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Digitaler Nachschlag 05/2005

Date post: 07-Mar-2016
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Zusätzlich zur eigentlichen Zeitung bieten wir euch zudem seit der Ausgabe 04/2005 den sogenannten Digitalen Nachschlag: nicht alle Artikel konnten immer komplett und in voller Länge in die Zeitung aufgenommen werden und finden ihren Platz in einem ergänzenden PDF, das ihr nachfolgend ebenfalls downloaden könnt.
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Digitaler Nachschlag Die Zeitung für Medizinstudenten und junge Ärzte ZEITUNG Digitaler Nachschlag der Ausgabe 05/ 5 5 05 Dezember 2005 In Kooperation mit dem Georg Thieme Verlag ∙ www.medi-learn.de 04 Ein kleiner Schnitt Doch an heikler Stelle: Für Vasektomie-Eingriffe benötigen Urologen viel Fingerspitzen- gefühl. Und zwar auch, was die Seele 0 04 4 des Patienten betrifft. 0 04 4 09 Pionier-PJ in Siegburg Csaba Losonc zählte zu den ersten PJlern am neuen Lehrkrankenhaus der Uni Bonn, dem 09 09 Klinikum Siegburg. Persönliches Fazit: empfehlenswert. 09 09 06 Krawatte statt Birkis Auf der Insel arbeiten Mediziner im feinen Zwirn. Welche Erkenntnisse Lena Tomaschütz dort noch gesammelt hat, verrät sie euch in ihrem Famulaturbericht. D ie Deutsche Gesellschaft für Chirurgie (DGCh) setzt sich für einen offenen Umgang mit Komplikationen und Behandlungs- fehlern in Krankenhäusern ein. Eine funktionierende „Fehlerkultur“ zei- ge Schwächen im System frühzeitig auf und erhöhe die Patientensicher- heit, bekräftigt Generalsekretär Pro- fessor Dr. med. Hartwig Bauer. Die Fachgesellschaft erwägt, ein frei- williges Meldesystem einzuführen. In Deutschland erfassen Rechtsme- diziner jährlich etwa 40.000 Vor- würfe von Behandlungsfehlern. In Fällen mit Todesfolge treffen sie am häufigsten die Chirurgie – vergli- chen mit anderen Fachgebieten bei nahezu einem Drittel. Dies ergab eine aktuelle Studie des Instituts für Rechtsmedizin an der Universität Bonn im Auftrag des Bundesminis- teriums für Gesundheit und Soziale Sicherung (BMGS). Sie zeigte aber Offener Umgang mit Komplikationen Fehlerkultur als Frühwarnsystem von Anna Julia Voormann auch, dass in nur knapp sieben Pro- zent der Fälle die Vorwürfe zutra- fen. In den chirurgischen Fächern ist damit die Quote dieser „bejahten Behandlungsfehler“ unterdurch- schnittlich. Kommunikationsdefizit verhindern Eine komplikationsfreie Chirurgie werde es nie geben, sagt Professor Bauer: „Die Null-Fehler-Attitüde darf deshalb nicht länger die Regel sein.“ Entscheidend sei es, mögli- che Komplikationen zu reduzieren und Fehler zu vermeiden. Aufse- hen erregende Fälle wie etwa die Amputation eines gesunden Beines würden häufig als Versagen eines Einzelnen angesehen. Doch in der Regel haben sie vielfältige Ursa- chen: Kommunikationsprobleme, Überlastung, Mangel an qualifizier- tem Personal oder fehlende Ausrüs- tung führten erst in der Summe zum Schaden. Sichere Chirurgie braucht sichere Ressourcen. „Dies gilt in beson- derem Maße für die ‚Ressource Arzt‘“, sagt Professor Bauer. Denn ein Kommunikationsdefizit – die größte Fehlerquelle – lässt sich nur verhindern, wenn Ärzte Zeit haben mit Mitarbeitern und Patienten zu sprechen. Indem der behandeln- de Arzt den Patienten umfassend aufklärt, stärkt er das Vertrauens- verhältnis. „Viele Behandlungsfeh- lervorwürfe ließen sich vermeiden, wenn sich Patienten durch ihren Arzt ausreichend beachtet und ernst genommen fühlten“, so Bauer. Die DGCh schlägt unter anderem freiwillige, anonyme Meldesyste- me für Fehler und unerwünschte Ereignisse im Sinne eines „Critical Incident Reporting“ vor. Dies zeigt Schwächen auf, bevor diese sich zu Komplikationen ausweiten. Grund- legend seien transparente Abläufe – vor allem auch an Schnittstellen, vollständige Dokumentation und klare Arbeitszeiten. Nicht ausrei- chend trainierte Chirurgen würden selbst zum Risikofaktor. „Von einer ‚Fehlerkultur‘ sind wir noch weit entfernt“, so Professor Bauer. Doch um aus Fehlern zu lernen, müsse man sie nicht selbst machen. Für einen offenen Um- gang sei es notwendig, dass alle Beteiligten ihre Denkweise änder- ten und somit eine neue Fehlerkul- tur geboren wird. Weitere Informationen findet ihr unter: www.dgch.de Fehler passieren überall – wichtig ist wie man damit umgeht Schwindel erregende Bahnen im Gehirn Zentrale Schaltstelle identifiziert von Petra Giegerich D as kennt man: Man sitzt in einem stehenden Zug und blickt aus dem Fenster, während der Zug auf dem Nachbargleis an- fährt. Einen kurzen Moment weiß man nicht, welcher der beiden Züge sich bewegt – einen kurzen Moment empfindet man Schwin- del. Eine harmlose Situation, doch das Gleichgewichtssystem kann auch krankhaft gestört sein. Wie aber funktioniert dieses System? Wo verarbeitet das Gehirn Gleich- gewichts-Informationen? Und auf welchen Bahnen gelangen diese Informationen dorthin? Bildgebende Verfahren klären auf Was im Gehirn passiert, wenn es dem Menschen schwindelt – dieser Frage sind Forscher des Univer- sitätsklinikums Mainz zusammen mit Münchner Kollegen nachge- gangen. Mit speziellen bildgebenden Ver- fahren haben sie die Gehirnaktivität während des Schwindelempfindens „beobachtet“ und so eine zentrale Schaltstelle des Gleichgewichts- systems im menschlichen Gehirn ausgemacht. Ist die linke oder rechte Seite dieser Schaltstelle – im Fachjargon posterolateraler Thala- mus – durch einen Schlaganfall hm gelegt“, der Zugang Großhirn- auf dieser blockiert. Die Bereiche des menschlichen Groß- hirns, die zum Gleich- gewichtssystem gehören, werden nicht mehr aktiviert, da die Gleich- gewichtsinformation dort nicht mehr ankommt. Die Ergebnisse der Studie sind jetzt in der Septem- berausgabe der renommierten Zeit- schrift „Brain“ erschienen. Fortsetzung auf Seite 2
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Page 1: Digitaler Nachschlag 05/2005

DigitalerNachschlag

Die Zeitung für Medizinstudenten

und junge Ärzte ZEITUNGDigitaler Nachschlag der Ausgabe 05/5/5 05 ∙ Dezember 2005 ∙ In Kooperation mit dem Georg Thieme Verlag ∙ www.medi-learn.de

04

Ein kleiner SchnittDoch an heikler Stelle: Für Vasektomie-Eingriffe benötigen Urologen viel Fingerspitzen- benötigen Urologen viel Fingerspitzen- gefühl. Und zwar auch, was die Seele 0 gefühl. Und zwar auch, was die Seele 04 gefühl. Und zwar auch, was die Seele 4 gefühl. Und zwar auch, was die Seele des Patienten betrifft.0 des Patienten betrifft.04 des Patienten betrifft.4 des Patienten betrifft. 09

Pionier-PJ in SiegburgCsaba Losonc zählte zu den ersten PJlern am

neuen Lehrkrankenhaus der Uni Bonn, dem09 dem09 dem Klinikum Siegburg. Persönliches Fazit: empfehlenswert.09 Persönliches Fazit: empfehlenswert.09 Persönliches Fazit: empfehlenswert.06

Krawatte statt BirkisAuf der Insel arbeiten Mediziner im feinen Zwirn. Welche Erkenntnisse Lena Tomaschütz dort noch gesammelt hat, verrät sie euch in ihrem Famulaturbericht.

Die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie (DGCh) setzt sich

für einen offenen Umgang mit Komplikationen und Behandlungs-fehlern in Krankenhäusern ein. Eine funktionierende „Fehlerkultur“ zei-ge Schwächen im System frühzeitig auf und erhöhe die Patientensicher-heit, bekräftigt Generalsekretär Pro-fessor Dr. med. Hartwig Bauer. Die Fachgesellschaft erwägt, ein frei-williges Meldesystem einzuführen.

In Deutschland erfassen Rechtsme-diziner jährlich etwa 40.000 Vor-würfe von Behandlungsfehlern. In Fällen mit Todesfolge treffen sie am häufi gsten die Chirurgie – vergli-chen mit anderen Fachgebieten bei nahezu einem Drittel. Dies ergab eine aktuelle Studie des Instituts für Rechtsmedizin an der Universität Bonn im Auftrag des Bundesminis-teriums für Gesundheit und Soziale Sicherung (BMGS). Sie zeigte aber

Offener Umgang mit KomplikationenFehlerkultur als Frühwarnsystemvon Anna Julia Voormann

auch, dass in nur knapp sieben Pro-zent der Fälle die Vorwürfe zutra-fen. In den chirurgischen Fächern ist damit die Quote dieser „bejahten Behandlungsfehler“ unterdurch-schnittlich.

