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Erp competence book_20141017

Date post: 04-Jul-2015
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Competence Book Nr. 7 ERP Kompakt Enterprise Ressource Planning für eine integrierte Ökonomie
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Page 1: Erp competence book_20141017

Competence Book Nr. 7

ERP Kompakt Enterprise Ressource Planning für eine integrierte Ökonomie

Page 2: Erp competence book_20141017

Einleitung Grundlagen Anwendungen & Lösungsbausteine

5 Editorial Volker Schnittler ERP 2020 Zukunft, aber keine Science Fiction

6 Grußwort Frank Naujoks Gerüstet für den Wettbewerb von morgen

7 Grußwort Otto Schell ERP: Ein Wettlauf mit der Zeit um Zukunftsfähigkeit

8 Grußwort Thorsten Reuper ERP der Zukunft - die Zukunft des ERP hat gerade erst begonnen

9 Grußwort Manfred Deues Maximale Prozesstransparenz

10 Zahlen kompakt Infografik ERP

14 Statements Statements zu ERP

20 ERP 2020 I Roundtable zu ERP 2020

28 ERP 2020 II Die ERP 2020-Initiative des VDMA vorgestellt

31 ERP 2020 III 21 Thesen für das ERP der Zukunft

36 ERP Auswahl Die Zeit ist reif: Ein neues ERP-Auswahlverfahren

41 ERP Einführung I So vermeiden Sie Stolperfallen bei der ERP-Einführung

43 ERP Einführung II ERP-Systeme einführen: In drei Phasen zum Erfolg

46 Wandlungsfähigkeit Mehr Wandlungsfähigkeit dank moderner ERP

48 ERP Trends I Vier Megatrends fordern die gesamte IT-Industrie

52 ERP Trends II ERP Trends 2014

57 ERP 2020 IV Eine Einführung zu den ERP-2020-Reports

59 ERP 2020 V Mobility, Connectivity, Usability: Empirie zur Trilogie der ERP 2020

65 Mobility Das Büro in der Westentasche Business-Software wird mobil

67 Cloud ERP in der Cloud Zwei Trends zeichnen sich ab

69 Usability ERP 2020 und Industrie 4.0 Usability - next steps

71 Herausforderungen Herausforderung Prozessoptimierung

74 Integration Vorteile einer ERP/MES- Integration

76 Internationalisierung Wie ERP-Systeme internationale Geschäftspro- zesse unterstützen

79 Fertiger ERP für Einzel- und Auftragsfertiger

4 Unser Kompetenz-Netzwerk Partner des Competence Books

INHALT

2 Competence Book - ERP

Page 3: Erp competence book_20141017

Case Studies &Produktinformationen

Branchenübersicht

85 Kumavision ERP-Lösung KUMAVISION factory für Förderanlagen im Bergbau

88 Asseco Maschinenring Österreich: Ring frei für APplus

90 Microsoft Mit Dynamics AX 2012 schlank in die Zukunft

92 Cosmo Consult Integrierte Module statt Individualprogrammierung

95 Asseco Der Weltmarktführer für Luftpumpen und Schutzbleche ist mit APplus für die Zukunft gerüstet

97 ams.Solution AG Wachstum organisieren

101 COSMO CONSULT AG Ein Partner für alle Fälle

104 ams.Solution AG Auf Draht bei Aumann

106 Diverse Branchen Weitere Case Studies und Produktinformationen unse- rer Partner

112 Informationsquellen

114 Unternehmen

119 Experten

126 Glossar

Impressum

Verantwortlich für das Competence Book i.S. des TDG: Geschäftsadresse:NetSkill AGSalierring 4350677 Köln

Tel.: 0221 / 716 144 0E-Mail: [email protected]

Vorstand:Dr. Winfried Felser

Aufsichtsratsvorsitzender:Michael Felser

Amtsgericht KölnHRB 58503

Umsatzsteuer-Identifikationsnummer: DE209010121

Projektleitung:Maximilian Herzogenrath

Layout & Design:Martina Mittermüller

Quellenangabe Inhaltsverzeichnis:

© Copyright 2013 NetSkill AG - alle Rechte vorbehalten.

INHALT

3Competence Book - ERP

Page 4: Erp competence book_20141017

PARTNER - SPONSOREN DES COMPETENCE BOOKS

4 Competence Book - ERP

Partner des Competence Books ERP

Page 5: Erp competence book_20141017

EDITORIAL

5Competence Book - ERP

ERP-Lösungen gehören seit vielen Jahren zum Standard in Wirt-schaftsunternehmen. Die Umfra-

gen innerhalb des Maschinen- und Anla-genbaus, die der VDMA alle zwei Jahre zu IT-Systemen durchführt zeigen, dass fast 100% der Unternehmen derartige Lösun-gen einsetzen.

Der hohe Grad an Rationalisierung und Prozessbeschleunigung, der mit dem Ein-satz dieser Systeme gewonnen wurde, wird als selbstverständlich hingenommen und damit kaum mehr beachtet. Tatsächlich ist ERP heute eine Selbstverständlichkeit, allerdings eine Selbstverständlichkeit mit großem Potential. Nicht umsonst arbeiten tagaus tagein Hunderte von Mitarbeitern in den einschlägigen Softwarehäusern da-ran, diese Lösungen weiter zu entwickeln und zu verbessern.

Um den oben genannten Sachverhalt mehr in das Bewusstsein der Nutzer zu rücken und nahe liegende Entwicklungen aufzuzeigen, hat der VDMA die Kampa-gne ERP 2020 gestartet. Einerseits geht es darum, dass das Nutzenpotential, wel-ches die Unternehmen durch die Bezah-lung der Lizenzgebühren erwerben, auch bei den Nutzern ankommt. Dies gelingt nur, wenn auch die aktuellen Versionen der Softwareprodukte eingesetzt und ihre funktionalen Potenziale auch tatsächlich für eine zukunftsfähige Wertschöpfung genutzt werden. Kommen veraltete Re-lease-Stände zum Einsatz oder werden neue Chancen bzw. Opportunitäten nicht genutzt, kann man in diesem Sinne schon von Verschwendung sprechen!

Zum anderen kommt derzeit grundlegend Bewegung in das Thema ERP. Wie beim

ERP 2020: Zukunft, aber keine Science-Fiction

Wechsel von ASCII-basierten Terminals zu Windows basierten Client-Server- Lö-sungen stehen wir heute wieder vor einem Paradigmenwechsel. Dieser wird sich je-doch weit dynamischer und rascher voll-ziehen als der Vorgenannte.

Getrieben vom Megatrend der Mobilität, die in mehr und mehr Arbeitsbereichen gefordert wird, und von modernen End-geräten, mit denen die nächste Nutzerge-neration völlig neue Kommunikationsge-wohnheiten entwickelt hat, wird nun auch ERP mobil, vernetzt und in der Anwen-dung ergonomischer, im Sinne von Ein-fachheit und Benutzerführung. Nicht nur die Generation Y bevorzugt eine andere „work life balance“, welche eine flexiblere und mobile Erbringung ihres Leistungs-beitrags für das Unternehmen ermög-licht. Auch in anderen Bereichen ist das ortsungebundene Arbeiten unaufhaltsam auf dem Vormarsch. Dies geht heute weit über die klassischen Außendienstberei-che wie Vertrieb oder Kundendienst und Service hinaus. Eine moderne Industrie-nation kann es sich schlicht nicht leisten, ihre Mitarbeiterinnen, welche gut aus-gebildet und motiviert maßgeblich zum wirtschaftlichen Erfolg der Unternehmen beitragen, einfach ziehen zu lassen, wenn diese sich vorübergehend dafür entschei-den, ihre Familie in den Mittelpunkt ih-res Lebens zu stellen. Vielmehr müssen technische und organisatorische Voraus-setzungen dafür geschaffen werden, die-se Mitarbeiterinnen über moderne und sichere Homeoffice Arbeitsplätze an ihre Unternehmen zu binden.

Es lohnt sich also, sich dem Thema ERP wieder etwas intensiver zuzuwenden und das vorliegende Competence Book wird

Zum Autor Volker Schnittler:

Seit Oktober 2001 ist Volker Schnittler als Referent für kaufmännische Unter-nehmenssoftware wie ERP, PPS, MES und Variantenkonfigurationslösungen bei der Abteilung Informatik des VDMA beschäftigt. Dort leitet er u. a. auch den PPS-Anwender/Anbieter-Dialog und ist Mitglied im Forschungsbeirat des fir (Aachen).

sicherlich seinen Anteil daran haben, Er-kenntnisse zu stiften und wichtige Ent-wicklungstendenzen zu verdeutlichen.

Dabei wünsche ich recht viel Erfolg!Ihr Volker SchnittlerFachreferent kaufmännische Unterneh-menssoftware, VDMA - Informatik

Page 6: Erp competence book_20141017

GRUSSWORT - MICROSOFT DEUTSCHLAND GMBH

6 Competence Book - ERP

Gerüstet für den Wett-bewerb von morgenSehr geehrte Leser,

die deutsche Fertigungsindustrie genießt weltweit einen exzellenten Ruf. Viele „Hidden Champions“ dominieren aus Deutschland heraus den Weltmarkt mit ihren hochspe-zialisierten Angeboten. Für den Erfolg ausschlaggebend ist neben der Ausgangsidee die stetige Verbesserung, das Of-fensein für Neues sowie eine ausgeprägte Spezialisierung und Fokussierung. Dabei helfen integrierte ERP-Systeme, weltweit einheitliche Prozesse umzusetzen.

Veränderungen müssen im unternehmerischen Alltag gestaltet werden und idealerweise wird man selbst zum Trendsetter. Themen wie Globalisierung, Internet der Din-ge aber auch ein effizienter Materialeinsatz treiben die Fer-tigungsindustrie seit Jahren um und setzen Rahmenbedin-gungen, in denen erfolgreiche Unternehmen agieren und gestalten.

Fragt man heute Fertiger nach den Treibern für ihre IT-In-vestitionen ertönt der Dreiklang aus erhöhter Produktivi-tät, reduzierten Kosten und verbesserten Geschäftsprozes-sen. Zwar sind die kurzfristigen ökonomischen Aussichten eher unsicher, doch langfristiges profitables Wachstum basiert auf weltweit integrierten Wertschöpfungsketten, die in der Lage sind, sich schnell ändernden Bedingungen

anzupassen. Für Fertigungsunternehmen bedeutet dies, dass sie ihre weltweiten Aktivitäten weiter ausbauen müs-sen bei gleichzeitiger Prozessstandardisierung über Lan-desgrenzen hinweg. Dabei spielen Themen wie Cloud, Big Data, Social Business und Mobility für die Konzeption von IT-Systemen zunehmend eine wettbewerbsentscheidende Rolle und müssen durch ERP- und CRM-Lösungen abge-bildet werden.

Die nächste Welle an Produktivitätsverbesserungen wird nicht in kleinen Schritten ablaufen. Vielmehr erwarten Fertigungsunternehmen von ihren IT-Investitionen in moderne IT-Infrastruktur deutliche Produktivitätsverbes-serungen in sehr kurzer Zeit. Microsoft beispielsweise lie-fert dazu die Plattform-Technologie, damit Anwender eine IT-infrastruktur bestehend aus Server, Sharepoint, Lync, Office 365, CRM und natürlich Dynamics ERP aus einem Guss erhalten. Das Ganze ergänzt um das tiefe Branchen-wissen der Partner lässt Anwender sehr gut gerüstet in den Wettbewerb von morgen ziehen.

IhrFrank Naujoks

Zum Autor Frank Naujoks:

Frank Naujoks arbeitet seit April 2013 bei Microsoft und verantwortet als Pro-duktmanager Microsoft Dynamics AX. Der ehemalige Analyst, mit Stationen bei META Group, Hewson Group, IDC und i2s, hat einen Abschluss als Diplom-Kauf-mann der Universität zu Köln.

Page 7: Erp competence book_20141017

GRUSSWORT - DSAG E. V.

7Competence Book - ERP

ERP: Ein Wettlauf mit der Zeit um Zukunftsfähigkeit

Die Standardisierung von Prozessen, die Redu-zierung von Systemen, die Harmonisierung von Stammdaten oder die Compliance sind wohl die

meist genannten Themen der letzten Jahre, im Zusam-menhang mit einem Business Case für die Einführung eines ERP-Systems wie beispielsweise SAP. Hier steht die Effizienz der Strukturen und Systeme im Vordergrund.

Die Rahmenbedingungen haben sich mittlerweile aber geändert. Neue Technologien erlauben nahezu unbe-grenzte Möglichkeiten in der Datenauswertung und (fast) real-time Prozesse eröffnen erweiterte Spielräume für die Prozessintegration auch in der Maschine-zu-Maschi-ne-Kommunikation. Da rein aus Anwendersicht die Ver-arbeitung großer Datenmengen kaum mehr eine Rolle spielt, ergeben sich weitere Felder für integrative Ansätze, wie zum Beispiel Simulationsmodelle, die im Bereich der Prototypen eingesetzt werden. Hinzu kommen Bereiche wie Mobility und Cloud. Hierbei ist festzustellen, dass die Grenzen mobiler Anwendungen oder der Nutzen bzw. der Einstieg in die Cloud noch nicht in dem Maße greifbar sind, um ganzheitliche Entscheidungen über entsprechen-de Projekte treffen zu können.

In dem Zusammenhang wird die Frage zu beantworten sein, wie sich die neuen Technologien nicht nur auf die ERP-Systeme, sondern letztlich auf das gesamte Unter-nehmen und seine Zukunftsfähigkeit auswirken. Auf der Suche nach einer entsprechenden Antwort beschäftigen

sich viele Unternehmen derzeit noch sehr mit Konsolidie-rungs- oder Harmonisierungsprojekten, um ihre gewach-senen Strukturen zu vereinfachen. Das heißt, momentan wird viel getestet und versucht, punktuell die auftretenden Probleme zu lösen.

Das entspricht aber nicht unbedingt dem ERP-Gedanken. Hier stehen letztendlich die Standardisierung und vor al-lem die Integration im Vordergrund. Die damit verbunde-nen Aufgaben zu meistern, führt bei vielen Unternehmen zu einem Wettlauf gegen die Zeit, um die Vorteile von „real time“-Anwendungen wettbewerbstechnisch nutzen zu können.

Die Herausforderungen für den ERP-Markt liegen damit klar auf der Hand: Die Hersteller müssen ihren Kunden eine Strategie aufzeigen, wie die Produkte weiterentwi-ckelt werden, ohne dass sie ihre Integrationsstärke und Compliance verlieren. Zudem müssen die Lösungen ohne große technische und finanzielle Aufwände in die beste-henden IT-Landschaften einzubinden sein, um den gestie-genen Business-Anforderungen gerecht zu werden. Auf dieser Basis könnte dann auch der Wettlauf mit der Zeit um die Zukunftsfähigkeit gewonnen werden.

Diese Entwicklung entscheidend zu beeinflussen und da-bei als Stimme der Anwender zu agieren ist Aufgabe der DSAG. Hierfür hat sich der Vorstand entsprechend aufge-stellt.

Zum Autor Otto Schell:

Seit 2008 ist Otto Schell in der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe (DSAG) e.V. ehrenamtlicher Vorstand Branchen/Geschäftsprozesse, Ressort Branchen. Daneben leitet er u.a. den Arbeitskreis Globalisierung und ist aktiv in diversen DSAG/SAP-Gre-mien sowie im internationalen Umfeld der SAP-Anwendergruppen.Otto Schell leitet als SAP Business Process Manager das EMEA SAP Business CCoE eines globalen Automobilherstellers. In dieser Rolle ist er in globalen und regionalen Transformation/SAP-Initiativen vertreten und mit dem Aufbau der SAP CCoEs vertraut.

Page 8: Erp competence book_20141017

GRUSSWORT - ASSECO SOLUTIONS AG

8 Competence Book - ERP

ERP der Zukunft die Zukunft des ERP hat gerade erst begonnenLiebe Leserinnen und Leser,

aktuelle Prognosen für die zukünftige Entwicklung von ERP konfrontieren uns mit Schlagwörtern wie „Multisite“, „Mobili-ty“, „Usability“, „Cloud“ sowie allen voran „Industrie 4.0“. Einige dieser Konzepte sind bereits heute weit verbreitet, etwa „Cloud Computing“, welches sich auch zunehmend im Geschäftsbereich großer Beliebtheit erfreut. Andere Trends hingegen werden als Goldener Weg proklamiert, obwohl die Umsetzung in der Reali-tät tendenziell noch in den Kinderschuhen steckt – so etwa bei Industrie 4.0. Dennoch wird oft der Anschein erweckt, Unter-nehmen müssten ihre Produktionsabläufe so schnell wie möglich auf die dezentrale Vernetzung umstellen, um zukunftsfähig zu bleiben – besser heute noch als morgen.

Auch politisch wird das Thema aktuell heiß diskutiert. Der Vor-teil einer solchen medialen Aufmerksamkeit liegt dabei auf der Hand: Sie schafft Bewusstsein, einschließlich der technischen und organisatorischen Herausforderungen, die dem Konzept zu-grunde liegen und denen auch wir ERP-Hersteller auf die eine oder andere Weise gerecht werden müssen. Allen voran zählen hierzu natürlich die Sicherheitsaspekte, wie der Schutz solcher Systeme vor Spionage und Manipulation. Zudem tun sich Kon-zeptfragen auf: Wie viel Dezentralität ist wünschenswert? Wie viel Autonomie ist für die vernetzten Maschinen wirklich sinn-voll? Fragen wie diese müssen geklärt werden, doch wäre es ver-messen und unrealistisch, schon heute oder morgen mit umfas-senden Lösungen aufwarten zu wollen. Denn diese benötigen Zeit – und viele wertvolle Schlüsse werden wir erst aus der Erfah-rung ziehen können.

Um eine gute Grundlage hierfür zu schaffen, sind ERP-Hersteller allerdings bereits heute gefordert, diese Entwicklung aktiv mit-zugestalten – denn ihre Produkte beeinflussen die Effizienz und Wirtschaftlichkeit von Unternehmen in zentraler Weise und bil-den so den Kern der geschäftlichen Prozesse. Noch befinden wir uns am Anfang dieser Entwicklung, und dies gibt uns die Chance, die Fortentwicklung des Konzepts von Anfang an aktiv zum Po-sitiven mitzugestalten. Die Zukunft bleibt also spannend – denn für ERP hat sie gerade erst begonnen.

Ganz in diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine informative Lek-türe.

Herzliche Grüße Ihr Thorsten Reuper

Zu Thorsten Reuper:

Seit mehr als dreißig Jahren in der IT-Branche tätig, ist Thorsten Reuper ein besonders versierter Mann mit einem umfassenden technischen Hintergrund, der weitreichen-de Erfahrungen in verschiedenen renommierten Unter-nehmen vorweisen kann. Erklärtes Ziel des technischen Verantwortlichen ist die konsequent verfolgte, strategisch ausgerichtete Produktentwicklung mit gezielten Funkti-onserweiterungen und einem besonderen Augenmerk auf die Ergonomie der Software. Dies soll insbesondere durch eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Kun-den und Interessenten realisiert werden.

Page 9: Erp competence book_20141017

9Competence Book - ERP

GRUSSWORT - AMS.SOLUTION AG

Maximale ProzesstransparenzSehr geehrte Leser,

Einzel- und Auftragsfertiger haben eine harte Nuss zu kna-cken. Ohne dass ihnen alle Detailinformationen vorliegen, müssen sie mehrmonatige, zum Teil mehrjährige Aufträge sicher organisieren. Hierbei ist höchste Präzision geboten: Angesichts sechs- bis achtstelliger Investitionssummen bergen selbst kleinere Planungsfehler ein erhebliches Ge-fahrenpotenzial.

In den vergangenen 25 Jahren haben wir uns daher aus-schließlich mit der Frage beschäftigt, wie Einzelfertiger aus dem Anlagen-, Werkzeug- und Sondermaschinenbau, dem Stahl- und Metallbau, der Innenausstattung und der Werftenindustrie ihr komplexes Projektgeschäft wettbe-werbsfähig managen. Die Quintessenz unserer Erfahrun-gen: Je höher die Prozesstransparenz ist, desto wirtschaft-licher lassen sich knapper werdende Ressourcen zuteilen, desto sicherer die immer enger gesetzten Liefertermine halten und desto umfassender die ständig steigenden Kun-denwünsche erfüllen.

Als Beratungs- und Standardsoftware-Spezialist für die Prozessoptimierung von Einzel-, Auftrags- und Varian-tenfertigern sind wir das einzige europaweit tätige Unter-nehmen, das mit dieser ausschließlichen Fokussierung am Markt ist. Inzwischen erschließen beinahe 500 Un-ternehmen signifikante Wettbewerbsvorteile mit unserer Gesamtlösung, dem integrierten Auftragsmanagement-system ams.erp, das alle Geschäftsbereiche vollständig vernetzt. Angefangen bei Marketing und Vertrieb inklusi-ve Kalkulation reicht die Prozessunterstützung über Kon-struktion, Fertigung und Beschaffung bis zu Auslieferung, Montage und Service Management.

Unabhängige Marktbeobachter bestätigen, dass unser Portfolio die Anforderungen des Zielmarkts besonders gut erfüllt. Die Gründe dafür sind so vielfältig wie das Ge-schäft der Einzel- und Auftragsfertiger. Eine ganze Reihe davon zeigen die beiden anschließenden Kundenberichte. In ihrem Zentrum stehen die Automatisierungsspezialis-ten Aumann aus Espelkamp und Hahn Automation aus Rheinböllen. Beide Einzelfertiger nutzen die Transparenz unserer Lösungen, um ihr anspruchsvolles Projektgeschäft wirtschaftlich und terminsicher zu steuern. Zudem zeigen die Texte, wie sich die Anwender fortwährend neue Vortei-le im härter werdenden Wettbewerb verschaffen.

Eine spannende Lektüre wünscht,Manfred Deues, Vorstand ams.Solution AG

Zum Autor Manfred Deues:

Manfred Deues ist seit mehr als 30 Jahren in der IT-Bran-che tätig. 1997 ist der gelernte Bankkaufmann und studier-te Betriebswirt (EDV/Organisation) als geschäftsführender Gesellschafter in die hinrichts+müller GmbH eingetreten. In dieser Funktion war er verantwortlich für die Bereiche Vertrieb, Marketing und Verwaltung. 2010 erfolgte die Um-firmierung der hinrichts+müller GmbH in die ams.Solution AG, dessen Vorstand er seit Gründung angehört. Im glei-chen Jahr ernannte ihn der Europäische Wirtschaftssenat zum Wirtschaftssenator. In diesen Zeitraum fällt auch die Einrichtung des Instituts für Einzelfertiger (ife), dessen In-itiator und Mitbegründer Manfred Deues ist.

Page 10: Erp competence book_20141017

INFOGRAFIK

Infografik ERPERP-Tops und -Flops1

Top 5

Flop 5

Neue User-Interfaces müssen sich an mobiles Arbeiten anpassen

Bedarf an umfassender Informationsver-fügbarkeit enorm gestiegen

Informationsaustausch nimmt zu, da Austauschsfrequenz kurzzyklischer

ERP müssen auf unterschiedlichen Endgeräte jederzeit/überall verfügbar sein

Keine 1-System-Lösung, Multi-System-Landschaft

Qualitätsstandards für Einführung von ERP zur Bewertung Anbieter

Bedienung von ERP intuitiv und ohne Schulung möglich

Einige wenige standardisierte Datenmodellevon wenigen Anbietern vorgegeben

Arbeiten mit gleichen Werkzeugen wie im Privatbereich (BYOD, ...)

Strukturierte Verfahren zurNutzenbewertung von ERP-Systemen

Gründe für ERP-Projekte3

50,7% Altsystem nicht mehr leistungsfähig genug

22,5% Schlechte Durchgängigkeit / Übersicht 12,7 % Firmenwachstum

8,5 % Flexible Organisationsentwicklung

5,6% Sonstiges

10 Competence Book - ERP

Page 11: Erp competence book_20141017

INFOGRAFIK

Top 5 Optimierungsbedarf bei ERP-Software4

89%Prozesse schneller und

effizienter machen

80%Prozesse verschlan-

ken und vereinfachen

62%Die Agilität / Anpas-sungsfähigkeit der Prozesse erhöhen

61%Kundenzufriedenheit mit der Auftragsab-

wicklung verbessern

61%Transparenz der

Geschäftsprozesse erhöhen

Ziele eines ERP-Projektes3

Effizientere Auftragsab-wicklung

Einheitlich integrierte IT-Landschaft

Überblick / Aktuelle Daten

Optimierung der Ge-schäftsprozesse

Transparenz

Modernisierung

32,4%

26,8%

25,4%

23,9%

16,9%

16,9%

Probleme bei ERP-Projekten3

Zeitüberschreitung

Aufwändige Mitarbei-terschulungen

Nicht definierte Unter-nehmensprozesse

Widerstände im Haus

Probleme bei der Datenintegration

Schnittstellenprob-leme

21,1%

14,1%

11,3%

9,9%

9,9%

5,6%

Top 5 Auswahlkriterien von ERP-Software5

65% 48% 33% 28% 28%

Funktionalität Flexibilität SW KMU-Eignung /Praktikabilität

Kosten / Nutzen Fachkompetenz &Auftreten

11Competence Book - ERP

Page 12: Erp competence book_20141017

INFOGRAFIK

Erfolgsfaktoren für ERP-Projekte3

26,8%Guter Support

14,1%Gute Planung / Know

How

11,3%Beratungsleistungen des ERP-Anbieters

5,6%Gute Schulungen

5,6%Geringer Implemen-

tierungsaufwand

4,2%Transparenz

Unterstützung von mobilen Plattformen durch ERP-Produkte5

0 1 2 3 4 5

34% 27% 15% 13% 5% 6%

Anzahl unterstützter Mobilplattformen

Top 5 Nutzen von ERP-Systemen6

Top 5 Formate für überbetrieblichen Datenaustausch bei ERP-Systemen6

55% 51%40% 38% 36%

Prozesse schnell & einfach

Informationen schnell & einfach

Information korrekt & nützlich

Rückverfolgbarkeit von Informationen

Durchgängige Pro-zess-Unterstützung

59%EDIFACT

21%DATANORM

19%ODETTE

17%VDA-FS

13%ANSI X 12

12 Competence Book - ERP

Page 13: Erp competence book_20141017

INFOGRAFIK

Quellen: (1) http://www.competence-site.de/downloads/45/32/i_file_1134046/21_thesen_erp_2020_final.pdf

(2) http://www.competence-site.de/usability/ERP2020-Usability-als-Erfolgsfaktor

(3) Gronau

(4) http://www.computerwoche.de/i/detail/artikel/2537779/1/946381/EL_1367850380368342367536/

(5) http://www.competence-site.de/erp-standardsoftware/Karsten-Sontow-zu-Mobility-der-ERP-2020

(6) http://www.competence-site.de/erp-standardsoftware/ERP-2020-Connectivity

(7) http://de.wikipedia.org/wiki/Enterprise-Resource-Planning

Welche mobilen Plattformen werden durch ERP-Produkte

unterstützt?5

Windows Mobile-basierte Geräte

IPhone

IPad

Android-basierte Geräte(Google)

Palm WebOS basierte Geräte

Blackberry

66%

32%

31%

23%

15%

14%

Gründe für die Systemauswahl3

Funktionalität

Branchen-/ Mittelstands-lösung

Umfangreiches Modulan-gebot / Erweiterbarkeit

Preis-Leistungs-Ver-hältnis

Positive Erfahrungen mit Anbieter

29,6%

28,2%

26,8%

26,8%

22,5%

13Competence Book - ERP

Page 14: Erp competence book_20141017

STATEMENTS

14 Competence Book - ERP

Der Trend – wie schon seit längerer Zeit zu beobachten – geht dabei klar zu zen-tralen, integriert arbeitenden Systemen, die in der Lage sind, alle Unternehmens-prozesse zu verknüpfen, zu steuern und entsprechend abzubilden.3

Die Anforderungen an das ERP-Sys-tem werden künf-tig weitaus an-spruchsvoller sein als dies bisher der Fall war.1

Wir sind uns sicher, dass ERP auch weiterhin im Mittelpunkt des unternehmerischen IT-Ge-füges stehen wird.1

ERP-Systeme werden in der Zukunft DIE zentralen Steuerungseinheiten – insbesondere in mittelständischen Betrieben – sein.3

Die Frage nach der Bedeutung eines ERP-Systems in der nahen Zukunft lässt sich nicht so ein-fach beantworten.2

Eine wesentliche Herausforderung des ERP-Systems der Zukunft: die punktgenaue, aber gleichzeitig einfache Verfügbarkeit von Infor-mationen.1

Ohne das vielgerühmte Backbone ERP wird es nicht gehen – die Daten sollen ja verlässlich sein und für alle Beteiligten gleich.4

Statements zu ERP

Bedeutung

ERP

Zukunft

ERPIch würde prognostizieren, dass es Systeme mit dem heutigen Zu-schnitt gar nicht mehr geben wird, weitergedacht führt das unwei-gerlich zu einem anderen ERP-Begriff als wir ihn heute kennen.2

Wir sind auf den Weg in eine Appisierung der Anwen-dungs-Workloads.4

Page 15: Erp competence book_20141017

STATEMENTS

15Competence Book - ERP

Es wird immer mehr zur Selbstverständ-lichkeit, über die mobilen Geräte nicht nur jederzeit im Unternehmen vorgehaltene Daten abzurufen, sondern auch Informa-tionen zurückzugeben.1

Um die Aufgabenstellung „Kommunikation und Kollaboration“ zu-friedenstellend auszuführen, bedarf es auch zukünftig eines noch umfangreicheren Datenaustausches zwischen den Unternehmen.3

Für eine All- und Jederzeit-Verfüg-barkeit müssen mobile Geräte durch-gängig Einzug im Unternehmen er-halten, denn sie gewährleisten die Konnektivität.1

Devices ziehen in den Shopfloor ein und es werden andere Möglich-keiten der Interaktion mit der Software selbst, aber auch mit den beteiligten Menschen und genutz-ten Maschinen, möglich.2

Mobility &Usability

Wir gehen davon aus, dass das Tablet auch im Geschäftsleben seinen Siegeszug antreten und das Notebook in abseh-barer Zeit verdrängen wird.1

Die innerbetriebliche und unternehmens-übergreifende Kollaboration sind seit langer Zeit die Top-Themen bei der Implementie-rung von ERP- und MES-Systemen.2

Die „neue Generation“ von Mitarbeitern, die in die Unternehmen kommen, nutzen bereits heute vor allem im privaten Bereich bereits alle erdenklichen mobilen Geräte.1

Professionelle Mobilität wird zu-künftig einen noch höheren Stel-lenwert einnehmen, als dies be-reits heute der Fall ist.3

Connectivity, Daten & Kollaboration

Dieser Konnektivitäts-Ent-wicklung kann sich kein Anbieter entziehen – es bleibt die Frage, ob für den Anwender daraus ein Technologie-Zoo entsteht oder eine möglichst ho-mogene Applikationsland-schaft. Hier wird es aus Anbietersicht noch Konso-lidierungswellen geben.4

Page 16: Erp competence book_20141017

Reuper, Thorsten3

[email protected]

Chief Technology Officer (CTO)Asseco Solutions GmbH

Siegmund, Patrick1

[email protected]

Geschäftsführer Deutschlandmesonic software gmbh

Naujoks, Frank4

[email protected]

Product Marketing Manager Dynamics AX Microsoft Deutschland GmbH

Tröger, [email protected]

Leiter Produktmanagement ERPPSIPENTA Software Systems GmbH

Quellen:

1: Patrick Siegmung, mesonic software gmbh

2: Karl Tröger, PSIPENTA Software Systems GmbH

Quellen:

3: Thorsten Reuper, Asseco Solutions GmbH

4: Frank Naujoks, Microsoft Deutschland GmbH

STATEMENTS

16 Competence Book - ERP

Das ERP der Zukunft wird ein hochinteg-riertes Gesamtsystem sein, das anwen-derorientiert ausgerichtet ist und über eine hohes Maß und Flexibilität und Mo-bilität verfügt.1

Das ERP-System wird zu-künftig wie auch heute schon als der „große Res-sourcenvorhalter hier für eine Planungs- und Steue-rungshoheit verantwortlich sein.3

Agile Produktionssysteme erfordern in gleichem Maße agile Softwaresysteme zur Planung, Simulation und Steuerung der Herstellungsprozesse (Internet der Services).2

Die Zukunft wird hybrid sein – und der Kunde kann wählen, ob er die Systeme on-Premise oder On-Demand oder teils-teils betreiben wird.4

ERP-Funktionen& Architekturen

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Anzeige_210-275mm-Druck-zw.indd 1 07.08.2014 12:01:48

17Competence Book - ERP

Page 18: Erp competence book_20141017

GRUNDLAGEN

Page 19: Erp competence book_20141017

Einleitung Grundlagen Anwendungen & Lösungsbausteine

5 Editorial Volker Schnittler ERP 2020 Zukunft, aber keine Science Fiction

6 Grußwort Frank Naujoks Gerüstet für den Wettbewerb von morgen

7 Grußwort Otto Schell ERP: Ein Wettlauf mit der Zeit um Zukunftsfähigkeit

8 Grußwort Thorsten Reuper ERP der Zukunft - die Zukunft des ERP hat gerade erst begonnen

9 Grußwort Manfred Deues Maximale Prozesstransparenz

10 Zahlen kompakt Infografik ERP

14 Statements Statements zu ERP

20 ERP 2020 I Roundtable zu ERP 2020

28 ERP 2020 II Die ERP 2020-Initiative des VDMA vorgestellt

31 ERP 2020 III 21 Thesen für das ERP der Zukunft

36 ERP Auswahl Die Zeit ist reif: Ein neues ERP-Auswahlverfahren

41 ERP Einführung I So vermeiden Sie Stolperfallen bei der ERP-Einführung

43 ERP Einführung II ERP-Systeme einführen: In drei Phasen zum Erfolg

46 Wandlungsfähigkeit Mehr Wandlungsfähigkeit dank moderner ERP

48 ERP Trends I Vier Megatrends fordern die gesamte IT-Industrie

52 ERP Trends II ERP Trends 2014

57 ERP 2020 IV Eine Einführung zu den ERP-2020-Reports

59 ERP 2020 V Mobility, Connectivity, Usability: Empirie zur Trilogie der ERP 2020

65 Mobility Das Büro in der Westentasche Business-Software wird mobil

67 Cloud ERP in der Cloud Zwei Trends zeichnen sich ab

69 Usability ERP 2020 und Industrie 4.0 Usability - next steps

71 Herausforderungen Herausforderung Prozessoptimierung

74 Integration Vorteile einer ERP/MES- Integration

76 Internationalisierung Wie ERP-Systeme internationale Geschäftspro- zesse unterstützen

79 Fertiger ERP für Einzel- und Auftragsfertiger

4 Unser Kompetenz-Netzwerk Partner des Competence Books

INHALT

19Competence Book - ERP

Page 20: Erp competence book_20141017

GRUNDLAGEN - VIRTUAL ROUNDTABLE

„Wir sind uns sicher, dass ERP auch weiterhin im Mittelpunkt des unternehmerischen IT-Ge-füges stehen wird“ - Patrick Siegmund

20 Competence Book - ERP

Delphi-Roundtable ERP 2020 Commodity oder Zentrale für eine mobile, nutzerzentrierte und kollaborative Ökonomie?

Mobilität, Usability, Connectivity, Industrie 4.0, Enter-prise 2.0, … - eine Vielzahl von Begrifflichkeiten ste-hen für die Zukunft von Ökonomie und Technologie.

Und wo steht das ERP-System in Zukunft bzw. wo sollte es im Jahr 2020 stehen? Das ist die zentrale Frage, die sich die VD-MA-Initiative ERP-2020 stellt und wir freuen uns, dass wir ge-meinsam und mit Unterstützung von Trovarit und dem RWTH Aachen /FIR führende Köpfe der Branche zur Zukunft des ERP befragen können. Dabei konnte bereits die Studie ERP-2020 des FIR im Auftrag des VDMA zentrale Erkenntnisse durch die Befragung der Anwendung gewinnen und die auch wichtigs-ten Trends (Mobilität, Usaibility, Connectivity) identifizieren.

In diesem Roundtable geht es daher darum, zusam-men mit den führenden Köpfen der Branche die-se Perspektiven zu vertiefen und zu konkretisieren!

Bedeutung ERP-Systeme im Jahr 2020 - Commodity

oder Zentrale?

Mobilität, Usability, Connectivity, Kollaboration, Indust-rie 4.0, Enterprise 2.0 … - eine Vielzahl von Begrifflichkei-ten stehen für die Zukunft von Ökonomie und Technologie. Werden damit andere Systeme (z.B. CRM, Social Software) in den Mittelpunkt des Interesses rücken oder erfordert ge-rade eine mobile, nutzerzentrierte, vernetzte und kollabo-rative Ökonomie die Integration durch zentrale ERP-Syste-me mehr denn je? Wie wichtig ist also Ihrer Meinung nach das ERP-System der Zukunft („2020“)?

Patrick SiegmundWir sind uns sicher, dass ERP auch weiterhin im Mittelpunkt des unternehmerischen IT-Gefüges stehen wird. Allerdings wer-den die Anforderungen an das ERP-System künftig weitaus an-spruchsvoller sein als dies bisher der Fall war.

Gerade wirklich integrierte Systeme (z.B. ERP und CRM) werden mehr und mehr die Unternehmen erobern. Schon seit einigen

Jahren zeichnet sich ab, dass Insellösungen immer häufiger durch integrierte Lösungen ersetzt werden. Denn nur Systeme, die auf ein- und dieselbe Datenbank zugreifen, können die notwendigen Informationen für den Anwender bedarfsgerecht zusammenstel-len - und zwar so, dass diese Informationen alle Unternehmens- und Geschäftsbereiche umfassen.

Hier liegt eine wesentliche Herausforderung des ERP-Systems der Zukunft: die punktgenaue, aber gleichzeitig einfache Verfüg-barkeit von Informationen. Umfangreiche Datenmengen müssen sich heute genauso wie in Zukunft jederzeit und an jedem Ort heranziehen sowie be- bzw. verarbeiten lassen, damit die Unter-nehmen sie sowohl für operative als auch für strategische Ent-scheidungen optimal nutzen können.

Integrierte und zentrale ERP-Systeme werden künftig das Herz im Kreislauf der IT-Landschaft darstellen und damit weiterhin als zentrales Organ im Unternehmen fungieren.

Uwe BergmannWichtige den je zuvor. Man kann jedoch das ERP System nicht einzeln betrachten, sondern nur als Teil einer ganzheitlichen Unternehmenssoftware. Das ERP System bildet dabei die Zen-trale in der die Unternehmensprozesse abgebildet werden. Was sich ändert ist die Art und Weise wie wir mit den Systemen ar-beiten oder wie wir auf Daten und Informationen zugreifen. ERP Systeme müssen sich stärker den Nutzern anpassen. Die Arbeits-welt wird mobiler, flexibler, individueller und internationaler,

Auszug aus dem Roundtable mit Experten von Microsoft, PSIPENTA, Asseco, mesonic. COSMO Consult

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GRUNDLAGEN - VIRTUAL ROUNDTABLE

„ERP-Systeme werden in der Zukunft DIE zentralen Steuerungseinheiten – insbeson-dere in mittelständischen Betrieben – sein.“ - Thorsten Reuper

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gleichzeitig wachsen die Datenmengen und die Komplexität von Prozessen und Zusammenhängen. Moderne Unterneh-menssoftware muss flexibel nutzbar, ein-fach bedienbar und auf verschieden End-geräten, überall verfügbar sein.

Karl TrögerDie Frage nach der Bedeutung eines ERP-Systems in der nahen Zukunft lässt sich nicht so einfach beantworten. Wer-den heutige Lösungen und zukunftsori-entierte Ansätze weitergedacht führt das unweigerlich zu einem anderen ERP-Be-griff als wir ihn heute kennen.

Ich würde prognostizieren, dass es Sys-teme mit dem heutigen Zuschnitt gar nicht mehr geben wird. Vielleicht noch nicht im Jahr 2020. Doch schon heute haben wir Schwierigkeiten, die System-grenzen von ERP und MES und weiteren Bausteinen einer Unternehmenssoftware voneinander abzugrenzen. Die erwartete zunehmende Autonomie der Planungs-einheiten erfordert weiterentwickeltere

Kommunikationslösungen zur Integrati-on dieser autonomen Einheiten. Meiner Meinung nach steht noch nicht fest, ob es eine zentrale oder viele miteinander kommunizierende Intelligenzen in den Unternehmen geben wird.

Der ungebrochene Drang nach der Mobi-lisierung der Geschäftsprozesse führt zu einem neuen Verständnis insbesondere von Usability und Connectivity. Informa-tionen müssen sicher und jederzeit ver-fügbar sein und zielgenau dem Anwender präsentiert werden.

Social Media Komponenten werden eine größere Rolle als heute spielen. Dabei geht es allerdings nicht um Informations-austausch wie wir ihn aus dem privaten Bereich kennen sondern um die Förde-rung der Zusammenarbeit von Menschen zur Lösung von Aufgabenstellungen im Produktionsumfeld. Die Konsolidierung und Verfügbarmachung von „gemein-schaftlichem“ Wissen steht ganz deutlich im Vordergrund.

Thorsten ReuperNachdem sich der Einsatz von Anwen-dungssoftware zur Unterstützung der Ressourcenplanung bereits in den ver-gangenen Jahren zu einem immer be-deutsamer werdenden Faktor für den Er-folg eines Unternehmens entwickelt hat, werden ERP-Systeme in der Zukunft DIE zentralen Steuerungseinheiten – insbe-sondere in mittelständischen Betrieben – sein. Der Trend – wie schon seit längerer Zeit zu beobachten – geht dabei klar zu zentralen, integriert arbeitenden Syste-men, die in der Lage sind, alle Unterneh-mensprozesse zu verknüpfen, zu steuern und entsprechend abzubilden. Insellö-sungen, die – zum Beispiel auf Basis von Webservices – nicht integriert werden können, werden dann zunehmend eine aussterbende Spezies darstellen.

Frank NaujoksWir sind auf den Weg in eine Appisie-rung der Anwendungs-Workloads. Ge-nehmigungen können via Smartphone erteilt werden, genauso wie Umsatzana-

Zu Thorsten Reuper:

Seit mehr als dreißig Jahren in der IT-Branche tätig, ist Thorsten Reuper ein be-sonders versierter Mann mit einem umfassenden technischen Hintergrund, der weitreichende Erfahrungen in verschiedenen renommierten Unternehmen vor-weisen kann. Erklärtes Ziel des technischen Verantwortlichen ist die konsequent verfolgte, strategisch ausgerichtete Produktentwicklung mit gezielten Funktions-erweiterungen und einem besonderen Augenmerk auf die Ergonomie der Soft-ware. Dies soll insbesondere durch eine enge und vertrauensvolle Zusammenar-beit mit Kunden und Interessenten realisiert werden.

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GRUNDLAGEN - VIRTUAL ROUNDTABLE

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lysen mal eben auf dem Tablet durchgeführt werden. Auch nur kurzfristig genutzte Apps werden programmiert, um bestimm-te, eher kleinteilige Aufgaben zu erfüllen. Aber idealerweise greifen die Apps auf eine einheitliche Datenbasis zurück – es müssen also keine Diskussionen mehr über den Ursprung der Datenquelle und deren Vertrauenswürdigkeit geführt werden, weil die Informationen für alle gleich sind.

Die Aufgabe der Anbieter wird es sein, die Systeme so auszu-gestalten, dass das Zusammenspiel von unterschiedlichen Anwendungen einwandfrei funktioniert und das bspw. Apps schnell erstellt werden können.

Ohne das vielgerühmte Backbone ERP wird es nicht gehen – die Daten sollen ja verlässlich sein und für alle Beteiligten gleich.

ERP-Trends/Treiber bis 2020 – Mobility und Usability!

In der ERP-2020-Studie war ein Ergebnis besonders klar: ERP-Systeme müssen 2020 auf unterschiedlichen Endge-räten jederzeit und überall verfügbar sein und neue User Interfaces müssen sich an dieses neue mobile Arbeiten an-passen.

Was sind für Sie die wichtigsten Entwicklungen, die das Thema Mobilität treiben, und was sind die wichtigsten mo-bilen Anwendungsszenarien und -prozesse, wenn wir Rich-tung 2020 blicken? Welche Anforderungen ergeben sich dabei für die Usability? Werden wir z.B. mit den gleichen Werkzeugen wie im Privatbereich arbeiten (BYOD) und die Bedienung von ERP-Systemen intuitiv und ohne Schulung möglich sein? Was also bedeutet für Sie und ihr Unterneh-men die neue Nutzerzentrierung konkret?

Thorsten ReuperProfessionelle Mobilität wird zukünftig einen noch höheren Stellenwert einnehmen, als dies bereits heute der Fall ist. Sich immer stärker verändernde Arbeitswelten machen eine wach-sende Anpassung der Technologie sowohl innerhalb eines Un-ternehmens – etwa im Bereich mobiler Prozesssteuerung, Lager, Wareneingang (z.B. durch mobile Endgeräte) – als auch extern – etwa durch mobile Prozessfreigabe, Workflowsteuerung oder Informationstransfers – notwendig.

Frank NaujoksDie Intelligenz der Systeme wird sich zunehmend unterhalb der Benutzeroberfläche abspielen – ganz schulungslos wird wahr-scheinlich ein Power-user nicht auskommen, aber eine Bedie-nungsvereinfachung ist die letzten Jahre schon deutlich zu beob-achten. Beispielsweise auch durch den Einsatz von Touch-Devices und Voice- oder Gestensteuerung.

BYOD birgt die Gefahr der Security und Administrierbarkeit für die Unternehmen wieder ins Aufmerksamkeitsfeld zurück. Sup-portunterstützung ist auch ein Thema – hier werdena sich noch einzelne Modelle je nach Unternehmen herausbilden, was tole-riert wird und was nicht.

Mobilität wird sehr stark getrieben durch Endgeräteverfügbar-keit, Netzabdeckung und Usability der Software / Apps. Hier ist HTML5 sicherlich das Mittel der Wahl, da die unterschiedlichen Devices und Betriebssysteme sonst zu teuer zu unterhalten sind. Zu berücksichtigen ist eine Anpassung bspw. der Zeilenabstände von Anwendungen , je nachdem ob es ein Laptop oder ein Tab-let / Smartphone ist. Hier steigen die Anforderungen an die Pro-grammierer mit der Vielzahl der Gerätetypen deutlich an.

Patrick SiegmundDie „neue Generation“ von Mitarbeitern, die in die Unterneh-men kommen, nutzen bereits heute vor allem im privaten Be-reich bereits alle erdenklichen mobilen Geräte. Das ist einer von mehreren Gründen, warum das mobile Arbeiten Einzug in die Unternehmen erhalten hat und dies in Zukunft weiter verstärkt tun wird.

Es wird immer mehr zur Selbstverständlichkeit, über die mobilen Geräte nicht nur jederzeit im Unternehmen vorgehaltene Daten abzurufen, sondern auch Informationen zurückzugeben. Bereits heute sind die Anfänge, z.B. mit dem mobilen Erfassen von An-

Zu Frank Naujoks:

Frank Naujoks arbeitet seit April 2013 bei Microsoft und verantwortet als Produktmanager Microsoft Dynamics AX. Der ehemalige Analyst, mit Stationen bei META Group, Hewson Group, IDC und i2s, hat einen Abschluss als Dip-lom-Kaufmann der Universität zu Köln.

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geboten und Aufträgen oder der Annahme und Abwicklung von Serviceaufträgen vor Ort, getan. Künftig jedoch werden Anwen-der alle erdenklichen Funktionalitäten einer integrierten Unter-nehmenslösung von ERP und CRM mobil nutzen wollen. Und genau das erfordert wiederum eine punktuelle und anwendero-rientierte Darstellung und Nutzung von Daten und Funktionen.

Wir gehen davon aus, dass das Tablet auch im Geschäftsleben seinen Siegeszug antreten und das Notebook in absehbarer Zeit verdrängen wird. Eine klare Aufforderung an die ERP-Hersteller besteht darin, die mobilen Lösungen für diese Endgeräte derart benutzerfreundlich und selbsterklärend zu gestalten, dass für ihre Anwendung kein zusätzlicher Schulungsaufwand entsteht. Die Herausforderung liegt schon in der vorgelagerten Analyse und Organisation der ERP-Lösung, denn vorab muss die Daten-verfügbarkeit sowie der Prozessverlauf geklärt werden: Welche Daten und Funktionen stehen einem Anwender in welcher Form zur Verfügung?

Für die sogenannten „Key-User“ der Fachabteilungen im Unter-nehmen, z.B. in der Buchhaltung oder der Auftragsverwaltung, werden aber sicher durch die immer komplexer werdenden An-wendungen gesonderte Schulungsmaßnahmen unumgänglich bleiben.

Uwe BergmannDer generelle Trend zum flexibleren und mobileren Arbeiten macht vor der Nut-zung von einem ERP-System nicht halt. Die Gesellschaft und das Nutzerverhalten verändern sich. Heute hat jeder bereits ein Smartphone oder ein Tablet, ausschließlich oder als Ergänzung zum PC oder Notebook. Selbstverständlich wird die Nutzungserfahrung im privaten Bereich die Erwartun-gen im geschäftlichen Bereich beeinflussen und umgekehrt. Die Bedingung der Systeme muss vor allem intuitiv und einfach sein. Mit unserem Leitbild „Business Software für Menschen“ stellen wir den Menschen in den Mittelpunkt, um Systeme zu schaffen die sich optimal an den Bedürfnissen und Rollen der Menschen orientieren die mit der Software arbeiten.

