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Die Kriegerdenkmäler 1870/71 in...

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Stumme Zeugen des Einsatzes der Großherzoglich Hessischen (25.) Division im Krieg gegen Frankreich 1870/71 Die Kriegerdenkmäler 1870/71 in Südhessen Hans-Jörg Jährig Diplomica Verlag
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Stumme Zeugen des Einsatzesder Großherzoglich Hessischen (25.) Divisionim Krieg gegen Frankreich 1870/71

Die Kriegerdenkmäler1870/71 in Südhessen

Hans-Jörg Jährig

Diplomica Verlag

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Jährig, Hans-Jörg: Die Kriegerdenkmäler 1870/71 in Südhessen: Stumme Zeugen des Einsatzes der Großherzoglich Hessischen (25.) Division im Krieg gegen Frankreich 1870/71, Hamburg, Diplomica Verlag GmbH 2013 Buch-ISBN: 978-3-8428-9469-3 PDF-eBook-ISBN: 978-3-8428-4469-8 Druck/Herstellung: Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2013 Coverbild: Obelisk in Groß-Umstadt, OT Heubach – Aufnahme Hans-Jörg Jährig Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Bearbeitung in elektronischen Systemen.

Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften.

Die Informationen in diesem Werk wurden mit Sorgfalt erarbeitet. Dennoch können Fehler nicht vollständig ausgeschlossen werden und die Diplomica Verlag GmbH, die Autoren oder Übersetzer übernehmen keine juristische Verantwortung oder irgendeine Haftung für evtl. verbliebene fehlerhafte Angaben und deren Folgen.

Alle Rechte vorbehalten © Diplomica Verlag GmbH Hermannstal 119k, 22119 Hamburg http://www.diplomica-verlag.de, Hamburg 2013 Printed in Germany

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Foto Vorderseite: Detailansicht des Kriegerdenkmals 1870/71 in Biebesheim (Aufnahme des Verfassers Dezember 2009)

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Index

Vorwort 9

Einleitung 11

Allgemeine Geschichte der Kriegerdenkmäler 1870/71 17 Entwicklung in Südhessen 19 Typisierung der Kriegerdenkmäler 1870/71 in Südhessen 20 Liste der Kriegerdenkmäler 1870/71 in Südhessen 24 Liste der nicht mehr vorhandenen Kriegerdenkmäler 1870/71 in Südhessen 32

Das Großherzogtum Hessen und der Norddeutsche Bund 35

Frankreichs Kriegserklärung und Mobilmachung 38 Mobilmachung der deutschen Truppen 40 Der deutsche Aufmarsch 41 Der Kriegsbeginn 42 Der Ausmarsch der Hessischen Division 44 Der französische Rückzug über die Mosel 45 Die Schlacht von Vionville / Mars-la-Tour – erster Einsatz der

Hessen 46

Die Schlacht von Gravelotte / St. Privat – die Hessen im Zentrum der Schlacht 50 Die Belagerung der Festung Metz 62 Der Marsch an die Loire 64 Der Einsatz des Detachements von Rantzau an der Loire 71 Waffenstillstand und Rückmarsch der Hessen 78

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Verluste der Großherzoglich Hessischen Division im Feldzug 1870/71 81 Verluste nach Einheiten 83 Verluste nach Namensangaben auf den Denkmälern 95

Abbildungen Denkmäler Landkreis Bergstraße 96 Abbildungen Denkmäler Darmstadt (kreisfreie Stadt) 106 Abbildungen Denkmäler Landkreis Darmstadt-Dieburg 107 Abbildungen Denkmäler Frankfurt (Stadtteile südl. des Mains) 122 Abbildungen Denkmäler Landkreis Groß-Gerau 124 Abbildungen Denkmäler Main-Kinzig-Kreis (südl. des Mains) 133 Abbildungen Denkmäler Odenwaldkreis 135 Abbildungen Denkmäler Offenbach (kreisfreie Stadt) 143 Abbildungen Denkmäler Landkreis Offenbach 144 Quellenangaben 154