Kommunikationsdefizit verhindernEine komplikationsfreie Chirurgie werde es nie geben, sagt Professor Bauer: „Die Null-Fehler-Attitüde darf deshalb nicht länger die Regel sein.“ Entscheidend sei es, mögli-che Komplikationen zu reduzieren und Fehler zu vermeiden. Aufse-hen erregende Fälle wie etwa die Amputation eines gesunden Beines würden häufi g als Versagen eines Einzelnen angesehen. Doch in der Regel haben sie vielfältige Ursa-chen: Kommunikationsprobleme, Überlastung, Mangel an qualifi zier-tem Personal oder fehlende Ausrüs-tung führten erst in der Summe zum Schaden.Sichere Chirurgie braucht sichere Ressourcen. „Dies gilt in beson-derem Maße für die ‚Ressource Arzt‘“, sagt Professor Bauer. Denn ein Kommunikationsdefi zit – die größte Fehlerquelle – lässt sich nur verhindern, wenn Ärzte Zeit haben

mit Mitarbeitern und Patienten zu sprechen. Indem der behandeln-de Arzt den Patienten umfassend aufklärt, stärkt er das Vertrauens-verhältnis. „Viele Behandlungsfeh-lervorwürfe ließen sich vermeiden, wenn sich Patienten durch ihren Arzt ausreichend beachtet und ernst genommen fühlten“, so Bauer.Die DGCh schlägt unter anderem freiwillige, anonyme Meldesyste-me für Fehler und unerwünschte Ereignisse im Sinne eines „Critical Incident Reporting“ vor. Dies zeigt Schwächen auf, bevor diese sich zu Komplikationen ausweiten. Grund-legend seien transparente Abläufe – vor allem auch an Schnittstellen, vollständige Dokumentation und klare Arbeitszeiten. Nicht ausrei-chend trainierte Chirurgen würden selbst zum Risikofaktor.„Von einer ‚Fehlerkultur‘ sind wir noch weit entfernt“, so Professor Bauer. Doch um aus Fehlern zu lernen, müsse man sie nicht selbst machen. Für einen offenen Um-gang sei es notwendig, dass alle Beteiligten ihre Denkweise änder-ten und somit eine neue Fehlerkul-tur geboren wird.Weitere Informationen fi ndet ihr unter: www.dgch.de unter: www.dgch.de

Fehler passieren überall – wichtig ist wie man damit umgeht

Schwindel erregende Bahnen im Gehirn Zentrale Schaltstelle identifiziertvon Petra Giegerich

Das kennt man: Man sitzt in einem stehenden Zug und

blickt aus dem Fenster, während der Zug auf dem Nachbargleis an-fährt. Einen kurzen Moment weiß man nicht, welcher der beiden Züge sich bewegt – einen kurzen Moment empfi ndet man Schwin-del. Eine harmlose Situation, doch das Gleichgewichtssystem kann auch krankhaft gestört sein. Wie aber funktioniert dieses System? Wo verarbeitet das Gehirn Gleich-gewichts-Informationen? Und auf welchen Bahnen gelangen diese Informationen dorthin?

Bildgebende Verfahren klären aufWas im Gehirn passiert, wenn es dem Menschen schwindelt – dieser Frage sind Forscher des Univer-sitätsklinikums Mainz zusammen mit Münchner Kollegen nachge-gangen. Mit speziellen bildgebenden Ver-

fahren haben sie die Gehirnaktivität fahren haben sie die Gehirnaktivität während des Schwindelempfi ndens „beobachtet“ und so eine zentrale Schaltstelle des Gleichgewichts-systems im menschlichen Gehirn ausgemacht. Ist die linke oder rechte Seite dieser Schaltstelle – im Fachjargon posterolateraler Thala-mus – durch einen Schlaganfall

„lahm gelegt“, „lahm gelegt“, ist der Zugang ist der Zugang zur Großhirn-zur Großhirn-

rinde auf dieser rinde auf dieser Seite blockiert. Seite blockiert.

Die Bereiche des Die Bereiche des menschlichen Groß-

hirns, die zum Gleich-gewichtssystem gehören, werden nicht mehr aktiviert, da die Gleich-gewichtsinformation dort nicht mehr ankommt. Die Ergebnisse der Studie sind jetzt in der Septem-berausgabe der renommierten Zeit-schrift „Brain“ erschienen.Fortsetzung auf Seite 2

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Dezember 20052Seite MMLLZZDigitaler Nachschlagigitaler Nachschlag

Interesse?

Künstlicher Schwindel Das menschliche Gleichgewichts-system besteht aus den eigentlichen Gleichgewichtsorganen im Innen-ohr, aber auch das Sehen und Fühlen spielen eine wichtige Rolle. Wenn alle drei Sinnessysteme die gleiche Information an das Gehirn melden, ist alles bestens – der Mensch im Gleichgewicht. Liefern die Systeme aber unterschiedliche Informatio-nen, ist das Gehirn verwirrt – dem Menschen ist schwindelig. Was dabei passiert, erkunden For-scher der Neurologischen Klinik und der Klinik für Nuklearmedizin des Universitätsklinikums Mainz mit funktionell bildgebenden Ver-fahren – sie schauen dem Gehirn quasi beim Arbeiten zu. Mit der Positronen-Emissions-Tomogra-phie – kurz PET – können sie dabei besonders gut verfolgen, welche Anteile des Gehirns unter bestimm-ten Bedingungen gerade aktiv sind. „Auf diese Weise haben wir in den letzten Jahren diejenigen Regionen in der linken und rechten Hälfte des menschlichen Großhirns iden-tifi ziert, die zum Gleichgewichts-

system gehören“, erklärt Prof. Marianne Dieterich, Direktorin der Neurologischen Klinik. „Dazu ha-ben wir bei gesunden Probanden einen ‚künstlichen Schwindel‘ er-zeugt und mittels PET beobachtet, welche Teile in der linken und rech-ten Gehirnhälfte daraufhin zu arbei-ten beginnen.“

Posterolateraler Thala-mus ist SchaltstelleIn ihrer jetzt veröffentlichten Studie wollten die Forscher herausfi nden, wie das Gleichgewichtssystem im Kopf verschaltet ist, auf welchen Bahnen also Reize von außen zu den entsprechenden Bereichen in der Großhirnrinde gelangen. Ei-nen Verdacht hatten sie schon: Sie vermuteten eine bestimmte Re-gion im Thalamus – den postero-lateralen Thalamus – als zentrale Schaltstelle. Also untersuchten sie insgesamt acht Patienten mit der PET. Vier von ihnen hatten eine Durchblutungsstörung im linken posterolateralen Thalamus erlitten, vier im rechten. Ergebnis: In der Hirnhälfte, in der der Thalamus

verletzt war, kamen kaum noch Informationen in den entsprechenden Be-reichen des Großhirns an. Die Vermutung hatte sich also bestätigt: Die Informationsbahnen des menschlichen Gleichgewichts-systems verlaufen in der Tat haupt-sächlich über den posterolateralen Thalamus. Fällt diese zentrale Schaltstelle in einer Hirnhälfte aus, können keine Informationen mehr an das Großhirn auf dieser Seite weitergeleitet werden. Die gesun-de Seite kann hier offenbar in der Akutphase auch nicht aushelfen. Um das Gleichgewichtssystem zu aktivieren, haben die Forscher auch in der aktuellen Studie zu-nächst einen „künstlichen Schwin-del“ induziert – genau wie zuvor bei den gesunden Probanden: Dazu spülen sie einen äußeren Gehör-gang etwa 50 Sekunden lang mit warmem Wasser. Aufgrund dieses Wärmereizes meldet das Gleich-gewichtsorgan im gespülten Ohr eine Information an das Gehirn - das Gleichgewichtssystem wird aktiviert. „Diese Methode nutzen wir auch zur Diagnosefi ndung bei Patienten, die über Schwindelbe-schwerden klagen“, sagt Dr. Sand-ra Bense, Assistenzärztin an der Neurologischen Klinik und Mit-autorin der Studie. „So können wir beurteilen, ob das Gleichgewichts-organ im Innenohr überhaupt, und wenn ja, wie stark auf äußere – hier künstliche – Gleichgewichtsreize reagieren kann.“

Schwindel erregende Bahnen im Gehirn Zentrale Schaltstelle identifiziertFortsetzung von Seite 1

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Abhängig von der HändigkeitNoch etwas Interessantes haben die Forscher in der aktuellen Stu-die herausgefunden. Welche Be-reiche im Gehirn aktiv sind, wenn das Gleichgewichtssystem arbeitet, hängt auch von der Händigkeit ab: Bei gesunden Rechtshändern sind Bereiche in der rechten Hirnhälfte stärker aktiv als in der linken. Die-ses Ungleichgewicht fi ndet sich auch bei Patienten mit Verletzun-gen im posterolateralen Thalamus wieder. Demnach ist das Gleichge-wichtssystem zwar auf beiden Sei-ten im Gehirn – also quasi doppelt – angelegt. Für die Verarbeitung von Gleichge-wichtsinformationen scheint aber eine Seite stärker verantwortlich zu sein. Dass der Thalamus die zentrale Schaltstelle für viele Informationen ist, die von außen zur Großhirnrin-de gelangen, ist der Wissenschaft schon seit längerem bekannt. Seit den siebziger Jahren weiß man in Kreisen der Forscher auch, dass bei Tieren Gleichgewichtsinfor-mationen über den posterolateralen Thalamus an die Großhirnrinde weitergegeben werden. Beim Men-schen war das bisher nicht klar, doch die Ergebnisse der aktuellen Studie zeigen diesen Sachverhalt eindeutig.

