+ All Categories
Home > Documents > Eine Ex-Post-Wirkungsanalyse · 5.4 Das Ölpalmenvorhaben NESP Ophir (FZ/TZ Kooperation) 19 5.5 Die...

Eine Ex-Post-Wirkungsanalyse · 5.4 Das Ölpalmenvorhaben NESP Ophir (FZ/TZ Kooperation) 19 5.5 Die...

Date post: 23-Aug-2019
Category:
Upload: lekiet
View: 213 times
Download: 0 times
Share this document with a friend
48
LANGFRISTIGE WIRKUNGEN VON FZ- UND TZ-VORHABEN ZUR FÖRDERUNG DER LANDWIRTSCHAFT UND DER LÄNDLICHEN ENTWICKLUNG IN WEST-SUMATRA (INDONESIEN) Eine Ex-Post-Wirkungsanalyse im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) GmbH und der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) Frankfurt am Main / Eschborn, November 2000
Transcript

LANGFRIS TIGE WIRKUNGEN VO N FZ- UND TZ-VO RHABEN

ZUR FÖ RDERUNG DER LANDWIRTS CHAFT UND DER LÄNDLICHEN

ENTWICKLUNG IN WES T-S UMATRA (INDO NES IEN)

Eine Ex-Post-Wirkungsanalyse

im Auftrag derDeutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) GmbH

und derKreditanstalt für Wiederaufbau (KfW)

Frankfurt am Main / Eschborn, November 2000

KfWPalmengartenstr. 5-960325 Frankfurt am Main

Postfach 11 11 4160046 Frankfurt am Main

Telefon (069) 74 31-0Fax (069) 74 31-29 44Internet www.kfw.de

PressestelleTelefon (069) 74 31-44 00

Auslandssekretariat b / FZ EvaluierungVerantwortlich: U. Jahn

Telefon (069) 74 31-27 64Fax (069) 74 31-45 15E-Mail: [email protected]

Deutsche Gesellschaft für TechnischeZusammenarbeit (GTZ) GmbHDag-Hammarskjöld-Weg 1-5

Postfach 518065726 Eschborn

Telefon (06196) 79-0Fax (06196) 79-11 15Internet www.gtz.de

PressestelleTelefon (06196) 79-1174

Stabsstelle 04, Team Interne EvaluierungVerantwortlich: Dr. D. Fischer

Telefon (06196) 79-17 16Fax (06196) 79-61 09E-Mail [email protected]

Vorwort

Im Mittelpunkt von Wirkungsuntersuchungen der Entw icklungszusammenarbeit (EZ) standen bisherw eitgehend Einzelprojekte. Inzw ischen nimmt das Interesse zu, auch regionale, sektorale oderlandesw eite Ausw irkungen festzustellen, die aufgrund von plausiblen Ursache-Wirkungs-erklärungen mehreren Projekten oder Programmen zugeschrieben w erden können.

Die Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) GmbH und die Kreditanstalt fürWiederaufbau (KfW) ergänzen sich in vielfältiger Weise bei der Durchführung der Technischen undFinanziellen Zusammenarbeit (TZ, FZ) und haben erstmalig eine eigene, gemeinsame Untersuchungder entw icklungspolitischen Wirkungen im Rahmen einer sog. Ex-Post-Wirkungsanalyse in Auftraggegeben. Dafür w ählte man - in Abstimmung mit dem Bundesministerium für w irtschaftlicheZusammenarbeit und Entw icklung (BMZ) - eine Schw erpunktregion aus, in der sow ohleigenständige als auch gemeinsame Vorhaben durchgeführt w urden. Die Provinz West-Sumatra inIndonesien, lange Zeit eine besonders geförderte Region der deutschen EZ, bot sich hierfür an. Zurbesseren Erfassung und Nachvollziehbarkeit der eingetretenen Wirkungen legte man sich außerdemauf einen sektoralen Schw erpunkt, die Förderung der Landw irtschaft und der ländlichenEntw icklung, fest.

Die Durchführung der Wirkungsanalyse erfolgte unter Leitung der externen Sachverständigen HerrnDr. Lindauer für die TZ-Vorhaben und Herrn Dr. Schmidt-Kallert für die FZ-Vorhaben. Untersuchtw urden Vorhaben der ländlichen Entw icklung und des ländlichen Bankenw esens, eineErschließungsstraße und ein Ölpalmenvorhaben.

Der vorliegende Bericht fasst die Ergebnisse beider Ex-Post-Wirkungsanalysen zusammen. DieAuftragsverantw ortung für die Teiluntersuchung im Bereich der Technischen Zusammenarbeit lagin der Stabsstelle für Grundsatzfragen der Unternehmensentw icklung der GTZ, und dort im TeamInterne Evaluierung (Herr Dr. Fischer). Für die Finanzielle Zusammenarbeit hatte das Auslands-sekretariat b der KfW die Federführung (Herr Jahn).

Als zusammenfassendes Ergebnis dieser Studie ist hervorzuheben, dass die Projekte für dieüberw iegend armen Zielgruppen w esentliche Verbesserungen erbracht und zu einer deutlichenErhöhung der Einkommen in der Region beigetragen haben. Auch haben die mit diesen Vorhabeneingeführten Entw icklungskonzepte viele erfolgreiche Nachahmungen, teilw eise in ganz Indonesien,gefunden - ungeachtet einzelner Probleme und unbeabsichtigter Nebenw irkungen. Auch nachBeendigung der deutschen Unterstützung haben die Menschen vor Ort die Projekte in einerindividuell sinnvollen, w enn auch nicht immer den Planungen entsprechenden Weise genutzt. Nur sokonnten langfristig positive und damit nachhaltige Wirkungen entstehen.

Thomas Wollenzien Thomas EngelhardtAuslandssekretariat b (KfW) Team Interne Evaluierung (GTZ)

Inhaltsverzeichnis

Im Text verwendete Abkürzungen und lokale Begriffe / Wechselkurse

0. Zusammenfassung 1

1. Einführung 3

2. Indonesiens Entwicklungsstrategie im Wandel 5

3. Die Entwicklung der Landwirtschaft und des ländlichen Raumes 7

4. Die Entwicklung von West-Sumatra und West-Pasaman bis 1970 10

5. Der Beitrag der deutschen Entwicklungszusammenarbeit zur Entwicklung desländlichen Raumes in West-Pasaman 11

5.1 Das Area Development Project West-Pasaman (TZ) 11

5.2 Das Projekt Ländliches Bankw esen West-Pasaman (TZ) 14

5.3 Das Projekt Erschließungsstraße West-Pasaman (FZ) 16

5.4 Das Ölpalmenvorhaben NESP Ophir (FZ/TZ Kooperation) 19

5.5 Die Entw icklung von West-Pasaman von 1970 bis heute 22

6. Gesamtbewertung 27

Literaturverzeichnis 31

Verzeichnis der Anhänge

1. Landwirtschaftliche Exportprodukte Indonesiens2. Karten von West-Sumatra und Pasaman3. Veränderung der Landnutzung in Pasaman4. Von Deutschland geförderte FZ- und TZ-Projekte5. Biographische Interviews mit Siedlern aus NESP-Ophir

Im Text verwendete Abkürzungen und lokale Begriffe

ADP Agricultural bzw . Area Development Project (TZ)

Bappeda Badan Perencanaan Pembangunan Daerah (Planungs-/Koordinierungsbehörde)

~ Tingkat I Planungs-/Koordinierungsbehörde auf Provinzebene

~ Tingkat II Planungs-/Koordinierungsbehörde auf Distriktebene

Bappenas Nationale Planungsbehörde

BMZ Bundesministerium für w irtschaftliche Zusammenarbeit und Entw icklung

BPD Bank Pembangunan Daerah

CPO Crude Palm Oil (Rohpalmöl)

FFB Fresh Fruit Bunches (frische Fruchtstände der Ölpalmen)

FZ Finanzielle Zusammenarbeit

GTZ Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit

Gambir in West-Sumatra angebauter Kletterstrauch, der Katechin und Tannine enthält

Jengkolin in Südostasien heimischer Fruchtbaum

Kabupaten Distrikt, Verw altungsebene unterhalb der Provinz

KfW Kreditanstalt für Wiederaufbau

KJUB Sekundärgenossenschaft in Ophir

KUD Primärgenossenschaft in Ophir

NES Nucleus Estate Smallholder (entspricht PIR)

NESP Nucleus Estate Smallholder Participation

Patschuli Pflanze mit ätherischen Ölen zur Parfumherstellung

PIR Perusahaan Inti Rakyat (entspricht NES)

PRA Participatory Rural Appraisal

PTP-N VI P.T. Perkebunan Nusantara VI (staatliche Plantagengesellschaft seit 1996)

PTP VI P.T. Perkebunan VI (staatliche Plantagengesellschaft bis 1996)

Rambutan in Südostasien heimischer Fruchtbaum

Repelita Fünfjahresplan

Rp Rupiah (indonesische Währung)

TZ Technische Zusammenarbeit

Entwicklung der Wechselkurse *

1970 DM 1,00 = Rp 1031980 DM 1,00 = Rp 3201990 DM 1,00 = Rp 1276

1998 DM 1,00 = Rp 47771999 DM 1,00 = Rp 3684

* nach Angaben des Statistischen Bundesamtes, jeweils Jahresendkurse

Ex-Post-Wirkungsanalyse von FZ- und TZ-Vorhaben in West-Sumatra (Indonesien)____________________________________________________________________________________________________________

- 1 -

0. Zusammenfassung

Die Provinz West-Sumatra ist seit über 30 Jahren eine der Schw erpunktregionen der deutsch-indonesischen Entw icklungszusammenarbeit (EZ). Die vorliegende Ex-Post-Wirkungsanalyseversucht, die vielfältigen Wirkungen der Vorhaben der Finanziellen und Technischen Zusammen-arbeit (FZ, TZ) in dieser Region anhand mehrerer in den 80er und 90er Jahren durchgeführterVorhaben zur Förderung der ländlichen bzw . landw irtschaftlichen Entw icklung im Westteil desVerw altungsdistrikts Pasaman (West-Pasaman) nachzuverfolgen. Es handelt sich um ein ländlichesRegionalentw icklungsprojekt (ADP, TZ), ein Projekt zur Förderung des ländlichen Bankenw esens(TZ), die Erschließungsstraße West-Pasaman (FZ) sow ie das Ölpalmenvorhaben NESP-Ophir (FZ-TZ-Kooperation). Wenn auch nicht gemeinsam geplant, sollten sich diese Vorhaben dennoch vonihrer Konzeption sinnvoll ergänzen.

Der Bericht beschreibt zunächst die politische Entw icklung Indonesiens seit den 60er Jahren („ÄraSuharto“), die Ausw irkungen der Grünen Revolution auf die landw irtschaftliche und sozio-ökonomische Struktur des Landes sow ie die Situation der untersuchten Region im Jahre 1970.

Die Analyse des Beitrags der einzelnen Vorhaben auf die Entw icklung von West-Pasaman erfolgtanhand von Fragen zur Effektivität (z.B. Zielerreichung), Eff izienz (Kosten-Nutzen-Verhältnis),Signif ikanz (z.B. Replizierbarkeit), Nachhaltigkeit (langfristige positive Wirkungen) und zu unerw ar-teten oder unerw ünschten Nebenw irkungen (z.B. Umw eltschäden) der geförderten Vorhaben. ImEinzelnen kam es zu folgenden Evaluierungsergebnissen:

• ADP, ein integriertes Regionalentw icklungsprojekt, hat seine Projektziele (u.a. Nutzung dernatürlichen Ressourcen in einer ökologisch vertretbaren Weise, verstärktes Selbsthilfepotential)w eitgehend erreicht. Darüber hinaus konnten signif ikante Wirkungen mit der Einführung undVerbreitung partizipativer Planungstechniken erzielt w erden. Durch Reduzierung derBrandrodungsaktivitäten hat das Projekt einen positiven Umw eltbeitrag geleistet.

• Das Ziel des einzigen noch laufenden Vorhabens Ländliches Bankw esen West-Pasaman, derländlichen Bevölkerung die Schw ellenangst vor Finanzinstitutionen zu nehmen und Zugang zuKredit zu verschaffen, w urde erreicht. Heute hat jede zw eite Familie in West-Pasaman einSparkonto.

• Die Erschließungsstraße West-Pasaman hat maßgeblich dazu beigetragen, die bis dahinschw er zugängliche Region anzubinden und damit die landw irtschaftliche Produktion imEinzugsbereich der Straße zu stimulieren. Damit ist sie gleichermaßen von direktem Nutzen fürdie Vorhaben ADP und das Ölpalmenvorhaben. Die Ergebnisse vor Ort ergaben eine deutlichhöhere Verkehrsbelastung als prognostiziert sow ie einen zufriedenstellendenUnterhaltungszustand (gute Zielerreichung). Eine unerw ünschte Nebenw irkung sind häufigereVerkehrsunfälle auf dem schmaleren Teilabschnitt der Straße.

• Das Ölpalmenvorhaben NESP-Ophir sollte zu einer Erhöhung der bäuerlichen Einkommen und derSteigerung der Erzeugung von Ölpalmenprodukten beitragen. Beide Ziele w urden voll erfüllt,zudem gelang es, 2.400 Kleinbauern innerhalb der Plantage anzusiedeln, auszubilden und inGenossenschaften zu organisieren. Die sehr günstige Entw icklung für Palmöl auf dem Weltmarktdauerte bis einschließlich der Wirtschaftskrise an; erst danach kam es zu einem dramatischenPreisverfall. NESP-Ophir gilt als Modell für w eitere Plantagen mit privaten Investoren undKleinbauern in Indonesien.

Ex-Post-Wirkungsanalyse von FZ- und TZ-Vorhaben in West-Sumatra (Indonesien)____________________________________________________________________________________________________________

- 2 -

Die Region West-Pasaman w andelte sich von Anfang der 70er bis Ende der 90er Jahre von einemdünnbesiedelten, extensiv genutzten Raum mit einem hohen Flächenanteil an Wanderfeldbau mitBrandrodungen zu einem Gebiet mit einer marktorientierten, sehr differenzierten Agrarstruktur.Durch die Straßenerschließung produzieren die Bauern heute nicht nur für den lokalen, sondernauch für den nationalen und internationalen Markt. Die Plantagenw irtschaft hat sich ausgew eitet.Bildungs- und Gesundheitsindikatoren haben sich deutlich verbessert. Pasaman, ein traditionellarmer Distrikt, hat die Schere zu den reichen Distrikten deutlich verringern können. Auch die partielleÖffnung Richtung Weltmarkt (z.B. Palmöl) hat sich als richtig und auch w ährend der jüngstenw irtschaftlichen Probleme als w eitgehend krisenfest erw iesen.

Die vier untersuchten Vorhaben haben diese Entw icklung gefördert und teilw eise sicher erstermöglicht. Dies bedeutet nicht, dass die Projekte lupenreine „Erfolgsstories“ darstellen. Wie ausdem Bericht hervorgeht, galt es in den Projekten immer auch, interne und externe Probleme zuüberw inden. Teilw eise sind unbeabsichtigte sozioökonomische und ökologische (Neben-) Wirkun-gen zu verzeichnen und letztlich ist der Anteil der Projekte an der beachtlichen Entw icklung West-Pasamans nicht methodisch exakt zu bestimmen. Ungeachtet dessen lässt sich doch feststellen,dass die deutsche EZ einen w ichtigen Beitrag zur sozialen und w irtschaftlichen Entw icklung ineiner peripheren und ehemals rückständigen Region geleistet hat.

Ex-Post-Wirkungsanalyse von FZ- und TZ-Vorhaben in West-Sumatra (Indonesien)____________________________________________________________________________________________________________

- 3 -

1. Einführung

Wenn vom langjährigen Engagement der deutschen Entw icklungszusammenarbeit in derindonesischen Provinz West-Sumatra die Rede ist, dann kommt mit Sicherheit irgendw ann dieGeschichte mit den Nationalfarben auf. Schw arz, Rot, Gold, die Farben der deutschenNationalf lagge, f inden sich in der Flagge der Provinz w ieder.* Da muss doch eine besondereAffinität, eine tiefe Verbundenheit, zw ischen diesem Teil der w estlichsten indonesischen Insel undDeutschland bestehen. So jedenfalls erzählt es der Direktor der staatlichen Planungsbehörde inPadang noch heute. Fakt ist, dass seit 1967 ein beträchtlicher Teil der Mittel der deutschenEntw icklungszusammenarbeit für Indonesien in die Provinz West-Sumatra geflossen ist. Insgesamtrund 226 Mio. DM an Finanzieller Zusammenarbeit und 165 Mio. DM an TechnischerZusammenarbeit. Ein erheblicher Anteil davon (46% der FZ und 73% der TZ) kam innerhalb vonWest-Sumatra dem Verw altungsdistrikt (Kabupaten) Pasaman zu Gute.

Die verschiedenen EZ-Projekte in diesem Raum w urden zw ar nicht alle zum selben Zeitpunktgeplant; deshalb kann man strenggenommen auch nicht von einem zusammenhängenden Programmzur Entw icklung einer abgegrenzten Region sprechen. Aber sie w urden auch nicht isoliertvoneinander konzipiert. Vielmehr w urde das groß angelegte Projekt der ländlichenRegionalentw icklung ”Area Development Project West-Pasaman” (TZ) nach und nach durch w eitereEinzelvorhaben ergänzt, die insgesamt zu einem integrierten Ansatz führten. Rückblickendbetrachtet bildeten die verschiedenen FZ- und TZ-Projekte in diesem Raum so etw as w ie das West-Pasaman-Programm der deutschen EZ.

Einer Anregung des BMZ folgend vereinbarten KfW und GTZ im Jahre 1997, gemeinsam eine Ex-Post-Evaluierung der w ichtigsten Projekte im Bereich Landw irtschaft/ländliche Entw icklung in derProvinz West-Sumatra durchzuführen. Im April 1998 fand die Evaluierungsmission der GTZ-Gutachter statt; sie w urde durch eine Evaluierung von zw ei FZ–Projekten in der Provinz West-Sumatra Ende Juli/ Anfang August 1999 ergänzt. In die Evaluierungsmissionen w urden folgendeEinzelprojekte einbezogen:

• Das Area Development Project West-Pasaman (TZ)• Das Projekt Ländliches Bankw esen West-Pasaman (TZ)• Das Projekt Erschließungsstraße West-Pasaman (FZ)• Das Ölpalmenvorhaben NESP Ophir (FZ-TZ-Kooperation)

Der vorliegende Bericht gibt einen zusammenfassenden Überblick über die Ergebnisse beiderEvaluierungsmissionen.

Methodische Vorbemerkungen

Für die Evaluierungen w urde eine Vielzahl unterschiedlicher Datenerhebungs- undAusw ertungsinstrumente eingesetzt. Dazu gehörten u. a. die Ausw ertung von Projektprüfungs-Berichten und Evaluierungsberichten, die Ausw ertung statistischer Unterlagen, Interview s mitSchlüsselpersonen (insbesondere mit Repräsentanten der verschiedenen Verw altungsebenen undmit ehemaligen Projektmitarbeitern), strukturierte Beobachtungen, Überprüfung des Zustandes derErschließungsstraße und des Ölpalmenvorhabens, strukturierte Interview s mit Bauern,

* Genaugenommen handelt es sich um die Farben bzw. Flagge einiger dominanter Clanverbände der Minangkabau, dermit Abstand wichtigsten Volksgruppe in West-Sumatra.

