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DIVSI Magazin – Ausgabe 1/2016

Date post: 06-Jul-2018
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  • 8/17/2019 DIVSI Magazin – Ausgabe 1/2016

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    Prof. Dr. Patrick Sensburg

    Der Vorsitzende desNSA-Untersuchungsausschussesim Deutschen Bundestag

    beleuchtet das neue Zeitalterder Nachrichtendienste

    Sicherheit undFreiheit in derdigitalen Welt

    Interview: Wohin steuert das Netz?

    Internet und Partisanen-krieg aus dem Keller

    Fünf IT-Trends und ihre Konsequenzen

    Von Blockchain bis zu

    künstlicher Intelligenz

    APRIL 2016

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    Haben Sie Fragen oder wünschenweitere Informationen?

    Web: www.divsi.deE-Mail: [email protected]

    Anfragen DIVSI magazin: Michael Schneider,Leitung KommunikationTel.: + 49 40 226 369 895E-Mail: [email protected]

    E-Mail: [email protected]

    Wissenschaftliche Leitung: Joanna Schmölz

    Tel.: + 49 40 226 369 896E-Mail: [email protected]

    Herausgeber:Deutsches Institut

    für Vertrauen und

    Sicherheit

    im Internet (DIVSI)

    Matthias Kammer,

    Direktor

    Mittelweg 110B

    20149 Hamburg

    Impressum

    3 EditorialBildsprache, Klartext und Jugendfragen

    4 Inside DIVSIRückblicke & Ausblicke

    SCHWERPUNKT DATENSAMMLER

    6 Im neuen Zeitalter der NachrichtendiensteDer NSA-Untersuchungsausschuss: Kristallisationspunktfür Debatten rund um das Gleichgewicht von Sicherheitund Freiheit in der digitalen Welt

    10 Brauchen wir für Big Data neue Regeln?Untersuchung zu Smart Mobility und Smart Health zeigt:Es existieren Konfliktfelder, die eine gesellschaftlicheDebatte erforderlich machen

    14 Internet und Partisanenkrieg aus dem KellerInterview zu Hacking, Cyberterrorismus und demInternet der Dinge

    17 Bürger und Amt: Wobei entstehen die meisten Kontakte?Untersuchung zu den 100 wichtigsten und am häufigstengenutzten Verwaltungsleistungen ist abgeschlossen

    20 Wissen, was wirklich kommtFünf Trends haben fern von jedem Hype tief greifendeKonsequenzen über alle Branchen hinweg

    24 Jugendliche und das Internet: Was wirklich abläuftWelche Chancen sehen sie? Wovor haben sie Angst?Was ist selbstverständlich? Wie hilft die Schule?Die neue SINUS-Jugendstudie gibt alle Antworten

    27 Aktuelle Bücher

    10

    17

    24

    Titel: Büro Patrick Sensburg

    6

    Chefredakteur: Jürgen Selonke (V.i.S.d.P.)

    Autoren: Dr. Silke Borg-

    stedt, Alexander Braun,

    Sirko Hunnius, Dr. Karsten

    Nohl, Philipp Otto,

    Prof. Dr. Patrick Sensburg,

    Dirk Stocksmeier

    Realisierung: Lohrengel Mediendesign

    Schulterblatt 58

    20357 Hamburg

    Verbreitete Auflage:ca. 7.500 Exemplare,

    Abgabe kostenlos

    2

    Inhalt

    http://www.divsi.de/mailto:[email protected]:[email protected]:[email protected]:[email protected]:[email protected]:[email protected]:[email protected]:[email protected]://www.divsi.de/

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    Bildsprache,Klartext und

    Jugendfragen

    Endlich mal eine bekannte Re-densart, die ihren Ursprung ver-mutlich nicht den alten Chinesenoder Griechen verdankt. Es lässt

    sich sogar auf den Tag datieren, wann sie

    in Umlauf gesetzt wurde – 8. Dezember1921. Da veröffentlichte Fred R. Barnardin einer US-Werbezeitschrift eine Anzei-ge mit dem Slogan „One Look is Worth AThousand Words“ (Ein Blick ist tausendWorte wert). Wobei Barnard den Spruchgeklaut hat. Erfinder ist angeblich P. J.Reuter, Gründer der ursprünglich deut-schen Nachrichtenagentur Reuters.

    Wir kennen den Satz bis heute, meistin der Formulierung „ein Bild sagt mehrals tausend Worte“. Auf S. 20 dieses DIVSI-

    Magazins wird klar, warum ich das soausführlich erzähle. Es gehört zu denschwierigen Aufgaben dieser Branche,auch technische Vorgänge so zu bebil-dern, dass der Leser dennoch durch dieOptik neugierig auf den Text wird. EinBild von einem Computer macht nichtsher. Im Heft versperrt ein schneebedeck-ter Berg den Blick auf das, was dahinterliegt. Genau darum geht es dem Beitragvon Alexander Braun. Er blickt über dasMassiv hinaus und beschreibt, welche IT-Trends 2016 bestimmend sein könnten.

    Felix Hanssen, für Optik und Layout desMagazins zuständig, gilt an dieser Stelleein ausdrückliches Kompliment für sei-nen Einfall.

    Klartext reden Prof. Dr. Patrick Sens-burg und Philipp Otto. Der Vorsitzendedes NSA-Untersuchungsausschussesblickt auf das neue Zeitalter der Nach-richtendienste. Der Gründer des BerlinerThink Tanks iRights.Lab überprüft, ob wirfür Big Data neue Regeln brauchen. EineArbeit, die im Rahmen des DIVSI-Projekts

    „Digitaler Kodex“ entstanden ist (ab S. 6).

    Einer der weltweit bekanntestenKryptospezialisten unserer Zeit ist Dr.Karsten Nohl. In spektakulären Aktionenhat er immer wieder öffentlich vorge-führt, wie leicht Experten auch angeblichhochsichere Systeme hacken können. Ineinem ausführlichen Interview bezieht erStellung zu aktuellen Problemen, erklärtdie verheerenden Folgen eines Cyber-kriegs und sagt, warum das Internet in-

    formiertere Nutzer braucht (S. 14).

    Wobei entstehen beim Kontakt zwi-schen den Bürgern und den Ämtern diemeisten Kontakte? Stellen Sie mal ei-gene Vermutungen an. Ab S. 17 gibt esdann die Lösung. Sirko Hunnius und DirkStocksmeier berichten über eine jetztabgeschlossene Untersuchung, bei derdie 100 wichtigsten und am häufigstengenutzten Verwaltungsdienstleistungenermittelt wurden. Eine Analyse, die hel-fen soll, den Kontakt zwischen allen be-

    teiligten Stellen zu erleichtern und zubeschleunigen.

    Jugendliche und das Internet – einnicht endendes Thema. Welche Chancensehen sie? Wovor haben sie Angst? Wasist selbstverständlich? Wie hilft die Schu-le? Die neue SINUS-Jugendstudie verrät,was wirklich abläuft. Dr. Silke Borgstedthat die entscheidenden Fakten gebündelt(S. 24).

    Ich wünsche Ihnen

    eine informative Lektüre.

    Jürgen SelonkeChefredakteur, DIVSI magazin

    3April 2016

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    INSIDE DIVSI

    Is Code TheNew Law?Hamburg – Zu einem weiterenerstklassig besetzten Meetinglädt DIVSI mit der HamburgerBucerius Law School ein. Esgeht um Ethik und Verantwor-tung in der digitalen Welt: „IsCode The New Law?“ Terminist am 12./13. Mai 2016 imFestsaal der Hochschule (Jun-giusstraße 6, 20355 Hamburg).

    Gemeinsam mit DIVSI-Direktor Matthias Kammereröffnet Prof. Dr. KatharinaBoele-Woelki, Präsidentinder Bucerius Law School, dieVeranstaltung. Zu den Refe-renten des ersten Tages zähltauch Prof. Dr. Miriam Meckel,derzeit Chefredakteurin der

    „Wirtschaftswoche“.Im Mittelpunkt des zweiten

    Tages stehen wissenschaftlichgeprägte Vorträge in einem

    weit gefächerten Spektrum.Thematisch geht es um recht-liche und außerrechtliche Re-geln in der Welt des Internets,um die digitale Agenda imGesundheitssystem sowie umdie ethische Dimension von BigData. Anmeldungen für das

    „DIVSI-Bucerius Forum“ sindmöglich über die DIVSI-Home-page. Die Teilnahme an derVeranstaltung ist kostenfrei.

    Gastredner. Miriam Meckelist bei demForum dabei.

    Die DIVSI Internet-Milieus liefern seit ih-

    rer Erstvorstellung 2012 eine detaillierteÜbersicht darüber, wie die Menschen inDeutschland mit den Angeboten des In-ternets umgehen und sie nutzen, welcheChancen sie darin sehen und vor was sieSorge haben. Wiederum in Zusammenar-beit mit dem Sinus-Institut wurden dieseAngaben jetzt aktualisiert. Die „DIVSI In-ternet-Milieus 2016 – die digitalisierte Ge-sellschaft in Bewegung“ stehen unmittel-bar vor ihrer Veröffentlichung.

    Die Studie zeigt, dass es für denGroßteil der Bevölkerung zur Normalität

    geworden ist, mobil im Internet zu sein,sich online zu vernetzen und das Internetsowohl bei privaten wie auch beruflichenAktivitäten für unverzichtbar zu erklären.

    Neubenennung.  Das veränderte Nut-zungsverhalten hat es erforderlich ge-macht, die sieben Internet-Milieus teilwei-se neu zu benennen.

    Der Anteil der deutschsprachigen Bevöl-kerung, der das Internet täglich nutzt, ist um21 Prozent gestiegen: Mehr als die Hälfte istmittlerweile täglich im Netz. 14 Prozent der

    Onliner geben an, täglich vier Stundenoder länger zu privaten Zweckenonline zu sein.

    Im Hinblick auf sozialeNetzwerke und Instant Messa-ging haben die 30- bis 64-Jährigenstark zugelegt. Hier haben sich die Nut-zeranteile von Messaging-Diensten ver-doppelt. Für 61 Prozent ist ein Leben ohneInternet unvorstellbar. Die Menschenhaben auch immer weniger Angst davor,dass man in Zukunft vieles nur über dasInternet erledigen kann. Die zunehmende

    Verbundenheit mit dem Internet geht auchmit gestiegenem Selbstbewusstsein im

    Hinblick auf Internet-Kompetenz einher.

    Die Menschen stufen sich 2016 deutlichkompetenter ein als vier Jahre zuvor.

    Grundsätzlich lassen sich die Verän-derungen in der Landschaft der digitalenLebenswelten in drei Thesen bündeln:■ Das Internet ist in der Mitte der Ge-

    sellschaft angekommen: Ein pragmati-scher, unaufgeregter Zugang zum Netzist für weite Teile der Gesellschaft nor-mal geworden.

    ■ Die digitale Gesellschaft driftet aus-einander:  Fanden sich bei den inter-netfernen Personen 2012 noch deutlich

    mehr Menschen nicht nur in einfacher,sondern auch gehobener sozialer Lage,umfasst dieser Kreis jetzt nahezu aus-schließlich Menschen mit geringem Ein-kommen und geringer Formalbildung.

    ■ Intensiv-Onliner sind nicht automa-tisch Internet-Fans:  Die Studie zeigteine Ernüchterung am digitalisiertenRand der Gesellschaft, die eine intensi-ve Nutzung mit selektiv-kritischer Sicht

    auf bestimmte Entwicklungenund Möglichkeiten des

    Netzes vereint.

    Normalität. Fürdie meisten istes zum Alltaggeworden, dieMöglichkeiten

    des Netzes

    beruflich undprivat zu nutzen.

    Die digitalisierte Gesellschaft in Bewegung

    4

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    Das Internet:Generation

    Ü-60 mag esonline

    In einem neuen Pro- jekt, das DIVSI mitdem Sinus-Institutangestoßen hat, gehtes speziell um das In-ternet-Verhalten derGeneration Ü-60. Dieälteste Befragte war dabei 97 Jahre alt,42 Prozent zwischen 60 und 69 Jahren,

    58 Prozent über 70 Jahre. Die vielleichtwichtigste Erkenntnis der umfangreichenUntersuchungen: 52 Prozent der Ü-60sind regelmäßig online. Dabei herrschtbei ihnen im Umgang mit dem Netz einekritisch-positive Neugier vor.

