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Miniaturhersteller Johann Wolkersdorfer Verfeinerung RODKLING DIORAMEN M. 1:1250, Roland Klinger: Bespannung, Ruder, Miniatur ins „Wasser“ gesetzt und in „Fahrt“ gebracht, Vitrinenbeschriftung Miniaturnummer JW 038 Kobukson („Schildkrötenschiff“, koreanisch „Geobukseon“, verdeutscht „Kobukson“) Kriegsschiff, Koreanische Marine, Zustand 1592 Fotos © M. Grimm Kurzinformation
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Miniaturhersteller Johann WolkersdorferVerfeinerung RODKLING DIORAMEN M. 1:1250, Roland Klinger: Bespannung, Ruder, Miniatur ins „Wasser“ gesetzt und in „Fahrt“ gebracht, Vitrinenbeschriftung Miniaturnummer JW 038

Kobukson („Schildkrötenschiff“, koreanisch „Geobukseon“, verdeutscht „Kobukson“)Kriegsschiff, Koreanische Marine, Zustand 1592

Fotos © M. Grimm

KurzinformationDas Schildkrötenschiff oder Kobukson war ein koreanischer Kriegsschifftyp. Zum Einsatz kamen die Schiffe vor allem während des Imjin Kriegs (Siebenjähriger Invasionskrieg zwischen Japan und Korea von 1592 bis 1598). Die ältesten Hinweise auf Schildkrötenschiffe finden sich in den Annalen der Chosun-Dynastie von 1413 und 1415 (das Chosun-Herrschergeschlecht regierte Korea mehr als 500 Jahre, von 1392 bis zum Ende des Kaiserreiches im Jahre 1910). Diese Schiffe wurden als Rammschiffe erwähnt, die hauptsächlich gegen ___________________________________________________________________________________________

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japanischer Piraten eingesetzt wurden. Die Panzerung des Oberdecks bestand aus bis zu 25 cm dicken Holzplatten und gaben damit diesem Schiffstyp zunächst seinen Namen.Um 1591 begann die Neuentwicklung der Schildkrötenschiffe unter Leitung des koreanischen Admiral Yi Soon-shin. Der Admiral, zu jener Zeit Befehlshaber der koreanischen Marine in Yosu, ahnte den Angriff der Japaner voraus und suchte nach einer Möglichkeit, die zahlenmäßige Überlegenheit der Japaner auszugleichen. Das erste der neuen Schildkrötenschiffe lief am 12. April 1592 vom Stapel, gerade einen Tag vor dem Beginn der japanischen Invasion Koreas. Es war das erste mit Eisen bewehrte Kriegsschiff in der Marinegeschichte. Das heutige Wissen über das Kobukson, seinen Einsatz in den Seeschlachten des Siebenjährigen Japanisch-Koreanischen Invasionskriegs, und die Persönlichkeit des Koreanischen Admirals Yi Sonn-shin, ist dem erhalten gebliebenen Kriegstagebuch und Gerichtsunterlagen Admiral Yis, sowie den königlichen Archiven der Chosun Dynastie – den erhalten gebliebenen amtlichen Aufzeichnungen der Regierung - entnommen. 2013 wurde Admiral Yis Kriegstagebuch zum Weltdokumentenerbe erklärt.

Technische SchiffsdatenKonstrukteure / Stapellauf des ersten KobuksonAdmiral Yi Soon-shin u. Leutnant Na Dae-yong / 12. April 1592Baumaterial und BauweiseRotes Pinienholz mit hoher Dichte, Holznut-Zapfenverbindungen, U-Form mit flachem Boden, der im Unterschied zu den japanischen V-förmigen Kriegsschiffsrümpfen ein Trockenfallen des Schiffes und eine enorme Wendigkeit (wie Panzer im Gelände, nahezu ein Drehen auf der Stelle) in der Seeschlacht ermöglichte.MaßeLänge 34,2 m; Breite 10,3 m; Höhe 6,4 mBesatzungzirka 45 Schützen (Bogen und Musketen) und Kanoniere und 80 RudererAntriebRuder, zwei SegelBewaffnungPfeile, Schußwaffen, Artillerie (Reichweite bis 600 m)

Detaillierte Beschreibung des KobuksonDas Kobukson, das Ende des 16. Jahrhunderts entwickelt wurde, war ein einzigartiges Kriegsschiff, das nirgendwo sonst in der Marinegeschichte zu finden ist. Geplant mit gewissenhafter Sorgfalt und als Ergebnis einer sehr gründlichen wissenschaftlichen Forschung, zeichnete es sich, durch einen zur damaligen Zeit unübertrefflich hohen Wirkungsgrad, aus. Es wurde primär auf der Grundlage sorgfältiger Studien der damals hautsächlichen Taktik der Japaner, der des Enterns, mit großem Erfolg entwickelt. Das Kobukson hatte am Bug einen Drachenkopf und am Heck den Schwanz einer Schildkröte. Es besaß zwei Decks, das untere für die Ruderer und die Lagerung von Vorräten, das obere für die Schützen und die Kanoniere. Es wurde so konstruiert, daß Soldaten und Seeleute nach draußen sehen konnten, sie selbst aber für ihre Feinde unsichtbar blieben. Dadurch waren die Besatzungen gegnerischer Schiffe kaum in der Lage, die Vorbereitungen zum Abfeuern der Kanonen zu beobachten, um etwa eine Feuerpause zum Entern des Schiffes auszunutzen.

