Einführung in die Physische Geographie
Prof. Dr. Otto Klemm
Teil Klima und Wasser
8. Wasser im Boden, Grundwasser,
Evapotranspiration, Wasserbilanz im Ökosystem
Wasserhaushaltsgleichung
Die allgemeinste Form der Wasserhaushaltsgleichung lautet:
SR E- P
P Niederschlag (engl. „precipitation“)
R Abfluss (engl. „runnoff“)
E Evaporation
S Speicherterm
Wasserhaushaltsgleichung
Für Ökosysteme, Wassereinzugsgebiete, Städte und andere Einheiten kann jeweils die Wasserhaushaltsgleichung formuliert werden:
SQ G - G ET - P outin
Gin Grundwasserzufluss
Gout Grundwasserabfluss
ET Evapotranpiration
Q Abfluss im Vorfluter
Der Speicherterm kann hier als Änderung des Grundwasserspiegels interpretiert werden.
Bild: Strahler & Strahler, 1997
Wasserhaushaltsgleichung
Für spezielle Fragestellungen muss die Wasserhaushaltsgleichung weiter modifiziert werden.
z.B. gilt für Untersuchungen an der Bodenoberfläche diese Wasserhaushaltsgleichung:
0 ORET - I - P
I Infiltration
RO Oberflächenabfluss
Ein Speicherterm fällt hier weg, aber die ET für einen kleinen Raum zu bestimmen, ist sehr schwierig. Bild: Strahler & Strahler, 1997
Wasserhaushaltsgleichung
Eine besondere Rolle in Wäldern spielt die Interzeption
Interzeption ist die direkte Aufnahme von Niederschlag (Regen und auch Nebel) durch das Kronendach. Das interzipierte Wasser gelangt u.U. nicht auf den Boden, sondern evaporiert wieder.
In der Wassrhaushaltsgleichung (und auch im Energiehaushalt von Waldökosystemen!) muss dieses Glied sehr sorgfältig betrachtet werden, denn:
• Die Interzeption kann einige Prozent des Wasserhaushaltes ausmachen.
• Die Interzeption wird mit „normaler“ Niederschlagsmesstechnik nur unzureichend erfasst.
Wasserbilanz Bundesrepublik Detuschland (1931 – 1960)
nach: http://geo4.uibk.ac.at/users/georges/ue_hy03/sitzung05-03-page.pdf
Bilanzglied Wasserhöhe / mm
Anteil / %
Niederschlag 837 100
Verdunstung 519 62
Interzeption 82 10
Evaporation von Böden 47 6
Ecaporation von freien Wasserflächen
11 1
Transpiration 371 44
Wasserverbrauch 8 1
Abfluss 318 38
Oberflächenabfluss
und Interflow
59 7
Grundwasserabfluss 260 31
Evapotranspiration
Evapotranspiration ist die Summe aus Evaporation und Transpiration
Evaporation: Verdunstung von einer freien Wasseroberfläche oder Bodenoberfläche
Transpiration: Wasserabgabe durch Pflanzen in die Atmosphäre
die Evaporation wird angetrieben durch:
Evaporation
die Verfügbarkeit an verdampfbarem Wasser (z.B. freie Wasseroberflächen, gesättigte oder ungesättigte Bodenoberfläche)
die Verfügbarkeit an Energiei.d.R. in Form von Strahlungsenergie)
den Abtransport des in die Grenzschicht evaporierten Wasserdampfes (atmosphärische Turbulenz)
die Transpiration wird angetrieben durch den Öffnungszustand der Stomata
Dieser wird bei unterschiedlichen Pflanzenarten unterschiedlich gesteuert. Wichtige Steuergrößen sind: :
Transpiration
Wasserdampfdefizit Boden - Atmosphäre (hohe Transpiration bei wassergesättigtem Boden und gleichzeitig trockener Luft)
Strahlungkurzwellige Einstrahlung
Abtransport des in die Grenzschicht evaporierten Wasserdampfes(atmosphärische Turbulenz)
Bild: Lawrence and Dingman, 1994
Evapotranspiration
„Energieterm“ „Ventilationsterm“
L
e)*(e f(U)
L
BQET S
pot
Die Evapotranspiration zu bestimmen ist eine der großen
Herausforderungen der Ökosystemforschung und Wasserwirtschaft.
