+ All Categories
Home > Documents > Diplom-Arbeit (Auszug)

Diplom-Arbeit (Auszug)

Date post: 22-Mar-2016
Category:
Upload: michael-miess
View: 227 times
Download: 0 times
Share this document with a friend
Description:
Auszug aus meiner Diplom-Arbeit mit dem Titel "Analyse des Issue Erneuerbare Energien".
21
KAPITEL SEITENZAHL ABBILDUNGS- UND TABELLENVERZEICHNIS iv ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS viii EINLEITUNG xi 1. THEMA BIOGAS 1 1.1. DEFINITION BIOGAS 1 1.2. TECHNISCHER HINTERGRUND 2 1.3. POLITISCH-HISTORISCHE VORAUSSETZUNGEN 3 1.4. ENTWICKLUNG DES BIOGAS-SEKTORS 7 1.5. ENERGIEPOLITIK IN DER REGION BRANDENBURG 12 1.6. ZUSAMMENFASSUNG VON KAPITEL I 13 2. THEMEN UND ISSUES 14 2.1. BEGRIFFSDEFINITION ISSUE 15 2.2. PUBLIC RELATIONS VS. STRATEGISCHES MANAGEMENT 19 2.3. AGENDA-SETTING 23 2.3.1. ISSUE IN DER MEDIA AGENDA 26 i
Transcript
Page 1: Diplom-Arbeit (Auszug)

KAPITEL SEITENZAHL

ABBILDUNGS- UND TABELLENVERZEICHNIS iv

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS viii

EINLEITUNG xi

1. THEMA BIOGAS 1

1.1. DEFINITION BIOGAS 1

1.2. TECHNISCHER HINTERGRUND 2

1.3. POLITISCH-HISTORISCHE VORAUSSETZUNGEN 3

1.4. ENTWICKLUNG DES BIOGAS-SEKTORS 7

1.5. ENERGIEPOLITIK IN DER REGION BRANDENBURG 12

1.6. ZUSAMMENFASSUNG VON KAPITEL I 13

2. THEMEN UND ISSUES 14

2.1. BEGRIFFSDEFINITION ISSUE 15

2.2. PUBLIC RELATIONS VS. STRATEGISCHES MANAGEMENT 19

2.3. AGENDA-SETTING 23

2.3.1. ISSUE IN DER MEDIA AGENDA 26

i

Page 2: Diplom-Arbeit (Auszug)

2.3.2. TRIGGER EVENT UND SALIENCE 26

2.3.3. ISSUE IN DER PUBLIC- UND POLICY AGENDA 28

2.3.4. FRAMING UND DAS KOGNITIVE SCHEMA 30

2.3.5. ATTRIBUTE AGENDA-SETTING ODER

SECOND LEVEL- AGENDA-SETTING 31

2.3.6. MESSMETHODEN EINES ISSUE –

AGENDA-SETTING-FORSCHUNG 31

2.4. ISSUE-LEBENS-ZYKLUS 32

2.5. ISSUE-MANAGEMENT IN DER STRATEGISCHEN PLANUNG 37

2.5.1. SCHWACHE SIGNALE 37

2.5.2. STRATEGISCHE FRÜHAUFKLÄRUNG 39

2.5.3. TIEFEN-ANALYSE VON TRENDS UND ISSUES 43

2.5.4. STAKEHOLDER-ANSATZ 48

2.6. ZUSAMMENFASSUNG VON KAPITEL II 52

3. FORSCHUNGSDESIGN 53

3.1. UNTERSUCHUNGSGEGENSTAND UND FRAGESTELLUNG 53

3.2. FORSCHUNGSMETHODEN 54

3.2.1. MEDIEN-ANALYSE 55

ii

Page 3: Diplom-Arbeit (Auszug)

3.2.2. ZIELGRUPPENINTERVIEWS 64

3.2.3. ISSUE- UND STAKEHOLDER-ANALYSE 78

3.2.4. THEMENKARRIERE-ANALYSE 93

3.3. AUSWERTUNG 94

3.4. ZUSAMMENFASSUNG VON KAPITEL III 96

4. FAZIT 97

LITERATURVERZEICHNIS xiii

ANHANG A: ZIELGRUPPEN-INTERVIEWS xxi

ANHANG B: MEDIADATEN UND ARTIKEL DER

MÄRKISCHE ALLGEMEINE ZEITUNG xlv

iii

Page 4: Diplom-Arbeit (Auszug)

EINLEITUNG

Die vorliegende Arbeit leistet einen Beitrag für das seit 2007 existierende Promoti-

onskolleg „Mikroenergie-Systeme zur dezentralen nachhaltigen Energieversorgung

in strukturschwachen Regionen“ an der Technischen Universität Berlin unter der

Mitwirkung von Dipl.-Ing. Zoë Hagen. Das von der Hans-Böckler-Stiftung

geförderte interdisziplinäre Forschungsvorhaben untersucht u.a. die Potenziale von

Biogasanlagen als Mikroenergie-Systeme in Entwicklungs- sowie Industrieländer.

Neben den zu untersuchenden technischen Aspekten wie z.B. die Konzeption und

Produktion solcher Biogas-Anlagen werden von Dipl.-Ing. Zoë Hagen auch

Fragestellungen nachgegangen, die sich mit den damit verbundenen Entscheidungen

der involvierten Biogas-Akteure beschäftigen. Eine Frage in diesem Zusammenhang

lautet: Inwiefern beeinflusst das gegenwärtige Thema Biogas die Landwirte, welche

Biogasanlagen betreiben oder betreiben wollen?

