+ All Categories
Home > Documents > GegenSetzung - news.ORF.atfiles2.orf.at/.../gegensetzung-thorak-gwiggner_436349.pdf · 2016. 4....

GegenSetzung - news.ORF.atfiles2.orf.at/.../gegensetzung-thorak-gwiggner_436349.pdf · 2016. 4....

Date post: 17-Feb-2021
Category:
Upload: others
View: 3 times
Download: 0 times
Share this document with a friend
2
GegenSetzung Temporäre Intervention von Bernhard GWIGGNER zur "Paracelsus"-Skulptur von Josef THORAK 3.-9. Mai 2016 im Kurpark von Salzburg (beim sog. Rosenhügel) stundenweise – bei Anwesenheit des Künstlers http://gwiggner.com/werke/thorak/index.htm
Transcript
  • GegenSetzung

    Temporäre Intervention von Bernhard GWIGGNER zur "Paracelsus"-Skulptur von Josef THORAK

    3.-9. Mai 2016 im Kurpark von Salzburg (beim sog. Rosenhügel) stundenweise – bei Anwesenheit des Künstlers

    http://gwiggner.com/werke/thorak/index.htm

  • Thorak war Hitlers Lieblingsbildhauer sowie der populärste und neben Arno

    Breker wichtigste Repräsentant des Nazi-Regimes im damals

    propagandawirksamen Bereich der Bildhauerei. Als NS-Karrierist erhielt er

    zahlreiche prestigeträchtige Aufträge. Hitler ließ ihm von Speer in Baldham bei

    München ein monumentales Staatsatelier bauen. Weil er auf der Sonderliste

    der zwölf wichtigsten „unersetzlichen“ bildenden Künstler des Dritten Reichs

    stand, war er vom Kriegsdienst freigestellt. Seine Tätigkeit als künstlerischer

    Berater der SS-eigenen Allacher Porzellanmanufaktur (KZ Dachau) und seine

    NSDAP-Mitgliedschaft verschwieg er bei der Entnazifizierung.

    Da im Jahr 1950 die erste rehabilitierende Thorak-Ausstellung von der

    Kutlurvereinigung und der Stadt Salzburg beim Zwerglgartenpavillon eingerichtet

    wurde und zeitgleich die Galerie Welz u.a. im Carabinieri-Saal der Residenz eine

    Fritz Wotruba-Schau zeigte, habe ich die "Paracelsus"-Figur 1:1 in kubischer

    Formensprache und symbolhafter Farbgebung mittels Kunststoffmaterialien als

    meine zeitgenössische Interpretation dieser historischen Bildhauer-Konfrontation

    nachgebaut.

    Wotruba hatte in seinem Schweizer Exil während der NS-Diktatur seinen

    „modernen“, kubischen Stil der Bildhauerei entwickelt, während Thorak die NS-

    Ideologie in neo-klassizistischer bis neobarocker Stilistik feierte.

    Meine hybride Mischung aus vergänglich-giftigen Materialien (Polyester, Styropor)

    dem ewigen Marmor entgegengesetzt soll u.a. zu bedenken geben, dass statt der

    NS-Kunst potentiell und alternativ – als Vorstellungsmodell – eine „Moderne“ möglich

    gewesen wäre.

    Wer repräsentiert heute künstlerisch in welcher Form(ung) unsere Gesellschaft in

    öffentlichen Räumen?

    Soll dies auch weiterhin unkommentiert durch Skulpturen eines Günstlings der Nazi-

    Propaganda erfolgen?

    Können in einer zeitgenössisch-künstlerischen Auseinandersetzung mit Relikten und

    Artefakten aus der NS-Zeit heutige Antworten gefunden werden?

    Meine GegenSetzung – retro gegen modern – als visuelles Nach-Fragezeichen?!


Recommended