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Francisco - Caroliniini....a) »Ueber den Gang der Wärme in Oberösterreich aus den Temperatur -...

Date post: 25-Jan-2021
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  • über ba§

    Francisco - Caroliniini.

    ber

    £tefe?uttgber

    bon

    id) ob ìtx f ima.

    Jiinz. 1855.

    Srutf »on Sofef Simmer.

  • B e i t r ä g e

    zur

    K l i m a t o l o g i evon

    Ober Österreich.

    Von

    P. Augustin Res ihn ber,Direktor der Sternwarte in Kremsmünjler.

  • •5

    In früheren Jahrgängen der Berichte des vaterländischen»Museums Francisco - Carolinum« veröffentlichte mein hoch-verehrter Vorgänger in der Leitung der Sternwarte, dernunmehrige Herr Ministerialrath im hohen Ministerium desUnterrichtes, Dr. Marian Koller, Beiträge zur Klimatologie Ober-österreichs , abgeleitet aus den metereologischen Beobachtungenauf der Sternwarte zu Kremsmünster, und zwar im fünftenJahresberichte :

    a) »Ueber den Gang der Wärme in Oberösterreich aus denTemperatur - Beobachtungen von 1820 bis 1839;«

    in dem siebenten Jahres - Berichte :b) »Resultate zehnjähriger, auf der Sternwarte zu Krems-

    münster angestellter Beobachtungen (1833—1842) überdie Feuchtigkeits-Verhältnisse unserer Athmosphäre.

    Koller behandelte in diesen Aufsätzen zwei der wichtigstenGegenstände für das Klima einer Gegend, für das Gedeihenorganischer Wesen, und entwickelte die Gesetze, nach welchendie Aenderung sowohl der Erwärmung als des Dunst- oderFeuchtigkeits - Gehaltes der Luft während dem Verlaufe einesTages sowie des Jahres erfolgen.

    Die unseren festen Erdkörper umgebende Luft- und Dunst-Schichte bietet aber noch viele andere Seiten dem aufmerk-samen Beobachter, welche vom höchsten Belange für dasWohlbefinden des Menschen, der Thiere und der gesammtenPflanzenwelt sind.

    1*

  • So d r ü c k t die ungeheure Luft- und Dunst-Masse miteinem nicht unbedeutenden Gewichte auf alles unter ihr Be-findliche; die Grosse dieses Druckes, so wie die Aenderungenderselben wirkt je nach den Umständen verschieden auf lebendeWesen ein; anders z. B. befindet sich der Mensch in einerNiederung, wo er die ganze Höhe der Luft- und Dunst-Mengeüber sich, und ihr Gewicht zu ertragen hat, anders auf einemhohen Berge, wo er einen grossen Theil derselben unter sichhat, und nur dem Drucke einer bedeutend niederen Schichte,und zwar reinerer, weniger schweren Luft ausgesetzt ist.

    Geräth die Luft durch stärkere Erwärmung an einem Orteals an einem anderen benachbarten in Bewegung, entstehenLuftströmungen, W i n d e , so wird unser Luft- und Dunst-Kreis beständig erneuert, wir haben mit dem Andränge derLuftwellen zu kämpfen; je nachdem sie aus einer Gegendkommen, werden sie uns sehr verschieden beeigenschafteteLuftarten zuführen, wärmere oder kältere, leichtere oder schwe-rere, an Dünsten reichere oder ärmere; sie klären uns ent-weder den Himmel auf, oder umziehen ihn mit Wolken;trocknen die Luft und Erde aus, oder bringen uns Nieder-schläge, welche je nach den Umständen die Erde und allesauf ihr Befindliche mit Wasser übergiessen, oder mit demSchneekleide des Winters überziehen.

    Die W o l k e n bieten in ihren Formen, in ihrem Zuge,ihrer Menge, ihrem Wassergehalte ein reiches Materiale fürBeobachtungen; sie sind für das Leben organischer Körpervom wichtigsten Belange.

    Eine grosse und dichte Wolkenmenge schwebt wie eineDecke über der Erde, verhindert das zu grosse Ausstrahlen derWärme aus der Erdoberfläche, und also deren Abkühlung, in-dem sie das Entweichen der erwärmten Luft in höhere Re-gionen unterdrückt; bei heiterem Himmel kühlt in der Nachtdie Erde durch Wärme - Ausstrahlung ab, die untere Luft-schichte wird kälter, Nebel, Thau, Reif, Eis sind die nothwen-

  • digen Folgen je nach dem Grade der Abkühlung. Wir fühlenden Einfluss einer ruhenden Wolkenhülle, wenn dieser Zustandlängere Zeit andauert, auf unseren Körper recht gut; ein solcherZustand der Ruhe in der Luft, der geringe Wechsel in dervon uns einzuathmenden Luft stimmt unser Gemüth gewisser-massen melancholisch, was vorzüglich bei dem Inselklima derFall ist, während bei schneller erfolgenden Austausch der Luftwir uns körperlich und geistig viel wohler und heiterer be-finden. Der schwüle Zustand der Athmosphäre vor dem Aus-bruche eines Gewitters ist uns unbehaglich, Thiere und Pflanzensehnen sich nach dem Aufhören desselben; hat das Gewittersich entladen, so lebt Alles frisch auf, die gesammte Naturfühlet sich erquickt und gestärkt.

    Bei jeder Temperatur verdünstet ein Theil des Wassers ander Oberfläche der Erde; diese Dünste verbinden sich mit deratmosphärischen Luft; geht dieser Prozess längere Zeit undim erhöhten Grade vor sich, so verringert sich der Wasser-vorrath in den natürlichen Behältnissen, der Erdboden trocknetaus, die Pflanzen welken dahin aus Mangel entsprechenderNahrung, das aus der Luft von ihnen aufgenommene Wasserreicht für ihr Gedeihen nicht vollkommen aus, Alles sehnt sich,nach Erfrischung. Hat die Luft sich mit Wasserdünsten hin-reichend gesättigt, und tritt eine Depression der Temperaturein, so gibt sie einen Theil des aufgenommenen Wassers alsN i e d e r s c h l ä g e wieder zurück, nährt so unsere Quellen,Flüsse und Wasserbehaltnisse, erquicket das Erdreich, diePflanzen, und macht Menschen und Thieren ihre Existenzwieder behaglich.

    Diese Vorbemerkungen werden genügen, darzuthun, wiewichtig es sei, alle Vorgänge in unserem Luft - und Dunst-Kreise in ihrem Zusammenhange scharf ins Auge zu fassen,um zu einem sicheren Urtheile zu gelangen. Für diesesmal istes meine Absicht, die Lu f t - S t r ö m u n g e n etwas näher zubetrachten, und die aus vieljährigen Beobachtungen erlangten

  • Resultate darzulegen! Weit entfernt hier eine vollständige er-schöpfende Abhandlung über die Winde geben zu wollen, ge-denke ich nur das für eine bestimmte Gegend Wichtigste an-zuführen.