Die Aktualität des Themas Erneuerbare Energie - und somit auch Biogas - ist

hoch. Da sich das weltweite Kontingent fossiler Energieträger drastisch reduziert,

erhält die Nutzung alternativer Energien eine zunehmende Bedeutung. Auf

politischer Ebene wurde in Deutschland mit der Verabschiedung des Erneuerbare-

Energien-Gesetz (EEG) im Jahr 2000 reagiert, welches die Produktion Erneuerbarer

Energien in Deutschland fördert. Das Thema alternative Energiegewinnung rückt

somit stärker in den Fokus der Medien und Öffentlichkeit. In diesem Bereich setzt

der Forschungsanstoß dieser Arbeit an und untersucht das Thema Biogas aus dem

Blickwinkel des Studiums der Gesellschafts- und Wirtschafts-Kommunikation an der

Universität der Künste Berlin.

Hierbei soll das Thema Biogas auf seine gesellschaftliche Akzeptanz und

seine Entwicklung als Thema in den Medien untersucht werden. In diesem Kontext

stellt sich die Frage nach der Wirkung der Medien auf die Entscheidung der

Landwirte, ob sie das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) nutzen oder nicht.

Basierend auf den agenda setting-Ansatz, der von einem Einfluss der Medien auf

Individuen und Öffentlichkeit ausgeht, lassen sich für dieses Forschungsvorhaben

folgende zentrale Fragestellungen ableiten:

x

Page 5: Diplom-Arbeit (Auszug)

Wie stellt sich die Biogas-Diskussion in den Medien von Brandenburg dar? sowie:

Findet sich dieses Bild in den Vorstellungswelten der Landwirte wieder?

Dabei dient das Issue-Management im Bereich des strategischen Managements sowie

die agenda setting-Theorie aus der Perspektive der Public Relations als nützlicher

Ansatz, um dieses Forschungsvorhaben einzugrenzen. Der Forschungsprozess soll

explorativ erfolgen.

Die vorliegende Arbeit wird in vier Teile gegliedert. Im ersten Teil soll das

Thema Biogas vorgestellt werden. Neben der Begriffsdefinition und dem technischen

Hintergrund wird auch die Entstehung und Entwicklung dieses Themas untersucht.

Im zweiten Teil wird die Behandlung von Themen aus kommunikationswissenschaft-

licher und strategischer Sichtweise mithilfe des agenda setting-Ansatzes und des

Issue-Managements erläutert. Dabei sollen die Beziehungen deutlich gemacht

werden, in der sich Regierung, Medien, Öffentlichkeit, Unternehmen sowie

involvierte Interessengruppen befinden. Im dritten Teil sollen die bisherigen

explorativen Ergebnisse in das Forschungsdesign einfließen. In Bezug auf die

vorgestellte Forschungsfrage Wie stellt sich die Biogas-Diskussion in den Medien

von Brandenburg dar? soll eine Medienanalyse erfolgen. Zur Beantwortung der

Frage Findet sich dieses Bild in den Vorstellungswelten der Landwirte wieder? sollen

narrative Interviews durchgeführt werden. Die daraus gewonnenen Resultate werden

anschließend verglichen. Zusätzlich wird anhand einer Issue- und Stakeholder-

Analyse das Thema Biogas untersucht. Im vierten und letzten Teil erfolgt das Fazit.

M. Mieß Berlin im April 2009

xi

Page 6: Diplom-Arbeit (Auszug)

Gemeinsam mit den Ergebnissen der narrativen Interviews werden im nächsten

Abschnitt eine Issue- sowie Stakeholder-Analyse durchgeführt, in der die involvierten

Motive, Assoziationen und Konflikte zum Thema Biogas dargestellt werden sollen.

Eine Methode zur Abbildung der vernetzten Motive und Assoziationen wird durch die

Beziehungen der zu gewinnenden Muster in verdichteter Form durch kognitive Karten

erzielt (vgl. LIEBL/RUGHASE 2002b: 38). Es wird versucht, diese im nächsten

Abschnitt mithilfe der Issue-Analyse diese zu visualisieren. Außerdem sollen Vernet-

zungen anhand der Informationen jeweils aus der historisch-politischen Entwicklung

des Themas Biogas aus dem ersten Kapitel sowie aus den gewonnenen Informationen

der Medien-Analyse abgebildet werden, um einen Vergleich in Bezug zum Forschungs-

design zu erreichen.

3.2.3. ISSUE- UND STAKEHOLDER-ANALYSE

Mithilfe des Issue-Managements ist nun ein nützlicher Ansatz gegeben, um das Thema

Biogas mit seinen integrierten Issues näher zu untersuchen. Dieser Abschnitt dient den

zu behandelnden Forschungsfragen als ergänzendes Material und soll helfen, die

Position des Landwirts im Umfeld des Themas Biogas besser zu verstehen. Dabei gibt

das Forschungsdesign mit den verbundenen Fragestellungen den Rahmen einer Issue-

sowie Stakeholder-Analyse vor. Der Landwirt als zu untersuchende Zielgruppe im

Bereich des Themas Biogas steht somit im Mittelpunkt – die zu treffenden Analysen

sowie Prognosen sind somit aus seiner Sicht zu betrachten. In diesem Abschnitt soll das

Thema Biogas

• in seinen Kernelementen untersucht

• auf seine Kontexte und Deutungsmuster durchleuchtet

• auf seine Struktur hin transparent gemacht

• auf seine weitere Entwicklung hinsichtlich seiner Karriere untersucht werden.