Ex-Post-Wirkungsanalyse von FZ- und TZ-Vorhaben in West-Sumatra (Indonesien)____________________________________________________________________________________________________________

- 4 -

Gew erbetreibenden, Straßennutzern und Literaturstudium. Die Evaluierung w urde gemeinsam vondeutschen und internationalen Gutachtern sow ie von indonesischen Sachverständigen (u.a.Soziologie, Straßenbau) durchgeführt.

An dieser Stelle sei noch eine methodische Vorbemerkung angebracht: Unter Evaluierung verstehtman die Bew ertung aller Wirkungen eines Projektes, und zw ar sow ohl der intendierten Effekte, alsauch der unbeabsichtigten Nebenw irkungen und ihrer Folgen. Dazu gehört auch die Frage, ob dieProjektmittel eff izient und sinnvoll eingesetzt w orden sind. Evaluierung muss externe Faktoreneinbeziehen, sow eit sie die Durchführung des Projektes positiv oder negativ beeinflussen.

Ex-Post-Evaluierungen w erden nach Möglichkeit zu einem Zeitpunkt durchgeführt, zu dem sich nachden Planungen der volle Projekterfolg einstellen müsste. Sie lassen am ehesten erkennen, w elcheAusw irkungen auf die Zielbevölkerung eingetreten sind. Andererseits sind sie aber w egen deszeitlichen Abstandes zur Durchführung des Projektes methodisch besonders schw ierig. Denn jelänger die Zeitspanne ist, die seit der Schlussprüfung bzw . dem Ende der TZ-Förderung vergangenist, desto schw ieriger w ird es, den Einfluss konkreter Projektmaßnahmen von den Wirkungenanderer Faktoren im Projektumfeld zu trennen. Zudem fällt es oft gar nicht so leicht, die einfacheFrage nach der Zielerreichung angemessen zu beantw orten. Denn w eder dieentw icklungspolitische Orientierung der deutschen Seite, noch die Entw icklungsstrategieIndonesiens sind über den gesamten Zeitraum von 30 Jahren konstant geblieben. Das muss man beieiner Ex-Post-Evaluierung ehrlicherw eise berücksichtigen. Wir stellen heute Fragen, die vor 20Jahren, ja vor zehn Jahren in dieser Deutlichkeit nicht aufgew orfen w orden w ären. Ende dersechziger Jahre, als das deutsche Engagement in West-Sumatra begann, lief die konzeptionelleOrientierung vieler Projekte auf Wachstum durch modernisierte Landw irtschaft hinaus. Erst späterw urde die Befriedigung von Grundbedürfnissen der ländlichen Bevölkerung und die Überw indungvon regionalen Disparitäten w ichtiger. Fragen der ökologischen Nachhaltigkeit, des nachhaltigenRessourcenmanagements sind vor allem im letzten Jahrzehnt noch stärker in den Mittelpunktgerückt. In ähnlicher Weise lassen sich auch Veränderungen der entw icklungsstrategischenProgrammatik der indonesischen Regierung nachzeichnen: Die sechziger und siebziger Jahrew aren vom Primat der Selbstversorgung mit Reis gekennzeichnet, die Förderung von Baumkulturenfür den Weltmarkt kam erst sehr viel später auf die Tagesordnung. Vorsichtige Ansätze vonDezentralisierung w urden nur ganz allmählich umgesetzt.

Es ist naheliegend, dass Evaluierer, die heute, etw a fünf bis acht Jahre nach dem Ende desdeutschen Beitrags der meisten Projekte in West-Pasaman nach Erfolg und Wirkungen fragen,unser aktuelles Verständnis von ländlicher Entw icklung zu Grunde legen. Da stehen neben derFrage nach der landw irtschaftlichen Produktion und der Produktivität die Frage nach derBefriedigung der Grundbedürfnisse der ländlichen Bevölkerung, die Frage nach derEinkommensverteilung, die Frage danach, ob auf die jew eiligen ökologischen Verhältnissezugeschnittene Agrartechnologien eingesetzt w erden und die Frage, ob die regionale Ökonomierobust genug ist, dass der Einzelne Risiken minimieren und sich vor Krisen schützen kann, imVordergrund.

Ex-Post-Wirkungsanalyse von FZ- und TZ-Vorhaben in West-Sumatra (Indonesien)____________________________________________________________________________________________________________

- 5 -

2. Indonesiens Entwicklungsstrategie im Wandel

Bis Mitte der neunziger Jahre blickte die Welt gebannt auf die w irtschaftlichen Erfolge der„Tigerstaaten“. Kommentatoren in den Wirtschaftsspalten der Tageszeitungen stellten die Frage,w as Europa von Asien lernen könne und ob Länder w ie Deutschland den Anschluss verpassthätten. Doch dann gerieten die Länder Südostasiens 1997 in die Krise, die sich in Indonesien amdrastischsten zeigen sollte: Die Aufkündigung der festen Kursbindung der indonesischen Rupiah anden Dollar zeigte Schw ächen des indonesischen Wirtschaftsw unders auf. Der Wert der Währungverfiel dramatisch, Kredite konnten nicht zurückgezahlt w erden. Eine Welle von Konkursen,Massenentlassungen und rapide Preissteigerungen w aren die Folge. Zu dem Zeitpunkt stand dieAuslandsverschuldung der indonesischen Regierung bei 60 Milliarden Dollar, der Privatsektoreinschließlich der Banken brachte es auf 70 Milliarden US Dollar. Indonesien w urde von derschw ersten Wirtschaftskrise seit seiner Unabhängigkeit erschüttert. Es kam zu Plünderungen vonGeschäften, Demonstrationen der Studenten, Massenprotesten. Armee und Polizei schlugenzurück. Aus der Wirtschaftskrise w urde eine Krise des politischen Systems, auf deren Höhepunktder langjährige Präsident Suharto im Mai 1998 zum Rücktritt gezw ungen w urde.

Damit endete eine Ära, die mehr als 30 Jahre zuvor am 30. September 1965 mit einem gew altsamenUmsturz begonnen hatte. Damals entmachtete der ”lächelnde General” Suharto den StaatsgründerSukarno und etablierte für viele Jahre die größte Militärdiktatur Asiens. Zu keinem Zeitpunktw ährend der langen Ära Suharto entsprach das politisch-administrative System Indonesiens dem,w as man heute mit ”good governance” bezeichnet. Das Parteiensystem und die Wahlenentsprachen keinesw egs w estlichen Vorstellungen von Demokratie. Das hohe Ausmaß vonKorruption innerhalb des gesamten Verw altungs- und Regierungsapparates w ar längst bekannt,ehe es ab 1997 innerhalb und außerhalb Indonesiens zum Thema w urde. Politische Opposition injeder Form, auch in Form der zahlreichen Umw eltgruppen, Kulturgruppen und Bürgerinitiativen, diedie Gesellschaft Indonesiens in den letzten eineinhalb Jahrzehnten bereichert haben, w urde mit denMitteln des staatlichen Machtapparates unterdrückt.

Ein ungelöstes Problem seit der Gründung des Staates Indonesien w ar das Verhältnis vonstaatlicher Einheit zur Vielgestaltigkeit der kulturellen und sozialen Traditionen auf densiebzehntausend Inseln, die das Land ausmachen. Seit der Staatsgründung ist Indonesien alszentraler Einheitsstaat verfasst, ohne föderale Struktur. Die javanische Dominanz imRegierungsapparat w ar lange erdrückend; im Laufe der Ära Suharto w urde sie ein w enigabgemildert. Erste konkrete Schritte zur Dezentralisierung w urden bereits in SuhartosRegierungszeit gemacht; erste Umsetzungsmaßnahmen nahmen Gestalt an.

Bald nach ihrem Machtantritt gab die Regierung Suharto ihr w irtschaftspolitisches Programmbekannt: Senkung der Inflation, Steigerung der Agrarproduktion, Rehabilitierung der Infrastruktur unddie mittelfristige Industrialisierung des Landes standen auf dem Programm. Als Instrument zurSteuerung der w irtschaftlichen und sozialen Entw icklung w urden Fünfjahrespläne geschaffen, dieals Leitlinie sow ohl für den staatlichen, als auch für den privaten Sektor angelegt w aren. AlsOberziel der Politik w urde die sogenannte Entw icklungstrilogie aus Stabilität, Wachstum undChancengleichheit definiert.

Der erste Fünfjahresplan (Repelita I) trat 1968 im Kraft. Allerdings standen in den beiden erstenFünfjahresplänen ganz eindeutig Wachstum der Wirtschaft und Stabilität im Mittelpunkt;Chancengleichheit im Sinne des Ausgleichs regionaler und sozialer Disparitäten spielte frühestensab 1979 eine gew isse Rolle. Immerhin w urde die Überw indung regionaler und sozialerUngleichgew ichte bereits in den Entw icklungsplänen von 1979 und 1984 als Zielformulierungangegeben. Von diesem Zeitpunkt an w urden auch mehr Infrastrukturinvestitionen auf die äußeren

Ex-Post-Wirkungsanalyse von FZ- und TZ-Vorhaben in West-Sumatra (Indonesien)____________________________________________________________________________________________________________

- 6 -

Inseln gelenkt, um dort die Basis für w irtschaftliche Entw icklung zu legen. Erst im letzten derFünfjahrespläne, Repelita VI (geplante Laufzeit 1994 – 1999) w ar das Schw ergew icht sehr vielstärker als bei seinen Vorgängern auf das Prinzip der Chancengleichheit verschoben. GanzOstindonesien w urde als ”zurückgebliebene Großregion” identif iziert, die besonders gefördertw erden sollte. Außerdem w urden nach einem bestimmten Indikator sogenannte ”zurückgebliebeneDörfer” identif iziert, denen spezielle Unterstützungsmaßnahmen zuteil w erden sollten. Diesersechste Fünfjahresplan w urde allerdings 1998 auf dem Höhepunkt der Wirtschaftskrise und derpolitischen Krise außer Kraft gesetzt.

Trotz einiger Dezentralisierungsreformen hat sich bis heute w enig am sehr stark sektoralen Aufbauder Verw altung mit nur geringer horizontaler Koordination und Kommunikation geändert. DieHandlungsmöglichkeiten der Provinzebene und der Verw altungsdistriktebene sind dadurchbeschränkt, dass sie kaum über eigene Steuereinnahmen verfügen. Nur etw a 5 – 10% desnationalen Steueraufkommens gehen direkt ins Budget der dezentralen administrativen Einheiten.Entw icklungsplanung und Umsetzung von Maßnahmen sind in Indonesien bis heute dem ”top-dow n”Managementstil verhaftet geblieben.

Gleichw ohl ist Indonesien mit diesem System zentraler Lenkung in der Ära Suharto zu einem derasiatischen „Tigerstaaten“ aufgestiegen. Das Land hatte seit 1968 permanent hoheWachstumsraten (im Durchschnitt von 1968 bis 1996 etw a 7% pro Jahr), die in den letzten Jahrenfast immer über dem Bevölkerungsw achstum lagen. Von einem Niedrigeinkommensland Mitte dersechziger Jahre entw ickelte sich Indonesien zu einem Land mit einem mittleren Pro-Kopf-Einkommen von US $ 1150 im Jahre 1996 (das allerdings als Folge der Wirtschaftskrise 1997 auf US$ 1089 und 1998 dramatisch auf US $ 891 zurückging). Diese Steigerung der Pro-Kopf-Einkommenist umso bemerkensw erter, w enn man sie vor dem Hintergrund der Bevölkerungsentw icklung indiesem Zeitraum sieht. Die Gesamtbevölkerung w uchs von 122 Mio. Einw ohnern im Jahre 1970 auf148 Mio. 1980 und 184 Mio. im Jahre 1990 bis auf 206 Mio. Ende 1998. Der Anteil der unter demExistenzminimum lebenden Bevölkerung verringerte sich von 70 Mio. Menschen im Jahre 1970 auf22 Mio. unmittelbar vor Beginn der Wirtschaftskrise 1996.

In diesem Zeitraum w ar die verarbeitende Industrie, deren Standorte sich allerdings überw iegendauf die Metropolen auf der Insel Java konzentrieren, Hauptw achstumsmotor. Sie w uchs w esentlichschneller als die Volksw irtschaft als Ganzes: Ihr Anteil am BIP zu konstanten Preisen stieg von 8%im Jahre 1965 auf rund 25% 1996. Darüber hinaus w aren die Nachfrage des Primär- undSekundärsektors, w achsende verfügbare persönliche Einkommen und ein lebhafter Tourismus dieHauptfaktoren hinter dem Wachstum des Dienstleistungssektors.

Vor Mitte der siebziger Jahre bestanden die Exporte Indonesiens vor allem aus Primärprodukten w ieKautschuk, Kokosöl und Rundhölzern. Ab Mitte der siebziger Jahre w urden Erdöl und Erdgas zuden w ichtigsten Exportprodukten des Landes. Der Niedergang der Ölpreise nach 1983 gab Anlasszu konzentrierten Anstrengungen zur Erhöhung der Nicht-Öl und -Gas Exporte, die dazu führten,dass heute eine Bandbreite verschiedener Agrarprodukte, sow ie Halbfertig- und Fertigw aren denExport dominieren. Palmöl ist zum w ichtigsten landw irtschaftlichen Exportprodukt gew orden (vgl.Anhang 1, Tabellen 1 und 2).

Die in den Feldarbeiten zu den Ex-Post-Wirkungsanalysen dokumentierte Situation bezieht sich aufden Zeitpunkt Anfang August 1999. Danach fand das Referendum zur Unabhängigkeit Ost-Timorsstatt. Im Oktober 1999 w urden der neue Präsident Abdurrahman Wahib und die neueVizepräsidentin Megaw atti Sukarnoputri gew ählt und in ihre Ämter eingeführt. Vieles deutet daraufhin, dass der neue Präsident, auch w enn er den Begriff Föderalismus bew usst vermeidet, denbegonnenen Weg zu mehr regionaler Autonomie fortsetzen w ird.

Ex-Post-Wirkungsanalyse von FZ- und TZ-Vorhaben in West-Sumatra (Indonesien)____________________________________________________________________________________________________________

- 7 -

3. Die Entwicklung der Landwirtschaft und des ländlichen Raumes

Ein prioritäres Ziel der Regierung Suharto w ar von Anfang an die Selbstversorgung mit demGrundnahrungsmittel Reis. In der Zeit unter Präsident Sukarno w ar Indonesien, das noch in derKolonialzeit Überschüsse produziert hatte, zum Reisimporteur gew orden. Da die Indonesier ihrenKalorienbedarf zu 70% über Reis decken, w urde unter dem Codenamen BIMAS bereits kurz nach1965 ein breit angelegtes staatliches Programm zur Intensivierung der Reisproduktion eingeführt.BIMAS w urde zum Kürzel für die indonesische Variante der „Grünen Revolution“. Über dieMitarbeiter des Landw irtschaftsministeriums, unterstützt von verschiedenen internationalen Gebern,w urde den Bauern ein ganzes Bündel an Neuerungen nahegebracht: Ertragreichere Zuchtsorten,Anw endung von Mineraldüngern und Pestiziden, Aufnahme von Krediten staatlicher Banken,Bereitstellung landw irtschaftlicher Beratungsdienstleistungen, Anschluss an staatlicheVermarktungsorganisationen. Die Produktion konnte zw ar bald gesteigert w erden, doch dasBevölkerungsw achstum w ar noch höher. Erst 1984 konnte Indonesien sich bei einer Gesamterntevon 25 Mio. t erstmals mit Reis selbst versorgen.

Die massive Einführung der Grünen Revolution in allen Reisanbaugebieten Indonesiens hat vielfachbeschriebene soziokulturelle und sozioökonomische Veränderungen zur Folge gehabt. Dastraditionelle Prinzip der gegenseitigen Hilfe auf unentgeltlicher Basis ist ausgehöhlt w orden. Diesozialen Bindungen innerhalb der Dorfgemeinschaft sind brüchig gew orden. Die Grüne Revolutionhat nach Ansicht ihrer Kritiker nicht nur dörf liche Strukturen grundlegend verändert, sie hat auch dieErw erbsquelle der Armen, insbesondere der landlosen Bauern, vernichtet. In den siebziger Jahrensollen in den Reisanbaugebieten eine Million Menschen arbeitslos gew orden sein, deren Erntehilfew egen der Mechanisierung nicht mehr nachgefragt w ar. Durch Überschuldung sollen im Zuge derGrünen Revolution etw a 10 Millionen Bauern landesw eit landlos gew orden sein (bei einerGesamtbevölkerung von damals 122 Mio. Einw ohnern). Die Grüne Revolution hat zudem, vor allemauf Java, eine Tendenz zur Monokultur gefördert. Vielfach w urde die traditionelle Mischw irtschaftvon einer Reismonokultur abgelöst.

Bemerkensw ert ist, dass sich in West-Sumatra stärker als auf den zentralen Inseln Java und Balilandw irtschaftliche Mischbetriebe erhalten haben. In einer empirischen Studie von 1969 w urde hiereine ganze Typologie verschiedener Mischbetriebe nachgew iesen: Nassreis–Kautschuk–Betriebe,Bergreis–Kautschuk-Betriebe, Nassreis–Gemüse–Betriebe, Bergreis–Gambir–Betriebe (Scholz1977). Allerdings w aren auch damals schon etw a 25% aller erfassten landw irtschaftlichenBetriebe reine Nassreis – Produzenten.

Seit der Kolonialzeit w erden in Indonesien teils auf Plantagen, teils von Kleinbauern Baumkulturenangebaut. Eine bew usste Förderung seitens des Staates setzte, mit Unterstützung durch dieWeltbank, erst Ende der siebziger Jahre ein. Seit Ende der siebziger Jahre, Anfang der achtzigerJahre erholt sich der Cash-Crop-Sektor der Landw irtschaft aufgrund der gezielten Förderung (vgl.Anhang 1, Tabellen 1 bis 3). Produktion und Kulturf läche von Kokosnüssen steigen seit Anfang derachtziger Jahre w ieder an (ausgehend von 1,9 Mio. t im Jahr 1985 stieg die Jahresproduktion auf2,7 Mio. t im Jahre 1998, in der Zw ischenzeit entw ickelte sich Indonesien zum w eltw eit führendenProduzenten von Kokosnüssen, Kopra und Kokosöl ). Auch in West-Sumatra ist die Kokosnuss einw ichtiges Anbauprodukt der Kleinbauern.

Die Kaffeeproduktion stieg von 157.000 t in 1968 auf 397.000 t im Jahre 1998 (vgl. Anhang 1,Tabelle 1 und 2). Kakao w urde mit Ausnahme ganz vereinzelter Pflanzungen bis 1970 in Indonesienkaum angebaut; nach massiven Neuanpflanzungen erreichte Indonesien 1997 eineGesamtproduktion von 305.000 t.

Ex-Post-Wirkungsanalyse von FZ- und TZ-Vorhaben in West-Sumatra (Indonesien)____________________________________________________________________________________________________________

- 8 -

In der späten Kolonialzeit w ar Indonesien der größte Naturkautschukproduzent der Welt. Fast allePlantagen w aren auf Sumatra angelegt w orden. Nach geringem Interesse in den sechziger undfrühen siebziger Jahren ließen erst neue Anstrengungen mit neuen Sorten die Produktion auf1.548.000 t im Jahre 1998 ansteigen. Gew ürze, vor allem Nelken, Muskat und Pfeffer sind eintraditionelles Exportprodukt Indonesiens, das auf allen äußeren Inseln, insbesondere aber auf denöstlichen Inseln angebaut w ird.