Karl TrögerDie Umweltbedingungen in der Produktion und die Einsatzbedin-gungen für die genutzte Software werden sich mit der fortschreiten-den Definition und Umsetzung der Konzepte im Zusammenhang mit dem Zukunftsprojekt „Industrie 4.0“ massiv ändern. Neue und mobile Devices ziehen in den Shopfloor ein und es werden andere Möglichkeiten der Interaktion mit der Software selbst, aber auch mit den beteiligten Menschen und genutzten Maschinen, möglich.

Begrenzte Bildschirmgrößen und der Wunsch nach einer größeren Effizienz bei der Benutzung der Software zwingen zu einer Reduk-tion der Inhalte auf das Wesentliche und Wichtige zur Lösung der gestellten Aufgaben. Die zielgerichtete Präsentation von Informati-onen und Daten (Eingeweihte kennen den Unterschied) hängt von mehreren Faktoren ab: der Rolle im Prozess und der Organisation, den gegebenen Hilfsmitteln und Werkzeugen, der zum aktuellen

Zeitpunkt gestellten Aufgabe, dem Standort und nicht zuletzt vom sozialen Umfeld. Gerade die sozialen Aspekte werden eine immer größere Rolle spielen. Die Förderung der Zusammenarbeit der Menschen im Produktionsprozess und das Teilen von Wissen zur Lösung der Aufgaben wird eine massive Steigerung der Effizienz mit sich bringen.

Die Individualisierbarkeit und Personalisierung der Interakti-onsschnittstelle stellt eine wichtige Komponente dar. Es muss zukünftig noch einfacher sein, aufgabenorientierte User-Interfa-ces zu gestalten. Der vermeintliche Widerspruch zwischen Indi-vidualität (Anwenderbezug) und Uniformität (Standard) muss aufgelöst werden. ERP- und MES-Systeme müssen zukünftig als Assistenzsystem und Tutor der Anwender zu verstehen.

Zu Patrick Siegmund:

Bereits seit Kindertagen lebt der studierte Volljurist Patrick Siegmund familiär mit der mesonic software gmbh. Bevor der 41-jährige 2011 ebenso beruflich zu mesonic stieß, war er u.a. für Unternehmen im Bereich ePayment, Cont-ent Providing sowie Rechtehandel tätig.

Als Geschäftsführer der mesonic software gmbh in Deutschland steht Patrick Siegmund für die konsequen-te und zukunftsorientierte Weiterführung der mittlerweile 30-jährigen mesonic-Tradition.

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Zum Autor Karl M. Tröger:

Karl Tröger, Leiter Product Marketing, verantwortet die strategische Ausrichtung des Produktportfolios bei der PSI AG. Auf Basis seiner nationalen und internatio-nalen Stationen in der Fertigungsindustrie, stellt er heute das Bindeglied zwischen Kunden, Markt, Wissenschaft und dem Software-Engineering dar. Seine Erfahrun-gen sammelte er als Senior Product Engineer bei einem kanadisch-israelischen Konzern, als IT-Projektleiter sowie später als Leiter der Produktentwicklung für ERP-Lösungen innerhalb der PSI AG.

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Aktuell arbeitet die PSIPENTA an einer komplett neuen Oberfläche und einem modernen Interaktionsdesign. Im Vor-dergrund stehen dabei die Vereinfachung der Nutzung und die deutlich erleichterte Personalisierung. Die strenge Orientie-rung an Aufgaben und Prozessen soll die Effizienz bei der Bedienung der Systeme nachhaltig steigern. In Zusammenarbeit mit der Usergroup werden Prozessanaly-sen durchgeführt. Das Ziel dieser Analy-sen ist die Ermittlung von Best Practices für unterschiedliche Branchen und Fer-tigungstypologien. Diese Best Practices fließen in das visuelle und das Interakti-onsdesign ein.

ERP-Trends/Treiber bis 2020 –

Connectivity, Daten und Kollabora-

tion!

Die ERP-2020-Studie zeigte auch, dass ERP-Anwender eine Konnektivität im doppelten Sinne erwarten. Zum einen ist die Daten-/Informations-Konnek-tivität im Sinne einer umfassenden Informationsverfügbarkeit wesentlich. Zum anderen erfordert die „neue“ Öko-nomie auch ein mehr an Kommunika-tion und Kollaboration.

Auch diese Anwender-Anforderungen erfordern konkrete Lösungskonzepte der ERP-Anbieter. Wie gelingt die All- und Jederzeit-Verfügbarkeit von (zum Teil sicher auch unstrukturierten) In-

formationen und wie unterstützen Sie die Zunahme an Kommunikation und Kollaboration innerhalb von und zwi-schen Unternehmen?

Uwe BergmannAls Microsoft Dynamics Partner verfügen wir nicht nur über die ERP Funktionali-täten sondern über das gesamte Lösungs-portfolio von Microsoft. Die Integration von Microsoft Office, Exchange, Share-Point sowie Power BI oder auch Office 365 in das ERP System bietet bereits heute die Möglichkeit mit strukturierten und unstrukturierten Daten in flexiblen Teams zu arbeiten. Die integrierten Ge-samtlösungen sind zudem in der Cloud verfügbar.

Karl TrögerDie innerbetriebliche und unternehmen-sübergreifende Kollaboration sind seit langer Zeit die Top-Themen bei der Im-plementierung von ERP- und MES-Sys-temen. Die mit der zunehmenden Ar-beitsteilung einhergehende Zerlegung klassischer Wertschöpfungsketten erfor-dert effiziente Methoden der Zusammen-arbeit. Die steigende Vorleistungsquote im Verhältnis zur eigenen Wertschöp-fung in der deutschen Industrie belegt diesen Trend.

PSIPENTA unterstützt beide Formen der Zusammenarbeit. Gemeinsam mit Kunden erarbeitet und ständig weiter verfeinert bietet PSIPENTA eine konfigu-rierbare Mehrwerksteuerung an. Das Ge-

samtunternehmen kann so als logistische Einheit aus einem Guss agieren. Wesent-liche Stammdaten (Master Data) stehen jederzeit und ohne aufwändige Synchro-nisationsvorgänge allen Einheiten zur Verfügung. Vorkonfigurierte Prozesse erleichtern die Einbindung neuer Stand-orte in das interne Wertschöpfungsnetz-werk. Das zentrale Systemkonzept erlei-chert zudem die Administration.

Die unternehmensübergreifende Kolla-boration wird auf unterschiedliche Weise unterstützt. Zum Einen sind besonders in der Automobilindustrie etablierte und standardisierte Kommunikations-wege und Protokolle verfügbar (EDI). Zum Anderen steht mit der myOpenfac-tory-Plattform eine weitere Lösung zur unternehmensübergreifenden Kommu-nikation zur Verfügung. Viele der füh-renden ERP-Systeme bieten Adapter zur Verbindung mit der Plattform an. Dar-über hinaus kann myOpenFactory viele Standardformate (z.B. openTrans, EAN-COM, OCI, …) verarbeiten.

All diese Möglichkeiten werden in Zu-kunft nicht mehr ausreichen, um den Anforderungen der Industrie zu genügen. Zunehmende Autonomie und kleiner werdende Planungseinheiten erfordern noch flexiblere Gestaltungsmöglichkei-ten der Wertschöpfungsketten. Die dy-namische Zusammenarbeit in wechseln-den Wertschöpfungsnetzwerken (eine der Grundideen im Zusammenhang mit Industrie 4.0) benötigt andere Lösungen

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zur Unterstützung der Zusammenarbeit. Die Synchronisation aller (ggf. temporär) beteiligten Parteien in diesen Netzwer-ken hinsichtlich technologischer und kommerzieller Informationen in Echtzeit wird einer der wesentlichen Faktoren für den Erfolg dieser Konzepte sein. Zur Lö-sung dieser Aufgabenstellungen werden neue bzw. weiterentwickelte Kommuni-kationsmöglichkeiten benötigt. Cloud Computing kann dabei die Integration und Synchronisation technologisch un-terstützen. Insofern geht es nicht nur um Connectivity an sich sondern zuneh-mend um Konzepte zur Steigerung der „Kollaborations-Produktivität“.

Thorsten ReuperUm die Aufgabenstellung „Kommunikati-on und Kollaboration“ zufriedenstellend auszuführen, bedarf es auch zukünftig eines noch umfangreicheren Datenaus-tausches zwischen den Unternehmen, wie z.B. zwischen Kunde und Lieferant. Wir unterstützen und verfügen hier über eigene Lösungen – und dies in Verbin-dung mit Unternehmen, die sich auf das Routing und Mapping zwischen Kun-de und Lieferant (Bestellung/Auftrag) spezialisiert haben. Innerhalb eines Un-ternehmens werden Werk-zu-Werk-Be-ziehungen ebenfalls durch unsere Stan-dardfunktionen unterstützt.

Frank NaujoksCloud und Big Data sind da sicherlich die Treiber für eine Vernetzung und Sicht-barmachung von Zusammenhängen. Yammer bietet sich als Kommunikations-plattform innerhalb des Unternehmens und in geschlossenen Communities an, Microsoft Social Listening bringt die Meinung außerhalb des Unternehmens nach innen. Die Kunst wird es sein, aus

all den Informationssilos ein Gesamtbild zusammenzusetzen. Hinzu kommen dann noch Integrationspunkte in die Of-fice Welt, Mail, aber auch die Einbindung von Geodaten, Wetter etc.

Hinzu kommen, bspw. aus Daten-schutz-Gründen, Private Cloud-Anfor-derungen zur Kommunikation innerhalb und außerhalb des Unternehmens.Dieser Konnektivitäts-Entwicklung kann sich kein Anbieter entziehen – es bleibt die Frage, ob für den Anwender daraus ein Technologie-Zoo entsteht oder eine möglichst homogene Applikationsland-schaft. Hier wird es aus Anbietersicht noch Konsolidierungswellen geben.

Patrick SiegmundFür eine All- und Jederzeit-Verfügbarkeit müssen mobile Geräte wie Smartphones und Tablets durchgängig Einzug im Un-ternehmen erhalten, denn sie gewähr-leisten die Konnektivität. Voraussetzung hierfür ist jedoch die mobile Nutzbarkeit der ERP-Systeme, sei es durch brows-erbasierte Oberflächen – wie wir sie für unsere WinLine-Programme bereits seit geraumer Zeit anbieten - oder aber in Zukunft durch echte App-Anwendun-gen. Dabei sind verschiedene Varianten vorstellbar, z.B. eine App je Unterneh-mensbereich bzw. Funktionsbereich der ERP-Lösung oder auch die Umsetzung rein rollenbasierter Apps. In einigen Teil-bereichen haben wir die echte mobile Nutzbarkeit unserer Business-Software bereits umgesetzt, weitere werden folgen.

Die Kommunikation innerhalb der Un-ternehmen ist mit modernen ERP-Lö-sungen (idealerweise mit integrierten CRM-Funktionen) bereits heute möglich. Wir realisieren dies in unseren Program-

men durch die eigenständige Umsetzung individueller Unternehmensprozesse mit Hilfe eines integrierten Tools für das Workflowmanagement. Damit kann ein durchgängiger Kommunikationsfluss, z.B. durch die automatisierte Weitergabe von Informationen und Daten, erreicht werden - sowohl innerbetrieblich als auch im Austausch mit anderen Unter-nehmen. Man denke hierbei nur an typi-sche Abläufe bei der Serviceabwicklung oder an die Weiterleitung von Belegvor-gängen wie Aufträge und Rechnungen. Auch eine Kommunikation über social media-Kanäle sollte nicht unterschätzt werden. Die „Generation Y“ nutzt die-se Medien heute bereits stark im priva-ten Bereich, so dass davon ausgegangen werden kann, dass die Bedeutung dieser Medien auch für die geschäftliche Kom-munikation zunehmen wird. Aus diesem Grund ist eine Integration von Social-Me-dia in unsere WinLine ERP-Programme vorgesehen.

ERP-Funktionen und Architekturen

für das Jahr 2020?!

Neben den bisher genannten nichtfunk-tionalen Anforderungen an ERP-Sys-teme der Zukunft (Mobility, Usability, Connectivity) werden sich potenziell bis 2020 aber auch die Planungslogik und die Systemarchitektur der Systeme wei-terentwickeln.

Welche Veränderungen erwarten Sie persönlich noch im Bereich Ressourcen-planung und Systemarchitektur? Bleibt alles im wesentlich planersich beim Al-ten? Werden ERP-Systeme mehr oder weniger an Planung in einer kollabora-

„Die innerbetriebliche und unternehmensübergreifende Kollabora-tion sind seit langer Zeit die Top-Themen bei der Implementierung von ERP- und MES-Systemen.“ - Karl Tröger

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GRUNDLAGEN - VIRTUAL ROUNDTABLE

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tiven Planungs-Architektur übernehmen? Welche Rolle spielt der Mensch in diesen Szenarien? Und wie gelingt die archi-tektonische Zukunftsfähigkeit am besten? Setzen wir auf das eine integrierte Gesamtsystem oder die prozessvernetzte Multi-System-Landschaft?

Frank NaujoksDie Zukunft wird hybrid sein – und der Kunde kann wählen, ob er die Systeme on-Premise oder On-Demand oder teils-teils be-treiben wird. Diese Wahlfreihet wird in den nächsten Jahren die Diskussion bei der Entscheidung für die IT-Ökosysteme domi-nieren und bringt dem Kunden die Freiheit, nach Bedarf seine Entscheidungen zu treffen und auch zu ändern.

Planungskomponenten werden durch predictive Analytics Sys-teme immer weiter die Anwendungen erobern. Dabei wird die Intelligenz zunehmend hinter die Benutzeroberfläche verlagert – und die Anforderungen an den normalen Anwender werden sinken. Umgekehrt werden die Anforderungen an bestimmte Personenkreise immer höher werden – die für die Intelligenz der Systeme zu sorgen haben.

Patrick SiegmundFür uns ist ein ganz klarer Trend erkennbar: Das ERP der Zu-kunft wird ein hochintegriertes Gesamtsystem sein, das anwen-derorientiert ausgerichtet ist und über eine hohes Maß und Flexibilität und Mobilität verfügt. Dabei werden künftig nicht nur die bisher als üblich verstandenen Unternehmensressour-cen, wie z.B. Adressen, Produkte, Mitarbeiter und Maschinen im ERP-System vorgehalten. Flexibel gestaltbare Anwendungen und Prozesse ermöglichen es den Unternehmen, alle erdenkli-chen Ressourcen zu verwalten, zu planen und entsprechende Prozesse zu automatisieren. Als Beispiele seien hier unter ande-rem die Organisation von Verträgen, Räumlichkeiten oder des Fuhrparks genannt. Und dies alles mit dem Ziel, mit Hilfe einer zentralen Verwaltung und einer optimierten Prozessautomati-sierung sowohl erhebliche Einsparungen in Bezug auf den Zeit-und Kostenaufwand als auch Umsatzsteigerungen zu erzielen.

Dabei ist jedoch immer zu bedenken, dass die immer umfang-reicher und komplexer werdenden Systeme für den Einzelnen auch anwendbar bleiben. Dies kann durch eine Optimierung und Automatisierung der Prozessorganisation sowie durch die punktuell und anwenderspezifische Bereitstellung von Teilbe-reichen oder sogar nur einzelnen Funktionen einer ERP-Kom-plettlösung realisiert werden.

Ebenso wichtig wird es sein, unabhängig vom Ort und einge-setzten Device (Desktop, Tablet, Smartphone und künftige Endgeräte), Zugriff auf alle Anwendungsbereiche zu haben. Um dies zu gewährleisten, glauben wir, dass sich als Standard der Zukunft die Weiterentwicklung von HTML5 herauskristallisie-ren wird.

Thorsten ReuperDas ERP-System wird zukünftig wie auch heute schon als der „große Ressourcenvorhalter und -planer“ agieren. Jedoch wer-den zukünftig vermehrt die flexiblen APS/MES-Systeme hier für eine Planungs- und Steuerungshoheit verantwortlich sein und dies natürlich prozessvernetzt mit dem ERP-System. Daher kann man bei einer guten Integration dieser Komponenten auch beruhigt von einem „integrierten Gesamtsystem“ sprechen. Ich selbst sehe den Mensch zukünftig unter ERP 2020 noch aktiver als „Bediener“ und „Kontrolleur“.

Karl TrögerAgile Produktionssysteme erfordern in gleichem Maße agile Softwaresysteme zur Planung, Simulation und Steuerung der Herstellungsprozesse (Internet der Services). Heutige zent-ralistisch geprägte Konzepte werden mit der fortschreitenden Entwicklung der CPS durch smarte und hochauflösende de-zentrale Systeme ersetzt (werden müssen). Die vorherige Si-mulation von Produktionssituationen und die Ableitung von optimierten Szenarios in mehr und mehr autonomen Einheiten wird eine Steigerung der Effizienz zukünftiger Produktionspro-zesse bewirken. Die produktionsnahe IT wird mit der Automa-tisierungsebene verschmelzen.

Hochauflösende Produktionsregelungssysteme benutzen rie-sige Datenmengen von hochentwickelten Sensoren zur Be-urteilung der tatsächlichen Situation. Die Daten und daraus gewonnen Informationen müssen unter Berücksichtigung des gegebenen Kontext aufbereitet werden und dienen der zielge-richteten Beeinflussung der aktuellen Produktionsparameter. Es geht nicht mehr nur um die Etablierung eines Berichtswe-sens und die Beurteilung einer Situation quasi „post mortem“. Die erhobenen Daten (Big Data) steuern den Prozess und un-terstützen bei der Ausregelung von Störungen in Echtzeit.

Meiner Auffassung nach wird es kein integriertes Gesamtsystem geben. Die Landschaft wird genauso komplex bleiben wie sie heute ist oder sogar komplexer werden. Neue Aufgabenstellun-gen erfordern neue oder weiterentwickelte Lösungsbausteine. Die Integration aller Systeme oder Lösungsbausteine bekommt in diesem Zusammenhang einen ganz anderen Stellenwert.

Der Mensch wird nicht verdrängt, ganz im Gegenteil – seine Be-dürfnisse müssen in Zukunft viel stärker bei der Planung von Unternehmen berücksichtigt werden. Das Eco-System „Indust-rie 4.0“ besteht eben nicht nur aus „Smart factories“ und intel-ligenten die Produktion steuernden Produkten mit Gedächtnis.

Es geht darum, den Menschen hochwertige und kreative Arbeit verrichten zu lassen und ihm die Möglichkeit zur Ausbalancie-rung des Lebens zwischen Arbeit und Freizeit zu geben. Genau-so flexibel wie die von Menschen beherrschten Produktionssys-teme der Zukunft.

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GRUNDLAGEN - VIRTUAL ROUNDTABLE

27Competence Book - ERP

Uwe BergmannDiese nichtfunktionalen Anforderungen haben natürlich auch einen direkten Effekt auf die funktionalen Anforderungen und die Systemarchitektur. Wenn Ressourcen mobiler, flexibler und internationaler ein-gesetzt werden oder auch verfügbar sind, hat dies auch einen Einfluss auf die Planung von Ressourcen. ERP Systeme der Zukunft müssen intelligente Lösungen zur Optimie-rung des Ressourceneinsatzes schaffen. Bei der Systemarchitektur besteht die gleiche Herausforderung. Systeme müssen überall verfügbar und skalierbar sein um den Men-schen in Ihren Rollen, Aufgaben und Ent-scheidungen eine optimale Unterstützung zu bieten.

Zu Uwe Bergmann:

Geschäftsführer COSMO CONSULT GmbH und Vorstandsvorsitzender der COSMO CONSULT AG

„Wir Schaffen Software-Lösungen die dem Menschen bei seiner täglichen Arbeit optimal unterstützt.“ - Uwe Bergmann

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GRUNDLAGEN - ERP 2020-INITIATIVE

28 Competence Book - ERP

Die ERP 2020-Initiative des VDMA – Zukunftsfähige ERP-Lösungen durch den Dialog von Anbieter und Anwendern

Seit fast 40 Jahren begleitet und berät der VDMA (Verband Deutscher Maschinen- und Anlagen-bau e.V.) seine Mitgliedsunternehmen bei der Auswahl und Einführung von PPS und ERP. Der Fachverband Software im VDMA ist mit über 340 Mitgliedsunternehmen aus der IT-Branche die Nummer 2 in Deutschland. Rund 70 dieser Mitgliedsunternehmen befassen sich in ihren Produk-ten und Dienstleistungen mit ERP. Dabei profitieren die Mitgliedsunternehmen des VDMA davon, dass sich im Verband Anwender und Anbieter von IT-Lösungen gegenüberstehen. Vor diesem Hin-tergrund hat der VDMA die Kampagne ERP-2020 gestartet, um auch für ERP-Systeme den Dialog zwischen IT-Anbietern und -Anwendern zum beidseitigen Nutzen zu fördern. Wir freuen uns sehr, dass Volker Schnittler, Fachreferent beim VDMA und Koordinator der Kampagne ERP-2020, uns kompetent Auskunft über die Kampagne und die Zukunft der ERP-Systeme gibt!

Autor: Volker Schnittler, Fachreferent kaufmännische Unternehmenssoftware, VDMA - Informatik

Der Fachverband Software im VDMA vorgestellt

Wenige wissen, dass der Fachverband Software die Nummer 2 bei den Soft-wareverbänden in Deutschland ist. Tatsächlich versammelt der VDMA (Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V.) in seinem Fachver-band Software über 340 der wichtigs-ten IT-Unternehmen Deutschlands und profitiert zusätzlich vor allem da-von, dass sich im Verband Anwender und Anbieter von IT-Lösungen gegen-überstehen. Wie kam es zur Gründung des Fach-verbands Software im VDMA? Was

erwarten Ihre Mitglieder vom Fachver-band? Was sind aktuell Ihre wichtigs-ten Aktivitäten?

Volker Schnittler: Der Fachverband Software wurde vor über einem Jahrzehnt gegründet. Hintergrund war die Erkenntnis, dass sich der Maschi-nen- und Anlagenbau auch mit seinen wichtigen Komponenten- und Dienstleis-tungszulieferern vernetzen muss. Dazu gehören neben den Lieferanten von Au-tomatisierungskomponenten natürlich auch die Lieferanten von Softwarelösun-gen. Da heute weder Maschinen noch Geschäftsprozesse in Unternehmen ohne die permanente Unterstützung von Soft-

ware denkbar sind, reicht die Palette von Mitgliedsunternehmen im Fachverband Software natürlich von Anbietern von Steuerungssoftware bis hin zur Anwen-dungssoftware.

Je nach Ausprägung dieses Softwareange-bots entwickelt sich hierbei ein partner-schaftlicher und nutzenorientierter Dia-log zwischen Anwendern und Anbietern der jeweiligen Softwarelösungen. Somit sehen wir es als die wichtigste Aufgabe an, für diesen Dialog eine Plattform zu lie-fern, auf der sich Anwender und Anbieter begegnen und zum beiderseitigen Nutzen austauschen können.

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GRUNDLAGEN- ERP 2020-INITIATIVE

29Competence Book - ERP

VDMA-Initiative ERP 2020

Sie haben im vergangenen Jahr die Kampagne ERP-2020 gestartet. Wel-che Unternehmen beteiligen sich am Dialog zwischen Anwendern und An-bietern? Was sind die Ziele dieser Kam-pagne und welche Maßnahmen konn-ten bereits realisiert werden?

Volker Schnittler:Es sind natürlich vor allem die rund 70 Mitgliedsunternehmen im Fachverband Software, die Produkte und Dienstleistun-gen rund um ERP anbieten. Auf der ande-ren Seite aber genauso die Anwender von ERP. Der VDMA unterstützt ja bereits seit fast vier Jahrzehnten seine Mitgliedsunter-nehmen bei der Systemauswahl, zunächst bei PPS und heute natürlich bei ERP. Wenn Sie sich vor Augen führen, dass wir die IT-Leiter aus rund 150 Unternehmen in einem Fachkreis Infortmatik informell organisiert haben oder dass durchschnitt-lich einmal pro Woche eine Anfrage eines Mitgliedsunternehmens bezüglich einer ERP-Auswahl bei mir eingeht, können Sie sich ein Bild vom Potential diese Themas machen.

ERP ist in den Unternehmen des Ma-schinen- und Anlagenbaus zur Selbstver-ständlichkeit geworden. Eine Commodi-ty wie der Strom, der aus der Steckdose kommt. Es ist jedoch eine Commodity mit viel Potential, die sich ständig verändert und verbessert.

Weil ERP so selbstverständlich genutzt, aber als unverzichtbares Rückgrat sämt-licher kaufmännischer Geschäftspro-zesse heute im Unternehmen so wenig im Bewusstsein ist und sich gleichzeitig nachhaltig und umfangreich verändern muss und wird, haben wir im VDMA die Kampagne ERP 2020 gestartet. Wir wol-len Potentiale und Möglichkeiten zu noch intensiverer Nutzung für höheren Un-ternehmenserfolg genauso aufzeigen wie zukünftige Anforderungen der Nutzer aus unserer Branche, dem Maschinen- und Anlagenbau, um die Hersteller der Syste-me zu motivieren, diese zum Nutzen der Anwender weiter zu entwickeln.

Wir haben in den vergangenen Tagen intensive und sehr interessante Gespräche zu ei-nem nachhaltigen Engagement auf der CeBIT geführt. Dabei haben wir folgende Vor-stellungen für die kommende CeBIT entwickelt:

• Der VDMA wird auf der CeBIT mit einem Informationsstand vertreten sein.• Wir werden weiterhin versuchen, einen Gemeinschaftsstand für Mitgliedsunter-

nehmen auf der CeBIT zu organisieren. Voraussetzung dafür ist, dass wir mindes-tens 6 interessierte Mitgliedsunternehmen finden.

• Wir werden das gesamte ERP Forum, das von Trovarit organisiert und betrieben wird unter dem Titel „ERP 2020“ fahren.

• Inhaltlich werden wir Anbieter einladen, zu Ihrer Roadmap ERP 2020 usability, mo-bility und connectivity auf dem ERP 2020 Forum Stellung zu nehmen. Dazu stehen wir in diesem Zusammenhang für alle Anbieter offen, natürlich auch für diejenigen, welche ihre Systeme in anderen Branchen als dem Maschinen- und Anlagenbau anbieten.

• Wir planen außerdem „ERP 2020 Guided Tours“, die sich auch auf die oben genann-ten Themen beziehen sollen und den Messebesuchern einen Einblick verschaffen sollen, was die Anbieter bereits hinsichtlich usability, mobility und connectivity zeigen können.

• Wir wollen die ERP-Anbieter, die wir erreichen und die auf die CeBIT gehen wol-len, thematisch eng einbinden und dazu zu einem „Task Force“ Termin zum VDMA nach Frankfurt einladen.

• Wir werden mit den CeBIT Studio Mittelstand abstimmen, wie wir die Themen, die wir im Zusammenhang mit ERP 2020 diskutieren, auch auf dieser Plattform anbieten können.

Zum Autor Volker Schnittler:

Seit Oktober 2001 ist Volker Schnittler als Referent für kauf-männische Unternehmenssoft-ware wie ERP, PPS, MES und Variantenkonfigurationslösun-gen bei der Abteilung Informa-tik des VDMA beschäftigt. Dort leitet er u. a. auch den PPS-An-wender/Anbieter-Dialog und ist Mitglied im Forschungsbeirat des fir (Aachen).

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GRUNDLAGEN - ERP 2020-INITIATIVE

„ERP ist in den Unternehmen des Maschinen- und Anlagenbaus zur Selbstverständlichkeit geworden. [...] Es ist jedoch eine Commodity mit viel Potential, die sich ständig verändert und verbessert“ - Volker Schnittler

30 Competence Book - ERP

Ergebnisse der Umfrage ERP-2020?

U.a. wurde eine Umfrage bei Anwendern und Anbietern zum Thema ERP-2020 gestartet. Drei Themen-Schwerpunkte haben sich dabei heraus kristallisiert. Können Sie diese The-men-Schwerpunkte skizzieren? Was sind die Treiber hinter diesen Themen/ Trends? Wie gut sind die ERP-Anbieter auf diese Themen vorbereitet?

Volker Schnittler:In der Tat haben wir drei Schwerpunktthemen aus unseren Be-fragungen identifiziert, die eng miteinander zusammen hängen und die wir als erstes adressiert haben. Es handelt sich hierbei um die Themen mobility, usability und connectivity. Dabei ist die Mobilität, das ortsungebundene Arbeiten, das für immer mehr Mitarbeiter aus Unternehmen maßgeblich wird, natürlich der Treiber. Nicht nur der Vertrieb und der Service arbeiten heute au-ßerhalb des Unternehmens, auch viele Mitarbeiterinnen, die sich vorübergehend für eine Verlagerung ihres Lebensmittelpunktes in Richtung der Familie entscheiden, wollen und müssen wir mit ihrer Kompetenz für unsere Unternehmen erhalten. Also müssen diese Möglichkeiten erhalten bleiben, um auch von externer Stel-le weiterhin zum Erfolg der Untenehmen beitragen zu können.

Mit der Mobilität kommen natürlich moderne Endgeräte ins Spiel, die sich von ihrer Oberflächengestaltung und Ergonomie an ganz anderen Maßstäben orientieren als die Windows orien-tierte Vorgängergeneration. Durch die Verfügbarkeit von Smart-phones und Tablets und den dadurch erzeugten Marktdruck kommen die Hersteller von ERP an diesen Tendenzen natürlich nicht mehr vorbei.

Schließlich ist da noch das Thema der connectivity, der Mögich-keit sich überall und jederzeit mit den Unternehmensoftwaresys-temen verbinden zu können. Ohne diese Möglichkeit macht Mo-bilität wenig Sinn.

Wir konnten auf einer Veranstaltung, auf der die führenden Her-steller von ERP ihre Entwicklungsroadmap zu diesen Themen beim VDMA vorgestellt haben, durchaus beobachten, dass die Anbieter da bislang unterschiedlich weit gekommen sind. Wich-tiger war jedoch, dass sie alle die richtige Roadmap im Kopf ha-ben und die Entwicklungstendenzen richtig deuten.

Pläne ERP-2020 für 2014?

Im Jahr 2014 planen Sie eine Vielzahl von Maßnahmen, u.a. eine Hausmesse, bei der ERP-Anbieter konkrete Lösungs-anforderungen umsetzen müssen. Zudem sind Sie auf den wichtigen IT-Messen präsent. Was ist dort jeweils im Detail geplant?

Volker Schnittler:Auf unserer ERP 2020 Hausmesse, die am 14. Mai 2014 in Flörs-heim bei Frankfurt stattfindet, werden wir an ein bewährtes Veranstaltungsformat anknüpfen. Dies besteht darin, dass alle vertretenen Anbieter eine Aufgabenstellung vorgegeben bekom-men, die sie dann auf ihren Messeständen mit ihren Software-lösungen abbilden müssen. In diesem Jahr wird das ein Szenario aus dem Bereich Servicemanagement sein, das unsere Themen mobility, usability und connectivity genauso adressiert wie zahl-reiche funktionale Verbesserungen im Serviceprozess. Die Besu-cher der Hausmesse kennen dieses Szenario und können so die Systeme gut miteinander vergleichen und sich über die jeweilige Lösungsphilosophie den gezeigten Produkten annähern.

Neben unserer eigenen ERP 2020 Hausmesse werden wir noch auf der CeBIT vertreten sein. Was wir dort planen, habe ich weiter oben beschrieben. Auf der Hannover Messe sind wir ideeller Trä-ger der Leitmesse Digital Factory und betreiben seit vielen Jahren einen Gemeinschaftsstand für die Mitgliedsunternehmen des Fachverbandes Software. Ein weiteres Highlight ist unsere 2-tä-gige Tagung zu MES, die wir im Auftrag der Messe gemeinsam mit dem VDI, NAMUR und dem ZVEI ausrichten. Auch mit den Aachener ERP-Tagen des FIR gibt es eine jahrelange Zusammen-arbeit. Dort bieten wir eine Erfahrungsaustauschveranstaltung zu Lösungen aus dem Variantenmanagement für Mitgliedsun-ternehmen des VDMA und Unternehmen aus dem Cluster Pro-duktion in NRW an. Auf der Messe IT & Business, deren ideeller Träger ebenfalls der Fachverband Software ist, werden wir unter anderem unseren traditionellen VDMA IT-Leiter Treff anbieten, sowie unsere Business Intelligence Tagung und eine Veranstal-tung rund um CRM.

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GRUNDLAGEN - THESEN FÜR DAS ERP DER ZUKUNFT

Zum Autor Dennis Schiemann:

Dennis Schiemann studierte Wirtschaftsingenieurwesen mit Fachrichtung Maschinenbau und Vertiefungsrichtung Produktionstechnik an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen. Derzeit promoviert er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Forschungsinstitut für Rationalisierung (FIR) an der RWTH Aachen im Bereich Produktions-management und arbeitet dort zudem als Projektingenieur in zahlreichen Forschungs- und Industrieprojekten. Seine fachlichen Schwerpunktthemen am FIR liegen im Prozess- und Auf-tragsmanagement sowie in der ERP-Auswahl.

31Competence Book - ERP

ERP 2020 - 21 Thesen für das ERP der Zukunft

AUTOREN: Dipl.-Wirt.-Ing. Dennis Schiemann, Aachen und Dominik Frey M.Sc., Aachen

Aus der gemeinsamen Betrachtung der vierten industriel-len Revolution und der globalen wachsenden Relevanz von ERP-Systemen resultiert die Notwendigkeit die Ent-

wicklung dieser Branche in den kommenden Jahren zu beleuch-ten. Das Ergebnis einer Roadmap in die Zukunft bis zum Jahr 2020 ist die Initiative ERP 2020.

Diese kennzeichnet sich durch eine Auswahl an Themenberei-chen, welche die Schnittmenge aus Industrie 4.0 und dem ERP-Markt bilden, dargestellt in Abbildung 1. Neben einer Identifi-kation der relevanten Themenbereiche des ERP-Marktes durch Erfahrungskompetenz der drei Expertenhäuser erfolgte die um-fragebasierte Validierung durch Anwender und Anbieter unter anderem auf den Aachener ERP-Tagen. Ein Anwender-Anbieter Dialog bildete beim VDMA in Frankfurt einen zentralen Teil des Vorhabens ab. Die Themenbereiche definieren sich wie folgt:

Mobility wird verstanden als die Fähigkeit jederzeit, überall und mit jedem beliebigen Gerät auf Applikationen und Informatio-nen einer Unternehmenssoftware zugreifen zu können.

Connectivity ist die Fähigkeit von ERP, mit unterschiedlichen Systemen über Schnittstellen zu kommunizieren.

Collaboration steht für die Zusammenarbeit und Kommunika-tion von Menschen und Organisationen über Grenzen, Systeme, Zeitzonen und geographische Entfernungen hinweg.

Funktionalität und Anpassbarkeit bietet anforderungsge-rechte Methoden und Verfahren für die Lösung volatiler Anfor-derungen sowie der Veränderung von Geschäftsprozesslogik in den Unternehmenssoftwaresystemen.

Ressourcenplanung beinhaltet die autonome Entscheidungs-findung unter der Bedingung schwindender Ressourcenverfüg-barkeit

Dienstleistungsmethoden und –qualität zeichnet sich durch messbare Qualitätsstandards und nachvollziehbare Nutzen-bewertung sowie standardisierte Leistungsverzeichnisse für ERP-Dienstleistungen aus.

Usability umfasst die Handhabbarkeit, die Benutzbarkeit von Systemen und die Softwareergonomie.

Im Rahmen der gemeinsamen Initiative „ERP 2020 – Roadmap in die Zukunft“ des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V. (VDMA), der Trovarit AG und des FIR an der RWTH Aachen, sollen zukünftige Entwicklungen und Trends im Bereich ERP-Systeme, Enterprise-Resource-Planning, untersucht, in Zusammenarbeit mit der Industrie validiert und anschließend publiziert werden. Hierbei stehen der Nutzen und das Potenzial dieser Softwarelösungen im Betrachtungsfokus.

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GRUNDLAGEN - THESEN FÜR DAS ERP DER ZUKUNFT

32 Competence Book - ERP

Neben der Identifikation der Themenbereiche wurden Thesen formuliert und Zukunftsszenarien daraus abgeleitet. Insbeson-dere die Themen Mobility, Connectivity und Usability weisen in ihren Ausprägungen große Schnittmengen auf. Eine Top-These und die damit verbundenen Herausforderungen spiegelt dies wider.

2020 muss sich, durch die Arbeit mit ERP-Systemen auf mobilen Geräten, das User-Interface an die neuen Anforde-rungen angepasst haben.

Die sich hieraus ergebenden Herausforderungen zeigen sich be-sonders im Bereich Connectivity, Mobility und Usability. Bei dem Arbeiten auf mobilen Geräten existieren heutzutage noch viele Defizite. Die Usability stellt dabei eine zentrale Voraussetzung für Mobility dar und ist heutzutage nicht gegeben. Usability gilt hierbei insbesondere unter dem Aspekt der Komplexitätsbe-herrschung und nicht ausschließlich unter der Benutzerfreund-lichkeit. Die Gestaltung von mobilen ERP-Lösungen muss voll-ständig anders aussehen als die bekannten User Interfaces, was neben den geräteadäquaten Sichten auch entsprechende Funk-tionalitäten beinhaltet. Durch die fehlenden Anwendungsfälle in diesem Bereich sind vielfach auch zusätzliche Investitionen seitens der Geschäftsführung gehemmt.

Das resultierende Zukunftsszenario zeichnet sich dadurch aus, dass die Usability im Sinne der Komplexitätsbeherrschung an-gepasst wird. Das mobile ERP erkennt automatisch auf welchem Mobile Device es benutzt wird und passt automatisch dessen In-terface und Funktionsumfang an die Größe bzw. das Handling

des Mobile Device an. Hierbei muss abhängig vom User auch der Bedienvorgang differenziert werden. Der Low-Level-User benö-tigt keine Schulungen, da die genutzten Funktionalitäten intu-itiv bedienbar sind. Power-User benötigt weiterhin Schulungen im System, da dieser die Wirkungszusammenhänge kennen und die Hintergründe überblicken muss. Für die Mitarbeiter in den Unternehmen führt dies sowohl in der IT als auch in den Fachab-teilungen zu der Notwendigkeit prozessorientiert zu denken und entsprechendes Know-How aufzubauen. In den Unternehmen werden somit zukünftig noch stärker die Qualifikationsprofile der Anwender differenziert. Anwender mit Prozessverantwor-tung brauchen speziell ausgebildete Fähigkeiten. Anwender mit geringerem Qualifikationsstandard werden noch stärker geführt werden müssen.

Fazit

Insgesamt führt die Analyse der Thesen zur Notwendigkeit von zentralen Entwicklungen im ERP-Umfeld. Die Qualifikations-profile der einzelnen Anwender werden stärker unterschieden und die Software wird darauf abgestimmt. Es liegen zukünftig differenzierte Prozessmodelle sowohl für zentrale als auch für regional verteilte Prozesse vor. Diese bilden die Entscheidungs-grundlage für Integration und die Diversifizierung von ERP-Sys-temen. Um dies zu nutzen ist eine zeitliche, örtliche und ge-räteunabhängige, konstante Verfügbarkeit die Voraussetzung. Ubiquitäres Internet bildet die Grundlage für echtzeitfähige, mobile Kommunikationstechniken.

Abbildung 1: Themenbereiche der Initiative ERP 2020 (Bilder: © Fotolia)

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GRUNDLAGEN - THESEN FÜR DAS ERP DER ZUKUNFT

33Competence Book - ERP

Abbildung 2: Verknüpfung von Ressourcenplanung und –steuerung mit IuK-Technologien

Als Antwort auf die Frage „Was muss man tun um erfolgreich zu sein?“ wurden die Verknüpfung der Ressourcenplanung und –steuerung mit den Informations- und Kommunikations (IuK)-Technologien identifiziert und in Abbildung 2 dargestellt. Hierbei gewinnt die Integration in Form von Schnittstellen-Stan-dards an Bedeutung. Diese müssen zunehmend ausgebaut wer-den. „Offlinefähige Onlinesysteme“, welche synchronisiert und je nach Sicherheitsbedarf und Connectivity-Möglichkeiten ska-liert werden können, bilden ein technologisches Standbein. Die Usability muss neben der Softwareergonomie und der Benutzer-freundlichkeit als Aspekt der Komplexitätsbeherrschung ausge-baut werden. Dies gewinnt auch dadurch an Bedeutung, dass die Komplexitätsreduzierung für den Anwender in der Regel zu ei-ner Komplexitätssteigerung in der IT führt. Um die Komplexität der Systemlandschaften zu beherrschen, braucht es neue Metho-den und Ansätze zum Management der Applikationslandschaft.

Zum Autor Dominik Frey:

Dominik Frey studierte Wirtschaftsingenieurwesen mit Fachrichtung Maschinenbau und Vertiefungsrichtung Produktionstechnik an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen. Derzeit promoviert er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Forschungsinstitut für Rationalisierung (FIR) an der RWTH Aachen im Bereich Pro-duktionsmanagement und arbeitet dort zudem als Projektingenieur in zahlreichen For-schungs- und Industrieprojekten. Seine fachlichen Schwerpunktthemen am FIR liegen in der Produktionsplanung sowie in der ERP-Auswahl.

Die weiteren Aktivitäten der Initiative ERP 2020 werden unter anderem auf den 21. Aachener ERP-Tagen vom 03.06.-05.06.2014 unter dem Motto „ERP-Potenziale demonstrieren“ präsentiert.Details zu den 21 Thesen finden Sie in Abbildung 3.

Kontaktdaten:Dipl.-Wirt.-Ing. Dennis SchiemannWissenschaftlicher Mitarbeiter ProduktionsmanagementForschungsinstitut für Rationalisierung (FIR) e.V. an der RWTH AachenPontdriesch 14/16D-52062 AachenTel: +49 241 47705-425Fax: +49 241 [email protected] www.fir.rwth-aachen.de

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GRUNDLAGEN - THESEN FÜR DAS ERP DER ZUKUNFT

Thesen Perspektiven 2020 Zustimmung RankingThese 1 In 2020 sind aufgrund der demographischen Entwicklung sowie der

wachsenden Internationalisierung neue Arbeitsformen und -modelle notwendig. Daher müssen ERP-Systeme in Zukunft auf unterschiedlichen Endgeräten jederzeit und überall verfügbar sein. 2,27 4

These 2 2020 muss sich, durch die Arbeit mit ERP-Systemen auf mobilen Geräten, das User-Interface an die neuen Anforderungen angepasst haben. 2,43 1

These 3 2020 muss das Arbeiten im ERP-System mit den gleichen Werkzeugen wie im Privatbereich erfolgen („Bring your own device“ bzw. Verknüpfung von Social Media mit Business Netzwerken). 1,39 17

These 4 2020 ist die Bedienung von ERP-Systemen intuitiv und ohne Schulungsaufwand möglich. 1,32 19

Thesen Perspektiven 2020 Zustimmung RankingThese 5 2020 wird der Bedarf an zeitnaher und räumlich uneingeschränkter

Informationsverfügbarkeit enorm gestiegen sein. 2,39 2These 6 2020 wird es einige wenige quasi-standardisierte Datenmodelle geben,

die von wenigen Anbietern vorgegeben und von allen anderen Anbietern eingesetzt bzw. verwendet werden. 1,34 19

These 7 In 2020 wird die Datenkommunikation zwischen unterschiedlichen Systemen durch standardisierte Datenformate erleichtert. 1,79 12

These 8 2020 ist eine Verzahnung aller Planungsebenen, von der Ebene der Supply Chain bis zur produzierenden Maschinenebene, inklusive eines einheitlichen Austausches mit entsprechenden Datenformaten und Softwaresystemen für die Ressourcenplanung Industriestandard. 1,53 15

Thesen Perspektiven 2020 Zustimmung RankingThese 9 In 2020 entstehen beim Arbeiten mit ERP-Systemen ohne die

Verwendung von bereichsübergreifenden Kooperations-Werkzeugen gravierende Wettbewerbsnachteile (u.a. Produktivitätsverluste). 2,16 6

These 10 In 2020 nimmt der Informationsaustausch massiv zu, da die Austauschfrequenz kurzzyklischer ist. 2,30 3

These 11 In 2020 ist der Informationsaustausch unstrukturierter, da die Anzahl der Beteiligten an weltweiten Standorten zunimmt. 1,84 10

These 12 2020 sind zentrale Plattformen zur Zusammenarbeit zwischen rechtlich eigenständigen Unternehmen ein elementarer Faktor für die Wettbewerbsfähigkeit im globalisierten Umfeld. 2,02 8

Thesen Perspektiven 2020 Zustimmung RankingThese 13 2020 ist der Mitarbeiter stärker in die autonome Entscheidungsfindung

eingebunden. Hierfür sind neuartige Informationsdarstellungsformen und -bereitstellungsformen zur Entscheidungsunterstützung notwendig. 1,68 14

These 14 2020 sind Energieeffizienz und -flexibilität unter der Bedingung schwindender Verfügbarkeit von energetischen Ressourcen ein zentraler Aspekt der Ressourcenplanung. 2,11 7

Thesen Perspektiven 2020 Zustimmung RankingThese 15 2020 ermöglichen neue Architekturen wie bspw. Service-orientierte

Architekturen (SoA) eine Entkopplung von Programm- und Ausführungslogik, wodurch die Flexibilität der ERP-Systeme gesteigert wird (die Prozessschicht wird die dirigierende Schicht). 1,80 11

These 16 In 2020 wird die Vergangenheit gezeigt haben, dass es eine vollständige Integration im Sinne einer "1-System-Landschaft" (Monolith) nicht gibt und auch zukünftig nicht geben wird. 2,20 5

4. Ressourcenplanung

5. Funktionalität / Architektur

1. Mobility / Usability

2. Connectivity / Daten

3. Kooperation / Collaboration

34 Competence Book - ERP

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GRUNDLAGEN - THESEN FÜR DAS ERP DER ZUKUNFT

Thesen Perspektiven 2020 Zustimmung RankingThese 17 2020 wird es Qualitätsstandards für die Einführung von ERP-Systemen

geben, an denen der Anbieter anhand von qualitativen sowie quantitativen Kriterien beurteilt werden kann. 1,28 21

These 18 2020 wird das Dienstleistungsangebot von ERP-Anbietern in hohem Maße standardisiert und modularisiert sein (Leistungsverzeichnisse). 1,41 17

These 19 2020 gibt es strukturierte Verfahren zur Nutzenbewertung von ERP-Systemen, die zusätzlich das Aufzeigen von Handlungspotenzialen ermöglichen. 1,51 16

These 20 2020 werden die Kosten für IT und ERP-Systeme aufgrund erhöhtem Administrations- und Komplexitätsaufwand gestiegen sein. 1,92 9

These 21 2020 wird die IT-Abteilung sehr viel stärker das unternehmensspezifische Prozessmanagement verantworten. 1,71 13

Thesen Perspektiven 2020 Zustimmung Ranking

These 22020 muss sich, durch die Arbeit mit ERP-Systemen auf mobilen Geräten, das User-Interface an die neuen Anforderungen angepasst haben. 2,43 1

These 52020 wird der Bedarf an zeitnaher und räumlich uneingeschränkter Informationsverfügbarkeit enorm gestiegen sein. 2,39 2

These 10In 2020 nimmt der Informationsaustausch massiv zu, da die Austauschfrequenz kurzzyklischer ist. 2,30 3

These 1

In 2020 sind aufgrund der demographischen Entwicklung sowie der wachsenden Internationalisierung neue Arbeitsformen und -modelle notwendig. Daher müssen ERP-Systeme in Zukunft auf unterschiedlichen Endgeräten jederzeit und überall verfügbar sein. 2,27 4

These 16

In 2020 wird die Vergangenheit gezeigt haben, dass es eine vollständige Integration im Sinne einer "1-System-Landschaft" (Monolith) nicht gibt und auch zukünftig nicht geben wird. 2,20 5

Thesen Perspektiven 2020 Zustimmung Ranking

These 17

2020 wird es Qualitätsstandards für die Einführung von ERP-Systemen geben, an denen der Anbieter anhand von qualitativen sowie quantitativen Kriterien beurteilt werden kann. 1,28 21

These 42020 ist die Bedienung von ERP-Systemen intuitiv und ohne Schulungsaufwand möglich. 1,32 20

These 6

2020 wird es einige wenige quasi-standardisierte Datenmodelle geben, die von wenigen Anbietern vorgegeben und von allen anderen Anbietern eingesetzt bzw. verwendet werden. 1,34 19

These 3

2020 muss das Arbeiten im ERP-System mit den gleichen Werkzeugen wie im Privatbereich erfolgen („Bring your own device“ bzw. Verknüpfung von Social Media mit Business Netzwerken). 1,39 18

These 18 2020 wird das Dienstleistungsangebot von ERP-Anbietern in hohem Maße standardisiert und modularisiert sein (Leistungsverzeichnisse). 1,41 17

Trifft gar nicht zu 0,00Trifft weniger zu 1,00Trifft überwiegend zu 2,00Trifft vollkommen zu 3,00Trifft im Durchschnitt eher gar nicht / weniger zu < 1,4Trifft im Durchschnitt eher überwiegend / vollkommen zu > 1,6

8. Flop-Five

Botschaft: Aber keine Wunder bei Mobility (3), Usability (4), Connectivity (6), Dienstleistung (17, 18)

Erläuterungen zur Zustimmung

6. Dienstleistungsmethoden / -qualität

7. Top-Five

Botschaft: Innovationen in den Dimensionen Mobility (1), Usability (2), Connectivity (5, 10), Architektur (16)

35Competence Book - ERP

Abbildung 3: ERP 2020 - Auswertung der 21 Thesen

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GRUNDLAGEN - EIN NEUES ERP-AUSWAHLVERFAHREN

Abb. 1: Probleme im Auswahlverfahren

36 Competence Book - ERP

Die Zeit ist reif: Ein neues ERP-Auswahlverfahren

AUTOR: Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Norbert Gronau, Center for Enterprise Research, Universität Potsdam

Gemeinsam mit der Unternehmensberatung Potsdam Consulting, die im Rahmen ihrer Prozess- und Stra-tegieberatung auch zahlreiche ERP-Auswahlprozesse begleitet hat, hat das Center for Enterprise Research an

der Universität Potsdam nun einen neuen ERP-Auswahlprozess entwickelt, der die zahlreichen Fehler der Vergangenheit vermei-det und zudem wesentlich besser als früher an die individuellen Bedürfnisse der Unternehmen anpassbar ist, die ein ERP-System suchen.

