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Die höchste Aufgabe eines deutschen Lehrers in der amerikanischen Schule

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Die höchste Aufgabe eines deutschen Lehrers in der amerikanischen Schule Source: Pädagogische Monatshefte / Pedagogical Monthly, Vol. 4, No. 7 (Jun., 1903), pp. 212- 213 Published by: University of Wisconsin Press Stable URL: http://www.jstor.org/stable/30170799 . Accessed: 14/05/2014 09:46 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . University of Wisconsin Press is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Pädagogische Monatshefte / Pedagogical Monthly. http://www.jstor.org This content downloaded from 194.29.185.135 on Wed, 14 May 2014 09:46:31 AM All use subject to JSTOR Terms and Conditions
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Die höchste Aufgabe eines deutschen Lehrers in der amerikanischen SchuleSource: Pädagogische Monatshefte / Pedagogical Monthly, Vol. 4, No. 7 (Jun., 1903), pp. 212-213Published by: University of Wisconsin PressStable URL: http://www.jstor.org/stable/30170799 .

Accessed: 14/05/2014 09:46

Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at .http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp

.JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range ofcontent in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new formsof scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected].

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212 Pddagogische Monatsbefte.

gedankens zu denken. Dadurch erkennt und empfindet der Schiller das Sch~ine in Inhalt und Form der Dichtungen und bildet sein isthetisches Gefithl, er wird durch das Ideale in der Idee und in den Karakteren der Dichtungen seinen Willen Iiutern und seinen eigenen Karakter stairken.

Vielleicht liesse es sich bei unsern Schiilern ganz gut so machen, dass wir ihnen im dritten Jahre in grossen Zilgen den Gang der deutschen Literatur, den Karakter der wichtigsten Perioden andeuten und die hervorragendsten Vertreter nebst ihren Haupterzeugnissen anfiihrten, ihnlich wie wir ihnen in der sog. Tell-Klasse eine kurze tbersicht liber das Wesen und die versehiedenen Gattungen der Poesie nach Inhalt und Form geben. -

Ich schliesse meine kurzen Ausfihrungen mit Lessings Ausspruch: Wer wird nicht einen Klopstock loben? Doch wird ihn jeder lesen? - Nein. Wir wollen weniger erhoben Und fleissiger gelesen sein.

(Carl Engelmann, West Division High School, Milwaukee, Wis.)

Die htchste Aufgabe eines deutschen Lehrers ia der amerikanischen Schule.-

Ich erachte es als die hichste Aufgabe eines deutschen Lehrers in der amerikani- schen Schule, die Hochachtung vor dem deutschen Wort und die Liebe zum deut- schen Unterricht in den Herzen der Schiiler immer neu zu schiiren und zu festi- gen; denn nur im Lichte dieser Hochachtung und Liebe wird das Kind die Ge-

neigtheit zum oftmaligen Verwerten der deutschen Sprache bekunden und die Klinge finden, mittels der es in seinem splitern Leben, in unseren Reihen stehend, den

deutschen Unterricht, wenn ntitig, verteidigen helfen soll. Ja, wie die Klarheit des Geistes und der aus innerer Zufriedenheit emporsteigende Frohsinn die zwei besten Saiulen sind, auf die sich das Lebensglfick eines Menschen stiitzt. so sind die Hochachtung vor dem deutschen Wort und die Liebe zu demselben die zwei ein- zigen Grundpfeiler, die der Bereitwilligkeit zur Verteidigung des deutschen Unter- richts und zur Verwendung deutscher Worte in geselligem und geschiiftlichem Ver- kehr als Stiitze dienen kiinnen. Wie steht es nun in dieser Hinsicht mit unseren jetzigen und friiheren Schillern? Ehren sie die deutsche Sprache? Ehren sie un- sern Unterricht? Ehren sie uns selbst? Ist es der Fall, dann brauchen wir uns in der Tat bezilglich des Fortbestands unseres deutschen Departements vorliufig keiner Sorgen hinzugeben und diirfen uns gratulieren zu einem solchen Erfolg. Ist es aber nicht der Fall: betrat die tiberwiegende Mehrzahl nur mit Widerwillen un- ser Schulzimmer und blickt sie mit beleidigender Geringschtitzung oder gar mit Verachtung auf unser Wirken, dann allerdings haben wir wohlbegriindete Ursache, die Miglichkeit ins Auge zu fassen, dass iber kurz oder lang der Baum des deut- schen Unterrichts, umtobt vom Sturm des Nativismus, sein Haupt neigen und so- dann sterbend seinen Gegnern vor die Fisse fallen wird.