Das w ichtigste Exportprodukt, dessen Produktion seit Ende der siebziger Jahre systematischgefördert w urde, ist Palmöl. Insbesondere bemühte sich Indonesien darum, Anbauflächenreservenauf den Außeninseln für den Anbau von Ölpalmen zu nutzen. Der Erfolg Malaysias mitÖlpalmenanbau auf Neusiedlungsflächen galt als nachahmensw ertes Beispiel. Durch gezielteMaßnahmen (vgl. dazu ausführlicher Kap. 5 und 6 dieses Berichtes) w urde der Ölpalmenanbausow ohl auf staatlichen und privaten Plantagen als auch auf kleinbäuerlichen Flächen forciert. 1997w aren landesw eit 1.297.000 ha Plantagenflächen und 836.000 ha kleinbäuerliche Parzellen mitÖlpalmen bepflanzt. Der Produktionsschw erpunkt lag auf den Außeninseln, insbesondere Sumatraund Kalimantan. Die Gesamtproduktion von Palmöl lag 1998 bei 5.007.000 t, für Kernöl bei 1.176.000t.

Auffallend ist außerdem, dass bei den Baumkulturen in den vergangenen 20 Jahren derkleinbäuerliche Sektor am stärksten gew achsen ist und insgesamt die Rolle staatlicher Plantagen-betriebe an Bedeutung eingebüßt hat (vgl. Anhang 1, Tabelle 2).

Zusammenfassend lässt sich sagen: vor 30 Jahren w ar die Landw irtschaft Indonesiens auf denAußeninseln in w eiten Gebieten noch von Subsistenzproduktion gekennzeichnet. Viele Betriebeproduzierten für die Selbstversorgung und verkauften nur geringe Überschüsse auf den Märkten. Inabgelegenen Gebieten w urde noch w eitgehend Wanderfeldbau betrieben. Eingestreut in diekleinbäuerliche Agrarstruktur gab es seit der Kolonialzeit als Enklaven Plantagenbetriebe, diekommerziell und vornehmlich für den Weltmarkt produzierten. Heute ist die ganz überw iegende Zahlder kleinbäuerlichen Betriebe marktorientiert ausgerichtet, sei es in der Produktion von Nassreis,Gemüse und Obst oder im Anbau von Baumkulturen. Baumkulturen w erden parallel von staatlichenund privaten Plantagenbetrieben und von Kleinbauern angebaut. Zu diesem Wandel habenverschiedene von Gebern unterstützte landw irtschaftliche Förderprogramme beigetragen.

Möglich w urde die Marktorientierung der kleinbäuerlichen Landw irtschaft aber erst durchentsprechende Verkehrsinfrastruktur. Die Hauptinsel Java verfügte bereits in der spätenKolonialzeit über ein relativ dichtes und gut ausgebautes Straßennetz (ergänzt auf denHauptachsen durch Schienentransport). Auf den Außeninseln w ar das Verkehrsnetz dagegen bisAnfang der 70er Jahre sehr grobmaschig. Im Fall von Kalimantan konnte von einem Netz überhauptnicht die Rede sein. Außer einigen unverbundenen Straßen von den Hafenstädten ins Landesinnerew aren lange Zeit die schiffbaren Flüsse die w ichtigsten Verbindungsadern. Auf Sumatra existierteEnde der 60er Jahre immerhin ein Grundnetz, so zum Beispiel die Nord-Süd-Straße von Padangüber Bukit Tinggi nach Medan, mit einem Abzw eig nach Pekan Baru. Doch zur Allw etterstraßew urden diese Hauptverbindungen erst 1971 ausgebaut. Unterstützt von verschiedenen Gebern(Weltbank, Japanische Entw icklungszusammenarbeit und nicht zuletzt deutsche FZ) und mitEigenmitteln hat Indonesien seit Ende der 60er Jahre systematisch in die Straßeninfrastrukturinvestiert. Ausgebaut und neu gebaut w urden dabei nicht nur die übergeordneten Nationalstraßenzw ischen den Provinzen, sondern auch die Erschließungs- und Verbindungsstraßen, so dass nachund nach auch auf den Außeninseln ein relativ dichtes Straßennetz entstanden ist, das den Bauernin abgelegenen Regionen erstmals Marktzugang eröffnet. Die Gesamtlänge des indonesischenStraßennetzes w uchs zw ischen 1976 und 1997 von 121.800 km auf 342.700 km. Den größtenAnteil an diesem Zuw achs hatten die Verbindungsstraßen auf Distrikt- (Kabupaten-)Ebene.

Ex-Post-Wirkungsanalyse von FZ- und TZ-Vorhaben in West-Sumatra (Indonesien)____________________________________________________________________________________________________________

- 9 -

Außerdem haben sich die Lebensbedingungen im ländlichen Raum zw ischen 1965 und Ende der90er Jahre durch umfassende Investitionen in die soziale Infrastruktur verbessert: ländlicheTrinkw asserversorgung, Schulen und Gesundheitsw esen w urden in diesem Zeitraum in allenProvinzen ausgebaut. So hat sich beispielsw eise die Zahl der ausgebildeten Lehrer w ährend derRegierungszeit Suhartos verdoppelt.

Ex-Post-Wirkungsanalyse von FZ- und TZ-Vorhaben in West-Sumatra (Indonesien)____________________________________________________________________________________________________________

- 10 -

4. Die Entwicklung von West-Sumatra und West-Pasaman bis 1970

Die Provinz West-Sumatra ist das Kernland des Volkes der Minangkabau, die, obw ohl seit langemislamisiert, in ihrer Sozialverfassung bis heute das matrilineare Erbrecht beibehalten haben. West-Sumatra hatte schon früh Kontakt mit den europäischen Kolonialmächten, zunächst über dieNiederländische Ostindische Kompanie, die sich seit 1602 in der Region den Pfefferhandel sicherte.In der eigentlichen Kolonialperiode w ar West-Sumatra eine der Regionen, die die niederländischeKolonialmacht für die sogenannte "Zw angskultur” ausgew ählt hatte, den erzw ungenen Anbau vonKaffee. An der Hauptstadt Padang an der Westküste kann man noch heute die alte Funktion dieserStadt als Entrepôt-Hafen (als Umschlagplatz und Stapellager für Kolonialw aren) an der Westküste,als Vorposten für die koloniale Durchdringung des Landesinneren ablesen.

Die Provinz West-Sumatra hat eine Fläche von 49.800 km² , aufgeteilt in sechs Städte und neunländliche Distrikte (Kabupaten). Die Gesamtbevölkerung lag 1971 bei 2,8 Millionen Einw ohnern. 80%der Bevölkerung leben in ländlichen Gemeinden. Die Bevölkerung ist sehr ungleichmäßig verteilt.Gebiete mit höherer Bevölkerung (von bis zu 500 Einw ohner / km²) liegen um die ProvinzhauptstadtPadang, in den Tälern und im zentralen Hochland, w o intensiver Nassreisanbau möglich ist. Ihnenstehen im Süden und Norden der Provinz dünnbesiedelte Gebiete gegenüber (vergleiche Anhang 2Karte 4). Betrachtet man Sumatra insgesamt, so w ar in der Kolonialzeit bis in die Mitte diesesJahrhunderts die Westküste der Teil der Insel, der bevorzugt w irtschaftlich genutzt w urde, kamendoch die kolonialen Eroberer überw iegend vom Westen her ins Land. Erst in der postkolonialenPeriode hat sich das Bild gew andelt: Der Raum der größten Wirtschaftsdynamik in Südostasien inden beiden letzten Jahrzehnten w aren Singapur und die malaiische Halbinsel. Spill-over-Effekteerreichten die Ostküste Sumatras. So liegt West-Sumatra heute im Vergleich zu Nord-Sumatra(Hauptstadt Medan) und der Provinz Riau eher im Windschatten der w irtschaftlichen Entw icklung.Zudem w ird in der östlich angrenzenden Provinz Riau Öl gefördert.

Der Distrikt Pasaman in der Nordw estecke der Provinz West-Sumatra gehörte Ende der sechzigerJahre zu den w enig erschlossenen und nur dünn besiedelten Teilen der Provinz. Von derGesamtfläche des Kabupaten von 8.500 km² w aren Ende der sechziger Jahre etw a 90% entw edervon Primär- oder Sekundärw ald bedeckt. Nur etw a 10% der Fläche w urden permanent odersporadisch landw irtschaftlich genutzt. Die ausgedehnten Sümpfe im Westteil des Distrikts w arennicht entw ässert w orden; nur am Fuß der Gebirgskette w ar Nassreisproduktion eingeführt. Imgesamten Westteil des Distrikts w urde noch Wanderfeldbau betrieben, mit einer Rotationsperiodevon 7 bis 8 Jahren. In begrenztem Umfang w urde auf den geeigneten Flächen Trockenreisangebaut; ein Teil der Kleinbauern baute in w enig produktiver Weise Kautschuk an (siehe Brauns1998). Plantagen, die in der Vorkriegszeit bestanden hatten, w aren in den 60er Jahren nicht mehr inProduktion. Karte 5 in Anhang 2 gibt einen Überblick über die Landnutzung im Jahre 1976, also zueinem relativ frühen Zeitpunkt nach Beginn der FZ- und TZ-Interventionen.

Um 1970 lebte ein großer Teil der 155.000 Einw ohner West-Pasamans in Streusiedlungen, die nichtan das Straßennetz angebunden w aren, und ohne Zugang zu w eiterführenden Schulen undEinrichtungen der Gesundheitsversorgung. Die meisten Siedlungen verfügten noch nicht einmal übereine eigene Grundschule.

Ex-Post-Wirkungsanalyse von FZ- und TZ-Vorhaben in West-Sumatra (Indonesien)____________________________________________________________________________________________________________

- 11 -

5. Der Beitrag der deutschen Entwicklungszusammenarbeit zur Entwicklung desländlichen Raumes in West-Pasaman

Die deutsche EZ mit der indonesischen Provinz West-Sumatra begann 1968 mit dem Projekt BIMAS-AHT, einem Projekt zur Lieferung landw irtschaftlicher Produktionsmittel im Rahmen der damalsverfolgten Strategie, durch die Bereitstellung eines ganzen Pakets von Inputs (Landmaschinen,Düngemittel, Pestizide) die Produktivität des Reisanbaus zu erhöhen. Der Schw erpunkt diesesersten Projektes lag auf der Logistik der Produktionsmittellieferungen. Direkte Arbeit mit den Bauernblieb zunächst ausgeklammert.

Der nächste Schritt in der Entw icklungskooperation im Rahmen der deutschen TZ w aren ab 1970die Agricultural Development Studies (ADS) für West-Sumatra, in denen nicht nur einzelneProjektansätze in der Provinz, sondern durch umfassende Forschungsvorhaben die Potenziale derProvinz West-Sumatra insgesamt untersucht w urden. Diese aufw endige Studienphase mündetedann ab 1974 in ein erstes großes landw irtschaftliches TZ-Projekt, das Agricultural DevelopmentProject (ADP alt), das sich räumlich auf das zentrale Hochland um Bukit Tinggi konzentrierte. ADP(alt) w ar ein großes landw irtschaftliches Entw icklungsvorhaben mit vielen verschiedenenKomponenten und hohem Input, der zunächst einer begrenzten Zielgruppe, nämlich deninnovationsfreudigsten Bauern, zugute kommen sollte. Es entsprach damit dem konzeptionellenGrundansatz der Zeit. Letztlich bereitete dieses Projekt das Feld für ein „Cluster“ von sichergänzenden EZ-Vorhaben. Im folgenden w erden die Ergebnisse der GTZ- und KfW-Evaluierungender verschiedenen TZ- und FZ-Projekte in West-Pasaman von 1998 und 1999 zusammengefasst.

Bei der Bew ertung standen folgende Fragen im Vordergrund:

• Wurden die mit dem Vorhaben angestrebten Projektziele erreicht (Frage der Effektivität)?

• Standen Aufw and und Ertrag in einem angemessenen Verhältnis zueinander (Eff izienz)?

• Hat der Projektträger die Aktivitäten nach Beendigung der TZ/FZ-Unterstützung eigenständigw eitergeführt (Nachhaltigkeit)?

• Welche unerw arteten bzw . unerw ünschten Nebenw irkungen sind aufgetreten?

• Wurden mit dem Vorhaben entw icklungspolitisch w ichtige Wirkungen erreicht (Signif ikanz)?

5.1 Das Area Development Project West-Pasaman (TZ)

a) Projekthintergrund und -konzeption

ADP alt w ar auch Keimzelle und Vorläuferprojekt für das Area Development Project West-Pasaman (ADP neu), das von 1980 bis 1992 in der Nordw est-Ecke der Provinz umgesetzt w urde.Eine der Lehren von ADP alt w ar, dass bei punktueller Intervention ausschließlich im produktivenSektor zw ar die unmittelbare Zielgruppe ihre w irtschaftliche Lage verbessern kann, dass aber dieerw arteten Ausbreitungseffekte auf eine breitere Zielbevölkerung nicht so schnell eintraten w ie vonden Initiatoren des Projektes erw artet. Jedenfalls erw ies sich nach vier Jahren Projektlaufzeit, dasstrotz Übernahme neuer Technologien und beträchtlicher Produktionssteigerungen große Teile derärmeren Bevölkerungsgruppen vom w irtschaftlichen und sozialen Fortschritt w eitgehendausgeschlossen blieben.

Daher w urde das Nachfolgeprojekt zum einen an einem anderen Standort angesiedelt. AlsGebietseinheit w urde mit dem Westteil des Kabupaten Pasaman die 1980 ärmste und am w enigsten

Ex-Post-Wirkungsanalyse von FZ- und TZ-Vorhaben in West-Sumatra (Indonesien)____________________________________________________________________________________________________________

- 12 -

entw ickelte Region auf dem Festland innerhalb der Provinz West-Sumatra ausgew ählt. Undaußerdem w urde der Ansatz verändert. Es sollten bew usst Produktionssteigerung und sozialeEntw icklung der ansässigen Bevölkerung gleichrangig verfolgt w erden. Das Area DevelopmentProject West-Pasaman w ar eines der ersten Vorhaben der deutschen TechnischenZusammenarbeit, in denen der Ansatz der “Ländlichen Regionalentwicklung” (LRE)konsequent umgesetzt w urde. Das Projekt verfolgte einen sektorübergreifenden Ansatz mit einerklaren Zielgruppenorientierung. Die aktive Mitw irkung der Zielgruppe in den Planungs- undDurchführungsstadien w urde von Anfang an beachtet.

Das Projektziel für die Hauptdurchführungsphase des Projektes von 1980 bis 1991 lautete:

“Die Zielbevölkerung ist sich vermehrt ihrer Möglichkeiten bewusst und eher in der Lage,

(1) die verbesserten und integrierten Hilfsmaßnahmen der Regierung,(2) die natürlichen Ressourcen in einer ökologisch vertretbaren Weise,(3) die Möglichkeiten des privaten Sektors und(4) ihr Selbsthilfepotential zu nutzen.”

In der letzten Projektphase von 1991 bis 1992 lautete das angestrebte Projektziel:

„Der Lebensstandard der Bevölkerung West-Pasamans, speziell der ärmeren Gruppen,hat sich erhöht.”

Für das Vorhaben w urden von 1980 bis 1992 ca. 62 Mio. DM bereitgestellt, nachdem für dieVorläuferprojekte im ländlichen Raum in der Provinz West-Sumatra zw ischen 1968 und 1979 bereits35 Mio. DM aufgew endet w orden w aren.

Das Projekt gliederte sich in fünf Tätigkeitsfelder:

(1) Projektmanagement und Regionalplanung: Aufstellung eines Regionalentw icklungsplanes imDialog mit den w ichtigen Akteuren der Region, Stärkung der Planungs- und Steuerungsfähigkeitauf der Provinz- und Distriktebene, Projektsteuerung und Koordination

(2) Landw irtschaft: Pflanzenproduktion, Tierproduktion, landw irtschaftliche Beratung, Fischerei undangepasste Landnutzungssysteme/ Agroforstw irtschaft

(3) Privatsektorförderung: Kleinindustrie und Handw erk, Ausbildung in einfachen handw erklichenFähigkeiten im ländlichen Raum

(4) Ländliches Bankenw esen und Kleinkreditförderung(5) Förderung von Selbsthilfeansätzen: Kleinbew ässerung, Genossenschaftsw esen, Gesundheit

und Familienplanung, Ernährungsberatung

b) Durchführung der Maßnahmen

Im Rahmen der regionalen Rahmenplanung w urden bis 1984 umfangreiche Potenzial- undZielgruppenanalysen durchgeführt, die bereits partizipative Methoden anw andten. Neben zw eistädtischen Zentren (Simpang Empat und Ujung Gading) w urden acht landw irtschaftlicheKleinregionen mit unterschiedlichen Potenzialen identif iziert. Planung und Implementierung w urdenals kontinuierlicher Prozess begriffen. Die Regionalplaner des Projektes unterstützten ihreindonesischen Counterparts auf der Provinz- und Distriktebene dabei, Prozeduren von Bottom-up-Planung einzuführen. Dazu gehörten auch die Verbesserung der Koordination zw ischen denSektorbehörden und die Einrichtung eines Steering Committee als Vermittler zw ischen Provinz- undDistriktebene. Das Projekt unterstützte Bappeda beim Aufbau eines funktionierenden Monitoring- undBerichtsw esens, einschließlich Planung und Planrevision.

Im Landwirtschaftsbereich unterstützte das Projekt staatliche Organisationen in zentralenDienstleistungsbereichen, um den Aufbau von Parallelstrukturen zu vermeiden. Allerdings w ich dasProjekt in drei Fällen von diesem Ansatz ab: bei der Bereitstellung von Rindern für die

Ex-Post-Wirkungsanalyse von FZ- und TZ-Vorhaben in West-Sumatra (Indonesien)____________________________________________________________________________________________________________

- 13 -

Zugtiernutzung, der Kreuzung von Ettaw aziegen mit lokalen Arten und der Produktion vonFingerlingen. In diesen Fällen w urden vom Projekt zentrale Stationen aufgebaut, die nicht inbestehende staatliche Strukturen integriert w aren.

Als Teil dieser Komponente w urden außerdem die Fischer in den Küstendörfern in modernenFang- und Verarbeitungsmethoden beraten. Ausgehend von einer Brutanstalt in Kapar w urde imProjektgebiet Teichw irtschaft eingeführt.

Ein w eiterer Tätigkeitsschw erpunkt w ar die Einführung nachhaltiger Kulturtechniken und vonintegrierten Farmsystemen, um der rasch fortschreitenden Degradierung vor allem der nichtbew ässerbaren Nutzflächen zu begegnen.

Kurse zur Handwerks- und Kleinindustrieförderung w urden schw erpunktmäßig über mobileTrainingseinheiten durchgeführt. Die Kurse fanden in der Nähe der Wohnorte der Teilnehmer statt.Die Teilnehmer brachten ihre eigenen Geräte und Werkzeuge mit, das garantierte ständigenPraxisbezug. Schw erpunkte w aren Betriebe der Nahrungsmittelversorgung, Textilverarbeitung,Holzbearbeitung und Schmiede.

Die Komponente Ländliches Bankenwesen und Kleinkreditförderung w urde nach 1992 alseigenständiges Projekt w eitergeführt. Daher w ird über den Projektverlauf dieser Komponente w eiterunten berichtet.