Richtet man sich nach den Phasen des Issue-Managements, so bildet die Medienanalyse

sowie die erfolgten Zielgruppeninterviews die Phase des Monitorings. In diesem

78

Page 7: Diplom-Arbeit (Auszug)

Zusammenhang sollen nun die Komponenten und deren Kontextualisierungen zum

Thema Biogas (1) anhand seiner Entwicklung zum Thema auf der policy agenda, (2)

anhand der Medienanalyse von 2008 auf der media agenda sowie (3) anhand der

durchgeführten Interviews mit der Zielgruppe der Landwirte dargestellt werden. Das

Assoziationsnetz nach dem Modell von LIEBL (2000) (s. Abschnitt 2.5.2.) bildet dabei

eine nützliche Visualisierungshilfe für den ersten Schritt einer Tiefen-Analyse.

(1) Thema Erneuerbare Energien auf der policy agenda bis zur Verabschiedung des

EEG in 2000. Folgende wichtige Motive sind mit den damit verbundenen Entwick-

lungsschritten zur Bildung des Themas Biogas bzw. Förderung von EE zu nennen:

• geringere Import-Abhängigkeit von fossilen Energieträgern

• nationale und internationale Klimaschutzziele und -verpflichtungen

• europäische Liberalisierung des Strommarkts

• Ausstieg aus der Atomenergie

Abb. 3-7: Netz mit Themen und Motiven zur Entwicklung des Themas Biogas aus der Sicht der policy

agenda bis zur Verabschiedung des EEG im Jahr 2000. (Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an

LIEBL 2000)

Die Geschehnisse zum Thema Erneuerbare Energien wurden unter Abb. 1-3 chrono-

logisch dargestellt. Durch eine Visualisierung in Form eines Ereignis- und Themen-

netzes werden die Kontextualisierungen sichtbar. Zählt man die Anzahl der Verbin-

79

Page 8: Diplom-Arbeit (Auszug)

dungen der Komponenten untereinander, so wird deutlich, dass das Thema Umwelt-

schutz/Naturschutz dem Netz die wichtigste Stabilität verleiht. Das Netz visualisiert

außerdem die fehlende Kontextualisierung des Ereignisses der Ölkrise von 1973 mit

dem stärksten Thema Umweltschutz/Naturschutz. Obwohl es somit nur eine fragile

Komponente im Gefüge dieses Netzes darstellt, bildet es gleichzeitig aus historischer

Perspektive den entscheidenden Auslöser zur Entwicklung einer nachhaltigen Energie-

politik, ohne den die Entwicklung des Themas Biogas bzw. EE nicht zustande

gekommen wäre. Somit ist es – aus dem Ansatz des agenda setting gesehen - ein

trigger event für den Beginn einer langfristigen und integriert-konzeptionellen Energie-

politik. Geht man von der Aussage von LIEBL aus, dass „je zahlreicher und vielfältiger

die beteiligten Kontexte und je enger vernetzt sie sind, desto tragfähiger, d.h. robuster

und plausibler ist die Trend-Konstellation.“ (2000: 79), so gilt dies auch für Themen-

und Issue-Konstellationen. In Bezug zum Thema bzw. Motiv Umweltschutz/

Naturschutz bedeutet es, dass es die stärkste Komponente des Themas Erneuerbare

Energien darstellt. Es bietet sich somit der Versuch an, die Stärke eines Motivs bzw.

Themas in einem Assoziationsnetz nach der Anzahl der Verbindungen zu anderen

Motiven bzw. Themen zu messen. Das Motiv bzw. Thema mit den meisten Verknüp-

fungen gibt dabei die maximale Anzahl an Verknüpfungen vor. In diesem Fall würde

nach einer Skala von 1 (sehr schwache Komponente) bis 5 (stärkste Komponente)

folgende Rangfolge entstehen:

Thema/Motiv Stärke der Verknüpfungen von 1 - 5

Umweltschutz/Naturschutz 5

Protestbewegungen 4

Erneuerbare Energien 4

Europäische Union 3

Energie-Import 3

Kohle und Atomkraft 3

alle weiteren Themen/Motive 2 oder 1

Tab. 3-4: Anzahl von Verknüpfungen der Komponenten zur Entwicklung des Themas Erneuerbare

Energien auf der policy agenda. (Quelle: Eigene Darstellung)

80

Page 9: Diplom-Arbeit (Auszug)

Dabei wird sichtbar, dass das Motiv Kohle und Atomkraft mit dem ungewöhnlich hohen

Stärke-Grad 3 ein widersprüchliches Motiv für das Thema EE darstellt – ist es doch das

Gegenteil von „sauberer Energie“. Gleichzeitig muss man die Schwachstellen dieses

Beispiels darstellen: Statt nur Motive werden auch Themen im Netz eingebettet. Eine

weitere Analyse hinsichtlich der Motive zur Entstehung des Themas Erneuerbare

Energie wäre hierbei notwendig. Gleichzeitig sollte man berücksichtigen, dass die

Einzelkomponenten eines Issues oder Trends mehr beinhalten als sein zugewiesener

Deutungsrahmen – es bleibt eine Frage der Interpretationsleistung, wie man ein Thema

definiert. Die Herausbildung von Issues auf der policy agenda ist lediglich durch die

historische Darstellung der Protestbewegungen sowie dem Konflikt zwischen den

Energiekonzernen und Bundesregierung hinsichtlich der Verabschiedung des Stromein-

speisungsgesetzes von 1991 gegeben (siehe Abschnitt 1.3). Eine tiefergehende Analyse

wäre hierbei notwendig. Anders sieht jedoch eine Issue-Analyse aus der Sicht der

media agenda aus.

(2) Thema Biogas/EE auf der media agenda in 2008. Mithilfe der gewonnenen Informa-

tionen aus der Medienanalyse durch die regionale Tageszeitung Märkische Allgemeine

Zeitung sowie die bundesweite Fachzeitschrift top agrar soll nun eine Diagnose der

Abhängigkeiten zwischen den beteiligten Akteuren sowie den involvierten Themen zum

Thema Biogas dargestellt werden.