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Dezember 2005 3SeiteMMLLZZDigitaler Nachschlagigitaler Nachschlag

IMPRESSUMHerausgeber: MEDI-LEARN, ISSN 1860-8590, Bahnhofstraße 26b, 35037 Marburg/35037 Marburg/35037 Marburg Lahn/Lahn/Tel: 04 31/31/31 78/78/ 0 25-0, Fax: 04 31/31/31 78/78/ 0 25-29E-Mail: [email protected],www.medi-learn.de

Redaktion: Jens Plasger (Redaktionsleitung), Christian Weier (V.i.S.d.P.), Trojan Urban, Marlies Lehmkuhl, Lilian Goharian, Peter Wollny, Dr. med. Dipl.-Psych. Bringfried Müller, Thomas Brockfeld

Lektorat: Jan-Peter Wulf

Layout & Graphik: Stephanie Landskron

Berichte: Anna Julia Voormann, Csaba Losonc, Lena Tomaschütz, Antje Pfütze, Julia Jacobs, Nadja Schneider, Petra Giegerich, Jan-Peter Wulf, Christian Weier, Jens Plasger

Anzeigenbetreuung: Christian Weier, Olbrichtweg 11, 24145 KielTel: 04 31/31/31 78/78/ 0 25-0, Fax: 04 31/31/31 78/78/ 0 25-29E-Mail: [email protected] – Es gilt die Anzeigenpreisliste 02/2/2 2005./2005./

Bildnachweis: istockphoto.com, photocase.com, Artikelautoren

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Es ist außerdem wichtig zu wis-sen, dass in Houston die „elec-

tive rotations“ in etwa so sind wie die Block-Kurse bei uns. Ein Stu-dent ab dem 3. Semester Medical School assistiert also zwei bis vier Wochen dem Arzt eines bestimm-ten Fachgebietes und muss darüber auch Buch führen. Genauso wird man dann auch be-handelt. Deswegen muss man den Ärzten höfl ich erklären, dass man quasi in seinem „fi nal year“ ist und dass das PJ für uns eher so etwas ist wie das erste Jahr der Facharztaus-bildung in Amerika. Tut man das nicht, kann es passieren, dass man oft nur zuschaut und einem ein jun-ger, unerfahrener Arzt erklärt, was der Unterschied zwischen Pleura-erguss und Lungenödem ist!Der Tag beginnt in den amerikani-Der Tag beginnt in den amerikani-schen Krankenhäusern ein wenig schen Krankenhäusern ein wenig früher als bei uns: Die Assistenz-früher als bei uns: Die Assistenz-ärzte in der Facharztausbildung ärzte in der Facharztausbildung („Residents“) machen oft schon („Residents“) machen oft schon um 4:30 Uhr morgens die ers-um 4:30 Uhr morgens die ers-te Visite! Es reichte für mich te Visite! Es reichte für mich aber aus, um sechs oder sie-aber aus, um sechs oder sie-ben Uhr zur Vorlesung vor ben Uhr zur Vorlesung vor Ort zu sein und danach mit Ort zu sein und danach mit den „Residents“ und dem Oberarzt den „Residents“ und dem Oberarzt („Attendant“) Visite zu machen. („Attendant“) Visite zu machen. Um acht Uhr beginnen meis-Um acht Uhr beginnen meis-tens die OPs. Aber aus der tens die OPs. Aber aus der Acht-Uhr-OP wurde oft eine Elf-Acht-Uhr-OP wurde oft eine Elf-Uhr-OP und die Dreizehn-Uhr-OP Uhr-OP und die Dreizehn-Uhr-OP fand entsprechend um 16:30 Uhr fand entsprechend um 16:30 Uhr statt. Irgendwie verbrachte man statt. Irgendwie verbrachte man sehr viel Zeit mit Warten und es sehr viel Zeit mit Warten und es blieb eigentlich auch immer Zeit blieb eigentlich auch immer Zeit für eine Mittagspause! Oftmals für eine Mittagspause! Oftmals gab es mittags noch eine Fortbil-gab es mittags noch eine Fortbil-dungsveranstaltung mit Buffet, also haben auch die Ärzte ihre Pausen gerne in dieser Zeit eingelegt.

Die Studenten sind übrigens nicht in die OPs mit eingeplant, weder zum „Hakenhalten“ noch zum Zu-sehen! Dadurch ist man am Tisch manchmal überfl üssig und darf ent-weder am Fußende oder jenseits der

„Blut-Hirn-Schranke“ neben dem Anästhesisten stehen. Wer das nicht besonders lehrreich fi ndet, darf auch abtreten oder ge-hen. Es lohnt sich allerdings zu bleiben, denn selbst, wenn ich wäh-rend der ganzen OP nichts machen durfte oder brauchte: Nähen ist Stu-dentenaufgabe!

WER KNOTEN ODER INTRAKUTAN NÄHEN KANN,

DARF DAS HIER MACHEN

Wer knoten und intrakutan nähen kann, kann das hier eigentlich immer machen. Es ist durchaus möglich, die Assistenzärzte schon am Anfang der OP zu fragen, ob man am Ende zumachen darf. Hin und wieder durfte ich alle Schichten nähen und auch eröffnen. Und im Gegensatz zu Deutschland hat sich niemand beschwert, wenn es länger gedauert hat, weil die Studentin genäht hat. Wenn kein anderer Assistent da ist, dann operiert der Oberarzt auch mit einem alleine. Alles in allem schien nicht so ein großer Wind darum ge-

macht zu werden, wer nun wie viel, was und

wann operiert.

An manchen Tagen war nach-mittags noch Polyklinik-Sprech-stunde. Das hat mir besonders viel Spaß gemacht. Die Patienten wer-den in ein Untersuchungszimmer den in ein Untersuchungszimmer gesetzt und ihre Akte an die Tür gehängt. Man kann sich also kurz informieren, weshalb der Patient da ist, hineingehen, mit ihm plaudern, eine Anamnese und Untersuchen machen und eventuell auch schon mal ein paar Fragen beantworten. Es ist nie ein Problem gewesen, wenn man sich den Patienten als Medi-zinstudent vorgestellt hat. Sie schie-

nen förmlich darauf zu vertrauen, dass ihr Arzt und ihre Uniklinik uns schon richtig ausbilden werden. Spä-ter stellte man dann alle Patienten, die man gesehen hatte, dem Ober-arzt vor, ist noch mal gemeinsam rein gegangen und hat das weitere Vorgehen mit den Patienten bespro-chen. Niemals hieß es „Wir haben hier noch eine Studentin – wie war noch mal Dein Name? Hätten Sie etwas dagegen, wenn die Studentin mal mit zuguckt?“

Spezielle Gebiete kennen gelerntMein Fazit: PJ in Amerika macht Spaß. Je nachdem, wie sehr man sich einbringt und wie früh man be-reit ist, aufzustehen, lernt man mehr oder weniger und hat ein mehr oder weniger anstrengendes Leben. Ich habe bei fast jeder OP nähen dür-fen, nie einen Haken halten müssen (nur manchmal den Sauger), keine einzige Braunüle gelegt und keine einzige Blutentnahme gemacht.Ob ich mehr oder weniger gelernt habe, als ich es in Deutschland ge-tan hätte, ist schwer zu sagen. Da-durch, dass man seine Rotationen selber wählen darf, lernt man sehr

spezielle Gebiete der Chirurgie (und sehr extreme Dinge) kennen, aber es fehlen dann natürlich die allgemeinen Dinge. Doch Arzt in den USA sein? Ich weiß nicht. Bis dahin muss man als Ausländer einen sehr langen, steini-gen Weg gehen: USMLE Step 1 und 2, bessere Ergebnisse in den Tests, um auch als Ausländer eine Stel-

Das Nähen ist Studentenjob!Chirurgie-Tertial in Houston, Texasvon Nadja Schneider

Den Anfang von Nadjas Bericht habt ihr bereits in der MLZ 05 le-sen können. Hier nun die spannen-de Fortsetzung:

Weitere Informationen Anschub für die eigene Motivation, Erweiterung des Horizonts, Sam-meln wichtiger Erfahrungen: All das bietet der Auslandsaufenthalt. Gerade im Vorfeld einer Famula-tur oder eines PJ-Aufenthaltes im Ausland sind Informationen sehr wichtig. Besonders hilfreich sind die von Kommilitonen. In unserem Forum Auslandserfahrungen unter www.medi-learn.de/www.medi-learn.de/www.medi-learn.de DNS/DNS/ 3 findet ihr eine Vielzahl an nützlichen Informa-tionen.

le als Assistenzarzt zu bekommen, dann fünf Jahre harte Facharztaus-bildung. Gut, wenn man dort irgend-wann seinen Facharzt gemacht hat, verdient man auch wesentlich mehr Geld als hier. Diese Entscheidung ist jedem selbst überlassen. Aber vielleicht habe ich mit der Schilde-rung meiner Eindrücke ja ein paar Denkanstöße geben können!

Page 4: Digitaler Nachschlag 05/2005

Dezember 20054Seite MLZDigitaler Nachschlagigitaler Nachschlag

Die Sterilisation beim Mann ist eine problematische Ope-

ration. Nicht wegen der OP-Tech-nik, sondern vor allem wegen der Ängste, mit denen die Vasektomie verbunden ist. Lesen sie, wie viel Fingerspitzengefühl ein Urologe für diesen Eingriff braucht – auch für die sensible Seele seines Pati-enten.

