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1923 1973 HERAUSGEGEBEN VON DER KPD/ML Verlag Roter Morgen
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19231973

HERAUSGEGEBEN VON DER KPD/MLVerlag Roter Morgen

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Verlag Roter MorgenHamburg 1973

Auflage1. bis 3. Tausend

Herausgeber: KPD/ML

Offsetdruck " Nieswand . 23 Kiel 1. Königsweg 7

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!orwörts im 6Jeilte bIS Dltober 1923!

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Das deutsche Proletariat und die werktätigen MUHllHJl wurden eleichzeitigvon zw.ei Blutsaugern ausgeraubt. Einmal von den deu t.ao hun Monopolherrenunter Führung von Krupp, Thyssen und Stinnes und v.um nnderen von denfranzösischen Imperialisten die sm II.Januar das Huhrgebiet besetzten.

192~INFLATION: HAUS- HOF-UND FABRIKBESITZER

WERDEN IMMER REICHER .DIE ARBEITERKLASSE ABER IMMER ÄRMER

Die deutschen Großindustriellen heizten die Inflation gewaltig an, waseiner wilden Ausplünderung breitester Bevölkerungsschichten zugunsten der Be:sitzer von Industrieanlagen und Grundstücken gleichkam. Willy BredeI schrieb da=zu in seinem Buch über Ernst T'hälmann :

"Ein raffiniert angelegter, gigantischer Raubzug des deutschenFinanzkapitals auf die Sparguthaben des kleinen Mannes und dieLöhne der Arbeiter und Angestellten war die Inflation. Die völligeEntwertung der deutschen Reichsmark machte das Volk bettelarmdie Monopolherren und Rüstungsmagnaten aber, die ihre Kaprtafienin Sachwerten und ausländischer Valuta angelegt hatten, wurdennicht nur schuldenfrei, sondern milliardenreich ••••

Inflation.geld (Banknoten mit ÜberdMJck, Notg.r~ ,+,onStädten und Gutscheine von Betrieben)

Am Zahltag reichte der astronomisch 'hohe'Wochenlohnder Arbeiter und Angestellten kaum, um ein Brot und etwas Kunst=honig dafür zu kaufen. Not und Elend rasten durch Deutschland.Die Selbstmordziffern stiegen von Woche zu Woche. Streiks brachenaus. Und Hungerkrawalle. Wie im Kohlrübenwinter 1917 wurdenBrotIäden gestürmt. Selbst die Beamten die 'treuesten Diener desStaates', rebellierten. Die Banken schlossen ihre Kassenschalter.Kriegsanleihe, Sparbücher, Bankkonten waren nur noch leere Be=griffe. Nicht nur die Arbeiter, auch die MittelscMchten waren ru=iniert.

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Und während die werktätigen Menschen in jenen Wochen undMonaten des Jahres 1923 buchstäblich umsonst arbeiteten und hun=ger-ten , wurden Börsianer. Schieber und Spekulanten über Nacht

steinreich. Während fleißige Arbeiter nicht mehr rmstande waren.ihre Wohnmiete zu zahlen. kauften Bürgersöhne für eine HandvollDollars ganze Häuserblocks. Und während deutsche Menschen aufden Straßen verhungerten oder aus Verzweiflung in den Freitodgingen. feierten in Nachtlokalen und Bars InflationsgewinnlerOrgien •••••

( Obwohl an der Ruhr erkrankt, schmeckt's ihm nicht schlecht)Die Wertätigen demonstrierten und streikten für ihre elemen=

tarsten Lebensrechte. Die Reaktion hielt ihre bewaffnet alBandenparat. Viele Güter ostelbischer Großgrundbesitzer waren in jenenTagen regelrechte Truppenlager •

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In Sachsen und Thüringen wurden untur- 1>"11,,11 d",' 1\1'1".11."" '11,,1(0 ILegierungen'gebildet, in die auch Kommunisten elnt r-ntun, I" "11",, 1':,,11,>1, d••" Il.lIiches brachenTeilstreiks aus, von der reformistischen nltr"lu,,,tI,, '"11,11 1\ I'III'LI1"gehremst.Auch in der Leitung der Kommunistischen Pur-tot ~,lIlgLIIII"I,," dllllllll" Opportunisten,die unfähig oder nicht willens waren, eine ent s chl oduno ,'••vulutl onru-o Politik durch=zuführen mit dem Ziel, dieses bankrotte Staats- und WlI'tH"II"I'tH>,.Y,,!;omzu besei=tigen." (S. 53/54)

Die nationale FrageGerade auch in der Frage der Ruhrbesetzung mußte die Partei der Arbeiterklassedie KPD klar Stellung beziehen. Gegenüber einer Flut der chauvinistischen Hetzeund imperialistischen Kriegsdrohungen mußte die Partei konsequent den Klassen=standpunkt des Proletariats und die Ideen des prOletarischen Internationalismusverteidigen. Nach langen Auseinandersetzungen mit den opportunistischen Zurück=weichlern konnte die revolutionäre Haltung gegenüber der nationalen Frage scharfherausgearbeitet werden. Diese Haltung wurde besonders von Clara Zetkin klarvertreten. Sie schrieb im April 1923 :

