23 Mittlerer Muschelkalk, Sulfatzone

24 Unterer Muschelkalk25 Buntsandstein

26 Permokarbon

ErdneuzeitQuartär Würm-Moränenfrühwürmeiszeitliche MoränenRiss-MoränenNiederterrassenschotterTiefere DeckenschotterHöherer DeckenschotterTertiär Obere SüsswassermolasseObere MeeresmolasseUntere SüsswassermolasseSiderolith-Formation (Bolus mit Bohnerz)

ErdmittelalterJura Mittlerer und Oberer Malm: (Wettinger, Badener, Wangener Schichten)Unterer Malm (Geissberg, Effinger, Birmenstorfer Schichten)Mittlerer und Oberer DoggerUnterer DoggerLiasTrias Keuper

ZeichenRutschungenSackungenEiszeitliche SchmelzwasserrinnenFundstellen fossiler TierresteErratiker (Findlinge)Thermalquellen

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Impressum

Texte:Dr. Hanspeter FunkDr. Rolf MeierDr. Jürg StäubleKonzept und Fotos: Claudio Bader | NEOViSiONiGrafik:Demian Conrad | PointPixelDruck:Tipografia Stucchi - Mendrisio

Herausgeber Stadt Baden, Stadtökologie© 2004 - Stadt Baden

Unterstützt durch

www.baden.ch/stadtökologie

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