1
Juli 2014
Dieses Projekt wird realisiert durch das CENTRAL EUROPE Programm kofinanziert durch den EFRE.
2 Energiebilanz und Potenzialanalyse der erneuerbaren Energien der Gemeinde Cölbe
3 Energie- und CO2-Bilanz
Energiebilanz und Potenzialanalyse der
erneuerbaren Energien
der Gemeinde Cölbe
IMPRESSUM
Auftraggeber Auftragnehmer
Gemeinde Cölbe
Kassler Straße 88
35091 Cölbe
IB Wangelin
Esmarchstraße 60
34121 Kassel
4 Energiebilanz und Potenzialanalyse der erneuerbaren Energien der Gemeinde Cölbe
5 Energie- und CO2-Bilanz
INHALTSVERZEICHNIS
ZUSAMMENFASSUNG 6
SUMMARY 10
1 ENERGIE- UND CO2-BILANZ 15
1.1 Gesamtenergieverbrauch- und CO2-Emissionen der Gemeinde Cölbe 16
1.2 Strom- und Wärmeerzeugung mittels erneuerbarer Energien 16
2 POTENZIALANALYSE 19
2.1 Die Potenzialbestimmung 19
2.2 Methodisches Vorgehen bei der Potenzialanalyse 20
2.3 Energetisches Erzeugungspotenzial der Gemeinde Cölbe durch
erneuerbare Energien 22
2.4 Potenziale für Strom und Wärme 24
2.5 Potenzial einer Biogasanlage im Bereich L3089/K34 26
3 MÖGLICHKEITEN DER STROMSPEICHERUNG ÜBER EIN PUMPSPEICHERKRAFTWERK
AN DER LAHN 28
3.1 Einführung Pumpspeicherkraftwerke 29
3.2 Mögliche Standorte in Cölbe 30
3.3 Variante 1 32
3.4 Variante 2 33
3.5 Vergleich der beiden Varianten 33
4 LITERATURVERZEICHNIS 35
6 Energiebilanz und Potenzialanalyse der erneuerbaren Energien der Gemeinde Cölbe
ZUSAMMENFASSUNG
In dem vorliegenden Bericht wird der aktuelle Stand der Energieversorgung der Gemeinde
Cölbe aus erneuerbaren Energiequellen dargestellt. In einem weiteren Schritt werden die
Potenziale der erneuerbaren Energien ausgewiesen. Die energetischen Potenziale der einzelnen
Erzeugungsarten werden in den Bereichen Strom und Wärme dargestellt. Zudem werden die
Möglichkeiten für den Einsatz erneuerbarer Energien aufgezeigt. Aufgrund einer konsistenten
Datengrundlage wurde 2012 als Bezugsjahr verwendet.
Die Biomassepotenziale werden im Weiteren dahingehend beleuchtet, ob der Bau einer
Biogasanlage in der Gemeinde Cölbe theoretisch umsetzbar ist. Zudem wird aufgrund der
günstigen topographischen Lage Cölbes die Potenziale zur Stromspeicherung über ein
Pumspeicherkraftwerk an der Lahn untersucht.
Energieverbrauch
Im Jahr 2012 hatte die Gemeinde Cölbe einen Endenergieverbrauch von rund 161,4 GWh.
Insgesamt wurden 54.900 t CO2 ausgestoßen.
Davon entfallen auf
Wärme: 72,6 GWh
Strom: 25,2 GWh
Mobilität: 63,6 GWh
Energieerzeugung mittels erneuerbarer Energien
In den Bereichen Wärme und Strom wurden im Bezugsjahr 2012 insgesamt 15,2 GWh durch
Erneuerbare-Energien-Anlagen produziert. Dadurch lassen sich knapp 10% des lokalen
Endenergieverbrauchs decken.
Auf den Wärmebereich entfallen davon 4,5 GWh. Der größte Teil von 3,8 GWh wird durch
Holzheizungen und -kessel produziert, Solarthermie und Umweltenergie nehmen eher
untergeordnete Rollen ein (vgl. Tabelle 1). Das Nahwärmenetz von Schönstadt nicht mit
einbezogen worden, weil erst für das Jahr 2013 Werte vorliegen. Bei der Annahme, dass in
2013 ein ähnlicher Wärmeverbrauch der Gemeinde vorliegt, substituiert das Nahwärmenetz
mit einer Wärmeabnahme der Schönstädter Gebäude von 6.5 GWh rund 9% der ursprünglich
eingesetzten Energieträger für die Wärmerzeugung.
Tabelle 1: Einsatz erneuerbarer Energien zur Wärmeerzeugung in der Gemeinde Cölbe[GWh/a].
Erneuerbare Energien (Wärme) produzierte Energie
Solarthermie 0,4 GWh
Holzheizungen und -kessel 3,8 GWh
Umweltenergie (Geothermie + Erdwärme) 0,2 GWh
Summe Wärme aus erneuerbaren Energien 4,5 GWh
Anteil am Wärmeverbrauch 6,2%
Summendifferenzen durch Rundungen möglich
Strom
7 Energie- und CO2-Bilanz
Im Strombereich wurden 10,7 GWh durch Erneuerbare-Energien-Anlagen produziert. Der
Anteil der erneuerbaren Energien beträgt 42% und zeigt, dass Cölbe sehr ambitioniert ist.
Etwa 8,8 GWh werden durch die Biomasseanlage der Firma Holz-Schmidt erzeugt, wobei hier
bedacht werden muss, dass das BHKW der Firma nicht mit lokalen sondern mit importierten
Holzressourcen betrieben wird (vgl. Tabelle 2).
Tabelle 2: Einsatz erneuerbarer Energien zur Stromerzeugung in der Gemeinde Cölbe [GWh/a].
Erneuerbare Energien (Strom) Anlagenanzahl Leistung produzierte Energie
Biomasse 1 1.200 kW 8,8 GWh
PV-Anlagen 165 2.155 kWp 1,8 GWh
Wasserkraft 3 0,03 GWh
Summe 169 3.355 kWp 10,7 GWh
Anteil am Stromverbrauch 42%
Potenziale der erneuerbaren Energien
In der Gemeinde Cölbe besteht ein Erzeugungspotenzial aus erneuerbaren Energien von
15,4 GWh. Nach der Ausschöpfung dieser Potenziale müssen zur Deckung des
Endenergiebedarfs in Höhe von 161,4 GWh noch 130,8 GWh von außerhalb der Gemeinde in
Form von fossilen oder anderen erneuerbaren Energien importiert werden (vgl. Tabelle 3).
Tabelle 3: Energetisches Potenzial der erneuerbaren Energien in der Gemeinde Cölbe [GWh/a].
durch erneuerbare Energien produzierte
Energie 2012
Verbrauch in 2012
Strom (ohne Wärme und Mobilität) 10,7 GWh 25,2 GWh
Wärme 4,5 GWh 72,6 GWh
Mobilität 63,6 GWh
Summe 15,2 GWh 161,4 GWh
Potenziale Gesamtpotenzial bereits erschlossen noch erschließbar
Solarthermie 4,4 GWh 0,4 GWh 4,0 GWh
PV-Anlagen 6,8 GWh 1,8 GWh 5,0 GWh
Umweltenergie 1,9 GWh 0,2 GWh 1,7 GWh
Wasserkraft 0,03 GWh 0,03 GWh kein Ausbaupotential
angenommen
Biomasse (Wärme und Strom) 13,5 GWh 8,8 GWh 4,7 GWh
Windkraft kein Potential angenommen
kein Potential angenommen
kein Potential angenommen
Summe 26,6 GWh 11,2 GWh 15,4 GWh
Energieimport nach
Ausschöpfung der Potentiale 130,8 GWh
Summendifferenzen durch Rundungen möglich
Im Strombereich besteht ein Potenzial der erneuerbaren Energien in Höhe von 14,5 GWh.
Davon entfallen auf
Strom
Wärme
8 Energiebilanz und Potenzialanalyse der erneuerbaren Energien der Gemeinde Cölbe
Photovoltaik: 6,8 GWh
Biomasse: 7,7 GWh
Im Vergleich mit dem Stromverbrauch der Gemeinde in Höhe von 25,2 GWh im Jahr 2012
zeigt sich, dass 10,7 GWh lokal nicht gedeckt werden. Durch Energieeinsparung und
Maßnahmen zur Energieeffizienzsteigerung kann aber der Stromverbrauch gesenkt werden,
was zu einer weiteren Verringerung der Importe führt.
Für die Wärmebereitstellung können die erneuerbaren Energien weitere 12,2 GWh
erzeugen. Diese verteilen sich wie folgt:
Solarthermie: 4,4 GWh
Biomasse: 5,8 GWh
Umweltwärme: 1,9 GWh
Sollten diese Potenziale ausgeschöpft werden, müssten bei einem Wärmeverbrauch von
72,6 GWh noch 60,5 GWh von außerhalb importiert werden.