    Bei vielen dieser älteren Nutzergrup-pe stellen die Experten von Sinus einenPragmatismus fest: Die Möglichkeitendes Netzes dienen den Befragten als Le-benserleichterung. Dabei bewegen siesich hauptsächlich auf sicherem Terrain:Die Nutzung von E-Mails ist deshalb eine

    der wesentlichen Aktivitäten. Die Älterenbegründen ihre Netz-Aktivitäten auch so:

    „Ich bin damit noch ein Teil der Gesell-schaft, weil ich überall teilhaben kann.“53 Prozent der Onliner sagen, dass einLeben ohne Internet für sie „unvorstell-bar“ ist.

    Mehr als die Hälfte der Befragtensagt auch: Man muss sich an einen freie-ren Umgang mit Daten gewöhnen. Überdie Hälfte der Befragten gaben auch an,dass sie immer auf dem neuesten Standder Technik sein wollen. Die Ergebnisseder Befragung insgesamt sollen in die-sem Sommer veröffentlicht werden.

    Links zu Daten-schutz, Social

    Media, Kinder undInternet

    Auf der Homepage von DIVSIgibt es neu eine Übersichthilfreicher Links zu den ThemenDatenschutz, Internet-Betrug,Social Media und kindgerechterUmgang mit dem Internet.

    DIVSI-Kommunikations-ChefMichael Schneider: „Damithelfen wir, in der Fülle des

    Internet-Angebots die passendenSeiten zu finden.“

    Insgesamt werden Linkszu Sicherheit/Technik, Daten-schutz, Internetbetrug/Angriffe,IT-Recht, Social Media, Kinderund Internet, Selbsthilfe undMobbing sowie mobiles Internetaufgeführt.

    Leadership in der digitalen Welt

    Wie lassen sich mit den Möglichkeiten unserer digitalen Welt neue Geschäftsmo-

    delle entwickeln? Wie lassen sich daraus Wettbewerbsvorteile generieren? Wasbedeutet der digitale Weg für die klassischen Geschäftszweige der einzelnen Unter-nehmen? Besteht eher Anlass zur Freude über die Zukunftschancen, oder müssenwir eine disruptive Technik fürchten? Kann Kannibalisierung in manchen Fällen einlohnender Ausweg sein?

    Die Perspektive der Vorstands-vorsitzenden großer deutscherFirmen auf Fragen dieser Artist bisher eher unbekannt. Dasändert sich jetzt.

    Für ein Projekt, an dem DIVSIim Team mit accenture seit Anfangdes letzten Jahres arbeitet, haben

    32 Persönlichkeiten aus der erstenReihe von Wirtschaft, öffentlichemDienst und Gewerkschaft freimütiggeantwortet. DIVSI-Direktor MatthiasKammer: „Ganz bewusst haben wir dieInterviews nur mit der Nummer eins

    der Unternehmen und Verbändegeführt. Generelle Erkenntnisdabei war, dass die Thematikder Digitalisierung mit dendamit zusammenhängenden

    Chancen und Problemen über-all angekommen ist.“

    Dr. Markus Klimmer (accen-

    ture): „Es ging darum, persönlicheStatements einzuholen. Damit wirddas wichtige Thema Digitalisierungaus einer neuen Sicht interpretiert.

    Was treibt Vorstandsvorsitzende in die-ser Hinsicht um? Welche Chancen und

    Herausforderungen stellen sich für siepersönlich?“

    Die Ergebnisse und Erkenntnissesollen in zwei unterschiedlichen Pub-

    likationen veröffentlicht werden. Zumeinen in einer Sonderausgabe der „Wirt-schaftswoche“ (erscheint noch im Früh- jahr), zum anderen in Buchform. DieseVeröffentlichung ist für den Herbst ter-miniert.

    Aktiv dabei. 

    Auch Post-CEODr. Frank Appelstand für einInterview zur

    Verfügung.

    WEITERE INFOS:divsi.de/blog

    Internet-Senioren. Ü-60 und das Netz: Geht das?

       F  o   t  o  s  :   C   l  a  u   d  e   S   t  a   h  e   l ,   D  e  u   t  s  c   h  e   P  o  s   t   A   G ,

       J  a  c   k   F  r  o  g

        /  p   i  x   i  n  o  o  –   S   h  u   t   t  e  r  s   t  o  c   k

    5April 2016

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    BLICK VON INNEN

    Im neuen Zeitalter derNachrichtendiensteDer NSA-Untersuchungsausschuss: Kristallisationspunkt für

    gesellschaftliche Debatten rund um das Gleichgewicht vonSicherheit und Freiheit in der digitalen Welt.

    Prof. Dr. Patrick Sensburg

    Lauschzentrum. Bis 2004 nutztedie NSA diese Abhörbasis beiBad Aibling. Danach wurde dieAnlage dem BND überlassen.

       F  o   t  o  :   M   i  c   h  a  e   l   T   h  a   l  e  r  –   S   h  u   t   t  e  r  s   t  o  c   k

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    Nach dem Zusammenbruch des

    Ostblocks und dem Ende desKalten Krieges schien es, alswäre die Hochzeit der Geheim-

    dienste vorbei. Die Rüstungsprojekteder Staaten wurden immer teurer, undinsbesondere die USA konnten es sichleisten, eine ganz ungewohnte Transpa-renz zu praktizieren. So ist z. B. der ein-fache Nachbau von Hightech-Waffen-systemen kaum noch möglich. Die sichhieraus ergebende Asymmetrie wirktsich immer stärker auf das Konfliktver-halten streitender Parteien aus.

    Daten in einer digitalen Welt sindhierbei zum wichtigen Machtfaktorgeworden. Nach dem Terroranschlagim tunesischen Badeort Sousse, demBombenanschlag auf den Airbus A321der russischen Fluglinie Kogalymavia,den koordinierten Anschlägen in Parisund der Geiselnahme im Hotel Radis-son-Blu in Bamako im Jahr 2015 oderden Bombenanschlägen in Istanbul

    und Ankara und den Anschlägen von

    Al-Shabaab in Somalia in diesem Jahrbrauchen wir unsere Sicherheitsbehör-den mehr denn je. Wir sehen uns neuenGefährdungsszenarien ausgesetzt, dieeine Vernetzung und Abstimmung na-tional und international erfordern, umdem Kampf gegen asymmetrische undhybride Bedrohungen zu begegnen.

    Macht.  Die digitale Kommunikation,bis hin zur Einflussnahme in sozialenNetzwerken spielt eine immer größe-re Rolle. Die Macht über das Netz und

    unsere Daten ist sowohl für Unterneh-men wie auch für Nachrichtendienstein Zukunft der entscheidende Faktor.Die Sicherheit unserer Daten, die Si-cherheit der intimsten Informationenüber jeden von uns bis hin zur Persön-lichkeit des Einzelnen interessiert heu-te mehr als je zuvor.

    Gleichzeitig wird die Herrschaftüber Daten, z. B. in Form von Nach-

    richten aus der ganzen Welt, für viele

    Akteure ein Machtfaktor. Die Zahl dernachrichtenähnlichen Beiträge vonFacebook-Profilen, Blogs und in ab-gestufter Weise auch bei Twitter undInstagram hat in den letzten Monatenmassiv zugenommen. Gleiches gilt fürKommentare auf den Webseiten seriö-ser Presseorgane. Hier werden Artikelals Lügen verunglimpft und mit fal-schen Behauptungen diskreditiert. Invielen Fällen handelt es sich bei den Au-toren der Kommentare um sogenannteTrolle, also Nutzer, die es gar nicht gibt

    und die nur zum Schein erstellt wurden.Über sie gelingt es im Internet Meinungzu machen, wie es auch gelingt, Shit-storms beispielsweise über Personenoder Firmen loszutreten. Nachrichten-dienste mancher Staaten, aber auchStrukturen der organisierten Kriminali-tät spielen hier keine unerhebliche Rol-le, was wir derzeit insbesondere beimThema Flüchtlinge sehen.

    7April 2016

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    Vertrauen und Sicherheit in der Ge-sellschaft zu garantieren, ohne dabeidie Freiheit der Bürger zu gefährden,ist eine Aufgabe, die für die Politik, aberauch für alle gesellschaftlichen Akteure

    unter diesen Umständen nicht leichtergeworden ist. Die Masse an Daten, diewir alle täglich produzieren, ist interes-sant. Sie ist interessant für Unterneh-men wie Google, Amazon und Facebook,die ihre Firmenphilosophie gerade aufdie Herrschaft über Daten und Informa-tionen gründen. Man denke nur an denfast explodierenden Markt der Gesund-heitsdaten.

    Darknet. Unsere Daten sind aber auchinteressant für Nachrichtendienste und

    weite Teile der organisierten Kriminali-tät, die den stetig wachsenden Pool vonDaten gerne als Steinbruch für ihre Zwe-cke nutzen möchten. Gleichzeitig nutzenKriminelle immer mehr das sogenannteDarknet – eine Parallelwelt im Netz, dieeine anonyme Möglichkeit bietet, Verbre-chen im Internet zu planen, anzubahnenund zu begehen. Für Polizei und Nach-richtendienste wird es in diesen „Räu-men“ immer schwerer, für Sicherheit zusorgen. Bürgerinnen und Bürger müssengeschützt werden, indem Terroristen

    oder Gefährder rechtzeitig identifiziertwerden, lautet daher auch die Argumen-tation, um die Datenerfassung der NSAund anderer Dienste zu rechtfertigen.

    Die gleiche Argumentation findenwir in Großbritannien und nun auch inFrankreich nach den Anschlägen gegendie Redaktion der französischen Satire-zeitschrift „Charlie Hebdo“ am 7. Januar2015 in Paris. Bei uns ist die jahrelangeDiskussion um die Vorratsdatenspeiche-rung beispielhaft für diese Debatte. Un-sere Gesellschaft befindet sich also in

    einem Spannungsfeld zwischen digitalerFreiheit und der Sensibilität, die eine ver-netzte Welt einfordert.

    In diesem Spannungsfeld befindetsich der sogenannte NSA-Untersu-chungsausschuss des Deutschen Bun-destages, der aufgrund der Veröffentli-chungen von Edward Snowden Anfang

    2014 eingesetzt wurde. Seine Aufgabeist es erstens, das Ausmaß und die Hin-tergründe der Ausspähungen durch dieDienste der sogenannten Five-Eyes-Staa-ten in Deutschland aufzuklären. Zweitenssoll er ermitteln, inwieweit die deutschenDienste hieran beteiligt waren und ob ge-setzliche Regelungen durch sie verletztwurden. In einem dritten Komplex soll derNSA-Untersuchungsausschuss Empfeh-lungen abgeben, wie die Telekommuni-kation der Bürger, von Unternehmen undvon staatlichen Stellen besser geschützt

    werden kann. Ziel ist es also nicht, un-sere Nachrichtendienste zu zerschlagen,sondern die Balance zwischen Sicherheitund Freiheit zu finden.

    Zeugenbefragung. Die Arbeit konzent-riert sich zum einen auf die Auswertungumfangreichen Aktenmaterials von der-zeit über 2.325 Aktenordnern des BNDund anderer Behörden, von denen rund525 Aktenordner als vertraulich oder hö-her eingestuft sind. Zum anderen werdenZeugen, z. B. der Nachrichtendienste

    oder von Unternehmen der IT-Branche,geladen. Kürzlich sind Ladungen anMark Zuckerberg von Facebook, BradSmith (Microsoft), Eric Schmidt (Google)und Tim Cook (Apple) vom Ausschussbeschlossen worden. Bisher gab es 40Zeugensitzungen mit 84 Zeugen. Rund 42weitere Zeugen sind beschlossen, abernoch nicht zu einem konkreten Termingeladen worden.