Abb. 3-8: Thema Biogas sowie die Auswirkungen des EEG aus der Sicht der media agenda. (Quelle:

Eigene Darstellung in Anlehnung an LIEBL 2000)

81

Page 10: Diplom-Arbeit (Auszug)

Die Abbildung zeigt die Themen und Akteure der media agenda aus den gewonnenen

Informationen der Medienanalyse der MAZ sowie top agrar von 2008. Mithilfe dieses

Visualisierungs-Ansatzes ist es möglich, das Thema Biogas in seinem Beziehungsge-

flecht aus der Sicht der media agenda zu beschreiben. Die Auswirkungen des EEG wird

mit seinen Verknüpfungen hervorgehoben. Mit der vorgestellten Rating-Skala zur

Wichtigkeit der Komponenten ergibt sich folgendes Bild:

Thema/Akteur Stärke der Verknüpfungen von 1 - 8

EEG (als Auslöser) 8

Energie-Konzerne 7

Landwirt 6

Energie- und Biogasanlagenberatung 5

Anwohner/Kommune 5

technische Innovationen/Forschung 4

Tagungen/Fachkongresse 4

Stadtwerke 4

alle weiteren Themen/Akteure 3 oder weniger

Tab. 3-5: Anzahl von Verknüpfungen der Komponenten des Themas Biogas in der media agenda (Quelle:

Eigene Darstellung)

Die Stakeholder Energiekonzerne und Landwirte besitzen die meisten Verknüpfungen.

Der Ansatz der Bundesregierung mithilfe des EEG die Produktion von Biogas zu

fördern gerät somit zu einen unvermeidlichen Konflikt beider Stakeholder.

(3) Thema Biogas/EE aus der Sicht der Landwirte. Mithilfe der gewonnenen

Informationen aus den geführten Interviews mit Landwirten aus der Region

Brandenburg soll nun eine Diagnose der Abhängigkeiten zwischen den beteiligten

Akteuren sowie den involvierten Themen zum Thema Biogas dargestellt werden.

82

Page 11: Diplom-Arbeit (Auszug)

Abb. 3-9: Thema Biogas aus der Sicht der Landwirte. (Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an

LIEBL 2000)

Das dargestellte Netz aus Themen und Akteuren aus der Sicht der Landwirte hat in

einigen Punkten Gemeinsamkeiten mit Abb. 3-8. Dabei bilden die Themen Biomasse

und Ackerland mit dem EEG für den Landwirt das elementare Dreieck zum Betreiben

einer Biogasanlage.

Thema/Akteur Stärke von 1 - 8

Landwirt 8

Energie-Konzerne 6

Biomasse und Ackerland 5

EEG 4

Energie- und Biogasanlagenberatung 3

alle weiteren Themen/Akteure 2 oder weniger

Tab. 3-6: Anzahl von Verknüpfungen der Komponenten des Themas Biogas aus der Sicht der Landwirte.

(Quelle: Eigene Darstellung)

Auch hier besitzen die Akteure Landwirt und Energiekonzern die meisten Verknüp-

fungen wie in Abb. 3-8 auf der media agenda dargestellt. Der Konflikt beider

Stakeholder existiert somit im Bild der Medien sowie in den Vorstellungswelten der

Landwirte. Die Akteure Anwohner und Kommune spielen nur eine geringe Rolle zum

83

Page 12: Diplom-Arbeit (Auszug)

Thema Biogas und werden daher nicht berücksichtigt. Die Stadtwerke und Themen wie

Tagungen/Fach-Kongresse sowie technische Innovationen und Forschung aus der

media agenda spielen in den Vorstellungswelten der Landwirte nur eine unbedeutende

Rolle. Stattdessen rücken Stakeholder wie Banken, Jäger sowie Kooperationen in Form

von Gesellschaften, Wärmeabnehmer und Zulieferer von Biomasse in den Vordergrund.

Ausgangspunkt der nächsten Analyse soll das herausgearbeitete Issue „Biogas-

Großanlagen“ bilden, da ein erhöhtes Konfliktpotential zwischen Energiekonzernen und

Anwohner bzw. Landwirte wahrgenommen wird. Der diagnostische Deutungsrahmen

dieses Issues wurde sowohl in der Medienanalyse als auch bei den narrativen Interviews

erläutert. Will man nun das Issue im Kontext der strategischen Diskontinuitäten von

ANSOFF (1976) betrachten, so stellt man fest, dass bei diesem Issue der Ungewiss-

heitsgrad (5) vorherrscht (vgl. Tab 2.1). Dabei wird festgestellt, dass der Ansatz nach

ANSOFF aus der Sicht der Investoren bzw. Energiekonzerne als Betreiber von Biogas-

Großanlagen angewendet werden muss. Charakteristisch für Phase (5) ist das Wissen

um das konkrete Ergebnis eines worst case scenario. Man weiß,

a) das Diskontinuitäten bevorstehen: Es existieren konkrete Vorfälle zum Issue "Biogas-

Großanlagen".

b) welcher Bereich bzw. Stakeholder als Ursache der Diskontinuität existiert: Zum

einen gibt es öffentliche Proteste von Landwirten und weiteren Bürgern, zum anderen

haben Anwohner und Kommunen schon erfolgreich geplante Bauten solcher Anlagen

verhindert.

c) welche Merkmale der Bedrohung, welche Art der Wirkung, welcher Wirkungsgrad

bzw. welcher Zeitpunkt des Konflikts besteht: Es existieren mobilisierte und organi-

sierte Protestgruppen auf der einen Seite sowie die Beschlüsse von Kommunen auf der

anderen Seite. Die Beschlüsse einer Kommune geschehen zu einem öffentlichen

bestimmten Zeitpunkt, der vorhersehbar ist und darüber entscheidet, ob eine Anlage

gebaut wird oder nicht.