    Zum leichteren Verständniss des Nachfolgenden glaube icheinige allgemeine Bemerkungen voranschicken zu müssen.

    Solange die Luft überall gleich dicht ist, herrscht Gleich-gewicht und somit Ruhe in der Atmosphäre ; wird dieses Gleich-gewicht aber durch irgend eine Ursache gestört, so tritt Be-wegung in derselben ein, welche wir mit dem Namen Windbezeichnen.

    Die Hauptursache der Winde sind Temperatur - Aendc-rungen. Wird von zwei benachbarten Gegenden die eine stärkererwärmt als die andere, so entsteht in der erwärmten Gegendein aufsteigender Luftstrom, welcher über den kälteren Schich-ten der Nachbargegend oben abflies'st; in der kälteren Gegendbeginnt unten ein Zuströmen der kälteren Luft nach der er-wärmten Gegend; wir haben demnach oben eine Luftbevvegungvon der warmen zur kalten, unten von der kalten zur warmenGegend.». Eine andere unmittelbare Ursache der Winde und oft derheftigsten Stürme ist die schnelle Condensation der Wasser-dünste der Luft in Folge einer Temperatur-Erniedrigung. Durchdie Niederschläge gibt die Luft viele Dünste ab, wird verdünnt;es strömt daher von allen Seiten Luft in den verdünnten Raum,um so mehr als da, wo die Condensation statt fand, die Tempe-ratur der Luftr durch die frei gewordene Wärme erhöht unddadurch ein aufsteigender Luftstrom erzeugt wird,

    Wäre die Erdachse nicht um einen gewissen Winkel gegendie Achse ihrer Bahn geneigt (23° 27.'5), oder mit anderenWorten, würde die Aequätors - Ebene der Erde mit der Ebeneder Bahn (Ekliptik) zusammen fallen, so bewegte sich scheinbardie Sohne im Aequator, und wirkte das ganze Jahr hindurchauf unsere Erde in gleicher Weise ein, wir hätten bei der

  • doppelten Bewegung unserer Erde (innerhalb vier und zwanzigStunden um ihre Achse, im Laufe eines Jahres um die Sonne),Tag und Nacht, und zwar beide stets gleich lang, aber derUnterschied der Jahreszeiten hörte auf. Die Wärme - Erregungdurch die Sonne wäre im ganzen Jahre eine gleiche, wirwürden daher in unserer Atmosphäre nur die Bewegungenwahrnehmen, welche vom Stande der Sonne im Aequator, undvon dem Unterschiede der Temperatur der Tageszeiten abhängen;es müsste somit in selben eine vollständige Regelmässigkeitstattfinden. Am Aequator würde sich das ganze Jahr in Folgeder starken Erwärmung ein aufsteigender Luft - Strom bilden,welcher oben über den weniger erwärmten Luftschichten, dervom Aequator rechts und links liegenden Gegenden gegen diePole hinabflösse; in den unteren Theilen würde ein Zuströmender kälteren Luft von den Polen gegen den Aequator ein-treten , welche dort erwärmt aufsteigen und gegen die Polein den oberen Regionen abfliessen würde.

    Wegen der Achsendrehung der Erde von West nach Ost,würden diese Strömungen, da auch der Luftkreis Theil andieser Drehung nimmt, derart abgeändert, dass der Aequatorial-slrom in der nördlichen Erdhälfte in den oberen Regionen sichvon SW. nach NO., der Polarstrom von NO. nach SW., inder südlichen Erdhälfte der Aequatorialstrom vom NW. gegenSO., der Polarstrom von SO. nach NW. bewegte. Es kommtnähmlich in der nördlichen Erdhälfte der Südstrom vom Ae-quator, wo die grösste Geschwindigkeit der Achsendrehungstattfindet, in Breiten, wo diese allmählig kleiner wird, bis sieam Pole ganz verschwindet; er eilt daher anfangs weniger,dann immer mehr voraus, der Südstrom geht daher in SW.und W. über. .

    Der Polarstrom kömmt aus höheren Breiten, wo einekleinere Rotations-Geschwindigkeit stattfindet zu immer süd-licheren, wo die Rotations-Geschwindigkeit grosser ist, erbleibt daher anfangs weniger, dann immer mehr zurück, je

  • 8

    weiter er gegen den Aequator vorschreitet, geht daher in NO.,0. über. In grösserer Entfernung vom Aequator senkt sichder Südstrom immer mehr gegen die Oberfläche der Erde herab;bis er diese endlich erreicht und die nordöstlichen Strömungenverdrängt.

    Die Erklärung des Ganges der Luftströmungen in dersüdlichen Erdhälfte unterliegt nach dem für die NordhälfteGesagten keiner Schwierigkeit.

    In Folge der Achsendrehung der Erde von West nachOst werden die Östlichen Gegenden am Morgen früher er-wärmt als die westlichen, es entsteht dort ein aufsteigenderLuftstrom; aus den noch kälteren westlichen Gegenden strömt ander Boden - Oberfläche die kältere Luft von West gegen Ostzu, wir haben daher am Morgen in den unteren Regionenordentlicher Weise Westwind. Gegen den Abend erkalten dieöstlichen Gegenden früher, durch Abnahme der Erwärmungund Wärme-Ausstrahlung, während die westlichen immer mehrerwärmt werden, der Luftstrom geht am Boden in den Abend-stunden von Ost nach West, wir haben Ostwind. Die Regel-mässigkeit in den jährlichen Luftströmungen wird aber zur Un-möglichkeit, da die Aequators - Ebene der Erde gegen diescheinbare Bahn der Sonne um einen Winkel von 23° 27.'5geneigt ist ; es müssen je nachdem Stande der Sonne zurErde verschiedene Verhältnisse der Erwärmung und darum auchder Luftströmungen eintreten.

    Die Sonne bewegt sich in der einen Hälfte des Jahresunter, in der andern oberhalb des Aequators der Erde, Winter-und Sommer - Hälfte, die Sonnenstrahlen fallen in beidenHälften : verschieden auf die Erde, im Sommer verweilt dieSonne länger über dem Horizonte als im Winter, daher dieverschiedenen Grade der Wärme-Erregung, der Wechsel derJahreszeiten mit den ihnen eigentümlichen meteorologischenVorgängen auf unserer Erde. Diese gestalten sich im Allge-meinen auf der nördlichen Erdhälfte folgendermassen:

  • 9

    Gelangt im Frühlings - Aequinoctium die Sonne zumAequator, so findet in Betreff der Erwärmung und Luftströ-mungen das statt, was ich früher erwähnte für den Fall, wenndie Sonne sich stets im Aequator bewegte.