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Vorwort Anregung zu dem vorliegenden Buch waren die sorgfältig gebundenen Feldpostbriefe eines Vorfahren, der den Frankreich-Krieg von 1870/71 als Einjährig-Freiwilliger im 2. Rheinischen Infanterie-Regiment Nr. 28 mitgemacht hatte. Die Entzifferung der krakeligen, mit Feder und Tinte im Felde, nach seinen Angaben oft unter widrigen Umständen verfassten Aufzeichnun-gen machte viel Mühe, weckte meinerseits aber auch Interesse, den Feldzug auf der Karte mit zu verfolgen und die Hintergründe und Zusammenhänge des Geschehens zu studieren.

Als nach einem Umzug ins Rhein-Main-Gebiet bei der Erkundung der neuen Umgebung die beeindruckende Vielzahl der hier vorhandenen Kriegerdenkmäler 1870/71 ins Auge stach, war mein Interesse an der Thematik schnell und dauerhaft neu geweckt. Immer systemati-scher wurde die Suche nach solchen Denkmälern und bald wurde diese durch das Interesse am Schicksal der auf den Denkmälern aufgeführten Kriegsopfer ergänzt. So war es letztend-lich nur ein kurzer Schritt, den Versuch zu wagen, eine umfassende und systematische Bestandsaufnahme und Bilddokumentation der Denkmäler vorzunehmen und mit den handelnden Personen und den historischen Hintergründen, d.h. dem Einsatz der Großher-zoglich Hessischen (25.) Division im Feldzug gegen Frankreich, zusammenzuführen. Daher waren neben der Feldforschung, d.h. dem Aufsuchen und Dokumentieren der Denkmäler, auch eine intensive Arbeit in Internet, Bibliotheken und Archiven erforderlich, um vor allem aus Regimentsgeschichten und Verlustlisten der betroffenen Einheiten den historischen Kontext zu ziehen und so eine zusammenfassende und abgerundete Darstellung vornehmen zu können. Da bei dieser Arbeit eine räumliche Eingrenzung zwingend erforderlich war, beschränkt sich das Buch auf Südhessen, d.h. den Teil des heutigen Bundeslandes Hessen, der südlich des Mains liegt.

Das vorliegende Buch wurde in erster Linie für ein militärhistorisch und heimatgeschichtlich interessiertes Publikum erarbeitet und soll auch für weitergehende Forschungen auf diesem Gebiet zur Verfügung stehen. Selbstverständlich wurden nach bestem Wissen nur historisch belegbare Fakten verwendet und die üblichen strengen Mindestanforderungen an eine wissenschaftliche Arbeit beachtet. Insbesondere auch bei der Zuordnung der Namen von Gefallenen auf den Denkmälern zu den Verlustlisten wurden nur eindeutige Übereinstim-mungen aufgenommen, bei nur geringen Zweifeln grundsätzlich der Vermerk „keine Anga-ben“ verwendet. Bei der verwendeten Grundlagenliteratur über den Deutsch-Französischen Krieg habe ich mich auf wenige Standardwerke beschränkt, da die historischen Hintergründe nur insofern dargestellt werden sollen, wie der Einsatz der Großherzoglich Hessischen Division betroffen ist. Dieser wird in erster Linie auf der Basis der teilweise sehr detaillierten Regimentsgeschichten verschiedener beteiligter Einheiten beschrieben.

Ich danke all den freundlichen Mitarbeitern des Landesamts für Denkmalpflege Hessen in Wiesbaden und der südhessischen Gemeindeverwaltungen und Pfarrämter, die auf meine Anfragen hilfsbereit geantwortet und teilweise mit weiterem Quellenmaterial geholfen haben. Mir hat diese Arbeit viel Spaß bereitet, ich habe durch sie nicht nur historische Kenntnisse gewonnen und vertieft, sondern auch gleichzeitig, da ich jedes der dargestellten Denkmäler persönlich aufgesucht habe, die vielen reizvollen Gegenden Südhessens kennen und