    Nur wenige Beobachter hatten sichvor dem Untersuchungsausschuss vor-stellen können, wie intensiv der Aus-

    schuss in öffentlichen Sitzungen inProjekte und Vorgehensweisen derNachrichtendienste mit den geladenen

    Zeugen eindringt. Noch längst sind abernicht alle Fragen beantwortet, was manan den noch zu befragenden Zeugen er-kennen kann. Offen ist auch die Frage, obdie NSA über Jahre versucht hat, Ziele inEuropa aufzuklären, und dafür auch den

    BND mit Suchbegriffen – den sogenann-ten Selektoren – versorgt hat. Zwar hatder BND über die ganze Zeit deutscheSelektoren herausgefiltert, soweit diesmöglich war. Suchbegriffe in Europawurden jedoch eingesetzt und Ergebnis-se auch an die Amerikaner weitergeleitet.

    Vertrauen unter Partnern schafft diesnicht, aber vielleicht wird dadurch auchnur offensichtlich, dass Nachrichten-dienste sich nicht untereinander vertrau-en, sondern nur mit allen Mitteln im Aus-land Erkenntnisse gewinnen wollen. Eine

    unmittelbare Wirtschaftsspionage kannman hierin nicht erkennen, aber natürlichlassen sich Erkenntnisse aus Politik und

    2.325Über

    Aktenordner des BND und andererBehörden werden derzeit ausgewertet.

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    Wirtschaft in Europa für politische Wei-chenstellungen in den USA nutzen. Abernicht nur in den USA – es bestehen keineZweifel, dass die Geheimdienste andererStaaten wie China, Russland oder Frank-reich genauso bei uns spionieren.

    Kontrolle.  Der NSA-Untersuchungs-ausschuss wird daher Empfehlungengeben, wie wir uns gegenüber auslän-dischen Nachrichtendiensten verhaltenmüssen und wie wir unsere Spionage-abwehr aufzustellen haben. Der Blickauf das Thema der Selektoren zeigt aber,dass wir auch bei unseren Nachrichten-diensten sehr sorgsam Kompetenzen ein-räumen müssen. Wenn der Staat auf dereinen Seite Eingriffe in Rechte der Bürgerz.B. zum Schutz vor Terroristen für nötig

    erachtet, muss er auf der anderen Seiteeine hinreichende exekutive und parla-mentarische Kontrolle gewährleisten.

    Wenn wir in Deutschland diesesGleichgewicht erreichen, schaffen wirauch einen Vorteil für den Technolo-giestandort Deutschland. Während seitJahren beinahe alle großen IT-Unterneh-men in den USA sind, können Deutschland

    und Europa, durch ein klares Bekenntniszum Datenschutz und verlässliche gesetz-liche Rahmenbedingungen, internationalwieder interessanter werden.

    Das politische Berlin ist wohl wiekaum ein anderer Ort der Welt interes-sant für Nachrichtendienste. Gleichesgilt für die Strukturen der organisiertenKriminalität. Bei ihnen geht es dann auchum Wirtschaftsspionage oder um dieSchädigung der deutschen Wirtschaft imganzen Land. Der nordrhein-westfälischeVerfassungsschutz geht davon aus, dass

    dort bereits jedes zweite UnternehmenZiel von Ausspähattacken geworden ist.Der Bund schätzt den jährlichen Schaden

    für die deutsche Wirtschaft durch Spio-nage auf 50 Mrd. Euro. Die Wirtschaft hältdiese Schätzung für untertrieben undgeht von rund 100 Mrd. Euro Schaden jährlich aus. Seit den Veröffentlichungen

    von Edward Snowden und der damit zu-sammenhängenden Diskussion gibt esin der Wirtschaft eine intensive Diskus-sion um die Sicherheit der eigenen Da-ten. Wenn Forschung und Innovation dieentscheidenden Erfolgsfaktoren unsererWirtschaft sind, dann müssen wir die di-gitale Kommunikation sicherer machen.Dies gilt gerade für den Mittelstand, derdie Basis unserer Wirtschaft ausmacht.Hier besteht noch viel Nachholbedarf.

    Gleichgewicht.  Der NSA-Untersu-

    chungsausschuss wird vielleicht nicht je-den befriedigen, der sich erhofft hat, dassgeheimste Sachverhalte an die Öffentlich-keit gelangen. Er ist aber ein Kristallisa-tionspunkt für gesellschaftliche Debattenrund um das Gleichgewicht von Sicherheitund Freiheit in der digitalen Welt. Von da-her sollten wir ihn als Chance erkennen!

    Neben weiteren gesetzlichen Rege-lungen im Bereich IT-Sicherheit, Daten-schutz und den Umgang mit den großenIT-Unternehmen, wie Facebook und Goo-gle wird auch über die Überarbeitung

    der gesetzlichen Grundlagen für unsereNachrichtendienste nachgedacht werdenmüssen. Vielleicht gelingt es ja sogar vordem Hintergrund der Rechtsprechungdes Europäischen Gerichtshofes in Lux-emburg zur Vorratsdatenspeicherung,das Thema Datenschutz und Privatheitmit Blick auf die Nachrichtendienste inganz Europa auf die Agenda zu setzen.

    Prof. Dr. Patrick SensburgDer CDU-Politiker gehörtseit 2009 dem Bundestagan. Er ist Vorsitzender desNSA-Untersuchungsaus-schusses.

    Wir müssen die digitale Kommuni-

    kation sicherer machen. Dies gilt

    gerade für den Mittelstand, der die

    Basis unserer Wirtschaft ausmacht.

    Spagat. Angst vordem Über-wachungs-staat und

    Terrorabwehr– in diesemSpannungs-feld musssich derNSA-Unter-suchungs-ausschussbewegen.

       F  o   t  o  :   B

       ü  r  o   P  a   t  r   i  c   k   S  e  n  s   b  u  r  g ,

       S  e  r  g  e  y   K  o   h   l    /  v  e  r   0  n   i  c   k  a  –   S   h  u   t   t  e  r  s   t  o  c   k

    9April 2016

  • 8/17/2019 DIVSI Magazin – Ausgabe 1/2016

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    Wie groß sind Chancen undRisiken beim Einsatz von BigData auf den Gebieten SmartMobility und Smart Health?

    Welche Konfliktlinien resultieren daraus,und wo liegen die besonderen gesell-schaftlichen Herausforderungen? Umdiese Problematik ging es bei der jetztvorgestellten Untersuchung „Big Data“,die iRightsLab gemeinsam mit DIVSI er-stellt hat.

    Die gewonnenen Erkenntnisse haben

    bisher gezeigt, dass in Bezug auf Tra-cking und Big Data eine Reihe von Kon-fliktlinien existieren, die den Bedarf nacheiner gesellschaftlichen Debatte aufwer-fen. Eine solche könnte ergeben, dass fürBig Data neue oder angepasste Regelnbenötigt werden, für die sich alternativeRegulierungsansätze wie ein „DigitalerKodex“ eignen könnten. Das dem Berichtzugrunde liegende Projekt ist Teil desGesamtvorhabens „Braucht Deutschlandeinen Digitalen Kodex?“, das 2013 ins Le-ben gerufen wurde.

    DIGITALER KODEX

    Untersuchung zu Smart Mobility und Smart Health zeigt:Es existieren eine Reihe von Konfliktfeldern, die eine

    gesellschaftliche Debatte erforderlich machen.Philipp Otto

    Ziel der im Herbst 2014 gestartetenzweiten Projektphase ist es, zu unter-suchen, ob das Modell eines „DigitalenKodex“ auch in der konkreten Anwen-dung trägt und sich realisieren lässt.Der Projektteil „Big Data“ ist dabei nochnicht abgeschlossen. In einem erstenSchritt wurden jetzt zunächst konkreteKonfliktfelder beschrieben, die durch

    Big Data entstehen. Da das Phänomenäußerst facettenreich ist, wurde die The-matik auf zwei Anwendungsgebiete ein-gegrenzt: Smart Mobility und Smart He-alth. An ihnen wurden exemplarisch dieChancen und Herausforderungen von BigData herausgearbeitet, um Regelungs-bedürfnisse zu identifizieren, denen dannmit einem zu schaffenden „Digitalen Ko-dex“ begegnet werden könnte.

    Ein Projektschwerpunkt war Trackingals eine der Methoden, bei der die in

    Big-Data-Anwendungen eingesetzten gro-ßen Datenmengen anfallen. Bei solchenAnwendungen werden computergestütztdie Daten analysiert und weiterverwendet.Diese sind insbesondere durch die immerweiter zunehmende Digitalisierung vielerLebensbereiche entstanden, wobei Tra-cking-Technologien eine der Hauptquellenfür die Erzeugung dieser Daten sind.

    Tracking kommt in immer mehr An-wendungen zum Einsatz, so zum Bei-spiel in Smartphones, Fitnessarmbän-dern oder in Blackboxes, die in Autos

    Brauchen wir fürBig Data neue Regeln?

    Alleswisser. Am Handgelenk können alleDaten empfangen und beobachtet werden.

    10

  • 8/17/2019 DIVSI Magazin – Ausgabe 1/2016

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    eingebaut werden. Die Geräte zeichnenfortlaufend bestimmte Werte auf und

    übermitteln die so gewonnenen Daten anServer der Anbieter, wo sie gespeichertwerden und für Big-Data-Auswertungenzur Verfügung stehen.

    Prämienanpassung. Im Bereich SmartMobility sind telematikbasierte KFZ-Ver-sicherungen ein aktuelles Anwendungs-feld. Tarife werden dabei unter anderemauf Basis des tatsächlichen Fahrverhal-tens des Versicherungsnehmers ange-passt. Zu diesem Zweck wird zumeisteine Blackbox in das Auto des Kunden

    eingebaut, die das Fahrverhalten verfolgtund aufzeichnet. Auf Basis einer Daten-

    analyse werden schließlich die Prämienerrechnet und entsprechend angepasst.

    Diese Art von Versicherungsmodellverspricht eine Reihe von Chancen. Sowerden die Autoversicherer in die Lageversetzt, profitablere Versicherungs-modelle anbieten zu können. Zugleichkönnen die Autofahrer profitieren, insbe-sondere jene, die bislang aufgrund ihrerZuordnung zu einer bestimmten Gruppe

    – wie beispielsweise Fahranfänger – un-geachtet ihres individuellen Fahrstilshohe Prämien zahlen mussten. Darüber

    hinaus könnte sich die Sicherheit aufden Straßen erhöhen und die Umweltbe-

    lastung sinken, worin ein gesamtgesell-schaftlicher Nutzen zu sehen wäre.

    Zugleich birgt ein solches Modell Risi-ken. So ermöglicht das Tracking, umfas-sende Bewegungsprofile von Autofahrernzu erstellen. Darüber hinaus ist an Perso-nengruppen zu denken, die beispielswei-se im Schichtdienst arbeiten und deshalbihr Fahrzeug zu Zeiten nutzen müssen,die als risikobehaftet identifiziert werden,und deshalb höhere Tarife zahlen müssen.Ein weiteres Beispiel für eine Anwendungim Bereich Smart Mobility ist die da-

    WearablesWearables protokollierenGesundheits- und Aktivitäts-daten des Trägers, wie z.B.Anzahl der Schritte,

    Schlafdauer und Herzfre-quenz. Die Daten kann derAnwender einerseits selbstnutzen. Andererseits könnensie auch für den behandeln-den Arzt, die Versicherungoder für die Forschungfreigegeben werden.

    9 5 3 1

    °C

    1 km

    2 km

    3 km

    0

    40

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    1000 kcal

    2000 kcal

    3000 kcal

    B M I

    11:11H+

       F  o   t  o  s  :   A   l  e  x  e  y   B  o   l   d   i  n    /  s  o   l  a  r  s  e  v  e  n  –   S   h  u   t   t  e  r  s   t  o  c   k ,

       D   i  e   t  e  r

       D  u  n  e   k  a

    11April 2016

  • 8/17/2019 DIVSI Magazin – Ausgabe 1/2016

    12/28

    tengetriebene Verkehrslenkung inBallungsräumen, die auf Grundlage vonBewegungs- und Geolokationsdaten dieVerkehrsströme zu optimieren versucht.Dies kann den Verkehrsteilnehmern hel-

    fen, Zeit einzusparen. Durch die darausfolgende Ressourcenoptimierung werdenzudem weniger Emissionen freigesetzt.