    Mit dem Uebersehreiten des Aequators geht die Erwärmungder zunächstgelegenen Zonen vorwärts, der Aequatorialstromwird mächtiger, vorherrschend, senkt sich immer tiefer gegendie Oberfläche der Erde herab, bis er diese endlich erreicht,der Südwestwind wird vorherrschend, und verdrängt allmähligdie Nordostwinde. Herrschen daher um die Zeit des Frühlings-Aequinoctiums, im März, April an der Oberfläche der Erde vor-züglich östliche Winde, so werden diese gegen das Sommer-Solstitium immer weniger, wo südwestliche Winde die Oberhandgewinnen. Diese führen, da ihr Weg über Meere geht, warmefeuchte Luft mit sich, während NO und 0 Winde über einengrossen Continent daherkommend trockene kältere Luft bringen.Mit dem Fortschreiten der Erwärmung gleicht sich die Tempe-ratur in den oberen und unteren Regionen mehr aus, dieLuftströmungen aus Ost werden seltener, während SW undW Winde im Junius und Julius die Oberherrschaft führen,und häufige oft sehr ergiebige Niederschläge erfolgen.

    Tritt die Sonne, nachdem sie im Junius den höchstenStand erreicht hatte, wieder mehr gegen den Aequator zurück,so nimmt die Erwärmung ab, der Aequatorialstrom zieht sichnach den höheren Regionen allgemach zurück, während ander Boden-Oberfläche die östlichen Winde wieder häufigerwerden.

    Nach dem Herbst-Aequinoctium tritt mit der langsamenAbnahme der Erwärmung mehr Ruhe in der Luft ein, grössereWärme - Variationen kommen seltener vor ; bei sparsamen Öst-lichen Winden haben schwächere westliche Winde das Ueber-gewicht; im Dezember geben oft rasche Temperature - Aende-rungen Veranlassung zu heftigen Luftströmungen aus Südwest.

    Beginnt nach dem Winter - Solstitium die Sonne sich

  • 10

    wieder dem Aequator zu nähern, und schreitet die Erwärmung,wenn auch wegen der auf der Erde in Folge der grossen Aus-küblung lagernden Schneedecke langsam vor, so treten oftschon Ende Januars, gewiss aber im Februar die grösstenBewegungen im Luft-Kreise ein, welche, da der Aequatorial-Strom nur in den obersten Regionen sich findet, an derBoden - Oberfläche aus Nordost und Ost kommen. Senkt sichder Aequatorial - Strom bis zur Erdoberfläche, so treten heftigeSüdwest-Stürme ein, welche Niederschläge, als Regen, alsoThauwetter zur Folge haben.

    Mit dem Frühlings-Aequinoctium beginnt derselbe Ciclusvon Erscheinungen aufs Neue, wie er so eben in den allge-meinsten Umrissen geschildert wurde.

    Dem oberflächlichen Beobachter der Windes-Richtungenwerden die Aenderungen derselben ganz verworren und regelloserscheinen, aufmerksame Beobachter hingegen haben schonlange die Erfahrung gemacht, dass in der Aenderung derWindes - Richtung eine gewisse Aufeinanderfolge stattfinde,und zwar in der Ordnung

    von S, SW, W, NW, N, NO, 0 , SO, S;selten aber doch Öfters, besonders im Winter, lässt sich dieserGang genau beobachten ; daraus leitete der berühmte MeteorologeProfessor Dove sein. Gesetz der Drehung des Windes ab.

    D o v e erklärt in seinen meteorologischen Untersuchungen(Berlin 1837 pag. 125 et seqq.) dieses Gesetz auf fol-gende Weise.

    »Die Rotations - Geschwindigkeit der einzelnen Punkte derOberfläche der Erde verhält sich wie die Halbmesser derParallel-Kreise, unter welchen sie liegen; sie nimmt also zuvon den Polen, wo sie Null ist, bis zum Aequator, wo sieam grössten wird. Im Zustande der Ruhe nimmt die LuftTbeil an der Drehungs-Geschwindigkeit des Ortes, über welchemsie sich befindet. Wie sie daher durch Temperatur - Differenzoder irgend eine andere Ursache ein Bestreben erhält, in einem

  • l i

    Parallelkreise zu fliessen, so wird die Drehung der Erde durch-aus keinen Einfluss auf sie äussern, weil die Punkte derOberfläche, zu welchen die strömende Luft gelangt, genaudieselbe Drehungs - Geschwindigkeit haben, als die Punkte,welche sie verlassen hat.«

    »Wird aber Luft durch irgend eine Ursache von den Polennach dem Aequator getrieben, so kommt sie von Orten, derenRotations-Geschwindigkeit gering ist, zu Orten, an welchendiese grosser ist. Die Luft dreht sich dann mit einer gerin-geren Geschwindigkeit nach Osten, als die Orte, mit welchensie in Berührung kommt, sie scheint daher nach entgegenge-setzter Richtung d. h. von Ost nach West zu fliessen. DieAblenkung dos Windes von der anfänglichen Richtung wirddesto grosser sein, je mehr sich bei gleichbleibender fort-rückender Bewegung die Drehungs - Geschwindigkeit des Aus-gangs-Punktes unterscheidet von der Drehungs-Geschwindigkeitdes Ortes, an welchem der Wind beobachtet wird, d. h. jegrosser der Unterschied der geographischen Breite der beidenOrte ist. Daraus folgt: ' • •

    1) auf der nördlichen Hemisphäre gehen Winde, welche alsNordwinde entstehen, bei dem allmähligen Fortrückendurch NO immer mehr nach 0 über;

    2) auf der südlichen Hemisphäre gehen Winde, welche alsSüdwinde entstehen, bei dem allmähligen Fortrückendurch SO immer mehr in 0 Winde über.«»Treten nun, nachdem Polarströme eine Zeit lang ge-

    herrscht haben, Aequatorial-Ströme ein, so wird in der nörd-lichen Halbkugel ein eintretender Südwind den mehr oder we-niger östlich gewordenen Polarstrom durch eine Drehung imSinne 0, SO, S verdrängen; in der südlichen der als Nordwindeintretende Aequatorial - Strom den mehr oder weniger östlichgewordenen Südpolar-Strom aus 0 durch NO in N verwandeln.Dieses gibt für die nördliche Erdhälfte die Veränderung .

    N, N 0 , 0 , SO, Sj

  • 12

    für die südliche die VeränderungS, SO, 0 , NO, N.«

    »Luft, welche vom Aequator nach den Polen abfliesst,kommt von Orten mit grösserer Rotations-Geschwindigkeit nachOrten hin, welche sich langsamer nach Osten bewegen.