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schätzen gelernt. Darüber hinaus hat der Besuch der Originalschauplätze der kriegerischen Auseinandersetzungen in Frankreich einmal mehr den unschätzbaren Wert der „Gnade der späten Geburt“ bestätigt, d.h. die Sicherheit, dass wir heute in einem vereinten und durch dauerhaften Frieden ohne nationale Vorurteile und Hassgefühle gesicherten Mitteleuropa leben können, dass man die Grenze zwischen Deutschland und Frankreich beim Passieren mit dem Auto kaum mehr wahrnimmt und dass man beiderseits der Grenzen statt auf Argwohn und Ablehnung auf Gastfreundschaft und Offenheit stößt. Von den schrecklichen Ereignissen vor 140 Jahren sind uns die Denkmäler geblieben, über die in diesem Buch berichtet werden soll. Sie erinnern als stumme Zeugen nicht nur an die historischen Ereig-nisse, sondern ganz speziell auch an die Soldaten, die gefallen, ihren Verletzungen erlegen und an Krankheiten und Erschöpfung gestorben sind oder verwundet, z.T. lebenslang invalid aus dem Krieg zurückkamen.

Beides, die historischen Hintergründe als auch die einzelnen menschlichen Schicksale habe ich versucht, hier zusammenzuführen und würde mich freuen, etwas von meinem Interesse an dem Thema an den geneigten Leser weitervermitteln zu können.

Bauschheim, im Dezember 2012

Hans-Jörg Jährig

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Einführung Auch wenn im Gegensatz zu den fast unüberschaubar vielen Kriegerdenkmälern, die an die beiden Weltkriege erinnern, die Zahl der in Hessen erhalten gebliebenen Denkmäler des Krieges gegen Frankreich 1870/71 deutlich geringer ist, sind sie doch noch in vielen Städten und Gemeinden zu finden. Allerdings haben leider nicht alle die Zeit überstanden. Dies ist zum einen auf die verheerenden Zerstörungen des 2. Weltkriegs zurückzuführen, zum anderen auch auf die Wiederaufbaubemühungen, als in den Jahren nach 1945 die Erhaltung von Kriegerdenkmälern sowohl politisch als auch im Bewusstsein der Bevölkerung keinen Raum einnahm und häufig bei der Neugestaltung von Plätzen und Anlagen zurückstehen musste. Eher war – nach den Schrecken zweier Weltkriege verständlich – das Gegenteil der Fall und so wurde so manches Denkmal ein Opfer der Spitzhacke oder bestenfalls von vorher zentralen Plätzen in den Orten auf Randpositionen auf den Friedhöfen oder öffentli-chen Grünanlagen verlegt. Dort fristen sie ihr Dasein, oft unbekannt und unbemerkt von der breiten Bevölkerung, wie ja überhaupt der Krieg 1870/71 weitgehend aus dem öffentlichen Interesse verschwunden ist. Zu weit liegt er zurück, zu sehr wird er von den weit umfassen-deren Ereignissen und Nachwirkungen der beiden folgenden Kriege überschattet. An den Feiern zum Volkstrauertag, an denen in ganz Deutschland Kränze an den Kriegerdenkmä-lern der beiden Weltkriege niedergelegt und Gedenkveranstaltungen abgehalten werden, bleiben die Denkmäler aus 1870/71, sofern sie nicht im seltenen Einzelfall in unmittelbarer Nähe stehen, außer Betracht. Fast kann man, obwohl er in der Folge die Schaffung des Deutschen Reiches mit sich brachte und insofern einen wichtigen Stellenwert in der deut-schen und europäischen Geschichte hat, von einem vergessenen Krieg und vergessenen Opfern sprechen.