Man geht davon aus, dass die Investoren sowie Energiekonzerne einen Alternativplan

für die Absage einer geplanten Anlage haben. Daher weiß man im Fall einer Absage,

84

Page 13: Diplom-Arbeit (Auszug)

d) welche entsprechenden strategischen Reaktionen in Form von Handlungen,

Programmen oder Budgets existieren.

e) welche Auswirkungen es auf den Gewinn hat und welche Folgen die Reaktionen

besitzen.

Somit ist das Issue als strategische Diskontinuität für Betreiber von Biogas-Großanlagen

nicht als weak signal, sondern als strong signal bekannt. Trotzdem bleibt in diesem

Zusammenhang die Ungewissheit, inwiefern die betroffene Kommune auf solch einen

Bau reagiert. Eine empirische Untersuchung mit sämtlichen geplanten Biogas-

Großanlagen und den tatsächlich realisierten bildet die Grundlage für weitere Untersu-

chungen dieses Issues aus der Sichtweise eines Unternehmens, dass eine Biogas-

Großanlage betreiben will. Die folgende Visualisierung soll die weiteren Interessen-

gruppen des Issue „Biogas-Großanlagen“ aufzeigen.

Abb. 3-10: Involvierte Stakeholder des

Issue „Biogas-Großanlagen“. (Quelle:

Eigene Darstellung in Anlehnung an

MAHON 1989)

Die in Anlehnung an MAHON

dargestellte Abb. 2-14 integrierte

zusätzlich die persönlichen

Interessen, welche hier nicht

berücksichtigt werden. Geht man

weiterhin aus der Sichtweise der

Investoren und Energiekonzerne

aus, so bildet die legitime

Opposition die Interessengruppen der Landwirte, Anwohner/Kommunen und

Stadtwerke. Medien, Öffentlichkeit und politische Akteure bilden wie im agenda

setting-Ansatz eine besondere Stellung in Bezug auf das Issue. Sie sollen im nächsten

Abschnitt im Kontext der Themenkarriere-Analyse näher betrachtet werden. Die

Regierung stellt eine Sonderrolle dar, da sie mithilfe des EEG das Issue hervorgerufen

hat, aber auch beenden kann.

85

Page 14: Diplom-Arbeit (Auszug)

Ein Vergleich von Deutungsmustern soll weitere Aufschlüsse über die

Argumente der involvierten Stakeholder zeigen. Die nachfolgende Abbildung soll die

verschiedenen Argumentationsmuster anhand dieses Issue visualisieren.

Abb. 3-11: Entstehung des Issues „Biogas-Großanlagen“: Unterschiedliche Auffassungen zur Nutzung

von Erneuerbaren Energien. (Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an RIET 1997)

Die in dieser Abbildung dargestellte graue Fläche zeigt das bestehende Konfliktpo-

tential. Die Optionen zur Förderung von EE werden anhand des verabschiedeten EEG

der Regierung definiert und bilden den Rahmen der involvierten Stakeholder. Die

Argumentationsmuster der jeweiligen Parteien stellen sich anhand der Zahlen wie folgt

dar:

1. Allgemeine Akzeptanz zur Förderung von EE. Der wachsende Bedarf an

Energie sowie die zunehmende Verknappung von fossilen Energieträgern zwang den

Staat zur Neuorientierung in der Energiepolitik. Diese Entwicklung unterliegt nicht der

Kontrolle der Bundesrepublik, da sie global wirkt. Die nationale Fokussierung auf EE

mündete 2000 in das EEG, welches auch den Ausgangspunkt des Issues „Biogas-

Großanlagen“ darstellt. Personen mit diesem Argumentationsmuster befürworten die

Förderung von EE, da sie für sie die einzige sinnvolle nachhaltige Energieproduktion

darstellt. Man ist sich dem Konfliktpotential des Issues „Biogas-Großanlagen“ bewusst,

jedoch steht im Vordergrund die Förderung von EE, da a) eine zunehmende

Verknappung von fossilen Energieträgern herrscht, b) der Ausstieg aus der Kernenergie

Alternativen der Energiegewinnung notwendig macht sowie c) energiepolitische Ziele

im Rahmen der Nutzung von EE existieren. Investitionen im Bereich von EE werden

begrüßt, da es a) die Wirtschaft fördert, b) innovative Technologien hervorruft sowie c)

die Bundesrepublik als globalen Vorreiter im Bereich EE repräsentiert. Somit vertritt

86

Page 15: Diplom-Arbeit (Auszug)

man die Meinung der Regierung im energiepolitischen Bereich und nimmt das Issue

„Biogas-Großanlagen“ in Kauf, da keine weiteren Alternativen neben EE existieren.

Stakeholder mit diesem Argumentationsmuster sind die Regierung sowie Teile der

Bevölkerung. Auch die die Biogas-Branche vertritt diese Meinung, da sie davon

profitiert.