Probleme im Auswahlverfahren

Als falsch hat sich erwiesen, bereits ohne Kenntnis des Zielsys-tems eine Sollprozessgestaltung anzustoßen, ebenso falsch ist es, eine komplette Modellierung des derzeitigen - und vermutlich bald abzulösenden - Ist-Zustandes vor-zunehmen. In beiden Fäl-len wird hoher Aufwand verursacht, obwohl Timing und Ergeb-nisnutzen nicht stimmen.

Um sich ein Bild vom Anbieter und seinem System zu machen, sind Präsentationen in der Auswahlphase unerlässlich. Um nicht in wenig sinnvolle Standardpräsentationen des Anbieters hin-einzulaufen, müssen knappe Szenarien aus den wichtigsten Un-ternehmensbereichen konzipiert werden, die Stammdaten und

auswahlentscheidende Funktionen des Systems miteinander ver-knüpfen. Bei Zeitknappheit im Bereich der Anforderungsanalyse besteht die Gefahr, die falschen Aspekte zu Szenarien zu verdich-ten.

Da jedes Unternehmen und jede Organisation anders ist, lau-fen Auswahlverfahren, die ausschließlich auf internetbasierten Merkmalslisten mit Tausenden von Einträgen basieren, häufig in die falsche Richtung: Hier gewinnt meist das funktionsstärkste System, nicht aber das am besten passende.

Seit etwa 20 Jahren werden nach scheinbar bewährten Prinzipien ERP-Auswahlverfahren durchgeführt. Zahlreiche Berater haben sich etabliert und schwören auf die jeweils von ihnen favorisierte Art, ein neues ERP-System für ein Unternehmen oder eine öffentliche Einrichtung auszuwählen. Doch die Annahmen, unter denen früher Auswahlverfahren durchgeführt wur-den, lassen sich kaum noch halten. Immer mehr Probleme treten mit Versprechungen auf, die von den Anbietern in der Auswahlphase gegeben werden und die dann zu erheblichen Kosten- und Zeitüberschreitungen in der Einführungsphase führen, weil sie sich als nicht stichhaltig erwiesen haben.

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GRUNDLAGEN - EIN NEUES ERP-AUSWAHLVERFAHREN

37Competence Book - ERP

Allerdings erkennen die führenden Mitarbeiter der Kunden die-se und andere Probleme der Auswahlphase häufig nicht. Die so genannte „ERP-Reife“ der Unternehmen bestimmt sehr stark die Notwendigkeit einzelner Schritte im Auswahlprozess. Die ERP-Reife wird auf der Basis mehrerer Aspekte individuell ermit-telt, u.a.:

• Gibt es eine (aktuelle) Prozessdokumentation und entspre-chen die tatsächlichen Abläufe zumindest grob dieser Do-kumentation?

• Wird schon prozessorientiert gearbeitet (abteilungsüber-greifend und auf die Erzielung eines Wertes für einen Kun-den hin)?

• Besteht ein Bewusstsein für die Bedeutung des Stammda-tenmanagements und existiert sogar ein Prozess, mit dem die Qualität der Stammdaten sichergestellt wird?

• Existieren Support- und Wartungsstrukturen, sowohl auf Anbieterseite als auch unternehmensintern (Key User)?

• Sind Erfahrungen mit ERP-Systemen vorhanden oder wird bisher überwiegend mit Tabellenkalkulationen und Text-programmen gearbeitet?

• Wie qualifiziert sind die beteiligten Mitarbeiter zu ERP-Sys-temen?

• Gibt es eine IT-Strategie, die ggf. sogar in die Unternehmens-strategie und das Geschäftsmodell eingebettet ist?

Jedes „Nein“ auf eine dieser Fragen führt zu einem anderen Zu-schnitt des Auswahlprozesses. Auch die Einschätzung der Kun-den zu den präsentierten Systemen ist bei mangelnder Erfahrung mit ERP-Systemen weniger stark zu gewichten als bei ERP-erfah-renen Benutzern. So wird beispielsweise bei mangelnder Erfahrung die Usability eines ERP-Systems nicht sachlich beurteilt, sondern aus-schließlich danach, wie sehr die präsentierten Oberflächen bekann-

ten Office-Produkten ähneln. Solche Bewertungen sind kaum für das Treffen einer Auswahlentscheidung verwendbar.Gerade bei Unternehmen, die zum ersten Mal ein ERP-System auswählen, lassen sich kaum A-Anforderungen generieren, die zur Differenzierung von Anbie-tern geeignet sind. Weil noch kei-ne ausgereiften Datenstrukturen oder Prozessabläufe existieren, kommen tatsächlich viele marktverfügbare ERP-Systeme für das suchende Unternehmen infrage. Es muss also neben den diffe-renzierenden A-Anforderungen im Auswahlprojekt unbedingt weitere Kriterien geben, nach denen Anbieter differenziert wer-den können. Dies können sein:

• Auszeichnungen unabhängiger Gremien• Unabhängige Informationen über den Anbieter, etwa in se-

riösen Fach-medien• Veröffentlichte Anwenderberichte aus der gleichen Branche

(„Success Stories“)• Präsenz der Anbieter in der Fachöffentlichkeit

Gelegentlich kommt es zu Irritationen, weil dem Kunden des Auswahlberaters nicht genau präsent ist, welche Beraterleistun-gen er tatsächlich eingekauft hat. Insbesondere bei - an sich wün-schenswerten - Festpreisangeboten - neigen Führungskräfte des ERP-suchenden Unternehmens dazu, weitere Leistungen einzu-fordern, obwohl diese weder der Sicherstellung des Auswahlziels dienen noch derzeit erforderlich sind. Diese Irritationen müssen im Vorfeld durch ein eindeutiges Angebot, ggf. mit bereits vorher erkennbaren Erweiterungs- und Kürzungsoptionen, ausgeräumt werden.

Obwohl die Beschreibungen der zu präsentierenden Szenari-en bereits Antworten auf die wichtigste Vertriebsfrage liefern („Was ist dem Kunden besonders wichtig = wo hat er derzeit die

Zum Autor Dr.-Ing. habil. Norbert Gronau:

Norbert Gronau gehört zu den wenigen Persönlichkeiten, die nicht nur Brücken zwischen Wissenschaft und Praxis bauen, sondern diese auch mehrmals täglich überqueren. Er ist Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschaftsinformatik und Electronic Government an der Universität Potsdam und wissenschaftlicher Direktor des dort angesiedelten Centers for Enterprise Research. Unter der Leitung von Professor Gronau forschen über 30 Mitarbeiter zur integrierten Gestaltung von Geschäfts-prozessen und Unternehmenssoftware wie etwa ERP-Systemen sowie zu den Grundlagen von Wissen, Lernen und Bilden.Professor Gronau ist ordentliches Mitglied der Deutschen Akademie der Technik-wissenschaften und Gründungsherausgeber der Fachzeitschriften ERP Manage-ment und PRODUCTIVITY Management (früher PPS Management).Gemeinsam mit der von ihm initiierten Potsdam Consulting Group hat er mehre-re Bundesministerien, Länder und Kommunen, Großunternehmen wie Lufthansa Technik, Roche Diagnostics, Robert Bosch und IKEA, aber auch Mittelständler wie Bahlsen, OKE, Waskönig&Walter, Hofmann Menü und viele andere beraten.

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GRUNDLAGEN - EIN NEUES ERP-AUSWAHLVERFAHREN

Abb. 2: Ziele der ERP-Auswahl

38 Competence Book - ERP

meisten Probleme“), bereiten sich einige ERP-Anbieter nur unzureichend auf die Kundenpräsentation vor. Offenbar ist den Anbietern nicht klar, dass ein schlechter Eindruck in einer Kundenpräsentation die Chancen, den Auftrag zu gewinnen, nahe-zu vollständig ruiniert.

ERP-Auswahlverfahren werden in der Re-gel nicht aufgrund langfristiger strategi-scher Planungen durchgeführt, sondern weil der Schmerz aufgrund der unzurei-chenden Leistungen der gegenwärtig ein-gesetzten Systeme unerträglich geworden ist. Nachdem sich der Kunde - endlich - entschieden hat, ein neues ERP-System einzuführen, steht „nur noch“ der Aus-wahlprozess zwischen ihm und der Er-reichung seines Zieles. Daher kommt es vor, dass der Kunde das Auswahlverfahren unter erheblichen Zeitdruck setzt. Ein guter Auswahlprozess gerät nicht unter Zeitdruck, zumal der Zeitbedarf in der Auswahlphase wesentlich vom Antwort-verhalten der Anbieter beeinflusst wird.

Während Auswahlberater den Markt, die Systeme und (hoffentlich) deren Tech-nologie gut kennen und diese Aspekte in die Auswahl einfließen lassen, basiert die Einschätzung des Kunden weitgehend auf seinem Bauchgefühl. Das führt dazu, dass der Kunde seine Auswahlentscheidung nach anderen Kriterien trifft als der Bera-ter. Ein Auswahlverfahren muss erklären, wie der Berater zu seiner Einschätzung gelangt ist.

Anforderungen an ein zeitgemäßes ERP-Auswahlverfahren

Wichtigstes Ziel des Auswahlverfahrens ist es, das „richtige“, zum suchenden Kun-den jetzt und in Zukunft passende System auszuwählen. Bestandteil dieses Ziels ist es auch, den „richtigen“, ebenso passenden Anbieter auszusuchen. Gerade bei System-häusern, die Branchenlösungen auf der Basis von Sage, Microsoft oder SAP anbie-ten, ist dies ein wichtiges Teilziel, denn die Branchenkenntnisse der Systemhäuser un-terscheiden sich erheblich.

Die Entscheidung über ein neues ERP-System muss auch wirtschaftliche Er-

wägungen mit berücksichtigen. Auswahl-verfahren, die Betriebskosten oder den betriebswirtschaftlichen Nutzen eines neuen Systems nicht einbeziehen, enthal-ten dem Kunden wertvolle entscheidungs-relevante Informationen vor.

Der Auswahlprozess muss zügig durch-geführt werden, da sich sonst zwischen Festlegung der auswahlrelevanten Anfor-derungen und Umsetzung dieser in einem neuen ERP-System zu viele Veränderungen bei Produktspektrum, Organisation und Prozessen ergeben könnten, die die Ein-führungsdauer verlängern und verteuern.

Wirtschaftlich ist ein Auswahlprozess, wenn er sich auf die wesentlichen Anforderungen des Kunden an das neue ERP-System be-schränkt und nicht alle mög-lichen und wünschenswerten Analysen voranstellt. Dazu müssen vor allem die individuellen gegenwärtigen und zukünftigen Bedarfe des Kunden erkannt werden. Neben der Abfrage aller Führungskräfte und der Verwendung standardisierter Checklisten sind weitere Instrumente einzusetzen.

Das Auswahlverfahren muss zwingend an den jeweiligen ERP-Reifegrad des Kunden angepasst werden. Erfahrene Berater nut-zen dazu eine Checkliste, die eine schnelle Einordnung des Kunden in ein Reifegrad-modell ermöglichen.

Um Anforderungen aufzunehmen, Be-denken zu erkennen und die Ergebnisse des Entscheidungsprozesses in der Orga-nisation zu verankern, sind Führungskräf-te und Key User unbedingt zu beteiligen. Die Beteiligung kann in Mitentscheidung, Mitwirkung oder Information bestehen, je nach gelebter Kultur im Anwenderunter-nehmen.

Es ist erforderlich, dass der Kunde das Auswahlergebnis und sein Zustandekom-men nachvollziehen kann. Da es sich bei Auswahlverfahren um multikriterielle Mehrpersonenentscheidungen handelt, die im Falle einer Realisierung erhebliche Bindungswirkung für die Organisation entfalten, muss die Nachvoll-ziehbarkeit gegeben sein.

Vorgehensmodell der ERP-Auswahl

Das auf den vorstehend beschriebenen Überlegungen basierende Auswahlver-fahren von Potsdam Consulting und dem Center for Enterprise Research ist in Abb. 3 dargestellt.

In einer der eigentlichen ERP-Auswahl vorgelagerten Phase wird das Vorge-hensmodell an die Belange des jeweili-gen Kunden angepasst. Dazu wird der ERP-Reifegrad des Kunden ermittelt, die Zielsetzung, die mit dem ERP-Projekt ver-

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GRUNDLAGEN - EIN NEUES ERP-AUSWAHLVERFAHREN

Abb. 3: Auswahlverfahren (alle Schritte)

39Competence Book - ERP

bunden ist (z.B. problembasiert oder wachstumsorientiert). Es wird ermittelt, welches Prozessverständnis und welche Prozess-dokumentation beim Kunden vorhanden ist. Schließlich wird die vorhandene IT-Architektur und andere derzeit laufende oder geplante IT-/Prozessprojekte erhoben. Basierend darauf werden diejenigen Schritte vorgeschlagen, die angesichts der ERP-Reife des Kunden angemessen sind.

Als erster inhaltlicher Schritt erfolgt eine Analyse der wichtigsten wertschöpfenden Geschäftsprozesse beim Kunden. Je nach Un-ternehmensgröße und ERP-Reife kann dies in einem Workshop erfolgen, dem eine Aufnahme der wesentlichen Abläufe folgt.

Zu jedem Auswahlprozess gehört eine ROI-Analyse der betriebs-wirtschaftlichen Nutzeneffekte des neuen ERP-Systems. Diese kann - mit leicht veränderter Zielstellung - zu verschiedenen Zeitpunkten durchgeführt werden. Ein erster möglicher Zeit-punkt wäre die Erhebung der Ist-Prozesse, um mögliche in der Anbieterpräsentation vorzuführende Szenarien auch nach ihrer wirtschaftlichen Bedeutung gewichten zu können.

Nach der Erhebung der Ist-Prozesse, ggf. ergänzt durch eine ROI-Analyse, kann eine Zieldefinition für das ERP-Projekt vor-geschlagen und abgestimmt werden. Bei Entscheidungen im Verlauf der Auswahlphase kann dann wieder auf diese Grundla-ge zurückgegriffen werden. Dies verhindert sogenannte „Moving Targets“ mit einhergehender steigender Unzufriedenheit bei allen Beteiligten über den zunehmend schleppenden Projektverlauf.

Einer der wichtigsten Schritte im Auswahlprozess ist die Fest-legung der aus-wahlrelevanten Anforderungen. Darunter sind diejenigen Anforderungen zu verstehen, die es gestatten, die Eignung der ERP-Systeme differenziert für den vorliegenden Fall zu bewerten. Es geht nicht darum, alle überhaupt relevanten An-forderungen zu ermitteln, sondern nur solche, die geeignete von weniger geeigneten Systemen unterscheiden. Das umfasst Funk-tionen, Schnittstellen, Datenmodelle und Integrationswerkzeu-ge, etwa zur Datenintegration oder Prozessmodellierung. Dieser Schritt baut auf der Phase Ist-Prozesse analysieren auf, weil dort die auswahlrelevanten Aspekte ermittelt werden.

Das Marktscreening wird typischerweise durch die externen Be-rater durchgeführt, die an dieser Stelle ihre Markt- und Anbieter-kenntnis einbringen.

Um speziell die für eine Auswahlentscheidung relevanten Daten-modelle und Funktionen beurteilen zu können, müssen nach der Festlegung der Anforderungen gemeinsam mit dem Kunden Prä-sentationsszenarien entwickelt werden, die es ermöglichen, in kurzer Zeit zu erkennen, welche Funktionen das System im Stan-dard mitbringt. Effizienz bei den Präsentationen ist deshalb so wichtig, weil ein Tag, an dem ca. zehn Fach- und Führungskräf-te an einer ERP-Präsentation teilnehmen, ca. 5000 EUR interne Personalkosten verursacht. Wenn dann die Standardpräsentati-on des Anbieters gezeigt und der Standardfunktionsumfang vor-gestellt wird, dann dient das nicht der Reduzierung der Unsicher-heit bei der Auswahl.

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GRUNDLAGEN - EIN NEUES ERP-AUSWAHLVERFAHREN

40 Competence Book - ERP

Leider ist es so, dass Anbieter trotz der Entwicklung von knappen kundenspezifischen Szenarien unvorbereitet zur Präsentation beim Kunden erscheinen oder zumindest so wirken. In diesem Fall kann die Anbieterpräsentation nicht ihre Funktion der Er-höhung der Auswahlsicherheit wahrnehmen. Beim Kunden wird wertvolle Zeit und Produktivität vergeudet. Aus diesem Grund ist es unumgänglich, eine zusätzliche Stufe der Qualifizierung durchzuführen, den Webcast mit dem Beraterteam. Unter nahe-zu realen Bedingungen wird vom Anbieter ein Dry-Run der für den Kunden vorgesehenen Funktionen anhand der vorbereiteten Szenarien durchgeführt.

Diejenigen Anbieter, die die Präqualifizierung erfolgreich durch-laufen haben, erhalten die Gelegenheit, vor ihrem potenziellen Kunden die verabredeten Szenarien zu präsentieren. Kunde und Berater bewerten die Präsentation u.a. hinsichtlich Funktiona-lität, Branchenkompetenz und Usability. Diese Bewertungen bilden eine wichtige Grundlage für den Entscheidungsvorschlag. Während funktionale und ergonomische Aspekte sehr gut in ei-ner Anbieterpräsentation ermittelt werden können, ist das Ver-halten des Anbieters im Einführungsprojekt und seine Leistung in Wartung und Support nur durch einen Besuch von Referenz-kunden zu erfragen. Daher wird empfohlen, einen Besuch bei einigen Referenzkunden des bevorzugten Anbieters an die An-bieterpräsentationen anzuschließen. Eine spezielle Checkliste für Referenzbesuche ist z.B. in [1] enthalten.

ERP-unsichere Key-User müssen darin geschult werden, pro-zessorientiert zu denken und betriebliche Abläufe in einen ge-danklichen Zusammenhang zum ERP-System zu bringen. Das ERP-Labor des Center for Enterprise Research bietet dazu anbie-terunabhängige Unterstützung.

Nach Anbieterpräsentation und Referenzkundenbesuch fehlt für eine Entscheidung noch die finanzielle Sicherheit. Angebo-te des Anbieters nach den Präsentationen haben typischerweise nur den Charakter von Richtangeboten, können also nicht zur detaillierten Budgetplanung verwendet werden. Daher empfeh-len das Center for Enterprise Research und Potsdam Consulting,

einen ersten Schritt zur Realisierung bereits vor Abschluss des endgültigen Vertrags zu gehen: In einem Prozessworkshop, der die Abbildung der Sollprozesse im ERP-System klärt und vor allem den Softwareanbieter in die Lage versetzt, ein verbindli-ches Festpreisangebot für den Projektaufwand abzugeben. Ide-alerweise nimmt der Softwareanbieter die Dokumentation der Workshopergebnisse in einem vereinbarten Format (einfaches Prozessmodell mit Angabe der Rollen und Informationssystem-funktion) vor. Ferner hilft der Workshop dabei, einen Termin-plan für das Projekt aufzustellen, weil der zeitliche Anpassungs-auf-wand an Prozessen und Systemen festgestellt werden kann. Als Ergebnis des Prozessworkshops kann ein Lastenheft erstellt werden, das die notwendigen Funktionen, Stammdaten und Belege beschreibt und zum Bestandteil des mit dem Anbieter auszuhandelnden Vertrags wird. Es ist empfehlenswert, das Las-tenheft (anders als die Prozessbeschreibungen) nicht durch den Anbieter erstellen zu lassen, sondern durch das eigene Projekt-team oder den Auswahlberater.

Als Ergebnis des Prozessworkshops erstellt der Anbieter ein Fest-preisangebot, das zur Basis der sich anschließenden Vertragsver-handlungen gemacht wird. Nach erfolgreichem Abschluss der Verhandlungen kann die Implementierung des neuen Systems beginnen!

Das vollständige Whitepaper zur ERP-Auswahl kann kostenlos heun-tergeladen werden unter www.erp-management.de/whitepaper

Literatur[1] Gronau, N.: Handbuch der ERP-Auswahl. Berlin 2012

KontaktCenter for Enterprise Research an der Universität Potsdam Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Norbert Gronau Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik und Electronic Government Universität Potsdam August-Bebel-Str. 89; 14482 Potsdam Tel. ++49 331/ 977-3322, Fax -3406 [email protected] www.lswi.de

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GRUNDLAGEN- ERP EINFÜHRUNG

41Competence Book - ERP

So vermeiden Sie Stolperfallen bei der ERP-EinführungAUTOR: Peter Behrens

Faktor 1: Funktionelle Anforderungen

Wichtig sind natürlich die derzeitigen An-forderungen eines Unternehmens. Dabei sind aber auch zukünftig geplante Um-setzungen und Forderungen des Mark-tes zu berücksichtigen. Der Einsatz einer Unternehmenslösung ist in der Regel eine Investition für viele Jahre. So sollte die Software die Möglichkeit bieten, auch zu-künftig geplante Maßnahmen abzubilden. Genau das setzt einen modularen Aufbau der Software voraus. Viele Lösungen bie-ten dieses modulare System, so dass mit einer „schlanken“ Lösung begonnen wer-den kann, die im Folgenden weiter ausge-baut wird.

Faktor 2: Technologische Anforderungen

Neben den funktionellen Anforderungen sollten auch die geforderten Anwendungs- und Einsatzmöglichkeiten eines ERP-Sys-tems in die Entscheidung einbezogen wer-den. Hierbei sind z. B. folgende Fragen zu klären:

• Erfolgt die Installation im eigenen Haus oder wird eine Cloud- bzw. Hosting-Lösung bevorzugt?

• Soll die Software über eine klassische oder eine browserbasierte Oberfläche verfügen?

• Ist ein mobiler Datenzugriff via Smartphone und Tablet gefordert?

Am Markt existieren verschiedene Ansät-ze. Einige wenige Anbieter bieten inner-halb einer Lösung alle Varianten an. Dies bietet den Anwendern den Vorteil, dass im Unternehmen der Zugriff klassisch über Client-Server-Technologie erfolgt, jedoch zusätzlich die Zugriffsmöglichkeit via Internetbrowser sowie mobiler Geräte gegeben ist.

Faktor 3: Referenzen

Bei der ERP-Auswahl ist auf eine passende Anzahl an Referenzen zu achten, besten-falls aus der gleichen Branche. Man möch-te ja ungern „der Erste“ sein.

Faktor 4: Kosten

Natürlich spielt auch der finanzielle As-pekt eine erhebliche Rolle. Häufig werden dabei aber nur die Kosten der Implemen-tierung berücksichtigt. Diese umfassen aber meist nur die Softwarelizenzen und die notwendigen Dienstleistungen bis zum Echtbetrieb.

Doch wie entwickeln sich die laufenden Kosten, z. B. der Pflegevertrag? Kann die-ser wahlweise abgeschlossen werden oder ist er obligatorisch? Ebenso unterschei-den sich die Inhalte der Pflegeverträge der Anbieter häufig: Sind wirklich alle zukünftigen Updates enthalten? Oder ist ein Nachkauf bei z. B. Technologiesprün-

Die Einführung einer ERP-Lösung ist auch bei kleinen und mittelständischen Unter-nehmen mittlerweile ein komplexes Unterfangen. Allein schon die Suche nach einer geeigneten Lösung stellt sich häufig als sehr aufwändig heraus. Um eine erfolgver-

sprechende Implementierung zu gewährleisten, sollten Unternehmen bei der Suche und der Entscheidung für eine ERP-Software folgende wichtige Faktoren berücksichtigen.

gen erforderlich? Alles Fragen, die vor der Entscheidung für eine ERP-Lösung positiv beantwortet sein sollten.

Faktor 5: Zukunftssicherheit

Da es sich bei der Entscheidung für eine neue ERP-Lösung um eine langfristige Investition handelt, spielt die Zukunftssi-cherheit des Anbieters eine entscheidende Rolle. Viele Informationen dazu liefert die Historie des Softwareherstellers:

• Wie lange ist das Unternehmen am Markt?

• Wie viele Anwenderunternehmen arbeiten bereits mit dieser Software-lösung?

• Ist eine Kundenzufriedenheit erkenn-bar? Unser Tipp: Kundenzufrieden-heitsstudien können hier aufschluss-reich sein.

• Wer lenkt das Herstellerunterneh-men? Ist es inhabergeführt und durch Eigenkapital finanziert oder handelt es sich um einen von Investoren ge-steuerten Konzern?

Bei letzter Frage müssen kleine und mit-telständische Unternehmen für sich ent-scheiden, welcher Unternehmensführung sie das größere Vertrauen schenken.

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GRUNDLAGEN- ERP EINFÜHRUNG

42 Competence Book - ERP

Verfolgte Ziele

Es gibt viele Gründe für die Anschaffung einer (neuen) ERP-Soft-ware. Statistisch betrachtet werden in erster Linie immer wieder folgende Ziele angestrebt:

• Vereinfachung der Prozesse • Automatisierung der Prozesse • schnellerer Zugriff auf alle Informationen• Aussagekräftige Informationen• höhere Datenintegration

All diese Anforderungen lassen sich nur umsetzen, wenn auch alle Unternehmenszweige sowie Abteilungen miteinander ver-knüpft sind. Und exakt dafür ist der Einsatz einer einheitlichen Komplettlösung bereichsübergreifend notwendig.

Unternehmen sollten daher darauf achten, keine neuen „Insellö-sungen“ für einzelne Geschäftsbereiche zu schaffen, sondern auf eine Softwarelösung setzen, die einen möglichst hohen Integrati-onsgrad in vielen Unternehmensbereichen aufweist.

Das Projektmanagement

Ist die Vorentscheidung getroffen, ist ein professionelles Projekt-management für den Erfolg des Gesamtprojekts unerlässlich. Unzufriedenheit bei ERP-Einführungen basiert in den meisten Fällen nicht auf unzureichenden Funktionalitäten der Software, sondern auf einer unzureichenden Vorbereitung sowie man-gelnden Projektführung. Die Umsetzung eines erfolgreichen ERP-Projekts sollte in mehreren Phasen erfolgen.

Die Dokumentation

Neben der Erstellung eines Lasten-/Pflichtenheftes sollten auch alle nachträglich getroffenen Absprachen schriftlich festgehalten werden. Ein Nutzungsleitfaden kann zudem als Nachschlage-werk dienen und die Einarbeitung neuer Mitarbeiter erleichtern.

Zum Autor Peter Behrens

Peter Behrens ist Diplomkaufmann, seit 16 Jahren in der ERP-Branche tätig und verantwortet den Vertrieb der ERP-Lösung WinLine in Deutschland. Als Spezialist für den indirekten Vertrieb baut er kontinuierlich den Vertriebskanal des Unternehmens aus und schöpft seine Erfahrungen aus einer Vielzahl an ERP-Einführungen.

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GRUNDLAGEN- ERP-SYSTEME EINFÜHREN

43Competence Book - ERP

ERP-Systeme einführen: In drei Phasen zum Erfolg

Mit der Auswahl der richtigen, weil auf die konkreten Unternehmensanforderungen am besten passenden ERP-Lösung allein ist es nicht getan, um ein ERP-Projekt erfolgreich zu machen. Eine wichtige Hürde auf diesem Weg stellt die Implementierungsphase dar,

in der schon viele Vorhaben gescheitert sind. Die Anwender sollten deshalb bereits im Auswahl-verfahren danach fragen, ob sich die Einführungsmethodik des Herstellers bewährt hat. Lässt sich diese Frage nicht eindeutig mit „Ja“ beantworten, sollte ernsthaft über Alternativen nachgedacht werden.

Autor: Thorsten Reuper, Asseco Solutions AG

Die Asseco Solutions setzt in diesem Zusammenhang auf ihre Drei-Phasen-Einführungsmethodik, die ihre Tauglichkeit in zahlreichen erfolgreich umgesetzten Projekten am Markt unter Beweis gestellt hat. Sie wird kontinuierlich verbessert und an die Anforderungen des Marktes angepasst.

Erweiterter Projektbegriff

Ausgangspunkt der Methodik ist ein erweiterter Projektbegriff. Denn bei der Asseco Solutions ist bereits die Vertriebsphase in-tegraler Bestandteil eines Projektes. Dies beginnt in der Projek-tanbahnung mit der Bewertung und Freigabe eines Leads, einer Projektkalkulation sowie einer Projektrisikobewertung. Alle In-formationen zusammen bilden die Grundlage zur Übergabe des Projektes an das Projektteam.

Der Einsatz des APplus-eigenen Projektmoduls für die Abbil-dung des gesamten Projektes ist dabei von großer Bedeutung. Die Projektleiter und das Projektteam verfügen so über hoch-automatisierte Informationen zu sämtlichen Plandaten und Fortschrittszahlen, die zu jedem Zeitpunkt eine Projektbewer-tung nach mitlaufender Kalkulation oder POC („percentage of completion“) zulassen. Des Weiteren entsteht eine präzise Do-kumentation sämtlicher Projektvorgänge. Unterstützt wird der Beratungsprozess durch eine softwaregestützte Standardpro-zessdokumentation. Kundenindividuelle Prozessabläufe können einfach als Besonderheit eingefügt und in der Kundeninstalla-tion geändert und dokumentiert werden. Die Gesamtlösung ist dabei flexibel genug, um beliebige Änderungen im Verlauf der

Einführung vornehmen zu können. Die gesamte Projektplanung und -dokumentation liegt auf einer Internetplattform, auf die der Kunde zugreifen kann. Dabei kann eingestellt werden, ob er nur lesend auf die Dokumente zugreifen darf (z.B. Budgetplan) oder gemeinsam mit dem Asseco-Projektteam das Dokument (z.B. To-Do-Liste) bearbeiten kann. Mit den drei Grundelemen-ten, bestehend aus einem professionellen Projektteam, einer leistungsfähigen Organisationssoftware sowie einer modernen Projekteinführungsmethodik, schafft die Asseco Solutions die Voraussetzungen für einen erfolgreichen Projektverlauf.

Phase 1: Projektvorbereitung

In der Vorbereitungsphase werden die Grundlagen des Projektes definiert: angefangen bei den verschiedenen SMART (spezifisch, messbar, akzeptiert, relevant und terminiert) formulierten Pro-jektzielen über das Informieren und Motivieren der Mitarbei-ter sowie die konkrete Einführungsstrategie – etwa „Big-Bang“ oder modulweise – bis hin zu einem detaillierten Projektplan. Die Vorbereitungsphase hat gegenüber der Realisierungsphase in den vergangenen Jahren an Bedeutung zugenommen, da hier entscheidende Grundsteine für den gesamten Projekterfolg ge-legt werden.

Eine Grundschulung mit APplus gibt dem Kunden die Möglich-keit, Begriffswelt und Ablauf der neuen Software kennenzuler-nen, so dass Beratungsgespräche effizient abgehalten werden können.

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GRUNDLAGEN- ERP-SYSTEME EINFÜHREN

44 Competence Book - ERP

Auf Basis einer grundlegenden Analyse und Dokumentation der bestehenden Geschäftsprozesse sowie des bei den er-fahrenen Beratern bereits vorhandenen Branchen-Know-hows wird der Kunde so betreut, dass mit der Einführung von APplus der größtmögliche Nutzen aus dem Zusammenspiel optimierter Prozesse und einer modernen Standard-ERP-Soft-ware generiert werden kann. Wichtig ist dabei auch die Erstellung eines präzisen Projektablaufplans unter Berücksichti-gung mitlaufender Berichte zur stetigen Überprüfung von Ziel-, Qualitäts- und Terminvorgaben sowie des Budgets.

Zudem liegt ein wichtiger Fokus auf der Motivation der Endanwender und der Ak-zeptanz der neuen Software. Eine nicht zu unterschätzende Aufgabe der Projekt-leitung besteht demzufolge in der konti-nuierlichen Werbung für die neue Lösung und Aufklärung über die damit verbunde-nen Ablaufänderungen für die Mitarbeiter in den einzelnen Abteilungen. Sind alle Prozesse erkannt, definiert und dokumen-tiert, tritt der Lenkungsausschuss zusam-men und leitet den Übergang in die zweite Phase ein.

Der Lenkungsausschuss setzt sich aus den beiden Projektverantwortlichen des An-bieters und des Anwenderunternehmens sowie den Entscheidern der Geschäftslei-tung des Kunden und der Asseco Solu-tions zusammen. In diesem Kreis werden die Erreichung der Zielvorgaben, mögli-che Abweichungen, eventuell aufgetrete-ne Probleme sowie die nächsten Schritte besprochen. Zentrale Themen des Len-kungsausschusses sind zudem die in der Vorbereitungsphase konkretisierten Ter-min- und Budgetpläne.

Sind alle Themen im grünen Bereich, dann kann das Projekt in breitem Konsens und auf Basis einer sauber abgestimmten In-formationslage in die Realisierungsphase eintreten. Dadurch lassen sich die meisten Risiken und Probleme in den Folgephasen deutlich minimieren.

Phase 2: Die Realisierung

In der Realisierungsphase werden die Ergebnisse der Vorbereitungsphase umgesetzt. Es werden sowohl Prozes-soptimierungen mit den Key-Usern als auch Individualisierungen am Stan-

dard-ERP-System durchgeführt. Dabei achten die Asseco-Berater streng darauf, Prozesse einerseits so weit wie möglich im Standard abzubilden, andererseits aber auch wichtige Individualisierungen zuzu-lassen, die gerade im Mittelstand oft für einen optimalen Prozess benötigt werden. Im Vordergrund steht dabei immer ein möglichst positiver ROI-Wert.

Bei der Einführung der verschiedenen ERP-Module werden die Abläufe in den Abteilungen noch einmal abgeglichen, um die Anwenderakzeptanz zu fördern und den größtmöglichen Nutzen mit APplus zu erreichen. Hier wird das Arbeitsauf-kommen bei den Mitarbeitern etwa zu Messen oder in umsatzstarken Monaten ebenso berücksichtigt wie die Doppelar-beiten, die bei einer eventuellen Einfüh-rung in Teilschritten auf die Beschäftigten zukommen. Den Abschluss jeder Modu-leinführung markieren Integrationstests und Schulungen der Key-User am fertigen System.

Alle Schritte der ERP-Einführung wer-den bei der Asseco Solutions durch einen leistungsfähigen Baukasten zur Projek-

Zum Autor Thorsten Reuper:

Seit mehr als dreißig Jahren in der IT-Branche tä-tig, ist Thorsten Reuper ein besonders versierter Mann mit einem umfassenden technischen Hinter-grund, der weitreichende Erfahrungen in verschie-denen renommierten Unternehmen vorweisen kann. Erklärtes Ziel des technischen Verantwort-lichen ist die konsequent verfolgte, strategisch ausgerichtete Produktentwicklung mit gezielten Funktionserweiterungen und einem besonderen Augenmerk auf die Ergonomie der Software. Dies soll insbesondere durch eine enge und vertrauens-volle Zusammenarbeit mit Kunden und Interessen-ten realisiert werden. Der verheiratete Vater einer Tochter verbringt seine freien Stunden am liebsten mit der Familie – entweder beim Wandern, auf ausgedehnten Radtouren oder beim Shoppen in Berlin.

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GRUNDLAGEN - ERP-SYSTEME EINFÜHREN

„Bei der Einführung der verschiedenen ERP-Module werden die Abläufe in den Abteilungen noch einmal abgeglichen, um die Anwenderakzeptanz zu fördern und den größtmöglichen Nutzen mit APplus zu erreichen.“ - Thorsten Reuper

45Competence Book - ERP

teinführungsmethodik unterstützt. Dieser besteht aus sogenannten Muss-, Soll- und Kann-Hilfsmitteln, die je nach Projektgröße, Projektorganisation oder Kundentyp fle-xibel eingesetzt werden können. Neben einer Termin-, Reihenfolge- und Ressourcen-planung ermöglichen diese Hilfsmittel eine Fortschrittskontrolle und enthalten des Weiteren Formulare für Protokolle, Checklisten und Konzepte. Ganz entscheidend ist ein Plan, der offene Aktivitäten eines Projektes darstellt und über vereinbarte Termine informiert. Diese sind klar nach Verantwortungsbereich und Priorität strukturiert. Wei-tere wichtige Hilfsmittel sind die Prozessdokumentationssoftware IMS sowie die Test-protokollvorgaben. Über die Projekthilfsmittel werden sämtliche Vorgänge im Projekt umfassend dokumentiert. Damit ist zugleich die Voraussetzung für ein permanentes Projektcontrolling sowie den langfristigen Support gegeben.

Phase 3: Inbetriebnahme und Produktivstart

Mit dem Abschluss der Realisierungsphase tritt erneut der Lenkungsausschuss zusam-men, um den bisherigen Projektverlauf zu analysieren und mögliche Risiken bei der Inbetriebnahme zu beurteilen. Beim integrierten Produktivstart sehr vieler Prozessbe-reiche stellt der Gesamttest mit den Endbenutzern eine große Herausforderung dar. Nur eine intensive, möglichst umfangreiche Testphase kann bestehende Risiken minimieren und einen erfolgreichen Produktivstart gewährleisten.

Die letzte Phase besteht neben dem Test aus zwei Schritten: der Anwenderschulung sowie der produktiven Datenübernahme. Die Asseco Solutions verfolgt das „Train-the-Trainer“-Konzept, in dem die Key-User ihre Endanwender selbst schulen und nur punk-

tuell von Asseco-Beratern unterstützt werden. Dieses Verfahren stellt sicher, dass ein optimaler Know-how-Transfer stattfindet. Sind die Anwender für die Nutzung des neuen Systems geschult und haben sie sich in der Testphase intensiv mit dem System auseinandergesetzt, er-folgen die produktive Datenübernahme und der eigentliche Echtstart.

Neben der bereits beschriebenen Vor-gehensweise bietet die Asseco Solutions auch die „Schulende Projekteinführung“ an. Dieser Ansatz ist allerdings nur für Kunden geeignet, die bestimmte Voraus-setzungen erfüllen. Dann ist er jedoch hocheffizient und damit schneller und kostengünstiger umsetzbar. Zu den zu er-füllenden Kriterien gehören eine nahe am Software-Standard gehaltene Einführung, bekannte Sollprozesse auf der Kundensei-te sowie ein kompetentes Projektteam, das selbständig Entscheidungen treffen und umsetzen kann.

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GRUNDLAGEN - WANDLUNGSFÄHIGKEIT DANK ERP

46 Competence Book - ERP

Mehr Wandlungsfähigkeit dank moderner ERP-SoftwareMit integrierter Unternehmenssoftware erfolgreich den Herausforderungen des Wettbewerbs begegnen

Die Anforderungen des Marktes an mittelständische Unternehmen sind immens: Sie müssen schnell, flexi-bel und innovativ sein. Gleichzeitig gilt es, sich mit wettbewerbsfähigen Preisen gegen eine globale Konkur-renz zu behaupten. Die Einführung einer modernen ERP-Software zur Unternehmenssteuerung ist ein ge-eignetes Instrument, um die geforder-te Wandlungsfähigkeit zu erreichen. ERP-Software wird somit für mittel-ständische Unternehmen zunehmend auch zu einer strategischen Aufgabe.

Der Beitrag zeigt anhand sechs ausgewählter Anwenderbeispiele, warum gerade jetzt dafür der richtige Zeitpunkt ist und welche Vorteile aus Kosten- und Nutzensicht die auf Microsoft Dynamics NAV basierenden ERP-Branchenlösungen der KUMAVISION AG eröffnen.

Vorteil 1: Best Practice bereits im Standard

Das Rad muss nicht jedes Mal neu erfun-den werden! Gegenüber individuell entwi-ckelter Software bieten Branchenlösungen einen zentralen Vorteil: Sie bringen die Erfahrung aus zahlreichen erfolgreich re-alisierten Projekten bereits im Standard mit – der kostspielige, individuelle Pro-grammieraufwand wird damit nachhal-tig minimiert. Im Dialog mit Anwendern entwickelte Funktionen decken bran-chenspezifische Anforderungen passge-nau ab. Die laufende Weiterentwicklung durch den Anbieter ermöglicht zeitnahen Zugriff auf neue Technologien.

Vorteil 2: Alle Kosten im Blick

Fertigungsunternehmen verfügen oft über eine hohe manuelle Wertschöpfung. Nicht nur in der Angebotsphase, sondern auch bei Make or Buy-Entscheidungen ist eine transparente Sicht auf die tatsächlichen Kosten unerlässlich. Das Zusammenspiel aus ERP-Software und Betriebsdatener-fassung (BDE) versetzt Unternehmen in die Lage, die einzelnen Arbeitsschritte ex-akt zu erfassen und detailliert nachzukal-kulieren. „Die Fertigung ist für uns dank Kumavision keine Black Box. Kalkulation und Preisfindung können wir auf Grund-lage belastbarer Daten durchführen. Selbst individuelle Produkte können wir

jetzt zuverlässig kalkulieren“, erklärt Ste-fan Alber, kaufmännischer Leiter (CFO) bei JOTEC, Hechingen.

Vorteil 3: Reibungslose Prozesse in Lager und Logistik

Eine hohe Lieferfähigkeit fördert die Kundenzufriedenheit. Effiziente Abläufe und ein vorausschauendes Produktions- und Bestellwesen sind dafür die Voraus-setzung. Wie Fertiger dabei von einer ERP-Lösung unterstützt werden, zeigt das Beispiel des Vorarlberger Unternehmens High Q-Laser: „Mit der Einführung von Kumavision factory konnten wir die Ver-fügbarkeit unserer Komponenten um 40%

AUTOR Armin Schneider-Lenhof

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GRUNDLAGEN - WANDLUNGSFÄHIGKEIT DANK ERP

40 % konnte die Verfügbarkeit der Komponenten durch die Einführung von Kumavision factory gesteigert werden

47Competence Book - ERP

steigern und gleichzeitig den Lagerwert um über 30% reduzie-ren“, so Supply Chain Manager Harald Krestel. Der Einsatz von moderner Barcode- und Scannertechnologie beschleunigt da-bei nicht nur die Prozesse, sondern beugt auch zuverlässig Ver-wechslungen und Fehleinlagerungen vor.

Vorteil 4: Weniger Zeit, weniger Fehler

Moderne ERP-Software ermöglicht die bidirektionale Anbindung von CAD- und PIM-Lösungen. Der zeitaufwändige, fehleranfälli-ge manuelle Abgleich entfällt. Ein Beispiel: Werden Kaufteile in der ERP-Software Kumavision factory angelegt, stehen diese auch im CAD-System unmittelbar zur Verfügung. „Wir sparen hier je nach Anwendungsszenario zwischen 10 und 30 Prozent Zeit ein, da wir auf eine parallele Datenpflege verzichten und damit auch Inkonsistenzen vermeiden“, berichtet der CAD-Administrator der Gebr. Bellmer Maschinenfabrik aus Niefern-Öschelbronn. Auch der vielfach geforderte elektronische Datenaustausch mit Kunden und Lieferanten (EDI) lässt sich einfach einrichten. Da-mit lassen sich Bestellungen, Lieferscheine, Rechnungen etc. auf Knopfdruck in Sekunden übertragen – und zwar in beiden Rich-tungen. Die dazu erforderlichen Daten werden automatisch von dem ERP-System generiert und verarbeitet.

Vorteil 5: Garantierte Investitionssicherheit

ERP-Software kann das Wachstums eines Unternehmens fördern und begleiten: „Unsere ERP-Software ist so flexibel und skalier-bar, dass unsere 200 Mitarbeiter heute damit genauso erfolgreich arbeiten wie die 30 Mitarbeiter vor zehn Jahren“, sagt Christian Puritscher, Geschäftsführer des Medizintechnikfertigers OPED mit Sitz im bayerischen Valley. Die von OPED eingesetzte Kuma-vision-Branchensoftware basiert auf Microsoft Dynamics NAV. Microsoft garantiert die Weiterentwicklung bis mindestens 2027, so dass auch hier wichtige Planungs- und Zukunftssicherheit ge-boten wird.

Vorteil 6: Schneller Return on Investment

Die Erfahrung aus zahlreichen Projekten zeigt: Die Einführung einer ERP-Software rechnet sich. Viele Kunden der Kumavisi-on erreichen nach kurzer Zeit den Return On Invest. Dank des Einsatzes agiler Methoden verliert auch die Einführung einer ERP-Software ihren Schrecken, wie das positive Feedback der Allweier Präzisionsteile GmbH aus Überlingen zeigt: „Mittelstän-dische Unternehmen können nicht für jede kleine Aufgabe einen Mitarbeiter abstellen. Gemeinsam mit Kumavision haben wir das Projekt mit geringem Personalaufwand gestemmt. Das war rich-tig gute Arbeit.“

Der richtige Zeitpunkt: jetzt

Optimierte Prozesse, verbesserte Wettbewerbsfähigkeit, gestei-gerte Transparenz: Mittelständische Unternehmen profitieren von der Einführung einer ERP-Software in mehrfacher Hinsicht. Unabhängig von der konjunkturellen Lage, kann die Antwort auf die eingangs gestellte Frage nach dem richtigen Zeitpunkt daher nur „jetzt“ lauten. Denn Wandlungs- und Handlungsfähigkeit ist in jeder Situation gefordert.

Zum Autor Armin Schneider-Lenhof:

Armin Schneider-Lenhof ist langjähriger Marketingleiter der KUMAVISION AG, Mark-dorf. Seine fachliche Expertise bezieht der studierte Wirtschaftswissenschaftler aus 25 Jahren Tätigkeit für namhafte ERP- bzw. PPS-Anbieter.

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GRUNDLAGEN- MEGATRENDS FORDERN DIE IT-INDUSTRIE

48 Competence Book - ERP

Vier Megatrends fordern die gesamte IT-IndustrieIndustrie 4.0, Internet der Dinge, Cloud Computing und mobile Endgeräte am Arbeitsplatz

Industrie 4.0, Internet der Dinge, Cloud Computing und mobile Endgeräte am Arbeitsplatz – gleich vier Megatrends fordern die gesamte IT-Industrie heraus. Herr Dr. Winfried Felser, Vor-stand der NetSkill AG, hat mit dem Technikchef der Asseco Solutions, Thorsten Reuper, darü-

ber gesprochen, welche Auswirkungen diese Entwicklungen auf den ERP-Markt haben.

Autor: Thorsten Reuper, Asseco Solutions AG

Herr Reuper, Sie sind für die Entwick-lungsaktivitäten eines ERP-Herstellers für mittelständische Betriebe zuständig. Wie schätzen Sie die Folgen der aktuellen IT-Megatrends auf die ERP-Industrie ein?

Thorsten ReuperDie ERP-Hersteller sind von allen Trends, die Sie erwähnt haben, unmittelbar be-troffen. Und sie dürfen nicht nur darauf reagieren, sondern müssen sie aktiv mit-gestalten. Denn im ERP-System schlägt das Herz der Unternehmen. Unabhängig davon, wie die Trends heißen und welche Auswirkungen sie haben, am Ende müs-sen Unternehmen immer wirtschaftlich arbeiten und Gewinne erzielen. Und zur Steuerung der dafür notwendigen Prozes-se bleibt die ERP-Lösung auch in Zukunft das führende System.

Aber sind die Hersteller nicht überfordert angesichts von Entwicklungen, die IT-Gi-ganten wie Google oder Apple maßgeblich bestimmen?

Thorsten ReuperDas Gute an Trends ist, dass es eine Wei-le dauert, bis sie nach der ersten heißen Phase der zum Teil aufgeregt geführten Diskussionen in den Medien auch in der

Realität und im Unternehmensalltag an-kommen. Und zwar aus den verschiedens-ten Gründen. Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Ja, private Endgeräte haben im Unterneh-mensalltag Einzug gehalten. Technisch gesehen ist es auch gar nicht so schwer, die Geräte in das Unternehmensnetzwerk einzubinden. Allerdings ist das ja keine rein technische Frage, sondern enthält unter anderem auch zahlreiche rechtliche und sicherheitsrelevante Aspekte. Ergibt es wirklich Sinn, wenn alle Mitarbeiter von allen ihren privaten Endgeräten aus von überall her auf alle Unternehmensan-wendungen und -daten zugreifen dürfen? Natürlich nicht. Und die Diskussion, was sinnvoll ist und was nicht, muss in Ruhe geführt werden. Dabei stellt sich sehr schnell heraus, dass in der Regel nur in einzelnen Bereichen, zum Beispiel bei der

mobilen Datenerfassung im Lager oder beim sicheren Zugriff der Manager auf die Finanzanwendungen, Handlungsbedarf besteht.

Wie sieht es dann beim Thema Industrie 4.0 aus? Man hat ja manchmal den Ein-druck, dass nur das Unternehmen überle-ben wird, das diese Idee morgen schon in allen Bereichen verwirklicht.