Der Arbeitsbereich Förderung der Selbsthilfe w urde von einer Trainingseinheit für Kader aufDorfebene, einer technischen Einheit und einem Selbsthilfefonds unterstützt. DieSelbsthilfeförderung w ar ab 1988 die personalintensivste Komponente im ADP-Projekt. Der hohePersonaleinsatz w ar dadurch bedingt, dass die indonesischen Institutionen für die intensiveBetreuung der Gruppe das notw endige Personal nicht bereitstellen konnten. Der Aufbau vonSelbsthilfegruppen hat das Selbstvertrauen der Dorfbevölkerung gestärkt und den MitgliedernSicherheit vermittelt. Frauen und Männer sind motiviert w orden, an für sie w ichtigenEntscheidungsprozessen teilzunehmen.

Die ADP-Aktivitäten zum Aufbau des Basisgesundheitsw esens w aren, genauso w ie dasFamilienplanungsprogramm, von Anfang an voll in das entsprechende nationale Programm integriert.

In allen Komponenten von ADP spielten Aus- und Fortbildungsmaßnahmen eine große Rolle. Sow urde ein umfangreiches Programm von Fortbildungen für Vertreter der „Mittlerebenen“ vonmindestens vier Wochen Dauer, überw iegend verbunden mit Auslandsaufenthalt, durchgeführt.Dazu kamen zahlreiche Veranstaltungen für Vertreter der Zielgruppen. ADP w ar unter den erstenProjekten in Indonesien, die nicht nur „change agents“, sondern die unterste Ebene der Zielgruppebew usst in Trainingsmaßnahmen einbezogen.

Während der Hauptförderphase w aren für das Projekt ADP bis zu elf entsandte Fachkräfte tätig.Bereits in den Projektfortschrittskontrollen w ährend der Laufzeit des Projektes w urde kritischangemerkt, dass der integrierte Ansatz in der zw eiten Projektphase nicht immer durchgehaltenw urde und dass das Projekt streckenw eise in Einzelkomponenten mit nur schw achem innerenZusammenhalt zurückfiel.

c) Evaluierungsergebnisse

Das Projektziel, dass die Bevölkerung West-Pasamans sich stärker ihrer Möglichkeiten bew usstw ird und eher in der Lage sein sollte, diese Möglichkeiten zu nutzen, w urde nach allen vorliegendenErkenntnissen erreicht (Effektivität des Projekts). Auch der Lebensstandard der Bevölkerunghat sich – gemessen am Pro-Kopf-Einkommen – vom Projektbeginn bis 1993 (Projektende) um 30%bzw . bis 1997 um 43% erhöht. Entsprechende Daten für den Zeitraum der Wirtschaftskrise nach1997 liegen auf Distriktebene noch nicht vor.

Ex-Post-Wirkungsanalyse von FZ- und TZ-Vorhaben in West-Sumatra (Indonesien)____________________________________________________________________________________________________________

- 14 -

Eine quantitative Analyse des Verhältnisses von Aufw and und Ertrag (Effizienz) konnte mangelsverfügbarer Daten nicht vorgenommen w erden. Die Anforderungen der Wirtschaftlichkeiterscheinen jedoch trotz des hohen Gesamtaufw andes des Projekts w eitgehend erfüllt.

In vielen Bereichen lässt sich nachw eisen, dass das Projekt bis heute erkennbare nachhaltigeWirkungen gehabt hat.

Bestimmte Verfahren der regionalen Rahmenplanung einschließlich des Monitoring der regionalenEntw icklung, die über das Projekt eingeführt w urden, sind auf der Provinz- und Distriktebeneinzw ischen fest etabliert. Allerdings f indet nach Auskunft von Entscheidungsträgern heute w iederw eniger inter-sektorale Koordination statt als zur Laufzeit des Projektes. Der entscheidendePraxistest, ob die Planungskapazitäten der lokalen Entscheidungsträger dauerhaft verbessertw orden sind, steht noch aus. Dann w ird es erstmals Aufgabe der Distrikte sein,Distriktentw icklungspläne, die aus den eigenen Steuermitteln f inanziert w erden, aufzustellen.

Als wenig nachhaltig haben sich die verschiedenen Tierzuchtkomponenten erw iesen, w eilbis heute keine privatw irtschaftliche Lösung für die Rechtsform, die Organisation und dasManagement der Stationen gefunden w urde.

Der beim Aufbau von Selbsthilfegruppen gew ählte Ansatz mit partizipatorischen Instrumenten w iePosteranalyse, PRA, Dorfversammlungen zur Sensibilisierung der Bevölkerung für kleinereInfrastrukturmaßnahmen, ihren Betrieb bzw . Unterhaltung ist auch von UNICEF und einer Reihe vonin West-Sumatra tätigen NROs übernommen w orden.

Mit dem Vorhaben sind entwicklungspolitische Wirkungen erreicht w orden, die w eit über dieStandorte der unmittelbaren Projektinterventionen hinausgehen (Signifikanz). Wie in Kapitel 5.5dieses Berichtes noch ausgeführt w ird, haben sich Siedlungs- und Wirtschaftsstruktur von West-Pasaman seit Beginn der von Deutschland mitf inanzierten Projektinterventionen erheblich verändert.Allerdings w äre es methodisch und inhaltlich nicht gerechtfertigt, entw icklungspolitisch w ichtigeWirkungen nur jew eils einem der Vorhaben des Projektclusters in diesem Raum zuzuschreiben. DieVeränderung der Landnutzung in West-Pasaman geht sicher zu einem guten Teil auf dieInitialzündung zurück, die durch die landw irtschaftliche Beratung des ADP-Projektes gegebenw urde. Insbesondere ist hier der Rückgang des Wanderfeldbaus um 30% in peripheren Lagen zunennen.

Bedingt durch die Projektaktivitäten sind keine negativen Umw elteffekte eingetreten. Vielmehr hatdas Projekt durch Reduzierung der Brandrodungsaktivitäten im Gebiet einen spürbarenBeitrag zur Verbesserung der Ökobilanz geleistet.

Signifikante Wirkungen hat das Projekt auch über den engeren Raum West-Sumatras hinausgehabt. Hier sind besonders die dörf lichen arbeitsintensiven Infrastrukturmaßnahmen zu nennen,die ADP über kleine Dorfentw icklungsfonds förderte. Die Methode w urde vom Village InfrastructureProgramme der Regierung ebenso übernommen w ie vom Kecamatan Development Programme derWeltbank, sow ie von den derzeit in Ostindonesien geförderten Projekten. Außerdem haben sich diepartizipativen Planungstechniken der TZ für die Dorfebene durch ADP und verschiedeneNachfolgeprojekte unter dem Namen P3MD in ganz Indonesien verbreitet. Ihre Anw endungw urde vom Innenministerium per Dekret empfohlen.

5.2 Das Projekt Ländliches Bankwesen West-Pasaman (TZ)

a) Projekthintergrund und -konzeption

Dieses Projekt w ar zunächst eine Komponente von ADP (neu) und w urde und w ird seit 1992 alseigenständiges TZ-Projekt w eitergeführt.

Ex-Post-Wirkungsanalyse von FZ- und TZ-Vorhaben in West-Sumatra (Indonesien)____________________________________________________________________________________________________________

- 15 -

Seit den frühen 80er Jahren, etw a zeitgleich mit Projektbeginn von ADP, begann in ganz Indonesieneine starke Ausw eitung des Kreditgeschäftes, die ab 1990 zu Reformmaßnahmen zw ang. 1990w urden die bis dahin gew ährten staatlichen Kleinkredite abgeschafft. An ihre Stelle tratenKleinkreditangebote, die von den Banken, aber auch staatlichen Stellen f inanziert w urden. 1992w urde ein neues Bankengesetz erlassen, das eine Konsolidierung des Bankensektors einleitete.

Seit 1990 müssen 20% aller Kredite von jeder einheimischen Bank für Kleinunternehmen und 50%aller Kredite von jeder Auslandsbank für Exportgeschäfte vergeben w erden.

Das Projektziel der entsprechenden ADP-Komponente und des späteren Projektes LändlichesBankw esen lautete:

“Das Problem des fehlenden Kapitals und des fehlenden Zugangs zu Kredit- und Finan-zierungsmöglichkeiten ist gelöst.“

Für die Laufzeit des eigenständigen TZ-Projektes von 1992 bis 2000 stehen insgesamt ca. 8 Mio.DM zur Verfügung.

b) Durchführung der Maßnahmen

ADP leitete ab 1981 mit der Bank Pembangunan Daerah (BPD) eine Zusammenarbeit ein und führteTrainingsmaßnahmen für das Personal in der Provinzzentrale in Padang und im Projektgebiet inSimpang Empat durch. Dabei w urden neue Ideen, etw a “w ie die Bank zum Kunden kommt, w ennder Kunde nicht zu ihr kommt” eingeführt und umgesetzt.

Dabei w urde das Trainingsprogramm im Laufe der Zeit angepasst und w eiterentw ickelt. Am Anfangstand die Fortbildung des eigenen Personals der Bank, später w urden auch Trainingsmaßnahmenfür Kleinunternehmer und andere w ichtige Kundengruppen angeboten.

Die Eigenmittel der BPD im ADP-Projektgebiet w urden 1982 durch einen revolvierenden Fonds ausund Mitteln der TZ und der Zentralbank zur Regionalentw icklung aufgestockt. Mit diesem Fondsw erden bis heute Kredite für Handwerks- und Kleinindustrieentwicklung f inanziert.

Schließlich unterstützte das Projekt die BPD in ihrer Aufgabe der Bankenaufsicht für diedörflichen Spar- und Darlehensvereine in West-Pasaman.

Nach der Auflage des zur Unterstützung der Kleingew erbeförderung recht erfolgreichenrevolvierenden Fonds (dessen Gesamtvolumen mit akkumulierten Rückflüssen bis 1996 aufumgerechnet 270.000 DM angew achsen w ar), w ar die w ichtigste Etappe im Projektverlauf dieZusammenarbeit mit den Siedlern des Ölpalmenvorhabens NESP Ophir (siehe die ausführlicheProjektbeschreibung w eiter unten). Alle 2400 Ophir-Siedlerfamilien mussten ein Konto bei der BPDeinrichten; ihre Erschließungskredite w urden über die Bank abgew ickelt. Seit 1987 bietet die BPDauch individuellen Ophir-Siedlern ihre Kreditprogramme an und verw altet für sie in ihrer FilialeSimpang Empat die Gemeinschaftskonten für Düngerkauf, Transport, Straßeninstandhaltung,Plantagengesamtmanagement, Schädlingsbekämpfung und Wiederbepflanzung. Rund 60% derSpareinlagen der Filiale Simpang Empat kommen von den Ophir-Bauern (vgl. die Darstellung desProjektes NESP Ophir in Kap. 5.4 dieses Berichts).

Im Laufe der Jahre lernte die Zielgruppe den Umgang mit dem institutionalisierten Kreditw esen (imGegensatz zu informellen Arrangements). Die ersten Kredite w urden für die Finanzierung einesGutes angeboten, für das die Zielgruppe eine hohe Nachfrage hatte: Zugtiere.

c) Evaluierungsergebnisse

Das Ziel, bisher bankungew ohnten potenziellen Kunden die Schw ellenangst zu nehmen, derländlichen Bevölkerung Zugang zu Kreditmöglichkeiten zu geben, w urde voll erreicht. Heute hat inWest-Pasaman jede zweite Familie ein Sparkonto. Außerdem bestehen im Projektgebiet 230dörfliche Spar- und Darlehensvereine, die der Aufsicht durch die BPD unterliegen. Die Mobilisierung

Ex-Post-Wirkungsanalyse von FZ- und TZ-Vorhaben in West-Sumatra (Indonesien)____________________________________________________________________________________________________________

- 16 -

von Mitteln aus verschiedenen sektoralen Regierungs- und Bank-Indonesia-Entw icklungsprogrammen hat einen erheblichen Beitrag zur Überw indung des regionalenKapitalmangels geleistet. Die Zahlungsrückstände im Kreditgeschäft der BPD liegen mit 1,3 %erheblich niedriger als im Durchschnitt von West-Sumatra insgesamt (9 %).

Im Gegensatz zu den anderen evaluierten Projekten ist im Falle der BPD-Filiale in Simpang Empat dieTZ-Beratung noch nicht vollständig abgeschlossen. Das jetzt noch laufende Projekt hat denCharakter einer Nachbetreuungsphase. Nach Beendigung der Hauptförderungsphase von ADP imJahre 1992 w urden die Projektaktivitäten für das ländliche Bankenw esen in vollem Umfangw eitergeführt.

Auch im Krisenjahr hat sich die w irtschaftliche Tätigkeit in West-Pasaman und damit auch dasBankgeschäft nicht verringert. Einzelne Bauern hatten im vergangenen Jahr exorbitante Gew innedurch hohe Exporterlöse. Der Zinssatz stieg zeitw eise (für Kredite mit dreimonatiger Laufzeit) auf40% an, allerdings lag 1998 auch die Inflation landesw eit bei 77%.

Die wirtschaftliche Situation der BPD-Filiale hat sich kontinuierlich verbessert, der „return onassets” stieg von 2,96% im Jahre 1997 auf 3,37% 1998 und 3,67% im Jahre 1999.

Die rasche Gew öhnung der bäuerlichen Bevölkerung an Bankkredite hat allerdings auch negativeFolgen gehabt. Mittlerw eile hat die Kleinstadt Simpang Empat neben der BPD-Filiale Nebenstellenvon acht w eiteren Banken, davon vier Privatbanken, die alle um Kundschaft w erben. In denInterview s mit Siedlern des Ophir-Projektes fand der Soziologe des Evaluierungsteams heraus,dass viele Bauern inzw ischen Kredite bei mehreren Banken aufgenommen haben. Ein nichtunerheblicher Teil der an sich relativ w ohlhabenden Siedler ist inzw ischen so überschuldet, dassihnen w eit w eniger als das Existenzminimum zum Leben bleibt. Dieses Problem scheint am ehestendie Bauern zu belasten, die am meisten vom w irtschaftlichen Boom profitiert haben, da sie für dieBanken auch als die kreditw ürdigsten Kunden gelten.

Möglicherw eise hätte diese Fehlentw icklung vermieden w erden können, w enn die Einführung indas Bankensystem mit einer fachkundigen Konsumentenberatung verknüpft w orden w äre.

Andererseits hat die Förderung der BPD w esentlich zur Stärkung von Wirtschaftskreisläufeninnerhalb der Projektregion beigetragen. Vom Gesamtvolumen der von der Bankfilialevergebenen Kredite w erden 70% zur Finanzierung kleinbäuerlicher Baumkulturen (insbesondereÖlpalmpflanzungen), zu 15% zur Finanzierung des Einzelhandels und zur Erw eiterung vonHandw erksbetrieben und zu 15% für Hausbau und langlebige Konsumgüter verw endet.

BPD hat im Laufe der Jahre ihr Filialnetz von zehn auf 23 ausw eiten können. Die BPD-Filiale inSimpang Empat w ar, w ie erw ähnt, die erste von inzw ischen acht Bankniederlassungen am Ort.

Bis 1996 w urden in West-Sumatra insgesamt 18 ländliche Sparvereine als “Ländliche Banken”formalisiert, für 15 w eitere sind Banklizenzen beantragt. Die Erfahrungen in West-Sumatra habenähnliche landesw eite Projekte der TZ in Indonesien angeregt.

5.3 Das Projekt Erschließungsstraße West-Pasaman (FZ)

a) Projekthintergrund und -konzeption

In den siebziger Jahren gab es eine entw icklungspolitische Schule, die Straßenbau als den “LeadSector of Development” betrachtete, d.h., man erw artete, dass der Bau einer Erschließungsstraßealleine die ökonomische Entw icklung einer Region in vielen Bereichen induzieren w erde. Auch heutew ird diese Auffassung zuw eilen noch vertreten.

Ex-Post-Wirkungsanalyse von FZ- und TZ-Vorhaben in West-Sumatra (Indonesien)____________________________________________________________________________________________________________

- 17 -

Beim Bau der Erschließungsstraße West-Pasaman w urde ein anderer Ansatz verfolgt: DasVorhaben Erschließungsstraße w urde etw a zeitgleich mit dem GTZ-Vorhaben “Area DevelopmentProject” und dem FZ-TZ-Vorhaben „NESP Ophir“ realisiert. Der Straßenbau sollte diese anderenEntw icklungsimpulse sinnvoll ergänzen.

Ziel des Vorhabens w ar die verkehrsmäßige Erschließung der Region West-Pasaman mit derAbsicht, zusätzliche landwirtschaftliche Produktion im Einzugsbereich der Straße zu fördernund Transportkostenersparnisse zu erreichen.

Das Vorhaben umfasste den Neubau einer 73 km langen Teerstraße von Simpang Empat nachManggopoh (Abschnitt A), den Ausbau des bestehenden, 69 km langen Anschlussstückes vonManggopoh nach Lubung Alung (Abschnitt B), den Bau von 58 km Schotterstraßen alsZubringernetz (Feeder Roads) und den Bau einer Brücke über den Pasaman-Fluss bei Air Gadang(zum genauen Verlauf der Straße vgl. Anhang 2, Karte 8).

Für die landw irtschaftliche Erschließung innerhalb des Gebietes von West-Pasaman w urden elfZubringerstraßen mit einer Gesamtlänge von 56 km gebaut. Im w eiteren Straßenverlauf nördlich vonSimpang Empat in Richtung auf die Grenze zw ischen West-Sumatra und der Provinz Nord-Sumatrasollte ursprünglich bei Air Gadang eine Schleppseilfähre eingesetzt w erden, um den bestehendenBootstransport zu ersetzen. Nach ergänzenden Untersuchungen w urde entschieden, ausRestmitteln des Projektes eine 100 m lange einspurig befahrbare Stahlbetonbrücke zu errichten.

b) Durchführung der Maßnahmen

Die Arbeiten am Abschnitt A konnten (nach sechzehnmonatiger Verzögerung) im Dezember 1984,die Arbeiten am Abschnitt B im November 1983 abgeschlossen w erden. Die Zubringerstraßenw urden in verschiedenen Bauabschnitten zw ischen 1981 und 1984 fertiggestellt.

Aufgrund unzureichender Straßenunterhaltung kam es ab 1986 zu erheblichen Straßenschäden(Böschungsabgänge in Damm- und Einschnittsbereichen, Erosion der Bankette und Blockierung derEntw ässerungseinrichtungen). Aus FZ-Mitteln w urde im Jahre 1989 daher eine umfassendeRehabilitierung dieser Schäden f inanziert.

Von deutscher Seite w urde ein Darlehen in Höhe von DM 68,0 Mio. für die ErschließungsstraßeWest-Pasaman und w eitere Zubringerstraßen zur Verfügung gestellt. Aufgrund von Wechselkurs-änderungen w urde das Darlehen 1981 auf DM 56,0 Mio. gekürzt. Die Betreuung seitens der KfWendete 1993 in Form einer Schlussprüfung.

c) Evaluierungsergebnisse

Ein erster Indikator für die Zielerreichung des Vorhabens ist die heutige Nutzung der Straße. DerGesamtverkehr auf der Straße übertraf schon zum Zeitpunkt der Schlussprüfung dieursprünglichen Prognosen um mehr als 50%. Im Jahre 1998 hatte die Straße auf denunterschiedlichen Streckenabschnitten eine Verkehrsbelastung von zw ischen 920 und 17.864 Kfztäglich (ohne Motorräder) und übertraf damit die Verkehrsbelastung im Jahre 1993 abschnittw eiseum ein Mehrfaches. Die Straße hat für viele Bauern der Kabupaten Agam und Pasaman erstmalsMarktzugang hergestellt.