    Planungschance.  Den kommunalenPlanungsbehörden bieten sich darüberhinaus Möglichkeiten, Infrastrukturpro-

     jekte gezielter durchzuführen, währenddie Verkehrsbetriebe die ihnen zur Ver-fügung stehenden Mittel präziser ein-setzen können. Demgegenüber kann dasTracking der Bewegungen der Bürger imstädtischen Raum trotz anonymisierter

    Daten zum Gefühl beitragen, unter Über-wachung zu stehen, was sich verhalten-sändernd auswirken kann.

    Auch im Gesundheitssektor wird imBereich Smart Health immer mehr aufBig-Data-Anwendungen zurückgegriffen.Die dafür notwendigen Datenmengenwerden unter anderem durch Wearableserzeugt, also beispielsweise durch Fit-ness-Armbänder oder Smart Watches,die Vitalwerte ihres Trägers aufzeichnen.Gerade im Gesundheitssektor sind mitBig Data große Hoffnungen verbunden,

    die Prävention, Diagnose und Therapievon Krankheiten zu verbessern. So kön-nen Ärzte den Gesundheitszustand ihrer

    nutzbar machen. Nicht zuletzt profitierendie Nutzer solcher Geräte selbst von dengenannten Möglichkeiten.

    Anpassungsdruck.  Auch der Einsatz

    von Big Data im Gesundheitsbereich birgtRisiken. So vergrößert sich für den Nutzerdie Gefahr der Fremdbestimmtheit, wenndurch die konstante Überprüfbarkeit undVergleichbarkeit von Gesundheitsdatengesellschaftlich neu definiert wird, wel-che körperlichen Zustände als gesund,also „richtig“, und welche als krank, also

    „falsch“, gelten. Diese Neudefinition kannzu einem erhöhten Anpassungsdruckführen.

    Eine Gefahr besteht zudem darin,dass die Möglichkeit, sich gegen die Nut-

    zung von Wearables zu entscheiden, an

    Patienten präziser überwachen; Kran-kenhäuser können aus großen Datensät-zen von Patienten Erkenntnisse gewin-nen, anhand derer sie die verfügbarenRessourcen besser verteilen können;

    auch zur Vorhersage von Epidemien kannBig Data nützlich sein.

    In besonderem Maße verspricht sichdie medizinische Forschung Chancendurch Big Data, da es mittels Wearableskünftig leichter sein dürfte, Probandenfür Studien zu gewinnen. Dadurch ent-steht leichter eine ausreichend großeDatenbasis für medizinische Erkennt-nisse. Auch das Krankenversicherungs-system kann durch die Informationen,die durch Wearables gewonnen werden,neue Tarifmodelle schaffen, die Kosten

    einsparen helfen und Ressourcen besser

    TelematikbasierteAutoversicherung

    Eine Blackbox im Auto erfasst Datenzum Fahrverhalten und übermittelt sie

    an die Versicherung. Die Auswertungdieser Daten bildet die Grundlage für

    die Höhe der Versicherungsprämie.Getrackt werden unter

    anderem starkes Bremsen oder Be-schleunigen, Tageszeiten der Fahrten

    und zurückgelegte Entfernung.

    20

    60

    100 140

    180

    220

    260

    € 

    I h r  p e r s ö n l i c h e r T a r i f 

    x x x .x x E u r o 

    12

  • 8/17/2019 DIVSI Magazin – Ausgabe 1/2016

    13/28

    Die Untersuchung hat auch gezeigt,dass zahlreiche Themen in diesem Zu-sammenhang noch vertieft werden müs-sen. Insbesondere gilt hier:■ Big Data stellt Grundprinzipien des

    Datenschutzrechts wie Datenspar-samkeit und Zweckbindung infrage. Esmuss daher geklärt werden, inwieweit

    ein „Digitaler Kodex“ einen Beitrag

    gesellschaftlicher Akzeptanz ver-liert. Da es sich bei Gesundheits-daten um besonders persönlicheund sensible Daten handelt, stelltsich außerdem die Frage, wie Da-

    tenschutz und Datensicherheitgewährleistet werden können, umMissbrauch im Umgang mit den Datenzu verhindern. Für die medizinische For-schung schließlich besteht zumindestpotenziell das Problem, dass medizi-nische Studien, die mittels Wearablesdurchgeführt werden, für das Phänomender Stichprobenverzerrung besondersanfällig sein könnten, wenn sich zumBeispiel die Studienteilnehmer aus-schließlich aus solchen Bevölkerungstei-len rekrutieren, die sich ein solches Gerät

    leisten können.

    dazu leisten kann, auf Big Data ab-gestimmte Lösungen für die dadurchentstehende Problematik zu finden.

    ■ Wie ist zu gewährleisten, dass die Nut-zung von Tracking-Geräten freiwillig

    bleibt und eine Nichtteilnahme nichtmit Nachteilen verbunden ist, wennTracking-Technologien und darauf ba-sierende Big-Data-Anwendungen im-mer weitere Verbreitung finden? Hatdieses Prinzip der Freiwilligkeit über-haupt weiterhin Bestand?

    ■ Wie kann Neutralität und Transparenz jener Algorithmen gewährleistet wer-den, die Big-Data-Anwendungen zu-grunde liegen? Diese Aspekte lassensich unter dem Begriff der Algorith-menethik zusammenfassen. Wie und

    von wem können Algorithmen darauf-hin überprüft werden, ob sie beispiels-weise bestimmte Bevölkerungsgrup-pen unangemessen benachteiligen?Welche Mechanismen müssten ge-schaffen werden, um die Verwendungsolch diskriminierender Algorithmenzu unterbinden?

    Philipp OttoGründer des Think TanksiRights.Lab und des Verlages

    iRights.Media. Er entwickeltStrategien und Konzepte zurBewältigung der Digitalisie-rung in Deutschland, Europaund Asien.

    P

    IntelligenteVerkehrslenkungSensoren und Tracker sammeln großeDatenmengen – zu Verkehrsbewegun-gen, Unfällen oder dem Wetter –und übermitteln sie an Server, wo

    sie in Echtzeit ausgewertet werden.Aufgrund der Analyseergebnissegreifen Steuerungsmechanismenregulierend in den Verkehr ein undkönnen Staus verhindern.

    Wissenspaket. Auf 139 Seiten fünf

    Kapitel, die allesüber Smart Mo-

    bility und Smart

    Health erklären.

    DOWNLOAD DER STUDIEwww.divsi.de/publikationen/studien

       F  o   t  o  s  :   B  e   t   t   i  n  a   V  o   l   k  e ,

       D   i  e   t  e  r   D  u  n  e   k  a

        (   2    ) ,  s  o   l  a  r  s  e  v  e  n  –   S   h  u   t   t

      e  r  s   t  o  c   k

    13April 2016

  • 8/17/2019 DIVSI Magazin – Ausgabe 1/2016

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    Karsten Nohl gehört zu den be-kanntesten Kryptografen unse-rer Zeit. Zu seinen Forschungs-gebieten zählen GSM-Sicherheit,

    RFID-Sicherheit und der Schutz der Pri-vatsphäre. Seit 2010 ist er Forschungs-leiter und Geschäftsführer der BerlinerSecurity Research Labs. Sein Blick nachvorn kann nicht nur froh stimmen.

    Wir haben 2016 – braucht das Inter-net neue Gesetze, eine moralischeInstanz?

    Dr. Karsten Nohl: Als Hacker habeich über die letzten Jahre gelernt,dass das Internet sich seine eige-ne Moral gibt und dass es Gesetzegrundsätzlich umgeht. Insoweitbrauchen wir informiertere Nutzer.Das Internet wird ein Gemisch ausGut und Böse bleiben, wobei vermutlichdas Positive immer überwiegen wird. Aberauf die bösen Seiten muss man geschultwerden. Das heißt: Wir müssen uns alleeinzeln darauf einstellen, vom Internetaus angegriffen zu werden, müssen ver-

    stehen, wie solche Angriffe ablaufen wür-den, und müssen darauf reagieren.

    Was sind erste Schritte für eine solcheReaktion?Wir sollten wichtige Daten weniger weitstreuen, weniger auf E-Mails reagieren,nach denen wir nicht gefragt haben, undsicherere Passwörter verwenden. Allesim Grunde sehr einfache Schritte, die unsinsgesamt sehr viel sicherer machen wür-den, ohne dass wir auf den Komfort dermodernen Technik verzichten müssen.

    BLICKPUNKTE

    Er sieht Gefahren. Dennoch

    ist der Experte überzeugt:Das Positive am Netz wirdvermutlich immer überwiegen.Dr. Karsten Nohl im Interviewzu Fragen um Hacking,Cyberterrorismus und dasInternet der Dinge.

    Anfällig. DieInfrastruktur jeder

    Großstadt kannCyberangriffenausgesetzt sein.

    Internet undPartisanenkriegaus dem Keller

    14

  • 8/17/2019 DIVSI Magazin – Ausgabe 1/2016

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    Wie weit ist der Staat gefordert?Es kann nicht sein, dass der Anspruch anden Staat ist, Bürger vor dem Internet zuschützen. Das kann kein einzelner Staaterreichen und würde, wenn überhaupt,die Innovationsfähigkeit einschränken. DieMöglichkeiten der Hacker allerdings nicht.

    Stichwort Hacker – gibt es noch irgend-etwas, was nicht zu hacken ist?Vermutlich nicht. Im Grunde ist alleshackbar, was heute einen Computer hat.Das sind unsere Telefone, das sind un-

    sere kritischen Infrastrukturen, Logistik,Wasserversorgung, Stromversorgung.Das sind aber auch zunehmend Flugzeu-ge und Autos und andere technische Sys-teme, die um Computer erweitert werden.

    Dabei geht Hacking doch noch weitüber die Technik hinaus ...Richtig. Das Hacken ist das Umgehen vonSicherheitsmaßnahmen, und das kannauch eine physische Maßnahme wie dasSocial Engineering sein, also das Beein-flussen von Menschen. Hacken passiert

    immer dann, wenn einer eine Sicher-heitsmaßnahme aufbaut und ein anderereinen Weg drum herum findet.

    Was wäre ein denkbarer Worst Case?Hacking kann in unserem Leben imWorst Case alles zunichtemachen, diekomplette Infrastruktur von Gesellschaf-ten lahmlegen und auch noch die Men-schen beeinflussen. Das wird als Schre-ckensszenario schon seit vielen Jahrendiskutiert, ist aber zum Glück noch nievorgekommen.

    Also sind die technischen Infrastruk-turen doch irgendwie vor Hackinggeschützt?Dass der Worst Case sich noch nie er-eignet hat, weist vermutlich nicht un-bedingt darauf hin, dass unsere tech-nischen Infrastrukturen sehr gut vorHacking geschützt sind. Ich glaube eher,dass niemand sie wirklich fundamentalhacken will. Niemand hat Interesse da-ran, uns vom Strom, vom Wasser odervon Lebensmitteln abzuschneiden.

    Wo steht Deutschland in einem interna-tionalen Sicherheits-Ranking?Schwierig zu sagen. Ich glaube, von denSchutzfähigkeiten her ist Deutschlandschlecht aufgestellt. Wir haben wenig ak-tive Cyberkompetenz.

    Was bedeutet das präzise?Das heißt, wir bereiten uns nicht daraufvor, andere Länder anzugreifen, was jasehr gut ist. Aber die gleiche Kompetenzwäre nötig, um sich zu verteidigen.

    Andere Länder – allen voran sicher

    die USA, aber auch China, Russland, jetztder Iran – investieren sehr viel mehr indiesen Wettlauf zu den schnellsten undbesten Cyberwaffen. Deutschland – alskriegsmäßig eher zurückhaltendes Land

    – ist da hinterher.

    Stichwort Cyberkrieg. Sind wir, ist dieWelt dagegen gerüstet?Schockierend wenig. Die Welt hat sichauf den Cyberkrieg oder Cyberterroris-mus, wie es häufig genannt wird, bisherkaum vorbereitet. Unsere Infrastruktu-

    ren werden immer mal wieder von Ama-teuren gehackt. Die machen das meistgutmütig und erklären den Betrei-bern anschließend, wie man erkannteSchwachstellen beseitigt. Aber wenn esselbst Amateure schaffen, dann schafftes selbstverständlich auch eine staat-liche Organisation. Und solche gibt esmittlerweile in fast jedem Staat.

