Fachhochschule Braunschweig/Wolfenbüttel
Standort Salzgitter-Calbecht
Fachbereich Transport- und Verkehrswesen
Hausarbeit
Electronic Commerce
Eingereicht bei: Prof.Dr.rer.pol. Bender
von Patrick Preß
Lustgarten 31
38229 Gebhardshagen
Matr.-Nr.:9789704
Salzgitter, 12.1.2000
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I
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis I-II
Abbildungsverzeichnis III
1. Einleitung 1
1.1 Aufbau der Hausarbeit 1
2. Was ist Electronic-Commerce? 2
2.1 EC B-to-B und EC B-to-C 3
2.1.1 Einsatzmöglichkeiten des EC B-to-B 3
2.1.2 Einsatzmöglichkeiten de EC B-to-C 4
2.2 Vorteile des E-Commerce 4
2.2.1 Nutzen für den Kunden 4
2.2.2 Chancen aus Anbietersicht 52.3 Kurzer Abriss der Geschichte des Internets 52.4 Elektronische Märkte als Orte von E-Commerce 6
2.4.1 Historische Entwicklung elektronischer Märkte 72.4.2 Wachstumsprognosen der elektronischen Märkte 82.4.3 Wer sind die Käufer auf elektronischen Märkten
92.4.3.1 Geschlecht 92.4.3.2 Alter 9
2.4.3.3 Internetnutzertypen 10
2.5 Warum wird Online gekauft? 11
2.6 Was wird „online“ gekauft? 13
3. Technische Aspekte 14
3.1 Zahlungssysteme 14
3.1.1 Elektronisches Geld 15
3.1.2 Cybercash 15
3.1.3 Netcheque 16
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II3.1.4 SmartCards 16
3.2.Sicherheitsaspekte bei Transaktionen 174. Betriebswirtschaftliche Aspekte 18
4.1 Veränderung des Konsumgüterhandels durch E-Commerce 184.1.1 Wettbewerbsintensivierung 184.1.2 Auswirkungen der Wettbewerbsintensivierung durch
E-Commerce auf Unternehmen des traditionellen Konsumgüterhandels 2 1
4.2 Disintermediation 21
4.2.1 Erörterung der Umsetzbarkeit der Disintermediations-
vorgänge in der Praxis 23
4.3 Funktionsentbündelung 24
4.3.1 Physische Distribution 26
4.3.2 Sortimentsgestaltung 26
4.3.3 Informations- und Beratungsfunktion 27
4.3.4 Finanzielle Transaktionen 27
4.3.5 Verbunddienstleistungen 28
4.3.6 Online Shopping 28
4.3.6.1 Wachstum des Online-Shopping29
4.3.6.2 Umsatzwachstum des Online-Handels 30
4.3.6.3 Nutzung von Online-Shops in Deutschland 315. Trends im E-Commerce 326. Ausblick 33
7. Literaturverzeichnis 3 4
AbbildungsverzeichnisAbbildung 1: Wachstumsprognosen des E-Commerce (Deutschland) 8Abbildung 2: Online Nutzertypen in Deutschland 10
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IIIAbbildung 3: Gründe für das Einkaufen im Internet 12
Abbildung 4: Im Internet verkaufte Produkte 13
Abbildung 5: Zahlungen im Internet 14
Abbildung 6: Disintermediation in der Buchbranche 22
Abbildung 7: Funktionsentbündelung im Handel 25
Abbildung 8: Wachstumsprognose Online Shopping 29
Abbildung 9: Online Umsatz nach Kategorien 30
Abbildung 10: Meist genutzte Online-Shops 31
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1
1. Einleitung
Electronic Commerce (EC) gehört zu den viel diskutierten Begriffen im
Informationszeitalter. Die Möglichkeiten des Electronic Commerce verändern
derzeit die Strukturen in vielen Branchen. Die vielfach prognostizierte verstärkte
Verbreitung des Electronic Commerce wird tiefgreifende Auswirkungen auf die
Unternehmen und die Gestaltung der Marktbeziehungen zwischen Anbietern
und Nachfragern haben. Prognosen sagen die Ablösung hierachischer
Organisations- und Informationsstrukturen durch eine Hyperarchie sowie die
Dekonstruktion etablierter Wertschöpfungsketten in vielen Branchen voraus.
Außerdem sind als Folge von der Verbreitung des E-Commerce die Entstehung
von „Grenzenlosen Unternehmen“, „Virtueller Organisation“ und die
Individualisierung von Massenmärkten zu erwarten.1
Besonders für die traditionellen Handelsbetriebe sind diese genannten
Auswirkungen von E-Commerce von großer Bedeutung. Insbesondere der
durch E-Commerce steigende Konkurrenzdruck und die wachsende Bedrohung
für die Absatzmittler durch E-Commerce hervorgerufenen Formen des
Direktvertriebs der Hersteller sind für sie von großer, wenn nicht sogar
existentieller Bedeutung.
Deshalb soll mit dieser Hausarbeit unter anderem untersucht werden, welche
Auswirkungen und Veränderungen sich durch die Verbreitung des
E-Commerce auf die traditionellen Handelsbetriebe voraussichtlich ergeben
können.
1.1 Aufbau der Hausarbeit
Die Hausarbeit gliedert sich in vier Teile. Der erste Teil dient zum Einstieg in die
Thematik. Hier wird zunächst einmal der Begriff Electronic Commerce definiert
und ein Überblick darüber gegeben, wie vielfältig die Erscheinungsformen des
Electronic Commerce mittlerweile sind. Außerdem wird ein Abriss über die
Entwicklung des Internet gegeben, das die Plattform des E-Commerce darstellt.
Daran schließt sich eine Abhandlung über die Bedeutung elektronischer Märkte
als Orte des E-Commerce sowie ein kurzer Überblick über die historische
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2
Entwicklung der elektronischen Märkte und ihre zukünftigen
Wachstumspotentiale an. Nachdem damit die Grundlagen des E-Commerce
erläutert sind, werden aus diesem Verständnis heraus im zweiten Teil dieser
Arbeit die technischen Aspekte des elektronischen Handels erörtert;
Zahlungssysteme und Sicherheitsysteme zum Schutz vor Missbrauch
vorgestellt. Der dritte Teil behandelt die betriebswirtschaftlichen Aspekte des
E-Commerce. Hier werden insbesondere die Auswirkungen des Electronic
Commerce im Internet auf die Struktur und Funktion des traditionellen
Warenhandels im Konsumgüterbereich dargestellt und die sich daraus
ergebenen ökonomischen Konsequenzen erläutert. Im vierten Teil schließt die
Hausarbeit mit der Vorstellung aktueller Trends im E-Commerce und einem
Ausblick in die Zukunft des elektronischen Handels.
2. Was ist Electronic Commerce?Viele Menschen setzen E-Commerce mit dem Begriff "Elektronischer Handel"
gleich. Und meinen, dass es nur die Möglichkeit des Einkaufens über das
Internet ist.
Der Begriff „Electronic-Commerce“ bedeutet jedoch sehr viel mehr und wird
sehr unterschiedlich verwendet. So wird E-Commerce außerdem mit der
elektronischen Anbahnung und/ oder Abwicklung wirtschaftlicher Transaktionen
oder dem elektronischen Geschäftsverkehr gleichgesetzt.2 Eine andere
Definition versteht allgemein unter E-Commerce jede wirtschaftliche Aktivität,
die auf der Basis elektronischer Verbindungen stattfindet.3 Damit reicht die
Bandbreite des Electronic Commerce grundsätzlich von elektronischen
Hierachien in einem Unternehmen über Formen elektronisch gestützter
Unternehmensnetzwerke und –kooperationen (elektronische Netzwerke) bis hin
zu elektronischen Märkten. E-Commerce ist jedoch nicht nur die Fortsetzung
des Geschäftsablaufes mit elektronischen Medien, sondern es bildet sich zur
Zeit ein völlig neuer Trend, die Bildung von sogenannten Communities. Diese
Communities treffen sich in virtuellen Welten, auf virtuellen Markt-Plätzen.