"Die Kommunistische Partei Deutschlands hat die Führung derProletarier im Ringen für das nationale Lebensrecht des Rei=ches zu übernehmen •••• So muß die Partei der stärksten, klar=sten, bewußtesten Internationalität gleichzeitig auch zur führen=den nationalen Partei werden. • ••Für das internationale Proletariat ist der Kampf um das natio=nale Lebensrecht, um die nationale Selbstbehauptung Kampf fürdie Revolution auf nationalem Boden, ist die Praxis proleta=rischer Nationalität und Internationalität Kampf für die Welt=revolution. 11

(Bd.II S. 663/4)

~~//,&;

Wir haben die Ausführungen von Clara Zetkin deswegen zitiert, weil auch heute wieder50 Jahre später die KPD/ML als einzigste Partei klar Stellung bezieht zur nationalenFrage im geteilten Deutschland und sich eben nicht wie die opportunistischen Führerdes KBW in ihrem Programm um diese Frage herum winden und den Wunsch des deu=tschen Volkes zur nationalen Wiedervereinigung auf sozialistischer Grundlage veräch=tlich unter den Tisch fallen lassen.

DEUTSCHLANDDEI DEUTSCHEN VOLKI

(siehe hierzu besonders auch den Artikel aus dem ROTEN MORGEN Nr.31vom II.August 1973 :"Die Mauer muß weg! Für ein vereintes und un=abhängiges sozialistisches·Deutschland!")

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I923 gab die Zentrale der KPD den berühmten Aufruf heraus : "Schlagtpoincare an der Ruhr und Cuno an der Spreel" in dem sie die Arbeiterzum Kampf nach zwei Seiten aufrief - gegen die französischen Imperia=listen, die die Ruhr besetzt hielten und gegen das deutsche Kapitalund seine Regierung unter Cuno, der mit seiner Politik des passivenWiderstandes scheiterte. Unterstützt wurde der Kampf der deutschenArbeiterklasse auch durch die Aktivitäten der französischen Bruder=partei, die zahlreiche Versammlungen und Kundgebungen gegen die Be=setzung des Ruhrgebietes organisierte.

Beispielhaft auch für unseren heutigen antimilitaristischenKampf war das gemeinsame Vorgehen der deutschen und französischenKommunistischen Jugend, die furchtlos die Kasernen der Besatzungstrup=pen mit Plakaten beklebten und Flugblätter unter den Soldaten verteil=ten, die in französischer Sprache zur Solidarität mit den deutschenArbeitern aufriefen.Kontroll ausschüsse und Proletarische Hundertschaften

die deutsche Arbeiterklasse schafft sichSelbstschutzorganisationen

Der ungeheure revolutionäre Aufschwung, den die Arbeiterbewe=gung I923 nahm, zeigte sich auch in den Selbstschutzorganisationen,diesich die Arbeiter gegen Lohnraub , Wucher und faschistischen Terrorschufen. So bildeten sich die Kontrollausschüsse, die breite Kreiseder Werktätigen darunter besonders viele Frauen zum Kampf gegen Preis=wucher und Schwarzhandel mobilisierten. Bis Mitte I923 entstanden 800Kontrollausschüsse.

Seit dem Februar I923 entstand in vielen Teilen Deutschlandsals Selbstschutz gegen die wachsende faschistische und militaristischeGefahr die Bewegung der proletarischen Hundertschaften. Bis zum MaiI923 waren bereits etwa 300 Hundertschaften entstanden, die am I.Maierstmals in deutschen Großstädten an der Spitze der Mai-Demonstrationen marschierten.

Den revolutionären Kern dieser Hundertschaften bildete vielerorts der Ordnerdienst (OD) der KPD. Besonders in Hamburg hatte die Ptei einen schlagkräftigen OD aufgebaut, der regelmäßig Sonntags dis=zipliniert Übungen abhielt und sich schulte.

Am I2. Mai sprach der preußische sozialdemokratische Innenmi=nister Severing das erste Verbot gegen die proletarischen Hundert=schaften aus, da sich auch viele sozialdemokratische Arbeiter in die~Formationen einreihten.

ARBEITERVERRÄTER SEIT EH' UND JEDI E FETTEN BONZEN DER SPD lDie Gewerkschaftsbonzen und Führer der Sozialdemokratie versu=

chten alles, um den Kampf der Arbeiterklasse in falsche Bahnen zu len=ken und die Unterdrückten mit'ihren Ausbeutern zu versöhnen. Ähnlichwie heute die modernen Revisionisten der D"K"P und die Arbeiterver=räter in der Gewerkschaftsspitze den Kampf' Klasse gegen Klasse durchihre "Mitbestimmungs-" und "Mitverantwortungsparolen" abwiegeln wol=len, s.owurden damals der Burgfrieden mit den deutschen Kapitalistengepredigt. Ehe man den Kampf für den Sozialismus aufnehmen könne,müsse die Arbeiterklasse erstmal zusammen mit der Regierung und derdeutschen Industrie gegen die französische Besetzung vorgehen. Mitähnlichen Parolen waran die Arbeiter aber schon einmal gegen ihreKlassenbrüder in Frankreich in den Krieg gejagt worden, sodaß diechauvinistische Hetze auf starke Ablehnung stieß, sodaß sich die ver=räterischen Bonzen mehr und mehr isolierten. Besonders als sie auch

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noch zusammen mit den Unternehmern oinon gOlllll'inrll'lIlon "ltuhr-h.iLf'ef'ond 'einrichteten, der all zu deutlich die Jo:rillnnt'llnf'~/Ir, die 'Kriegskre=dite' wachrüttelte.