    Wen muss man sich als Kämpfer ineinem Cyberkrieg vorstellen?Das sind Hacker, die in irgendeinem Kel-

    ler in Peking, Moskau oder auch Berlinsitzen und von dort staatliche Aufträgeausführen.

    Zum Beispiel könnten sie dann in ei-nem echten Kriegsfall die Infrastruktureines anderen Landes zerstören. Es gehtdann wirklich vom Effekt her RichtungFlächenbombardements. Man schadetGesellschaften und nicht nur Armeen.Und das haben wir auch in der konventi-onellen Kriegsführung, zumindest in Eu-ropa, lange nicht gesehen.

    Ließen sich solche Angriffenachweisen?Das Schlimme an einem Cyberkriegwäre, dass die Nachweisbarkeit der Ta-ten schwierig bis unmöglich wird. Im In-ternet kann sich jeder sehr schnell ano-nymisieren.

    Das Internet lädt also zu so etwaswie einem Partisanenkrieg ein. Das istdas Szenario, das derzeit viel diskutiertwird. Und in fast allen Diskussionenkommt raus: Wir wären davor nicht ge-schützt.

    STUX N E T  

    Computerwurm Stuxnet. 2010 sorgte er für Störungenim iranischen Atomprogramm.

    Der Netz-Böse. Hacker,die allgegenwärtige

    Gefahr. Könnten sie un-sere Gesellschaft total

    lahmlegen?

       F  o   t  o  :   B  o  r  n  a_

       M   i  r  a   h  m  a   d   i  a  n

        /  s  u  n  s   i  n  g  e  r

        /   T  e   l  n  o  v   O   l  e   k  s   i   i  –   S

       h  u   t   t  e  r  s   t  o  c   k

    15April 2016

  • 8/17/2019 DIVSI Magazin – Ausgabe 1/2016

    16/28

    Wo lagen nach Ihrer Überzeugungdie Anfänge in diesem Cyberkrieg?Angefangen haben die Amerikaner mitder virtuellen Kriegsführung im Schlaggegen das iranische Atomprogramm.

    Aber selbstverständlich haben die Iranismittlerweile auch aufgerüstet und jedesandere Land gleich mit. Das heißt, esstehen Cyberarmeen bereit. Doch zumGlück wurden die noch nie großflächigeingesetzt.

    Das „Internet der Dinge“ – was wirdes uns bringen?Das Internet der Dinge beschreibtganz verschiedene Entwicklun-gen, die alle darauf hinwirken,dass das Internet mit der echten

    Welt verwächst. Vor allem da-durch, dass Sensoren aufgestelltwerden, die Daten über die echte Welt –Temperaturmessungen, Bewegungs-messungen und in der Zukunft viel mehrKamerabilder und so was alles – ins In-ternet bringen und die dort analysiertwerden. Im zweiten Schritt wirken Ak-toren wieder auf die echte Welt ein. DasInternet erfährt mehr und mehr über dieWelt und wirkt mehr und mehr auf dieWelt ein.

    Was waren die Anfänge dieserEntwicklung?Das hat mit unseren Telefonen angefan-gen: Das Internet weiß plötzlich immer,

    bar. Zum Beispiel Stromverbrauch undStromerzeugung perfekt aufeinanderabzustimmen. Oder Medikamente per-fekt auf den jeweiligen Körper, dem sieverabreicht werden, einzustellen. OderBewässerungssysteme perfekt auf dasÖkosystem einzustellen, das bewässertwird. All das ist algorithmisch sehr leichtmöglich, aber heute fehlt noch die Daten-grundlage.

    wo wir sind und was wirmachen. Das wird aber bei

    den Telefonen nicht aufhören.Sensoren werden sich bald auch in derKleidung finden, werden sich bald in al-len anderen Elektroniken finden, werdenteilweise als Sensoren einfach ausge-streut, um dem Internet mehr Einblick indie echte Welt zu geben.

    Viele sehen darin mehr Kontrolle.Wo bleibt das Positive?

    Ein großes Versprechen des Internets derDinge ist es, alles in der Welt optimal zuarrangieren. Das wird nicht überall klap-pen, aber an vielen Stellen ist es vorstell-

    Karsten Nohl

    studierte Elektrotechnikan der Fachhochschu-le Heidelberg. 2005 bis2008 promovierte er ander University of Virginia.

    Gesetzgebung vom Ende her denkenMünchen – Vitako, die Bundes-Arbeitsgemeinschaft der KommunalenIT-Dienstleister, feierte jetzt zehnjähriges Jubiläum.

    Martin Schallbruch, ehemaliger IT-Di-rektor im Bundesministerium des Innern,unterstrich in seinem Grußwort, dassdie kommunale Expertise in Fragen derInformationstechnik immer mehr ge-schätzt werde. Es war einer seiner letz-ten offiziellen Auftritte vor der Versetzungin den einstweiligen Ruhestand. Vitakohat sein Ausscheiden aus dem BMI sehrbedauert.

    DIVSI-Direktor Matthias Kammer,ehemals Vorstandvorsitzender von Vitako,

    betonte, dass die öffentliche Hand Inves-titionen in digitale Infrastrukturen tätigenmüsse, um die Steuerungsfähigkeit auch

    über Bürgerdaten zu behalten. Rückbli-ckend stellte er fest, dass es in Verwal-tungen lange gebraucht habe, IT als Ma-nagementaufgabe anzuerkennen.

    Heute stammen von Vitako Positions-papiere und Handlungsempfehlungenzu Fachthemen wie EU-Dienstleistungs-richtlinie, elektronischer Personalaus-weis, Modernisierung des Meldewesens,Open Data oder dem Informationsweiter-verwendungsgesetz. Die Papiere nahmenauch Einfluss auf die Gesetzgebung. Bisheute hat sich nichts am Vitako-Credogeändert: Gesetzgebung vom Ende herdenken, ausgehend vom kommunalenRaum, wo Gesetzesvorgaben in die Pra-xis umgesetzt werden.

    Vorsitzender. Lecos-Ge-schäftsführerPeter Kühneist seit 2010Vorstandsvor-sitzender vonVitako.

    NEWS

    Fingerdruck. Hausautomationper Tablet, das

    Internet derDinge macht‘s

    möglich.

    16

    http://de.wikipedia.org/wiki/SRH_Hochschule_Heidelberghttp://de.wikipedia.org/wiki/SRH_Hochschule_Heidelberghttp://de.wikipedia.org/wiki/University_of_Virginiahttp://de.wikipedia.org/wiki/University_of_Virginiahttp://de.wikipedia.org/wiki/SRH_Hochschule_Heidelberghttp://de.wikipedia.org/wiki/SRH_Hochschule_Heidelberg

  • 8/17/2019 DIVSI Magazin – Ausgabe 1/2016

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       F  o   t  o  s  :   A   l  e  x  a  n   d  e  r   K   l   i  n   k    /   C   C   B   Y   3 .   0 ,

       A   l  e  x  a  n   d  e  r   K   i  r  c   h    /   K  a   t  e  r   i  n  a   P  e  r  e  v  e  r  z  e  v  a

        /   P  r  o   S   t  o  c   k   S   t  u   d   i  o  –   S   h  u   t   t  e  r  s   t  o  c   k ,

       L  e  c  o  s   G  m   b   H

    FORSCHUNGSPROJEKT

    bieten“ impliziert – nur die Informationüber die Verwaltungsleistungen, dievollständige Online-Transaktion oderdie integrierte Bereitstellung anhandvon Lebenslagen – und was als „bun-desweit einheitlich“ gilt. All diese Fra-gen hat ein kürzlich abgeschlossenesForschungsprojekt aufgegriffen undbeantwortet. Dieses Forschungsprojektwurde vom DIVSI finanziell unterstützt.

    Lebenslage.  Zentrale Untersuchungs-frage war, wie wichtige und häufig ge-

    nutzte Verwaltungsleistungen identifi-ziert werden können. Mit der Antwortwird der Bundesregierung eine Ent-scheidungshilfe für die Auswahl von Ver-waltungsleistungen angeboten. Hierfürwurden anhand der Begriffe „wichtig“,

    „häufig“ und „umsetzen“ die drei Di-mensionen Effektivität, Effizienz undUmsetzbarkeit abgeleitet und anschlie-ßend mit operationalisierten Kriterienunterlegt. Aus diesen drei Dimensionenwurden Lebenslagen beurteilt statt ein-zelner Verwaltungsleistungen.

    Bürger und Amt: Wobeientstehen die meisten Kontakte?Untersuchung zu den 100 wichtigsten und am häufigsten genutztenVerwaltungsleistungen ist abgeschlossen.Sirko Hunnius und Dirk Stocksmeier

    In einem ersten Schritt musstenLebenslagen gebildet werden, die ins-gesamt das Leistungsspektrum derVerwaltung abbilden. Hierfür wurde aus

    den Webseiten von kreisfreien Städtenein erstes Set von Lebenslagen abge-leitet. Diesen wurden anschließenddie ca. 5000 im Leistungskatalog

    Die Regierungskoalition imBund hat zu Beginn der ak-tuellen Legislaturperiode dasambitionierte Ziel vereinbart,

    die „100 wichtigsten und am häufigs-

    ten genutzten Verwaltungsleistungeninnerhalb der nächsten vier Jahre bun-desweit einheitlich online anzubieten“.Offen blieb, welche Leistungen dies ei-gentlich sind.

    Darüber hinaus war nicht klar um-rissen, was genau der Begriff „Verwal-tungsleistungen“ alles umfasst – ledig-lich Bürgerdienste, auch den Bereichder Daseinsvorsorge oder sogar jedeForm von Regulierung –, welche Ange-botstiefe die Formulierung „online an-

    Kurzer Draht. Wofür brauchendie Bürger staat-liche Leistungs-stellen beson-ders oft?

    17April 2016

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    der Verwaltung (LeiKa) erfassten Ein-zelleistungen zugeordnet und hierbei er-gänzende Lebenslagen entwickelt.

    Im Ergebnis lag ein Set von 40 Le-benslagen für Bürger vor, welches die

    gängigsten Verwaltungsleistungen er-fasst. Diese Lebenslagen wurden darauf-hin jeweils einzeln bewertet. Dafür wur-den die umfassendsten verfügbaren Da-tenbanken systematisch ausgewertet,wie die Bürokratiekostendatenbank SKM,die Normenscreening-Datenbank mitSchriftformerfordernissen und die Ge-nesis-Datenbank des Statistischen Bun-desamtes.

    Die Top-Fünf.  Zusätzlich wurde einesemantische Analyse aller Koalitionsver-

    träge von Bund und Ländern durchge-führt, um politisch-gesellschaftliche Pri-oritäten abzuleiten. Auf Basis der Wertewurde eine Rangliste der Lebenslagenerstellt. Darauf nehmen die Lebensla-gen Kinderbetreuung, Berufsausbildung,Studium, Zuwanderung und Geburt dieersten fünf Plätze ein.

    Aus den Kernleistungen dieser fünfLebenslagen leiten sich etwa 80 derTop-100-Verwaltungsleistungen ab. Dazuzählen demnach das Kinder- und dasElterngeld, die Studienplatzsuche und

    -vergabe sowie die Aufenthaltserlaubnisund die Anerkennung von Bildungsab-schlüssen. Die Lebenslagen erfordern jeweils zahlreiche Verwaltungskontakteund weisen einen hohen Koordinations-bedarf auf.

    So haben junge Eltern im Rahmender Lebenslagen Geburt und Kinderbe-treuung aktuell bei den Themen Melde-wesen, Familienförderung, Arbeitsschutz,Krankenversicherung und Gesundheits-vorsorge, Steuern, Sozialleistungen so-wie Kultur, Sport und Verbraucherschutz

    Kontakt mit Behörden. Neben den Be-hörden ist ein breites Spektrum priva-ter leistungserbringender Dritter in dieVerwaltungsprozesse eingebunden, wieÄrzte und Träger von Betreuungseinrich-tungen.