Da es zur damaligen Zeit in der Seekriegsführung üblich war zu versuchen das feindliche Schiff zu entern und den Gegner in einen Zweikampf zu verwickeln, wurde das Schildkrötenschiff so entwickelt, daß ein Entern – wenn überhaupt – besonders schwer möglich war. Deshalb erhielt das Schiff eine starke hölzerne Überdachung, die mit tödlichen Eisenspitzen übersäht, die Kämpfer und Ruderer darunter schützte. Für die bisweilen in der Literatur geäußerte Behauptung, daß das Oberdeck der Schildkrötenschiffe mit Eisenplatten gepanzert war und somit Kobukson das erste Panzerschiff in der Marinegeschichte gewesen ist, gibt es keine hinreichenden Belege. Die koreanischen Primärquellen erwähnen keine Panzerung der Schiffe: Admiral Yi Soon-shin selbst erwähnt in seinem umfassenden Kriegstagebuch kein eisengepanzertes Dach. [1] Allerdings schreibt er in einem Kriegsbericht vom 14. Juni 1592 einmal von „Eisenspitzen“, die vom Dach hervor- stehen: „… angesichts der Bedrohung durch die bevorstehende japanische Invasion habe ich eigens dafür ein Schildkrötenschiff gebaut, das einen Drachenkopf am Bug besitzt, durch dessen Maul man mit Kanonen schießen kann und dessen Rückseite (Oberdeck) mit Eisenstacheln versehen ist (gegen feindliches Entern). Die Besatzung innendrin kann den Gegner draußen beobachten, ohne selbst von draußen gesehen ___________________________________________________________________________________________

2[1] Stephen Turnbull: Samurai Invasion. Japan’s Korean War 1592-98. Cassell & Co, London 2002,S. 244

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werden zu können. Das Schiff kann mitten unter einige hundert Feinde vordringen und sie unter Beschuß nehmen …“Der Neffe des Admirals, Yi Pun, der den Krieg miterlebt hat, erwähnt in seiner Biographie kurz, daß der obere Teil (das Oberdeck) mit Planken bedeckt gewesen seien, die mit klingenartigen Spitzen beschlagen gewesen waren, ohne aber weitere Details bezüglich des verwendeten Materials zu nennen und ohne Eisenplatten zu erwähnen. [2] In diesem Zusammenhang sollte auch bedacht werden, daß eine Eisenpanzerung des Schildkrötenschiffes, falls sie existiert hat, durch ganz andere Überlegungen bedingt gewesen wäre als die Panzerung des Panzerschiffes des 19. Jh., denn während der Rumpf der Panzerschiffe mit Eisen verkleidet war, um das Schiff vor feindlichem Artilleriebeschuß zu schützen, sollte das eiserne Dach des Schildkrötenschiffes dazu dienen, die Japaner am Entern zu hindern. [3] Fazit: Aus den Primärquellen geht hervor, daß das Kobukson zwar das gegenwärtig bekannte erste mit Eisen bewehrte Kriegsschiff, aber nicht das erste Panzerschiff der Welt war.

Abb.: WikipediaEisenspitzen auf dem Schildkrötenschiff im „War Memorial of Korea“

Abweichend von anderen seinerzeitigen Kriegsschiffen hatte das Kobukson seine Kanonen nicht nur an den Breitseiten. Sondern auch an Bug und Heck stationiert. Damit erreichte man eine bis dahin unbekannte Präzision und Flexibilität in der Feuerkraft. Der Drachenkopf hatte nicht nur die Eigenschaft, brennende Pfeile und Kanonenkugeln „auszuspucken“ sondern auch Schwefeldämpfe und Rauchwolken auszustoßen, um die Schiffe der koreanische Marine bei ihren taktischen Manövern einnebeln zu können. Ferner waren Schwefeldämpfe und Rauchwolken schon damals Mittel der psychologischen Kriegsführung durch Einschüchterung der abergläubischen japanischen Seeleute.

Etwas unterhalb vom Bug befand sich versteckt ein Wasserspeier, der als Angriffseinrichtung diente. Zusammen mit dem Drachenkopf bildete dieser das Geheimnis des Kobukson beim Rammen. Während der Wasserspeier, der während der Schlacht die Funktion eines Rammsporns übernahm, den Rumpf des gegnerischen Schiffes aufbrach, konnten Kanonenkugeln aus dem Drachenkopf in die Öffnung des abdrehenden feindlichen Schiffes geschossen werden. Darüber hinaus verbesserte der Wasserspeier auch den hydrdynamischen Wirkungsgrad, indem er die Wellen schnitt, wenn das Schiff Fahrt aufnahm. Das wiederum erhöhte die Geschwindigkeit und damit die Stärke des Rammstoßes. [4]

Zwei weitere Eigenschaften des Schiffes machten es im Vergleich mit japanischen Kriegsschiffen überlegen. Erstens wurde es aus roten Pinienhölzern mit einem Durchmesser nicht kleiner als 12 cm gebaut. Der Vorteil dieses Holzes war seine viel höhere Dichte von 0,73 gegenüber den üblichen Schiffsbaumaterialien mit einer Dichte von 0,41 bis 0,47. Zweitens wurden beim Bau des Schildkrötenschiffes keine Eisennägel, sondern Holznägel verwendet. Im Gegensatz zu Eisen, das schnell rostet, zogen die Holznägel Wasser und quollen auf. Mit der Zeit wurden die Verbindungen immer dichter. Stützbalken und Dachkonstruktion wurden mit Hilfe von Nut und Zapfen verbunden, eine Bauart, die das Schiff stabiler und verwindungssteifer machte. ___________________________________________________________________________________________

3[2] Hae-Ill Bak: A Short Note on the Iron-clad Turtle Boats of Admiral Yi Sun-sin. In: Korea Journal. Band 17 Nr. 1 (Januar 1977), S. 36[3] Kenneth M. Swope: Crouching Tigers, Secret Weapons: Military Technology Employed During the Sino-Japanese Korean War, 1592–1598. In: The Journal of Military History. Band 69 (Januar 2005), S. 32[4] Kim Tae-hoon, The Two Faces of Yi Sun-sin (Seoul: Changhae, 2004), 117-118

