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Ein Fachgebiet wird (wieder) entdeckt uveitis, okuläre ... file36 • M e d i c a l N e t w o r k 2...

Date post: 12-Sep-2019
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www.augen.co.at MEDICAL NETWORK 2009 THEMEN-SPECIAL 35 INTERNATIONAL OCULAR INFLAMMATION SOCIETY Ü ber 800 Uveitisspezialisten und interessierte Ophthalmologen tra- fen einander heuer im Juni in Prag, um Neues auf dem Gebiet der Uveitis, der okulären Immunologie und Infektionen zu präsentieren und zu diskutieren. Der Kongress war – unter der lokalen Leitung von Martin Filipec – von der IOIS organi- siert, aber auch andere Fachgesellschaften wie der IUSG (International Uveitis Study Group), SOIE (societe ophthalmologique inflammatoire europeenne), AUS (Ame- rican Uveitis Society), FOIS (Foster Ocu- lar Inflammation Society) und Vision2020 haben eigene Symposien gestaltet und das Programm bereichert. Wurde bis vor einigen Jahren die In- flammation in der Ophthalmologie noch stiefmütterlich behandelt, gerät sie zu- nehmend ins Rampenlicht. Neuste For- schungsergebnisse weisen bei einer Viel- zahl von Augenerkrankungen, wie z.B Trockenes Auge, Glaukom, Makuladegene- ration, vaskuläre Netzhauterkrankungen, Sehnerverkrankungen, entzündliche Kom- ponenten auf. Diese neuentdeckten immunologischen Pathomechanismen scheinen für den Ver- lauf dieser Erkrankungen wesentlich zu sein und rücken die therapeutische Kon- trolle der verschiedenen Entzündungsreak- tionen in den Mittelpunkt der Behandlung (z.B. Anti-VEGF). Ein Fachgebiet wird (wieder) entdeckt Uveitis, okuläre Immunologie und Infektionen Kurzbericht vom 10. Symposium der International Ocular Inflammation Society (IOIS) in Prague 2009 Von Prof. Dr. Talin Barisani-Asenbauer Keynote Speaker waren Peter Watson („Hornhautveränderungen bei skleralen Erkrankungen“) und Chi Chao Chan („Die Ccl2–/–/Cx3cr1–/– Maus als Model für AMD Läsionen“), die den Ben Ezra IOIS Award für ihr Lebenswerk erhielt. Die Highlights des Kongresses waren folgende Themenblöcke: Fortschritte in der Immunologie des Glaukoms und Effekte von Netzhaut- schäden auf den Biorhythmus Pathophysiologie der okulären Herpes- infektionen Aktuelles zur Bildgebung bei Uveitis Klassifikation der Sarkoidose, Skleritis, Retinalen Vaskulitis, Uveitis und des Cystoiden Makulaödemes (CMÖ) Immunopathologie der humanen Uveitis Entzündliche Komponenten in der Pathogenese der senilen Makula- degeneration Immunologische Aspekte der Pathophysiologie der diabetischen Retinopathie Pathogenese und Pathologie der infektiösen Uveitis Aktuelles zur Juvenilen Idiopathischen Arthritis Ocular surface syndrome post LASIK: Pathogenese und Behandlungs- strategien Entzündliche Erkrankungen der Makula Chirurgische Interventionen beim therapierefraktären CMÖ Heterochromie Zyklitis Fuchs – ein Jahrhundert später: Vergessenes, Mystifiziertes, Wiederent- deckungen Neue und aufkommende Therapien Entzündliche Augenerkrankungen in heißen Klimazonen Uveitis – die Philosophie der Einteilung, Fehlerquellen, Behandlung und Prognosen Univ. Prof. Dr. Talin Barisani-Asenbauer Generalsekretärin der International Ocular Inflammation Society www.iois.org HLA Matching bei Hornhauttransplan- tationen? Angeborene Immunität bei T-Zell mediierten Erkrankungen Immunoregulationen der okulären Entzündungen Autoimmune Retinopathie: CAR, MAR, nonneoplastische Formen Neue Biologika in der Therapie von okulären Entzündungen Pädiatrische Ophthalmologie und Inflammation Diagnose und Therapie der latenten Tuberkulose Was haben wir seit IOIS 2007 gelernt? Weiters wurden die Resultate der ersten randomisierten multizentrischen Studie bei nicht-infektiöser Uveitis präsentiert. (Siehe Pressespiegel kwww.luxbio.com/pr052609.htm) Die Entdeckung neuer Pathomechanismen führt auch weiterhin zur Entwicklung neuer Therapeutika. Mit Spannung werden sicher- lich die Ergebnisse der topischen TNF-alpha Inhibitoren, der vitrealen Steroidimplantate und der bald startenden Studien zu syste- mischen TNF-alpha und IL-17 Blockern er- wartet. > Fortsetzung
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w w w . a u g e n . c o . a t • M e d i c a l N e t w o r k 2 0 0 9 • t h e M e N - S P e c i a l • 35