So soll mit dem vorliegenden Buch eine umfassende Bestandsaufnahme dieser Monumente in Südhessen sowie ihre Dokumentation in Wort und Bild erfolgen. Im Gegensatz zu den Untersuchungen von Heinz Csallner1, der sich auf die historischen Denkmäler beschränkte und für Gesamthessen rund 120 erhalten gebliebene von ehemals etwa 200 Denkmälern2 nennt, werden hier zusätzlich die „modernen“ Denkmäler, die in einigen Orten in die für die Weltkriegsopfer errichteten Denkmäler integriert wurden, mit einbezogen. Auf dieser Basis können in diesem Buch für den Betrachtungsraum Südhessen 106 Denkmalstandorte erfasst (an einigen Standorten existieren mehrere Denkmäler) und im ersten Kapitel dokumentiert werden. Alle Denkmäler werden im Anhang im Bild dargestellt, wobei zu berücksichtigen ist, dass so manches Denkmal unter Bäumen oder in schattigen Ecken steht und daher mit den vorhandenen Mitteln, zu denen keine Beleuchtungseinrichtung gehört, versucht werden musste, ein dennoch anschauliches Ergebnis zu erzielen.

Die Detailbeschreibung der Denkmäler hat dabei die Erfassung der darauf verzeichneten Kriegsopfer im Fokus, denn die Dokumentation bliebe vor dem Hintergrund des Untersu-chungsziels unvollständig ohne Erwähnung der betroffenen Menschen, der „Krieger“, deren

1 Csallner, Heinz: Preußische Symbole. Die Kriegerdenkmäler 1870/71 in Hessen, in: Denkmalpflege &

Kulturgeschichte 1/2001, S.23-26 2 Csallner, Heinz: a.a.O., S.24

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Namen auf den Denkmälern stehen. Im Gegensatz zu reinen Kriegsdenkmälern oder Mahnmalen tragen Kriegerdenkmäler die Namen von Feldzugsteilnehmern, Gefallenen, Verwundeten und Vermissten und sind damit immer auch Denkmäler für Menschen. Hier soll im Gegensatz zu anderen Veröffentlichungen zu Denkmälern, wo üblicherweise keine detaillierte Namensnennung erfolgt, diesem Aspekt besonders Rechnung getragen und der Menschen gedacht werden, die neben all den pathetischen und patriotischen Sprüchen mit ihrem Namenszug als eines der vielen Kriegsopfer auf den Denkmälern festgehalten worden sind. Mit Ausnahme der drei Denkmäler in den südlich des Mains gelegenen Frankfurter Stadtteilen, die im Betrachtungszeitraum 1870/71 zur preußischen Provinz Hessen-Nassau gehörten, beziehen sich die anderen südhessischen Kriegerdenkmäler auf Angehörige und Einheiten der Großherzoglich-Hessischen (25.) Division, sodass sich alle weiteren Ausfüh-rungen zu Kriegsopfern und Kriegshandlungen auf diese Division des Großherzogtums Hessen-Darmstadt beziehen.

Häufig fehlen auf den Denkmälern Ort und das Datum des Todes, diese können aber in vielen Fällen über einen Abgleich der Namen mit den Verlustlisten ermittelt werden. Somit war es neben der Dokumentation der Denkmäler eine weitere selbstgestellte Aufgabe, die Namen der Kriegsopfer auf den Denkmälern mit den Verlustlisten des Krieges, die bis in unsere Zeit erhalten geblieben sind, abzugleichen. Im Feldzug 1870/71 wurden erstmalig in der deutschen Militärgeschichte und in bemerkenswerter Genauigkeit die Verluste von amtlicher Seite festgehalten und veröffentlicht. Fast täglich wurden in Berlin durch die Königliche Geheime Oberhofbuchdruckerei die aktuellen Verluste in Listen herausgegeben und später in gebundener Form zusammengefasst. Darüber hinaus haben die verschiede-nen Regimenter in ihren Feldzugsberichten ebenfalls Verlustlisten erstellt, sodass anhand dieses Abgleichs in den meisten Fällen Ort und Datum ermittelt werden können, an denen die Soldaten zu Tode kamen oder verwundet wurden. Eine Tabelle im Anhang dieses Buches listet – soweit ermittelbar – Ort und Datum des Todes der auf den Denkmälern verzeichneten Kriegsopfer auf.