Die Arbeiterklasse nahm über die Köpf'o dur fl(]w(~r'kßchaftsbonzenhinweg den Kampf gegen die deutschen Monopolher'['on und gegen die fran=zösischen Besetzer auf. Im Frühjahr 1923 entwickelton sieh breiteStreiks für Lohnerhöhungen und Teuerungs zulagen. Im M/ln', streikten40 000 Bergarbeiter unter Führung der Kommunisten in Obersehlesienfür die Wiedereinstellung entlassener revolutionärer Betriebsräte.Der Haß der Arbeiter auf die Unterdrücker stieg besonders, als inganz Deutschland bekannt wurde, daß französisches Militfir am 3I.Märzin eine Betriebsversammlung der Krupp-Werke in Essen hineingeschos=sen hatte, als dort gegen die Besetzertruppen protestiert wurde.Esstarben'I4 Kollegen. Und am l8.April überf'ielen deutsche Polizistenund Faschisten eine Demonstration von Kollegen in MÜhlheim, die füreine einmalige Teuerungszulage marschierten. Es wurden acht Arbeiterhingemordet.

Das war vor genau 50 Jahren, aber wie sehr ähneln sich be=reits wieder die Bilder aus diesem Jahr von knüppelnden, pistole=ziehenden Bullen und faschistischen Schlägertrupps, die gegen strei=kende Kollegen vorgehen.

Am 29.Mai 1923 standen bereits 380 000 Metall-,Hütten- undBergarbeiter im Streik im Ruhrgebiet. Und der Funke sprang über aufdas Industriegebiet in Schlesien. Dort streikten bald (Anfang Juni)IOO 000 Hütten- und Bergarbeiter. Gleichzeitig begann der größte Land=arbeiterstreik der Nachkriegszeit. Vier Wochen lang streikten 120 000Landarbeiter gegen die Teuerung. Anf'ang Juli schlossen sich 130 000Berliner Metallarbeiter und IO 000 Bauarbeiter ari.

Auch in den gewerkschaftlichen Organisationen folgten immermehr Kollegen der revolutionären Opposition. Die Gewerkschaftsbonzenbegannen bereits die Verbands tage der einzelnen Gewerkschaften immerweiter zu verschieben, in dem Versuch, die Wahl revolutionärer Vertre=ter der Arbeiterklasse zu behindern und selbst der gänzlichen Entlar=vung zu entgehen.

Otto Gnebet, Die Internationale, öl.

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Kampf dem Faschismus!Gleichzeitig mit diesem Kampf zur Isolierung der reformistischen Führerzur Eroberung der Massen in den Gewerkschaften, mußte die Partei denKampf gegen eine andere drohende Gefahr richten, gegen den erstarken=den Faschismus.

Und bereitsin den frühen zwanziger Jahren gingen der NSDAP Hitlers reichlich Spen=den aus der Industrie zu - anfangs von zwei Chemieindustriellen, diedann in der IG Farben aufgingen, später von den deutschen Bergbauindus=triellen und aus dem politischen Industriefond unter Hugenberg (jähr=lieh etwa 2 Millionen). Ganz direkt finanzierte auch THYSSEN die Fal";!schisten - so den Bau des "Braunen Hauses". (siehe hierzu auch das Buch,das sich auf die Aussagen von THYSSEN gegen Ende des Krieges stützt:"I paid Hitler"-Ich bezahlte Hitler - Mehr über die finanziellen Quel=Ien der Faschisten im Buch von Hallgarten:"Hitler,Reichswehr und Indus=trie~)

Gewisse Kreise der Industrie (s.o.) und des Finanzkapitals sahenmit zunehmender Besorgnis die rasche EntwiCklung der Arbeiterbewegungund den wachsenden Einfluß der Kommunisten. Sie hielten es deswegen fürnotwendig, unverhüllt die demokratischen Rechte abzubauen und eine fa=schistische Diktatur anzusteuern. Und deswegen flossen gerade im Kri=senjahr 1923 ungeheure Summen in die Taschen der Bewegung von Hitlerund General Ludendorff (von STINNES wie auch von THYSSEN - 100 000 Goldmark - für die Inflation ein mächtiges Finanzpolster).

7Joooooorf0",-.

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Die Kommunistische Partei warnte vur dum 1'1lt.llch der Fa=schisten (der dann auch wirklich im November :Ln MUncho!l versuchtwurde, aber erstmal scheiterte - Hi tIer kam f(lr kur-zu 7,0 i t in Fes=tungshaft) und rief die Massen auf zum Antifaechitlttlntllp'nrn 29.Juli1923. Hunderttausende von Arbeitern drückten ihren Willen aus, denKampf gegen den Faschismus und zum Sturz der Regierunp, nn t.echLo aaenzu führen.Die Währung brach nun völlig zusammen. Die Werktätigen holten ihrenTageslohn im Koffer und im Ricksack ab und bekamen kaum Brot dafür.Die Gelddruckereien schafften es nicht mehr, das Papiergeld soschnell nachzudrucken. Es konnten schließlich die Löhne und Gehälternur noch teilweise ausgezahlt werden.