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3Menschen mit gleichen Interessen treffen sich dort nunmehr auch zum privaten
und geschäftlichen Austausch im Rahmen von Angeboten, die kommerziell
betrieben, von Unternehmen gesponsert oder beworben werden.
2.1 EC B-to-B und EC B-to-C
Im E-Commerce muss man den Business-to-Business-Bereich (EC B-to-B)
vom Business-to-Customer-Bereich (EC B-to-C) voneinander abgrenzen. EC
B-to-B bezeichnet nämlich den Einsatz von Datenverarbeitung und
Telekommunikation, um Geschäfte zwischen Unternehmen zu unterstützen,
wohingegen EC B-to-C die Handelsbeziehungen zwischen Unternehmen und
dem Endverbraucher unterstützt.4 Zur Zeit entfallen 80% des elektronischen
Handels auf den Bereich Business-to-Business.5 Der
Business-to-Customer-Bereich wird meiner Meinung nach in der Zukunft aber
durch die zunehmende Vernetzung des privaten Endverbrauchers immer mehr
an Bedeutung gewinnen.
2.1.1 Einsatzmöglichkeiten des EC B-to-B
Es bieten sich hier sieben Einsatzfelder an:6
Electronic-Marketig
E-Sales: Der vierte Vertriebskanal
E-Purchasing: Der vierte Beschaffungskanal
Betrieb bzw. Teilnahme an branchenspezifischen Internet-Marktplätzen
Partizipation an branchenübergreifenden Internet-Marktplätzen
Partizipation an Internet-Auktionen
Service Provider für die elektronische Wertschöpfungskette.
2.1.2 Einsatzmöglichkeiten des EC B-to-C
Hier kann man fünf große Bereiche identifizieren:7
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4 Online-Communities: Mitglieder und Teilnehmer gleichen Interesses,
welche sich in einer virtuellen Welt treffen und darin kommunizieren und
Handel betreiben (z.B. Geocities).
Online-Banking: Abwicklung von Bankangelegenheiten wie
Überweisungen, Geldanlagen und Aktien Orders (z.B. comdirect,
ConSors).
Internet Vertrieb von Büchern, Computern oder Flugtickets etc.
Online Publikationen (Wall Street Journal Interactive)
After-Sales: Betreuung, Information und Kontaktpflege des Kunden nach
dem Geschäftsabschluss
2.2 Vorteile des E-Commerce
Im folgenden sollen einmal ein Überblick über den Nutzen des E-Commerce für
den Kunden und die Chancen des E-Commerce aus Anbietersicht gegeben
werden:8
2.2.1 Nutzen für den Kunden Globale Wahlmöglichkeit
24 Stunden Verfügbarkeit des Angebots, keine Ladenschlussgesetz
Qualität von Produkt oder Dienstleistungen
Verfügbarkeit von Produkten ist sofort einsehbar
Einzelkundenorientierte Produkte oder Dienstleistungen
Suchindizes erlauben schnelles Suchen nach Einzelartikeln oder nach
Produktgruppen
gute Vergleichbarkeit der Preise und Leistungen
wesentliche Preisreduktion
2.2.2 Chancen aus Anbietersicht Globale Präsenz
Erreichen und Bindung von Millionen Kunden
Kundenprofile sowie sofortige Identifikation eines wiederkehrenden
Kunden
Verkürzung oder Abschaffung von Lieferketten
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5 globales Marketing und Werbung, Wettbewerbsvorteile gegenüber der
Konkurrenz
wesentliche Kosteneinsparungen
neue Geschäftsmöglichkeiten
2.3 Kurzer Abriss der Geschichte des Internets
Da das Internet die technische Basis des Electronic Commerce darstellt, soll
der Vollständigkeit halber auch ein Abriss über die Geschichte des Internets
nicht fehlen.9
1969: Wissenschaftler und Militärexperten aus aller Welt begannen, Ihre
Computer zu vernetzen, um Erfahrungen und Forschungsergebnisse
austauschen zu können.
1973: nahezu alle amerikanischen Universitäten waren vernetzt.
1989: RIPE, die europäische Institution zur Verwaltung eindeutiger
Netznummern wurde gegründet.
1992: Entstehung des deutschen Netzwerkes zum Datenaustausch
zwischen deutschen Universitäten und Forschungseinrichtungen
1993: Entstehung einer Institution zur Verwaltung weltweiter
Internet-Namen (Internic).
1994: Zusammenschluss zur Finanzierung des deutschen Netzwerk
Informations Centrum (NIC) zur Verwaltung deutscher Internet-Namen
mit der Endung .de (DE-NIC)
1996: Einrichtung eines zentralen Netzknotens der größten
Internet-Anbieter in Frankfurt (DE-CIX)
Anfangs war das Internet nur ein Netz für Experten, um weltweit Informationen
und Daten zu recherchieren und auszutauschen . Dies geschah über spezielle
Protokolle und Suchhilfen (FTP, WAIS, Gopher, Telnet). Erst seit das am
schweizerischen Institut für Teilchenphysik (CERN) entwickelte World Wide
Web (WWW), das auf der Hypertext Markup Language (HTML) basiert, zum
Standard wurde, kam der große Durchbruch des Internet.
Rechner-unabhängige Browser-Programme erlauben die Darstellung von Text
und Grafik auf allen gängigen Computern. Texte können über Links
miteinander verknüpft werden, so dass man sich von Seite zu Seite
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6"durchhangeln" kann. Ton und bewegte Bilder machen das Internet
multimediafähig. Wer heute vom "Internet" spricht, meint meistens das World
Wide Web (einer von vielen Diensten des Internet), das durch grafische
Benutzeroberflächen der Browser und Maus-Bedienung ohne spezielle
Kenntnisse genutzt werden kann und die Plattform des E-Commerce darstellt.
2.4 Elektronische Märkte als Orte von E-Commerce
Vor dem Hintergrund des Handelsmarketing sind elektronische Märkte als Orte
des E-Commerce grundsätzlich von besonderem Interesse. Elektronische
Märkte entstehen durch die elektronische Abbildung von Markttransaktionen
und stellen „Realisationen der marktmäßigen Leistungskoordination mit
informationstechnischen Systemen“ dar.10 Anders ausgedrückt umfassen
elektronische Märkte alle Phasen einer Markttransaktion, von der
Informationsphase über die Vereinbarungsphase bis hin zur Abwicklungsphase.
Hierbei ist allerdings anzumerken, dass die heutzutage zur Verfügung
stehenden informationstechnischen Systeme in der Regel noch nicht alle diese
Transaktionsaspekte realisieren können. Eine realistischere Sichtweise sieht
deshalb elektronische Märkte als informationstechnische Systeme zur
Unterstützung aller oder einzelner Phasen der Markttransaktionen.11
2.4.1 Historische Entwicklung der elektronischen Märkte
Bereits in den 70er und 80er Jahren kann man Beispiele für elektronische
Märkte finden. Besonders im Business to Business-Bereich finden sich
zahlreiche Beispiele, wie die elektronischen Börsen (z.B. SOFFEX,; GLOBEX;
DTB; CALM; FAST;HAM), computergestützte Reisereservierungssysteme(z.B.
SABRE, GALILEO, WORLDSPAN;START;AMADEUS), Logistiksysteme (z.B.
MOSAIK; GLOBAL LOGISTICS SYSTEMS) und auch im Handelssektor die
Systeme des Efficient Consumer (ECR).
