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Die Zwischengesellschaft - kennedy-bibliothek.info...Revolution oder Krieg. Doch heute wissen wir -...

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Kulturwissenschaft interdisziplinär 10 Interdisciplinary Studies on Culture and Society ZAK Caroline Y. Robertson-von Trotha [Hrsg.] Die Zwischengesellschaft Aufbrüche zwischen Tradition und Moderne? Nomos
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Kulturwissenschaft interdisziplinär 10

Interdisciplinary Studies on Culture and Society Z A K

Caroline Y. Robertson-von Trotha [Hrsg.]

Die Zwischengesellschaft

Aufbrüche zwischen Tradition und Moderne?

Nomos

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Die Reihe „Kulturwissenschaft interdisziplinär wird herausgegeben von

Caroline Y. Robertson-von Trotha

Band 10

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Caroline Y. Robertson-von Trotha [Hrsg.]

Die Zwischengesellschaft

Aufbrüche zwischen Tradition und Moderne?

□ Nomos

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Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

ISBN 978-3-8487-1065-2 (Print)

ISBN 978-3-8452-5181-3 (ePDF)

deutsches Lektorat: Janina Hecht, Christine Wölfleenglisches Lektorat: Silke Flörchinger, Kareem James Abu-ZeidMitarbeit: Inge Böhm, Sarah Uhrig

1. Auflage 2016© Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden 2016. Printed in Germany. Alle Rechte, auch die des Nachdrucks von Auszügen, der fotomechanischen Wiedergabe und der Über­setzung, Vorbehalten. Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier.

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort zum zehnten Band 7

Zygmunt BaumanLiquid Modernity Revisited 11

Roland RobertsonGlocality: Transcending the Modernity-Tradition Binary 23

Kenichi MishimaVielfalt der Moderne - eine andere Unübersichtlichkeitangesichts der gefährdeten Demokratie 31

Surendra MunshiDemocracy Challenged and the Challenge of Democracy 43

Caroline Y. Robertson-von TrothaDie Zwischengesellschaft. Ein Orientierungsentwurf 53

Volker DemuthWas heißt Zwischengesellschaft?Die Veränderung von Kultur, Glaube und Politik 69

Britt-Marie Drottz-SjöbergRisk as a Condition of Our Society 83

Olli HeinonenA New Nuclear World Order: Safety, Security, and Safeguards 91

Jude HowellNew Strains, New Opportunities:The Effects of 9/11 on Development NGOs 101

Natan SznaiderDoes European Memory Exist? 1 1 1

Marcia PallyAmerica’s ‘New Evangelicals’- Those Who Have Left the Right 119

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Yunxiang YanBetween Morals and Markets:The Diversification of the Moral and Social Landscapes in China 131

Manuela BoatcäGlobale Ungleichheiten und gekaufte Staatsbürgerschaft.Zum Mechanismus eines knappen Gutes 147

Zoe TroddTowards a Free Europe:Contemporary Slavery and the New Slave Trade 161

Karen HornSystemische Überlegungen zu einer Wirtschaftsordnungvor dem Hintergmnd der Krise 171

Dirk WentzelEuropa in (Un-)Ordnung: Zur institutionellen Evolutioneiner europäischen Stabilitätsordnung 187

Margrit KennedyNeues Geld. Über eine strukturelle Problematikunseres Geldwesens 201

Leonce BekemansEducation for Intercultural Realitiesin a Globalising World (Market) Society 213

Dawid Danilo BarteltNach der WM ist vor Olympia. (Sport-)Großereignissein Brasilien zwischen Stadtplanung, Spekulation unddem Recht auf Stadt 231

Die Autorinnen und Autoren 263

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Vorwort zum zehnten Band

Der vorliegende Band ist der zehnte Band der Schriftenreihe Kulturwissenschaft interdisziplinär. Seit nunmehr zehn Jahren bildet diese Reihe in ganz eigener Weise die Arbeit des ZAK | Zentrum für Angewandte Kulturwissenschaft und Studium Generale am heutigen Karlsruher Institut für Technologie (KIT) ab.

In seiner Gründungszeit, mitten in der Anfangs- und Aufbruchsphase der Kultur­wissenschaft an deutschen Universitäten, erprobte das Zentrum - anfangs noch un­ter dem Namen Institut für Angewandte Kulturwissenschaft - eine neue wissen­schaftliche Herangehensweise an kulturwissenschaftliche Fragestellungen. Die Zu­gehörigkeit zur Technischen Hochschule (TH) und die daraus resultierende Nähe zu ganz andersgearteten wissenschaftlichen Disziplinen stellte dabei eine Beson­derheit dar und prägte insofern das Selbstverständnis des ZAK und seiner Vorgän­gerinstitution: Entwickelt wurde eine angewandte Kulturwissenschaft, die den Be­dürfnissen und dem Profil einer Technischen Hochschule entspricht und die es als ihre Aufgabe ansieht, den vielfältigen Disziplinen zu einem gegenseitigen, frucht­baren Austausch zu verhelfen. In diesem Sinne positionierte sich das Zentrum als universitäre Schnittstelle für die Geistes-, Sozial-, Natur-, Technik- und Wirt­schaftswissenschaften in der spezifischen Zusammensetzung, in der diese am KIT vertreten sind.

Zentral ist für das ZAK und sein Wirken die Vorstellung einer Interdisziplinarität mit kulturwissenschaftlicher Programmatik. Wichtigste Grundlage hierfür ist ein erweiterter Kulturbegriff, wonach Kultur als ein Phänomen verstanden wird, das alle Lebensbereiche und gesellschaftlichen Sphären erfasst. Auf dieser Basis ge­langte das Zentrum zu seinem Selbstverständnis als Institution interdisziplinären Austauschs und interdisziplinärer Vermittlung, das seine Aktivitäten in Forschung, Lehre und Öffentlicher Wissenschaft entscheidend prägt. Hierzu gehört immer auch der perspektivische Vergleich inter- und transkultureller Positionen und Fra­gestellungen.

In der Praxis stellt sich die Arbeit des ZAK in einer Vielzahl von Projekten und Veranstaltungen mit namhaften Gästen aus aller Welt dar. Die internationalen Symposien, Vorträge, Tagungen und Workshops behandeln jeweils aktuelle The­men als gesamtgesellschaftliche Problemstellungen mit einem vielfältigen Aufge­bot an kontroversen inter- und auch transdisziplinären Positionen - immer im Blickpunkt einer dezidiert kulturwissenschaftlichen Perspektive. Als langjährige Veranstaltungsreihe sind die Karlsmher Gespräche unter den vielen Vermittlungs- initiativen des ZAK zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit von besonderer Be­deutung.

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Vorwort zum zehnten Band

Sowohl der Terminus als auch das zugrunde liegende Konzept der ,Öffentlichen Wissenschaft1 wurden bei den ersten Karlsruher Gesprächen 1997 eingeführt und in diesem Rahmen erprobt und weiterentwickelt. Ihr Ziel ist es, eine vielseitig ge­bildete, teilhabende und kritische Öffentlichkeit zu fördern. Öffentliche Wissen­schaft bedeutet für das ZAK aber nicht nur ,Wissenschaft für die Öffentlichkeit4, sondern auch das Konfrontieren des fachorientierten Expertenblicks mit gesamtge­sellschaftlichen Fragen und Problemstellungen.

Die für das ZAK charakteristische soziokulturelle und sozioökonomische Betrach­tungsweise prägte auch die Schriftenreihe Kulturwissenschaft interdisziplinär. Ent­sprechend weit ist der thematische Bogen gespannt. Dabei lässt sich bei genauerer Betrachtung der unterschiedlichen behandelten Ebenen und Diskurse die besondere Fokussierung der Bände erkennen: Sie fragen nach dem Status kultureller Gerech­tigkeit, nach dem Bedeutungsumfang einer vitalen Demokratie und ihren Umset­zungsmöglichkeiten unter den Bedingungen und Eindrücken der Globalisierung.

Der vorliegende Band umfasst und verknüpft drei Jahrgänge der Karlsruher Ge­spräche. Unter dem Titel Die Zwischengesellschaft führt die Publikation folgende thematisch miteinander verbundene Veranstaltungen zusammen: die 16. Karlsru­her Gespräche des Jahres 2012 zum Thema ,Alles in (Un-)Ordnung. Neue Unüber­sichtlichkeiten in einer globalisierten Welt“, die 17. Karlsruher Gespräche des Fol­gejahrs mit der für den Band titelgebenden Thematik ,Die Zwischengesellschaft. Tradition und Moderne im Widerspruch1 sowie die 18. Karlsruher Gespräche, die 2014 unter dem Titel ,Die Welt(Markt)Gesellschaft. Vom Handel mit Waren, Da­ten und Menschen1 stattfanden.

In der Zusammenschau werden relevante soziologische, sozioökonomische und so­ziokulturelle Fragen behandelt: Wie ist es im Kontext der zunehmenden Globali­sierung um gemeinsame Werte sowie die Gewährleistung von Grundrechten und demokratischen Strukturen bestellt? Welche Entwicklungshindemisse oder rück­läufige Tendenzen stehen dem entgegen und welche Handlungsräume eröffnen sich? Wie der Titel des Bandes ankündigt, treffen sich die Annäherungen an all diese Fragen im Entwurf einer Zwischengesellschaft.