Seit dem 25.Juli streikten bereits wieder 30 000 Bergar=beitel', denen sich auch wieder Landarbeiterstreiks anschlossen.Auchunzählige Einzelhändler traten zusammen mit Handwerkern in den Steu=erstreik.

Berliner GeneralstreikAm II.August trafen sich 20 000 Berliner Betriebsräte zur Betriebs=rätevollversammlung und riefen zum Generalstreik unter folgendenParolen auf:

"I. SOfortiger Rücktritt Cuno's.2. Beschlagnahme der Lebensmittel zur Sicherung der

Ernährung.3. SOfortige Anerkennung der Kontrollausscrhüsse.4. SOfortige Aufhebung des Verbots der proletarischen

Hundertschaften.5. SOfortige Festsetzung eines Minimalstundenlohnes

von 60 Friedenspfennigen für alle Arbeiter und An=gestellten.

6. Wi.edereinstellung aller Arbeitslosen und Beschäfti=gung der Kriegsrentner zum vollen Lohn.

7. Aufhebung des Demonstrationsverbots und der Ausnah=meverordnung.

8. SOfortige Freilassung aller politischen Gefangenen."Die Zentrale der KPD rief die Arbeiter in ganz Deutschland auf, sichdem Berliner Generalstreik anzuschließen.Auf Grund der Massenbewegung erklärte Wilhelm Cuno am 12.8. seinenRücktritt.

Aber schön am 13. August verkündete die Bourgeosie eine neue.Regierung unte~ Stresemann, an der sich Sozialdemokraten beteiligten.

Das war ein TriCk, um die Massen zu spalten. Aber der Streik wurdefortgesetzt um alle Forderungen durchzusetzen. Hinzu kam jetzt dieForderung nach Sturz der Regierung Stresemanns. Am 14.August stan=den etwa 3 Millionen Arbeiter im Streik. Aber in allen Teilen Deu=tschlands begannen sozialdemokratische Arbeiterverräter den Streikabzuwiegeln, indem sie auf die VSPD'ler in der Regierung hinwiesen,die doch 'Arbeiterinteressen vertreten' würden. Die einheitlicheStreikfront wurde durch diese Abwiegler ausgehöhlt. Der Generalstreikkam zum Erliegen.

Aber das geschlossene Auftreten hatte das revolutionäre Be=wußtsein vieler Kollegen wieder einen Schritt weitergebracht, daswurde noch verstärkt, als die Regierung Stresemann sofort heftig ge=gen die Arbeiterklasse vorging. Tausende wurden wegen des Streiksentlassen. Am 27.September verhängte der sozialdemokratische Reichs=präsident Ebert den militärischen Ausnahmezustand über das ganzeReich.

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Es drückte· sich in diesem Vorgehen die deutliche Schwäche derherrschenden Klasse aus. Sie war nicht mehr in der Lage mit den bis=herigen Mitteln Herr der Lage zu bleiben. "Die da oben" konntennicht mehr und "die da unten" wollten nicht mehr. Die revolutionäreSituation spitzte sich zu.

Mitte September entstand wieder eine neue Streikwelle: General=streik in Baden, Streik der Bergarbeiter Schlesiens, Streik der Me=tall-,Hütten - und Bergarbeiter an Rhein und Ruhr, Streik der Textil=arbeiter in Sachsen.

Die Kommunistische ParteiSeptember- Oktober

Obwohl die Partei unterhalblegalen Bedingungenarbeiten mußte, stiegdie Miteliederzahl raschan auf etwa 300 OOO.Daswaren rund 50 % mehr alszu Anfang des Jahres.

Die Partei richte=te sich auf die bewaffneteAuseinandersetzung aus.Eswurde bei der Zentraleein militärischer Rat ein=gerichtet. In zahlreichenAusschüssen und Versamm=lungen von Arbeitern pro=pagierten die KommunistenKampfprogramme, die dieBewaffnung der Arbeitervorsahen, wie die Entwaff=nung der konterrevolutio=nären Truppen und Organi=sationen, die Einführungeiner stabilen Währung so=wie die Enteignung vonWucherern und Spekulantenforderten zur Sicherstel=lung der Ernährung der Be=völkerung.

Von den neuen mili=tärischen Leitern derPartei wurde die Beschaf=fung von Waffen flott vo=rangetrieben. Revolutionä=re Eisenbahner leiteten Güterwagen voll Gewehren für die Reichswehr um,Soldaten beschafften Waffen, Sprengstoff wurde an Verkehrsknotenpun=kte geschafft und teilweise wurden auch Waffen angekauft.

In Hamburg konnten besonders von Seeleuten und HafenarbeiternGewehre und Pistolen organisiert werden. Wilhelm Koenen schrieb inseinen Erinnerungen an die proletarischeR Hundertschaften:

"Geradezu liebevoll gingen die Proleten mitjeder ihrer Waffen um." •.• "Stets wurden sienach ÜbUngen wieder sorgfältig in sicherenVerstecken geborgen. Jedes Mitglied der pro=letarischen Hundertschaften war sich bewußt,was eine Waffe in seiner Hand bedeutet, daßer für ihr gutes Funktionieren zu gegebenerZeit verantwortlich war."

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Mitttte Oktober kam es in vielen Städten zu großen Hungerdemonstratio=nen~. Und Stresemann ließ unter Mitwirkung der Sozialdemokraten dieReiCChswehr gegen die Kommunistisch-Sozialdemokratische Regierung inSachhsen am 2I.Oktober einmarschieren.