    Daraus folgt :3.) auf der nördlichen Erdhälfte geht ein südlicher Wind

    bei seinem Fortschreiten allmählig immer mehr in SWund W über; •

    4.) auf der südlichen Erdhälfte geht ein nördlicher Windbei seinem Fortschreiten allmählig durch NW in W über.«»Ein West wird in beiden Hemisphären auf neue Aequa-

    torial - Ströme hemmend einwirken, und sie zu relativer Ruhebestimmen. Bei fortdauernder Tendenz nach dem Pole hinwird also die Erscheinung sich immer wiederholen, bis neuePolarströme den West in der nördlichen Hemisphäre durch NWin N, in der südlichen durch SW. in S verwandeln.«

    »Dieses gibt für die nördliche Erdhälfte die VeränderungS, SW, W, NW, N;

    für die südlicheN, NW, W, SW, S.«

    »Aus der Gesammtheit der betrachteten Erscheinungenfolgt also-.

    A. In der nördlichen Erdhälfte dreht sich der Wind, wennPolar- und Aequatorial - Ströme mit einander abwechseln,im Sinne

    S, W, N, 0 , S durch die Windrose,und er springt zwischen S und W, und zwischen N und 0häufiger zurück als zwischen W und N, und zwischen0 und S.

    B. In der südlichen Erdhälfte dreht sich der Wind, wennPolar- und Aequatorial-Ströme mit einander abwechseln,im Mittel im Sinne

    S, 0 , N, W, S durch die Windrose,

  • 13

    und springt zwischen N und W und zwischen S und 0häufiger zurück, als zwischen W und S und zwischen0 und N.«

    Wir haben es also hier mit einer Drehung des Windesim Grossen zu thun , welche wir mit dem Namen W i r b e lbezeichnen. Verfolgt man die Vorgänge in der Athmosphäre,welche diese Wirbel begleiten, und beachtet man die Angabender meteorologischen Instrumente, so findet man folgendesGesetz :

    Südliche und südwestliche Winde bringen warme mitDünsten überfüllte Luft. Die Spannkraft der Dünste ist gross(Maximum), der Luftdruck klein, zeigt sein Minimum bei denSüdwestwinden, Temperatur das Maximum, Dunstgehalt dasMaximum, der Himmel ist mit Cirrus umwölkt, öfters erfolgenNiederschläge als Regen.

    Geht der Wind in West über sosteigt der Luftdruck,sinkt der Dunstdruck,sinkt die Temperatur,es erfolgen Condensationen der Dünste,und häufige Niederschläge gewöhnlich als Regen,die Wolken werden sehr verdichtet zu Cirrostratus ;

    Rückt der Wind gegen NW vor, sosteigert sich der Luftdruck,vermindert sich der Dunstdruck,sinkt die Temperatur,häufige Niederschlage erfolgen, (im Winter als Schnee,

    wegen der erniedrigten Temperatur),Dunstgehalt der Luft nimmt ab,die Wolken gehen in Cumulostratus über.

    Zwischen N und NW lösen sich die Cumulostratus in

    Cumulus auf; die Niederschläge hören auf, der Himmel heitert

    sich langsam auf; •

  • 14

    der Dunstgehalt wird kleiner;Luftdruck steigt;Dunstdruck und Temperatur sinkt.

    Beim Drehen des Windes von N gegen NO wird esganz heiter;

    Luftdruck erreicht sein Maximum;Dunstdruck und Temperatur ihr Minimum;Dunstgehalt sein Minimum.

    Bei Ostwinden beginnt der Luftdruck abzunehmen, derDunstdruck, die Temperatur, Dunstgehalt zuzunehmen, derHimmel bleibt noch heiter.

    Bei SO Winden setzen sich diese Erscheinungen fort; amHimmel erscheinen feine Cirrus mit dem Zuge von SO, welchesich bei Uebergang des Windes gegen S mehr verdichten.

    Im Südwest erreicht der Luftdruck sein Minimum, Durist-druck, Temperatur, Dunstgehalt wieder ihr Maximum ; die Cirruswerden immer dichter, nicht selten erfolgen wässerige Nieder-schläge.

    Bei diesen Vorgängen befolgen alle meteorologischen Er-scheinungen einen gesetzmässigen Gang, der eine Zustand be-dingt nothwendig die übrigen.

    Wir erhalten durch dieses Drehungsgesetz des Windessogenannte W i n d r o s e n

    für den Luftdruck mit dem Maximum bei einem NO Windemit dem Minimum bei einem. SW Winde

    für die Temperatur 1den Dunstdruck >den Dunstgehalt J mit dem Maximum bei einem SW Winde

    mit dem Minimum bei einem NO Windefür die Wolkenmenge Ìund die Niederschläge j mit dem Maximum bei einem Winde

    , aus W gegen NW' mit dem Minimum bei einem Winde

    zwischen N und 0 gegen SO

  • 15

    Diese Erscheinungen erfolgen in solcher Regelmässigkeit,und in der eben bezeichneten Weise, jedoch nur in voll-kommen offenen Gegenden, in welchen die Luftströmungenauf keine Hindernisse, wie z. B. Gebirge stossen, und keineAblenkung von ihrer ursprünglichen Richtung erleiden, eben sowerden die Verhältnisse der atmosphärischen Luft in Betreffder Temperatur, des Dunstgehaltes, der Niederschläge etc. ver-schieden modificirt, wenn die Luftströmungen den Weg überhohe mit Schnee bedeckte Gebirge zu machen haben.

    Unsere Gegend ist gegen SO, S, SW begrenzt von dendicht hinter einander geschichteten hohen Alpen, im N und NOvon den weniger hohen bis an die Spitzen bebauten oderbewaldeten Bergen des Mühlkreises, und also nur im W, NWund 0 dem ungehinderten Zutritte der Luftströmungen offen,welcher Umstand für unseren Ort eigene meteorologische Ver-hältnisse bedinget.

    Die barometrische Windrose für unseren Ort, d. h. dieGrosse des Luftdruckes bei den acht Hauptwinden ist nachzwanzigjährigen Beobachtungen

    beim Winde N Luftdruck = 324."'65 Pariser Linien.NO „ 323. 530 „ 321. 93SO „ 319. 50S „ 320. 58SW „ 321. 98W „ 322. 67NW „ 323. 70

    Es trifft das Maximum des Luftdruckes ein bei einemWinde aus dem Punkte der Windrose, der um weniges vomN in der Richtung gegen NW absteht; das Minimum bei einemWinde aus dem Punkte der Windrose, der nahe am S in derRichtung von S gegen SO liegt.