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7Die aufgeführten Beispiele aus dem Business-to-Business-Bereich
verdeutlichen die Formen der Koordination von Marktransaktionen zwischen
den verschieden Unternehmen. Dagegen bietet der
Business-to-Customer-Bereich, bei dem es sich, wie schon angesprochen, um
erweiterte elektronische Märkte handelt auch dem Endverbraucher die
Möglichkeit zur Marktteilnahme an. Beispiele hierfür sind die vielfältigen
Varianten des Teleshopping via TV und das Online-Shopping über
Computernetze wie dem Internet und den Online Diensten (z.B. T-Online, AOL,
CompuServe). Besonders das Internet entwickelt sich im
Buisiness-to-Customer-Bereich immer mehr zu einem wichtigen elektronischen
Markt. Aus diesem Grund seien im folgenden Kapitel die
Entwicklungstendenzen des Internet-Handels dargestellt, um die Bedeutung
des elektronischen Handels in der Zukunft zu verdeutlichen.
1.1.2 Wachstumsprognosen der elektronischen Märkte
Wachstumsprognosen gehen davon aus, dass die Deutschen schneller ins
World Wide Web einsteigen als bisher bekannt. In vier Jahren soll mehr als die
Hälfte der Bevölkerung zur Web-Community gehören Auch die Vernetzung der
Unternehmen wird stark zunehmen.12
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8
Abbildung 1: Wachstumsprognosen des E-Commerce (Deutschland)
Der Online-Handel wird in den nächsten Jahren in Deutschland sehr stark
wachsen. Von dieser positiven Entwicklung werden auch zahlreiche junge
Firmen profitieren. Das geht aus einer Studie der Unternehmensberatung Booz,
Allen & Hamilton hervor. Danach soll der Umsatz der Firmen mit
Internet-Geschäften von 3,3 Milliarden Mark im Jahr 1997 auf 46 Milliarden
Mark im Jahr 2002 steigen. 40 Milliarden Mark von der Gesamtsumme entfallen
auf den Online-Handel, eine Milliarde auf Werbung und fünf Milliarden auf
technische Dienstleistungen. Die Unternehmensberatung rechnet damit, dass
es zu einem sehr harten Wettbewerb zwischen Großunternehmen zum
Beispiel Bertelsmann und Karstadt und jungen Firmen wie beispielsweise dem
Online-Buchhändler Amazon kommen wird.13
1.1.3 Wer sind die Käufer auf elektronischen Märkten
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9In den nun folgenden Abschnitten soll dargestellt werden, welche
Käufergruppen für E-Commerce in Frage kommen und wie sie sich
strukturieren lassen. Hierzu werden die Untersuchungsergebnisse des
Internet-Forschungsinstitutes W3B unterstützend verwendet.14
2.4.3.1 Geschlecht
Untersuchungen zeigen, dass immer noch mehr Männer als Frauen im Internet
„surfen“, die einen Anteil von 16% ausmachen. Die Zahl der weiblichen Nutzer
wächst stark, ebenso wie die Zahl der Minderjährigen im Netz. In den USA sind
bereits 42% der Netznutzer Frauen, der Anteil der Kinder stieg dort in den
letzten Jahren um mehr als das Vierfache.
2.4.3.2 Alter
Die meisten der Web-Surfer und damit potentiellen Konsumenten der
elektronischen Märkte sind zwischen 20 und 40 alt und nutzen das Internet zu
fast zwei Dritteln schon seit einem bis vier Jahre. Das Durchschnittsalter der
Nutzer ist seit 1995 von 29 Jahren auf 35,5 Jahre angestiegen. Forschungen
gehen davon aus, dass sich mit zunehmender Verbreitung des Internet die
Nutzerstruktur an die Bevölkerungsstruktur angleichen wird.
2.4.3.3 Internetnutzertypen
Unter Marketinggesichtspunkten ist die Ansprache der jeweiligen Zielgruppen
von besonderer Bedeutung. Deshalb sei hier einmal eine gängige Aufteilung
von Internet-Nutzertypen gegeben:15
Kicker
Typische Internetbenutzer der neuen Generation, keine
klar definierten Nutzungsschwerpunkte, größte
Nutzergruppe, alle Altersgruppen
News-Freaks
Informationsbeschaffung als Interessenschwerpunkt,
meist zwischen 20 und 29 Jahren, überdurchschnittlich
gebildet, hoch qualifizierte Ausbildung gerade
abgeschlossen oder am Karriere-Anfang
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10
Profis
Hauptinteresse liegt auf professionellen und
kommerziellen Informationen, Alter: 30-39 Jahre, sehr
hohes Bildungs- und Einkommensniveau, zu 82%
erwerbstätig, häufig in leitender Position
Gameboys
Unterhaltung als Hauptzweck der Internetnutzung, Alter:
sehr jung, überwiegend noch in der Ausbildung,
sogenannte „Heavy-User“ mit durchschnittlich 92 Minuten
pro Online Sitzung
Praktiker
Hauptinteresse an Online-Angeboten mit unmittelbarem
Nutzwert für den Alltag, überwiegend in gehobeneren
Altersgruppen ab 45 Jahre, mittlere Bildungs- und
Berufsposition, gehobene Einkommensklasse, zu 80%
berufstätig.
Abbildung 2: Online Nutzertypen in Deutschland
Die Nutzergruppen der „Profis“ und der „Praktiker“ sind aufgrund ihres relativ
hohen Bildungs- und Einkommensstandes gegenüber E-Commerce besonders
aufgeschlossen. Insgesamt gilt: wer das Internet nutzt, ist meist gut
ausgebildet. Fast zwei Drittel haben Abitur, 23% die Mittlere Reife.16
2.5 Warum wird Online gekauft?
Der Online-Kauf wird von zwei Faktoren maßgeblich beeinflusst. Auf der einen
Seite stehen die Konsumentenwünsche und auf der anderen Seite die
Verfügbarkeit der Produkte. Es sollen nun einmal die Beweggründe für den
Einkauf über das Internet erläutert werden:17
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11
Abbildung 3: Gründe für das Einkaufen im Internet
Es fällt auf, dass einige Beweggründe dieselben wie beim klassischen
Heimkauf per Versandhauskatalog sind, wie z.B. Unabhängigkeit von
Ladungsöffnungszeiten, kein Stress beim Einkauf, Zeitersparnis und
unkomplizierte Bestellmöglichkeiten rund um die Uhr. Beim Online-Einkauf
kommen jedoch weitere Vorteile für den Kunden hinzu, die er darüber hinaus
auch schätzt, wie z.B. die Möglichkeit, sich ausführlich über das gewünschte
Produkt informieren zu können, verschiedene Preise vergleichen zu können
und direkt mit dem Hersteller Kontakt aufnehmen zu können.
Zusätzlich zu diesen direkt auf das Internet bezogenen Einkaufsmotiven
kommen noch neue Trends im Verbraucherverhalten hinzu, die E-Commerce
gegenüber dem traditionellen Einkauf im Warenhaus begünstigen. Die
wichtigsten Trend sind:18
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12Cocooning: Konsumenten ziehen sich immer mehr in ihre eigenen vier Wände
zurück, spinnen sich bildlich gesprochen wie eine Raupe in ihren privaten,
überschaubaren „Kokon“ ein. Dadurch bietet sich der Online-Kauf von
Produkten besonders an.
Zeitknappheit: Die Konsumenten leiden im Beruf und in der Freizeit unter
Zeitnot, so dass wenig Zeit für den Einkauf bleibt. Auch hier bietet sich über
E-Commerce eine schnelle und zeitunabhängige Einkaufsmöglichkeit an.
Service-Orientierung: Die Konsumenten erwarten vom Anbieter immer
häufiger zusätzlich zum eigentlichen Produkt einen Mehrwert z.B.