Thorsten ReuperIndustrie 4.0 ist, technisch gesehen, zu-nächst einmal nichts anderes als das In-ternet der Dinge in der Fertigung. Oder anders ausgedrückt: Das Produkt spricht mit der Maschine und die Maschine spricht mit dem System. Was so revoluti-onär klingt, ist in Wahrheit eine weitere, wenngleich wichtige Stufe in einer evolu-

„Das Gute an Trends ist, dass es eine Wei-le dauert, bis sie nach der ersten heißen Phase der zum Teil aufgeregt geführten Diskussionen in den Medien auch in der Realität und im Unternehmensalltag ankommen.“ - Thorsten Reuper

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GRUNDLAGEN- MEGATRENDS FORDERN DIE IT-INDUSTRIE

49Competence Book - ERP

tionären Entwicklung. Denn die für Industrie 4.0 nötigen Technologien und Standards wie SOAP, Web Services, XML, RFID oder TCP/IP sind ja schon vorhanden. Jetzt kommt es darauf an, dass diese intelligent dazu genutzt werden, die verschiedenen Ebenen wie ERP oder MES, die bislang nur lose miteinander gekoppelt waren und dazu oftmals pro-prietäre Protokolle benutzten, nahtlos zu verbinden. Wie das funktionieren könnte, ist zum Beispiel in der digitalen Demonstrationsfabrik der RWTH Aachen zu beobachten, an der wir uns als Vertreter der ERP-Industrie beteiligen. Im Übrigen müssen wir da-bei darauf achten, den miteinander sprechenden Komponenten im Produktionsprozess nicht wieder spezielle Dialekte anzutrainieren, nur weil sich dadurch etwaige Verstän-digungsschwierigkeiten vermeintlich einfacher und schneller lösen lassen. Denn das würde sich später unweigerlich rächen.

Was gibt es denn außer der Technik zu klären? Die Diskussion wird doch vor allem tech-nisch und bisweilen auch politisch geführt. Und für den Standort Deutschland und seine langfristige Wettbewerbsfähigkeit sind doch wohl nicht die ERP-Hersteller verantwortlich – oder doch?

Thorsten ReuperDie politische Diskussion des Themas Industrie 4.0 hat den Vorteil, dass dadurch in kurzer Zeit ein allgemeines Bewusstsein für die zugrunde liegende Problematik geschaf-fen wird. Dafür sind wir allen an dieser Diskussion Beteiligten dankbar. Aber Sie haben Recht: Natürlich ist es unser Ziel, unsere Kunden mit Hilfe unserer Lösungen in ihren Bemühungen um langfristige Wettbewerbserfolge zu unterstützen. Aber dafür tragen wir weder die alleinige noch letzte Verantwortung. Was es aus unserer Sicht vordringlich zu klären gilt, sind die noch ungeklärten kaufmännischen und sonstigen Fragen von Industrie 4.0, die aus den technischen Möglichkeiten heraus entstehen.

Könnten Sie uns ein paar Beispiele für die noch offenen Fragen nennen?

Thorsten ReuperDas zweite Grundprinzip von Industrie 4.0 ist neben der Kommunikation die Dezentralität. Zu Ende gedacht bedeutet das, dass die Produkte und Maschinen völlig frei entscheiden können, welchen Ablauf sie in der Fertigung wählen. Das kann dann zwar der schnellste Ablauf, aber auch der teuerste sein. Das wäre aber sicher nicht im Sinne des Erfinders. Oder wenn jedes Bauteil seine sämtlichen mate-rialspezifischen Informationen digital mit sich trägt, kann ein einziger erfolgreicher digitaler Spionageakt den kompletten Ruin des Herstellers nach sich ziehen. Wir müssen also in realitätsnahen Versuchen klären, wie viel Dezentralität, wie viel In-formationsdichte und wie viel Kommuni-kation sinnvoll sind. Und die Antworten werden nicht heute oder schon morgen vorliegen, sondern Zeit brauchen.

Zum Autor Thorsten Reuper:

Seit mehr als dreißig Jahren in der IT-Branche tä-tig, ist Thorsten Reuper ein besonders versierter Mann mit einem umfassenden technischen Hinter-grund, der weitreichende Erfahrungen in verschie-denen renommierten Unternehmen vorweisen kann. Erklärtes Ziel des technischen Verantwort-lichen ist die konsequent verfolgte, strategisch ausgerichtete Produktentwicklung mit gezielten Funktionserweiterungen und einem besonderen Augenmerk auf die Ergonomie der Software. Dies soll insbesondere durch eine enge und vertrauens-volle Zusammenarbeit mit Kunden und Interessen-ten realisiert werden. Der verheiratete Vater einer Tochter verbringt seine freien Stunden am liebsten mit der Familie – entweder beim Wandern, auf ausgedehnten Radtouren oder beim Shoppen in Berlin.

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GRUNDLAGEN- MEGATRENDS FORDERN DIE IT-INDUSTRIE

50 Competence Book - ERP

Das klingt fast so, als wäre die einfachste Aufgabe bei neuen Trends die Beherrschung der Technik. Andererseits wurde schon vor mehr als zehn Jahren die voll automatisierte Lieferkette un-ter dem Schlagwort SCM versprochen und lässt bis heute auf sich warten. Das hat viele Anwender speziell aus der Industrie misstrauisch gemacht.

Thorsten Reuper Natürlich haben Sie Recht. Einfach ist es nicht. Und ich behaupte auch nicht, dass wir bei Asseco auf alle Aspekte und Herausfor-derungen von Technologietrends vollständige und fertige Ant-worten hätten. Aber wir haben es geschafft, das Potenzial von Zukunftstechnologien richtig einzuschätzen und dadurch in un-seren Lösungen schon beizeiten die Grundlagen zu schaffen, um mit den Megatrends von heute nicht nur mitgehen, sondern sie sogar zu unserem und dem Vorteil unserer Kunden heute schon nutzen zu können. Ich möchte nur ein Beispiel hierfür heraus-greifen: Wir haben uns schon Anfang des letzten Jahrzehnts da-für entschieden, unser ERP-System komplett auf Web-Technolo-gien mit einer sauberen Mehrschichtenarchitektur umzustellen, und haben zu diesem Zweck unsere Lösung komplett neu pro-grammiert. Das war für einen mittelständischen ERP-Hersteller wie uns ein Kraftakt, gleichzeitig aber wegweisend für die ganze Branche. Schauen Sie sich doch nur einmal an, wie mühsam die-ser Weg selbst für die Schwergewichte der ERP-Industrie ist. Wir unterstützen technologisch schon seit mehr als zehn Jahren das, was heute Cloud oder Internet der Dinge heißt.

War das Zufall oder hat Asseco im Gegensatz zu anderen hellse-herische Fähigkeiten?

Thorsten ReuperWeder das eine noch das andere. Die Entwicklungsabteilung ei-nes Softwareherstellers darf nie nur die Anforderungen des Au-genblicks im Sinn haben, sondern muss daneben auch eine Art Grundlagenforschung betreiben. In der zweiten Hälfte der 1990er Jahre wurde klar, dass das Internet die Infrastruktur der Zukunft sein würde, für alle IT-Dienste und -Anwendungen. Welche genau das einmal sein würden, stand hingegen noch in den Sternen. Es ist wie bei der öffentlichen In-frastruktur, bei Straßen und Schulen. Investitionen in diese Be-reiche zahlen sich immer aus. Sie unnötig auf die lange Bank zu schieben, führt später zu überhöhten Kosten und entgangenen Gewinnen. Das ist einer der Gründe, warum wir aktiv mit For-schungsinstituten und Verbänden zusammenarbeiten und Geld in die Grundlagenforschung investieren. Das gehört auch zu den Aufgaben eines Softwareherstellers.

Nun sind Technologie, Betriebswirtschaft und Produktion die eine Sache. Man hat den ERP-Herstellern in der Vergangenheit oft vor-geworfen, sie kümmerten sich um alles, nur nicht um die Anwen-der.

Thorsten Reuper Das war und ist leider in vielen Fällen ein berechtigter Vorwurf, der allerdings in der technischen Historie begründet liegt. Als wir auf die Internettechnologie umgestiegen sind, haben wir auch die ergonomischen Möglichkeiten erkannt, die der Browser als Benutzeroberfläche bietet. Von Anfang an haben wir deshalb konsequent die ergonomischen Prinzipien nach DIN-Norm wie Erwartungskonformität oder Fehlertoleranz umgesetzt. Solche

„Die Entwicklungsabteilung eines Softwareherstellers darf nie nur die Anforderungen des Augenblicks im Sinn haben, sondern muss daneben auch eine Art Grundlagenforschung betreiben.“ - Thorsten Reuper

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GRUNDLAGEN- MEGATRENDS FORDERN DIE IT-INDUSTRIE

51Competence Book - ERP

Prinzipien kann man, technisch gesehen, im Nachhinein nur schwer einbauen, sondern muss sie von Anfang an in der Ent-wicklung berücksichtigen. Auch das ist ein Grund, das Neue nicht nur aufgeregt zu diskutieren, sondern erst einmal gründ-lich durchzudenken. Danach freilich sollte man schnell handeln und die entwickelten Konzepte konsequent umsetzen.

Aber besteht nicht doch die Gefahr, von überraschenden Entwick-lungen wie dem Erfolg von Smartphones oder Tablets, der sich zu einem guten Teil auf dem Bedienkomfort dieser Geräte gründet, überrannt zu werden?

Thorsten ReuperDiese Gefahr besteht freilich immer, sie ist Teil des unterneh-merischen Risikos. Aber auch hier profitieren wir von den stra-tegischen Entscheidungen der Vergangenheit. Wir setzen auf Microsoft-Technologie und unterstützen deshalb berührungs-empfindliche Bildschirme, seit Windows 8 auf dem Markt ist. Außerdem arbeiten wir gerade daran, unsere ERP-Oberfläche auf Basis von HTML5 in Richtung responsives Webdesign wei-terzuentwickeln. Unsere Website funktioniert schon nach die-sem Prinzip und ihre Darstellung passt sich automatisch den grafischen Möglichkeiten Ihres Endgeräts an. Das ist aber nur ein Schritt, wir müssen nicht mehr den ganzen Weg gehen. Wir müssen nicht bei Adam und Eva anfangen und zum Beispiel von einem fetten Client auf den Browser umsteigen.

Sie sagten, dass Asseco Solutions schon seit mehr als zehn Jahren Cloud Computing beherrscht. Was ist denn der aktuelle Stand die-ses Konzepts in Sachen ERP?

Thorsten ReuperAuch dieses Thema weist eher evolutionären Charakter auf. Das erkennen Sie schon daran, dass viel darüber geredet wird, dass aber demgegenüber die Akzeptanz bei den Kunden deutlich hinterherhinkt. Und das zu Recht: Denn Cloud Computing ist wieder einmal nicht nur eine Frage der Technik, sondern auch der Sicherheit und des Rechts. In den ERP-Daten ruht der Schatz des deutschen Mittelstands, der im weltweiten Maßstab eine sehr große Anzahl an Weltmarktführern hervorgebracht hat. Viele

Staaten und Unternehmen aus allen Teilen der Welt dürften ein Interesse daran haben, an dieses wertvolle geistige Eigentum zu gelangen.

Das heißt, Cloud Computing ist im Grunde gar kein Thema?

Thorsten ReuperIch bin überzeugt, dass sich das Konzept langfristig durchsetzen wird. Ein Grund wird im Übrigen Industrie 4.0 sein. Denn wir werden viele Maschinendaten über die Cloud entlang der unter-nehmensübergreifenden Liefer- und Wertschöpfungskette aus-tauschen müssen. Die technischen Voraussetzungen sind dafür in unserem System bereits gegeben. Dazu zählen insbesondere die vollständige Webbasierung und die Multimandantenfähig-keit inklusive Multi-Site-Unterstützung. Dennoch fällt die Nach-frage nach APplus aus der Cloud noch eher gering aus, wir bewe-gen uns hier immer noch eher im Bereich des Cloud-Modells, das früher schlicht Hosting oder ASP genannt wurde. Aber das wird sich ändern. Insbesondere bei den Klein- und Kleinstfirmen, die Kapitalinvestitionen scheuen, sehen wir ein sehr großes Poten-zial.

Blicken wir etwas in die Zukunft: ERP 2020 – wie wird das Ihrer Meinung nach aussehen?

Thorsten ReuperVieles von dem, was wir hier diskutiert haben, wird sich 2020 in einem fortgeschrittenen Entwicklungsstadium befinden. So wer-den wir uns hoffentlich auf die nötigen Standards geeinigt und diese auch erprobt haben, damit Kunden ohne größere Mühen das Konzept von Industrie 4.0 bei sich im Unternehmen einfüh-ren können.Kunden müssen aber nicht nur von einer Idee überzeugt sein, sondern auch über die finanziellen und personellen Ressourcen verfügen, um neue Ideen umzusetzen. Wie reagieren Sie darauf?Thorsten Reuper: Indem wir nicht reagieren, sondern diesen Weg durch eine kluge, evolutionäre Releasepolitik ebnen. So nä-hern wir uns gemeinsam mit den Unternehmen dem großen Ziel, Schritt für Schritt zwar, dafür aber beharrlich und konsequent.

„Ich bin überzeugt, dass sich das Kon-zept Cloud Computing langfristig durchsetzen wird. Ein Grund wird im Übrigen Industrie 4.0 sein.“ - Thorsten Reuper

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GRUNDLAGEN - ERP TRENDS 2014

52 Competence Book - ERP

ERP Trends 2014Beobachtungen im Markt und TrendsAUTOR: Ralf Korb, BARC GmbH

Big Data / BI / Analytics Das Datensammeln gelingt den Unternehmen seit einigen Jahren schon sehr gut. Zunehmend interessieren sie sich auch für die Auswertung und, fast noch wichtiger, die Zurverfügungstellung von Echtzeitdaten, um auf Basis aktueller Daten Entscheidun-gen treffen zu können. Dies betrifft Abverkaufs Zahlen und damit Produktionsvorgaben genauso wie Mitarbeitereinsatzplanung und beispielsweise die Einbeziehung von Wetterdaten im Agrar-bereich für die Absatzprognoseplanung. Neu für ERP-Systeme ist der Zwang, die strukturierten Daten mit unstrukturierten Daten aus externen Quellen zu kombinieren. Dies führt zu einem weiteren Anstieg der zu verarbeitenden Da-tenmengen und erhöht den Druck, kosteneffizient und schnell zu analysieren. Zwar scheint der Hype rund um Big Data seinem Höhepunkt entgegenzusteuern, doch die Umsetzung bei den Unternehmen hält damit noch nicht Schritt. So müssen die neu entstandenen großen Datenmengen in der Regel in ein separates BI-System zu Analysezwecken überführt werden. Die große Herausforderung für Unternehmen wird es sein, die unterschiedlichen Informa-tionsquellen aus unstrukturierten und strukturierten Daten zu integrieren. SAP ist mit der In-memory-Datenbank HANA ak-tuell in der Vorreiterrolle und versucht diese, technologisch in den eigenen Produkten zu integrieren und den Bestandskunden schmackhaft zu machen.

Hybride Systeme / Cloud Zwar nimmt der Anteil der Unternehmen, die auf eine Cloud-ERP-Lösung setzen zu. Doch die Unsicherheit wo wirklich Da-tensicherheit herrscht, hat erst einmal für einen weiteren Dämp-

fer in der zumindest im deutschsprachigen Raum eher kritischen Öffentlichkeit geführt. Es ist zwar durchaus richtig und notwen-dig, dass sich Anwender mit dem Thema auseinandersetzen, doch setzt sich zunehmend die Erkenntnis durch, dass eine reine Cloud-Lösung nicht das Allheilmittel ist. Wenn Cloud, dann lie-ber Hybride Lösungsansätze. Vielmehr sind Konzepte interessant, die dem Anwender die Wahlfreiheit lässt. Je nach Bedarf können Lastspitzen oder Nie-derlassungen per Cloud aufgefangen werden, während in der Zentrale klassisch die on-premise-Version im Einsatz ist. Für Großunternehmen spielen Cloud-Szenarien durchaus auch eine Rolle, aktuell aber eher im Bereich der Verwaltungsfunkti-onalitäten, beispielsweise im Bereich Human Capital Manage-ment und der Buchhaltung oder als Möglichkeit, Niederlassun-gen anzubinden.

Internet der Dinge / Industrie 4.0 Seit einigen Jahren schon geistert das „Internet der Dinge“ durch die Gazetten, beispielsweise in Form des Selbst-bestellen-den Kühlschranks. So langsam zeichnen sich erfreulicherwei-se Standardisierungstendenzen ab – und damit sinkt die Angst der Anwender, auf das falsche, proprietäre System zu setzen. So zeichnet sich ein Standard für die drahtlose Kommunikation ab, Bluetooth hat über die letzten Jahre hier entsprechende Vorarbeit im Bereich Tablet, PC und Handy geleistet. Zunehmend haben sich Plattformen und Hubs herausgebildet, die es übernehmen, einzelne Teilnehmer zu verbinden. Ich bin davon überzeugt das diese Plattformen werden weiter an Popularität gewinnen.

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GRUNDLAGEN - ERP TRENDS 2014

„Neu für ERP-Systeme ist der Zwang, die strukturierten Daten mit un-strukturierten Daten aus externen Quellen zu kombinieren.“ - Ralf Korb

53Competence Book - ERP

Schon weit fortgeschritten sind Telematik-Dienste, sowohl in der privaten als auch der kommerziellen Nutzung. RFID, obwohl in einigen Unternehmen schon seit mehreren Jahren in der Testphase, wartet immer noch auf den flächendeckenden Durchbruch. Dies ist der fehlenden Infrastruktur bei Lesegeräten einerseits, andererseits aber auch immer noch zu hohen Kosten für passive und aktive Chips geschuldet. ERP-seitig bedeutet das Internet der Dinge ein weiteres Anwachsen der strukturierten und unstrukturierten Datenmengen – die es zu verarbeiten und auszuwerten gilt. Hier spielt das Schlagwort Big Data wieder eine Rolle - in diesem Bereich haben Anwender wie Anbieter noch einige Hausaufgaben zu erledigen.

User Interface / Mobility Die Appisierung der ERP-Funktionalität steht aktuell erst am Anfang. Durch den Ein-satz mobiler Endgeräte wie Smartphones und Tablets erforderliche Änderungen in der Benutzerführung fördern den Trend zur funktionalen Aufgliederung. Für einzelne Auf-gaben wie Reisekostenabrechnung – vielleicht sogar mit integrierter Scanmöglichkeit der Belege -, Urlaubsanträge aber auch Zeiterfassung von Service-Technikern bietet sich die Erstellung von Apps an. Der Trend zum Smartphone ist ungebrochen, die Erfassung muss schnell gehen – komplexe, auf Monitor/Tastatur/Maus-Bedienung ausgerichtete Eingabesysteme kommen schnell an die Grenzen der Anwenderakzeptanz. Es liegt also nahe, Einzelfunktionalität Touch-optimiert zur Verfügung zu stellen, um diese Anfor-derungen zu erfüllen.

Social ERP Die Interaktion innerhalb von Unternehmen und innerhalb von geschlossenen Benut-zergruppen wird zunehmend in Anwendungen verlagert, die ähnlich wie Facebook funktionieren. Denn die eher informelle Kommunikation in solchen sozialen ersetzt einerseits virtuell das Gang-Gespräch, bietet aber andererseits den Vorteil, dass Infor-mationen durch Suchfunktion archiviert und abrufbar sind und sich quasi automatisch der Wissensspeicher des Unternehmens füllt. So schwappen Kommunikationsmetho-den, die Mitarbeiter aus dem privaten Umfeld kennen, zunehmend in die Unternehmen und sorgen dort auf längere Sicht auch für einen Wandel der Kommunikationskultur. Allerdings müssen Anwender bereit sein, diesen Weg zu gehen und zur Not alte Kom-munikationsmodelle rigoros abstellen. Eine parallele Weiterführung von beispielsweise Email ist inkonsequent und wird voraussichtlich nur zu unbefriedigenden Ergebnissen führen.

Zum Autor Ralf Korb:

Ralf Korb kann seit 1986 auf eine über 25-jährige Erfahrung in der IT zurückblicken. Er begann seine Karriere Mitte der 80er Jahre im Anschluß an sein BWL Studium in Köln als Systemberater und Ver-triebsrepräsentant bei der Bull AG, arbeitete als Produktmanager für die Esselte Meto GmbH, und war bei Systems Union und Update Marketing als Marketingleiter Zen-traleuropa tätig. Bis 2002 war Ralf Korb als Vice President Marketing und Business Relations und Mem-ber of the Board bei Team Brendel AG tätig. Im Anschluß an eine 4 jährige Analystentätigkeit bei der Hewson Group als Research Direc-tor und einer freien publizistischen Tätigkeit hat er Anfang 2007 eine Managementaufgabe im Security Umfeld übernommen. Korb verant-wortete bei der Check Point Tech-nolgies GmbH das Marketing für CE und ist der Hewson Group als Senior Research Fellow und Advi-sor weiterhin verbunden.Mit seinem Wechsel zu asfc, einem Messeveranstalter aus Fürth präg-te, er das Bild der Messe CRM-ex-po maßgeblich von 2009 - 2012.

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ANWENDUNGEN &LÖSUNGSBAUSTEINE

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Einleitung Grundlagen Anwendungen & Lösungsbausteine

5 Editorial Volker Schnittler ERP 2020 Zukunft, aber keine Science Fiction

6 Grußwort Frank Naujoks Gerüstet für den Wettbewerb von morgen

7 Grußwort Otto Schell ERP: Ein Wettlauf mit der Zeit um Zukunftsfähigkeit

8 Grußwort Thorsten Reuper ERP der Zukunft - die Zukunft des ERP hat gerade erst begonnen

9 Grußwort Manfred Deues Maximale Prozesstransparenz

10 Zahlen kompakt Infografik ERP

14 Statements Statements zu ERP

20 ERP 2020 I Roundtable zu ERP 2020

28 ERP 2020 II Die ERP 2020-Initiative des VDMA vorgestellt

31 ERP 2020 III 21 Thesen für das ERP der Zukunft

36 ERP Auswahl Die Zeit ist reif: Ein neues ERP-Auswahlverfahren

41 ERP Einführung I So vermeiden Sie Stolperfallen bei der ERP-Einführung

43 ERP Einführung II ERP-Systeme einführen: In drei Phasen zum Erfolg

46 Wandlungsfähigkeit Mehr Wandlungsfähigkeit dank moderner ERP

48 ERP Trends I Vier Megatrends fordern die gesamte IT-Industrie

52 ERP Trends II ERP Trends 2014

57 ERP 2020 IV Eine Einführung zu den ERP-2020-Reports

59 ERP 2020 V Mobility, Connectivity, Usability: Empirie zur Trilogie der ERP 2020

65 Mobility Das Büro in der Westentasche Business-Software wird mobil

67 Cloud ERP in der Cloud Zwei Trends zeichnen sich ab

69 Usability ERP 2020 und Industrie 4.0 Usability - next steps

71 Herausforderungen Herausforderung Prozessoptimierung

74 Integration Vorteile einer ERP/MES- Integration

76 Internationalisierung Wie ERP-Systeme internationale Geschäftspro- zesse unterstützen

79 Fertiger ERP für Einzel- und Auftragsfertiger

4 Unser Kompetenz-Netzwerk Partner des Competence Books

INHALT

56 Competence Book - ERP

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ANWENDUNGEN - ERP 2020-MOBILITY, CONNECTIVITY, USABILITY

„Durch ein verändertes Nutzerverhalten und daher hoher Marktdynamik drängen die drei Schlüssel-Themen Mobility, Connectivity und Usability in den Fokus“ - Volker Schnittler

57Competence Book - ERP

Mobility, Connectivity, Usability eine Einführung zu den ERP-2020-ReportsAUTOR: Volker Schnittler

ERP ist in den Unternehmen des Maschinen- und Anlagen-baus zur Selbstverständlichkeit geworden. Eine Commo-dity wie der Strom, der aus der Steckdose kommt. Es ist

jedoch eine Commodity mit viel Potential, die sich ständig ver-ändert und verbessert.

Weil ERP so selbstverständlich genutzt, aber als unverzichtbares Rückgrat sämtlicher kaufmännischer Geschäftsprozesse heute im Unternehmen so wenig im Bewusstsein ist und sich gleichzei-tig nachhaltig und umfangreich verändern muss und wird, haben wir vom VDMA die Kampagne ERP 2020 gestartet.

Wissenschaftlich und inhaltlich wird diese Kampagne vom FIR Aachen und von unserem Mitglied, der Trovarit AG, begleitet und unterstützt.

Wir wollen Potentiale und Möglichkeiten zu noch intensiverer Nutzung für höheren Unternehmenserfolg genauso aufzeigen wie zukünftige Anforderungen der Nutzer aus unserer Branche, dem Maschinen- und Anlagenbau, um die Hersteller der Systeme zu motivieren, diese zum Nutzen der Anwender weiter zu ent-wickeln.

Durch ein verändertes Nutzerverhalten und daher hoher Markt-dynamik drängen die drei Schlüssel-Themen Mobility, Connec-tivity und Usability in den Fokus. Diese Themen werden daher auch in den drei Competence Reports zur ERP 2020-Kampagne beleuchtet. Im Folgenden wollen wir vorab kurz skizzieren, was wir unter diesen Themen verstehen und warum diese Themen für uns relevant sind.

Mobility von ERP:

Mobility ist für uns im ERP-Kontext die Fähigkeit jederzeit, über-all und mit jedem beliebigen Gerät auf Applikationen und In-formationen einer Unternehmenssoftware zugreifen zu können. Mobilität ist ein Megatrend in allen Bereichen der Unternehmen. Die Relevanz der Mobilität ergibt sich aus einer Vielzahl von Fak-toren:• Klassisch sind Vertriebsaußendienst und der Service

schon immer „mobil“ unterwegs. Heute können sie deutlich umfassender unterstützt werden.

• Zunehmend ist die Möglichkeit zum mobilen Arbeiten aber auch generell ein Instrument, um Mitarbeiter zu gewin-nen und zu binden:• Junge Mitarbeiter stellen heute andere Ansprüche als

ihre Vorgänger an ihre Arbeitswelt. Sie wünschen die neue Flexibilität der Mobilität

• Aber auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die für eine Phase ihres Lebens ihren Lebensmittelpunkt in die Familie verlegen, müssen unter diesen Umständen an das Unternehmen angedockt werden

• Generell können schließlich innovative, flexiblen Ar-beitszeitmodelle einfach mit mobilem Arbeiten rea-lisiert werden

• Mobilität schafft aber auch nach außen Mehrwert für Un-ternehmen, da neue Geschäfts- und Wertschöpfungsmo-delle möglich werden.

• Mobilität schafft schließlich volkswirtschaftlichen Nut-zen und nachhaltige Entlastung von Natur und Infrastruk-tur, weil für die Leistungserbringung keine unnötigen Orts-wechsel vollzogen werden müssen.

Page 58: Erp competence book_20141017

ANWENDUNGEN - ERP 2020-MOBILITY, CONNECTIVITY, USABILITY

58 Competence Book - ERP

Connectivity von ERP:

Connectivity ist für uns im ERP-Kontext die Fähigkeit, mit unterschiedlichen Sys-temen über Schnittstellen zu kommuni-zieren.

Connectivity ist als Möglichkeit, zu jeder Zeit und an jedem Ort „verbunden“ zu sein, eine notwendige Voraussetzung für die gewünschte Mobilität. Als führendes System für die Abwicklung kaufmänni-scher Unternehmensprozesse ist ERP die verbindende „single source of truth“. Dies setzt voraus, dass die Daten in ERP kon-sistent und redundanzfrei sind und von anderen Unternehmenssystemen genutzt werden.

Für die Nutzung der Daten ist es erforder-lich, Regeln und Standards für den Da-tenaustausch zu vereinbaren. In diesem Zusammenhang ist es erforderlich, die Schnittstellen zwischen den Unterneh-menssoftwaresystemen bezüglich ihrer Integrationsplattformen, ihrer System-architekturen, ihrer Datenformate und Syntax kompatibel zu machen. Ziel ist, die Daten der Systeme gegenseitig in Echtzeit auszutauschen und zu nutzen.

Usability von ERP:

Usability ist für uns im ERP-Kontext die Fähigkeit der einfachen Handhabbarkeit und Benutzbarkeit von Systemen, insbesondere durch Softwareergonomie

Auch Usability ist wie Connectivity eine wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Mobility. Was bei Smart Devices im privaten Bereich längst „State of the Art“ ist, wird zunehmend auch für Business Software gefordert. Im Fokus steht vor allem die Ergono-mie der Softwarelösungen. Während in den vergangenen 30 Jahren vor allem die Funkti-onalität von ERP vorangetrieben wurde, gilt es nun, die entstandene Leistungsfähigkeit aber auch die resultierende Komplexität zu beherrschen.

Das betrifft einerseits die Erlernbarkeit der Nutzung, also den Schulungsaufwand, der heute mit enormem Aufwand und selten nachhaltig umgesetzt werden kann. Eine Her-ausforderung ist weiterhin ein differenziertes Nutzerverhalten von „digital immigrants“, also der Nutzer, die IT im Laufe ihres Berufslebens kennen gelernt haben und der „di-gital natives“ die keine Welt ohne IT mehr kennen. Darauf müssen Unternehmenssoft-warsysteme flexibel reagieren können.

Zukünftige Systeme werden den Nutzer weit mehr als es heute der Fall ist durch die Funktionen führen oder lotsen. So wird ein wirksames Workflow-Management möglich, wo heute die Nutzer noch nach Belieben links und rechts am vorgesehenen Workflow vorbei arbeiten. Zur Begrenzung der Komplexität werden Rollenkonzepte genauso hilf-reich sein wie „virtuelle Desktops“, die dem Benutzer zu jeder Zeit und an jedem Ort eine gewohnte Arbeitsumgebung bieten, in der er sich leicht zu Recht finden kann.Die Mensch-Maschine Schnittstelle wird jenseits von Tastatur und Maus durch die Möglich-keit der Steuerung durch Sprache, Gestik und Haptik ergänzt werden.

Die Gestaltung von Abläufen und Prozessen wird sich vielleicht bis hin zur „gamificati-on“ entwickeln, die dem Systembenutzer Spaß bei der Durchführung seiner Aufgaben vermittelt und ein Erreichen des Prozessziels nicht nur sachlich sondern auch emotio-nal als höchst erstrebenswert erscheinen lässt.Mit diesem Dreiklang von Mobility, Connectity und Usability können ERP-Systeme Un-ternehmen noch zukunftsfähiger für die Herausforderungen 2020 und darüber hinaus machen. Wir begleiten als VDMA diesen Prozess gerne mit.

Zum Autor Volker Schnittler:

Seit Oktober 2001 ist Volker Schnittler als Referent für kaufmännische Unternehmenssoftware wie ERP, PPS, MES und Variantenkonfigura-tionslösungen bei der Abteilung Informatik des VDMA beschäftigt. Dort leitet er u. a. auch den PPS-Anwender/Anbieter-Dialog und ist Mitglied im Forschungsbeirat des fir (Aachen).

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Anzahl unterstützter Mobilplattformen© 2014 Trovarit AG

ANWENDUNGEN - ERP-2020 MOBILITY

59Competence Book - ERP

ERP 2020 Teil I:Mobility auf dem VormarschAUTOR Karsten Sontow

ERP goes Mobile - Zwei Drittel der ERP-Produkte unterstützen Smartphone oder Tab-let-Computer. Mobile Computing etabliert sich als Bestandteil von ERP-Lösungen – das zeigen Auswertungen aus dem IT-Matchmaker® der Trovarit, der größten Daten-

bank mit ERP-Lösungen im deutschsprachigen Raum

Demnach unterstützt knapp zwei Drit-tel aller 229 untersuchten ERP-PRodukte zumindest eine der am Markt vertretenen Mobil-Plattformen und ist damit über-haupt für den mobilen Einsatz mit Smart-phone oder Tablet aufgestellt. Allerdings ist fast die Hälfte dieser ERP-Lösungen auf eine Mobilplattform beschränkt (z.B. iOS oder Windows Mobile oder Android). Ein Umstand der angesichts der Vielfalt an Endgeräten, die erfahrungsgemäß aus der

weit verbreiteten Strategie des „Bring Your Own Device“ (BYOD) resultiert, durchaus relevante Einschränkungen der mobilen Nutzbarkeit mit sich bringt

Betrachtet man genauer, welche Mo-bil-Plattformen durch die 229 ERP-Pro-dukte unterstützt werden, dann liegen die Window Mobile-basierten Geräte mit deutlich über 50 Prozent vorne, gefolgt vom iPhone und iPad mit jeweils gut 30%.

Die bei Smart-Phones und Tablets mittler-weile am weitesten verbreitete Plattform „Android“ wird dagegen nur von knapp 25 Prozent der Lösungen unterstützt.

Der überproportional hohe Anteil der Windows Mobile Plattform ist sicherlich auch darauf zurückzuführen, dass sowohl Server- als auch Client-Technologien aus dem Hause Microsoft im ERP-Segment die mit Abstand am weitesten verbreite-

Rund zwei Drittel der ERP-Systeme unterstützen den Zugriff per Smartphone oder Tablet. Knapp die Hälfte davon ist allerdings auf eine Mobil-Technologie beschränkt (Quelle: Trovarit AG)

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Anteil der Projekte

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Sonstige

IT "unter Kontrolle" der GF bringen

Komplexität der IT reduzieren

Bessere externe Integration (EDI)

Prozess-Kosten senken

Bessere Performance der IT

IT-Aufwand und -Kosten senken

Sicherheit / Datensicherheit erhöhen

Anzahl Systeme reduzieren

Höhere Datenintegration

Höhere Prozessintegration

Prozesse automatisieren

Bessere Information

Schneller Zugriff auf Informationen

Prozesse optimieren

Trend '00/'102009/2010 (n = 417)

1999/2000 (n = 1.387)

©2012, Trovarit AG, Aachen

Anwender wollen optimierte Prozesse und schnellen Informationszugriff. Damit ist immer öfter auch eine mobile Nutzung von ERP-Software verbunden. (Quelle: Trovarit AG)

ANWENDUNGEN - ERP-2020 MOBILITY

60 Competence Book - ERP

ten Plattformen darstellen. So unterstützen knapp 90% der ERP-Produkte einen Windows-Server und gar 98,5% zumindest einen der Windows-Clients. Auch diese Asymmetrie zwischen den Technologien der Busi-ness-Software einerseits und den – oft durch persönliche Präferenzen bestimmten – Mobile Devices wirft derzeit noch Fragen bzgl. der „Mo-bility“ von ERP-Software auf.

Die Motivation für den mo-bilen Einsatz von ERP-Lö-sungen auf Seiten der An-wender dokumentiert die Trovarit-Studie „ERP in der Praxis“ bereits in 2012: Die Befragung von mehr als 2.200 ERP-Anwendern er-gab, dass schneller Zugriff auf Informationen auf Platz zwei der wichtigsten Ziele des Einsatzes von ERP-Soft-ware darstellt. Diese Rang-folge trifft insbesondere auf den Mittelstand zu, der die ERP-Lösung als ein zentra-les Werkzeug zur Verbesse-rung der Geschäftsprozesse betrachtet und auch mit dieser Zielsetzung in neue ERP-Software investiert. Bei den großen Unternehmen werden ERP-Investitionen dagegen eher durch Themen wie „Prozess- und Datenin-tegration“ sowie die Konso-lidierung der IT-Landschaft“ motiviert.

Zum Autor Dr. Karsten Sontow

Dr. Karsten Sontow, Jahrgang 1967, ist Grün-der und Vorstand der Trovarit AG, Aachen, einem Spezialisten für die Evaluation von Business Software (z.B. ERP, CRM, ECM, BI). Dort verantwortet er die Bereiche Marketing, Account Management, Research und Finan-zen. Dr. Sontow studierte Maschinenbau und Betriebswirtschaft an der RWTH Aachen und am Massachussetts Institute of Technology in Cambridge, USA. Seinen Doktortitel im Ma-schinenbau erwarb er an der RWTH Aachen.

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ANWENDUNGEN - ERP 2020 USABILITY

Mitarbeiter-Schulung

Beratung/ Support

Branchen-kompetenz

EngagementProjektmanagement

Gesamteindruck

Customizing

ProjektergebnisZielerreichung

Budgettreue

TermintreuePersonalaufwand

Eigenentwicklungs-anteil

Hotline / SupportAccount-Manager

Schulungs-/ Informations-angebot

Updates/Release-Wechsel

Gesamteindruck

Funktionalität

Schnittstellen

Ergonomie

Performance

Release-FähigkeitFormulare & Auswertungen

KMU-Tauglichkeit

Preis-/ Leistungsverhältnis

Anpassbarkeit / Flexibilität

Stabilität

hochZufriedenheit (1,0 – „mangelhaft“; 5,0 – „sehr gut“)

Böse Überraschungen Spreu & Weizen

Sichere BasisStete Herausforderung0,4

1,43,5 4,5

Legende KategorienImplementierungspartnerProjektergebnisSystemWartungspartner

Gesamteindruck

©2012, Trovarit AG, Aachen

niedrig

Mittelwert

© 2012 Trovarit AG

61Competence Book - ERP

ERP 2020 Teil II:Usability als ErfolgsfaktorAUTOR Karsten Sontow

Usability von ERP-Lösungen – Neue Konzepte sind notwendig. Folgt man den 2.200 Teilnehmern der Trovarit-Studie „ERP in der Praxis“, dann lassen sich die wichtigsten Ziele des ERP-Einsatzes in einem Satz zusammenfassen: „‚Schneller Zugriff‘ auf ‚bes-

sere Informationen‘ um die ‚Geschäftsprozesse zu optimieren‘“. Diese Ziele lassen sich nur erreichen, wenn die Rechnung nicht ohne den Endanwender des Werkzeugs „ERP-Software“ gemacht wird. Schließlich ist letztlich der Anwender vielfach Lieferant und fast immer Ab-nehmer der Daten und Informationen, die in der ERP-Lösung verarbeitet werden.

Das scheint in der Praxis auch ähnlich gesehen zu werden. Zumindest zählen Aspekte wie die „Praktikabilität“ und „Er-gonomie“ der ERP-Software mit zu den wichtigen Kriterien bei der Auswahl einer ERP-Lösung. Allerdings deutlich nach As-pekten wie der „Funktionalität“ und der „Flexibilität“ der Software.Diese Priorisierung ist zwar insofern nach-vollziehbar, als über die Funktionalität der ERP-Software die gesuchte Unterstützung der Geschäftsprozesse erreicht wird. Mit der Forderung nach Flexibilität wird au-ßerdem dem Umstand Rechnung getra-gen, dass Unternehmensstrukturen kaum für längere Zeit unverändert bleiben.

Gleichzeitig birgt aber die zunehmende Digitalisierung von Geschäftsprozessen – nicht zuletzt auch getrieben durch im-mer umfassendere und leistungsfähigere ERP-Lösungen – erhebliche Herausforde-rungen für den Anwender: Mit den wach-senden Möglichkeiten geht eine deutlich steigende Komplexität der Software ein-her. Insbesondere neuen Mitarbeitern so-wie „gelegentlichen Nutzern“ fällt da die Orientierung schwer.

So wundert es wenig, dass die Anwender-freundlichkeit in der Vergangenheit nicht gerade zu den ausgesprochenen Stärken

Usability ist keine Stärke von ERP-Systemen. Anwenderbefragungen offenbaren: ERP-Installationen weisen in den meisten Fällen deutlichen Handlungsbedarf im Hinblick auf die Anwenderfreundlichkeit auf (Quelle: Trovarit AG)

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ANWENDUNGEN - ERP-2020 USABILITY

Jahr des letzten Release-Wechsels

2,75

3,00

3,25

3,50

3,75

4,00

4,25

4,50

<2006 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012

Updates/Release-Wechsel Schnittstellen

Ergonomie Release-Fähigkeit

Formulare & Auswertungen Preis-/Leistungsverhältnis

©2012, Trovarit AG, Aachen

62 Competence Book - ERP

von ERP-Lösungen zählte. Tatsächlich vergeben hier nahezu alle Anwender seit Jahren eher mäßige Noten.Diese Kritik ist auch vor dem Hintergrund zu sehen, dass Anwender heute aus dem privaten Bereich ausgesprochen anwen-derfreundliche, selbsterklärende Software gewohnt sind. Das kleine Kind, das intui-tiv eine Smartphone-App richtig bedient, stellt sicherlich eine Referenz dar, von der ERP-Lösungen derzeit meist noch weit entfernt sind.

Ob nun getrieben durch die regelmäßige Kritik ihrer Kunden, angeregt durch das Vorbild vieler „App“lications oder schlicht

aufgrund der Tatsache, dass die Effizienz des ERP-Einsatzes durch eine gute Ergo-nomie verstärkt zum Verkaufsargument wird: Die ERP-Hersteller nehmen die Usa-bility ihrer Software offenbar zunehmend ernst.Mit dem Ziel einer neuen „User Experien-ce“ investieren sie verstärkt in neue Ansät-ze wie z.B.

• eine benutzerzentrierte, rollenba-sierte Oberflächengestaltung

• Workflows zur besseren Anwender-führung und

• „App“lifizierung komplexer Business Software

Ein Silberstreif am Horizont der Anwenderfreundlichkeit von ERP-Systemen – je aktueller der Release-Stand umso besser die Software-Ergonomie. Offenbar haben die ERP-Hersteller in den letzten Jahren die Herausforderung angenommen. (Quelle: Trovarit AG)

Und diese Anstrengungen scheinen sich auszuzahlen, denn Anwender mit moder-nen ERP-Lösungen auf aktuellem Relea-se-Stand bewerten die Anwenderfreund-lichkeit ihrer ERP-Lösung deutlich besser als Anwender mit älteren Software-Instal-lationen.

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ANWENDUNGEN - ERP 2020 CONNECTIVITY

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%

Sonstiger Nutzen

Schnellere Entscheidungen

Einfachere internationale Zusammenarbeit

Reduziert IT-Aufwand & -Kosten

Reduziert Prozesskosten

Höhere IT-Sicherheit

Reduktion Dokumentationsaufwand

Einfache & schnelle externe Zusammenarbeit

Reduzierte IT-Komplexität

Reduzierte Fehlerhäufigkeit & -Folgen

Aussagekräftige Kennzahlen

Transparenz & Prozessverständnis

Prozessautomatisierung

Durchgängige Prozess-Unterstützung

Rückverfolgbarkeit von Informationen

Information korrekt & nützlich

Informationen schnell & einfach

Prozesse schnell & einfach

©2012, Trovarit AG, Aachen

Anteil der Projekte

n = 2.131

Der Nutzen von ERP-Systemen - ERP-Lösungen leisten durch die schnelle Bereitstellung hochwertiger Planungs- und Steuerungsinformationen einen signifikanten Beitrag zur Beschleunigung und Integration betrieblicher Abläufe (Quelle: Trovarit AG)

63Competence Book - ERP

ERP 2020 Teil III:Connectivity schafft die BasisAUTOR Karsten Sontow

Den im Rahmen der VDMA-Initiative „ERP2020“ befragten Experten zufolge wird der Bedarf an einer zeitnahen, räumlich uneingeschränkten Verfügbarkeit von Planungs- und Steuerungsinformationen in absehbarer Zukunft enorm steigen. Eingebettet in

die betriebliche und überbetriebliche Anwendungslandschaft kommt dabei ERP-Lösungen eine bedeutende Rolle zu: Zum einen beschreiben die in ERP-Systemen verarbeiteten Daten (z.B. Artikel- und Kundenstamm, Konten und Kostenstellen, Arbeitspläne und Stücklisten) und deren Beziehungen die Geschäftslogik eines Unternehmens. Zum anderen werden in den ERP-Lösungen die hierfür gültigen Schlüssel und Klassifikationen vergeben und geführt. Damit ist das ERP-System für viele wichtige Daten die „Single Source of Truth“.

Um diese zentrale Rolle ausfüllen zu kön-nen steigen die Anforderrungen an die Integrationsfähigkeit von ERP-Lösungen enorm. Als „Connectivity“ bezeichnen die VDMA-Experten diese Fähigkeit von ERP-Systemen, mit unterschiedlichsten Systemen kommunizieren zu können.

Connectivity - als Voraussetzung für schnelle und ortsunabhängige Informati-onsversorgung - ist dabei recht umfassend ausgelegt. Sie adressiert die Integrations-fähigkeit von ERP-Lösungen entlang der inner- und überbetrieblichen Prozess-ketten ebenso wie die kommunikative Einbindung der Anwender, sei es über mobile Endgeräte oder auch über Social Media. Last but not Least steht Connec-tivity für die An- bzw. Einbindung von Daten und Datenquellen wie Sensor- und Steuerungsdaten aus Maschinen und Pro-dukten, Content und Dokumenten sowie externe Informationsservices (z.B. Wirt-schafts- oder Produktdatenbanken).Mit dem Ziel, dass alle Systeme Daten gegenseitig in Echtzeit austauschen und nutzen können, soll letztlich eine durch-gängige Prozessunterstützung erreicht werden. Hierfür ist es notwendig, Schnitt-stellen zwischen den Software-Systemen zu harmonisieren und zwar im Hinblick

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ANWENDUNGEN - ERP-2020 CONNECTIVITY

64 Competence Book - ERP

auf die genutzten Integrationsplattformen und Systemarchitekturen ebenso wie be-züglich der Datenformate und des Syntax. Dabei setzen die im Rahmen der VD-MA-Initiative „ERP2020“ befragten Exper-ten darauf, dass zukünftig einheitliche, offene Standards für Datenformate die Kommunikation zwischen den verschie-denen Systemen deutlich vereinfachen. Die Gefahr, dass einige Plattformanbieter ein „Oligopol“ weniger „Quasi-Standards“ für Datenmodelle und –formate bilden, wird dagegen als weniger wahrscheinlich eingestuft.

Dennoch offenbart die Untersuchung auch die Herausforderung, vor der An-wender und Anbieter stehen: So sind die Experten durchaus unsicher, ob bereits im

-10% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%

TDCC

IFC

IceCat

AIAG

myOpenFactory

Pricat

SWIFT

BMEcat

GAEB

ANSI X12

VDA-FS

ODETTE

DATANORM

EDIFACT

Anteil der Lösungen (N=229)

Jahr 2020 eine „durchgängige Verzahnung aller Planungsebenen, von der Ebene der Supply Chain bis zur produzierenden Maschinenebene, inklusive eines einheit-lichen Austausches mit entsprechenden Datenformaten und Softwaresystemen für die Ressourcenplanung“ den Alltag in den Betrieben beschreibt.

Dass in den letzten Jahren bzgl. der Connectivity von ERP-Lösungen einiges passiert zeigt die Trovarit-Studie „ERP in der Praxis“, bei der über 2.200 Anwender unter anderem ihre Zufriedenheit mit den Schnittstellen ihrer ERP-Lösung zu Proto-koll gegeben haben. Demnach schneiden moderne ERP-Lösungen auf aktuellem Release-Stand deutlich besser als ältere Software-Installationen

Dieser positive Trend ist auf offenere Strukturen der ERP-Systeme zurückzu-führen und schlägt sich vor allem beim Austausch strukturierter Daten nieder. Eine noch weitgehend neue Herausfor-derung stellt dagegen die Öffnung der ERP-Systeme gegenüber den unstruktu-rierten Daten der Social Media, des Colla-boration Management sowie aus dem Be-reich des Enterprise Content Management dar.

EDIFACT ist das am weitesten verbreitete Format für den überbetrieblichen Datenaustausch bei ERP-Systemen (Quelle: Trovarit AG)

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ANWENDUNGEN - BUSINESS-SOFTWARE WIRD MOBIL

65Competence Book - ERP

Das Büro in der Westentasche Business-Software wird mobil

Smartphones und Tablet-PCs gewinnen in Unternehmen immer größere Bedeutung. Daher steigt auch die Nachfrage, wichtige Daten wie Geschäftszahlen oder Kundenin-formationen aus dem ERP- und CRM-System mobil abrufen und editieren zu können.

AUTOR Claudia Harth

Der Einsatz von ERP-Software zur Steuerung der unternehme-rischen Prozesse ist bei mittleren und größeren Unternehmen in Deutschland heutzutage Gang und Gäbe. Dabei beträgt der durchschnittliche Lebenszyklus eines solchen Systems etwa 10-15 Jahre. Ein langer Zeitraum, in dem sich die Anforderungen der Unternehmen an die Lösung stetig weiterentwickeln. Als trei-bend erweisen sich dabei veränderte wirtschaftliche Rahmen-bedingungen (z.B. konjunkturbedingt oder durch gesetzliche Änderungen), verstärkter Wettbewerbsdruck, steigende Kosten sowie höhere Kundenanforderungen, die ein hohes Maß an Pro-duktindividualität und bestmöglichen Kundenservice erfordern.

Tagtäglich haben es Unternehmen also mit Herausforderungen zu tun, die Schnelligkeit, Flexibilität und Transparenz in den unternehmerischen Prozessen verlangen. Ein ERP-System muss hierbei zügig und gebündelt die qualitativ hochwertigen Infor-mationen und Daten bereitstellen und unterliegt somit während seines operativen Einsatzes im Unternehmen einer kontinuierli-chen Weiterentwicklung, um den sich verändernden Ansprüchen zu genügen. In funktioneller Hinsicht machten dabei in jüngster Vergangenheit die Einbindung von CRM- oder BI-Funktionen von sich Reden. Technisch betrachtet stehen Trends wie Cloud Computing und vor allem mobile Lösungen im Fokus.

Neue Chancen durch größere MobilitätDie Mobilität von Kunden, Lieferanten, aber auch eigenen Mit-arbeitern hat – dank Smartphones und Tablets - in den vergan-genen Jahren rasant zugenommen. Vor dem Abflug noch schnell die letzten Kundenanfragen beantworten, im Zug Auswertungen und Analysen vorbereiten und während des Kundenbesuchs neue Aufträge eingeben oder Einsatzberichte erfassen – das mo-

bile Business eröffnet für Unternehmen eine Vielzahl von neuen Einsatzmöglichkeiten. Der direkte Online-Zugriff auf die Daten der betriebswirtschaftlichen Unternehmenssoftware ermöglicht ferner einen hohen Grad an Auskunftsbereitschaft, Servicequa-lität und Arbeitseffizienz. Die damit einhergehende schnellere Verarbeitungsgeschwindigkeit bedeutet Wettbewerbsvorteile und größere Wertschöpfung.