Am 20.0ktober hatte die Zentrale der Kommunistischen Partei be=reittts einen klaren Aufstandsplan beschlossen: Aufruf zum Generalstreikin §ganz Deutschland. ausgehend von einer Konferenz der sächsischen Re=gierrung mit Vertretern der Gewerkschaften, der Kontrollausschüsse undder Betriebsräte, die am 2I.Oktober in Chemnitz stattfinden sollte -wei~erhin Beginn des bewaffneten Aufstandes, der als Signal für ganzDeutttschland in Hamburg beginnen sollte.VEERLAUF DER CHEMNITZER KONFERENZ

DER OPPORTUNIST BRANDLER LÄSST"SICH EINSCHUCHTERN

Auf der Chemnitzer Konferenz waren auch zahlreiche Vertreter der re=voluutionären Betriebsrätebewegung und der Aktionsausschüsse aus ande=ren Teilen Deutschlands anwesend. davon waren ca.70 % der anwesendenArbeeiter Mitglieder oder Sympathisanten der Partei. Brandler han=deltte wider den Beschluß des ZK der KPD. Anstatt an der Linie derbewaaffneten Machtergreifung festzuhalten, die dem Plan und der Ein=sChästzung der Situation zugrundelag, handelten die Rechten und derZenttrale unter Brandler gemeinsam mit den sozialde~okratischen Mi=nisttern als Verräter an der Arbeiterklasse und sabotierten den be=waffTneten Aufstand.

In K'!amburg aber hatte sich die Massenbewegung noch verstärkt, alsdie Bevölkerung merkte, daß die Reichswehr in Richtung Sachsen abge=zogeen wurde. Und die Ko~~unisten schritten unbeirrt auf dem einge=schlilagenen Weg des offensiven Kampfes gegen die Unterdrücker voran.

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Der Hamburger Aufstand

Der Beginn:Am Montag, den 22.0ktober, erscholl in allen Werft-, Hafen- undBaubetrieben Harnbu rgs der Ruf nach dem Generalstreik, Die Arbeiteraller Werften leGten als erste die Arbeit nieder, Ihnen folgten20 700 Arbeiter der Hafen-Lagerhaus und Kohlenlagerbetriebe, so dassin den ersten Nachmittagsstunden die Arbeit im Hafengebiet auf derganzen Linie ruhte. Die Streikenden versammelten si~h in den strassen-zügen , Überall bildeten sich Diskussiongruppen und lilas.:enversanuillungen,alle forderten, dass der Generalstreik ausgerufen werde.Die Hamburgische Bourgeosie bemerkte mit Sorge, dass diese "'treikbe-wegung 'den Keim politischer Unruhe' in sich trage.Die Werftbesitzerverkündeten rücksichtlos die Entlassung aller Streikenden (Das warbei dem riesigen Erwerbslosenheer von ihrer Seite her möglich).Die VSPD-Fiihrer versuchten, mit radikalem Getöse und Geschrei, sich andie Spitze der Massenunruhen zu setzen und die Führung zu übernehmen.Der sozialdemokratische Vorsitzende der Gewerkschaften schlug vor, dassGenel"c·J.streikgemacht wird, 'dass man aber abwarten muss, bis die Ber-liner Spitzenorganisationen ihr Einverständnis geben'.Gleichzeitigging der sozialdemokratische Polizeisenator ins Vorzimmer des Verhand-lungsraumes, um die Bourgeosie und sich für den Fall des Misslingensder Hinhaltetaktik zu sichern. Er gab allen ihm unterstellten Behördentelefonisch die Anweisung für ein Streikverbot in den sogenanntenlebenswichtigen Betrieben, wobei so viele Betriebe wie irgend möglichfür 'Lebenswichtig' erklärt wurden.Mittlerweile regte es sich erneut unter den Erwerbslosen. Diese Gruppevon Arbeitern, die auf Grund der schnell anwachsenden Arbeitslosigkeittäglich grösser wurde, solidarisierte sich am stärksten mit den Agita-toren und den Losungen der Kommunistischen Partei Deutschlands. D~szeigte sich besonders deutlich am Arbeitsnachweis am Baumwall, wo sich

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wie üblich, eine grosse Anzahl Erwerbsloser angesammelt hatten, DieKPD-Agitatoren verteilten die illegal erscheinende 'Hamburger Volks-zeitung' und wurden von kasernierter Ordnungspolizei angegriffen, Aberstatt die Zeitungen beschlagnahmen zu können, musste sie blutigeSchläge einstecken. Die Massen der Erwerbslosen nahmen tatkräftigPartei für die Kommunisten.

