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Gasschutz Und Luftschutz 1931 Nr.1 August 1931

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  • 7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1931 Nr.1 August 1931

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    Gasschutz und LuftschutzZeitschrift fr das gesamte Gebiet des Gas - und Luftschutzes der Zivilbevlkerung

    Mitteilungsblatt amtlicher Nachrichten

    Schriftleitun g : Dr. Rudolf Hanslian und Pr side n t Heinrich Paetsch in B e rli nMit ntersttzun g von

    Dr. A begg Staatssekretr im Preu. Mini s terium des Inn ern ; Dr. A dler Stadtbaurat beim Ma gistrat Berlin ; vonAl t rock Generalleutnant a. D. Berlin ; Dr. Bar ck Ministerialrat im Badisch en Ministerium d es Inn ern ; Bleido rnGeneral der rtillerie a. D . Berlin ; Dr. Br an den bu r g Ministerialdirigent im Reichsverkehrsministerium; Dr . ju r .Brun s niv . Pr of. Berlin; Delve ndah l Ob erp os trat im Reichspostministerium ; Dr . D ietrich Prof. Min . Direktor i. R .V orsitz ender der Gasschutzkommission des Deutschen Roten Kreuzes ; Dr . Dr g e r Lbeck ; von D ring Reichsverband der Indu stri e; Dr. F lu ry niv . P rof. Wrzbur g ; Dr . For stmann Leiter der Hauptstell e fr das Gruben rettungsw ese n Esse n ; G em pp . Ob erbranddirekt or von Berlin; Ham pe Leiter des Gasschutzes der Techni schen Not.hilfe e. v.. Berlin; Krner Beigeordn. d. Deutschen Stdtctages; Dr . Kottenberg Beigeordn. d. Reichsstdtebundes ;Dr. Kr eme r Min. Rat Refer ent f. nfallsehutz u. Gewerbehygiene i. Pr . Minist. f. Handel u . Gewerbe; Kret schm a r Vor s. d. Arbeiter Samariterbundes; Lummi tzs eh Vorst. d . Technischen Nothilfe; Dr. Me nze l Min. Direktor i. Reichs ministerium de s Innern; Dr . Ritter M e rt z v on Quirnheim Prsident des Reichsarchivs; Dr. N ernst Geh. Rat Univ.Prof . Berlin; O pp e rm ann Reichsbahndir ektor Geh. Oberbaurat bei der Hauptverwaltung der D eutschen Reichsbahn

    gesellsc haft ; Dr . Qu ase bart; Prof. Berlin ; Dr. Riep ert Baurat Berlin; Ronde Min. Rat im Reichswirtschaftsministe .rium ; Sach se n b erg MdR. D essa u; Dr. Sch op ohl M in. Direktor im Ministerium fr Volkswohlfahrt Staats kom missar fr das Rettun gs wesen in Preuen und Prsident des Preuisch en Landesgesundheitsrates Berlin ; v on Seeek tGeneraloberst a. D . Berlin; Sp e rr Min. Direktor Stellv. Bevollmchti gter Bayerns zum Reichsrat Dr. Tbben Bergrat.Profess or an de r Technischen Hochschul e Charlottenburg; Wagner Min. Rat im Reichsministerium des Innern ; W ir thProf. an der Technischen Hochsc hu le h a r l o t r e n b u f l ~ ;Wolter sdorf P rof. an der Technischen Hochschule Br eslau

    Direktor der Ober sc hlesischen HauptsteIle fr das Grubenrettungswesen

    herausgegeben v on Dr . August SchrimpH in Mnchen

    Bezu gs be din gun ge n : Di ese Ze its c hrift e rs c he int monatlich einmal. Be7.Ugs preis Inland RM 1.50 Ausland RM 2 pro Monal . Zahlungenerfol ge n aul das Ban k k onto Nr. ~ 6 2 4be i der Deuts c hen Ban k u nd Diskonto G esells chaft Mnchen od er nuf das Posts c heckkonto Nr. 9055Mnch en d e r Dr. Au gust Sc hrimpff G . m . b . H . A n z e i g e n werd en nach Tarif b e rec hnet welcher auf Wuns ch zugesandt wird. B eiZahlungsverzu g oder h e i Konkurs en fllt d e r ve r e inbart e Rabatt fo r t. Nac hdru c k und bersetzung der Aufstze ist nur mit Genehmigungder S c h r i f t le i t u n~ ges ta lt e t. Zw.endungen sind zu ric h t en f r di e S c h r i f II e i t u n g an Dr . R udolf Hanslian Berlin NW 87 Til eWardenberg S tra e 12 . Fernspreche C 9 Ti e r garte n 2294 fr de n B e z u g und di e A n z e i.Jl e n an den Verlag D r . A u g u s I

    S c h r ; m p f f Mnchen 2 NO Ludwi gs lra e 14. T e l . Adr .: Nitrogen. t e mspr . Nr . 20774 .