Eine Identifizierung der Grablagen in Frankreich ist in den meisten Fällen leider nicht mehr möglich. Vermutlich ruhen einige der Gefallenen noch an der Stelle, wo sie nach der Schlacht von ihren Kameraden bestattet wurden. Die meisten werden später auf Sammel-friedhöfe umgebettet worden sein, die es zwar immer noch gibt, die eine Namenszuordnung aber nicht erlauben. Nur ganz wenige Gräber von Angehörigen der Hessischen Division, in allen Fällen Offizieren, sind in Frankreich erhalten geblieben: die Gräber des Hauptmanns Carl Heinrich von Lepenau (Abb. I) auf dem Soldatenfriedhof von Gravelotte sowie der Leutnants Seederer, Sartorius, Franck, Müller, Leistert und Weiss am Bois de la Cusse (Abb. II). Von all den anderen Hessen, die in Frankreich gefallen oder gestorben sind, ist die Spur verweht. Daher kommt den Denkmälern, die später in der Heimat errichtet wurden, neben der Erinnerung an die geschichtlichen Ereignisse auch noch die wichtige Funktion zu, die Gefallenen vor dem Vergessen zu bewahren.

Zwischen den Enden des auf diese Weise von den Denkmälern zu den Menschen, derer durch diese Bauwerke gedacht werden soll, gespannten Bogens liegen die ursächlichen

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kriegerischen Ereignisse. So soll die Einbettung in den historischen Hintergrund im zweiten Kapitel durch eine Darstellung des Kriegsverlaufs mit Schwerpunkt der Beschreibung der Kampfhandlungen, an denen die Großherzoglich Hessische Division beteiligt war, erfolgen. Sie soll dem Leser die räumlichen und zeitlichen Umstände vermitteln, unter denen die Hessen-Darmstädter kämpften und insbesondere auch die Orte detailliert beschreiben, die wie Gravelotte in das Gesamtbewusstsein einer Generation eingegangen sind und an denen die Soldaten, deren Namen später auf den Denkmälern eingemeißelt wurden, Opfer des Krieges wurden. Dabei kann und soll selbstverständlich keine umfassende Darstellung des Feldzugs angegangen werden. Hierzu existiert eine Fülle von Publikationen, denn von Anfang an hat der siegreiche Ausgang des Krieges und in der Folge die Reichseinigung Autoren, Medien, Berichterstatter und insbesondere auch die Feldzugsteilnehmer beflügelt, den Feldzug in militärhistorischen Abhandlungen, in Regimentsgeschichten und persönlichen Aufzeichnungen in Form von Kriegstagebüchern, Feldpostbriefen und Kriegserinnerungen festzuhalten. Frank Kühlich3 zitiert den Literaturbericht von Widolf Wedlich aus 1970, in dem der Gesamtumfang der Literatur zum Deutsch-Französischen Krieg auf 10.000 Buchtitel sowie 5.000 Zeitschriftenaufsätze geschätzt wird. Ihre große Zeit hatten diese oft in vaterlän-dischen Pathos verfassten Veröffentlichungen in dem knappen halben Jahrhundert nach dem Friedensschluss, bis die Katastrophe des 1. Weltkriegs und der darauf folgenden noch schrecklicheren Ereignisse des 2. Weltkriegs das Interesse der Historiker auf sich zog und der Deutsch-Französische Krieg trotz seiner europäischen Bedeutung weitgehend in Vergessenheit geriet. Erst in den letzten Jahren scheint es eine wissenschaftliche Rückbe-sinnung zu geben, in der die Forschung dieses Thema erneut aufgegriffen hat.