*

Das Zustandekommen dieses Bandes verdankt sich einer Vielzahl von Personen und Institutionen. Sie beginnt mit der Durchführung der drei Karlsruher Gespräche 2012 bis 2014, deren Realisierung durch vielfältige Unterstützung möglich ge­macht wurde. Besonderer Dank gilt unserem Hauptförderer, der Stiftung Kunst und Kultur der Sparda-Bank Baden-Württemberg e.G., insbesondere Thomas Renner

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Vorwort zum zehnten Band

für seine langjährige Verbundenheit sowie seinem engagierten Nachfolger Martin Hettich. Auch der Stadt Karlsruhe möchte ich für ihre Unterstützung und das in uns gesetzte Vertrauen meinen Dank aussprechen. Ebenso danke ich allen Mitveran- staltem für die großartige Zusammenarbeit: dem ZKM | Zentrum für Kunst und Medientechnologie, ARTE Deutschland, der Industrie- und Handelskammer Karls­ruhe sowie dem Badischen Staatstheater.

Für ihre wertvollen Beiträge und ihre fortwährende Unterstützung möchte ich mich bei den Referentinnen und Referenten der Karlsruher Gespräche und den an der Publikation beteiligten Autorinnen und Autoren bedanken. Ferner bin ich dem Team des Nomos Verlags, insbesondere Ellen Reinold, Volker Daiber und Eduard Schwarzenberger, für ihre freundliche Beratung zu Dank verpflichtet. Kareem James Abu-Zeid danke ich für das Korrekturlesen der englischen Beiträge. Für die gesamte Redaktion des Bandes gilt mein herzlicher Dank dem Lektorat des ZAK - insbesondere Silke Flörchinger und Janina Hecht, aber auch Inge Böhm, Sarah Uhrig und Christine Wölfle.

Dass wir mit diesem Band in doppelter Hinsicht einen Jubiläumsband vorlegen können - als zehnter Band erscheint er im Jahr der 20. Karlsruher Gespräche - , ist mir als gutes Zeichen der Kontinuität unserer Arbeit eine besondere Freude!

Karlsruhe, im Dezember 2015

Caroline Y. Robertson-von Trotha

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Neues Geld. Über eine strukturelle Problematik unseres Geldwesens

M argrit K ennedy1

Brauchen wir eine neue Wirtschaftsordnung? Diese Frage müssen wir uns wohl stellen, denn nach über 16 Krisengipfeln innerhalb von 20 Monaten befinden wir uns in Europa noch immer in der ,Phase der Rettung1. Und während etwa 200.000 Trader täglich Währungen in der Größenordnung von 4,5 Billionen US-Dollar um den Globus bewegen - ein volkswirtschaftlich nutzloses Treiben, das bei gezielten Attacken auf sogenannte ,Opfer-Währungen1 ganze Länder schwer schädigt-, sind Politiker und Staaten demgegenüber kaum handlungsfähig. Sie kaufen Zeit, indem sie die großen Banken retten und den Crash hinauszögem. Für uns Steuerzahler eine teure Verschnaufpause vor dem Kollaps, der durch Rettungsschirme, eine teil­weise Beteiligung der Banken und einige neue Bestimmungen nicht aufzuhalten ist - es sei denn, wir erleben noch, dass sich unser Geldsystem fundamental ändert.

Seit der Pleite der Lehman Brothers 2008 hat ein endloser Kampf um Vertrauen begonnen und um die Verhinderung eines totalen Kollapses des Finanz- und Wirt­schaftssystems. Das Titelbild der Spiegel-Ausgabe vom 12. Dezember 2011 zeigt die Regierungschefs der mächtigsten Volkswirtschaften der Welt als Marionetten der globalen Finanzmärkte.2 Es enthält bereits im Kern die Antwort auf die hier ge­stellte Frage. Denn meine Antwort darauf ist: Wir brauchen als Fundament für eine stabile Wirtschaftsordnung ein neues Geldsystem, damit nicht das Geld die Welt regiert - wie der Spiegel-Titel lautet -, sondern damit die Welt - bzw. wir - das Geld regieren.

1. Das Zinseszins-System und dessen Auswirkungen

Vor etwa 30 Jahren habe ich einen kleinen, aber bedeutenden Fehler im heutigen Geldsystem entdeckt: den Zinseszins. Er ist eine der am wenigsten diskutierten und verstandenen Ursachen

• für den exponentiellen Wachstumszwang in der Wirtschaft,

1 Margrit Kennedy hielt 2012 bei den Karlsruher Gesprächen einen der eröffnenden Vorträge zum Thema „Brauchen wir eine neue Wirtschaftsordnung?“. Mit ihren unkonventionellen Thesen und durch ihre eindringliche Vortragsweise stieß sie beim Publikum auf große Sympathie und es wurde an dem Abend noch lange lebhaft diskutiert. Während der Vorbereitung zu dieser Publikation ver­starb Margrit Kennedy. Da uns daran gelegen war, ihre kontroverse Perspektive aufzunehmen, ha­ben wir das Vortragsmanuskript für die vorliegende Fassung eigenständig überarbeitet und um ei­nen Titel ergänzt.

2 Geld regiert die W elt... und wer regiert das Geld? Eine Expedition in die Machtzentren der Finanz­märkte, in: Der Spiegel, Nr. 50,2011; online einsehbar unter http://www.spiegel.de/spiegel/print/d- 82995538.html [20.10.2015],

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Margrit Kennedy

• für die immer wiederkehrenden Geldblasen und Zusammenbrüche des Systems

• wie auch für die ständige Umverteilung von Geld von der großen Mehrheit der Bevölkerung zu einer kleinen Minderheit.

Jedoch erst im Lauf der Zeit begriff ich, dass ich mit der Diskussion dieses Themas an den Grundfesten der ökonomischen Wissenschaften rüttelte. Denn der Zins - und damit der Zinseszins (beides ist kaum voneinander zu trennen) - gehört zum Eingangsparadigma, das alle Ökonomen und Banker akzeptieren müssen, vom Stu­dienanfänger bis zum anerkannten Experten der Betriebs- oder Volkswirtschafts­lehre. Alle ökonomischen Modelle und Berechnungen setzen den Zins als gegeben voraus und die meisten Menschen, die ihr Geld zur Bank bringen, ebenfalls. Was beide Seiten nicht verstehen, ist: Es funktioniert niemals auf Dauer. Auch ge­schichtlich gesehen hat es noch nie eine andere Lösung gegeben als Crash, soziale Revolution oder Krieg. Doch heute wissen wir - und dies verstehen immer noch zu wenige Menschen dass es Alternativen gibt, die die Konsequenzen, unter denen heute die gesamte Welt leidet, verhindern könnten.

Um das nachzuvollziehen, müssen zunächst einmal drei Irrtümer beseitigt werden:

Irrtum 1: Es gibt nur eine Art von Wachstum.

(1) Das erste Wachstumsmuster, das wir leicht verstehen, ist das natürliche oder qualitative Wachstum. Wir glauben, dass jedes Wachstum ab einer optimalen Größe aufhört, weil wir selbst - wie alles in der Natur - diesem Wachstum folgen. Wir wachsen recht schnell in den frühen Phasen unseres Lebens, dann langsamer und hören gewöhnlich mit dem körperlichen Wachstum ab einer optimalen Größe, etwa ab dem 21. Lebensjahr auf. Von diesem Zeitpunkt an, also die längste Zeit un­seres Lebens, verändern wir uns mit allen unseren Subsystemen fast ausschließlich qualitativ und nicht mehr quantitativ. Die Biologen stellen diese Form des Wachs­tums als Kurve dar, die sie „Annäherungskurve“ nennen. Ich möchte sie lieber als qualitative Wachstumskurve bezeichnen.

(2) Das zweite Wachstumsmuster ist das mechanische oder lineare Wachstum: Werden mehr Maschinen eingesetzt, produzieren sie auch mehr Güter; mehr Kohle produziert mehr Energie usw. Diese Form des Wachstums ist für meine weitere Analyse von geringer Bedeutung. Dennoch sei daraufhingewiesen, dass selbst eine solche kontinuierliche Leistungszunahme (symbolisiert z. B. im Logo der Deut­schen Bank) auf unserer begrenzten Erde auf längere Sicht nicht durchzuhalten ist. 3

(3) Das dritte Wachstumsmuster ist das exponentielle Wachstum, das man als das genaue Gegenteil des natürlichen Wachstums bezeichnen könnte. Hier ist die Wachstumskurve anfangs flach, wird dann aber immer steiler und geht schließlich in eine fast senkrecht ansteigende Linie über.

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Neues Geld. Über eine strukturelle Problematik unseres Geldwesens

Kaum ein Mensch ist in der Lage, das bedrohliche Wuchern von exponentiellem Wachstum und die davon ausgehende Gefahr intuitiv zu erfassen. Die Folgen ex­ponentiellen Wachstums übersteigen einfach unser Vorstellungsvermögen. Das lässt sich an einem einfachen Beispiel deutlich machen: Was würde man spontan wählen, wenn man die Wahl hätte: Ein Jahr lang 10.000 Euro pro Woche zu er­halten oder 1 Cent in der ersten Woche des Jahres und das Doppelte in der zweiten und jeder weiteren Woche des gesamten Jahres? Die meisten Menschen würden sich vermutlich für die erste Möglichkeit entscheiden, weil sie sofort im Kopf überschlagen können, wie viel ihnen das einbringt. Und wer ahnt oder gar weiß, dass die zweite Möglichkeit die lukrativere ist, wird weder intuitiv noch rational erfassen, was am Ende eines Jahres dabei herauskommt: nämlich über 45.000.000.000.000,00 Euro oder - einfacher ausgedrückt - 45 Billionen Euro. Das entspricht etwa zwei Dritteln des Welt-Bruttosozialprodukts (BSP). Im Durch­schnitt wären das ca. 800 Milliarden Euro pro Woche - ein gigantischer Unter­schied gegenüber den 10.000 Euro, die die erste Option eingebracht hätte. Dass dieser Effekt so drastisch ausfällt, liegt im Zinseszins (Zins auf Zins). Hätten wir in unserem Beispiel bezogen auf den einen Cent immer nur einen weiteren Cent pro Woche addiert (also ohne den Zins auf Zins), wären zum Jahresende lediglich 52 Cent herausgekommen.

