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Essentials Deutsch 2012 5 - Weincampus Neustadt · PDF filedes Nordens. In einer Kultur, die...

Date post: 28-Feb-2018
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Page 1: Essentials Deutsch 2012 5 - Weincampus Neustadt · PDF filedes Nordens. In einer Kultur, die von Sehnsucht nach mediterraner Sonne ... Hier i der Stein oft rötlich gefärbt und funkelt

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»So müsste man den Stein aufheben können und in wilder Hoffnung halten, bis er zu blühen beginnt, wie die Musik ein Wort aufhebt und es durchhellt mit Klangkraft.« Ingeborg Bachmann

Wenn es gelingt, die Identität des Weinbergs im Wein lebendig werden zu lassen, wenn sich die schöpferische Synthese von Boden, Rebe, Mikro-klima und den Visionen des Winzers zu einem authentischen Sinnener-lebnis verdichtet, dann ent◊eht mehr als nur guter Geschmack. Wein wird zu Terroirwein… '

Die Entstehung unserer Wein-berge begann vor 410 Millionen Jah-ren. In den letzten Jahrmillionen des »Devon« genannten Zeitalters war unser heutiges Europa auf seiner Kontinentaldrift nach Norden in den Tropen angelangt. Die hohen Tem-peraturen und Niederschläge führten zur Oxidation der Eisenanteile und damit zu einer Rotfärbung der Böden des daher »Old Red« genannten Kon-tinents. Seine Abtragungen vermisch-ten sich im südlich angrenzenden Meer mit tropischen Meerespflanzen, Plankton, Muscheln und Korallen. Durch Klimawechsel, Hebungen und Senkungen des Meeres ent◊anden so in 20 Mio. Jahren eine Reihe sehr unterschiedlich zusammengesetzter Sedimente. Sie wurden dann später, im Karbon, durch die Kollision mit dem Kontinent Gondwana zusammen-gepres◊ und »geschiefert«. Die hierbei ent◊andenen Verwerfungen lassen sich an den heute oft schräg an◊ehenden Schichten gut erkennen. Ihrer unterschiedlichen Mineralzu-sammensetzung verdanken wir die faszinierende Geschmacksvielfalt un-serer Weine.''

»cool climate«. Ein wichtiger Aspekt unserer Terroirs i◊ das kühle Klima des Nordens. In einer Kultur, die von Sehnsucht nach mediterraner Sonne geprägt i◊, mag diese Aussage ver-wundern. Entgegen der Vor◊ellung »je Sonne de◊o Wein« i◊ es bei Wei-nen, die sich über Finesse, Eleganz und Filigranität definieren, gerade umge-kehrt: Den Trauben ◊eht im Vergleich zum heißen Süden mit bis zu 160 Tagen zwischen Blüte und Ernte die doppelte Zeit zur Verfügung, ihre

subtilen Aromen auf »kleiner Flamme« ausreifen zu lassen.'

»Terrassenmosel« Wie es der Name sagt, i◊ der untere Verlauf der Mosel von extrem ◊eilen Ter-rassenweinbergen geprägt. Respekt und Dank unseren

Ahnen, die an den ◊eilen Felshängen mit waghalsigem Engagement und handwerklichem Geschick Mauern bauten und Weinberge anlegten. Wie Schwalbenne◊er kleben die »Chöre«, wie wir sie im Dialekt nennen, am ◊eilen Fels. Bei Winningen bilden sie die größte zusammenhängende Ter-rassenlandschaft Deutschlands. Ein einzigartiges kulturelles Erbe! Nach

der Wirtschaftswunder-Flurbereiniguns-gungswelle sind heute noch nicht ein-mal mehr ein Prozent der Weinberge Deutschlands terrassiert. Leider. Hier reifen nicht nur ausgezeichnete Wei-ne, die Fel◊errassen sind ökologische Nischen für Smaragdeidechsen, Nat-tern, und viele mediterrane Pflanzen. Und im Uhlen i◊ mit dem Apollofal-ter ein ganz besonders seltener Schmetterling beheimatet: Der »apollo vinningensis« hat hier sein größtes Vorkommen nördlich der Alpen. '

»Riesling«. Mit unglaublicher Vi-talität trotzt er Hitze, Kälte und Tro-ckenheit. Bis zu 25m tief wurzeln die Reben im kargen, steinigen Boden und bilden hier eine enorme Wurzelmasse. Durch die große Kontaktfläche der feinen Wurzelhaare und die unzähli-gen Mikroben mit dem Felsen gelingt es der Rebe, quasi als Medium, den ver◊einerten Meeresboden zu neuem Leben zu erwecken und die Individua-lität der Schiefer in die Trauben zu sublimieren..'

Natürlich nur, wenn die Rahmen-bedingungen eingehalten werden: Ver-zicht auf Mineraldünger, hohe Pflanzdichte bei reduzierter Ernte-menge. Eine hingebungsvolle Handar

Page 2: Essentials Deutsch 2012 5 - Weincampus Neustadt · PDF filedes Nordens. In einer Kultur, die von Sehnsucht nach mediterraner Sonne ... Hier i der Stein oft rötlich gefärbt und funkelt

Weingut HeWeingut HeWeingut HeWeingut He\\\\mannmannmannmann----LöwensteinLöwensteinLöwensteinLöwenstein '''' 56333 Winni56333 Winni56333 Winni56333 Winningenngenngenngen an der Mosel an der Mosel an der Mosel an der Mosel '''' www.hewww.hewww.hewww.helweb.delweb.delweb.delweb.de '

beit bei der Pflege der Reben und eine sorgsame, späte Lese. Aber dann folgt das Schwierig◊e: Eine Vinifikation mit der inneren Haltung des respektvollen Begleitens, mit viel, viel Geduld und einem tiefen Vertrauen in die natürlichen Reifeprozesse. ''