    Dabei geben sie vielfach dieselbenDaten an und erhalten sogar von einerBehörde (z. B. Standesamt) Leistungen(hier Geburtsurkunde), die sie dann ande-ren Behörden – u. a. der Elterngeldstelle,der Familienkasse, der Krankenkasse

    – zur Verfügung stellen. Digitalisierungs-

    potenziale sind demnach offensichtlich,um Bearbeitungsprozesse zu beschleu-nigen und Bürger zu entlasten.

    Zusätzlich zu den Kernleistungen derpriorisierten Lebenslagen wurden Quer-schnittsleistungen berücksichtigt, diein zahlreichen Lebenslagen erforderlichsind, wie die Geburtsurkunde, das Füh-rungszeugnis und die Meldebescheini-gung. Daneben wurden auch Einzelleis-

    tungen einbezogen, die relativ isoliert vonkomplexeren Lebenslagen besondershäufig nachgefragt werden, wie einenWohnort oder ein Kraftfahrzeug an-, um-bzw. abzumelden.

    Unterschiedlich einheitlich. Unter denTop-100-Verwaltungsleistungen findensich etwa 70 Antrags- und Genehmi-gungsleistungen sowie 30 Anzeigen,Meldungen und Registrierungen. EineVielzahl der Leistungen basiert auf bun-desgesetzlichen Regelungen, deren Voll-

    zug jedoch in der Zuständigkeit der Län-der und Kommunen liegt. Nur wenigeder Leistungen werden unmittelbar vonBundesbehörden erbracht. Zudem er-bringen einige Leistungen die Sozialver-sicherungsträger und berufsständischeOrganisationen. Ebenso sind verwal-tungsexterne Dritte beteiligt, wie Unter-nehmen in der Rolle als Arbeitgeber oderKindertageseinrichtungen.

    Diese unübersichtliche Akteurskon-stellation wirft die Frage auf, in welcherForm und von wem die Top-100-Verwal-

    ELTERNGELD

    KFZANMELDUNG

    WOHNORTWECHSEL

    GEBURTSURKUNDE

    BETREUUNG

    Das große Ziel:Bearbeitungs-prozessebeschleunigen,Bürger entlasten

    18

  • 8/17/2019 DIVSI Magazin – Ausgabe 1/2016

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    tungsleistungen umzusetzen sind, vorallem mit dem Anspruch „bundesweiteinheitlich“. Einheitlichkeit kann aller-dings recht Unterschiedliches bedeuten:ein einheitliches Set von Leistungen, das jeweils von der zuständigen Behörde um-gesetzt wird; einheitliches Design („look& feel“), einheitliche Infrastrukturen oder(bundes)einheitlicher Zugang, von demaus auf die Online-Angebote der zu-

    ständigen Behörden weitergeleitet wird,bis hin zu einem einheitlichen (Trans-aktions-)Portal, an das die zuständigenBehörden im Back-End angebunden sind.

    Solche unterschiedlichen Umset-zungsvarianten werden in nächster Zeitgemeinsam von Forschungs- und Ver-waltungspartnern in Umsetzungsstudiender priorisierten Lebenslagen untersucht.Neben der Frage von Umsetzungsmo-dellen werden dabei auch Ausbaustufenerarbeitet, die Schritte auf dem Weg zueinem einheitlichen E-Government dar-stellen. Dafür sind die lebenslagenspe-zifischen Umsetzungsstudien eingebun-

    den in eine Meta-Studie, die sicherstellensoll, dass lebenslagenübergreifende As-pekte konsistent berücksichtigt werden.

    Fokussierung. Hierzu zählen u. a. The-men wie Bürgerkonten, Nachweise undBescheinigungen, Architekturen undStandards sowie tragfähige Finanzie-rungsmodelle und die Rollen der einzel-nen Staats- bzw. Verwaltungsebenen. ImMittelpunkt steht weniger die Frage vonDezentralisierung, sondern die Suchenach gemeinsamen Lösungen, um In-

    halte und technische Komponenten wie-derzuverwenden und so bequeme undeffiziente E-Government-Lösungen zuentwickeln.

    Darüber hinaus entfaltet die Studieweitergehenden Nutzen, indem sie zueiner Fokussierung der Aktivitäten imE-Government beiträgt. So sind Politikund Verwaltung angehalten, nicht nur

    das technisch, rechtlich und organisato-risch kurzfristig Machbare umzusetzen,sondern sich auf wichtige Leistungen zukonzentrieren. Hierfür ist eine einheitli-che Schwerpunktsetzung notwendig. Zu-dem stellt die Studie den Bürger in denMittelpunkt – sowohl bei der Frage, wel-che Leistungen wichtig sind, als auch beider Nutzung, indem Leistungen anhandvon Lebenslagen gebündelt werden.

    Ein solches bürgerzentriertes E-Go-vernment ist erforderlich, damit Ange-bote tatsächlich genutzt werden und eine

    positive Wirkung im Lebensalltag derMenschen bewirken. Damit leisten dieErgebnisse einen wichtigen Beitrag fürein effizientes, effektives und gemeinsa-mes E-Government.

    Sirko Hunniusist Studienleiter der „Top-100-Verwaltungsleistun-gen“-Studie und Mitglieddes Nationalen E-Govern-ment Kompetenzzentrums.

    Dirk Stocksmeierleitet als stellvertretenderVorstandsvorsitzender desNationalen E-GovernmentKompetenzzentrums dasaufwendige Projekt.

    Next Stop: Smart GovernmentBerlin – „Effizienter Staat“ mit über 100 Referenten und hochaktuellen Themen.

    Die Kongressmesse für die digitale Ver-waltung „Effizienter Staat“ greift in die-sem Jahr mit „Next Stop: Smart Govern-ment“ einen internationalen Trend derStaatsmodernisierung auf. Termin deszweitägigen Treffens in Berlin ist der10./11. Mai. Digital, smart, mobil, bürger-orientiert – wie könnte die Verwaltung derZukunft aussehen? Zu dieser Thematiksind eine Reihe von Veranstaltungen mithochkarätigen Referenten geplant.

    Gleichzeitig ist im Rahmen des Kon-gresses auch die Vier-Länder-Tagung

    „Open Government D-A-CH-Li“ angesetzt,bei der rund 100 Open-Data-Enthusias-ten aus Verwaltung, Wissenschaft undNGOs erwartet werden. Außerdem tagt

    wieder parallel zum Effizienten Staat derBundeskongress Haushalt und Finanzen.Motto in diesem Jahr: „Nur verschärfteRegeln oder ganz neues Spiel? Moderni-

    sierungs- und Konsolidierungsstrategienim Lichte der Flüchtlingssituation“.

    Insgesamt werden bei diesem Spit-zentreffen der Staatsmodernisierungüber 100 Referenten erwartet. Darunterauch Beth Noveck, Direktorin von TheGovLab, ehem. U.S. Deputy CTO undLeiterin der Open-Government-Initiativevon Barack Obama, sowie Prof. Dr. HelgeBraun, Staatsminister im Bundeskanz-leramt, Koordinator der Bundesregie-rung für Bürokratieabbau und bessereRechtsetzung.

    Beth Noveck. DieOpen-Govern-

    ment-Expertinkommt nach

    Berlin.

    NEWS

    Spitzenreiter. Alles rund umden Nachwuchs und um dasAuto sorgt für besonders vieleBürger-Amt-Kontakte.

       F  o   t  o  :   D   h  o  x  a  x ,  q  v   i  s   t  –   S   h  u   t   t  e  r  s   t  o  c   k ,

       J  p   i   I   t  o

        /   C   C   B   Y   2 .   0 ,  p  r

       i  v  a   t    (   2    )

    19April 2016

  • 8/17/2019 DIVSI Magazin – Ausgabe 1/2016

    20/28

    AUSBLICK

    Wissen,was wirklichkommtFünf Trends haben fern von jedemHype tief greifende Konsequenzen

    über alle Branchen hinweg.Alexander Braun

    Was liegt dahinter?  Vieles behindert den freienFernblick. Geschäftlichkann eine eingeschränkteSicht ruinös enden.

    20

  • 8/17/2019 DIVSI Magazin – Ausgabe 1/2016

    21/28

    D

    igitale Transformation ist zu ei-nem Buzzword geworden, dasunterdessen jede Strategie-

    beratung und Digitalagenturfür sich entdeckt hat. In Anbetracht derSchnelllebigkeit der Entwicklungen ist esschwer, den Überblick zu behalten undkurzlebige Hypes von einem grundlegen-den Trend zu unterscheiden. Was ist nurein Sturm im Wasserglas, und was könn-te schon morgen die Geschäftsgrundlagedes eigenen Unternehmens gefährden?

    Erschwert wird diese Einschätzungdurch den Charakter des Wandels, der

    mit der zu-nehmenden Digi-

    talisierung der Produkteeinhergeht. Industriegrenzen

    verlieren ihre Bedeutung: Wer hät-te gedacht, dass ein Suchmaschinen-hersteller wie Google plötzlich Auto-mobilherstellern Konkurrenz machenkönnte oder der Taxiersatz Uber proJahr bereits mehr Bankkonten eröffnet

    als die größten US-Banken zusammen?Größenvorteile verlieren an Bedeu-

    tung: Ein kleines Start-up-Team kannin wenigen Monaten Produkte erstellen,die in der Kundenwahrnehmung nichtvon einer jahrelangen Entwicklung einesGroßkonzerns mit Millionenbudget zuunterscheiden sind. Wer hätte gedacht,dass ein kleines Start-up namens Air-bnb quasi über Nacht zur größten Ho-telkette der Welt wird, ohne auch nur ein

    einziges Hotel-bett zu besitzen,

    oder eine als Hobby-projekt gestartete Entwick-

    lung wie WhatsApp mit weniger

    als 50 Mitarbeitern das profitableSMS-Geschäft der Telkos in der Größen-ordnung von USD 30 Milliarden pro Jahrquasi im Alleingang eliminiert?

    Der Wandel ist folglich weit mehr alsein Buzzword, und kein Unternehmenist davon ausgenommen: 40 Prozent derFortune 500 Unternehmen werden dienächsten zehn Jahre nicht überleben.

    Die Betrachtung der folgenden fünfTrends soll die Einschätzung ihrer Aus-wirkungen auf das eigene Unternehmenerleichtern. Fern jedes Hypes haben sie

    tief greifende Konsequenzen über alleBranchen hinweg und gehören auf diestrategische Agenda eines jeden Unter-nehmenslenkers.

    IKünstliche Intelligenz (AI)2015 war von einer beispiellosen

    Dynamik auf dem Gebiet der künstli-chen Intelligenz (AI) gekennzeichnet.Von Google über Facebook bis zu IBM,Microsoft und Amazon haben nicht   F  o

       t  o  :   P  a  v  e   l   I   l  y  u   k   h   i  n  –   S   h  u   t   t  e  r  s   t  o  c   k

    21April 2016

  • 8/17/2019 DIVSI Magazin – Ausgabe 1/2016

    22/28

    nur sämtliche Tech-Giganten AI alsdie strategische Priorität ausgerufen,die maßgeblich für die Zukunft ihresUnternehmens sein wird. Sie haben

    sich auch in ihren Ankündigungen vonerreichten Meilensteinen überschlagen.

    In vielen Bereichen, die bislang eineHerausforderung für Computer dar-stellten, haben diese ihr menschlichesPendant überrundet: von der Gesichts-erkennung über die Entschlüsselunggesprochener Sprache, das Schreibenvon Zeitungsartikeln bis zur ärztlichenDiagnose – mit zunehmender Geschwin-digkeit werden immer mehr Tätigkeitenvon Computern übernommen. Das Be-sondere: Diese Errungenschaften wer-

    den von den Tech-Giganten nicht nurin eigene Produkte integriert, sondernallen Unternehmen zur Nutzung und In-

    tegration in ihre Produkte zur Ver-fügung gestellt. Wissenschaft-

    ler der Oxford Universitätgehen davon aus, dass

    47 Prozent allerJobs in den

    nächsten 20

    Jahren durch Computer ersetzt werdenkönnen. Diese Entwicklung wird sich2016 weiter beschleunigen, und jederUnternehmenslenker tut gut daran, die

    Einsatzmöglichkeiten und strategischenKonsequenzen dieser Technologiensorgfältig zu analysieren.