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Die gegnerischen japanischen Schiffe waren aus Holz mit der oben erwähnten geringeren Dichte hergestellt. Sie waren leicht und schnell. Aber die relative Schwäche dieses Holzes, den Rückstoß einer Kanone aufzunehmen, begrenzte die Anzahl der schweren Kanonen, die sie mit sich führen konnten. Folglich zogen die Japaner den Gebrauch von Musketen vor, die allerdings nur eine max. Reichweite von 100 Metern aufwiesen. Das Kobukson dagegen war in der Lage, eine Reihe von unterschiedlichen Kanonen an Bord mitzuführen, einschließlich weitreichender wie die Chon (Himmel) mit einer Reichweite von über 500 m, die Chi (Erde), ihr etwas kleinerer Bruder mit einer Reichweite von 350 m und die Seung (Sieg), eine tragbare Kanonen mit einer Reichweite bis zu 200 m. [5] (Eine Synopse über die Unterschiede zwischen koreanischen und japanischen Kriegsschiffen im Siebenjährigen Krieg befindet sich im Anhang, am Schluß meines Berichtes)

Abb.: WikipediaModell eines Kobukson, ausgestellt im „War Memorial of Korea“ (Seoul)

GeschichteI. Einleitung Nach einer landesweiten Befragung, die von der Sooncheunhyang-Privatuniversität in Asan (Südkorea) durchgeführt wurde, gilt Admiral Yi Soon-shin als die bedeutendste Persönlichkeit aller Zeiten [6] und dies, obwohl es unzählige führende Persönlichkeiten in 5000 Jahren koreanischer Geschichte gibt. Er hatte die Chosun-Dynastie, deren Fortbestand gefährdet war, 1592, nach der japanischen Invasion Koreas , gerettet.

George Alexander Ballard (1862-1948), der 1921 als Vizeadmiral der Royal Navy in den Ruhestand ging, faßte in seinem Buch The Influence of the Sea on Political History of Japan das Leben und die Verdienste von Admiral Yi zusammen: „Es fällt den Engländern nicht leicht zu glauben, daß es noch andere gibt, die sich mit dem verdienten Nelson vergleichen lassen. Wenn es jedoch jemanden gibt, der zu der Ehre kommt, muß es der Admiral aus Asien sein, der keine einzige Schlacht verlor und während einer Schlacht starb. Jedesmal wenn er an einem Krieg teilnahm, stapelten sich auf dem Meeresboden vor der koreanischen Halbinsel einige hundert japanische Kriegsschiffe. Es ist nicht übertrieben, wenn man sagt, daß Admiral Yi keinen einzigen Fehler auf dem Schlachtfeld gemacht hatte. In unterschiedlichen Situationen einer Schlacht hatte er immer eine perfekte Strategie. Wenn man seine ganzen Verdienste kurz zusammenfaßt, hatte er, obwohl es in der Geschichte keine Vorbilder einer Strategie gab, von der man hätte lernen können, trotzdem gekämpft, wann immer auch Korea in Gefahr war. Dabei hatte er immer Erfolg. Er opferte sein Leben für sein Vaterland.“ ___________________________________________________________________________________________

4[5] Yi Min-wung, A Naval History of the Imjin War (Seoul: Chungeoram, 2004), 52, 70 [6] “Citizens Name Admiral Yi ´Greatest Korean´“, The Chosun Ilbo, 15.4.2005

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Obwohl üblicherweise die Helden dieser Welt von ihren Feinden eher abschätzig sprechen, wurde Admiral Yi von den Japanern immer respektiert und später sogar verehrt. Dies wird durch die Aussagen sowohl von vielen namhaften japanischen Soldaten als auch von Historikern bestätigt. Das folgende ist der Auszug eines Aufsatzes, der vom „Japanese Institute of Korean Studies“ veröffentlicht wurde:

„Während des Russisch-Japanischen Krieges (1904/05), nachdem der japanische Admiral Togo die Kriegsflotte der russischen Ostseegeschwader erfolgreich bekämpft hatte, gab es eine Siegesfeier. Ein Mann machte Admiral Togo schmeichelhafte Komplimente. „Dieser größte Erfolg wird sicherlich in die Geschichte eingehen. Sie sind ein Kriegsgott wie Admiral Nelson, der Napoleon in der Schlacht von Trafalgar besiegt hat“. Admiral Togo erwiderte ihm dankend, daß Nelson in Wirklichkeit keine besonders große Persönlichkeit war, so wie man sich das vorstellt. „Admiral Yi Soon-shin gilt als Kriegsgott und ich bin im Vergleich zu ihm nur ein bescheidener Unteroffizier“. [7]

II. Historischer HintergrundNachdem in Japan 150 Jahre lang Bürgerkrieg herrschte, gelang es dem japanischen Feldherrn Hideyoshi im Jahre 1590 die zerstrittenen Bürgerkriegsparteien zu einen und den Bürgerkrieg zu beenden. Die Forderungen der japanischen Feudalherren nach mehr Mitbestimmung schwelten jedoch unter der Oberfläche des Friedensschlusses weiter und drohten erneut aufzuflammen und dem Frieden ein Ende zu setzen. Deshalb plante Hideyoshi die Feudalherren außerhalb Japans, im Kaiserreich China zu „beschäftigen“. Die dafür erforderliche Eroberung des chinesischen Festlandes wollte er im Bündnis mit dem koreanischen König Sonjo durchsetzen.

Abb.: WikipediaPortrait des Feldherrn Toyotomi Hideyoshi (Sammlung des Itsuo Museums Osaka Japan)

Das koreanische Königshaus wollte sich allerdings nicht auf einen gemeinsamen Krieg gegen das über- mächtige China einlassen. Daraufhin veranlaßte Hideyoshi unter dem euphemistischen Vorwand „einen Weg nach China zu ermöglichen“, ein Landungsunternehmen japanischer Soldaten in Korea. Durchgeführt wurde es am 13. April 1592, dem Tag an dem 160.000 im Hafen von Pusan angelandete japanische Soldaten das wehrlose Korea schlicht und einfach überrannten. Es begann das, was in die Geschichte als „Imjin-Krieg“, als Siebenjähriger Invasions-Krieg (1592-1598) von japanischen Streitkräften in Korea, eingegangen ist.