Es zeigt sich abschließend, dass eine vollständige Versorgung der Gemeinde Cölbe mit Energie
aus den Potenzialen der erneuerbaren Energien nicht möglich ist. Mit einem Gesamtpotenzial
von rund 15,4 GWh können lediglich 10% des Endenergiebedarfs der Gemeinde gedeckt
werden. 130,8 GWh müssten weiterhin importiert werden.
Stromspeicherung über ein Pumpspeicherkraftwerk an der Lahn
Die Gemeinde Cölbe möchte prüfen lassen wie groß das Potenzial der Stromspeicherung durch
den Bau eines Pumpspeicherkraftwerks ist, welches mit dem Wasser der Lahn gespeist wird.
Durch den Bau könnten Überschüsse aus einer lokalen Stromproduktion gespeichert werden.
Zu Spitzenlastzeiten der Tagesganglinie des Stromverbrauchs könnte diese gespeichert
Energie wieder zur Verfügung gestellt werden.
Der Vergleich zweier möglicher Standorte (siehe Abbildung 1) in der Gemeinde haben ergeben,
dass im Falle der Variante 1 (am südwestlichen Rand des Goldberges) durch ein Oberbecken
mit einem Volumen von 383.000 m³ rund 80 MWh elektrische Energie produziert werden kann.
Variante 2 (in der Lahntalschleife bei Cölbe) hat mit 273.000 m³ ein geringeres Volumen im
Oberbecken und kann damit rund 56 MWh elektrische Energie generieren.
Aufgrund der größeren Fallhöhe von 110 m und dem größeren Oberbecken von Variante 1
kann dort mehr Energie produziert werden, weswegen diese Variante der Variante 2
vorzuziehen ist.
9 Energie- und CO2-Bilanz
Abbildung 1: Lokalisierung der beiden Varianten für ein Pumpspeicherkraftwerk an der Lahn bei Cölbe (eigene Darstellung).
Oberbecken
Unterbecken
Oberbecken
Unterbecken Cölbe
10 Energiebilanz und Potenzialanalyse der erneuerbaren Energien der Gemeinde Cölbe
SUMMARY
This report presents the current status of energy supply from renewable energy sources in the
community Cölbe. A further step shows the potential of renewable energies. The energetic
potential of different types of generation is presented in the electricity and heat sector.
Furthermore the possibilities for the use of renewable energies are demonstrated. 2012 was
used as the reference year.
The biomass potential is been analyzed in addition, whether the construction of a biogas plant
in the municipality Cölbe is theoretically feasible. Due to the good topographic situation Cölbes
the potential for storing electricity on a pumped storage power plant also are examined.
Energy consumption
The final energy consumption of the community Cölbe is at 161,4 GWh in the year 2012.
Altogether, around 54.900 t CO2 are emitted.
From these 338 GWh were
Heat: 72,6 GWh
Electricity: 25,2 GWh
Mobility: 63,6 GWh
Energy generation by renewable energy
In the heat and electricity sectors 15,2 GWh are produced by renewable energy plants. These
are 10% of the community´s total energy consumption.
The heat sector has produced 4,5 GWh of these 15 GWh. Where of the majority of 3,8 GWh is
generated by wood heating systems and boilers. Solar thermal energy and geothermal heat
play a minor part (see Table 4). The district heating network of Schönstadt has not been
included in the calculations because there are only data for the year 2013 available. With the
assumption that there is a similar consumption of heat energy in the community in 2013 as in
the year before, the district heating network substitutes with 6,5 MWh approximately 9 % of
the energy sources used for heat generation.
Table 4: Use of renewable energies for heat generation in the community Cölbe [GWh/a].
Renewable energy (heat) Generated energy
Solar heat 0,4 GWh
Wood heating and boilers 3,8 GWh
Geothermal heat 0,2 GWh
Total heat from renewable energies 4,5 GWh
Proportion on heat consumption 6,2%
Differences between totals are due to rounding
Strom
Wärme
11 Energie- und CO2-Bilanz
The electricity sector has produced 10,7 GWh by renewable energy plants. The proportion of
the renewable energy is with 42 % very high. 8,8 GWh are generated by the biomass plant of
the company Holz-Schmidt, that is operating with imported wood resources (see Table 5).
Table 5: Use of renewable energy for the generation of electricity in the community Cölbe
[GWh/a].
Renewable energy (electricity) Numbers of
plants Output Generated energy
Biomass 1 1 200 kW 8,8 GWh
PV-plants 165 2 155 kWp 1,8 GWh
Hydropower 3 - 0,03 GWh
Total 169 3 355 kWp 10,7 GWh
Proportion on electricity consumption 42%
Differences between totals are due to rounding
Potential of the renewable energy
There is a generation-potential of 15,4 GWh through an expansion of renewable energy
systems in the community Cölbe. After realizing this potential, 130,8 GWh need to be imported
from outside the community in form of fossil or renewable energies to cover the energy
demand. Please note that 15,2 GWh are produced in the region and are already subtracted.
Table 6: Energetic potential of renewable energy in the community Cölbe [GWh/a].
Energy produced by renewable energy in
2012
Consumption in 2012
Electricity (without heat/mobility) 10,7 GWh 25,2 GWh
Heat 4,5 GWh 72,6 GWh
Mobility 63,6 GWh
Total 15,2 GWh 161,4 GWh
Potential Total potential Already used Still useable
Solar heat 4,4 GWh 0,4 GWh 4,0 GWh
PV-plants 6,8 GWh 1,8 GWh 5,0 GWh
Geothermal heat 1,9 GWh 0,2 GWh 1,7 GWh
Hydropower 0,03 GWh 0,03 GWh no potential
assumed
Biomass (heat an electricity) 13,5 GWh 8,8 GWh 4,7 GWh
Wind power no potential
assumed
no potential
assumed
no potential
assumed
Total 26,6 GWh 11,2 GWh 15,4 GWh
Energy consumption after realizing the potentials
130,8 GWh
Differences between totals are due to rounding
In the electricity sector there is a renewable energy potential of 14,5 GWh. These are
distributed as follows:
photovoltaic plants: 6,8 GWh
biomass: 7,7 GWh
Strom
Wärme
12 Energiebilanz und Potenzialanalyse der erneuerbaren Energien der Gemeinde Cölbe
Compared with the community´s power consumption of 25,2 GWh in 2012, it shows that
10,7 GWh are locally not covered. Through energy conservation and measures to increase
energy efficiency, however, the power consumption can be reduced, which leads to a further
reduction in imports.
In the context of heat supply, renewable energies can produce 12,2 GWh. These are
distributed as follows:
solar heat: 4,4 GWh
biomass: 5,8 GWh
geothermal heat: 1,9 GWh
If these potentials in the heat sector are fully realized there are still 60,5 GWh that have to be
imported.
This report shows conclusively that a full supply of the community Cölbe renewable energy is
not possible. With a total potential of around 15,4 GWh only 10% of final energy demand can
be covered. 130,8 GWh still have to be imported.
Electricity storage by a pumped storage power plant on the River Lahn
The municipality Cölbe wants to get examined how large the potential of storing electricity in a
pumped storage power plant supplied with water from the River Lahn is. By the pumped
storage power plant, surpluses in local produced electricity might be stored. At peak load times
of the daily curve of power consumption that stored energy could be made available again.
The comparison of two possible positions (see Figure 2) in the community shows that option 1
(on the southeastern edge of the Goldberg) could produce around 80 MWh of electric energy
with a water storage of 383.000 m³ in the upper basin. Option 2 (in the Lahn valley loop near
Cölbe) shows with 273.000 m³ a lesser water volume and could produce 56 MWh of electric
energy.
Because of the larger drop height of 110 m and the larger upper basin option could produce
more energy which is why this option should be preferred.
13 Energie- und CO2-Bilanz
Figure 2: Localisation of option 1 and 2 for a pumped storage power plant at the Lahn in the community Cölbe (Source: IBWangelin).
upper basin
lower basin
upper basin
lower basin Cölbe
14 Energiebilanz und Potenzialanalyse der erneuerbaren Energien der Gemeinde Cölbe
EINLEITUNG
Zukünftige Entwicklungen und Herausforderungen des energetischen
Transformationsprozesses machen innovative Energie- und Siedlungskonzepte notwendig, da
vor allem in den Bereichen Wohnen und Energieversorgung noch große Potenziale vorhanden
sind. Diese können zu einer deutlichen Verringerung von Energiebedarf und
Treibhausgasemissionen führen. Eine Ist- und Potenzialanalyse dient dabei als wichtiges
Planungsinstrument, das Ausbaupotenziale für erneuerbare Energien aufzeigt.