Bestimmte verderbliche landw irtschaftliche Produkte konnten aufgrund des Straßenbaus erstmalsüber w eite Distanzen vermarktet w erden. Dies gilt für den Meeresfisch aus Air Bangis und Sasak,der heute in Bukit Tinggi und anderen Städten des Binnenlandes verkauft w ird, sow ie fürZitrusfrüchte aus dem Gebiet nördlich des Pasaman-Flusses, die bis auf die Märkte nach Jakartaund Bandung gebracht w erden .

Neben der kleinbäuerlichen Landw irtschaft ist in den beiden letzen Jahrzehnten die Ölpalm-Plantagenw irtschaft in den Distrikten Agam und Pasaman praktisch neu entstanden (vgl. Kapitel 6dieses Berichts).

Ex-Post-Wirkungsanalyse von FZ- und TZ-Vorhaben in West-Sumatra (Indonesien)____________________________________________________________________________________________________________

- 18 -

Daraus ergibt sich, dass das mit dem Projekt angestrebte Ziel der verkehrsmäßigenErschließung der Region West-Pasaman mit der Folge verstärkter landw irtschaftlicher Produktionerreicht w orden ist.

Dasselbe gilt für Transportkostenersparnisse. Ein guter Indikator hierfür sind die verändertenReisezeiten. Vor dem Bau der Straße betrug die Reisezeit von Simpang Empat nach Padang (aufdem Umw eg über Bukit Tinggi) 10 bis 11 Stunden. Heute kann man mit maximal vier Stundenrechnen.

Die Bew ohner der w estlichen Teile der Kabupaten Agam und Pasaman, die früher überhaupt keinenStraßenanschluss hatten, berichten, dass sie früher bis zu vier Tage nach Padang unterw egsw aren (einen mehrtägigen Fußmarsch eingeschlossen).

Der Zustand der Fahrbahndecke unterscheidet sich heute nicht w esentlich vom Zustand 1993, unddamit kann von w eitgehend identischen Betriebskostenersparnissen w ie bei der Schlussprüfungausgegangen w erden. Da außerdem das Verkehrsvolumen zugenommen hat, dürfte dievolksw irtschaftliche Rentabilität der Erschließungsstraße tendenziell sogar höher liegen als zumZeitpunkt der Schlussprüfung 1993. Dies sollte auch für die volksw irtschaftliche Rentabilität unterEinbeziehung der Wertschöpfung aus induzierter Agrarentw icklung zutreffen.

In der Ex-Post-Evaluierung zeigte sich, dass der Projektträger die notw endigen Aktivitäten zurUnterhaltung der Strasse auch nach Beendigung der FZ-Unterstützung eigenständigw eitergeführt hat (Nachhaltigkeit des Vorhabens). Die detaillierte Überprüfung des Zustandesim Rahmen der Ex-Post-Evaluierung ergab, dass die Straße bis heute überw iegend gut unterhaltenw ird. Nur zw ei Abschnitte von insgesamt 40 km Länge sind in relativ schlechtem Erhaltungszustandmit zahlreichen Schlaglöchern und bedürfen dringend der Erneuerung.

Auch die Brücke bei Air Gadang ist gut erhalten. Probleme bestehen allerdings mit der Verkehrs-regelung an den Zufahrtsrampen und mit Erosionsschäden an unbefestigten Uferböschungen.

Die zuständige Behörde Bina Marga führt regelmäßige Routine-Unterhaltungen durch. Sie hat in denvergangenen Jahren auch abschnittsw eise die Fahrbahn verbreitert und die Fahrbahndeckeerneuern lassen. Allerdings w eist die Unterhaltung auch technische Mängel (w ie falsch überhöhteBankettstreifen) auf.

Ob die von der Zentralregierung zur Verfügung gestellten Budgetzuw eisungen für Unterhaltung inden nächsten Jahren für die erforderlichen Erneuerungsarbeiten ausreichen w erden, ist allerdingsoffen. Im Zuge der f inanziellen Dezentralisierung müssen in Zukunft für diesen Zw eck ohnehinMittel aus dem Steueraufkommen der Provinz zur Verfügung gestellt w erden. Bisher liegen keinerleiErfahrungen darüber vor, w ie der Verteilungskampf zw ischen den Ressorts auf Provinzebeneausgehen w ird.

Das hohe Verkehrsaufkommen, das alle Erw artungen w eit überstieg, hat als unerwünschteNebenwirkung zahlreiche Verkehrsunfälle zur Folge gehabt. Statistische Angaben überUnfallhäufigkeit entlang der Straße w urden der Evaluierungsmission nicht zur Verfügung gestellt.Interview s mit Straßennutzern und Anw ohnern lassen darauf schließen, dass die Unfallhäufigkeitauf einigen Abschnitten in den letzten Jahren beträchtlich in die Höhe gegangen ist. Bus- und Lkw -Fahrer berichten über zahlreiche gefährliche Begegnungen zw ischen Schw erfahrzeugen auf demschmaleren Neubauabschnitt. Fast alle hatten selbst schon schw ere Unfälle miterlebt, vieleberichteten von Fahrzeugen, die bei riskanten Ausw eichmanövern die Böschung heruntergefallenw aren. Diesen Berichten zufolge sind häufiger Tote und Schw erverletzte, insbesondere unter denPassagieren von Kleinbussen, zu beklagen.

Signifikante Wirkungen hat das Vorhaben für den Westteil des Pasaman-Distrikts und für denAgam-Distrikt gehabt: Das Projekt hat große Bedeutung im Rahmen der Markterschließung der

Ex-Post-Wirkungsanalyse von FZ- und TZ-Vorhaben in West-Sumatra (Indonesien)____________________________________________________________________________________________________________

- 19 -

Region für die Mehrheit der Kleinbauern, der Stärkung regionaler Wirtschaftskreisläufe undder Diversifizierung der regionalen Ökonomie gehabt (vgl. dazu Kap. 5.5).

5.4 Das Ölpalmenvorhaben NESP Ophir (FZ-TZ-Kooperation)

a) Projekthintergrund und -konzeption

Indonesien bemühte sich seit Ende der 70er Jahre, Nutzflächenreserven auf den Außeninseln fürden Anbau von w eltmarktorientierten Baumkulturen zu nutzen. Das zunächst von Weltbankberaternauch aufgrund von Erfahrungen in Malaysia formulierte Konzept, das dann im w eiteren Verlauf als”Modell Ophir” praktisch erprobt und w eiterentw ickelt w erden sollte, w ird als ”NESP = NucleusEstate w ith Smallholder Participation” bezeichnet. Die Grundidee besteht darin, dentechnischen Sachverstand einer Plantagengesellschaft (im konkreten Fall der staatlichenGesellschaft PTP VI) als Entw icklungsträger beim Aufbau des kleinbäuerlichen Plantagensektors zunutzen. Die Plantagengesellschaft fungiert als ”nucleus”, der eigene Plantagenflächen und eineÖlmühle für die Eigenproduktion und für die der Kleinbauern besitzt und für die gesamteVermarktung zuständig ist. Die Kleinbauern sind auf Eigentumsparzellen von jew eils 2 haÖlpalmpflanzungen und zusätzlich einem Hausgrundstück von 0,5 ha in den ”Plasmas” angesiedeltund sind vertraglich dazu verpflichtet, die Plantageninvestitionen gegenüber dem indonesischenStaat innerhalb von 15 Jahren mit Krediten zurückzuzahlen.

Das Oberziel des FZ-TZ-Kooperationsvorhabens lautete: ”Erhöhung der bäuerlichen Ein-kommen”, das Projektziel ”Steigerung der Erzeugung von Ölpalmenprodukten”.

Ex-Post-Wirkungsanalyse von FZ- und TZ-Vorhaben in West-Sumatra (Indonesien)____________________________________________________________________________________________________________

- 20 -

b) Durchführung der Maßnahmen und Betrieb

Im Rahmen des FZ-Vorhabens w urden folgende Investitionen vorgenommen:

• Die Vorbereitung und Bepflanzung von 6.000 ha Anbaufläche, davon 1.200 ha für die Nukleus-Plantage und 4.800 ha für die Kleinbauern der Plasma-Flächen

• Eine Verarbeitungsanlage für 162.000 t Früchte (FFB) jährlich• Ein Netz von Allw etterstraßen zum Transport der Ölfrüchte zur Mühle• 1924 Siedlerhäuser für die Kleinbauern mit Wasserversorgung und Latrine• Infrastruktureinrichtungen in den Neusiedlerdörfern: Verw altungszentren, Moscheen,

Gesundheitsstationen, Grundschulen und Kindergärten• Verlade- und Lagereinrichtungen für Palmöl im Hafen Teluk Bayur bei Padang.

Das TZ-Projekt bestand vor allem in der Beratung der 2400 Bauern in der Entw icklung angepassterOrganisationsmodelle für die Bauern von Ophir. Der Schw erpunkt der Trainingsmaßnahmen laganfangs auf der Einführung in den Ölpalmanbau, w andte sich dann aber bald sehr viel stärkerFragen der Genossenschaftsorganisation zu.

Die Siedler sind für die Bew irtschaftung der Plasma-Flächen in mehrstufig aufgebautenGenossenschaften organisiert:

• Jew eils 25 Bauern mit aneinandergrenzenden Parzellen sind in einer “Gruppe” genanntenBasiseinheit organisiert.

• Durchschnittlich 25 dieser Arbeitsgruppen sind in einer Dorfgenossenschaft (indonesisch KUD)zusammengefasst; insgesamt sind die 2400 Siedlerfamilien in vier solcher Primärgenossen-schaften organisiert.

• Die KUDs haben eine Dachgenossenschaft KJUB gebildet, die für gemeinsamen Einkauf,Transport, Düngung, Erntekoordination und den Verkauf von FFB an die Ölmühle verantw ortlichist. Eine w ichtige Aufgabe der KJUB ist die monatliche Kalkulation der Einkommen der Bauernmittels eines Computerprogramms. Außerdem ist die Dachgenossenschaft Verhandlungspartnerfür die staatliche Plantagengesellschaft PTP-N VI oder andere staatliche Institutionen.

Eine w eitere w ichtige Aufgabe der TZ-Beratung bestand in der Gestaltung des Siedlervertrages.

Verzögerungen traten im Projektablauf auf, als sich 1987 herausstellte, dass die zugesagtenFlächen für Siedler nicht mehr im vollen Umfang zur Verfügung standen. Nach w eiterenVerhandlungsrunden und unterstützt durch eine externe Moderation w urde für dieses Problemschließlich eine Lösung zugunsten der Siedler gefunden. Beim Ausbaustandard derZubringerstraßen zu den Feldern ergaben sich mehrfach Beanstandungen seitens der KfW. Durchanschließende Umplanung w urden die Probleme in der Folgezeit behoben.

Das TZ-Projekt, das bereits 1981 begann (Gesamtumfang der TZ-Leistungen: 12,3 Mio. DM), w urdedurch ein FZ-Vorhaben ergänzt. So w urde 1982 Indonesien ein FZ-Darlehen von DM 65,0 Mio. fürden Aufbau der Plantage gew ährt, das i.w . aufgrund von Abw ertungen der Rp später auf DM 32,8Mio. gekürzt w erden konnte.

Bis auf geringfügige Restarbeiten w aren zum Zeitpunkt der abschließenden Prüfung der KfW imJahre 1992 die Pflanzungen abgeschlossen, die Verarbeitungsanlage w ar seit 1986 in Betrieb, dieInfrastruktur (Straßen, Häuser, die Hafenanlage) w ar fertiggestellt. Die TZ-Beratung durch die GTZw urde auch über die Schlussprüfung der KfW hinaus bis zum Jahre 1996 fortgesetzt.

c) Evaluierungsergebnisse

Das Vorhaben w ird in hohem Masse der Forderung nach Effektivität gerecht. Sow ohl dasProgrammziel ”Steigerung der Produktion von Ölpalmprodukten” als auch das Oberziel

Ex-Post-Wirkungsanalyse von FZ- und TZ-Vorhaben in West-Sumatra (Indonesien)____________________________________________________________________________________________________________

- 21 -

”Erhöhung der bäuerlichen Einkommen” sind voll erreicht worden. Ölpalmproduktion ist heutenicht nur am Standort Ophir, sondern darüber hinaus in w eiten Gebieten der Distrikte Agam undPasaman fest etablierter Bestandteil der landwirtschaftlichen Produktionsstruktur.

Das Einkommen der beteiligten Kleinbauern ist vor allem im letzten Jahrzehnt w eitaus steilerangestiegen als in allen Prognosen erw artet. Das monatliche Durchschnittseinkommen der Bauernlag Mitte 1998 bei Rp 1,8 Mio.; auch nach anhaltendem Preisverfall für Palmöl seit Oktober 1998 lages im Juli 1999 noch bei Rp 1,1 Mio. und betrug damit etw a das Dreifache des indonesischenDurchschnittseinkommens. Alle Bauern w aren in der Lage, ihre Erschließungskredite erheblichfrüher als vertraglich vorgesehen zurückzuzahlen, und zw ar im Durchschnitt bereits nach 6 stattder geplanten 15 Jahre.

Allerdings ist das Durchschnittseinkommen der an dem Vorhaben beteiligten Bauern nur ein sehrgrober Erfolgsindikator, w eil sich im letzten Jahrzehnt die Sozialstruktur des Projektgebietes deutlichausdifferenziert hat.

Im Schlussprüfungsbericht der KfW von 1992 w ar die einzelw irtschaftliche Verzinsung mit16,5% berechnet w orden. Die anhaltend hohe Produktion von Ölpalmfrüchten und Palmkernen, die10 bis 20% über den Prognosew erten lag, die hohe Auslastung der Ölmühle und die positiveWeltmarktpreisentw icklung für Palmöl seit 1992 stützen die Annahme, dass die einzelw irtschaftlicheVerzinsung aktuell noch höher liegt.

Diese Überlegungen gelten analog für die gesamtw irtschaftliche Verzinsung, so dass von einerhohen volkswirtschaftlichen Rentabilität des Vorhabens ausgegangen w erden kann. Somiterreicht das Vorhaben ein hohes Maß an Effizienz.

Auch in Bezug auf Nachhaltigkeit ist die Bilanz positiv. Beobachtungen w ährend der Ex-Post-Evaluierung zeigen, dass die Ölfruchtverarbeitungsanlage für ihr Alter in einem sehr gutenZustand ist und dass auch die Pflanzungen sow ohl der Nukleus-Plantage als auch derKleinbauern überw iegend gut gepflegt sind.

Die ursprünglich zuständige staatliche Plantagengesellschaft PTP VI w urde 1996 in kleinereEinheiten umgew andelt. Das Management der heute zuständigen Plantagengesellschaft PTP-N VI,die Plantagen in mehreren Provinzen Sumatras betreibt, ist kompetent. Nachteilig macht sichindessen die Tatsache bemerkbar, dass PTP-N VI immer noch sehr zentralistisch aufgebaut istund das Management vor Ort nur geringen Handlungsspielraum hat. Alle w esentlichenProduktions- und Investitionsentscheidungen w erden in der Zentrale in Padang getroffen.

Auf der Siedlerseite funktionieren die in der Projektlaufzeit aufgebauten Strukturen gut. Schon ineiner BMZ-Evaluierung von 1992 w urde allerdings kritisch angemerkt, dass die KUDs als dörf licheMehrzw eckgenossenschaften verfasst sind, so dass bisw eilen ihre primäre Aufgabe imManagement der Produktion von FFB in den Hintergrund tritt. Daran hat sich bis heute nichtsgeändert. Management und Organisation sow ohl der Dachgenossenschaft als auch derEinzelgenossenschaften machen auch heute, mehrere Jahre nach dem Ende der GTZ-Beratung,einen guten Eindruck. Es ist erstaunlich, mit w elcher Professionalität und mit w elchem Maß anallgemeinem ökonomischen Sachverstand die gew ählten Vertreter der Genossenschaften(überw iegend Bauern oder pensionierte Militärangehörige mit nur geringer formaler Schulbildung)ihre Aufgaben w ahrnehmen.

Allerdings sagt dies noch nichts über die Nachhaltigkeit des „Modells Ophir“. „Plasma” und„Nukleus” w aren in dem Konzept Ophir als zw ei Teile eines Ganzen gedacht, die in symbiotischerWeise zusammenw irken. In letzter Zeit w erden zunehmend antagonistische Interessenzw ischen den beiden Teilen des Projektes deutlich. Die Siedler beklagen sich, dass an der ÖlmühleProduzenten von außerhalb des Projektgebietes ihnen gegenüber bevorzugt abgefertigt w ürden,obw ohl die Mühle ursprünglich ausschließlich Ölfrüchte aus dem Ophir-Gebiet verarbeiten sollte.

Ex-Post-Wirkungsanalyse von FZ- und TZ-Vorhaben in West-Sumatra (Indonesien)____________________________________________________________________________________________________________

- 22 -

Zum offenen Konflikt zw ischen PTP-N VI und den Siedlern kam es im Februar 1999 in der Frage derPreisberechnung für abgelieferte Ölfrüchte. Erst nachdem die Siedler über ihre Vertreter in denKUDs und der KJUB gedroht hatten, ihre Ernte an andere Ölmühlen abzuliefern, lenkte PTP-N VI einund veränderte die Preisberechnungsformel w ieder zugunsten der Siedler.

Es darf auch nicht übersehen w erden, dass die positive Entw icklung des Projektes von günstigenRahmenbedingungen auf dem Weltmarkt begleitet w ar. Der Weltmarktpreis für Rohpalmöl w arvon 1985 bis 1998 fast ohne Unterbrechung langsam, aber stetig angestiegen und erreichte imSeptember 1998, w echselkursbedingt noch w ährend der Wirtschaftskrise, seinen bisher höchstenStand. Danach kam es zu einem dramatischen Preisverfall. Dies hatte direkte Ausw irkungen aufdas Einkommen der Bauern. Noch liegen die Ankaufpreise für Rohpalmöl allerdings fast viermal sohoch w ie 1985. Ob die Bauern ihren bisherigen hohen Lebensstandard halten können, w irdw esentlich von der schw er prognostizierbaren Entw icklung des Weltmarktes für Öle und Fetteabhängen, insbesondere davon, ob die Tendenz zum Preisverfall anhält. Außerdem müssen vomJahre 2005 an die Plantagenflächen schrittw eise neu bepflanzt w erden. Auch dies w ird Einflussauf die Einkommen der Bauern haben.

In den Jahren der Umsetzung des „Modells Ophir“ und danach sind eine Reihe unerwarteter undauch unerwünschter Nebenwirkungen eingetreten. Hier sind zum einen soziale, zum anderenUmw eltw irkungen zu nennen. Der oben erw ähnte positive Einkommenstrend ist nur eine Seite der sozioökonomischen Entw icklungdes letzten Jahrzehnts. Zugleich sind neue sozialstrukturelle Differenzierungen eingetreten,die sicher zum guten Teil auf die sehr unterschiedlichen Handlungsstrategien und Lebensentw ürfeder einzelnen Siedlergruppen zurückzuführen sind. Je nach individuellen Präferenzen gehen dieSiedler mit dem neu erw orbenen relativen Reichtum in unterschiedlicher Weise um, entw ickeln sieunterschiedliche Zukunftsstrategien. Idealtypisch lassen sich vier Handlungsmusterunterscheiden (vgl. auch biographische Interview s mit Siedlern im Anhang 5 dieses Berichts): • Die erste Gruppe hat ihren Lebensmittelpunkt in Ophir gefunden. Sie nutzt den neu erw orbenen

Wohlstand, um den Kindern eine gute Ausbildung zu f inanzieren (bis hin zumUniversitätsstudium) und um langlebige Konsumgüter anzuschaffen.