Wie war das Überrennen Koreas durch japanische Truppen ohne nennenswerte Gegenwehr möglich?Salopp geschrieben war Korea seiner Zeit „friedensbesoffen“. 200 Jahre lang lebte man ohne kriegerische Auseinandersetzungen mit fremden Eindringlingen, hatte sich an Frieden gewöhnt und, als sei das „Ende der Geschichte“ von Krieg und Frieden gekommen, Verteidigungsanstrengungen unterlassen. ___________________________________________________________________________________________

5[7] Andohi Kotaro, History and Theory of Relations of Japan, Korea, and China (Japanese Institute of Korean Studies, 1965), S. 6, 7

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Abb.: Koreanische Geistes- und Kulturserie I: Admiral Yi Soon-shin, S. 17

Gegenüber den Japanern mit ihrer gewaltigen Übermacht, die gut trainiert und mit neuen Waffen (Musketen) ausgestattet waren, war das kaputtgesparte, ärmlich ausgestattete koreanische Militär so gut wie hilflos. So wurde zunächst die südliche Verteidigungslinie in wenigen Tagen von den Japanern durchbrochen. Der koreanische König Sonjo floh mit seinem Sohn am 30. April nach Pjöngjang. Zwei Tage später erreichten die Japaner die Hauptstadt Seoul; seit ihrer unerwarteten Landung in Pusan waren 18 Tage vergangen. Als die japanische Armee ihren Marsch nach Norden fortsetzte, schlugen sie alle koreanischen Streitkräfte, die den Mut hatten, sich ihnen in den Weg zu stellen. König Sonjo verzichtete auf die Verteidigung von Pjöngjang und floh nach Uiju ganz im Norden der koreanischen Halbinsel. In weniger als zwei Monaten, mit Beginn der Landung in Pusan, hatte das japanische Militär die ganze koreanische Halbinsel besetzt.

III. Die Rolle der koreanische Marine und der Schildkrötenschiffe unter Admiral Yi Soon-shin im ersten Waffengang des siebenjährigen japanisch-koreanischen InvasionskriegsIm Gegensatz zu den koreanischen Landstreitkräften konnte sich die koreanische Marine unter Führung von Admiral Yi Soon-shin gegen die japanischen Invasoren behaupten, indem sie die Nachschub- und Kommunikationswege der Japaner über See unterbrach. Dadurch wurde die Ausdehnung der japanischen Invasion auf China verhindert. Admiral Yi, geboren 1545 in der Hauptstadt Koreas und aufgewachsen in Asan als Sohn einer wohlhabenden Familie, trat 28-jährig in den Militärdienst ein. Vier Jahre später, 1576, bestand er das Examen für den Militärdienst. Kurz vor Kriegsbeginn 1592 wurde er zum Admiral befördert und übernahm einen Marinestützpunkt im Südwesten der Halbinsel. Sofort nach seiner Beförderung zum Admiral, nahm Yi den Wiederaufbau der koreanischen Marine in Angriff. Er straffte die Verwaltung, verbesserte die Einsatzfähigkeit der Waffen und festigte die Disziplin der Marine, obwohl bis zu diesem Zeitpunkt die bevorstehende Kriegsgefahr noch nicht deutlich war. Bis zum letzten Tag vor der japanischen Invasion ließ er Kriegsschiffe herstellen und den Bau des ersten Schildkrötenschiffes fertigstellen. ___________________________________________________________________________________________

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Abb.: WikipediaAdmiral Yi Sun-sin (* 28. April 1545 † 16. Dezember 1598)

Zu Koreas Überlegenheit in schiffbaulicher Hinsicht, kamen Admiral Yis hervorragenden taktischen Fähigkeiten. Die „Kranichflügel“-Formation“ wendete er z. B. in der Seeschlacht von Hansan an. Diese Seeschlacht ist nicht nur eine der glorreichsten drei koreanischen Siege im Siebenjährigen Krieg, sondern auch eine der bedeutendsten Seeschlachten der Weltgeschichte. Deshalb und um die von Admiral Yi eingeführte geniale „Kranichflügel“-Taktik zu veranschaulichen, führe ich sie hier ausführlich auf. Alle 23 gewonnenen Seeschlachten Yis und ihre Ergebnisse sind tabellarisch ebenfalls im Anhang, am Ende meines Berichtes, erfaßt.

Seeschlacht von Hansan und „Kranichflügel“-FormationNach einer wiederholten Reihe von Siegen seit Mai 1592, welche die japanischen Kommunikations- und Nachschubwege über See unterbrachen und den bis dahin unbehelligten Einmarsch japanischer Truppen in Korea zum Stillstand brachten, hatte Admiral Yi nun die Aufgabe, seine Seestreitkräfte neu zu formieren und wiederaufzurüsten. Von Unruhe geplagt, suchte der japanische Feldherr Hideyoshi inzwischen nach einer Möglichkeit, die Verluste zu kompensieren, die er durch seine Niederlagen auf See erlitten hatte. Neben dem Wiederaufbau der Nachschublinien sah er die Demütigung Koreas zur See als seine vordringlichste Aufgabe an. Deshalb schickte er einen seiner kompetentesten Admiräle, Admiral Wakisaka Yasuharu, mit 70 Schiffen und seinen eigenen Elitetruppen nach Wungchon. Eine zweite Flotte von 40 Schiffen unter dem Befehl von Kuki Yoshitaka und eine dritte Flotte unter dem Kommando von Kato Yoshiakira schickte er hinterher.