Der Prozentsatz der eingewanderten hiesigen Deutschen verringert sich eben von Jahr zu Jahr. Je weiter deshalb die Zeit vorwirts schreitet, in desto hiherem Masse sind wir, wenn der deutsche Unterricht nicht mit der Zeit in sich selbst zer- fallen soll, der Untersttitzung der Hiergeborenen bedirftig. - Die Mittel, die uns zum Ziehle ftihren, sind folgende: ein interessanter, schner Unterricht, ein mit Festigkeit und Entschiedenheit gepaartes giitiges Walten, sowie gelegentliche Be- tonung des hohen Werts der Kenntnis der deutschen Sprache. Nur sollte man bei Anwendung des letztgenannten Mittels mit Vorsicht zu Werke gehen; keine Be- hauptungen aufstellen, die das Kind entweder sofort oder in spliterer Zeit, als

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Fir die Schulpraxis. 213

nicht mit der Wirklichkeit im Einklang stehend, verwerfen wiirde. Es ist dies z. B. der Fall, wenn man dem Kinde sagt, dass die Kenntnis der deutschen Sprache in unserem Lande absolut notwendig sei, oder wenn man in irgend einer Weise ver- sucht, das Englische in den Augen der Schiler zu erniedrigen. Durch ein derar-

tiges Vorgehen streut man Misstrauen in die Herzen mancher Kinder und bewirkt infolge dessen nur zu leicht gerade das Gegenteil von dem, was man bewirken will. Etwas anderes ist es allerdings, wenn man bei vergleichendem Sprachunterricht kiarstellt, dass unsere Muttersprache der andern in mehr als einer Beziehung fiber-

legen ist, im ibrigen aber dfirfen, ja solle unsere Schiler wissen, dass wir auch die englische Sprache hochschiitzen und dass wir einzig und allein deshalb von ihnen erwarten, sich vor uns ausschliesslich der deutschen Sprache zu bedienen, weil wir wiinschen, dass ihnen auch der Gebrauch dieser Sprache geliiufig werden soll.

Das Antlitz unserer herrlichen Muttersprache braucht iberhaupt nicht mit be- trilgerischer Schminke iberzogen zu werden; es darf sich zeigen, wie es ist, in sei- ner natiirlichen Farbe. Und die der Kenntnis derselben entspringenden Frtilchte und Vorteile sind glficklicherweise auch hier von solch hervorragender Art, dass sie ebensowenig einer kiinstlichen Verzierung bediirfen, wenn man sie den Schillern

zur Besichtigung vorlegen will; denn es ist Tatsache, dass das Studium der deut- schen Sprache nicht nur der geistigen Kraftentwickelung und der Verschinerung des Herzens, sondern auch dem Fortschritt im Englischen und der Erzielung ge- schliftlicher Erfolge Vorschub leistet, sowie auch, dass das Deutsch von allen hier vertretenen Vilkerschaften respektiert, von allen treugesinnten Deutschamerikanern hochverehrt und in hiheren Lehranstalten aller zivilisierten LLnder der Erde ge- lehrt wird. Das also ist es, worauf wir hinzuweisen haben. Desgleichen sollten unsere grisseren Schiiler wissen, in welch herrlicher Weise die friheren Priisiden- ten des Landes, Cleveland und Harrison, ihre hohe Achtung vor dem deutschen Wort bekundet, und dass unser jetziger Superintendent, sowie auch seine Vorgiinger die Erlernung einer zweiten Sprache in Elementarsehulen wiederholt dringend empfoh- len haben.

Es bietet sich uns in der Tat hilufig Gelegenheit, hier auf den einen, dort auf den andern obiger Punkte mit wenigen aber packenden Worten die besondere Auf- merksamkeit der Schiller zu lenken, u. a. auch dann, wenn wir in Erfabrung brin-

gen, dass einer unserer friiheren Schiler eine Anstellung erhielt, die er ohne Kennt- nis des Deutschen nicht hitte erhalten konnen. (Aus einem Vortrag, gehalten vor dem Oberlehrerverein zu Cincinnati, von H. von Wahlde.)

Fir schwachbefahigte Schulkinder legt in der Sichsischen Schulzeitung Schul- direktor Hildner in Treuen ein gutes Wort ein. Er nennt sie geradezu einen Segen fir die Schule, weil sie die Lehrer nitigen, den Lehr- und Lernstoff so geschickt als maglich. zu behandeln. Indem die Lehrer der Schwachen wegen nach den beaten Methoden, den geeignetsten Lehrmitteln, der zweckdienlichsten Zeitausntitzung su- chen mtissen, haben auch die begabten Schiiler derselben Schule mannigfachen Ge- winn. 'brigens sind gerade die schwachbefiihigten Kinder oft recht dankbare Schti- ler und werden hilufig sehr brauchbare'Menschen. Es liegt viel Wahres in den von Menschenliebe und Hingabe an den Lehrerberuf getragenen Ausfihrungen des Herrn Direktor Hildner. Weiteste Verbreitung ist ihnen zu wiinschen. Zustimmung wird such folgende Bemerkung in seinem Aufsatze finden: Man erkenne irgendwelche gute Leistungen bei Schwachen erst recht durch gute Zensuren an. Das hebt, das erfreut! Man gebe iiberhaupt nicht zu schlechte Zensuren und wolle bedenken,

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