    AUGUSTHEFT MNCHEN / BERLIN IM AUGUST 1931 JAHRGANG 1931

    ur infuhrungMit dem Erscheinen vorliegenden He ftes ist nunmehr der Weg beschr itten , dem deutschen Volke e ineZeitschrift zu geben , die es Uber e ine aktuell e Gefahrenqu e lle frUh zeitig und vorbeugend aufkl r en undbelehren so ll. Die GrUnde , we l c he fU r d ie Herausg a be von Gas s chutz und Luftschut z magebend waren ,

    beruhen auf folgenden Er w gungen :In den letzten Jahren ist in Deuts c h la nd d ie E rkenntn is gewachsen und Allgeme ingu t al ler sa c hv e rstndigen Kr e ise geworden , da man in einem Lande m it hochentwickelter Industrie und Techn ik der F rag e des

    Atemschutzesin de r chem ischen Industrie , i m Bergbau , i m HUttenwesen sowie in ander e n Zweigen indu s t r ieller u nd gewerb-l icher Betriebe ganz besondere Aufmerksamkeit widmen mu , und die Entwicklung diese s Gesi c htspunkteshat zwangsluf ig dazu gefUhrt , d a die ffentlichen Ordnungs - und Hilfsorg a ne der Bevlkerung , w ie Polize i,Feuerwehr , Technische Nothilf e und ffentlicher Rettungsdienst , also d ie HUter und Helfer der Volks-wohlfahrt , den Gasgefahren des tglichen Lebensgan z besonder e Aufmerksamkeit schenken mUssen . Um d iesen Organen d ie Mg lichkeit zu geben , be i Gas-

    katastrophen rettend und ordnend eingreifenzu

    knnen , sind s ie folgerichtig Mit Gasschut zgerten aus-tgestatt e t worden .Zu vorstehender E rkenntn is ge s el lte sich aber bald eine zweite: Neben den vielen and e re n techn ischenErrungens c haften der letzten Jahre hat s ich d ie

    Luftfahrtin allen Kulturstaaten der Welt ihren Platz als Verkehrsinstrument e robert. Dieser hochwicht ige , begrUenswerte Fortschritt unseres Zeitalters birgt jedoch eine ganz auerordentl iche Gefahr in si ch , d ie zur Ent

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    faltung gelangen wUrde , wenn es nicht gelingen sollte , den

    Luftangriff auf die friedliche Zivilbevlkerung m Kriegsfalledurch internationale eiserne Vertrge zwischen den Vlkern endgUltig zu bannen. Deutschland ist mit allenMitteln bemUht , vlkerrechtliche Sicherungen in dieser Richtung zu schaffen ; es hat bereits das GenferProtokoll vom 17 Juni 1925, das den Gebrauch von erstickenden , giftigen oder hnlichen Gasen sowie vonbakteriologischen Mitteln in kUnftigen Kriegen verbietet , am 25. April 1929 ratifiziert, und darUber hinausverlangt es jetzt mit allem Nachdruck eine Abschaffung des Bombenkrieges in jeder Form und bereits einVerbot seiner Vorbereitung. Deutschland ist sich aber auch darUber klar - und es fOlgt hierbei nur den

    humanitren Ratschlgen des Internationalen Roten Kreuzes und der Nationalen Rotkreuzverbnde allerStaaten der Genfer Konvention - da es bis zur Erreichung dieses Verbotes seine zwingende Aufgabeist, alles das zu tun, was ihm zum Schutze seiner friedlichen Bevlkerung erforderlich und mglich erscheint. Somit gibt es heute fUr Deutschland wie fUr alle Staaten Europas ein