Sonderangebote im Kundenclub, Einkaufen mit der Kundenkarte und
persönliche Betreuung. Unternehmen, die sich auf diese Anforderungen
einstellen, verbessern ihre Kundenbindung. Auch hier bietet E-Commerce
besonders im „One-to-One-Marketing, also der Beziehungen zum einzelnen
Kunden, über das Internet neue Möglichkeiten.
Schnäppchenjagd: Durch sinkende Reallöhne haben viele Arbeitnehmer
weniger Geld. Die Kaufkraft ist geringer. Aus diesem Grund steigt die Tendenz,
durch Preisvergleiche das kostengünstigste Produkt zu erlangen. Das Internet
bietet durch seine Markt- und Preistransparenz dafür gute Voraussetzungen.
2.6 Was wird „online“ gekauft?
Die folgende Abbildung zeigt, welche Produkte und Dienstleistungen über das
Internet in welchem Ausmaß verkauft werden.19
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13
Abbildung 4: Im Internet verkaufte Produkte
Derzeit liegen, wie auch aus der Abbildung hervorgeht, Software und Bücher in
der Käufergunst ganz oben. Dagegen sind allgemein ausgedrückt,
beratungsintensive und hochpreisige Güter derzeit noch weniger gefragt.
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14
3. Technische Aspekte
3.1 Zahlungssysteme
Ein ganz wichtiger und grundlegender Aspekt des Electronic Commerce ist die
Bezahlung des Erworbenen, um den elektronisch geschlossenen Vertrag
perfekt zu machen. Dabei reicht die Bandbreite von Zahlungsmöglichkeiten im
Internet von Zahlungen per Nachnahme oder auf Rechnung über
Online-Zahlungen mit Kredit- und Chipkarten bis zu Zahlungen mit
„künstlichen“ Geld. Die Abbildung zeigt, wie sich die Zahlungen für Leistungen
im WWW auf die verschiedenen Zahlungsmittel verteilen.20
Abbildung 5: Zahlungen im Internet
Deutlich wird hier, dass die meisten Kunden immer noch eine der klassischen
Zahlungsarten wie Nachnahme, Bankeinzug, Vorauskasse (z.B. per Scheck)
und die Zahlung per Kreditkarte bevorzugen. Die neueren Zahlungssysteme
wie Geldkarte oder elektronisches Geld sind zur Zeit noch wenig verbreitet.
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15Man kann hier doch davon ausgehen, dass sie in Zukunft den
E-Commerce-Markt, wenn sie technisch ausgereift sind, beherrschen werden,
da die Zahlungsabwicklung mit diesen Systemen sehr einfach und
unkompliziert ist.
Es sollen nun exemplarisch einige Varianten des sogenannten E-Cash
vorgestellt und erklärt werden.
3.1.1 Elektronisches Geld
Anders als Bargeld oder kartenbasierte Systeme zielt das Zahlungsverfahren
Digicash (www.digicash.com) nur auf das Internet und ist damit bestens für
Online-Shops geeignet. Das Grundprinzip des Digicash beruht darauf, Münzen
oder Scheine aus dem Bargeldzahlungsverkehr durch Dateien, die der Kunde
bei einem Anbieter kauft und anschließend im Internet ausgibt, abzubilden. Der
Händler kann die empfangenen Einheiten dann beim Anbieter in die von ihm
bevorzugte Währung umtauschen. Wie beim echten Bargeld ist an diesem
virtuellen Geld die Identität des Eigentümers nicht zu erkennen. Elektronisches
Geld ist also gleichzeitig auch anonymes Geld. Ein Vorteil ist auch, dass außer
für den Internetzugang und Übertragungsgebühren keine weiteren Kosten
anfallen.21
3.1.2 Cybercash
Cybercash (http://www.cybercash.com) kombiniert die Zahlungsarten
elektronisches Geld (Cybercoin), Kreditkarte und“ Electronic Direct Debit“ (eine
Art elektronischen Schuldscheins). Es funktioniert folgendermaßen: Der
US-Anbieter Cybercash stellt für den Kunden eine Software zur Verfügung, die
als elektronische Brieftasche die Wahl zwischen den drei
Zahlungsmöglichkeiten erlaubt. Die elektronische Brieftasche kann online mit
höchstens 300 DM in Deutschland bzw. 100 Dollar in den USA aufgeladen
werden. Der Händler wählt nach Vertragsabschluss mit einer
Cybercash-Partnerbank die auf seiner Shoppingseite zugelassenen
Zahlverfahren. Dieses System wurde speziell für das Bezahlen digitaler, über
das Netz versandter Waren wie Musikstücke, Bilder und Texte entwickelt und
funktioniert auf ähnliche Art und Weise auch für den Online-Einkauf von
Produkten.22
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16
3.1.3 Netcheque
Ein völlig anderes Prinzip liegt dem Verfahren Netcheque zugrunde. Das von
Clifford Neumann an der University of Southern California entwickelte
Verfahren überträgt das Prinzip des Verrechnungsschecks auf elektronische
Systeme. Der elektronische Netcheque enthält alle Angaben, die auch auf
einem normalen Scheck zu finden sind:
die Kontonummer des Ausstellers
die Bezeichnung des Empfängers
den Zahlungsbetrag und die Währung, in der bezahlt werden soll
eine digitale Unterschrift, die die Echtheit bestätigt
Auch Netcheque ist nicht anonym, wie richtige Schecks es auch nicht sind.
Vorteilhaft ist die Transportierbarkeit des Schecks. Der Datenblock kann
weitergereicht und gespeichert werden. Solche Schecks eignen sich bei
entsprechender Sicherheitsstufe der digitalen Signatur vor allem für größere
Bezahlungen. Netcheque wird aber leider kaum akzeptiert.23
3.1.4 SmartCardsEin der attraktivsten und sichersten Methoden elektronischen Geldes, die
entwickelt wurden, ist die Smartcardtechnologie (Geldkarten). Das ist eine
Karte mit einem Mikrochip, der virtuelles Geld in Form von digitalen
Geldeinheiten speichern und abgeben sowie wieder aufgefüllt werden kann.
Der Kauf von Waren und anderen Leistungen kann dann ohne die sichtbare
Übergabe von Geld stattfinden. Der wesentliche Vorteil dieses Systems ist die
Aufladbarkeit der Karte mit einem Bargeldäquivalent. Das bedeutet, dass bei
Diebstahl oder Verlust der Karte die Schädigung des Eigentümers auf den
gerade in der Karte gespeicherten Wert begrenzt ist.24
3.2 Sicherheitsaspekte bei TransaktionenDer Sicherheitsaspekt kann hier nur prägnant abgehandelt werden, da dieser
Themenbereich sehr umfangreich ist und den Rahmen der Hausarbeit
sprengen würde. (Vertiefende Literatur: Lukas, Sylvia; Cyber Money-
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17Künstliches Geld im Internet und elektronische Geldbörsen; 1997,
Luchterhand-Verlag)
Elektronische Sicherheit konzentriert sich auf 2 Bereiche:25
Den ungewollten Zugriff auf interne Daten verhindern und
die Übertragung von Informationen sicherstellen
Sichere Zugriffstechnologien sind für alle Beteiligten von essentieller
Wichtigkeit. Sie bilden die Grundvoraussetzungen für den praktischen Betrieb.
Einmal unterwegs, kann die Information durch Verschlüsselungstechniken
geschützt werden und durch Authentifizierungssoftware kann der Absender
festgestellt werden. Beides verhindert, dass nichtautorisierte Personen die
Daten manipulieren können.
Generell gibt es drei Mechanismen zur Zugangsprüfung:26
Überprüfung von personengebunden Merkmalen (Unterschrift,
Fingerabdruck, Gesichtserkennung)
Inhaberbezogene Kriterien (Besitz einer Kreditkarte, Chipkarte, einer
bestimmten Hardware) auf Hardwarebasis
Inhaberbezogenes Wissen, das sind PIN-Nummer, TAN-Nummern,
Passwörter und andere softwarebasierte Verfahren
Im E-Commerce gelangen die inhaberbezogene Verfahren zum Einsatz, denn
personengebundene Überprüfungen scheiden durch die Natur des E-
Commerce aus.