2. Eingeschränkte Akzeptanz zur Förderung von EE. Generell befürwortet man

die Förderung von EE wegen den Werten der Nachhaltigkeit und des Umweltbe-

wusstseins. Man versteht auch, das durch eine zunehmende Verknappung von fossilen

Energieträgern alternative Energiequellen benötigt werden. Jedoch sind die entste-

henden Geruchs- und Lärmbelästigungen unzumutbar („Warum sie dagegen sind“,

MAZ 16.02.2009). Außerdem empfindet man überdimensionierte Solardächer,

Windräder sowie Biogas-Großanlagen in näherer Umgebung als störenden Anblick -

man will einen unverbauten Fernblick genießen. Die somit etikettierten „Industrie-

klötze“ gefährden zudem den Tourismus und es besteht die Gefahr einer Gewerbean-

siedlung. Man akzeptiert Biogasanlagen auf dem Hof von Landwirten sowie die

Förderung von EE im hohem Umfang im Off-Shore-Bereich. Gleichzeitig wird den

Betreibern großer EE-Anlagen vorgeworfen, dass sie lediglich profitorientiert handeln –

die EEG-Vergütung „landet in den Taschen“ der Investoren, wovon die Allgemeinheit

nicht profitiert. Auf dem Hof eines Landwirts sei eine Biogasanlage noch vertretbar,

jedoch nicht als Biogas-Großanlage mitten in der Landschaft. Die Förderung von EE

wird befürwortet – jedoch nur, wenn a) die unmittelbare Landschaft nicht verändert

wird sowie b) keine nachteiligen Folgen für die Bevölkerung entstehen. Stakeholder mit

diesem Argumentationsmuster sind Verbraucher, die nicht stark in das Thema EE

involviert sind.

3. Förderung von EE als Möglichkeit der Autarkie für die Gemeinde. Auch hier

wird die Förderung von EE befürwortet. Als Strom- und Wärmeversorger jedoch haben

Stadtwerke aus Kleinstädten sowie kleineren Orten hier eine Schlüsselrolle. Sie sind

befähigt, den Gemeinden eine Energieautarkie zu bieten - unabhängig von den Energie-

konzernen, die ihre bisherigen Strom- und Wärmelieferanten darstellten. Der Vorteil

besteht darin, dass man Energie unabhängig vom bestehenden Marktpreis anbieten

kann. Langfristige Investitionen sind somit erfolgversprechend für die gesamte

Gemeinde. Durch den liberalisierten Energiemarkt kann jedoch auch der einzelne

Bürger seinen Stromlieferanten frei auswählen. Hierbei sind für die Stadtwerke

87

Page 16: Diplom-Arbeit (Auszug)

Kooperationen mit Landwirten oder Investoren gefragt, die bereit sind, gemeinsam EE

zu fördern bzw. zu produzieren. Bis dahin befürwortet man jedoch auch fossile Energie-

träger, um eine sichere Energieversorgung zu gewährleisten. Wegen der Gefahr des

Energiemarkt-Verlusts durch autark werdende Gemeinden bildet sich hier ein enormes

Interesse für Energiekonzerne. Es bleibt abzuwarten, ob sich das Modell „Energie-

Autarkie“ bei Stadtwerken als mögliche Unabhängigkeit des Energiemarkts erfolgreich

durchsetzen kann.

4. Biogasproduktion im Rahmen eines landwirtschaftlichen Betriebes. Vertreter

dieses Argumentationsmusters sehen die Produktion von EE mit Biogasanlagen als

weiteres Standbein in der landwirtschaftlichen Produktion an, wovon Landwirte

Gebrauch machen. Die Nachhaltigkeit steht im Vordergrund. Die intensive Nutzung der

Ackerfläche mit hohem Ertrag an Biomasse sowie die Vergütung durch das EEG stellen

einen hohen Anreiz dar, eine eigene Biogasanlage zu betreiben. Entstehende Lärm-

sowie Geruchsbelästigungen treten nur in seltenen Fällen auf, da solche Anlagen a) nur

eine geringe Leistung im Vergleich zu Großanlagen aufweisen, b) vor der Installation

von staatlichen Ämtern in Bezug auf Geruchs- und Lärmbelästigung geprüft werden

und c) auf eigenem Hof stehen und somit kein störenden Anblick in der Landschaft

darstellen. Den Energiekonzernen als Betreiber von Biogas-Großanlagen wird

vorgeworfen, dass sie a) lediglich profitorientiert handeln, b) einen erhöhten Ausstoß an

CO2 produzieren und sie somit das Prinzip der Nachhaltigkeit nicht berücksichtigen,

c) durch einen erhöhten Bedarf an Biomasse und Ackerfläche den Landwirten zum

Rohstofflieferanten degradieren und d) durch die Überdimensionierung ihrer Anlagen

Vorurteile gegenüber EE entstehen lassen (durch Biogasanlagen entstehen Lärm- und

Geruchsbelästigungen, die Biomasse steht in Konkurrenz zu Lebensmitteln, etc.).

Stakeholder dieses Argumentationsmusters sind Landwirte.

5. Groß-Investitionen in Erneuerbare Energien. Vertreter dieser Interessen-

gruppe sehen die Produktion von EE als Investitionsbereich an. Anreiz stellt das EEG

dar. Biogasanlagen dieser Größenordnung brauchen meist mehr Biomasse als das vor

Ort existierende. Dafür wird zusätzliche Ackerfläche gepachtet oder zusätzliche

Biomasse von Landwirten gekauft. Lkws sowie Traktoren müssen zusätzlich Biomasse

zur Anlage transportieren sowie die Gärrückstände aus der Umwandlung von Biomasse

in Biogas in Form von Dünger zu Ackerflächen oder Ankäufern weiter transportieren.

Konflikte sind daher unvermeidlich wie bei Argumentationsmuster (2) aufgeführt.