Nun ist der Zins, den die Bank und den wir alle verlangen, leider der wichtigste Preis in unserer Wirtschaft. Der Preis für Geld. Denn er setzt die unterste Grenze für das, was wir als ,wirtschaftlich1 betrachten. Deshalb hat die Wirtschaft keine Wahl: Sie muss ein exponentielles Wachstum anstreben. Ohne wenigstens die Zin­sen zu verdienen und einen darüber hinausgehenden Gewinn zu erzielen, wird kein Unternehmen in neue Projekte investieren und langfristig überleben können.

Exponentielles Wachstum ist nur in einem Bereich ungefährlich und zwar im qua­litativen, wenn es beispielsweise um Wissen und Können geht. Dann ist Wachstum ein Zeichen von Gesundheit. Schließlich verändern wir uns die meiste Zeit unseres Lebens tatsächlich qualitativ.

Man könnte sagen, dass sich das Prinzip von Zins und Zinseszins wie ein Krebs­geschwür in unserem Wirtschaftssystem und somit auch in unserem gesellschaft­lichen ,Organismus1 verhält. Das System muss früher oder später zusammenbre­chen. Der Zeitraum bis zum Kollaps beträgt bei Zinsraten von 20 bis 40%, wie wir sie zeitweise aus Lateinamerika kennen, erfahrungsgemäß etwa 10 bis 15 Jahre, bei durchschnittlichen Zinsraten zwischen 5 und 10%, wie sie in Europa üblich sind, etwa 50 bis 60 Jahre. Und genau an diesem Zeitpunkt sind wir jetzt, mehr als 65 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, angelangt. Könnten wir aber ein gesundes, der natürlichen Wachstumskurve folgendes Geldsystem einführen, würde ein von Ökologen und Ökonomen seit Langem gefordertes Nullwachstum bzw. ein qualitatives Wachstum überhaupt erst möglich werden.

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Margrit Kennedy

Irrtum 2: Wir zahlen Zinsen nur, wenn wir uns Geld leihen.

Der zweite Irrtum besteht in der Annahme, dass wir Zinsen nur dann zu zahlen hät­ten, wenn wir Geld bei einer Bank oder anderswo leihen. Das ist freilich nicht der Fall, denn in jedem Preis, den wir für eine Ware entrichten, ist ein Zinsanteil ent­halten. Ich spreche von jenem Zins, den die Produzenten der Güter und Dienstleis­tungen an ihre Bank zahlen müssen, um Maschinen und Geräte anzuschaffen und zu finanzieren. Bei den Müllgebühren zum Beispiel liegt dieser Zinsanteil bei etwa 12%, beim Trinkwasserpreis bei 38% und bei der Miete im sozialen Wohnungsbau erreicht der Zinsanteil sogar 77%. Im Durchschnitt sind 35% Zinsen oder Kapital­kosten in allen Preisen für Waren und Dienstleistungen enthalten, die wir zum täg- liehen Leben benötigen. Würde der Zins durch ein anderes System ersetzt, könn­ten die meisten von uns ihre Einkünfte fast verdoppeln oder entsprechend weniger arbeiten, um denselben Lebensstandard zu genießen.

Irrtum 3: Der Zins ist eine gerechte Gebühr oder Prämie für die Überlassung von Liquidität.

Der dritte Irrtum ist der Glaube, dass der Zins eine durchaus gerechte Gebühr sei, da er gleichermaßen von jeder und jedem in allen Preisen bezahlt werden muss und jede bzw. jeder auf seine Spareinlagen auch Zinsen gutgeschrieben bekommt. Nur wenige verstehen, in welchem Ausmaß der Zins- und Zinseszinseffekt für eine ständige Umverteilung des Geldes sorgt, indem er von denjenigen, die für ihr Ein­kommen arbeiten müssen, hin zu denen fließt, die ihr Geld für sich ,arbeiten“ las­sen können und dadurch ein Einkommen ohne Leistung erzielen.

Aber wer hat schon einmal Geld ,arbeiten“ sehen? Für jeden Euro an Zinsen, den irgendjemand erhält, muss ein anderer einen Gegenwert erarbeitet haben, nur dann ist oder bleibt unser Geld etwas wert.

Unterteilt man nun die deutschen Haushalte in zehn gleiche Gruppen, so zeigt sich, dass 80% der Haushalte über ihre Lebenshaltungskosten fast doppelt so viel Zinsen bezahlen, wie sie über Spareinlagen, Versicherungen oder Bezüge im Alter einneh­men. Bei 10% sind die Einnahmen und Ausgaben bezüglich der Zinsen ausgegli­chen, und die restlichen 10% der Bevölkerung nehmen das Geld ein, das die große Mehrheit über den Zins verliert. Das heißt, die Gerechtigkeit“, dass wir alle Zinsen über Sparverträge und Geldanlagen zurückbekommen, stellt sich bei näherem Hin­sehen als trügerisch heraus. Erst bei Verzinsung von Werten über 500.000 Euro können diejenigen, die diese Anlagen besitzen, von diesem System profitieren. Im Jahr 2011 betrag die Summe, die von der großen Mehrheit der in Deutschland le­benden Menschen hin zu einer kleinen Minderheit an Zinsen umverteilt wurde, 600.000.000 Euro täglich.

3 Vgl. Helmut Creutz: Die 29 Irrtümer rund ums Geld, München 2008.

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Neues Geld. Über eine strukturelle Problematik unseres Geldwesens

Während die Mehrheit der Bevölkerung ständig Geld verliert, profitieren Banken, Versicherungen und multinationale Konzerne vom Zinssystem. Von daher beste­hen - im Gegensatz zur Meinung linker Parteien - geringere Interessengegensätze zwischen Unternehmern und Beschäftigten als zwischen denjenigen, die für ihre Einkünfte arbeiten müssen, und denen, die im großen Maße ohne Arbeit Einkünfte beziehen.

Der folgenreichste Verlust für die Gesellschaft, besonders für den Arbeitsmarkt, betrifft mittelständische Betriebe. Sie verdienen ihr Geld durch Arbeit und nicht durch Geldanlagen, und werden von Banken und großen Unternehmen, die aus ih­ren Geldanlagen die meisten Gewinne erzielen, im Lauf der Zeit aufgekauft. Damit werden nicht nur viele Arbeitsplätze vernichtet, sondern es wird auch die Mono­polbildung gefördert, die man offiziell (durch das Kartellamt) zwar zu verhindern sucht, die aber durch die Wirkungsweise unseres Geldsystems gar nicht verhindert werden kann.

Im Kräftespiel der Marktwirtschaft wirkt der Zins folglich so: Die Mitspieler (Wirtschaftsakteure) werden durch Zinskosten bestraft; die Spielverderber, die ihr Geld in der Kasse halten können, werden durch Zinseinnahmen belohnt. Der Zins ermöglicht auf diese Weise - im Widerspruch zum viel zitierten Anspruch auf Leistung in einer ,Leistungsgesellschaft1 - ein Einkommen ohne Leistung. Er führt darüber hinaus zu einem pathologischen (krankhaften) Wirtschaftswachstum sowie zu einer Verschärfung der ungleichen Einkommensverteilung.

Die Gründe für die heutigen Probleme des Bankensektors und Finanzsystems und die wachsende Polarisierung der Gesellschaft durch die Umverteilung des Reich­tums sind jedoch nicht nur - wie immer wieder behauptet wird - fehlende Gesetze oder die Korruption der jeweiligen Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft. Diese Faktoren kommen erschwerend hinzu. Was aber nur wenigen bekannt ist und - weil tabuisiert - selten öffentlich diskutiert wird, sind die wesentlichen Ursachen, die in der Funktionsweise unseres Geldsystems liegen.

Diese Tatsache wird von Ökonomen und Politikern in öffentlichen Diskussionen regelmäßig übergangen, verschwiegen bzw. als ,normal1 akzeptiert. Das heißt, die wirklichen Wurzeln unserer sozialen Polarisierung und unserer wirtschaftlichen Probleme werden sowohl von der Politik wie auch der Wissenschaft als unantast­bar gehandhabt. Wer im Geldbereich als Ökonom oder Banker arbeiten will, muss den Zins als Arbeitsgrundlage zuerst einmal akzeptieren, sonst verliert er seine An­stellung, sein Einkommen und womöglich seinen Ruf.

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Mar grit Kennedy

Die Folgen

Von den zahllosen Folgen dieses Fehlers im Geldsystem will ich hier nur drei be­nennen.

• Erstens die exponentiell wachsenden Vermögen - vor allem bei den oben ge­nannten letzten 10% der Privathaushalte - und die spiegelbildlich exponentiell wachsenden Schulden - vor allem bei Unternehmen und dem Staat. (Zur Erin­nerung: Der zweitgrößte Posten im Haushalt 2011 sind die Zinsen mit 40 Milli­arden Euro.)

• Zweitens die unaufhaltsam zunehmende Geldentwertung.

• Und drittens die weltweit wachsende monetäre Instabilität.

Seit den 70er-Jahren, als der spekulative Anteil an den monetären Transaktionen auf den internationalen Geldmärkten noch wenig größer war als die Transaktionen von realen Gütern und Dienstleistungen, ist dieser Anteil auf 98% angewachsen, d. h. nur etwa 2% dieser Transaktionen betreffen das, was an realen Werten gehan­delt wird. Hier wird nicht das große Geld gemacht. Das große Geldgeschäft hat sich inzwischen in das globale Kasino verlagert. Und wir stehen dieser sozial und gesellschaftlich zerstörerischen Entwicklung bisher fast hilflos gegenüber.