iNterNat ioNal ocular iNflaMMat ioN Soc iety

Über 800 Uveitisspezialisten und interessierte Ophthalmologen tra-fen einander heuer im Juni in Prag,

um Neues auf dem Gebiet der Uveitis, der okulären Immunologie und Infektionen zu präsentieren und zu diskutieren. Der Kongress war – unter der lokalen Leitung von Martin Filipec – von der IOIS organi-siert, aber auch andere Fachgesellschaften wie der IUSG (International Uveitis Study Group), SOIE (societe ophthalmologique inflammatoire europeenne), AUS (Ame-rican Uveitis Society), FOIS (Foster Ocu-lar Inflammation Society) und Vision2020 haben eigene Symposien gestaltet und das Programm bereichert.

wurde bis vor einigen Jahren die In-flammation in der Ophthalmologie noch stiefmütterlich behandelt, gerät sie zu-nehmend ins Rampenlicht. Neuste For-schungsergebnisse weisen bei einer Viel-zahl von Augenerkrankungen, wie z.B Trockenes Auge, Glaukom, Makuladegene-ration, vaskuläre Netzhauterkrankungen, Sehnerverkrankungen, entzündliche Kom-ponenten auf. Diese neuentdeckten immunologischen Pathomechanismen scheinen für den Ver-lauf dieser Erkrankungen wesentlich zu sein und rücken die therapeutische Kon-trolle der verschiedenen Entzündungsreak-tionen in den Mittelpunkt der Behandlung (z.B. Anti-VEGF).

Ein Fachgebiet wird (wieder) entdeckt

uveitis, okuläre immunologie und infektionenKurzbericht vom 10. Symposium der International Ocular Inflammation Society (IOIS) in Prague 2009

Von Prof. Dr. Talin Barisani-Asenbauer

keynote Speaker waren Peter watson („Hornhautveränderungen bei skleralen Erkrankungen“) und chi chao chan(„Die Ccl2–/–/Cx3cr1–/– Maus als Model für AMD Läsionen“), die den Ben Ezra IOIS Award für ihr Lebenswerk erhielt.

die highlights des kongresses waren folgende themenblöcke:

• Fortschritte in der Immunologie des Glaukoms und Effekte von Netzhaut-schäden auf den Biorhythmus

• Pathophysiologie der okulären Herpes-infektionen

• Aktuelles zur Bildgebung bei Uveitis

• Klassifikation der Sarkoidose, Skleritis, Retinalen Vaskulitis, Uveitis und des Cystoiden Makulaödemes (CMÖ)

• Immunopathologie der humanen Uveitis

• Entzündliche Komponenten in der Pathogenese der senilen Makula-degeneration

• Immunologische Aspekte der Patho phy siologie der diabetischen Retinopathie

• Pathogenese und Pathologie der infektiösen Uveitis

• Aktuelles zur Juvenilen Idiopathischen Arthritis

• Ocular surface syndrome post LASIK: Pathogenese und Behandlungs-strategien

• Entzündliche Erkrankungen der Makula

• Chirurgische Interventionen beim therapierefraktären CMÖ

• Heterochromie Zyklitis Fuchs – ein Jahrhundert später: Vergessenes, Mystifiziertes, Wiederent-deckungen

• Neue und aufkommende Therapien

• Entzündliche Augenerkrankungen in heißen Klimazonen

• Uveitis – die Philosophie der Einteilung, Fehlerquellen, Behandlung und Prognosen

Univ. Prof. Dr. Talin Barisani-Asenbauer

Generalsekretärin der International Ocular Inflammation Societywww.iois.org

• HLA Matching bei Hornhauttransplan-tationen?