• Die zw eite Gruppe investiert einen Teil des Einkommenszuw achses außerhalb von Ophir. Viele

haben in umliegenden Dörfern Land gekauft, auf dem sie Ölpalmen, Kokospalmen, Zimt oderNassreis anbauen. Sie sehen dies als Strategie der Risikominimierung für sich selbst, aber auchals Investition im Interesse der Kinder.

• Die dritte Gruppe ist zw ischenzeitlich von Ophir w eggezogen; viele gehen in einer derGroßstädte einem Beruf als Händler nach. Die Parzelle w ird von Lohnarbeitern bew irtschaftet,der Siedler kehrt nur alle vier bis acht Wochen auf die Plantage zurück, um sich seine Einnahmenaus dem Verkauf von Ölfrüchten auszahlen zu lassen.

• Eine vierte - noch kleine Gruppe - hat Ophir endgültig den Rücken gekehrt und die Parzelle an

einen neuen Eigentümer verkauft. Dies ist zw ar im Siedlervertrag und im Eigentumstitel für dieParzelle ausdrücklich ausgeschlossen, ist aber gleichw ohl unter pensionierten Armeeange-hörigen häufige Praxis.

Dringlicher als zu Beginn des Projektes stellt sich heute außerdem die Frage, w ie derGenerationswechsel auf den Siedlerstellen bew ältigt w erden w ird. Hier hat das Projekt zum

Ex-Post-Wirkungsanalyse von FZ- und TZ-Vorhaben in West-Sumatra (Indonesien)____________________________________________________________________________________________________________

- 23 -

Teil Rechtsfiguren eingeführt, die traditionellen Wertvorstellungen zuw ider laufen. Grundsätzlichw ird als Eigentümer der Parzelle der männliche Haushaltsvorstand eingetragen. Dies w idersprichtder traditionellen Rechtsvorstellung der Minangkabau mit Claneigentum an Grund und Boden undVererbung in der w eiblichen Linie. Für alle Siedler, unabhängig von ihrer Herkunft, ist es einProblem, dass die Parzellen nur im ganzen und nur an einen Rechtsnachfolger vererbt w erdendürfen. KJUB hat die Siedler aufgefordert, jew eils ihren Erben zu benennen. Trotzdem habenbereits eine Reihe von Siedlern ihre Parzelle informell auf alle ihre Kinder aufgeteilt, um ihrentraditionellen Verpflichtungen gerecht zu w erden. Nur diejenigen, die zusätzliches Land außerhalbvon Ophir gekauft haben, haben die Möglichkeit, ihren Kindern Parzellen an verschiedenenStandorten zu vererben.

Die Sozialstruktur der verschiedenen Gruppen, die sich im Ophir-Gebiet herausgebildet haben, istsomit insgesamt differenzierter, als sich das die Planer bei Projektbeginn vorgestellt hatten:

(1) So lebt heute in den Plasma-Dörfern neben den recht w ohlhabenden Siedlern und Eigentümerneine Schicht von niedrig bezahlten Lohnarbeitern (deren Einkommen nur ein Zehntel bis einFünftel der bäuerlichen Einkommen ausmacht) - eine Gruppe, die in den Planungen, die immervon ”bäuerlichen Familienbetrieben” ausgingen, nie vorgesehen w ar.

(2) In enger Nachbarschaft mit Ophir leben zw ei Dorfgemeinschaften, die sich selbst als dieVerlierer des Projektes Ophir sehen: ein beträchtlicher Teil der Bew ohner dieser beiden Dörfer(überw iegend Zuw anderer javanischer Herkunft) w urden, w eil sie nicht über rechtsgültigeLandtitel verfügten und das Angebot einer Parzelle auf der Ophirplantage ablehnten, im Zugeder Neuanpflanzung von Ophir auf marginale Flächen zurückgedrängt und bew irtschaften heutedurchschnittliche Betriebsgrößen von 0,5 ha.

(3) Auch das Zusammenleben zw ischen Plantagenarbeitern und Siedlern ist nicht immerspannungsfrei. Es bestehen kaum soziale Kontakte zw ischen den Siedlern und denPlantagenarbeitern von PTP-N VI in den Arbeitersiedlungen. Neid der Plantagenarbeiter auf diew irtschaftlich viel besser gestellten Siedler ist unverkennbar.

Zu den Umweltbeeinträchtigungen:

Das Abw asser der Ölmühle ist in hohem Maße mit organischen Stoffen belastet. Durch dieVerbrennung von leeren Fruchtständen entsteht innerhalb eines Dreikilometerradius um dieVerarbeitungsanlage eine hohe Luftverschmutzung. In beiden Fällen w erden jedoch inIndonesien geltende Grenzw erte nicht überschritten. Jedoch entspricht der hoheSchadstoffausstoß nicht dem Stand der Technik, w ie Beispiele aus Malaysia zeigen. Die hoheBelastung von Luft und Oberflächengew ässern w äre durchaus vermeidbar und mit geeignetentechnischen Einrichtungen sow ie ordnungsgemäßer Wartung reduzierbar.

Bei einem Vorhaben, das als Pilotprojekt konzipiert w ar, ist die entwicklungspolitischeSignifikanz besonders w ichtig. Mit anderen Worten, es stellt sich die Frage, w ie w eit derspezif ische Ansatz andernorts nachgeahmt w orden ist.

Zunächst zu den Wirkungen innerhalb von West-Sumatra: Auch nach Auffassung des Ministry ofForestry and Plantations, Directorate of Plantations in Jakarta ist das Konzept NESP Ophir, also dieVerbindung von Plasma und Nukleus, auf keiner anderen Plantage in West-Sumatra erfolgreichumgesetzt w orden.

Unabhängig von den regionalen Effekten innerhalb von West-Sumatra stellt sich die Frage, in w iew eit das Modell Ophir an anderen Standorten replizierbar ist. Ohne die intensive, von der GTZ

Ex-Post-Wirkungsanalyse von FZ- und TZ-Vorhaben in West-Sumatra (Indonesien)____________________________________________________________________________________________________________

- 24 -

f inanzierte Beratung hätten die genossenschaftlichen Organisationen in Ophir sicher nichtdenselben Grad von Professionalität und Selbstbew usstsein erreicht. Es stellt sich also die Frage,ob das Konzept ohne TZ-Unterstützung von außen überhaupt funktionieren kann.

Inzw ischen hat eine lokale Consulting-Firma, die von einem TZ-Berater gegründet w urde, mitUnterstützung durch das indonesische Genossenschaftsministerium ein vereinfachtesBeratungspaket für vergleichbare Projekte mit Siedlerbeteiligung entw ickelt. Das Paket basiert aufintermittierender Kurzzeitberatung durch indonesische Fachkräfte und w ird potenziellen privatenInvestoren angeboten. Das Beratungspaket ist inzw ischen von vier großen Ölpalmplantagen inunterschiedlichen Teilen des Landes eingesetzt w orden. In leicht abgeänderter Form w ird es auchin Kokos-, Ananas-, Kautschuk- und Cashew nuss-Pflanzungen genutzt. Damit hat das Modell Ophirals Kooperation von privaten Investoren und Kleinsiedlern vielfältige Nachahmer gefunden. Es hatteVorbildfunktion für die indonesische Regierung, aber auch für die deutsche EZ.

5.5 Die Entwicklung von West-Pasaman von 1970 bis heute

Wie entw ickelte sich die Region insgesamt und w ie ordnen sich die beschriebenen Einzelprojekte indiesen Kontext ein?

Die Periode zw ischen Ende der sechziger und Anfang der neunziger Jahre, in der diebeschriebenen FZ- und TZ-Projekte realisiert w urden, w ar in West-Pasaman von grundlegendenVeränderungen der gesamten Raumw irtschaft geprägt. Der Raum entw ickelte sich von einemdünnbesiedelten, extensiv und platzgreifend genutzten Rückzugsraum zu einem Gebiet mit einermarktorientierten und außerordentlich differenzierten Agrarstruktur.

Auffallend sind zunächst die Veränderungen der agraren Landnutzung. Im Westteil des DistriktsPasaman ging die im Wanderfeldbau genutzte Fläche um 33% zurück, im Distrikt insgesamt bliebdiese Form der landw irtschaftlichen Nutzung konstant. Nassreisanbau w urde in demselbenZeitraum in West-Pasaman um 69% ausgedehnt, der Anbau von Baumkulturen um 225% (sieheAnhang 3, Tabelle 1 und 2). Oder in absoluten Zahlen ausgedrückt: Die landw irtschaftlich genutzteFläche in West-Pasaman stieg insgesamt von 59.000 ha auf 115.000 ha. Besonders deutlich w ardie Steigerung bei den Baumkulturen von 10.500 ha auf 34.000 ha. Karte 6 in Anhang 2 zeigt dasLandnutzungsmuster des Pasaman- und Agam-Distrikts im Jahre 1996. Auch w enn Karte 5 undKarte 6 w egen unterschiedlicher Erhebungskategorien nicht vollständig vergleichbar sind, so w irdauch am Kartenbild die Intensivierung der Landw irtschaft und die Ausdehnung derlandw irtschaftlichen Nutzfläche deutlich. Zahlreiche Anstöße zur Diversifizierung derLandw irtschaft, zur Einführung neuer Kulturen (einschließlich der Ergänzung durch Fischteiche)gehen auf das Projekt ADP zurück. Dieser Prozess ging mit einem erheblichenBevölkerungszuw achs einher. Die Bevölkerung des Distrikts Pasaman stieg von 273.000 im Jahre1971 auf 451.000 1991 und auf 520.000 im Jahre 1997 an. Zuw anderer kamen großenteils ausanderen Teilen West Sumatras, auch aus den Provinzen Nord-Sumatra und Riau, aber kaum von derInsel Java.

Auch die Siedlungsstruktur des Distrikts hat sich in diesem Zeitraum verändert. Während vor 30Jahren ein großer Teil der Bevölkerung in sehr kleinen, zum Teil nur semi-permanentenStreusiedlungen lebte, lebt jetzt schätzungsw eise die Hälfte der Bevölkerung in Siedlungen, die fastw ie eine Kette entlang der Hauptstraße angeordnet sind, und zw ar im Süden von Tiku kommendüber Manggopoh bis nach Simpang Empat auf der neuen mit deutscher FZ f inanziertenErschließungsstraße, dann in der Fortsetzung bis in den Küstenort Air Bangis.

Ex-Post-Wirkungsanalyse von FZ- und TZ-Vorhaben in West-Sumatra (Indonesien)____________________________________________________________________________________________________________

- 25 -

Die Straßenerschließung mit FZ-Unterstützung hat den Bauern Marktzugang ermöglicht und vielfachdie Chance zur Umstellung ihrer Produktion gegeben. Wo früher, bedingt durch mangelndeStraßenanbindung, Subsistenzproduktion überw og, produzieren die Bauern jetzt Reis, Kokosnüsseund andere Anbaufrüchte für den Markt. Viele haben ihre Häuser in die unmittelbare Nachbarschaftder Haupterschließungsstraßen verlegt. Auch diejenigen, die an den alten Standorten gebliebensind, haben heute relativ guten Zugang zur Straße. Alle Siedlungen sind entw eder durchZubringerstraßen oder durch schmale Pfade, die für Ojeks (Motorradtaxis) befahrbar sind,angeschlossen. Neue Marktorte sind entstanden, in den alten haben sich Läden angesiedelt, dielanglebige Konsumgüter verkaufen. Dies ist zw eifellos Ausdruck der insgesamt gewachsenenKaufkraft der Bevölkerung.

In allen Marktorten sind Sekundarschulen und Gesundheitsstationen eröffnet w orden. Auch dieErreichbarkeit der Grundschulen ist mit der stärker verdichteten Siedlungsstruktur bessergew orden. Als Folge hat sich der Anteil der Schüler, die ihre Grundschulausbildung nichtabschließen, zw ischen 1982 und 1990 von 22% auf nur noch 12% eines Jahrganges halbiert. DieZahl der Grundschulen in West-Pasaman hat sich gegenüber 1979 verdoppelt. In den Schulen sindheute mehr und besser ausgebildete Lehrer tätig. Das Bildungsniveau ist in Pasaman insgesamtangestiegen.

Innerhalb eines 1,5 Stunden-Radius hat die überw iegende Mehrzahl der Bevölkerung Zugang zuärztlicher Versorgung.

Neben der kleinbäuerlichen Landw irtschaft ist in den beiden vergangenen Jahrzehnten dieÖlpalmplantagenw irtschaft im Pasaman und im südlich angrenzenden Kabupaten Agam praktischneu entstanden. Für die Entwicklung der Ölpalmwirtschaft hatte das Projekt NESP OphirPilotfunktion. Im Anschluss an die Bepflanzung von Ophir sind in den beiden Distrikten 19 w eiterePlantagen unterschiedlicher Größe mit einer Gesamtfläche von über 50.000 ha angelegt w orden.Außerdem sind Lizenzen für insgesamt 160.000 ha Ölpalmpflanzen vergeben w orden.Gegenw ärtig verarbeiten vier Ölmühlen die Produktion.

In Ergänzung zu der stark marktorientierten landw irtschaftlichen Produktion hat sich imBetrachtungszeitraum in Pasaman das Kleingew erbe erheblich entw ickelt. Unterlagen des ProjektesADP w eisen aus, dass im gesamten Distrikt die Anzahl der Gew erbebetriebe zw ischen 1982 und1988 von 1072 auf 2078 angestiegen ist.

Der Pasaman-Distrikt verfügte 1979 über ein regionales BIP von nur 95.000 Mrd. Rp; im Jahr 1988w ar das BIP bereits auf 230.574 Mrd. Rp zu laufenden Preisen angestiegen und bis 1997 auf710.900 Mrd. Rp. Das Pro-Kopf-Einkommen der Bevölkerung lag 1988 bei 536.000 Rp, 1997 bei1.250.000 Rp (inflationsbereinigt zu konstanten Preisen von 1988: 850.000 Rp). Es lag damit zw arimmer noch gut 25% niedriger als das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen der Provinz West-Sumatra insgesamt (1.880.000 Rp zu laufenden Preisen im Jahre 1997) und fast 40% unter demPro-Kopf-Einkommen für ganz Indonesien (2.057.735 Rp im Jahre 1997), aber die Scherezwischen armen und reichen Distrikten hat sich in den zurückliegenden 20 Jahren deutlichverringert.

Einkommensdaten und eine Ausw ertung nach den indonesischen Armutsindikatoren liegen für dasKrisenjahr 1998 auf Distriktebene leider noch nicht vor, so dass sich keine gesicherten Aussagendazu machen lassen, w ie sehr die Bevölkerung von West-Pasaman unter der Wirtschaftskrisegelitten hat. Insgesamt w ar in Indonesien die Bevölkerung der städtischen Zentren w eitaus stärkervon den Folgen der Krise betroffen als die Bew ohner des ländlichen Raumes. Die Befragung vonLadeninhabern in Simpang Empat zeigte, dass allem Anschein nach der private Konsumgleichgeblieben oder sogar gestiegen ist. Begünstigt w aren im Jahre 1998 zeitw eise dieProduzenten von Exportkulturen. So profitierten die Bauern, die Ölpalmen anbauten, von einem

Ex-Post-Wirkungsanalyse von FZ- und TZ-Vorhaben in West-Sumatra (Indonesien)____________________________________________________________________________________________________________

- 26 -

ungew öhnlich steilen Anstieg der Erzeugerpreise. Bei bestimmten Sonderkulturen, w ie bei derProduktion von Patschuli-Öl, lag die Preissteigerung 1998 bei bis zu 1000%. Solche kurzfristigenEinkommenseffekte w aren selbstverständlich sehr ungleich verteilt und hingen davon ab, ob undw elche Exportkulturen der einzelne Bauer anbaut. Immerhin ist der Anteil der unterhalb derArmutsgrenze lebenden Bevölkerung in West-Sumatra zw ischen 1992 und 1997 von 14,9% auf9,9% zurückgegangen; im Kabupaten Pasaman lag er 1997 noch bei knapp über 11% (vergleicheAnhang 2, Karte 7).

Ex-Post-Wirkungsanalyse von FZ- und TZ-Vorhaben in West-Sumatra (Indonesien)____________________________________________________________________________________________________________

- 27 -

6. Gesamtbewertung

Die Schlussfolgerungen aus der Wirkungsanalyse sollen anhand von fünf Schlüsselfragenentw ickelt w erden. Abschließend w ird der Versuch gemacht, den Beitrag der EZ-Projekte fürWest-Sumatra übergreifend zu bew erten.

Frage 1: Geht der wirtschaftliche Aufschwung im West-Pasaman auf die langjährigenTZ- und FZ-Projekte zurück?

Das „Cluster” von TZ- und FZ-Maßnahmen hat einen sicherlich signif ikanten Beitrag zur insgesamtpositiven sozioökonomischen Entw icklung von West-Pasaman gegeben (s.a. Kapitel 5.5). ADPhat die produktive Entw icklung in der Landw irtschaft und im Kleingew erbe unterstützt und denBauern dabei geholfen, verschiedene Einkommensquellen parallel zu entw ickeln. Viele Bauernhaben die neuen Anstöße aufgenommen und die Kombination unterschiedlicher Einkommensquellenin ihre haushaltsinternen Risikominimierungsstrategien eingebaut. Daneben hat ADP Beiträge zurVerbesserung der sozialen Infrastruktur im ländlichen Raum geleistet. Die ErschließungsstraßeWest-Pasaman kam genau zum richtigen Zeitpunkt, als die Bauern erste Schritte in derlandw irtschaftlichen Diversif izierung unternommen hatten und dringend auf besseren Marktzugangangew iesen w aren. Durch die Plantage Ophir w urde innerhalb von West-Pasaman eine Insel vonneuen Siedlungen mit ungew öhnlich hohen Einkommen geschaffen. Der Übergang zuweltmarktorientierten Baumkulturen hat aber Beispielcharakter nicht nur für Investoren ausder Plantagenw irtschaft, sondern auch für Kleinbauern, die außerhalb des PilotprojektesBaumkulturen angelegt haben.

Gleichw ohl lässt sich die Frage, w elchen Anteil die von Deutschland mitf inanzierten Projekte auf diepositive Entw icklung in West-Pasaman gehabt haben, nicht endgültig beantw orten. Niemand w eiß,w ie sich die Region ohne die Projektinterventionen entw ickelt hätte. Neben den deutsch-indonesischen Projekten standen Investitionen anderer Geber (vom Volumen her am bedeutendstenw ahrscheinlich die Straßenbauinvestitionen der Weltbank und der japanischenEntw icklungszusammenarbeit) und beträchtliche Investitionen des indonesischen Staates in dieInfrastruktur. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Indonesien w aren insgesamtgünstig. Insbesondere die Entscheidung, in den Palmölsektor zu investieren, w ird auch in derRückschau voll bestätigt. Andererseits ist West-Pasaman kein Einzelfall. Auch in anderen TeilenWest-Sumatras oder auf den anderen Außeninseln Indonesiens haben ländliche Distrikte denÜbergang von Wanderfeldbau und von Subsistenzproduktion zu marktorientierter stationärerLandw irtschaft geschafft. Allerdings hat sich der Übergang in West-Pasaman schnellervollzogen als andersw o. Und sicher hat sich auch bew ährt, dass am Anfang der Entw icklung eineRegionalplanung mit einem übergeordneten Landnutzungskonzept stand. Denn trotz der Erhöhungder landw irtschaftlich genutzten Flächen und des Bevölkerungsw achstums sind hier substantielleNaturw aldflächen erhalten geblieben.