Der vorliegende Bericht über die Energiepotenziale der Gemeinde Cölbe im Bereich der
erneuerbaren Energien zeigt zunächst, aufbauen auf dem Energieverbrauch der Gemeinde, die
Energie- und CO2-Bilanz der erneuerbaren Energien auf. In einem weiteren Schritt werden in
einer Potenzialanalyse die energetischen Potenziale in den Bereichen Strom und Wärme
dargestellt und die Möglichkeiten für den Einsatz erneuerbarer Energien aufgezeigt.
Die Ist- und Potenzialanalyse soll der Gemeinde Cölbe als Entscheidungsgrundlage und
Planungshilfe dienen. Auf der ermittelten Datenbasis kann die Gemeinde in einem weiteren
Schritt Strategien für den Ausbau der erneuerbaren Energien entwickeln.
In einem weiteren Kapitel werden die Möglichkeiten für den Bau einer Biogasanlage in der
Gemeinde und der Speicherung von elektrischer Energie in einem Pumpspeicherkraftwerk an
der Lahn diskutiert.
15 Energie- und CO2-Bilanz
1 ENERGIE- UND CO2-BILANZ
In diesem Kapitel wird ein Überblick über die bisherige Nutzung der erneuerbaren Energien in
der Gemeinde Cölbe gegeben. Dabei wurde bei den Berechnungen das Jahr 2012 als Basisjahr
festgelegt, da bis zum 31.12.2012 eine konsistente und umfassende Datengrundlage verfügbar
ist.
DATENERHEBUNG
Bei der Bilanzierung der vor Ort erzeugten Energie wird das Verursacherprinzip angewendet.
Die Aufnahme der Daten für die Stromproduktion aus erneuerbaren Energien erfolgt über das
Anlagenkataster der Übertragungsnetzbetreiber1. Für die Darstellung der erneuerbaren
Wärmeproduktion sind die Daten der von der BAFA geförderten Wärmeerzeuger erfasst2.
Die Daten sind die Basis für die erneuerbare Energiebereitstellung in Cölbe und werden in einer
Energiebilanz in Bezug zu der Energienachfrage gesetzt. Auf dieser Grundlage wird über eine
Wirkungsabschätzung der treibhausrelevanten Emissionen eine CO2-Bilanz erstellt. Durch die
Ist-Analyse und Abschätzung der CO2-Emissionen können Aussagen über die aktuelle Situation
im Gemeindegebiet von Cölbe getroffen werden.
Die nicht proportionalen Verhältnisse der CO2-Emissionen gegenüber den Energiewerten
ergeben sich durch die für jeden Energieträger unterschiedlichen Emissions- bzw.
Umrechnungsfaktor. Dies gilt für alle nachfolgenden Angaben zu Energieverbrauch und CO2-
Emissionen.Andere treibhausrelevante Gase wie Methan und Lachgas sind in den folgenden
Berechnungen durch sogenannte CO2-Äquivalente (CO2aeq) berücksichtigt. Im weiteren Text
wird CO2 als Einheit dargestellt, dies schließt immer die CO2aeq mit ein. So lassen sich die
treibhausrelevanten Emissionen im Gemeindegebiet in ihrer Gesamtheit bilanzieren.
Die Werte für Energie werden in Gigawattstunden (GWh) angegeben (1 GWh = 1 Mio. kWh),
CO2-Emissionen in Tonnen (t), dabei beziehen sich die Angaben immer auf ein Jahr. Es wird
darauf hingewiesen, dass in den Tabellen Summendifferenzen auftreten können, welche auf
Rundungen zurück zu führen sind.
1 www.netztransparenz.de
2 www.biomasseatlas.de, www.solarthermieatlas.de, www.wärmepumpenatlas.de
16 Energiebilanz und Potenzialanalyse der erneuerbaren Energien der Gemeinde Cölbe
1.1 GESAMTENERGIEVERBRAUCH- UND CO2-EMISSIONEN DER
GEMEINDE CÖLBE
Um die Größenordnung der durch erneuerbaren Energien produzierten Energie in der
Gemeinde Cölbe einordnen zu können, wird im Folgenden ein kurzer Überblick über den
gesamten Endenergieverbrauch der Gemeinde gegeben.
Im Basisjahr 2012 wurden im Gemeindegebiet rund 161,4 GWh Endenergie verbraucht.
Davon entfallen auf:
Wärme: 72,6 GWh
Strom: 25,2 GWh
Mobilität: 63,6 GWh
Insgesamt wurden etwa 54.900 t CO2 ausgestoßen.
1.2 STROM- UND WÄRMEERZEUGUNG MITTELS ERNEUERBARER
ENERGIEN
In der Gemeinde Cölbe werden im Bereich Wärme und Strom insgesamt 15,2 GWh durch
Erneuerbare-Energien-Anlagen vor Ort produziert. Bei einem Gesamtenergieverbrauch der
Gemeinde von 161,4 GWh werden also knapp 10 % lokal durch erneuerbare Energien
bereitgestellt.
Davon werden 4,5 GWh an Wärme für die Gebäudeheizung und Warmwasserbereitung und
10,7 GWh elektrische Energie produziert. Eine genaue Aufteilung auf die unterschiedlichen
Erzeugungsarten, aufgeschlüsselt für den Strom- und Wärmebereich, wird in den folgenden
Kapiteln vorgenommen.
1.2.1 STROM
Im Gemeindegebiet von Cölbe wurden im Jahr 2012 mittels erneuerbarer Energien insgesamt
10,7 GWh Strom erzeugt. Der Anteil erneuerbarer Energien am Stromverbrauch beträgt damit
sehr gute 42 % und liegt damit deutlich über dem bundesdeutschen Durchschnitt von 20 % im
Jahr 2012 (vgl. AGEE Stat 2012). Dabei muss berücksichtigt werden, dass der größte Anteil
durch die KWK-Anlage der Firma Holz-Schmidt GmbH im Ortsteil Schönstadt produziert wird.
Alleine dort werden 8,8 GWh Strom produziert. Die verwendeten Holzressourcen werden
allerdings nicht lokal bezogen, sondern von außerhalb der Region importiert.
Die vor Ort installierten Photovoltaik-Anlagen erzeugen weitere 1,8 GWh. Insgesamt sind 165
Anlagen mit einer Gesamtleistung von 2.155 kWp installiert (vgl. Tabelle 7). Seit 2012 wurden
in Cölbe etliche weitere Photovoltaik-Anlagen errichtet, so dass in 2014 die
Solarstromproduktion bereits auf rund 5,4 GWh gestiegen ist. Einen großen Anteil daran hat
der Ende September 2012 ans Netz gegangene Solaracker bei Bernsdorf.
Diese Photovoltaik-Freiflächenanlage wurde von der Solaracker Cölbe GmbH & Co. KG realisiert
und gebaut. Die Anlage hat eine Leistung von 3,3 MWp und soll im Jahr etwa 3,1 Mio. kWh
17 Energie- und CO2-Bilanz
Strom produzieren, mit dem ca. 50 % der Haushalte in der Gemeinde Cölbe versorgt werden
sollen (Gemeinde Cölbe 2014).
Windenergieanlagen sind im Gemeindegebiet von Cölbe nicht installiert. Laut einem Gutachten
sind die zur Verfügung stehenden windhöffigen Flächen für einen wirtschaftlichen Betrieb nicht
geeignet. Es wird aber zurzeit darüber nachgedacht in Kooperation mit den Gemeinden Wetter
und Lahntal sowie den Stadtwerken Marburg einen interkommunalen Windpark auf dem
Wollenberg südwestlich von Wetter zu bauen (Gemeinde Cölbe 2014).
In der Abbildung 3 sind die Standorte der Erneuerbaren-Energien-Anlagen (Solar, Wasser und
Biomasse) abgebildet.
Tabelle 7: Einsatz erneuerbarer Energien zur Stromerzeugung in der Gemeinde Cölbe [GWh/a].
Erneuerbare Energien (Strom) Anlagenanzahl Leistung produzierte Energie
Biomasse 1 1.200 kW 8,8 GWh
PV-Anlagen 165 2.155 kWp 1,8 GWh
Wasserkraft 3 keine Angabe 0,03 GWh
Summe 169 3.355 kWp 10,7 GWh
Anteil am Stromverbrauch 42%
Summendifferenzen durch Rundungen möglich
Abbildung 3: Anlagen aus dem Anlagenregister des EEG (Datenquelle: Anlagenstammdaten der Übertragunsnetzbetreiber für 2012).