    Problem des Gas- und Luftschutzes der Zivilbevlkerung,das zur Beruhigung der ffentlichkeit mit allen Mitteln in mglichst vollkommener Weise gelst werdenmu .Um hierbei allen beteiligten amtlichen Stellen, Verbnden und Vereinen zu helfen , der gesamten ffentlichkeit zu raten und zu dienen, haben sich die Unterzeichneten zu einer Schriftleitung zusammengeschlossen,um in engster FUhlung mit den zustndigen Stellen und ersten Fachmnnern Deutschlands eine Zeitschriftzu schaffen, die von rein fachwissenschaftlichen Gesichtspunkten bewegt, unter strikter Wahrung vlligerpartei- und verbandspolitischer Neutralitt und unabhngig von jeglicher ueren Beeinflussung sich bemUhen wird, ihrer hohen Aufgabe gerecht zu werden. Die neue Zeitschrift hofft auf Sympathie aus allenSchichten der Bevlkerung und auf Mitarbeit , Anregung und Frderung aller Berufenen, denn sie erstrebtnur das eine Ziel:

    Der Volkswohlfahrt zu dienenD I E S H R I F T L E I T E R

    Rudolf Hanslian Heinrich Paetsch

    Zum GeleitAn die Spitze wird die Frage zu stellen sein: Warum sind in einer Zeit strkster BemUhungen , den Kriegzu chten, Uberhaupt Vorbereitungen zum Schutze der Zivilbevlkerung gegen Angriffe aus der Luft notwendig? Der Hauptgrund liegt darin, da alle bisherigen, hierauf abzielenden internationalen Vereinbarungenvon den vertragschlieenden Regierungen nur unter Vorbehalt ratifiziert worden sind.Aus diesen Erwgungen heraus schliet auch ein Bericht der Nicht stndigen Gemischten Kommission desVlkerbundes fUr Einschrnkung der RUstungen mit folgenden Worten :

    Fassen wir noch einmal die Tatsachen zusammen: Einerseits die stndig wachsende und stndig vielseitiger werdende Anwendung der Wissenschaft zu Kriegszwecken , andererseits die drohende Gefahr - einewirkliche Todesgefahr - in der sich eine Nation befnde, die sich, vertrauend auf internationale Vertrgeund Abkommen, in Sicherheit wiegen wUrde, um dann schutzlos angesichts einer neuen Waffe zu erwachen.Es scheint daher der Kommission unbedingt notwendig , da die Nationen voll und ganz die schreckliche Natur der Gefahr verstehen, von der sie bedroht sind .Die Einstellung smtlicher bedeutenderen Staaten der Welt entspricht dieser Auffassung. berall beschftigtdas Problem des Schutzes der Zivilbevlkerung in einem kUnftigen Kriege die magebenden zivilen undmilitrischen Stellen. Und in allen diesen Lndern wenden immer weitere Kreise der Bevlkerung selbst IhreAufmerksamkeit dieser Frage zu.Deutschland hat anllich der Verhandlungen der vorbereitenden AbrUstungskonferen z im Jahre 1929 vergeblich die Forderung erhoben, da der Abwurf von Kampfmitteln jeder Art aus der Luft vlkerrechtlich bindend verboten werden solle. Bedenkt man, da Deutschland auf Grund des Vertrages von Versailles keinerlei eigene Luftstreitkrfte halten darf, da ihm also jede aktive Abwehr gegenUber den zum Teil riesenhaftenLuftflotten der europisChen Militrstaaten unterbunden ist, so erhellt klar , da Deutschland unbeschadetseiner unbedingt friedlichen Einstellung vor der Notwendigkeit steht, seine Aufmerksamkeit ebenfalls der

    Vorbereitung eines passiven Schutzes der Zivilbevlkerung zu widmen .Diese Vorbereitung in die richtigen Wege zu leiten und ihre Einheitlichkeit sicherzustellen, ist Sache der zustndigen Zivilbehrden des Reiches und der Lnder. Der beabsichtigte Zweck kann aber nur erreicht werden ,wenn alle Kreise der Bevlkerung sich zur Mitarbeit zur VerfUgung stellen. Mgen die Gegenstze, die sonstunser Volk trennen, noch so gro sein, vor der jeden Einzelnen bedrohenden Luftgefahr im Falle eines feindliche n Angriffs mUssen sie zurUcktreten.

    Dr Menzel, Ministerialdirektor im Reichsministerium des Innern.