So wird mit den Ausführungen im zweiten Kapitel dieses Buches der Deutsch-Französische Krieg gezielt nur, soweit er den Einsatz der Großherzoglich Hessischen Division betrifft, behandelt. Einige der hessischen Regimenter hatten diesen Feldzug in ihren Regimentsge-schichten behandelt, ein vollständiger Überblick wurde nach Kenntnis des Verfassers allerdings bisher nur kurz nach dem Krieg 1870/71 festgehalten, z.B. im Gedenkbuch von W. Bender4, geschrieben im patriotischen Stil der damaligen Zeit5. So ganz vermag diese Schilderung unseren heutigen Anforderungen an eine historische Darstellung nicht mehr genügen und es scheint nicht unangebracht zu sein, einen erneuten Versuch, diesmal aus dem Blickwinkel unserer modernen Zeit, zu unternehmen. Daher soll mit dieser Arbeit dieser Teilaspekt des Feldzuges gegen Frankreich schwerpunktmäßig und in zusammenhängender und stringenter Form behandelt werden, wobei die Hintergründe und der Gesamtverlauf des Feldzugs nur insofern berücksichtigt werden können, als sie zur Erfassung der gewählten Themenstellung unbedingt erforderlich sind. Dafür werden die Gefechte und Schlachten, an denen die Großherzoglich Hessische Division beteiligt war, möglichst detailliert dargestellt. Hier sind in erster Linie die große, kriegsvorentscheidende Schlacht von Gravelotte und

3 Kühlich, Frank: Die deutschen Soldaten im Krieg von 1870/71. Eine Darstellung der Situation und der

Erfahrungen der deutschen Soldaten im Deutsch-Französischen Krieg, Frankfurt/M. 1995, wiedergegeben aus: www.frankkuehlich.de

4 Bender, Wilhelm: Hessisches Gedenkbuch an den siegreichen Befreiungskampf der Deutschen gegen die Franzosen in den Jahren 1870 und 1871, Darmstadt o.J.

5 In der Regimentsgeschichte des 1. Reiter-Regiments wird auch Scherf: Die Großherzoglich Hessische Division 1870/71 erwähnt. Diese Quelle wurde für das vorliegende Buch nicht benutzt.

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später die Gefechte an der Loire im Raum Orléans zu nennen, bei denen die Hessen ihre hauptsächlichen Verluste während des Feldzugs erlitten und die daher vor dem Hintergrund der Themenstellung, einen Bogen zu schlagen zwischen Kriegsopfern in Frankreich und Kriegerdenkmälern in Südhessen, eine besonders gründliche Beschreibung erfahren sollen. Als Grundlage für diese Darstellung dienen neben dem Überblick im Gedenkbuch von Wilhelm Bender in erster Linie die speziellen Regimentsgeschichten (siehe Literaturver-zeichnis im Anhang), die zu einer möglichst genauen Beschreibung des Verlaufs der Ereignisse aus Sicht aller hessischen Einheiten zusammengeführt wurden.

Diese Balance zwischen grobem Überblick und Detailangabe einerseits sowie Weglassen und Anführen andererseits einzuhalten und zu einem abgerundeten Bild zusammenzufas-sen, gestaltete sich nicht immer ganz einfach, sodass diejenigen Leser, die sich hinsichtlich ihrer speziellen Informationsbedürfnisse über die Darstellung hinaus nicht ausreichend berücksichtigt fühlen, auf die zahlreich vorhandene Literatur verwiesen werden muss.

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Abb. I: Grab des Hauptmanns C.H. von Lepenau, Chef Leib- Compagnie, 1. Infanterie-Regiment, auf dem Cimetière Militaire de Gravelotte

„Hier ruht in Gott Dr. Carl Heinrich Lepenau

Hptm. im 1. Hessischen Inf. Regt. geboren 20. Mai 1831

verwundet 18. Augt. 1870 bei Gravelotte und gestorben

am darauffolgenden Tage im Feldlazarethe – tief

betrauert von den Seinigen“

Quelle: Aufnahme des Verfassers Juni 2010

Abb. II:Grab am Bois de la Cusse

„Hier ruhen II Lieut. Sederer Lieuts. Sartorius

Frank Müller Leistert und

Weiss

Gef. 1870“

Quelle: Aufnahme des Verfassers April 2011

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1. Kapitel Ein Denkmal für Sieg und Reichseinigung – Die Kriegerdenk-mäler 1870/71