Als Yi davon Kenntnis erhielt, setzte er eine Flotte von 51 Schiffen in Bewegung. Von seinem Hauptquartier in Yosu aus marschierte die Flotte nach Kyonnaeryang, wo Wakisaka mit seinen 70 Schiffen vor Anker gegangen war. Yi hielt jedoch die Meerenge von Kyonnaeryang wegen ihrer Enge und vielen Untiefen für angriffsungeeignet. Außerdem bot das naheliegende Festland eine gute Rückzugsmöglichkeit für die japanischen Feinde, falls sie besiegt wurden. Daher entschied er, die Japaner auf die offene See vor der Insel Hansan zu locken. Da Hansan entfernt vom sicheren Festland lag, würde der Feind im Falle eines koreanischen Sieges bestenfalls nur diese Insel erreichen, wo er dann letztlich verhungern würde.

Gemäß diesem Plan positionierte Yi die meisten seiner 51 Schiffe in der Nähe von Hansan, während er etwa fünf bis sechs Panokeson“ (ebenfalls überdachte Schiffe, Vorläufer des Kobukson, die an der Schlacht ___________________________________________________________________________________________

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Abb.: Koreanische Geistes- und Kulturserie I: Admiral Yi Soon-shin, S. 21Seeschlacht von Hansan 8. Juli 1592 (ostasiatischer Mondkalender)

Kranichflügel-Formation (Koreanisch: Hagik Chin)Weiß = Koreanische Flotte

Schwarz = Japanische Flotte

teilnahmen) in die Meerenge bei Kyonnaeryang schickte. Nachdem die Japaner die koreanischen Schiffe in deutlicher Unterzahl entdeckt hatten, griffen sie diese sofort an. Für diesen Fall lautete Yis Befehl, sich sofort in Richtung Hansan zurückzuziehen, wo die restlichen koreanischen Kriegsschiffe auf ihren Einsatz warteten und nach Eintreffen ebenfalls Feigheit vor dem Feind durch Flucht vortäuschten. Ermutigt durch die von den Koreanern vorgetäuschte Feigheit, verdoppelten die Japaner das Musketen-Feuer und nahmen die Verfolgung auf. Während dieses Täuschungsmanövers achtete Admiral Yi auf die Einhaltung einer festen Distanz zwischen seinen eigenen Schiffen und denen seiner Feinde. Als sie schließlich die offene See an der vereinbarten Stelle vor der Insel Hansan erreichten, ließ Yi plötzlich die Trommeln schlagen und gab den Befehl:

„Alle umdrehen und den Feind angreifen! Kehrtwenden in Hagik-Jin-Weise! [8] Das Flaggschiff zuerst attackieren!“

Daraufhin wendete die gesamte koreanische Flotte, formierte sich in Kranichflügel-Formation und umzingelte die vordersten Schiffe der Japaner in einem Halbkreis. Die Feinde saßen nun in der Falle und hatten kaum eine Chance zum Manövrieren. Einmal gefangen gerieten sie sofort unter Beschuß von Kanonenkugeln und Feuerpfeilen der Koreaner. Das Schicksal der Kampfgefährten vor Augen, flohen die noch unversehrten feindlichen Schiffe in alle Himmelsrichtungen, dicht gefolgt von Schiffen der koreanischen Flotte. Ohne selbst ein einziges Schiff verloren zu haben, versenkte die koreanische Flotte unter Führung von Admiral Yi 47 feindliche Schiffe und kaperte 12. Dem japanischen Admiral Wakisaka blieben von ursprünglich 73 nur noch 14 Schiffe übrig und von insgesamt 10.000 Männern hatte er nur noch 1000 (Es gibt keine endgültigen Beweise für die Verluste von 9000 Männern, aber es ist keineswegs eine unwahrscheinliche Schätzung, wenn man von den einzelnen Größen der japanischen Kriegsschiffe auf die darauf befindlichen Besatzungszahlen schließt). ___________________________________________________________________________________________

8[8] “Kranichflügel-Formation” (auf koreanisch Hagik-Jin): Eine der berühmten Schiffsformationen von Admiral Yi. Ein Schildkrötenschiff segelte an der Spitze von Panokeson-Schiffen. Diese formierten sich entlang einer gekrümmten Linie, die der Form eines Kranichvogels entspricht. Wenn sie dicht an den Feind herangekommen sind, kreisen sie diesen ein, bevor sie zum Angriff übergehen. Die bekannte japanische Zeitschrift Historic Studies (Mai 2002) erwähnte, daß Admiral Togos T-Formation, die er in der Seeschlacht von Tsushima benutzte, eine Ableitung und Weiterentwicklung der „Kranichvogel“-Formation des koranischen Admirals Yi war.

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James Murdoch und Isoh Yamagata schreiben in ihrem Buch A History of Japan: „Man kann sie [die Seeschlacht von Hansan] getrost als das Salamis von Korea bezeichnen. Mit ihr wurde das Todesurteil der Invasion [der Japaner] unterzeichnet. ……… Von da an diente der Krieg, der sich noch viele Jahre hinzog, lediglich dazu, die Enttäuschung des japanischen Feldherrn Hideyoshi zu lindern“. [9]

Royal Navy Vizeadmiral George Alexander Ballard (1862-1948) zollte in seinem Buch The Influence of the Sea on the Political History of Japan Yi Soon-shins außergewöhnlichen Errungenschaften mit folgenden Worten Anerkennung: „Sie [die Seeschlacht von Hansan] war die Glanzleistung des großen koreanischen Admirals. In einem Zeitraum von nur sechs Wochen hatte er, unübertroffen in der Geschichte aller Seeschlachten, eine Reihe von Siegen errungen, indem er durch sein wirkungsvolles Angriffsschema die Flotten seiner Feinde zerstört und deren Kommunikations- und Nachschubwege unterbrochen hatte. Nicht einmal Nelson, Blake oder Jean Bart hätten mehr vollbringen können als dieser wenig bekannte Repräsentant einer kleinen und auf grausame Art unterdrückte Nation. Es ist bedauerlich, daß die Erinnerung an diesen berühmten Mann nur in seinem Heimatland erhalten geblieben ist …“[10]

Inzwischen waren auch die koreanischen Landstreitkräfte gemeinsam mit chinesischen Verbänden erfolgreich gegen die durch Nachschubausfälle und Kommunikationsunterbrechung geschwächten Japaner wirksam zur Gegenoffensive übergegangen und hatten sie soweit zurückgedrängt, daß sie Seoul schließlich aufgaben. 1593 endete die erste Invasion Japans in Korea. Admiral Yi wurde jetzt der Oberbefehl über die gesamte koreanische Marine übertragen.In Anbetracht der schwierigen Nachkriegsverhandlungen zwischen China und Japan durch für China unannehmbare Forderungen Japans, vermutete er einen erneuten Waffengang und ließ deshalb die gesamte koreanische Marine gründlich modernisieren. Es dauerte nicht lange, bis das was Yi vermutete Realität wurde. Nach Abbruch der japanisch-chinesischen Verhandlungen durch China, rüstete Japan für einen weiteren Waffengang gegen Korea auf.