Durch den bereits erwähnten stetig zunehmenden Wettbewerbs- und Zeitdruck ist speziell die zeitnahe Kundenansprache und -bindung in kleinen und mittelständischen Unternehmen im-mens wichtig. Mobile Business-Lösungen greifen hier unterstüt-zend ein. Mit dem Büro in der Westentasche werden die unter-wegs erfassten Informationen direkt in das lokale Softwaresystem im Firmenstandort eingespeist und stehen damit den Kollegin-nen und Kollegen vor Ort umgehend zur Verfügung. So werden Anfragen schneller bearbeitet, die Kundenzufriedenheit steigt.

Mobiles ERP und CRM als untrennbare EinheitKommt neben den typischen ERP-Funktionen, beispielhaft der Auftragserfassung oder dem Zugriff auf die Daten in der Finanz-buchhaltung, mit einem integrierten CRM-System ein weiteres Puzzleteil hinzu, wird es eine ganz runde Sache. Denn dann wer-den zwei verschiedene Sichtweisen auf ein- und dieselben Daten möglich.

Im Back-Office unterstützt die ERP-Lösung die operativen Ar-beitsprozesse und stellt Daten und Fakten für das CRM-Pro-gramm zur Verfügung. Dort wiederum werden die Informationen zu Kunden, Lieferanten, Interessenten und anderen Kontakten übersichtlich aufbereitet, was dann einen ganzheitlichen Blick auf das Kundenbeziehungs- und Servicemanagement ermög-

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ANWENDUNGEN - BUSINESS-SOFTWARE WIRD MOBIL

66 Competence Book - ERP

licht. CRM-Systeme stellen daher eine unverzichtbare Unterstützung bei der Gewinnung, Betreuung und Bindung von Bestands- und Neukunden dar.

Damit diese Automatisierung der Ge-schäftsabläufe innerhalb des Unterneh-mens reibungslos funktioniert, sollten sowohl die ERP- als auch die CRM-Lösung auf eine gemeinsame Datenbank zugrei-fen. Das vermeidet zum einen Probleme bei der Datenübertragung über Schnitt-stellen und stellt zum anderen sicher, dass beide Systeme auf der gleichen Datenbasis arbeiten und damit durchgängig aktuelle Zahlen und Informationen liefern.

mesonic WinLine macht mobilDie mesonic WinLine-Programme spie-geln die gesamte Palette betriebswirt-schaftlicher Anforderungen wider. Appli-kationen für die Bereiche ERP, CRM, BI und das mobile Business sind vollständig integriert und greifen auf eine gemeinsa-me Datenbank zu, was zu einer optimalen Datentransparenz und –qualität führt.

Die Bearbeitungsmöglichkeit der Daten im System über den mobilen Online-Zu-griff bringt zusätzliche Vorteile mit sich. So können Anwender in Echtzeit direkt über das Internet im System arbeiten, um beispielsweise Belege zu erfassen oder Analysen und Auswertungen zu fah-ren. Der Zeitgewinn ist enorm und somit punkten Unternehmen, die konsequent auf mobile Anwendungen setzen, durch ein positives Image und sichern sich handfeste Wettbewerbsvorteile. Wettbe-werbsvorteile entstehen übrigens nicht nur extern bei der Kundengewinnung, sondern ebenso intern bei der Gewinnung von neuen Mitarbeiterinnen und Mitar-beitern, die ein modernes Arbeitsumfeld nicht nur schätzen, sondern heutzutage erwarten.

Zum Autor Claudia Harth:

Diplomökonomin Claudia Harth zeichnet sich seit 15 Jahren beim ERP-/CRM-Softwarehersteller mesonic für die Bereiche Marketing & PR verantwortlich. In dieser Zeit haben viele Themen & Trends die ERP-Branche bestimmt. Das mobile Business ist davon sicher eines der spannendsten. Als PR-Expertin blickt Claudia Harth auf zahlreiche Veröffentlichungen in Fachzeitschriften zurück.

„Der Einsatz von ERP-Software zur Steuerung der unterneh-merischen Prozesse ist bei mittleren und größeren Unterneh-men in Deutschland heutzutage Gang und Gäbe.“ - Claudia Harth

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ANWENDUNGEN - ERP IN DER CLOUD

67Competence Book - ERP

ERP in der Cloud Zwei Trends zeichnen sich abIT wie Strom aus der Steckdose beziehen – die Vision ist seit Jahren in den Köpfen, doch langsam erst folgen die Anbieter einigen wenigen Pionieren und komplettieren das eigene Angebot.

AUTOR Frank Naujoks

Neben der Auswahl der passenden Software spielen auch Fragen des Betriebskonzepts bei IT-Projekte und damit der Software-Entscheidung eine immer größere Rolle, da der Kostendruck in den Unternehmen stetig präsent ist. Um die Un-ternehmen zu entlasten, bietet Microsoft nicht nur in den be-reits bekannten Bereichen Office 365 und CRM entsprechende Lösungen an, sondern auch ERP in the Cloud. So stellt Microsoft für Dynamics NAV 2013 dem Kunden mehrere Möglichkeiten zur Verfügung, eine ERP-Lösung zu betreiben. Ganz klassisch mit gekauften Lizenzen unter eigener Verantwortung als sogenann-ten On-Premise-Betrieb, als Hosting-Betrieb beim Partner oder in einem Microsoft-eigenen Rechenzentrum in Europa, bei dem der Kunde die Lizenzen im Software-as-a-Service (SaaS)-Modell bezieht. Der Vorteil des Microsoft-Ansatzes ist eine einheitliche technologische Basis aller drei Angebote; der Kunde kann ohne Schwierigkeiten seine Daten von einer Betriebsform in die andere verlagern, wenn ihm dies opportun erscheint.

Das Interesse an Lösungen, die berechenbare und stabile Cost of Ownership bieten, hat auch vor dem Hintergrund ausufernder Upgrade-Projekte bei Anwendern zugenommen. Nachdem die ERP-Ergänzungen auf SaaS-Basis – angefangen bei der Personal-verwaltung bis hin zu CRM fast schon zur normalen IT-Ausstat-tung von Unternehmen gehören, gewinnen auch ERP-SaaS-Lö-sung an Fahrt.

Dabei sind aktuell zwei Trends zu beobachten: Komplette Suites und kleine Nischenlösungen scheinen von der Nachfrage nach Cloud-basierter Software überdurchschnittlich zu profitieren.

Durch die Verfügbarkeit von Cloud-basierten Entwicklungsum-gebungen können Anbieter auch kleinere funktionale Anforde-rungen lösen und erreichen dennoch ein großes Publikum.

Besondere Vorteile für Anwender bieten sogenannte „gemischte Betriebskonzepte“. Dabei verfügen sowohl die installierte Version als auch die on-Demand- genutzte Software über eine einheit-liche Architektur und Datenstruktur, so dass ein Wechsel zwi-schen den Betriebskonzepten problemlos für Anwender durch-führbar ist, ohne das vorgenommene Anpassungen geändert oder umständliche Datenmigrationen vorgenommen werden müssen.Anwender können sich ihre Applikationslandschaft aus einem breiten Spektrum an Angeboten und Anbietern frei zusammen-stellen. Durch die in der Regel angebotenen Testmöglichkeiten von bis zu drei Monaten, haben Unternehmen die Möglichkeit, sich mit Funktionalität und Bedienkonzept der Software intensiv auseinander zu setzen und einen ausführlichen Test durchzufüh-ren.

Trotz der Euphorie sollten Anwender nicht die Kosten für die allzu leicht zu benutzenden Angebote aus den Augen verlieren. Auch eine klare Vorgabe zu den eingesetzten Produkten vor dem Hintergrund einer einheitlichen IT- und Applikationsstrategie scheint geboten. Sonst entsteht der nächste „Technologiezoo“ – und damit eine gefährliche Kostenfalle.

Aus Sicht der Anwender stellen sich die Rahmenbedingungen von SaaS-ERP-Angeboten wie folgt dar:

„Dabei sind aktuell zwei Trends zu beobachten: Komplette Suites und kleine Nischenlösungen scheinen von der Nach-frage nach Cloud-basierter Software überdurchschnittlich zu profitieren.“ - Frank Naujoks

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ANWENDUNGEN - ERP IN DER CLOUD

68 Competence Book - ERP

• System wird ohne Aufbau von Infrastruktur – quasi aus der Steckdose – bezogen• Notwendig sind ein Rechner mit einem Internet-Browser und eine entsprechen-

de Verbindung, eine Installation ist nicht notwendig. Für den Einsatz in einer Bü-roumgebung ist das eine funktionierende Konstellation. Zu klären sind offline-Ar-beitsmöglichkeiten, beispielsweise die Zugriffsmöglichkeiten mobiler Mitarbeiter.

• Die Applikation bietet hohe Standards mit entsprechender Zertifizierung in Bezug auf Datensicherheit, Performance und Verfügbarkeit

• Entsprechende Service-Level-Agreements und Zertifizierungen erreichen in der Regel eine sehr gute Verfügbarkeit und meistens auch einen besseren Schutzlevel als Server, die in KMU-Unternehmen installiert sind. Zusätzlich garantiert der An-bieter auch Back-Up- und Recovery-Szenarien.

• Anwender müssen klären, welche gesetzlichen Grundlagen gegebenenfalls die Ver-wendung ihrer ERP- oder Kundendaten einschränken und welcher Gesetzgebung der Anbieter unterliegt. In diesem Bereich sollten Unternehmen nicht leichtfertig agieren, sondern sich mit dem Thema Datenschutz und Datensicherheit ausführ-lich und eingehend beschäftigen.

• Die Bezahlung erfolgt periodisch nach diversen „pay-per-use“-Modellen• In der Regel bestimmen die Komponenten Laufzeit, Anzahl Nutzer und Funktions-

umfang den Preis – eine echte verbrauchsabhängige Abrechnung ist das zwar noch nicht, doch diese Modelle sind kalkulierbar und schützen vor bösen Überraschun-gen. Es sind keine Anfangsinvestitionen für Software und gegebenenfalls Hardware notwendig und entsprechend wird die Liquidität geschont.

• Das System kann sehr einfach – in der Regel ohne IT-Fachwissen oder Bera-tungs-Know-How – konfiguriert werden

• Dies hat allerdings den Nachteil, dass Anwender sich im Rahmen der Herstellervor-gaben bewegen müssen und so manche geliebte Eigenart ihrer Abläufe aufgeben müssen.

• Die Systemoberfläche ist sehr einfach und intuitiv und kann (weitgehend) ohne Schulung erlernt und bedient werden.

• Die Systemfunktionalität kann durch eine weitgehend nicht reglementierte und unabhängig agierende Entwickler-Community erweitert werden

• Erweiterungen werden in der Regel über entsprechende Systemmarktplätze bereit-gestellt. Microsoft bietet beispielsweise mit entsprechenden Entwicklerwerkzeu-gen Partnern die Möglichkeit, funktionale Ergänzungen aber auch ganze Branchen-templates nach einem Zertifizierungsprozess zur Verfügung zu stellen.

Den Vorteilen von SaaS-ERP wie kalku-lierbare Kosten, Standardisierung, Securi-ty und Back-up-Szenarien stehen von den Anwendern abzuwägende Nachteile wie eingeschränkte Anpassbarkeit der Anwen-dung, der Zwang zur permanenten On-line-Verfügbarkeit der Anwender, kaum vorhandene Branchentemplates und gege-benenfalls Datenschutzfragen gegenüber. Es zeichnen sich aktuell zwei Segmente ab, die für SaaS-ERP-Anwendungen sich entscheiden: Schnell wachsende Mittel-ständler bevorzugt aus dem Dienstleis-tungsbereich, die über eine heterogene IT-Landschaft verfügen und Finanzbuch-haltung, CRM, Projektmanagement-Soft-ware etc. harmonisieren wollen sowie Unternehmen, die für Tochter- oder Landesgesellschaften eine schnell einzu-führende Lösung suchen, die mit ihrem existierenden System in der Zentrale ver-bunden werden soll.

Zum Autor Frank Naujoks:

Frank Naujoks arbeitet seit April 2013 bei Microsoft und verantwortet als Pro-duktmanager Microsoft Dynamics AX. Der ehemalige Analyst, mit Stationen bei META Group, Hewson Group, IDC und i2s, hat einen Abschluss als Diplom-Kauf-mann der Universität zu Köln.

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ANWENDUNGEN - ERP 2020 UND INDUSTRIE 4.0

„Zudem werden wir aber auch über neue Funktionalitäten und Pro-zesse nachdenken müssen, die sich jetzt als Option durch die neue Mobilität und Entwicklungen wie Industrie 4.0 und Technologien wie Google Glasses ergeben.“ - Karl M. Tröger

69Competence Book - ERP

ERP 2020 und Industrie 4.0Usability - next stepsAUTOR: Karl M. Tröger, PSIpenta Software Systems GmbH

Industrie 4.0 als Treiber Die Umweltbedingungen in der Produktion und die Einsatzbe-dingungen für die genutzte Software werden sich mit der fort-schreitenden Definition und Umsetzung der Konzepte im Zu-sammenhang mit dem Zukunftsprojekt „Industrie 4.0“ massiv ändern. Die angestrebte Flexibilität der Produktionssysteme in der Fabrik der Zukunft strahlt folgerichtig auf die Nutzungskon-zepte der verwendeten Software aus. Neue und mobile Devices ziehen in den Shopfloor ein und es werden andere Möglichkeiten der Interaktion mit der Software selbst, aber auch mit den betei-ligten Menschen und genutzten Maschinen, möglich. Diese und weitere Aspekte zwingen die Anwender und die Hersteller, dass Konstrukt „User Interface“ neu zu denken und sich, zumindest teilweise, von althergebrachten Paradigmen bei der Gestaltung des Frontends einer Softwarelösung zu trennen.

Reduktion auf das Wesentliche, Effizienz

Begrenzte Bildschirmgrößen und der Wunsch nach einer größe-ren Effizienz bei der Benutzung der Software zwingen zu einer Reduktion der Inhalte auf das Wesentliche und Wichtige zur Lösung der gestellten Aufgaben. Die zielgerichtete Präsentation von Informationen und Daten (Eingeweihte kennen den Unter-schied) hängt von mehreren Faktoren ab: der Rolle im Prozess

und der Organisation, den gegebenen Hilfsmitteln und Werk-zeugen, der zum aktuellen Zeitpunkt gestellten Aufgabe, dem Standort und nicht zuletzt vom sozialen Umfeld. Gerade die so-zialen Aspekte werden eine immer größere Rolle spielen. Die För-derung der Zusammenarbeit der Menschen im Produktionspro-zess und das Teilen von Wissen zur Lösung der Aufgaben kann eine massive Steigerung der Effizienz mit sich bringen. Ein Mittel zur Erfassung der Anforderungen an die Oberflächen selbst als auch an die Interaktion mit der Software und dem Prozess sind Informationsbedarfsanalysen. Diese Analysen stellen die Verbin-dung zwischen dem objektiven (der Aufgabe) und dem subjekti-ven (vom Menschen abhängigen) Informationsbedarf her.

Personalisierung

Die Individualisierbarkeit und Personalisierung der Interaktions-schnittstelle stellt eine weitere wichtige Komponente dar. Es muss zukünftig noch einfacher sein, aufgabenorientierte User-Interfa-ces zu gestalten. Der vermeintliche Widerspruch zwischen Indi-vidualität (Anwenderbezug) und Uniformität (Standard) muss aufgelöst werden.

Zukünftige Entwicklungen im Umfeld von betriebswirtschaftlicher Software – seien es ERP- oder MES-Systeme – werden durch einen neuen Anspruch an die Usability der Anwendungen beeinflusst. Damit ist nicht gemeint, dass die Thematik heute keine

Rolle spielen würde. Die Gebrauchstauglichkeit der Software ist bereits heute ein wesentli-ches Kriterium für die Auswahlbility von Softwarelösungen zur Steuerung der Produktion. „Usability“ wird in Zukunft aber noch deutlich an Gewicht gewinnen.

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ANWENDUNGEN - ERP 2020 UND INDUSTRIE 4.0

70 Competence Book - ERP

Neue Perspektiven: Interaktivität, loca-tion based Services, ..., neue Funktio-nalitäten/Prozesse

ERP- und MES-Systeme sind als Assis-tenzsystem und Tutor der Anwender zu verstehen. Daraus lassen sich weitere An-forderungen an die Benutzerschnittstelle ableiten. Interaktive Visualisierungen un-terstützen beispielsweise bei der Erfassung des Zustandes des Produktionssystems. In Verbindung mit location-based-services kann die Informationsbereitstellung ziel-gerichtet und auf den aktuellen Standort bezogen erfolgen. Zudem werden wir aber auch über neue Funktionalitäten und Pro-zesse nachdenken müssen, die sich jetzt als Option durch die neue Mobilität und Entwicklungen wie Industrie 4.0 und Technologien wie Google Glasses ergeben.

Quintessenz: Anwenderzentrierung als Zukunft!

Diese und weitere Gesichtspunkte werden zukünftige Entwicklungen im Kontext be-triebswirtschaftlicher Softwarelösungen nachhaltig beeinflussen. Ein Umdenken aller Beteiligten in Richtung Vereinfa-chung scheint notwendig zu sein. Der teil-weise über Jahrzehnte gewachsene Funk-tionsumfang in Verbindung mit riesigen Datenmengen steht auf dem Prüfstand. Die von Anwendern gewünschte Komple-xität heutiger Lösungen muss hinter einer massiv gesteigerten Usability „versteckt“ werden. Aus der zunehmenden Mobili-sierung und der damit notwendigen Ver-längerung der Geschäftsprozesse in das Internet lassen sich zukünftige Nutzungs-konzepte ableiten. Anwenderzentrierten Entwicklungskonzepten wird die Zukunft gehören!

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ANWENDUNGEN - HERAUSFORDERUNG PROZESSOPTIMIERUNG

71Competence Book - ERP

Herausforderung Prozessoptimierung Autor: Frank Naujoks, Microsoft Deutschland GmbH

Wegen der stark steigenden Komplexität der Prozesse und dem oft undurchsichtigen Zusammenspiel der Produktionsfaktoren fällt der IT die Schlüsselrolle bei Optimierungsprogrammen zu. Doch viele mittelständische Betriebe haben das Potenzial ihrer betagten Systeme weitgehend ausgeschöpft. Das spiegelt sich auch in den Zielen wider, die beispielsweise Fertigungsbetriebe mit ihren IT-Projekten verfolgen. So fand das Beratungsunter-nehmen Detecon im Auftrag des IT-Branchenverbands BITKOM heraus, dass vor allem die Konsolidierung heterogener IT-Land-schaften im Fokus von ERP-Projekten steht. Weil die IT-Integ-ration bei Expansionen leider zurückgestellt wird, arbeiten viele Fertigungsbetrieben in fragmentierten IT-Landschaften. Die Fol-ge: unnötig hohe Aufwände bei Wartung, Pflege und Know-how-Transfer. Hinzu kommen Reibungsverluste bei internen Abstim-mungs- und Konsolidierungsläufen.

Von einer modernen, integrierten IT-Infrastruktur versprechen sich CIOs vor allem:

• effizientere, schnellere Geschäftsprozesse• mehr Datentransparenz • eine tiefere Prozessintegration mit Kunden und Lieferanten• mehr Einblick in den Produktionsprozess und• sicherere Geschäftsentscheidungen

Drum prüfe, wer sich ewig bindet

Der Knackpunkt bei ERP-Projekten liegt in der Planung. Fehler lassen sich später kaum noch ausbügeln. Umso genauer sollten im Vorfeld die eigenen Geschäftsprozesse analysiert werden. Die Ergebnisse sind Grundlage der Marktsondierung. Fehlen hierfür die notwendigen Kapazitäten ist es sinnvoller, externe Experten zu beauftragen, als aus Zeitgründen zu schludern. Spezialisierte Berater besitzen häufig profunde Marktkenntnisse und können die Wahl des Softwarepartners zweckdienlich begleiten.

Unternehmen mit komplexen, über Jahre gewachsenen Struk-turen sollten sich bei der Realisierung auf die Kernprozesse konzentrieren. Wenn ERP-Projekte scheitern, dann oft, weil sich die Beteiligten zu viel auf einmal vornehmen. Die meisten Fertigungsbetriebe verbinden mit einem Softwarewechsel den Wunsch nach effizienteren Prozessen. Derartige Verbesserungen lassen sich jedoch nur mit erfahrenen Partnern umsetzen, die ein erhebliches Branchenwissen in das Projekt einbringen. Der Bran-chen-Know-how ist damit oberste Pflicht. Doch es gibt weitere Kriterien:

• ERP-Projekte sind aufwendig und teuer. Um überraschend kurze Lebenszyklen zu vermeiden sollte der Anbieter sol-

Den meisten Produktionsbetrieben ist durchaus bewusst, dass nachhaltige Wettbe-werbsfähigkeit nur über permanente Prozessoptimierung zu erreichen ist. Kaum ein Unternehmen kann es sich daher noch leisten, bei Planung, Qualität und Termin-

treue „Fünf gerade sein zu lassen“. Längst geht es nicht mehr allein um das interne Zusam-menspiel von Planung, Produktion oder Materialbeschaffung. Inzwischen rückt die Effizienz ganzer Lieferkette in den Fokus.

„Im Vergleich zu früher haben wir deutlich mehr Einblick in unsere Geschäftsprozesse. Vor allem die Materialbewegungen sind jetzt besser nachzuvollziehen.“ - Microsoft Dynamics AX Anwender Norbert Michalik

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ANWENDUNGEN - HERAUSFORDERUNG PROZESSOPTIMIERUNG

72 Competence Book - ERP

vent sein, über eine gewisse Markt-bedeutung und eine zukunftssichere Technologie verfügen

• Je länger ein Anbieter am Markt ist, desto breiter sind meist Wissen und Erfahrungen, auch auf Seite der Im-plementiuerungspartner

Nur moderne Technik ist in der Lage, die notwendige Transparenz in die zuneh-mend komplexer werden Abläufe zu brin-gen. Nur die IT ist in der Lage, das stetig steigende Datenvolumen schultern. Inte-grierte ERP-Systeme sind dabei in beson-deren Maße geeignet. Hier gibt es weder Schnittstellen noch Systembrüche. Pro-duktionsrelevante Informationen stehen dadurch zeitnah zur Verfügung. „Bereits im Vertrieb werden die kurz-, mittel- und langfristigen Umsatzprognosen mit Ein-trittswahrscheinlichkeiten gewichtet. Da-durch können wir Materialbeschaffung und Produktionsplanung optimieren“, gibt Michael Schweers ein Beispiel. Hinzu kommt, dass viele ERP-Systeme auf mo-derner Technologie basieren. Sie lassen sich damit bestens in vertikale Lieferket-ten oder heterogene IT-Landschaften ein-binden.

Hatten früher Speziallösungen in Sachen Funktionsumfang die Nase vorn, herrscht inzwischen Gleichstand. Das liegt zum ei-nen daran, dass ERP-Anbieter zuletzt viel in den Ausbau ihrer Produktionsmodule investiert haben. Zum anderen entwickeln viele ehemalige Spezialisten ihre Lösun-gen mittlerweile unter dem Deckmantel moderner ERP-Systeme – um nicht eines Tages technisch abgehängt zu werden.

Bei gleicher Ausstattung spielen ERP-Sys-teme ihre Trumpfkarte aus: Die Integra-tion. Innerhalb einer ERP-Software ist es sehr viel einfacher, Kommunikations- und Informationsflüsse zu steuern. „Bei integ-rierten Prozessen fallen Fehler schnell auf. Unsere Mitarbeiter stimmen sich heute besser ab. Dadurch ist das Verständnis für die betriebliche Leistungserstellung gestiegen“, erklärt Michael Schweers, Ge-schäftsführer der Schweers Informations-technologie, einem Anbieter von mobilen Erfassungsgeräten für Politessen, und Microsoft Dynamics AX Kunde. Hinzu kommt die vereinfachte Abstimmung mit Unternehmensbereichen, die nur unmit-telbar an der betrieblichen Wertschöp-fung beteiligt sind. Hierzu gehören etwa Qualitätssicherung, Instandhaltung oder Anlagenmanagement. Der reibungslose Informationsaustausch entlang der Pro-zesskette erhöht die Transparenz. Daten, die sonst mühsam zusammenzutragen sind, stehen im ERP-Umfeld per Knopf-druck zur Verfügung. „Im Vergleich zu

früher haben wir deutlich mehr Einblick in unsere Geschäftsprozesse. Vor allem die Materialbewegungen sind jetzt besser nachzuvollziehen“, erklärt Microsoft Dy-namics AX Anwender Norbert Michalik, Prokurist des Verpackungsspezialisten bekuplast. Zeitnahe Informationen ver-bessern nicht nur die laufende Produk-tionsplanung. Unternehmen profitieren gleich von mehreren Effekten:• Die verbesserte Planung reduziert die

Lagerhaltung. Dadurch sinkt die Ka-pitalbindung

• Engpässe werden frühzeitig erkannt, Kostensteigerungen im Vorfeld ver-mieden

• Das verlässliche Ressourcenmanage-ment verbessert die Termintreue und erhöht die Kundenzufriedenheit

• Die gewonnene Transparenz vermei-det Fehlentscheidungen

• Vorhandene Ressourcen sind bes-ser ausgelastet, dass verringert die Durchlaufzeiten und erhöht die Pro-duktivität.

Zum Autor Frank Naujoks:

Frank Naujoks arbeitet seit April 2013 bei Microsoft und verantwortet als Produktma-nager Microsoft Dynamics AX. Der ehemalige Analyst, mit Stationen bei META Group, Hewson Group, IDC und i2s, hat einen Abschluss als Diplom-Kaufmann der Univer-sität zu Köln.

„Bei integrierten Prozessen fallen Fehler schnell auf. Unsere Mitarbeiter stimmen sich heute besser ab. Dadurch ist das Verständnis für die betriebliche Leistungserstellung gestiegen.“- Michael Schweers, Schweers Informationstechnologie

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Leistungs-stark. Agil. Einfach.

Microsoft Dynamics AX –Basis sicherer EntscheidungenMit Microsoft Dynamics AX können Sie zentrale Geschäfts-prozesse zusammenführen und Routineaufgaben automatisieren. Die Workfl ows können fl exibel modifi ziert werden, bis sie für Ihr Unternehmen optimal sind. So steigern Sie die Produktivität Ihres Unternehmens und sind für zukünftige Änderungen bestens vorbereitet.

MS_ AZ_AX_A4+3mm_RZ.indd 1 01.07.13 13:26

73Competence Book - ERP

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74 Competence Book - ERP

ANWENDUNGEN - VORTEILE EINER ERP / MES-INTEGRATION

Vorteile einer ERP/MES-Integration

Eine möglichst genaue Produktionsplanung benötigt stets aktuelle Informationen über den Ist-Zustand in der Pro-duktion. Dies kann durch eine tiefe Integration der Pla-

nungswelt (ERP) mit der Durchsetzungsebene (MES) erreicht werden. Funktionierende Regelkreise zwischen Planung und Produktion unterstützen bei der Erreichung auch anspruchs-voller Ziele produzierender Unternehmen. Intelligente Algorith-men und Simulationen zeigen Wege und Möglichkeiten zur Op-timierung von Reihenfolgen oder auch geeignete Maßnahmen im Störungsfall auf.

Schwankende Auftragseingänge und teilweise komplexe Pro-duktionsstrukturen kennzeichnen heutige Fertigungsprozesse. Kunden erwarten bei einem hohen Individualisierungsgrad der Enderzeugnisse kurze Lieferzeiten und die Einhaltung der zu-gesagten Liefertermine. Wirtschaftliche Produktionsprozesse, pünktliche Lieferungen und eine optimierte Lagerhaltung sind Grundvoraussetzungen zur Sicherung der Wettbewerbsfähig-keit. Dabei sind insbesondere die Prozessgeschwindigkeit zu er-höhen, die Bevorratung zu minimieren, die Produktionsabläufe zu harmonisieren und die Durchlaufzeiten zu verkürzen.

Der aktuelle Zustand der Produktion muss zu jedem Zeitpunkt verlässlich verfügbar sein. Abweichungen von der Planung werden so sichtbar und Gegenmaßnahmen zur Behebung von Störungen oder Engpässen können eingeleitet und deren Wirk-samkeit kontrolliert werden. Hierzu existieren standardisierte Kennzahlen (Key Performance Indicator), deren Herleitung und Anwendung beispielsweise im VDMA-Einheitsblatt 66412 be-schrieben wird.

Die Herausforderung besteht in der Integration der Prozesse an der Schnittstelle zwischen Unternehmensebene (ERP) und Betriebsleitebene (MES). Während ERP-Systeme eher admi-nistrierende und auf übergeordneter Ebene unternehmensweit logistische und betriebswirtschaftliche Prozesse steuern, sind MES-Systeme sehr eng mit der Produktionslinie verbunden und dienen der laufenden Optimierung der Produktion und der Er-

AUTOR: Karl M. Tröger (PSIPENTA Software Systems GmbH) www.competence-site.de/Vorteile-MES-Integration

fassung von Informationen und technischen Parametern des Herstellungsprozesses. Diese Daten können vielfältiger Natur sein: Zeit- und Mengenmeldungen, Qualitätsdaten, Zustände von Maschinen und Anlagen, Störungen und ihre Ursachen. Somit spiegeln diese Informationen den Zustand des Produkti-onssystems wider, und genau dies wiederum hat Einfluss auf die Produktionsplanung in ERP-Systemen.

Die notwendige Tiefe der Integration der Planungs- und Durch-setzungssysteme hängt von den gewünschten Einsatzszenarien und den durch MES-Systeme abgedeckten Aufgabenbereichen ab. Die Richtlinie VDI 5600 beschreibt die typischen Aufgaben von MES-Systemen: Feinplanung und Feinsteuerung, Betriebs-mittelmanagement, Materialmanagement, Personalmanage-ment, Datenerfassung, Leistungsanalyse, Qualitätsmanagement und Informationsmanagement. Es ist zu erwarten, dass die Grenzen zwischen ERP- und MES-Systemen zunehmend ver-schwimmen. Die Unternehmensebene integriert sich mehr und mehr in die Betriebsleitebene. Die Erfüllung typischer Aufgaben von MES-Systemen wird von den ERP-Systemen übernommen und klassische Planungsaufgaben der ERP-Systeme gehen teil-weise in die MES-Feinplanung über.

Während bei reinen Rückmeldesystemen die gesamte Pla-nungshoheit vollständig im ERP-System verbleibt, können MES-Systeme auch Teilbereiche der Feinplanung übernehmen. Leitstandslösungen mit der Möglichkeit der Planung gegen be-grenzte Kapazitäten helfen bei der Umsetzung der ggf. gröbe-ren Vorgaben aus ERP-Systemen. Auf diese Weise entstandene neue Reihenfolgen und Termine müssen auf der übergeordneten Planungsebene berücksichtigt werden. Nicht zuletzt sorgen mo-derne MES-Lösungen für eine effizientere Nutzung von Personal und Produktionstechnik. Die Optimierung der Planung bei-spielsweise durch Rüstzusammenfassungen, Raffen von Arbeits-folgen oder Gruppen- bzw. Parallelarbeit hat somit unmittelbare Auswirkungen auf die Ecktermine und die Ausgangsgrößen der Material- und Kapazitätsdisposition.

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ANWENDUNGEN - VORTEILE EINER ERP / MES-INTEGRATION

75Competence Book - ERP

Andererseits bieten (einige) ERP-Systeme heute bereits ausge-reifte Funktionen zur Reihenfolgeplanung (Sequenzierung) und Optimierung der Ressourcennutzung. APS-Systeme (Advanced Planning & Scheduling) decken diese Aufgabenbereiche in ho-hem Maße ab. Diese Systeme bieten beispielsweise die Mög-lichkeit, szenariobasiert unterschiedlichste Planungsstrategien abzubilden: fixe oder variable Arbeitszeitmodelle, Zusammen-fassung ähnlicher Arbeitsfolgen, Priorisierungen, Fixtermine oder auch Rückstandsauflösung und dringen damit in die klassi-sche Domäne von MES-Systemen ein.

Die Aufgabenteilung zwischen MES- und ERP-System und der betrachtete Zeithorizont bestimmen das sinnvolle und notwen-dige Integrationsszenario. Ein komponentenbasierter Ansatz erleichtert hierbei die Definition der Schnittstellenfunktionen. Grundsätzlich bestehen, unabhängig vom gewählten Szenario, starke Abhängigkeiten der Systeme untereinander. Die adäquate und zeitnahe Verarbeitung der Daten kann nur durch eine tie-fe Integration erreicht werden. Beide Systeme bilden einen, je nach Fertigungstypologie, mehr oder weniger dynamischen Re-gelkreis.

Ein typischer Einsatzfall ist die Bereitstellung von Planungsda-ten durch das ERP-System und die Rückkopplung der unter-schiedlichsten Produktionsdaten in die unternehmensweite Pla-nungswelt. Der aktuelle Zustand des Produktionssystems ist von wesentlicher Bedeutung für die fortlaufende Planung der Ferti-gungsaufträge. Es geht dabei nicht nur um den Status von Auf-trägen und die Rückmeldung von Mengen und Zeiten, sondern auch um Qualitätsdaten und Prozessparameter. Oftmals werden Teilbereiche der Instandhaltung durch MES-Systeme abgedeckt. Die Auswirkungen von geplanten Instandhaltungsmaßnahmen können simuliert werden.

Zum Autor Karl Tröger:

Karl Tröger Leiter Product Marketing, verantwortet die stra-tegische Ausrichtung des Produktportfolios bei der PSIPEN-TA Software Systems GmbH.

Auf Basis seiner nationalen und internationalen Stationen in der Fertigungsindustrie, stellt er heute das Bindeglied zwi-schen Kunden, Markt, Wissenschaft und dem Software-En-gineering dar. Seine Erfahrungen sammelte er als Senior Product En-gineer bei einem kanadisch-israelischen Konzern, als IT-Projektleiter sowie später als Leiter der Produktentwick-lung für ERP-Lösungen innerhalb der PSIPENTA Software Systems GmbH.

Die Ergebnisse der Simulation haben Einfluss auf das Kapazi-tätsangebot. Ebenfalls sichtbar werden die Folgen auf bereits eingeplante Aufträge. Eine realitätsnahe Planung erfordert da-bei einen zeitnahen Abgleich des Kapazitätsangebotes mit dem ERP-System. Nicht zuletzt spielen auch Kostenfaktoren eine Rolle. Der Steuerung der Produktion nach wirtschaftlichen Ge-sichtspunkten kommt eine große Bedeutung zu. Hierzu können tief integrierte MES-Systeme einen wesentlichen Beitrag leisten. Die regelmäßige Überwachung relevanter Kennzahlen liefert Ansatzpunkte zur Optimierung der wertschöpfenden Prozesse und zeigt die Wirksamkeit der genutzten Stellhebel auf.

Fazit

MES-Systeme bieten die Möglichkeit der sehr feingranularen Steuerung der Produktionsprozesse. Im Zusammenspiel mit ERP-Systemen und in Abhängigkeit von den bereitgestellten Funktionen der einzelnen Systembestandteile existieren ver-schiedene Möglichkeiten der Integration. Generell ist eine abge-stimmte und auf die Anforderungen des jeweiligen Einsatzfalls zugeschnittene Integration von Vorteil. Die Stärken der heute bereits weitentwickelten Planungssysteme (z.B. APS) werden durch entsprechende MES-Komponenten wirkungsvoll unter-stützt. Aktuelle Informationen über den Produktionsprozess verbessern die Genauigkeit der Planung erheblich und unter-stützen die Ausregelung von allgegenwärtigen Störungen. An-dererseits können MES-Systeme mit ebenso ausgereiften Fein-planungskomponenten die Durchsetzung (Execution) der Pläne aus übergeordneten und in gröberen Zeitabschnitten planenden ERP-Systemen unterstützen. Auf diese Weise können sowohl die produktionstechnischen als auch wirtschaftlichen Ziele erreicht werden.

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ANWENDUNGEN - ERP-SYSTEME INTERNATIONAL

Nach Umsatz betrachtet, fördert die zunehmende Durchdringung der Geschäftsprozesse mit IT den internationalen Erfolg deutscher Unternehmen.

76 Competence Book - ERP

Wie ERP-Systeme internationale Geschäftsprozesse unterstützenAUTOR Karsten Sontow

Die zunehmende Vernetzung und Geschwindigkeit von Geschäftsabläufen macht nicht an Ländergrenzen halt. Internationalisierung ist daher ein Kernbestandteil erfolg-reicher Unternehmensstrategien im globalen Markt. Die gute Nachricht in diesem

Zusammenhang: Die zunehmende Digitalisierung von Unternehmensabläufen beschert deutschen Firmen zusätzliches Wachstumspotenzial auf dem Weltmarkt, wie eine aktuelle Studie des Bitkom belegt. Fast 50 Milliarden Euro Exportumsatz wurde demnach allein im Jahr 2012 durch die Digitalisierung generiert.

Initiativen wie ERP 2020 und Industrie 4.0 zeigen, dass die IT-Anbieter die Zeichen der Zeit erkannt haben und Anwende-runternehmen bei ihrem Transformationsprozess in Richtung Echtzeit-Business unterstützen. Doch der Blick in die Praxis des deutschen Mittelstands zeigt: Zunächst geht es vor allem darum, Standardprozesse wie Angebotserstellung, Auftragsabwicklung

und Abrechnung auf internationaler Ebene rechtlich einwand-frei und so effizient wie möglich abzubilden. Damit das gelingt, muss die eingesetzte Unternehmens-Software eine ganze Reihe von Voraussetzungen erfüllen – auch dann, wenn das jeweilige Anwenderunternehmen selbst keine Standorte im Ausland be-treibt.

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ANWENDUNGEN - ERP-SYSTEME INTERNATIONAL

77Competence Book - ERP

No English, pleaseMehrsprachigkeit ist eine zentrale Anfor-derung an ERP-Systeme für den interna-tionalen Geschäftsverkehr. Wer Waren ins Ausland liefert, sollte beispielsweise in der Lage sein, Lieferscheine in der jeweiligen Landessprache auszudrucken, unabhän-gig von der Frage, wo sich die Firmenstand-orte befinden. Für die ERP-Software be-deutet das: Sie muss Unicode-fähig sein, um auch Sprachen mit Sonderzeichen wie Arabisch oder Russisch verarbeiten zu können. Dies gilt natürlich umso mehr, wenn eine Firma Standorte im Ausland unterhält: In diesem Fall müssen auch die Benutzeroberfläche und das Hilfesys-tem in der Landessprache verfügbar sein. Englisch als „Weltsprache“ ist in vielen Ländern kein adäquater Ersatz, weil nicht alle Benutzer eines ERP-Systems über den dazu nötigen Bildungsstandard oder die kulturelle Bereitschaft verfügen.

Alles rechtens?Andere Länder, andere Gesetze – und an-dere Währungen. Diese Tatsache macht Unternehmen weltweit zu schaffen. Selbst innerhalb der EU sind bei einem Stan-dardprozess wie der Rechnungserstellung unterschiedliche Gegebenheiten wie etwa verschiedene Mehrwertsteuersätze zu be-rücksichtigen. Hinzu kommt: Nicht nur in Deutschland und Europa ändern sich die Gesetze. Besonders häufig geschieht dies in Staaten wie Russland oder Chi-na. Und in Brasilien beispielsweise emp-fehlen selbst die Vertreter eines weltweit marktführenden ERP-Herstellers, für die Buchhaltung lokale Speziallösungen zu wählen, da es ihnen nicht wirtschaftlich möglich sei, angesichts der häufigen Än-derungen der Finanz- und Steuergesetz-gebung vor Ort die Aktualität der Systeme in diesem Bereich zu gewährleisten. Auch Zollbestimmungen und Umweltverord-nungen ändern sich vielerorts häufig.

Multi-Site-Management für Intercompany-ProzesseFirmen, die mit „verlängerter Werkbank“ im Ausland arbeiten, kennen die Aufgabe: Der Kunde in Land A bestellt ein Produkt, das in Land B gefertigt wird. Lieferschein und Rechnung werden von der Unterneh-menszentrale in Deutschland erstellt. Da-mit dieser Prozess möglichst schnell und reibungslos abläuft, ist ein hohes Maß an Automatisierung erforderlich. Moderne ERP-Lösungen bringen die dazu nöti-ge Funktionalität in der Regel mit, doch unterscheiden sich die Systeme im De-tail teilweise recht deutlich. Entscheider sollten sich derartige Abläufe deshalb im Hinblick auf die Eignung für das eigene Business demonstrieren lassen – unter realen Bedingungen. Genauso wichtig ist ein zentrales Daten-Management, das mit Transparenz in der Buchhaltung und möglichst effizientem Controlling schnel-le und fundierte unternehmerische Ent-scheidungen unterstützt.

Mehrsprachigkeit liegt bei den Anwendern von ERP-Software im Trend – das zeigt die ERP-Zufriedenheitsstudie von Trovarit: Der Anteil der nur einsprachig genutzten Systeme sank von 2008 bis 2012 kontinuierlich. Zuletzt nutzte fast die Hälfte der befragten Anwender ihr ERP-System in mindestens zwei Sprachen.

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ANWENDUNGEN - ERP-SYSTEME INTERNATIONAL

78 Competence Book - ERP

ERP als Wachstumsförderungspro-gramm Wachstum ist ein zentrales Ziel bei jeder Internationalisierung. Dabei geht es nicht nur um mehr Benutzer und neue Stand-orte. Auch eine geänderte Geschäftsform, neue Unternehmensbereiche, wie etwa eine zugekaufte Fertigung, sowie neue Vertriebskanäle müssen Unternehmen möglichst schnell und reibungslos inte-grieren, wenn sie ihre Markposition aus-bauen wollen. ERP-Lösungen müssen deshalb in möglichst vielen Dimensionen anpassbar sein – das zeigen auch die re-gelmäßigen Anwenderbefragungen der Trovarit AG. Skalierbarkeit und Flexibi-lität sind Kernanforderungen, wenn die ERP-Software das internationale Wachs-tum fördern und nicht behindern soll.

Die Zusammenarbeit ist erfolgsent-scheidendAus repräsentativen Befragungen von ERP-Anwendern und aus unserer Be-ratungstätigkeit wissen wir: Die Zu-sammenarbeit zwischen Hersteller, Implementierungspartner und Anwen-derunternehmen ist entscheidend für den Erfolg von ERP-Einführungen. Für internationale ERP-Projekt bedeutet das: Entscheider sollten von Anfang an gezielt nach der Vor-Ort-Unterstützung im Aus-land fragen, sowohl während der Imple-mentierungsphase als auch danach:• Unterhält der Anbieter selbst Stand-

orte in den Staaten, in denen die Lö-sung eingesetzt werden soll?

• Welche konkreten Services erbringt der Hersteller selbst vor Ort?

• Sind personelle Ressourcen für tech-nische Problemlösungen vorhanden?

• Verfügt der Anbieter über Partner mit muttersprachlichen Fachleuten in den jeweiligen Ländern?

• Wie ist die Zusammenarbeit der Nie-derlassungen und/oder Partner in verschiedenen Ländern geregelt?

• Welche Qualifikationen haben die handelnden Personen in den betei-ligten Ländern aufzuweisen? Zertifi-kate? Referenzen?

• Wer ist der zentrale Ansprechpartner für den Kunden?

• Gibt es ein einheitliches, transparen-tes Verfahren für die Software-Ein-

führung mit standardisiertem Be-richtswesen über den Projektverlauf?

• Wie läuft der Roll-Out ab? Ist die muttersprachliche Schulung der künftigen Benutzer gewährleistet?

• Wie ist der Support nach der Einfüh-rung organisiert?

• Kein System kann allesNach unseren Erkenntnissen gibt es der-zeit keinen ERP-Hersteller, dessen Pro-dukte weltweit in vollem Funktionsum-fang in der gleichen Qualität verfügbar sind. In den meisten Fällen wird dies auch nicht benötigt. Umso wichtiger ist es, im Projektverlauf möglichst früh zu definie-ren und zu dokumentieren, welche Anfor-derungen wo erfüllt sein müssen, um die geeignete Lösung – oder eine Kombinati-on verschiedener Lösungen – zu finden. Dabei sollten unbedingt auch die geplante Entwicklung des Unternehmens und die daraus resultierenden künftigen Anfor-derungen mit einbezogen werden. In der Regel ist es am Schluss eine Frage der Be-wertung einzelner Anforderungen, für welches System sich der Anwender ent-scheidet. Zwei Punkte allerdings sollten immer gegeben sein, bevor es an die Re-alisierung geht: Muttersprachliche Unter-stützung vor Ort und die Möglichkeit zum Austausch mit Kunden, die vergleichbare Anforderungen haben.

ERP im Ausland ist mehr als SoftwareZwar sind moderne ERP-Systeme prinzipi-ell immer für den internationalen Einsatz konzipiert, doch die Tücken der Praxis ste-cken im Detail. Dabei geht es nicht nur um technische und funktionale Aspekte der Software. Vielmehr kommt gerade beim internationalen Einsatz den Faktoren Ser-vice und Beratung erhebliche Bedeutung zu. Denn eine umfassende Funktionalität nützt dem Anwender nichts, wenn er nie-manden hat, der ihn bei der Einführung der Lösung an seinen Auslandsstandorten unterstützt. Entscheider, die sich mit der Einführung von ERP-Systemen für den in-ternationalen Einsatz befassen, sollten da-her von Anfang an bedenken, dass es nicht nur um die Anforderungen an die Software geht. Ebenso wichtig ist beispielsweise die Klärung der technischen Randbedingun-gen: Welche Leitungen sind mit welchen

Bandbreiten an den unterschiedlichen Standorten verfügbar? In Schwellenlän-dern ist häufig auch die Stromversorgung ein Thema. Um sicherzugehen, dass keine wichtigen Punkte übersehen werden, soll-ten Anwender grundsätzlich auf drei Er-folgsfaktoren für internationale ERP-Pro-jekte achten: 1. Gehen Sie systematisch vor – sowohl

bei der Auswahl von Hersteller und System, als auch bei der Implemen-tierung Ihrer ERP-Lösung.

2. Sichern Sie sich die Unterstützung durch Partner mit Erfahrung in Ihren Märkten.

3. Nehmen Sie Ihre Belegschaft an den verschiedenen Standorten mit. Wenn Sie wollen, dass Ihre Lösung in Bra-silien, Indien, Russland oder China genutzt wird, müssen die dortigen Anwender nicht nur die Benutzer-oberfläche, sondern auch die Logik des Systems verstehen.

Zum Autor Dr. Karsten Sontow

Dr. Karsten Sontow, Jahrgang 1967, ist Grün-der und Vorstand der Trovarit AG, Aachen, einem Spezialisten für die Evaluation von Business Software (z.B. ERP, CRM, ECM, BI). Dort verantwortet er die Bereiche Marketing, Account Management, Research und Finan-zen. Dr. Sontow studierte Maschinenbau und Betriebswirtschaft an der RWTH Aachen und am Massachussetts Institute of Technology in Cambridge, USA. Seinen Doktortitel im Ma-schinenbau erwarb er an der RWTH Aachen.

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ANWENDUNGEN - ERP FÜR EINZEL UND AUFTRAGSFERTIGER

79Competence Book - ERP

ERP für Einzel- und Auf-tragsfertigung ist anders! Autor: Manfred Deues, ams.Solution AG

Der ERP-Markt – Generalisten versus Spezialisten?

Die ERP-Landschaft wird in weiten Teilen von globalen Ge-neralisten wie SAP, Microsoft und Oracle geprägt. Gleich-zeitig existiert ein sehr erfolgreicher ERP-Mittelstand gerade in der DACH-Region und ams.Solution ist als lang-jähriger Marktführer für Einzel- und Auftragsfertiger mit seinen Wachstum ein besonders überzeugendes Beispiel für die Nachhaltigkeit der Spezialisten im ERP-Markt.

Warum brauchen wir Ihrer Meinung nach Spezialisten in vielen Branchen? Warum können oder wollen z.B. viele Ein-zel- und Auftragsfertiger nicht auf die Generalisten im ERP-Markt setzen? Was spricht noch für den auch zukünftigen Erfolg von heutigen Marktführern wie ams.Solution?

Manfred DeuesUrsprünglich bestand der Markt vor allem aus Anbietern, die generalistisch aufgestellt waren. Im Einzelfall wurden durch Customizing spezifische Anforderungen realisiert. Heute noch sind 70% bis 80% des ERP Markts Generalisten. In den Marke-ting-Broschüren wirkt es dann allerdings oft so, als ob diese Ge-neralisten dann auch Spezialist in ganz vielen Branchen sind.

In einem Marktvolumen von 20 bis 30 % des Ge-samtmarkts existieren heute aber auch wirklich fokussierte Spezialisten, die z.T. schon, wie bei uns, seit über 20 Jahren oder länger am Markt sehr erfolgreich sind. Hier kann man tatsächlich von branchenspezifischen Standards in der Software und der entsprechenden dedizierten Branchen-kompetenz sprechen, beides zusammen macht die Kunden in einer Branche zukunftsfähig und stellt zugleich eine hohe Kosteneffizienz sicher.

Generalisten, die nun versuchen über Customi-zing bzw. die ein oder andere Installation eine ähnliche Branchen-Spezialisierung zu realisie-

ren, verfügen meistens nicht über die dafür notwendigen um-fassenden Branchenkenntnisse. Daher scheitern solche Ansätze oft bzw. die Branchen-Spezialisierung bleibt in ihrer Breite und Tiefe beschränkt und es entstehen hohe Folgekosten bei der Systemeinführung und Systemwartung. Entsprechend unzurei-chend sind die sich dadurch ergebenden Prozesse. Der Spezialist hingegen verfügt über Mitarbeiter, die bereits über Jahre schon in der Branche arbeiten und z.T. selber früher als Anwender beziehungsweise Kunde tätig waren. Der Spezialist baut diese Kompetenz zudem konsequent mit jedem Projekt aus. So verfü-gen Spezialisten von Jahr zu Jahr über ein immer umfassenderes Know-how zu branchentypischen Prozessen und Anforderun-gen, die auch in den Standard der Software einfließen.