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    Luf t rs tu r igen d e s A u s l a n d e s u n d Wirkungsmgl ich=k e i t e n d e r B o m b e n f l u g z e u g e a u f D e u t s c h l a n dFre iher r von B 10 W

    D as Flugzeug wird in Zukunft bei kriegerischenAuseinandersetzungen vielleicht die e n t s c h e i~dende Rolle spielen. Bombengeschwader sindbefhigt den Krieg lber die Kampfgebiete der

    kmpf ende n Heere hinaus in das Inn ere desf e i n d~

    lichen Landes zu tr agen und auf die Lebenszentrenund ~n e r v e ndes St aa tes und die moralische W i de r ~st a ndskraft des Volkes unmittelb ar einzuwirken .Der Zukunftskrieg wird also ein Volkskrieg sein indem das ganze Staatsgebiet zum Kriegsschauplat zwerden kann. D ami t ist fr alle Staaten eine G e ~fahr heraufbeschwor en, die von emi nenter Bedeu.tung fr die Sicherheit der Nation ist. Durch denintensiven Ausbau ihrer Luftwaffen suchen die m i l i~trisch starken Sta a ten der Luftgefahr zu begegnen .Je stnker die Luftrstun g, desto geringer die L u f t~gefahr. Fehlt eine Luftwaffe ganz wie in dem zurLuft v llig wehrlosen Deutschl and so kann ein

    Luftangriff zur Katastrophe w erden .In folgendem soll versucht werden. die LuftlageD eutschlands an dem Mastabe der Luftrstungense in er Nachbarn und auf Grund seiner g e o g r a~phisehen Bedin .gungen in kurzen Strichen zuze ichn en:Deutschland ist von allen Seiten von lufts:ers t etenStaaten umgeben . Jedoch mu man zwischen s o l~ehen Lndern unterscheiden die lediglich ber eineAbwehrluftflotte zur Landesverteidigung ver fgenwie Dnemark Holland und clie Schweiz und s o l~ehen deren Luftmacht im besond ere n auch fr denAngriff geeignet ist wie die ~ r a n k r e i c h s .Belgiens der Tschechoslowakei und Pol ens. In den engerenKreis der Betrachtung so llen daher diese zul etztgenannten Staaten gezo .gen und die W i r k u n ~ m g~lichkeiten ihrer Luftstreitkrfte gegen das u n~bewehrte Deutschland untersucht werden.Fr einen allgemeinen b er blick ist zunchst eineTabelle beigefgt aus der der augenblickliche Standder Luftrstungen in den europischen Staat en h e r~vorgeht:

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    Verteilung der franzsischen Luftstreitkrfte.Stand vom 1 3. 31.

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    streitkrfte werden zurzeit um das Doppelte v e r ~mehrt und von drei auf sechsF l i e g e r r e ~ i m e n t e re r ~hht. Die Masse l i e ~ tim nrdlichen Bhmen inGegend P r a g ~ K n i ~ g r t z .Dieser Raum ist auch alsOperationsbasis fr mgliche Luftunternehmena n zusehen.Als dritter Nachbarstaat kommt P o l e n in Frage,dessen sechs F l i e g e r r e ~ i m e n t e rzur Hlfte im Pol.nischen Korridor in der Linie Thorn - Posen -Krakau l i e ~ e n ,whrend zwei Regimenter in W a r ~

    schau und Lida die Luftoffensive gegen Ostpreuencr,greifen knnten. Polen verfgt zwar offiziellaugenblicklichnoch ber keineaktiven planmigenBombeneinheiten, aber es sind nachweislich einegroe Anzahl franzsischer Grobomber FarmanGoliath F 60 vorhanden, und die eingestellten A u f klrungsmaschinen stellen. zumal einem zur Luftwehrlosen Deutschland gegenber, eine b o m b e n ~tragende Macht respek,tabler Potenz dar, derennatrliche O p e r a t i o n s ~basis die Gegend vonPosen ist.