88

Page 17: Diplom-Arbeit (Auszug)

Geplante Anlagen werden durch Proteste teilweise gar nicht realisiert (vgl. „Keine

Biogasanlage in Lindow“, MAZ 12.04.2008). Neben der Biogasproduktion existieren

Investitionen in den EE-Bereichen Windkraft, Wasserkraft, Photovoltaik sowie

Erdwärme. Außerdem wird in technische Innovationen investiert, was nicht immer im

Rahmen des EEG liegt. Stellvertretend für eine solche Investition ist z.B. der Versuch

von Vattenfall, mithilfe von Algen CO2 in nutzbare Energie umzuwandeln. („Algen

verwandeln CO2-Energie“, MAZ 04.09.2008). Gleichzeitig ist die involvierte Interes-

sengruppe der Energiekonzerne der Meinung, das der Ausstieg aus der Atomenergie

keine sinnvolle Strategie der Energiepolitik darstellt. Stakeholder dieses Argumentati-

onsmusters sind Investoren sowie Energiekonzerne.

Position 1 2 3 4 5

Diagnose

EEG zur Förderung von Biogas

EEG wird ausgenutzt

EE als weitere Option zur Energiegewinnung

Biogasproduktion als Ergänzung des landwirtschaftlichen Betriebs

Biogasproduktion als Investitionsbereich

Y Y Y Y Y

Y Y

Y Y Y

Y Y

Y Y Y

Werthaltungen

EE notwendig für Umweltschutz und Nachhaltigkeit

EE nur im begrenzten Umfang

EE als Möglichkeit einer autarken Versorgung

Energiekosten so gering wie möglich

Ackerfläche als vielfältige Grundlage

Y Y

Y N Y N

Y Y N

Y

Y Y Y

Lösungsvorschläge

Uneingeschränkte Förderung von EE

Förderung von EE nur für Landwirte und im Off-Shore-Bereich

Förderung technologischer Innovationen im Bereich EE

Förderung von EE unter Berücksichtigung der Nachhaltigkeit

Förderung von EE als Investitionsbereich

Y

Y N N

Y Y

Y Y Y

Y Y

Y: Argument wird zugestimmt N: Argument wird nicht zugestimmt

Tab. 3-7: Unterschiedliche Positionen, Werte und Lösungen zum Issue „Biogas-Großanlagen“. (Quelle:

Eigene Darstellung in Anlehnung an RIET 1997)

89

Page 18: Diplom-Arbeit (Auszug)

In der Potential-Synthese sollen nun die Möglichkeitsräume erkundet und Analogien zu

weiteren Themen geknüpft werden (vgl. Abschnitt 2.5.2). Im vorliegenden Modell von

KRYSTEK/MÜLLER-STEWENS (1993) werden die möglichen Risiken oder Chancen

in einer Abhängigkeitsbeziehung mit drei unterschiedlichen Ausprägungen anhand einer

Matrixform kategorisiert. Dabei gilt als Beispiel: Der Energie-Import hat eine geringe

Auswirkung auf die Öffentlichkeit, und die Öffentlichkeit besitzt keine Auswirkung auf

den Energie-Import.

Komponenten 1 2 3 4 5 6 7 8 9

1 Atomenergie-Ausstieg x l l l Gemeinsamkeiten

2 Energie-Import x

3 Biomasse x l

4 Interesse Energiekonzerne x l

5 Interesse Landwirte l x

6 begrenzte Acker-Ressourcen l x

7 Klimaschutz-Ziele x l

8 Öffentlichkeit x

9 technologische Innovationen l x

Abhängigkeiten

l hohe Auswirkung mittlere Auswirkung geringe Auswirkung

Tab. 3-8: Gemeinsamkeiten-Abhängigkeiten-Matrix für Komponenten des Themas Biogas. (Quelle: Eige-

ne Darstellung in Anlehnung an KRYSTEK/MÜLLER-STEWENS 1993)

Um die sog. Trendlandschaften (vgl. Abschnitt 2.5.2) zu erkennen, müssen die Kompo-

nenten so lange kombiniert werden, bis Gruppen entstehen, die in sich eine relativ hohe

Abhängigkeit aufweisen und sich gleichzeitig von anderen Gruppen isolieren (vgl.

KRYSTEK/MÜLLER-STEWENS 1993: 196f). Die folgende Abbildung soll dies nach

Tab. 2-2 verdeutlichen:

90

Page 19: Diplom-Arbeit (Auszug)

Trend-Landschaften

Komponenten 4 9 2 1 6 7 3 5 8

Neue Methoden der Energie-gewinnung

4 Interesse Energiekonzerne x l Gemein-samkei-ten9 technologische Innovationen l x

zunehmendes Konfliktpotential im Bereich Energiepolitik und Umwelt- bzw. Klimaschutz

2 Energie-Import x

1 Atomenergie-Ausstieg l l l x

6 begrenzte Acker-Ressourcen l x

7 Klimaschutz-Ziele l x

zunehmende regional-ökologische Verantwortung

3 Biomasse x l

5 Interesse Landwirte l x

8 Öffentlichkeit x

Abhängigkeiten

l hohe Auswirkung mittlere Auswirkung geringe Auswirkung

Tab. 3-9: Ableitung von Trendlandschaften zum Thema Biogas. (Quelle: Eigene Darstellung in Anleh-nung an KRYSTEK/MÜLLER-STEWENS 1993)

Anhand dieser Methode haben sich drei neue Trendlandschaften hinsichtlich des The-

mas Biogas gebildet:

Neue Methoden der Energiegewinnung für Energiekonzerne. In dieser Trend-

landschaft sind aus Sicht der strategischen Frühaufklärung für Energiekonzerne ein ho-

hes Erfolgspotential im Bereich neuer innovativer Technologien vorzufinden. Dabei

sind die Anwendungsgebiete vielfältig. Zum einen besteht die Möglichkeit einer effizi-

enteren Energiegewinnung mit geringerem Rohstoffverbrauch, zum anderen kann eine

höhere Schadstoffreduzierung erreicht werden (vgl. MAZ „Algen verwandeln CO2“,

04.09.2008). Da diese Trendlandschaft eine Chance und kein Risiko darstellt, sollten

Energiekonzerne im Forschungsbereich innovative Technologien stärker investieren.