4. Betriebswirtschaftliche Aspekte
4.1 Veränderung des Konsumgüterhandels durch Electronic Commerce
Im Vordergrund der nun folgenden Ausführungen sollen besonders vier
Aspekte stehen, die als Folgen des E-Commerce im
Business-to-Business-Bereich für die Situation des traditionellen Handels
besonders mit Blick auf die Zukunft bedeutsam sind:27
1. Intensivierung des Wettbewerbs
2. Disintermediation
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183. Funktionsentbündelung
4. Online-Shopping
4.1.1 Wettbewerbsintensivierung
Elektronische Märkte sind durch vier grundsätzliche Merkmale
gekennzeichnet:28
Ubiquität (Ortslosigkeit/Überallverfügbarkeit): Jeder Marktteilnehmer hat
überall, wo er einen Anschluss zur Telekommunikation findet, einen von
der Zeit unabhängigen Zugang zum Markt:
Marktransparenz: Jedem Markteilnehmer wird die
Informations-beschaffung erheblich erleichtert
Senkung der Transaktionskosten: Markttransaktionen sind auf einem
elektronischen Markt durch die Erleichterung und Beschleunigung der
Informations- und Kommunikationsprozesse meist kostengünstiger als
auf einem realen Markt.
Offenheit: Dieser Aspekt trifft auf elektronische Märkte zu, wenn sie für
alle Anbieter und Nachfrager zugänglich sind. Hierbei ist anzumerken,
dass dieses kein zwingendes Charakteristikum elektronischer Märkte ist,
weil es heute schon möglich ist den Zugang auf bestimmte Teilnehmer
zu beschränken. Dennoch erfüllen die meisten der internetgestützten
Märkte dieses Merkmal der Offenheit, so dass man es durchaus als
Merkmal elektronischer Märkte anführen kann.
Diese vier Eigenschaften eines elektronischen Marktes bewirken eine
Intensivierung des Wettbewerbs. So kann man als Folge der erhöhten
Marktransparenz eine Verschiebung des traditionellen Informationsvorsprunges
vom Anbieter zum Nachfrager feststellen, d.h., dass sich das
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19Informationsungleichgewicht der traditionellen Märkte auf den elektronischen
Märkten zugunsten der Nachfrager verschiebt und somit den Wettbewerb
intensiviert. Man kann also sagen, dass die Macht von den Händen der
Verkäufer stärker in die Hände der Kunden übergeht. Heute leben viele Firmen
noch davon, dass die meisten Kunden nicht über einen optimalen
Informationsstand verfügen. Deshalb kennen die Kunden in der Regel nicht die
besten Leistungsangebote und die besten Preise. Die Beschaffung dieser
Information ist teuer und aufwendig. Dadurch ist der Anbieter meistens besser
informiert als der Kunde und kann dieses Wissen als Verhandlungsvorteil
ausspielen. Dieses wird sich durch die Marktransparenz des Electronic
Commerce in Zukunft ändern. Für die Kunden wird es leicht und billig wie nie
zuvor, sich die „perfekte Marktübersicht“ zu verschaffen und die Informationen
darüber zu besorgen, was das Angebot mit dem besten
Preis-Leistungsverhältnis ist und wo man es bekommen kann. E-Commerce
wird also zum Vorteil der Kunden sein und neue Anforderungen an die Anbieter
stellen, die einem verschärften Druck durch die Kunden ausgesetzt sein
werden. Ein
Beispiel für diesen verstärkten Wettbewerbsdruck ist heute schon im
Finanzbereich zu beobachten. Hier spüren die Banken und Versicherungen
diese Entwicklung schon sehr deutlich. Der Vergleich von Zinssätzen und
Versicherungsraten ist über das Internet sehr einfach. Die Angebote sind
transparent. So ist es beispielsweise möglich, sich Informationen über die
besten Konditionen über das Internet zu besorgen. Mit diesem Wissen ist es
den Kunden möglich, in die Verhandlungen mit ihren Hausbanken zu gehen
und dort Bedingungen auszuhandeln, die sie ohne dieses Wissen nicht
bekommen hätten. Dieses Beispiel wird meiner Meinung nach in ähnlicher
Form bald auch auf viele andere Branchen übertragbar sein.
Ein weiterer Grund für die Wettbewerbsintensivierung durch E-Commerce ist,
dass die Kosten eines Anbieterwechsel auf dem elektronischen Markt geringer
ausfallen, als auf dem realen Markt und somit die Kundenloyalität sinkt.29
Außerdem eröffnet das Internet beispielsweise für bisher nur regional oder
national tätige Unternehmen die Möglichkeit eines virtuellen Markteintritts in
überregionale oder sogar internationale Märkte. Das hat zur Folge, dass die
Fachhochschule Braunschweig/Wolfenbüttel; Standort Salzgitter-CalbechtFachbereich Transport und Verkehrswesen
20Angreifbarkeit der betreffenden Märkte ansteigt, weil ein Unternehmen mit dem
Medium Internet einen bestimmten Markt schnell und kostengünstig betreten
kann und ebenso schnell wieder verlassen kann. Der Markteintritt wird also
durch die Möglichkeit eines Vertriebs per E-Commerce erleichtert. Hierdurch
kann sich die Wettbewerbssituation natürlich ungemein verschärfen.
In diesem Zusammenhang sei hier ein Zitat bezüglich erleichterten
Markteintritts in die Softwareindustrie von Bill Gates aufgeführt:30
„In dieser Branche ist niemandes Zukunft garantiert. Wenn jemand mit einem
guten Produkt ankommt, kann er noch am gleichen Tag den Markt erobern. Er
muss es nur im Internet anbieten, und jedermann kann es abrufen. Keine
Branche ist da offener.“
4.1.2 Auswirkungen der Wettbewerbsintensivierung durch E-Commerce
auf Unternehmen des traditionellen Konsumgüterhandels
Die eben angeführten Konsequenzen der elektronischen Märkte wie erhöhte
Marktransparenz, geringe Kundenloyalität, erleichterter elektronischer
Markteintritt und geringere Transaktionskosten stellen auch eine gewisse
Gefahr für traditionelle Handelsunternehmen dar. Sie können nämlich den
Preiswettbewerb derart steigern, dass die in den traditionellen Branchen
ohnehin schon geringen Gewinne gefährdet werden. Als Beispiel kann man hier
den bekannten virtuellen Buchhändler Amazon.com nennen. Amazon.com
bietet weltweit 3 Mio. Bücher mit Rabatten von 30% und mehr im WWW an und
hat damit einen erheblichen Wettbewerbsvorteil gegenüber traditionellen
Buchhändlern.31
Gesteigert wird die Gefahr für traditionelle Handelsunternehmen auch noch
durch sogenannte „Shopbots (Shopping Roboter) und Suchagenten (z.B. i.
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21Deutschland: preis-werter.de), die dem Internetbenutzer Preisvergleiche
erleichtern.
4.2 Disintermediation
Unter Disintermediation versteht man die Umgehung oder Ausschaltung von
Zwischenhändlern durch elektronische Märkte. Electronic-Commerce-Systeme
können nämlich sowohl auf dem Beschaffungsmarkt von Industrieunternehmen
Zwischenhändler überflüssig machen als auch auf seinem Absatzmarkt Groß-
und Einzelhändler.32 Einfach ausgedrückt bedeutet dieses, dass der Kunde
auf einem elektronischen Markt den Hersteller direkt kontaktieren und das
gewünschte Produkt von ihm unmittelbar beziehen kann, ohne einen
Handelsbetrieb zwischenschalten zu müssen. Voraussetzung hierfür ist
allerdings, dass der Hersteller die physische oder elektronische Distribution
bereitstellt.