    polnischen Seite in weni.gen Minuten F l u ~ z e i timL u f t a n ~ r i f fzertrmmert werden. Die wichtigenB r a u n k o h l e n ~ e b i e t eMitteldeutschlands sind imB e ~reich westlicher, sdHcherund stlicher Luftangriffe.Berlin kann von der Tschechoslowakei inein erStunde, vonPolen in X Stunden a n g e f l o ~ e nwerden.Die Wirkungsbereiche der nachbarlichen Luft,flotten berschneiden sich ber Deutschland vie},fach. Frankreichs B o m b e n f l u ~ z e u ~ ebedrohen vomfranzsischen Boden aus Westdeutschland bis zur

    ungefhren L i n ~ e a m b u r ~ M a g de b u r g - H a l l c Chemnitz. Die Tschechoslowakei kann ganzDeutschland bis einschlielich der Ostseekste mitanschlieender Wirkungsgrenze ber Hamburg-Bremen- Kln beherrschen. Polen wirkt in ein emRadius, an dessen Peripherie Ki el- HamburgHannover - Kassel Hof lie.gen. Sogar E n ~ l a n distimstande. im direkt en Anflug ber See noch das

    In allen drei Staatensehen wir also die insAuge springende E r s c h e i ~n u n ~ da der b e r w i e gende Hauptteil derLuftstreitkrfte in derNhe der deutschenGrenzen im Frieden v e r ~sammelt ist. Diese V e r teilung bereitet dieM g ~lichkeit vor, in krzester

    Ruhrgebiet zu erreichen.Sind also die ~ e o g r a p h i schen Vorbedingungenfr einen Luftangriff aufDeutschland fr einenAngreifer schon so g n

    sti.g wie mglich.so wirddie Lage fr D e u t s c h land noch bedrohlicher.wenn man die t e c h nische Seite der Durch,fhrungsmglichkeit VOilLuftangriffen nher un ,tersucht.

    Verteilung der tschechischen Luftstreitkrfte.Generell mu bei jedemfliegerischen Bomben,

    angriff erstens der zwischenStart und Ziel liegendcRaum und zweitens die gegnerische Flugabwehr vonder Erdc und aus der Luft berwunden werden.

    Fehlt dagegen cine aktive Flugabwehr, so bedeutetein Luftangriff keine militrischeAktion mehr unterberwindung von Gefahren, sondern nur dieLsung eines rein technischen Problems, dasvondem einwandfreien Funktionieren des Flugzeugsund seines Triebwerks und dem Orientierungsver mgen seiner Besatzung abhngt. Eine o m b e n unternehmung gleicht also in diesem Ellle einemnormalen friedensmigen F e r n f l u ~ ,bei dem alsHandwerkszeug Flugzeug,Karte und Bomben d i e ~nen, bei dem weder Flughhe noch G e f a h r e n m mente eine Rolle spielen und Verteidi .gun.gswaffenan Bord zugunsten erhhter Bombenbelastung f o r t ~fallen knnen. Diese Voraussetzungen treffenauf die

    Luftlage Deutschlandszu. Die Luftflotten unsererNachbarn wren heute theoretisch in der Lage,jederzeit mit Hilfe ihrer Bombenluftflottcn jedenbeliebigen Ort Deutschlands anzugreifen und zuzerstren, ohne da ein Jagdflugzeug oder sonstigeFlugzeugabwehrmittel zur Verteidi.gun.g eingesetztwerden knnten. Sicher ist jedenfalls,da diesesfliegerische bergewicht den N achbarn D e u t s c h lands ein politischesDruckmittel unerhrter. i.n derffentHchkeit nochgar nicht richtigerkannterT r a g weite in die Hand gegeben hat. Bei Lichtbetrachtetunterscheidet sich Deutschland in seiner Luftlagein keiner Weise mehrvon denjenigen der K o l o n i a l ~vlker Afrikas und Indiens, die in den letztenJahren unter Einsatz verhltnismig geringerBorn,benkrfte oft in Schach.gehaltenwurden. Da dieserkulturell, moralisch und politisch unmglicheZ u ~stand nicht nur von dem unmittelbar betroffenenDeutschland,sondern auchzuweilen von der G e g e n ~seite als unhaltbar angesehen wird, beweist einAusspruch des b e l ~ i s c h e nDelegierten de Brouckereauf ciner der frheren Vlkerbundsversammlungen.

    Stand vom I 3. 31.