2. Neue Geldmodelle

Auf der lokalen, regionalen, nationalen, internationalen und globalen Ebene gibt es einige denkbare und bereits erprobte Geldmodelle, die den Zins und damit die oben genannten Folgen vermeiden.4 Dazu gehören die Zeitbanken wie das Fureai- Kippu-System in Japan, welches der verbesserten Versorgung älterer Menschen dient; das Schweizer WIR-System, eine Parallelwährung, die von einer Gruppe kleiner und mittlerer Betriebe zur Förderung der mittelständischen Wirtschaft in der Schweiz gegründet wurde; und die Regionalwährungen, die es in zunehmen­dem Maße in Deutschland gibt. Sie alle sind entstanden, um einem bestimmten ge­sellschaftlichen Zweck oder Nutzen zu dienen statt nur - wie im heutigen Geld­system - dem monetären Profit.

Das Fureai-Kippu-System

1995 fand ein pensionierter Justizminister in Japan heraus, dass die Alterskassen Japans nicht in der Lage sein würden, die Dienstleistungen von Pflegeversicherun­gen für die wachsende Zahl alter Menschen zu gewährleisten. Er entwickelte die Idee, die Arbeitsstunden jüngerer Menschen, die älteren Menschen regelmäßig mit einfachen Dienstleistungen helfen (wie einkaufen, spazieren gehen, essen, lesen

4 Zu weiteren neuen Geldmodellen siehe Margrit Kennedy. Occupy Money. Damit wir zukünftig alle die Gewinner sind, Bielefeld 2011.

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Neues Geld. Über eine strukturelle Problematik unseres Geldwesens

usw.) auf Zeitkonten zu sammeln. Daraus entstand das Fureai-Kippu-System (deutsch: Pflege-Ticket-System). Jüngere Menschen können diese Gutschriften später - wenn sie selbst einmal krank oder pflegebedürftig sind bzw. im Alter - einlösen oder den eigenen Eltern, die vielleicht in einem anderen Landesteil Be­treuung benötigen, übereignen. Diese Zeitwährung unterliegt keiner Inflation, denn eine Stunde bleibt eine Stunde - heute, morgen und sicher auch in 20 Jahren. Das System verbreitete sich von Japan über Südkorea im asiatischen Raum und es wird zurzeit in Vorarlberg in Österreich eingeführt, wo das Land für den langfristigen Wert der Stunden bürgt.

In Deutschland haben Herbert Henzler und Lothar Späth 2011 einen ganz ähnli­chen Vorschlag gemacht in ihrem Buch Der Generationen-Pakt. Warum die Alten nicht das Problem, sondern die Lösung sind? Darin plädieren sie für eine Pflege- zeitwährang als dritte offizielle Säule der Alters Vorsorge. Der Vorschlag wird be­reits viel diskutiert5 6 und könnte möglicherweise die erste komplementäre Währung sein, die vom Staat offiziell eingeführt wird.

Entscheidend ist: Ein solcher Geldentwurf nützt allen, er ist einfach umsetzbar, transparent und kontrollierbar. Schließlich basiert er auf einem kostbaren Gut, un­serer Zeit. All das gilt nicht für unser heutiges Geldsystem.

Der WIR-Wirtschaftsring

Als der WIR-Wirtschaftsring 1934 gegründet wurde, befand sich die Wirtschaft in einer ähnlichen Krisenzeit wie heute. Kleine und mittlere Unternehmen (KMUs) hatten es sehr schwer, Kredite zu bekommen. Deshalb schlossen sich Kaufleute zu­sammen, um sich gegenseitig Kredit zu gewähren - in einem vorher vereinbarten Kreditrahmen und auf der Basis festgelegter Kriterien wie Bilanzen und unterneh­merischem Ruf. Damit entstand ein bargeldloses Verrechnungssystem für Pro­dukte, Rohstoffe und Waren, das auch heute noch im Verhältnis 1:1 zum Schwei­zer Franken steht. Neben den Girokonten wurden zunächst Schecks benutzt. Heute werden Kreditkarten eingesetzt, mit denen man sowohl in Schweizer Franken als auch in WIR bezahlen kann. 60.000 KMUs in 15 Regionen in der Schweiz gehören zum WIR-Ring. Das sind rund 20% aller Schweizer KMUs. Der Gesamtumsatz liegt im Durchschnitt bei ca. 2 Milliarden WIR (= Schweizer Franken) jährlich.

Das WIR-System ist - wie sich an den seit über 75 Jahren dokumentierten Zahlen ablesen lässt - besonders in Krisenzeiten attraktiv für Unternehmen, weil es antizy­klisch wirkt und damit die Politik der Regierung unterstützt. Herkömmliche Ban­ken wirken prozyklisch: Floriert die Wirtschaft, vergeben sie eher Kredite; geht es

5 Vgl. Herbert Henzler/Lothar Späth: Der Generationen-Pakt. Warum die Alten nicht das Problem, sondern die Lösung sind, München 2011.

6 „Reiche sollen Rente sichern“, Interview mit Lothar Späth und Herbert Henzler, in: Der Stern, H.39, 2011, S. 100-103.

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Margrit Kennedy

der Wirtschaft schlecht, geschieht die Vergabe zögerlicher. Kredite werden teurer und verlangen höhere Sicherheiten. Damit verstärken die Banken das Auf und Ab der Wirtschaft, den sogenannten Boom-and-Bust-Zyklus, anstatt ihm entgegen­zuwirken. Anders beim WIR: Solange ein Unternehmer seine Waren in Schweizer Franken absetzen kann, wird er den WIR zwar benutzen, um seine Liquidität in Schweizer Franken zu schonen, falls jedoch der Absatz stockt, eröffnet die Parallel­währung neue Verkaufsperspektiven.

Aber: Der WIR ist ein informationsbedürftiges Geld. Man muss immer wissen, was sich für WIR kaufen lässt, bevor man den Kredit beantragt oder ihn als Bezah­lung akzeptiert. Da man keine Zinsen auf Guthaben bekommt, versuchen die Nut­zer hohe Kontenstände zu vermeiden. Die Vorteile sind: Man hat einen zuverlässi­gen Kundenstamm innerhalb des WIR-Rings (Klub-Effekt).

Da sich die wenigsten größeren Investitionen allein in WIR abwickeln lassen, ist der WIR-Ring im Lauf der Zeit zu einer Bank geworden, die ebenso Kredite in Schweizer Franken gewährt und dafür auch Zinsen verlangt.

Regionalwährungen

Seit 1916 liegt eine Lösung vor, die den Zins ersetzt und nicht nur verblüffend ein­fach und elegant ist, sondern darüber hinaus praktikabel und leicht verständlich. Entdeckt und erstmals publiziert wurde diese Lösung bereits von dem deutsch­argentinischen Kaufmann Silvio Gesell, dessen Natürliche Wirtschaftsordnung1 sich zum bisherigen Geldsystem etwa so verhält wie das kopemikanische Weltbild zum ptolemäischen. Seine Lösung wird heute für viele Regionalwährungen über­nommen.

Statt Zins zu verlangen, bringen die Regionalwährungen eine geringe ,Standge­bühr1 mit sich (es gibt viele Namen dafür, darunter auch Nutzungsgebühr, Umlauf­impuls, Demurrage usw.), um den Umlauf des Geldes zu sichern: Wer sein Geld nicht ausgibt (oder das Geld auf seinem Sparkonto anderen zur Verfügung stellt), wird mit einer kleinen Gebühr ,bestraft1. Dabei wird ein Anreiz geschaffen, das Geld weiterzugeben. Zum Beispiel dadurch, dass Bargeld mit 8% (bzw. viermal jährlich mit 2%),belastet1 wird.

Das würde sich bei zunehmend bargeldlosen Transaktionen wesentlich einfacher gestalten. Geld auf dem Girokonto könnte grundsätzlich einer geringeren Standge­bühr unterliegen (weil es ja, wie es heute bereits der Fall ist, von der Bank zumin­dest teilweise wieder verliehen werden kann). Auf dem Sparkonto würde das Geld nicht belastet, weil es voll und ganz wieder in Umlauf gebracht werden könnte. Es

7 Silvio Gesell: Die natürliche Wirtschaftsordnung durch Freiland und Freigeld (= Silvio Gesell. Ge­sammelte Werke in 18 Bänden, Bd. 11), hrsg. von der Stiftung für Reform der Geld- und Boden­ordnung Hamburg, Lütjenburg 1991 [1916],

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Neues Geld. Über eine strukturelle Problematik unseres Geldwesens

würde damit auch seinen Wert behalten, denn ohne exponentiell steigende Ansprü­che an Spareinlagen könnte langfristig gesehen auch die Inflation entfallen und da­mit würde wiederum eine von den vielen systembedingten Unsicherheiten, die je­den treffen, endlich abgeschafft.

Vom Kreditnehmer müsste nur noch die Bezahlung der Arbeit der Bank und eine Risikoprämie verlangt werden, beides Gebühren, die auch heute in jedem Kredit als kleiner Anteil enthalten sind. Sie betragen meist nicht mehr als 2 bis 2,5% der Zinskosten.

Das Geld würde damit weitgehend auf seine Funktion als Tauschmittel beschränkt bleiben und dennoch als stabiler Wertspeicher dienen können. Es würde sich an den heutigen Gepflogenheiten kaum etwas ändern. Hätte man mehr Geld, als man brauchte, brächte man es zur Bank, die es verleihen und somit wieder in Umlauf bringen würde, und damit entfiele die Standgebühr. Das heißt, der Anreiz zum Spa­ren bliebe bestehen.