Kooperationen mit Universitäten und Forschungsinstituten im Bereich Erneuerbarer

91

Page 20: Diplom-Arbeit (Auszug)

Energien sollten intensiviert werden. Es bedeutet auch, dass bestehende innovative

Technologien, die noch nicht zum Einsatz gekommen sind, anhand von Beispielprojek-

ten gefördert werden sollten. Gleichzeitig besteht die hohe Herausforderung darin, nicht

nur eine Technologie zu fördern, die eine effizientere Energiegewinnung zulässt, son-

dern auch eine damit verbundene gesellschaftliche Akzeptanz zu realisieren. KRYS-

TEK/MÜLLER-STEWENS beschreiben diese Herausforderung als Technologiefolgen-

abschätzung, die insbesondere im Bereich EE eine interessante Stellung einnimmt (vgl.

1993: 209). Ein weiterer Ansatz zur Einschätzung dieser Trendlandschaft bildet die sog.

Delphi-Methode (vgl. LINSTONE 1975).

Zunehmendes Konfliktpotential im Bereich Energiepolitik und Umwelt- bzw.

Klimaschutz. Durch zunehmende Verknappung fossiler Energieträger, Beschluss des

Atomenergie-Ausstiegs sowie die wachsende Fokussierung auf die Förderung Erneuer-

barer Energien werden die involvierten Issues an Salienz zunehmen. Dabei deutet das

Thema begrenzte Acker-Ressourcen auf eine zunehmende Diskussion in Bezug auf eine

sinnvolle Nutzung von Biomasse hin. Es besteht in diesem Kontext die Möglichkeit,

dass die public agenda Biogas-Großanlagen verurteilt. In diesem Szenario würde die

public agenda nach Abb. 3-11 die Auffassung von Typ (3) und (4) vertreten. Gleichzei-

tig ist eine zunehmende Verantwortungsübernahme der Regierung hinsichtlich der ge-

nannten Themen im energiepolitischen Bereich abzusehen. In diesem Zusammenhang

wird es zunehmend schwieriger, aus der Sicht der policy agenda die involvierten Stake-

holder ausgewogen zu behandeln. Im Allgemeinen wird diese Trendlandschaft als Risi-

ko mit hohem Konfliktpotential gedeutet. Als Chance ist die zunehmende Sensibilisie-

rung des Themas EE auf der public agenda zu sehen, wo ein stärkeres Bewusstsein im

Bereich Umwelt- sowie Klimaschutz geschehen kann.

Zunehmende regional-ökologische Verantwortung. Mit den Themen Biomasse,

Landwirte und Öffentlichkeit wird eine zunehmende Salienz des Themas Biogas auf der

public agenda erwartet. Die Öffentlichkeit wird auf die begrenzten regionalen Acker-

Ressourcen sensibilisiert. Es deutet gleichzeitig darauf hin, dass die regionale Landwirt-

schaft mit den darin involvierten Issues eine zunehmende Aufmerksamkeit auf der pu-

blic agenda erlangt. Die Chance in dieser Trendlandschaft besteht somit in einem zu-

nehmenden Verantwortungsbewusstsein für regional produzierte Biomasse, ein zuneh-

mender positiver Stellenwert des Berufs Landwirt sowie das vermehrte Nutzen von Bio-

masse für Biogasanlagen im Rahmen einer nachhaltigen Landwirtschaft.

92

Page 21: Diplom-Arbeit (Auszug)

3.2.4. THEMENKARRIERE-ANALYSE

Im Folgenden soll eine Analyse des Issues „Biogas-Großanlagen“ anhand seiner The-

menkarriere erfolgen. Die bisherigen besprochenen Karrieren stellen idealtypische Ver-

läufe dar (vgl. DOWNS 1972, MOLITOR 1979, DEARING 1996, LIEBL 2000). Die

bisherigen aufgeführten Fakten zum Thema Biogas machen deutlich, dass die damit ver-

bundenen Issues durch die Verabschiedung des EEG hervorgerufen worden sind. Somit

ist die policy agenda der Auslöser der Themenkarriere, die dem Thema Biogas zu soviel

Salienz verholfen hat, dass es auf der media agenda erschien und seitdem in einem

mehr oder weniger geringem Umfang existiert (vgl. Abschnitt 3.3.1). Eine weitere Un-

tersuchung hinsichtlich veröffentlichter Berichte zum Thema Biogas in den Medien

würde mehr Aufschluss darüber bringen, ob das Thema tatsächlich erst seit der Ankün-

digung zur Verabschiedung des EEG im Jahr 2000 auf der media agenda aufgetaucht

ist. Die unter Abschnitt 2.4. aufgeführten Modelle eines Issue-Lebens-Zyklus gehen alle

davon aus, dass der Ausbruch eines Issues durch die Medien wahrgenommen wird, in

die Öffentlichkeit gelangt und schließlich auf politischer Ebene behandelt wird, um mit

entsprechenden zu verabschiedeten Gesetzen das Konflikt zu lösen. Beim Issue Biogas

verhält es sich anders – hierbei müssen media agenda sowie policy agenda ihre Rollen

tauschen, um seiner Themenkarriere gerecht zu werden. Als Auslöser kann die Energie-

politik genannt werden, die wiederum durch nationale Entscheidungen (z.B. Atomener-

gie-Ausstieg) sowie internationale Ereignisse (z.B. zunehmende Verknappung fossiler

Energieträger) gebildet wurde.

Abb. 3-12: agenda setting-Prozess des Themas Erneuerbare Energien. (Quelle: In Anlehnung an

DEARING 1996)

93


Recommended