IV. Admiral Yis tiefer Karriereabsturz und sein WiederaufstiegWie heute, so auch schon vor ca. 500 Jahren: Erfolg ruft mißgünstige, mit allen Wassern (besonders mit den schmutzigen) gewaschene Neider auf den Plan. Admiral Yi wurde Ende 1596 Opfer ungerechtfertigter Diffamierungen und Anschuldigungen, die seinem Rufmord am Königshof zur Folge hatten. Zunächst wurde er vom koreanischen König zum Tode verurteilt, dann aber begnadigt und zum gemeinen Fußsoldaten degradiert. Sein neidischer, schärfster Kontrahent, Admiral Won Kyun, stieg zum Nachfolger als Marinebefehlshaber auf, obwohl er dafür nicht qualifiziert war und über keine Erfahrung verfügte, geschweige denn militärische Erfolge vorweisen konnte. Ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt griff Japan Korea erneut an. Diesmal mit einer Invasionsflotte von ungefär 1.000 Schiffen. Nun wurde die Unfähigkeit des neuen koreanischen Befehlshabers voll und ganz offenbar: In der Seeschlacht von Chilchonryang schlugen die Japaner fast die gesamte koreanische Flotte vernichtend. Koreas Admiral Won Kyun konnte sich an Land retten, japanische Soldaten setzten ihm jedoch nach und enthaupteten ihn. Von ursprünglich 134 Schiffen waren der koreanischen Marine ganze 12 verblieben. Der koreanische König rehabilitierte Admiral Yi, gab ihm seinen Dienstgrad zurück. Tief enttäuscht von der Unfähigkeit und vernichtenden Niederlage seiner Marine beabsichtigte der König die koreanische Marine gänzlich aufzulösen und ihre Soldaten in die Landstreitkräfte zu integrieren. Ruhig und mit dem sachlichen Hauptargument, daß man mit der Aufgabe aller maritimen Verteidigungsfähigkeiten quasi die gesamte Halbinsel Korea zur Disposition stellen würde – was für den König sicherlich nicht hinnehmbar wäre – gelang es Admiral Yi den König von der Richtigkeit der Aufgabe seines Plans zu überzeugen.

V. Die Kriegswende und Japans endgültige NiederlageDie Japaner griffen Seoul auf dem Seeweg an, indem sie den Han-Fluß hinaufsegelten. Dabei mußten sie die Seepassage von Myongnyang durchqueren, die durch Verengung eine Strömungsgeschwindigkeit von bis zu 10 kn erreichte. Der geniale Taktiker Admiral Yi machte sich genau diese Umstände zunutze und ließ dort eine Unterwasserfalle mit einem Stahlseil installieren.__________________________________________________________________________________

9[9] James Murdoch, A History of Japan (London: Routledge, 1996), S. 337[10] Alexander Ballard, The Influence of Sea on the Political History of Japan (New York: E.P. Dutton, 1921), S. 57

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Abb.: Koreanische Geistes- und Kulturserie I: Admiral Yi Soon-shin, S. 30Seeschlacht von Myongnyang 16. September 1597

Weiß = Koreanische FlotteSchwarz = Japanische Flotte

Kreuz = Seeschlacht Gestreift = Koreanische Fluchtschiffe

Am Morgen des 16. September 1597 erreichten 330 Schiffe der japanische Flotte Myongnyang, von denen sich jedoch, aufgrund der Enge der Passage, nur 130 in Angriffsstellung bringen konnten. Admiral Yi konnte lediglich 13 Schiffe in Stellung bringen. Nun begannen die 130 japanischen Schiffe die 13 koreanischen zu attackieren, von denen einige bereits die Flucht ergriffen hatten, um sich dem – nach Meinung ihrer Kommandanten – nur zu verlierenden Kampfgeschehen zu entziehen.Daraufhin ließ Admiral Yi Signale setzten und ermahnte seine Kommandanten zur Disziplin. In dieser für Korea scheinbar aussichtslosen Seeschlacht wendete sich das Kriegsglück zugunsten Yis. Indem er während der Schlacht den Leichnam eines japanischen Admirals aus dem Wasser ziehen und in die Mastspitze seines Schiffes aufhängen ließ, versetzte er die abergläubischen Japaner in Angst und Schrecken. Zugleich erreichten die japanischen Schiffe die verengte Stelle der Seepassage von Myongnyang, an der die oben genannte Fließgeschwindigkeit der Strömung kippt, was nun den schwerfälligen japanischen Kriegsschiffen das Manövrieren in der engen Passage fast unmöglich machte. Daß die Strömung sie nun in die installierte Unterwasserfalle trieb, bemerkten sie erst, als das gespannte Drahtseil ihre Ruder beschädigte und sie miteinander kollidierten. 31 japanische Schiffe sanken, 90 wurden schwer beschädigt. Admiral Yi hingegen verlor kein einziges Schiff.