    Zeit Luftangriffe gegen dcutsches Gebiet starten zulassen.Bevor nun auf eine theoretischc Berechnung der

    Whkungsmglichkeitenderarti .ger Luftangriffe aufDeutschland eingegangen wird, sollen die g e o g r a ~phisehen Vorbedingungensolcher Unternehmungenund die technischen Durchfhrungsmglichkeitenfr derartige Angriffe beleuchtetwerden.Deutschlands militrgeographische Lage hat sichdurch die Bedingungen des Vertragesvon Versaillesentscheidend verndert und verschlechtert. ImWesten hat die Rckverlegungder Grenze und dieEinschnrung Bayerns auf der Mainlinie eine b e drohliche Situationgeschaffen. Die Vernderungenan der polnischen Grenze zerreien die gesamteO stfront in strategisch schwer zu verteidigendeEinzelteile. Die Tschechoslowakei treibt. einenstaaten und gleicht einer schmalenLandzunge. DieSchlesien liegt eingezwngt zwischen zwei M i 1 i t l ~staaten und .gleicht einer schmalenLandzunge. DieS c h a f f u n ~des Korridors bringt die polnischeGrenze in eine Luftentfernung VOn 80 km vonBerlin. Pommern ist zwischen der Ostsee und Poleneingeklemmt, und Ostpreuen bedeutet eine Ins< .Es ~ i b t wohl auf der ganzen Welt kein einzigesLand, dessen uereForm eine derartige Z e r r i s s e n ~heit aufweist.Katastrophal wird die L a ~ ebei B e t r a c h t u n ~vomStandpunkt der L u f t v e r t e i d i ~ u n gund der Wi.pkungsbereiche nachbarlicher Luftflotten. Die Mas.,eder wichtigsten Industriereviere und H a n d e l s ~zentren liegt an der Peripherie des Reiches undd a ~durch im nchsten Wirkungsbereich a n ~ r e n z e n d f rStaaten. Das r h e i n i s c h ~ w e s t f 1 i s c h eIndustriegebietkann von der b e l g i s c h ~ f r a n z s i s c h e nGrenze in einerFlugstunde erreicht werden. Das dicht besiedelteund industriereiche Sachsen liegt unmittelbarander tschechischen Grenze. OberschlesiensK o h l e n ~und Erzreviere knnen von der tschechischen und

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    indem cr sagte: "Die Tatsache, da es Deutschlandverboten ist, sich gegen Luftangriffe zu verteidigen,mu als eine zynische Grausamkeit bezeichnetwerden."In folgendem soll nun gezeigt werden, welche tech.nischen Grundlagen heute fr Bombenluftangriffeauf Deutschland bestehen. Dabei sei voraus.geschickt, da diese Studie nur als ein Beispiel frdie Wehrlosigkeit Deutschlands zur Luft anzusehenist, das betrchtlich erweitert werden kann. So sollvon den fr einen Luftangriff auf Deutschland inFrage kommenden Staaten nur Frankreich undPolen in Betracht gezogen werden, dagegen Belgien,die Tschechoslowakei und die brigen angrenzen.den Lnder auerhalb der Berechnungen bleiben.Aber auch die rechnerisch begrenzte Zahl der Flug.zeuge, die Deutschland zur Luft bedrohen knnen,wird schon die Greder Gefahr in er.schreckender Deutlichkeit zeigen.

    ICR U t ' . ( H

    von der Flugbasis aus 'nach Deutschland hineinzu.tragen oder mit 260 Flugzeugen 155 7 t Bomben aufeiner Hchstentfernung von 500 km Eindringungs.tiefe abzuwerfen.Hierbei ist nochmals zu betonen, da fr den An.greifer alle hindernden Einflsse, wie Erdbeschudurch Flugabwehrkanonen, Abwehr durch Jagel.flieger usw., infolge Mangels einer aktiven deutschen Flugabwehr wegfallen wrden und da daherdie Wahrscheinlichkeit, die vorgenommenen Zielezu erreichen und zu treffen, auerordentlich growre. Schon das Bewutsein, im Innern Deutsch.lands auf Organe der Flugabwehr stoen zu knnen,wrde eine moralische Beeintrchtigung und Be.lastun.g fr den Angreifer bedeuten, die sich aufden Erfolg auswirken wrden. Die Ausflle an Flug.zeugen und die Verminderung an TreHwahrschein.

    lichkeit beim Bomben.