Der Kampf um's BrotIndem die hamburgische Bourgeosie von den verschiedensten Punktender Stadt Nachriohten über aufk'9imende politische Unruhe erhielt undsinh um das Schicksal ihrer eignenen Herrschaft sorgte, ereilte sieein neuer grosser Schreck: In der Stadt entbrannte ein Kleinkrieg umsBrot; Alles versuchte, für das letzte Inflationsgeld, dessen \'iertwieSchnee in den Händen zerar.n, Brot Zi.1 kaufen; denn ein Brot, das am20.0ktober 1,66 ..illiarden Mark kostete, sollte am rienstag 4,2 !I:il-liarden ~Rrk kosten.Hsusf'rauen UYJd ·;ierktätiEe hetzten am Nac hm i,ttag von GeschÄft zuGeschäft. Aber die klühe war meist ve r-ge bens , Denn die Mehrzahl derBeitzer der brotgeschHfte hatte das Brot entweder bereits ausver-kauft oder in ßewinnsüchtiGer Absicht bereits beiseite geschafft.Enttäuscht und wütend versammelten sich die Hungernden in den Straßen.:::ürgerl!.chesGesetz und das ;~rscheinen der Ordnungspolizei schrecktesie nicht mehr. Wo sich die G(:legenheit bot, verhalf die Gewalt zumBrot. ..Jit Drohungen entriss man den Bäckern die Ware und erzwarw beivielen niedrige Preise. Verwegene Burschen sprangen auf die Brotwapenund warfen, ehe sichs die Kutscher versahen, die kostbare Fracht unterdie hungrige Menge.Das gesc ei rrna L hier und einmal dort, als hätte man nach einemtaktischen Plan einander die Aufgaben zugeteil t , Jede Gruppe arbei teteeiner anderen Gruppe im benachbarten Stadtteil in die Hände. Wiihrenddie eine durch Krawall die POlizeikräfte anlockte, nutzte die anderedie Gelegenheit gerade dort, wo die alamierten Hüter der bürgerlichenOrdnung soeben verschwunden waren. Die POlizisten, die seit Tagen inhöchster Alarmbereitschaft standen, wurden hin und hergehetzt, undsie kamen meistens zu spät. So ermüdete das hungernde Volk seineUnterdrücker.

Die Reichswehr zieht nach SachsenDann wandte sich die Aufmerksamkeit und das Interesse einem anderenEreignis zu: Von Mund zu Mund verbreiteten sich Nachrichten, dassfast die gesamte Reichswehr Norddeutschlands nach liIitteldeutschlandabtransportiert werde. Man hatte Truppentransporte gesehen und Mass

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nahmen zur Einkleidung der 'Schwarzen Reichswehr' bemerkt. AlleBevölkerungsteile~ die bereits Erfahrungen im Kampf gegen die herr-schende Klasse gemacht hatten und daraus gelernt hatten, begriffensehr schnell, was diese Militärbewegungen zu bedeuten hatten. Trotzder allgemeinen Empörung über den Einmarsch der Reichawehr nachSachsen - zur Niederschlagung der Klassenbrüder - erkannte me.n, daßder Abzug hier im Norden die eigenen Positionen stärkte. Noch mehrfüllten sich die Hauptstrassen Hamburgs mit Massen hungri~er Menschen.

Plan der KPD

Am Abend trat die Oberleitung des KPD-Oberbezirks Nordwest zusamuen.Genauere Nachrichte!l aus Chemnitz waren noch nicht eir:getrof1"en.lnHamburg spitzte sich die revolutionäre Bewegung immer mehr zu. V/as warin einer solchen Lage zu tun?Unter der Leitung vcn Teedy Thälmann sprachen sich die meisten Deli-gierter. dafür au:?, dass man durch' einen Aufstand in Hamburg den Auf-marsch der Reichswehr in Mitteldeutschland stören kHnne und den all-gemeinen bewaffneten Aufstand. in Deutschland vom No:::-denher entfalte;müsse.ln richtiger Einschätzung der politischen Situation beschlossOberleitung, auch trotz des Ausbleibens der Nachricl:ten über allgeme: :J

Generalstreikbeschluss in Hamburg loszuschlagen.Um die Bewaffnung des kämpfenden Proletariats zu verbessern, wu::-dedtLeitern des kommunistischen Ordnerdienstes als erste taktische AufgabE'der Befehl gegeben, die Polizeiwachen zu stürmen und zu entwaffnen.Kaum war der Befehlsempfang beendet, eilten die Militärischen Leiterin ihre Distrikte, um die Kampfgruppen zu alarmieren.

Massendemonstrationen

Während dieser Zeit drängten sich auf den Haupt~assen noch inwer diehungrigen Werktätigen. "Auseinandergehen! Nicht stehenbleiben!" schriendie Hüter der kapitalistischen Ordnung.Wo immer auch die Massen sichsammelten, sprengten Polizisten mit der Waffe dazwischen. Frauenschrien, Männer fluchten, aber sie kapitulierten nichto Sie wolltensich einer Ordnung nicht mehr fügen, in der man nur das eine wusste,dass es immer schlechter werde. "So kann es nicht länger weitergehen",

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war jetzt die allgemeine Überzeugung. Viele Werktiitlp;o sprachen schonlaut davon, dass jetzt die Revolution kommen werde. Ein grosser Teilder Kommunisten, die nicht demOrdnerdienst angehörten, bestärkten dieMassen in ihrem Widerstand. Bald hier, bald dort auftauchend, sammeltensie die Hungernden stets an denjenigen Strassenkreuzungen, wo es diePolizei am wenigsten erwartet hatte. Wieder hetzten die Eolizistenhin und her, aber auch jetzt blieb ihnen der Erfolg versagt. Überallsammelten sich die Massen erneut in den' Strassen, in Altona, St.Pauli,Steinstrasse, Lübeckerstrasse, Barmbek •••Zur gleichen Zeit fanden in vielen Stadtteilen KPD-Versammlungen statt;die wichtigste tagte im Klub- und Ballhaus am Grünen Deich.Hier sprachauch Ernst Thälmann."Die Arbeiter sind auf der Strasse schon zumaktiven Widerstand übergegangen,"sagte Teddy,"jetzt wird auch dieKommunistische Partei losschlagen, um das zu verwirklichen, was inihrem Programm steht."