„Der Nächste bitte.“ Als Famulant bei Dr. Meißner mimt Philipp ab und zu auch mal die freundliche Arzthelferin. Auf den Patienten, der jetzt kommt, ist er besonders gespannt: Herr Pfennig will sich über eine Sterilisation beraten las-sen. Philipp weiß noch nicht viel über diese Operation. Er stellt sich vor, dass er selber einmal vor so einem Eingriff stehen könnte und bekommt starkes Herzklopfen. Ähnlich geht es wohl Herrn Pfen-nig. Philipp und der Urologe Dr. Meißner sehen ihm an, dass er sich am liebsten hinter seiner zweijäh-rigen Tochter Emma verkriechen würde, die fröhlich auf seinem Schoß sitzt. Zum Glück ergreift seine Frau Grete energisch als Erste das Wort: „Ich bin jetzt 36 und mit der Pil-le bekomme ich Migräneanfälle“, erzählt sie. „Für ein weiteres Kind reicht das Geld aber hinten und vorne nicht. Deshalb wollte ich mich nach der Geburt unseres drit-ten Kindes sterilisieren lassen.“ Sie guckt kurz ihren Mann an, der sich aber immer noch hinter Emma versteckt. Entschlossen fährt Frau Pfennig fort: „Der Gynäkologe riet uns, erst zu Ihnen zu gehen. Er meinte, dass eine Sterilisation bei Män-nern sehr viel einfacher sei als bei Frauen.“ „Es freut mich, dass Sie beide hier sind.“ Dr. Meissner lä-chelt Herrn Pfennig aufmunternd zu. „Am besten erkläre ich Ihnen kurz, wie eine Sterilisation durch-geführt wird. Danach können Sie mir dann alle Fragen stellen, die Ihnen durch den Kopf gehen und werde sie dann beantworten.“

Verschlungene Wege Der Urologe legt einen Auf-Der Urologe legt einen Auf-klärungsbogen mit einer klärungsbogen mit einer bunten Zeichnung auf den bunten Zeichnung auf den Tisch, die Philipp sich in Tisch, die Philipp sich in der Kaffeepause schon mal der Kaffeepause schon mal genauer angeguckt hat. Aus dem genauer angeguckt hat. Aus dem Präp-Kurs weiß er noch, dass bei Präp-Kurs weiß er noch, dass bei einer Sterilisation der Samenleiter, einer Sterilisation der Samenleiter, Ductus deferens, durchtrennt wird. Ductus deferens, durchtrennt wird. Auf der Abbildung sieht man, dass der Ductus deferens die Nebenho-den mit der Harnröhre verbindet. Von der Hinterseite des Neben-hodens zieht er im Skrotum bis zum äußeren Leistenring. Als Teil des Samenstrangs tritt er von dort durch den Leistenkanal ins kleine Becken. Auf seinem weiteren Weg liegt der Ductus deferens retroperi-toneal und kreuzt auf der Rückseite der Harnblase noch den Harnleiter, bevor er sich zur „Ampulla duc-tus deferentis“ erweitert. Danach vereinigt er sich mit dem Ausfüh-rungsgang der Samenblase, zieht als „Ductus ejaculatorius“ durch die Prostata und mündet schließ-lich in die Harnröhre. Während alle die verschlungenen Pfade des Samenleiters betrachten, fragt sich Philipp, an welcher Stelle man den Ductus kappt. Als könne er Gedan-ken lesen, erklärt Dr. Meissner in diesem Moment: „Für die Sterilisa-tion durchtrennen wir Ihren Samen-leiter direkt hier, oberhalb des Ho-dens.“ Der Urologe zeigt auf den Ductus deferens, bevor dieser am äußeren Leistenring in den Leisten-kanal eindringt.

DIE OP ERFOLGT IN LOKALANÄSTHESIE UND

DAUERT KEIN 30 MINTUEN

„An dieser Stelle müssen wir nur durch die Haut schneiden, und Sie brauchen deswegen nur eine Lokal-anästhesie. Der ganze Eingriff wird nicht länger als 30 Minuten dauern.“ Herr Pfennig macht immer noch ein sorgenvolles Gesicht: „Werde ich mich danach denn noch wie ein ganz normaler Mann fühlen?“, fragt

er. „Kann ich durch die Ope-ration nicht impotent werden?“ Er betrachtet skeptisch die anatomi-sche Zeichnung. „Eine Sterilisation ist keine Kastration“, beruhigt Dr. Meissner ihn. „Ihr Hormonhaus-halt bleibt völlig unverändert. Sie werden die gleiche Freude am Sex haben wie bisher.“ Herr Pfennig gibt sich nicht zufrieden: „Aber wie ist es mit dem Samenerguss, wenn Sie den Gang, der das Sperma lei-tet, durchtrennen?“, will er wissen. „Sie werden keinen Unterschied merken, da die Menge der Samen-fl üssigkeit fast unverändert bleibt“, erklärt Dr. Meissner. „Spermien machen nur 2–3 Prozent des Eja-kulats aus. Die restliche Flüssigkeit wird nicht von den Hoden, sondern von der Samenblase und der Prosta-ta gebildet. Beide geben ihr Sekret über andere Wege in die Harnröhre ab. Das funktioniert auch nach dem Eingriff.“ Emma fällt es schwer, weiter still zu sitzen. Sie fasst ihren Vater an die Nase und kräht: „Jaa, Papa.“ Alle müssen lachen. Aber Herr Pfennig gibt noch nicht auf: „Ist der Eingriff bei meiner Frau wirklich so viel komplizierter?“ „Ja, das ist er“, antwortet Dr. Meis-sner geduldig. „Bei Frauen werden zur Sterilisation die Eileiter durch-trennt. Diese liegen im Bauchraum, und der Gynäkologe muss eine Bauchspiegelung machen, um an sie heranzukommen. Dazu müsste Ihre Frau eine Vollnarkose erhalten. Das Risiko für diesen Eingriff ist viel größer als bei der Vasektomie“, schließt der Urologe. Herr Pfennig lehnt sich zurück und entspannt sich sichtlich. „Emma hat Recht“, sagt er. „Wann könnte

ich den Eingriff machen lassen?“ „Zwei Wochen Zeit zu überlegen haben Sie noch“, antwortet Dr. Meissner. „Diese Bedenkzeit ist ge-setzlich vorgeschrieben.“ Er erklärt dem Paar noch das Vorgehen nach der Operation. Herr Pfennig wird sich am Tag danach schon wieder um seine Software-Firma kümmern können. Die Rate der Nebenwir-kungen bei der Vasektomie ist sehr gering. In seltenen Fällen kann es zu Infektionen und Blutergüssen an der OP-Stelle kommen. Nur auf den Verhütungsschutz müssen die beiden noch warten: Erst nach 15–20 Ejakulationen befi nden sich keine Spermien mehr im Ejakulat. Um ganz sicher zu gehen, wird Herr Pfennig einige Zeit nach der OP eine Spermaprobe abgeben. Zum Glück ist der Eingriff aber nur bei einem von 1.000 Patienten nicht erfolgreich.

Kurz und schmerzlosZwei Wochen später ist Philipp ge-spannt auf die erste Sterilisation, bei der er dabei sein wird. Dr. Meis-sner gibt Herrn Pfennig ein paar Erklärungen und spritzt ihm lokal Lidocain zur Anästhesie. Danach wendet er sich an Philipp: „Leider kann ich dir keine Naht zum Nähen anbieten, da ich eine minimalinva-sive OP-Technik verwende.“ Er zeigt dem Studenten eine schar-fe Moskito-Klemme. „Hiermit durchtrennen wir die Skrotalhaut“, erklärt er. „Das geht schneller, und die Infektionsrate ist geringer.“ Er nimmt den Samenstrang, der durch die Skrotalhaut sichtbar ist, mit

Kleiner Schnitt an heikler StellePrometheus Kasuistik: Vasektomievon Julia Jacobs (Via Medici)

Fortsetzung auf Seite 4

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Dezember 2005 5SeiteMMLLZZDigitaler Nachschlagigitaler Nachschlag

Der Teddy aus dem SchaufensterDrei kleine Nasen und ihre Wünschevon Antje Pfütze

„W„W„ eihnach t sgeschenke für“ steht ganz oben auf

dem weißen Blatt Papier, das ge-rade mit einem Namen durch eine eilige Hand gefüllt wird. Dong, Dong, Dong. Hermann schaut vom Papier auf durch das Fenster zur Kirchturmuhr hinüber. Schon drei Uhr? Das wird spät, denkt sich Hermann. Das bunte Treiben und der Duft nach Glühwein locken die Menschen noch auf den Markt-platz, trotz der Kälte. Er steht auf und zieht sich seine alte, schlapp-rig braune Hose zurecht, die von Gummihosenträgern an seinem schmalen Körper gehalten wird.

VORSICHT GENAU, KANTE AUF KANTE…

Vorsichtig genau, Kante auf Kan-te, knickt er den Zettel und legt den Füllfederhalter zurück in den Holzkasten auf dem Schreibtisch. Er nimmt den Zettel und steckt ihn in die schwarze Tasche. Letztes Jahr zu Weihnachten hat er sie von seiner Tochter bekommen und sei-ne alte Tasche nach 20 Jahren weg-geworfen. Im Flur zieht er die war-men Hausschuhe aus und schlüpft in seine dicken Winterschuhe. Er nimmt die fl ickenbesetzte dicke Ja-cke vom Haken und zieht sie sich über. Kurz betrachtet er sich im Spiegel. „Ein Loch!“ stellt er mit einem Blick fest. „Das muss Doro nachher gleich stopfen, dann hält

das auch noch, denn einen neuen das auch noch, denn einen neuen Mantel brauche ich noch nicht.“ Er Mantel brauche ich noch nicht.“ Er nimmt den Schlüssel vom Schrank nimmt den Schlüssel vom Schrank und zieht die Tür hinter sich zu.und zieht die Tür hinter sich zu.Schneefl ocken tanzen leicht durch Schneefl ocken tanzen leicht durch die kalte Luft. An den Buden die kalte Luft. An den Buden leuchten die Lichterketten rot, leuchten die Lichterketten rot, gelb und grün. Weihnachts-gelb und grün. Weihnachts-musik erklingt aus allen musik erklingt aus allen Ecken. Hermann schaut Ecken. Hermann schaut nach links und rechts. nach links und rechts. Warum müssen die Warum müssen die Leute eine Stunde Leute eine Stunde vor Ladenschluss noch Geschenke kaufen? Gut, dass ich meine Geschenke schon seit vier Wochen habe. Nur noch eines fehlt. Hastig drängelt er sich durch warme braune oder graue Jacken und Mäntel in Richtung Kaufhaus.Vor dem großen weihnachtlich ge-schmückten Schaufenster drücken sich drei kleine bunte Skianzüge ihre Nasen platt.