• Angeborene Immunität bei T-Zell mediierten Erkrankungen

• Immunoregulationen der okulären Entzündungen

• Autoimmune Retinopathie: CAR, MAR, nonneoplastische Formen

• Neue Biologika in der Therapie von okulären Entzündungen

• Pädiatrische Ophthalmologie und Inflammation

• Diagnose und Therapie der latenten Tuberkulose

• Was haben wir seit IOIS 2007 gelernt?

weiters wurden die resultate der ersten randomisierten multizentrischen Studie bei nicht-infektiöser Uveitis präsentiert.(Siehe Pressespiegel kwww.luxbio.com/pr052609.htm)

Die Entdeckung neuer Pathomechanismen führt auch weiterhin zur Entwicklung neuer Therapeutika. Mit Spannung werden sicher-lich die Ergebnisse der topischen TNF-alpha Inhibitoren, der vitrealen Steroidimplantate und der bald startenden Studien zu syste-mischen TNF-alpha und IL-17 Blockern er-wartet.

…> Fortsetzung

36 • M e d i c a l N e t w o r k 2 0 0 9 • t h e M e N - S P e c i a l • w w w . a u g e n . c o . a t

iNterNat ioNal ocular iNflaMMat ioN Soc iety

Therapiealgorithmus bei kindlicher Uveitis

Schritt i i : Nach ca. 4–6 wocheN (nach Klinik auch eher)

Nicht reizfrei oder reaktiviert oder bei Neuauftreten von Uveitiskomplikationen

Reizfrei

ODer

lokale kortikoide(Prednisolon acetat 1%)

≤ 3 Tropfen zusätzlich, möglichst wenig, je nach Klinik

Schritt I: BegInn Der TherAPIe

lokale kortikoide(Prednisolon acetet 1%)

Dosis: Initial 3 Tage stündlich, dann 4 Tage alle 2 Stunden, dann 5xNIchT

vOrhANDeN

vOrhANDeN

Nicht reizfrei oder reaktiviert bei Dosis oberhalb der Cushing Schwelle oder bei Neuauftreten von Uveitiskomplikationen

Systemische Kortikoide(Prednisolon/Prednision)Dosis: oral initial 2mg/kg,

ausschleichen auf Cushing Dosis in 4 Wochen

Reizfrei

lokale kortikoide(Prednisolon acetat 1%)

Dosis: initial 3 Tage stündlich, dann 4 Tage alle 2 Stunden, dann 5x

Prognostische faktoren für drohenden Visusverlust:

Schlechter initialer Visus, Katarakt, Glaukompapille

+

Schri t t I I I : nAch ca. 8 –12 WOchen (nach Klinik auch eher) zUSäTzlIch

csaDosis: Initial 3 mg/kg

Spiegel 100–150 ng/ml

lokale kortikoide(Prednisolon acetat 1%)

≤ 3 Tropfen zusätzlich, möglichst wenig, je nach Klinik

infliximabDosis: 3–6 mg/kg iv

alle 4–8 Wochen

adalimumabDosis: 40 mg scalle 2 Wochen

ODer ODer

ODer ODer

azathioprinDosis: 1–2 mg/kg

MethotresxatDosis: 10–15 mg/m2 sc, oral

azathioprinDosis: 1–2 mg/kg

MethotrexatDosis: 10–15 mg/m2 sc, oral

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iNterNat ioNal ocular iNflaMMat ioN Soc iety

Bis zur Validierung dieser neuen Behand-lungen werden folgende Therapierichtlinien bei der anterioren Uveitis empfohlen (ba-sierend auf der Leitlinie Nr. 14 der Deut-schen Ophthalmologischen Gesellschaft).

im akuten Schub:

Topische medikamentöse Therapie:

Zykloplegika

Kortikosteroide: anfangs ≤ 1/2stünd-lich bis stündlich, bei Besserung lang-sam reduzieren und Dosierung dem in-dividuellen Verlauf anpassen; meist ist eine mehrwöchige Therapie erforder-lich. Primär hochwirksame Korikoste-roide [Prednisolonacetat (Ultracortenol Augengtt], später in der Ausschleich-phase schwächere Wirkstoffe möglich: Rimexolon [Vexol 1% Augengtt]).