1.1 Allgemeine Geschichte der Kriegerdenkmäler 1870/71

Der Sieg gegen Frankreich 1870/71 mit der folgenden Reichsgründung war der Anlass, dass es erstmals in großem Umfang in ganz Deutschland zu Denkmalserrichtungen kam. Die Begeisterung über Sieg und Reichseinigung verlangte nach Symbolen, die diese Errungen-schaften in würdiger Form für Gegenwart und Zukunft sichtbar festhalten konnten. Wurden von staatlicher Seite zum Beispiel das mächtige Niederwalddenkmal am Rhein oder die Siegessäule in Berlin als Nationaldenkmäler zur Erinnerung an die Einigung in Auftrag gegeben, sahen sich die Gemeinden und Städte im Reich herausgefordert, auch auf lokaler Ebene entsprechende Denkmäler zu schaffen. Dabei sollte hier aber neben der Umsetzung der Siegesbegeisterung auch dem Bedürfnis der Bevölkerung Rechnung getragen werden, einen Ort zu schaffen, an dem an die gestorbenen Soldaten erinnert werden konnte.

Solche Orte der Erinnerung und des Gedenkens waren schon nach den Befreiungskriegen gegen Napoleon aufgekommen, in erster Linie hölzerne Gedenktafeln, die ab ca. 1816 der Parole „Mit Gott für König und Vaterland“ folgend, in und an den Kirchen angebracht wurden. Abgesehen von Einzelfällen sollte es nach dem Krieg 1870/71 nicht mehr bei einfachen Gedenktafeln und stillem Gedenken bleiben. Nunmehr wurden richtige steinerne Kriegerdenkmäler, teilweise prächtig und aufwändig verziert, im öffentlichen Raum und an meist sehr exponierten Standorten wie dem Dorfplatz vor der Kirche oder dem Marktplatz vor dem Rathaus aufgestellt und bei der Weihe mit großem Pomp enthüllt. Auf alten Fotos kann man die öffentliche Bedeutung dieser Feiern anhand der großen Teilnehmerzahl in Frack und Zylinder erkennen, ebenso gehörten Musikkapelle, Fahnenabordnungen und in Reih’ und Glied angetretene Vereine dazu. Das Zeremoniell trug oftmals durchaus militärischen Charakter und in den Folgejahren diente das Denkmal zu den jährlich wiederkehrenden Festtagen regelmäßig als Ort patriotischer Feste, so zum Sedantag oder Kaisergeburtstag.

Interessant ist, dass den Boden für diese Entwicklung schon siebzig Jahre vorher durch ein anderes, ebenfalls von Frankreich ausgehendes weltgeschichtliches Ereignis bereitet wurde: die Französische Revolution. Sie hatte nach und nach auch in Deutschland ihre Gleichheits- und Individualitätsvorstellungen verbreiten können und diese förderten zusammen mit der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht den Wandel des bisherigen Söldnerheeres zum Bürgerheer. In der Folge wurde nunmehr auch der gemeine Soldat, der bis dahin weitgehend als „Kanonenfutter“ für die Kriege seines Landesherren angesehen wurde, jetzt aber als Wehrpflichtiger im Volksheer für Volk und Vaterland kämpfen sollte, ordens- und denkmal-würdig. Waren, wenn überhaupt, vorher nur bedeutende Heerführer und hohe Offiziere eines Ordens oder eines Denkmals für würdig befunden worden, konnte mit der Stiftung des Ordens des Eisernen Kreuzes durch den preußischen König Friedrich Wilhelm III. im Jahre 1813 nun auch einfache Soldaten unabhängig von Rang und Namen entsprechend geehrt werden. Die Stiftungsurkunde versprach jedem Träger des Ordens für den Fall des Kriegsto-