Daher betonen wir in unserem Claim zunächst spitz das Thema ERP („ams.solution - die ERP-Lösung“), um an die Anforderun-gen des Marktes anzudocken (Wir brauchen ein „ERP-System“). Zugleich macht unser Claim „Prozesse verstehen - Transparenz gestalten“ aber diese Branchenkompetenz jenseits der Software deutlich. Wir sind ein Prozessberatungs- und Softwarehaus für Einzelfertiger.

Manfred Deues, Vorstand der ams.Solution AG, im Gespräch mit Dr. Winfried Felser, Herausgeber der Competence-Site.de Vorstand der NetSkill AG zu Herausforderun-gen, Lösungen und nachhaltigem Markterfolg

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ANWENDUNGEN - ERP FÜR EINZEL UND AUFTRAGSFERTIGER

80 Competence Book - ERP

ERP – Herausforderung für Einzel-fertiger und Auftragsfertiger

Als Fraunhofer-Berater konnte ich immer wieder feststellen, dass nicht 200-seitige Pflichtenhefte zielführend sind, sondern das Verständnis der 4-5 Kernherausforderungen eines ERP-An-wenders.

Was sind Ihrer Erfahrung nach heute die wichtigsten Herausforderungen für Einzelfertiger?

Manfred DeuesUm hier die besonderen Herausforde-rungen der Branche zu verstehen, muss man einen Vergleich zwischen einem Serienfertiger und einem Einzelfertiger anstellen. Der Serienfertiger produziert in großen Stückzahlen auf Lager und mit geringen Rüstkosten immer wieder seine Serien-Produkte, die er marktgetrieben vorkonstruiert hat und mittel- und lang-fristig planen und kostenseitig abschätzen kann. Hier geht es dementsprechend dann vor allem um Mengenplanungen, Lage-roptimierungen, Logistik etc.

Bei dem Einzelfertiger sieht es hingegen so aus, dass der Kunde und sein individueller Produktwunsch im Vordergrund stehen, zum Teil werden sogar Unikate für Kunden produziert. Daher ist ein leistungsfähiges Projektmanagement mit Terminkontrol-le und laufender Kostenkalkulation er-folgsentscheidend. Auch eine begleiten-de Konstruktion und eine wechselnde, begleitende Stücklistenverwaltung sind aufgrund der hohen Dynamik von beson-derer Wichtigkeit. Die Einzelfertigung hat zudem z.T. Lieferzeiten bis 12 Monate oder länger. Eine leistungsfähige Disposi-tion von Teilen mit langer Wiederbeschaf-fungszeit sorgt für frühzeitige Bestellun-gen, zum Teil schon in der Vertriebsphase. Nur so können Sie als Einzelfertiger die Komplexität und Dynamik ihres Marktes und ihrer Kundenwünsche beherrschen. Sie müssen bei der Einzelfertigung ter-min-, kosten- und anforderungsgerecht fertigen und das selbst dann, wenn durch Change Requests nach Beginn der Pro-duktion Auftragsänderungen zu berück-

sichtigen sind. Es kann sogar passieren, dass bei der Planung deutlich wird, dass sie mit einem Teil der Fertigung oder der Konstruktion bereits drei Wochen früher hätten beginnen müssen. Dann müssen sie auf Sonderschichten oder eine verlän-gerte Werkbank zurückgreifen. Wegen dieser Besonderheiten habe ich auch das Institut für Einzelfertiger gegründet, wo wir uns gemeinsam im Netzwerk über He-rausforderungen und Lösungen austau-schen. ERP – Lösungen (Kernfeatures, Konzepte, …) für Einzelfertiger und Auftragsfertiger

ERP-Systeme können in einem her-ausfordernden Kontext für den Mit-telstand, insbesondere auch für Ein-zel- und Autragsfertiger, strategische Werkzeuge werden, wenn sie die rich-tigen Funktionen / Features unter-stützen, aber vor allem wenn sie auch zielführend eingeführt und genutzt werden.

Welche Kernfeatures eines ERP-Sys-tems sind ihrer Meinung nach heute generell in dieser Branche überlebens-wichtig? Wie geht man dann idealer-weise bei einem ERP-Projekt vor? Ver-stehen, konzipieren, realisieren: Was können Sie mit diesem Dreischritt an Erfolgen erreichen?

Manfred DeuesUnternehmen und Organisationen mit einem schnellen Wachstum, neuen Ge-schäftsmodellen oder sich rechtlich än-dernden Bestimmungen brauchen ein ERP-System, welches sehr agil und flexibel ist. Aufgrund dieser strategischen Trag-weite sollte die Auswahl eines ERP-Sys-tems Chefsache sein. In Zusammenarbeit mit den Key-Usern ist es wichtig, zu Be-ginn eine Shortliste der unternehmensin-dividuellen wichtigsten Anforderungen zu definieren. Bei der ERP-Auswahl spielt die Unternehmensgröße eine gravieren-de Rolle. Handelt es sich um ein kleines (bis 80 Mitarbeiter) oder größeres mittel-ständisches Unternehmen, so bestehen unterschiedliche Anforderungen an das ERP-System. Mittelständische, produ-zierdende Unternehmen mit vertikalen Herausforderungen sollten immer auf Spezialisten setzen. Die notwendigen Funktionen werden zu 95% weitgehend von unserem Portfolio abgedeckt. Für die horizontalen bzw. branchenneutralen Aufgaben, z.B. Lohn & Gehalt, Personal-management oder Finanzwesen, setzen wir selbst auf Partner. Auch bei horizon-talen Lösungen sollte man aber nicht nur auf Funktionen achten, sondern auch auf die gleiche Augenhöhe und den technolo-gischen Fit. Wenn man als Mittelständler Änderungen bei einem Software-Konzern wünscht, ist das u.U. nicht sehr erfolg-reich.

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ANWENDUNGEN - ERP FÜR EINZEL UND AUFTRAGSFERTIGER

81Competence Book - ERP

Verstehen, konzipieren, realisieren: Was macht dann in der Umsetzung bzw. bei diesem Dreischritt am Ende den Erfolg aus? Meiner Meinung nach vor allem – und auch das betone ich gerne noch einmal – die umfassende Branchenkom-petenz in den Köpfen der Berater. Was ansonsten unser Projektvorgehen bzw. unseren Dreischritt angeht, finden Sie weitergehende Informationen bei uns online (https://www.ams-erp.com/Home/verstehen.aspx).

So erreichen wir:• Eine umfassende Prozesstransparenz

entlang der gesamten Wertschöp-fungskette.

• Eine hohe Kalkulationssicherheit bei Angeboten und Aufträgen durch Vor-, Mitlaufende- und Nachkalkulation

• Eine Verkürzung der Auftragsdurch-laufzeiten, in vielen Geschäftsberei-chen mit kurzen Ablaufzyklen und hohen Zuwachsraten geht es um Schnelligkeit – sowohl im Angebots-wesen als auch in der Auftragsab-wicklung.

• Eine durchgängige und vollständige Dokumentation für Projekte durch die Möglichkeit, jedem beliebigen Datensatz ein Dokument zuzuord-nen. Abruf auf Knopfdruck – für das gesamtes Projekt.

• Die Erreichung einer höheren Pro-duktivität mit bestehendem Perso-nal.

• Die Erstellung von Soll-Konzepten für Ihre Unternehmensprozesse, De-finierung von Standards.

Was wir damit erreichen wollen? Wir wol-len unseren Anspruch für die Prozessopti-mierung unserer Kunden in die Tat umset-zen: Unsere Kunden sollen in 3- 4 Jahren den doppelten Umsatz mit dem gleichen Personal meistern!

ERP für Einzelfertiger und Auftrags-fertiger – erfolgreiche Projektbei-spiele Grau, treuer Freund, ist alle Theorie. Mehr denn je hat Goethe Recht. Bes-ser als jede abstrakte Problem- und Lösungsbeschreibungen sind konkrete Projekterfahrungen.

Können Sie an 1-2 Kunden den Drei-schritt von Herausforderungen – Lö-sungen – Einführungen mit ams.Solu-tion beispielhaft skizzieren. Wie kam es zum Projekt, warum entschied man sich für Sie, wie ging man vor und wie wurde am Schluss der Erfolg des Pro-jekts sichergestellt?

Manfred DeuesHier lasse ich natürlich besonders gerne unsere Kunden selbst sprechen: Was mich persönlich angeht: Ich möchte in diesem Interview zu dieser Frage ein-mal mit etwas ganz Unpopulärem anfan-gen. Bei uns steht ein Release-Wechsel alle 12-24 Monate an und das ist dann immer

ein kleines Projekt einschließlich der Ak-tualisierung der Customizing-Funktio-nalitäten. Der erfahrene Anwender weiß: „Never change a running system“, aber irgendwann möchte er natürlich von den technologischen und funktionalen Fort-schritten profitieren. Das gelingt bei uns relativ schmerzfrei.

Bei den meisten Anbietern, insbesondere bei den großen, universellen Anbietern bzw. den Generalisten, ist das hingegen meistens auch ein großes Projekt, das oft hohe Kosten verursacht, vor allem auch intern. Viele der davon betroffenen Unter-nehmen im Bereich der Einzelfertigung, die das erleben mussten, wechseln dann

zu uns, um in Zukunft nicht immer wieder von solchen massiven Release-Wechseln betroffen zu sein. Vor allem bei Anbietern, die mit vielen Partnern zusammenarbei-ten und nur ein Basissystem anbieten, stellt der Markt so etwas fest.

Das bzw. die Ablösung ist oft ein mögli-cher Start einer Zusammenarbeit mit uns, wobei dann Kunden in der Regel auch neue Prozesse und Module implementie-ren wollen.

Zum Start zeigen wir dann dem Kunden, was unser System im Standard alles abbil-det. Dann sieht der Kunde, dass wir wirk-

lich Spezialisten sind und erkennt, was ihm bisher alles fehlte bzw. er erkennt nun, dass es eine Software gibt, die seine Anfor-derungen zum größten Teil im Standard abbildet. Das höchste Lob für Kompetenz ist es, wenn Kunden unsere Mitarbeiter in dieser Phase fragen, woher wir das alles wissen (was der Kunde braucht) und ob unser Mitarbeiter schon einmal bei ihnen gearbeitet habe. Natürlich stehen dabei nicht nur neue Features im Vordergrund, sondern die optimierten Prozesse, die aber oft mit unserem System und seinen Funktionalitäten deutlich einfacher und umfassender abgebildet werden können.Standardmäßig sind dann die nächsten Schritte – dass wir den Umfang der Ein-

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ANWENDUNGEN - ERP FÜR EINZEL UND AUFTRAGSFERTIGER

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führung beleuchten, wie wir die Prozesse mit unseren Stan-dard-Funktionen abbilden können bzw. welche Prozesse sich optimieren lassen. Im Einzelnen sind wichtige Teilschritte:

• Anforderungskatalog / Pflichtenheft• Unternehmensbegehung• Workshop mit Modellstudie • Leichte praxisgerechte Bedienung• Prozessanalyse und Dokumentation

Diese Schritte in der ams-Methode garantieren den Erfolg und die Motivation im Projekt.

Zukunft ERP: Usability, Mobility, Connectivity, Cloud, …

Sie engagieren sich auch für die Zukunft der Branche, u.a. beim BITKOM und dem VDMA. ERP 2020, die Initiative des VDMA, hat hier drei Perspektiven identifiziert: Usability, Mobility und Connectivity.

Inwieweit sind das auch Ihrer Meinung nach wichtige Schwerpunkte der zukunftsorientierten Entwicklung? Was planen Sie persönlich noch bis 2020 und für dieses / das nächste Jahr?

Manfred DeuesEs gibt z. Zt. eine Vielzahl von Buzzwords, die eher von Anbietern als von Kunden getrieben werden. Die Cloud ist z.B. in unserer Branche kritisch, wenn es um patentgeschützte Informationen unserer Kunden geht. Zum Schluss propagiert man dann aus rei-ner Verzweiflung die „private Cloud“, die eigene Installation. Man muss in solchen Fällen schauen, dass man da nicht am Markt vor-beiredet. Aus diesem Grund haben wir für unsere Branchen auch noch keine Cloudlösung realisieren müssen.

Wir sind grundsätzlich nicht Marketing-/schlagwortorientiert, sondern kundenorientiert. Wir sind auch keine Evangelisten für jeden neuen Hype, das bezahlt keiner. In unserem Fokus steht immer der Kundenerfolg. Manchmal wollen die Kunden im Mit-telstand nicht, was die Konzern-Anbieter propagieren.

Wir sind natürlich zukunftsorientiert, damit wir wettbewerbs-fähig bleiben. Usability, Mobility und Connectivity sind daher für uns Selbstverständlichkeiten und wir engagieren uns auch entsprechend in den Branchen. Dabei sind die Themen zum Teil auch nicht ganz neu.

Schon vor Jahrzehnten haben beispielsweise Fraunhofer, die RWTH und andere Universitäten im Bereich der Connectivity Branchen-Standards entwickelt. Wir haben grundsätzlich unsere Schnittstellen sehr flexibel anpassbar gestaltet, so dass wir über-all andocken können.

Was unsere Zukunftsplanung angeht: Wir schauen hier von Jahr zu Jahr, oft zusammen mit unseren Kunden im Kundenentwick-

lungsforum. Wir haben einen guten Austausch mit unserem Markt und sind sowohl technologisch wie auch in den Funktio-nen schnell unterwegs.

Zum Autor Manfred Deues:

Manfred Deues ist seit mehr als 30 Jahren in der IT-Bran-che tätig. 1997 ist der gelernte Bankkaufmann und studier-te Betriebswirt (EDV/Organisation) als geschäftsführender Gesellschafter in die hinrichts+müller GmbH eingetreten. In dieser Funktion war er verantwortlich für die Bereiche Vertrieb, Marketing und Verwaltung. 2010 erfolgte die Um-firmierung der hinrichts+müller GmbH in die ams.Solution AG, dessen Vorstand er seit Gründung angehört. Im glei-chen Jahr ernannte ihn der Europäische Wirtschaftssenat zum Wirtschaftssenator. In diesen Zeitraum fällt auch die Einrichtung des Instituts für Einzelfertiger (ife), dessen In-itiator und Mitbegründer Manfred Deues ist.

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CASE STUDIES &PRODUKTINFORMATIONEN

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Case Studies &Produktinformationen

Branchenübersicht

85 Kumavision ERP-Lösung KUMAVISION factory für Förderanlagen im Bergbau

88 Asseco Maschinenring Österreich: Ring frei für APplus

90 Microsoft Mit Dynamics AX 2012 schlank in die Zukunft

92 Cosmo Consult Integrierte Module statt Individualprogrammierung

95 Asseco Der Weltmarktführer für Luftpumpen und Schutzbleche ist mit APplus für die Zukunft gerüstet

97 ams.Solution AG Wachstum organisieren

101 COSMO CONSULT AG Ein Partner für alle Fälle

104 ams.Solution AG Auf Draht bei Aumann

106 Diverse Branchen Weitere Case Studies und Produktinformationen unse- rer Partner

112 Informationsquellen

114 Unternehmen

119 Experten

126 Glossar

INHALT

84 Competence Book - ERP

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CASE STUDY - SIEMAG TECBERG UND KUMAVISION

85Competence Book - ERP

ERP-Lösung KUMAVISION factoryfür Förderanlagen im Bergbau

Förderanlagen im Bergbau gehören zu den größten Anlagen, die Menschen je errichtet haben. Sie entstehen aus zehntausenden von Einzelteilen. Ihre technischen Parameter werden in Maßeinheiten wie Meganewton oder Megawatt beschrieben. Das deutsche Traditionsunter-

nehmen SIEMAG TECBERG plant, konzipiert und errichtet solche Anlagen in aller Welt. Um von der Konstruktionszeichnung bis zur Montage den Überblick zu behalten, setzt das Unternehmen die ERP-Branchenlösung KUMAVISION factory auf Basis von Microsoft Dynamics NAV ein.

Die Historie von SIEMAG TECBERG geht bis auf das Jahr 1871 zu-rück. Aus dem Lieferanten für Bergbauzubehör hat sich im Laufe des 20. Jahrhunderts der international aufgestellte Systemanbie-ter SIEMAG TECBERG entwickelt mit Kunden und Projekten in aller Welt. „Wir stellen zwar sehr große und schwere Geräte her. Aber wir sind trotzdem eine Manufaktur.“ So beschreibt Stephan Sartor, Geschäftsführer bei SIEMAG TECBERG, die Arbeitsweise des Unternehmens. Entsprechend hoch ist der Stellenwert von Stücklisten und Strukturplänen im ERP-System. Zur Steuerung seiner komplexen Abläufe nutzt der Bergbauspezialist Microsoft Dynamics NAV, schon seit der „blauen Version“, wie Sartor in An-spielung auf die monochrome Bildschirmdarstellung der frühen 1990er sagt. Zuletzt lief eine hoch spezialisierte und individuell programmierte Software auf Basis der Version 3.60.

Neues Gebäude, neue ITAls SIEMAG TECBERG 2007 per Management-Buy-Out eigen-ständig an den Markt ging, stellten sich gleich mehrere Her-ausforderungen. Denn Kunden, Mitarbeiter und Infrastruktur gingen zu SIEMAG TECBERG über. Firmengebäude und IT-Spe-zialisten blieben aber beim früheren Mutterkonzern. So musste das Unternehmen gleichzeitig ein neues Gebäude beziehen und eine neue IT einführen. „Um unsere stark individualisierte Soft-ware weiter betreiben zu können, hätten wir Fachleute benötigt, die das System von Grund auf kennen“, erklärt Sartor. Deshalb beschloss das Management, eine aktuelle Version von Microsoft Dynamics NAV einzuführen.

Nahe am StandardDabei wollte das Unternehmen so nahe wie möglich am Standard bleiben. Trotzdem war klar, dass es allein mit dem Funktionsum-fang von Microsoft Dynamics NAV nicht getan war. „Wir brauch-ten eine Branchenlösung, die unsere speziellen Anforderungen im Anlagenbau abdeckt.“ Und die sind – wie auch die Produkte des Unternehmens – eine Nummer größer als der Durchschnitt. Deshalb ließen sich auch Individualprogrammierungen nicht völlig vermeiden. Aber jede individuelle Funktion des alten Sys-tems wurde durch einen dreistufigen Filter sortiert: Nice-to-ha-ve-Funktionen fielen weg. Bei den anderen suchten die Verant-wortlichen nach Wegen, die eigenen Prozesse so umzustellen, dass sie doch noch mit dem Standard abgebildet werden konn-ten. Nur wenn es keine andere Möglichkeit gab, kamen die Pro-grammierer zum Einsatz. Im Ergebnis konnte SIEMAG TECBERG zu 90 Prozent die Standards der KUMAVISION-Branchenlösung übernehmen.

Kalkulation aus ErfahrungDamit deckt SIEMAG TECBERG fast den gesamten Workflow ab. Lediglich Kalkulationen im Vorfeld eines Vertragsabschlusses berechnen die Mitarbeiter des Vertriebs mit Excel-Werkzeugen. Aber auch hier greifen sie bereits auf Informationen aus ähnli-chen Projekten zurück. „Kein Schacht, kein Bergwerk ist iden-tisch mit einem anderen“, erklärt Stephan Sartor. „Aber wir verfü-gen über 1500 Referenzen, die wir weltweit bereits durchgeführt haben.“ Deshalb greift das Unternehmen in der Kalkulationsphase

AUTOR: KUMAVISION AG

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CASE STUDY - SIEMAG TECBERG UND KUMAVISION

86 Competence Book - ERP

auf Projekte zurück, die genügend Ähn-lichkeit haben, so dass sie für Risikoab-schätzung und Kostenrechnung genutzt werden können. Wenn eine verbindliche Bestellung vorliegt, werden die Excel-Ta-bellen aus der Kalkulation mit hunderten von Positionen automatisiert in KUMAVI-SION factory eingelesen. Strukturpläne und Budgets werden automatisch ange-legt.

Hohe FlexibilitätIn der Phase des Anpassungsengineerings greifen die Konstrukteure auf die Pläne bereits gebauter Anlagen zurück, über-nehmen teilweise vorhandene Strukturen, überarbeiten sie und fügen sie zu etwas Neuem zusammen. „Hier verlangen wir von unserem ERP-System ein außerge-wöhnlich hohes Maß an Flexibilität“, er-

klärt Sartor. Einen Standard gibt es nicht. „Es genügt uns nicht, eine Datenstruktur komplett per Copy und Paste zu überneh-men. Wir müssen die Struktur auf jeder Ebene verändern können.“

Kompletter DatenumzugDie enge Verwebung zwischen alten und neuen Projekten setzte auch voraus, dass der komplette Datenbestand aus der lan-gen Geschichte des Unternehmens in die neue SQL-Datenbank der Branchenlö-sung fehlerfrei transferiert wurde. Und noch eine weitere Eigenheit des Berg-baugeschäfts machte den Erhalt der alten Datensätze erforderlich: Schachtförder-anlagen sind 40 bis 50 Jahre in Betrieb. Entsprechend lange müssen die Doku-mentationen für Service und Betreuung verfügbar sein. „Hier hat KUMAVISION

mit großem Know-how für einen professi-onellen Umzug gesorgt“, so Sartor.

CAD-Integration und Änderungs-managementEine besondere Herausforderung war die Anbindung der CAD- und PDM-Konstruktionssysteme an das ERP-System. Denn im Verlauf des Anpassungs-engineerings überarbeiten Konstrukteu-re die Zeichnungen – mit direkten Aus-wirkungen auf die Stücklisten. SIEMAG TECBERG nutzt deshalb eine Universal-schnittstelle in KUMAVISION factory, mit der online aus den Konstruktionsdaten Ar-tikel- und Stücklisten abgeleitet werden. Ein integrierter Plausibilisierungsprozess erkennt dabei Inkonsistenzen oder Fehler und erlaubt auch die Vereinheitlichung unterschiedlicher CAD-Systeme auf einen

Bild: Siemag Fördermaschine Gotthard

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CASE STUDY - SIEMAG TECBERG UND KUMAVISION

87Competence Book - ERP

homogenen Artikelstamm. Ein weiterer Vorteil ist die vollständige Indexverfol-gung der Änderungsstände im ERP-Sys-tem. Damit verbleibt die Verantwortung für die Zeichnungs- und Artikel- Stück-listenverwaltung in der Konstruktion. Es entsteht ein durchgängiger Prozess ohne Medienbrüche. Ebenso profitiert SIEMAG TECBERG vom Änderungsmanagement, das in KUMAVISION factory integriert ist. Es leitet alle Änderungen von 65 CAD-Ar-beitsplätzen sowie die Änderungen der Arbeitsvorbereitung direkt in Änderungs-vorschläge weiter. Dadurch erhält das Pro-jektmanagement valide Informationen, wie mit den wachsenden Strukturen und Langläufer umgegangen werden soll.

Komplexe AbwicklungAuch die konkrete Abwicklung eines Auftrags fällt bei SIEMAG TECBERG auf-grund der Projektgröße etwas komplexer aus. Stücklisten mit 20.000 Positionen sind keine Seltenheit. 80 Prozent der ver-bauten Teile kauft das Unternehmen bei verschiedenen Lieferanten. Dabei kann es zu komplexen Beistell-Stafetten kommen: Lieferant A produziert ein Teil, das er für Lieferant B beistellen muss, ist aber sei-nerseits auf ein Beistellteil von Lieferant C angewiesen. „KUMAVISION factory ist für uns ein unverzichtbares Werkzeug, um diese komplexen Strukturen überhaupt beherrschen zu können“, erklärt Sartor. Vor allem deshalb, weil Termintreue in dieser Branche eine weit größere Bedeu-tung hat, als anderswo. „Wenn wir liefern, muss alles zu einem festen Termin am Ha-fen oder beim Kunden sein. Wir können da nicht einfach nachliefern. Ein Zeitver-zug ist - auch bedingt durch die weltweite geographische Lage der Bergwerke - im-mer gleichbedeutend mit einem immen-sen Schaden.“

DMS inklusiveKUMAVISION factory ist bis auf weni-ge Ausnahmen in allen Bereichen bei SIEMAG TECBERG im Einsatz. CAD-In-tegration, Materialbeschaffung, Waren-eingangsprüfung, Projektmanagement, Rechnungsprüfung, Finanzbuchhaltung, Controlling nach HGB und IFRS und Versand: alles ist in der Branchenlösung abgebildet. Zusätzlich ist ein Dokumen-

tenmanagementsystem (DMS) angebun-den, das neben dem fiskalischen Beleg-wesen auch Konstruktionszeichnungen jederzeit elektronisch abrufbar macht. „Wenn unsere Mitarbeiter in KUMA-VISION factory auf eine Stücklisten-position gehen, können sie mit einem einzigen Mausklick die zugehörige Konst-ruktionszeichnung öffnen“, erläutert Sartor.

FazitFür die Zusammenarbeit bilanziert Stephan Sartor: „Wir haben durch den Umzug und die neue IT im Prinzip ein neues Unternehmen im laufenden Betrieb gegründet. Unter diesen komplizierten Umständen und mit einem sehr sportiven

Zeitplan, hat KUMAVISION einen sehr guten Job gemacht. Natürlich konnte es nicht von Anfang an reibungslos funk-tionieren. Aber wenn es Probleme gab, hat KUMAVISION immer die Ressourcen bereitgestellt, um so schnell wie möglich gute Ergebnisse zu erzielen.“ Die neue Software selbst beurteilt Sartor weniger nach den betriebswirtschaftlichen Vortei-len als nach den organisatorischen: „Wir brauchen ein System, das hoch flexibel ist, unsere komplexen Auftragsstrukturen ab-bildet, abgeschlossene Projekte für künfti-ge nutzbar macht und die Konstruktions-ebene einbindet. Und das haben wir mit KUMAVISION factory erhalten.“

Bild: Siemag Schachtförderanlage Gotthard

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CASE STUDY - ASSECO UND MASCHINENRING ÖSTERREICH

88 Competence Book - ERP

Maschinenring Österreich: Ring frei für APplus

Der Maschinenring Österreich ist ein genossenschaftlich organisierter, nationaler Zusam-menschluss von etwa 77.000 Mitgliedsbetrieben, durch die aktuell mehr als die Hälfte der landwirtschaftlichen Nutzfläche der Alpenrepublik bewirtschaftet wird. Als führendes

Dienstleistungsunternehmen im ländlichen Raum hat es sich der in 90 Vereine, so genannte „Rin-ge“, unterteilte Verbund zum Ziel gemacht, die Perspektiven und Chancen der heimischen Land-wirte durch eine umfassende Bündelung und Organisation von Kräften und Ressourcen nachhaltig zu verbessern – und dies über alle neun Bundesländer hinweg. Der Maschinenring ist insgesamt in drei Unternehmensbereiche – Agrar, Service und Personalleasing – gegliedert.

Maschinenring Agrar, Service, Personalleasing

Betriebshilfe und Maschinenmanagement zählen zu den historischen Kernaufgaben der Maschinenringe. Der inneragrarische Leistungsaustausch zwischen Landwirten steht hierbei im Fokus. Ein kosteneffizientes Maschinenmanagement, die Aushilfe bei Überkapazitäten sowie Sozialeinsätze in Notsituationen werden auf diese Weise sicher-gestellt. Der Maschinenring Agrar bietet Einzel- und Komplettdienstleistungen in den Bereichen Ackerbau, Grünland, Forst, Bioenergie, Wein-, Obst- und Spezialkulturenan-bau sowie Innenwirtschaft. Maschinengemeinschaften stellen dabei insbesondere bei hohen Anschaffungskosten im Bereich der Ernte- oder Düngetechnik sowie der Boden-bearbeitung eine ökonomisch sinnvolle Alternative zu einzelbetrieblichen Investitionen dar.

Als Dienstleister bietet der Maschinenring Service in ganz Österreich Landschafts- und Grünraumpflege sowie Winterdienst für Unternehmen, Gemeinden oder Privatperso-nen an. Dieser Dienstleistungsbereich hat sich inzwischen zum umsatzstärksten Ge-schäftszweig entwickelt.

Der vor fünfzehn Jahren gegründete Unternehmensbereich Personalleasing vermittelt Arbeitskräfte aus der Land- und Forstwirtschaft an Unternehmen und Gemeinden. Die Beschäftigungsmöglichkeiten als Leasingarbeitskraft sind dabei vielfältig und reichen von Tätigkeiten als Schlosser, Schmied, Zimmerer und Tischler über Aufgaben in der Maschinen- und Stahlverarbeitung bis hin zu Einsätzen innerhalb der Nahrungs- oder Genussmittelindustrie. So setzen über 2.500 Unternehmen in ganz Österreich auf Mit-arbeiter der Maschinenring Personal eGen.

Maschinenring-Spezifika

Im Falle des Maschinenrings gibt es ge-genüber herkömmlichen Unternehmens-strukturen individuelle Besonderheiten hinsichtlich der Verrechnung und Orga-nisation angebotener Dienstleistungen. So erbringt der Verbund diese Services im Agrarbereich faktisch nicht selbst, sondern übernimmt die Vermittlung und wickelt im Auftrag und Namen des Dienstleis-ters den Zahlungsverkehr mit dem jewei-ligen Kunden ab. Da agrarische Kunden und Dienstleister auch Vereinsmitglieder sind, ist darüber hinaus eine entspre-chende Mitgliederverwaltung inklusive Mitgliedsbeitragsabrechnung nötig. Bei gewerblichen Dienstleistungen wie Win-terdienst oder Grünraumpflege fungieren Dienstnehmer teilweise gleichzeitig als Sublieferanten für auftragsrelevante Gerä-te und Maschinen. Eingangsrechnungen werden dabei im Gutschriftverfahren für diese erstellt.

AUTOR: Asseco Solutions AG

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CASE STUDY - ASSECO UND MASCHINENRING ÖSTERREICH

89Competence Book - ERP

Altsysteme für komplexe Unternehmensstrukturen nicht mehr zukunftsfähig

Trotz komplexer Organisations- und Ab-rechnungsstrukturen verfügte der Ma-schinenring bis Ende 2005 über keine ein-heitliche IT-Architektur, sondern bediente sich in den Unternehmensbereichen Ser-vice und Agrar mit MR2000, Datamax und Centura dreier Eigenentwicklungen. Diese unterschieden sich in ihren Spezifi-kationen – selbst innerhalb der einzelnen Dachorganisationen – teilweise vonei-nander und waren technologisch in kei-ner Weise zukunftsfähig. Es galt deshalb, eine Unternehmenssoftware zu eruieren, die ohne eine aufwändige Individualpro-grammierung bereits im Standard alle re-levanten Abläufe – insbesondere Stamm-datenverwaltung und Disposition – über beide Unternehmensbereiche hinweg umfassend und transparent abzubilden in der Lage und dennoch an spezifische Pro-zesse anpassbar ist. Auf diese Weise sollte der Maschinenring, trotz seines föderalen, genossenschaftlichen Aufbaus, den tech-nologischen Unterbau eines modernen Wirtschaftsunternehmens erhalten.

APplus überzeugt

Nach intensiver Marktbeobachtung im Rahmen eines Auswahlverfahrens standen zwei Lösungen zur Disposition, wobei die Entscheidung der Verantwortlichen des Maschinenrings nach Prüfung aller wich-tigen Kriterien im Jahr 2005 auf APplus fiel. Ausschlaggebend waren hierbei vor allen Dingen – neben der vollständigen Web-Basierung – die hohe Anpassbar-keit, der technologische Entwicklungs-

vorsprung sowie der breite Funktions-umfang der Lösung. Diese erfolgreiche APplus-Implementierung wurde im Sep-tember 2013 auf die Version 6.0 migriert. Der Modulumfang umfasst Vertrieb, Einkauf, Materialwirtschaft, AZE, PZE, CRM sowie Plantafel. Im Augenblick ar-beiten 700 User an rund 90 Standorten mit APplus.

APplus in der Praxis

Durch die Einführung von APplus wurden innerhalb des verzweigten Organisati-onsgeflechts heute eine homogene Struk-turierung der Vertriebsaktivitäten – von Angeboten über Aufträge, die Erstellung von Lieferscheinen bis hin zu Sammel-rechnungen – sowie eine einheitliche Stammdatenpflege realisiert. Musste jede Filiale bislang ihre Geldflüsse oder die Disposition von Personal- und Maschi-nenressourcen autark organisieren, sind nun ein einheitlicher Zahlungsverkehr aller Niederlassungen sowie eine unter-nehmensübergreifende Verfügbarkeits-planung möglich, die gerade im Personal-leasingbereich unabdingbar ist. APplus stellt darüber hinaus die technologische Basis für neu realisierte Online-Aktivitä-ten dar. Damit ist nun jeder Landwirt in der Lage, Lieferscheine für erbrachte Leistun-gen elektronisch – etwa per Smartphone oder PDA – direkt nach Auftragserfüllung in das Gesamtsystem zeit- und ortsunab-hängig einzupflegen sowie einen GPS-ge-stützten Nachweis geleisteter Dienste zu erbringen. Das manuelle Ausfüllen von Papierdokumenten sowie die persönliche Abgabe an einer regionalen Geschäfts-stelle entfallen dadurch komplett und die Rechtssicherheit des beauftragten Dienst-

leisters ist im Schadensfall umfassend gewährleistet. Auch der Einkauf mit den entsprechenden Bestellvorgängen, Lie-ferscheinen und Eingangsrechnungen, die Materialwirtschaft mit auftragsbe-zogenen Zu- und Abgängen – inklusive Durchschnittspreisermittlung – sowie das Kundenbeziehungsmanagement sind mit APplus unternehmensübergreifend ab-bildbar. Letzteres besticht hierbei durch vielfältige Auswertungsmöglichkeiten in den Bereichen Kundenkontakte (Aktivitä-ten), Schadensmanagement, Kundenzu-friedenheitsbefragungen, ABC-Analysen oder Kundenpotenzial-Ermittlung.

APplus 6.0 als konsequenter Folgeschritt

„Gemeinsam mit den Experten der As-seco ist es 2006 gelungen, ein solch um-fangreiches ERP-Einführungsprojekt in gerade einmal zwölf Monaten erfolgreich umzusetzen und einzuführen. Die Im-plementierung und Anpassung der Stan-dardsoftware an unsere ganz spezifischen Anforderungen waren dabei stets von einer professionellen, harmonischen Zu-sammenarbeit geprägt. Das Ergebnis die-ser Bemühungen ist für uns mehr als über-zeugend, denn mit APplus sind wir heute in der Lage, unsere komplexe Organisati-onsstruktur einschließlich unterschied-lichster Dienstleistungsbereiche mit nur einem einzigen Softwareprodukt steuern und abbilden zu können. Das Upgrade auf die APplus-Version 6.0 ist für uns des-halb der konsequente Folgeschritt zu noch mehr Leistungsfähigkeit, Funktionalität und Transparenz“, so Stefan Schneider, Teamleiter Business Applications bei der Maschinenring Österreich GmbH.

„Ausschlaggebend für APplus waren vor allen Dingen – neben der vollständigen Web-Basierung – die hohe Anpassbarkeit, der technologische Entwicklungsvor-sprung sowie der breite Funktionsumfang der Lösung.“

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CASE STUDY - DYNAMICS AX 2012

90 Competence Book - ERP

Mit Dynamics AX 2012 schlank in die Zukunft

Die Aloys F. Dornbracht GmbH & Co. KG ist Weltmarktführer im Premium- und Luxus-Seg-ment. Das Sortiment umfasst mehr als 5.500 Artikel, fast alle werden in Deutschland pro-duziert. Die rund 1.050 Mitarbeiter der Dornbracht Group erwirtschafteten 2012 einen Um-

satz von knapp 163 Millionen Euro. Rund 60 Prozent der Produktion wird – trotz Finanzkrise – ins Ausland verkauft.

Die IT-Doppelspitze hatte ausgedientSeit Anfang der 90er Jahre herrschte in der IT-Landschaft so etwas wie Arbeitsteilung: Während die Unternehmenssoftware Microsoft Dynamics NAV den kaufmänni-schen Bereich abdeckte, war im operativen Geschäft eine selbst entwickelte Software im Einsatz. Als sich das Unternehmen im Rahmen eines Optimierungsprojekts ver-stärkt dem Lean Management zuwand-te, passte die IT-Struktur nicht mehr zur Unternehmensstrategie. Dornbracht ent-schied sich für Microsoft Dynamics AX. Neben der internationalen Ausrichtung und der flexiblen Programmstruktur ga-ben vor allem Module wie „Lean Manufac-turing“ den Ausschlag.

Wechsel mit optimierten ProzessenIm Frühjahr 2009 startete das Projekt in die Analysephase. Als kurze Zeit später ein Brand vom Nachbargrundstück übergriff, machte Dornbracht aus der Not eine Tu-gend und modernisierte die betroffenen Produktionsbereiche. Die optimierten Prozesse veränderten auch das ERP-Pro-

jekt. Um die verlorene Zeit zumindest teilweise aufzuholen, erhöhte das Projektteam die Schlagzahl und sicherte sich die Unterstützung des Microsoft-Partners STZ Business Consulting. Anpassungen waren beispielsweise bei der Preiskalkulation erforderlich. Zudem wurde im Zuge der Prozessoptimierung das Fertigwarenlager an einen Logistik-dienstleister ausgelagert.

Schnittstellen gewährleisten SystemintegrationSeit Ostern 2012 sind rund 600 Arbeitsplätze mit Dynamics AX 2012 ausgestattet. Ne-ben der Unternehmenszentrale in Iserlohn gehören hierzu auch 15 internationale Han-delsvertretungen. Im Rahmen zweier Folgeprojekte kamen inzwischen ein detailliertes Rollen- und Berechtigungskonzept sowie ein Business Intelligence (BI)-System hinzu. Kennzahlen werden dabei als Business Cockpits unter Microsoft SharePoint 2013 bereit-gestellt.

Schlanke Prozesse, transparente ZahlenHeute, knapp anderthalb Jahre nach dem Systemwechsel, erntet Dornbracht die Früch-te des Projekts. „In zentralen Unternehmensbereichen wie der Produktion oder dem Auftragsmanagement arbeiten wir absolut ‚Lean‘ – und schneller als zuvor“, betont Hu-bertus Meisterjahn, Leiter Informationstechnik und Organisation bei der Aloys F. Dorn-bracht GmbH & Co. KG. Benötigte man früher in der Montage lange Zeit zwei Schichten, wechselt das Unternehmen heute spätestens nach einem Jahr in den Einschichtbetrieb. „Das liegt vor allem an der gewonnenen Transparenz und dem Lean Management. Mit Dynamics AX können wir jeden Prozess detailliert verfolgen“, erklärt Hubertus Meis-terjahn. Dynamics AX bedeutet für den IT-Leiter ein wichtiges Stück Investitionssi-cherheit. Schließlich sei die Software ein innovatives Produkt, das in der Vergangenheit ständig verfeinert wurde.

AUTOR: Microsoft Dynamics

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CASE STUDY - DYNAMICS AX 2012

„Mit Dynamics AX 2012 können wir jeden Prozess detailliert verfolgen. Abweichungen sind sofort zu erkennen. Laufende Verbesserungen lassen sich dadurch einfach und effizient umsetzen.“ Hubertus Meisterjahn, Leiter Informationstechnik und Organisation bei der Aloys F. Dornbracht GmbH & Co. KG.

91Competence Book - ERP

AusgangssituationLange Zeit arbeitete Dornbracht in den kaufmännischen und operativen Unter-nehmensbereichen mit unterschiedlichen Systemen. Die mangelnde Integration vie-ler Geschäftsprozesse ließ sich mit der ver-änderten Unternehmensstrategie und den gestiegenen Anforderungen nicht mehr vereinbaren.

LösungDornbracht entschied sich für Microsoft Dynamics AX. Ausschlaggebend war, dass Dynamics AX mit Modulen wie „Lean Ma-nagement“ optimal zur neuen Strategie passte. Aus technischer Sicht konnte auf vorhandenes Wissen zurückgegriffen wer-den.

NutzenDornbracht arbeitet heute in schlanken Strukturen und kann sich schneller auf Veränderungen einstellen. Transparente Prozessinformationen und Geschäftszah-len vereinfachen die Unternehmenssteue-rung. Künftige Anforderungen lassen sich flexibler umsetzen.

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CASE STUDY - INTEGRIERTE MODULE

92 Competence Book - ERP

Integrierte Module statt Individualprogrammierung

Im Jahre 1822 beginnt die Historie der Firma Röchling mit einer Kohlenhandlung. Heute steht die Röchling-Gruppe für höchste Kompetenz in Sachen Kunststoff. Mit fortschrittlichsten Be-arbeitungs- und Veredelungsverfahren und in modernsten Produktionsprozessen fertigt das

Unternehmen thermo- und duroplastische Kunststoffe für jeden denkbaren Industriebereich. Zu-dem bietet Röchling seit 2013 nach der Anschaffung einer Anlage für selektives Lasersintern als erster Hersteller weltweit komplexeste Fertigteile im 3D-Druck-Verfahren an. Unterteilt ist die Fir-mengruppe in den Geschäftsbereich Hochleistungskunststoffe mit einem Produktspektrum von Halbzeugen wie Platten, Rund-, Hohl- und Flachstäben über Profile und Formgussteile bis zu me-chanisch bearbeiteten Fertigteilen. Der zweite Bereich Automobil-Kunststoffe versorgt weltweit Automobilhersteller und Systemlieferanten mit technologisch anspruchsvollen Kunststoffanwen-dungen. Die Gruppe ist mit 60 Standorten in 20 Ländern vertreten und erwirtschaftete in 2012 mit 7.300 Mitarbeitern einen Umsatz von 1,1 Mrd. Euro.

Mit Individualität in die Sackgasse

Seit 1998 setzt man bei der Röchling En-gineering Plastics KG in Haren an der Ems die kaufmännische Unternehmens-software von Navision, heute Microsoft Dynamics NAV, ein. „Heute sind wir mit 340 Usern einer der größten Dynamics NAV-Anwender und haben in den vergan-genen 15 Jahren viel, viel Erfahrung mit der Software gesammelt“, weiß Andreas Paschke, Head of Organisational Develop-ment. Von den fast 800 Mitarbeitern in Haren gibt es keinen, der nicht in irgend-einer Form auf der Basis des ERP-Systems arbeitet. Selbst die Lieferanten müssen sich mit ihren LKWs beim Werkschutz im System an- und später wieder abmelden. „Mit unserer ERP-Software konnten wir mittlerweile tatsächlich das Unternehmen komplett abbilden“, berichtet Paschke. Al-lerdings war das nicht von Beginn an so.

AUTOR: COSMO CONSULT AG

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CASE STUDY - INTEGRIERTE MODULE

„Der individuelle Standard – ein Paradoxon? Auf jeden Fall eine Sackgasse, wenn Customizing und Standard im falschen Verhältnis zueinander stehen. Die Lösung bieten branchenspezifische Module, die sich in den Stan-dard integrieren lassen.“ - Volker Vorburg

93Competence Book - ERP

Bei der Einführung der neuen Software versprach man den Mitarbeitern, sie könnten auch weiterhin mit dem neuen System so arbeiten, wie mit den bisherigen inzwischen veralteten Insellösungen. Aber schon bald merkte man, dass damit der Grundstein für eine Entwicklungssack-gasse gelegt war. Durch zu viele Anpas-sungen und Sonderprogrammierungen – die Mitarbeiter wollten ja so wie gewohnt arbeiten – entstand ein stark individuali-siertes System, das einerseits zwar hoch produktiv war, andererseits aber nicht mehr update-fähig. Paschke verdeutlicht: „Wir hatten ein Verhältnis von 80/20, also 80 Prozent selbst programmiert und nur noch 20 Prozent Standard.“ Eine sinnvol-le Weiterentwicklung war da nicht mehr möglich.

Auf ein Neues

Die Lösung hieß Reengineering: die Ab-lösung eines hoch individualisierten Pro-dukts durch die neueste Standardsoftware Dynamics NAV. „Ein Projekt mit der Über-schrift ‚Zurück zum Standard‘. Da ging es darum, alte Zöpfe abzuschneiden“, erin-nert sich Paschke. Ein Ziel bestand vor allem darin, das Verhältnis von Anpassun-gen zum Standard umzukehren, also 20/ 80 statt 80/20. So ging man 2006 daran, das gesamte Unternehmen umzukrem-peln; Stammdaten, Datenstrukturen – al-les wurde erneuert und mit Testdatenban-ken und Probeläufen durchgespielt und abgesichert. „Aber ich darf nicht verheh-len, dass man bei so einem Projekt auch in Grenzsituationen kommt“, gibt Paschke zu, „Mit einer Fabrik unter Volllast im Hin-tergrund – zig tausend Tonnen pro Jahr –

inklusive der erforderlichen Logistik kann ein Fehler schon fast existenzielle Züge annehmen.“ In so einer Situation zahlt es sich aus, wenn man mit einem langjähri-gen IT-Partner zusammenarbeitet.

Mit dem Microsoft-Partner Cosmo Consult, einem Branchenspezialisten für die Fertigungsindustrie, projektorientier-te Dienstleister sowie die Zulieferindus-trie, hatte man bei Röchling seit vielen Jahren gemeinsam gute Erfahrungen ge-macht. Die Berater kannten die Abläufe im Unternehmen und konnten die Keyu-ser, die aus allen Abteilungen stammten, so schulen, dass alle Tests korrekt abliefen und das neue System später in den Ab-teilungen problemlos umgesetzt wurde.

Aber Paschke weiß auch: „Wenn so ein Projekt funktionieren soll, muss man die Hälfte der Verantwortung intern über-nehmen. Man darf nicht einfach sagen, hier ist euer Geld und wir möchten zum 1.1. starten.“ Er verweist darauf, dass die Berater Programmier- und Strategieprofis sind, aber den Meistern im Betrieb kaum sagen können, wie sie ihre Prozesse besser machen sollen. Hier ist Partnerschaft und Kooperation auf Augenhöhe gefragt.

Erweiterter Standard

Zwar gab es Rückschläge, so musste der Echtstart einmal verschoben werden, weil in einer Phase der Hochbeschäftigung kei-ne Mitarbeiter zu Schulungszwecken oder

Page 94: Erp competence book_20141017

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gar Datenübergaben abgezogen werden konnten. Daher gab es zunächst nur einen Teilstart für den Bereich Lohn und Gehalt, der aber reibungslos funktionierte – eben-so wie die spätere Einführung von Modu-len wie Auftragsfertigung, Prozessferti-gung, Workflow, Qualitätsmanagement und Lieferantenbewertung sowie eines grafischen Leitstands für die Prozessferti-gung. Anschaulich beschreibt Paschke die ersten Erfahrungen mit der neuen Navisi-on-Version: „Stellen Sie sich vor, Sie haben im Auto eine zehn Jahre alte Technik und steigen auf ein High-Tech-Fahrzeug um. In der IT ist der Unterschied noch viel eklatanter. Für uns war es, als würden wir eine völlig neue Software einführen.“

So steuert jetzt das ERP-System die kom-pletten Logistikabläufe einschließlich der Erstellung der Warenbegleitpapiere für die Kunden. Auch die Stapler steuert Dy-namics NAV über WLAN. Dieses Modul

entwickelte Röchling ebenso gemeinsam mit Cosmo Consult wie das Modul Pro-zessfertigung, das jetzt zum Branchenlö-sungsportfolio der Cosmo Consult-Grup-pe gehört. Laut Paschke ist Dynamics NAV eine ausgesprochen flexible Software, die sich leicht an die eigenen Bedürfnisse an-passen lässt, aber da liegt auch die Gefahr eines zu hohen Anteils an Eigenprogram-mierungen. Darum ist er froh über die aus der Praxis entwickelten, zertifizierten und updatefähigen Branchenlösungen seines IT-Partners, die völlig in das ERP-System integriert werden. So ließ sich das ange-strebte 20/80-Verhältnis bei hoher Funk-tionalität erreichen.

Allerdings ist das Projekt schon wieder sechs Jahre alt und daher denkt man be-reits an das nächste große Upgrade. Auch diesmal will sich Paschke wieder gut zwei Jahre Zeit für die Vorbereitung lassen. Er betont, wie wichtig ein Partner ist, der

über spezifische Branchenlösungen ver-fügt, die sich völlig in den Standard in-tegrieren lassen: „Cosmo Consult hat mit uns jahrelang Erfahrungen gesammelt und Module für Dynamics NAV ständig in unserem Sinn weiterentwickelt, das ist für uns unbezahlbar. So wollen wir beim kommenden Projekt ein 10/90-Verhältnis erreichen, ein realistisches Ziel.“

CASE STUDY - INTEGRIERTE MODULE

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CASE STUDY - ASSECO UND SKS

95Competence Book - ERP

„Pump up the Volume“ Der Weltmarktführer für Luftpumpen und Schutz-bleche ist mit APplus für die Zukunft gerüstet

Die SKS Metaplast Scheffer Klute GmbH mit Sitz im nordrhein-westfälischen Sundern – Weltmarktführer in der Herstellung von Fahrradluftpumpen und Schutzblechen – kann auf eine eindrucksvolle, fast 100-jährige Historie zurückblicken. Nachdem sich das Unter-

nehmen seit 1932 ganz der Luftpumpenfertigung verschrieben hatte, gelang 1956 mit dem Beginn der Kunststoffpumpenproduktion ein entscheidender wirtschaftlicher Durchbruch.