AhrensburgUm 21 Uhr organiserte die KPD-Ortsgruppe in Ahrensburg eine geheimeVersammlung in der Nähe des früheren Walddörfer-Bahnhofs. Der Vorsitzende informierte die Versammlungsteilrehmer über den bevorstehendenAufstand, und dann wurden Trupps zusammengestellt:Ein E'isenbaLntrupp zur Sperrung der Schienenstrecke, ein Baumfälltruppzur Sperrung der strassen, ein Telefon- und Telegraphentrupp zur Unter-brechung der Leitungen und ein Entwaffnungstrupp zur Beschaffung vonWaffen.Die Trupps in Ahrensburg erreichten ihre Ziele nur teilweise, ver allemweil sie durch Ritterlichkeit gegenüber dem Klassenfeind davor zurück-schreckten, sicher zu verhindern, dass Oberlandjäger , Polizisten undBahnhofsbeamte Warnungen und Informationen. zur Hamburger Polizeizentralesenden konrrte n.,Aus ähnlichen Gründen,-man versäumte es immer wieder, die entwaffnetenPoizisten einzusperren, statt dessen schickte man sie mancherorts einfach nach Hause - misslangen eine ganze Reihe geplanter Aktionen, zumBeispiel die vollständige Sperrung der Eisenbahnlinie Lübeck- Hamburgund der Überfall auf manche Polizeiwache. Doch überall, wo die Truppsmutig und entschlossen vorgingen und verhinderten, daß sich die Ord-nungspolizei wieder sammeln konnte, wurden große Erfolge erzielt. Unddas war in den ~eisten Fällen so. Von 26 Polizeistationen konnten 17vollständig gestürmt und entwaffnet werden. In Schiffbek versetzte derungeheure Mut und die Entschlossenheit der Arbeiter einen Polizei -offizier in so große Wut, daß er seine Truppe anbrüllte:"Ihr Feig-linge, Ihr Schlappschwänze, mit zehn dieser Arbeiter würde ich ganzRamburg erobern!"

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Der Sturm auf die WachenEs graute der Morgen, als sich die Stosstrupps des Ordnungsdiensteskurz vor 5 Uhr auf den stellplätzen samme 1ten. Laut Lee formierten sieSich zum Sturm. Fast unbewaffnet traten sie zum Handstreich gegen diewaffenstarrenden Feinde an; ob solcher Kühnheit sank nun manchem dochder Mut; kleinmütig blieben sie zurück. Aber die übergrosse Mehrheitdes kommunistischen Ordnungsdienstes liess sich dadurch nicht beirren.Sie handelten, wie es die Kampfleitung befohlen hatte. Schlag 5 Uhrstürmten die Kampfgruppen die Polizeiwachen.

WinterhudeBesonders vorbildlich kämpften die Stosstruppler im Bezirk B. Siepirschten sich einzeln an die Polizeiwache am Vlinterhuder Marktplatzheran und stürmten danr: auf ein Zeichen geschlossen die Wache. DieBeamten, starr vor Schreck, vergassen alle Gegenwehr. Arbeiter nahmenihnen die ~affen, stellten die Polizisten unter die Bewachung einesPostens und eilten wieder auf die Strasse, um alle zum Dienst gehendenPolizisten zu entwaffnen.Auch Wohnungen wurden nach Waffen durchsucht.Nach diesen Erfolgen besetzten sie schlie8slich die Krugkoppelbrücke.Dann wurden al:8 entbehrlichen Kräfte nach Barmbek geschickt.

BurgstrasseGenau zur gleiehen Zeit stürmten die Kampfgruppem des benachbartenBezirks. Kurz vor 5 Uhr sammelte ein Speditionsarbeiter seinen Stoss-trupp zum Angriff auf die Polizeiwache 26 in der Burgstrasse. Ein unge-ladener Revolver, so erzählte dieser Arbeiter, war die einzige Waffedieses 'I'r-upps , Schon von weitem bemerkte er den Horchposten vor derWache.Der Stosstruppführer befahl Halt, er wollte erst einmal alleineaen Horchposten beiseite schaffen. Dann ging dieser Arbeiter gemächlich

auf den Posten zu, stellte sich vor ihn und fragte ihn, wie spät essei. Indem der 20sten seine Uhr herauskramte, wurden ihm plötzlichMund und Arme zusammengepresS't. Es sei Generalstreik, soll dieser Arbei-ter dem überrumpelten Posten gesagt haben, er solle sich ruhig verhaltenund mitkommen. Sogleich setzen sich die Beine des Polizisten in Bewe-gung; der Stosstruppführer packte ihn beim Kragen und schob ihn lautloszum Samcelplatz des Stosstrupps. Daraufhin, so berichtet der Speditions_arbeiter, liessen sie einen Doppelposten zurück und gingen mit 6 Manngegen die Wacne vor. Er öffnete die Tür des Wachraumes, sprang überdie Barriere, setzte dem'wachhabenden Wachtmeister die Mündung desun-

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geladenen Revolvers vor die Brust. Die Macht befinde sich in den H:ändendes Proletariats, es werde die Arbeiterregierung errichtet, der Beamtemusse seine Waffen Übergehen. Nach der dritten Aufforderung lies derPolizist die Waffe fallen, und der Stosstrupp stürzte in den Aufent-haltsraum der Wachbereitschaft. ,,!lit.donnerndem Rufe wurden den ver-störten Beamten die Waffen entrissen, sie wurden in die Arrestzellenges~errt und. die Gewehre wurden aus den Schränken geholt. So bewaffnetverteilten sich die Mitglieder des Stosstrupps als Ka~pfposten inden Stras,sen dieses Stadtteils.