  • 16

    Die hohen Alpen kühlen die südlichen und südwestli-chen Luft - Ströme bedeutend ab, die Dünste condensiren sich,und darum in unserer Gegend häufige und reichliche Nieder-schläge.

    Die Höhe der jährlichen Wassermenge aus den Nieder-schlägen der Athmosphäre beträgt nach 34jährigen Messungen= 34."03 Par. Zolle; sie vertheilt sich auf die einzelnenMonate, wie folgt:

    Jan. l."988 Par. Zolle.Febr. 1. 832März 2. 234April 2. 320Mai 3. 055Juni 4. 423Juli 4. 701Aug. 4. 458Sept. 2. 717Oct. 2. 303Nov. 2. 032Dec. 1. 971

    auf die JahreszeitenWinter 5."791 Par. Zolle.Frühling 7. 609Sommer 13. 582Herbst 7. 052;

    oder die Mengen der Jahreszeiten in Prozenten der Jahres-menge ausgedrückt

    Winter 17.04 Prozente der Jahresmenge,Frühling 22.33 „ „Sommer 39.89 „ „ „Herbst 20.74 „ „ „

    Für unsere Gegend stellt sich demnach folgendes Schemader athmosphärischen Veränderungen bei der Drehung desWindes durch S, SW, W, NW, N, NO, 0 , SO, S heraus:

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  • 18

    Die Drehung des Windes durch die ganze Peripherie derWindrose lässt sich an der Windfahne nur selten, am öftesten imWinter vollständig beobachten; beobachtet man aber sorgfältig denGang des Luft- und Dunstdruckes, der Temperatur, des Dunst-gehaltes, so wie die Zustände der Bewölkung und des Wolken-zuges, so weiset sich Doves Drehungsgesetz sehr schön nach.

    Es kommt bei diesen Luftwirbeln im Grossen vorzüglichauf die Lage des Ortes zum Mittelpunkte des Wirbels an.

    Liegt ein Ort im Mittelpunkte der Drehung, so herrschtwährend der Drehung des Windes an einem solchen OrteRuhe, während es an der Peripherie stürmisch zugeht. Liegter mehr in der Peripherie der Drehung, so wird er je nachder Lage die Heftigkeit der Luftströmung in der einen oderanderen Weise empfinden.

    Liegt er z. B. in dem Westpunkte des Wirbels, so wirder nach einander S, SW, W, NW Winde haben, und vondem Ost, wenn die Drehung so weit vorgerückt ist, wenigoder nichts verspüren.

    So z. B. herrschte am 13. November 1854 in Wien einanhaltender Sturm, am 14. November auf dem schwarzen Meereder ungeheure Sturm, welcher mehrere Kriegs- und vieleHandels-Schifle vernichtete; am 16. November ein grosser Sturmauf dem Bodensee und in Gegenden des westlichen Deutsch-lands, während in unserer Gegend diese Tage hindurch dieLuft beinahe ganz ruhig war; Luftdruck, Temperatur etc. än-derten sich aber so, dass man auf bewegte Vorgänge in ent-fernteren Gegenden mit Sicherheit schliessen konnte.

    Hat der Luftwirbel einen kleineren Durchmesser, so er-folgen alle Aenderungen im raschen Gange, und lassen sichan den meteorologischen Instrumenten, und die Drehung desWindes an der Windfahne beobachten.

    Die Dauer dieser Drehungen ist sehr verschieden, umfasstoft mehrere Tage, während manchmal die Drehung im .Verlaufeweniger Tage, ja selbst eines Tages vollendet wird.

  • 19

    Luftwirbel von ganz kleinem Durchmesser (gewöhrilich unterdem Namen der Wirbelwinde bekannt), entstehen manchmalbesonders bei Gewittern aus dem Kampfe zweier in entgegengesetzten • Richtungen sich bewegenden Luftströmungen, oderauch , indem eine bewegte Luftmasse gegen eine ruhendegleichsam anstosst. So bei dem Gewitter am 30. Junius 1854nach 12 Uhr Mittags; am Vormittage herrschte ein heftiger Ost,gegen Mittag wurde ein Gewitter von einem mächtigen Windeaus West herangetrieben, beide Luftströmungen geriethen inKampf, verheerende Wirbel waren das Resultat; der Weststurmgewann die Oberhand, und jagte das Gewitter mit ungeheurerGewalt und Schnelligkeit noch weit nach Osten fort.

    Solche mehr lokale Wirbel werden oft höchst verderbend,indem sie frei auf dem Boden liegende Gegenstände aufhebenund wegführen, Häuser abdecken, Bäume entwurzeln etc.Ueber den Wasserflächen entstehen durch sie die sogenanntenWasserhosen. Sie haben in der Regel eine in der Richtungder Resultirenden der zwei in Kampf gerathenen Kräfte fort-schreitende Bewegung.

    Bei Beobachtungen der Winde hat man besonders zusehen auf die R i c h t u n g , G e s c h w i n d i g k e i t , S t ä r k e undA u s b r e i t u n g des W i n d e s .

    Was die Richtung des Windes anbelangt, so bezieht mansie auf die Weltgegend, woher der Luftstrom kommt, undbenennt darnach den Wind; so ist ein Westwind ein Luft-strom, welcher aus Westen kommt etc. Man theilt sich zudiesem Zwecke die Peripherie des Horizontes in 4 , 8 oder 16gleiche Theile, und bezeichnet die Winde mit den Anfangs-Buchstaben der Gegenden, aus welchen sie kommen, (Wind-rosen); z. B. bei der Eintheilung der Peripherie in

    4 Theile W, N, 0 , S; ,

    8 „ W, NW, N, NO, 0 , SO, S, SW;16 „ W, WNW, NW, NNW, N, NNO, N0> ONO, 0,

    OSO, SO, SSO, S, SSW, SW, WSW.2*

  • 20

    Gewöhnlich begnügt man sich mit der Eintheilung derPeripherie des Horizontes in acht Theile, und zählt also achtHauptwinde.

    Zur Beobachtung der Windesrichtung an der Oberflächeder Erde benützt man leichtbewegliche Windfahnen auf erhöhtenGebäuden; auf der Zinne unserer Sternwarte ein acht Ellenlanges und zwölf Zoll breites Band.

    Die Richtung der Luftströmungen in höheren Regionenbeurtheilt man aus dem Zuge der Wolken.

    Jeder Ort hat einen bestimmten Punkt der Windrose, auswelchem die mehrsten Winde kommen ; es ist von besonderemInteresse, diesen Punkt durch genaue Beobachtungen der Win-desrichtungen im Verlaufe eines Tages, Monate, Jahres, undim Mittel vieler Jahre zu bestimmen.