Die Seeschlacht von Hansan am 8. Juli 1592, mit Yis Taktik der „Kranichflügel“-Formation, leitete die Niederlage der Japaner während ihrer ersten koreanischen Invasion ein. Die Seeschlacht von Myongnyang am 16.9.1597, mit der Taktik der Drahtseil-Unterwasserfalle unter Ausnutzung von Strömungsverhältnissen, leitete die Niederlage der Japaner während ihrer zweiten Invasion ein.

Da die Japaner in den von ihnen besetzten Gebieten unzählige Greueltaten an der Zivilbevölkerung begangen und etwa 50.000 Koreaner nach Japan verschleppten hatten, unter ihnen viele Spezialisten wie beispielsweise Keramiker, die in Japan den Aufstieg in der Keramikherstellung ermöglichten, setzte sich Admiral Yi mit seiner Auffassung durch, sie nicht einfach „ziehen zu lassen“.___________________________________________________________________________________________

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In der Seeschlacht von Noryang am 18. Und 19. November 1598, welche die letzte im Siebenjährigen Japanisch-Koreanischen Invasionskriegs war und Admiral Yis letzte werden sollte, stellte er die japanischen Seestreitkräfte und vernichtete, gemeinsam mit Einheiten der chinesischen Marine, insgesamt 450 von 500 gegnerischen Schiffen. Er selbst verfügte über 83 Schiffe, China über 63. In dieser Schlacht wurde Admiral Yi durch einen Musketen Schuß schwer verwundet und starb noch während des Kampfes. Verwundet bat er seine Männer, ihn mit einer Plane zuzudecken. Seine letzten Worte waren: „Die Seeschlacht ist auf ihrem Höhepunkt angelangt, sagt niemandem etwas von meinem Tod“. Zur Seite standen ihm sein ältester Sohn Hoe und sein Neffe Won mit Bögen in ihren Händen. Sie hielten ihre Tränen zurück und setzten das Schwingen der Fahne sowie das Trommel schlagen fort, um zu signalisieren, daß weiter gekämpft wird. Yis Männer kämpften bis zum letzten Moment der Seeschlacht tapfer weiter. Am Ende konnten nur 50 von ursprünglich 500 japanischen Schiffen entkommen. Die Seeschlacht von Noryang beendete die Siebenjährigen Krieg zwischen Korea und Japan.

VI. Yi Soon-shin: Sein Andenken und sein Einfluß im heutigen KoreaZur Erinnerung an Admiral Yi Soon-shin wurden zahlreiche Ahnentempel und Denkmäler errichtet. In das südliche Korea, wo zahlreiche Spuren von Yi vorhanden sind – alle Orte der Seeschlachten, der Cholla-Marinestützpunkt, seine Trainingslager – pilgern die Menschen und zollen ihm ihren Respekt.

Abb.: Wikipedia Abb.: WikipediaStatue in Seoul Statue in Busan

Gepflegte, nicht beschmutzte Erinnerung, ein erfreulicher Kontrast zur gegenwärtigen bilderstürmenden „Cancel Culture“-Bewegung, die auftritt, als besäße sie die absolute moralische Wahrheit. Absolute Wahrheiten sind Sache der Religion. In der überprüfbaren Welt kann selbst der wahrste Satz immer nur der aktuelle Stand der nach bestem Bemühen wenigsten falschen Erkenntnis sein. Wahrheit wird nicht aus Sachbeschädigung, sondern aus auf Fakten basiertem Dialog geboren, doch Fakten hassen Ideologen ja bekanntlich wie der Teufel das Weihwasser. ___________________________________________________________________________________________

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Ferner gedachte und gedenkt man Admiral Yi Soon-shin auf Münzen und Briefmarken.

Abb.: Wikipedia Abb.: B. Moritz, www.seemotive.de Koreanische 100-Won-Sondermünze zum Gedenken an Admiral Yi Soon-shin Yi Sun-sin, 1970

Abbildungen mit freundlicher Genehmigung von B. Moritz,

www.seemotive.de

Das erste mit Eisen bewehrte Schildkrötenschiff der Welt wurde 1980 von der koreanischen Marine rekonstruiert und in der Marineakademie der Republik Korea, in der Gedenkstätte in Asan, dem Kriegsmuseum und dem Nationalmuseum in Jinju ausgestellt. Exponate des Kobukson sind in verschiedenen Nationalmuseen zu sehen, beispielsweise im „War Memorial Museum“ (Washington D.C., USA), im englischen „National Maritime Museum“ (London).

Das während des Imjin-Krieges (1592-1598) von Admiral Yi geführte Kriegstagebuch (Nanjung Ilgi) wurde 2013 zum Weltdokumentenerbe erklärt. Über Yi Soon-shin sind bereits über 200 Bücher veröffentlicht worden, allein 74 im Jahr 2004 und 2005. Der biographische Roman „Der Gesang des Schwertes“ wurde zum Bestseller.

Seit Beginn des 21. Jahrhunderts haben viele Koreaner damit begonnen, die Methoden und Vorbilder von Yi Soon-shin für ihre eigene Entwicklung zu übernehmen. Seine Rechtschaffenheit, Treue und Hingabe, seine ausgeklügelten Strategien, sein kreatives Denken, seine sorgfältigen Vorausplanungen und sein Sammeln von Informationen über Kontakte erfüllen all die Ansprüche, die man an Führungspersönlichkeiten in der heutigen Zeit stellt. Im Bereich von Wirtschaft und Betriebswirtschaft sind das Studium und die Umsetzung seiner Strategiekunst und sein Führungsstil (Führung durch eigenes, integres Vorbild) weit verbreitet. Sie sind das geistige Fundament der inzwischen, vor Japan und Europa, zum Weltmarktführer aufgestiegenen koreanischen Schiffbauindustrie. Prof. Yong Hee Ji, Autor des Buches „Die Begegnung von Yi Soon-shin in Zeiten der Wirtschaftskrise“ hält Vorlesungen in Unternehmen, Hochschulen, Regierungen und in bürgerlichen Interessengemeinschaften. ___________________________________________________________________________________________

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Betrachtet man Yi als Vorbild einer Führungspersönlichkeit im 21. Jahrhundert, so argumentiert er, kann man viel von ihm lernen, wie Grundsätze ehern befolgen, Vertrauen unter freien und kreativen – weil ungleichen – Individuen schaffen, Innovationen anstreben, Informationen richtig einschätzen und nicht zum Opfer von Stolz werden.