3. Potenziale der Alternativen: Ausblick

Das Wichtigste, was in diesen neuen Systemen entfallt, sind die exponentiell wach­senden Zinsansprüche auf Geldinvestitionen und Spareinlagen und damit die Ver­zerrung des Marktgeschehens durch die einseitige Akkumulation von Geld in den Händen von wenigen. War die Wirtschaft bisher vom Kapital abhängig (Hanns Martin Schleyer hat einmal gesagt: „Kapital muss bedient werden!“), so müsste sich das Geld in den beschriebenen Systemen dem Bedarf der Wirtschaft anbieten, um einem Wertverlust zu entgehen. Das heißt, das Geld würde den Menschen die­nen. Damit wären eine nachhaltige Wirtschaft und ein nachhaltiger Wohlstand möglich, denn das Geldsystem könnte der natürlichen Wachstumskurve folgen, weil das ,neue Geld1 aufhören würde ab einer optimalen Größe quantitativ zu wachsen. Wenn genügend Geld zur Verfügung steht, braucht kein weiteres ge­schaffen zu werden. Damit kann endlich qualitatives Wachstum entstehen.

Die Vorteile eines umlaufgesicherten Geldes im Vergleich zu Geld, welches der ,normalen1 Inflation unterliegt, können sich sehen lassen: Eine Umlaufsicherungs­gebühr von 5% würde - bei einem durchschnittlichen Bargeldbestand von ca. 6.000 Euro je Haushalt8 - zu einer Gebühr von 300 Euro pro Jahr führen. Eine In­flation von 5% würde dagegen bei einem durchschnittlichen Geldvermögen je Haushalt von 200.000 Euro zu einem Verlust von knapp 10.000 Euro führen. (Da­bei ist davon auszugehen, dass die Bargeldhaltung, als Folge einer Standgebühr, auf einen Bruchteil der heutigen Bestände reduziert würde und damit im Gleich­schritt auch die Standgebühren verringert würden. Denn nach einer Untersuchung

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8 Die Werte beziehen sich auf Statistiken von Ende des Jahres 2009.

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Margrit Kennedy

der Bundesbank aus dem Jahr 2008 entfallen zwei Drittel der ausgegebenen Bar­geldmenge auf Hortungsbestände im In- und Ausland, die dann sehr schnell zu­sammenschmelzen würden.)

Das heißt, es würden sich große finanzielle Vorteile für die 80% der Bevölkerung ergeben, die im heutigen System den Großteil tragen. Es würde sich aber auch ein großer Vorteil für die Gewinner im heutigen System ergeben, denn es könnte end­lich ein nachhaltiges, stabiles System entstehen, in dem ihre Gewinne nicht gefähr­det sind. Wie schließlich mit dem bis hierhin entstandenen Ungleichgewicht umge­gangen wird, ist eine zweite Frage, die dann dringend einer Antwort bedarf.

Eine solche Veränderung könnte das Ende des Wachstumszwangs für alle bedeu­ten: statt mehr Konsum mehr Lebensqualität, statt mehr Zeitknappheit mehr Muße. Die historischen Perioden, in denen es ein umlaufgesichertes Geld gab, beweisen, dass die Menschen ein anderes Verhältnis zu Kultur, Kunst und Zeit hatten. Das Brakteaten-Geld des hohen Mittelalters z. B. war eine Grundlage für die Entste­hung der großartigen Kathedralen, die wir heute noch bewundern. Ihr Bau diente auch als Arbeitsbeschaffüngsprogramm, von dem man, als er begonnen wurde, wusste, dass die Fertigstellung 200 Jahre dauern würde. Heute muss sich das Geld in drei bis fünf Jahren ,amortisieren‘, sonst wird es erst gar nicht investiert.

Wenn wir diese neuen Geldmodelle im entsprechenden Umfang fördern und ent­führen würden, gäbe es für die meisten viel zu gewinnen, aber nichts zu verlieren. In Verbindung mit einer neuen Bodenordnung, die den Mehrwert des Bodens den Kindern und den Menschen, die sie betreuen, zur Verfügung stellt, und neuen Um- weltsteuem, die hauptsächlich den Ressourcenverbrauch mit Steuern belegen,9 könnten zwei der wesentlichen Ursachen für Armut und Umweltzerstörung sowie die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich beseitigt werden.

Zinsfreie Geldsysteme haben viele Vorteile:10

Sie stiften einen realen Nutzen statt, Geldprofit'.Das ist der fundamentale Unterschied. Der Nutzen schließt nicht aus, dass auch Profit entsteht, aber er ist nicht das vorrangige Ziel.

Sie sind begrenzt, statt überall verwendbar.Mit einer Regionalwährung beispielsweise kann niemand auf dem Weltmarkt spe­kulieren.

Sie sind gebührengesichert und bringen keine Zinsen mit sich.Wer sie im Umlauf hält, sichert ihre Stabilität. Weder die Geldvermögen noch die Schulden müssen exponentiell wachsen.

9 Vgl. Margrit Kennedy. Geld ohne Zinsen und Inflation. Ein Tauschmittel, das jedem dient, 9. Aufl., München 2006.

10 Für weitere Ausführungen zu den Vorteilen zinsfreier Geldsysteme vgl. auch Kennedy, 2011.

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Neues Geld. Über eine strukturelle Problematik unseres Geldwesens

Sie sind einfach zu begreifen.Jeder versteht, wie sie zustande kommen und funktionieren - im Gegensatz zum herkömmlichen Geld, bei dem selbst die Ökonomen sich nicht immer einig sind, wie es geschöpft wird.

Sie sind demokratisch kontrollierbar.Sie beenden das durch Herrschaftswissen verursachte Chaos.

Sie fördern die Gemeinschaft.Sie funktionieren durch und mit Kommunikation. Das herkömmliche Geld verhin­dert Gemeinschaft, weil es auch ohne Kommunikation funktioniert.

Sie dämpfen die Inflation.Sie sind auf jeder Stufe der Weitergabe immer zu 100% durch Waren oder Dienst­leistungen gedeckt. Das herkömmliche Geld kommt nirgends auf der Welt ohne In­flation aus, weil die Zentralbanken aufgrund der steigenden Verschuldung mehr Geld drucken müssen, als die volkswirtschaftliche Leistung rechtfertigt.

Sie sind leistungs- statt besitzgedeckt.Zeit und Leistung ermöglichen einen Verdienst in einer Komplementärwährung - ganz unabhängig von Vermögen und Status. Der klassische Bankkredit hingegen verlangt eine adäquate Absicherung.

Sie sind ein Gewinn für alle.90% der Bevölkerung würden durch sie fast das Doppelte an Einkommen bezie­hen, da die in den Preisen versteckten Zinsen entfallen. Einen Gewinn bedeuteten sie auch für 10% der Bevölkerung, die ein stabiles Geld, das ihr Vermögen erhält, einem instabilen vorziehen, das ihr Vermögen vermehrt. Im wahrsten Sinne des Wortes würde es uns als Dienstleistung zur Verfügung stehen und der Umwelt und Nachwelt zugutekommen.

Es ist Zeit, neues Geld offiziell einzuführen.

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Literaturverzeichnis

Margrit Kennedy

Creutz, Helmut: Die 29 Irrtümer rund ums Geld, München 2008Geld regiert die W elt... und wer regiert das Geld? Eine Expedition in die Machtzentren der

Finanzmärkte, in: Der Spiegel, Nr. 50, 2011; online einsehbar unter http://www.spie- gel.de/spiegel/print/d-82995538.html [20.10.2015]

Gesell, Silvio: Die natürliche Wirtschaftsordnung durch Freiland und Freigeld (= Silvio Ge­sell. Gesammelte Werke in 18 Bänden, Bd. 11), hrsg. von der Stiftung für Reform der Geld- und Bodenordnung Hamburg, Ltitjenburg 1991 [1916]

Henzler, Herbert/Späth, Lothar: Der Generationen-Pakt. Warum die Alten nicht das Prob­lem, sondern die Lösung sind, München 2011

Reiche sollen Rente sichern, Interview mit Lothar Späth und Herbert Henzler, in: Stern, H. 39, 2011, S. 100-103

Kennedy, Margrit: Occupy Money. Damit wir zukünftig alle die Gewinner sind, Bielefeld 2011

dies.: Geld ohne Zinsen und Inflation. Ein Tauschmittel, das jedem dient, 9. Aufl., München 2006

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Die Autorinnen und Autoren

Dr. Dawid Danilo Bartelt, geb. 1963, studierte Geschichte und Sozialwissenschaf­ten in Bochum, Hamburg, Recife (Brasilien) und Berlin. 2001 promovierte er sich im Fachbereich Geschichts- und Kulturwissenschaften der Freien Universität Ber­lin mit einer Arbeit über den Canudos-Krieg 1897 im Nordosten Brasiliens. Von 2002 bis 2010 war er Pressesprecher der deutschen Sektion von Amnesty Interna­tional. Seit 2010 leitet er das Brasilien-Büro der Heinrich-Böll-Stiftung in Rio de Janeiro. Als Journalist und Autor veröffentlicht Dawid Danilo Bartelt seit 1989 zu den Themen internationale Politik, Lateinamerika und Brasilien.