    Man sieht die Winde als Kräfte an, welche die Luft inBewegung bringen, und setzet sie, wie alle Kräfte in der Me-chanik, zusammen, wodurch man eine Richtung erhalt, welcheman die mi t t l e re W i n d e s r i c h t u n g nennt. Man muss hiebeinicht bloss die Richtung, sondern auch die Stärke der Mittel-kraft bestimmen. Der Physiker L a m b e r t setzt, um einen festenAnhaltspunkt zu erlangen, die Zahl aller in einem Jahre beob-achteten Windesrichtungen = 1000, und dividirt damit in dieStärke der mittleren Windesrichtung.

    So zum Beispiele war für Kremsmünster im Jahre 1854die mittlere Windesrichtung aus dem Punkte der Windrose,welcher 83° 11' vom Nord gegen West absteht, und die Stärkeder Mittelkraft = 100; d. h. die 1000 im Jahre beobachtetenWinde haben auf die Bewegung der Luft eben so eingewirkt,wie 100 Winde aus dem Punkte der Windrose

    N. 83° 11' W. gewirkt hätten.Zur genaueren Bestimmung der mittleren Windesrichtung

    und Stärke für unsere Gegend benütze ich die Beobachtungender letzten 25 Jahre (1830—1854), seit welcher Zeit in denmeteorologischen Tagebüchern der Sternwarte, sowohl die Win-

  • desrichtungen als des Windes Stärke mit besonderer Sorgfaltaufgezeichnet sind, so wie am Schlüsse eines jeden Jahres genaudie Zahl der Tage ausgemittelt wurde, an welchen einer deracht Hauptwinde vorherrschend war.

    Folgendes Schema gibt für die Monate des Jahres imDurchschnitte von 25 Jahren die mittlere Anzahl der Tage, anwelchen einer der acht Hauptwinde herrschte.

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    S5

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    cocoai

    pco

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    cocv

    coin

  • 22

    Bei Durchsicht dieses Tableau's zeigt sich, dass die reinenN und S Winde in unserer Gegend selten vorkommen ; es sindvon beiden je drei Tage mit herrschendem Winde aus diesen Rich-tungen; vorn N am öftesten im Mai, vom S im Mai und Junius;0 und NO wehen am Öftesten im April und Mai; SO im Aprilund Mai; SW im Januar, Junius und Dezember; W Windeam häufigsten im Junius, Julius und August ; NW Windein den Monaten März bis Julius, sind am seltensten imDezember.

    Betrachtet man in der letzten Vertical-Columne die Summeder windigen Tage in den einzelnen Monaten, so findet maneinen regelmässigen Gang; die meisten Tage mit Winden sindin den Monaten May bis August, also in den wärmeren Mona-ten, die wenigsten Tage mit Winden im November bis Februarin den kälteren Monaten ; in den ersteren (wärmeren) Monatensind die täglichen Temperaturschwankungen in der Regel grosseralso die Ursachen zu Luftströmungen häufiger, als in den letz-teren (kälteren), wo die Temperatur der Luft während einesTages im Allgemeinen keinen so grossen Aenderungen unter-worfen ist.

    Die letzte Horizontal-Columne zeigt deutlich das Ueberge-wicht der westlichen Winde (SW, W, NW) = 173,88, überdie östlichen (NO, 0 , SO) = 102,96. —

    Nach der Lambert'schen Formel zur Bestimmung der mitt-leren Windesrichtung und Stärke, wenn man setzt

    A. = W — 0 4- (NW -f SW — NO — SO) sim. 45°B. = N — S. 7J- (NW + NO — SW — SO) cos. 45°gibt die Gleichung

    tang. qp. = ~ den Winkel der mittleren Windesrichtung mit

    dem N Punkte der Windrose und

    -}- B2 = die Stärke des mittleren Windes,

  • 23

    Aus obigen Daten ist für Kremsmünster

    Mi t t l e re W i n d e s r i c h t u n g . Mittlere

    Stärke.

    Januar vom N 78° 37 ' gegen W 2.79

    Februar

    März

    April

    Mai

    Junius

    Julius

    August

    September

    October

    November

    Dezember

    Jahr

    N

    N

    N

    N

    N

    N

    N

    N

    N

    N

    N

    N

    71

    60

    38

    36

    76

    73

    72

    46

    67

    70

    85

    68

    16

    45

    30

    30

    36

    28

    20

    13

    11

    20

    33

    47

    „ w„ w» w„ w„ w» w„ w„ w

    w» w„ w.. w

    7.35

    8.17

    3.94

    4.30

    11.13

    12.23

    9.82

    4.53

    4.51

    3.98

    4.25

    72.35

    Bei der Durchsicht der mittleren Windes-Richtung in deneinzelnen Monaten erkennt man leicht * das hierin herrschendeGesetz, und die Abhängigkeit von den Jahreszeiten. Im Aprilund Mai wo häufige Ostwinde und weniger südwestliche undwestliche Winde wehen, tritt der Punkt der mittleren Windes-Richtung mehr gegen N; im Junius, wo die südwestlichen undwestlichen Strömungen die Ostwinde mehr verdrängen, indemder Aequatorial - Strom sich auf die Oberfläche der Erde herab-senkt, weiter gegen den Westpunkt; dieser Zustand dauert imJulius und August mit geringer Ahnahme an. Im September,wo die Sonne den Aequator wieder erreicht, treten Ostwindemit ihrem Einflüsse auf, da der Aequatorial - Strom sich

  • 24

    langsam von der Erdoberfläche gegen die oberen Regionenerhebt, der Punkt der mittleren Windes - Richtung nähert sichdem N. ,

    Im October, November und Dezember, wo die Windeseltener werden, und die westlichen die Mehrzahl bilden, gehtder Punkt der mittleren Windes - Richtung weiter gegen West,und erreicht im Dezember den grössten Abstand von N.

    Wenn die Sonne nach dem Winter-Solstitium wieder demAequator sich nähert, wechseln öftere Ostwinde mit den west-lichen , der Punkt der mittleren Windes - Richtung rückt vomW mehr gegen den N, bis er im Mai den kürzesten Ab-stand vom N bei dem Häufigerwerden der Östlichen Windeerreicht.

    Die G e s c h w i n d i g k e i t d e s W i n d e s hängt ganz vondessen Stärke ab, wie wohl Jedermann sich leicht überzeugt.Eine schwache Kraft hat eine langsame Bewegung zu Folge,eine grössere Kraft beschleunigt sie. Vom leisen Luftzuge biszum stürmischsten Orcane, mit welchem Ausdrucke wir denhöchsten Grad der Stärke des Windes zu bezeichnen pflegen,finden.wir oft in kurzen Zeiträumen alle Zwischenstufen.