    Von den Fliegerver;bnden, die in Frankreich fr Luftangriffeauf deutsches Gebietsofort zur Verfgungstnden, werden wie.derum nur diejenigenbercksichtigt, die inder he der deutsch.franzsischen Grenzeliegen. Selbstverstnd.lich knnte die Zahlder fr den angege.benen Zweck anzu.setzenden FIiegerfor.mationen noch wesentlich erweitert und da.mit noch hhere Ab

    Mgliche Einsatzmengen von Flugzeugengegen Deutschland

    abwurf knnen dahernur ziemlich gering angenommen werden undsich in der Hauptsacheauf 'Fehlerquellen anFlugzeug und Motor so.wie auf Witterungsein.flsse und Ortungsfeh.ler beziehen. Setzt mapsie unter diesen Umstnden mit 10 v. Hbei den Nahangriffenund mit 20 v. H. beiden Fernangriffen an,so werden sie bestimmtnicht zu hoch bemessensein. Im ersten Fallewrde man dann alsomit 180 t Bomben, imzweiten Falle mit 125 tBomben Tagesleistung

    wurfmengen an Bomben errechnet werden. Dieswrde aber tendenzisem Heraufschrauben dertheoretischen Gesamtergebnisse gleichen, was imInteresse einer sachlichen, (jbjektiven Prfung desungemein wich ti lgen Pwblems vermieden wer.den soll.Um nun einen Anhalt fr Angriffszonen und Wirkungsmglichkeiten franzsischer Bomber zu gewinnen, sollen zwei Flle in Erwgung gezogen wer.den, eine Nahangriffszone von 250 km Eindrin.gungstiefe und eine Fernan,griffszone von 500 kmEindringungstiefe, beide von einer angenommenenOperationsbasis hart westlich der franzsisch.deut.

    schen Grenze aus gerechnet. Luftangriffe in derNahzone wrden das gesamte rheinische Industrie.gebiet und das brige rechte Rheinufer bis nachStuttgart hinunter treffen knnen. Die Fernzone istals Spitzenleistung der Bomber anzusehen undwrde sich bis zur ungefhren Linie Hamburg-Magdeburg - Leipzig erstrecken. Das innerhalbdieser von der franzsisch.belgischen Grenze biszur genannten Linie Mitteldeutschlands lie,gendeGebiet wrde also vom franzsischen Boden ausfr Bomber erreichbar sein.Greift man zunchst die Mglichkeiten fr T a ~bombenangriffe heraus, so wrden ' hierfr 320 Flug.zeuge zur Verfgung stehen.

    Diese 320 Flugzeuge setzen sich aus verschiedene:1Typen zusammen und weisen naturgem auchunterschledliche Leistungen auf. Flugbereiche undBombentragvermgen mssen daher nach tech.nischen Unterlagen ausgerechnet werden.Nach einer sorgfltigen Zusammenstellung wre esFrankreich mglich, entweder mit 320 Flugzeugen196,8 t Bomben auf eine Entfernung von 250 km

    zu rechnen haben. Dem Leser mag es berlassenbleiben, sich die Wirkung von 180 t Sprengmunitionbei einem massierten Angriff auf das Ruhrgebiet,auf Stdte wie Kln, Frankfurt oder Stuttgart unterder gleichzeitigen Aussicht auf fortgesetzte Wiederholung der Bombenwrfe an den folgenden TagenvorzustellenDer Erfold wrde sich noch weiter erhhen durchdie n s c h l ~ e n d e nNachtbombenangriffe durch 120Nachtbomber die im ersten Falle 196 t und imzweiten Falle' 112 t Bomben abwerfen knnten.Diese Menden wrden sich nach Abzug der Ausfallprozente'" auf 180 t und 90 t erniedrigen.

    Die franzsischen Bomber wren also nach vorsichtiger Schtzung ihrer relativen Leistungsfhig.keit imstande, innerhalb 24 Stunden im Tag undNachtangriff im ersten Fall (Nahangriff) 180 180= 360 t, im zweiten Fall (Fernangriff) 125 + 90= 215 t Bomben auf ungeschtzte, unverteidigteund unvorbereitete deutsche Objekte abzuwerfenNicht minder gefhrlich fr Deutschland ist PolensLuftwaffe, und zwar weniger durch die Zahl dereinzusetzenden Flugzeuge als durch die Nhe Berlins zu der deutsch.polnischen Grenze, durch dieZerrissenheit der deutschen Ostgrenze und durchdie isolierte Lage Ostpreuens.Nimmt man nur die im Polnischen Korridor

    stationierten Fliegerverbnde als einsatzbereit frLuftunternehmungen gegen Deutschland an, so ltsich schon daraus eine Angriffsluftwaffe zusammen.stellen, die einen franzsischen Vorsto im Westenin wirkungsvollster Weise im Osten untersttzenknnte. Sie verfgen zusammen ber 110 Flugzeuge.Dazu ist noch eine in keinem Frioocnsverbande ein.geteilte Menge von 50 franzsischen Groflugzeu.