Last but not least dient Admiral Yi Soon-shin vor allem der koreanischen Marine als großes Vorbild. Bis auf den heutigen Tag wird über Yis Führungsstil und seine Schlachtstrategien in der koreanischen Marineakademie, in der koreanischen Marine, in Schulung und Ausbildung der Marine und im koreanischen Marinekorps gelehrt und geforscht. ___________________________________________________________________________________________

AnhangSeeschlachten von Admiral Yi Soon-shin im Siebenjährigen Krieg 1592-1598Während des Siebenjährigen Invasionskrieges war Admiral Yi Soon-shin in 23 Seeschlachten gegen Japan verwickelt und ist aus allen siegreich hervorgegangen. Während keiner Schlacht verlor er ein Schiff.

DatumMon./Tag/Jahr

Ort Koreanische Schiffe

Japanische Schiffe

Ergebnis feindl. Schiffe versenkt / aufgebracht

01 5/7/1592 Okpo 27 26 2602 5/7/1592 Happo 27 5 503 5/8/1592 Chokjinpo 27 13 1104 5/29/1592 Sachon 26 13 1305 6/2/1592 Tangpo 27 21 2106 6/5/1592 Tanghangpo 51 26 2607 6/7/1592 Yulpo 51 7 708 7/8/1592 Hansando 56 73 47 / 1209 7/10/1592 Angolpo 56 42 4210 8/29/1592 Changrimpo 81 6 611 9/1/1592 Hwajungumi 81 5 512 9/1/1592 Tadaepo 81 8 813 9/1/1592 Sopyongpo 81 9 914 9/1/1592 Cholyongdo 81 2 215 9/1/1592 Choryangmok 81 4 4 / 416 9/1/1592 Pusanpo 81 470 12817 3/4/1594 Chinhae 30 10 1018 3/5/1594 Tanghangpo 124 50 2119 9/29/1594 Changmunpo 50 117 220 9/16/1597 Myongnyang 13 330 31 / 90 schwer

beschädigt21 7/18/1598 Cholido ? 100 5022 9/20/1598 Changdo 211 (Korea 83 +

China 128)? 30

23 11/18/1598 Noryang 146 (Korea 83 + China 63)

500 450

Während des gesamten Siebenjährigen Krieges gab es in der koreanischen Marine unter der Leitung von Admiral Yi Soon-shin nur aufgrund des Musketen Beschusses der Japaner Verluste, Schiffe gingen nicht verloren. Zwei Schiffe sanken durch die Fehler ihrer Kommandanten nach der Schlacht, als die Marine nach der Seeschlacht von Woong Chon auf dem Weg zum Hauptquartier war. Solche überwältigenden Siege waren nur aufgrund der Bauart ihrer Schiffe möglich, die aus soliden Materialien gefertigt wurden, sowie durch die außergewöhnliche Feuerkraft und Reichweite ihrer Artillerie. Die Japaner statteten ihre Schiffe nur mit ein bis drei Kanonen mit viel geringerer Feuerkraft aus. Ihre hauptsächliche Bewaffnung waren Musketen. Mit diesen konnten sie zwar feindliche Seesoldaten töten, nicht aber feindliche Schiffe zerstören. Deshalb versenkte Yi die Kriegsschiffe des Feindes mit massivem Kanonenfeuer, noch bevor sich der Abstand beider Schiffe auf eine Entfernung von 200 m verringerte. So konnte die koreanische Marine in kurzer Zeit aufgrund der

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wirkungsvollen Strategie Yis, die auf Überlegenheit koreanischer Schiffe und ihrer Artillerie basierte, in der Geschichte der Seekriegführung unvergleichliche Erfolge erzielen.

Synopse der Unterschiede zwischen koreanischen und japanischen Kriegsschiffen im Siebenjährigen Krieg 1592-1598

Koreanisches Kriegsschiff Japanisches Kriegsschiff

RumpfU-Form mit einem ebenen BodenDank dem kleinen Wenderadius

Schnelle Richtungsänderung möglich

V-FormHöhere Geschwindigkeit, aber

deutlich größerer Wenderadius

Besatzung Panokseon: 120 – 200Kobukson: Bis 150

Atake: 200 – 300Kwanseon: 100

Kobaya: 40

Geschwindigkeit 3 Knoten Mindestens 3 Knoten

SegelMehrere Masten: Gesegelt konnte mit achterlichem, aber auch gegen

den Wind (kreuzen) werden

Starre Rahsegeltakelung, die ausschließlich ein

Segeln mit achterlichen Wind ermöglichte. Gegen den Wind

mußte gerudert werden

Holzart Kiefer und Eiche mit hoher Dichte Japanisches Zedernholz und Fichte mit geringerer Dichte

VerbindungenHolznägel: Quellen im Wasser auf und festigen die gesamte Struktur

des Schiffes

Metallnägel: Korrodieren im Wasser und schwächen die

Struktur des Schiffes

Hauptsächliche WaffenSchwere Artillerie: 500 m

ReichweiteBrennende Pfeile

Musketen: 200 m ReichweiteSpeere, Schwerter, Pfeile

AngriffsmethodeDurchbrechen des feindlichen

Schiffskörpers, Inbrandsetzen und Versenken des feindlichen Schiffes

Angreifen und Entern, Töten und Verwunden der feindlichen

Besatzung

QuellenKoreanische Geistes- und Kulturserie I: Admiral Yi Soon-shin – ein kurzer Überblick über sein Leben und Wirken Schiff Classic, Heft 05/20Björn Moritz, www.seemotive.de Wikipedia __________________________________________________________________________________© Manfred Grimm 27.09.2020


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