    Mit welcher Schnelligkeit bei heftigen Stürmen Luftwellenfortgetrieben werden, gab uns ein Beispiel der Orkan vom30. Junius 1854, welcher in Kremsmünster 20 Minuten nach12 Uhr Mittags losbrach, und um 2 Uhr 30 Minuten schonin Wien eintraf, also den Weg von 2 Graden 15 Minuten(Meridiandifferenz zwischen Kremsmünster und Wien) oder vonohngefähr 34 Meilen in der Zeit von zwei Stunden 10 Minutenzurücklegte.

    Die Geschwindigkeit des Windes zu messen, ist mit vielenSchwierigkeiten verbunden; die Geschwindigkeit der Luft-Strö-

  • 25

    mungen in höheren Regionen zu bestimmen, geben die Wolken,wenn solche vorhanden, einen Anhaltspunkt, indem man dieBewegung des Schattens, den sie auf die Erde warfen, beob-achtet.

    Dagegen ist die S t ä r k e d e s W i n d e s ein besondererGegenstand der Beobachtung. Man schätzt diese Stärke ent-weder nach dem Effekte, den die Winde: hervorbringen, oderbedient sich eigener Instrumente der Windkraftmesser, Anemo-meter. Auf unserem Observatorium wird seit einer längerenReihe von Jahren die Stärke des Windes durch Schätzung be-stimmt , und zu allen Beobaehtungs - Stunden zugleich mit denWindes - Richtungen im Tagebuche verzeichnet.

    Man bezeichnet bei dieser Schätzung

    gänzliche Windstille mit einem Punkte oder Striche . oder —

    einen sehr schwachen Wind, dass die Blätter der

    Laubpflanzen eben bewegt werden mit . . . 0 bis 1

    einen schwachen Wind mit . . . . . . . 1

    einen massigen Wind mit 2

    einen starken Wind mit 3

    einen sehr heftigen Wind, Sturm, Orcan mit . 4

    Aus den täglichen Beobachtungen von 1845 bis 1854leitete ich die monatlichen Mittel für die einzelnen Beobaeh-tungs - Stunden und für den Monat ab, und stellte so fol-gende Uebersicht des mittleren täglichen Ganges der Winde§-stärke in den einzelnen Monaten zusammen,

  • Januar

    Februar

    März

    April

    Mai

    coJuni

    Juli

    August

    September

    Oktober

    Novem

    ber

    Dezem

    ber

    Jabr

    16 h

    0.32

    0.66

    0.41

    0.42

    0.31

    0.39

    0.32

    0.32

    0.28

    0.33

    0.39

    0.45

    0.38

    18 h

    0.44

    0.73 .

    0.52

    0.52

    0.47

    0.51

    0.40

    0.43

    0.41

    0.43

    0.50

    0.53

    0.49

    20h

    0.50

    0.80

    0.69

    0.76

    0.71

    0.63

    0.51

    0.57

    0.48

    0.50

    0.55

    0.65

    0.62

    22h

    0.51

    0.85

    0.76

    0.82

    0.80

    0.70

    0.63

    0.65

    0.63

    0.59

    0.55

    0.68

    0.68

    OhM

    ittag

    0.55

    0.93

    0.85

    0.93

    0.85

    0.79

    0.76

    0.79

    0.76

    0.69

    0.59

    0.71

    0.76

    2"0.53

    0.92

    0.89

    0.96

    0.89

    0.91

    0.79

    0.81

    0.74

    0.71

    0.59

    0.72

    0.79

    4h

    0.47

    0.78

    0.77

    0.87

    0.85

    0.76

    0.73

    0.71

    0.67

    0.57

    0.51

    0.67

    0.70

    6 h0.43

    0.72

    0.57

    0.57

    0.60

    0.58

    0.45

    0.47

    0.41

    0.45

    0.47

    0.60

    0.53

    8 h

    0.41

    0.71

    0.50

    0.44

    0.45

    0.50

    0.44

    0.38

    0.34

    0.40

    0.42

    0.57

    0.50

    10 h

    0.39

    0.64

    0.44

    0.40

    0.30

    0.33

    0.28

    0.32

    0.27

    0.34

    0.38

    0.54

    0.39

    Mittel

    0.46

    0.77

    0.64

    0.67

    0.62

    0.61

    0.53

    0.55

    0.50

    0.50

    0.50

    0.61

    0.58

  • 27

    Man sieht aus diesen Mittelgrössen, dass die Aenderungenin der Stärke des Windes während eines Tages ganz regel-mässig in allen Monaten erfolgen, und gleichen Schrittes mitden Aenderungen der Erwärmung durch die Sonne gehen; derWind ist am stärksten um die Zeit der grössten Wärme, amschwächsten in der Nacht kurze Zeit nach der unteren Culmi-nation der Sonne.

    Vergleicht man die Maxima und Minima der mittlerentäglichen Windes - Stärke in den einzelnen Monaten

    Minimum. maximum. (Max.—Min.)

    Januar

    Februar

    März

    April

    Mai

    Juni

    Juli

    August

    September

    Oktober

    November

    Dezember

    0.32

    0.64

    0.41

    0.40

    0.30

    0.33

    0.28

    0.32

    0.27

    0.33

    0.38

    0.45

    0.55

    0.93

    0.89

    0.96

    0.89

    0.91

    0.79

    0.81

    0.76

    0.71

    0.59

    0.72

    0.23

    0.29

    0.48

    0.56

    0.59

    0.58

    0.51

    0.49

    0.49

    0.38

    0.21

    0.27

    so findet man, dass in der mittleren täglichen Aenderung derWindes - Stärke ein bestimmtes Gesetz herrsche, welches durchdie Differenz des (Maximum—Minimum) deutlich ausgesprochenist; nämlich die grössten Aenderungen der Stärke des Windeswährend eines Tages finden statt in den Monaten April bisJulius, in welchen auch die grössten Temperatur - Schwan-kungen während eines Tages vorkommen; die kleinsten Aen-

  • 28

    derungen in den Monaten, wo die Extreme der Temperatur,höchste und.tiefste sich einander näher liegen.

    Im Februar, wo der Wind die grösste mittlere Intensitäthat, beträgt die Differenz Maximum — Minimum = nur 0.29;wir wissen, dass die Stürme dieses Monates mit nur geringerSchwächung oft Tag und Nacht anhalten, da sie nicht so vielin der täglichen Aenderung der Wärme, als viel mehr in demKampfe des Aequatorial - Stromes mit dem Polar-Strome ihrenGrund haben.