Cave: keine Kombinationsprä parate, da diese nicht gut in die Vorder-kammer dringen und bei der akuten anterioren Uveitis geringer wirksam sind!

Augendruckkontrollen zum Ausschluss ei-ner okulären Hypertension sind häufig not-wendig!

Zusätzliche topische Medikation:

Virustatika (Z.B. herpetische Kerato-Uveitis, ge-trübte Hornhaut, erhöhter Augendruck, Endotheliitis und/oder Uveitis)

Drucksenkende Medikation (Z.B. Betablocker; Karboanhydrase-Hemmer)

NSARs Augengtt: Max 4x tgl.

In schweren Fällen:

Periokuläre oder subkonjunktivale Injek-tionen eines kurzwirksamen Kortikoste-roids (Dexamethason 2–4mg).

Systemische kortikosteroide:

Bei schwerem Verlauf mit Fibrinbildung/ Hyopyon oder bei starker Trübung des Glas-körpers oder Makulaödem:

• Bevorzugt oral • Intravenöse Bolustherapie mit Methyl-

prednisolon

kommission für „uveitis, okuläre immuno logie, infektiologie und allergologie“

Prof. Dr. Talin Barisani-Asenbauer (Vorsitzende)Doz. Dr. veronika huber-Spitzy (Stv. Vorsitzende)Dr. Beate Langner-Wegscheider (Schriftführerin)Doz. Dr. elisabeth Arocker-MettingerDoz. Dr. Stefan eggerPrim. Prof. Dr. Yosuf el-Shabrawi Dr. Anelia hochwarterProf. Dr. eveline Schretter-IrschickDr. Julia WagnerDr. Margarete Werner-Stöllinger

Bei chronischer uveitis im kindesalter v.a. bei der Juvenilen Idiopathischen Arthritis ist eine aggressive Therapie von Anfang an notwendig. Ziel ist die rasche Kontrolle der intraokulären Entzündung, um Komplikati-onen vorzubeugen.

Siehe dazu Tabelle linke Seite: Flussdia-gramm der Therapie der Uveitis im Kindes-alter (A. Heiligenhaus, Uveitis Zentrum Münster).

die Österreichische ophthalmologische Gesellschaft hat in Bad Ischl eine neue Kommis-sion gegründet, deren Ziel die Erarbeitung von Behandlungs leitlinien zur Qualitätssicherung und Vereinheitlichung von Diagnostik, medikamen töser und operativer Therapie sowie der Nachsorge in Österreich ist.

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Uveitis, okuläre Immuno-logie und Infektionen

Behandlung des systemischen Grund-leidens (Antibiotika, Virustatika, Immun-suppressiva), zusammen mit Hausarzt bzw. zuständigem Facharzt.

Kortikosteroide sollen rasch unterhalb der individuellen Cushingschwelle redu-ziert werden. (Osteoporosisprophylaxe bei längerer Therapie).

Bei Rezidiven und/oder chronischem Verlauf werden Immun suppressiva zur Ein-sparung von Kortikosteroiden eingesetzt:

• Methotrexat (MTX)

• Ciclosporin A (einzig für die Therapie der Uveitis in Österreich zugelassen)

• Mycofenolat Mofetil (MMF)

• Azathioprin

• Tacrolimus

• Cyclophsophamid/Chlorambucil

Biologika

• TNF-alpha Inhibitoren

TNF- Inhibitoren können zur Behandlung der chronischen, therapie-refraktären Uveitis eingesetzt werden, wenn der Verlauf durch Kortikosteroide und mindestens eines der etablierten Immunsuppressiva nicht beeinflusst werden konnte. Infliximab und Adalimumab schei-nen zur Behandlung von Uveitis besser geeignet als Etanercept.

• Daclizumab, für M. Behçet

• Interferon alpha 2a (Muliple Sklerose, M. Behçet)


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