Aufgrund der Disintermediation ergeben sich theoretisch erhebliche
Transaktionskostenersparnisse auf dem elektronischen Absatzweg im
Vergleich mit den Absatzkosten des traditionellen Absatzkanals. Um dieses
einmal an einem Beispiel zu verdeutlichen, sei in der folgenden Abbildung der
Vergleich beider Absatzkanäle und die Disintermediation anhand der
Buchbranche dargestellt.33
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22
Abbildung 6: Disintermediation in der Buchbranche
Der Vergleich der beiden Absatzwege zeigt, dass sich durch den elektronischen
Vertrieb eines Buches im Vergleich mit traditionellen Absatzweg Ersparnisse
von 35% ergeben, wenn der Einzelhandel (Einzelhandelsmarge) umgangen
wird und von weiteren 10% wenn auch der Großhandel (Großhandelsmarge)
umgangen wird.
Auch in anderen Branchen gibt es bereits elektronische Anbieter, die die
elektronische Bestellung direkt beim Hersteller ermöglicht und damit den
traditionellen Absatzweg über Zwischenhändler vollständig ausschaltet.
Ein Beispiel ist das amerikanische Diensleistungsunternehmen CUC mit ihrem
Online-Handel „Shoppers Advantage“, sowie der Computerhersteller Dell, der
seine großen Erfolge maßgeblich aus seinem internetgestützten Direktvertrieb
zieht.34
(1) Traditioneller Absatzkanal:
EnkundeEinzel-händler
Groß-händler
VerlegerAutor
(2) Elektronischer Markt:
Online Bestellung
35-45% EndkundeVerlegerAutor
Physische oder Online-Distribution
Fachhochschule Braunschweig/Wolfenbüttel; Standort Salzgitter-CalbechtFachbereich Transport und Verkehrswesen
23Im folgenden Abschnitt soll erörtert werden, ob Electronic Commerce trotz
dieser schon bestehenden Beispiele diese Disintermediationsvorgänge in der
Zukunft auch in der Praxis in großem Umfang hervorrufen wird.
4.2.1 Erörterung der Umsetbarkeit der Disintermediationsvorgänge in der
Praxis
Die oben aufgeführten Beispiele zeigen, dass Electronic-Commerce-Systeme
Zwischenhändler und Einzelhändler überflüssig machen können.
In diesem Zusammenhang muss jedoch darauf hingewiesen werden, dass der
Hersteller durch die Umgehung des Absatzmittlers selbst diejenigen
Handelsfunktionen, die sonst der Absatzmittler übernommen hätte, in
erheblichem Umfang selbst übernehmen muss. Dabei entsteht häufig aus
Herstellersicht das Problem, auf diese Aufgaben nicht ausreichend ausgerichtet
und spezialisiert zu sein. Die Folge davon ist, dass er diese Aufgaben nicht
sehr effizient durchführen kann oder neue Investitionen für das nötige
Equipment zur Übernahme der Aufgaben tätigen muss. Hierdurch ergibt sich
wiederum eine Erhöhung der Transaktionskosten, so dass sich der eigentliche
Vorteil der Disintermediation relativiert, wenn nicht sogar aufhebt.
Zur Verdeutlichung dieser Zusammenhänge soll diese Problematik wiederum
anhand der Buchbranche erläutert werden.
Die Kunden können zwar theoretisch auf elektronischen Wege direkt beim
Verleger ein Buch bestellen. Für den Verleger ergibt sich allerdings das
Problem, dass er nun beim Direktvertrieb die Handlungsfunktionen
übernehmen muss, die ansonsten von den Absatzmittlern übernommen werden
wie z.B. die Lagerung und Auslieferung der Bücher. Hierzu muss er allerdings
entweder selbst ein Lager einrichten und die Auslieferung organisieren oder
diese Aufgaben an einen Logistikspezialisten ausgliedern. In beiden Fällen
entstehen
erhebliche Kosten für den Verleger, die er wiederum auf den Buchpreis
aufschlägt und somit letztendlich auf die Kunden zurückfallen. Das heißt, die
durch die Disintermediation theoretisch denkbare Transaktionskostenersparnis
senkt sich in der Praxis erheblich.
Fachhochschule Braunschweig/Wolfenbüttel; Standort Salzgitter-CalbechtFachbereich Transport und Verkehrswesen
24Aus diesen Gründen ist davon auszugehen, dass elektronische Märkte
insgesamt ein nur eher unbedeutenden Maß an Disintermediation erzeugen
werden.35
4.3 Funktionsentbündelung
Unter Funktionsentbündelung versteht man die Annahme, dass Electronic
Commerce zentrale Glieder der etablierten Wertschöpfungskette in einigen
Wirtschaftsbereichen erheblich verändern wird. In den folgenden Ausführungen
sollen die Auswirkungen von Electronic Commerce auf die spezielle
Wertschöpfungskette des Handels einmal näher untersucht werden.
Die Wertschöpfungskette des Handels lässt sich in 5 Funktionen unterteilen:36
physische Distribution (z.B. Losaufspaltung, Lagerhaltung, Transport)
Sortimentsgestaltung (Bedarfsermittlung und Zusammenstellung des
Angebotsprogramms)
Informations- und Beratungsfunktion (Beschaffung und Verwertung von
Informationen über Produkte, Konsumenten, Konkurrenten)
finanzielle Transaktionen (Inkasso, Kreditfunktionen)
Angebot von Verbunddienstleistungen (Garantien, Einbau, Reparaturen,
Entertainment, soziale Kontakte)
Electronic Commerce kann nun dazu führen, dass diese Handelsfunktionen
über die entsprechenden Märkte entbündelt werden. Das heißt, dass
branchenfremde Unternehmen, die sich auf eine oder auch mehrere
Handelsfunktionen spezialisiert haben, mithilfe von E-Commerce einige
Fachhochschule Braunschweig/Wolfenbüttel; Standort Salzgitter-CalbechtFachbereich Transport und Verkehrswesen
25Aufgaben des traditionellen Handels übernehmen könnten, weil sie diese
kostengünstiger und besser durchführen können. Den Vorgang der
Funktionsentbündelung zeigt die folgende Abbildung.37
Abbildung 7: Funktionsentbündelung im Handel
Die Frage, wie sich die Funktionsentbündelung durch Electronic Commerce im
einzelnen vollzieht, steht im Vordergrund der nun folgenden Ausführungen.
4.3.1 Physische Distribution
Die physische Distribution (Lagerhaltung; Transport) ist als Handelsleistung
relativ einfach auszugliedern. Ein virtuelles Handelsunternehmen braucht
nämlich nur die Information der aus dem Verkauf der Ware resultierenden
ElectronicMarket
Providers
Finanzdienstleister
(z. B. Visa;AT & T
Subunternehmer(z. B. für
Reparaturen)
Intelligent Agents (z. B. Bargain
Speditionen;Lagerhäuser
PhysischeDistribution
Sortiments-gestaltung
Informations- undBeratungsfunktion
FinanzielleTransaktionen
Verbunddienste
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26Transportströme zwischen den Herstellern und den Konsumenten
einschließlich der Belieferungstermine an einen externen Koordinator zu
liefern.38 Die Transportabwicklung und Lagerhaltung kann dann von einem
selbständigen Logistikexperten übernommen werden. Als Beispiel kann hier der
rein elektronische Buchhändler Amazon.com genannt werden, der sich ohne
eigenes Lager als die weltweit größte elektronische Buchhandlung bezeichnet.