DIESER ANBLICK LÄSST JEDES KINDERHERZ

HÖHER SCHLAGEN…

Eine kleine süße Stimme erklingt: „Mama, Teddy will“ und zeigt auf das Schaufenster. Darin sitzt inmit-

ten einer hell erleuchteten Schnee-landschaft ein riesiger brauner Ted-dybär. Dieser Anblick lässt jedes Kinderherz höher schlagen, selbst Hermann durchströmt ein wohlwar-mes Gefühl und ein Lächeln huscht über sein Gesicht.Er denkt an die kleine Annalina, wie sie vor zwei Wochen mit leuch-tenden Augen hier stand. „Opa, ob der Weihnachtsmann mir den da bringt?“ Verwundert meinte Her-mann: „Ist der nicht zu groß für dich? Willst du nicht lieber diese Puppe dort haben?“ und zeigte auf eine kleine Puppe mit schwarzem, langem lockigem Haar und rosa Kleidchen. „Ich möchte den Ted-

dy“, sagte sie traurigen Herzens darauf. „Na gut, mein Kind. Mal schauen was der Weihnachtsmann so bringt.“ Hermann betritt das Kaufhaus, nimmt seine schwarze, schneebedeckte Wollmütze ab und schneebedeckte Wollmütze ab und kämpft sich zielstrebig durch die kämpft sich zielstrebig durch die engen Regale der Spielwarenab-engen Regale der Spielwarenab-

teilung zu den Puppen durch. teilung zu den Puppen durch. Seine Hand greift in die obers-Seine Hand greift in die obers-te Reihe, Hermann zieht eine te Reihe, Hermann zieht eine Schachtel heraus und geht zur Schachtel heraus und geht zur Kasse. Kasse.

DAS GEHT ABER NICHT, DAS GEHT ABER NICHT, DER TEDDY IST NUR DER TEDDY IST NUR

DEKORATION!

„Hallo junger Mann, das macht „Hallo junger Mann, das macht 19,95 €.“ Aus seinen Gedanken 19,95 €.“ Aus seinen Gedanken gerissen, entgegnete Hermann: „Ich möchte den Teddybär aus dem Schaufenster.“ „Das geht aber nicht, der ist nur Dekoration. Nach den Feiertagen können sie ihn ha-ben.“ „Aber es ist doch Weihnach-ten und meine Enkeltochter hat sich den gewünscht. Egal, was er kostet!“ Die junge Frau schaut auf ihre Uhr. Fünf vor vier. Ein letzter Blick von ihr in Hermanns ver-zweifeltes Gesicht. „Na gut. Weil heute Weihnachten ist.“Mit dem großem Ungetüm unter dem Arm und mit freudigem Er-warten spaziert er aus dem Kauf-haus und macht sich auf dem Weg durch die verschneiten, weißen Straßen zu seiner Tochter.

Zeigefi nger und Daumen so in die Hand, dass sich die Haut darüber spannt. „Der Ductus deferens hat drei Muskelschichten zur Peris-taltik“, erklärt er dazu. „Man kann ihn gut als harte Struktur im Sa-menstrang fühlen.“ Philipp tastet und fi ndet den Samenleiter sofort. Dr. Meissner bohrt nun mit einer Moskito-Klemme ein Loch in die Haut über dem Ductus. Mit der Spitze des Moskitos zieht er den Samenleiter durch das kleine Loch ins Freie und hält ihn dann mit ei-ner Ringzange. Er schneidet ihn in der Mitte durch und zeigt Philipp die Enden. „Diese beiden dürfen auf keinen Fall wieder zusam-menwachsen“, betont er. „Dafür trenne ich ein Stück aus der Mitte heraus und veröde die Enden mit einem Koagulationsgerät. Zudem

vernähe ich das distale Stück. So stelle ich sicher, dass es nach ei-ner Bewegung nicht wieder in der Nähe des proximalen Endes liegt. Mit den drei Schritten brauche ich als Urologe keine Angst vor einer nicht gewollten Schwangerschaft zu haben.“ Nachdem er die wenigen Hand-griffe durchgeführt hat, legt Dr. Meissner beide Enden wieder un-ter die Haut. Er wartet einen Mo-ment, um sicher zu sein, dass keine Blutung auftritt. Dann verbindet er die Punktionsstelle mit einem sterilen Verband. Herr Pfennig hält tapfer still, und Philipp kann die gleiche Prozedur auf der an-deren Seite nochmals verfolgen. Eine Frage kommt ihm dabei in den Sinn: „Ist es möglich, diese Operation rückgängig zu machen,

falls man sich doch noch mal ein Kind wünscht?“ „Im Prinzip ja“, antwortet Dr. Meissner. „Dieser Eingriff heißt Vasovasostomie. Man verbindet dabei die Enden des Samenleiters wieder miteinan-der. Allerdings sind danach nur die Hälfte der operierten Männer auch wieder fruchtbar.“ Der Urologe erzählt, dass dies weniger ein chi-rurgisches, sondern ein immunolo-gisches Problem sei. Nach der Va-sektomie stauen sich die Spermien im Hoden an und können so über die Blut-Hoden-Schranke gelan-gen. Darauf bildet der Körper so genannte Antisperma-Antikörper. Diese töten nach der Vasovasosto-mie die Spermien ab. Als Philipp nach der OP seine Handschuhe auszieht, muss er doch ein bisschen über sich selber

grinsen. Männer können solche Angsthasen sein! Der Gedanke an eine Vasektomie wird bei ihm jedenfalls kein Herzklopfen mehr auslösen.

Prometheus LernAtlasmit KonzeptObwohl man schon jahrelang in sei-nem Körper lebt, bleiben bestimm-te anatomische Strukturen „terra incognita“. Wenn wissbegierige Medizin-studenten diese Regionen entde-cken möchten, hilft ihnen Prome-theus! Der LernAtlas der Anatomie ist nicht nur beim Pauken auf das nächste Testat ein Muss. Finden Sie mit Prometheus heraus, wie Ihr Kör-per funktioniert! Weitere Infos über den LernAtlas gibt es unter: www.thieme.de/www.thieme.de/www.thieme.de prometheus/prometheus/

Fortsetzung auf Seite 4

Page 6: Digitaler Nachschlag 05/2005

Dezember 20056Seite MMLLZZDigitaler Nachschlagigitaler Nachschlag

Krawatte statt BirkisFamulatur im Darlington Memorial Hospitalvon Lena Tomaschütz

Ich hatte mich schon früh für eine Famulatur in England entschie-

den. Zum einen mag ich das Land und die Sprache sehr, zum anderen hatte ich über die Ausbildung in bri-tischen Krankenhäusern viel Gutes gehört und gelesen. Ein Aufenthalt nach dem ersten klinischen Semes-ter erscheint vielleicht ein bisschen früh, aber irgendwann muss man anfangen und im Nachhinein denke ich, dass der Zeitpunkt gerade rich-tig war.

Klinikauswahl und BewerbungenJedem, der sich für eine Famulatur in Großbritannien bewerben möchte, wünsche ich gutes Durchhaltever-mögen und eine hohe Frustrations-toleranz. Habt ihr aber bis zum Ende gewartet, immer wieder nachgehakt und einige Absagen verkraftet, dann wartet eine interessante und lehrrei-che Zeit auf euch.Bei der Auswahl der Krankenhäu-ser ist eine Sammlung von Klinik-adressen des British Council sehr hilfreich, da auch die Bettenanzahl und die vorhandenen Abteilungen aufgeführt werden (siehe Anhang). Da ich im März meine Famulatur machen wollte, begann ich im Au-gust mich zu bewerben. Ich schickte ungefähr 15 E-Mail-Bewerbungen und zehn Bewerbungen per Post los. Innerhalb des nächsten Monats erhielt ich ungefähr von einem Vier-tel eine Antwort, leider nur negative.

Entweder wurden keine „Undergra-duates“ (dazu gehört man als Fa-mulant) angenommen, sondern nur Studenten im letzten Ausbildungs-jahr, oder die Krankenhäuser waren schon mit ihren eigenen Studenten ausgebucht. Eine Ausnahme war das University Hospital in Cardiff, aber die von ihnen geforderte Studienge-bühr von 100 Pfund pro Woche war für meinen studentischen Geldbeu-tel etwas viel.

ZITTERN, WARTEN, NACH-FRAGEN… ZUSAGE!

Ich hatte die Hoffnung schon bei-nahe aufgegeben und war für die letzten Versuche dazu übergegan-gen, bei den Krankenhäusern anzu-rufen. Was ich empfehlen kann, da ihr auf diesem Wege gleich erfahrt, ob überhaupt die Möglichkeit einer Famulatur besteht. Außerdem be-kommt ihr so eine Kontaktperson, an die ihr eure Bewerbung schicken könnt. Alle Krankenhäuser des NHS (National Health Service) verfügen zwar über ein E-Mailsystem, aber von außen ist es sehr schwierig, an Adressen zu kommen. Als ich in Darlington anrief (Ende Oktober) wurde ich mit der Under-graduate-Managerin verbunden, die sehr nett war und, nachdem ich ihr einen Lebenslauf, ein Empfeh-lungsschreiben und eine Art Moti-vationsschreiben (was ich machen möchte, welche Ziele/Vorstellungen

ich habe) zugeschickt hatte, ver-sprach sie mir, für mich zu tun, was sie konnte. Dann hab ich erst ein-mal ganz lange nichts mehr gehört. Kurz vor Weihnachten rief ich noch einmal an und nach weiteren zwei Wochen Zittern und Warten sowie mehrmaligem Nachfragen bekam ich endlich eine Zusage!

Anreise und UnterkunftIch hatte das Glück, dass es ein kran-kenhauseigenes Wohnheim gab und ich dort während der fünf Wochen wohnen konnte. Die Miete betrug 106 Pfund pro Monat und die Zim-mer befanden sich in 4er-WGs mit Küche und Bad. Wenn man keine Unterkunft vom Krankenhaus ge-stellt oder organisiert bekommt, son-dern in einem B&B oder in einem Hotel wohnt, muss man mit unge-fähr 150 Pfund pro Woche rechnen.Es gibt viele Möglichkeiten nach Großbritannien zu kommen, egal, ob nun mit „normalen“ Fluggesell-schaften oder mit den Billig-Airli-nes. Tatsächlich ist der am nächsten gelegene Flughafen der Durham Tees Valley Airport, der von Rya-nair angefl ogen wird. Ich fl og mit BA nach London und fuhr dann mit dem Zug weiter. Zug fahren ist in England ziemlich teuer, vor allem wenn man nicht im Voraus bucht, was von Deutschland schwer mög-lich ist. Eine hilfreiche Adresse ist www.virgintrain.com: Man kann dort Verbindungen und Preise nach-schauen. Ansonsten lohnt es sich, die Fahrkarten möglichst früh zu kaufen (auch wenn man dann auf einen be-stimmten Zug festgelegt ist). Wenn man vorhat, viel zu fahren, könnte

sich auch die „Young Persons Rail-card“ lohnen, die 20 Pfund kostet und 30% Preisnachlass gewährt.