Bis in die Anfänge der 1990er Jahre do-minierte die Massenfertigung für die Erstausrüstung von Fahrrädern das Pro-duktportfolio in diesem Geschäftsbereich. Heute prägen hochwertige Mini- und Stand- sowie anspruchsvolle Spezialpum-pen für den ambitionierten Radsportler das Sortiment des Unternehmens. Durch die Übernahme einer englischen Tradi-tionsmarke gelang 1983 der strategische Einstieg in den Markt für Schutzbleche – in der Firmenterminologie SKS Radschüt-zer genannt. Fünf Jahre später wurde mit der Serienfertigung von extrudierten Rad-schützern begonnen, die später als Chro-moplastics zu einer weltweiten Referenz für Radschutz-Systeme werden sollten.

Mit der Entwicklung des ersten „Quick-Re-lease Dirtboard-Sets“ für Mountainbikes avancierte die SKS Metaplast Scheffer Klute GmbH 1999 auch in diesem – stark wachsenden – Zubehör-Segment zum Pi-onier und Marktführer. Wurden ab dem Jahr 2003 mit der Fertigung von Bike Tools wie etwa Werkzeugen, Reifenhebern oder Luftdruckmessgeräten weitere Produkt-bereiche des After Sales Marktes erschlos-sen, beschreibt die Produktion hochin-novativer Kettenschützer seit 2006 die konsequente Entwicklung von SKS-Ger-many zum breit aufgestellten Systemlie-

feranten für die moderne Fahrradindustrie. Flaschenhalter, Taschen oder Textilien im Corporate Design runden das professionelle und trendbewusste Image stimmig ab.

Neben dem Fahrradzubehör-Bereich ist die aus drei Einzelunternehmen bestehende Unternehmensgruppe mit insgesamt 800 Mitarbeitern jedoch auch noch in der Auto-mobilzulieferindustrie sowie der Herstellung von Lifestyle-Accessoires aus Edelstahl tätig.

Gesteigerte Zukunftsfähigkeit durch leistungsstarke ERP-Technologie

Die SKS Metaplast Scheffer Klute GmbH hatte bis in das Jahr 2000 ein auf Unix-Basis geschriebenes Tool im Einsatz, bei dem sich Änderungen jedoch nur sehr schwer um-setzen ließen und relativ langwierig gestalteten. Um in Zukunft unkomplizierter und schneller agieren und reagieren zu können, entschied man sich deshalb dafür, ein ganz-heitliches System einzuführen, das die Möglichkeit bot, für alle eingebundenen Mitar-beiter zeit- und ortsunabhängig einen identischen Informationsstand zu gewährleisten.

Neben einer Erhöhung der Transparenz während des gesamten Produktionsablaufes standen jedoch noch weitere Anforderungen auf der Agenda des Sundener Unterneh-mens. So sollte das System in der Lage sein, die Ressourcen- und Kapazitätsplanung nachhaltig zu verbessern, die Liefertreue durch eine optimierte Bestandsführung und Produktionsplanung zu steigern sowie Varianten im Stamm zu verwalten. Darüber hinaus wurde neben der Möglichkeit zur Einbindung eines Lagerverwaltungs-, CRM- und CAQ-Systems sowie eines Online-Shops eine DFÜ-Anbindung, die einfache Ver-knüpfung mit hinterlegten Dokumenten oder Zeichnungen sowie eine unkomplizierte Auswertung über Excel-Listen gefordert. Da die Lösungen der Asseco Solutions schon immer über einen äußerst breit aufgestellten Standard bei gleichzeitig hoher Flexibilität verfügen und dadurch die unkomplizierte Umsetzung individueller Wünsche problem-los möglich ist, entschieden sich die Unternehmensverantwortlichen nach eingehender Prüfung der am Markt etablierten Lösungen innerhalb eines finalen Auswahlverfahrens für P2 – die Vorgängerlösung von APplus. Die Migration auf die noch modernere Lösung fand dann im Jahr 2010 statt.

AUTOR: Asseco Solutions AG

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CASE STUDY - ASSECO UND SKSCASE STUDY - ASSECO UND SKS

96 Competence Book - ERP

Breites Spektrum optimierter Abläufe mit APplus

Seit dem Umstieg auf die Lösungen der Asseco Solutions konnten alle gestellten Anforderungen umfassend umgesetzt bzw. erfüllt werden. Die ganzheitliche Systemstruktur wird inzwischen von allen Seiten in den verschiedensten unternehmerischen Abläu-fen maximal genutzt. Durch optimierte Kalkulationen war man in der Lage, die Fertigungslaufzeiten zu beschleunigen sowie die Gesamtproduktivität in den letzten beiden Jahren um fünf bis zehn Prozent zu steigern. Die Erhöhung der Transparenz in der Planung schlug sich in einer umfassend perfektionierten Kapa-zitätsauslastung zu Buche. Mithilfe der Informationen aus den AG-Meldungen und einer sauberen Arbeitsplanstruktur konnten zudem eine detailliertere und straffere Personaldisposition reali-siert und hinsichtlich einiger Arbeitsabläufe die Zahl personeller Ressourcen um zehn bis fünfzehn Prozent herabgesetzt werden. Viele früher manuell auszuführende Arbeiten oder Auswertun-gen sind inzwischen obsolet.

Über APplus wurde außerdem ein Webshop realisiert, der eine Übernahme von 62 Prozent der Aufträge ins System möglich macht. Diese werden dort über eine Schnittstelle in APplus ver-arbeitet – und dies ohne erhöhten Mitarbeiterbedarf. Eine trans-parentere und effizientere Bestandsführung und Produktions-planung haben darüber hinaus zu einer spürbaren Verbesserung bei der Liefertreue und einer dadurch gesteigerten Kundenzu-friedenheit geführt. So können bestellte Artikel durch die direkte Kommunikation zwischen dem B-to-B-Shop innerhalb von 48

Stunden ab Bestelleingang beim Kunden angeliefert werden. Im Augenblick arbeiten 150 User in der Unternehmenszentrale der SKS Metaplast Scheffer Klute GmbH in Sundern mit APplus. In naher Zukunft wird auch das Tochterunternehmen Blomus GmbH – preisgekrönter Hersteller von Lifestyle-Accessoires aus Edelstahl – mit weiteren Anwendern in das System eingebunden. Die entsprechende Projektierungsphase mit lösungsspezifischen Workshops hat bereits begonnen.

Ein Résumé, das für sich selbst spricht

„Die größten Vorteile nach Einführung von APplus bestehen darin, dass wir unsere Bestände nun sehr genau kennen und wissen, in welchem Status sich unsere Aufträge befinden. Und dies von der Auftragseingabe bis zur Produktion. Da der Faktor Zeit ei-nen immer wichtigeren Wettbewerbsfaktor darstellt, ist dies ein ungemein bedeutender wirtschaftlicher Gesichtspunkt. Unsere Wünsche an das System waren es, flexibler zu werden, Prozes-se besser steuern zu können und auf diese Weise schneller zu wichtigen Lösungsansätzen zu kommen. Diese Wünsche wur-den durch APplus zu 100 Prozent erfüllt. Die ERPII-Lösung der Asseco Solutions ist für uns das Herz aller Prozesse und steuert die kompletten Abläufe unseres Unternehmens umfassend und erfolgreich“, so Michael Beste, Geschäftsführer der SKS Metaplast Scheffer Klute GmbH.

SKS und APplus live und in Farbe: www.applus-erp.de/sks

„Seit dem Umstieg auf die Lösungen der Asseco Solutions konnten alle gestellten Anforderungen umfassend umgesetzt bzw. erfüllt werden.“

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CASE STUDY - AMS UND HAHN

97Competence Book - ERP

Die Anforderungen von Einzelfertigern an IT-Systeme unter-scheiden sich grundlegend von denen ihrer Kollegen aus der Seri-enfertigung. Während letzteren schon zu Produktionsbeginn das volle Set an Stücklisten und Arbeitsplänen zur Feinplanung vor-liegt, startet die Einzelfertigung schon lange vor Abschluss des Konstruktionsprozesses. Anders als in der Wiederholfertigung üblich, können Einzelfertiger Konstruktion, Beschaffung und Produktion nicht in getrennten Phasen nacheinander abwickeln.

Vielmehr werden die bereits entwickelten Baugruppen direkt an die Produktionsverantwortlichen übergeben, damit diese die entsprechenden Fertigungsprozesse einleiten können. Auf diese Weise entsteht die so genannte wachsende Stückliste, die jedes Projekt im Sondermaschinenbau begleitet. Sie erfordert flexib-le IT-Systeme für die Produktionsplanung und -steuerung (PPS) beziehungsweise das Enterprise Resource Planning (ERP).

Die meisten handelsüblichen ERP-Systeme können jedoch die-se Flexibilität nicht bieten. Sie sind für die speziellen Anforde-rungen von Einzel- und Auftragsfertigern nicht ausgelegt und können beispielsweise die wachsende Stückliste nicht adäquat abbilden. Gleichzeitig sind sie für einen Einzelfertiger häufig überdimensioniert und damit im Kosten-Nutzen-Verhältnis nicht mehr preiswert, da ein Großteil ihrer Funktionalitäten nicht zur Anwendung kommt.

Wachstum erzeugt HandlungsbedarfAuch für die Firma Hahn Automation aus Rheinböllen kam ein solch umfassendes System nicht in Frage, als sie sich vor die Not-wendigkeit gestellt sah, ihre IT-Ausstattung zu erneuern. 1992 quasi „in der Garage“ gegründet, war das Unternehmen seitdem stetig gewachsen. Als Komplettanbieter für Automatisierungs-

lösungen entwickelt, fertigt, montiert und programmiert Hahn Anlagen zur Verbauung von Gummi, Metall und Kunststoffen. Mehr als 80 Prozent der Kunden sind Automobilzulieferer, die restlichen knapp 20 Prozent verteilen sich auf die Kunststoff ver-arbeitende Industrie. Mittlerweile sorgen rund 150 Mitarbeiter dafür, dass die Kundenaufträge umgesetzt werden (siehe auch Kasten „Hahn Automation im Überblick“).

Mit zunehmender Steigerung von Auftragsvolumen und Mitar-beiterzahl wurde deutlich, dass das vorhandene PPS-System dem Unternehmenswachstum nicht mehr gewachsen war. 2004 führte Hahn einen Workshop mit leitenden Mitarbeitern durch, der zu dem Ergebnis kam, ein leistungsfähiges, umfassendes ERP-Sys-tem anstelle des bisherigen PPS-Systems „PPS Express“ einzufüh-ren. Jörg Kilb, damaliger Diplomand und heutiger Assistent der Geschäftsführung, erinnert sich: „Die Mitarbeiter hatten Hand-lungsbedarf in der generellen Unternehmensorganisation gese-hen. Das betraf vor allem die unternehmensweite Termin- und Kapazitätsplanung. Außerdem hielten sie eine größere Transpa-renz in der Aufbauorganisation für wünschenswert. Schließlich wurde auch angeregt, ein geeignetes IT-System einzuführen, um die Gesamtheit der Unternehmensaktivitäten adäquat abbilden zu können.“

Demgegenüber hatten sich zur damaligen Zeit die einzelnen Abteilungen zahlreiche „Insellösungen“ geschaffen, um die vor- und nachgelagerten Prozesse zu steuern, welche das PPS-System nicht abdeckte. So wurden Angebote in MS Word geschrieben, während Auftragslisten mit Abrechnungen, Anzahlungen und andere kalkulatorische Vorgänge in Excel gepflegt wurden. Eben-falls in Excel wurden Leistungsfortschritte oder der Bestand an Halbfertigfabrikaten dokumentiert. Die Lohnbuchhaltung ar-

Wachstum organisieren und beherrschen

Die SKS Metaplast Scheffer Klute GmbH mit Sitz im nordrhein-westfälischen Sundern – Weltmarktführer in der Herstellung von Fahrradluftpumpen und Schutzblechen – kann auf eine eindrucksvolle, fast 100-jährige Historie zurückblicken. Nachdem sich das Unter-

nehmen seit 1932 ganz der Luftpumpenfertigung verschrieben hatte, gelang 1956 mit dem Beginn der Kunststoffpumpenproduktion ein entscheidender wirtschaftlicher Durchbruch.

AUTOR: ams.Solution AG

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CASE STUDY - AMS UND HAHN

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dem bestand das Risiko, dass dieselbe Baugruppe zwei- oder dreimal gefertigt wurde. Dieses Problem trat insbesondere dann auf, wenn es vorab produzierte Bau-gruppen im Rahmen der finalen Beschaf-fung mit baugleichen, doch erst später ge-orderten Baugruppen abzugleichen galt. Um Mehrfachbestellungen zu vermeiden, müsse man immer wieder manuell Listen abgleichen, was mit einem erheblichen zeitlichen Aufwand verbunden sei, so Kilb. Hier könne nur ein durchgängiges ERP-System Abhilfe schaffen, das ein ab-teilungsübergreifendes Auftragsmanage-ment ermöglicht.

Hinzu kam, dass bei einem gewachsenen Unternehmen wie Hahn der Chef und Gründer nicht mehr persönlich in alle Pro-jekte involviert sein kann. Dies erfordert eine umfassende Lösung und Vernetzung aller Abteilungen, um jederzeit schnelle Auskunftsfähigkeit zu gewährleisten.

Neues AnforderungsprofilSo entstand aus der Analyse der Schwach-stellen eine „Wunschliste“ und ein An-forderungsprofil für das neue System. Es sollte nicht nur die Vorkalkulation, son-dern auch eine mitlaufende Nachkalku-lation leisten, und eine auftragsbezogene Ablauforganisation mit entsprechender Termin- und Kapazitätsplanung ermögli-chen. „Produzieren und Planen auf einem Niveau, so lautete die Zielvorgabe“ fasst Jörg Kilb zusammen. Bei der Suche nach einem geeigneten An-bieter verschafften sich die IT-Verantwort-lichen von Hahn im Internet eine Mark-tübersicht und besuchten Workshops. Durch einen Artikel in einer Fachzeit-schrift wurde Jörg Kilb auf das Auftrags-managementsystem ams.erp aufmerksam, das das Beratungs- und Softwarehaus ams.Solution AG speziell auf die Bedarfe von Einzel-, Auftrags- und Variantenferti-gern ausgerichtet hat. Zur Endausscheidung mit zwei weiteren Anbietern zog Hahn Key User aus Berei-chen wie Konstruktion, Fertigung, Ein-kauf und Vertrieb hinzu. Hier konnte ams seine Branchenerfahrung und das Wissen um die speziellen Probleme eines Auf-tragsfertigers in die Waagschale werfen.

beitete händisch mit Datev. Auch Ein- und Ausgänge von Rechnungen wurden manuell in Datev eingebucht. Zudem gab es keine direkte elektronische Verbindung zwischen Wareneingang und Rechnungs-prüfung.

Herausforderung StücklisteAls gravierendstes Problem erwies sich der Umgang mit den Summenstücklis-ten. „Wenn man mit Summenstücklisten arbeitet, hat man keine Möglichkeit mehr, bei Aufträgen auf einzelne Baugruppen nachzukalkulieren“, erklärt Jörg Kilb. Zu-

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„Wenn wir von Abschlagsrechnungen, mitlaufender Kalkulation oder Vorab-Be-stellungen gesprochen haben, konnten die ams-Verantwortlichen Wege aufzeigen, wie man dabei am besten vorgeht“, erin-nert sich Jörg Kilb. Die Mitbewerber hin-gegen hätten nicht erkannt, wo der eigent-liche Handlungs- und Lösungsbedarf lag, so Kilb. „ams war der einzige Bewerber, der unsere Stückliste umsetzen konnte. Die anderen haben mit Muster-Stücklisten gearbeitet.“

Übersichtliche BaugruppenlistenNach einer sechsmonatigen Einführung ging das neue ERP-System im August 2005 bei Hahn „live“. In einer Übergangsphase bis zum Jahresende gab es noch einen Parallelbetrieb mit den alten Systemen. Währenddessen wurden Stammdaten von Kunden, Partnern und Lieferanten auf-gespielt. Der endgültige Schnitt erfolgte zum Jahreswechsel. Seitdem nutzen 45 Hahn-Anwender das integrierte Auftrags-managementsystem.

Die große Summenstückliste, welche die Teilesuche so erschwert hatte, gehört seither der Vergangenheit an. Mit dem neuen ERP-System zergliedert Hahn die Stücklisten in übersichtliche Baugrup-penlisten. Zudem ist die Verantwortung für die Stücklisten und deren Pflege in die Konstruktion verlagert. Dort erstellen die Mitarbeiter die jeweilige Stückliste mit einer CAD-Datei, deren Auftragsdaten an das ERP-System übergeben werden. Früher musste der Einkauf Excel-Listen

über die Teile erstellen, was mit einer ver-gleichsweise höheren Fehleranfälligkeit verbunden war. Angesichts der langen Lieferzeiten von großen Baugruppen und Komponenten wie Motoren oder Robo-tern machen sich die Vorteile der integ-rierten Lösung nachdrücklich bemerkbar. Denn durch sie lässt sich die „wachsende Stückliste“ abbilden und damit jederzeit die Nachverfolgbarkeit der Teile und der Überblick über die Kosten sichern. Dop-pel- und Dreifachbestellungen wird so der Boden entzogen.

Zusätzliche Transparenz gewinnt Hahn durch die integrierte Betriebsdaten- und Personalzeiterfassung. In der Montage-halle erfassen Monteure und Fertigungs-mitarbeiter ihre Auftragszeiten über sechs Software-Terminals per Barcode-Scanner. Alle anderen Mitarbeiter wie etwa die Konstrukteure „stempeln“ ihre Zeit direkt am PC. Die Erfassung der Auftragszeiten für die intern gefertigten Teile führt zu einer präziseren Preisberechnung. „Die Schwankungen zwischen Vorkalkulation und tatsächlichem Ergebnis fallen viel geringer aus“, bilanziert Andreas Huhn, kaufmännischer Leiter bei Hahn, zufrie-den.

Angebotskalkulation verbessernInzwischen hat Hahn Automation auch die ersten Wiederholprojekte gefahren und einzelne Anlagen zum zweiten oder dritten Mal gebaut. Für die Erstellung ent-sprechender Angebote hat die genaue Er-fassung von Arbeitsstunden ebenfalls ei-

nen positiven Effekt. Aufgrund der bereits gemachten Erfahrungen bei vergleichba-ren oder identischen Aufträgen lassen sich der voraussichtliche Arbeitsaufwand und die Gesamtkosten viel genauer angeben. Für die Preisberechnung erwiesen sich die erfassten Auftragsdaten als sehr hilf-reich. „Darüber hinaus können wir uns die Transparenz des Auftragsmanagement-systems auch im direkten Kundenkontakt zunutze machen, indem wir den Kunden am System zeigen, wie wir Ressourcen und Termine planen“, erläutert Jörg Kilb.

Um die Vorteile der integrierten ERP-Lö-sung umfassend nutzen zu können, muss-te Hahn einige Prozesse umgestalten respektive neu einführen. So war es not-wendig, eine Arbeitsvorbereitung einzu-richten, um beispielsweise die mechanisch zu fertigenden Teile zu planen. Die allge-meine Planung der Entwicklungsphasen wie Konstruktion, Software-Engineering und Montage erfolgt nun in wöchentli-chen Meetings und wird im ERP-System abgebildet. Für Aufträge oberhalb einer bestimmten Summe legen die Verantwort-lichen Termin- und Ressourcenpläne an.

Größere Transparenz entsteht auch im Vertriebswesen, da Aufträge Mitarbeitern zugeordnet werden können und die aus-gegangenen Angebote mit Auftragswahr-scheinlichkeiten gekennzeichnet werden. „Durch ams wird eine vorausschauende Planung möglich. Aufgrund des zu er-

„Transparenz, durchgängige Ressourcen- und Terminplanung sowie mitlaufende Kalkulation, sind als hervorstechende Merkmale des ERP-Sys-tems zu nennen“ - Andreas Huhn

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CASE STUDY - AMS UND HAHN

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wartenden Arbeitsaufkommens in Ver-bindung mit der bestehenden Kapazi-tätsauslastung können wir frühzeitig auf mögliche Ressourcenengpässe reagieren“, bemerktJörg Kilb.

Steuerungswerkzeug für die GeschäftsführungAuch die komplette Unternehmensspit-ze von Hahn arbeitet regelmäßig mit der Lösung. Gründer und Geschäftsführer Thomas Hahn, der sich vor allem um kaufmännische Belange und die Unter-nehmensorganisation kümmert, nutzt das System unter anderem zur Überwachung der Liquidität. Zudem holt er sich die je-weils neuesten Informationen und Kenn-zahlen über Angebote, Auftragseingang und Umsatz ein. Auch die Betreuung von langjährigen Kunden übernimmt der Chef selbst, für den mitlaufende Kalkulation und Kapazitätsplanung die wichtigsten Bestandteile des ERP-Systems sind.

Sein Vorstandskollege Frank Konrad, der

als Geschäftsführer für Vertrieb und Kon-struktion zuständig ist, nutzt vor allem die Möglichkeiten des Systems in Sachen Ressourcenpflege und Terminpläne. Ge-schäftsführer Marco Unverzagt unterste-hen die Bereiche Service, Montage, Ferti-gung und Planung. Er verschafft sich den Überblick über das Ersatzteilangebot und die Service-Einsätze. Dies erleichtert ihm die Abrechnung von Aufträgen und die Personal- und Urlaubsplanung für Auf-tragsspitzen. So wirkt die integrierte Lö-sung wie ein Unternehmens-„Cockpit“.

„Unter dem Strich haben wir nun ein schlankes, transparentes System, das ohne großen Schulungsaufwand zu beherr-schen ist. Viele Funktionen erschließen sich zudem intuitiv, da sie der Windows-Welt ähneln“ resümiert Jörg Kilb, der als Projektleiter für die ERP-Einführung ver-antwortlich war. Zudem profitiere man von der Erfahrung von ams im Sonder-maschinenbau. Auch habe sich der Erfah-rungsaustausch mit anderen Nutzern als

sehr hilfreich erwiesen.

„Transparenz, durchgängige Ressourcen- und Terminplanung sowie mitlaufende Kalkulation“, nennt Andreas Huhn als hervorstechende Merkmale des ERP-Sys-tems. „Die Geschäftsführung kann die Gesamtkosten jederzeit durch Zugriff auf die mitlaufende Kalkulation überwachen und ihre Planung laufend anpassen.“ Bes-ser könne „Lean-Management“ nicht rea-lisiert werden.

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101Competence Book - ERP

CASE STUDY - COSMO CONSULT

COSMO CONSULT:Ein Partner für alle Fälle

Seit über 15 Jahren unterstützt die COSMO CONSULT Unternehmensgruppe ihre Kunden bei der Durchführung nationaler und internationaler Projekte zur Einführung der ERP-Lösungen Microsoft Dynamics NAV (ehemals Navision) und Microsoft Dynamics AX (ehemals Axapta).

Mit ihrem Motto Business-Software für Menschen präsentiert sich die international tätige COSMO CONSULT Unternehmensgruppe aber nicht nur als Microsoft-Partner, sondern auch als Partner ihrer Kunden und Anwender. Spezialisiert auf die Implementierung und das Systemmanagement von Branchen- und Business-Lösungen auf der Basis modernster Software-Technologien entwickelt COSMO CONSULT zudem branchenorientierte Gesamtlösungen für mittelständische Fertigungs-, Dienstleistungs- und Handelsunternehmen, für die ein umfangreiche Branchen- und Speziallö-sungen auf Basis von Microsoft Dynamics und QlikView zur Verfügung stehen, die sich nahtlos in die Navision-Systemwelt einfügen und als voll integrierte Softwaresysteme in allen Bereichen eines Unternehmens eingesetzt und genutzt werden können.

ERP – Das persönliche Rückgrat

Enterprise Resource Planning(ERP)-Sys-teme – zunächst rein betriebswirtschaft-lich konzipiert, dann zu einem Organis-mus aus betriebswirtschaftlicher Software und Systemen zur Produktionsplanung und -steuerung (PPS) vereint – müssen heute immer höhere Anforderungen und neue Aufgaben erfüllen, einschließlich der Berücksichtigung internationalen Steuerrechts und verschiedenster juristi-scher Erfordernisse. Die komplexen An-wendungsprogramme haben die Aufgabe, alle Ressourcen und operativen Prozesse eines Unternehmens zu verwalten und zu steuern. Zu den Funktionen zählen unter anderem das Auftragsmanagement, das Personalmanagement, Finanz- und Rech-nungswesen, E-Commerce, Einkauf, Ver-trieb und vieles mehr.

Ein ERP-System muss heute Expertenfunktionen wie Variantenkonfigurationen, Servi-ceabhandlungen, mobile Prozesse innerhalb des Unternehmens, Projektabhandlungen, Projektplanungen, Projektbewertungen und Vieles mehr beinhalten. Oder das The-ma „Entwicklung“: Die Entwicklung neuer Anlagen oder Maschinen nimmt bei vielen ERP-Kunden einen ausgesprochen hohen Stellenwert ein, die Kosten der Entwicklung werden dagegen selten sinnvoll überwacht. Wie beeinflussen die Entwicklungskosten das Herz des Unternehmens? Wie schlagen sie sich in der weiteren Verarbeitung nie-der? Das sind Dinge, die ein ERP-System heute bewerten muss. So gilt ein moderner ERP-Standard als zentrales Steuerungsmittel und nicht zu Unrecht als das Rückgrat ei-nes Unternehmens.

COSMO CONSULT – Die persönliche Wirbelsäule

Diesen Forderungen wird COSMO CONSULT mit den ERP-Standards Microsoft Dyna-mics NAV und Microsoft Dynamics AX gerecht. COSMO CONSULT arbeitet mit der am PMI-Standard (Project Management Institut) orientierten Einführungsmethodik für IT-Projekte. Alle Projekte werden konsequent nach der SureStep-Methode beim Kun-den implementiert. Das bedeutet für die Kunden maximale Sicherheit und Transparenz. Zudem bieten ERP-Standards ohne größeres Customizing den Vorteil, Updates und

AUTOR: COSMO CONSULT AG

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Upgrades ohne erheblichen zusätzlichen Aufwand vorzunehmen. Je näher eine Installation am Standard ist, desto einfa-cher die Aktualisierung auf den neuesten Stand der informationstechnologischen Möglichkeiten. Zahlreiche von COSMO CONSULT entwickelte und von Microsoft zertifizierte, branchenorientierte Module machen den ERP-Standard schließlich zur individuellen und branchenspezifischen Lösung. Ausgereift und tief in den Stan-dard integriert, erfordern Updates keinen weiteren Anpassungsaufwand.

Darüber hinaus ergänzt COSMO CONSULT sein Leistungsspektrum mit Microsoft Dynamics CRM und dem Do-kumentenmanagement- und Portalsys-tem Microsoft Office SharePoint. Mit dem Business Intelligence-Tool cc|bi 4dyna-mics auf der Basis von QlikView haben die Anwender alle Daten ihres Unternehmens jederzeit strukturiert und aussagekräftig verfügbar. Im Gegensatz zu klassischen Konnektoren ist cc|bi 4dynamics nicht nur reine Schnittstellentechnologie zu Dynamics NAV und Dynamics AX, son-dern liefert Kunden fertige Dashboards und Reports – sogenannten Business Content – für ihre Microsoft Dynamics ERP-Lösung. Bereit gestellt werden Aus-wertungen, Analysen und Kennzahlen für die Geschäftsbereiche Vertrieb und Verkauf, Einkauf und Beschaffung, Fi-nanzbuchhaltung und Controlling, Forde-rungs- und Debitorenmanagement, Lager und Logistik, Projektmanagement und Projektsteuerung sowie Produktion und Fertigung. Mit weiteren zertifizierten Branchen- und Speziallösungen auf der Basis von Micro-soft Dynamics trägt COSMO CONSULT sowohl den unterschiedlichen Bedürf-nissen seiner Zielbranchen als auch den speziellen Anforderungen seiner Kunden auf Basis von flexiblen Standardproduk-ten Rechnung. Mit den selbstentwickelten Lösungen werden leistungsstarke Werk-zeuge zur Verfügung gestellt, die den An-sprüchen der verschiedenen Rollen in Un-ternehmen optimal gerecht werden.

Die Praxis:So zeigen diese wenigen Beispiele exemp-larisch, wie hocheffizient und kostenspa-

rend ein ERP-System arbeiten kann, wenn man die technische und die kaufmän-nisch-administrative Welt über den reinen Datenaustausch hinaus quasi verheiratet. Nicht nur Daten hin und her schieben, sondern durchgängige Prozessketten dar-stellen und unterstützen ist gefordert. Daher gehört es zur Philosophie von COS-MO CONSULT, externe Systeme voll ins ERP-System zu integrieren. Ein modernes ERP-System muss durch Datenintegrati-on zur zentralen Datendrehscheibe eines Unternehmens werden. Aber da es um Bu-siness-Software für Menschen geht, sollen aber auch noch die Menschen, die Anwen-der zu Wort kommen. Einige Beispiele sol-len zeigen, wie durch COSMO CONSULT der Standard zur Individualsoftware gerät:

Der Individualfertiger:Bei der Ackermann GmbH, Wiesenbronn, einem in dritter Generation geführten Fa-milienunternehmen, liegen die Schwer-punkte auf dem Laden-, Messe- und Innenausbau, Zu-lieferteilen, der Pro-duktentwicklung sowie der Architek-tur und Kunstob-jekten. Holz- und Holzwerkstoffe, Mi-n e ra lwe rk s to f f e , Gips- und Gipsfa-serwerkstoffe, Me-tall sowie Textilien, Leder und Schaum-stoffe werden mit einem vielseitigen Maschinenpark be-arbeitet. Manfred Weid, Prokurist und technischer Gesamtbetriebslei-ter, beschreibt die Aufgaben so: „Im Prinzip sind wir der Zulieferer für den Ladenbauer, den Messebauer oder den Architekten. Also für gewerbliche Kunden, die wiede-rum einen Endkun-den haben.“

Das bis 2010 genutzte, speziell für Hand-werksbetriebe genutzte ERP-System war dem Unternehmen aber zu statisch. „Wir sind reine Individualfertiger. Wir brau-chen ein dynamisches System, in dem wir permanent benutzerspezifische Anpas-sungen für unsere oft sehr komplexen und unterschiedlichen Aufträge vornehmen können. Das reicht vom Ausfräsen einer Tischplatte bis zum Lichttestmodell für den Louvre in Abu Dhabi, das komplett in Aluminium gefertigt werden musste“, so Weid. Daher wurde 2011 Microsoft Dy-namics NAV eingeführt, da man hier den klaren Vorteil sah, das Programm indivi-duell an die Ackermann-Prozesse anpas-sen zu können. Als wichtige Ergänzung sollte noch eine BDE-Lösung zum opti-malen Erfolg beitragen.

„Mit COSMO CONSULT gab es dann ein Meeting und wir merkten schnell, dass die mit cc|bde eine selbst entwickelte Lö-

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sung hatten, bei der gerade die Punkte klar ausdefiniert waren, die uns beschäf-tigten. Und unsere offenen Frage wurden schnell, konzentriert und vor allem fach-kundig bearbeitet“, erinnert sich Weid. Wichtig für die Entscheidung für cc|b-de war auch, dass sich die von Microsoft zertifizierte Lösung total in Dynamics NAV integrieren lässt. „Für einen mittel-ständischen Betrieb ist es ein Argument, wenn Zusatzmodule bei einem Update nicht extra aufwändig und kostenintensiv angepasst werden müssen“, fügt Weid an und resümiert: „Dass das BDE von COS-MO CONSULT so offen und flexibel ist, dass wir es auch später noch jederzeit an-passen können, war ein wichtiger Grund, warum wir uns dafür entschieden haben. Das hat mit anderen Branchenlösungen nur sehr schwer oder gar nicht funktio-niert. Zudem unterstützt die Flexibilität, die uns der Standard von Dynamics NAV und die COSMO CONSULT-Lösung bie-ten, in hohem Maße unsere innovative Individualfertigung.“ Des Weiteren er-möglicht die BDE die direkte Kontrolle der laufenden Aufträge und eine bessere Aus-sagefähigkeit über ihren aktuellen Status. Die Zeitersparnis durch den Wegfall von Eingaben und doppelten Listen sowie die schnellere, zeitnahe Abrechnung der Pro-jekte sind weitere beachtliche Vorteile von cc|bde.

Der Internethändler:Als der Online-Brillenhändler Mister Spex im Frühjahr 2008 an den Markt ging, re-agierte die Branche zunächst skeptisch. Doch Qualität und ein faires Preis-Leis-tungs-Verhältnis führten rasch zum Er-folg. Entscheidend für die rasante Ent-wicklung war auch der Kundenservice, das riesige Sortiment mit den mehr als 5.000 Korrektions- und Sonnenbrillen und die gelungene Präsentation im Web-

shop. Zahlreiche Filterfunktionen helfen hier, die eigene Wunschbrille in wenigen Schritten inklusive Gestell, Gläsern und gegebenenfalls Tönung auszuwählen.

In Sachen Unternehmenssoftware setzte Mister Spex zunächst auf eine Eigenent-wicklung, die ein Buchhaltungssystem er-gänzte. Doch wegen des rasanten Wachs-tums musste man Prioritäten setzen. „Wir haben noch viel vor und wollen uns künf-tig voll auf das ‚Front-end’ konzentrieren. Um den notwendigen Spielraum zu schaf-fen, war es daher sinnvoll, die Prozesse in der Buchhaltung, Auftragsbearbeitung und Logistik zu standardisieren und vom Frontend ins Backend zu verlagern“, er-klärt Hannes Schrödter, Leiter des Pro-duktmanagements.

Ende 2010 ging ein Projektteam mit ei-nem detaillierten Fragebogen bewaffnet in die Marktsondierung. Einen wichtigen Aspekt bildete dabei die Flexibilität der Programmstruktur. Schließlich galt es, die zahlreichen Besonderheiten der Au-genoptik abzubilden und das vorhandene E-Commerce-System anzubinden. „Wir haben uns einige Installationen live ange-sehen und schnell erkannt, dass Microsoft im Mittelstand einen guten Ruf genießt“, so Schrödter. So fiel Ende 2010 die Wahl auf Microsoft Dynamics NAV und den Microsoft-Partner COSMO CONSULT.

Den Auftakt bei der Implementierung machte Ende Januar 2011 die Finanzbuch-haltung. Im Frühjahr begann dann die Umstellung des operativen Geschäfts mit einer detaillierten Prozessanalyse. Der Flowcharter „Microsoft Visio“ und die von Microsoft speziell entwickelte Projektme-thodik Sure Step halfen dabei. Zusätzlich setzte das Projektteam das Workflow-Mo-dul „cc|workflow“ von COSMO CONSULT

ein, um die Geschäftsprozesse in Dyna-mics NAV optimal abzubilden. „Wir hat-ten viele eigene Optimierungsideen, hiel-ten uns aber – wo immer es sich anbot – an den Standard von Dynamics NAV“, erklärt Schrödter.

Hinzu kamen Schnittstellen zu diversen Zahlungsdienstleistern und dem haus-eigenen E-Commerce-System. Letzteres wurde mit einem speziell entwickelten Web-Service an Dynamics NAV angebun-den. Eine Herausforderung der besonde-ren Art war das hohe Datenvolumen. So musste man rund eine halbe Million Da-tensätze aus dem Vorgängersystem über-nehmen – und in Spitzenzeiten kommen täglich bis zu 3.000 weitere Aufträge aus dem Webshop hinzu.

Seit September 2011 begleiten hoch auto-matisierte Prozesse das Geschäft von Mis-ter Spex. Kunden erhalten bei jeder Auf-tragsänderung automatisch in Dynamics NAV ausgelöste E-Mail-Bestätigungen. Zahlungseingänge bucht die Unterneh-menssoftware weitgehend automatisch. In der Logistik sorgen Artikelreservie-rungen und Bestellvorschläge für bessere Prozesseffizienz. „Das Automatisierungs-niveau ist heute deutlich gestiegen. Ent-scheidend ist für uns jedoch etwas ande-res: Wir haben jetzt die Perspektive, auf Basis einer gesunden Infrastruktur weiter zu wachsen und Teile der IT je nach Bedarf zu verlagern. COSMO CONSULT hat mit offener Kommunikation, professionellem Qualitätsmanagement und gut vorberei-teten Workshops bestätigt, dass wir da-mals die richtige Entscheidung getroffen haben“, freut sich Schrödter und sieht in der Zusammenarbeit eine perfekte Basis für Folgeprojekte.

CASE STUDY - COSMO CONSULT

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CASE STUDY - AMS UND AUMANN

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„Mit Erfahrung in der Wickeltechnik und in der Automation von Herstellungsprozessen unterscheiden wir uns vom nationa-len und internationalen Wettbewerb“, erklärt Guido Reckmann, Mitglied der Geschäftsführung von Aumann, und erläutert: „Die Mehrzahl unserer Projekte beschränkt sich keineswegs nur auf die Lieferung der Wickel- und Drahtlackiertechnik. Stattdessen durchdenken wir den gesamten Fertigungsprozess des Kunden und konzipieren eine Anlage, auf der er die Herstellung seines Endprodukts in all ihren Einzelschritten automatisieren kann.“ Das Anwendungsspektrum ist groß. Im Zentrum stehen Motoren für diverse Elektroniksysteme in Autos, wie zum Beispiel Stellan-triebe, Zentralverriegelungen oder Antiblockiersysteme. Hinzu kommt eine Reihe weiterer Zielmärkte. Unter anderem errichtet Aumann Montagelinien für Pumpen- und Ventilhersteller oder Anbieter von Medizintechnik. Komplette Fertigungsstraßen kön-nen bis zu 100 Meter lang sein und haben ein Volumen von bis zu 8 Mio. Euro. Hierbei konzentriert sich der Einzelfertiger auf die Bereiche Ideenfindung, Konstruktion und SPS-Programmierung. Da das Unternehmen keine eigene Vorfertigung vorhält, kauft es die Fertigungsteile in einem Netzwerk von Partnerunternehmen ein. Gleiches gilt für die Zuführ-, Schweiß-, Press-, Löt-, Kleb- und Prüftechnik, die Aumann in seine Automationslösungen integriert. Der Materialanteil am Gesamtumsatz liegt daher bei rund 50%.

Auf Draht bei Aumannkomplexe Automatisierungsprojekte mit durchgängigem Auftragsmanagement steuern

Aumann zählt zu den weltweit führenden Maschinenbauern im Bereich Drahtlackier- und Spulenwickeltechnik. Hinzu kommt die Automation von vielfältigen Herstellungsprozes-sen. Dabei ist Aumann global der einzige Anbieter, der über das Know-how und die Er-

fahrung von der Drahtherstellung über das Bewickeln bis hin zur umfangreichen Montage des Endproduktes verfügt. Kernmarkt ist die Herstellung von Maschinen für die Fahrzeugindustrie, mit denen sich Elektromotoren und elektronische Komponenten fertigen lassen. Hierbei erstellt der Sondermaschinenbauer kundenspezifisch Fertigungssysteme. Um die kapitalintensiven Pro-jekte nicht nur technisch, sondern auch wirtschaftlich zum Erfolg zu führen, strebt Aumann ein Höchstmaß an Prozesstransparenz an. Das Unternehmen gewinnt diese Sicht durch ein Auf-trags-managementsystem, das sämtliche Abläufe von der Konstruktion über die Beschaffung und Fertigung bis zur Montage und Auslieferung vernetzt und in Echtzeit auswertbar macht.

AUTOR: ams.Solution AG

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CASE STUDY - AMS UND AUMANN

105Competence Book - ERP

„Um komplexe Automatisierungsauf-träge erfolgreich zu steuern, müssen wir den Projektfortschritt über die ge-samte Wert-schöpfungskette hinweg transparent machen. Hierzu brauchen wir präzise Online-Informationen“, be-tont Guido Reckmann: „Nur wenn wir den Arbeitsfortschritt, die Budgettreue und den Lieferstatus aller Teilprojekte kennen, gewinnen wir eine ausreichen-de Planungs-sicherheit. In unserer alten EDV-Welt war eine solche Sicht jedoch nur ansatzweise zu haben.“ Bis Ende 2009 stützte sich die Informationstechnologie des mittelständischen Unternehmens auf mehrere Einzellösungen, die sich um eine Standardsoftware für die Materialwirt-schaft und eine davon losgelöste Finanz-buchhaltung rankten. Die unterschiedli-chen Systeme waren über einen Zeitraum von drei Jahrzehnten gewachsen, so dass ein unternehmensweiter Datenaustausch nur eingeschränkt möglich war. Erschwerend kam hinzu, dass die Lösun-gen auf einer veralteten AS/400-Plattform liefen. „Insbesondere neuen Mitarbei-tern fiel es zunehmend schwerer, sich das Fachwissen anzueignen, um die Anwen-dungen nutzen zu können“, erinnert sich Guido Reckmann, der seit 2009 den IT-Be-reich verantwortet. Doch auch alt gedien-te Mitarbeiter stießen recht schnell an ihre Grenzen. Abfragen aus dem System und geänderte oder neue Berichtsforma-te konnte nur ein einziger zentraler EDV Mitarbeiter erstellen, der dementspre-chend stark ausgelastet war. SystemwechselAngesichts der permanent steigenden Anforderungen im Projekt-controlling machte sich Aumann 2009 auf die Suche nach einer geeigneten betriebswirtschaft-lichen Unternehmenssoftware (engl. Enterprise Resource Planning, ERP). Ziel war es, sämtliche Wert-schöpfungspro-zesse in einer einzigen IT-Lösung abzubil-den. Nach einem viermonatigen Auswahl-verfahren entschied sich Aumann für das Auftragsmanagementsystem ams.erp, das die ams.Solution AG speziell für die Ein-zelfertigung ausgelegt hat. Den Ausschlag gaben die Spezialisierung der Unterneh-menssoftware und das Prozess-wissen der ams-Berater.

„Um unsere Entscheidung abzusichern, haben wir eine Art Probefahrt in der neu-en Software gemacht. Mitarbeiter aus al-len Geschäftsbereichen erhielten Zugriff auf eine Testumgebung, um typische Geschäftsprozesse durchzuspielen“, be-schreibt Guido Reckmann das damalige Vorgehen. „Diese Probefahrt war sehr aufschlussreich. Wenn man selbst buchen muss, lernt man die Qualität einer Soft-ware deutlich schneller kennen, als wenn man nur dem Anbieter über die Schulter schaut.“ Ihr Hauptaugenmerk legten die Testfahrer auf die Frage, ob sie ihr Pro-jektmanagement inklusive der Terminver-folgung ausreichend abbilden konnten. Hierzu wurde eine Reihe prototypischer Aufträge in der Testumgebung angelegt und vollständig durchgespielt. Gemeinsam mit den ams-Beratern brach-te Aumann die neue Geschäftssoftware dann innerhalb von vier Monaten an den Start. Das mittelständische Unternehmen nutzte den modularen Aufbau von ams.erp und führte zunächst die Zeitwirtschaft und einen Monat später das Kundenda-tenmanagement (CRM Modul) ein. Das Vorziehen der Zeitwirtschaft bot sich an, da sich die Lösung sinnvoll nutzen lässt, ohne dass die übrigen ERP-Informationen vorliegen müssen. „Auf diese Weise konn-ten sich unsere Anwender schrittweise an das neue System gewöhnen“, hebt Guido Reckmann hervor und fügt hinzu: „Die-ses Vorgehen kann ich jedem empfehlen, dessen Ressourcen stark eingegrenzt sind. Mit dem Vorziehen der Zeitwirtschaft erledigt man ein ganz wesentliches Ar-beitspaket vorab. Viele Anwender unter-schätzen, welch hohen Beratungs- und Einstellungsaufwand gerade die Zeitwirt-schaft mit sich bringt.“ Losgröße einsAumann entschied sich bewusst gegen in-dividuelle Anpassungen und bildete alle Arbeitsabläufe im Standard der neuen Ge-schäfts-software ab. Der Auftragsdurch-lauf reicht von der Planung, Projek-tie-rung und Kalkulation über Konstruktion, Disposition, Einkauf, Montage, Inbetrieb-nahme und Optimierung bis zu Versand und Endmontage. Hierbei nutzte der Son-dermaschinenbauer die Einführung, um

seine Produktdaten zu bereinigen. Ob-wohl Aumann naturgemäß mit der Los-größe eins fertigt, waren die Anwender im alten System dazu gezwungen gewesen, jedes verwendete Teil als einzelnen Artikel anzulegen. Auf diese Weise war ein Arti-kelstamm von einer Viertelmillion Teilen herangewachsen. Nach eingehender Ana-lyse blieben gerade einmal 8000 Artikel übrig, bei denen das Einführungs-Team davon ausging, dass diese Teile auch in Folgeprojekten noch einmal zum Einsatz kommen könnten. Guido Reckmann ist sich sicher, dass Au-manns Produktentwickler die zurück-gewonnene Übersichtlichkeit bewahren werden: „Seit dem Systemwechsel pro-fitieren wir davon, dass wir in ams.erp vorzugsweise auch mit sogenannten Auf-tragsteilen arbeiten können. Da wir diese O-Teile rein auftragsspezifisch anlegen, brauchen wir sie nicht weiterzupflegen, wenn der zugehörige Auftrag abgeschlos-sen ist. Auf diese Weise halten wir den Artikelstamm schlank und leicht adminis-trierbar.“ VariantenkonfigurationZusätzliche Transparenz verschafft sich Aumann bei der Konzeption der Ferti-gungslinien. Hier nutzt das Unternehmen den in ams.erp integrierten Variantenge-nerator, um die große Auswahl geeigneter und bereits eingesetzter Technologien transparent zu machen. Geschäftsführer Guido Reckmann erläutert das Vorgehen: „Eine Produktionslinie besteht aus einer Kette hintereinandergeschalteter Statio-nen, welche die einzelnen Fertigungs- und Montageschritte abbilden. Jede Station setzt sich aus einer Reihe unterschiedli-cher Komponenten zusammen. Was diese Komponenten kosten und was sie können, ist uns zumindest in Varianten bekannt. Mit dem Variantengenerator strukturieren wir dieses Marktwissen und standardisie-ren unsere gesamten Geschäftsprozesse.“ In einer späteren Ausbaustufe will Au-mann eine Zusatzfunktion des Genera-tors nutzen, die darin besteht, Stücklis-ten aus den Konfi-gurationen abzuleiten. Diese Stücklisten dienen dann als Aus-gangs-punkt für die Konstrukteure, um

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amsD i e E R P - L ö s u n g

Prozesse verstehen. Transparenz gestalten.

CASE STUDY - AMS UND AUMANN

106 Competence Book - ERP

die vorkonfigurierte Anlagenkompo-nente auftragsspezifisch weiterzuentwickeln. Bei den hauseigenen Standardwickelma-schinen hat der Einzelfertiger die Grundlagen-arbeit bereits ab-geschlossen und die Fertigungsstücklisten aller gängigen Varian-ten eingepflegt. Mitlaufende Kalkulation Im Mittel organisiert Aumann etwa 30 Projekte, die parallel lau-fen oder sich zumindest in Teilen überschneiden. Typischerweise liegen die Durchlaufzeiten bei 10 bis 18 Monaten. Ob der Auf-tragsverlauf den Zeit- und Budgetplänen entspricht, zeigt die mitlaufende Kalku-lation: Permanent gleicht das Auftragsma-nagementsystem die Ist- mit den Solldaten ab und zeichnet ein detailliertes Bild des aktuellen Projektfortschritts. Da die mitlau-fende Kalkulation eventuelle Schief-lagen bereits in ihrer Entste-hung erkennbar macht, gewinnen die Verantwortlichen Zeit, um Gegenmaßnahmen frühzeitig einzuleiten. Aumanns Führungsmannschaft arbeitet mit Dashboards, welche die erfolgskritischen Informationen eines Auftrags in einer ein-zigen Benutzeroberfläche zusammenführen. Dank der Integra-tion in das Auftragsmanagementsystem treffen die Projektdaten in Echtzeit ein. Die Kennzahlen dienen der Budgetkontrolle, der Überwachung des Projektfortschritts sowie dem Ressourcen-, Kapazitäts- und Materialmanagement. Zudem geben die Das-hboards den Finanzie-rungsgrad und die Zahlungsplanung der Aufträge wieder. Zeigt sich ein Handlungsbedarf, so gelangen die Anwender per Mausklick in die Bereiche des Auftragsmanage-ments, in denen sie die Ursachen-analyse vertiefen und erforder-liche Ausgleichsmaßnahmen wirt-schaftlich einleiten können.

Unternehmenskennzahlen„Für die Geschäftsführung haben wir ein eigenes Manage-ment-Dashboard entwickelt. Dieses zusätzliche Dashboard erlaubt es uns, die Informationen des Auftragsmanagements auftragsübergreifend zu verdichten“, erklärt Guido Reckmann und fügt hinzu: „Eine solche Eigenentwicklung ist im Übrigen alles andere als Hexerei. Da ams.erp die Entwicklungsumgebung Microsoft SQL Server Reporting Services unterstützt, reichen normale SQL-Kenntnisse, um sich ein solches Dashboard maß-zuschneidern.“ Das Finanz-Dashboard gewährt den Managern sowohl eine ak-tuelle als auch eine zukunftsbezogene Sicht auf den Geschäfts-verlauf. Die Lösung stützt sich vor allem auf die Daten der Fi-nanzbuchhaltung und der Kostenrechnung. Es entsteht ein vollständiges Set an Ist- und Plan-Kennzahlen, die zum Beispiel über die Gesamtheit der zu erwartenden Finanzbewegungen in-formieren. Zudem erhalten die Führungskräfte eine Umsatzvor-schau, die den Auftragsbestand und die damit einhergehenden Rechnungstermine auswertet. Die Umsatzvorschau lässt sich zeitlich erweitern, indem das Controlling die Umsatzerwartung der noch offenen Angebote mit einrechnet. „Mit diesen Informa-tionen sichern wir die Liquidität des gesamten Unternehmens“, fasst Geschäftsführer Guido Reckmann den Nutzen der Kenn-zahlen zusammen. „Auf diese Weise erschließen wir das erfor-derliche Wissen, um die betriebswirtschaftlichen Risiken unserer Generalunternehmerprojekte sicher zu beherrschen.“

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amsD i e E R P - L ö s u n g

Prozesse verstehen. Transparenz gestalten.