    Die monatlichen Mittel der letzten Vartical - Columne inobiger Tabelle der Aenderung der Windes-Stärke zeigen, dasszehnjährige Beobachtungen noch nicht ausreichen, das Gesetzder jährlichen mittleren Aenderung der Intensität des Windesgenügend darzustellen. So viel aber geht aus diesen Mittelzahlenhervor, dass das Minimum = 0.46 im Januar und das Minimum= 0.77 im Februar der mittleren Windes-Stärke im Jahre sichganz nahe liegen, wie dieses auch die allgemeine Erfahrung inunserer Gegend bestätiget, dass im Januar sehr häufig gänzlicheRuhe in der Atmosphäre herrsche, während der Februar wegender Häufigkeit und Stärke der Winde sprüchwörtlich bekanntist. Eben so sind September, Oktober und November im All-gemeinen ruhige Monate, von einzelnen Ausnahmen abgesehen.

    Stellt man die Tage eines Monates nach der mittlerenStärke des Windes in vier Gruppen zusammen, wo

    die erste Gruppe die Tage mit gänzlicher Windstille (.)

    „ zweite „ „ „ „ schwachem Winde (0.1 bis 1.0)

    „ dritte „ „ „ „ massigem Winde . (1.1 bis 2.0)

    „ Vierte „ „ „ „ starkem Winde . . (2.1 bis 4.0 )

    in sich begreift, so erhält man aus dem Durchschnitte zehn-jähriger Beobachtungen folgende Uebersieht,

  • 2.96.66.36.05.14.23.03.83.93.84.54.9

    0.91.70.40.70.50.10.20.00.20.40.91.9

    29

    I. II. III. IV.

    windstill, schwach. Wind, massig. Wind, stark. Wind.

    Januar 10.6 * 16.6Februar 5.0 14.9März 4.6 19.7April 3.2 19.7Mai 3.7 21.7Juni 2.1 23.6Juli. 2.7 25.1August 3.3 23.9September 4.7 21.2Oktober 7.8 18.8November 8.7 16.1Dezember 9.7 14.5

    Summe 66.1 235.8 55.0 7.9

    Die windstillen Tage sind am häufigsten im Januar undDezember; am wenigsten im Junius.

    Schwache Winde am häufigsten im Mai bis August; amwenigsten von November bis Februar.

    Massige Winde am meisten im Februar, März, April; amwenigsten im Januar und Julius.

    Die stärksten am längsten andauernden Winde im Dezemberund Februar; am wenigsten im Junius bis September.

    Kurze Zeit andauernde Stürme, wie sie bei Donnerwetternvorkommen, wo bald wieder eine Abnahme oder gar Windstilleeintritt, geben im täglichen Mittel, besonders wenn die Beob-achtungs-Stunden während eines Tages mehrere sind, wie beiuns zehn (zu allen geraden Stunden von 4 Uhr Morgens biszehn Uhr Abends) keinen besonderen Ausschlag; massgebendsind bei diesem zehnjährigen Durchschnitte nur die längereZeit anhaltenden Winde. ' " .

  • 30

    Was die A u s b r e i t u n g de r W i n d e betrifft, so hängtdie Grosse derselben von der Stärke und Dauer des Windesab. So wie schwache Wellen in einem Wasserbehältnisse nureinen kleinen Ausbreitungs - Kreis hab'en, und bald sich ver-lieren , eine heftige Erregung sich einer ausgedehnten Mengeder Wassermasse mittheilet, so findet ganz dasselbe statt undmuss stattfinden bei den Luftbewegungen. Grosse anhaltendeStürme verbreiten sich über weite Länderstrecken. Ueber dieVerbreitung der Winde können nur Beobachtungen, gemachtan recht vielen, und weit von einander entfernten Orten, Auf-schluss geben.

    Sollen dergleichen Erscheinungen im Grossen gehörig auf-gefasst, und überhaupt so manche Fragen in der Meteorologieglücklich und befriedigend gelöst werden, so ist ein einmü-thiges und unverdrossenes Zusammenwirken Aller, die sich mitdiesem Zweige der Naturwissenschaft beschäftigen, nothwendig.Die Arbeiten Einzelner haben mehr nur lokales Interesse, durchdas Sammeln und Zusammenstellen der Auffassungen, welchesich über einen grossen Theil der Erde verbreiten, gelangtman zur Ergründung der Ursachen der Natur-Erscheinungen,die Wirkungen und Folgen ergeben sich dann ungezwungen.

    Es ist in hohem Grade erfreulich , dass man in neuererZeit diesem wichtigsten Punkte die entsprechende Würdigungschenket.

    In mehreren Ländern Europas gründeten sich unter demSchütze und der kräftigsten Unterstützung von Seite der hohenRegierungen meteorologische Vereine mit einer Central-Anstaltan der Spitze, welche den Vereinigungspunkt der über die ein-zelnen Provinzen vertheilten Arbeitskräfte bildet.

    Im Österreichischen Kaiserstaate besteht dermalen ein Netz vonnahe an 100Beobachtungsstationen, deren mehrere auf jede Pro-vinz kommen, mit der k. k. C e n t r a l - A n s t a l t für M e t e o -r o l o g i e und E r d m a g n e t i s m u s in W i e n ( g e g r ü n d e t

  • 31

    d u r c h d ie Gnade Sr. Ma je s t ä t d e s g l o r r e i c h r e g i e -r e n d e n K a i s e r s F ranz j o s e p h I. am 2 3. J u l i u s 1851 )unter der Leitung des ausgezeichneten Naturforschers Dr. Car lKr e il. Die von der k. k. Central-Anstalt veröffentlichten Annalenfür Meteorologie, Abhandlungen, und monatlichen Uebersichten derWitterung in Oesterreich enthalten einen reichen Schatz von Beob-achtungen für Forschungen über Witterungskunde; manche wichtigeFrage hat aus selben schon ihre Lösung gefunden, so z. B. die überdie periodische Aenderung der Luftwärme durch Herrn Kar lF r i t seh, Adjunkten an der k. k. Central-Anstalt etc. etc.

    Russland unterhält viele meteorologische Observatorien inseinen ausgedehnten Provinzen Europa's und Asien's mit einemphysikalischen Central - Observatorium zu Petersburg unter derLeitung des Staatsrates Kupffer.

    Der berühmte Meteorologe Dove in Berlin leitet den me-teorologischen Verein Preussens. In Baiern existirt ein gleicherVerein unter der Oberaufsicht des genialen Direktors Dr. J.Lamont.

    In neuerer Zeit wurden meteorologische Vereine in Frank-reich mit seinem Centrale in Paris, und in den Niederlandenmit dem Haupt-Observatorium zu Utrecht gegründet etc.

    Unter solchen Auspicien geht die Meteorologie einer schöneErfolge versprechenden Zukunft entgegen.

    Kremsmünster, Anfangs Juni 1855.


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