Anständige Kleidung ist wichtigDie Krankenhäuser in Großbritan-nien sind ganz anders aufgebaut als in Deutschland. Es gibt verschiede-ne „Wards“ (Stationen), die nicht so strikt nach Fachdisziplinen eingeteilt sind, sondern Patienten beherbergt, die von verschiedenen „Consultants“ (Chef-/Oberärzten) und deren Ärzte-team betreut werden. Die Patienten wechseln desöfteren den Consultant, abhängig davon, in welche Richtung ihre Beschwerden sich entwickeln. Ein Team um einen Consultant be-steht aus mindestens einem „SHO“ (Senior House Offi cer), der dem Assistenzarzt in der Grundlagenaus-bildung entspricht, sowie mindestens einem weiteren „PRHO“ (Pre-Regis-tration House Offi cer), der dem frü-heren AiP entspricht und noch keine volle Zulassung besitzt.

ICH KAM IN DEN GENUSS DES ENGLISCHEN

BEDSIDE-TEACHING

Weiße Kittel werden sehr selten ge-tragen, man sieht sie vereinzelt, meist nur bei Consultants, ich hätte also mein Gepäck damit nicht belasten müssen. Auf anständige Kleidung wird viel Wert gelegt: Männer ar-beiten meist in Hemd und Krawatte, Frauen in Stoffhosen oder Röcken. Die hierzulande üblichen Jeans und Birkenstocks würden sicherlich irri-tierte Blicke auf sich ziehen, aber zu fein muss es auch nicht sein.

Page 7: Digitaler Nachschlag 05/2005

Dezember 2005 7SeiteMMLLZZDigitaler Nachschlagigitaler Nachschlag

Der Arbeitstag begann je nach Sta-tion zwischen acht und neun Uhr mit einer Visite, die bei uns an verschiedenen Tagen vom Chefarzt oder ihm zugeordneten Oberärzten abgehalten wurde. Mein Anfang war etwas schwer, da mein Betreuer kaum Zeit hatte und ständig in Eile war. Es zeigte sich, dass ich von ihm keinerlei Hilfe erwarten konn-te und so ziemlich auf mich allein gestellt war. Es hat ein bisschen gedauert, bis ich mich zurechtge-funden habe und Stationen kann-te, auf denen es meistens etwas zu sehen oder zu tun gab sowie Ärzte kennen lernte, die mir bereitwillig etwas erklärten und bei denen ich in den Genuss des englischen Bed-side-teaching kam.Jeden Mittag fanden von der gesam-ten Inneren Abteilung verschiedene Vorträge statt, sodass über die ge-samte Woche ein breites Spektrum abgedeckt wurde: Röntgenbespre-chung, Vorträge zu Klinikrichtli-nien oder Studien und Fallbespre-chungen. In der restlichen Zeit stand mir frei, zu machen, was ich wollte bzw. ich musste mir meine Beschäftigung selbst suchen, was mit der Zeit immer einfacher wurde. Ich habe einige Zeit auf der „A&E“ (accident & emergency) verbracht, wo ich viele verschiedene Fälle aus ganz unterschiedlichen Altersstufen gesehen habe. Des Weiteren ist die „MAU“ (medical admission unit) für Studenten ein guter Ort, da hier alle Patienten aufgenommen wer-den und man viele Anamnesen und Untersuchungen machen kann. Be-sonders nützlich ist es, wenn man den Patienten danach entweder ei-nem der House Offi cer oder bei der Visite dem Consultant vorstellen kann. Die Haltung der Patienten den Studenten gegenüber habe ich als sehr offen erlebt. Kaum jemand hatte etwas dagegen, von einem Studenten befragt und untersucht zu werden, viele freuen sich und bedanken sich anschließend sogar.Des einen Freud ist des anderen Leid: Fast alle Blutabnahmen und Zugänge wurden von Schwestern oder einer Art Blutabnahmeteam gemacht, was nicht heißt, dass man ihnen nicht zur Hand gehen kann, wenn man es lernen möchte. Dann gab es von jedem der Ober-ärzte noch eine „Clinic“, was einer Sprechstunde entspricht, zu der Pa-

tienten zu Kontrolluntersuchungen kamen, die dann ambulant im Kran-kenhaus durchgeführt und abschlie-ßend mit dem Patienten besprochen werden. Ich habe mir zwei Ärzte ausgesucht, zu deren wöchentlichen Sprechstunden ich gegangen bin; hier habe ich vor allem zugehört und in interessanten Fällen auch selbst untersucht.

ES LOHNT SICH, KLEIN GRUPPEN AUSFINDIG

ZU MACHEN

Durch andere Studenten der Univer-sität Newcastle erfuhr ich von einem Wiederbelebungskurs für Kinder und verschiedenen Lerngruppen, in denen mit einem Arzt Themen der Wahl der Studenten durchgespro-chen wurden, wie z.B. EKG, Rönt-gen-Thorax oder Lumbalpunktio-nen. Diese Kleingruppen scheinen hier normal zu sein, und es lohnt sich auf jeden Fall, diese ausfi ndig zu machen oder auch selbst die Initi-ative zu ergreifen.Für mich war es zudem sehr nütz-lich, dass ich meinen eigenen Pie-per bekam, und so mit den anderen Studenten und Ärzten in Verbindung bleiben konnte. Außerdem war ich so ständig im „On-call-team“, das bei Notfällen und Kreislaufstillstän-den gerufen wurde. So wurde ich mit Wiederbelebungsmaßnahmen vertrauter.

Darlington und Durham County Darlington hat ungefähr 50 000 Ein-wohner und liegt im County Dur-ham direkt an der Eisenbahnlinie Edinburgh-London, was es recht einfach macht an den Wochenenden die Städte in der Nähe zu erkun-den. Die mittelalterliche Stadt York besitzt neben einer Kathedrale und einer gut erhaltenen Stadtmauer ein ganz eigenes Flair. Das weiter im Norden gelegene Newcastle bietet hingegen zahlreiche Einkaufs- und Ausgehmöglichkeiten. Darlington selbst kann einige ganz nette Läden und Pubs vorweisen, au-ßerdem gibt es für Eisenbahnfreunde das „Darlington Railway Centre & Museum“. Ohne Auto leider schwer zu erreichen, aber sehr lohnenswert ist die Küste mit kleinen Fischeror-ten, zum Wandern bieten sich der Nationalpark North York Moors und

das mehr im Landesinneren gelege-ne Gebiet der Yorkshire Dales an.Zur abendlichen Abwechslung gibt es in Darlington selbst ein Sports Centre mit einer Schwimmhalle, Squashplätzen und noch einigem mehr; ein schöneres Sportzentrum liegt wiederum 10 Meilen außerhalb und ist ohne Auto nur schwer zu er-reichen.

Die Initiative ergreifenIch habe auf jeden Fall einiges ge-lernt, auch wenn die Wirklichkeit nicht ganz meinen Erwartungen entsprach. Ich habe oft nur zuge-sehen und zugehört, hatte aber eigentlich gehofft mehr selbst machen zu können. Wer Patien-

tengespräche und Untersuchungen üben will, der kommt bestimmt voll auf seine Kosten und kann sehr viel lernen. Ich denke nicht, dass es zu früh war, schon nach dem 5. Semester zu famulieren. Ich hatte zwar einige Probleme bei der Diagnosestellung, konnte aber die Untersuchungen ohne weiteres durchführen. Je mehr ich die Initi-ative ergriffen und es selbst in die Hand genommen habe, je mehr ich gefragt und gefordert habe, desto schöner wurde meine Zeit in Dar-lington.

Die Sammlung der Klinikadressen des British Council fi ndet ihr unter: www.britishcouncil.de/pdf/medi.pdf

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Page 8: Digitaler Nachschlag 05/2005

Dezember 20058Seite MLZDigitaler Nachschlagigitaler Nachschlag

Ist Medizin das Richtige für mich?von Redaktion MEDI-LEARN

Medizin wird im Psychrem-bel* folgendermaßen defi -

niert: Die Wissenschaft vom ge-sunden und kranken Menschen, von den Ursachen, Wirkungen und der Vorbeugung und Heilung der Krankheiten. Auch wenn die Defi -nition prägnant und eindeutig sagt, was Medizin eigentlich bedeutet, wird es künftigen Medizinstuden-ten bei der Entscheidungsfi ndung kaum weiterhelfen, ob Medizin überhaupt das richtige Studienfach und später der richtige Beruf ist.

Die Abinote Zu allererst einige kurze Worte zum Thema Abinote und Medizinstudi-um: Entgegen der gängigen Mei-nung man könnte Medizin nur mit einer sehr guten Abinote studieren, ist die Entscheidung, ob Medizin das Richtige für einen selbst ist, weitgehend unabhängig von der Abinote. Was jedoch fest steht ist, dass die Medizin defi nitiv für Abi-turienten das falsche Fach ist, die sich „nur“ wegen einer sehr guten Abinote für die Medizin entschei-den. Die Erfahrungen zeigen, dass gerade diese Studenten bereits in den ersten Semestern scheitern. Damit die Aussage nicht falsch verstanden wird: Medizin kann man natürlich auch mit einer guten Abinote studieren, nur sollte diese nicht der ausschlaggebende Faktor für die Medizin sein.