Publikationen u. a.:

Zusammen mit Marilene de Paula (Hrsg.): Copa para quem e para que? Um olharsobre os legados dos mundiais no Brasil, Africa do Sul e Alemanha, Rio 2014

Copacabana. Biographie eines Sehnsuchtsortes, Berlin 2013

Kein Brot, aber Spiele. Megaevents in Brasilien, in: politische Ökologie. Lateinamerika.Zwischen Ressourcenausbeutung und,gutem Leben1, H. 134, Jg. 31,2013, S. 43-49

Nation gegen Hinterland. Der Krieg von Canudos in Brasilien: ein diskursives Ereignis(1874-1903) (= Beiträge zur Kolonial- und Überseegeschichte, Bd. 87), Stuttgart 2003

Prof. Dr. Zygmunt Bauman, geb. 1925, promovierte und habilitierte sich nach dem Zweiten Weltkrieg an der Universität Warschau. 1968 emigrierte er nach Israel. 1971 folgte er einem Ruf nach Großbritannien an den Lehrstuhl für Soziologie der Universität Leeds, den er bis 1990 innehatte. 1989 erhielt er den Amalfi-Preis so­wie 1998 den Theodor-W.-Adomo-Preis. 2010 wurde er mit dem Prinz-von-Astu- rien-Preis in der Kategorie Kommunikation und Humanwissenschaften geehrt. Die Deutsche Gesellschaft für Soziologie zeichnete ihn 2014 im Rahmen ihres Jahres­kongresses in Trier für sein wissenschaftliches Lebenswerk aus. Neben Studien zum Verhältnis von Moderne und Totalitarismus legte Zygmunt Bauman zahlrei­che Arbeiten zum Diskurs der Postmodeme vor. Durch seine Analysen moderner Machtstrukturen erlangte er internationale Berühmtheit.

Publikationen u. a.:

Collateral Damage. Social Inequalities in a Global Age, Cambridge 2011

Culture in a Liquid Modem World, Cambridge 2011

Liquid Modernity, Cambridge 2000

Modernity and the Holocaust, Ithaca 1989

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Die Autorinnen und Autoren

Prof. Dr. Leonce Bekemans, geb. 1950, studierte Wirtschaftswissenschaften, Philo­sophie und International Studies in Löwen, Bologna und Washington. Seit 2002 ist er Inhaber des Jean-Monnet-Lehrstuhls ,Globalisation, Europeanisation, Human Development4 der Universität Padua sowie akademischer Koordinator des dortigen Jean-Monnet-Exzellenzzentrums ,Intercultural Dialogue and Multi-Level Govern­ance4. Zudem arbeitet er aktuell im Bereich europäische Bildung und interkulturel­ler Dialog mit der Europäischen Kommission sowie in Bezug auf Governance auf mehreren Ebenen mit dem Ausschuss der Regionen zusammen. Mit der Anna Lindh Stiftung kooperiert er zum Thema ,Interkulturelle Staatsbürgerschaftskunde im euro-mediterranen Bereich4. Der belgischen Ryckevelde Foundation und der European Community Studies Association (ECSA) steht Leonce Bekemans als Präsident, der ECSA World als Generalsekretär vor.

Publikationen u. a.:

Globalisation vs Europeanisation. A Human-Centric Interaction (= Europe plurielle/ Multiple Europes, Bd. 52), Brüssel u. a. 2013

(Hrsg.): Intercultural Dialogue and Multi-Level Governance. A Human Rights Based Approach (= Europe plurielle/Multiple Europes, Bd. 47), Brüssel u. a. 2012

(Hrsg.): A Value-Driven European Future (= Europe des cultures/Europe of cul­tures, Bd. 5), Brüssel u. a. 2012

Prof. Dr. Manuela Boatcä, geb. 1975, studierte Anglistik und Germanistik an der Universität Bukarest. 2002 promovierte sie an der Katholischen Universität Eich­stätt im Fach Soziologie mit summa cum laude. Es folgten akademische Tätigkei­ten an der Katholischen Universität Eichstätt, am Instituto Universitärio de Pesqui- sas do Rio de Janeiro und am Lateinamerika-Institut der Freien Universität Berlin. Seit Oktober 2015 ist sie Professorin für Soziologie mit Schwerpunkt Makrosozio­logie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Sie ist zudem Mitherausgeberin der Reihe Zentrum und Peripherie und Review-Editorin der Zeitschrift für Welt­geschichte. Zu ihren Forschungsschwerpunkten zählen die Weltsystemanalyse und historisch-vergleichende Soziologie, Theorien sozialen Wandels, globale Un­gleichheiten sowie post- und dekoloniale Ansätze.

Publikationen u. a.:

Global Inequalities Beyond Occidentalism (= Global Connections), Famham 2015

Zusammen mit Encarnaciön Gutierrez Rodriguez und Sergio Costa (Hrsg.): Decolo­nizing European Sociology. Transdisciplinary Approaches, Farnham 2010

Zusammen mit Willfried Spohn (Hrsg.): Globale, multiple und postkoloniale Moder­nen, München/Mering 2010

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Die Autorinnen und Autoren

Prof. Dr. Volker Demuth, geb. 1961, ist Lyriker, Essayist und Medienwissenschaft­ler. Er studierte Philosophie, Literaturwissenschaft und Geschichte an den Univer­sitäten Oxford und Tübingen, wo er über den Sturm-und-Drang-Dichter J. M. R. Lenz promovierte. Seit 1993 arbeitet er als freier Schriftsteller. Neben seiner Tätig­keit beim Südwestrundfunk (SWR), im Zuge derer eine Reihe von Hörspielen ent­stand, hatte er von 2000 bis 2004 eine Professur für Medientheorie an der Fach­hochschule Schwäbisch Hall inne. Er ist Mitglied des deutschen PEN-Zentrums und erhielt für seine Werke mehrere Auszeichnungen, u. a. die Ehrengabe der Deutschen Schillerstiftung 2012. Seine zahlreichen Gedichte wurden ins Französi­sche, Englische und Russische übersetzt.

Publikationen u. a.:

Fleisch. Versuch einer Cameologie, Berlin 2015 [im Erscheinen]

Stille Leben. Roman, Tübingen 2013

Zyklomodeme. Ein Essay, Wien 2010

Lapidarium. Gedichte, Weilerswist 2010

Das angekreidete Jahr. Erzählung, Tübingen 2007

Prof. Dr. Britt-Marie Drottz-Sjöberg, geb. 1953, studierte Psychologie an der Uni­versität Göteborg. Anschließend leitete sie als Forschungsdirektorin die Projekte .Einstellungen zu Nuklearenergie1 sowie ,Risikowahmehmung und nuklearer Ab­fall1 an der Psykologisk Metod AB in Stockholm. 1991 promovierte sie sich an der School of Economics in Stockholm. Seit 1997 ist sie Professorin für Soziale Psy­chologie an der Norwegischen Universität Trondheim für Naturwissenschaften und Technologie (NTNU). Von 2007 bis 2009 leitete sie den dortigen Forschungsbe­reich Risikopsychologie, Umwelt und Sicherheit. Zudem war Britt-Marie Drottz- Sjöberg für verschiedene Projekte der Europäischen Union zur Risiko-Kommuni­kation und Risiko-Staatsführung tätig.

Publikationen u. a.:

Tools for Risk Communication, in: Sabine RoeserlRafaela Hillerbrand/Per Sandin/ Martin Peterson (Hrsg.): Handbook of Risk Theory. Epistemology, Decision The­ory, Ethics, and Social Implications of Risk, Bd. 2, Heidelberg 2012, S. 761-787

Zusammen mit Kjell Andersson, Kurt Lauridsen und Björn Wahlströnv. Nuclear Safety in Perspective. Final Report of the Nordic Nuclear Safety Research Project SOS-1, Roskilde 2002

Perception of Risk. Studies of Risk Attitudes, Perceptions and Definitions (= Rhizi- kon. Studies of Risk and Hazard, Bd. 1), Stockholm 1991

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Die Autorinnen und Autoren

Dr. Olli Heinonen, geb. 1946, studierte Radiochemie an der Universität Helsinki, wo er sich 1981 auch promovierte. Von 1983 bis 2010 war er für die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien tätig, von 2005 an als deren stellvertretender Generaldirektor und Leiter der Abteilung Sicherheitsüberwachung. Er leitete inter­nationale Ermittlerteams bei der Untersuchung von Atomprogrammen auf der gan­zen Welt und prüfte Kemanlagen u. a. im Irak, in Nordkorea, Syrien und Libyen. Im Kontext seiner Tätigkeit für die IAEA arbeitete er an der Umsetzung eines ana­lytischen Ansatzes zur Leitung und Ergänzung von herkömmlichen Verifikations­aktivitäten. Olli Heinonen ist leitender Wissenschaftler des Belfer Center for Sci­ence and International Affairs an der Harvard Kennedy School of Government und gilt als einer der weltweit führenden Experten in Bezug auf das Atomprogramm des Iran.

Publikationen u. a.:

Strengthening the Verification and Implementation of the Joint Comprehensive Plan of Action, in: Foundation for Defense of Democracies, Washington 2015

Zusammen mit Simon Henderson: Nuclear Iran. A Glossary, revised and updated March 2015, in: Washington Institute for Near East Policy/Harvard Kennedy School’s Belfer Center for Science and International Affairs, Washington/Cam- bridge 2015

Insights on the Nuclear Negotiations with Iran, in: Middle East Journal, Nr. 2,Jg. 67, 2013, S. 312-315

Zusammen mit Christian Charlier: The Middle Eastern Weapons of Mass Destruc­tion Free Zone (WMDFZ). Nuclear Verification, paper presented at the Conference of the Academic Peace Orchestra, Malta, vom 22.01.2013

Dr. Karen Horn, geb. 1966, ist freie Publizistin und Dozentin für ökonomische Ideengeschichte. Sie lehrt u. a. an der Humboldt-Universität zu Berlin und hat die Chefredaktion der Perspektiven der Wirtschaftspolitik des Vereins für Socialpolitik inne. Sie schreibt u. a. in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und in der Neuen Zürcher Zeitung, für Capital, auf CapX sowie auf dem Ökonomenblog der Initia­tive Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM). Sie amtiert als Vorsitzende der Jury für den Freiheitspreis der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit und als stellver­tretende Kuratoriumsvorsitzende des Walter Eucken Instituts. Zudem ist sie Vor­standsmitglied der Aktionsgemeinschaft Soziale Marktwirtschaft (ASM) und Gründungsmitglied der IZA Policy Fellows. Von 1995 bis 2007 war sie wirtschafts­politische Redakteurin der FAZ; von 2007 bis 2012 leitete sie das Hauptstadtbüro des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) Köln. Karen Horn erhielt zahlreiche Preise, darunter den Ludwig-Erhard-Preis für Wirtschaftspublizistik 2010.