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Anwenderbericht „Wilhelm Schmitt GmbH“ Die Wilhelm Schmitt GmbH, im Jahr 1935 als Installations- und Heizungsbauunternehmen gegründet, bietet heute ein breites Leistungsspektrum an: von Heiz- und Kältetechnik über Gebäudetechnik bis hin zu Blockheizkraftwerken. Mit Hilfe der ERP-Lösungen von HS behält der Familienbetrieb den kaufmännischen Überblick. Der Buchhaltungs-leiter schätzt vor allem das Preis-Leistungs-Verhältnis der Software.

www.hamburger-software.de/referenzen

Anwenderbericht „Beckhoff Automation GmbH“ Die Beckhoff Automation GmbH, ein Anbieter von Steuerungslösungen für alle Bereiche der Automatisierung, hat mit der Digitalen Personalakte von HS ein effizientes System zur Personalverwaltung seiner rund 2.000 Mitarbeiter eingeführt. Zu den Vorteilen der elektronischen Lösung zählt aus Sicht der Benutzerinnen insbesondere der Zeitge-winn, etwa durch die automatische Dokumentenablage.

www.hamburger-software.de/referenzen

Weitere Case Study´s und Produktinformationen unserer Partner

Case Study „Jakob Müller AG“ Als Weltmarktführer hält der Sondermaschinenbauer Jakob Müller AG bei Bandwebmaschinen die Spitzenposition. Ob in China, Deutschland, der Schweiz oder in den USA – weltweit setzen die Schweizer auf das ERP-System oxai-on. Voraussetzung für die Herstellung der Maschinen ist eine exakte Produktionsplanung und Materialdisposition. Im Mittelpunkt steht ein flexibler Variantenkonfigurator.

www.competence-site.de/Case-Study-Jakob-Mueller-AG

Case Study „Lindner Group“ Die Lindner-Gruppe behält stets den Überblick, wenn es um die Abwicklung komplexer Bauprojekte geht. Großen Anteil hat das integrierte Projektmanagement der ERP-Software von oxaion. Ob Kosten, Material, Termine oder Dokumente – im Projektmanagement ist alles strukturiert und transparent abgebildet. Lindner beschäftigt weltweit rund 4800 Mitarbeiter und ist in 20 Ländern vertreten. Immer im Einsatz: die ERP-Software von oxaion.

www.competence-site.de/Case-Study-Lindner-Group

CASE STUDY - WEITERE CASE STUDY´S

108 Competence Book - ERP

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Anwenderbericht „MLS Lanny GmbH“ Die MLS Lanny GmbH entwickelt, produziert und vertreibt weltweit Ventile für die unterschiedlichsten Anwendungen in der Fluidtechnik. Die Stärke der MLS Lanny GmbH ist die Entwicklung von Sonderlösungen, die flexibel an jeden Kunden angepasst werden. Seit dem Jahr 2011 unterstützt die JOBDISPO Suite den reibungslosen Ablauf bei MLS in der Fertigung sowie in der Planung von Ventilen.

www.fauser.ag/referenzen

Anwenderbericht „Kurt Schmidt GmbH“ Kurt Schmidt fertigt CNC-Sonderteile und Komponenten aus nahezu allen Werkstoffen. Mitte 2005 übernahm man mit Zeidler & Uhl einen Hersteller von Behältern, Rohr- und Blechteilen mit 50 Mitarbeitern, nahm ERP von AP heraus und setzt seither dort auch JOBDISPO ein. 2014 folgte dann NIWAR nach dem gleichen Prinzip, um auch bei dem Trommel- und Spulenhersteller alles herauszuholen.

www.fauser.ag/referenzen

CASE STUDY - WEITERE CASE STUDY´S

109Competence Book - ERP

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BRANCHENÜBERSICHT

110 Competence Book - ERP

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Case Studies &Produktinformationen

Branchenübersicht

85 Kumavision ERP-Lösung KUMAVISION factory für Förderanlagen im Bergbau

88 Asseco Maschinenring Österreich: Ring frei für APplus

90 Microsoft Mit Dynamics AX 2012 schlank in die Zukunft

92 Cosmo Consult Integrierte Module statt Individualprogrammierung

95 Asseco Der Weltmarktführer für Luftpumpen und Schutzbleche ist mit APplus für die Zukunft gerüstet

97 ams.Solution AG Wachstum organisieren

101 COSMO CONSULT AG Ein Partner für alle Fälle

104 ams.Solution AG Auf Draht bei Aumann

106 Diverse Branchen Weitere Case Studies und Produktinformationen unse- rer Partner

112 Informationsquellen

114 Unternehmen

119 Experten

126 Glossar

INHALT

111Competence Book - ERP

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Wikipediabeiträge zu ERP In Wikipedia finden Sie zum Thema MES u.a. folgende Beiträge:

de.wikipedia.org/wiki/Enterprise-Resource-Planning

Anwenderbericht „Wilhelm Schmitt GmbH“ Die Wilhelm Schmitt GmbH, im Jahr 1935 als Installations- und Heizungsbauunternehmen gegründet, bietet heute ein breites Leistungsspektrum an: von Heiz- und Kältetechnik über Gebäudetechnik bis hin zu Blockheizkraftwerken. Mit Hilfe der ERP-Lösungen von HS behält der Familienbetrieb den kaufmännischen Überblick. Der Buchhaltungs-leiter schätzt vor allem das Preis-Leistungs-Verhältnis der Software.

www.hamburger-software.de/referenzen

Anwenderbericht „Beckhoff Automation GmbH“ Die Beckhoff Automation GmbH, ein Anbieter von Steuerungslösungen für alle Bereiche der Automatisierung, hat mit der Digitalen Personalakte von HS ein effizientes System zur Personalverwaltung seiner rund 2.000 Mitarbeiter eingeführt. Zu den Vorteilen der elektronischen Lösung zählt aus Sicht der Benutzerinnen insbesondere der Zeitge-winn, etwa durch die automatische Dokumentenablage.

www.hamburger-software.de/referenzen

INFO Infotext...

InformationsquellenWikipedia, Richtlinien und Normen

BRANCHENÜBERSICHT - INFORMATIONSQUELLEN

112 Competence Book - ERP

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KUMAVISION AGwww.kumavision.de

Tel.: +49 754 4966-300Ihr Kontakt: Armin [email protected]

Kumavision AG entwickelt und implementiert ERP-Systeme für mittel-ständische Unternehmen auf Basis der modernen Softwareplattform Microsoft Dynamics NAV. Seit vielen Jahren auf die Fertigungsindus-trie spezialisiert, ergänzen Branchenlösungen für Handel, Healthcare und Professional Services sowie CRM- und DMS-Lösungen das Portfolio. Mit 280 Mitarbeitern an 14 Standorten gehört Kumavision zu den leistungsfähigsten Partnern für Microsoft Businesslösungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Über 600 Kunden profi-tieren bereits von dem Erfahrungspotenzial des in Markdorf am Bo-densee ansässigen IT-Dienstleisters.

Microsoftwww.microsoft.com/de-de/

Tel.: +49 221801010-97Ihr Kontakt: Frank [email protected]

Microsoft ist weltweit führender Hersteller von Standardsoftware, Services und Lösungen. Sie helfen Menschen sowie Unternehmen aller Branchen und Größen ihr Potenzial voll zu entfalten. Sicherheit und Zuverlässigkeit, Innovation und Integration sowie Offenheit und Interoperabilität stehen bei der Entwicklung aller Microsoft-Produkte im Mittelpunkt. Microsoft Dynamics steht für integrierte, flexible Un-ternehmenssoftware, die zur langfristigen Sicherung Ihres Erfolgs bei-trägt und Sie darin unterstützt, schnell fundierte Geschäftsentschei-dungen zu treffen. Ob Customer Relationship Management (CRM) oder Enterprise Resource Planning (ERP), ob Finanzmanagement, Supply Chain Management oder Business Intelligence und Repor-ting: Mit Microsoft Dynamics werden täglich anfallende Aufgaben und zentrale Geschäftsprozesse durchgängig automatisiert und optimiert. www.microsoftdynamics.de

BRANCHENÜBERSICHT - UNTERNEHMEN

114 Competence Book - ERP

Unternehmen

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ORACLE Deutschland B.V. & Co. KGwww.oracle.com/de

Tel.: Ihr Kontakt: [email protected]

Oracle entwickelt Hardware und Software, die für den Einsatz in der Cloud und im Rechenzentrum optimal aufeinander abgestimmt sind. 380.000 Kunden jeder Größe und Branche setzen in 145 Ländern der Welt Produkte und Lösungen von Oracle ein. Im Fiskaljahr 2013, das zum 31. Mai 2013 endete, erzielte Oracle weltweit einen Umsatz von 37,2 Milliarden US-Dollar. Oracle beschäftigt weltweit 108.000 Mitarbeiter, darunter 32.000 Entwickler, 18.000 Support-Mitarbeiter und 17.000 Consulting-Experten.

Ihr Unternehmenwww.ihrunternehmen.com

Tel.: +49 00 0000 0000Ihr Kontakt: [email protected]

Harit esciendis sae doluptatust voluptis acerfer ectiis nonemquam sunt autecto berchitem ent ellaboreici optatii simus, sequi adi blanisquo occus.Accuscia doloriosam sitibus, volupta tetur, quaerum dolorpostem non re, corpos dolut aut re pliquatur, et eum que voluptati debis dem que imus, totatem quodios nempos moloribusam, omni restem harume volorrum que endanihit es doluptat esti quate derupient vit laborepe vitatur? Qui unt, audit, cus moluptas dolorae soluptasi bla que voluptatate idust ut volut optas esendesequo mi, et unt, venturi atusaped ea quam quidel invenet audamusae. Officae volorest

COSMO CONSULT Gruppewww.cosmoconsult.com

Tel.: +49 303 43815-0Ihr Kontakt: Katja [email protected]

COSMO CONSULT hat auf die Implementierung und das System-management von Branchen- und Business-Lösungen auf Basis moderner Software Technologien spezialisiert. Für die branchenori-entierten Gesamtlösungen für mittelständische Fertigungs-, Dienst-leistungs- und Handelsunternehmen steht zudem ein umfangreiches Angebot an Branchen- und Speziallösungen auf Basis von Microsoft Dynamics und QlikView zur Verfügung. Darüber hinaus ergänzt COSMO CONSULT das Leistungsspektrum mit dem CRM-System Microsoft Dynamics CRM und dem Doku-mentenmanagement- und Portalsystem Microsoft SharePoint, die sich nahtlos in die Systemwelt des ERP-Systems einfügen.

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115Competence Book - ERP

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Asseco Solutions AGwww.asseco.com

Tel.: +49 721 91432-0Ihr Kontakt: Thorsten [email protected]

Bei der Asseco Solutions handelt es sich um den Zusammenschluss technologisch führender ERP-Anbieter aus fünf Nationen innerhalb der Asseco-Gruppe. Die einzelnen Unternehmen profilierten sich be-reits in der Vergangenheit mit technologisch und funktional führenden Lösungen als kompetente Partner für internetbasierende Unterneh-menssoftware in ihren jeweiligen Ländern. Das umfangreiche Portfo-lio an ERP-Technologien der Asseco Solutions geht dabei weit über das Leistungsspektrum herkömmlicher ERP-Lösungen hinaus und integriert durchgängig eine nahezu unbegrenzte Anzahl an zusätzli-chen Funktionalitäten. Die Asseco Solutions garantiert mit über 700 Beschäftigten und durch den Einsatz modernster Web-Technologien (Web Services, XML, SOAP) eine langfristige Investitionssicherheit, einfache und kostengünstige Administration und hohe Benutzerak-zeptanz bei einem ausgezeichneten Preis-Leistungsverhältnis. Maß-geschneiderte Lösungen für die unterschiedlichsten Unternehmens-größen und Branchen - neben Industrie und öffentlicher Verwaltung auch Gastronomie - stehen für eine konsequente Kunden- und Marktorientierung. Die Asseco Solutions gehört zur Asseco-Gruppe mit über 16.600 Mitarbeitern.

PSIPENTA Software Systems GmbHwww.psipenta.de

Tel.: +49 800 377496-8Ihr Kontakt: Peter [email protected]

SAP Deutschland AG & Co. KGwww.sap.de/mittelstand

Tel.: +49 622 77474-74Ihr Kontakt: Jochen Wieß[email protected]

godesys AGwww.godesys.de

Tel.: +49 6131 959 77-0Ihr Kontakt: Godelef Kü[email protected]

BRANCHENÜBERSICHT - UNTERNEHMEN

116 Competence Book - ERP

Page 116: Erp competence book_20141017

HS - Hamburger Software GmbH & Co. KGwww.hamburger-software.de

Tel.: +49 406 32 97-333Ihr Kontakt: Kai [email protected]

Seit 1979 am Markt, bietet HS als einer der führenden deutschen Hersteller modulare ERP-Software für Auftragsbearbeitung, Finanz-buch¬haltung, Lohnabrechnung und Personalmanagement (u. a. Digitale Personalakte) an. Ebenfalls erhältlich: Archiv- und Dokumen-tenmanagementlösungen.

mesonic software gmbhwww.mesonic.com

Tel.: +49 4263 93 90-0Ihr Kontakt: Heike [email protected]

mesonic entwickelt seit 1978 Standardsoftwareprogramme für ERP, CRM, PPS und mobile Anwendungen in kleinen und mittelständi-schen Unternehmen. Die Lösungen des international tätigen Herstel-lers kommen in mehreren Tausend Unternehmen aus allen Bereichen von Handel, Dienstleistung, Industrie, Verbänden und Vereinen zum Einsatz. Den Vertrieb und die Kundenbetreuung vor Ort übernehmen qualifizierte und autorisierte Fachhandelspartner.

oxaion agwww.oxaion.de

Tel.: +49 724 35 90 67 77Ihr Kontakt: Stephan Dü[email protected]

Die oxaion ag zählt zu den führenden Anbietern betriebswirtschaft-licher Komplettsoftware für den Mittelstand. Neben den klassischen ERP-Modulen wie Warenwirtschaft, Vertrieb und Produktion decken die Lösungen eine Vielzahl weiterer Themen ab. Die Software ist in-ternational ausgerichtet und steht in zahlreichen Sprachversionen zur Verfügung.

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117Competence Book - ERP

Page 117: Erp competence book_20141017

FAUSER AGwww.fauser.ag

Tel.: +49 8105 77 98 - 0Ihr Kontakt: Marc-Antonio [email protected]

Die FAUSER AG ist bereits seit 1994 ein international tätiger Soft-warehersteller und Lösungsanbieter für mittelständische Industrieun-ternehmen. An fünf Standorten in Deutschland und Ungarn entwi-ckelt, vertreibt und wartet die FAUSER AG Softwarelösungen für die Produktion.

ams.Solution AGwww.ams-erp.com

Tel.: +49 2131 40669-0Ihr Kontakt: Manfred [email protected]

Das Beratungs- und Softwarehaus ams.Solution AG ist Spezialist für Entwicklung, Implementierung und Betreuung von kundenorientierten ERP-Lösungen im Maschinen-, Anlagen-, Metall- und Innenausbau. Auf Basis der Standardsoftware ams.erp realisiert ams schlanke Unternehmensorganisationen speziell für die Einzel-, Auftrags- und Variantenfertigung. Das Auftragsmanagementsystem ams.erp setzt sämtliche Anforderungen für Einzel- und Auftragsfertiger des VD-MA-IT-Workshops erfolgreich um. Europaweit wurden mehr als 650 Kundenprojekte mit mehr als 22.000 Anwendern erfolgreich abge-schlossen. 2014 zeichnete die Initiative Mittelstand die ams.Soluti-on AG mit dem Innovationspreis-IT aus. Zudem erhält ams.Solution Bestnoten für sein Beratungsangebot: Der Unternehmens vergleich Top Consultant hat für die Jahre 2014/2015 bestätigt, dass die ams-Berater die komplexen Anforderungen ihres Zielmarktes kom-petent erfüllen.

BRANCHENÜBERSICHT - UNTERNEHMEN

118 Competence Book - ERP

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ExpertenGronau, Norbert (Dr.-Ing.)[email protected]

UniversitätsprofessorUniversität Potsdam

Norbert Gronau gehört zu den wenigen Persönlichkeiten, die nicht nur Brücken zwischen Wissenschaft und Praxis bauen, sondern diese auch mehrmals täglich überqueren. Er ist Inhaber des Lehrstuhls für Wirt-schaftsinformatik und Electronic Government an der Universität Pots-dam und wissenschaftlicher Direktor des dort angesiedelten Centers for Enterprise Research. Unter der Leitung von Professor Gronau forschen über 30 Mitarbeiter zur integrierten Gestaltung von Geschäftsprozes-sen und Unternehmenssoftware wie etwa ERP-Systemen sowie zu den Grundlagen von Wissen, Lernen und Bilden.

Wochinger, Thomas (Dipl.-Wi.-Ing.)

Gruppenleiter Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA)

Dipl.-Wi.-Ing. Thomas Wochinger ist Gruppenleiter Produktionsplanung und -steuerung in der Abteilung Auftragsmanagement und Wertschöp-fungsnetze des Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automa-tisierung (IPA).

Sontow, [email protected]

VorstandTrovarit AG

Dr. Karsten Sontow, Jahrgang 1967, ist Gründer und Vorstand der Tro-varit AG, Aachen, einem Spezialisten für die Evaluation von Business Software (z.B. ERP, CRM, ECM, BI). Dort verantwortet er die Bereiche Marketing, Account Management, Research und Finanzen. Dr. Sontow studierte Maschinenbau und Betriebswirtschaft an der RWTH Aachen und am Massachussetts Institute of Technology in Cambridge, USA. Seinen Doktortitel im Maschinenbau erwarb er an der RWTH Aachen.

BRANCHENÜBERSICHT - EXPERTEN

119Competence Book - ERP

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Schnittler, [email protected]

Referent für ERP- und PPS-SystemeVDMA

Seit Oktober 2001 ist Volker Schnittler als Referent für kaufmännische Unternehmenssoftware wie ERP, PPS, MES und Variantenkonfigurati-onslösungen bei der Abteilung Informatik des VDMA beschäftigt. Dort leitet er u. a. auch den PPS-Anwender/Anbieter-Dialog und ist Mitglied im Forschungsbeirat des fir (Aachen).

Dibbern, [email protected]

Leiter GeschäftsentwicklungPSIPENTA Software Systems GmbH

Peter Dibbern ist heute Leiter Geschäftsentwicklung und Mitglied der PSIPENTA Geschäftsleitung. Er zeichnet für die internationale Vermark-tung sowie die prozessorientierte und funktionale Weiterentwicklung der ERP-Standardsoftware PSIpenta verantwortlich. Sein Engagement bei der 100%igen PSI-Tochter startete er 2002 als Marketingleiter mit der Neupositionierung des ERP-Portfolios PSIpenta im deutschen Markt. Die ERP-Lösung PSIpenta gehört aktuell zu den meist verbreiteten Branchenlösungen im Maschinen- und Anlagenbau in Deutschland und zeichnet sich durch umfangreiche Funktionalität und einen hohen Bekanntheitsgrand im Marktsegment aus.

Schneider-Lenhof, [email protected]

Leiter MarketingKumavision AG

Armin Schneider-Lenhof ist langjähriger Marketingleiter der KUMAVISION AG, Markdorf. Seine fachliche Expertise bezieht der studierte Wirt-schaftswissenschaftler aus 25 Jahren Tätigkeit für namhafte ERP- bzw. PPS-Anbieter.

Tröger, [email protected]

Leiter Produktmanagement ERPPSIPENTA Software Systems GmbH

Karl Tröger Leiter Product Marketing, verantwortet die strategische Ausrichtung des Produktportfolios bei der PSI AG. Auf Basis seiner nationalen und internationalen Stationen in der Fertigungsindustrie, stellt er heute das Bindeglied zwischen Kunden, Markt, Wissenschaft und dem Software-Engineering dar. Seine Erfahrungen sammelte er als Senior Product Engineer bei einem kanadisch-israelischen Konzern, als IT-Projektleiter sowie später als Leiter der Produktentwicklung für ERP-Lösungen innerhalb der PSI AG.

BRANCHENÜBERSICHT - EXPERTEN

120 Competence Book - ERP

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Frey, [email protected]

ProjektingenieurFIR e.V. an der RWTH Aachen

Dominik Frey studierte Wirtschaftsingenieurwesen mit Fachrichtung Maschinenbau und Vertie-fungsrichtung Produktionstechnik an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen. Derzeit promoviert er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Forschungs-institut für Rationa-lisierung (FIR) an der RWTH Aachen im Bereich Produktionsmanagement und arbeitet dort zudem als Projektingenieur in zahlreichen Forschungs- und Industrieprojekten. Seine fachlichen Schwer-punktthemen am FIR liegen in der Produktionsplanung sowie in der ERP-Auswahl.

Schiemann, [email protected]

Wissenschaftlicher Mitarbeiter ProduktionsmanagementFIR e.V. an der RWTH Aachen

Dennis Schiemann studierte Wirtschaftsingenieurwesen mit Fachrichtung Maschinenbau und Ver-tiefungsrichtung Produktionstechnik an der Rhei-nisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen. Derzeit promoviert er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Forschungsinstitut für Rationalisierung (FIR) an der RWTH Aachen im Bereich Produktionsma-nagement und arbeitet dort zudem als Projektingenieur in zahlreichen Forschungs- und Industrieprojekten. Seine fachlichen Schwerpunktthe-men am FIR liegen im Prozess- und Auftragsmanagement sowie in der ERP-Auswahl.

Bingler, Dirk

Sprecher der Geschäftsführung GUS Deutschland GmbH

Der diplomierte Wirtschaftsinformatiker Dirk Bingler ist Vorsitzender des Arbeitskreises ERP im BITKOM. Hauptberuflich ist er Sprecher der Ge-schäftsführung der GUS Deutschland GmbH und verantwortlich für das Software-, Beratungs- und Servicegeschäft des Kölner ERP-Spezialisten für die Prozessindustrie mit über 140 Mitarbeitern in Deutschland.

Reuper, [email protected]

Chief Technology Officer (CTO)Asseco Solutions GmbH

Seit mehr als dreißig Jahren in der IT-Branche tätig, ist Thorsten Reu-per ein besonders versierter Mann mit einem umfassenden technischen Hintergrund, der weitreichende Erfahrungen in verschiedenen renom-mierten Unternehmen vorweisen kann. Erklärtes Ziel des technischen Verantwortlichen ist die konsequent verfolgte, strategisch ausgerichtete Produktentwicklung mit gezielten Funktionserweiterungen und einem besonderen Augenmerk auf die Ergonomie der Software. Dies soll ins-besondere durch eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Kunden und Interessenten realisiert werden.

BRANCHENÜBERSICHT - EXPERTEN

121Competence Book - ERP

Page 121: Erp competence book_20141017

Korb, [email protected]

Unternehmer, Analyst und freier JournalistBARC GmbH

Ralf Korb kann seit 1986 auf eine über 25jährige Erfahrung in der IT zurückblicken. Er begann seine Karriere Mitte der 80er Jahre im An-schluß an sein BWL Studium in Köln als Systemberater und Vertriebsre-präsentant bei der Bull AG, arbeitete als Produktmanager für die Esselte Meto GmbH, und war bei Systems Union und Update Marketing als Marketingleiter Zentraleuropa tätig. Mit seinem Wechsel zu asfc, einem Messeveranstalter aus Fürth prägte, er das Bild der Messe CRM-expo maßgeblich von 2009 - 2012.

Schell, [email protected]

GME SAP Business Process Manager Deutschsprachige SAP-Anwendergruppe e.V. (DSAG)

Seit 2008 ist Otto Schell in der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe (DSAG) e.V. ehrenamtlicher Vorstand Branchen/Geschäftsprozesse, Res-sort Branchen. Daneben leitet er u.a. den Arbeitskreis Globalisierung und ist aktiv in diversen DSAG/SAP-Gremien sowie im internationalen Umfeld der SAP-Anwendergruppen. Otto Schell leitet als SAP Business Process Manager das EMEA SAP Business CCoE eines globalen Automobilher-stellers. In dieser Rolle ist er in globalen und regionalen Transformation/SAP-Initiativen vertreten und mit dem Aufbau der SAP CCoEs vertraut.

Naujoks, [email protected]

Product Marketing Manager Dynamics AX Microsoft Deutschland GmbH

Frank Naujoks arbeitet seit April 2013 bei Microsoft und verantwortet als Produktmanager Microsoft Dynamics AX. Der ehemalige Analyst, mit Sta-tionen bei META Group, Hewson Group, IDC und i2s, hat einen Abschluss als Diplom-Kaufmann der Universität zu Köln.

Schenk, [email protected]

Senior Projektmanager FIR an der RWTH Aachen

Die Suche nach der passenden IT-Lösung stellt Unternehmen immer wie-der vor große Herausforderungen. Seit mehr als 30 Jahren unterstützt das FIR deshalb erfolgreich als neutraler Partner Unternehmen bei der Auswahl und Einführung von IT-Systemen. Herr Schenks Branchenfokus liegt im Bereich des Maschinenbaus und der Metallerzeugung und -be-arbeitung.

BRANCHENÜBERSICHT - EXPERTEN

122 Competence Book - ERP

Page 122: Erp competence book_20141017

Eickhof, [email protected]

Leitung Produktmanagement & MarketingHS - Hamburger Software GmbH & Co. KG

Kai Eickhof leitet das Produktmanagement und Marketing beim ERP-Hersteller HS - Hamburger Software. Erste berufliche Erfahrungen in der IT-Branche sammelte Eickhof, nach dem Studium der Betriebs-wirtschaftslehre in Hamburg, als Produktmanager bei BenQ Deutsch-land.

Seifert, Christian

ProduktmanagerHS - Hamburger Software GmbH & Co. KG

Christian Seifert verantwortet als Produktmanager die personalwirt-schaftlichen Lösungen des ERP-Herstellers HS - Hamburger Software. Seinen beruflichen Werdegang startete Seifert, nach dem Studium der Wirtschaftswissenschaften in Oldenburg und Växjö, als Personalreferent bei der comdirect bank.

Eickhof, [email protected]

Leitung Produktmanagement & MarketingHS - Hamburger Software GmbH & Co. KG

Kai Eickhof leitet das Produktmanagement und Marketing beim ERP-Hersteller HS - Hamburger Software. Erste berufliche Erfahrungen in der IT-Branche sammelte Eickhof, nach dem Studium der Betriebs-wirtschaftslehre in Hamburg, als Produktmanager bei BenQ Deutsch-land.

Seifert, Christian

ProduktmanagerHS - Hamburger Software GmbH & Co. KG

Christian Seifert verantwortet als Produktmanager die personalwirt-schaftlichen Lösungen des ERP-Herstellers HS - Hamburger Software. Seinen beruflichen Werdegang startete Seifert, nach dem Studium der Wirtschaftswissenschaften in Oldenburg und Växjö, als Personalreferent bei der comdirect bank.

Korbeck, [email protected]

Leitung Technisches ConsultingFAUSER AG

Volker Korbeck ist bereits seit 2000 bei der FAUSER AG. Bevor er in den beratenden Bereich wechselte, war er 10 Jahre Leiter der Kunden-betreuung und weiß dadurch was ERP-Anwender wirklich benötigen.

Schubert, [email protected]

Geschäftsstellenleiter Nord FAUSER AG

Bereits seit 1992 ist Herr Schubert im ERP-Vertrieb tätig. Seit 2001 betreut er die Lösungen der FAUSER AG, darunter JOBDISPO ERP. Er gilt als Experte im Bereich Auftragsabwicklung und Organisation.

BRANCHENÜBERSICHT - EXPERTEN

123Competence Book - ERP

Page 123: Erp competence book_20141017

Behrens, [email protected]

Leitung Vertrieb & Partnerbetreuung Deutschlandmesonic software gmbh

Peter Behrens ist Diplomkaufmann, seit 16 Jahren in der ERP-Branche tätig und verantwortet den Vertrieb der ERP-Lösung WinLine in Deutsch-land. Als Spezialist für den indirekten Vertrieb baut er kontinuierlich den Vertriebskanal des Unternehmens aus und schöpft seine Erfahrungen aus einer Vielzahl an ERP-Einführungen.

Harth, [email protected]

Leitung Marketing & PR Deutschlandmesonic software gmbh

Diplomökonomin Claudia Harth zeichnet sich seit 15 Jahren beim ERP-/CRM-Softwarehersteller mesonic für die Bereiche Marketing & PR verantwortlich. In dieser Zeit haben viele Themen & Trends die ERP-Branche bestimmt. Das mobile Business ist davon sicher eines der spannendsten. Als PR-Expertin blickt Claudia Harth auf zahlreiche Veröffentlichungen in Fachzeitschriften zurück.

Siegmund, [email protected]

Geschäftsführer Deutschlandmesonic software gmbh

Bereits seit Kindertagen lebt der studierte Volljurist Patrick Siegmund familiär mit der mesonic software gmbh. Bevor der 41-jährige 2011 ebenso beruflich zu mesonic stieß, war er u.a. für Unternehmen im Be-reich ePayment, Content Providing sowie Rechtehandel tätig.

Als Geschäftsführer der mesonic software gmbh in Deutschland steht Patrick Siegmund für die konsequente und zukunftsorientierte Weiter-führung der mittlerweile 30-jährigen mesonic-Tradition.

Kühl, [email protected]

Vorstandgodesys AG

Godelef Kühl, Jahrgang 1967, ist als Vorstandsvorsitzender und Hauptaktionär für die Geschäfte der godesys AG mit Sitz in Mainz ver-antwortlich. Gegründet hat Kühl godesys 1992 als GmbH; die Umwand-lung in eine AG erfolgte Anfang 2004.

Godelef Kühl, Jahrgang 1967, ist als Vorstandsvorsitzender und Hauptaktionär für die Geschäfte der godesys AG mit Sitz in Mainz ver-antwortlich. Gegründet hat Kühl godesys 1992 als GmbH; die Umwand-lung in eine AG erfolgte Anfang 2004.

BRANCHENÜBERSICHT - EXPERTEN

124 Competence Book - ERP

Page 124: Erp competence book_20141017

Deues, [email protected]

Mitglied des VorstandsVertrieb | Marketing | Verwaltungams.Solution AG

Manfred Deues ist seit mehr als 30 Jahren in der IT-Branche tätig. 1997 ist der gelernte Bankkaufmann und studierte Betriebswirt (EDV/Orga-nisation) als geschäftsführender Gesellschafter in die hinrichts+müller GmbH eingetreten. In dieser Funktion war er verantwortlich für die Berei-che Vertrieb, Marketing und Verwaltung. 2010 erfolgte die Umfirmierung der hinrichts+müller GmbH in die ams.Solution AG, dessen Vorstand er seit Gründung angehört. Im gleichen Jahr ernannte ihn der Europäische Wirtschaftssenat zum Wirtschaftssenator. In diesen Zeitraum fällt auch die Einrichtung des Instituts für Einzelfertiger (ife), dessen Initiator und Mitbegründer Manfred Deues ist.

BRANCHENÜBERSICHT - EXPERTEN

125Competence Book - ERP

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Glossar zum Thema ERPA

Absatzplan

Der Absatzplan stellt das Absatzpotential dar, d.h. er drückt aus, wie viel von dem jeweiligen Erzeugnis bzw. der jeweiligen Produktgruppe verkauft werden kann. Der Absatzplan ist Ausgangspunkt für die Pro-duktionsplanung.

Add-on

Nach dem Client/Server-Prinzip an ein vorhandenes PPS-System angebundenes Programm, das zur Optimierung schwacher bzw. fehlender PPS-Funktionen eingesetzt wird.

API

Application Programming Interface: Schnitt-stelle, über die Software des Anwenders und von Drittanbietern an kommerziellen Pro-gramme angekoppelt werden kann.

Back-Office

Das Back-Office dient der unternehmen-sinternen Verarbeitung aller Prozesse, wie z.B. die Weiterbearbeitung von Bestellungen oder Reklamationen.

Das Back Office dient als Schnittstelle zu Front-Office-Systemen.

Computer Aided Design (CAD)

Computer Aided Design: Computergestützte Konstruktionslösungen, eine Software, die von Ingenieuren, Konstrukteuren, Techni-schen Zeichnern oder Architekten eingesetzt wird, um technische Zeichnungen und Kon-struktionen zu erzeugen. Mit 3D-CAD-Pro-grammen lassen sich Modelle erzeugen, die einen räumlichen, dreidimensionalen Eindruck des Objektes vermitteln. Hier un-terscheidet man zwischen Drahtmodell-Sys-temen, flächenorientierten und volumenori-entierten Systemen.

Arbeitsplan

Informationsträger der Arbeitsplanung. Mit dieser Hilfe schreibt der Arbeitsplaner dem Betrieb vor, wie im Einzelnen die Fertigung der Erzeugnisse, Teilerzeugnisse und Einzel-teile vorzunehmen ist. Beschreibung der Ab-laufabschnittsfolge und der Arbeitssysteme, die für eine schrittweise Aufgabendurchfüh-rung erforderlich sind.

B

C

BDE

Betriebsdatenerfassung: System, das Perso-nal-, Zeiterfassungs- und Maschinendaten registriert und verwaltet.

Bruttobedarfsrechner

Die Bruttobedarfsrechnung ist die Umset-zung des Fertigungsprogramms in Bestell- und Fertigungsaufträgen für Rohmaterial, Teile und Baugruppen ohne Berücksichti-gung der Bestände.

C++

Objektorientierte Weiterentwicklung der Pro-grammiersprache C

Client

Ein Computer (Arbeitsplatz), der auf Netz-werk-Ressourcen, die auf einem Server gespeichert sind, zurückgreift.

Client-Server-Modell

Die Grundidee des Client-Server-Ansatzes, der Mitte der 70er Jahre im PARC-Labor von Xerox entwickelt wurde, besteht darin, Computerleistungen unter verschiedenen Benutzern aufzuteilen, wobei man einen Schritt weiter als beim Time-Sharing geht. Ausgehend von einem Arbeitsplatzrechner kann der Benutzer auf spezialisierte, über ein Netzwerk verteilte Dienste zugreifen. Hierbei ermittelt der Client Anforderungen an den Server.

Computer numerical control (CNC)

CNC (computerized numerical control): Nu-merische Maschinensteuerung auf Basis eines Computers, (früher) im Gegensatz zu NCMaschinen, die auf Basis von Lochstrei-fen arbeiteten.

BRANCHENÜBERSICHT - GLOSSAR

126 Competence Book - ERP

Page 126: Erp competence book_20141017

D

CPS-Plattform

Plattformkonstrukt, das Hardware-, Soft-ware und Kommunikationssysteme mit grundlegenden standardisierten CPS-Ver-mittlungs-, Interoperabilitäts- und Quali-ty-of- Service-Diensten (QoS-Diensten) für Implementierung und Management von Cyber-Physical Systems und ihren Anwen-dungen sowie deren Einbindung in Wert-schöpfungsnetzwerke umfasst. CPS-Platt-formdienste mit ihrer Grundfunktionalität für Realisierung, verlässlichen Betrieb und Evolution von Cyber-Physical Systems sind integraler Bestandteil domänenspezifischer CPS-Anwendungsplattformen. Sie sichern die domänen- und unternehmensübergrei-fende Gesamtfunktionalität und -qualität auf technischer Systemebene, beispielsweise durch QoS-fähige Kommunikation, Dienste für IT-Sicherheit oder für Selbstdiagnose, Selbstheilung und Rekonfiguration.

Customizing

Anpassung einer Standard-ERP-Lösung an die Bedürfnisse des Kunden.

Durchlaufzeit

Durchlauf von Arbeitsgegenständen durch die einzelnen Arbeitsplätze. Die Durchlaufzeit ergibt sich aus der Differenz von Fertigungs-termin und Anlieferungstermin.

Zeitspanne, die ein bestimmtes Arbeitsob-jekt, beginnend mit dem Zeitpunkt der Be-reitstellung für den ersten Arbeitsgang und endend mit dem Zeitpunkt des Vollzuges des letzten Arbeitsganges, benötigt, um den vorgeschriebenen Weg über die einzelnen

Bearbeitungsstellen zurückzulegen.

Datenschutz

Der Schutz des Einzelnen vor Beeinträchti-gung seines Persönlichkeitsrechts in Bezug auf Personenbezogene Daten.

Datenbankserver

Computersystem, das in einem nach dem Client-Server-Modell organisierten Netzwerk die Rolle des Servers übernimmt. Da die Verknüpfung von Computern und lokalen Netzwerken zu größeren Verbänden immer mehr an Bedeutung gewinnt, arbeitet jede neuzeitliche Multiuser-Datenbank mit einem Datenbankserver. Eines der wichtigsten Pro-bleme besteht in diesem Zusammenhang darin, mehrere Datenbank-Server im Netz agieren zu lassen, ohne dass sich diese in die Quere kommen.

Digitales Vertragsmanagement

Digitales Vertragsmanagement umfasst das Management von Verrägen aller Art: Ver-tragserstellung/Genehmigung, Vertragsver-waltung, Fristenkontrolle sowie Liquiditäts-

planung.

Capable-to-Promise (CTP)

Capable-to-Promise: Lieferterminermittlung

E

Disposition

Disposition ist eine Tätigkeit um Art, Menge und Zeitpunkt eines bestimmten Bedarfs festzustellen und in Bestell- beziehungswei-se Liefermengen in Bestell- oder Lieferter-

mine umzuplanen.

DMS

Dokumenten-Management-Systeme dienen der datenbankgestützten Verwaltung elekt-ronischer Dokumente.

EAI

Enterprise Application Integration: Middlewa-re-Lösung, die die Integration von Anwen-dungen vereinfacht.

ECM

Enterprise-Content-Management-Systeme umfassen die Technologien zur Erfassung, Verwaltung, Speicherung, Bewahrung und Bereitstellung von Content und Dokumenten zur Unterstützung organisatorischer Prozes-

se im Unternehmen.

EDI

Electronic Data Interchange: Automatisier-ter Austausch genormter Daten zwischen Geschäftspartnern; Bestandteil des E-Com-merce.

Edifact

Electronic Data Interchange For Administ-ration Commerce and Transport: Weltweit gültiger EDI-Standard (ISO 9735) mit Nach-richtentypen für ein branchenübergreifendes Spektrum von Geschäftsvorfällen, etwa zum Austausch von Bestellungen. Nachteil von Edifact: Edifact-Lösungen sind relativ teu-er und komplex. Edifact erhält zunehmend Wettbewerb durch XML-basierende Lösun-gen zum Datenaustausch.

EDM

Engineering Data Management: EDM-Sys-teme unterstützen die Datenintegration von vorhandenen Bereichslösungen wie CAD, CAM oder PPS im Unternehmen.

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127Competence Book - ERP

Page 127: Erp competence book_20141017

Elektronische Archivierung

Elektronische Archivierung steht für die un-veränderbare, langzeitige Aufbewahrung elektronischer Information.

Enterprise Resource Planning (ERP)

Enterprise Resource Planning: Hier werden unternehmensübergreifende Software-Lö-sungen zusammengefasst, die zum Opti-mieren von Geschäftsprozessen eingesetzt werden. Darunter versteht man eine voll-ständig integrierte Software-Lösung für Fer-tigung, Finanzen, Logistik, Personal, Vertrieb u.a.

Feinplanung

Prozess zur detaillierten Planung aller Ar-beitsschritte für die Auftragsabwicklung in der Fertigung.

F

Fifo

First In, First Out: Einlagerungsstrategie, bei der die zuerst eingelagerten Produkte das Lager auch zuerst wieder verlassen.

Fortschrittszahlen-Konzept

Dabei werden Bedarf und Verbrauch als Summenkurve über dem Planungshorizont dargestellt. Diese Darstellung ist für Soll- und Ist-Werte geeignet, so dass Rückstand, Vor-lauf und die Ein-/Auslaufproblematik einfach und ohne zusätzliche Verfahrensschritte ab-gewickelt werden können. Das Fortschritts-zahlen-Konzept wird meist im JIT-Umfeld genutzt, wenn Zulieferer und Hersteller im ständigen Dialog Soll und Ist der bestellten

Produkte vergleichen.

Gantt-Diagramm

Graphische Darstellungen, die durch den Vergleich von Ist und Soll den Arbeitsfort-schritt feststellen sollen. Sie werden insbe-sondere in der Ablaufplanung als Ablaufdia-

gramme verwendet.

G

Geschäftsprozess-Optimierung

Aktivitäten zur Verbesserung der Wertschöp-fung eines Geschäfts-Prozesses, auch als Business Reengineering bezeichnet.

iCenter

Komplexe, automatisierte Eingangsrech-nungsverarbeitung mit Scannen der Be-lege, Extrahieren des Inhalts, Validieren mit Bestell-/Wareneingangsdaten, Übergabe in den Freigabe-Workflow sowie Buchung und anschließender revisionssicherer Archivie-rung.

I

Implementierung

Die Umsetzung einer Planung in die Wirk-lichkeit (englisch implementation: Ausfüh-rung, Durchführung, Erfüllung); in der Regel die Übernahme eines Programms in ein Computersystem. Zur Implementierung ge-hören Testläufe, Anfangsüberwachung und Benutzerschulung. Die Implementierung ist Bestandteil des gesamten Softwareentwick-lungsprozesses.

Integration

Herstellung eines Ganzen, einer Einheit aus Differenziertem. Von Integration spricht man in Hinblick auf Computersysteme z.B. dann, wenn es möglich ist über alle eingesetzten Anwendungsprogramme auf dieselben Da-ten (Datenbank) zuzugreifen.

Interface

Schnittstelle: physische Eigenschaften der Verbindungsleitungen zwischen zwei Einrich-tungen oder zwei Systemen. MMI bezeich-net mit Mensch-Maschine-Interface z.B. die Bedienoberfläche als Schnittstelle zwischen

Computer und Mensch.

Internet

Das Internet ist das weltweit größte Com-puternetzwerk, das aus vielen miteinander verbundenen Netzwerken und einzelnen Ressourcen besteht. Zu den wichtigsten Diensten des Internets gehören die elektro-nische Post (E-Mail), Informationen (WWW), Dateitransfer (FTP) und Diskussionsforen (Usenet/Newsgroups).

Intranet

Netzwerk für die Informationsverarbeitung innerhalb eines Unternehmens oder einer Organisation.

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128 Competence Book - ERP

Page 128: Erp competence book_20141017

J

Java

Java ist eine von Sun entwickelte objekto-rientierte und damit plattformunabhängige Programmiersprache, da Java-Programme nicht auf Maschinencode, sondern auf ei-nem speziellen Bytecode basieren. Aus den Quelltexten wird durch einen Compiler ein Zwischencode übersetzt, der von einem ge-eigneten Interpreter auf beliebigen Rechnern abgearbeitet werden kann, dadurch können Java-Programme auf allen Rechnerplattfor-men laufen, für die ein passendes Interpre-terprogramm existiert.

K

Konfigurationssystem

Expertensystem, welches das Wissen der Konstrukteure enthält. Der Verkäufer kann damit im Verkaufsgespräch eine passende Produktkonfiguration für den Kunden aus-wählen und sofort ein Angebot abgeben.

M

MES

Manufacturing Execution System: Ferti-gungs- und Prozessleitsystem, Bindeglied zwischen SPS oder IPC auf der Fertigungs- und Prozess-Seite sowie ERP-Systemen in der Administration. MES-Lösungen decken die leittechnischen Anforderungen von der Steuerungsebene bis hin zur Produktions-leitebene ab. MES-Lösungen umfassen u.a. Scada-Funktionalitäten sowie MDE- und BDE-Funktionalitäten, um Prozess-, Maschi-nen- und Betriebsdaten sowohl online als auch offline erfassen, archivieren und aus-

werten zu können.

NNC/CNC

Numerical Control/Computerized Numerical Control: Werkzeugmaschinensteuerung, im Unterschied zur SPS für zeitkritische Abläufe geeignet.

OOpen Database Connectivity (ODBC)

Open Database Connectivity. Von Microsoft entwickelte Schnittstelle, mit der Programme und andere Datenbanken auf SQL-Daten-banken zugreifen können.

Odette

Organisation for Data Exchange by Tele-transmission in Europe - Protokoll zur Da-tenübertragung im EDI-Bereich, das vor al-lem in der Automobil- und –Zulieferindustrie eingesetzt wird.

P

Product Data Management (PDM)

Product Data Management: System zur Produktdatenverwaltung. Durch den Einsatz der PDM-Technologie soll erreicht werden, dass alle Beteiligten (etwa Zulieferer und Hersteller) eines kompletten Systems mit den jeweils aktuellen Versionen und Varian-ten arbeitet.

Produktkonfigurator

Produktkonfiguratoren unterstützen das Va-riantenmanagement, in dem sie die Gestal-tung kundenindividueller Produktvarianten unter Berücksichtigung der technischen Möglichkeiten erlauben.

PPS

Produktionsplanung und –Steuerung: Orga-nisatorischer Teil von ERP, steht heute auch allgemein für betriebswirtschaftliche Stan-dardsoftware.

Scada

Supervisory Control and Data Acquisition: Systeme, die in der Industrie eingesetzt werden, um den Fertigungsablauf zu über-wachen. Sie sind in hohem Maße konfigu-rierbar und normalerweise per SPS mit der

Fertigung verknüpft.

Schnittstelle

Unter dem Begriff Schnittstelle, auch Inter-face genannt, werden alle Verbindungen (Übergangsstellen) zusammengefasst, über die eine DVKomponente mit einer anderen in Kontakt treten kann. Zu diesen Kompo-nenten zählen Hardware und Software und auch der Mensch, der in das Datenver-arbeitungsgeschehen einbezogen ist. Je nach der Art, wie die Informationen an der Schnittstelle übergeben werden, spricht man von seriellen und parallelen Schnittstellen.

S

BRANCHENÜBERSICHT - GLOSSAR

129Competence Book - ERP

Page 129: Erp competence book_20141017

Supply-Chain-Management (SCM)

Supply-Chain-Management: Abstimmung aller logischen Vorgänge und Funktionen innerhalb der Versorgungskette vom Lie-feranten bis zum Verbraucher mit der Ziel-setzung, den Kundenservice zu optimieren und gleichzeitig die Kosten zu minimieren. SCM-Systeme verzahnen die gesamte unternehmensinterne und -externe Wert-schöpfungskette vom Rohmateriallieferanten bis hin zum Endkunden, indem alle relevan-ten Daten zwischen den Gliedern der Kette ausgetauscht werden.

Stammdaten

Datenbestand, auf dem Geschäftsprozesse aufbauen und der über einen längeren Zeit-raum gültig ist, z.B. Stücklisten.

Stückliste

Die Stückliste enthält die Mengen aller Gruppen, Teile und Rohstoffe, die für die Fertigung einer Einheit des Erzeugnisses oder einer Gruppe erforderlich sind. Außer-dem kann sie weitere Stammdaten sowie Strukturdaten der Erzeugnisse, Gruppen und Teile enthalten. Sie dient in erster Linie als Grundlage für die Arbeitsplanerstellung und die Teile- und Rohstoffermittlung.

T

Time to Market

Der Begriff bezeichnet den Zeitraum von der Entwicklung eines Produktes bis hin zu sei-ner Marktreife. Die Dauer dieses Zeitraumes wird bei immer kürzer werdenden Markt-, Produkt-, und Technologiezyklen für den Erfolg des Unternehmens immer entschei-dender.

V

Virtual Private Network

Virtual Private Network: Internet-basierende Plattform für eine geschlossene Benutzer-gruppe.

W

Workflow

Computergestützte Automatisierung von Geschäftsprozessen, Vorgängen oder Wei-terleitung von elektronischen Dokumenten (daher auch oft als Vorgangsbearbeitung

bezeichnet),

x

XML

Extensible Markup Language: Eine sehr einfach aufgebaute Sprache für das WWW, abgeleitet von der SGML-Sprache. XML soll künftig den schnellen und sicheren Aus-tausch von Informationen mit sehr komple-xen Strukturen zwischen völlig unterschiedli-chen Systemen, wie etwa ERPApplikationen, im E-Business-Bereich ermöglichen. ,

Z

Zulieferkette

Abfolge von Lieferungen externer Ge-schäftspartner über den gesamten Prozess bis zur Auslieferung eines Produktes an den Endverbraucher.

Mit freundlicher Unterstützung der PSIPENTA Software Systems GmbH

BRANCHENÜBERSICHT - GLOSSAR

130 Competence Book - ERP

Page 130: Erp competence book_20141017

Competence Book Nr. 4

CRM Kompakt Customer Relationship Management für das kundenorientierte Unternehmen

Competence Book Nr. 5

ECM / EIM Kompakt Content / Informationen für die Wissens-Ökonomie

Competence Book Nr. 6

HR-Software Kompakt Moderne Lösungen für die Arbeitswelt von morgen

Weitere Competence BooksWenn Ihnen dieses Competence Book gefallen hat, können Sie kostenlos weitere Competence Books online herunterladen bzw. vorbestellen oder sogar als Experte und Partner dabei sein. Einige unserer Competence Books finden Sie in dieser Aufstellung. Wir freuen uns über Ihr Mitarbeit!

Competence Book Nr. 3

BI Kompakt Business Intelligence für das datenbasierte Unternehmen

Competence Book Nr. 1

BPM Kompakt Business Process Management für das prozessorientierte Unternehmen

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131Competence Book - ERP

Page 131: Erp competence book_20141017

STATEMENTS

WIR DANKEN UNSEREN PARTNERNWWW.COMPETENCE-SITE.DE


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