Das Studium Um die Entscheidung einfacher zu machen, sollte man sich das Stu-dium und den späteren Beruf ein wenig detaillierter anschauen. Im Gegensatz zum eigentlichen Beruf, ist das Medizinstudium sehr theore-tisch gehalten. In den letzten Jahren bestehen sehr viele Bestrebungen, mehr Praxis in das Studium zu bringen, was auch an der ein oder anderen Stelle gelingt. Fakt ist je-doch weiterhin, dass die ersten fünf Jahre Studium eher theoretischer Natur sind. Je weiter man im Stu-dium ist, je mehr Kontakt bekommt man mit Patienten und darf erlernte Fähigkeiten anwenden. Im letzten, sprich sechsten Jahr des Studiums befi ndet man sich im sogenannten „Praktischen Jahr“ (kurz PJ). In diesem arbeitet man Vollzeit auf verschiedenen Stationen.

Berufsbild Arzt Nun zum eigentlichen Berufsbild Arzt: Nach sechs Jahren Studium beginnt man im Krankenhaus zu arbeiten. Dabei obliegt dem Arzt die Sorge für die Gesundheit seiner Patienten. Sie untersuchen die Pa-tienten, erheben Befunde, ordnen weitere Untersuchungen an und stellen die Diagnosen. Aus der Di-agnose heraus ermittelt der Arzt die Therapie und führt diese durch oder leitet Assistenzberufe (Krankenschwester,Arzthelferinnen etc.) an. Als Arzt arbeitet man sehr viel und sehr eng mit den Patienten zusammen, begleitet sie durch die Krankheit, freut sich mit ihnen, wenn eine Therapie Erfolg zeigt oder muss ggf. auch schlechte Nachrichten überbringen. Neben der Tätigkeit im Kranken-haus kann man als Arzt auch in einer niedergelassenen Praxis ar-beiten oder im Rettungsdienst tä-tig sein. Neben der Tätigkeit im weißen Kittel kann nach dem Me-dizinstudium in der Forschung, in der Pharmain-

*Psychrembel, 258. Aufl age, S. 997,

ISBN 3-11-014824-2

dustrie, in der Fachpresse oder als Medizininformatiker gearbeitet werden.

Das Drum-Rum im Arztberuf Jeder Mediziner, der eine Tätigkeit im weißen Kittel, sprich am Patien-ten anstrebt, wird zunächst in der Klinik tätig sein. Die Klinik ist ein besonderes Arbeitsfeld, über das man sich vor der Entscheidung zum Medizinstudium klar werden sollte. In der Regel verbringt man min-destens 5 Jahre in der Klinik. Viele Ärzte arbeiten wesentlich länger in der Klinik oder bleiben dort bis zum Ende ihrer Berufszeit.

Die Arbeitszeit In den Kliniken wird häufi g im Schichtbetrieb gearbeitet. Die meis-ten Ärzte arbeiten von morgens um 7.00 Uhr bis ca. 16.00 Uhr (Zeiten variieren von Klinik zu Klinik). In der Regel bleibt der Arzt jedoch länger im Krankenhaus, da die Ar-beit in dieser Zeit nicht zu schaffen ist und da entsprechende, meist un-bezahlte Überstunden von den Vor-gesetzten erwartet werden. Neben den eigentlichen „norma-len“ Schichten muss man als Arzt auch Not- undBereitschaftsdienste durchführen. Diese Dienste fi nden z.B. in der Nacht oder am Wochen-ende statt. Trotz entsprechender Gesetzeslage muss man durchaus einmal 24 Std (in manchen Kliniken sogar 36 Stunden) am Stück in der sogar 36 Stunden) am Stück in der Klinik ist. Zusammenfassend und Klinik ist. Zusammenfassend und in die Zukunft blickend lässt sich in die Zukunft blickend lässt sich jedoch sagen, dass die Anzahl der jedoch sagen, dass die Anzahl der Kliniken, an denen man entspre-Kliniken, an denen man entspre-chend extreme Arbeitszeiten fi ndet, chend extreme Arbeitszeiten fi ndet, immer geringer werden und dass zu immer geringer werden und dass zu erwarten ist, dass die Arbeitszeiten erwarten ist, dass die Arbeitszeiten sich normalisieren. sich normalisieren.

Arbeitsort Krankenhaus: Ellenbogen-Gesellschaft? In der Klinik herrscht eine steile In der Klinik herrscht eine steile

Hierarchie. Ganz unten stehen Hierarchie. Ganz unten stehen die jungen Ärzte, die gerade

ihr Medizinstudium abgeschlos-ihr Medizinstudium abgeschlos-sen haben. Darüber folgen dieAs-sen haben. Darüber folgen dieAs-sistenzärzte, die bereits länger in sistenzärzte, die bereits länger in der Klinik tätig sind und weitge-der Klinik tätig sind und weitge-hend selbständig arbeiten. hend selbständig arbeiten.

Oberärzte und Chefärzte bilden die Spitze der Pyramide. Gerade in gro-ßen Krankenhäusern kann die steile und defi nierteHierarchie zu Proble-men führen; in kleineren Häusern oder später in der eigenen Praxis spielt die Ellenbogengesellschaft eine eher untergeordnete Rolle.

Jobaussichten Die Jobaussichten sind in den letz-ten Jahren für Ärzte immer besser geworden. Laut Beschäftigten- und Arbeitslosenstatistik ist dieArbeits-losenquote unter Ärzten von 4,0% im Jahr 1996 auf 2,6% im Jahr 2002 gefallen. Zur Zeit sieht es so aus, dass jeder Arzt, der einen Arbeits-platz sucht, auch einen fi ndet. An Hand der verschiedenen Stellenbör-sen (z.B. www.medi-jobboerse.de ) lässt sich sehr gut erkennen, dass es zahlreiche freie Stellen gibt.

Die guten Seiten Bereits im Studium wird man mer-ken, wie interessant das Erlernen der verschiedensten Vorgänge im menschlichen Körper ist. Beson-ders die Erkennung und Behand-lung von Krankheiten fasziniert die meistenwerdenden Ärzte. Wenn man nach dem Studium die erlernten Tätigkeiten anwenden darf und damit im Laufe des Berufs-lebens sehr, sehr vielen Menschen hilft, indem man die Krankhei-ten heilt bzw. das Leiden mindert, merkt man, dass sich die lange Zeit der Ausbildung gelohnt hat. Man wird im Berufsleben erlernen, sehr viel Verantwortung für die eigene Tätigkeit und die eigenen Patienten zu übernehmen und wird feststellen, dass diese Verantwor-tung gekoppelt mit der Möglich-keit, etwas gegen die Krankheiten zu machen sehr viel Spass macht und einen selbst ein Leben lang ausfüllen kann.

Zusammenfassung Abschließend lässt sich folgendes sagen: Wer gerne Medizin studieren möchte, sich über das Studium an sich und die spätere berufl iche Tä-tigkeit informiert hat und bereit ist, die verschiedenen beschriebenen Phasen zu absolvieren, sollte ohne Rücksicht auf die Abinote das Stu-dium anstreben – Medizin ist mehr als ein Beruf – Medizin ist eine Be-rufung und macht sehr viel Spass.

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Dezember 2005 9SeiteMMLLZZDigitaler Nachschlagigitaler Nachschlag

Nach harten Jahren der Ent-scheidungsfi ndung, was nun

richtig sei – A , B, C, D, oder doch E? – und der Erkenntnis am Ende, dass man trotz des Lernens eigent-lich nichts weiß, kommt man dann im PJ in den Genuss, sein theore-tisches Wissen in der Praxis unter Beweis zu stellen. Für viele Medi-ziner ist es eine Freude, wenn sie zum Schluss für eine längere Zeit die Bücher in der Ecke liegen las-sen können und ausnahmsweise einmal Geschicklichkeit oder ähn-liche Dinge gefragt sind. Wer in Bonn studiert – oder, wie es viele tun – nach dem 2. Staatsexamen zum PJ nach Bonn wechselt, hat ei-nige Krankenhäuser in der Region zur Auswahl. Als neuestes Kran-kenhaus in der Familie der Lehr-krankenhäuser der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn präsentiert sich das Klinikum Siegburg. Seit April 2004 wird pro Semester 4-5 Studenten ermög-licht, dort ihr Praktisches Jahr zu absolvieren. Ich zählte zu den ers-ten PJlern und entschied mich für ein Anästhesie-Tertial, das neben der Gynäkologie und der Radiolo-gie angeboten wird.

Vorstellen in der TagesbesprechungDie „Pionier-PJler“ wurden natür-lich mit Spannung erwartet: Hier eine Hand schütteln, da vorgestellt werden – man kam sich schon re-lativ bedeutend vor. Nach einem Rundgang durch das Haus mit einer kurzen Einführung, sowie Vorstel-lung des ärztlichen Direktors Herr Prof. Müller, des PJ-Beauftragten OA Dr. Oppermann und des Ver-waltungsdirektors Dr. Kilian, wur-den wir auf die Stationen verteilt. Das Wahlfach Anästhesie begann erst mal mit den Worten: “Es ist schon relativ spät, gehen sie ruhig nach Hause und kommen sie mor-gen früh am besten gegen sieben Uhr auf die Intensivstation.“Am ersten Morgen in der Bespre-chung hat man schon ein mulmiges Gefühl: Ein großer Tisch und vie-le unbekannte, teils müde drein-blickende Gesichter. Man grüßt

freundlich, lächelt nett – was man morgens um sieben „nett“ nennen kann – nun bloß nicht auf den fal-schen Platz setzen und dann ist es erstmal geschafft. Eine kurze Kon-ferenz folgt, es fallen Worte wie „Notfall“, „Sectio“ oder „Maschi-nen“. Wovon sprechen die?

HABE ICH ETWA EINEN ZAHNPASTAFLECK AM MUND?