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Die Autorinnen und Autoren

Publikationen u. a.:

Hayek für jedermann. Die Kräfte der spontanen Ordnung, Frankfurt am Main 2013

Die Soziale Marktwirtschaft. Alles, was Sie über den Neoliberalismus wissen soll­ten, Frankfurt am Main 2010

Roads to Wisdom, Conversations with Ten Nobel Laureates in Economics, Chelten- ham/Northampton 2009

Moral und Wirtschaft. Zur Synthese von Ethik und Ökonomik in der modernen Wirtschaftsethik und zur Moral in der Wirtschaftstheorie und im Ordnungskonzept der Sozialen Marktwirtschaft, Tübingen 1996

Prof. Dr. Jude Howell, geb. 1954, studierte Sprachwissenschaft an der Universität York und Entwicklungsstudien an der Universität Sussex, wo sie sich 1989 promo­vierte. Von 2003 bis 2010 war sie Direktorin des Centre for Civil Society der Lon­don School of Economics and Political Science sowie Leiterin des Govemance- Forschungsclusters am Institute of Development Studies der Universität Sussex. Seit 2003 ist sie Professorin im Fachbereich Internationale Entwicklung der Lon­don School of Economics and Political Science. Seit 2004 ist sie zudem Direktorin des Forschungsprogramms des Economic and Social Research Council (ESRC) und Herausgeberin der Schriftenreihe Non-Governmental Public Action. Ihr For­schungsinteresse gilt dem Feld der Zivilgesellschaft, besonders auch der chine­sischen Zivilgesellschaft, den sich wandelnden Modi der Global Governance, Sicherheit und Gender sowie der Entwicklungspolitik. Durch ihre Auslandsauf­enthalte und ihre Feldforschung spricht Jude Howell unter anderem Mandarin- Chinesisch und Hindi.

Publikationen u. a.:

Shall We Dance? Welfarist Incorporation and the Politics of State-Labour NGO Re­lations, in: The China Quarterly, H. 223, 2015, S. 702-723

(Hrsg.): Global Matters for Non-Governmental Public Action, Basingstoke 2012

(Hrsg.): Governance in China, Lanham u. a. 2004

Zusammen mit Jenny Pearce: Civil Society and Development. A Critical Explora­tion, Colorado/London 2002

Prof. Dr. Margrit Kennedy, 1939-2013, studierte Architektur an der Universität Darmstadt und war anschließend als Stadtplanerin und Ökologin in Deutschland, Nigeria, Schottland sowie in den USA tätig. Seit 1972 arbeitete sie unter anderem in Forschungsprojekten für das Schulbauinstitut der Länder (Berlin), für die OECD

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Die Autorinnen und Autoren

und die UNESCO. Im Fachbereich ,Öffentliche und internationale Angelegenhei­ten1 der Universität von Pittsburgh promovierte sie sich zum Thema ,Schulen als Gemeinschaftszentren1. Von 1991 bis 2002 hatte sie eine Professur im Fachbereich Architektur der Universität Hannover inne, wo sie die Abteilung technischer Aus­bau und ressourcensparendes Bauen' leitete. In ihrer Vortrags- und Beratungstätig­keit widmete sie sich bevorzugt dem Themengebiet komplementärer Zahlungs­systeme und hier besonders dem Einsatz von Regionalwährungen. Zudem war sie Mitgründerin der Money Network Alliance - MonNetA (www.monneta.org).

Publikationen u. a.:

Occupy Money. Damit wir zukünftig alle die Gewinner sind, Bielefeld 2011

Geld ohne Zinsen und Inflation. Ein Tauschmittel, das jedem dient, 9. Aufl., Mün­chen 2006

Zusammen mit Bernard Lietaer: Regionalwährungen. Neue Wege zu nachhaltigem Wohlstand, München 2004

Prof. Dr. Dr. h.c. Kenichi Mishima, geb. 1942, studierte Vergleichende Kulturwis­senschaften und Germanisitik an der Universität Tokyo. Als Assistenzprofessor war er an den Universitäten in Chiba und Tokyo tätig. 1987 trat er eine Professur an der Gakushuin Universität Tokyo und 1991 an der Universität Osaka an. Dort hatte er bis 2004 den Lehrstuhl für Sozialphilosophie und Vergleichende Zivilisa­tion inne. Seit 2004 lehrt er Sozialphilosophie und Zeitgenössische Philosophie an der Tokyo Keizai Universität. 2011 erhielt er den Ehrendoktortitel der Freien Uni­versität Berlin. 1987 wurde er mit dem Philipp Franz von Siebold-Preis sowie 2001 mit dem Eugen und Ilse Seibold-Preis ausgezeichnet. Kenichi Mishimas Themen­gebiete sind u. a. die Kritische Theorie, die Werke Friedrich Nietzsches und Walter Benjamins sowie Theorie und Empirie der selektiven und multiplen Moderne. Er übersetzte zahlreiche Werke unter anderem von Nietzsche, Marx, Adorno und Ha­bermas sowie Gadamer.

Publikationen u. a.:

Eine Moderne - viele Modernen. Zwischen normativem Leitbild, Verbrechen und Widerstand, in: WestEnd. Neue Zeitschrift für Sozialforschung, Nr. 1, Jg. 11, 2014,S. 132-146

Nietzsche als transkultureller Akrobat im Lichte unserer Erfahrung der kulturellen Hybridität, in: Zeitschrift für Kritische Theorie, H. 18/19, 2004, S. 80-98

Die Schmerzen der Modemisienmg als Auslöser kultureller Selbstbehauptung - Zur geistigen Auseinandersetzung Japans mit dem Westen, in: Irmela Hijiya-Kirschne- reit (Hrsg.): Überwindung der Moderne? Japan am Ende des 20. Jahrhunderts, Frankfurt am Main, 1996, S. 86-122

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Die Autorinnen und Autoren

Prof. Dr. Surendra Munshi, geb. 1946, studierte Philosophie an der Universität Kalkutta und Soziologie an der Universität Agra. Er promovierte sich im Fach So­ziologie an der Universität Bielefeld. Von 1983 bis 2006 hatte er eine Professur der Soziologie am Indian Institute of Management in Kalkutta inne. Er war akademi­scher Leiter eines von der Europäischen Kommission geforderten, internationalen Hochschulprojekts über verantwortungsbewusste Regierungsführung (Good Gov­ernance). Zudem war er von 2008 bis 2009 als Mitglied des Council of Global Thought im Projekt ,Globalisation, Corporate Leadership and Inclusive Growth: An Agenda for India4 tätig, einem Projekt der Evian Group am International Insti­tute for Management Development (IMD) in Lausanne. Surendra Munshis For­schungsschwerpunkte sind Kultur- und Industriesoziologie sowie Globalisierung und Regierungsführung.

Publikationen u. a.:

Zusammen mit Biju Paul Abraham und Soma Chaudhuri: The Intelligent Person’s Guide to Good Governance, Neu Delhi 2009

Zusammen mit Biju Paul Abraham (Hrsg.): Good Governance, Democratic Socie­ties and Globalisation, Neu Delhi 2004

Prof. Dr. Marcia Pally promovierte sich 1995 an der New York University. Sie ist Professorin für Multilingual Multicultural Studies an der New York University und der Fordham University. Außerdem ist sie reguläre Gastprofessorin an der Theolo­gischen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin. 2007 und 2010 war sie Fel­low am Wissenschaftskolleg zu Berlin, 2010 sprach sie vor dem World Economic Forum. Von 2012 bis 2013 hatte sie die angesehene Mercator-Gastprofessur der DFG an der Humboldt-Universität zu Berlin inne. Ihre Forschungsgebiete sind Kultur, Religion, Politik sowie Kultur und Sprache. Neben ihrer akademischen Arbeit schreibt Marcia Pally regelmäßig Kolumnen in den USA und in Europa, unter anderem für The New York Times, Die Zeit und die Frankfurter Allgemeine Zeitung.

Publikationen u. a.:

The New Evangelicals. Expanding the Vision of the Common Good, Michigan 2011

Die hintergründige Religion. Der Einfluss des Evangelikalismus auf Gewissensfrei­heit, Pluralismus, und die US-amerikanische Politik, Berlin 2008

Lob der Kritik. Warum die Demokratie nicht auf ihren Kem verzichten darf, Berlin 2001

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Die Autorinnen und Autoren

Prof. Dr. Roland Robertson, geb. 1938, lehrte an den Universitäten Leeds, Essex und Pittsburgh und erhielt 1970 einen Lehrstuhl für Soziologie an der Universität York. Als Gastdozent war er unter anderem in Schweden, den USA, Italien, Thai­land, Japan, Brasilien und der Türkei tätig. Er ist emeritierter Distinguished Service Professor der Soziologie an der Universität Pittsburgh, Professor emeritus der Soziologie und Weltgesellschaft an der Universität Aberdeen und Distinguished Guest Professor der Kulturwissenschaft an der Tsinghua-Universität in Beijing. Roland Robertsons Forschungsschwerpunkte sind Globalität und Lokalität, die Be­ziehung zwischen globaler und kosmologischer Wissenschaft, Antisemitismus, So­ziologie und das Konzept von Zivilisation, Weltordnung sowie der Wandel von Staaten und Nationen.