Strom
Wärme
Strom
Wärme
18 Energiebilanz und Potenzialanalyse der erneuerbaren Energien der Gemeinde Cölbe
1.2.2 WÄRME
Im Wärmebereich werden in der Gemeinde Cölbe 4,5 GWh durch erneuerbare Energien
erzeugt. Die genaue Verteilung lässt sich aus der Tabelle 8 entnehmen. Der Großteil von
3,8 GWh wird durch Holzheizungen und Holzkessel bereitgestellt. Solarthermie generiert
0,4 GWh und Wärmepumpen stellen 0,2 GWh an Umweltenergie zur Verfügung (vgl. Tabelle
8).
Die Gemeinde Cölbe deckt im Jahr 20123 seinen Wärmeverbrauch zu 6,2 % durch erneuerbare
Energien. Zum Vergleich: Der bundesdeutsche Durchschnitt liegt bei 10 % (vgl. AGEE Stat
2012).
Tabelle 8: Einsatz erneuerbarer Energien zur Wärmeerzeugung in der Gemeinde Cölbe[GWh/a].
Erneuerbare Energien (Wärme) produzierte Energie
Solarthermie 0,4 GWh
Holzheizungen und -kessel 3,8 GWh
Umweltenergie (Geothermie + Erdwärme) 0,2 GWh
Summe Wärme aus erneuerbaren Energien 4,5 GWh
Anteil am Wärmeverbrauch 6,2 %
Summendifferenzen durch Rundungen möglich
NAHWÄRME SCHÖNSTADT
Im Oktober 2012 wurde im Ortsteil Schönstadt ein Nahwärmenetz durch die eigens gegründete
Nahwärmegenossenschaft „Nahwärme Schönstadt eG“ gebaut. Insgesamt werden 290
Gebäude, das entspricht 75 % aller Haushalte in Schönstadt, durch dieses Netz versorgt. Mit
13 km Gesamtlänge ist es das größte Nahwärmenetz Deutschlands, welches sich in
Bürgerhand befindet. Gespeist wird das Netz durch das Biomasse-Heizkraftwerk der Firma
Holz-Schmidt GmbH. Dieses leistet im Jahr 1,1 MW Strom und 4,9 MW Wärme. Diese Energie
wird aus in der Produktion anfallender Baumrinde und Holzhackschnitzeln gewonnen.
Im Jahr 2013 beträgt die Wärmenachfrage der 290 Gebäude rund 6,5 GWh. Insgesamt hat die
Firma Holz-Schmidt 8,5 GWh Wärme abgegeben. Unter der Annahme, dass im Jahr 2013 ein
ähnlicher Wärmeverbrauch wie im Jahr 2012 in Höhe von rund 72 GWh vorliegt, konnten durch
das Nahwärmenetz 9 % der bisher eingesetzten, fossiler Energieträger substituiert werden.
Über den Nahwärmebetrieb werden rund 455 Tonnen CO2 emittiert (bei 70 g CO2aeq nach
GEMIS 4.6 für Wärmenetz mit Holz-HKW). Zum Vergleich: Wären vorher alle Gebäude mit
Heizöl beheizt worden, wären rund 2.875 Tonnen CO2aeq emittiert worden (bei 376 g/kg CO2aeq
und einem Wirkungsgrad der Kessel von im Mittel 85 %). Die Einsparung beträgt bei diesem
Vergleich 2.420 Tonnen.
3 Da als Basisjahr das Jahr 2012 festgelegt wurde sind die Daten des erst Ende 2012 fertiggestellten Nahwärmenetzes Schönstadt in diesem
Bericht nicht enthalten.
Strom
Wärme
19 Potenzialanalyse
2 POTENZIALANALYSE
In diesem Kapitel werden die energetischen Potenziale der erneuerbaren Energien auf dem
Gebiet der Gemeinde Cölbe untersucht.
2.1 DIE POTENZIALBESTIMMUNG
Bei der Ermittlung von energetischen Potenzialen werden mehrere Potenzialbegriffe
voneinander unterschieden:
Das theoretische Potenzial ist die gesamte nach den physikalischen Gesetzen angebotene
Energie, die dem Gemeindegebiet zur Verfügung steht.
Das technische Potenzial ist der Teil des theoretischen Potenzials, der nach dem Stand der
Technik an den möglichen Standorten im gesetzlichen Rahmen in ein energetisches Produkt
(Effizienz, Strom, Raumwärme, Fortbewegung) umgesetzt werden kann. Für eine
Potenzialabschätzung und Definition der Zielstellung ist dieses Potenzial maßgebend und wird
im Weiteren näher dargestellt.
Das wirtschaftliche Potenzial ist der Teil des theoretischen Potenzials, der bei aktuellen
wirtschaftlichen Rahmenbedingungen umsetzbar ist. Die wirtschaftlich zu erschließenden
Potenziale kommen erst bei der detaillierten Ausformulierung der anzustrebenden Maßnahmen
zum Tragen und werden daher erst in späteren Bearbeitungsschritten gestaltet.
Das soziale Potenzial bezieht die gesellschaftliche Akzeptanz und Wandlungsfähigkeit beim
energetischen Transformationsprozess ein. Fragestellungen nach der Akzeptanz von Windkraft
und Maisanbau sowie Demografie und Mobilitätsverhalten, aber auch Kreditwürdigkeit und
energetische Gebäudesanierung sind hier Bestandteile.
Das realisierbare Potenzial ist die Schnittmenge aus dem technischen, wirtschaftlichen und
sozialen Potenzial, welches im Folgenden betrachtet wird. Über Innovation, Motivation und
Erhöhung der Wandlungsfähigkeit kann die Schnittmenge als realisierbares Potenzial innerhalb
eines energetischen Transformationsprozesses gesteigert werden.
Das konkrete Potenzial ist das realisierbare Potenzial, abzüglich des schon ausgeschöpften
Potenzials. Beispiel: Von den als realisierbares Potenzial ermittelten Dachflächen für
Photovoltaikanlagen werden die schon durch PV-Anlagen genutzten Dachflächen abgezogen.
20 Energiebilanz und Potenzialanalyse der erneuerbaren Energien der Gemeinde Cölbe
2.2 METHODISCHES VORGEHEN BEI DER POTENZIALANALYSE
PHOTOVOLTAIK
Für die Ermittlung der Potenziale für den Ausbau von Solaranlagen zur Stromerzeugung
werden 10 m²/Einwohner für die Dächer und 1,5 m² für die Fassade angenommen.
Zusätzlich zu den beschriebenen Potenzialen der Gebäudeflächen für Solarenergie gibt es
theoretische Potenziale für Freiflächen. Bereits realisiert wurde die Freiflächen-Anlage bei
Bernsdorf. Inwieweit weitere Flächen zur Verfügung stehen muss im Detail von der Gemeinde
geprüft werden. Zudem ist es durch die aktuelle Änderung des EEGs offen, wie attraktiv die
Installation von Freiflächenanlagen sein wird. Auch sind diese Anlagen als Einzelobjekte stark
investorenabhängig. Daher werden die Freiflächen-Potenziale nicht in der Potenzialbetrachtung
berücksichtigt.
SOLARTHERMIE
Je nach Gebäudetyp, Nutzung und vorhandener Anlagentechnik bietet es sich an ein Teil der
geeigneten Dachflächen für Solarthermie zu verwenden. Es wird angenommen, dass
1,5 m2/Einwohner für die Solarthermie verwendet wird. Diese Fläche multipliziert mit dem
festgelegten Mindeststandard für solarthermische Anlagen von 420 kWh pro m² und Jahr
ergibt das Potenzial für die Solarthermie in der Gemeinde Cölbe.
Eine andere technische Möglichkeit ist die Nutzung von solarthermischen Anlagen für die
Prozesswärme von industriellen Anlagen. Diese erfordert eine Abstimmung der gesamten
energetischen Prozesskette.
Eine weitere technische Möglichkeit besteht in der Installation von Solarkollektoren mit
saisonalem Speicher. Bei dieser Anlagentechnik sind Kollektorflächen in einer Größenordnung
und Ausrichtung nötig, die eine konkrete Berücksichtigung beim Gebäudeentwurf verlangt.
Daher ist diese Technik nur bei einem Neubau sinnvoll und wird nicht separat ausgewiesen.
BIOMASSE
Die Erhebung der technisch erschließbaren Biomassepotenziale erfolgt auf der Grundlage von
Flächenanteilen und Bewirtschaftung sowie von Großvieheinheiten, welche als statistische
Daten zur Verfügung stehen. Die Erhebung der technisch erschließbaren Biomassepotenziale
erfolgt auf der Grundlage der land- und forstwirtschaftlichen Flächen und Massenpotenzialen,
die über die Regionalstatistik zur Biomassenutzung erhoben sind.