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    a b ~und Fernangriffszonen.

    gen, Farman F 63, zu rechnen, wodurch sich die

    Gesamtzahl auf 160 Flugzeuge erhht. Von dieserMenge stnden 90 Flugzeuge fr den T a g b o m b e n ~angriff und 7 Flugzeuge fr den Nachtbomben.angriff vom Korridor aus bereit.Die polnische Luftwaffe ist in der Lage, mit dengenannten 90 Flugzeugen bei Tage und bei ein.maligem Einsatz im Nahangriff (250 km Eindrin.gungstiefe) 52,1 t, im Fernangriff 500 km Ein.dringungstiefe) 30,1 t Bomben zu werfen. Ziehtman wieder zur objektiven Darstellunl der wahr.scheinlichen Wirkung die auch auf seiten r a n k ~reichs in Rechnung gestellten Ausfallprozente ab,so bleiben fr den NahangriH 47 t und fr denF ernan,griff 24 t.

    Fr die7

    Nachtbomber wren die Zahlen imNahangriff 133 t, im Fernanl riff 84 t, bzw. nachAbzug der Ausfallprozente 120 t und 68 tFr Franikreich und Polen zusammengerechnet,knnten demnach insgesamt innerhalb 24 Stundenim Tag. und Nachtangriff und unter Anrechnungmglicher Ausflle abgeworfen werden:1. im Nahan,griff bis zu einer Entfernung von

    250 km von den beiderseitigen Operationsbasenaus 527 t;

    2. im Fernangriff bis zu einer Entfernung von5 km von den Operationsbasen aus 3 7 t.

    D a s Luftschuf }probleDlM ajor B o g a f s e h B erlin.

    D as Luftschutzprohlern stellt im Hinblick aufden Aufbau eines zivilen Luftschutzes wiejedes bedeutende und vielseitige Problem einegroe Zahl von Aufgaben, die weder rur lngereZeit endgltig noch sofort gelst werden knnen .In aUen Grostaaten der Welt wird die Frage desSchutzes der Zivilbevlkerung gegen die u f t b e ~drohung als brennend betrachtet und berall sindVersuche im Gange, um eine befriedigende Lsungzu finden. Fr Deutschland ist diese Frage um sobedeutungsvoller, weil es sich in politischer, wirbschaftlicher und technischer Hinsicht im Gegensatzzu fast allen seinen Nachbarn in einer ganz beson.deren Lage ,befindet.

    D i e L u h g e f h r d u n g u n dLu f t e m p f i n 'd H c h k e i t D e u t s c h 1 a n d s.Im Weltkriege wurde der Gedanke geboren und hatseitdem immer mehr Geltung gewonnen, da

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    In dieser Aufstellung fehlen, wie gesagt, eventuelleVerstrkungen durch Belgien und die Tschecho.slowakei. Unbercksichtigt blieben ferner die M g ~lichkeiten einer direkten Zusammenarbeit r a n k ~reichs und Polens. Die franzsischen Bomber knn.ten ohne Schwierigkeit die polnischen Luftstreit.krfte durch berfliegunl Deutschlands, evtl. untergleichzeitigem Bombenwurf whrend des berflugs,verstrken und dann mit den polnischen Verbndengemeinsam operieren.Die angefhrten Berechnungen stellen Tagesleistun.gen vor, die zu einem rollenden Dauerangriff an.wachsen knnen. Fhrt der Massenangriff am erstenTage nicht zum Erfol .g, kann ihn die Fortsetzuna derLuftangriffe in Verbindung mit geeignetem Wechselder Bombenarten mhelos herbeifhren. Die Zahlenbedrfen keiner weiteren Erluterung, sie zeigen diewahre Luftlage Deutschlands im grellen Licht.

    Das Ziel Frankreichs ist die Aufrechterhaltungder deutschen Ohnmacht zur Luft. Frankreich ver.fgt selbst ber die mchtigste Angriffsluft.flotteder Welt, whrend Deutschland nicht ein einzigesVerteidigungsflugzeug besitzt. In grotesker Ver.drehung der Tatsachen. die die franzsische Men.talitt blitzartig beleuchtet, erklrte der VertreterFrankreichs auf der vorbereitenden Abrstunl s


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