Publikationen u. a.:

Zusammen mit Didem Buhari-Gulmez (Hrsg.): Global Culture. Consciousness and Connectivity, London 2016 [im Erscheinen]

Glocalization. Time-Space and Homogeneity-Heterogeneity, in: Mike Featherstone/ Scott Lash/Roland Robertson (Hrsg.): Global Modernities, London 1995, S. 25-44

Globalization. Social Theory and Global Culture, London u. a. 1992

Zusammen mit Burkart Holzner (Hrsg.): Identity and Authority. Explorations in the Theory of Society, New York 1980

The Sociological Interpretation of Religion, New York 1970

Prof. Dr. Caroline Y. Robertson-von Trotha, geb. 1951, studierte Soziologie, Poli­tikwissenschaft, Philosophie und Geschichte an den Universitäten Heidelberg und Karlsruhe (TH). An letzterer promovierte und habilitierte sie sich. Sie ist Direkto­rin des ZAK | Zentrum für Angewandte Kulturwissenschaft und Studium Generale am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und Professorin für Soziologie und Kulturwissenschaft. Zudem ist sie Koordinatorin des deutschen Netzwerks der Anna Lindh Stiftung, Mitglied im Fachausschuss Kultur der deutschen UNESCO- Kommission und Vorsitzende des Wissenschaftlichen Initiativkreises Kultur und Außenpolitik (WIKA) am Institut für Auslandsbeziehungen (ifa), zu dessen For­schungsbeirat sie überdies zählt. Caroline Y. Robertson-von Trothas Forschungs­schwerpunkte sind Theorie und Praxis der Öffentlichen Wissenschaft, Fragen der kulturellen Überlieferung, Multikulturalität und Integrationspolitik, Kulturwandel und Globalisierung.

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Die Autorinnen und Autoren

Publikationen u. a.:

Interkulturelle Kulturarbeit. Aufgabe und Auftrag, in: Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst (Hrsg.): Interkultur für alle. Ein Praxisleitfaden für die Kultur­arbeit, Stuttgart 2015, S. 74-91

Zusammen mit RalfH. Schneider (Hrsg.): Digitales Kulturerbe. Bewahrung und Zu­gänglichkeit in der wissenschaftlichen Praxis (= Kulturelle Überlieferung - digital, Bd. 2), Karlsruhe 2015

Die Dialektik der Globalisierung. Kulturelle Nivellierung bei gleichzeitiger Verstär­kung kultureller Differenz, Karlsruhe 2009

Prof. Dr. Natan Sznaider, geb. 1954, studierte Soziologie, Psychologie und Ge­schichte an der Universität Tel Aviv. An der Columbia University in New York promovierte er sich 1984 mit einer Arbeit zur Sozialgeschichte des Mitleids. Es folgten Lehraufträge an der Columbia University sowie an der Ludwig-Maximili- ans-Universität (LMU) München. Natan Sznaider ist Professor für Soziologie an der Akademischen Hochschule Tel Aviv-Jaffa sowie Mitglied einer Forschungs­gruppe zum kulturellen Gedächtnis in Europa, Israel und Lateinamerika. Seine Forschungsschwerpunkte sind Kultursoziologie und politische Theorie.

Publikationen u. a.:

Zusammen mit Doron Rabinovici: Herzl reloaded - Kein Märchen, Berlin 2016 [im Erscheinen]

Jewish Memory and the Cosmopolitan Order, Cambridge 2011

Zusammen mit Daniel Levy-. Human Rights and Memory, Pennsylvania 2010

Gedächtnisraum Europa. Die Visionen des europäischen Kosmopolitismus. Eine jü­dische Perspektive, Bielefeld 2008

Zusammen mit Ulrich Beet. Unpacking Cosmopolitanism for the Social Sciences.A Research Agenda, in: The British Journal of Sociology, H. 1, Jg. 57, 2006, S. 1-23

Prof. Dr. Zoe Trodd, geb. 1978, studierte Englische Literatur an der Universität Cambridge. 2009 promovierte sie sich in American Studies an der Universität Har­vard. Im Anschluss an eine Lehrtätigkeit an der Columbia University wurde sie 2012 auf den Lehrstuhl für amerikanische Literatur der Fakultät für Amerikanistik und Kanadistik der Universität Nottingham berufen. Im Dezember 2013 sprach sie vor dem Unterausschuss für Menschenrechte des Europaparlaments über zeitge­nössische Formen der Sklaverei sowie über die diesbezüglichen innen- und außen­politischen Gegenmaßnahmen der Europäischen Union. Zu den Gegenständen ihrer Forschung zählen die Geschichte, Literatur und visuelle Kultur von Protest­bewegungen, insbesondere der Antisklaverei-Bewegung.

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Die Autorinnen und Autoren

Publikationen u. a.:

Zusammen mit John Stauffer und Celeste-Marie Bernier: Picturing Frederick Dou­glass. An Illustrated Biography of the Nineteenth Century’s Most Photographed American, New York 2015

Am I Still Not a Man and a Brother? Protest Memory in Contemporary Antislavery Visual Culture, in: Slavery & Abolition, Nr. 3, Jg. 34, 2013, S. 338-352

Zusammen mit Kevin Bales und Alex Kent Williamson: Modem Slavery. A Begin­ner’s Guide, Oxford 2011

Zusammen mit Kevin Bales (Hrsg.): To Plead Our Own Cause. Personal Stories by Today’s Slaves, Ithaca 2008

Prof. Dr. Dirk Wentzel, geb. 1963, studierte Volkswirtschaftslehre an der Universi­tät Bonn. Er promovierte und habilitierte sich an der Universität Marburg. Er war als Gastwissenschaftler an der Lomonossov-Universität Moskau und an der New York University tätig sowie als Gastprofessor und Lynen-Stipendiat an der Penn­sylvania State University. Seit 2003 ist Dirk Wentzel Professor für Volkswirt­schaftslehre an der Hochschule Pforzheim. 2005 erhielt er von der Europäischen Kommission einen Jean-Monnet-Lehrstuhl für Europäische Integration. Zudem ist er Direktor der Sommeruniversität der Hochschule Pforzheim in Zusammenarbeit mit der Pennsylvania State University.

Publikationen u. a.:

Fortschritte der EU bei der Bankenregulierung: Auf dem Weg zu einer Banken­union, in: Deutschland & Europa, H. 67, 2014, S. 34-43

Zusammen mit Nina Saidsieder: Ordnungsffagen des europäischen Profifußballs - Das Konzept des Financial Fair Play und seine Erfolgsaussichten, in: ORDO. Jahr­buch für die Ordnung von Wirtschaft und Gesellschaft, Bd. 65, 2014, S. 229-261

(Hrsg.): Internationale Organisationen. Ordnungspolitische Grundlagen, Perspek­tiven und Anwendungsbereiche (= Schriften zu Ordnungsfragen der Wirtschaft,Bd. 97), Stuttgart 2013

Medien im Systemvergleich - Eine ordnungsökonomische Analyse des deutschen und amerikanischen Femsehmarktes (= Schriften zu Ordnungsfragen der Wirtschaft,Bd. 69), Stuttgart 2002

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Die Autorinnen und Autoren

Prof. Dr. Yunxiang Yan, geb. 1954, studierte Chinesische Literatur und Volks­kunde an der Universität Beijing. 1993 promovierte er sich an der Universität Har­vard im Fachbereich Sozialanthropologie. Lehrtätigkeiten führten ihn an die Uni­versität Beijing und die Chinesische Universität Hongkong sowie an die Johns Hopkins Universität in Baltimore. Seit 2003 ist er Professor für Anthropologie an der University of California in Los Angeles. Zu seinen Forschungsinteressen gehö­ren der gesellschaftliche Wandel, Familie und Verwandtschaft, kulturelle Globali­sierung sowie Moral und Individualisierung.

Publikationen u. a.:

The Moral Implications of Immorality: The Chinese Case for a New Anthropology of Morality, in: Journal of Religious Ethics, Nr. 3, Jg. 42, 2014, S. 460-493

The Drive for Success and the Ethics of the Striving Individual, in: Charles Stafford (Hrsg.): Ordinary Ethics in China Today, London u. a. 2013, S. 263-291

The Individualization of Chinese Society, London u. a. 2009

Private Life under Socialism: Love, Intimacy, and Family Change in a Chinese Vil­lage (1949-1999), Stanford 2003

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Das Zeitalter der Globalisierung lässt sich nicht mehr in Begriffen diametraler Gegensätze beschreiben. Ausgehend von der Realität unübersichtlicher, widersprüchlicher und oft überraschender globaler Vorgänge entwickelt dieser Band den Begriff einer Zwischengesellschaft. Hieran knüpfen sich zentrale Fragen nach dem westlichen Selbstverständnis, nach unseren Wertvorstellungen und nach den folglich wichtigsten Handlungsfeldern. Die Autorinnen und Autoren stellen sich diesen Themen mit soziologischen, kulturwissenschaftlichen, historischen, politikwissenschaftlichen und wirtschafts­wissenschaftlichen Analysen.Mit Beiträgen von: Dawid Danilo Bartelt, Zygmunt Bauman, Leonce Bekemans, Manuela Boatcä, Volker Demuth, Britt-Marie Drottz-Sjöberg, Olli Heinonen, Karen Horn jude Howell, Margrit Kennedy, Kenichi Mishima, Surendra Munshi, Marcia Pally, Roland Robertson, Caroline Y. Robertson-von Trotha, Natan Sznaider, ZoeTrodd, Dirk Wentzel und Yunxiang Yan.

Zur Herausgeberin: Caroline Y. Robertson-von Trotha ist Direktorin des ZAK | Zentrum für Angewandte Kulturwissen­schaft und Studium Generale am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und Professorin für Soziologie und Kultur­wissenschaft.

Karlsruhe Institu te of Technology

ZAK | Zentrum für Angewandte Kulturwissenschaft und Studium GeneraleCentre for Cultural and General Studies


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