Frage 2: Welche sozialen Wirkungen sind eingetreten? Gab es dabei unerwünschte bzw.unerwartete Wirkungen?

Gefördert durch die verschiedenen EZ-Interventionen, hat sich das Einkommen eines großen Teilsder Bevölkerung von West-Pasaman positiv entw ickelt. Wichtiger noch als die absoluteEinkommenssteigerung ist die Diversifizierung von Chancen: Die Bauern haben heute mehrMöglichkeiten, unterschiedliche Einkommensquellen untereinander zu kombinieren (Nassreis, Obst,

Ex-Post-Wirkungsanalyse von FZ- und TZ-Vorhaben in West-Sumatra (Indonesien)____________________________________________________________________________________________________________

- 28 -

Baumkulturen für den Weltmarkt, Fischzucht, Handw erk). Aus dem Rahmen fällt die herausragendeSteigerung der Einkommen bei den Siedlern von NESP Ophir.

Allerdings: Entw icklung ist nur selten ein gradliniger und konfliktfreier Prozess. Win-Win-Situationensind eher die Ausnahme. In der Realität gibt es meistens Gew inner und Verlierer. Daran ändert auchdie beste Zielgruppenanalyse nichts. So hat sich im Projekt Ophir neben den vergleichsw eisew ohlhabenden Bauern zusätzlich eine Schicht von sehr bescheiden lebenden Plantagenarbeitern inden Neusiedlerdörfern angesiedelt. Wenige Kilometer w eiter leben Bauern, die sich als Opfer desOphir Projektes fühlen, w eil sie zu der Zeit, als die Plantage angelegt w urde, von ihrem Land (fürdas sie nie Titel besaßen) vertrieben w urden.

Als w enig glücklich hat sich die Entscheidung erw iesen, im Projekt Ophir Landtitel grundsätzlich anMänner zu vergeben, w eil dies im Gegensatz zur traditionellen matrilinearen Kultur derMinangkabaus steht. Unterschw ellige Konflikte um die Vererbung von Neusiedlerstellen könnenauch heute noch die Nachhaltigkeit des Projektes ernsthaft in Frage stellen.

An anderen Stellen hat die Intensivierung der Landnutzung zu offenen Konflikten geführt.Plantagengesellschaften, die bisher extensiv genutzte Flächenreserven in Baumkulturenumw andeln w ollen, brauchen die Zustimmung des Datuk, des traditionellen Führers der jew eiligenDorfgemeinschaft. In Interview s mit alten Bauern erfuhr das Evaluierungsteam verschiedentlich,dass mehrere Datuks, die nach traditioneller Rechtsvorstellung die gesamte Landfläche ihrerDorfgemeinschaft treuhänderisch verw alten, der Umnutzung in Plantagen zugestimmt hatten, ohnesich mit ihren Ältesten zu beraten (bzw . den Erlös mit ihnen zu teilen). Dieses hat zu Missstimmungin den Dörfern geführt. In einem Fall machte sich im vergangenen Jahr der Volkszorn Luft. DieDorfbew ohner brannten eine Plantage ab.

Auf der anderen Seite hat die Entw icklung der Plantagenw irtschaft auch ihren Beitrag zurMinderung der Armut geleistet. Landlose Bauern hatten die Möglichkeit, als Plantagenarbeiter einfestes Einkommen zu f inden.

Frage 3: Inwiefern haben die durch die TZ angeregten und eingeführtenpartizipatorischen Prozesse Einfluss auf die M enschen und Institutionen der Regiongehabt?

Die Projekte in West-Sumatra w urden zeitgleich umgesetzt mit den ersten Schritten derindonesischen Regierung in Richtung Dezentralisierung. Gleichw ohl sind eine durchgreifendeDezentralisierung und ein föderales System in Indonesien bis heute nicht umgesetzt w orden. ImGrunde ist das politisch-administrative System nach w ie vor stark zentralistisch und autoritärgeprägt. Da w o Nichtregierungsorganisationen in den letzten Jahrzehnten w irkliche Beteiligung derBevölkerung gefordert haben, reagierte die Politik häufig mit autoritärer Demonstration ihresGew altmonopols.

Partizipatorische Planungstechniken auf Dorfebene sind in Indonesien von vielenNichtregierungsorganisationen eingeführt w orden. Die GTZ w ar möglicherw eise die ersteDurchführungsinstitution eines Gebers, die solche Verfahren auch in der Zusammenarbeit mitInstitutionen der Regierung eingesetzt hat. Heute zeigt sich, dass die indonesische NRO-Szeneeinen w esentlichen Beitrag zur Veränderung der politischen Kultur, auch zur Aufw eichung derautoritären Militärdiktatur geleistet hat. Die TZ-Projekte haben in West-Pasaman mit den dorteingeführten partizipatorischen Verfahren möglicherw eise eine ähnliche Funktion gehabt.

Andererseits hat die TZ zuw eilen die Bereitschaft der Vertreter staatlicher Behörden in West-Sumatra überschätzt, w irklich Verantw ortung an dezentrale Instanzen und an die Bürger

Ex-Post-Wirkungsanalyse von FZ- und TZ-Vorhaben in West-Sumatra (Indonesien)____________________________________________________________________________________________________________

- 29 -

abzugeben. Jedenfalls scheinen bestimmte Formen der dezentralen Planung und der intersektoralenKoordination nach Projektende von ADP nicht w eitergeführt w orden zu sein. Letztlich w ird sich erstin den nächsten Jahren erw eisen, ob die Vertreter der Verw altung auf der dezentralen Ebene(insbesondere auf der Distriktsebene) der neuen Herausforderung von Planung von unten miteigener Budgetverantw ortung auch gerecht w erden.

Sehr spezif ische Erfahrungen w urden in NESP Ophir mit dem Aufbau und der Beratung vonbäuerlichen Genossenschaften gemacht, die letztlich Management-Verantw ortung für diePlantagenbew irtschaftung übernommen haben. Die Erfahrungen des Ophir-Projektes sind in dieAusgestaltung des indonesischen Genossenschaftsgesetzes eingegangen.

Frage 4: Welche Wirkungen auf die Umwelt sind aufgetreten?

Die Umw eltbeeinträchtigungen durch Emissionen der Ölmühle auf Luft und Wasser in unmittelbarerNachbarschaft der Anlage sind schon erw ähnt w orden. Gesundheitsschädigende Ausw irkungenauf die in den Neusiedlerdörfern lebende Bevölkerung sind w ahrscheinlich, aber bisher nichtuntersucht w orden. Auf ganz Pasaman bezogen ist die Entw aldung im Betrachtungszeitraum umetw a 10% fortgeschritten. Bedenkt man den enormen Entw icklungsdruck w ährend diesesZeitraums, so kann man den Waldverlust als vergleichsw eise gering einstufen.

In den beiden Kabupaten Agam und Pasaman sind in den beiden letzten Jahrzehnten vonPlantagengesellschaften 50.000 ha mit Ölpalmen bepflanzt w orden. Ökologisch gesehenbedeutet die Umw andlung vormals in kleinbäuerlicher Mischw irtschaft genutzter Flächen eineReduzierung von Biodiversität. Andererseits haben die neu eingeführten Baumkulturenden Bauern im Norden und Nordw esten von Pasaman erstmals die Möglichkeit gegeben, dieplatzgreifende und ökologisch bedenkliche Brandrodung mit Wanderfeldbauaufzugeben. Dies ist ein Gesichtspunkt, der in der Ökobilanz der Entw icklung der letzten 30Jahre in Pasaman mit Sicherheit positiv ins Gewicht fällt.

Andererseits ist die Plantagenwirtschaft in Indonesien im letzten Jahrzehnt mehrfach Auslöserverheerender Waldbrände gew esen. Fehlende Vorsichtsmaßnahmen verschiedener Plantagen-gesellschaften haben bei langanhaltender Trockenheit große Flächenbrände ausgelöst, dieangrenzende Primär- und Sekundärw älder zerstört haben. Verglichen mit anderen indonesischenProvinzen hat sich dieses Problem in West-Sumatra w egen der extrem hohen Nieder-schlagsmengen fast das ganze Jahr über glücklicherw eise w eniger gravierend ausgew irkt. Abervon hier nahm die Plantagenw irtschaft ihren Ausgang, und an einzelnen Standorten zeigen sichauch hier die negativen Folgen.

Frage 5: Wie haben sich TZ- und FZ-Vorhaben ergänzt und gab es dabeiSynergieeffekte?

Es w ar eingangs von einem „Projekt-Cluster“ die Rede, nicht von einem von Anfang bis Endedurchgeplanten Programm. Auch w enn die einzelnen beschriebenen TZ- und FZ-Maßnahmen erstnach und nach entw ickelt und realisiert w urden, so haben sie sich doch im Ergebnis in günstigerWeise ergänzt. Wesentliche Impulse, die durch die Beratung des ADP-Teams in verschiedenenSektoren der w irtschaftlichen, institutionellen und Infrastruktur-Entw icklung gegeben w urden,konnten erst w irksam w erden, nachdem die Erschließungsstraße die Verkehrsanbindung desRaumes ganz entscheidend verbessert hatte. Die Straße w urde genau zum richtigen Zeitpunkteröffnet. Eine w eitere Schlüsselinvestition für den Raum w ar der Aufbau der Ölpalmindustrie durchdas Modellprojekt „NESP Ophir“, das als FZ-TZ-Kooperationsvorhaben umgesetzt w urde.

In der Projektgeschichte des FZ-TZ-Kooperationsprojekts NESP Ophir hat es eine Reihe vonschw ierigen und zuw eilen konfliktiven Situationen zw ischen den beteiligten Akteuren der

Ex-Post-Wirkungsanalyse von FZ- und TZ-Vorhaben in West-Sumatra (Indonesien)____________________________________________________________________________________________________________

- 30 -

deutschen Institutionen gegeben. Entscheidend für die Ex-Post-Evaluierung ist jedoch die Frage, w iedie Arbeit von FZ und TZ einander im Ergebnis ergänzt haben. Auf Seiten der KfW stand diequalitativ hochw ertige Ausführung aller investiven Maßnahmen im Mittelpunkt. Eine besondereStärke des FZ-Vorhabens NESP Ophir lag in der kontinuierlichen kritischen Begleitung derAusführung der Baumaßnahmen, so dass am Ende ein hoher Qualitätsstandard erreicht w urde. Aufdiese Weise w urde sichergestellt, dass beispielsw eise die Wirtschaftsw ege in denÖlpalmpflanzungen bis heute ganzjährig (also auch in der Regenzeit) befahrbar sind. In diesemPunkt hebt sich Ophir deutlich von einigen benachbarten Plantagen ab.

Die langjährige GTZ-Beratung hat einen entscheidenden Beitrag dazu geleistet, dass aus einerethnisch und von der sozialen Herkunft her heterogen zusammengesetzten Bevölkerungselbstbew usste Bauernorganisationen hervorgegangen sind, die beträchtliche Management-Qualitäten an den Tag legen.

Insgesamt haben die beiden Institutionen KfW und GTZ w ährend der Durchführung des Projekteszielorientiert miteinander kooperiert. Wesentliche Entscheidungen w urden gemeinsamvorbereitet und der indonesischen Seite gegenüber vertreten. So hat die KfW in ihren eigenenVerhandlungen mit indonesischen Partnern w ichtige Forderungen des GTZ-Teams aufgegriffen,zum Beispiel bei der Gestaltung des Siedlervertrages, für den die indonesische Seite zunächst einw enig partizipatorisches, eher paternalistisches Konzept durchsetzen w ollte. Dieses gemeinsameVorgehen von GTZ und KfW hat zw eifellos zum Gesamterfolg des Vorhabens beigetragen.

Fazit

Das Engagement der deutschen FZ und TZ in West-Pasaman w ar zw ar nicht vorab in einemgemeinsamen Programm geplant w orden, rückblickend haben sich die verschiedenen Projekt-ansätze aber sinnvoll ergänzt und gegenseitig begünstigt (Beispiel Erschließungsstraße). NeueMethoden der Regionalplanung haben die Planungsbehörden auf Provinz- und Distriktebeneunterstützt und zu einer besseren, auch sektoralen Koordinierung geführt.

Die angestrebte Entw icklung des „Programms West-Pasaman“ deckt sich w eitgehend mit dertatsächlich eingeschlagenen Entw icklungsstrategie. Dabei sind – trotz einzelner negativer Effekte –auch die ökologischen Gegebenheiten w eitgehend berücksichtigt w orden. Von einzelnen Vorhabengingen darüber hinaus signifikante Impulse über die Grenzen von West-Sumatra aus(partizipative Planungsmethoden, private Plantagenbetriebe mit kleinbäuerlichen Genossen-schaften).

Nicht zuletzt die Einkommensentw icklung in West-Pasaman vor und w ährend der Wirtschaftskrise in1998 ist ein klarer Indikator dafür, dass positive und nachhaltige Wirkungen vorliegen. Mithin hatdie deutsche EZ einen erkennbaren Beitrag zur sozialen und w irtschaftlichen Entw icklung einerbis 1970 vernachlässigten Region in West-Sumatra geleistet.

Ex-Post-Wirkungsanalyse von FZ- und TZ-Vorhaben in West-Sumatra (Indonesien)____________________________________________________________________________________________________________

- 31 -

Literaturverzeichnis

Agrar- und Hydrotechnik GmbH, Ophir Palm Oil Project Review Study, Draft Final Report, EssenJuni 1987

Badan Perencaan Pembanguan Derah Tingkat I Sumatera Barat, The Perspective of RegionalDevelopment of West-Sumatra, Padang, Juli 1999

Badan Pusat Statistik, Statistical Yearbook of Indonesia 1997, Jakarta 1998.

Badan Pusat Statistik Propinsi Sumatera Barat, West-Sumatra in Figures 1997, Padang, November1998.

Bappenas, Pembangunan Daerah Dalam Angkka, Jakarta, Oktober 1998.

Brauns, Thorsten, Sustainable Agricultural Development in the Humid Tropics of Southeast Asia. Acase study of changing land use in a rural area of West-Sumatra, Indonesia. Inaugural Dissertation,Justus-Liebig Universität Giessen, Januar 1998.

Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit, Kleinbäuerliche Ölpalmenplantage (NESP)Ophir und Kleinbäuerliche Gummiplantage Abai Siat in der Republik Indonesien, Hauptbericht zurInspektion der Projekte, Bonn, Dezember 1988.

Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit, Kleinbäuerliche Ölpalmenplantage NESP-Ophir in der Republik Indonesien, Hauptbericht zur Evaluierung des Projektes, Bonn, Mai1992.

Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) GmbH, Area Development Project(ADP) – Provincial Development Programme (PDP) West-Pasaman, Indonesien, Projektschlussberichtüber die Durchführung des Vorhabens, Eschborn, 1993.

Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) GmbH, Längsschnittsanalyse zuden indonesisch - deutschen EZ - Projekten in West-Pasaman, Sumatra: ADP, Erschließungsstrasseund kleinbäuerliche Ölpalmenanlage Ophir, Schlussbericht zur Phase II, Bonn / Eschborn, August1995.

Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) GmbH, Studie Lessons Learnt zuden indonesisch – deutschen EZ – Projekten in West-Pasaman, Sumatra und Ostkalimantan,Indonesien, Schlussbericht zur Phase II ”Workshops – Gemeinsam Lernen”, Bonn / Eschborn,Februar 1996.

Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) GmbH, Gutachten Ex-Post-Wirkungsanalyse von TZ-Vorhaben zur Förderung der Landw irtschaft/ Ländlichen Entw icklung inWest-Sumatra, Indonesien, Eschborn, Juli 1999.

Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) GmbH, Beratung beim Aufbau derkleinbäuerlichen Ölpalmplantage Ophir; Abschlußbericht über die Durchführung des Projektes, Bonn1996.

Ebert, Susan, Straßenbau als Planungsinstrument der Regionalentw icklung in West-Pasaman,West-Sumatra/Indonesien, Frankfurt 1994.

Ex-Post-Wirkungsanalyse von FZ- und TZ-Vorhaben in West-Sumatra (Indonesien)____________________________________________________________________________________________________________

- 32 -

Kasim, Herman, Organisasi Petani PIR BUN Ophir, Simpang Empat 1999.

Kreditanstalt für Wiederaufbau, Ölpalmvorhaben NESP-Ophir, Abschlußkontroll- undSchlußprüfungsbericht, Frankfurt 1992.

Kreditanstalt für Wiederaufbau, Erschließungsstraße West-Pasaman, Abschlußkontroll- undSchlußprüfungsbericht, Frankfurt 1994.

Kreditanstalt für Wiederaufbau, Ex-Post-Wirkungsanalyse von FZ und TZ-Vorhaben in West-Sumatra (Indonesien), Bericht über die Evaluierung des Vorhabens Erschließungsstraße West-Pasaman, vorgelegt von Einhard Schmidt-Kallert u.a., Frankfurt 1999.

Kreditanstalt für Wiederaufbau, Ex-Post-Wirkungsanalyse von FZ und TZ-Vorhaben in West-Sumatra (Indonesien), Bericht über die Evaluierung des Ölpalmenvorhabens NESP-Ophir I, vorgelegtvon Einhard Schmidt-Kallert u.a., Frankfurt 1999.

Ohne Autor, West-Sumatra. Ein Rückblick auf 20 Jahre indonesisch-deutsche Entw icklungs-Zusammenarbeit 1968 – 1988, ohne Ort und Jahr.

Peters, K. D., Ophir, Bäuerliche Organisationen im Ölpalmenanbau in Indonesien. In: entw icklung +ländlicher raum 2/99.

Republic of Indonesia, Law Draft of the Republic Number 22, Year 1999, Regarding RegionalGovernance, Jakarta 1999.

Republic of Indonesia, Law Draft of the Republic Number 25, Year 1999, Regarding the FiscalBalance betw een the Central Government and the Regions, Jakarta 1999.

Republic of Indonesia, National Development Planning Agency (Bappenas), General Policy for theImplementation of Social Safety Net (SSN) Programs, Jakarta, July 1999.

Scholz, Ulrich, Mingangkabau. Die Agrarstruktur in West-Sumatra und Möglichkeiten ihrerEntw icklung, Giessener Geographische Schriften, Giessen 1977.

Siebert, Rüdiger, 5 mal Indonesien, München 1987.

Siebert, Rüdiger, Indonesien: Inselreich in Turbulenzen, Bad Honnef 1998.

Steigerwald, Volker, Regional Rural Development in Indonesia and the Programme of ADP, PDPWest-Pasaman, Zentrum für Regionale Entw icklungsforschung, Giessen, 1987.

The World Bank, Indonesia. From Crisis to Opportunity, Juli 1999.

West Sumatera Regional Office of Public Works and West Sumatera Highways Office, BriefReport on West-Pasaman Connecting Road. Prepared for KfW Delegation Visit to West Sumatera28-30 July 1999.