    IIBlockchainDer Finanzsektor hat, getrieben

    von technologischen Entwicklungen,2015 eine große Dynamik erlebt. Dabeivollzogen Banken insbesondere in ei-nem Teilaspekt einen grundlegendenSinneswandel: die Blockchain.

    Während die Skepsis etablierterPlayer gegenüber der durch die Block-

    chain ermöglichten Digitalwährung Bit-coin nach wie vor dominiert, sind sichalle Banken einig, dass Blockchain Ban-king grundlegend verändern wird. Ihrdisruptives Potenzial reicht jedoch weitüber den Finanzsektor hinaus: GoldmanSachs prognostiziert, dass sämtliche Ins-titutionen, die bislang als Intermediärfungieren, um die rechtmäßige Abwick-lung von vertraglichen Vereinbarun-gen zu gewährleisten, obselet werdenkönnten. Dies betrifft Notare ebenso

    wie ein breites Spektrum des

    Betätigungsfeldes vonAnwälten, Verwer-

    tungsgesell-

    schaften, Behörden, Versicherungenund viele weiter mehr.

    Blockchain hat damit das Potenzial,ganze Industrien so tief greifend zu ver-

    ändern wie nur das Internet zuvor.

    IIIMessaging als Plattformund Interface

    Text-Messaging hat sich zum beliebtes-ten Service auf dem Smartphone entwi-ckelt – noch vor der Internet-Nutzungoder dem Telefonieren. Während die An-zahl der versandten SMS in Deutschland2014 gegenüber dem Spitzenwert von2012 in nur zwei Jahren um über 60 Pro-zent gesunken ist, ist Texting so populärwie nie zuvor. Allein über WhatsApp wer-

    den täglich 30 Milliarden Textnachrich-ten versendet.

    Facebook, Slack und eine Reiheweiterer Betreiber von Messengernversuchen derzeit, Messaging als eige-ne Plattform zu etablieren: Entwicklerkönnen Apps für Messenger erstellen,die direkt über Textnachrichten ange-sprochen und mit natürlicher Sprachebedient werden können. Die Installationzusätzlicher Apps über den App-Storewürde ebenso überflüssig wie das Er-lernen einer jeweils neuen grafischen

    Benutzeroberfläche.Das natürlichsprachige Interface

    könnte durch die Kombination dieserNutzungsgewohnheiten mit den Mög-lichkeiten der automatisierten Texter-

    kennung die nächste Evolutionsstu-fe in der Kommunikation

    mit dem Compu-

    Blockchain hat dasPotenzial, Industrienso tief greifend zuverändern wie nurdas Internet zuvor.

    22

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    23/28

    Alexander Braunist Gründer und Geschäfts-führer der Digitalstra-tegieberatung CreativeConstruction in Berlin.

    ter darstellen. Facebook glaubt fest da-ran und möchte durch das Etablierenvon Messengern die Vormacht von Appleund Google als Inhaber der mobilen Be-

    triebssysteme und App-Stores beenden.Für Unternehmen bedeutet dies,

    sich neben der Web- und App-Strategiekünftig auch Gedanken über ihre Mes-senger-Strategie zu machen, respektiveÜberlegungen zum Messenger Teil ei-ner integrierten Digitalstrategie werdenzu lassen.

    IVAPI-EconomyDie Disruptoren von morgen erfin-

    den das Rad nicht neu: Sie orchestrierenexistierende Services virtuos zu einem

    überragenden Benutzererlebnis, das esihnen mit sehr geringem Ressourcen-aufwand ermöglicht, mit Großunterneh-men zu konkurrieren.

    Ihr Geheimnis ist die Nutzung vonüber Programmierschnittstellen (APIs)ansprechbaren Services. Sie steckenhinter dem exponentiellen Wachstum vonUber auf eine Bewertung von über USD60 Milliarden ebenso wie hinter der Dis-ruption im Bankensektor durch Fintechswie number26 und vielen weiteren mehr.

    Sie gehören aus zwei Gründen auf die

    strategische Agenda eines jeden CEO:1. Time to Market: Sie ermöglichen die

    Entwicklung von Anwendungen in Re-kordzeit, da eine Vielzahl hochkom-plexer Komponenten ohne eigenenEntwicklungsaufwand in eigene Pro-dukte integriert werden kann.

    2. Skalierung:  Durch das Angebot dereigenen Kernkompetenz über eine APIkönnen Unternehmen zu einer unent-behrlichen Komponente in einerVielzahl anderer Anwendungenwerden und von der Inno-

    vationskraft anderer beider Skalierung pro-fitieren.

    Kein Erfolg ohne Ökosystem – keinÖkosystem ohne API: Nur durch dieNutzung von APIs können Unternehmenso schnell am Markt sein, und nur durch

    das Angebot von APIs können sie durchdie Etablierung eines Ökosystems soschnell skalieren, wie dies das Wettbe-werbsumfeld erfordert.

    VPlattform-Kriege –Ende des offenen Internets?

    Der mobile Internet-Zugang ist bei derMehrheit der Nutzer unterdessen zumprimären Nutzungskontext avanciertund hat den Desktop hinter sich gelas-sen. Im Gegensatz zum Desktop domi-nieren hier jedoch Apps – und nicht Web-

    sites: 86 Prozent der mobil verbrachtenZeit findet innerhalb von Apps statt, derBrowser macht nur 14 Prozent aus. Die-se zentral kontrollierten Apps, die in denApp-Stores einer weiteren Freigabestu-fe unterliegen und somit nicht beliebigeInhalte haben dürfen, wie es im Web derFall ist, weisen darüber hinaus in ihrerNutzung eine starke Konzentration auf:Während auf dem durchschnittlichenSmartphone 27 Apps installiert sind,entfallen 80 Prozent der Nutzung aufgerade einmal drei Apps.

    Die Gatekeeper von morgenkreieren mit ihren Apps geschlos-sene Ökosysteme, in denen An-bieter von Services nach zentraldefinierten Spielregeln vorkommendürfen – oder eben auch nicht.Der freie Zugangüber offen neben-einanderstehende

    Websites gehört in dieser Welt der Ver-gangenheit an. Unternehmen könntensich bald nach dem Grad an Selbstbe-stimmung sehnen, die ihnen ein häufig

    bekämpfter Player wie Google mit seinerSuchmaschine geboten hat.

    Unabhängig davon, wie dieserKampf um Plattformen und das offeneWeb auch ausgehen mag, steht jedocheines fest: Unternehmen werden nichtden Luxus haben abzuwarten, da ihr Zu-gang zu Kunden und damit ihre Existenzdavon abhängt. Eine fundierte Strategiein Kenntnis der relevanten Optionen undihrer jeweiligen Chancen und Risiken istsomit unumgänglich.

       F  o   t  o  :   C  r  e  a   t   i  v  e   C  o  n  s   t  r  u  c   t   i  o  n ,

       P  a  v  e   l   I   l  y  u   k   h   i  n  –   S   h  u   t   t  e  r  s   t  o  c   k

    23April 2016

  • 8/17/2019 DIVSI Magazin – Ausgabe 1/2016

    24/28

    Für die 14- bis 17-Jährigen inDeutschland ist der digitalisierte

    Alltag unhinterfragte Selbstver-ständlichkeit – digitale Medien sind

    kein Bonus, sondern Notwendigkeit fürdie soziale Teilhabe in der Peergroup unddarüber hinaus. Die neue Jugendstudiedes SINUS-Instituts „Wie ticken Jugend-liche 2016?“ aktualisiert neben Fokus-themen wie „Mobilität“ und „Flucht undAsyl“ wesentliche Erkenntnisse der DIVSIU25-Studie, die Anfang 2014 erstmalsfundierte Fakten zum digitalen Verhaltender jungen Generation geliefert hatte.

    Zudem nimmt die SINUS-Jugendstu-

    die die Aspekte Medienkompetenz unddigitales Lernen besonders in den Blick.Wie die Vorgängerstudien (2008, 2012) be-ruht sie auf dem Lebensweltenmodell, beidem eine Segmentierung nicht nur nachsozialer Lage/Bildung, sondern auch nachLebensstilen und Werten erfolgt.

    Wegbereiter.  Lernen – ob zu Hauseoder in der Schule – findet immer selbst-verständlicher mit bzw. via digitale Medi-en statt. Was aber heißt für Jugendlicheeigentlich Medienkompetenz, und wie

    sollte digitales Lernen aus ihrer Sichtablaufen? Nicht zuletzt stellt sich dabeidie Frage nach der Chancengerechtig-keit im digitalen Raum: Ist das Internetper se ein Wegbereiter für bessere Teil-habechancen? Oder schreibt die Digita-lisierung bestehende soziale Ungleich-heiten fort?

    Es gilt als Selbstverständlichkeit, sichden Umgang mit digitalen Geräten undAnwendungen über „learning by doing“ inEigenregie beizubringen. Meist probiertman einfach neue Online-Dienste oder

    AM PULS DER ZEIT

    Jugendliche unddas Internet:Was wirklich abläuft

    Welche Chancen sehen sie?Wovor haben sie Angst? Was istselbstverständlich? Wie hilftdie Schule? Die neue SINUS-

    Jugendstudie gibt alle Antworten.Dr. Silke Borgstedt

       F  o   t  o  :   k  o  z   i  r  s   k  y

        /   j  u  n  p   i  n  z  o  n

        /  n  e  n  e   t  u  s

        /   S  y   d  a   P  r  o   d  u  c   t   i  o  n  s  –   S

       h  u   t   t  e  r  s   t  o  c   k

    Außenkontakt. Mit Knopf im Ohrweltweit verbunden.

    24

  • 8/17/2019 DIVSI Magazin – Ausgabe 1/2016

    25/28

    Apps aus, frei nach dem Motto: drauf-klicken und schauen, was passiert. DasInternet gilt als selbsterklärend, zudembezieht man im Internet via Tutorialsselbst Auskunft, falls man nicht mehrweiterweiß.

    Basiswissen im Bereich digitaler Me-dien sind aus Sicht der Jugendlichen dieKenntnis und das Bedienen einschlägigerAnwendungen (insbesondere Apps) sowiedie Fähigkeit, sich generell auf Benutzer-oberflächen zurechtzufinden. Teilweisewerden zudem Standards im Bereich

    Geschicklichkeit genannt (mit dem Dau-men texten, Steuerungstechniken beimGaming).

    Die Beherrschung von Programmenund Programmiersprachen gilt als Spe-zialkenntnis, die persönlich kaum rele-vant ist. Insbesondere Programmierenerscheint komplex und findet – wennüberhaupt – fast ausschließlich in derSchule statt. Bis auf wenige Ausnahmenhaben sich die Befragten kaum damitauseinandergesetzt, weil die Komplexi-

    tätsbefürchtung hoch und die Frustrati-onsgrenze niedrig liegt.

    Mediensucht.  Kompetenz im Umgangmit digitalen Medien zeigt sich aus Per-spektive der Jugendlichen auch daran,Geräte gezielt und angemessen einzu-setzen, und vor allem daran, ob manwirklich immer etwas zu kommunizierenhat, das wichtiger als das aktuelle Real-Life-Geschehen ist. Es gilt – insbeson-dere in bildungshöheren Lebenswelten –

    als Kompetenz und Distinktionsmerkmal,Geräte auch mal ausschalten zu können.In diesem Zusammenhang greifen Ju-gendliche häufig das Thema „Medien-

    sucht“ auf. Von denen, die „süchtig“ sind,möchte man sich deutlich abgrenzen („Inmeiner Klasse sind 50 Prozent süchtig.Man sollte es halt echt dosieren“). Per-manentes „Starren aufs Display“ und

    „dauerndes Herumgetippe“ gelten beimanchen Jugendlichen mittlerweile alsuncool und vermeidbar.

    „Always on“ zu sein, ist somit immerweniger ein Statusmerkmal. Als Distink-tionsmerkmal wird vielmehr die eigeneSelbstregulationskompetenz ins Spiel

    gebracht: An allem Relevanten teilzuha-ben, ohne als „internetsüchtig“ zu gelten,ist die angestrebte soziale Positionierung.