Durch die intensive, terroirbetonte Aromatik und die fein ausbalancierte Harmonie ohne schmeckbare Süße ◊ehen unsere Rieslinge ganz in der Tradition der großen Terroirweine des 19. Jahr-hunderts. Die Weine wur-den in den renommierte-◊en Re◊aurants der Welt serviert und begründeten die Reputation der Mosel als eine der be◊en Wein-regionen. Und ganz wie vor 100 Jahren selektio-nieren wir in den hoch-reifen Jahrgängen die konzentrierte◊en Trau-ben zur Vinifikation edelsüßer Auslesen. '

Die Bezeichnung un-serer Weine basiert auf der 1802 von Napoleon initiierten Lagenklassifi-kation. Unsere Parzellen im Kirchberg, Stol-zenberg, Röttgen u. Uhlen gehören hier zur er◊en Güteklasse. Nur knapp zwei Prozent der Rebfläche wurde diese Ehre zuteil! Wenn unsere Weine aus diesen Lagen den hohen Qualitätsan-forderungen genügen, die wir im »Verband der Prä-dikatsweingüter« (VDP) fe◊gelegt haben, werden sie als »deutsche grand crus« mit »Grossse Lage« gekennzeichnet. Die anderen traditionellen Terroirs bilden mit dem Namen Schieferterrassen die Basis unserer Qualitätspyramide. In der Nase und am Gaumen spiegeln die Weine den typischen Geschmack unserer sandigen Tonschiefer: eine verspielte Synthese feiner Duftnuan-cen reifer Früchte und subtiler Mine-ralität. Der bei uns seltene und in nur wenig Parzellen an◊ehende schwarz-blaue Tonschiefer sublimiert in unse-rem von blauem Schiefer zu einem sehr ausdrucks◊arken und feinwürzig-erdigen Geschmackserlebnis. Der Kirchberg fasziniert mit einer

mineralisch-würzigen Struktur, deren salzige Komponenten besonders deutlich von ihrer Herkunft als Meeressediment erzählen. Hier i◊ der Stein oft rötlich gefärbt und funkelt mit kleinen Quarziten. Im Stolzen-berg sind die Schiefer mei◊ dunkel-braun. Die Weine präsentieren sich mit einer oft floralen, immer aber sehr tiefen Mineralität. Ganz anders der weiche Schiefer im Röttgen. Durch Oxidation verschiedener Eisenverbin-

dungen verändert das ursprünglich blaue Ge◊ein seine Farbe über Gelb zu einem tiefen Braun. Felsen, die besonders lange der Sonne ausgesetzt sind, haben sich fa◊ schwarz verfärbt und schillern in der Sonne durch das »ausgekochte« Petroleum in bläulichen Farbtönen. Die Weine sind geprägt von üppigen Fruchtaromen, die an den Sommer erinnern: Eingebettet in eine feinziselierte Mineralität duften sie nach weißen Pfirsichen, Mango und reifen Melonen. Und in der Reife-phase entwickeln sich Aromen von Schokolade und KaΩee. Dem gegen-über ◊ehen die fe◊eren und minera-lischeren Weine aus dem Uhlen. Windgeschützt durch einen Baum

gürtel bildet er ein nach Süden geöΩ-netes Amphitheater mit optimalem Mikroklima. Er i◊ in drei Subappella-tionen gliedert. Im Uhlen Blaufüs-ser Lay vermittelt blauer, fe◊er Schiefer eine sehr pikante, kühl-mi-neralische Note. Die Weine sind sehr vornehm und zurückhaltend. Der Uhlen Laubach i◊ geprägt von grauen Schiefern, in denen eine Fülle von Fossilien eingeschlossenen sind. Der hohe Kalkgehalt der vielen

Muscheln und Korallen wird im Wein durch eine weiche, maritim unterlegte, of leicht salzige Fülle wahrnehmbar. Und schließlich der harte, geheimnisvoll-dunkelrote Fels des Uhlen Roth-Lay. Die maje◊ätische, herb◊liche Frucht verwandelt sich am Gaumen in eine vibrierende, erzbeladene Tiefe und endet mit einem geheimnisvollen, mineralischen Nachhall. '

… mehr als nur »guter Ge-schmack«. In Analogie zu den aeolischen Harfen des alten Griechenlands fangen Klang-röhren die ◊imme des Windes ein. Sie reichen durch das Kellergewölbe und garantieren den Kontakt unserer Weine zum Element Luft. Energeti-scher Gegenpol i◊ das Ele-ment Wasser. Als Grund-wasser der Mosel fließt es durch unseren Gewölbekeller. In diesem - nicht nur symbo-lischen - Spannungsfeld von Logik und Intuition, von Kontrolle und »laissez faire« von Apollon und Dionysos, ent◊eht Komplexität. Nicht

kalkulierbar, stehts dabei sich zu ver-ändern, immer wieder voller Überra-schungen: Terroirwein. Die verführe-rische Einladung zu einer spannenden Reise in organoleptische Fantasie-landschaften. Bei einem gutem Essen, im Freundeskreis… '

»Freundschaft auch der Menschen-wesen, Transparenz, von Blüten ein Überschwang…« sagt Pablo Neruda.'

Reinhard Löwen◊ein und Cornelia Heymann-Löwen◊ein


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