Das Geschäftsprinzip basiert dabei auf der Nutzung einer auch für den Kunden
zugänglichen Datenbank lieferbarer Bücher, die nach Kundenbestellung von
den Verlagen oder Großhändlern geordert und über Transportspezialisten an
die Kunden versandt werden. An dieser Stelle sei aber auch darauf
hingewiesen, dass eine Übertragung an Spezialgewerbe auch in den
traditionellen Handelsbetrieben bereits praktiziert wird wie z. B. im
Versandhandel.
4.3.2 Sortimentsgestaltung
In der Zusammenstellung des Angebotsprogramms für den Konsumenten ist
eine der wichtigsten Handelsfunktionen zu sehen. Für die Übernahme dieser
Handelsfunktion eignet sich ein virtuelles Unternehmen, das ohne Lager
auskommt in hohem Maße, weil jeder Nachfrager sich elektronisch über die
Angebotsgestaltung auf sehr einfachen Wege informieren kann. Umgekehrt
kann das virtuelle Unternehmen den Kunden über personifizierte Datensätze
mit einem automatisch erstellten, individuellen Sortiment versorgen. Solche
sogenannten virtuellen Einkaufszentren (Cybermalls) gibt es heutzutage schon
in großer Anzahl. Besonders engagiert auf diesem Sektor sind auch
branchenfremde Unternehmen, wie z.B. Computerfirmen.
Der Grund hierfür ist, dass sie über ein größeres Know-How bezüglich Software
verfügen, als die klassischen Handelsbetriebe. Als erste Beispiele können
hierfür IBM´s World Avenue und Microsofts Sidewalk aufgeführt werden.39
4.3.3 Informations- und Beratungsfunktion
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27
Die Informations- und Beratungsfunktion kann im Electronic Commerce
ebenfalls sehr leicht von den anderen Handelsfunktionen entbündelt und von
branchenfremden Spezialisten übernommen werden.40 Im Internet bieten sich
für den Konsumenten viele Möglichkeiten, sich über Produkte und
Dienstleistungen zu informieren, wie z.B. produktbezogene Diskussionslisten
und Newsgroups, bei denen Konsumerfahrungen von den Konsumenten
diskutiert werden, sowie sogenannte Rating Sites, die elektronische
Unternehmen bewerten. Außerdem könne mittlerweile „Shoproboter“ und
„intelligente Makler“ dem Kunden nicht nur eine schnelle Marktübersicht über
ein ihn interessierendes Angebot bieten, sondern den Konsumenten auch bei
der Auswahl geeigneter Kaufalternativen helfen. Beispiele für diese
intelligenten elektronischen Einkaufshilfen sind My Yahoo, Bargain Bot, Learn
Sesame und Shop the Web/Amazon.
4.3.4 Finanzielle Transaktionen
Mithilfe von Electronic Commerce kann die Organisation der
Zahlungsabwicklung einfacher und besser durchgeführt werden und deshalb
aus der Wertschöpfungskette des Handels ausgegliedert werden. Diese
Aufgabe übernehmen dann ebenfalls spezialisierte branchenfremde
Unternehmen, wie z.B. Kreditkartenunternehmen (Mastercard, Visa) oder
Infrastrukturanbieter (z.B. AT&T).40
4.3.5 Verbunddienstleistungen
Unter Verbunddienstleistungen werden Teilfunktionen verstanden, die der
traditionelle Handel neben dem Verkauf von Waren anbietet. Hierunter fallen
Garantieleistungen, Reparatur, Warenumtausch und die Vermittlung von
Einkaufserlebnissen. Einige dieser Teilleistungen werden im realen
Einzelhandel heute in Form von Store–in-the–Store- oder
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28Subunternehmerkonzepten bereits ausgelagert, so dass in diesen Fällen eine
Organisation in elektronischen Märkten keinen Unterschied ausmacht (z. B.
Ladengestaltung und Events und Entertainmentveranstaltungen an
spezialisierte Anbieter).41 Teilleistungen wie Garantien und Warenaustausch
und insbesondere die Ermöglichung von sozialen Kontakten lassen sich
elektronisch eher schwierig ausgliedern. Dagegen lässt sich die
Reparaturleistung bereits unter Einschaltung spezialisierter Anbieter
elektronisch relativ einfach organisieren. Letztlich ist die Gestaltung von
Erlebniseinkauf und Entertainmentveranstaltungen auf elektronischem Wege
kaum zu erreichen, auch wenn durch die Einrichtung sogenannter Chat Groups
versucht wird, auch diese Teilleistungen elektronisch abzudecken.
4.3.6 Online Shopping
Die oben aufgeführten Thesen zu den Auswirkungen des elektronischen
Handels auf den traditionellen Handel wie Wettbewerbsintensivierung,
Disintermediation und Funktionsentbündelung beruhen auf Annahmen, deren
Erfüllung in der Zukunft noch nicht gesichert sind.42
Diese Veränderungen werden mit hoher Wahrscheinlichkeit dann eintreten,
wenn das Internet als Plattform des E-Commerce eine weitere Verbreitung
findet, als es zur jetzigen Zeit der Fall ist, und außerdem von den Konsumenten
in größerem Umfang Akzeptanz findet und bevorzugt wird.
Der Online-Handel hat in dieser Hinsicht jedoch heute schon einen gewissen
Stellenwert und könnte bei weiterem Wachstum für den traditionellen Handel in
bestimmten Branchen in Zukunft zu einer Bedrohung werden.
In welchen Branchen heute schon Dienstleistungsangebote und Produkte in
recht hohem „online“ abgesetzt werden und wie sich das Käuferverhalten
innerhalb des E-Commerce gestaltet, soll deshalb nun einmal näher untersucht
werden. Zur Veranschaulichung der Marktverhältnisse des elektronischen
Handels werden die Ergebnisse von verschiedenen Untersuchungen
herangezogen.
4.3.6.1 Wachstum des Online-Shopping
Fachhochschule Braunschweig/Wolfenbüttel; Standort Salzgitter-CalbechtFachbereich Transport und Verkehrswesen
29Untersuchungen zeigen, dass der „Boom des Online Shoppings“ weiter anhält.
Laut der vierten Befragungswelle der Nürnberger Gesellschaft für Konsum-,
Markt- und Absatzforschung haben fast 10 Millionen Deutsche Zugang zum
Internet, fast ein Drittel davon bestellte innerhalb der letzten zwölf Monate
Produkte online. Umfragen bei Bürgern ab 14 Jahren und bei Unternehmen
kommen zu folgenden Wachstumsprognosen des Online-Shoppings.43
Wachstumsprognose des Online-Shopping
1999 2001 2003
Online-Shopping (in % der Bevölkerung) 13,8 26,5 51,4
Abbildung 8: Wachstumsprognose des Online Shopping
4.3.6.2 Umsatzwachstum des Online-Handels
Die folgende Abbildung zeigt, wie stark der Online Umsatz in den einzelnen
Branchen im Zeitraum 1998 bis 1999 in Deutschland anstieg.
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30
Abbildung 9: Online Umsatz nach Kategorien44
Die Abbildung zeigt, dass der Online-Absatz in allen Branchen im Zeitraum von
1998 bis 1999 sehr starke Zuwächse zu verzeichnen hat. Deutschland hat
damit gute Voraussetzungen, in Europa eine Spitzenposition im E-Commerce
zu erobern. Momentan liegt Deutschland noch im Mittelfeld.45 Dabei
bevorzugen die Konsumenten im Rahmen des Online-Shopping insbesondere
Reisen, Bücher, Computerprodukte (Hardware und Software) und Brokerage.
Seltener werden dagegen Produkte der Unterhaltungselektronik, Textilien und
CDs/Videos/Tickets verkauft. Hieraus lässt sich folgern, dass sich eine
Bedrohung des traditionellen Handels in der Zukunft eher für die erstgenannten
Sortimentsbereiche/Branchen ergibt und in schwächerem Ausmaß für die
letztgenannten. Die Bedrohung des etablierten Konsumgüterhandels durch
Electronic Commerce im allgemeinen betrachtet, ist also in hohem Maße
produkt- bzw. branchenspezifisch und kann deshalb nicht generalisiert werden.