Ausgehend von der ausgewiesenen Waldfläche erfolgt die Potenzialanalyse im Bereich
Forstwirtschaft. Angenommen wird ein Hiebsatz (nachhaltige jährliche Holzeinschlagmenge)
von 7 m³ Holz pro ha und Jahr einer energetischen Nutzung von rund 25 % der Ernteerträge.
Ein zusätzliches forstwirtschaftliches Potenzial kann über die energetische Verwertung von
Kronen und Derbholz erfolgen.
Der Altholzanteil (Recycling, Abfall,…) wird auf 80 kg/EW und Jahr geschätzt. Wird dieser
Anteil vollständig energetisch genutzt, kann über das thermische Recycling mittels KWK neben
Wärme auch elektrische Energie gewonnen werden.
21 Potenzialanalyse
Basierend auf der gesamten Ackerfläche (ohne Sonderkulturen) wird angenommen, dass eine
Fläche von 25% energetisch genutzt werden kann. Aus dem mittleren Ertrag von
beispielsweise Mais mit 38 Tonnen Festmasse pro Hektar auf der Fläche wird ein
entsprechendes energetisches Potenzial berechnet.
Dazu kommt der Ertrag der Grünlandnutzung. Es wird eine energetische Nutzung von 25 %
der Fläche angenommen.
Aus der Viehhaltung im Gemeindegebiet kann ein energetisches Potenzial abgeleitet werden.
Über die Gülleverwertung von den vorhandenen Großvieheinheiten (GVE) Rindvieh, GVE
Schweine und GVE Hühner wird eine energetische Nutzung von 50 % in Form von Biogas
abgeschätzt.
Dazu kommt der energetisch verwertbare Anteil im Biomüll. Angenommen wird, dass im
Schnitt von den abgeschätzten 99 kg/EW an biogenen Reststoffen 25 % gesammelt und
energetisch verwertet werden.
Der Anteil des verwertbaren Klärschlamms wird über einen Nutzungsgrad von 100 %
berechnet.
Zur Bestimmung des realistischen Strom- und Wärmepotenzials der Biomasse stehen
zwei Methoden zur Verfügung: Vergärung und Verbrennung. Es wird je nach Substanz von
einer potenziellen Biogasanlage ausgegangen, deren Größe genau der zur Verfügung
stehenden Stoffmenge innerhalb der Grenzen der Gemeinde entspricht.
WINDENERGIE
In der Gemeinde Cölbe gibt es bisher keine Windkraftanlagen. Ein Gutachten hat festgestellt,
dass die wenigen im Regionalplan Mittelhessen ausgewiesenen Standorte für Windkraftanlagen
für eine wirtschaftliche Nutzung nicht in Frage kommen. Zusammen mit den Gemeinden
Lahntal und Wetter ist die Einrichtung eines interkommunalen Windparks am Wollenberg
geplant, allerdings liegt dieser nicht auf Cölber Gemeindegebiet. Da ein Ausbau der
Windenergie in der Gemeinde Cölbe nicht geplant ist, und zudem nur eine Vorrangfläche in der
Gemeinde identifiziert wurde, die von der Windhöffigkeit zudem grenzwertig ist, werden die
Potenziale der Windenergie nicht in der Potenzialbetrachtung berücksichtigt.
UMWELTENERGIE
Um das Potenzial für Geothermal- und Luftwärmepumpen berechnen zu können, werden
folgende Annahmen getroffen: Pro Bohrung, die jeweils 100 Meter tief sein soll, können
10.000 kWh an Umweltwärme dem Erdreich entnommen werden. Diese Bohrungen sind
durchschnittlich bei 20 % der Wohngebäude möglich, wobei ein Einfamilienhaus mit einer
Bohrung versorgt wird, ein Mehrfamilienhaus mit zwei Bohrungen. Zusätzlich zu der
produzierten Umweltenergie von 10.000 kWh pro Bohrung entstehen noch jeweils 25 %
Wärmeenergie durch die elektrische Pumpleistung, die jeweils noch zu berücksichtigen sind.
22 Energiebilanz und Potenzialanalyse der erneuerbaren Energien der Gemeinde Cölbe
2.3 ENERGETISCHES ERZEUGUNGSPOTENZIAL DER GEMEINDE
CÖLBE DURCH ERNEUERBARE ENERGIEN
Die Ergebnisse der Potenzialanalyse sind in Tabelle 9 zusammengefasst. Sie zeigt zum einem
den Energieverbrauch der Gemeinde Cölbe für Wärme, Strom und Mobilität und zum anderem
die energetischen Potenziale für den Einsatz erneuerbarer Energien.
Der aktuelle Energieverbrauch in den Bereichen Strom, Wärme und Mobilität beträgt
161,4 GWh, davon werden im Jahr 2012 bereits 15,2 GWh über erneuerbare Energien lokal
erzeugt. Das bedeutet, dass noch 146,2 GWh lokal gedeckt werden müssten, damit die
Gemeinde Cölbe bilanziell unabhängig von Energieimporten werden kann.
Einige Potenziale der erneuerbaren Energien sind bereits erschlossen worden, weswegen diese
bereits genutzten Potenziale (11,2 GWh) vom Gesamtpotenzial abgezogen werden. Damit
verbleibt ein noch erschließbares Potenzial von 15,4 GWh (vgl. Tabelle 9).
Nach der Ausschöpfung dieser Potenziale werden zur Deckung des Energieverbrauchs der
Gemeinde noch 130,8 GWh benötigt. Es zeigt sich also, dass der alleinige Ausbau der
erneuerbaren Energien und das Ausschöpfen der Potenzial nicht ausreicht, den Energiebedarf
der Gemeinde zu decken. Hierfür müssten weitere Maßnahmen durchgeführt werden, mit
denen der Energieverbrauch deutlich reduziert werden kann.
Tabelle 9: Energetisches Potenzial der erneuerbaren Energien in der Gemeinde Cölbe [GWh/a].
durch erneuerbare Energien produzierte
Energie 2012
Verbrauch in 2012
Strom (ohne Wärme und Mobilität)
10,7 GWh 25,2 GWh
Wärme 4,5 GWh 72,6 GWh
Mobilität 63,6 GWh
Summe 15,2 GWh 161,4 GWh
Potenziale Gesamtpotenzial bereits erschlossen noch erschließbar
Solarthermie 4,4 GWh 0,4 GWh 4,0 GWh
PV-Anlagen 6,8 GWh 1,8 GWh 5,0 GWh
Umweltenergie 1,9 GWh 0,2 GWh 1,7 GWh
Wasserkraft 0,03 GWh 0,03 GWh kein
Ausbaupotenzial
Biomasse (Wärme und Strom) 13,5 GWh 8,8 GWh 4,7 GWh
Windkraft kein Potenzial angenommen
kein Potenzial angenommen
kein Potenzial angenommen
Summe 26,6 GWh 11,2 GWh 15,4 GWh
Energieimport nach Ausschöpfung der
Potentiale 130,8 GWh
Summendifferenzen durch Rundungen möglich
23 Potenzialanalyse
Der Ausbau der PV-Anlagen hat mit 5 GWh das größte Potenzial. Das Biomassepotenzial ist
schon zum größten Teil genutzt und kann noch um 4,7 GWh erhöht werden. Im Bereich der
Wärme sind vor allem durch die Solarthermie 4 GWh zu aktivieren.
Bei entsprechender bautechnischer Ausstattung von Gebäuden (Heizsystem mit niedrigen
Vorlauftemperaturen) bietet die Umweltenergie ein Ausbaupotenzial von knapp 1,7 GWh.
Für Wasserkraft und Windkraft ist kein Potenzial angenommen worden.
Abbildung 4 visualisiert noch einmal die Ergebnisse aus Tabelle 9. Der linke graue Balken zeigt
den Energieimport im Jahre 2012 (abzüglich der bereits vor Ort produzierten 15,2 GWh). Der
rechte graue Balken zeigt den Energieimport nach der Realisierung der erneuerbaren Energien
Potenziale in Höhe von 131 GWh.
Abbildung 4: Übersicht über die noch erschließbaren Potenziale der Gemeinde Cölbe in GWh/a.