·Horn

Nur wer kühn und findig an die schwierige Aufgabe der Erstürmung einerPolizeiwache heranging, erzlP 1ix>Erfolg. Wie die Mehrzahl der HamburgerKampfgruppen, so demonstrierte auch der Stosstrupp, der die Polizei-wache 27 angriff, dass es im bewaffneten Aufstand vor allem auf dieKühnheit des A~greifers ankommt. Dieser Stoestrupp, dem besonders vielejunge Arbeiter angehörten, hatte ein Wachlokal zu überrumpelm, dessenEingang durch zwei Horchposten gesichert war. Zehn Mann des Stosstruppsschlichen sich im Schutze eines langsam fahrenden;:;trassenbahnwagensunbemerkt bis an die ~olizeiwache heran, brachen wie ein plötzlichesUnwetter hinter der weiterfahrenden Deckung hervor, stürzten sich aufden Doppelposten; der Schreck verschlug ihm Denken und Sprache, keinLaut und kein Schuss fielen. Und während dies geSChah, stürzten auseiner Seitenstraße andere Arbeiter in die Wache. Sie. nahmen den Beam-ten die Pistolen, holten die :Gewehreaus Schränken und Versteckenund besetzten die Telefo·napparate. Die Wachen wurden mit Acker- .wagen und anderen Geräten verbarrikadiert und mit einigen Posten b~-setzt. Die meisten vom Stoßtrupp zogen mit de~ eroberten Waffen nachSchiffbek.

Schiffbek, Qejendorf, KirchsteinbekIn Schiffbek, Oejendorf und Kirchsteinbek hatte der Ordnungsdienstebenfalls um. Schlag 5 Uhr zugeschlagen. Vor Beginn der Aktion hattensich die Schiffbeker KPD-Leiter in der Wohnung von .Fiete dchulze ver-

sammelt, der damals der Militärische Leiter dieses Gebiets war. InSchiffbek begannen die bewaffneten Kämpfe wie in Hamburg, Kampfgruppenüberrannten die Schiffbeker1fache, sperrten Polizisten und reaktionäreVSPD~Führer ein und durchsuchteh die "ohnungen bürgerlicher Elementenach Waffen. Viele hatten ihre Waffen schon vorsichtshalber im Gemeinde-haus zur Verwahrung gegeben, aber die Arbeiter fanden auch dieses Ver-steck.

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So brach in den ersten Morgenstunden des 23.0ktober auf dem weitenBogen der Vororte, der sich von Billbrock über Barmbek bLs .,interhudeum die Stadt Hamburg spannte, der bewaffnete Sturm gegen die Bourgeoisielos. Dieser Einschliessungsring, den die Kampfleitung vorbildlich ge-plant hatte und den die ~ruppen des Ordnungsdienstes zum grossen Teilkühn verwirklicht hatten, fand auch im Norden und Nordwesten an einigenPunkten seine Fortsetzung, in Hummelsbüttel, Eimsbüttel, Eppendorf.

EimsbüttelEin Kämpfer berichtete aus Eimsbüttel:"Es wird nicht geschossen, rief ein Arbeiter in die Wache, man solleherauskommen und sich ergeben.Aber es kam keine Antwort. Wieder eröffneteder stosstrupp der Arbeiter das Feuer, eine Bierhandgranate flog in dieWache, das Licht verlöschte. Nach einigen Minuten gingen die Arbeiterlamgsam vor, leuchteten in den Wachraum - kein Polizist war zu sehen.Da war nur ein Gewirr von Stühlen, Säbeln, Pistolen und Tschakos.Dannzerspli tterten 'l'Urenund Fenster unter den Schlägen der Arbeiterfäuste,sie drangen in die Wache und Licht f'Lamnt e auf. Auf der Treppe, die zuden oberen Df.enst rüumen führt, standen schreckensbleiche Gestalten miterhobenen Armen. 'Nicht schiessen, ' et amae Lten die Polizisten, 'wirha ben genug.' Ob es in ganz Deu t.sch'La-id losgegangen sei, fragten sie.Die Arbeiter bejahten. 'Gott sei dank - endlich!' härte man Polizistensapen. "

22. Oktober 1927

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Oktober4td&tand 1923 in HamburgStadHeil Eim.büHel

Erlöuterungen

hohes, vielstöckiges Haus (Houserblock)mit Balkonen

~ -= Haus mittlerer Größe

~ ~ niedr;gesl einstöckiges Haus, Schuppenusw.

• = Pol. Woche 42

••• = ~:~~mit Angriftsrichtung

..••• = Panz.K.W .

• R. .Radfahrverband tlw f'eUa4äo a von A~_bese'z'er Raum

MaB,tab 1 : 4000(nach Polizeiakten)


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