Dann höre ich den Chefarzt sagen: „Ich möchte außerdem unseren neuen und ersten PJler vorstellen, äh, am besten stellen Sie sich selbst vor!“ Na toll, alle schauen mich an, einen gescheiten Satz habe ich mir natürlich nicht zurechtgelegt. „Gu-ten Morgen, ich bin Csaba Losonc und habe in Giessen studiert…“ Gelächter unterbricht meine Aus-führungen. Was ist so komisch an Giessen? Oder habe ich einen Zahnpastafl eck am Mund? Nein, ich lasse mich nicht durcheinander bringen, weiter im Text. Fertig, ist doch gelungen!Nachher erfahre ich, dass sowohl der Chefarzt der Abteilung, PD Dr. Zickmann, als auch der größte Teil seiner Oberärzte in Giessen studiert und gearbeitet haben. Viel-leicht hätte ich mich vorher mal informieren sollen!

Ein Teil der Arbeiten eines PJlers sind: Annahme des Patienten, Le-gen eines peripheren Zugangs und Anlegen der EKG-Elektroden, Intubation unter Aufsicht, Proto-kollführung während der OP, auf Ansage Verabreichung von Me-dikamenten sowie die Ausleitung und Begleitung bis in den Auf-wachraum.

MANCHE HABEN NOCH NIE EINEN PJLER GESEHEN

Meine Zeit hier ist auf vier Wo-chen begrenzt, da ich noch ver-schiedene Bereiche der Abteilung kennen lernen soll. Das reicht auch aus, um die Grund-züge der Anästhesie zu verstehen und bei gewisser Nachbereitung auch anzuwenden. Auf meine Fra-gen bekomme ich fast immer eine Antwort und meine Anwesenheit wird nicht als Belastung angese-hen – zumindest lässt man mich das nicht spüren. Beim Pfl egeper-sonal stößt man als PJler zunächst auf Unwissenheit. Was ist ein PJ-ler? Manche haben noch nie einen gesehen und wissen den Unter-schied zum AIPler – damals gab es den noch – oder zum Famulanten nicht. Nach gewisser Aufklärung und einigen Gesprächen ist dann aber meine Stellung umrissen.

EINSATZ IN DER ZWEITEN RUNDE

Die weiteren vier Wochen folgen dann im kardiochirurgischen OP. Hier ist alles großzügiger und mo-derner. Wieder neue Gesichter, neue Schwestern, Kardiotechniker – ich wusste bis vor kurzem nicht, dass das ein Beruf ist – neue Oberärzte etc. Also heißt es erst einmal erklä-ren, wer und was bin ich und wel-che Stellung ich habe. In diesem Bereich werden herzchirurgische Eingriffe durchgeführt, die Mehr-zahl von ihnen Bypass-Operatio-nen und Herzklappenchirurgische Eingriffe. Meine Aufgaben sind sehr einge-schränkt, da vieles hier automati-siert abläuft. Die Zeit morgens von der Einleitung bis zum Schnitt ist sehr kurz, deshalb stehe ich hier eher im Hintergrund und darf nur assistieren.

Pionier-PJ in SiegburgAnästhesie-Tertial – ein Erlebnisbericht von Csaba Losonc

Jeder Morgen verläuft in der Ab-teilung identisch: Dienstbeginn ist um 7 Uhr 15 mit einer kurzen Vi-site auf der kardiochirurgischen In-tensivstation, darauf folgt eine kur-ze Besprechung und anschließend eine weitere Visite auf der „norma-len“ Intensivstation. Auf den Visi-ten und in der Besprechung werden besondere Vorkommnisse des Be-reitschaftsdienstes und andere Be-sonderheiten besprochen, donners-tags morgens fi ndet zusätzlich eine

abteilungsinterne Fortbildung statt. Es sind zwei Intensivstationen nö-tig – in der Klinik nennt man sie lapidar nur 23 und 24 – weil hier in Siegburg neben den anderen Ope-rationen herzchirurgische Eingriffe durchgeführt werden, die speziell geschultes Intensivpersonal benö-tigen und weil ab einer bestimmten Größe eine einzelne Intensivstation zu unübersichtlich wird. Nach der erfolgreichen letzten Vi-site begleite ich eine OÄ in den allgemeinchirurgischen, gynäko-logischen und unfallchirurgischen OP. Dort bekomme ich alle Räum-lichkeiten gezeigt, ich fi nde 3 OP-Säle, eine Patientenschleuse und einen Aufwachraum vor. Teilweise scheinen sie nicht mehr ganz mo-dern zu sein, aber wahrscheinlich ist es Standard in Deutschland. Ich verbringe den gesamten Tag mit der Oberärztin, die mir in aller Ruhe den Ablauf der bestimmten Hand-griffe erläutert.

Endotracheale Intubation bei der Narkose-Einleitung

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Dezember 200510Seite MLZDigitaler Nachschlagigitaler Nachschlag

BEOBACHTEN, WIE MEDIKAMENTE AM

HERZEN AGIEREN

Meine Zeit kommt dann – wie hier kernig formuliert wird, in der „zweiten Runde“, der Zeit also, wo die erste OP noch läuft, der nächste Patient aber schon vorbereitet wird. Hier sind meine Aufgaben kaum zu unterscheiden von der allgemein-chirurgischen Anästhesie, aller-dings werden sie ergänzt durch das Legen von arteriellen Zugängen, zentralen Venenkathetern, Blasen-kathetern und der Transösophagea-len Echokardiographie (TEE) unter Aufsicht.Teilweise muss der Arzt auf be-stimmte Ereignisse sekunden-schnell reagieren, deshalb hat jedes Instrument und Medikament des Anästhesisten einen bestimmten Platz. So bekommt das Wort Ord-nung hier einen besonderen Stel-lenwert. Interessant sind auch die Kardiotechniker mit ihren „Herz-Lungen-Maschinen“ (verkürzte Version: Maschine). Sie sind hier aus dem OP nicht wegzudenken, was einem vorher so nicht bewusst ist.Auch wenn ich meine Aufgaben in diesem Bereich nicht selbstständig durchführen kann, ist es doch eine sehr schöne Erfahrung. Nicht viele Mediziner bekommen Gelegen-heit, die Anatomie und vor allem die Pharmakologie am Herzen mit bloßem Auge zu sehen. Man kann beobachten, wie die Medikamente – teilweise schon während des Injizierens – direkt am Herzen agieren und Reaktionen hervorrufen!

Die menschliche Seite kennen lernenNun habe ich schon acht Wochen Anästhesie auf „dem Buckel“ und wechsle auf die kardiochirurgische Intensivstation. Wieder mal die Vor-stellung und „Erklärung“ meiner Person. Die Ärzte sind mir vertraut, da sie permanent rotieren, so dass ich schon Gelegenheit hatte, alle Kollegen der Abteilung vorher ken-nen zu lernen. Ich wurde auch hier gut eingearbeitet. Meine Aufgaben sind unter anderem die Entlassung der Patienten auf die periphere Sta-tionen, die tägliche Untersuchung der Patienten, die Erstellung von Therapieplänen und Vorbereitung der Kurven und die Übernahme der operierten Patienten. Zum ersten Mal seit dem Anfang des PJ sehe ich eine Station, lerne den Ablauf kennen und erlebe den Alltag. Diese fünfwöchige Erfah-rung ist ebenfalls wichtig für mich, da der Allgemeinzustand mancher Patienten vor der Operation teil-weise so schlecht ist, dass sie nach dem Eingriff versterben. Den Tod zu erfahren und zu sehen, wie die Mitarbeiter darauf reagieren, ist enorm bedeutend für mich, ebenso die Begleitung der Oberärzte bei Gesprächen mit Angehörigen der Verstorbenen. Hier zeigt sich mir eine menschliche Seite der techni-sierten Medizin.

ICH FÜHRE EINEN TEIL DER PATIENTENGESPRÄCHE

SELBST

Für den letzten Block rotiere ich für zwei Wochen in die Schmerz-ambulanz, die von zahlreichen Pa-tienten in regelmäßigen Abständen besucht wird, so dass an drei Tagen in der Woche eine Sprechstunde stattfi ndet. Ein Oberarzt und eine Anästhesistin sind in der Regel die ärztlichen Betreuer der schmerzge-plagten Menschen. Meine Aufgabe in diesem Block ist zunächst nur passiv, ich begleitete den OA zu den Gesprächen und bespreche da-nach mit ihm sein Vorgehen. In der zweiten Woche führe ich in Abwe-senheit des OA einen Teil der Ge-spräche. Ich muss mich aber rück-versichern, falls ich die Dosierung der Analgetika verändere. Der Vor-teil ist, dass ich mir im Voraus eine Strategie überlegen kann und die-

se danach ausführlich und in aller Ruhe unter vier Augen besprechen kann – eine sehr hilfreiche Übung. Die ambulanzfreien und die übrigen Tage verbringe ich zum Abschluss im allgemeinchirurgisch/gynäkolo-gischen OP, wo ich noch einmal auf Gelerntes zurückgreifen kann.

Vieles spricht für SiegburgIch bin mit der Auswahl, die ich getroffen habe, sehr zufrieden, da ich sehr lehrreiche Erfahrungen ge-macht habe. Gerade das vielfältige Angebot der Anästhesie ist für den Studenten interessant. Hier kann man noch motivierten Ärzten und Schwestern begegnen, die einem alles in Ruhe erklären. Das breite

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Spektrum, die Tatsache, dass man viel machen darf, Chefarzt-Fort-bildungen erhält und dass man eine nagelneue PJ-Bibliothek sowie vier PCs nur für PJler vorfi ndet, spre-chen für Siegburg. Neuerdings gibt es auch zwei Studientage im Mo-nat. Kleines Manko: Es sind keine bezahlten Dienste in anderen Abtei-lungen möglich.

SIEGBURG IST FÜR ANÄSTHESIE IN JEDEN FALL EINE GUTE ENTSCHEIDUNG

Mein Fazit: Ich kann allen, die im Rheinland wohnen und Wahlfach Anästhesie wählen möchten, Sieg-burg für ihre Entscheidung nur empfehlen!

Arbeiten in der Vorbereitung – tägliches „Brot“ für den Anästhesisten

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Weihnachtslachparade...LACHEN BIS DIE RIPPEN KRACHEN

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