146131
45 2 0 5 0
ThPV
UW Wasser BioWind
GWh/a
20 GWh/a
40 GWh/a
60 GWh/a
80 GWh/a
100 GWh/a
120 GWh/a
140 GWh/a
160 GWh/a
Erneuerbare Energie TH _SolarthermiePV _SolarstromUW_UmweltwärmeWasser_WasserkraftBIO _BiomasseWind_Windkraft
24 Energiebilanz und Potenzialanalyse der erneuerbaren Energien der Gemeinde Cölbe
2.4 POTENZIALE FÜR STROM UND WÄRME
2.4.1 STROM
Der Verbrauch an elektrischer Energie beträgt in der Gemeinde Cölbe 25,2 GWh (entsprechend
der linke Balken in Abbildung 5). Über die Nutzung erneuerbarer Energien besteht ein
gesamtes Potenzial von 14,5 GWh (Balken EE in der Abbildung 5). Das bedeutet, dass nach
der Ausschöpfung der Potenziale der erneuerbaren Energien in der Gemeinde Cölbe 10,7 GWh
nicht lokal gedeckt werden können. Dieser Strombedarf kann durch Energieeinsparungen und
Energieeffizienzmaßnahmen gesenkt werden, so dass der Energieimport dann geringer
ausfallen würde.
Das größte Potenzial von 7,7 GWh besteht in der Biomasseverstromung in der Gemeinde,
gefolgt von PV-Anlagen mit 6,8 GWh (vgl. Tabelle 10). Bei der Betrachtung der Potenziale
muss allerdings berücksichtigt werden, dass die bereits erschlossenen Potenziale (siehe
Kap. 2.3) noch nicht abgezogen wurden.
Tabelle 10: Energetisches Potenzial der erneuerbaren Energien im Bereich Strom (erschlossene Potenziale sind enthalten) [GWh/a].
Strom Stromverbrauch in 2012 Strom Potenzial
Biomasse
7,7 GWh
PV-Anlagen
6,8 GWh
Summe 25,2 GWh 14,5 GWh
lokal nicht gedeckter Energiebedarf
10,7 GWh
Summendifferenzen durch Rundungen möglich
Abbildung 5: Potenzial der erneuerbaren Energien im Strombereich der Gemeinde Cölbe
(erschlossene Potenziale sind enthalten) [GWh/a].
10,7 10,7
7,7
6,8
0,4
14,1
10,614,5
GWh
5 GWh
10 GWh
15 GWh
20 GWh
25 GWh
30 GWh
2012 EE Rest
Reduktion um…
Wohngebäude
Unternehmen
Öffentliche Gebäude
EE Photovoltaik
EE Biomasse_Strom
Nicht lokal gedeckt…
25 Potenzialanalyse
2.4.2 WÄRME
Der Wärmeverbrauch beträgt 72,6 GWh im Jahr 2012. Dem stehen die Potenziale der
erneuerbaren Energien, in diesem Fall Biomasse (5,8 GWh), Umweltwärme (1,9 GWh) und
Solarthermie (4,4 GWh), gegenüber. Insgesamt besteht ein gesamtes Wärmepotenzial aus
erneuerbaren Energien von 12,1 GWh. 60,5 GWh sind nicht lokal über erneuerbare Energien
abgedeckt (vgl. Tabelle 11 und Abbildung 6). Auch hierbei ist wie bei den Strompotenzialen zu
beachten, dass die bereits erschlossenen Potenziale in diesen Werten noch enthalten sind.
Tabelle 11: Energetisches Potenzial der erneuerbaren Energien im Bereich Wärme (erschlossene Potenziale sind enthalten) [GWh/a]
Wärme Energieverbrauch 2012 Wärmepotenzial
Biomasse (Wärme) 5,8 GWh
Umweltwärme 1,9 GWh
Solarthermie 4,4 GWh
Summe 72,6 GWh 12,2 GWh
Nicht lokal abgedeckt 60,5 GWh
Summendifferenzen durch Rundungen möglich
Abbildung 6: Potenzial der erneuerbaren Energien im Wärmebereich (erschlossene Potenziale sind enthalten) [GWh/a].
60,5 60,5
4,41,9
5,8
0,86,7
65,2
12,2
GWh/a
10 GWh/a
20 GWh/a
30 GWh/a
40 GWh/a
50 GWh/a
60 GWh/a
70 GWh/a
80 GWh/a
2012 EE Rest
Reduktion um…
Wohngebäude
Unternehmen
Öffentliche Gebäude
EE - Biomasse (Wärme)
EE - Umweltwärme
EE - Solarthermie
Nicht lokal gedeckt…
26 Energiebilanz und Potenzialanalyse der erneuerbaren Energien der Gemeinde Cölbe
2.5 POTENZIAL EINER BIOGASANLAGE IM BEREICH
L3089/K34
Im Kreuzungsbereich der Landesstraße 3089 und Kreisstraße 34 befinden sich neben dem
Solaracker Gemeindeland und drauf befindliche Gebäude. Zu prüfen ist ob der Standort für
eine Biogasanlage geeignet ist.
Abbildung 7: Landwirtschaftliche Gebäude
Abbildung 8: Gelände vom Solaracker
BIOMASSEPOTENZIAL
Fragen, die sich vor der Planung einer Biogasanlage stellen, sind vor allem, ob überhaupt
genug Biomassepotenzial vorhanden ist. Die statistischen Daten weisen bei einem moderaten
Nutzungsgrad der Flächen ein energetisches Potenzial von 39 GWh in den Rohstoffen aus.
Damit könnten Anlagen mit einer elektrischen Leistung von rund 1 MW betrieben werden und
6 GWh elektrische Energie sowie 3 GWh Wärme produziert werden (siehe Tabelle 12).
Tabelle 12: Biomassepotenziale für die Vergärung
Einheit Nutzungsgrad Gasertrag Energie
Acker 889 ha 25% 1.911.350 m³ 21 GWh
Grünland 482 ha 25% 746.136 m³ 16 GWh
Rindergülle 924 GVE Rindvieh 50% 187.179 m³ 1 GWh
Schweinegülle 183 GVE Schweine 50% 29.358 m³ keine
Angabe
Hühnermist keine Schweine 50% m³ keine
Angabe
Klärschlamm 100% 84.564 m³ 1 GWh
Summe Energie in Rohstoffen 39 GWh
Umwandlung über Biogasanlage in Strom 1.000 kW 8.040 h 6 GWh
Umwandlung über Biogasanlage in Wärme 4.500 h 3 GWh
Weitere Quellen sind die Gespräche mit den Ortslandwirten der einzelnen Ortsteile. Nach deren
Aussage sind die landwirtschaftlichen Flächen in einer guten Nutzung. Es ist aktuell also wenig
Fläche für den Anbau von Energiepflanzen vorhanden.
27 Potenzialanalyse
BETRIEB DER ANLAGE
Auch der Betrieb müsste geklärt werden. Für eine Betriebszeit von 10 bis 20 Jahren müsste ein
Betreiber gefunden werden. Da aber die Zukunft der Vollerwerbslandwirte in der Region
ungewiss ist und die Anlage sinnvollerweise von einem bäuerlichen Betrieb mit den richtigen
Rahmenbedingungen geführt werden sollte, muss geprüft werden, wer die Anlage betreiben
möchte. Eine wichtige Rahmenbedingung wäre der lokale Anbau von Silomais, damit keine
Importe von Mais in die Gemeinde getätigt werden müssen.
NUTZUNG VON STROM UND WÄRME
Grundlage für die Wirtschaftlichkeit einer Anlage ist der Verkauf von Strom und Wärme. Die
produzierte elektrische Energie wird üblicherweise nach den Bedingungen des EEG vom
Stromnetzbetreiber abgenommen. Der nächste Ort für die Nutzung der Wärme bei Gebäuden
ist Bürgeln. Für die Wärmeverteilung im Ort müsste ein Nahwärmenetz wie in Schönstadt
gebaut werden. Wegen der Entfernung zum Standort der Biogasanlage gibt es für den
Transport der Energie zwei Möglichkeiten.
1. Das Gas-BHKW steht bei der Biogasanlage. Die Wärme wird über eine Wärmeleitung zum
Verteilnetz im Ort transportiert. Vorteil ist die Bewirtschaftung von Fermenter und BHKW
an einem Ort. Nachteil ist der Energieverlust auf der Transportleitung.
2. Das BHKW steht im Ort und eine Biogasleitung führt vom Fermenter zum Gasmotor. Vorteil
ist die günstigere Wärmeverteilung im Ort. Nachteil ist die die aufwendigere
Gasaufbereitung und der getrennte Standort von Fermenter und Motor.
Beide Varianten sind schon oft in Deutschland realisiert worden. Wärmenutzungen zum
Beispiel für ein Gewächshaus wären natürlich auch möglich. Voraussetzung für alle Varianten
ist der Wille für den Betrieb der Anlage und die Abnahme der Wärme.