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des ein Denkmal, d.h. die Erwähnung auf einem Denkmal6. In der Praxis wurden neben den Namen der Gefallenen häufig die Namen aller anderen Feldzugsteilnehmer festgehalten, ja selbst die in der Heimat in Garnison stehenden und nicht an Kämpfen beteiligten Soldaten werden auf einigen Denkmälern erwähnt. Das Eiserne Kreuz erhielt in der Folge als Symbol der Erinnerung an die Gefallenen eine zusätzliche Bedeutung. Nicht nur die zahlreich entstehenden Kriegervereine wählten dieses Symbol für ihre Fahnen, Standarten (ganz abgesehen von der Aufnahme in die preußische Kriegsflagge und Reichskriegsflagge) und Vereinsabzeichen, auch für die Kriegsgräber und Kriegerdenkmäler fand es zunehmend Verwendung und sollte für die Anerkennung der besonderen Vaterlandstreue der gefallenen Soldaten stehen. „Durch die Verwendung des Eisernen Kreuzes auf einem Denkmal sollten die Soldaten posthum für ihr Verhalten ausgezeichnet werden und damit als Vorbilder für die Nachwelt dienen.“7

Das Deutsche Reich war stolz auf seine Militärtradition, die in den Augen von Staatsführung und Bevölkerung in gerader Linie von den Feldzügen Friedrich des Großen im Schlesien über die Befreiungskriege gegen Napoleon und die siegreichen Einigungskriege gegen Österreich und Dänemark nunmehr scheinbar endgültig zum Sieg über den „Erzfeind“ westlich des Rheins und zur Erlangung einer gebührenden Machtposition in Europa geführt hatte. Nach eigenem Selbstverständnis hatte man den Traum vom einigen Deutschland erfüllt, der die Gesellschaft seit den Befreiungskriegen getragen hatte. Sowohl von den beteiligten Soldaten als auch den Bürgern der deutschen Staaten war der Feldzug gegen Frankreich von Anfang an mitgetragen worden und im Nachhinein wurde er nun geradezu verklärt. Legenden und Mythen ranken sich um ihn, er wurde allgemein glorifiziert und als ein vorbildlich geführter, ruhmreicher Waffengang dargestellt. Eine andere Einstellung zum Krieg als Siegerstolz kam für die Deutschen nicht infrage und diese verklärende Sicht wirkt in den erhalten gebliebenen Denkmälern fort. Vom erreichten Ergebnis aus tröstete man sich durch den Erfolg über den Schmerz des Verlusts und des Kriegstods hinweg. Die Gefallenen galten ex post als die Märtyrer der Nation.8 Den Veteranen, die als siegreiche Heimkehrer sowieso vom Volk als Helden gefeiert worden waren, bot sich in der Folge als Stifter der Denkmäler eine willkommene Plattform zur Eigendarstellung, die verständlicherweise gerne und ausgiebig genutzt wurde.

Der Aufstellung von Denkmälern kam insbesondere ein neues Gesetz entgegen, dass die Befugnis zur Errichtung von Denkmälern auf die Gemeinden übertrug. Die Errichtung war dabei offensichtlich von der jeweiligen örtlichen Situation bestimmt. Dazu zählte vor allem die Bedeutung des Kriegervereins, die Möglichkeit, das nötige Geld zu beschaffen, die Einstel-lung der Gemeinde oder des Stadtrates zu einem solchen Denkmal sowie Anzahl der Kriegsteilnehmer bzw. –opfer. Auf Grund dieser Unterschiede variiert der Zeitpunkt der Aufstellung der Denkmäler erheblich und zieht sich im Einzelfall bis 1913 hin, dem Jahr der 100-Jahr-Feier der Befreiungskriege und Vorabend des Ausbruchs des 1. Weltkrieges 1914.

6 Klingel, Kerstin: Eichenkranz und Dornenkrone – Kriegerdenkmäler in Hamburg, Hamburg o. J., S.45 7 Klingel, Kerstin: a.a.O., S.45 8 Lurz, Meinhold: Kriegerdenkmäler in Deutschland, Band Einigungskriege, Heidelberg 1985 , S.174


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