Fachhochschule Braunschweig/Wolfenbüttel; Standort Salzgitter-CalbechtFachbereich Transport und Verkehrswesen
31
4.3.6.3 Nutzung von Online-Shops in Deutschland
Die Abbildung zeigt, wie sich das Käuferverhalten nach Geschlecht
unterscheidet. Frauen kaufen lieber im Online-Kaufhaus oder auf der Website
eines Versandhauses ein. Männer interessieren sich mehr für
Online-Auktionen.
Die meist genutzten Online-Shops(Angaben in Prozent der Online-Shopper; Mehrfachnennungen möglich)
Frauen Männer
beim Hersteller 56,1 69,2
beim Spezialanbieter (Buchladen, EDV-Händler) 48,5 59
im Online-Kaufhaus 27,8 24,6
Versandhaus-Website 31,3 25,2
Online-Aktionshaus 10,6 15,9
Woanders 3,8 5,6
Abbildung 10: Meist genutzte Online-Shops 46
5. Trends im E-CommerceEs sollen nun einmal einige aktuelle Trends des Electronic Commerce
vorgestellt werden, um einen Überblick darüber zu bekommen, was für ein
großes Zukunftspotential sich in E-Commerce verbirgt.47 Die Zeiten, dass die
Händler einfach ihre Kataloge ins Netz stellen und um ein paar Funktionen
erweitern, scheint vorbei zu sein. Im Online Kommerz bilden sich immer mehr
spezielle Angebote heraus, die sowohl für den Kunden als auch für den
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32Händler attraktiv sind. So bieten sogenannte Shopping-Bots dem Kunden die
Möglichkeit, im Web-Preise und Service-Leistungen per Mausklick global
miteinander zu vergleichen. Shopping-Bots wie Dealpilot (www.dealpilot.com)
suchen dabei automatisch auf zahlreichen Internetseiten nach dem von dem
Kunden gewünschten Angebot bei z.B. Büchern, CD´s und Videos. Angesichts
der neuen Preistransparenz verkaufen Internet-Händler ihre Waren sogar unter
dem Einkaufspreis, nur um ihren Markennamen bekannt zu machen. Ein
ebenfalls neuer Trend im E-Commerce ist, dass die Preise für Produkte immer
mehr zur Verhandlungssache werden. Bei den Auktionsseiten von E-Bay
(www.ebay.de) oder Ricardo (www.ricardo.de) gibt es statt einer
unverbindlichen Preisempfehlung nur noch einen festen Startpreis. Die Bieter
entscheiden dann untereinander, was ihnen ein Produkt wert ist. Genau nach
dem gegenteiligen Prinzip funktionieren sogenannte „Reverse Auctions“. Hier
steigen die Preise nicht nach oben, sondern werden immer niedriger. Als
Beispiel hierfür kann das Auktionskaufhaus Atrada genannt werden. Hier
lassen sich seit Oktober 1999 komplexe auf die Kundenbedürfnisse
zugeschnittene Kaufwünsche beispielweise eine professionelle
Videoausrüstung, mit einem Maximalpreis benennen. Die Händler im Atrada
Trading Network unterbieten sich gegenseitig. Auf ähnliche Art und Weise
funktioniert die Preisfindung bei Priceline (www.priceline.com), wo ein Kunde
die Summe angibt, die er für ein Flugticket, ein Hotelzimmer oder seit
neuestem sogar für Lebensmittel zu zahlen bereit ist. Auch hier müssen die
Verkäufer sehen, dass sie mithalten“ können. Hier muss allerdings bemerkt
werden, dass die Preise bei dieser Variante nicht unter den Wunschbetrag
fallen.
In Deutschland besetzt seit Herbst 1999 die Firma Itrade (www.itrade.de)
dieses Marksegment. Eine weitere Neuheit im E-Commerce ist, dass der
Kunde durch Massenrabatte oder das Sammeln von Bonusprogrammen
profitieren kann. Durch den Kauf von Produkten oder die Inanspruchnahme von
Dienstleistungen kann der Kunde bei einigen Internethändlern „Web-Meilen“
sammeln. Voraussetzung hierfür ist, dass er sich beim Prämiensystem der
Webmiles AG anmeldet (www.webmiles.de). Hat er eine bestimmte Anzahl von
Meilen zusammen kann er eine Prämie anfordern. Dieses Prinzip ist sozusagen
Fachhochschule Braunschweig/Wolfenbüttel; Standort Salzgitter-CalbechtFachbereich Transport und Verkehrswesen
33von dem traditionellen Handel übernommen worden. Denn hier bieten einige
Supermarktketten schon seit längerer Zeit Vielkäufern durch das Sammeln von
Bonuspunkten den Erwerb einer „Treueprämie an“. Neu ist in Deutschlands
elektronischem Handel auch, dass sich die Kunden zu Shopping-
Gemeinschaften zusammenschließen können, um die sonst nur für
Großhändler geltenden Mengenrabatte zu erzielen („Powershopping“).
Bekannte Händler, die diesen Service anbieten, sind Powershopping
(www.powershopping.de), Cheap for you (www.cheap4you.de) und Lets Buy It
(www.letsbuyit.com).
6. Ausblick
Zusammenfassend ist zu E-Commerce folgendes zu sagen:
E-Commerce ist aufgrund der beschriebenen Vorteile aus Kunden- und
Händlersicht ein neues Medium mit Zukunft und mit extrem starkem
Wachstumspotential. Auf lange Sicht gesehen wird das Internet meiner
Meinung nach im E-Commerce Bereich genauso wichtig werden wie Telefon
und Telefax. Mit den Möglichkeiten der Internet Technologie werden viele
Bereiche des Handels und der Kommunikation derart beeinflusst, dass viele
Unternehmen in der Zukunft nicht daran vorbeikommen werden, ihr
Handelsmarketing auf den elektronischen Handel auszurichten. Dabei werden
einige Branchen sich stärker den durch E-Commerce veränderten
Marktanforderungen anpassen müssen als andere Branchen, um dem
steigenden Konkurrenzdruck standhalten zu können. Welche Branchen durch
diese Veränderungen besonders stark betroffen werden, ist derzeit allerdings
schwierig vorherzusagen, da man auf elektronischen Wege mittlerweile auch
Produkte und Dienstleistungen erwerben kann, deren Online Kauf bis vor
kurzem noch als abwegig und nicht realisierbar erschien (Autos, Lebensmittel,
Häuser etc.) und die Entwicklung des E-Commerce sich derart rasant vollzieht,
dass diesbezügliche Prognosen sehr unsicher sind.
7. Literaturverzeichnis
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Fachhochschule Braunschweig/Wolfenbüttel; Standort Salzgitter-CalbechtFachbereich Transport und Verkehrswesen
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Brandtweiner, R./Greimel, B. Elektronische Märkte in:
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Meffert, H.; Die virtuelle Unternehmung: Perspektiven aus der Sicht des
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Heuß, Dirk; Der europaische IT-Dienstleistungsmarkt nach Ländern, 1995,
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35Focus; Nachrichtenmagazin, 12/1999
W3B/Multimedia (99), Computer Reseller News 40/99
Tomorrow, [Internetmagazin]; Nr.12/1999; S. 94
Empirica, August 1999; Capital 10/99
Booz, Allen &Hamilton, Computer Easy 21/99
Eidestattliche Erklärung
Hiermit erkläre ich an Eides statt, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig
und ohne unerlaubte Hilfsmittel angefertigt habe. Die aus fremden Quellen
direkt oder indirekt übernommenen Gedanken wurden als solche kenntlich
gemacht.