ZUSAMMENFASSUNG
Unter den aktuellen Rahmenbedingungen für den Betrieb von Biogasanlagen ist der Standort
kritisch zu überprüfen:
Machen Biogasanlagen bei den aktuellen Erkenntnissen der Energiewende noch technisch-
ökonomisch Sinn? Die Anlagen produzieren teuren erneuerbaren Strom. Während die
spezifischen Gestehungskosten von PV und Wind über optimierte Anlagentechnik eher
sinken, ist davon auszugehen, dass der Preis für Strom aus Biomasse über die steigenden
Kosten der Rohstoffe weiter steigt. Auch die spezifischen CO2aeq-Emissionen sind im
Vergleich zu PV und Wind deutlich höher (nach GEMIS).
Strom aus Biomasse ist sehr flächenintensiv, d. h. im Vergleich zu Wind und PV wird pro
Kilowattstunde Energie deutlich mehr Fläche gebunden. Die Flächen für die
Biomasseproduktion müssen dauerhaft bereitgestellt werden und stehen anderen
Nutzungen nicht mehr zur Verfügung. Da die Flächen jetzt schon genutzt werden, müsste
die aktuelle Nutzung an eine andere Stelle verlagert werden.
Mit Biogasanlagen besteht die Möglichkeit auch andere biogene Rohstoffe wie Biomüll und
Gülle zu nutzen. Über eine optimierte stoffliche Prozesskette können diese Stoffe erst
energetisch und dann stofflich verwertet werden.
28 Energiebilanz und Potenzialanalyse der erneuerbaren Energien der Gemeinde Cölbe
3 MÖGLICHKEITEN DER STROMSPEICHERUNG ÜBER EIN
PUMPSPEICHERKRAFTWERK AN DER LAHN
Die Produktion von erneuerbaren Energien ist häufig von den Umweltbedingungen und daher
zeitlich abhängig:
Elektrische Energie aus Windkraftanlagen wird nur ab einer anlagentechnisch bedingten
Windstärke produziert. Bei mittleren Windstärken laufen Anlagen überwiegend im
Teillastbereich.
Elektrische Energie und Wärme aus der Solarstrahlung wird hauptsächlich produziert wenn
die Sonne scheint. Wolken reduzieren den Ertrag deutlich.
Energie aus Biomasse ist von der Ernte der Energiepflanzen abhängig. Diese können in
Treibstoffe oder über Verbrennung oder Vergärung in elektrische Energie und Wärme
umgewandelt werden.
Die Verbrauchsstrukturen von elektrische Energie, Wärme und Treibstoffen entsprechen
heutzutage dem individuellem Nutzerverhalten und sind weitgehend von der Erzeugung
unabhängig. Deutlich wird dies in der Abbildung 9, in der von einer Woche der typische
elektrische Lastverlauf von einem Quartier dargestellt ist. Der negative Bereich stellt die
Stromlast dar, der positive Bereich die Einspeisung von Photovoltaik und Windkraft in das
Stromnetz. Die Summe aus entnommener Last und eingespeiste Leistung ist über die schwarze
Linie dargestellt.
Abbildung 9: Typischer Last- und Leistungsverlauf.
29 Möglichkeiten der Stromspeicherung über ein Pumpspeicherkraftwerk an der Lahn
Zu erkennen ist der Verlauf im positiven und im negativen Bereich. Im mittäglichen Bereich
wird eher zu viel Strom produziert, nachts eher zu wenig. Bei einem Gemeindeweisen
Lastausgleich gibt es mehrere Möglichkeiten:
1. Die überschüssige oder benötigte Energie außerhalb der Gemeine bereitstellen oder
nachfragen.
2. Über eine Lastverschiebung den Verbrauch der Erzeugung anpassen.
3. Über z.B. Stellung oder Nachführung der Photovoltaikanlagen die Erzeugung dem
Lastverlauf anpassen.
4. Die überschüssige Energie speichern bis zur Nachfrage. Allgemein hilft es den Verbrauch zu
senken, dann sind nicht so viele Produktionsstätten notwendig.
Diese Grundprinzipien gelten letztendlich auch für Wärme- und Treibstoffsysteme, nur mit
anderen Dimensionen was Räume, Zeiten und Technologien betrifft. Für den energetischen
Transformationsprozess ist es zusätzlich notwendig Koppelprozesse zwischen den
Energieträgern von Strom, Wärme und Treibstoffen zu betrachten, um Synergien nutzen zu
können. Bei Blockheizkraftwerken ist dies ja zum Teil schon realisiert, sie werden Strom- oder
wärmegeführt gefahren. Insgesamt schafft die Integration von Erneuerbare-Energien-
Technologien in bestehenden Versorgungsstrukturen viele Vorteile:
Die Produktion in der Region für die Region steigert den lokalen Wertschöpfungsgrad.
Investitionen und Produktionen vor Ort reduzieren das Wechselgeschäft „Energie in die
Region einkaufen – Geld für Energie außerhalb der Region verteilen“. Dies ist lokale
Wirtschaftsförderung.
Lokale Versorgungssysteme sind lokal administrier- und beherrschbar. Das steigert die
Versorgungssicherheit.
Ist die Investition in eine erneuerbare Versorgungsstruktur erfolgt, entstehen nur Kosten
für Wartung und Erneuerung. Der Energieträger an sich kostet nichts.
Es ist ein Beitrag zum lokalen/globalen Umwelt- und Ressourcenschutz für eine nachhaltige
gesellschaftliche Entwicklung.
Die Gemeinde Cölbe möchte prüfen lassen wie groß das Potenzial der Stromspeicherung durch
den Bau eines Pumpspeicherkraftwerks ist, welches mit dem Wasser der Lahn gespeist wird.
Durch den Bau könnten Überschüsse aus der lokalen Stromproduktion gespeichert werden. Zu
Spitzenlastzeiten der Tagesganglinie des Stromverbrauchs könnte diese gespeichert Energie
wieder zur Verfügung gestellt werden.
3.1 EINFÜHRUNG PUMPSPEICHERKRAFTWERKE
Eine Möglichkeit den durch die erneuerbaren Energien produzierten überschüssigen Strom für
eine spätere Nutzung zu speichern, sind Pumpspeicherkraftwerke. Ein Pumpspeicherkraftwerk
ist eine besondere Form des Speicherkraftwerks. Es macht sich die Lageenergie des
aufgestauten Wassers zunutze und stellt zu Spitzenlastzeiten zusätzlich Strom zur Verfügung.
Wird durch erneuerbare Energien mehr Strom produziert als nachgefragt (z.B. nachts), wird
das Wasser mit dieser überschüssigen Energie aus einem tiefergelegen Unterbecken in ein
höher gelegenes Oberbecken gepumpt. So wird der Stromüberschuss aus dem Netz
30 Energiebilanz und Potenzialanalyse der erneuerbaren Energien der Gemeinde Cölbe
genommen und der Speicher „aufgeladen“. Wird dann wieder mehr Strom benötigt, wird das
im Oberbecken gespeicherte Wasser abgelassen und zum Antrieb von Turbinen genutzt, die
wiederum Strom erzeugen.
Eine technische Hauptvoraussetzung für die Festlegung eines Standortes zur Errichtung eines
Pumpspeicherkraftwerkes ist eine große Fallhöhe. Das bedeutet, dass der Höhenunterschied
zwischen dem Ober- und Unterbecken des Kraftwerkes möglichst groß sein muss. Weitere
Kriterien sind ein geringer Abstand zwischen Ober- und Unterbecken, eine große Fläche für die
Errichtung von ausreichend großen Speicherbecken sowie die Verfügbarkeit von genügend
Wasser, mit welchem die Speicherbecken befüllt werden können. Selbstverständlich muss auch
ein nutzbarer Netzanschluss in unmittelbarer Umgebung sein, damit die Energie ohne große
Verluste ins Netz eingespeist werden kann. Zudem müssen bei der Errichtung einer Anlage
auch naturschutzrechtliche Richtlinien eingehalten werden.
Da es sich bei dem Bau eines Pumpspeicherkraftwerks allein flächenmäßig um ein Großprojekt
handelt, ist die Akzeptanz in der lokalen Bevölkerung ein wichtiges Kriterium. Daher sollte vor
der Planung eine möglichst frühe Aufklärung der Bevölkerung stattfinden.
3.2 MÖGLICHE STANDORTE IN CÖLBE
In der Gemeinde Cölbe wurden zwei mögliche Standorte für den Bau eines
Pumpspeicherkraftwerkes lokalisiert. Im Folgenden werden die Lage der Standorte und das
Gefälle zwischen den potentiellen Ober- und Unterbecken dargestellt.