    Nicht ohne Selbstkritik wird trotz al-ler bekundeten Bemühungen um einen

    „maßvollen“ Umgang beklagt, wie großder Stellenwert des eigenen Smartpho-nes ist – gerade in der Funktion als so-ziales Back-up. Ein Leben ohne Handy istfolglich zwar vorstellbar, aber nur unterder Bedingung, dass alle anderen auchdarauf verzichten.

    Für die Jugendlichen ist es von hoherBedeutung, sich im Internet sicher bewe-gen und selbst schützen zu können. Trotzaller Chancenwahrnehmung sehen sienämlich auch diverse negative Entwick-lungen der zunehmenden Digitalisierung,insbesondere umfassende Überwachungund wachsende Kontrollmöglichkeiten.Jugendliche befinden sich dabei in ei-nem Dilemma, denn auf der einen Seiteist es für sie schlichte Notwendigkeit,Online-Dienste zu nutzen und damit imNetz Datenspuren zu hinterlassen, um

    sozial nicht abgehängt zu sein. Gleichzei-tig vermuten sie eine wachsende Machtderjenigen, die diese Daten besitzen und/oder anschauen können. Ihnen ist wich-tig – vor allem mit Blick auf die Zukunft –,trotz digitaler Vernetzung noch „ein eige-nes Leben“ führen zu können.

    Lernvorteile. Technischer oder gesetz-licher Schutz ist hierbei für sie nur eineFacette. Ihnen ist klar, dass es vor allemdarauf ankommt, wo und wie man sich im

    Netz bewegt, welche Angebote man nutztund welche Informationen man über sichselbst hinterlässt. Dennoch überwiegt inihrem Alltagshandeln eine pragmatischeSorglosigkeit, dass einem selbst vermut-lich nichts passieren wird.

    Viele Jugendliche berichten über-schwänglich, wie viele Vorteile das Ler-nen mit digitalen Medien bietet. Es ma-che deutlich mehr Spaß und eröffne eineVielfalt an Gestaltungsmöglichkeitensowie automatische Korrekturfunk-

    Das Internet istnicht so schwer.

    Das kann sicheigentlich jederselber beibringen.weiblich, 17 Jahre

    Dauerbegleiter. Auchwenn man im Extremfalleingeschlafen ist: Alwaysonline ist der Trend.

    25April 2016

  • 8/17/2019 DIVSI Magazin – Ausgabe 1/2016

    26/28

    tionen und natürlich den Wegfall desmühsamen händischen Schreibens.

    Deutliche Unterschiede zeigen sichhier aber in den verschiedenen Lebens-welten. Insbesondere für Jugendlicheaus Elternhäusern, in denen digitaleMedien kaum oder wenn, dann nur alsEntertainmentzentrale eine Rolle spie-len, sind digitale Geräte (insbesonderevon beliebten IT-Lifestyle-Marken) be-sondere Attraktoren, die ein erheblichesMaß an Aufmerksamkeit binden. Vorallem Jugendliche aus bildungsfernen

    Lebenswelten wünschen sich daher einestärkere Einbindung digitaler Medien inden Unterricht. Was genau mit diesenGeräten im Unterricht inhaltlich passiert,ist weniger relevant, von primärem Inte-resse ist die reine Verfügbarkeit – und dasmögliche „Mit-nach-Hause-Nehmen“.

    Jugendliche aus Lebenswelten mit hö-herem formalen Bildungsgrad hingegenwünschen sich nicht unbedingt mehr di-gitale Medien in der Schule – teilweise istes ihnen egal, teilweise grenzen sie sich

    davon ab. Als Begründung werden dabeiAspekte wie fehlende Effizienz, sowie derAbbau der eigenständigen Denkkompe-tenz genannt. Man brauche nicht nochmehr Computer in der Schule; zwar bietedas Arbeiten damit gewisse Vorteile, ande-rerseits seien diese nicht besonders groß.

    Unterricht.  Außerdem wird kritisiert,dass das Internet die Menschen immerpassiver („fauler“) und „immer dümmermacht, weil man immer weniger selbstnachdenken muss“. Dabei grenzen sich

    bildungsnahe Jugendliche vereinzeltauch von denjenigen ab, die sich vondigitalen Möglichkeiten weitestgehend

    „abhängig“ gemacht haben und ohneGPS-Funktion nicht mehr den Weg nachHause finden würden.

    Insbesondere Jugendliche aus Le-benswelten mit höherer Formalbildungweisen auch darauf hin, dass sie späterbei den eigenen Kindern darauf achtenwerden, dass diese nicht zu früh mit digi-talen Medien in Kontakt kommen. Gleich-

       F  o   t  o  s  :  g  o  o   d   l  u  z  –   S   h  u   t   t  e  r  s   t  o  c   k ,

       P   S   D   C  o  v  e  r  s ,

       S   I   N   U   S  -   I  n  s   t   i   t  u   t

    Dr. Silke BorgstedtSie ist Direktorin derAbteilung Sozialforschungam SINUS-Institut inBerlin und Expertin fürMediensozialisation.

    Das alles und viel mehr bietet SINUS

    Die bereits dritte SINUS-Jugendstudie „Wie ticken Jugendliche 2016?Lebenswelten von Jugendlichen im Alter von 14 bis 17 Jahren in Deutsch-land“ ist bei Springer VS erschienen und sowohl im Buchhandel als auchals Open Access bei SpringerLink erhältlich. Ein umfassendes Angebot anVorträgen, Workshops und Weiterbildungen zur SINUS-Jugendforschungbietet die SINUS:akademie. WEITERE INFORMATIONEN

    www.wie-ticken-jugendliche.de

    zeitig ist ihnen – im Unterschied zu denbildungsferneren Jugendlichen – klar,dass die eigene berufliche Zukunft we-sentlich durch digitalisierte Arbeitspro-zesse bestimmt sein wird.

    Mit Blick auf die Aktivitäten dominiertaus Sicht der Jugendlichen der Fokus aufdas korrekte Bedienen von Bürosoftware.Digitale Medien finden somit zu definier-ten Zeiten und in bestimmten KontextenAnwendung, und zwar für Lernziele, dienicht primär auf den Erwerb von Kom-petenzen im Umgang mit Medien ausge-

    richtet sind. Medien dienen als Mittel zumZweck, häufig auch zur Belohnung, Ent-spannung oder zur generellen Motivation.

    Jugendliche wünschen sich einen we-niger gefahrenzentrierten Unterricht, derdie Chancen von digitalen Medien auf-zeigt und konkrete Kriterien vermittelt,wie diese Chancen umgesetzt werdenkönnen, ohne sich allzu hohen Risikenauszusetzen.

    Allgemein bemängelt wird, dass Tech-nik zwar genutzt, jedoch nicht wirklicherklärt wird. Gern wüsste man, wie ein

    Computer oder das Internet eigentlich„funktioniert“. Gewünscht wird ein stärke-rer Fokus auf technische Aspekte, ein tie-feres Verstehen der benutzten Programmeund eine größere Relevanz der gelehrtenInhalte für das tägliche Leben.

    Unterricht. Die Lernziele der Jugendlichen unterscheiden sich vom Schulangebot.

    26

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    Aktuelle Bücher

    Ohne Menschen sind ComputerRaumwärmer, die Muster erzeugen

    Für einen neuen Humanismus imdigitalen ZeitalterJaron Lanier

    Der Autor gilt als einer der brillantesten Köpfe der Computer-wissenschaft und visionärer Internet-Vordenker. Er ist aber aucheiner der schillerndsten Kritiker der Auswüchse der digitalenWelt. 2014 mit dem Friedenspreis des deutschen Buchhandelsausgezeichnet, forderte er in seiner Dankesrede die Erneuerungdes humanistischen Denkens im Internet-Zeitalter. Dieser Bandenthält neben seiner Preisrede wichtige Essays in einer handli-chen Ausgabe.

    Hoffmann und Campe, ISBN: 978-3-455-50403-3, 16 €

    ZeitfresserWie uns die Industriezu ihren Sklaven macht

    Craig Lambert

    Immer mehr Dinge „darf“man selbst erledigen. Dank

    der Technik geht der Trendzum „Do it yourself!“. DieseEntwicklung wird uns alsVorteil verkauft. Doch stimmtdas? Lambert zeigt, dassdieser Trend zu unserenLasten geht. Ein Buch,das dazu aufruft, sich dieunbezahlte Mehrarbeit nichtlänger gefallen zu lassen.

    Social Media HandbuchTheorien, Methoden,Modelle und Praxis

    Prof. Dr. Daniel Michelis,Prof. Dr. Dr. Thomas Schild-hauer (Hrsg.)

    Um die Sozialen Medien imBlick zu behalten, sollte mandas Geschehen aus einerübergeordneten Perspek-tive betrachten. Das Buchbeschreibt Strategiemodellefür eigene Lösungen, fasstMethoden und Modellezusammen und wendet sieexemplarisch an.

    Digital JunkiesInternet-Abhängigkeitund ihre Folgen für unsund unsere Kinder

    Bert te Wildt

    Viele tief verstörte Jugend-

    liche und Erwachsenekommen in die Sprechstundevon Bert te Wildt. Sie zeigenAnzeichen schwerer Abhän-gigkeit, sind einsam undverlieren sich in Chats. Inter-net-Süchtige werden gefähr-lich depressiv oder aggressiv,wenn ihnen der Zugang zumNetz verwehrt wird.

    Sicher in sozialenNetzwerkenVom Cybermobbing bis zurstaatlichen Überwachung –Tipps & Anleitungen zumSchutz persönlicher Daten

    Manuel ZieglerSoziale Interaktion findet heuteverstärkt über das Internet statt.Das Buch zeigt, wie Sie sichvor den Tracking-Technologiender Internet-Spione schützen,welche Gefahren in SozialenNetzwerken lauern und welcheSozialen Netzwerke welche Auf-gaben und Erwartungen erfüllen.

    Redline Verlag, ISBN: 978-3-86881-593-1, 19,99 €

    Nomos Verlag, ISBN: 978-3-8487-2278-5, 39,00 €

    Droemer HC, ISBN: 978-3-426-27656-3, 19,99 €

    Hanser Verlag, ISBN: 978-3-446-44431-7, 19,99 €

    27April 2016

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    28/28

    DIVSI Veröffentlichungen

    Studien

    DIVSI Milieu-Studie zu Vertrauen und Sicherheit im Internet, 2012

    DIVSI Meinungsführer-Studie: Wer gestaltet das Internet?, 2012

    DIVSI Entscheider-Studie zu Vertrauen und Sicherheit im Internet, 2013DIVSI Studie zu Freiheit versus Regulierung im Internet, 2013

    DIVSI U25-Studie – Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in der digitalen Welt, 2014

    DIVSI Studie zu Bereichen und Formen der Beteiligung im Internet, 2014

    Braucht Deutschland einen Digitalen Kodex? – Verantwortung, Plattformen und

    soziale Normen im Internet, 2014

    Wissenswertes über den Umgang mit Smartphones, 2014

    Daten – Ware und Währung, 2014

    DIVSI U9-Studie: Kinder in der digitalen Welt, 2015

    Beteiligung im Internet: Wer beteiligt sich wie?, 2015

    Das Recht auf Vergessenwerden, 2015

    Big Data, 2016Daten als Handelsware, 2016

    Reden

    Roman Herzog: Internet und Menschenwürde, 2013

    Olaf Scholz: Braucht das Internet Vertrauen?, 2013

    Diskussionsbeiträge

    Dominic Völz, Timm Christian Janda: Thesen zur Netzpolitik – Ein Überblick, 2013

    Christina Heckersbruch, Ayten Öksüz, Nicolai Walter, Jörg Becker,

    Guido Hertel: Vertrauen und Risiko in einer digitalen Welt, 2013

    Göttrik Wewer: Digitale Agenda 2013 – 2017 – Netzpolitik im neuen Deutschen Bundestag, 2013

    Miriam Meckel, Christian Fieseler, Jan Gerlach: Der Diskurs zur Netzneutralität, 2013

    Timm Christian Janda, Dominic Völz: Netzpolitik in Deutschland –

    Wahlprogramme, Koalitionsvereinbarung, Regierungserklärung, 2014

    Manuel Schubert: Vertrauensmessung in der digitalen Welt – Überblick und Aussicht, 2014

    Max-Otto Baumann: Privatsphäre als neues digitales Menschenrecht, 2015


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