Viele unterschiedliche Verfahren, experimentell und aud Modellen
basierend, wurden und erden angewendet. Hier werden nur 2 wichtige
Verfahren vorgestellt:
Das Penman - Verfahren hat „große Tradition“, es gibt
unterschiedliche Varianten. Sogar die Herleitungen sind in der
Literatur nicht einheitlich. Wiederum in Abhängigkeit von den
aktuellen Randbedingungen können unterschiedliche Varianten
vorteilhaft sein. Hier wird die Original-Version nach Penman (1948)
vorgestellt (nach Arya, 1988):
Evapotranspiration
„Energieterm“ „Ventilationsterm“
L
e)*(e f(U)
L
BQET S
pot
Für weitere Details siehe Voelesung Umweltmeteorologie und weiterführende Praktika
ETpot potenzielle Evapotranspiration kg m-2 s-1
e* Sättigungs-Wasserdampfdruck hPa
e* aktueller Wasserdampfdruck hPa
= Steigung der Wasserdampfsättigungskurve hPa K-1
Psychrometerkonstante 0,667 hPa K-1
U horizontale Windgeschwindigkeit in Höhe z m s-1
f(U) „Transferkoeffizient für Wasserdampf“, in Analogie zum Diffusionskoeffizienten
m s-1
B Bodenwärmestrom W m-2
Qs Strahlungsbilanz W m-2
L spez. Verdampfungswärme für Wasser 2.50 · 106 J kg-
1
dTde*
Evapotranspiration
In einem anderen Ansatz wird für ein Einzugsgebiet die Verdunstung (aktuelle
Evapotranspiration) als Restglied der Wasserhaushaltsgleichung berechnet:
Annahmen: S = 0
Gin = Gout
QP ET
Probleme: Interzeption, Speicherterm, Grundwasserströme
Wasserbilanz
Quelle: Goudie, 2002
Grundwasserströmung
Quelle: Strahler & Strahler, 2002
Darcy - Gleichung
dx
dk Hf
Wq
Im wassergesättigten Bereich des Untergrundes (Grundwasserkörper) lässt
die die Strömung des Grundwassers mit der Darcy-Gleichung beschreiben:
dies ist eine eindimensionale
stationäre Form der Darcy-
Gleichung
qw Wassermenge, die pro Zeiteinheit durch einen Fließquerschnitt fließt
m3 s-1
kf hydraulische Leitfähigkeit m s-1
H hydraulisches Potenzial m3
x Fließstrecke m
http://water2.uibk.ac.at/de/pdf/0/grundwasser.pdf
Darcy - Gleichung
die hydraulische Leitfähigkeit hängt sehr stark von der Körnung ab:
http://www.hydroskript.de/html/_index.html?page=/html/hykp1107.html
weiterer Einflussfaktor ist die Porosität
Grundwasserströmung
Quelle: Lawrence and Dingman, 1994
Grundwasserströmung
Quelle: Lawrence and Dingman, 1994
Wasserbewegung im ungesättigten Bereich
im wasserungesättigten Bereich des Bodens findet auch Wasserbewegung statt.
diese wird mit der Richardson-Gleichung beschrieben.
Einflussgrößen sind:
Matrixpotenzial (Kapillarkräfte)
Gravitationspotenzial
osmotisches Potenzial
Wassergehalt
räumliche Heterogenität
http://water2.uibk.ac.at/de/pdf/0/grundwasser.pdf
gespannter Grundwasserleiter
http://water2.uibk.ac.at/de/pdf/0/grundwasser.pdf
Wassergehalt
http://www.hydroskript.de/html/_index.html
Wassergehalt
die Feldkapazität ist diejenige Wassermenge, die ein Boden maximal gegen die
Schwerkraft zurückhalten kann (bei pF = 1,8).
http://water2.uibk.ac.at/de/pdf/0/grundwasser.pdf
die nutzbare Feldkapazität ist die Feldkapazität abzüglich des Permanenten
Welkepunktes. Die nutzbare Feldkapazität ist also das Wasser, das den
Pflanzen für Aufnahme durch das Wurzelsystem zur Verfügung steht.
Der pF-Wert ist der Logarithmus der Wasserspannung: pF = log ψm
Der Permanente Welkepunkt (PWP) ist der Wassergehalt, bei dem die Pflanzen
irreversibel welken (bei pF = 4,2; Totwasseranteil). Anders ausgedrückt, ist
Wasser, das mit einem Unterdruckruck von bis zu 15 Atmosphären extrahiert
werden kann, gerade noch pflanzenverfügbar.
Wassergehalt
die sog. pF-WG-Kurve zeigt typischerweise eine ausgeprägte Hysterese:
http://www.hydroskript.de/html/_index.html
Quelle: Lawrence and Dingman, 1994
Quelle: Strahler & Strahler, 2002
Quelle: Strahler & Strahler, 2002
Quelle: Strahler & Strahler, 2002