Variante 1
Ein möglicher Standort ist der südwestlichen Rand des Goldbergs bei Cölbe. Auf der Hochfläche
des Goldberges würde das Oberbecken gebaut werden. Das Unterbecken wäre entlang der
Lahn zwischen Göttingen und Cölbe westlich der B62 entstehen (siehe Abbildung 10). Hierfür
müssten jedoch die Besitz- und Bewirtschaftungsverhältnisse der Flächen geklärt werden. Laut
des Regionalplans Mittelhessen ist das Gebiet entlang der Lahn allerdings Vorbehaltsgebiet für
besondere Klimafunktionen, so dass hier geklärt werden muss, ob der Bau eines
Pumpspeicherkraftwerkes an dieser Stelle überhaupt realisierbar ist. Der Höhenunterschied
zwischen Ober- und Unterbecken beträgt ca. 110 m.
Variante 2
Ein weiterer potentieller Standort wäre in der Lahnschleife westlich von Cölbe entlang der
L3381, nördlich des Industriegebietes. Das Unterbecken liegt dabei direkt innerhalb der
Lahnschleife im Gebiet der derzeitigen Retentionsfläche der Lahn. Das Oberbecken liegt am
nordwestlichen Rand des Goldbergs. Zwischen Ober- und Unterbecken besteht ein
Höhenunterschied von rund 95 m.
31 Möglichkeiten der Stromspeicherung über ein Pumpspeicherkraftwerk an der Lahn
Abbildung 10: Lokalisierung der beiden Varianten für ein Pumpspeicherkraftwerk an der Lahn bei Cölbe (eigene Darstellung).
Im Folgenden werden für die beiden genannten Standorte die Größe der Ober- und
Unterbecken, sowie das zu pumpende Wasservolumen und die im Oberbecken speicherbare
potenzielle Energie berechnet.
Oberbecken
Unterbecken
Oberbecken
Unterbecken Cölbe
32 Energiebilanz und Potenzialanalyse der erneuerbaren Energien der Gemeinde Cölbe
3.3 VARIANTE 1
Volumen der Becken
Um eine Nutzung des Unterbeckens, z. B. durch Freizeitaktivitäten, zu gewährleisten wird von
einer Veränderung des Wasserstands von 1 m im Unterbecken ausgegangen. Das zur
Verfügung stehende Wasservolumen berechnet sich aus der Fläche und dem Hub von 1 m.
V = A * t
V = Volumen
A = Beckenoberfläche
t = Beckentiefe
Die für das Unterbecken zur Verfügung stehende Fläche (erfasst bei einer Begehung des
Gebietes) umfasst 314.000 m². Es stehen 314.000 m³ Wasser für die Speicherenergie zur
Verfügung.
Die Größe des Oberbeckens wird an das zu pumpende Volumen angepasst. Die Fläche, die für
das Oberbecken zur Verfügung steht ist etwa 64.000 m² groß. Um das aus dem Unterbecken
gepumpte Wasser aufnehmen zu können müsste das Oberbecken etwa 6 bis 7 m tief sein und
hat damit ein Volumen von rund 383.000 m³.
Lageenergie
Die im Oberbecken gespeicherte potenzielle Energie wird mit folgender Formel berechnet:
𝑊𝐻 = 𝑚 ∗ 𝑔 ∗ ℎ
WH = Hubarbeit (in Joule)
m = Masse (314.000 m³ Wasser entsprechen 314.000.000 kg)
g = Erdbeschleunigung (9,81 m/s²)
h = Höhe (110 m)
Die gespeicherte Lageenergie beträgt 338.837.400.000 J und entspricht 94,12 MWh.
Beim Hochpumpen wird ein Wirkungsgrad von 85 % berücksichtigt, da zusätzliche elektrische
Energie benötigt wird, um die Verluste für den Motor, die Pumpe, den Transformator und durch
die Reibung in den Rohrleitungen auszugleichen. Das bedeutet, dass 110,7 MWh an
elektrischer Energie benötigt wird.
Soll nun die im Oberbecken gespeicherte Energie zur Verfügung gestellt werden, wird es durch
entsprechende Rohrleitungen in das Unterbecken abgelassen. Dabei treibt es eine Turbine an,
die wiederum einen Generator antreibt, welche elektrische Energie erzeugt. Auch bei diesem
Vorgang wird ein Wirkungsgrad von 85 % eingesetzt. Das bedeutet, dass die am Ende zur
Einspeisung in das Stromnetz verfügbare elektrische Energie wiederum kleiner ist, als die
ursprünglich im Oberbecken gespeicherte. Es können an diesem Standort 80 MWh
elektrische Energie produziert werden.
33 Möglichkeiten der Stromspeicherung über ein Pumpspeicherkraftwerk an der Lahn
3.4 VARIANTE 2
Volumen der Becken
Bei einem Hub im Unterbecken von 1 m stehen 256.500 m³ Wasser für das Speicherkraftwerk
am Standort 2 zu Verfügung.
Die Fläche, die für das Oberbecken zur Verfügung steht ist etwa 91.120 m² groß. Um das aus
dem Unterbecken gepumpte Wasser aufnehmen zu können müsste das Oberbecken etwa 3 m
tief sein. Es hätte dann ein Speichervolumen von 273.400 m³. Um eine geringere Fläche für
das Oberbecken in Anspruch nehmen zu müssen, wäre es sinnvoller, die Fläche zu verringern
und das Becken tiefer auszuheben. Bei einer Beckentiefe von 6 m müsste dann eine Fläche von
45.500 m² für das Oberbecken in Anspruch genommen werden
Lageenergie
Unter Berücksichtigung der folgenden Formel beträgt die Lageenergie der Variante 2.
𝑊𝐻 = 𝑚 ∗ 𝑔 ∗ ℎ
WH = Hubarbeit (in Joule)
m = Masse (256.500 m³ Wasser entsprechen 256.500.000 kg)
g = Erdbeschleunigung (9,81 m/s²)
h = Höhe (95 m)
Die gespeicherte Lageenergie beträgt 239.013.488.700 J und entspricht 66,4 MWh.
66,4 MWh können als potentielle Energie im Oberbecken gespeichert werden. Bei einem
Wirkungsgrad des Pumpvorgangs von 85 % werden 78 MWh an elektrischer Energie benötigt.
Beim Ablassen des Wassers aus dem Oberbecken werden bei einem Wirkungsgrad von 85 %
56,4 MWh ins Stromnetz abgegeben.
3.5 VERGLEICH DER BEIDEN VARIANTEN
Beim Vergleich der beiden Standortvarianten und der möglichen Potenziale für die
Zwischenspeicherung von elektrischer Energie zeigt sich, dass die Variante 1 den höchsten
Energiebetrag in Höhe von 80 MWh liefern kann. Dies ist auf die Größe des Ober- und
Unterbeckens sowie auf die größere Fallhöhe von 110 m zurückzuführen. Am Standort der
Variante 1 kann theoretisch eine größere Fläche in Anspruch genommen werden als bei der
Variante 2. Die Variante 2 zeigt mit rund 56 MWh ein deutlich geringeres Potenzial zur
Speicherung von elektrischer Energie auf.
Es muss allerdings berücksichtigt werden, dass es sich bei diesen Betrachtungen um rein
technische Berechnungen handelt. Es wurde nicht berücksichtig, wie die Rahmenbedingungen
der Standorte sind und ob es dort eventuelle Einschränkungen, sei es naturschutzrechtlicher
oder raumordnerischer Natur, gibt. Dies wären Schritte, die durch ein entsprechendes
Gutachten getätigt werden müssten. Ebenso muss analysiert werden, ob der Bau eines
Pumpspeicherkraftwerkes überhaupt rentabel und der Betrieb wirtschaftlich tragbar ist. Würde
die Planung des interkommunalen Windparks am Wollenberg tatsächlich umgesetzt werden,
34 Energiebilanz und Potenzialanalyse der erneuerbaren Energien der Gemeinde Cölbe
wären eventuelle Stromüberschüsse dazu geeignet, dass Pumpspeicherkraftwerk zu
bewirtschaften.
Beim Standort der Variante 2 ist zu berücksichtigen, dass unterhalb eines möglichen
Kraftwerks das Wehrdaer Wehr liegt. Der Betrieb dieses Wehres sollte nicht beeinträchtigt
werden.
35 Literaturverzeichnis
4 LITERATURVERZEICHNIS
AGEE Stat (Arbeitsgemeinschaft erneuerbare Energien-Statistik) nach BMU
(Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (2010):
Erneuerbare Energien 2010.
Caritas (o.J.): Stromspar-Check Handbuch für Standorte.
HSL (Hessisches Statistisches Landesamt) (2012) Hessische Gemeindestatistik 2011.
Ausgewählte Strukturdaten aus Bevölkerung und Wirtschaft 2010. Wiesbaden.
Loga, T., Diefenbach, N., Born, R. (2011): Deutsche Gebäudetypologie. Beispielhafte
Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz von typischen Wohngebäuden.
Institut Wohnen und Umwelt GmbH. Darmstadt.