Anhänge Ex-Post-Wirkungsanalyse von FZ- und TZ-Vorhaben in West-Sumatra (Indonesien)

VERZEICHNIS DER ANHÄNGE

1. Landwirtschaftliche Exportprodukte Indonesiens

2. Karten von West-Sumatra und Pasaman

3. Veränderung der Landnutzung in Pasaman

4. Von Deutschland geförderte FZ- und TZ-Projekte

5. Biographische Interviews mit Siedlern aus NESP-Ophir

Anhänge Ex-Post-Wirkungsanalyse von FZ- und TZ-Vorhaben in West-Sumatra (Indonesien)

Anhang 1

Landwirtschaftliche Exportprodukte Indonesiens

Tabelle 1 Wichtige landwirtschaftliche Exportprodukte Indonesiens

1996 1997 1998ProduktVolumen

in tWert

in 1000 $Volumen

in tWert

in 1000 $Volumen

in tWert

in 1000 $

Palmöl 685.594 383.383 1.519.227 747.044 900.220 428.323

Kokosöl 333.450 236.206 547.732 341.553 231.909 123.510

Kakaopulver 48.727 111.035 46.618 124.766 51.293 110.589

Margarine 12.807 7.766 145.415 45.205 110.186 54.978

Cashewnüsse 27.886 23.751 29.667 19.152 27.076 31.154

Quelle: Landwirtschaftsministerium

Tabelle 2: Produktion wichtiger landwirtschaftlicher Exportproduktein Indonesien (1000 t)

Produkt 1985 1990 1995 1997 1998∗

KleinbauernKautschuk 720 913 1.191 1.174 1.181Kokos/Kopra 1.905 2.313 2.662 2.620 2.620Kaffee 288 384 430 396 367Palmöl 0 0 1.001 1.293 1.246Palmkerne 0 0 196 280 270

Private PlantagenKautschuk 124 145 182 190 177Kokos/Kopra 15 19 28 63 65Kaffee 10 13 11 11 11Palmöl 339 789 1.864 2.287 2.062Palmkerne 71 179 362 526 509

Staatliche PlantagenKautschuk 211 217 200 188 190Kokos /Kopra 0 0 15 21 18Kaffee 13 16 17 21 19Palmöl 904 1.624 1.614 1.800 1.699Palmkerne 187 325 384 423 397

GesamtproduktionKautschuk 1.055 1.275 1.573 1.552 1.548Kokos /Kopra 1.920 2.332 2.705 2.704 2.703Kaffee 311 413 458 428 397Palmöl 1.243 2.413 4.479 5.380 5.007Palmkerne 258 504 942 1.229 1.176

Quelle: Landwirtschaftsministerium (zusammengestellt nach The World Bank: Indonesiafrom Crisis to Opportunity. 1999, Tabelle 34)

∗ Vorläufige Daten

Anhänge Ex-Post-Wirkungsanalyse von FZ- und TZ-Vorhaben in West-Sumatra (Indonesien)

Tabelle 3: Anbaufläche wichtiger landwirtschaftlicher Exportproduktein Indonesien (in 1000 ha)

Produkt 1990 1995 1997

KleinbauernKautschuk 2.748 2.953 3.003Kokos/Kopra 3.483 3.585 3.617Kaffee 1.076 1.109 1.121Ölpalmen 439 659 836

Plantagen (private und staatliche)Kautschuk 518 471 567Kokos/Kopra 116 138 142Kaffee 53 49 48Ölpalmen 820 992 1.297

GesamtanbauflächeKautschuk 3.266 3.424 3.570Kokos /Kopra 3.599 3.723 3.759Kaffee 1.129 1.158 1.169Ölpalmen 1.259 1.651 2.133

Quelle: Directorate General of Estates (nach: Statistical Year Book of Indonesia,verschiedene Jahrgänge)

Anhänge Ex-Post-Wirkungsanalyse von FZ- und TZ-Vorhaben in West-Sumatra (Indonesien)

Anhang 2

Karten von West-Sumatra*und Pasaman

1. Lagekarte Sumatra

2. Lagekarte Provinz West-Sumatra

3. Nationalstraßen und Provinzialstraßen in West-Sumatra

4. Bevölkerungsdichte in West-Sumatra

5. Pasaman und Agam Distrikt, Landnutzung 1976

6. Pasaman und Agam Distrikt, Landnutzung 1996

7. Anteil der armen Bevölkerung in West-Sumatra

8. Verlauf der West-Pasaman Erschließungsstraße

* Die Bezeichnung Sumatera Barat auf einigen Karten bedeutet West-Sumatra.

Anmerkung: Alle Karten wurden der Evaluierungsmission von der GIS-Station vonBappeda Tingkat I, West-Sumatra, zur Verfügung gestellt. Für die Aufbe-reitung der Karten für den spezifischen Bedarf der Ex-Post-Evaluierung seiden Mitarbeitern der GIS –Station ausdrücklich gedankt.

Anhänge Ex-Post-Wirkungsanalyse von FZ- und TZ-Vorhaben in West-Sumatra (Indonesien)

Anhang 3

Veränderung der Landnutzung in Pasaman

Tabelle 1: Veränderung der landwirtschaftlichen Flächennutzung zwischen 1971und 1991

Kecamatan Wetrice

Cultivation

Treecrop

Cultivation

Perm.

Dryfield

Shifting Cultivation

% ha % ha ha % ha

West-Pasaman Talamau

Pasaman

Lembah Melintang

Sungai Beremas

13

78

61

102

432

5755

4296

5088

40

600

239

201

1156

8591

8545

5501

1313

8228

9461

6311

-50

-53

-49

57

-1286

-6149

-3630

2580

East-Pasaman Lubuk Sikaping

Bonjol

Panti

Rao MT

10

152

51

203

177

4308

2336

7113

90

215

205

533

1578

4658

1343

14785

535

1039

694

1228

-73

24

-49

109

-547

442

-60

9031

West-Pasaman

East-Pasaman

Pasaman

69

111

84

15571

13934

29505

225

305

257

23793

22364

46157

25313

3496

28809

-33

80

0,1

-8485

8866

381

Quelle: Thorsten Brauns 1998, S.74

Anhänge Ex-Post-Wirkungsanalyse von FZ- und TZ-Vorhaben in West-Sumatra (Indonesien)

Tabelle 2: Entwicklung der Landnutzung nach Nutzungskategorien zwischen 1971und 1991

Landuse Area Wetrice Area Treecrop Area

1971 1991 1971 1991 1971 1991Kecamatan

ha ha ha % ha % ha % ha %

West-

Pasaman

Talamau

Pasaman

Lembah Melintang

Sungai Beremas

8656

20373

17906

12148

10271

36784

36563

31664

3236

7329

7015

4975

37

36

39

41

3668

13084

11311

10063

36

36

31

32

2829

1431

3575

2731

33

7

20

22

3985

10022

12120

8232

39

27

33

26

East-

Pasaman

Lubuk Sikaping

Bonjol

Panti

Rao MT

4190

6819

5477

14540

5922

17266

9734

46697

1655

2825

4495

3493

39

41

82

24

1832

7133

6831

10606

31

41

70

23

1738

2166

655

2778

41

32

12

19

3316

6824

1998

17586

56

40

21

38

West-Pasaman

East-Pasaman

Pasaman

59083

31026

90109

115282

79619

194901

22555

12468

35023

38

40

39

38126

26402

64528

33

33

33

10566

7337

17903

18

24

20

34359

29724

64083

30

37

33

Landuse Area Dryfield Area Shifting Area

1971 1991 1971 1991 1971 1991Kecamatan

ha ha ha % ha % ha % ha %

West-

Pasaman

Talamau

Pasaman

Lembah Melintang

Sungai Beremas

8656

20373

17906

12148

10271

36784

36563

31664

5

5

3

27

0,06

0,02

0,02

0,22

1318

8233

9464

6338

13

22

26

20

2586

11594

7298

4451

30

57

41

37

1300

5445

3668

7031

12

14

10

22

East-

Pasaman

Lubuk Sikaping

Bonjol

Panti

Rao MT

4190

6819

5477

14540

5922

17266

9734

46697

45

0

205

0

1,07

0,00

3,74

0,00

580

1039

899

1228

9

6

9

3

742

1828

122

8269

18

27

2

57

195

2270

62

17300

3,3

13

0,6

37

West-Pasaman

East-Pasaman

Pasaman

59083

31026

90109

115282

79619

194901

40

250

290

0,07

0,81

0,32

25353

3746

29099

22

5

15

25929

10961

36890

44

35

41

17444

19827

37271

15

25

19

Quelle: Thorsten Brauns 1998, S. 75 unter Zugrundelegung verschiedener Quellen

Anhänge Ex-Post-Wirkungsanalyse von FZ- und TZ-Vorhaben in West-Sumatra (Indonesien)

Anhang 4

Von Deutschland geförderte FZ- und TZ-Projekte in West-SumatraÜberblick über die Hauptelemente der deutschen Entwicklungszusammenarbeit mitWest-Sumatra

Projekt Projektbeginn/ -vertrag

Projektende/ EndeBauarbeiten

Bewilligte deutscheMittel, Mio. DM

Finanzielle Zusammenarbeit:

Flugsicherung I IndonesienFlugsicherung II IndonesienErweiterung Stromverteilung PadangErschließungsstrasse West-PasamanKleinbäuerliche Gummiplantage Abai Siat,

Phasen II & IIIHochspannungsleitung Salak-PadangAusbau der Straße Padang-BukittinggiKrankenhaus-Ausrüstung West-SumatraÖlpalmvorhaben NESP-OphirStromverteilung SolokWasserversorgung PadangUmspannstation IndarungWasserversorgung 8 Provinzstädte West-

Sumatra

1969197019771978

19791980198019801982198219841986

1987

1973197919871984

19901985198519861993198719971988

1996

2,21

3,02)

10,756,0

19,316,022,9

7,0 + 1,03)

32,84,0

25,86,4

19

Technische Zusammenarbeit

ProduktionsmittellieferungenAgricultural Development StudiesAgricultural Development ProjectArea Development Project West-PasamanBeratung beim Aufbau der kleinbäuerl.

Gummiplantage Abai Siat (incl. Bar-mittel)

Beratung beim Aufbau der kleinbäuerl.Ölpalmplantage NESP-Ophir

Small Enterprise Development ProjectAusbildung von Sportlehrern am Institut für

Lehrerausbildung & Pädagogik PadangTrainingszentrum ManinjauBodenkunde etc. MarihatGenossenschaftsberatungDiverse Vorstudien und Unterstützung bei

Planungen, Angebotsauswertungen etc.für Finanzielle Zusammenarbeit-Projekte, PLN, Wasserversorger etc.

Unterstützung BPDBeratung LandmaschinenindustrieRehabilitierung kritischer BödenProvinzentwicklungsbank

1968197019741980

1980

19821981

1981198819691975

19701992199219921994

1969197319791992

1991

19961986

1985199819771980

19912000200120012001

3,812,8} „ADP20,0} alt“

61,9

5,5

12,32,5

2,05,32,20,5

5,010,55,0

13,52,5

GTZ-Drittgeschäfte

Beratung West-Pasaman Irrigation ProjectRice Intensification (BIMAS)Panti Rao Bewässerungsvorhaben

198219691981

198819711985

10,0 (EU)1,0 (Gol)8,5 (KfW)

1 Nur Anteil, der für Flughafen Padang verwendet wurde (Gesamtkredit: 8,8 Mio. DM)2 Nur Anteil, der für Flughafen Padang verwendet wurde (Gesamtkredit: 10,0 Mio. DM)3 1,0 Mio. DM für Begleitmaßnahmen, A+F4 Letzte noch überstehende Mittel (4,7 Mio. DM) in den Regierungsverhandlungen 1998 reprogrammiert.

Anhänge Ex-Post-Wirkungsanalyse von FZ- und TZ-Vorhaben in West-Sumatra (Indonesien)

Anhang 5

Biographische Interviews mit Siedlern aus NESP-Ophir

Die Geschichte von Temu Darmanto.

Nicht weit vom Büro der Bauerngenossenschaft steht ein Haus mit einem besonders

schönen Hausgarten. Im Haus ist es ruhig, man hört keine Musik, kein Fernsehen, und das

Dach wird auch nicht von einer Satellitenantenne überragt. Das Haus macht einen hübschen

Eindruck, weil es mitten in einem Blumengarten steht. Es ist das Haus in der Gruppe 27 von

Plasma II in Ophir. Hier wohnt Termu Darmanto. Er ist heute 71 Jahre alt.

Bevor Temu Darmanto 1984 Siedler in Ophir wurde, lebte er als pensionierter Armeesoldat

in Padang. Er ist mit einer Frau aus einem Dorf in der Nähe von Padang verheiratet. Er

selbst stammt aus Zentraljava. Sie haben fünf Kinder, drei davon sind bereits verheiratet

und leben in Jakarta. Die beiden anderen sind noch jung, 17 und 15 Jahre alt. Sie sind in der

Oberschule und wohnen bei ihrem Bruder in Jakarta.

Nur einmal im Jahr an Idulfitri (einem hohen islamischen Feiertag) wird das Haus richtig

lebhaft. Dann kommen die Kinder und Kindeskinder mit ihren Familien aus Jakarta zu

Besuch. Autos stehen im Garten, im Haus wird Musik gespielt, Kinder zanken sich und

Babys schreien. Aber nach einer Woche wird es im Haus wieder ruhig. Temu Darmanto sagt,

daß keines seiner Kinder daran interessiert sei, als Bauer zu arbeiten. Er selbst ist jetzt

schon zu alt und schwach, um die wirklich schwere Arbeit in der Ölpalmplantage zu machen.

Bis jetzt weiß er noch nicht, an wen er das Land später einmal vererben soll. Noch hat er mit

seiner Frau und seinen Kindern nicht darüber gesprochen, welches seiner Kinder das Land

erben soll. Vielleicht wird er sich selbst in den nächsten Jahren auch ganz zurückziehen und

dann seinen Lebensabend im Dorf seiner Frau verbringen.

Anders als in der Anfangszeit 1984 inspiziert Temu Darmanto heute nur noch einmal in der

Woche seine Ölpalmpflanzung. Alle Pflege- und Erntearbeiten werden von bezahlten

Arbeitern ausgeführt. Er hat einen zuverlässigen Arbeiter, der bereits seit sechs Jahren für

ihn tätig ist. Früher unternahm er seine Kontrollgänge zu Fuß, heute macht er das mit dem

Motorrad. Lachend sagt er: “Daran kann man den Unterschied zwischen dem Bauern und

dem Arbeiter erkennen. Der Arbeiter geht zu Fuß, der Siedler fährt mit dem Motorrad. Wenn

ich an früher denke – ich hätte mir nicht vorstellen können, daß ich jemals so gut leben

würde wie jetzt”.

Nach 15 Jahren sind die Ölpalmen so hoch gewachsen, 15 bis 20 Meter hoch, daß die

Erntearbeit sehr schwer geworden ist und die Kräfte eines jungen Mannes verlangt. Ein alter

Bauer wie Temu Darmanto kann da nicht mehr mithalten.

Anhänge Ex-Post-Wirkungsanalyse von FZ- und TZ-Vorhaben in West-Sumatra (Indonesien)

Temu Darmanto hat über die Jahre von seiner Ölpalmpflanzung erheblich profitiert. Seit der

ersten Ernte im Jahre 1986 ist der Wohlstand seiner Familie kontinuierlich angewachsen. Er

kann heute seine Kinder auf eine Schule nach Jakarta schicken. Er hat sein Haus

verschönert und vergrößert. Er hat elektrische Geräte gekauft, ein Motorrad, ein Auto und er

hat außerdem ein Sparkonto bei der Bank. Es geht ihm jetzt viel besser als damals, als er

von seiner Armeepension leben musste. Neben dem Verkauf von Ölpalmfrüchten, lebt er

noch von weiteren Produkten seines Hausgartens. Zum Beispiel kann er monatlich 5 bis 6 kg

Kakaoschoten verkaufen. Dann baut er noch Gemüse für den Eigenbedarf an.

Letztes Jahr verkaufte er sein Auto, um mit dem Geld ein neues Haus im Heimatdorf seiner

Frau bei Padang zu bauen. Das Haus liegt näher am Markt und an Geschäften.

“Wenn ich dort einziehe, dann werde ich natürlich nicht mehr im Ophir wohnen, sondern nur

noch herkommen, um mein Geld abzuholen. Aber das haben auch schon sechs andere

Siedler aus unserer Gruppe vor mir gemacht.”

Die Geschichte von Sharial

Sharial ist heute 38 Jahre alt. 1990 endete sein Vertrag als Fahrer des GTZ-Projektes West-

Pasaman. Damals bewarb er sich beim Auswahlkomitee für Ophir als Neusiedler. Er wurde

ausgewählt und bekam die Chance, mit seiner Familie in eines der neu erstellten Häuser im

Ophirprojekt einzuziehen. Im ersten Jahr bekam er ein Gehalt als Arbeiter, beginnend mit

dem zweiten Jahr bestritt er sein Einkommen aus dem Verkauf von Palmfrüchten an die

Ölmühle.

Längst hat er das Haus, das ihm damals vom Projekt zur Verfügung gestellt worden war,

durch ein modernes, weiß getünchtes Steinhaus ersetzt. Daneben steht sein weißer Minibus.

Den hat er vor vier Jahre gekauft und damit ist er fast den ganzen Tag in der Umgebung von

Ophir und Simpang Empat unterwegs. Er hat einen Arbeiter eingestellt für die Pflege- und

Erntearbeiten auf der Ölpalmpflanzung. Eine weitere Einkommensquelle der Familie ist der

kleine Laden, den seine Frau neben dem Haus aufgebaut hat, in dem sie alle Güter des

täglichen Bedarfs von Salz, über Zucker und Reis bis zu Kerosin verkauft. Außerdem

schneidert sie noch für die Nachbarschaft.

Sie haben drei Kinder, einen Sohn und zwei Töchter. Die wohnen allerdings nicht bei den

Eltern, sondern in Talu, 30 Km von Ophir entfernt. Die Schwiegermutter kümmert sich um die

Kinder. Sharials Frau sagt: “Die Schulen sind hier so schlecht, da haben wir uns

entschieden, die Kinder auf eine bessere Schule nach Talu zu schicken. Außerdem gibt es

dort noch eine Koranschule. Das war uns wichtig für unsere Kinder.” Sharial hat durch den

Verkauf von Ölpalmfrüchten, durch die Fahrten mit dem Minibus und das Nebeneinkommen

Anhänge Ex-Post-Wirkungsanalyse von FZ- und TZ-Vorhaben in West-Sumatra (Indonesien)

seiner Frau genug Geld gespart, mit dem er Land außerhalb von Ophir kaufen konnte.

Gemeinsam mit einem Geschäftspartner hat er außerdem Geld in eine Motorradreparatur-

werkstatt investiert.

Angesprochen auf die Bestimmung im Siedlervertrag, die besagt, dass die Siedler alle

Pflege- und Erntearbeiten auf der Pflanzung selbst ausführen müssen, sagt Sharial lachend:

“Sobald alle anderen Bauern im Ophir sich selbst um die Pflanzung kümmern, werde ich das

natürlich auch tun. Aber sehen Sie, in unserer Gruppe von 25 Siedlern sind überhaupt nur

noch 6 am Ort. Die anderen sind nach Talu, Padang, Pikang Baru und Medan umgezogen.

Die kommen hier sowieso nur einmal im Monat her.”

Die biographischen Interviews wurden von Edwar Pamuncak aufgezeichnet.


Recommended